Besucht am 08.12.2024Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 42 EUR
Sonntagmittags in der Vorweihnachtszeit noch irgendwo in Böblingens Innenstadt einen freien Tisch zu ergattern, ist gar nicht so einfach. Allerorten geschlossene Gesellschaften. Der Hinweis aufs Il Fresco in der Bahnhofstrasse (nein, ich klappere jetzt nicht alle gastronomischen Betriebe dieses Viertels ab, die Abfolge ist reiner Zufall) stammt von unseren Nachbarn. Gefühlt seit einigen Jahren – spätestens seit Umwandlung der Strasse in eine Fussgängerzone – steht das Lokal an prominenter Stelle in einem Eckhaus gleich gegenüber des Bahnhofs und kann somit als Entree in die Stadt wahrgenommen werden. Bislang hatte ich von einem Besuch immer Abstand genommen. Ein Italiener, der ganz offen und unverhohlen nicht nur Pizza, Pasta, Fleisch und Fisch bewirbt, sondern auch Burger, war mir einfach etwas suspekt. Aber das ist vielleicht der hiesigen Klientel und ihren Wünschen geschuldet. Und ein Blick aufs Impressum der Homepage legt eine ganz andere Nationalität nahe.
Die Online-Reservierung funktioniert tadellos und unproblematisch. Eine Bestätigung trifft sofort ein, eine Erinnerung kurz vor dem Termin. Als wir allerdings dann vor Ort eintreffen, warten wir erst mal geraume Zeit vorm Tresen und können das Gefühl nicht loswerden, hier nur dumm im Weg rumzustehen. Beide Servicekräfte wirbeln geschäftig durch die Gegend. High Noon! Doch als man sich dann schliesslich um uns kümmert, zeigt man angesichts unseres spontanen Wunsches nach einem ruhigen Platz durch erstaunliche Flexibilität und weist uns bei fast vollem Haus nicht das vorgesehene Zweier-Katzentischchen, sondern eine gediegene, grosszügige Vierer-Ecke mit Sitzbänken zu. Das Interieur ist gepflegt, die Ausstattung Ton in Ton in verschiedenen Changierungen vom Braun gehalten, zwei Speisekarten liegen bereits auf dem Tisch. Über uns ein angedeutetes Deckengemälde, das dem Lokal wohl seinen Namen gegeben hat.
Der Service wirkt aufmerksam, ist rasch zur Stelle, steht jedoch sichtlich unter Strom. Für ein nettes Geplänkel ist heute keine Zeit. Die bestellten Getränke werden umgehend gebracht und in massiven, dickwandigen Gläsern serviert, die wohl Hochwertigkeit symbolisieren sollen. Sowohl die Cola Zero (der halbe Liter für 4,60 Euro) als auch das Johannisbeerschorle (der halbe Liter für 4,50 Euro) sind gut temperiert. Auch bei den Speisen legt sich die Küche ins Zeug. Obwohl man die Spaghetti Bolognese (15,00 Euro) als blossen Primo Piatto vermuten würde, ist die Portion hoch aufgetürmt und sättigt mit bissfesten Teigwaren und herzhaftem Hackfleisch schon vollkommen. Eine Augenweide ist der in einer tiefen Schüssel servierte mediterrane Salat mit erstklassigen Garnelen, einem lauwarmen Burrata, der beim Einstechen cremig zerläuft und würzigen getrockneten Tomaten. Nach unten hin wird der Rucola durch die Staunässe der Vinaigrette allerdings unangenehm sülzig. Gut geschmeckt haben uns auf jeden Fall die kostenlos dazu servierten, amorph geformten, noch leicht warmen Pizzabrötchen.
Der Geräuschpegel bei vollem Lokal und Hintergrundmusik aus den Lautsprechern ist eh schon enorm, doch er wird noch durch eine laute Familie mit wild herumtobenden und schreienden Kindern, die förmlich ausser Rand und Band sind, ist Unerträgliche gesteigert. Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Der Ober entschuldigt sich bei uns, hat jedoch keine Handhabe zum Eingreifen. So sehen wir uns nach anderthalb Stunden zum Gehen gezwungen, obwohl wir noch gerne zum Kaffee geblieben wären. Den nehmen wir dann halt in einem nahen Café zu uns. Schade. Vielleicht sollte man bei nächster Gelegenheit noch den Mittagstisch antesten? Zu Preisen um die 15 Euro pro Portion werden hier im Wechsel Pizze, Pasta und Hausmannskost (z.B. Gulasch mit Spätzle oder Pollo alla Cacciatora) angeboten – allerdings auch nichts, was einen vom Hocker reissen würde.
Die Gäste im Il Fresco sind international, neben uns sitzt eine brasilianische Familie mit erstaunlich artigen Zwillingen, weiter vorne eine Gruppe von Amerikanern. Burger und Fritten auf der Speisekarte haben wahrscheinlich ihre Berechtigung. Die 1a-Innenstadtlage legt eine Anreise mit Öffis oder einen Spaziergang zu Fuss nahe, auch wenn auf der Homepage ein Parkplatz angepriesen wird, dessen Zufahrt und Lage mir hier in der Fussgängerzone eher schleierhaft ist. Sommers kann man ganz kommod neben Kübelpflanzen und Olivenbäumchen draussen sitzen.
Sonntagmittags in der Vorweihnachtszeit noch irgendwo in Böblingens Innenstadt einen freien Tisch zu ergattern, ist gar nicht so einfach. Allerorten geschlossene Gesellschaften. Der Hinweis aufs Il Fresco in der Bahnhofstrasse (nein, ich klappere jetzt nicht alle gastronomischen Betriebe dieses Viertels ab, die Abfolge ist reiner Zufall) stammt von unseren Nachbarn. Gefühlt seit einigen Jahren – spätestens seit Umwandlung der Strasse in eine Fussgängerzone – steht das Lokal an prominenter Stelle in einem Eckhaus gleich gegenüber des Bahnhofs und kann somit... mehr lesen
Il Fresco
Il Fresco€-€€€Restaurant, Bar, Biergarten070316333617Bahnhofstr. 29, 71032 Böblingen
3.5 stars -
"Beste Innenstadtlage" MinitarSonntagmittags in der Vorweihnachtszeit noch irgendwo in Böblingens Innenstadt einen freien Tisch zu ergattern, ist gar nicht so einfach. Allerorten geschlossene Gesellschaften. Der Hinweis aufs Il Fresco in der Bahnhofstrasse (nein, ich klappere jetzt nicht alle gastronomischen Betriebe dieses Viertels ab, die Abfolge ist reiner Zufall) stammt von unseren Nachbarn. Gefühlt seit einigen Jahren – spätestens seit Umwandlung der Strasse in eine Fussgängerzone – steht das Lokal an prominenter Stelle in einem Eckhaus gleich gegenüber des Bahnhofs und kann somit
Besucht am 05.12.20242 Personen
Rechnungsbetrag: 9 EUR
Nicht nur das Shoppingcenter Mercaden, sondern auch die ganze Böblinger Bahnhofstrasse ist während der letzten Jahre komplett im Umbruch. Architektonisch zwar weniger nach meinem Geschmack, doch kulinarisch kann noch einiges ausprobiert werden. Im Erdgeschoss eines schon etwas länger bestehenden Mehrfamilienhauses residiert vermutlich schon mehr als seit einem Jahr „Almas Bowls and Rolls“. An markanter und gut sichtbarer Stelle, an der zuvor eine Bäckerei untergebracht war, die sich offenbar aufgrund der hohen Bäckereidichte in dieser Strasse nicht so gut halten konnte. Durch die ebenerdige Lage ist die Location barrierefrei erreichbar. In den Sommermonaten kann man auch gut draussen sitzen, da die Bahnhofstrasse seit einigen Jahren zur Fussgängerzone umgewandelt wurde.
Alma und ihr Team haben sich auf „Bowls und Rolls“ (ja, ich rolle etwas mit den Augen, obwohl ich ein Fan von Alliterationen bin) spezialisiert – vielleicht eine temporäre Modeerscheinung, vielleicht eine bleibende Alternative für alle, die der plötzliche Hunger plagt, die nicht lange auf ihr Essen warten wollen und die zeitweise keinen Bock auf Döner und Würstel haben. An einer langen verglasten Theke reihen sich farbenfrohe, allesamt sehr frisch und knackig aussehende Zutaten an einander, die man entweder nach eigenem Gusto oder als bereits vorgefertigtes Arrangement zusammenstellen lassen kann: von Avocado bis Walnüssen, von Basmatireis bis Zwiebeln, von Bulgur bis Tomaten, von Broccoli bis Rucola, dazwischen alles, was sonst noch derzeit hip und angesagt ist: Hummus, Granatapfelkerne, Tortilla Crunch, Edamame, Jalapenos und wasweissich. Im Vorübergehen hatte ich bislang den Eindruck, dass es nie besonders voll bei Alma ist. Der Grund dafür wird sich für mich noch erschliessen.
Anlass für ein näheres Zusammentreffen auf Alma und Konsorten geben gleich zwei Umstände. Zum einen flattert eine Rabattaktion für einen Essenslieferdienst ist Haus – zwar absolut nicht meine Welt, aber man kann ja mal neue Erfahrungen sammeln… Zum anderen verspüre ich nach einem Tag mit mehreren Handwerkerterminen keine Kraft mehr, vor die Türe zu gehen. Also wird Almas Bowls and Rolls angetestet. Geliefert wird sehr rasch und schon eine halbe Stunde vor der prognostizierten Zeit (wer auch immer damit gelobt werden kann). Die Spicy Beef Roll (regulärer Preis: 9,90 Euro) hat in etwa den Umfang eines Nudelholzes und wiegt mindestens so viel. Die Fancy Falafel Bowl (regulärer Preis: 11,50 Euro) changiert optisch zwischen ansprechenden Komplementärfarben und wird erst mal zur Seite gestellt.
Wie kann man die immense Rolle ohne Kiefersperre vertilgen? Wir entrollen den Fladen einfach wieder und essen den Inhalt mit Messer und Gabel. An kross angebratenen Streifen von Kalbfleisch wurde nicht gespart, auch nicht an spicy Jalapenos und an einer teuflisch scharfen Sauce. Abgemildert wird das Ganze durch neutralen Reis, Salatblättern und jede Menge Grünzeug wie Gurke und Tomate und Paprika. Macht pappsatt und kann aufgrund der kompakten Form natürlich auch unterwegs gegessen werden (wer auch immer darauf steht). In der Bowl liegen auf einem Bett von Bulgur vier gut gewürzte Falafel und etliche Begleiter in den Farben Grün und Rot: Brokkoli, Edamame, Tomaten, Rucola und andere Salatblätter, Granatapfelkerne, darüber Hummus. Alles offenkundlich frisch. Nach unten hin wird es etwas arg trocken und wir pimpen den Bulgur durch eine hauseigene Sauce auf. Erst zu spät entdecken wir am Boden der Tragetasche noch ein Näpfchen mit einer roten Sauce – offenbar ein Himbeerdressing. Hätte wahrscheinlich recht interessant und experimentell dazu geschmeckt.
Tja, was bleibt als Fazit? Das Thema Lieferservice wird definitiv wieder ad acta gelegt oder höchstens in ernsten Notfällen bedacht. Almas Speisen waren frisch und wurden ansprechend dargereicht. Im Viertel der Bahnhofstrasse mit vielen Micro-Apartments und berufstätigen Menschen ohne Zeit zum Einkaufen und Kochen dürfte eine entsprechende Klientel vorhanden sein. Die könnte sozusagen in Hausschuhen runtergehen und sich ihr Abendessen holen. Schöne neue Welt!
Nicht nur das Shoppingcenter Mercaden, sondern auch die ganze Böblinger Bahnhofstrasse ist während der letzten Jahre komplett im Umbruch. Architektonisch zwar weniger nach meinem Geschmack, doch kulinarisch kann noch einiges ausprobiert werden. Im Erdgeschoss eines schon etwas länger bestehenden Mehrfamilienhauses residiert vermutlich schon mehr als seit einem Jahr „Almas Bowls and Rolls“. An markanter und gut sichtbarer Stelle, an der zuvor eine Bäckerei untergebracht war, die sich offenbar aufgrund der hohen Bäckereidichte in dieser Strasse nicht so gut halten konnte.... mehr lesen
Almas Bowls and Rolls
Almas Bowls and Rolls€-€€€Restaurant, Lieferdienst, Take Away+4970317101985Bahnhofstraße 9, 71034 Böblingen
3.0 stars -
"Frisch und knackig" MinitarNicht nur das Shoppingcenter Mercaden, sondern auch die ganze Böblinger Bahnhofstrasse ist während der letzten Jahre komplett im Umbruch. Architektonisch zwar weniger nach meinem Geschmack, doch kulinarisch kann noch einiges ausprobiert werden. Im Erdgeschoss eines schon etwas länger bestehenden Mehrfamilienhauses residiert vermutlich schon mehr als seit einem Jahr „Almas Bowls and Rolls“. An markanter und gut sichtbarer Stelle, an der zuvor eine Bäckerei untergebracht war, die sich offenbar aufgrund der hohen Bäckereidichte in dieser Strasse nicht so gut halten konnte.
Besucht am 04.12.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 12 EUR
Im Böblinger Shoppingtempel Mercaden herrscht nicht nur bei den Läden, sondern auch bei den gastronomischen Angeboten im Moment große Fluktuation. In über einem Dutzend Food Courts und Lokalen kann man der kulinarischen Vielfalt verschiedener Herkunftsländer frönen, z.B. der deutschen, italienischen, türkischen, thailändischen Küche (gab´s nicht auch mal einen Inder?). Aber zugegeben: ich esse relativ selten hier, weil es mir meist gegen den Strich geht, mitten in dem trubeligen Shopping-Rummel schnell was in mich reinzuschaufeln. Dabei findet man hier auch ruhige Ecken.
Das Kiyam Manti ist erst Ende August im Mercaden eingezogen und da es sich auf der Eingangsebene 0 befindet, kommt man unweigerlich irgendwann mal dran vorbei. Doch heute nehme ich es zum ersten Mal bewusst wahr und studiere eher nebenbei das attraktiv illustrierte Speisenangebot. Sofort spricht mich eine junge, aufgeweckte und aufgeschlossene Servicedame hinterm Tresen an. Ich lerne, dass hier Manti und Hambal – türkische Teigtaschen – angeboten werden, die wahlweise mit Hackfleisch, Kartoffeln oder Käse gefüllt und mit verschiedenen Saucen angeboten werden. Das Zentrum dieser kulinarischen Kultur soll in Kayseri liegen, doch hier in Böblingen kommen weitere individuelle Kreationen zum Zug. Das hört sich für mich ein bisschen wie ein 1001-Nacht-Märchen an, doch wieso sollen sich nicht entfernte Verwandte von Maultäschle, Tortellini und Ravioli, Piroggen und Pelmeni, Dumplings und Gyoza in der Türkei bekannt sein? Also gut, das wird probiert.
Schnell wird mir aus verschiedenen Töpfen und Behältnissen ein tiefer, fast schon schüsselartiger Teller bis zum Rand hin gefüllt: gut auf den Punkt gegarte dreieckige Hambal-Teigtäschchen mit einer soften (der Schwabe würde schlonzig sagen) Käsesauce, mit zerkrümeltem Feta, frisch gehackter Petersilie und knackigen Granatapfelkernen. Die zerlassene Butter, die sich auf den Tiefen des Tellers abgesetzt hat, entdecke ich erst später. Irgendwas frisch Kräuteriges ist auch noch drin, ich vermute mal Minze. Schon nach wenigen Bissen wird klar: das ist mächtig, mächtig, mächtig, sehr gehaltvoll und eigentlich für eine hungrige mehrköpfige Familie gedacht. Dabei habe ich nur die Normalportion (9,90 Euro) erhalten, nicht die grosse Portion (+ 2 Euro). Aber ich habe ja Zeit und geniesse den Umstand, dass im Kiyam Manti kaum Betreib herrscht (im Gegensatz zum vollbesetzten, aufgeheizten Dönerladen next door) und mich nichts bedrängt. Das Lokal ist minimalistisch eingerichtet: heller Fliesenboden, hellbeige Wände, schlichte 5 Vierer- und 3 Zweiertische. Als einziger Schmuck und Reminiszenz an die Jahreszeit rote und grüne Glastannenbäume auf den Tischen.
Da man alle Gerichte auch zum Mitnehmen ordern kann, ringe ich eine Zeitlang mit mir, einen Rest einpacken zu lassen. Doch dann schaffe ich fast alles. Uff! Was später leichtes Magengrimmen und etwas Sodbrennen zur Folge hat. Aus meiner Sicht hätte man bei diesem habhaften Gericht auf die zerlassene Butter verzichten können. Doch vielleicht steht der Kunde drauf? So wie auf die zusätzlichen Fritten, die hier auch als Zugabe im Angebot sind, die ich mir aber gar nicht zu den Teigtaschen vorstellen kann. Welch Frevel!
Blitzblank und sauber ist es im Kiyam Manti, das ja allerdings noch nicht so lange besteht. Die beiden Servicedamen zeigen sich freundlich und auskunftsfreudig und helfen gerne bei der Wahl der geeigneten Variante. Als sich eine Kundin vor mir etwas darüber beschwert, dass ihr Gericht nicht recht warm gewesen sei, lerne ich so nebenbei: es handelt sich um lauwarm genossene Speisen. Und für mich war`s okay.
Vielleicht probiere ich bei Gelegenheit noch andere Varianten? Durch die zentrale Lage des Mercaden, gerade gegenüber des Böblinger Bahnhofs und Busbahnhofs, sowie durch die grosszügigen Öffnungszeiten ist die Chance gross. Autofahrer erhalten als Kunden einen Rabatt auf die Nutzung des Parkhauses.
Im Böblinger Shoppingtempel Mercaden herrscht nicht nur bei den Läden, sondern auch bei den gastronomischen Angeboten im Moment große Fluktuation. In über einem Dutzend Food Courts und Lokalen kann man der kulinarischen Vielfalt verschiedener Herkunftsländer frönen, z.B. der deutschen, italienischen, türkischen, thailändischen Küche (gab´s nicht auch mal einen Inder?). Aber zugegeben: ich esse relativ selten hier, weil es mir meist gegen den Strich geht, mitten in dem trubeligen Shopping-Rummel schnell was in mich reinzuschaufeln. Dabei findet man hier auch ruhige... mehr lesen
3.0 stars -
"Reise nach Kayseri" MinitarIm Böblinger Shoppingtempel Mercaden herrscht nicht nur bei den Läden, sondern auch bei den gastronomischen Angeboten im Moment große Fluktuation. In über einem Dutzend Food Courts und Lokalen kann man der kulinarischen Vielfalt verschiedener Herkunftsländer frönen, z.B. der deutschen, italienischen, türkischen, thailändischen Küche (gab´s nicht auch mal einen Inder?). Aber zugegeben: ich esse relativ selten hier, weil es mir meist gegen den Strich geht, mitten in dem trubeligen Shopping-Rummel schnell was in mich reinzuschaufeln. Dabei findet man hier auch ruhige
Besucht am 14.11.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 13 EUR
Wer um die Mittagszeit herum im Stuttgarter Hospitalviertel etwas Habhaftes zu sich nehmen möchte, hat zwar einige Möglichkeiten, muss sich jedoch gegen zahlreiche Mitbewerber um Sitz- und Essensplätze durchsetzen. Wie oft habe ich schon vergeblich an der Zuckerei angeklopft – und das, wo mir doch schon der herausfordernde Lokalname eher suspekt und provokativ erschien? Nun habe ich doch noch Erfolg, und das kurioserweise just am Weltdiabetestag, am frühen Nachmittag gegen 14 Uhr. Ob Angesichts der offensichtlichen Gefahren doch einige Stammgäste dem Ort der Verführungen ferngeblieben sind?
Dabei ist alles halb so schlimm – oder eigentlich ganz anders und viel besser. Die Zuckerei liegt im Erdgeschoss des Bibelmuseums, unweit des Hospitalhofs, des Hauses der Wirtschaft, der Liederhalle – somit also in einer guten, hier sogar sehr ruhigen Innenstadtlage. Wenn man am Haus zur besten Essenszeit vorbeigeht, scheint das Lokal geradezu vollgestopft mit glückselig speisenden und schwatzenden Menschen zu sein. Und in der Tat: in einem Raum auf der Grundfläche eines gutbürgerlichen Wohnzimmers stehen gut ein Dutzend kleine Bistrotischchen (die meisten schon leicht angemackelt und etwas ramponiert im allerbesten Vintage-Style) mit Stühlen und Sitzbänken drumherum recht eng beisammen. Drei Menschen werkeln fröhlich in einer winzigen Küchenecke mit Theke, darüber weiss gestrichene Heizungsrohre, nach vorne raus bodentiefe Fenster. Alles wirkt ein bisschen improvisiert und zusammengestückelt, aber sehr sympathisch, so als wäre man in einer befreundeten WG zu Gast. In der Sommerzeit ist auch der Platz vor dem Lokal bestuhlt, doch jetzt erinnert nur noch ein Sonnenschirmständer an besseres Wetter.
Allein ein Blick auf die Auslagen in der Zuckerei-Theke zeigt schon: hier ist mit viel Liebe und Hingabe Selbstgemachtes im Angebot. Auch wer geschmacklich nicht zum Süssen neigt (so wie ich), kann sich optisch erfreuen an lindgrünen Pistazientürmchen, französisch angehauchter Patisserie, himbeerfarbenen Törtchen, schokoladig glänzenden Kalorienbomben. Doch die Karte, die mir sogleich mit einem freundlichen Lächeln von der Chefin Sibel Keskinsoy gebracht wird, gibt viel mehr her: zahlreiche Frühstücksvariationen, herzhafte Suppen, belegte Brötchen und Bagels, wechselnde herzhafte Quiches, Salate. Dazu Kaltgetränke und natürlich jede Menge Kaffeespezialitäten.
Heute ist eine Kartoffel-Lachs-Quiche im Angebot, die ich mit Salatbouquet bestelle (9,50 Euro). Kaum habe ich mich etwas umgesehen, wird auch schon aufgetragen. Herrlich! Die Quiche gleicht einem überbordenden Auflauf, in dem Kartoffelscheiben und Räucherlachs zusammen mit viel Schmand aufgeschichtet und überbacken wurden. So perfekt gewürzt, dass der automatisch dazu gestellte Salzstreuer und die Pfeffermühle überhaupt nicht zum Einsatz kommen müssen. Ein bisschen zu weich erscheint mir allerdings das Kartoffel-Lachs-Konglomerat, dem ich mir etwas mehr Biss gewünscht hätte. Dafür ist das Salatbouquet aus frischen Blattsalaten, Cocktailtomatenhälften und Kresse sehr fein mit einer Himbeeressig-Vinaigrette angemacht. Wenn ich mich umschaue, speisen die Gäste derzeit allesamt recht herzhaft, auch mächtige Latte- und Cappuccinoportionen sind zu sehen. Den Törtchen wird wahrscheinlich erst später am Nachmittag zugesprochen.
Da die Zuckerei barrierefrei im Erdgeschoss liegt, sehe ich auch Gäste mit Kinderwagen und ein mobilitätseingeschränktes Paar. Schwierig wird es allerdings, wenn man die Toiletten aufsuchen möchte. Der Weg in die obere Etage ist zwar relativ gut ausgeschildert, jedoch abenteuerlich, wie eine Zeitreise zurück in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts. Zwischendrin kreuzt man noch die Evangelische Müttergenesung und Räumlichkeiten, die an eine Familientagungsstätte erinnern. Vermutlich gibt es aber auch einen Treppenlift, zumindest sind Vorrichtungen dafür zu sehen.
Die Zuckerei hat täglich (ausser sonntags) von 9:30 bis 18:00 Uhr geöffnet, ist also der perfekte Ort für ein Frühstück oder ein kleines Mittagessen. Ich komme sicherlich wieder – wenn ich einen freien Platz finde.
Wer um die Mittagszeit herum im Stuttgarter Hospitalviertel etwas Habhaftes zu sich nehmen möchte, hat zwar einige Möglichkeiten, muss sich jedoch gegen zahlreiche Mitbewerber um Sitz- und Essensplätze durchsetzen. Wie oft habe ich schon vergeblich an der Zuckerei angeklopft – und das, wo mir doch schon der herausfordernde Lokalname eher suspekt und provokativ erschien? Nun habe ich doch noch Erfolg, und das kurioserweise just am Weltdiabetestag, am frühen Nachmittag gegen 14 Uhr. Ob Angesichts der offensichtlichen Gefahren doch einige Stammgäste... mehr lesen
4.5 stars -
"Wie ein Besuch in einer befreundeten WG" Minitar
Wer um die Mittagszeit herum im Stuttgarter Hospitalviertel etwas Habhaftes zu sich nehmen möchte, hat zwar einige Möglichkeiten, muss sich jedoch gegen zahlreiche Mitbewerber um Sitz- und Essensplätze durchsetzen. Wie oft habe ich schon vergeblich an der Zuckerei angeklopft – und das, wo mir doch schon der herausfordernde Lokalname eher suspekt und provokativ erschien? Nun habe ich doch noch Erfolg, und das kurioserweise just am Weltdiabetestag, am frühen Nachmittag gegen 14 Uhr. Ob Angesichts der offensichtlichen Gefahren doch einige Stammgäste
Besucht am 28.10.20241 Personen
Rechnungsbetrag: 7 EUR
Es ist schon ein Wunder, wie sich manche zuvor nichtexistente, geradezu aus dem Boden gestampfte Orte zu beliebten und stark frequentierten Einrichtungen entwickeln können. Manch einer wird sich noch an das marode gewordene Citycenter in Böblingen erinnern, das platt gemacht wurde, so dass nach jahrelanger Bauzeit quasi ein neues Viertel entstanden ist, mit zumeist ebenerdig zugänglichen Einkaufsmöglichkeiten und dem Café Veit. Dass das neue Konglomerat den hippen Namen „Pulse“ trägt und bitteschön auch noch Englisch ausgesprochen werden soll (was unser Oberbürgermeister schon bei der letzten Neujahrsansprache in bravouröser Vorankündigung vorgeführt hat), ist auch wieder ein Witz. Aber egal.
Seit der gefühlten Eröffnung im Mai 2024 brummt das Café Veit. Dabei gäbe es in nächster Fusslaufnähe – im Mercaden, in der Bahnhofstrasse, am Elbenplatz, am Bahnhof – wirklich genügend Konkurrenzbetriebe, teilweise alteingesessene mit dazu. Vielleicht ist der Erfolg darin begründet, dass das Veit´sche Haupthaus im älblerischen Bempflingen liegt - was wohl nur ich bislang für einen fiktiven Ort aus dem Film „Die Kirche bleibt im Dorf“ gehalten habe, was aber von Böblingen aus gesehen offenbar genügend Exotikfaktor mitbringt. Fast während der gesamten Öffnungszeiten zwischen 7:00 und 18:00 Uhr ist das Veit sehr gut besucht. Das mag auch noch mit daran liegen, dass noch viele Handwerker im Viertel tätig sind und man das Café auch gerne als Besprechungsort nutzt – mit funktionierendem WLan, gepflegten Toiletten und bester Erreichbarkeit. Über geschätzt ein halbes Dutzend Tische verfügt das Café, dazu eine halbhohe Theke mit Barhockern und Blick nach draussen, sowie einer gut bestuhlten und im Sommer auch angenehm beschatteten Terrasse.
Im Angebot sind diverse Frühstücksvariationen, kalte und warme Snacks, appetitlich aussehende Backwaren, Kuchen und Torten. Gerne verzehre ich hier Panini mit Tomate-Mozzarella (4,80 Euro) – schmeckt extra warmgemacht noch mal besser, auch wenn der reichlich verwendete Rucola dann etwas lätschig wird. Dass man davon auch halbe Portionen anbietet, erstaunt mich aber etwas. Liegt vielleicht an der neuen Sparsamkeit? Den Kaffee (klein für 2,80 Euro) kann man in der Tasse oder im Pappbecher ordern – oder sich für 10 Cent Rabatt in einem mitgebrachten Thermosbecher füllen lassen. Milch und Milchalternativen stehen am Nebentisch zur Selbstbedienung bereit, unter anderem auch Barista Hafermilch, für die andernorts noch mal Aufpreis verlangt wird. Der irgendwie oktogonal wirkende Gastraum (eine architektonische Sonderleistung?) ist geschickt illuminiert, so dass das Angebot besonders attraktiv wirkt.
Der Service ist hochbemüht und quittiert jede Bestellung mit einem „aber sehr gerne doch“. Kunden mit Einschränkungen wird natürlich geholfen und das Tablett an den Tisch getragen. Die Toiletten sind megaproper und werden in Ermangelung öffentlicher Toiletten in diesem kleinen Einkaufsviertel selbstverständlich häufig frequentiert. Der ebenerdige Zugang zum Café ermöglicht auch Menschen mit Gehhilfen oder Kinderwagen einen bequemen Besuch. Der Aufzug zur Tiefgarage ist nur wenige Schritte entfernt, eine Bushaltestelle liegt auf der anderen Straßenseite der Wolfgang-Brumme-Allee, selbst den Bahnhof und den ZOB kann man im Schlenderschritt gut erreichen. Wie lange sich die Begeisterung für das Veit noch hält, wird sich beobachten lassen. Für eine Pause während der Einkaufstour oder ein zweites Frühstück eignet sich der Ort auf jeden Fall.
Es ist schon ein Wunder, wie sich manche zuvor nichtexistente, geradezu aus dem Boden gestampfte Orte zu beliebten und stark frequentierten Einrichtungen entwickeln können. Manch einer wird sich noch an das marode gewordene Citycenter in Böblingen erinnern, das platt gemacht wurde, so dass nach jahrelanger Bauzeit quasi ein neues Viertel entstanden ist, mit zumeist ebenerdig zugänglichen Einkaufsmöglichkeiten und dem Café Veit. Dass das neue Konglomerat den hippen Namen „Pulse“ trägt und bitteschön auch noch Englisch ausgesprochen werden soll (was unser... mehr lesen
3.5 stars -
"Backwaren auf Bempflingen" MinitarEs ist schon ein Wunder, wie sich manche zuvor nichtexistente, geradezu aus dem Boden gestampfte Orte zu beliebten und stark frequentierten Einrichtungen entwickeln können. Manch einer wird sich noch an das marode gewordene Citycenter in Böblingen erinnern, das platt gemacht wurde, so dass nach jahrelanger Bauzeit quasi ein neues Viertel entstanden ist, mit zumeist ebenerdig zugänglichen Einkaufsmöglichkeiten und dem Café Veit. Dass das neue Konglomerat den hippen Namen „Pulse“ trägt und bitteschön auch noch Englisch ausgesprochen werden soll (was unser
Besucht am 24.10.20241 Personen
Rechnungsbetrag: 12 EUR
Ach, das waren noch Zeiten, als man nach einem Nachmittag im Lesesaal der „alten“ Landesbibliothek in das Untergeschoss hinabstieg, um sich in der dortigen Caféteria zu stärken. Mein absoluter Favorit im letzten Jahrhundert: zwei Brötchenhälften mit köstlichem Eiersalat, darüber etwas Paprikapulver gestäubt. Das war Kult.
Nun wird gottseidank nicht alles schlechter, sondern wendet sich manchmal noch zum Guten. Als die WLB förmlich aus allen Nähten platzte, entstand ein Erweiterungsbau in der ikonischen Formensprache des Stuttgarter Architekturbüros Lederer, Ragnarsdottir, Oei und damit das geglückte Statement, die verkehrsüberflutete Konrad-Adenauer-Str. doch noch zur Kulturmeile zu machen. Im Erdgeschoss des neuen Gebäudes liegt nun quasi auf Augenhöhe mit den vorbeibrausenden Autos der Nachfolger der ehemaligen schnöden Caféteria. Und da wir in „The Länd“ inzwischen weder Schwäbisch noch Hochdeutsch können, wurde das Restaurant „Lib-Room“ genannt. Darüber muss man hinwegsehen.
Beachtenswert ist allerdings, dass der Lib-Room ein Inklusionsbetrieb ist: hier arbeiten Menschen mit psychischen Erkrankungen unter der Ägide des Rudolph-Sopien-Stifts (einer Stuttgarter Einrichtung der Evangelischen Kirche). Selten bin ich so freundlich empfangen worden und über das hiesige Procedere aufgeklärt worden. Man ordert und bezahlt an der Theke. Getränke und kaltes Essen holt man sich direkt selbst ab, warmes Essen wird einem an den Tisch gebracht. Der Raum ist hell, freundlich, einladend und sehr proper möbliert, ein bisschen Lounge-Atmosphäre, ein bisschen Hotelflair, ein bisschen gehobene Studentenmensa. Vermutlich hat man hier (wie im ganzen Gebäude) allein für das helle Buchenholz tief in die Tasche gegriffen. Um den Ort in Gänze zu geniessen, suche ich einen Tisch direkt an einem der bodentiefen Fenster mit Blick auf die Konrad-Adenauer-Strasse. Da ich erst keine Speisekarte entdecke, wähle ich blind ein Weinschorle und das auf einem Aufsteller verwegen beworbene Gericht „Magic Mushroom“ (passt doch gut zu einem bewusstseinserweiternden Ort wie eine Bibliothek).
Beim Weinausschank komme ich in ein anregendes Gespräch mit dem jugendlichen Herrn hinter der Theke, was sicherlich beiderseits bereichernd war. Schliesslich einigen wir uns auf einen spritzigen Blanc de Noir vom Weingut Johannes B. Den Mineralwasseranteil meines Schorles darf ich selbst steuern – wo gibt´s das sonst? Das Essen wird mir an den Tisch gebracht (also ist´s offenbar was Warmes).
Nach einer Viertelstunde weiss ich es. Eigentlich wollte ich für 8,50 Euro nur einen kleinen Snack vor dem Abendprogramm. Der Salat ist knackig frisch und wurde spürbar eben erst angerichtet. Dahinter kross getoastetes Pittabrot mit viel Sesam. Bei der Füllung muss ich raten und fühle mich wie Tim Mälzer in „Kitchen Impossible“ (das ich am Vorabend geguckt habe). Könnte ein Stück zähes Fleisch sein oder eher noch gebratene Austernpilze. Die grüne Paste dazwischen hat rein optisch den Anschein von Wasabi, aber mitnichten dessen Schärfe. Dann kommen noch minzige Aromen dazwischen und etwas Mayonnaise-artiges. Nicht schlecht – und letztendlich so sättigend, dass ich es angesichts des später noch anstehenden Vernissagenbüffets nicht ganz schaffe. An der Theke berät man mich über Einpackmöglichkeiten. Es gäbe Pfandmitnahmeboxen, was mir nicht so gefällt. Aber wir finden eine kostenlose Möglichkeit: eine Packpapiertüten mit einigen Servietten.
Später entdecke ich dann auch die (überraschend umfangreiche und international inspirierte) Speisekarte und finde dort ein sehr attraktives Angebot von der Chicken-Teriyaki-Bowl bis zu Egg Benedict, von der Pinsa Caprese bis Köttbullar mit Kartoffelpüree. Alles zu humanen Preisen und mit einem unverwechselbaren, individuellen, persönlichen Service. Jedem Gast widmet man sich hier mit Hingabe und gibt ihm das Gefühl, willkommen zu sein. Als eine Dame noch den Wunsch äussert, ihren Cappuccino draussen vor der Tür zu konsumieren, wird sie persönlich nach draussen geleitet.
Die gepflegten Toiletten befinden sich ebenerdig im selben Geschoss, gleich ums Eck. Auch Schliessfächer findet man hier, die allerdings nur mit einem gültigen Bibliotheksausweis genutzt werden können. Den braucht man allerdings nicht zur Einkehr in den Lib-Room. Hier ist jeder willkommen. Warme Küche gibt es durchgehend. Ich komme ganz sicherlich wieder!
PS. Magic Mushroom besteht laut Karte aus: Austernpilze im Panini mit Erbsencreme, Joghurt-Minze-Dip, Knoblauch und Rucola.
PPS. Auch sympathisch, wenngleich für die meisten von uns nicht mehr relevant: Studentenrabatt auf alle warmen Gerichte zwischen 14 und 16 Uhr.
Ach, das waren noch Zeiten, als man nach einem Nachmittag im Lesesaal der „alten“ Landesbibliothek in das Untergeschoss hinabstieg, um sich in der dortigen Caféteria zu stärken. Mein absoluter Favorit im letzten Jahrhundert: zwei Brötchenhälften mit köstlichem Eiersalat, darüber etwas Paprikapulver gestäubt. Das war Kult.
Nun wird gottseidank nicht alles schlechter, sondern wendet sich manchmal noch zum Guten. Als die WLB förmlich aus allen Nähten platzte, entstand ein Erweiterungsbau in der ikonischen Formensprache des Stuttgarter Architekturbüros Lederer, Ragnarsdottir, Oei und... mehr lesen
4.5 stars -
"Lesen macht hungrig" MinitarAch, das waren noch Zeiten, als man nach einem Nachmittag im Lesesaal der „alten“ Landesbibliothek in das Untergeschoss hinabstieg, um sich in der dortigen Caféteria zu stärken. Mein absoluter Favorit im letzten Jahrhundert: zwei Brötchenhälften mit köstlichem Eiersalat, darüber etwas Paprikapulver gestäubt. Das war Kult.
Nun wird gottseidank nicht alles schlechter, sondern wendet sich manchmal noch zum Guten. Als die WLB förmlich aus allen Nähten platzte, entstand ein Erweiterungsbau in der ikonischen Formensprache des Stuttgarter Architekturbüros Lederer, Ragnarsdottir, Oei und
Besucht am 22.10.20241 Personen
Rechnungsbetrag: 5 EUR
Die Zeit ist offenbar reif für Wiederbesuche und für die Erkenntnis, wie sehr sich doch der Eindruck von einem Lokal ändern kann. Freudenstadt, das mit dem angeblich größten Marktplatz Deutschlands punkten kann, wirkt nett und einladend bei sommerlichem Wetter, jedoch ziemlich abtörnend bei beharrlichem Regen und fadem Licht.
Durchnässt und klamm flüchte ich ins Café Müller, das mir noch aus früheren Zeiten bekannt ist. Doch zwei Eingänge links und rechts verwirren, zudem ist erst mal kein Personal zu sehen. So habe ich Zeit, die verschiedenen innenarchitektonischen Abstufungen der Anbauten, Renovierungen, Modernisierungen zu studieren. Als der Service erscheint, wird erst einmal geklärt, wo ich Platz nehmen könnte. Nicht im langgestreckten Verbindungstrakt mit durchgehenden Polsterbänken (vermutlich kommt gleich noch eine Busladung), aber mir reicht sowieso ein kleines Bistrotischchen. Der große Kaffee (für stolze 5,80 Euro) entpuppt sich als so säurebetont, dass ich erst noch mal extra Milch dazu bestelle und dann das letzte Drittel stehen lassen muss (was mir selten passiert). Hunger besteht erst mal nicht, aber ein Blick in die Karte macht immer Spass: vielfältige Frühstücksvariationen und Kaffeespezialitäten, aber auch seltene Trouvaillen wie Maultaschentarte oder Spätzletarte (???). Mich schaudert. Auch beim Abstieg zu den Toiletten im Untergeschoss – sicherlich zwischendurch einmal renoviert, aber doch nicht mehr ganz zeitgemäss. Dennoch sollte mein getrübtes Feeling nicht die Leistungen des Hauses schmälern: die ausliegenden Torten und Kuchen wirken überaus appetitlich, auch die vielen Schokospezialitäten und Schnäpse und lukullischen Mitbringsel für die Daheimgebliebenen kommen sicherlich gut an.
Die Zeit ist offenbar reif für Wiederbesuche und für die Erkenntnis, wie sehr sich doch der Eindruck von einem Lokal ändern kann. Freudenstadt, das mit dem angeblich größten Marktplatz Deutschlands punkten kann, wirkt nett und einladend bei sommerlichem Wetter, jedoch ziemlich abtörnend bei beharrlichem Regen und fadem Licht.
Durchnässt und klamm flüchte ich ins Café Müller, das mir noch aus früheren Zeiten bekannt ist. Doch zwei Eingänge links und rechts verwirren, zudem ist erst mal kein Personal zu sehen.... mehr lesen
2.5 stars -
"Nicht nur zur Sommerzeit" MinitarDie Zeit ist offenbar reif für Wiederbesuche und für die Erkenntnis, wie sehr sich doch der Eindruck von einem Lokal ändern kann. Freudenstadt, das mit dem angeblich größten Marktplatz Deutschlands punkten kann, wirkt nett und einladend bei sommerlichem Wetter, jedoch ziemlich abtörnend bei beharrlichem Regen und fadem Licht.
Durchnässt und klamm flüchte ich ins Café Müller, das mir noch aus früheren Zeiten bekannt ist. Doch zwei Eingänge links und rechts verwirren, zudem ist erst mal kein Personal zu sehen.
Besucht am 20.10.20241 Personen
Rechnungsbetrag: 20 EUR
Es ist schon erstaunlich, wie lange sich manche Traditionslokale halten (und andere Neugründungen ganz schnell wieder verschwinden). Die Funzel habe ich Ende der 1970er Jahre durch Sindelfinger Freunde kennengelernt, danach häufig besucht – und irgendwann komplett aus den Augen verloren.
Ein kurzes Update zum erneuten Besuch: das Interieur scheint sich wundersamerweise nicht verändert zu haben (grob gezimmertes Holz, rustikale Dielen, Rauputz an der Decke), der Andrang ist ungebrochen groß und das Speisenangebot gut bürgerlich bis deftig: krosse Haxn, angeblich hausgemachte Spätzle und schlonziger Kartoffelsalat. Bei meinem Besuch mit einem befreundeten Paar an einem Sonntagnachmittag um halb drei hatten wir unsere liebe Mühe, noch einen freien Tisch zu ergattern. Hier ist schon mal Durchsetzungskraft angesagt. Wie das Servicemädel bei vollem Haus (und gern besuchter Terrasse, wo bei lauen Temperaturen noch mal ein Cappuccino genossen wird) noch den Überblick und die Nerven behält, ist ein Wunder. Jetzt erst entdeckt: die Funzel bietet unter der Woche auch täglich wechselnden Mittagstisch mit jeweils 4 verschiedenen Gerichten an. Das werde ich mal ausprobieren.
Es ist schon erstaunlich, wie lange sich manche Traditionslokale halten (und andere Neugründungen ganz schnell wieder verschwinden). Die Funzel habe ich Ende der 1970er Jahre durch Sindelfinger Freunde kennengelernt, danach häufig besucht – und irgendwann komplett aus den Augen verloren.
Ein kurzes Update zum erneuten Besuch: das Interieur scheint sich wundersamerweise nicht verändert zu haben (grob gezimmertes Holz, rustikale Dielen, Rauputz an der Decke), der Andrang ist ungebrochen groß und das Speisenangebot gut bürgerlich bis deftig: krosse Haxn, angeblich... mehr lesen
3.5 stars -
"Almhüttenfeeling" MinitarEs ist schon erstaunlich, wie lange sich manche Traditionslokale halten (und andere Neugründungen ganz schnell wieder verschwinden). Die Funzel habe ich Ende der 1970er Jahre durch Sindelfinger Freunde kennengelernt, danach häufig besucht – und irgendwann komplett aus den Augen verloren.
Ein kurzes Update zum erneuten Besuch: das Interieur scheint sich wundersamerweise nicht verändert zu haben (grob gezimmertes Holz, rustikale Dielen, Rauputz an der Decke), der Andrang ist ungebrochen groß und das Speisenangebot gut bürgerlich bis deftig: krosse Haxn, angeblich
Besucht am 09.10.20241 Personen
Rechnungsbetrag: 4 EUR
Nach langer Abstinenz auch ein kurzes Update zu diesem Lokal, das ich offenbar über 10 Jahre nicht besucht habe, obwohl es sehr zentral an der Alba-Brücke liegt. Noch immer lockt der schön gelegene Biergarten: ein guter Ort, um vor dem Kino noch ein Getränk zu sich zu nehmen. Obwohl die diesjährige Outdoor-Saison wohl schon beendet ist, werde ich noch zuvorkommend und freundlich draussen bedient. In den letzten Jahren ist ein grosszügig verglaster Anbau hinzugekommen, der sehr gut angenommen wird. Am Tag meines Besuchs füllt sich der Raum in Nullkommanichts: bereits vor 18 Uhr sind alle Tische belegt. Eine Reservierung ist also empfehlenswert.
Nach langer Abstinenz auch ein kurzes Update zu diesem Lokal, das ich offenbar über 10 Jahre nicht besucht habe, obwohl es sehr zentral an der Alba-Brücke liegt. Noch immer lockt der schön gelegene Biergarten: ein guter Ort, um vor dem Kino noch ein Getränk zu sich zu nehmen. Obwohl die diesjährige Outdoor-Saison wohl schon beendet ist, werde ich noch zuvorkommend und freundlich draussen bedient. In den letzten Jahren ist ein grosszügig verglaster Anbau hinzugekommen, der sehr gut angenommen wird. Am Tag meines Besuchs füllt sich der Raum in Nullkommanichts: bereits vor 18 Uhr sind alle Tische belegt. Eine Reservierung ist also empfehlenswert.
Restaurant Seegärtle
Restaurant Seegärtle€-€€€Restaurant, Biergarten07031229828Tübinger Straße 7, 71032 Böblingen
4.0 stars -
"Reservierung empfehlenswert" MinitarNach langer Abstinenz auch ein kurzes Update zu diesem Lokal, das ich offenbar über 10 Jahre nicht besucht habe, obwohl es sehr zentral an der Alba-Brücke liegt. Noch immer lockt der schön gelegene Biergarten: ein guter Ort, um vor dem Kino noch ein Getränk zu sich zu nehmen. Obwohl die diesjährige Outdoor-Saison wohl schon beendet ist, werde ich noch zuvorkommend und freundlich draussen bedient. In den letzten Jahren ist ein grosszügig verglaster Anbau hinzugekommen, der sehr gut angenommen wird. Am
Besucht am 07.10.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 10 EUR
Manche gastronomischen Örtlichkeiten in Böblingen können auf eine derart lange Geschichte zurückblicken, dass man sich wundert, wie die Gemäuer noch stehen können. Und vor allem noch in Betrieb sind, allen Umfirmierungen und Neubesetzungen zum Trotz. Der Gasthof Bären am Oberen See ist so ein Fall. Im Jahre 1900 kaufte der Bäcker und Konditor Bauer das damals sicherlich schon angejahrte Gebäude, das sich samt Kinobetrieb zum veritablen Gasthof mauserte. In jungen Jahren habe ich hier stolz den erster „Wienerwald“ besucht, zu Zeiten, als der Begriff Fastfood noch nicht erfunden (oder zumindest noch nicht in aller Munde) war. Das Lokal mutierte später erst zum Hendlhouse, dann zur Hendlburg – und geriet zumindest in meiner Wahrnehmung eher in Vergessenheit.
Doch nach einem Arztbesuch schräg gegenüber treiben mich Hunger und Erschöpfung in die Arme der jetzigen Hühnerburg. Wobei das imposante Gebäude durchaus als Burg assoziiert werden kann. Mit einer breiten, überdachten Außentreppe und verwinkelten Gasträumen. Okay, Barrierefreiheit war im letzten Jahrhundert noch nicht erfunden. Doch wer schon anfänglich schwächelt, sollte sich noch ein paar Kräfte für den zweiten Aufstieg zu den höher gelegenen Toilettenräumen aufsparen. Hier bekommt man nichts geschenkt.
Ob sich im wechselnden Hühner-Konglomerat jemals das Angebot geändert hat, lässt sich kaum ermitteln. Das halbe Mittwochs-Hähnchen zum Mitnehmen zum unglaublichen Preis von 5 Euro würde ich heutzutage allerdings nicht mehr empfehlen. Dann schon eher den Mittagstisch für aktuell 10,90 Euro (vor Ort), bzw. 8,90 Euro (zum Mitnehmen). Hier ist Herzhaftes, Habhaftes, Sattmachendes im Angebot, zuweilen noch mit Tagessuppe vorneweg. Haute Cuisine wird wohl keiner erwarten, eher einen Mix aus Convenience und einigen frischen Zutaten zum Aufpimpen. Am Tag meines Besuchs steht Schnitzel in Zwiebelpanade mit Kartoffelmandelbällchen auf dem Programm. Tatsächlich verleihen die Röstzwiebeln der Panade einen schönen Crunch, auch wenn mir die Kartoffelbällchen mit Mandelhülle erst kürzlich im Supermarkt begegnet sind. Doch freundlich und zuvorkommend von einem routiniert agierenden, geübten Kellner bedient zu werden, hat an manchen Tagen auch seinen Reiz. Leider habe ich während des Essens kaum meine Ruhe, so dass ich in vorsichtiger Zurückhaltung lieber auf Fotoaufnahmen verzichte. Überhaupt scheint die Klientel an den Nachbartischen eher zum Stammpublikum zu zählen. Man duzt sich gern – und das Haushündchen wird allseits liebkost und geherzt.
Schnell war das Essen auf dem Tisch, keiner muss hier lange warten. Ein Blick auf die Karte offenbart: an anderen Wochentagen sind zum selben Preis folgende Publikumslieblinge im Angebot: Gaisburger Marsch mit Bauernbrot oder Panierter Seelachs mit Kartoffelsalat oder Kohlrouladen mit Salzkartoffeln. Hausmannskost eben. Die Standardkarte ist etwas breiter gefächert: natürlich mit Hendl- und Schnitzelgerichten in allen Ausführungen, aber auch Grenzwertigem wie Hähnchenleber in Rotweinsauce oder Anbiederungen an den Zeitgeschmack wie Hendlgyros oder Veggie Wrap oder Knusperwings. Das Meiste kommt wahrscheinlich aus der Tiefkühle und wird totpaniert oder -frittiert. Das Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt aber all jene Gäste, die einfach satt werden wollen. Die Reste werden gerne routiniert eingepackt (offenbar ohne Aufpreis).
Im Gastraum, der ein bisschen an die vergangenen 80er-Jahre erinnert, sitzt man ganz kommod an soliden Tischen und Stühlen. Sorgsam gepflegt und picobello sauber ist hier einfach alles, bis hin zu den Toilettenräumen, in denen es fast ein bisschen zu sehr nach Reinigungsmittel duftet. Auch der Service legt sich im Rahmen der Möglichkeiten sehr ins Zeug. Dass das Lokal täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet hat – und das mit durchgehend warmer Küche, wie ein Aufsteller im Zwischengeschoss ankündigt – kann schon vor Vorteil sein. Ein Knoblauchhendl zum zweiten Frühstück ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber um 15 Uhr schnell und unkompliziert was Warmes zu kriegen, ist meist ziemlich schwierig. Könnte nach einem Besuch beim nahen Arzt/Optiker/Apotheker aber vielleicht vonnöten sein. Parkplätze (kostenpflichtig) gibt es natürlich entlang der Poststr. oder im Parkdeck unterhalb der Kongresshalle. Ich schau wahrscheinlich erst in einigen Dekaden wieder vorbei. Um die nächsten Hendl-Metamorphosen zu begutachten.
Manche gastronomischen Örtlichkeiten in Böblingen können auf eine derart lange Geschichte zurückblicken, dass man sich wundert, wie die Gemäuer noch stehen können. Und vor allem noch in Betrieb sind, allen Umfirmierungen und Neubesetzungen zum Trotz. Der Gasthof Bären am Oberen See ist so ein Fall. Im Jahre 1900 kaufte der Bäcker und Konditor Bauer das damals sicherlich schon angejahrte Gebäude, das sich samt Kinobetrieb zum veritablen Gasthof mauserte. In jungen Jahren habe ich hier stolz den erster „Wienerwald“ besucht, zu... mehr lesen
Restaurant HendlBurg
Restaurant HendlBurg€-€€€Restaurant, Take Away07031223038Poststr. 36, 71032 Böblingen
3.0 stars -
"Hier kräht der Hahn" MinitarManche gastronomischen Örtlichkeiten in Böblingen können auf eine derart lange Geschichte zurückblicken, dass man sich wundert, wie die Gemäuer noch stehen können. Und vor allem noch in Betrieb sind, allen Umfirmierungen und Neubesetzungen zum Trotz. Der Gasthof Bären am Oberen See ist so ein Fall. Im Jahre 1900 kaufte der Bäcker und Konditor Bauer das damals sicherlich schon angejahrte Gebäude, das sich samt Kinobetrieb zum veritablen Gasthof mauserte. In jungen Jahren habe ich hier stolz den erster „Wienerwald“ besucht, zu
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Die Online-Reservierung funktioniert tadellos und unproblematisch. Eine Bestätigung trifft sofort ein, eine Erinnerung kurz vor dem Termin. Als wir allerdings dann vor Ort eintreffen, warten wir erst mal geraume Zeit vorm Tresen und können das Gefühl nicht loswerden, hier nur dumm im Weg rumzustehen. Beide Servicekräfte wirbeln geschäftig durch die Gegend. High Noon! Doch als man sich dann schliesslich um uns kümmert, zeigt man angesichts unseres spontanen Wunsches nach einem ruhigen Platz durch erstaunliche Flexibilität und weist uns bei fast vollem Haus nicht das vorgesehene Zweier-Katzentischchen, sondern eine gediegene, grosszügige Vierer-Ecke mit Sitzbänken zu. Das Interieur ist gepflegt, die Ausstattung Ton in Ton in verschiedenen Changierungen vom Braun gehalten, zwei Speisekarten liegen bereits auf dem Tisch. Über uns ein angedeutetes Deckengemälde, das dem Lokal wohl seinen Namen gegeben hat.
Der Service wirkt aufmerksam, ist rasch zur Stelle, steht jedoch sichtlich unter Strom. Für ein nettes Geplänkel ist heute keine Zeit. Die bestellten Getränke werden umgehend gebracht und in massiven, dickwandigen Gläsern serviert, die wohl Hochwertigkeit symbolisieren sollen. Sowohl die Cola Zero (der halbe Liter für 4,60 Euro) als auch das Johannisbeerschorle (der halbe Liter für 4,50 Euro) sind gut temperiert. Auch bei den Speisen legt sich die Küche ins Zeug. Obwohl man die Spaghetti Bolognese (15,00 Euro) als blossen Primo Piatto vermuten würde, ist die Portion hoch aufgetürmt und sättigt mit bissfesten Teigwaren und herzhaftem Hackfleisch schon vollkommen. Eine Augenweide ist der in einer tiefen Schüssel servierte mediterrane Salat mit erstklassigen Garnelen, einem lauwarmen Burrata, der beim Einstechen cremig zerläuft und würzigen getrockneten Tomaten. Nach unten hin wird der Rucola durch die Staunässe der Vinaigrette allerdings unangenehm sülzig. Gut geschmeckt haben uns auf jeden Fall die kostenlos dazu servierten, amorph geformten, noch leicht warmen Pizzabrötchen.
Der Geräuschpegel bei vollem Lokal und Hintergrundmusik aus den Lautsprechern ist eh schon enorm, doch er wird noch durch eine laute Familie mit wild herumtobenden und schreienden Kindern, die förmlich ausser Rand und Band sind, ist Unerträgliche gesteigert. Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Der Ober entschuldigt sich bei uns, hat jedoch keine Handhabe zum Eingreifen. So sehen wir uns nach anderthalb Stunden zum Gehen gezwungen, obwohl wir noch gerne zum Kaffee geblieben wären. Den nehmen wir dann halt in einem nahen Café zu uns. Schade. Vielleicht sollte man bei nächster Gelegenheit noch den Mittagstisch antesten? Zu Preisen um die 15 Euro pro Portion werden hier im Wechsel Pizze, Pasta und Hausmannskost (z.B. Gulasch mit Spätzle oder Pollo alla Cacciatora) angeboten – allerdings auch nichts, was einen vom Hocker reissen würde.
Die Gäste im Il Fresco sind international, neben uns sitzt eine brasilianische Familie mit erstaunlich artigen Zwillingen, weiter vorne eine Gruppe von Amerikanern. Burger und Fritten auf der Speisekarte haben wahrscheinlich ihre Berechtigung. Die 1a-Innenstadtlage legt eine Anreise mit Öffis oder einen Spaziergang zu Fuss nahe, auch wenn auf der Homepage ein Parkplatz angepriesen wird, dessen Zufahrt und Lage mir hier in der Fussgängerzone eher schleierhaft ist. Sommers kann man ganz kommod neben Kübelpflanzen und Olivenbäumchen draussen sitzen.