Besucht am 07.03.20192 Personen
Rechnungsbetrag: 14 EUR
Kaum ist die Grenze zum Frankenland überschritten, setzt bei manch einem unermesslicher Wurstdurst (und Bierhunger) ein. So gehört der Besuch bestimmter gastronomischer Einrichtungen schon geradezu zum rituellen Brauch. Daher führt der Weg in Nürnberg immer erst mal in das kleine, enge Lokal „Wurstdurst“ in der Luitpoldstrasse. Vom Hauptbahnhof aus sind das grade mal 400 Meter zu Fuss, die man am besten durch den Handwerkerhof und die Klarissengasse schlendert. Das quirlige Altstadtquartier rund um die Luitpoldstrase entwickelt sich zur Zeit vom schmuddeligen Rotlichtdistrikt von einst zum spannenden Genussviertel. Wer 2 oder 3 Jahre nicht hier war, wird schwer ins Staunen kommen…
Aber „Wurstdurst“ bleibt sich treu. Kenner sind sich einig, dass hier die beste Currywurst ausserhalb von Berlin angeboten wird. Ich möchte hinzufügen: auch die kreativsten Interpretationen. Denn die Kombination macht´s. Und da kann (ja, muss sogar!) jeder Gast seinen eigenen Geschmack ausleben.
Prämisse Nr. 1: Es herrscht Selbstbedienung. Prämisse Nr. 2: Es herrscht ein fränkisch-freundlicher Umgangston, den nur Fremde aufgrund der vielen harsch rollenden Rs als ruppig empfinden können. Prämisse Nr. 3: Wer seine Bestellung aufgibt, sollte sich schon vorher die gewünschte Kombination gedanklich bereitgelegt haben und nicht erst ins Überlegen kommen.
Zuerst gilt es, sich für eine Wurst zu entscheiden. Zur Auswahl stehen: Berliner mit und ohne Haut, Krakauer, Bratwurst und Rindswurst. Danach sollte man den gewünschten Dip benennen. Auf einer Schiefertafel über der Theke hängen die aktuellen Kreationen, von denen manche recht exotisch anmuten, zum Beispiel Curry-Mango, Guacamole, Pflaumen-Ketchup, Samurai Mayo mit Chilli. Nur Mut! Dazu gibt es sogenannte „belgische“ Fritten, die allein schon eine Mahlzeit ersetzen könnten und selbst Pommes-Degutanten absolut überzeugen werden: grosse, grobe, von Hand geschnittene Scheiben, aussen kross, innen herzhaft sämig-sättigend. Getränke nimmt man sich selbst aus dem Kühlschrank: entweder die koffeinträchtige Fritz-Kola (mit oder ohne Zucker) oder Mate oder eines der Kultbiere (z.B. von Schanzenbräu oder das bei Mahrs gebraute Wurstdurst-Bier). Pro Bestellung wird ein kleines gelbes Zettelchen mit Nummer ausgegeben.
Vertilgt wird der ganze Spass entweder im winzig-engen Lokal oder im „Biergarten“ vor der Türe. Da hockt man auf Bierbänken (teilweise mit Rückenlehne!) oder auf Fritz-Kola-Kisten an Holztischen und kommt ganz schnell mit dem Nebensitzer ins Gespräch. Und erfährt so noch manche Ausgeh- und Einkaufstipps. Meine aktuellen Essensfavoriten bei meinem letzten Besuch Anfang März sind: Berliner ohne Pelle (von samtiger Konsistenz) mit scharfer Pfeffersauce (erst vollmundig rund am Gaumen, dann leicht prickelnd im Abgang) für 6 Euro, dazu eine Portion Fritten mit gemüsig-frischer Guacamole (läuft wie geschlagene Sahne runter) für 3,50 Euro. Achtung: die pistazienfarbene Sauce hinterlässt beachtliche Spuren auf hellen Oberteilen. Denn mit den Dipps wird nicht gespart und beherzt grosszügig umgegangen. Wer das Balancieren mit den kleinen Holzgäbelchen nicht beherrscht, verliert die Hälfte auf dem Weg zum Mund.
Das „Wurstdurst“ ist bequem ebenerdig erreichbar und kann somit wohl als barrierefrei gelten. Im hinteren Bereich scheint es Toiletten zu geben, die ich aber noch nie genutzt habe. Wer sich in finanzielle Nöte futtert, findet links vom Lokal gleich einen Bankomaten. Und nur wenige Meter rechts liegt das recht neue, im shabby Chic eingerichtete „Bruderherz“, wo man ganz formidabel übernachten kann. Denn freitags und samstags hat „Wurstdurst“ bis tief in die Nacht hinein geöffnet. Da kann man schon mal versacken… Offenbar hat „Wurstdurst“ vor kurzem noch einen Foodtruck lanciert, wo exakt dasselbe Angebot noch einmal auf Reisen geht, zum Beispiel auf den Uni-Campus oder ins Industriegebiet. Wer es also nicht ins ehemalige Rotlichtdistrikt schafft, kann auch sonst ruhig mal die Augen offen halten.
Kaum ist die Grenze zum Frankenland überschritten, setzt bei manch einem unermesslicher Wurstdurst (und Bierhunger) ein. So gehört der Besuch bestimmter gastronomischer Einrichtungen schon geradezu zum rituellen Brauch. Daher führt der Weg in Nürnberg immer erst mal in das kleine, enge Lokal „Wurstdurst“ in der Luitpoldstrasse. Vom Hauptbahnhof aus sind das grade mal 400 Meter zu Fuss, die man am besten durch den Handwerkerhof und die Klarissengasse schlendert. Das quirlige Altstadtquartier rund um die Luitpoldstrase entwickelt sich zur Zeit vom... mehr lesen
4.0 stars -
"Die (Neu-)Erfindung der Currywurst" MinitarKaum ist die Grenze zum Frankenland überschritten, setzt bei manch einem unermesslicher Wurstdurst (und Bierhunger) ein. So gehört der Besuch bestimmter gastronomischer Einrichtungen schon geradezu zum rituellen Brauch. Daher führt der Weg in Nürnberg immer erst mal in das kleine, enge Lokal „Wurstdurst“ in der Luitpoldstrasse. Vom Hauptbahnhof aus sind das grade mal 400 Meter zu Fuss, die man am besten durch den Handwerkerhof und die Klarissengasse schlendert. Das quirlige Altstadtquartier rund um die Luitpoldstrase entwickelt sich zur Zeit vom
Besucht am 09.03.20191 Personen
Rechnungsbetrag: 14 EUR
Kein Regensburg-Besuch ohne einen Abstecher in die Wurstküche! Seit offenbar gut 850 Jahren floriert dieser traditionsreiche Würstel-Imbiss mit sensationellem Donaublick. Und egal, wie schlecht das Wetter ist und wie erledigt man vom stundenlangen Gehen auf dem hiesigen Kopfsteinpflaster ist: man sollte an den Holzbänken am Flussufer Platz nehmen, mit Blick auf die Steinerne Brücke einerseits und die Altstadt samt Dom andererseits. Einziger Hinderungsgrund: Hochwasser. Ab 10 Uhr vormittags ist „eingedeckt“: auf dem Tisch steht süsser Senf und ein Körbchen mit Backwaren, meist Brezen und Kipferl (1,00 Euro das Stück) oder Brötchen der Bäckerei Schwarzer. Die Bratwürste werden in der historischen Wurstkuchl sehr zünftig auf dem Holzkohlegrill gegart, dazu gibt es selbstgemachtes Fasskraut. Die kross gebratenen Würstel gibt es in den Abstufungen 6/8/10/12 Stück, je nach Appetit und Hunger. Das schmeckte seinerzeit sicherlich schon den Arbeitern, die am Regensburger Dom und an der Steinernen Brücke schufteten.
Wenn man sich nicht gerade eine Wurst im Weckerl („to go“) bestellt, wird man am Tisch tatsächlich bedient. Nichtsdestotrotz drängen sich um den kleinen Zugang zur Wurstkuchl immer einige neugierige Schaulustige, die unbedingt einen Blick auf die Zubereitung erhaschen wollen. Wer abgebrühter und erfahrener ist, harrt einfach am Tisch der kommenden Dinge. Kann schon mal dauern. In meinem Falle so lange, dass die dürftige Sonne schon hinter der malerischen Altstadt-Skyline verschwunden ist, bis das Essen endlich kommt. Aber siehe da: vollkommen unproblematisch kann man damit in die Schenke umziehen, die im Brückenhaus der Steinernen Brücke untergebracht ist. Nett mit altem Holzmobiliar ausstaffiert, mit weissen Tischdecken und freundlichem Tischschmuck aufgehübscht, an französische Bistros oder mediterrane Tavernen erinnernd. Dazu moderne Graphik und Zeichnungen an den Wänden. Das Servicepersonal ist ungeheuer freundlich und zuvorkommend, fragt unzählige Male, ob alles noch passt (ja, schon – nur bald mein Hosenbund nicht mehr) und bringt mir artig noch eine Stoffserviette. Allzu lange kann man jedoch auch in der Schänke nicht verweilen. Denn, ganz grosses Manko: die Wurstkuchl schliesst im Winterhalbjahr im 18 Uhr. Im Sommer lediglich eine Stunde später. Auch bedauerlich: die Toiletten hinter dem Lokal hat man mit den Besuchern des Welterbe-Museums und mit „Laufkundschaft“ zu teilen. Es herrscht Enge und ständige Überfülltheit. Und nicht immer ist die Örtlichkeit in einem guten, gepflegten Zustand.
Wer sich übrigens bei einem Regensburg-Besuch schon mit Würstelchen übergessen hat, kann in der Wurstkuchl durchaus auch mal Alternativen probieren. Sehr sättigend und schmackhaft ist die hiesige Kartoffelsuppe nach altem Rezept (4,00 Euro), Bei meinem letzten Besuch gab es auch Gemüse vom Grill mit Süsskartoffeln und einem zitronigen Sauerrahm-Dip (8,50 Euro). In der Schenke wird auch Kuchen vom Büffet (3,50 Euro pro Stück) angeboten. Zu den Würstl trinkt man am besten Biere der Brauerei Jacob aus Bodenwöhr (empfehlenswert das Weissbier). Bei den ebenfalls angebotenen Weinen schrecken schon die horrenden Preise von 7 Euro pro Viertelesglas ab. Bei meinem letzten Besuch habe ich wunderlicherweise erlebt, dass es toleriert wird, dass eine angeschickerte Mädchentruppe (beim Junggesellinnenabschied?) selbst mitgebrachte Prosecco-Plörre aus Dosen trinkt. Die Sitten verlottern zusehends.
Die historische Wurstkuchl liegt direkt am Donauufer, etwa 700 Meter vom Hauptbahnhof entfernt, aber auch mit mehreren Buslinien erreichbar. Am besten man kommt zu Fuss oder mit dem Radl. Parkplätze findet man hier eher nicht. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann viele Produkte der Wurstküche auch online im Shop bestellen: eingedoste Bratwürstel und Kartoffelsuppe, süsser Senf im Glas, herzhaftes Sauerkraut. Oder man kommt einfach immer wieder. Ein paar hundert Jahre hin oder her sind hier ja kein Thema.
Kein Regensburg-Besuch ohne einen Abstecher in die Wurstküche! Seit offenbar gut 850 Jahren floriert dieser traditionsreiche Würstel-Imbiss mit sensationellem Donaublick. Und egal, wie schlecht das Wetter ist und wie erledigt man vom stundenlangen Gehen auf dem hiesigen Kopfsteinpflaster ist: man sollte an den Holzbänken am Flussufer Platz nehmen, mit Blick auf die Steinerne Brücke einerseits und die Altstadt samt Dom andererseits. Einziger Hinderungsgrund: Hochwasser. Ab 10 Uhr vormittags ist „eingedeckt“: auf dem Tisch steht süsser Senf und ein Körbchen mit... mehr lesen
Wurstkuchl
Wurstkuchl€-€€€Wirtshaus0941466210Thundorfer Str. 3, 93047 Regensburg
4.0 stars -
"Kultige Kuchl am Weltkulturerbe" MinitarKein Regensburg-Besuch ohne einen Abstecher in die Wurstküche! Seit offenbar gut 850 Jahren floriert dieser traditionsreiche Würstel-Imbiss mit sensationellem Donaublick. Und egal, wie schlecht das Wetter ist und wie erledigt man vom stundenlangen Gehen auf dem hiesigen Kopfsteinpflaster ist: man sollte an den Holzbänken am Flussufer Platz nehmen, mit Blick auf die Steinerne Brücke einerseits und die Altstadt samt Dom andererseits. Einziger Hinderungsgrund: Hochwasser. Ab 10 Uhr vormittags ist „eingedeckt“: auf dem Tisch steht süsser Senf und ein Körbchen mit
Geschrieben am 01.03.2019 2019-03-01| Aktualisiert am
03.03.2019
Besucht am 18.02.20181 Personen
Rechnungsbetrag: 10 EUR
Jedes Mal, wenn ich vom Stuttgarter Flughafen aus fliege, lande ich unweigerlich in diesem Bistro – obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste. Das AIR by Wöllhaf (ein unnötig gestelzter Name, der sich aber noch erklären lässt) liegt im Sicherheitsbereich des Terminal 1 in Ebene 3, direkt hinter dem Check-In. Mancher Reisende dürfte von den Sicherheitsvorkehrungen und -überprüfungen dermassen gestresst und unterzuckert sein, dass er hier erst mal zu neuen Kräften kommen muss. Manch andere unterdrücken ihre aufkeimende Flugangst mit den ersten Bierchen. Und wer mitten in der Nacht aufgestanden ist, braucht dringend einen kräftigen Koffeinschub.
Ich selbst bekomme beim Reisen immer mächtig Appetit, da hilft auch kein eingepacktes Vesper. Daher ist ein Besuch im AIR geradezu vorprogrammiert. In den vergangenen Jahren scheint sich das Unternehmen Wöllhaf fast die ganzen gastronomischen Einrichtungen des Stuttgarter Flughafen geradezu monopolistisch unter die Nägel gerissen zu haben: Red Baron, Leysieffer, Restaurant Top Air und – als vermutlich jüngstes Kind - nun auch das Bistro AIR. Die Angebote scheinen gleichermassen international wie austauschbar zu sein. Das Personal ist es ebenso. Vorwürfe kann man eigentlich niemandem machen, denn wer erwartet schon auf einem Flughafen regionale oder gar originelle Küche?
Trotz des durchgehenden grossen Andrangs bemüht sich das AIR um Sauberkeit, ein proper präsentiertes Angebot und schnelle Bedienung – auch wenn nicht immer allen Faktoren gerecht werden kann. Das Selbstbedienungslokal überzeugt durch Helligkeit, Transparenz und einer lichten Atmosphäre, ist doch eine Seite komplett verglast. Eine der grössten Pluspunkte ist wohl der direkte Blick aufs Rollfeld. Wer einen der begehrten, bequemen Sitzplätze am Fenster ergattern kann, würde hier am liebsten stundenlang die startenden und landenden Maschinen beobachten.
Das AIR hat vermutlich rund um die Uhr geöffnet. Bei meinem letzten Besuch vor zwei Wochen waren an einem späten Vormittag zwei Selbstbedienungsschalter besetzt, vor denen sich bereits längere Schlangen gebildet haben. Das Speisen- und Getränkeangebot kann in den verglasten Vitrinen begutachtet werden, die Preise hängen grösstenteils auf dunklen Pseudo-Schiefertafeln aus. Das kulinarische Angebot umfasst hauptsächlich belegte Brötchen in jeglicher Ausführung (Baguettes, Fladen, Laugengebäck, Croissants), süsse Teilchen, Salate, vegetarische Speisen, Kaltgetränke jeglicher Couleur, diverse Tee- und Kaffeespezialitäten, alkoholische Getränke etc. pp. Die Präsentation ist proper und sehr ansehnlich, man legt grossen Wert auf optische Attraktivität.
Je nach Verständigungsschwierigkeiten und Entscheidungsfindungen der Vordermänner kann sich die Wartezeit in den Schlangen ziemlich ausdehnen. Das Personal agiert mit höflicher Professionalität und langem Atem. In meinem Falle durfte ich mir gut 10 Minuten die Füsse platt stehen. Meine Wahl beim letzten Besuch fiel auf einen grossen Filterkaffee für 4,30 Euro und eine Laugenstange mit Gouda für 6,20 Euro. Nicht gerade günstig. Der Kaffee schmeckte 0815, die Laugenstange war ziemlich trocken und hätte durch etwas Grünzeug durchaus aufgebessert werden können. In positiver Erinnerung habe ich dann eher noch das mit gegrilltem Gemüse belegte Fladenbrot bei meinem vorletzten Besuch: würzig, schmackhaft, leicht. Den Preis habe ich leider vergessen.
Wer keinen Platz am Fenster ergattert, nimmt irgendwo im gastronomischen Nowhereland Platz. In der Nähe der Tresen stehen zwei hochbeinige Stehtische, die bei meinem letzten Besuch jedoch nicht benutzbar waren, da mit gebrauchtem Geschirr belegt. Ansonsten laden kleine eckige Holztische und -stühle zum Sitzen ein. Einen Abräumwagen gab es bei meinem letzten Besuch leider nicht. Schmutziges und benutztes Geschirr, sowie Essensreste blieben einfach an den Tischen stehen. Sehr schnell hat sich so ein unaufgeräumtes Chaos gebildet.
Mein Fazit: hochpreisige Schnellverpflegung für den gestressten Vielflieger. Wer weiter durchgeht zu den hinteren Gates, wird noch günstigere Angebote finden. Und ein selbstbelegtes Sandwich nach eigenem Gusto wird hundertprozentig das hiesige Angebot toppen. Zumal auf meinem Kassenzettel „Außer Haus“ stand und ich mein Baguette nur aus der Tüte gevespert habe.
Jedes Mal, wenn ich vom Stuttgarter Flughafen aus fliege, lande ich unweigerlich in diesem Bistro – obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste. Das AIR by Wöllhaf (ein unnötig gestelzter Name, der sich aber noch erklären lässt) liegt im Sicherheitsbereich des Terminal 1 in Ebene 3, direkt hinter dem Check-In. Mancher Reisende dürfte von den Sicherheitsvorkehrungen und -überprüfungen dermassen gestresst und unterzuckert sein, dass er hier erst mal zu neuen Kräften kommen muss. Manch andere unterdrücken ihre aufkeimende Flugangst mit... mehr lesen
Air by Wöllhaf
Air by Wöllhaf€-€€€Bistro, Bar, Cafebar497119482722Flughafenstrasse, 70629 Stuttgart
3.0 stars -
"Der Blick aufs Rollfeld blendet" MinitarJedes Mal, wenn ich vom Stuttgarter Flughafen aus fliege, lande ich unweigerlich in diesem Bistro – obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste. Das AIR by Wöllhaf (ein unnötig gestelzter Name, der sich aber noch erklären lässt) liegt im Sicherheitsbereich des Terminal 1 in Ebene 3, direkt hinter dem Check-In. Mancher Reisende dürfte von den Sicherheitsvorkehrungen und -überprüfungen dermassen gestresst und unterzuckert sein, dass er hier erst mal zu neuen Kräften kommen muss. Manch andere unterdrücken ihre aufkeimende Flugangst mit
Geschrieben am 16.02.2019 2019-02-16| Aktualisiert am
16.02.2019
Besucht am 15.02.20193 Personen
Rechnungsbetrag: 13 EUR
In Rottweil ist man sehr aufmerksam. Auf unserer Suche nach einem stärkenden Nachmittagskaffee werden wir gleich mehrfach von Einheimischen angesprochen. Ein neues innerstädtisches Marketingkonzept? Die natürliche Hilfsbereitschaft der hier Ansässigen? Wir nehmen auf jeden Fall mit Freuden jede Anregung auf und danken all diesen Schwaben, die sonst gerne als verdruckst und zurückhaltend dargestellt werden.
Zum herzhaften Mittagsmahl haben wir an diesem sonnigen Februarfreitag gottseidank intuitiv noch selbst gefunden. Doch wo kann man stilvoll und individuell noch einen Kaffee zu sich nehmen? Rottweil bietet als älteste Stadt Baden-Württembergs eine gut erhaltene Altstadt mit beeindruckenden Häuserfronten, hübsch restaurierten Erkern und einzigartigen Ausblicken. Die Fasnets-Saison steht vor der Tür, so dass die ganze Stadt in schwarz-gelbe Dekoration getaucht ist. Urtümliche Rituale wie das Klepfen werden allerorten praktiziert, so dass man sich als externer Besucher wie in eine merkwürdige Zeitreise versetzt glaubt. So bleibt man schon mal an jedem Hauseck abwartend stehen. In der Oberstadt spricht uns schliesslich eine charmante Einheimische an, die unser Bedürfnis ganz offen erkennt und uns zwei Café-Empfehlungen mit auf den Weg gibt. Wie freundlich, wie aufmerksam!
Das Café am Känzele liegt so verborgen in der Altstadt, dass wir es zugebenermassen nicht selbst gefunden hätten. Woher der Name stammt, kann man uns auch auf Nachfragen nicht verraten. Vielleicht aufgrund der städtebaulichen Lage, mit einer Ausbuchtung, die an eine Kanzel erinnert? Vor etwa dreieinhalb Jahren hat Michaela Fricker in der Hochmaienstrasse dieses wunderschöne, antiquiert hergerichtete Café eröffnet, das vermutlich sofort eingeschlagen und den örtlichen Publikumsgeschmack getroffen hat. Sogar im „Stuttgart geht aus“ des Stuttgarter Stadtmagazins Lift wurde dieses Kleinod in der Ausgabe 2017/18 empfohlen. Kein Wunder, wenn man die Ambitioniertheit dieses Lokals einmal vor Ort erlebt hat.
Vor unserem Lob erst noch eine kleine Einschränkung: dass das Café mit täglich wechselnden Öffnungszeiten jongliert, dürfte einen Besuch erst einmal erschweren. Aber freitagnachmittags haben wir kein Problem, da durchgehend von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Das in hellem Terracotta getünchte Eckhaus ist eigentlich nicht zu übersehen - wenn man es erst mal gefunden hat. In der holperigen Altstadt von Rottweil ist eigentlich nichts wirklich barrierefrei – Menschen mit Handicap, Eltern mit Kinderwagen dürften ihre Schwierigkeiten haben. So ist auch das Känzele leider nur über mehrere Treppenstufen erreichbar, was die gerade hier tagende Latte-Macchiato-Müttergruppe aber kaum stört. Dafür ist im Innenraum des Känzele alles ebenerdig zu begehen (mit Ausnahme einer kleinen Empore), sogar die sehr grosszügigen, sehr individuell eingerichteten Toiletten. Der solide restaurierte Innenraum ist liebevoll mit einem Stilmix aus verschiedenen Sitzmöbeln, alten Tischen und Porzellanfundstücken ausstaffiert. Wer Glück hat, ergattert einen Fensterplatz und damit die spannende Aussicht auf die Gassen davor, nebst der Fasnetskneipe „Flasche“ schräg gegenüber.
Das Känzele bietet eine grosse Auswahl an Kaffeespezialitäten unterschiedlicher Grösse, an selbst gemachten Kuchen, Torten und Cupcakes in einer sich drehenden Glasvitrine (wir bestaunen einen glänzenden Schokokuchen und eine sensationelle Pfirsich-Sekt-Torte – offenbar wird von der Chefin vorzugsweise mit Dinkel gebacken), etlichen Frühstücksvariationen, Galettes und Quiches, Suppen, alkoholfreien Getränken, sowie Weinen, Sekt und Bier. Wer keine Kuhmilch verträgt, kann hier problemlos auf Alternativen zurückgreifen. Sonst wird zum Kaffee (2,80 Euro für die normale Tasse, was vollkommen ausreicht) ein grosszügig bemessenes Kännchen mit Milch gereicht. Die Latte wird in einem hohen konisch zulaufenden Glas serviert, die Sojamilch ist fast schon schnittfest aufgeschäumt (3,60 Euro). Auch der Cappucino für 3,00 Euro hat eine wunderbare Konsistenz. Auf den Tisch kommt Geschirr von ganz unterschiedlicher Provenienz, mit einem kleinen Hang zu Blautönen (die sich auch in den Sitzkissen wiederfinden).
Die Chefin werkelt und wirbelt ganz beschwingt umher; der junge Mann im Service agiert entspannt und sicher. Fragen zu Zutaten können problemlos beantwortet werden. Als wir gegen 16:30 das Lokal verlassen, ist es proppevoll und fast bis auf den letzten Tisch besetzt. Hier lässt man offenbar gerne die Arbeitswoche ausklingen. Unter den grosszügig ausliegenden Zeitschriften und Magazinen entdecken wir auch noch einige unbekannte regionale Neuerscheinungen, so dass wir uns fast noch festlesen. Aber vor der Türe warten schon die nächsten Aspiranten auf unsere Sitzplätze.
Fazit: ein urgemütliches Café mit warmer Atmosphäre und einem feinen Angebot, bei dem auch Allergiker glücklich werden können.
In Rottweil ist man sehr aufmerksam. Auf unserer Suche nach einem stärkenden Nachmittagskaffee werden wir gleich mehrfach von Einheimischen angesprochen. Ein neues innerstädtisches Marketingkonzept? Die natürliche Hilfsbereitschaft der hier Ansässigen? Wir nehmen auf jeden Fall mit Freuden jede Anregung auf und danken all diesen Schwaben, die sonst gerne als verdruckst und zurückhaltend dargestellt werden.
Zum herzhaften Mittagsmahl haben wir an diesem sonnigen Februarfreitag gottseidank intuitiv noch selbst gefunden. Doch wo kann man stilvoll und individuell noch einen Kaffee zu sich nehmen?... mehr lesen
Café am Känzele
Café am Känzele€-€€€Cafe0741 9424 8981Hochmaiengasse 24, 78628 Rottweil
4.5 stars -
"Chillen mit Chai und Cupcakes" MinitarIn Rottweil ist man sehr aufmerksam. Auf unserer Suche nach einem stärkenden Nachmittagskaffee werden wir gleich mehrfach von Einheimischen angesprochen. Ein neues innerstädtisches Marketingkonzept? Die natürliche Hilfsbereitschaft der hier Ansässigen? Wir nehmen auf jeden Fall mit Freuden jede Anregung auf und danken all diesen Schwaben, die sonst gerne als verdruckst und zurückhaltend dargestellt werden.
Zum herzhaften Mittagsmahl haben wir an diesem sonnigen Februarfreitag gottseidank intuitiv noch selbst gefunden. Doch wo kann man stilvoll und individuell noch einen Kaffee zu sich nehmen?
Besucht am 15.02.2019Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 38 EUR
Das Problem dürfte bekannt sein: wer nach einem ausgiebigen, vielleicht auch etwas spätem Frühstück zu einer Unternehmung startet, wird exakt zur Unzeit von heftigem Hunger geplagt. Meist gegen 14 Uhr, wenn fast alle Speiselokale ihren Mittagstisch beenden und die Ruhepause am Nachmittag einläuten. Wer jetzt nicht unbedingt zur Kaffee-und-Kuchen-Front gehört und auch keinen Bock auf Frittenbude hat, wird demoralisiert und entkräftet umherirren oder auf sein möglicherweise eingepacktes Vesper zurückgreifen (müssen). Manchmal ist auch ein Tipp von Eingeborenen die letzte Rettung.
Seit Rottweil mit dem Thyssenkrupp Testturm glänzen kann, kann sich die älteste Stadt Baden-Württembergs vor Touristenströmen nicht mehr retten. Bedauerlicherweise gibt es noch keinen rechten Masterplan, wie die im Industriegebiet liegende Attraktion mit der Innenstadt und deren gastronomischen und kulturellen Angeboten verquickt werden könnte. Und der Testturm selbst bietet lediglich einen schnöden Getränkeautomaten. So machen sich die meisten Besucher etwas desorientiert auf den Weg in die Altstadt und auf die Suche nach kulinarischer Stärkung. Auch wir schwirren an einem Februarfreitag kurz vor 14 Uhr etwas mutlos durch die Gassen, bis wir schon jenseits des Schwarzen Tors ein offenbar noch offenes Lokal erahnen. Zugegebenermaßen vermute ich hinter dem schon etwas angegrauten historischen Gebäude eher eine einfache Beiz als eine kulinarische Verlockung. Tatsächlich ist das Ambiente eher schlicht und etwas uninspiriert. So sahen die Dorfschenken meiner Jugend aus. Und später erfahren wir: hier war Herzog Carl Eugen schon 1789 zu Gast. Oh weh.
Doch schon beim Eintreten kann man die beeindruckenden Speiseplatten und Terrinen erspähen, die hier serviert werden. Die Speisekarte versetzt uns sofort in Entspanntheit: Flädle- und Klößlesuppe, Maultaschen, diverse Schnitzelvariationen, Wurstsalat mit Bratkartoffeln – hier muss man nicht vor Hunger darben. Eine jugendliche Servicekraft (vielleicht der Sohn der Wirtin?) schmeisst locker ganz allein das Lokal (das immerhin 60 Plätze aufweist), kommt nicht ins Schwitzen und lässt sich nicht beirren. Nach 20 Minuten steht das Essen auf dem Tisch. Und wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Die Flädlesuppe (3,80 Euro) würde allein schon komplett satt machen: in einer überaus kräftigen, dunklen Fleischbrühe schwimmen gefühlt mehrere zu Streifen geschnittene, herzhafte Pfannkuchen, wie sie meine Mutter nicht besser ausgebacken hätte. Doch danach kommen noch: deftige Wildschwein-Bratwürste mit Kartoffelsalat (8,50 Euro), Kässpätzle mit grossem Beilagensalat (9,50 Euro) und Maultaschen mit Kartoffelsalat (7,50 Euro). Die Portionen sind beeindruckend riesig und fast etwas überwürzt. Mit reichlich blond angeschmälzten Zwiebeln (vermutlich Gemüsezwiebeln) und Petersiliendekoration wird absolut nicht gegeizt. Der Kartoffelsalat ist herrlich schlonzig und geschmacklich vermutlich mit Senf unterlegt. Die in der Pfanne leicht angebräunten Maultaschen haben eine perfekte Brät-Spinat-Füllung, hätten durch etwas Bratensauce jedoch noch an Geschmack gewonnen. Grandios hingegen die in einer ovalen Auflaufform servierten Käsespätzle mit gehörig viel Lindenberger Käse und sehr eierlastigen, goldgelben hausgemachten Spätzle. Der dazu servierte Beilagensalat würde allein schon satt machen: obenauf sind zwar erst mal nur grüne Blattsalate, fein gehobelte Gurkenscheiben und vollkommen überflüssige Maiskörner zu sehen, doch darunter verbergen sich prima Kartoffelsalat, herzhafter Krautsalat, feine Karotten- und Rettischstreifen. Leider ist das Dressing nach unserem Geschmack etwas zu sauer geraten.
Die Portionen sind so riesig, dass wir uns einen Teil davon einpacken lassen müssen. Kein Problem, wird sofort abgenickt – und wird hier vermutlich dauernd praktiziert. Zwischendrin kommt die überaus freundliche Rössle-Wirtin Frieda Zsuzsandor selbst an unseren Tisch, gibt gerne und offenherzig Auskunft zu Zutaten und Zubereitung, freut sich sichtlich über unseren Appetit und unser Lob. Wir kommen gerne wieder: das Rössle hat von Donnerstag bis Montag durchgehend von 10:30 - 23:30 Uhr geöffnet, also auch dann, wenn man andernorts schon vor verschlossener Tür steht. Am Nebentisch entdecken wir übrigens eine Familie, mit der wir uns auf der Aussichtsplattform des Testturms kurz unterhalten haben.
Das Problem dürfte bekannt sein: wer nach einem ausgiebigen, vielleicht auch etwas spätem Frühstück zu einer Unternehmung startet, wird exakt zur Unzeit von heftigem Hunger geplagt. Meist gegen 14 Uhr, wenn fast alle Speiselokale ihren Mittagstisch beenden und die Ruhepause am Nachmittag einläuten. Wer jetzt nicht unbedingt zur Kaffee-und-Kuchen-Front gehört und auch keinen Bock auf Frittenbude hat, wird demoralisiert und entkräftet umherirren oder auf sein möglicherweise eingepacktes Vesper zurückgreifen (müssen). Manchmal ist auch ein Tipp von Eingeborenen die letzte Rettung.
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4.0 stars -
"Mächtige Portionen zu erstaunlich günstigen Preisen" MinitarDas Problem dürfte bekannt sein: wer nach einem ausgiebigen, vielleicht auch etwas spätem Frühstück zu einer Unternehmung startet, wird exakt zur Unzeit von heftigem Hunger geplagt. Meist gegen 14 Uhr, wenn fast alle Speiselokale ihren Mittagstisch beenden und die Ruhepause am Nachmittag einläuten. Wer jetzt nicht unbedingt zur Kaffee-und-Kuchen-Front gehört und auch keinen Bock auf Frittenbude hat, wird demoralisiert und entkräftet umherirren oder auf sein möglicherweise eingepacktes Vesper zurückgreifen (müssen). Manchmal ist auch ein Tipp von Eingeborenen die letzte Rettung.
Besucht am 13.02.20193 Personen
Rechnungsbetrag: 23 EUR
Das Stuttgarter Daimler-Benz-Museum dürfte die höchsten Besucherzahlen der Museumsregion haben – und auch die internationalste Klientel. Für einen Besuch des spektakulären Gebäudes mit sieben ineinander verschlungenen Ebenen sollte man mindestens einen ganzen Tag veranschlagen. Das macht durstig, hungrig und müde. Ein Abstecher in die hauseigene Gastronomie lässt sich also kaum verhindern, sollte geradezu fest eingeplant werden.
Nachdem der bisherige Gastronomiebetreiber Michael Braun einmal quer über die Strasse zum VfB-Clubrestaurant gewechselt ist, das er nun nach einem kompletten Relaunch seit 19. Januar 2019 sehr erfolgreich betreibt, zeichnet sich jetzt das V&K Tailor Made Catering verantwortlich, ein Zusammenschluss von Feinkost Käfer und dem holländischen Vermaat (offenbar der Branchenführer der holländischen Museumgastronomie). Mangels anderer Alternativen sind wir nur allzu gewillt, eine notwendige Stärkungspause vor Ort einzunehmen.
Das Bistro liegt in der Eingangsebene des Museums. Leider müssen die Museumsbesucher für eine kulinarische Rast einmal komplett auschecken und auch ihren Audioguide abgeben. Macht nix – man kann sich jederzeit mit einem Eintrittsticket wieder in den Ausstellungsbereich beamen. Das Ambiente wirkt auf den ersten Blick recht futuristisch und abgehoben, inmitten silberner Boliden und einigen Skulpturen von Max Bill. Hat man jedoch erst mal Platz genommen, fühlt man sich auf der halbrunden, mit hellbraunem Leder bezogenen Sitzlandschaft so sicher wie im 200er Mercedes aus Familienzeiten. Es lassen sich sogar bequeme Armlehnen herunterklappen. Über allem schweben riesige Leuchten wie Heiligenscheine.
Bestellt wird an der properen, sehr übersichtlichen Theke. Kleinigkeiten nimmt man sofort mit an den Tisch, den Rest bringt auch gern der Service, der übrigens ganz selbstverständlich abräumt. Das Personal zeichnet sich durch grosse Entspanntheit und Freundlichkeit aus, keiner wirkt gestresst oder unkonzentriert. Das gastronomische Angebot ist den Bedürfnissen und Wünschen der internationalen Klientel angepasst, von Pastrami Sandwich bis Pastel de Nata, von schwäbischen Wibele bis Pulled Pork Panini, von diversen Salatvariationen bis zu Tiramisu. Falls es zu Verständigungsschwierigkeiten kommt, hilft man sich schon mal untereinander, aber auch das Servicepersonal parliert mehrsprachig.
Wohl aufgrund der trockenen Luft trinkt man hier sehr gerne ein Rothaus Pils (2,90 Euro) oder ein Hefeweizen (3,90 Euro) oder einen Milchkaffee (3,50 Euro). Unsere Wahl fällt sehr profan auf einheimische Brezeln (1,80 Euro für das Stück), einem mit Käse und Grünzeug belegten Albweckle (4,80 Euro) und einem süssen Aprikosen Croissant. Dazu Cappuccino (3,50 Euro) und Cola light (3,50 Euro für die Halbliterflasche). Die sehr trockenen Brezeln mit den extrem dünnen Ärmchen wirken arg verhungert, dafür ist das Albweckle allergikergeeignet aus Dinkelmehl gebacken und grosszügig belegt. Leider gibt es im Publikumsbereich weder Pfeffer- noch Salzstreuer. Der überaus freundliche Servicemann organisiert uns aber extra eine Pfeffermühle aus der Küche. Zum Kaffee kann man sich nach Belieben Milch- und Zuckerportiönchen ausfassen.
Sowohl die Theke als auch die Sitzbereiche sind extrem sauber und tipptopp gepflegt. Der Service trägt regelmässig benutztes Geschirr und Gläser zusammen, räumt auf, sorgt für Ordnung – aber sehr relaxed und unaufgeregt. Die nächsten Toiletten liegen ebenerdig nur wenige Meter entfernt, auch sie in allerbestem Zustand. Weitere Toiletten sind auf demselben Stockwerk bei den Garderoben zu finden. Für Kinder steht ein Kinderstuhl bereit. Wer Interesse an regionalen News hat, kann in den ausliegenden Ausgaben der Stuttgarter Zeitung oder den Stuttgarter Nachrichten blättern. Das Bistro hat dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Es kann auch jederzeit von Externen besucht werden, was ich am Nachbartisch beobachtet habe, wo offenbar ein geschäftliches Treffen stattfand.
Fazit: interessantes Ambiente mit bodenständigem Snack-Angebot und überaus freundlichem Service.
Das Stuttgarter Daimler-Benz-Museum dürfte die höchsten Besucherzahlen der Museumsregion haben – und auch die internationalste Klientel. Für einen Besuch des spektakulären Gebäudes mit sieben ineinander verschlungenen Ebenen sollte man mindestens einen ganzen Tag veranschlagen. Das macht durstig, hungrig und müde. Ein Abstecher in die hauseigene Gastronomie lässt sich also kaum verhindern, sollte geradezu fest eingeplant werden.
Nachdem der bisherige Gastronomiebetreiber Michael Braun einmal quer über die Strasse zum VfB-Clubrestaurant gewechselt ist, das er nun nach einem kompletten Relaunch seit 19.... mehr lesen
Restaurant im Mercedes-Benz Museum
Restaurant im Mercedes-Benz Museum€-€€€Restaurant0711-1783063Mercedesstrasse 100, 70372 Stuttgart
4.0 stars -
"Auf Ledersitzen wie im 200er Mercedes" MinitarDas Stuttgarter Daimler-Benz-Museum dürfte die höchsten Besucherzahlen der Museumsregion haben – und auch die internationalste Klientel. Für einen Besuch des spektakulären Gebäudes mit sieben ineinander verschlungenen Ebenen sollte man mindestens einen ganzen Tag veranschlagen. Das macht durstig, hungrig und müde. Ein Abstecher in die hauseigene Gastronomie lässt sich also kaum verhindern, sollte geradezu fest eingeplant werden.
Nachdem der bisherige Gastronomiebetreiber Michael Braun einmal quer über die Strasse zum VfB-Clubrestaurant gewechselt ist, das er nun nach einem kompletten Relaunch seit 19.
Besucht am 10.02.20192 Personen
Rechnungsbetrag: 14 EUR
Und weil es kürzlich so schön war in Herrenberg, kommen wir gleich wieder – obwohl der Wetterbericht warnt: „An diesem stürmischen Sonntag bleibt man am besten zuhause.“ Das ist dann auch der Nachteil der malerischen Fussgängerzone dieser Altstadt, die seit 1983 als Gesamtanlage unter Denkmalschutz steht: man kann nicht vorfahren und muss sich bei Wind und Wetter zu Fuss durch die Gassen kämpfen. Die Tübinger Strasse glänzt als Vorzeigeensemble mit tipptopp restaurierten Häusern und inhabergeführten Geschäften und Lokalen im Erdgeschoss. Das Gebäude Nr. 14 beeindruckt mit schmuckem Fachwerk auf einem Sandsteinsockel, mit roten Fensterläden und freundlichen Sprossenfenstern. Bis vor einigen Jahren residierte hier das „Café Aurélie“. Doch offenbar war Durchhaltekraft nicht der zweite Vorname von Aurélie. Eher noch der Hang zu einem künstlerischen Ambiente, das die jetzigen Betreiber konsequent fortführen.
Seit Ende 2014 hat die griechische Familie Samara die einzigartige Kreuzung zwischen Kunstgalerie, plüschigem Oma-Café und solidem Speiselokal unter dem neuen Namen „Café Atelier“ übernommen. Vielleicht sogar durch eigene Kreationen angereichert? An den bunten Muranoglasvasen hängen Preisschilder, Portionspackungen von Milch und Zucker werden in kleinen Weisswurst-Terrinen dargeboten. Der grösste künstlerische Schatz liegt jedoch in der Kuchentheke verborgen, doch davon weiter unten mehr.
An einem Sonntagnachmittag gegen 16 Uhr ist das Lokal ganz gut besetzt: hinter uns legen zwei ältliche Damen ausführlich ihre Verwandtengeschichten dar, im Nebenraum belegt ein familiärer Freundeskreis mit staunenden Grundschulkindern gleich mehrere Tische, dazwischen ein etwas abgehalfterter lonesome Cowboy, zwei beste Freundinnen und eben wir. Für den zwischen 12 und 14 Uhr kredenzten Mittagstisch sind wir leider schon zu spät dran. Schade! Die Speisekarte bietet ein interessantes Crossover zwischen mediterraner und regionaler Küche: griechischer Bauernsalat und geröstete Maultaschen, Gyrosteller und Bauernomelett, Croissants und Calamari, Kässpätzle und Moussaka. Am späten Nachmittag lockt nur noch das Kuchenbüffet. Ein Blick genügt: weitab von gefälliger Convenience-Bäckerei ist hier noch wahres Handwerk zu sehen. Die (Küchen-)Chefin Despoina Samara zaubert täglich eine Vielzahl köstlicher Torten und Kuchen, die herrlich anzusehen und mächtig gehaltvoll sind, z.B. eine Eierlikörtorte, ein hoher gedeckter Apfelkuchen mit Walnüssen, ein Feuerwehrkuchen (huch?) mit Sauerkirschen, ein saftiger, sehr dunkler Schokoladenblechkuchen. Auch wer dem Süssen nicht zugetan ist, kann sich allein schon an deren Anblick erfreuen. Wir wählen 1x Apfelstrudel mit Vanillesauce und 2x Pita mit Schafskäse und Spinat. Der Filoteig des Strudels ist gefühlt dutzendfach ausgerollt und haarfein umgeschlagen worden, die Apfel- und Rosinenfüllung dürfte gehörig mit Alkohol getränkt worden sein. Kurz erwärmt, entfaltet die Leckerei ihr feines Aroma. Zur ebenfalls erwärmten Pitaschnitte mundet ein Viertele griechischer Rotwein ganz hervorragend (leider verpassen wir vor lauter Schwärmen, die kräftige, vollmundige Rebsorte zu erfragen).
Apropos Schwärmen: die anfänglich noch bescheiden zurückhaltende Patronin öffnet nach und nach ihr Herz und erzählt von ihrem Anliegen und den Bemühungen, die Back- und Kochkünste den hiesigen Geschmäckern und Vorlieben anzupassen. Pita zum Beispiel gibt´s immer und läuft immer, mal mit Lauch, mal mit Hackfleisch, doch am besten mit Spinat und Feta. Bei den Kuchen und Torten versucht Samara, erstklassige Zutaten, handwerkliches Geschick, Dekor und Geschmack unter einen Hut zu bringen. Nicht umsonst wurde das Lokal in „Café Atelier“ umbenannt. Schliesslich sind viele der Kuchenkreationen ganz eigene Kunstwerke. Dass manche Gäste beim Preis – 3 Euro pro Stück – zusammenzucken, ist schlicht unverständlich.
Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. So hat das „Café Atelier“ an 7 Tagen in der Woche bis 21 Uhr geöffnet, einen Ruhetag gibt es schlichtweg nicht. Die Zutaten werden montags vor Lokalöffnung um 12 Uhr eingekauft. Selbstausbeutung würden das manche nennen, doch die Atelier-Betreiber schreiben bescheiden auf Facebook: „Unsere Gäste sind unser Antrieb. Bisher bestehen wir seit schon 4 Jahren in Herrenberg und unsere Stammkunden werden jedes Jahr ein paar mehr.“ Dieses Jahr dürfen wir uns sicherlich zu den Neuzugängen zählen.
Und weil es kürzlich so schön war in Herrenberg, kommen wir gleich wieder – obwohl der Wetterbericht warnt: „An diesem stürmischen Sonntag bleibt man am besten zuhause.“ Das ist dann auch der Nachteil der malerischen Fussgängerzone dieser Altstadt, die seit 1983 als Gesamtanlage unter Denkmalschutz steht: man kann nicht vorfahren und muss sich bei Wind und Wetter zu Fuss durch die Gassen kämpfen. Die Tübinger Strasse glänzt als Vorzeigeensemble mit tipptopp restaurierten Häusern und inhabergeführten Geschäften und Lokalen im Erdgeschoss.... mehr lesen
Café Atelier
Café Atelier€-€€€Restaurant, Cafe070329130810Tübinger Str. 14, 71083 Herrenberg
4.5 stars -
"Zwischen Maultaschen und Moussaka" MinitarUnd weil es kürzlich so schön war in Herrenberg, kommen wir gleich wieder – obwohl der Wetterbericht warnt: „An diesem stürmischen Sonntag bleibt man am besten zuhause.“ Das ist dann auch der Nachteil der malerischen Fussgängerzone dieser Altstadt, die seit 1983 als Gesamtanlage unter Denkmalschutz steht: man kann nicht vorfahren und muss sich bei Wind und Wetter zu Fuss durch die Gassen kämpfen. Die Tübinger Strasse glänzt als Vorzeigeensemble mit tipptopp restaurierten Häusern und inhabergeführten Geschäften und Lokalen im Erdgeschoss.
Besucht am 06.02.2019Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 47 EUR
Aufgrund seiner reizvollen Lage bezeichnet man Herrenberg gerne auch als „Perle im Gäu“. Wann immer Besuch aus dem Ausland eintrifft – derzeit aus dem Ruhrpott – präsentieren wir stolz die putzige Innenstadt an der Deutschen Fachwerkstraße und die herzhafte schwäbische Küche.
Als Vorzeigegasthaus macht die Traube immer mächtig Eindruck. Das historische Gebäude aus dem 14./15. Jahrhundert liegt sehr zentral direkt an der Tübinger Straße und nahe der Fussgängerzone. Gleich ums Eck kann man mit Parkscheibe für 2 Stunden kostenlos parken (reicht für ein genüssliches Mittagessen); vom Bahnhof ist man Fuss in knapp einer Viertelstunde vor Ort; als Wanderer steigt man beschwingt vom Schlossberg oder dem weit oben liegenden Schönbuchturm herab. Im Sommer ist die Häuserfront herrlich mit Wein und Efeu berankt und man sitzt auf Holzstühlen vor der Tür. Im Winter wärmt drinnen gleichermassen der grosse Kachelofen mit önologischen Motiven wie die oft drangvolle Enge an den Tischen.
Auch an einem Mittwochmittag gegen 12Uhr haben wir es unserem Charme und grossem Glück zuzuschreiben, noch einen freien Tisch ohne Reservierung zu ergattern. Das Lokal ist fast bis zum letzten Stühlchen besetzt (offenbar gibt es 75 Sitzplätze). Die beiden flinken, aufmerksamen Servicedamen sind rasch zur Stelle, nehmen bei Bedarf umgehend die Bestellung auf, kommen aber auch gerne in einigen Minuten wieder, wenn man noch Bedenkzeit braucht. Die Traube ist bekannt für ihre urschwäbische Küche (zertifiziert als „Schmeck den Süden“-Gastronomie), für seine Schnitzel vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein, seine Käsespätzle mit Bergkäse von der örtlichen Fromagerie Holzapfel und dem legendären Zwiebelrostbraten. Die Eigentümerfamilie Katz führt die Traube nun schon in vierter Generation – das spricht für Tradition und Beständigkeit, die die hauptsächlich einheimische Klientel besonders schätzt.
Trotz etlichen Kniefällen meinerseits sieht man sich ausserstande, während der mittäglichen Rush Hour ein Gericht von der Hauptkarte zu servieren. So beschränken wir uns auf die ausliegende Mittagskarte, die jede Woche leicht variiert, aber auch immer einige Traube-Klassiker aufweist. In dieser Woche sind im Angebot: Saure Nierchen mit Bratkartoffeln (10,90 Euro) / ein Flank-Steak vom Schwäbisch-Hällischen Weiderind (18,90 Euro) / Schnitzel wahlweise Schwäbischer oder Wiener Art (13,50 Euro) / Paniertes Seelachsfilet (10,50) , sowie eher unattraktive Schninkennudeln oder Spaghetti Pomodori. Über den allgemeinen Publikumshit, den Smokey-Mountain Burger, schreibe ich noch getrennt.
Wir wählen ganz profan Schnitzel und Seelachsfilet. Bei vollem Haus steht nach 20minütiger kurzweiliger Wartezeit das Essen auf dem Tisch. Das beeindruckende Schnitzel wird auf einem grossen Teller mit hochgezogenem Rand serviert, so dass auch nichts von der wertvollen Sauce überschwappt. Unter der würzig-knusprigen Panade liegt sehr zartes Fleisch, auch der grüne Blattsalat macht durchweg Freude, weil man darunter endlich mal wieder Endiviensalat findet und das feine Dressing nur leicht darübergesprenkelt wurde. Nur der Kartoffelsalat überzeugt geschmacklich nicht hundertprozentig: ich vermisse Zweibelwürfelchen und etwas mehr Aroma. Das Seelachsfilet trägt leider ein Convenience-Outfit, wird durch eine selbstgemachte Remoulade aber kräftig aufgepimpt. Auch hier sind die Blattsalate knackig-frisch. Um uns herum sorgen diverse Portionen der aktuellen Burger-Kreation für laute Aufschreie. Offiziell wird das Prachtstück auf der Karte folgendermaßen deklariert: Smokey Mountain -Burger vom Schwäbisch-Hällischen Weiderind mit geräuchertem und gebackenem Käse, Tomate, Bacon, Ahornsirup, Apfel-Ketchup, Senfmayo, Ackersalat, Spiegelei, dazu Pommes (14,90 Euro). Beim Anblick des beachtlichen Turmes kreischt neben uns eine ältere Dame: „Um Himmelswillen, wie soll ich das bloss essen?“. Tatsächlich können wir staunend bestimmte Zerlegungs- und Vertilgungstechniken beobachten. Sehr eigenwillig sind auch die riesigen Klötze von selbstgemachten Pommes.
Das helle Gutmann-Hefeweizen aus dem bayrischen Titting treibt gehörig, so dass wir gleich mehrfach unseren Lieblingsort aufsuchen. Dazu muss man sich wendig einmal quer durchs Gasthaus auf die etwas engen, aber sehr gepflegten Toiletten schlengeln. Hier sehr angenehm: keine schnöden Papierhandtücher, kein fieser Dyson Air-Blade, sondern für jeden Gast ein eigenes Frottee-Gästehandtuch.
Als wir gegen 13Uhr30 zum Zahlen ansetzen, ist das Lokal plötzlich wie leergefegt. Die Noch-Berufstätigen sind zum Schaffen zurückgekehrt, die Rentner zum Mittagsschlaf. Hier ist einfach noch die Welt in Ordnung.
Aufgrund seiner reizvollen Lage bezeichnet man Herrenberg gerne auch als „Perle im Gäu“. Wann immer Besuch aus dem Ausland eintrifft – derzeit aus dem Ruhrpott – präsentieren wir stolz die putzige Innenstadt an der Deutschen Fachwerkstraße und die herzhafte schwäbische Küche.
Als Vorzeigegasthaus macht die Traube immer mächtig Eindruck. Das historische Gebäude aus dem 14./15. Jahrhundert liegt sehr zentral direkt an der Tübinger Straße und nahe der Fussgängerzone. Gleich ums Eck kann man mit Parkscheibe für 2 Stunden kostenlos... mehr lesen
Zur Traube
Zur Traube€-€€€Restaurant07032 24136Tübinger Straße 35, 71083 Herrenberg
4.5 stars -
"Schnitzel geht immer" MinitarAufgrund seiner reizvollen Lage bezeichnet man Herrenberg gerne auch als „Perle im Gäu“. Wann immer Besuch aus dem Ausland eintrifft – derzeit aus dem Ruhrpott – präsentieren wir stolz die putzige Innenstadt an der Deutschen Fachwerkstraße und die herzhafte schwäbische Küche.
Als Vorzeigegasthaus macht die Traube immer mächtig Eindruck. Das historische Gebäude aus dem 14./15. Jahrhundert liegt sehr zentral direkt an der Tübinger Straße und nahe der Fussgängerzone. Gleich ums Eck kann man mit Parkscheibe für 2 Stunden kostenlos
Besucht am 26.01.20192 Personen
Rechnungsbetrag: 15 EUR
Auf dem Weg zur großen Mykene-Ausstellung in Karlsruhe macht unsere über 40köpfige Studiengruppe erst einmal Rast im Café Brenner. Eine gute Wahl der Organisatoren, denn die Location hat fast schon Kultcharakter und eine über 100jährige Tradition. Doch erst seit 1987 residiert das inhabergeführte Haus in der Karlstraße. Die Homepage verspricht: „Hier schuf die Familie Brenner im ehemaligen Ring-Café ein Interieur von gediegener Eleganz und einer einzigartigen Kaffeehausatmosphäre.“ Diese vollmundige Ankündigung zeigt sich vor Ort in einem plüschigen Ambiente, das einen geradewegs in die Belle Epoque zurückkatapultiert: glitzernde Kristalllüster, rote gepolsterte Sessel, etwas angejahrte Perserteppiche, reichlich Grünpflanzen, schön gestärkte Damasttischdecken mit Häkelüberwurf, sowie Rüschgardinen mit Volants. An der Wand kann man hölzerne Modelformen für die Springerlesproduktion bestaunen, in dichter Petersburger Hängung wie alte Kunstwerke.
Wer in diesem Kaffeehaus lediglich an gedeckten Apfelkuchen, Russische Schokolade und weichgekochte Frühstückseier denkt, liegt ziemlich falsch. Die Speisekarte weist etliche skurrile Gerichte auf, die man andernorts nicht (mehr) findet oder schon für ausgestorben hält: so zum Beispiel Schupfnudeln mit Apfelmus (in meiner bloßen Vorstellung ein absolutes No-Go) für 6,70 Euro, gefüllte Pastetchen mit Hühner-Frikassee für 9,20 Euro oder Toast Hawaii für 7,80 Euro. Die beiden letzten Speisen sicherlich ein Hit in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, aber hier immer noch gerne gewählt. Immerhin haben schon die Mädchengetränke Hugo und Aperol Sprizz ihren Weg zwischen halbtrockenen Müller Thurgau und pfälzischen Dornfelder gefunden.
Wir treffen an einem Samstag gegen 10 Uhr 30 ein – eine perfekte Zeit für ein zweites Gabelfrühstück oder eine stärkende brunchartige Zwischenmahlzeit. 40 hungrige Personen auf einen Schub sind von den Raumkapazitäten her gar kein Problem, für den Service aber natürlich eine gewaltige Herausforderung. Die Damen zeigen ein robustes Nervenkostüm und reichlich trockenen Humor. Hetzen lässt sich keine. Wir warten geduldig, ertragen auch so manche Fehllieferung und die Tatsache, dass an unserem Sechsertisch die Speisen zu höchst unterschiedlichen Zeiten eintreffen. Zeit scheint hier eh ein vernachlässigbarer Faktor zu sein. In diesem herrlichen Ambiente kann man sich vorstellen, ganze Tage zu vertrödeln.
Da ich glücklicherweise gut gefrühstückt habe, reicht ein einfaches Käsebrötchen (4,00 Euro), das wirklich höchst unspektakulär daherkommt (übrigens auch so schmeckt) und auch keine langen Zubereitungszeiten benötigt. Der Toast Hawaii dagegen wird gut eine halbe Stunde später serviert, wird auf einem siedendheissen Teller gereicht (Grill? Salamander?) und trägt stolz zwei aufragende Salzletten als Deko. Macht auf jeden Fall wunderbar satt. Ebenso der üppige Stramme Max für 7,90 Euro. Weniger begeistert sind wir vom Cappuccino (3,10 Euro), der ganz ohne Schaumhäubchen daherkommt oder dasselbige vielleicht auf dem langen Weg von der Küche schon eingebüßt hat? Sehr solide und hocharomatisch dafür der Filterkaffee für 2,60 Euro die Tasse und 5,00 Euro das Kännchen. Bevor die Speisen aufgetragen werden, legt der Service übrigens noch eine Lage Papiersets aus, offenbar um Tischdecken und Häkelüberwurf zu schonen. Man fühlt sich fast wie bei der Verwandtschaft zu Besuch…
Für Schleckermäuler, die nicht so gerne pikant essen wie wir, ist das Brenner ein wahres Eldorado. Vorne in der Auslage kann man einzigartige Torten und Kuchen bestaunen und bestellen, wahre Kunstwerke aus Bisquit, Sahne, Schokoglasur und Früchten – auch handgefertigte Pralinen, Torteletts, Petits Fours und Kleingebäck. Alles vor Ort hausgemacht und dekoriert. Auch spezielles Faschingsgebäck ist jetzt zu haben, hochkalorisch, vermutlich in Fett ausgebacken und vom Teig her an fränkische Schneeballen erinnernd. Auch skurril: ein süsses Teilchen in der Art einer Linzertorte mit einer ausgestanzten €-Form. Vermutlich ein beliebtes Geschenk für Banker.
Fazit: ein herrlicher Ort für Zeitreisende, Süssigkeitenliebhaber und ältere Damen mit Pelzmützen. Alle anderen können zumindest gehörig staunen!
Auf dem Weg zur großen Mykene-Ausstellung in Karlsruhe macht unsere über 40köpfige Studiengruppe erst einmal Rast im Café Brenner. Eine gute Wahl der Organisatoren, denn die Location hat fast schon Kultcharakter und eine über 100jährige Tradition. Doch erst seit 1987 residiert das inhabergeführte Haus in der Karlstraße. Die Homepage verspricht: „Hier schuf die Familie Brenner im ehemaligen Ring-Café ein Interieur von gediegener Eleganz und einer einzigartigen Kaffeehausatmosphäre.“ Diese vollmundige Ankündigung zeigt sich vor Ort in einem plüschigen Ambiente, das einen... mehr lesen
4.0 stars -
"Zeitreise mit Kultcharakter" MinitarAuf dem Weg zur großen Mykene-Ausstellung in Karlsruhe macht unsere über 40köpfige Studiengruppe erst einmal Rast im Café Brenner. Eine gute Wahl der Organisatoren, denn die Location hat fast schon Kultcharakter und eine über 100jährige Tradition. Doch erst seit 1987 residiert das inhabergeführte Haus in der Karlstraße. Die Homepage verspricht: „Hier schuf die Familie Brenner im ehemaligen Ring-Café ein Interieur von gediegener Eleganz und einer einzigartigen Kaffeehausatmosphäre.“ Diese vollmundige Ankündigung zeigt sich vor Ort in einem plüschigen Ambiente, das einen
Geschrieben am 21.01.2019 2019-01-21| Aktualisiert am
26.01.2019
Besucht am 21.01.2019Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 35 EUR
Lange Jahre galt das „Culinarium“ der Gastronomin Margit Schuldis als lukullische Instanz auf der Schönbuchlichtung. Als Frau Schuldis aus „gesundheitlichen und personellen“ Gründen das Lokal schließen musste, waren viele Stammgäste untröstlich (darunter auch ein maßgeblicher Teil meiner Verwandtschaft). Im vergangenen Jahr hat das runderneuerte und innenarchitektonisch umgestylte Restaurant unter der Ägide von Joachim Pollak in den Altdorfer Räumen die „Leibspeiserei“ eröffnet.
Das offensichtliche Gedränge in den ersten Monaten (Altdorf ist mit gastronomischen Angeboten nicht gerade reich gesegnet) habe ich mit Abstand aus der Ferne beobachtet. Prinzipiell bin ich immer etwas vorsichtig, wenn irgendwo auf der Karte schwäbische Tapas oder badische Sushi angeboten werden. Dass die „Leibspeiserei“ Tappas mit zwei P schreibt, vermag den Argwohn eher noch zu schüren. Doch der Rest des Angebots klingt durchaus nach solider schwäbischer Küche mit etwas gehobenem Anspruch (hier versucht man den Spagat zwischen sauren Kutteln, geschmorten Schweinebäckle und Zwiebelrostbraten einerseits, sowie Carpaccio vom Hirsch, lauwarmem Ziegenkäse und Trüffelravioli andererseits). Sympathisch auch die Tatsache, dass das Restaurant montags geöffnet hat.
Bei unserem Testessen an einem eisigen Montagmittag im Januar treffen wir auf ein fast vollkommen leeres Lokal. Prinzipiell keine schlechte Voraussetzung. Keine Ahnung, wann die riesigen Hallen einmal komplett bespielt werden sollen. Wir werden sofort von einer Servicekraft empfangen und an einen freien Tisch geleitet. Erster Eindruck: klare, helle Räume mit überraschenden stylishen Hinguckern. Insgesamt ein gewagtes Crossover mehrerer Stilrichtungen. Im Hauptraum hängt an der Decke eine Holzleiter aus bäuerlichem Altbestand, daran baumeln Glühbirnen unterschiedlicher Größe, darüber schwebt ein Kunstwerk aus Neonröhren und Metallverstrebungen. Dazu an der Wand blau-weiße Teller, die an den letzten Griechenlandurlaub erinnern.
Doch viel Zeit zum Staunen bleibt nicht. Sehr rasch möchte der Service die Bestellung aufnehmen, was uns etwas unter Druck setzt. Die Wahl fiele bestimmt leichter, wenn die komplette Karte samt Tages- und Wochengericht aufläge und nicht nur ein einseitiger Auszug daraus. So muss das aktuelle Angebot mühsam erfragt werden. Die Servicekraft verlässt dazu den Raum und schaut erst mal selbst nach. Auch die angebotenen Getränke muss man eher erraten. Schade, denn die „Leibspeiserei“ kann mit einer ansehnlichen Auswahl an veritablen Bierspezialitäten von der Schönbuch Braumanufaktur, sowie tollen regionalen Weinen (z.B. einen Lemberger von Graf Neipperg oder einen Riesling von Jürgen Ellwanger) glänzen. Das entdecken wir jedoch erst, als wir explizit nach der Getränkekarte fragen (müssen). Die sicherlich bemühte und stets präsente Servicekraft ist offenbar getränketechnisch auch nicht ganz auf der Höhe, denn statt des bestellten Pale Ale wird ein Amber Ale (3,40 Euro) serviert. Macht nichts, denn das bernsteinfarbene Bier überrascht mit Honignoten und mundet ganz hervorragend zu unserem Hauptgericht, der Leibspeis der Woche: Hirschgulasch mit Serviettenknödel (17,80 Euro). Selbstverständlich ist die Leibspeis der Woche nicht auf der aufliegenden Karte erwähnt, sondern muss auch erst erfragt werden. Das Gericht überzeugt dann durch Üppigkeit und Vollmundigkeit; das Hirschgulasch sehr zart und fein mariniert, die Scheiben von Serviettenknödel kräftig und sättigend, leider auch etwas trocken, so dass die sämige Sauce durchaus ihre Berechtigung hat. Die begleitenden Preiselbeeren sind eher Deko, schmecken jedoch erstklassig. Wer möchte, kann dazu einen günstigen, aber vielseitigen Beilagensalat (2,00 Euro) ordern. Hier ist im Ansatz alles vorhanden: schlonziger Kartoffelsalat, klein geraspelte Rettich- und Möhrenstifte, knackiger Blattsalat, frische Kresse, sowie ein Alibi-Tomatenachtel. Leider hat das Balsamicodressing die unteren Lagen das Salats fast vollständig ertränkt.
Man sitzt an hellen Holztischen mit amorph geformten hellgrauen Sets aus Lederimitat, dazu passend die organisch anmutenden Teller und Schalen. Selbst die Tischdeko aus weißen Alpenveilchen macht keinen anbiedernd braven Eindruck. Das Ambiente wirkt akribisch sauber und rein, bis hin zu den Toiletten im Untergeschoss. Der Service zeigt außerordentliche Präsenz. Doch aus irgendeinem Grund vermisse ich Behaglichkeit und Gemütlichkeit, so dass die Leibspeiserei wohl nicht zu meinem Lieblingslokal werden wird.
Lange Jahre galt das „Culinarium“ der Gastronomin Margit Schuldis als lukullische Instanz auf der Schönbuchlichtung. Als Frau Schuldis aus „gesundheitlichen und personellen“ Gründen das Lokal schließen musste, waren viele Stammgäste untröstlich (darunter auch ein maßgeblicher Teil meiner Verwandtschaft). Im vergangenen Jahr hat das runderneuerte und innenarchitektonisch umgestylte Restaurant unter der Ägide von Joachim Pollak in den Altdorfer Räumen die „Leibspeiserei“ eröffnet.
Das offensichtliche Gedränge in den ersten Monaten (Altdorf ist mit gastronomischen Angeboten nicht gerade reich gesegnet) habe ich mit... mehr lesen
3.5 stars -
"Gewagtes Ambiente, stets präsenter Service" MinitarLange Jahre galt das „Culinarium“ der Gastronomin Margit Schuldis als lukullische Instanz auf der Schönbuchlichtung. Als Frau Schuldis aus „gesundheitlichen und personellen“ Gründen das Lokal schließen musste, waren viele Stammgäste untröstlich (darunter auch ein maßgeblicher Teil meiner Verwandtschaft). Im vergangenen Jahr hat das runderneuerte und innenarchitektonisch umgestylte Restaurant unter der Ägide von Joachim Pollak in den Altdorfer Räumen die „Leibspeiserei“ eröffnet.
Das offensichtliche Gedränge in den ersten Monaten (Altdorf ist mit gastronomischen Angeboten nicht gerade reich gesegnet) habe ich mit
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Aber „Wurstdurst“ bleibt sich treu. Kenner sind sich einig, dass hier die beste Currywurst ausserhalb von Berlin angeboten wird. Ich möchte hinzufügen: auch die kreativsten Interpretationen. Denn die Kombination macht´s. Und da kann (ja, muss sogar!) jeder Gast seinen eigenen Geschmack ausleben.
Prämisse Nr. 1: Es herrscht Selbstbedienung. Prämisse Nr. 2: Es herrscht ein fränkisch-freundlicher Umgangston, den nur Fremde aufgrund der vielen harsch rollenden Rs als ruppig empfinden können. Prämisse Nr. 3: Wer seine Bestellung aufgibt, sollte sich schon vorher die gewünschte Kombination gedanklich bereitgelegt haben und nicht erst ins Überlegen kommen.
Zuerst gilt es, sich für eine Wurst zu entscheiden. Zur Auswahl stehen: Berliner mit und ohne Haut, Krakauer, Bratwurst und Rindswurst. Danach sollte man den gewünschten Dip benennen. Auf einer Schiefertafel über der Theke hängen die aktuellen Kreationen, von denen manche recht exotisch anmuten, zum Beispiel Curry-Mango, Guacamole, Pflaumen-Ketchup, Samurai Mayo mit Chilli. Nur Mut! Dazu gibt es sogenannte „belgische“ Fritten, die allein schon eine Mahlzeit ersetzen könnten und selbst Pommes-Degutanten absolut überzeugen werden: grosse, grobe, von Hand geschnittene Scheiben, aussen kross, innen herzhaft sämig-sättigend. Getränke nimmt man sich selbst aus dem Kühlschrank: entweder die koffeinträchtige Fritz-Kola (mit oder ohne Zucker) oder Mate oder eines der Kultbiere (z.B. von Schanzenbräu oder das bei Mahrs gebraute Wurstdurst-Bier). Pro Bestellung wird ein kleines gelbes Zettelchen mit Nummer ausgegeben.
Vertilgt wird der ganze Spass entweder im winzig-engen Lokal oder im „Biergarten“ vor der Türe. Da hockt man auf Bierbänken (teilweise mit Rückenlehne!) oder auf Fritz-Kola-Kisten an Holztischen und kommt ganz schnell mit dem Nebensitzer ins Gespräch. Und erfährt so noch manche Ausgeh- und Einkaufstipps. Meine aktuellen Essensfavoriten bei meinem letzten Besuch Anfang März sind: Berliner ohne Pelle (von samtiger Konsistenz) mit scharfer Pfeffersauce (erst vollmundig rund am Gaumen, dann leicht prickelnd im Abgang) für 6 Euro, dazu eine Portion Fritten mit gemüsig-frischer Guacamole (läuft wie geschlagene Sahne runter) für 3,50 Euro. Achtung: die pistazienfarbene Sauce hinterlässt beachtliche Spuren auf hellen Oberteilen. Denn mit den Dipps wird nicht gespart und beherzt grosszügig umgegangen. Wer das Balancieren mit den kleinen Holzgäbelchen nicht beherrscht, verliert die Hälfte auf dem Weg zum Mund.
Das „Wurstdurst“ ist bequem ebenerdig erreichbar und kann somit wohl als barrierefrei gelten. Im hinteren Bereich scheint es Toiletten zu geben, die ich aber noch nie genutzt habe. Wer sich in finanzielle Nöte futtert, findet links vom Lokal gleich einen Bankomaten. Und nur wenige Meter rechts liegt das recht neue, im shabby Chic eingerichtete „Bruderherz“, wo man ganz formidabel übernachten kann. Denn freitags und samstags hat „Wurstdurst“ bis tief in die Nacht hinein geöffnet. Da kann man schon mal versacken… Offenbar hat „Wurstdurst“ vor kurzem noch einen Foodtruck lanciert, wo exakt dasselbe Angebot noch einmal auf Reisen geht, zum Beispiel auf den Uni-Campus oder ins Industriegebiet. Wer es also nicht ins ehemalige Rotlichtdistrikt schafft, kann auch sonst ruhig mal die Augen offen halten.