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Es gibt Tage, da verwöhnt einen das Schicksal völlig unerwartet und unverdient mit den Erfolgserlebnissen Anderer, die dieses feiern wollen und in deren bevorzugtem Umfeld man nun mal zu der Ehre kommt, eingeladen zu werden. Wenn nach langen Jahren eines Studiums und weiterer Ausbildung nun so ein langer Lebensabschnitt geschafft ist, und weiter eine lange währende Entscheidung länger Währendes zu beenden und Neues zu wagen nicht nur gefällt, sondern auch angegangen wurde, dann ist das so ein Anlass. Warum sollte man dem als beinahe Unbeteiligter höchstens als Verursacher Einzuschätzender sich nicht willig fügen. Es bleibt die Frage des wie und des wo – da gibt es Vorgaben der Einlader zum was nicht und wo nicht – doch mir fällt nun „Da Renato“ ein – unser letzter Besuch ist länger her und war sehr angenehm gewesen.
Also brechen wir auf, finden den Parkplatz direkt vor dem Haus – ohne Reservierung werden wir freundlich begrüßt und finden uns mit italienischem Charme an einem schönen Tisch im Souterrain platziert. Es wird voll besetzt sein an diesem Montag, und draußen auf dem Stopper vor dem Lokal hieß es schon „Heute frische Muscheln“ – so ist der Blick in die nach der Platzierung aufgeschlagen gereichte nett gemachte Speisenkarte im Prinzip nur Neugier bei mir, falls Muscheln doch aus wären. Es böten sich viele Alternativen, gibt es doch ein Dreigang-Menu zu 33 Euro oder gäbe es am Montag sogar ein Glücksmenü mit 5 Gängen (falls ich richtig hörte) zum Sonderpreis von 27 Euro – Während ein Rinderfilet mit Pfifferlingen und mediterranem Gemüse mit 23,50 zu Buche schlagen würde. Wir bestellen zunächst die Getränke, einen offenen Valpolicella, SP und weiteres Antialkoholisches. Der rote ist sehr vollmundig und frisch.
Zur Bestellung meine Vorfrage, ob es die Muscheln auch gibt, „si, signore“ führt zur Bestellung einmal in Weißweinsoße, zweimal mit Tomatensoße sowie aus der Karte das Rinderfilet mit Pfifferlingen. Auf die Frage, was denn außer dem Beilagen-Salat und mediterranem Gemüse noch dabei sei - eventuell Kartoffeln – führt beim nett agierenden Chef des Lokals zu schockartig sch(m)erzhaften Zusammenzucken italienisch, mediterran und Kartoffeln ginge ja wohl nicht – und grinst sich eins – wir bestellen.
Der Valpolicella erfüllt alle Erwartungen, das SP ist angenehm kühl, nicht kalt – und während sich das Restaurant füllt und die italienischen Begrüßungen seitens des Wirts freundlich und behände aus allen Winkeln des Restaurants schallen und weitere Hilfskräfte Getränke und Speisen flink servieren, genießen wir die als Amuse Geule servierten Pizzabrotscheiben samt eingelegten Oliven- Gemüse – Mix.
Nach angenehmer Wartezeit kommt zunächst der Beilagensalat des Rinderfilets. Der sei etwas zu säuerlich abgeschmeckt, vom Salat her sehr gut, aber das Dressing zu essiglastig. Der Teller ist groß und gut gefüllt.
Kurz darauf erscheint der Restaurantchef mit zwei Töpfen mit den Muscheln in Tomatensoße, seine Mitarbeiterin gleich dahinter mit der Portion in Weißweinsoße. Alle Töpfe sind mit einem tiefen Teller abgedeckt die nun zur Ablage für die Muschelschalen daneben gestellt werden. Auf dem Teller unter dem Topf liegt ein Suppenlöffel, keine kleine Gabel und ein Erfrischungstuch. Der Topf macht einen gut gefüllten Eindruck. Dazu stellt uns die Servierkraft weiteres Pizzabrot mit Rosmarin – während der Chef zur hungrigen Bestellerin des Rinderfilets die nette Bemerkung macht – „Rinderfilet kommt in einer halben Stunde!“ Gro0e Augen – er lacht und schon wird der Teller mit dem Rinderfilet gebracht. Wie recht er dennoch mit seiner Spaßaussage haben wird, ist uns noch nicht bewusst.
Ich sauge die erste saftige Muschel aus dem Gehäuse (ich mag nicht mit der Gabel in das zarte Fleisch stechen) um meinen Muschelzwicker für das weitere Essen zu bekommen. Schön fleischig, nette Würze, sehr gut. Die Muscheln sind eine wirklich große Portion, die Qualität der Muscheln in sich allerdings gemischt – die Hälfte sind hervorragend in Größe und Qualität, die andere Hälfte teilt sich in okay bis gut. Dafür kann der Wirt vermutlich am wenigsten, falls ja dürfte das eine Frage des Einkaufs und der Kalkulation sein – vermutlich aber ist es einfach Sache des Lieferanten Insgesamt bleibt der hervorragende Eindruck. Denn die Weißweinsoße ist exzellent abgeschmeckt, wenige dünne Zwiebelscheibchen, wenige feine Möhren-Juliennes und Streifen von der gelben wie grünen Paprika geben eine feine Einlage beim Süffeln des Suds.
Ebenso die Tomatenversion – die mit einer klaren tomatisierten Soße und ganzen Tomaten aus der Dose die Muscheln leicht essbar macht, und gut den erwünschten Geschmack gibt.
Wir sind gerade bei den ersten Bissen des Muschelessens, als seitens des Rinderfilets die Anmerkung kommt, oh – medium. Keiner hat von uns daran gedacht bei der Bestellung auf den Gargrad zu achten – denn aus medizinischen Gründen ist well done angeraten. Alles macht kein Problem sagt der Chef und holt den Teller ab. (Wäre der Grund nicht gegeben – die Zubereitung war einfach Spitze). Nun dauert es natürlich seine Zeit (siehe obiger Scherz), dann kommt ein komplett neu angerichteter Teller, sogar das Fleisch hat keinen Querschnitt vom Probeschnitt, sondern ist ein komplettes Stück. Uns hätte das Weiterbraten sicher gereicht – vermutlich wollte der Koch aber keine Soße auf den Grill legen. Sehr positive Überraschung. Das Fleisch – und davon kann ich mich selbst überzeugen - ist hervorragend gegart und trotz „durch“ sehr zart. Das mediterrane Gemüse, Pfifferlinge und Soße haben überzeugt.
Der Vorteil beim eingeladen sein ist, dass man nicht bezahlen muss – und hat den Nachteil, dass ich hier keine Preisangaben machen kann. Zwar habe ich ein Foto gemacht, allerdings muss ich wohl die Linse meines Handys reinigen lassen – das ist so unscharf geraten, dass es nicht wert ist, hier eingestellt zu werden. Bitte das zu entschuldigen.
Fazit: nach Küchenreise 4 -5 – das Da Renato hat für sich in Service und Küche den Level erreicht, den es (für uns) immer nach außen verkörpert hat, sehr gepflegte Gastlichkeit ohne jetzt auf eine „hi snobiety Klientel“ abzustimmen. Im Gegenteil, die Gäste sind sehr normale, arbeitende Menschen, die Preise fair kalkuliert, aber nicht abgehoben – was nicht nur im Menü-Preis erkenntlich wird. Der Service ist flink, geübt, vermutlich angelernt, der Chef ist Padrone – mit Charme und Seele – es macht Spaß. Wir kommen garantiert wieder, auch wenn uns Keiner dazu einladen sollte.