Schon erstaunlich: bereits dutzendfach durch Konstanz gelaufen, gefühlt die Hälfte der Gastronomie durchprobiert und noch nie in No. Elf gelandet? Dazu muss offenbar erst mal Silvester werden. Auf der Suche nach einem kräftigen Kaffee, der uns trotz Übermüdung bis zur mitternächterlichen Knallerei wachhalten wird, erinnert sich ein ortskundiger Freund an dieses Kleinod, das wir sofort ansteuern. Nur wenige Schritte vom trubeligen Münsterplatz entfernt, fristet die schmale Gerichtsgasse ein sehr ruhiges, verträumtes Dasein. Das holprige, grobe Kopfsteinpflaster der Gasse scheint noch aus Römerzeiten zu stammen (d.h. nicht geeignet für Rollstuhlfahrer und Rollatoren und Damen in Stöckels). Haus No. Elf wirkt wie hingeträumt: ein sehr schmalbrüstiges, kleines Gebäude, dem offenbar links und rechts die restliche Häuserzeile weggebröckelt ist. Vermutlich abgerissen…
Beim Eintreten durch die Vordertür, die - ironisch unterlegt - das Läuten einer alpenländischen Kuhglocke auslöst, die freudige Überraschung: hier hat ein begabter Innenarchitekt gekonnt das Beste aus dem kleinen Raum herausgeholt: schlichte, dunkelgraue Bodenfliesen, fachmännische Holzeinbauten, rund umlaufende schmale Sitzbänke mit bunten Filzsitzkissen, davor kleine Tischlein und Hocker, ein Tresen mit viel professionellem Gerät, genügend Licht durch die Frontverglasung und kleine Seitenfenster. Das hiesige Getränke- und Essensangebot lässt sich auf mehreren Schiefertafeln ablesen: eine sehr elaborierte Kaffeeauswahl, 4-5 verschiedene Weinsorten, ein paar Softdrinks, Craft Beer und wenige, meist süsse Snacks und Kuchen, wie z.B. Stefans selbst gebackener Apfelkuchen oder ein veganer Bananenkuchen. Bestellt und bezahlt wird an der Theke, die Getränke empfängt man dann am Tisch.
Wer Konzept und Ausrichtung des Lokals nicht kennt, wird sich jetzt erst einmal orientieren müssen. Hinter der Theke stehen zwei Herren (offenbar die Chefs), die mahlen, aufbrühen, einschenken, servieren, abtragen, beraten, bedienen, erläutern und bekehren. Alles sehr professionell und gekonnt und geübt. Wer hier nur schnell mal eine Tasse Wachmacherkaffee haben möchte, erntet eventuell missbilligende Blicke und ist besser im Bahnhofscafé oder bei McDonalds bedient. Hier haben ganz klar zwei Genussgüter den Vorrang: Kaffee und Wein. Und um beides wird ziemlich viel Bohei betrieben. Dem Aushang kann man die gerade sich im Ausschank befindenden Kaffeesorten (manche aus der Hausrösterei, manche von sogenannten Gaströstern), samt Herkunftsland, Charakteristik und Zubereitungsmöglichkeiten, sowie Darreichungsform entnehmen. Die gedachte Matrix ergibt x verschiedene Möglichkeiten. Pikanterweise ist jedoch nicht jede Kaffeesorte für jede Zubereitungsmöglichkeit geeignet, manches ist gar vergriffen oder wird von den Barista-Herren nicht unterstützt. Wer aus zahlreichen Weindegustationen über viele Jahre hinweg glaubt, sich ein kleines Geschmackssensorium erarbeitet zu haben, kann hier jedoch kläglich scheitern und sollte sich lieber bescheiden zurückhalten. Mein ursprünglich anvisierter Kaffee aus El Salvator, der offenbar Nuss- und Nougataromen gehabt hätte, scheint vergriffen zu sein. Eine Alternativsorte, die mit einem Geschmack nach Tomate (??) beworben wird, erscheint mir nicht passend. So ergeben sich mühsame Diskussionen mit den Herren hinter der Theke, denen ich tatsächlich nicht ganz folgen kann. Unter gewissen Mühe setze ich mich für eine Sorte aus Äthiopien durch, die ich mir im traditionellen Filterverfahren aufgebrüht wünsche. Schmeckt dann auch wunderbar und kann sogar ohne Milch genossen werden. Die Aromen nach Passionsfrüchten und Limette kann mein offenbar tauber, abgestumpfter Gaumen allerdings nicht mal in Ansätzen wahrnehmen. Neben normaler Kuhmilch wird hier übrigens, gegen Aufpreis, auch Soja- und Hafermilch angeboten. Allerdings wird um das Thema Kaffee für meinen Geschmack zu viel Klimbim inszeniert.
Einfacher wird es beim Wein. Wir wählen 0,1 Liter Riesling aus Konz – prickelnd, fruchtig und kaum säurehaltig. Dass diese Edition den Titel „es zappelt“ trägt, kann gut nachvollzogen werden. Sehr angenehme, nette Geste: zu jedem Glas ausgeschenkten Wein wird die Flasche mit auf den Tisch gestellt, so dass man noch mal das Etikett und alle Zusatzinformationen studieren kann. Einige Reiseführer als Ansichtsexemplare liegen ebenso aus wie Flyer zum Kurs- und Barista-Angebot des Hauses. Bezahlt wird, wie gesagt, direkt am Tresen. Da ich nirgendwo eine altmodische Kasse oder einen Drucker gesehen habe, hat sich mein Wunsch nach einem Beleg erübrigt. 4,20 Euro hat mein filtergebrühter Kaffee gekostet, der Wein nicht viel weniger.
Das kleine Lokal ist extrem gut besucht: sowohl von Grossfamilien samt Kindern und Hund, wie auch von Paaren, Freunden und Singles. In den Sommermonaten kann man auch draussen sitzen. Ein exquisites Eisangebot der Konstanzer Manufaktur Anelu kommt dann besonders gut an. Das Lokal ist bis hin zur winzigen Toilette ebenerdig und barrierefrei zugänglich, sehr gepflegt und tiptop sauber.
Schon erstaunlich: bereits dutzendfach durch Konstanz gelaufen, gefühlt die Hälfte der Gastronomie durchprobiert und noch nie in No. Elf gelandet? Dazu muss offenbar erst mal Silvester werden. Auf der Suche nach einem kräftigen Kaffee, der uns trotz Übermüdung bis zur mitternächterlichen Knallerei wachhalten wird, erinnert sich ein ortskundiger Freund an dieses Kleinod, das wir sofort ansteuern. Nur wenige Schritte vom trubeligen Münsterplatz entfernt, fristet die schmale Gerichtsgasse ein sehr ruhiges, verträumtes Dasein. Das holprige, grobe Kopfsteinpflaster der Gasse scheint noch... mehr lesen
No elf
No elf€-€€€Cafebar075319174637Gerichtsgasse 11, 78462 Konstanz
4.5 stars -
"Viel Bohei um die Bohne" MinitarSchon erstaunlich: bereits dutzendfach durch Konstanz gelaufen, gefühlt die Hälfte der Gastronomie durchprobiert und noch nie in No. Elf gelandet? Dazu muss offenbar erst mal Silvester werden. Auf der Suche nach einem kräftigen Kaffee, der uns trotz Übermüdung bis zur mitternächterlichen Knallerei wachhalten wird, erinnert sich ein ortskundiger Freund an dieses Kleinod, das wir sofort ansteuern. Nur wenige Schritte vom trubeligen Münsterplatz entfernt, fristet die schmale Gerichtsgasse ein sehr ruhiges, verträumtes Dasein. Das holprige, grobe Kopfsteinpflaster der Gasse scheint noch
Besucht am 16.12.20183 Personen
Rechnungsbetrag: 9 EUR
Glücklicherweise verfügt der Stadtbahnhof in Freudenstadt über genügend gastronomische Angebote, so dass man nicht – wie in meiner Heimatstadt – die Wartezeit auf den nächsten Zug oder Bus in spelunkigen, zwielichtigen Bahnhofskneipen zubringen muss. Das Areal um den Bahnhof herum ist zwar auch nicht mehr ganz taufrisch (hier sind die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zumindest architektonisch noch sehr präsent), aber recht luftig und großzügig gestaltet. Und in der Outdoor-Saison kann man fast überall ganz ansprechend und kommod draussen sitzen.
Unsere letzte Tour fand allerdings bei knirschender Kälte statt. Bei Minustemperaturen mag man wirklich nicht im Bahnhofswarteraum oder gar am Gleis bibbern, zumal wir noch eine Dreiviertelstunde zu überbrücken hatten. Ein gehöriger Kaffeedurst kam noch dazu. Sehr beruhigend, dass sich links vom Bahnhofseingang ein weitläufiges Bauwerk mit ebensolchem Lokalnamen auftut. Der Innenraum lässt eine frühere Nutzung noch unterschwellig erahnen, kommt heutzutage jedoch megaspacig und ultracool daher. Man kann sich vorstellen, dass diese Location als derzeit angesagte Bar und Diskothek weit über den Ort hinaus gehandelt wird. Zwar meine ich mich zu erinnern, dass das Lokal bei meinem letzten Besuch noch einen anderen Namen trug, aber ich kann mich auch täuschen… Das topaktuelle Interieur spräche jedoch für eine Neugestaltung und einen Umbau. Der Innenarchitekt hat gute Leistung vollbracht, wenngleich das leicht gruftige Resultat nicht jedermanns Geschmack entspricht. Wer in dunklen Räumen zu Depressionen neigt, sollte besser eine andere Location aufsuchen.
Die Innenräume sind in verschiedenen Grau-, Anthrazit- und Schwarzschattierungen gehalten, recht elegant und ein kleines bisschen unterkühlt. Dazu dunkle Loungemöbel und helle Holztische mit jahreszeitlichen Akzenten. Im Nebenraum laden fette, dick gepolsterte Ledersofas zum Abhängen ein. Jetzt, in der Vorweihnachtszeit, glitzern goldene Christbaumkugeln unter bauchigen, umgedrehten Gläsern. In diesem Ambiente wirken selbst die kreisrunden Deckenleuchten wie Heiligenscheine. Wir nehmen im Hauptgastraum in bequemen, gut gepolsterten Sesseln an einem Vierertisch Platz. Sofort kommt Lucky, der blondgelockte Hauspudel mit lustigen Minipli-Locken angedackelt und ist zu Spielchen aufgelegt. Am Ende hat er uns übrigens so um den Finger gewickelt, dass wir fast unseren Zug verpassen…
Die freundliche, nette (natürlich komplett schwarz gewandete) Servicedame ist rasch zur Stelle, agiert locker und unaufgeregt, aber vollkommen zuverlässig. Wir wählen Cappuccino (3,10 Euro) und Weissweinschorle (3,00 Euro). Überraschung: die Cappuccino-Tasse hat ein solch beträchtliches Fassungsvermögen, dass unser temporärer Hänger nachhaltig behoben wird. Der Milchschaum glänzt mit einer feinen Textur und wird von Zimtzucker gekrönt. Das Weinschorle wird nicht zu kalt serviert und prickelt noch anregend.
Die umfangreiche Getränkekarte weist ein riesiges Angebot an Drinks, Spirituosen, Cocktails auf. Hinter der Theke stehen die Weinflaschen aufgereiht wie für ein Foto-Shooting. Sonderankündigungen werben für Gin-Tastings und für spezielle Steak-Abende (240 Gramm argentinisches Hüftsteak mit Beilagen für 16,90 Euro), für 80er/90er-Parties und Afterwork-Parties. In diesem Falle kann die absolut verkehrsgünstige Lage des Lokals punkten: wer käme hier schon auf die Idee, mit dem Auto anzureisen, wenn die gut getakteten Züge ein paar Schritte vor der Türe halten? Unser abschliessender Besuch auf der Toilette verweist auf frühere Jahrzehnte noch ganz anderer Nutzung. Auf dem Weg dorthin sieht man noch die Drehschranke mit Münzeinwurf, die entweder nicht abgebaut werden konnte oder aus nostalgischen Gründen Bleiberecht hat.
Als wir gehen müssen, ist Lucky ganz ausser Rand und Band und galoppiert aufgeregt durch die Innenräume. Wir haben eine angenehme Dreiviertelstunde im Warmen bei guten Getränken verbracht. Alle sind zufrieden.
Glücklicherweise verfügt der Stadtbahnhof in Freudenstadt über genügend gastronomische Angebote, so dass man nicht – wie in meiner Heimatstadt – die Wartezeit auf den nächsten Zug oder Bus in spelunkigen, zwielichtigen Bahnhofskneipen zubringen muss. Das Areal um den Bahnhof herum ist zwar auch nicht mehr ganz taufrisch (hier sind die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zumindest architektonisch noch sehr präsent), aber recht luftig und großzügig gestaltet. Und in der Outdoor-Saison kann man fast überall ganz ansprechend und kommod... mehr lesen
Café Bauwerk am Stadtbahnhof
Café Bauwerk am Stadtbahnhof€-€€€Cafe, Loungebar01703256571Stadtbahnhof 1, 72250 Freudenstadt
3.5 stars -
"Verkehrsgünstiger geht´s nicht" MinitarGlücklicherweise verfügt der Stadtbahnhof in Freudenstadt über genügend gastronomische Angebote, so dass man nicht – wie in meiner Heimatstadt – die Wartezeit auf den nächsten Zug oder Bus in spelunkigen, zwielichtigen Bahnhofskneipen zubringen muss. Das Areal um den Bahnhof herum ist zwar auch nicht mehr ganz taufrisch (hier sind die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zumindest architektonisch noch sehr präsent), aber recht luftig und großzügig gestaltet. Und in der Outdoor-Saison kann man fast überall ganz ansprechend und kommod
Geschrieben am 18.12.2018 2018-12-18| Aktualisiert am
18.12.2018
Besucht am 16.12.2018Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 60 EUR
Einmal im Jahr muss ein Weihnachtsmarktbesuch absolviert werden, auch wenn ich kein besonderer Fan davon bin. Gottseidank lebt der Mensch nicht von Glühwein, Bockwurst und gebrannten Mandeln allein. Und ein weiterer glücklicher Umstand hat mich in diesem Jahr zum Ausrichter der Weihnachtsmarkttour bestimmt, so dass ich mich – nicht ohne Hintergedanken – für Freudenstadt als Ziel entschieden habe.
Die malerische Schwarzwaldstadt ist von Stuttgart aus sehr bequem und nervenschonend in einer einstündigen Zugfahrt zu erreichen. Vom Stadtbahnhof liegt der Marktplatz nur ca. 500 Meter entfernt, eine moderate Distanz, die sich auch glühweinselig und kirschtortenbeschwert noch bewältigen lässt. Seit Monaten steht der Kuckuck auf meiner gastronomischen Wunschliste, nachdem mir Bekannte sehr begeistert davon vorgeschwärmt haben. Bei Öffnungszeiten zwischen 9:00 und 18:00 fällt ein abendliches Mahl schon mal flach und die puppenstubenhafte Grösse des Lokals bietet nur ein geringes Fassungsvermögen. Eine Vorreservierung ist also angebracht. Dabei können ruhig schon mal Essenswünsche, Vorlieben und Intoleranzen durchgegeben werden. Denn Flexibilität und Kreativität sind die zweiten Vornamen des Kuckucks.
Wer unter den Arkadengängen am Marktplatz vorbeispaziert, kann den Kuckuck schon mal fälschlicherweise für den originellen Showroom eines örtlichen Schreinerbetriebes oder für das Aushängeschild der regionalen Waldwirtschaft halten. Wahlweise auch für ein gehobenes Andenkengeschäft oder einen attraktiv ausstaffierten Hofladen. Doch wieso sitzen kaffeetrinkende Menschen im Schaufenster? Wohin führt der Durchgang neben der Theke? Welche Funktion hat das alte Saba-Radio? „Laden & Café“ hat sich das Kuckuck als Untertitel hinter den Lokalnamen geklemmt. Doch es ist viel mehr: ein ganz eigener, höchst origineller, vor Kuriositäten überbordender Mikrokosmos, eine besondere Interpretation von Heimat, Bodenständigkeit, Authentizität.
Das Kuckuck verfügt über ganze vier Tische. Darauf liegen die Leinentischdecken unserer Mütter- und Großmüttergeneration. Die gelb getünchte Wand ist mit einem Fries aus Hagebutten- und Blütendekor verziert. Die Vorhangstangen waren mal knorrige Äste. Regionale Skurrilitäten und seltene Schätze zieren die Nischen. Man kann nicht anders, als sich spontan wohl fühlen. Die Speisekarte gibt nur eine kleine Auswahl des Möglichen wieder: Frühstücksvarianten, Kaffeespezialitäten, kleine herzhafte Gerichte, Buchweizenpfannkuchen mit verschiedenen Belägen, Salat, selbstgemachten Kuchen. Regelmässig werden sonntägliche Frühstücksbüffets unter unterschiedlichen Motti angeboten. Unverträglichkeiten und Sonderwünsche sind hier kein Problem. Wem der Sinn nach einem besonderen Gericht steht, der sollte es nur hinreichend beschreiben können. Hier ist man extrem bemüht, allen Vorstellungen zu folgen – sofern es in der kleinen Küche mit den vorhandenen Mitteln realisierbar ist.
Wir entscheiden uns aufgrund der eisigen Aussentemperaturen für mehrere heisse Zitronen in riesigen Gläsern (3,20 Euro), danach für Kässpätzle mit und ohne Speck (9,00 Euro) und Rostbratengeschnetzeltes auf Buchweizenpfannkuchen (9,50 Euro). Eine Terrine mit Gaisburger Marsch können wir am Nebentisch bewundern. Unsere Portionen sind riiieeesig und werden mit reichlich Salat serviert, topfrisch, knackig, eben erst frisch geraspelt. Die Rostbratensauce schmeckt so delikat, dass wir uns deren Zubereitung merken und demnächst zuhause für ein Currywurst-Experiment nachbauen wollen. Das Geheimnis der sehr geschmeidigen Buchweizen-Plinsen (die wir eher etwas spröde kennen) liegt in reichlich Butter. Die Kässpätzle ziehen fette Emmentaler-Bergkäse-Fäden, ganz wie es sich gehört. Ein Mitesser bestellt einen Espresso mit einer fein aufgeschäumten Mandelmilchmütze. Sehr lecker! Einziges Manko: kein Alkoholausschank, offenbar aufgrund der hiesigen Toilettensituation (was wir noch nicht ganz begriffen haben).
Nichts wirkt im Kuckuck langweilig, beliebig, 0815-mässig. Sowohl Interieur als auch Spiesen tragen die individuelle Handschrift der Kuckucksmacher, mit denen es sich übrigens herrlich und ausgiebig plaudern lässt. Wir sind alle rundum begeistert und kommen spätestens im Sommer wieder, wenn man vorm Lokal, mit Blick auf den Marktplatz, auch draussen sitzen kann.
Einmal im Jahr muss ein Weihnachtsmarktbesuch absolviert werden, auch wenn ich kein besonderer Fan davon bin. Gottseidank lebt der Mensch nicht von Glühwein, Bockwurst und gebrannten Mandeln allein. Und ein weiterer glücklicher Umstand hat mich in diesem Jahr zum Ausrichter der Weihnachtsmarkttour bestimmt, so dass ich mich – nicht ohne Hintergedanken – für Freudenstadt als Ziel entschieden habe.
Die malerische Schwarzwaldstadt ist von Stuttgart aus sehr bequem und nervenschonend in einer einstündigen Zugfahrt zu erreichen. Vom Stadtbahnhof liegt der Marktplatz... mehr lesen
5.0 stars -
"Kreative Atmosphäre, grundehrliche Küche" MinitarEinmal im Jahr muss ein Weihnachtsmarktbesuch absolviert werden, auch wenn ich kein besonderer Fan davon bin. Gottseidank lebt der Mensch nicht von Glühwein, Bockwurst und gebrannten Mandeln allein. Und ein weiterer glücklicher Umstand hat mich in diesem Jahr zum Ausrichter der Weihnachtsmarkttour bestimmt, so dass ich mich – nicht ohne Hintergedanken – für Freudenstadt als Ziel entschieden habe.
Die malerische Schwarzwaldstadt ist von Stuttgart aus sehr bequem und nervenschonend in einer einstündigen Zugfahrt zu erreichen. Vom Stadtbahnhof liegt der Marktplatz
Besucht am 13.12.2018Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Griechische Osterfeierlichkeiten sind schon recht bemerkenswert, doch auch die Vorweihnachtszeit kann beeindruckend sein. Zum Beispiel auf „Mykonos“ - vor allem, wenn es im Schwarzwaldstädtchen Nagold liegt. Dort stranden wir an einem Wochentag kurz vor 13 Uhr, um zwischen all den Besorgungen und Einkäufen des Tages eine Mittagspause einzulegen. Und lernen ganz nebenbei, dass Nagold auch nach Schließung der etwas zu hochgejubelten „Alten Post“ immer noch eine Vielzahl an guten Gastronomen zu bieten hat.
Die Taverne „Mykonos“ liegt sehr zentral (und trotzdem ruhig) in der Innenstadt, unweit der Fussgängerzone und der Einkaufsmeile. Die Haltestelle „Stadtmitte“ der Kulturbahn liegt nur 300 Meter entfernt, Autofahrer sollten eines der Parkhäuser wählen. Zur Strasse hin wirkt das helle Gebäude recht unspektakulär, doch die Innenräume des Lokals entpuppen sich als kleines, überraschendes Labyrinth auf verschiedenen Ebenen, nebst leider etwas halsbrecherischer Treppe, die in den unterirdischen (Toiletten-)Hades führt. Dort ist Trittsicherheit gefragt, denn kleine Bau- und Reparaturarbeiten fordern grad ihren Tribut. Dafür sorgen zusätzliche Heizlüfter für Wärme und Trockenheit. Und es herrscht 1a-Sauberkeit.
Aber wir wollen unseren Besuch nicht ganz von unten aufrollen. Anderthalb Etagen höher werden wir nämlich sofort nach Betreten des Lokals sehr warmherzig und wohlwollend von der Patronin empfangen, die uns ohne Umstände sofort zu einem freien Zweiertisch geleitet. Dieser Gastraum (einer von insgesamt dreien, die ich entdeckt habe) entpuppt sich als großzügiger Wintergarten, mit raumhoher Verglasung und Ausblicken auf einen wunderbar dekorierten Balkon mit einem gewagten Arrangement aus Orangenbäumchen, einem Weihnachtsbaum und dorischen Säulen. In der Sommerzeit kann man hier sicherlich sehr nett draussen sitzen. Der geflieste Gastraum ist mit dunkeltürkis lasiertem Holzmobiliar bestückt, die Tische sind mit Stofftischdecken und verhaltenem Blumenschmuck eingedeckt. Sonst glücklicherweise keine überzogene Folklore oder kunstgewerblicher, staubfängerischer Tand.
Das Lokal wird seit 20 Jahren von der Familie Tsakiridis geführt, die sich bei unserem Besuch als überaus freundlich, umgänglich und zuvorkommend erweist. Patronin und Sohn sind flott im Service, wirken aber kein bisschen gestresst oder hektisch. Kaum haben wir Platz genommen, landet die Speisekarte auf unserem Tisch, keine drei Minuten später dürfen wir auch schon die Bestellung aufgeben. Das erfordert rasche Entscheidungen, so dass ich mich leider nicht auf die Erzählungen der Chefin konzentrieren kann, die grad am Nebentisch die Familien- und Firmenhistorie darlegt. Wir wählen gebratene Kalamaria (15,50 Euro) und Paidakia (16,50 Euro).
Die frisch zubereiteten und ansprechend arrangierten Speisen werden schon nach gut einer Viertelstunde serviert. Die fünf Tintenfischtuben sind ohne viel Fett butterzart gebraten, meilenweit von der zähen, gummiartigen, kaputtfrittierten TK-Ware entfernt und ergeben zusammen mit reichlich Kartoffeln und einem Beilagensalat eine wirklich riesige Portion, die kaum zu bewältigen ist. Das dazu servierte Tsatsiki tendiert allerdings eher zu Mayonnaise und lässt Knoblauch vermissen. Schade, aber vermutlich dem allgemeinen Kundenwunsch geschuldet. Da sich auch die Röstkartoffeln eher im geschmacklichen Mittelfeld bewegen, kann man diese Sättigungsbeilage getrost vergessen und sich auf Tintenfisch uns Salat konzentrieren. Die Lammkoteletts sind kurz und scharf angebraten und überzeugen durch würziges Aroma. Dazu ein Klacks Tomatenreis und dünne, krosse Fritten. Leider dürfen wir uns als Autofahrer von der Weinkarte nicht beeindrucken lassen und wählen ein alkoholfreies Alpirsbacher (2,60 Euro), sowie eine Cola (2,50 Euro). Auch die überdimensionierte Metaxa-Magnumflasche auf der Anrichte fungiert eher als Hingucker (dank ihres kleinen Zapfhahns am Flaschenbauch).
Nach einem starken griechischen Mokka (2,00 Euro) und unproblematischer Visakartenbezahlung entschwinden wir mit vielen guten Abschiedswünschen nach etwas mehr als einer Stunde aus der muckeligen Mykonos-Wärme. Den Mittagspausen-Check hat dieses Lokal somit absolut bestanden!
Griechische Osterfeierlichkeiten sind schon recht bemerkenswert, doch auch die Vorweihnachtszeit kann beeindruckend sein. Zum Beispiel auf „Mykonos“ - vor allem, wenn es im Schwarzwaldstädtchen Nagold liegt. Dort stranden wir an einem Wochentag kurz vor 13 Uhr, um zwischen all den Besorgungen und Einkäufen des Tages eine Mittagspause einzulegen. Und lernen ganz nebenbei, dass Nagold auch nach Schließung der etwas zu hochgejubelten „Alten Post“ immer noch eine Vielzahl an guten Gastronomen zu bieten hat.
Die Taverne „Mykonos“ liegt sehr zentral... mehr lesen
Taverne Mykonos
Taverne Mykonos€-€€€Restaurant07452 1520Neue Str. 4, 72202 Nagold
4.0 stars -
"Zwischen Orangen- und Weihnachtsbäumen" MinitarGriechische Osterfeierlichkeiten sind schon recht bemerkenswert, doch auch die Vorweihnachtszeit kann beeindruckend sein. Zum Beispiel auf „Mykonos“ - vor allem, wenn es im Schwarzwaldstädtchen Nagold liegt. Dort stranden wir an einem Wochentag kurz vor 13 Uhr, um zwischen all den Besorgungen und Einkäufen des Tages eine Mittagspause einzulegen. Und lernen ganz nebenbei, dass Nagold auch nach Schließung der etwas zu hochgejubelten „Alten Post“ immer noch eine Vielzahl an guten Gastronomen zu bieten hat.
Die Taverne „Mykonos“ liegt sehr zentral
Besucht am 19.10.20182 Personen
Rechnungsbetrag: 11 EUR
Unglaublich, dass man so weit draussen, an den äussersten Randgebieten von Konstanz, noch auf gastronomische Überraschungen stossen kann. Mit dem Bus rumpelt man gut eine halbe Stunde bis 40 Minuten von der Innenstadt hierher und es wird zunehmend ländlicher, bäuerlicher, abgeschiedener. Da wir Dingelsdorf immer nur vom See aus, als Haltepunkt der Bodensee-Schiffahrtslinie nach Überlingen, kennen, wollen wir recht spät im Jahr, an einem 19.10., doch endlich mal die Landseite erkunden.
Dingelsdorf ist erst in den 1970er Jahren zu Konstanz eingemeindet worden und hat sich weithin seinen locker bebauten Ortskern bewahrt. Die beiden bekannten Lokale am Ort befinden sich bereits im Winterschlaf oder haben wochentags nicht geöffnet oder beides… Um so überraschter sind wir, direkt an der Ortsdurchfahrt Evelyn´s Cafe zu entdecken (nein, nein, der falsche Apostroph stammt nicht von mir, sondern wohl von der Patronin selbst – siehe abgelichtete Alibi-Speisekarte). Um ein altes, urtümliches, bäuerliches Gebäude mit sichtlichen Sanierungsspuren herum gruppieren sich Sitzecken, Tische, mediterrane Pflanzen und ein kleines Gärtlein, alles wirkt ein bisschen zufällig und unbeabsichtigt und lose arrangiert. Ein freundlicher junger Mann führt uns einmal rund ums Haus, zeigt alle Sitzmöglichkeiten, bringt auch eine Karte, wirkt aber sonst ein bisschen unbeholfen. Passt alles zum Stil der Improvisation. Am späten Nachmittag wählen wir Kaffee (2,50 für die Tasse), frisch gebackenen Obstkuchen (2,80 pro Stück) und herrlich bizzelnden Sekt aus der Region (3,20 für das Glas). Die liebevoll gestaltete Karte weist kleine Snacks, Salate und Quiches aus, ergänzt durch saisonale Besonderheiten, die auf einer Tafel angepriesen werden. Viel nach meinem Geschmack: Kürbis, Pilze, Wildkräutersalat, Nüsse. Alles zu angenehm moderaten Preisen und das meiste mit regionalem Bezug. Ohne Chichi und aufgesetztem Tamtam.
Das Gebäude zeigt innen durchaus noch seinen bäuerlich-rustikalen Charakter – sehr hübsch ein Nebenraum, dem man noch gut seine Vergangenheit als Küche ansieht und in dem kleine kulinarische Mitbringsel (z.B. Marmeladen) angeboten werden. Der Gastraum ist freundlich gestaltet, hell möbliert, unaufdringlich holzlastig. An der Theke kann das frische und sehr ansprechende Kuchenangebot bestaunt werden.
Die Klientel scheint ausnahmslos aus dem Ort oder der Gegend zu stammen. Hier trifft man sich nach der Arbeit oder unter Freundinnen, um ein Sektchen zu trinken. Offenbar scheint es hin und wieder musikalische Acts und kulinarische Themenabende zu geben. Der junge Mann im Service glänzt durch entwaffnende Freundlichkeit, strahlt jedoch keinerlei Professionalität aus. Er wirkt komplett unbeholfen, kennt sich mit dem Angebot nicht aus, kann keine Rechnung aus der Kasse zaubern und kritzelt auf meine Bitte hin unter Mühen eine Aufstellung auf einen Notizzettel. Beim Addieren bittet er um meine Hilfe. Die namensgebende Evelyn kann ich nirgendwo entdecken. Nun gut, vielleicht befindet sich das Lokal noch im Aufbau (oder schon wieder im Abbau?). Wir kommen im nächsten Jahr gerne wieder und checken das mal….
Unglaublich, dass man so weit draussen, an den äussersten Randgebieten von Konstanz, noch auf gastronomische Überraschungen stossen kann. Mit dem Bus rumpelt man gut eine halbe Stunde bis 40 Minuten von der Innenstadt hierher und es wird zunehmend ländlicher, bäuerlicher, abgeschiedener. Da wir Dingelsdorf immer nur vom See aus, als Haltepunkt der Bodensee-Schiffahrtslinie nach Überlingen, kennen, wollen wir recht spät im Jahr, an einem 19.10., doch endlich mal die Landseite erkunden.
Dingelsdorf ist erst in den 1970er Jahren zu... mehr lesen
4.0 stars -
"Entwaffnend inszenierte Unperfektion" MinitarUnglaublich, dass man so weit draussen, an den äussersten Randgebieten von Konstanz, noch auf gastronomische Überraschungen stossen kann. Mit dem Bus rumpelt man gut eine halbe Stunde bis 40 Minuten von der Innenstadt hierher und es wird zunehmend ländlicher, bäuerlicher, abgeschiedener. Da wir Dingelsdorf immer nur vom See aus, als Haltepunkt der Bodensee-Schiffahrtslinie nach Überlingen, kennen, wollen wir recht spät im Jahr, an einem 19.10., doch endlich mal die Landseite erkunden.
Dingelsdorf ist erst in den 1970er Jahren zu
Rosenkranz Genuss ist nicht nur: Café, Backstube, attraktive Frühstücksvariationen, wechselnder Mittagstisch, saisonales Speisenangebot, sondern auch: Catering, Kochshows, Events, Präsentationen, Kochkurse, Firmenfeiern, Küchenparties… Und dies alles weit über Pfullingen hinaus, das – südlich von Reutlingen gelegen – durchaus für einen Ausflug auf die Schwäbische Alb geeignet ist (zum Beispiel zum malerischen Märchenschloss Lichtenstein).
Der Küchenmeister Bernd Rosenkranz ist ein wahrer Hansdampf in allen Gassen, hochaktiv, sehr agil und scheinbar nicht zu bremsen. Zugleich wirkt er grundehrlich und grundsolide, quasi die Inkarnation des hiesigen Schwiegermutterschwarms (Also in diesem Falle bitte nicht den deftige Speisen liebenden Schwiegervater vorbeischicken, sondern die tüchtige Schwiegermutter, die dem gerne plaudernden Koch an den Lippen hängen wird). Aber Vorsicht: das Lokal in Pfullingen hat zwar schon zu Frühstückszeiten geöffnet, schließt dafür aber wochentags um 19 Uhr und hat montags ganz die Schotten dicht. Trotz des regionalen, saisonalen und überaus authentischen Mittagstisches (zur Zeit z.B. ein Rinderbraten mit Blaukraut und Knödel oder ein Kartoffel-Lauch-Gratin) ist ein Abendessen im Pfullinger Rosenkranz nicht möglich. Schade. Aber man sollte mal darüber nachdenken, dass auch in der Gastronomie das Personal gerne familienfreundliche Arbeitszeiten hat. Nachvollziehbar.
Ich habe Rosenkranz im Rahmen einer Kochshow erlebt und durfte zwei Gerichte verkosten, die aber beide einen winzigen Exotismus-Faktor haben. Es muss also nicht immer original-schwäbische Küche sein. Der lauwarme asiatische Nudelsalat überzeugt durch eine angenehme Frische von Ingwer und Limette, wobei aber keines davon dominiert. Obwohl mir sonst die üble Seifigkeit von Koriander verhasst ist, vertrage ich die grünen, kleingeschnittenen Blätter gut, wenn sie kurz in der Pfanne angebraten wurden. Muss man sich merken. Pakchoi und Sesam harmonieren ebenfalls ganz gut mit der bissfest gekochten Pasta. Auch ein Aha-Erlebnis ist der Bananen-Tonkabohnen-Pudding zum Dessert (obwohl mir so gut wie nie der Sinn nach etwas Süssem steht und mein Lieblings-Nachtisch meistens flüssig ist). Trotz nicht besonders attraktiver, leicht gräulich-bräunlicher Farbe beeindruckt die Konsistenz, die vage an Grießspeisen erinnert und der einzigartige Geschmack, irgendwo zwischen Vanille, Marzipan und Schokolade.
Nun kann man die Rosenkranz´sche Bandbreite ein bisschen erahnen. Gerne kommt der Küchenmeister ins Plaudern und man sollte ihm dabei unbedingt zuhören, egal, ob es um simple Küchentricks oder Anekdoten aus seinen Lehr- und Wanderjahren handelt. Der Eventkalender für 2019 ist schon recht voll. Bevor bei so viel Aktionismus doch mal der Burn-out zuschlägt, sollte man unbedingt noch vor Ort die täglich frischen Speisen und Backwaren probieren oder zu einem der Kochshows oder seltenen Abendveranstaltungen unter einem besonderen jahreszeitlichen Motto (Spargel oder BBQ) auflaufen. Mit oder ohne Schwiegermutter. Kooperationen mit dem Bodensee-Weingut Aufricht (einer meiner Lieblingswinzer) oder der geschätzten Bergbrauerei aus Ehingen machen die Sache rund.
Rosenkranz Genuss ist nicht nur: Café, Backstube, attraktive Frühstücksvariationen, wechselnder Mittagstisch, saisonales Speisenangebot, sondern auch: Catering, Kochshows, Events, Präsentationen, Kochkurse, Firmenfeiern, Küchenparties… Und dies alles weit über Pfullingen hinaus, das – südlich von Reutlingen gelegen – durchaus für einen Ausflug auf die Schwäbische Alb geeignet ist (zum Beispiel zum malerischen Märchenschloss Lichtenstein).
Der Küchenmeister Bernd Rosenkranz ist ein wahrer Hansdampf in allen Gassen, hochaktiv, sehr agil und scheinbar nicht zu bremsen. Zugleich wirkt er grundehrlich und grundsolide, quasi die... mehr lesen
4.0 stars -
"Zwischen Torten und Tonkabohnen" MinitarRosenkranz Genuss ist nicht nur: Café, Backstube, attraktive Frühstücksvariationen, wechselnder Mittagstisch, saisonales Speisenangebot, sondern auch: Catering, Kochshows, Events, Präsentationen, Kochkurse, Firmenfeiern, Küchenparties… Und dies alles weit über Pfullingen hinaus, das – südlich von Reutlingen gelegen – durchaus für einen Ausflug auf die Schwäbische Alb geeignet ist (zum Beispiel zum malerischen Märchenschloss Lichtenstein).
Der Küchenmeister Bernd Rosenkranz ist ein wahrer Hansdampf in allen Gassen, hochaktiv, sehr agil und scheinbar nicht zu bremsen. Zugleich wirkt er grundehrlich und grundsolide, quasi die
Besucht am 20.11.2018Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 59 EUR
Manchmal muss erst mal wieder kulinarisch interessierter Besuch von auswärts vor der Türe stehen, damit man so manches gastronomische Schmankerl in der eigenen Heimat entdeckt. Das „Stäffele“ in der Stuttgarter Buschlestrasse liegt zumindest dermassen versteckt, dass wir selbst bei keinem Streifzug durch den Stuttgarter Westen in den letzten Jahrzehnten dort gestrandet sind. Auch so versteckt, dass offenbar mancher Taxifahrer daran scheitert (laut hiesiger Presse). Freie Parkplätze sind in dieser Gegend der Landeshauptstadt eh so selten wie ein Lottogewinn.
Glücklicherweise liegt das „Stäffele“ nicht in schwer erklimmbarer Halbhöhenlage und fordert dem Besucher keinerlei sportiven Impact ab. Zur Augustenstrasse hin versteckt es sich hinter der Lokalität „Ampulle“, hinter der schnöde Nichteingeweihte möglicherweise eine alkohlumschwängerte Beiz vermuten und daher schnell wieder umkehren (in Wirklichkeit ist die „Ampulle“ ein angesagter Dry Beef & Gin Club). Wer jetzt noch neugierig um die Ecke biegt, steht vor einem gelb getünchten Gasthaus, dessen Fassade – vor allem jetzt in der Vorweihnachtszeit – verziert ist wie ein Honigkuchenpferd: im heimeligen Lichterschein entdecken wir allerlei adventlichen Tand, rustikale Wagenräder, Tannenzweiglein, Laternen, bäuerliches Gerät. Tatsächlich gilt es hier ein Stäffele von maximal einem Dutzend Stufen bis zum Eingang zu erklimmen – und dann der volle Overkill: ein dermassen überdekoriertes, blinkendes, schillerndes, glitzerndes, rotweiss-kariert verhangenes und holzlastiges Gasthaus ruft selbst bei unserem hessischen Äppelwoi-Wirtschafts-erprobten Besucher einige Rufe des Erstaunens hervor.
Wir treffen an einem Wochentag gegen 18:30 ein, leider ohne Reservierung. Die eng möblierte und bereits gut besuchte Gaststube erscheint proppevoll, doch wir fragen artig nach drei freien Plätzen. (Achtung: Klaustrophobiker sind hier eher fehl am Platze). Der weibliche Service liebt direkte Worte, klare Ansagen, fackelt nicht lang herum und bugsiert uns an den hintersten Tisch, der leider gegen 20:00 wieder geräumt werden muss. Das heisst: keine Zeit verlieren beim Studium der Speisekarte, die lustigerweise als großformatige Papyrusrolle gereicht wird und handkalligraphiert die feinsten schwäbischen Speisen aufweist. Unser Besucher verlangt nach Spätzle oder regionalen Spezialitäten, so dass wir Kässpätzle (8,80 Euro) und Kräutersemmelknödel (12,90 Euro) bestellen, jeweils mit einem gemischten Salat (5,20 Euro) dazu. Ebenfalls attraktiv erschienen uns auch noch die handgemachten Buabaspitzle mit Apfelmus und Sauerkraut (9,90 Euro), saure Kartoffelrädle (8,40 Euro) oder Gaisburger Marsch (7,80 Euro). Weintrinker werden im „Stäffele“ mit einer feinen Auswahl regionaler Erzeugnisse beglückt, z.B. vom Weingut Graf Adelmann. Wir wählen einen herzhaften Lemberger, unser Gast ein Meisterpils von Dinkelacker Schwabenbräu (0,4 Liter für 4,30 Euro). Glücklicherweise werden hier noch die traditionellen Vierteles-Weingläser mit grünem Henkel benutzt, die manch „gehobene Gastronomie“ inzwischen ablehnt und stattdessen lieber 0,2-Liter-Gläser einsetzt und dafür noch die Preise erhöht. Wie wir nachträglich erfahren haben, ist das „Stäffele“ auch auf dem jährlichen Stuttgarter Weindorf vertreten. Da dürfte sich ein Besuch lohnen.
Die Speisen werden nach knapp einer Viertelstunde sehr frisch serviert. Die Spätzle sind hausgemacht, recht füllig und ein klein bisschen teiglastig geraten. Dass zu den Käsespätzle keine geschmälzten Zwiebeln gereicht werden, ist bedauerlich und unverständlich. Das ziseliert geschnitzte Radieschen wirkt dagegen eher wie eine Verlegenheitsgeste. Eine Pfeffermühle wird auch erst nach unserer Nachfrage gebracht. Und der etwas zu kleine Teller sieht eher aus, als ob er aus dem Geschirrschrank meiner Großtante stamme. Dafür werden die Kräutersemmelknödel im gusseisernen Pfännle serviert und von einer derart delikaten, sämigen Pilzsauce sehr grosszügig begleitet, dass man vor Freude jublieren mag. Beim eher unspektakulären Beilagensalat (viel würzige Kresse, ein bisschen Blattsalat, zwei Scheiben Gurke, etwas geraspelte Möhre) sticht der schlonzige Kartoffelsalat sehr positiv hervor.
Punkt 20 Uhr müssen wir zwar unseren Tisch räumen, finden jedoch an der gemütlichen Theke Platz – und auch schnell geselligen Anschluss. Unser hessischer Gast ist begeistert. Und wir kommen sicherlich wieder, auch wenn es nur für eine Flädlesuppe ist.
PS. Beim Verlassen des Lokals treffen wir unten auf eine begeisternd Selfies knipsende holländische Touristengruppe, die vermutlich grad zum kollektiven Maultaschenessen antritt. Mir scheint, das „Stäffele“ ist bei Auswärtigen tatsächlich bekannter als bei uns Eingeborenen.
Manchmal muss erst mal wieder kulinarisch interessierter Besuch von auswärts vor der Türe stehen, damit man so manches gastronomische Schmankerl in der eigenen Heimat entdeckt. Das „Stäffele“ in der Stuttgarter Buschlestrasse liegt zumindest dermassen versteckt, dass wir selbst bei keinem Streifzug durch den Stuttgarter Westen in den letzten Jahrzehnten dort gestrandet sind. Auch so versteckt, dass offenbar mancher Taxifahrer daran scheitert (laut hiesiger Presse). Freie Parkplätze sind in dieser Gegend der Landeshauptstadt eh so selten wie ein Lottogewinn.
Glücklicherweise... mehr lesen
4.5 stars -
"Für Weinzähne und Stäffelesrutscher" MinitarManchmal muss erst mal wieder kulinarisch interessierter Besuch von auswärts vor der Türe stehen, damit man so manches gastronomische Schmankerl in der eigenen Heimat entdeckt. Das „Stäffele“ in der Stuttgarter Buschlestrasse liegt zumindest dermassen versteckt, dass wir selbst bei keinem Streifzug durch den Stuttgarter Westen in den letzten Jahrzehnten dort gestrandet sind. Auch so versteckt, dass offenbar mancher Taxifahrer daran scheitert (laut hiesiger Presse). Freie Parkplätze sind in dieser Gegend der Landeshauptstadt eh so selten wie ein Lottogewinn.
Glücklicherweise
Besucht am 28.10.2018Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 44 EUR
Nieselige, bitterkalte Sonntage laden zu Museumsbesuchen ein – und zu einem ausgiebigen Mittagsmahl. Da die Gastronomie in Waldenbuch (Ort des Museums für Alltagskultur und des Ritter Sport Museums) quasi wegen Überfüllung geschlossen hat, weichen wir nach Plattenhardt aus, einem Teilort von Filderstadt. Die Distelklinge liegt malerisch in Waldesnähe und lockt an wärmeren Tagen mit einem schönen Biergarten unter Eichenbäumen, samt Spielplatz und Sonnenterrasse. An Tagen wie heute wird schon der kurze Weg vom Parkplatz (kostenlos und ausreichend gross) zum Eingang ein Hindernislauf zwischen Pfützen. Der Gastraum mit Fassungsvermögen von 45 Plätzen ist gegen 13 Uhr so proppevoll, dass wir sofortige Zurückweisung befürchten. Doch das wunderbare, überaus nette und sehr entgegenkommende Servicemädel macht es möglich und quetscht uns an den letzten Zweiertisch. Beweglich und gelenkig muss man schon sein, um an den Platz auf der hölzernen Sitzbank zu kommen – dafür ist es hier mollig warm und urgemütlich.
Publikum, Interieur und Speisekarte erinnern uns frappierend an Auswärtsessen in unserer Jugend: zu hohen Feiertagen, Jubiläen, Familienfeiern und Beerdigungen. Meist in gediegenen Landgasthöfen. Auch in der Distelklinge regieren dunkles Holz, Eckbänke, Dielenböden, Tischläufer. Auf der Speisekarte findet man ganz selbstverständlich saure Nierle und saure Kutteln, Rinderleber und Maultaschen, Schwarzwurst von der Alb und selbstgemachten Leberkäse – alles moderat aufgepeppt mit modernen Accessoires wie Kürbiskernbutter oder Zucchiniwürfelchen. In einer Vitrine lassen sich die hausgemachten Kuchen und Torten der Patronin bestaunen. Wer hier einen Platz ergattert hat, geht gerne nahtlos vom zünftigen Mittagessen zu Kaffee und Kuchen über. Oder gönnt sich ein Stück Träubleskuchen zum Nachtisch, so wie unsere Tischnachbarn (auch wenn man nicht auf Süsses steht, sind die konditorischen Naschwerke ein wahrer Hingucker!)
Am Sonntag wird mittags leider nur eine eingeschränkte Karte mit ca. 5 Gerichten angeboten - die werden dann aber küchenfrisch und ultraschnell auf den Tisch gebracht. Mit etwas Verhandlungsgeschick und einem netten Lächeln sind jedoch kleine Veränderungen oder Ergänzungen durchaus möglich. Zumal sich unser Servicemädel vor Freundlichkeit fast überschlägt und alle Sonderwünsche ruckzuck sehr positiv mit der Küche abklärt. Wir wählen eine kräftige schwäbische Rinderbrühe mit Gemüsebrätnocken (5,20 Euro) – dunkel, würzig, hocharomatisch. Von den vier kleinen Nocken hätten es gerne mehr sein dürfen… Beim Hauptgang lässt sich der angebotene Gemischte Braten sortenrein zum Rinderbraten umdiskutieren, dazu gibt es hausgemachte Weizen-Dinkel-Spätzle und einen kleinen Beilagensalat (15,50 Euro). Grossartig! Die Spätzle sind mit gerösteten Semmelbröseln verfeinert, wie seinerzeit beim Sonntagsessen bei meiner Oma. Anstandslos wird in einer kleinen Sauciere noch mal Extrabratensauce nachgereicht. Sehr fein auch die Käsespätzle mit Beilagensalat (11,90 Euro), allerdings etwas zu soft geraten. Der Bergkäse schlägt vom Geschmack leider nicht ganz durch. Auf Wunsch wird schnell eine Pfeffermühle nachgereicht. Der kleine Beilagensalat (leider ohne Kartoffelsalat, der hier sicherlich 1a gewesen wäre) überzeugt durch knackige Frische und ganz fein gestiftelten weissen Rettich und wunderbar erdige Möhre, dazu ein absolut dezentes Dressing. Wir trinken zum Essen ein süffiges, leichtes Berg Herbstgold von der Ehinger Bergbrauerei (3,90 Euro für den halben Liter), das nur von Ende August bis Ende Oktober ausgeschenkt wird – und nach dem Essen einen Jungfraubirnenbrand von der Owener Destillerie Rabel (4,90 Euro). (Achtung, die Birne ist nicht jungfräulich, sondern stammt von alten Streuobstwiesen auf der Alb).
Was den Service angeht, fühlen wir uns hier umsorgt wie bei der eigenen Verwandtschaft. Das Essen steht nach einer Viertelstunde auf dem Tisch. Kleine Zusatzwünsche werden sofortigst erfüllt, kaum dass wir sie auch nur geäussert haben. Wie mir Kollegen aus der Gegend erzählt haben, wird die Distelklinge nun schon in dritter Generation familiengeführt – das Team ist gut eingespielt und harmoniert bestens. Die Gäste kommen hauptsächlich aus dem Ort oder den umliegenden Gemeinden. Man kennt sich - fremdelt aber auch nicht mit Neuzugängen.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist erstklassig. Wer seine Zweifel hat, tut gut daran, das auf die Gaststubenwand kalligraphierte Gedicht zu transkribieren:
Wer nicht trinkt und nicht raucht
und den Mädchen nichts kauft
und trotzdem hat kein Geld
- was tut auch der auf der Welt?
Nieselige, bitterkalte Sonntage laden zu Museumsbesuchen ein – und zu einem ausgiebigen Mittagsmahl. Da die Gastronomie in Waldenbuch (Ort des Museums für Alltagskultur und des Ritter Sport Museums) quasi wegen Überfüllung geschlossen hat, weichen wir nach Plattenhardt aus, einem Teilort von Filderstadt. Die Distelklinge liegt malerisch in Waldesnähe und lockt an wärmeren Tagen mit einem schönen Biergarten unter Eichenbäumen, samt Spielplatz und Sonnenterrasse. An Tagen wie heute wird schon der kurze Weg vom Parkplatz (kostenlos und ausreichend gross) zum Eingang... mehr lesen
Waldschänke zur Distelklinge
Waldschänke zur Distelklinge€-€€€Gasthaus, Biergarten0711771438Distelklinge 3, 70794 Filderstadt
4.5 stars -
"Wer nicht trinkt und nicht raucht" MinitarNieselige, bitterkalte Sonntage laden zu Museumsbesuchen ein – und zu einem ausgiebigen Mittagsmahl. Da die Gastronomie in Waldenbuch (Ort des Museums für Alltagskultur und des Ritter Sport Museums) quasi wegen Überfüllung geschlossen hat, weichen wir nach Plattenhardt aus, einem Teilort von Filderstadt. Die Distelklinge liegt malerisch in Waldesnähe und lockt an wärmeren Tagen mit einem schönen Biergarten unter Eichenbäumen, samt Spielplatz und Sonnenterrasse. An Tagen wie heute wird schon der kurze Weg vom Parkplatz (kostenlos und ausreichend gross) zum Eingang
Besucht am 11.10.2018Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 17 EUR
Heute aus Zeitmangel nur mal eine kurze, stichwortartige Zusammenstellung und Bewertung (Prosa gibt’s ein anderes Mal wieder):
· Dritte Brauhaus-Destination der familiengeführten Traditionsbrauerei Schönbuch Bräu (nach Böblingen und Stuttgart)
· Corporate-Identity-gerecht gleichen sich Konzept, Inneneinrichtung und Speisekarte ganz verdächtig
· Mit diesem Pfund kann jedoch der Calwer Standort wuchern: die sonnige Aussenterrasse fasst fast 200 Personen und schwebt spektakulär über dem Flüsschen Nagold. Höchstbeliebt und zur Mittagszeit schnell vollbesetzt! Mein Tipp: möglichst noch vor High Noon einen Tisch belegen.
· Dem riesigen, beeindruckenden Gastraum ist die Historie noch anzusehen (ehemalige Turnhalle). Alles tipptopp restauriert, solide möbliert.
· Im Service: sportliche, durchtrainierte, nervenstarke und durchhaltefähige junge Männer, denen auch bei vollem Haus nicht die Birne durchbrennt. Chapeau! Dabei immer noch auskunftsfreudig und gleichbleibend freundlich.
· Die Speisekarte: allseits gefällige und massenkompatible Brauhauskost (Zwiebelrostbraten, Rinderroulade, Linsen und Spätzle, Wurstsalat, Maultaschen). Nichts mit Ecken und Kanten, nichts kräftig gewürzt oder mit aussergewöhnlichen Zutaten kredenzt. Alles auf Mainstream gebürstet – und dadurch auch ziemlich erfolgreich, da scheinbar alle glücklich werden. Durch diese Mutlosigkeit werden die Speisen leider auch langweilig und mittelmässig, trotz optisch perfektem Aussehen. Aber man kann hierher selbst die Schwiegermutter problemlos ausführen. Und keiner muss bei diesen Portionen wieder hungrig aufstehen.
· Die Getränkekarte: natürlich das Angebot der Schönbuch Brauerei, nebst zahlreichen Softdrinks, Weinen und Hochprozentigem. Auch Unsägliches wie Cola-Weizen oder Bananen-Weizen wird ausgeschenkt. Der Hit für Gruppen: Ein Fass zum Sebstzapfen am Tisch (67 Euro für 10-Liter-Fass Schönbuch Pils oder Weizen).
· Kurze Wartezeiten bei Speisen und Getränken – bis zur Rechnung musste ich allerdings extrem lange ausharren
· Terrasse und Gastraum sind komplett ebenerdig ausgebaut (inklusive Toiletten) und dadurch barrierefrei und behindertengerecht.
· Prima Ausflugslokal, auch für ein schnelles Mittagessen geeignet (günstige Tageskarte mit mehreren Gerichten – gilt täglich, ausser feiertags, von 11.30 Uhr bis 17.00 Uhr!!) Fahrradstellplätze und E-Bike-Ladestation ganz in der Nähe, schliesslich liegt das Lokal am Nagoldtalradweg.
Heute aus Zeitmangel nur mal eine kurze, stichwortartige Zusammenstellung und Bewertung (Prosa gibt’s ein anderes Mal wieder):
· Dritte Brauhaus-Destination der familiengeführten Traditionsbrauerei Schönbuch Bräu (nach Böblingen und Stuttgart)
· Corporate-Identity-gerecht gleichen sich Konzept, Inneneinrichtung und Speisekarte ganz verdächtig
· Mit diesem Pfund kann jedoch der Calwer Standort wuchern: die sonnige Aussenterrasse fasst fast 200 Personen und schwebt spektakulär über dem Flüsschen Nagold. Höchstbeliebt und zur Mittagszeit schnell vollbesetzt! Mein Tipp: möglichst noch vor High Noon einen Tisch belegen.
· Dem... mehr lesen
Brauhaus Schönbuch
Brauhaus Schönbuch€-€€€Restaurant, Biergarten, Brauhaus070519663280Auf dem Brühl 1, 75365 Calw
4.0 stars -
"Gefällige Gerichte, flinker Service, traumhaft schöne Terrasse" MinitarHeute aus Zeitmangel nur mal eine kurze, stichwortartige Zusammenstellung und Bewertung (Prosa gibt’s ein anderes Mal wieder):
· Dritte Brauhaus-Destination der familiengeführten Traditionsbrauerei Schönbuch Bräu (nach Böblingen und Stuttgart)
· Corporate-Identity-gerecht gleichen sich Konzept, Inneneinrichtung und Speisekarte ganz verdächtig
· Mit diesem Pfund kann jedoch der Calwer Standort wuchern: die sonnige Aussenterrasse fasst fast 200 Personen und schwebt spektakulär über dem Flüsschen Nagold. Höchstbeliebt und zur Mittagszeit schnell vollbesetzt! Mein Tipp: möglichst noch vor High Noon einen Tisch belegen.
· Dem
Besucht am 07.10.2018Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 63 EUR
Das oberschwäbische Bad Saulgau ist – gastronomisch gesehen – immer noch die terra incognita für uns, obwohl dort gute Freunde wohnen (die aber selbst hervorragend kochen). Grund genug, um am vergangenen Wochenende mal auf ein Auswärtsessen zu bestehen. Unsere erste Wahl hat allerdings sonntags geschlossen, so dass wir auf weitere Empfehlungen zurückgreifen müssen. Das „Haus am Markt“ scheint gemeinhin einen guten Ruf zu haben, vor allem was herzhafte, bodenständige, traditionelle Küche angeht.
In einem denkmalgeschützten und stilvoll herausgeputzten Fachwerkgebäude (mit ochsenblutfarbenem Gebälk) befindet sich ein elegant eingerichtetes Restaurant, in dem verschiedene Farbschattierungen zwischen Schwarz, Weiss und Anthrazit vorherrschen. Auf mich wirkt das gespielt-pompöse Mobiliar mit plüschiger Bestuhlung und ausladenden Lüstern allerdings etwas zu aufgesetzt und künstlich. Im Obergeschoss bietet ein eher rustikal gehaltener Saal mit Butzenscheiben und Holzmöbeln genügend Platz für Familienfeiern und Firmenevents. Bei bestem, fast schon hochsommerlichem Herbstwetter sollte man aber unbedingt die Terrasse nutzen. Hier kann man zwischen Olivenbäumchen und mediterranen Gewächsen bequem auf Pseudo-Korbmöbeln sitzen und dem Treiben am Marktplatz zuschauen. Wir sind zur besten Mittagsessenszeit zwar noch die ersten Gäste, locken dann aber durch unsere pure Anwesenheit einen wahren Pulk von Nachfolgern an: erst ein amerikanisches Touristenpaar, dann eine größere Gruppe von Radfahrern, schließlich weitere Sonnenhungrige. Letztendlich muss man sagen: die Bedienung kommt kaum mit, hinkt der Nachfrage ziemlich hinterher, ist rettungslos überfordert und liefert einen katastrophalen Service ab. Erst einmal zeigt sich für geraume Zeit gar niemand, so dass wir uns selbst zwei Speisekarten organisieren. Als nach langer Wartezeit und schon gut gefüllter Terrasse endlich der Service auftaucht, nimmt der Tisch für Tisch nacheinander erst mal alle Bestellungen auf. Das dauert ewig. Wir vermelden zwar, dass wir zuerst hier waren und auch schon unsere kompletten Wünsche beisammen hätten, doch das wir gemächlich ignoriert.
Nun aber erst mal zum Speisenangebot. Ein Großteil der Speisen trägt das „Schmeck-den-Süden-Siegel“, auf der Karte gekennzeichnet durch einen stilisierten Löwen. Soll für regionale Küche stehen, was großzügig interpretierbar ist. Die im Internet beworbene Empfehlungskarte mit dem Fokus auf Galloway-Fleisch (das aus dem Betrieb der Familie Zimmerer in Saulgau stammt) finden wir vor Ort leider nicht vor. Schade. Ein Galloway-Rinderrauchfleisch mit Apfel-Zwiebelgsälz oder geschnetzelte Leber, Niere und Herz vom Bad Saulgauer Gallowayrind mit Röstkartoffeln wäre hochinteressant gewesen.
Stattdessen entscheiden wir uns sehr bescheiden für Maultaschen, einmal traditionell mit Kartoffelsalat und Bratensoße (13,90 Euro) und einmal als Kartoffel-Spinat-Maultaschen auf Rahmchampignons (12,90 Euro). Dazu Goldener Ochsen Kellerbier aus Ulm (3,50 Euro für den halben Liter), alkoholfreies Farny Hefeweizen aus dem Allgäu (3,50 Euro für den halben Liter) und reichlich hausgemachte Limo (4,50 Euro für den halben Liter). Wohlweislich bestellen wir alles schon mal komplett zusammen. Nach einer Viertelstunde wird erst mal der Beilagensalat unseres Nebensitzers ausgeliefert. Dann kommt sehr, sehr lange gar nichts. Nachdem der Salat vertilgt ist, wird die Limo serviert – mit einer Wespe, die gerade um ihr Leben kämpft. Das kümmert die Bedienung wenig. Nach einer weiteren endlos erscheinenden Pause kommen sämtliche bestellten Maultaschen aller Gäste auf einmal. Der Service klappert damit planlos die Tische ab, macht auch im Innenraum die große Runde. Meine Zurufe werden ignoriert. Als mich meine Portion nach Umwegen schließlich erreicht, ist die Hälfte kalt. Inzwischen sind 45 Minuten nach unserer Bestellung vergangen. Auf unsere Beschwerden reagiert die gestresste Bedienung nur mit dem Ausruf „Heideblitz“ – was auch immer das bedeuten mag.
Kurz noch ein paar Worte zu den Maultaschen: pro Portion handelt es sich nur um eine einzige Maultasche, die jedoch großzügig in drei Teile aufgeschnitten wird, so dass sehr schön das satte, sorgsam aufgerollte Innenleben sichtbar ist. Optisch erstklassig! Die Kartoffel-Spinat-Variante ist zwar etwas trocken geraten, wird durch die Champignonsauce jedoch gelungen aufgewertet. Die klassische Version glänzt durch ein großzügiges Topping von saftigen Schmelzzwiebeln und einem ordentlichen Kartoffelsalat, der allerdings etwas arg sparsam ausgegeben wurde. Beide Ausführungen sind sehr lecker geraten, machen jedoch nicht unbedingt satt.
Bedauerliches Fazit: der katastrophale, ignorante, vollkommen überforderte Service hat uns leider jeglichen Genuss vermiest, so dass wir sicherlich blind für die positiven Punkte waren.
Das oberschwäbische Bad Saulgau ist – gastronomisch gesehen – immer noch die terra incognita für uns, obwohl dort gute Freunde wohnen (die aber selbst hervorragend kochen). Grund genug, um am vergangenen Wochenende mal auf ein Auswärtsessen zu bestehen. Unsere erste Wahl hat allerdings sonntags geschlossen, so dass wir auf weitere Empfehlungen zurückgreifen müssen. Das „Haus am Markt“ scheint gemeinhin einen guten Ruf zu haben, vor allem was herzhafte, bodenständige, traditionelle Küche angeht.
In einem denkmalgeschützten und stilvoll herausgeputzten Fachwerkgebäude... mehr lesen
Haus am Markt
Haus am Markt€-€€€Restaurant075815275275Marktplatz 1, 88348 Bad Saulgau
3.0 stars -
"Vollkommen überforderter Service" MinitarDas oberschwäbische Bad Saulgau ist – gastronomisch gesehen – immer noch die terra incognita für uns, obwohl dort gute Freunde wohnen (die aber selbst hervorragend kochen). Grund genug, um am vergangenen Wochenende mal auf ein Auswärtsessen zu bestehen. Unsere erste Wahl hat allerdings sonntags geschlossen, so dass wir auf weitere Empfehlungen zurückgreifen müssen. Das „Haus am Markt“ scheint gemeinhin einen guten Ruf zu haben, vor allem was herzhafte, bodenständige, traditionelle Küche angeht.
In einem denkmalgeschützten und stilvoll herausgeputzten Fachwerkgebäude
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Beim Eintreten durch die Vordertür, die - ironisch unterlegt - das Läuten einer alpenländischen Kuhglocke auslöst, die freudige Überraschung: hier hat ein begabter Innenarchitekt gekonnt das Beste aus dem kleinen Raum herausgeholt: schlichte, dunkelgraue Bodenfliesen, fachmännische Holzeinbauten, rund umlaufende schmale Sitzbänke mit bunten Filzsitzkissen, davor kleine Tischlein und Hocker, ein Tresen mit viel professionellem Gerät, genügend Licht durch die Frontverglasung und kleine Seitenfenster. Das hiesige Getränke- und Essensangebot lässt sich auf mehreren Schiefertafeln ablesen: eine sehr elaborierte Kaffeeauswahl, 4-5 verschiedene Weinsorten, ein paar Softdrinks, Craft Beer und wenige, meist süsse Snacks und Kuchen, wie z.B. Stefans selbst gebackener Apfelkuchen oder ein veganer Bananenkuchen. Bestellt und bezahlt wird an der Theke, die Getränke empfängt man dann am Tisch.
Wer Konzept und Ausrichtung des Lokals nicht kennt, wird sich jetzt erst einmal orientieren müssen. Hinter der Theke stehen zwei Herren (offenbar die Chefs), die mahlen, aufbrühen, einschenken, servieren, abtragen, beraten, bedienen, erläutern und bekehren. Alles sehr professionell und gekonnt und geübt. Wer hier nur schnell mal eine Tasse Wachmacherkaffee haben möchte, erntet eventuell missbilligende Blicke und ist besser im Bahnhofscafé oder bei McDonalds bedient. Hier haben ganz klar zwei Genussgüter den Vorrang: Kaffee und Wein. Und um beides wird ziemlich viel Bohei betrieben. Dem Aushang kann man die gerade sich im Ausschank befindenden Kaffeesorten (manche aus der Hausrösterei, manche von sogenannten Gaströstern), samt Herkunftsland, Charakteristik und Zubereitungsmöglichkeiten, sowie Darreichungsform entnehmen. Die gedachte Matrix ergibt x verschiedene Möglichkeiten. Pikanterweise ist jedoch nicht jede Kaffeesorte für jede Zubereitungsmöglichkeit geeignet, manches ist gar vergriffen oder wird von den Barista-Herren nicht unterstützt. Wer aus zahlreichen Weindegustationen über viele Jahre hinweg glaubt, sich ein kleines Geschmackssensorium erarbeitet zu haben, kann hier jedoch kläglich scheitern und sollte sich lieber bescheiden zurückhalten. Mein ursprünglich anvisierter Kaffee aus El Salvator, der offenbar Nuss- und Nougataromen gehabt hätte, scheint vergriffen zu sein. Eine Alternativsorte, die mit einem Geschmack nach Tomate (??) beworben wird, erscheint mir nicht passend. So ergeben sich mühsame Diskussionen mit den Herren hinter der Theke, denen ich tatsächlich nicht ganz folgen kann. Unter gewissen Mühe setze ich mich für eine Sorte aus Äthiopien durch, die ich mir im traditionellen Filterverfahren aufgebrüht wünsche. Schmeckt dann auch wunderbar und kann sogar ohne Milch genossen werden. Die Aromen nach Passionsfrüchten und Limette kann mein offenbar tauber, abgestumpfter Gaumen allerdings nicht mal in Ansätzen wahrnehmen. Neben normaler Kuhmilch wird hier übrigens, gegen Aufpreis, auch Soja- und Hafermilch angeboten. Allerdings wird um das Thema Kaffee für meinen Geschmack zu viel Klimbim inszeniert.
Einfacher wird es beim Wein. Wir wählen 0,1 Liter Riesling aus Konz – prickelnd, fruchtig und kaum säurehaltig. Dass diese Edition den Titel „es zappelt“ trägt, kann gut nachvollzogen werden. Sehr angenehme, nette Geste: zu jedem Glas ausgeschenkten Wein wird die Flasche mit auf den Tisch gestellt, so dass man noch mal das Etikett und alle Zusatzinformationen studieren kann. Einige Reiseführer als Ansichtsexemplare liegen ebenso aus wie Flyer zum Kurs- und Barista-Angebot des Hauses. Bezahlt wird, wie gesagt, direkt am Tresen. Da ich nirgendwo eine altmodische Kasse oder einen Drucker gesehen habe, hat sich mein Wunsch nach einem Beleg erübrigt. 4,20 Euro hat mein filtergebrühter Kaffee gekostet, der Wein nicht viel weniger.
Das kleine Lokal ist extrem gut besucht: sowohl von Grossfamilien samt Kindern und Hund, wie auch von Paaren, Freunden und Singles. In den Sommermonaten kann man auch draussen sitzen. Ein exquisites Eisangebot der Konstanzer Manufaktur Anelu kommt dann besonders gut an. Das Lokal ist bis hin zur winzigen Toilette ebenerdig und barrierefrei zugänglich, sehr gepflegt und tiptop sauber.