Besucht am 18.08.20192 Personen
Rechnungsbetrag: 9 EUR
Besigheim am Neckar wurde vor vielen Jahren von den Zuschauern des MDR zum schönsten Weinort Deutschlands gekürt. Was natürlich daran liegen kann, dass der Neckar maximal weit von Sachsen entfernt ist – oder dass man aus der Ferne gerne mal dem Glorifizieren verfällt. Doch in diesem Falle kann ich auch als Einheimischer unumwunden zustimmen. Besigheim verfügt über eine intakte, malerische Innenstadt, üppig mediterrane Begrünung (könnte jedes Jahr den „Unser-Dorf-soll-schöner-werden-Award“ gewinnen), sowie ein reizvolles gastronomisches Angebot, das sich nicht nur allein auf Wein begründet.
Wer aber aufgrund des Weines lieber nicht als Autofahrer anreist, kann auch ganz kommod die Regionalbahn benutzen oder die Neckarpersonenschiffahrt, die derzeit immerhin zwei Mal in der Woche in Besigheim anlegt. Ein Teil der attraktiven Innenstadt ist sowieso Fussgängerzone. Im Laufe der Jahre habe ich fast alle gutbürgerlichen Lokale mit regionaler Küche schon angetestet (selbst den Weisswurst-Europameister des Jahres 2007). Auf meiner absoluten Wunschliste stand aber immer noch die 2017 eröffnete Marktwirtschaft. Der Patron Frank Land ist nach gastronomischen Lehr- und Wanderjahren u.a. in Mallorca, Kitzbühel und dem Berliner Adlon wieder in seine Heimat zurückgekehrt und hat in Besigheim die beste Lage bezogen. Die Marktwirtschaft residiert im Erdgeschoss eines stattlichen, herrlich renovierten Hauses mit reichlich freigelegtem Fachwerk direkt am Marktplatz. Im Aussenbereich sitzt man unter Palmen und südländischen Kübelpflanzen, beziehungsweise streckt sich in einem Liegestuhl mit Blick auf den Stadtbrunnen und das Rathaus aus. Grosszügige Schirme spenden Schatten. Im sehr gepflegte Innenbereich mit 70 Sitzplätzen dominieren rustikales Holz, bequeme Sitzmöbel, stilvolle Deko.
Obwohl ein Gewitter in der Luft liegt, zieht es mich nach draussen. Am leicht abschüssigen Marktplatz einen guten Tisch zu finden, der zudem im Falle eines Regens optimal geschützt ist, erfordert mehrmaliges Umsetzen. Man lässt uns gewähren. Da gegen 16:30 Uhr fast noch Kaffee-und-Kuchen-Zeit vorherrscht, liegt auf den Tischen nur eine kleine Karte aus. So beschliessen wir erst mal ein Warm-Up mit einem Weissweinschorle (3,80 Euro), einem schlichten Americano (3,00 Euro) und einem leichten Rhabarber-Erdbeer-Sorbet (3,00 Euro). Bei noch gut 30 Grad Aussentemperatur hätte das Schorle ein klein bisschen kühler und spritziger ausfallen können, dafür wird es in einer schönen Karaffe serviert. Welcher Wein verwendet wurde, war leider nicht zu eruieren – die Marktwirtschaft kooperiert jedoch mit solch geschätzten Weingütern wie Dautel aus Bönnigheim, Aldinger aus Fellbach oder Wöhrwag aus Untertürkheim, allesamt erstklassig. Der Kaffee wird von der Heilbronner Rösterei Hagen bezogen. Der Americano ist kräftig, tiefdunkel, mit nussig-schokoladigen Aromen. Dazu harmoniert das fruchtig-erfrischende Sorbet ganz hervorragend. Hier hat man nicht einfach nur eine Kugel Eis auf einen Teller geklätscht, sondern geschmackvoll und liebevoll dekoriert, unter anderem mit leicht erwärmten Pfirsichspalten und frischen Beeren.
Leider kommen wir über diese Appetizer nicht hinaus. Als urplötzlich ein Regenschauer einsetzt, wird es ungemütlich und uns werden fast die Sitzkissen unterm Popo weggezogen. Etwas schade, denn ansonsten erleben wir den Service als sehr zuvorkommend, zugewandt und höflich, kommen beim Bezahlen fast noch ins Plaudern. Beim (leider nicht barrierefreien) Weg auf die Toilette kann ich noch einen Blick auf die Küche erhaschen, wo tatsächlich grad in feinster Handarbeit die Vorbereitungen für das abendliche Angebot getroffen werden. Sieht alles tipptopp aus. Daher ist Wiederkommen unbedingt angesagt.
Die Marktwirtschaft bietet von 11:30 bis 14 Uhr einen extra Mittagtisch an und richtet zahlreiche Sonderveranstaltungen aus, wie Kochkurse, Jazz-Abende mit Live-Musik, Weinproben, kulinarische Themenwochen. Trotz des dicht gesäten gastronomischen Angebots in Besigheims Innenstadt ist die Marktwirtschaft ein echter Zugewinn für den Ort. Es muss ja nicht immer eine Weisswurst sein…
Besigheim am Neckar wurde vor vielen Jahren von den Zuschauern des MDR zum schönsten Weinort Deutschlands gekürt. Was natürlich daran liegen kann, dass der Neckar maximal weit von Sachsen entfernt ist – oder dass man aus der Ferne gerne mal dem Glorifizieren verfällt. Doch in diesem Falle kann ich auch als Einheimischer unumwunden zustimmen. Besigheim verfügt über eine intakte, malerische Innenstadt, üppig mediterrane Begrünung (könnte jedes Jahr den „Unser-Dorf-soll-schöner-werden-Award“ gewinnen), sowie ein reizvolles gastronomisches Angebot, das sich nicht nur allein... mehr lesen
4.5 stars -
"Top-Lage, gepflegtes Ambiente" MinitarBesigheim am Neckar wurde vor vielen Jahren von den Zuschauern des MDR zum schönsten Weinort Deutschlands gekürt. Was natürlich daran liegen kann, dass der Neckar maximal weit von Sachsen entfernt ist – oder dass man aus der Ferne gerne mal dem Glorifizieren verfällt. Doch in diesem Falle kann ich auch als Einheimischer unumwunden zustimmen. Besigheim verfügt über eine intakte, malerische Innenstadt, üppig mediterrane Begrünung (könnte jedes Jahr den „Unser-Dorf-soll-schöner-werden-Award“ gewinnen), sowie ein reizvolles gastronomisches Angebot, das sich nicht nur allein
Besucht am 17.08.20191 Personen
Rechnungsbetrag: 8 EUR
Um den Slogan gleich mal für alle Nichtschwaben zu erklären: „schleckig“ bedeutet, wählerisch zu sein, was das Essen angeht. Das ist sicherlich schon mal ein prima Ansatz. Und absolut nicht verkehrt. So schmeichelt sich Herr Kächele gleich in unsere Gastroherzen ein. Und das auch noch „hälenga“ (= heimlich, hintenrum).
Plötzlich war Herr Kächele da. Erst mal nur in Stuttgart, seit zwei Jahren auch in Böblingen. Der kochlöffelschwingende grauhaarige Herr gibt sich als Spezialist für Maultaschen, Spätzle, schwäbischen Kartoffelsalat, Fleischküchle, Linsen und Spätzle aus. Also alles, was sowieso keiner so gut hinkriegt wie die eigene Oma oder Mutter. Mangels gemeinsam verbrachter Zeit am familieneigenen Esstisch müssen sich heutzutage die armen Entwurzelten ihr Lieblingsessen aushausig zuführen. So habe ich lange vorsichtigen Sicherheitsabstand zu Herrn Kächele bewahrt, bis mich heute die Neugierde doch in seine Arme trieb.
Gegen 11 Uhr vormittags steht in der Böblinger Location eine herzliche, bodenständige, urwüchsige Fachkraft bereits tatendurstig an Tresen und Herd. Ich bin der erste Kunde, blicke aber bereits hungrig auf riesige Schüsseln voll schlonzigem Kartoffelsalat und frischem Gurkensalat. Die Maultaschen hebe ich mir mal für den nächsten Besuch unseres Freundes C. aus Dortmund auf (er ist verrückt danach, wohnt aber leider in der Diaspora). Als eine Art zweites Frühstück wähle ich daher die Käsespätzle für überraschend günstige 6,50 Euro, dazu eine 0,33-Liter-Flasche Mineralwasser (gibt es leider nur in Medium, wobei die sprudeligere Variante wahrscheinlich für zu viel Auftrieb sorgen würde) für 1,50 Euro. Die tatkräftige Köchin bittet mich noch um eine Minute Geduld, weil das Essen ja frisch zubereitet würde. Naja, es werden ein paar Minuten mehr, dafür darf ich hemmungslos dabei zusehen, wie vorgekochte Spätzle, geraspelter Käse und knurpselige Fertigröstzwiebel in die Pfanne geschmissen werden. Die Spätzle sind natürlich von Herrn und Frau Kächele hausgemacht („ond vielleicht au von de Kender“), beim Käse handelt es sich um einen rezenten Mix von Bergkäse und Emmentaler. Das Ganze kommt auf einen netten Porzellanteller in Form eines Imbissbudenpapptellers und wird von leckerem Gurkensalat (gut gewürzt und mit ziemlich viel Dill dran), sowie frischen Pflücksalaten begleitet. Sieht appetitlich aus – und schmeckt auch so. Die Portion macht pappsatt und sättigt bis in den späten Nachmittag hinein.
Achja, während die Spätzle in der Pfanne brutzeln, wird gleich abgerechnet und sofort freundlich erfragt, ob auch ein Beleg benötigt wird. Dem entnehme ich später, dass Herr Kächele eine Marke der „Suevia Schwäbische Gastlichkeit 2.0“ ist. Dahinter steckt eine zugegebenermassen geschickte und geschäftstüchtige Seele, die natürlich nicht Kächele mit Nachnamen heisst. Aber das Idyll ist perfekt inszeniert, mit ganz viel heimeligen Utensilien und einer traditionellen Kulisse. Von der Decke der Kochinsel und auch der Sitzecken baumeln Aberdutzende von kupfernen Pfannen und Töpfe (=Kächele). In Böblingen sitzt man ganz rustikal auf langen hölzernen Bänken mit Filzauflagen und Kissen, davor kleine Bistrotische und bequeme schwarze Stühle mit Lehne. Hier kommt man sich rasch näher und tauscht sich schnell aus. Ein älterer Herr neben mir verspeist eine dicke geschmelzte Maultasche (die gedämpften Zwiebeln obendrauf hätte ich mir eigentlich auch lieber auf meinen Spätzle gewünscht) mit Kartoffel- und Gurkensalat. Es schmeckt ihm sichtlich.
Herr Kächele ist sicherlich ein geeigneter Ort, um zwischen einer Shoppingtour und Erledigungen eine Pause einzulegen und herzhaft zu essen. Leider wird kein Alkohol ausgeschenkt. Dafür haben auch Kinder hier ihren Spass. Es wird zum Beispiel einfach „Spätzle mit Soss“ angeboten, für läppische 2,50 Euro. Wenn ich es richtig gesehen habe, kann man auch eingeschweisste Maultaschen zum Mitnehmen erwerben. Und achja: wer auf den Appetit gekommen ist und keine schwäbische Oma hat, kann sich für einen Maultaschen-Kochkurs anmelden. Der findet dann aber in Stuttgart statt.
Um den Slogan gleich mal für alle Nichtschwaben zu erklären: „schleckig“ bedeutet, wählerisch zu sein, was das Essen angeht. Das ist sicherlich schon mal ein prima Ansatz. Und absolut nicht verkehrt. So schmeichelt sich Herr Kächele gleich in unsere Gastroherzen ein. Und das auch noch „hälenga“ (= heimlich, hintenrum).
Plötzlich war Herr Kächele da. Erst mal nur in Stuttgart, seit zwei Jahren auch in Böblingen. Der kochlöffelschwingende grauhaarige Herr gibt sich als Spezialist für Maultaschen, Spätzle, schwäbischen Kartoffelsalat, Fleischküchle,... mehr lesen
4.0 stars -
"Schwäbisches für Schleckige" MinitarUm den Slogan gleich mal für alle Nichtschwaben zu erklären: „schleckig“ bedeutet, wählerisch zu sein, was das Essen angeht. Das ist sicherlich schon mal ein prima Ansatz. Und absolut nicht verkehrt. So schmeichelt sich Herr Kächele gleich in unsere Gastroherzen ein. Und das auch noch „hälenga“ (= heimlich, hintenrum).
Plötzlich war Herr Kächele da. Erst mal nur in Stuttgart, seit zwei Jahren auch in Böblingen. Der kochlöffelschwingende grauhaarige Herr gibt sich als Spezialist für Maultaschen, Spätzle, schwäbischen Kartoffelsalat, Fleischküchle,
Besucht am 12.08.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 40 EUR
Unglücklicherweise lande ich genau an einem Montagabend in Bad Buchau – ein schlechter Tag für gastronomische Unternehmungen. Es sieht so mau aus, dass ich gleich wieder ins Auto steige und nach Bad Schussenried zurückfahre, wo ich mich eines grandiosen Bierkrugmuseums mit angeschlossenem Biergarten erinnere. Doch auch hier heisst es: Montag gleich Ruhetag.
Reumütig kehre ich nach Bad Buchau zurück, wo andere gestrandete Touristen und gelangweilte Reha-Patienten an Rollatoren durch die Innenstadt schlurfen. Prinzipiell scheint ein Grossteil der hiesigen Gastronomie in griechischer Hand zu sein – vielleicht eine weitverzweigte Grossfamilie? Glücklicherweise brennt Licht in der Taverne Poseidon, die im Erdgeschoss eines Gebäudes mit mutiger sonnblumengelber-auberginefarbener Fassade liegt. Wirkt von aussen – zusammen mit dem netten Blumenschmuck in den Balkonkästen – erst mal recht einladend. Von innen dann leider weniger. Das Ambiente ist ernüchternd schlicht und schmucklos. Die Einrichtung besteht aus mehreren einfachen Holztischen (ohne Tischdecke) und -stühlen. Sieht hier alles in allem sehr nach Familienbetrieb aus: Vater in der Küche, Mutter im Service, Sohn am Computer. Vermutlich bastelt er gerade an der Homepage, die zum Zeitpunkt meines Besuches nur in rudimentären Ansätzen vorhanden ist. Naja, die wichtigsten Infos wie Adresse und Öffnungszeiten kann man schon mal nachlesen. Hut ab: geöffnet an 7 Tagen in der Woche, kein Ruhetag. Trotzdem sind wir erst mal die einzigen Gäste im Lokal. Später treffen noch Mutter mit Tochter und vier jugendliche Schweizer ein. Letztere scheinen im Haus zu wohnen, denn über uns befindet sich das Hotel Moorbadstuben. Wir erinnern uns: Bad Buchau liegt am Federsee und ist von einer Moorlandschaft umgeben. Die hiesigen Übernachtungsgäste dürften also hauptsächlich Naturliebhaber, Wanderer, Fahrradtouristen sein.
Die Speisekarte der Taverne Poseidon weist die üblichen griechischen Gerichte auf: Gyros, Souvlaki, frittierte Calamares, griechischer Bauernsalat. Wir bestellen einen Lammteller (15,50 Euro) und Costas Vorspeisenplatte (11,00 Euro). Dass ein Ouzo aufs Haus gleich vorneweg serviert wird, ist sympathisch – möglicherweise braucht man aber auch hinterher noch einen. Wir warten ab! Serviert wird relativ rasch, sind wir doch erst mal noch die einzigen Gäste. Der Lammteller besteht aus drei Koteletts, die ruhig noch etwas schärfer hätten angebraten sein dürfen. Die dünnen Fritten sind noch recht farblos und auch eher lauwarm. Dazu wird ein etwas liebloser Beilagensalat gereicht: auf ein paar ausgebreiteten Salatblättern sind drei Scheiben Tomaten gebettet. Auch die Vorspeisenplatte reisst uns kaum vom Hocker: ein paar totfrittierte Tintenfischringe, ein Block panierter Schafskäse, zwei gefüllte Weinblätter, einige Oliven und Gurkenscheiben, einige Hackfleischbällchen. Die meisten Bestandteile sind also Fertigmodule, ohne besonderen Einfallsreichtum oder kreativem Ansatz. Wie lecker und vielfältig eine griechische Vorspeisenplatte sein kann, haben wir andernorts glücklicherweise schon dutzende Male erlebt. Hier stockt einem eher der Appetit.
Der weibliche Service (offenbar in Form der Patronin) agiert recht zurückhaltend und freudlos. Doch offenbar ist uns anzusehen, dass wir etwas verdruckst in unseren Speisen herumstochern, so dass man möglicherweise nach einer Wiedergutmachung und einem positiven Ausklang sinniert. Noch ehe ich die Rechnung erbeten kann, werden wir überraschenderweise noch mit einem üppigen Dessert beglückt, bestehend aus vier Kugeln Eis und reichlich liköriger Schokoladensauce. Pech nur, dass mir äußerst selten der Sinn nach etwas Süssem steht – andere Gäste wären sicherlich selig! Die Rechnung wird von Hand erstellt, aber immerhin mit einem Stempel des Hauses versehen. 40 Euro für diesen Abend erscheinen uns angesichts des faden Nachgeschmacks und eines bedrückenden Gefühls der Tristesse leider nicht angemessen, da können uns der Gratis-Ouzo und das fulminante Dessert auch nicht mehr trösten, selbst wenn wir die Bemühungen erkennen und schätzen. Eine Empfehlung können wir also eher nicht aussprechen. Doch zumindest montags kann Bad Buchau mit keinen vernünftigen Alternativen aufwarten. Da kann man höchstens durchhalten und fasten!
Unglücklicherweise lande ich genau an einem Montagabend in Bad Buchau – ein schlechter Tag für gastronomische Unternehmungen. Es sieht so mau aus, dass ich gleich wieder ins Auto steige und nach Bad Schussenried zurückfahre, wo ich mich eines grandiosen Bierkrugmuseums mit angeschlossenem Biergarten erinnere. Doch auch hier heisst es: Montag gleich Ruhetag.
Reumütig kehre ich nach Bad Buchau zurück, wo andere gestrandete Touristen und gelangweilte Reha-Patienten an Rollatoren durch die Innenstadt schlurfen. Prinzipiell scheint ein Grossteil der hiesigen Gastronomie... mehr lesen
Taverne Poseidon
Taverne Poseidon€-€€€Restaurant01758585276Schussenrieder Str. 30, 88422 Bad Buchau
3.0 stars -
"Griechische Gottheit ohne Ruhetag" MinitarUnglücklicherweise lande ich genau an einem Montagabend in Bad Buchau – ein schlechter Tag für gastronomische Unternehmungen. Es sieht so mau aus, dass ich gleich wieder ins Auto steige und nach Bad Schussenried zurückfahre, wo ich mich eines grandiosen Bierkrugmuseums mit angeschlossenem Biergarten erinnere. Doch auch hier heisst es: Montag gleich Ruhetag.
Reumütig kehre ich nach Bad Buchau zurück, wo andere gestrandete Touristen und gelangweilte Reha-Patienten an Rollatoren durch die Innenstadt schlurfen. Prinzipiell scheint ein Grossteil der hiesigen Gastronomie
Besucht am 14.08.20192 Personen
Rechnungsbetrag: 176 EUR
Die Entscheidung, während meines Aufenthaltes in Bad Buchau im Gasthof Kreuz zu logieren, basierte hauptsächlich auf die Empfehlungen von Bekannten, die das tolle gastronomische Angebot lobten: deftige, herzhafte Speisen wie Leberknödelsuppe, Maultaschen, Wildgerichte. Unglücklicherweise hat das Speiselokal aber just während meines Aufenthaltes geschlossen (Betriebsferien). Zwar wird an manchen Stellen noch auf die Dreieinigkeit Gasthof-Hotel-Metzgerei hingewiesen, doch die Metzgerei ist inzwischen ausgekoppelt und wird von anderen Betreibern geführt (Metzgerei Schosser aus Attenweiler). Daher reduzieren sich meine Eindrücke auf Lage, Ambiente, Service und natürlich das Frühstücksangebot.
Schon die Adresse „Hofgarten 1“ lässt eine noble frühere Lage erahnen. Während meines abendlichen Rundgangs erfahre ich, dass vis-a-vis einst die Synagoge stand und im 19. Jahrhundert gut ein Drittel der Bevölkerung jüdisch war. Heutzutage finden wir hier einen Kreisverkehr und quer über der Strasse einen bis 22 Uhr geöffneten Rewe-Supermarkt nebst NKD. In Ermangelung eigener Parkplätze rät der Gasthof Kreuz seinen Gästen, auf dem Rewe-Parkplatz zu parken. Hier sollte man unbedingt eine Parkberechtigung erbitten, die einem auch gerne ausgehändigt wird (Vorsicht: an anderer Stelle in Bad Buchau habe ich recht schnell ein Knöllchen verpasst bekommen). Das freundliche Eckgebäude macht einen recht gepflegten Eindruck, mit heller Fassade, Sprossenfenstern, Dachterrasse.
Grosses Lob für den freundlichen und zugewandten Service im Gasthof. Die Betreiberfamilie Schultheiß ist locker, offenherzig, entspannt. Die jugendliche Servicedame, die morgens das Frühstücksangebot und die Rezeption alleine schmeisst, überzeugt durch Sicherheit, Standfestigkeit, Routiniertheit und wirkt nie überlastet, auch wenn mehrere Aufgaben und Anfragen gleichzeitig anstehen. Das Restaurant, das auch als Frühstücksraum benutzt wird, befindet sich im Erdgeschoss, die hübsche Terrasse eine Etage höher, über eine geschwungene Marmortreppe erreichbar.
Leider beschränken sich meine Erfahrungen mit dem kulinarischen Angebot aus o.g. Gründen nur auf das Frühstück. Das Haus war sicherlich in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts eine grosse Nummer, wird aber vermutlich nicht mehr allzu lange davon zehren können. Man scheint noch auf den alten Standards zu ruhen, wird aber irgendwann wohl aufrüsten und renovieren müssen. Das Ambiente ist sehr gepflegt und gut in Schuss, aber einfach in die Jahre gekommen: dunkles Holzmobiliar, beige-braune Bodenfliesen, Holzdecken, freundlicher Blumenschmuck auf jedem Tisch, helles Porzellan und gestärkte Tischdecken. Das Frühstücksbüffet (7,00 Euro) ist auf zwei Tischen recht ansprechend und frisch angerichtet, alles in allem schlicht, übersichtlich und ohne Chi-Chi, aber grundehrlich und authentisch. 3 Sorten Käse, mehrere Sorten Wurst, Butter und Margarine, sehr leckere Marmeladen, Honig, Joghurt und Quark, frischer selbstgemachter Obstsalat, Brot und Brötchen, aufgeschnittene Tomate und Gurke, zweierlei Säfte und Wasser. Kaffee (aus dem Vollautomaten) und Tee werden je nach Wunsch an den Tisch gebracht. Besonders lecker sind hier die Frühstückseier, pflaumweich gekocht und aus der Region stammend, spürbar von glücklichen Hühnern. Für meine Begleitung werden auf Wunsch extra Dinkelbrötchen bereitgestellt. Sobald sich ein Angebot ausdünnt, wird unverzüglich frisch nachgelegt. Der Service agiert unaufgeregt, aber sehr aufmerksam und stets präsent. Nebenbei werden noch Anfragen beantwortet, das Telefon bedient, Rechnungen ausgestellt.
Als Gast sitzt man ruhig und entspannt, kann auf Wunsch auch nebenbei die aktuelle Tageszeitung lesen. Die Strassengeräusche sind hier komplett ausgeblendet (immerhin liegt das Gebäude direkt an einem viel befahrenen Kreisverkehr). Trotzdem kann ich es mir ganz lauschig vorstellen, in den Abendstunden bei einem Glas Wein auf der Dachterrasse zu sitzen. Momentan ist sie leider abgesperrt. Vielleicht ist das ein Grund mehr, nach den Betriebsferien doch noch mal vorbeizuschauen.
Die Entscheidung, während meines Aufenthaltes in Bad Buchau im Gasthof Kreuz zu logieren, basierte hauptsächlich auf die Empfehlungen von Bekannten, die das tolle gastronomische Angebot lobten: deftige, herzhafte Speisen wie Leberknödelsuppe, Maultaschen, Wildgerichte. Unglücklicherweise hat das Speiselokal aber just während meines Aufenthaltes geschlossen (Betriebsferien). Zwar wird an manchen Stellen noch auf die Dreieinigkeit Gasthof-Hotel-Metzgerei hingewiesen, doch die Metzgerei ist inzwischen ausgekoppelt und wird von anderen Betreibern geführt (Metzgerei Schosser aus Attenweiler). Daher reduzieren sich meine Eindrücke auf Lage, Ambiente, Service... mehr lesen
Gasthof im Hotel Kreuz
Gasthof im Hotel Kreuz€-€€€Restaurant, Metzgerei, Hotel, Catering, Biergarten, Gasthof0758293140Hofgartenstr. 1, 88422 Bad Buchau
4.0 stars -
"Gepflegter Landgasthof" MinitarDie Entscheidung, während meines Aufenthaltes in Bad Buchau im Gasthof Kreuz zu logieren, basierte hauptsächlich auf die Empfehlungen von Bekannten, die das tolle gastronomische Angebot lobten: deftige, herzhafte Speisen wie Leberknödelsuppe, Maultaschen, Wildgerichte. Unglücklicherweise hat das Speiselokal aber just während meines Aufenthaltes geschlossen (Betriebsferien). Zwar wird an manchen Stellen noch auf die Dreieinigkeit Gasthof-Hotel-Metzgerei hingewiesen, doch die Metzgerei ist inzwischen ausgekoppelt und wird von anderen Betreibern geführt (Metzgerei Schosser aus Attenweiler). Daher reduzieren sich meine Eindrücke auf Lage, Ambiente, Service
Besucht am 13.08.20191 Personen
Rechnungsbetrag: 3 EUR
Das oberschwäbische Bad Buchau am Federsee hat als Kurort sicherlich schon einmal bessere Zeiten gesehen. Trotz der landschaftlich reizvollen Gegend und der Etikettierung als UNESCO-Kulturerbestätte liegt eine sanfte Wehmut, eine sachte Tristesse über allem, zumindest während der leicht regnerischen Tage Mitte August, als ich eine Verwandte besuche, die grad in der hiesigen Kurklinik weilt.
An meinem zweiten Abend bin ich ziemlich unentschlossen, wo ich abends einkehren soll und schlendre daher erst mal prüfend über den Marktplatz, wo sich offenbar das hiesige soziale Leben abspielt. Ein zentraler Hotspot scheint der Brunnen zu sein, wo noch einige Kleinkinder unter Aufsicht ihrer Mütter herumplanschen. Direkt davor liegt das Cafe bei Dimis, das hauptsächlich aus einer grosszügigen Terrasse besteht, mit zahlreichen dunklen Tischchen und Korbstühlen (auf denen man übrigens sehr bequem sitzt) möbliert. Der Innenraum ist eher dürftig: eine sonnengelbe Küchenzeile, zwei Tischlein, ein winziger Flur mit Zugang zu den Toiletten (die aber tipptopp und modern hergerichtet sind, dazu absolut sauber und gepflegt, mit hellen Fliesen ausgestattet und gut beleuchtet).
Auf der Terrasse sind am frühen Abend gut ein halbes Dutzend Tische belegt, hauptsächlich mit einheimischen Senioren, die hier noch einen Absacker trinken, sich mit Bekannten zum Schwätzen treffen, aber nach 1-2 Getränken mit den Worten aufstehen: „Jetzt ganget mr hoim zom Vespra“. Leider nimmt niemand das reichhaltige Essensangebot wahr. Ein doppelter Ouzo ist hier die wagemutigste Bestellung, die ich aufgeschnappt habe. Der griechische Inhaber Stefanidis Dimitrios hat der Location seinen Namen gegeben – und griechisch ist auch die Speisenauswahl. Angefangen von der sicherlich mediterranen Gulaschsuppe (3,00 Euro) oder einer Portion Tsatsiki (3,50 Euro) bis hin zum üppig konzipierten Grillteller mit Souvlaki, Steak, Cevapcici, Pommes, Tsatsiki, Krautsalat (10,00 Euro). An den Tischen liegt zwar erst mal keine Speisekarte aus, doch die Fensterscheiben des Lokals sind quasi zutapeziert mit laminierten Essensangeboten.
Kaum habe ich Platz genommen, tritt von hinten eine etwas misstrauisch blickende Dame heran, die ich erst mal nicht unbedingt für die Patronin halte. Offenbar gehöre ich nicht zu den Stammgästen und passe nicht ganz ins Schema. Auf gut Glück bestelle ich ein Rotweinschorle. Das wird unverzüglich serviert, freundlicherweise in einem Weinglas – und das Viertele wurde auch noch grosszügig eingegossen. Ich vermute einen kräftigen Landwein dahinter. 3,00 Euro sind vollkommen okay. Allerdings fehlt mir tatsächlich der Mut, aus der inzwischen auch am Tisch präsentierten Speisekarte ein Gericht auszuwählen. Dafür fällt von hier aus der Blick auf die mehr als gut frequentierte Imbissbude auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes. Dort steppt geradezu der Bär und halb Buchau scheint sich hier mit einem Vesper zu versorgen. Schade, wenn man das Angebot von Dimis bedenkt, wo kein Gericht mehr als 10 Euro kostet. Aber vielleicht ist das Ganze ein gelungenes Joint Venture? Trinken bei Dimis, Essenfassen in der Imbissbude?
Den Service habe ich allerdings eher als skeptisch dreinblickend und leicht unbeholfen bis unwirsch erlebt. Um einen Rechnungsbeleg musste ich mehrfach, zuletzt sehr bestimmt und mit Nachdruck bitten. Allein dieser selten geäusserte Wunsch macht einen Gast wahrscheinlich schon potentiell verdächtig. Wenn man aber einfach mal eine Stunde im Herzen von Bad Buchau verbringen und das Ortsgeschehen Revue passieren lassen möchte, dann ist das Dimis ideal. Zum Abschied grüsst der Patron, der mittendrin bei einer Tasse Kaffee sitzt, auch recht freundlich. Auf ein Auswärtsessen verzichte ich an diesem Abend trotzdem und vertilge stattdessen das letzte belegte Brötchen, das ich noch in den Tiefen meines Rucksacks finde.
PS. Was ich erst später erfahre: tatsächlich hat das Lokal nur im Sommer geöffnet, scheint also wohl eher eine Freiluftlocation zu sein – oder die Abwandlung eines griechischen Biergartens?
Das oberschwäbische Bad Buchau am Federsee hat als Kurort sicherlich schon einmal bessere Zeiten gesehen. Trotz der landschaftlich reizvollen Gegend und der Etikettierung als UNESCO-Kulturerbestätte liegt eine sanfte Wehmut, eine sachte Tristesse über allem, zumindest während der leicht regnerischen Tage Mitte August, als ich eine Verwandte besuche, die grad in der hiesigen Kurklinik weilt.
An meinem zweiten Abend bin ich ziemlich unentschlossen, wo ich abends einkehren soll und schlendre daher erst mal prüfend über den Marktplatz, wo sich offenbar... mehr lesen
Dimis Imbiss
Dimis Imbiss€-€€€Cafe, Imbiss, Take Away07582933062Bachgasse 1, 88422 Bad Buchau
2.5 stars -
"Griechischer Wein" MinitarDas oberschwäbische Bad Buchau am Federsee hat als Kurort sicherlich schon einmal bessere Zeiten gesehen. Trotz der landschaftlich reizvollen Gegend und der Etikettierung als UNESCO-Kulturerbestätte liegt eine sanfte Wehmut, eine sachte Tristesse über allem, zumindest während der leicht regnerischen Tage Mitte August, als ich eine Verwandte besuche, die grad in der hiesigen Kurklinik weilt.
An meinem zweiten Abend bin ich ziemlich unentschlossen, wo ich abends einkehren soll und schlendre daher erst mal prüfend über den Marktplatz, wo sich offenbar
In der Calwer Strasse ist aktuell so viel in Bewegung, dass man fast den Überblick verliert. Nicht nur kulinarisch. Ein paar Wochen Abwesenheit – und schon hat sich der Charakter der Strasse komplett verändert. Man denke nur an den desaströsen Abriss der legendären und doch schon fast denkmalgeschützten Calwer Passage. Das ist sicherlich alles hier off topic, treibt mir aber die Tränen in die Augen. Gehen nicht Stadtplanung und gastronomische Entwicklung Hand in Hand? Vieles ist hier verschwunden und wird nie wieder auftauchen.
Jetzt aber zu angenehmeren Themen. Wie schon simbamässig verkündet, startet derzeit der Film „Leberkäsjunkie“ bundesweit in den Kinos und treibt allerorten die Hardcore-Kulinariker vor die Türe. Das war auch der Anlass, dass meine geschätzte Freundin S. gut ein Dutzend lukullisch und cineastisch interessierter Weggefährten zu einem Kinobesuch und einem vorweggenommenen stärkendem Warm-Up eingeladen hat. Vom opulenten, gemeinschaftlich eingenommenen Leberkäswecken im Backhaus an der Ecke Calwer Strasse/ Büchsenstrasse wird noch getrennt berichtet. Auf dem Weg ins Delphi-Kino musste allerdings noch einmal unser Flüssigkeitspegel aufgefüllt werden. Keine einfache Aufgabe für 10-15 Personen zur besten Primetime an einem lauen Samstagabend. Und das ohne Vorreservierung. Dank der hervorragenden Aufmerksamkeit der Organisatorin sind wir dann im „Büffel & Bier“ gelandet, auch wenn das auf den ersten Blick keine hundertprozentig Schnittmenge mit dem angestrebtem Film aufweist.
Nach eigenem Bekunden bietet das Lokal „Pizza, Flat Bread, Bowls & Beer“, will also ziemlich hip wirken. Im Angebot sind Speisen (z.B. Pizzen und Salate) mit Bestandteilen vom Bio-Büffelhof Bobalis (z.B. Mozzarella-Käse) aus 14913 Jüterbog. Oje, wo ist da denn? Regional ist sicherlich was anderes – wird hier aber auch nicht herbeizitiert. Besser gefällt mir da schon, dass die Blattsalate vom Familienbetrieb Bio-Hof Rapp in Bondorf stammen. Allerdings haben wir heute abend schon alle unseren Leberkäswecken intus und wollen nur noch etwas trinken.
Hier erfahren wir als Gruppe das „Büffel & Bier“ als herrlich unkompliziert. Auch ohne Vorreservierung finden wir problemlos und ohne Diskussionen an einem sommerlichen Samstagabend auf zwei der langen Bänke im Aussenbereich Platz. Der Service duckt sich allerdings erst mal erfolgreich weg, als er der geballten Kundschaft ansichtig wird. Alle Mitarbeiter tun dermassen geschäftig, dass wir uns erst mal fragen, ob hier vielleicht Selbstbedienung angesagt ist. Der schliesslich entsandte Mitarbeiter übt sich erst mal in Ironie und gewitztem Verhalten, als ob dies hier das angesagte Geschäftsmodell sei. Egal, die schiere Masse siegt. Wir ordern Flaschenbier der Böblinger Schönbuchbrauerei (das legendäre, wieder neu aufgelegte Jäger Spezial) und flaschenweise den angebotenen Acolon-Rotwein. Dazu eine Karaffe Wasser unbekannter Herkunft. Nach anfänglichem Fremdeln liefert uns der Service-Boy das Bestellte dann doch relativ rasch und zuverlässig aus. Wasser und Wein trinkt man hier gleichermassen aus kleinen, handlichen, dickwandigen Wassergläsern. Nichts für Feinsinnige. Aber Wein gehört ja auch nicht zu den Kernkompetenzen des Hauses.
Wir sitzen auf Holzbänken an rustikalen Holztischen im Aussenbereich mitten auf der Calwer Strasse (Fussgängerzone). Neben uns wird hauptsächlich getrunken oder eine Pizza verspeist. Die Gäste sind ziemlich multikulti und entstammen allen Altersklassen. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen mag eigentlich niemand innen im Gastraum Platz nehmen. Auf meinem Weg zur Toilette kann ich aber bestätigen, dass alles barrierefrei und ebenerdig erreichbar ist, zugleich recht proper ausschaut und auch recht minimalistisch-übersichtlich möbliert ist. Fotos und Bewirtungsbeleg können aufgrund der besonderen Gegebenheiten leider keine geliefert werden. Doch ich kann versichern, dass das „Büffel & Bier“ eine mit Öffis gut erreichbare, zentrale, problemlos anzusteuernde und auch für Gruppen gut geeignete Location ist.
In der Calwer Strasse ist aktuell so viel in Bewegung, dass man fast den Überblick verliert. Nicht nur kulinarisch. Ein paar Wochen Abwesenheit – und schon hat sich der Charakter der Strasse komplett verändert. Man denke nur an den desaströsen Abriss der legendären und doch schon fast denkmalgeschützten Calwer Passage. Das ist sicherlich alles hier off topic, treibt mir aber die Tränen in die Augen. Gehen nicht Stadtplanung und gastronomische Entwicklung Hand in Hand? Vieles ist hier verschwunden und wird... mehr lesen
Büffel & Bier
Büffel & Bier€-€€€Biorestaurant, Biergarten07119979494Calwer Str. 50, 70173 Stuttgart
3.0 stars -
"Gruppentauglich" MinitarIn der Calwer Strasse ist aktuell so viel in Bewegung, dass man fast den Überblick verliert. Nicht nur kulinarisch. Ein paar Wochen Abwesenheit – und schon hat sich der Charakter der Strasse komplett verändert. Man denke nur an den desaströsen Abriss der legendären und doch schon fast denkmalgeschützten Calwer Passage. Das ist sicherlich alles hier off topic, treibt mir aber die Tränen in die Augen. Gehen nicht Stadtplanung und gastronomische Entwicklung Hand in Hand? Vieles ist hier verschwunden und wird
Besucht am 02.08.20191 Personen
Rechnungsbetrag: 7 EUR
Wie schon erwähnt: auf meinen Reisen logiere ich gerne in IBIS-Hotels, die mit mehreren Standards aufwarten und daher selten enttäuschen können. Das Frühstücksbüffet ist in der Regel eine zusätzlich zu buchende Serviceleistung, die man daher ruhig auch mal weglassen kann – oder eben ausgiebig nutzen und evtl. noch einen zusätzlichen Gast mitbringen kann. Auch die zuweilen rund um die Uhr besetzten Bars (mit vielseitigem Getränkeangebot, Snacks, Salaten) haben mich schon des öfteren gerettet, wenn kein auswärtiges Lokal mehr geöffnet hatte oder mir schlichtweg zum Ausgehen die Kraft oder die Lust gefehlt hat. Toll finde ich auch das Angebot mancher Häuser (wie beim IBIS Styles in Nagold) als Übernachtungsgast jederzeit den Kaffeevollautomaten und die Heissgetränke im eigentlichen Frühstücksraum kostenlos nutzen zu können. Da habe ich mir auch schon mal am Abend bei aufkommender Erkältung eine heisse Zitrone gebraut. Vom Nachmittagskaffee ganz zu schweigen…
Mit der Linie IBIS Budget hatte ich bislang noch keine Erfahrung, habe es aber bei meinem letzten geschäftlichen Konstanz-Aufenthalt mal ausprobiert, da die derzeitigen Sommerferien und hohes Touristenaufkommen die Preise allgemein stark in die Höhe getrieben haben. Das IBIS Budget liegt recht verkehrsgünstig und kann mit zwei Buslinien ab Hauptbahnhof gut erreicht werden, ist aber auch ab der Zughaltestelle Petershausen fussläufig erreichbar. Liegt allerdings mitten im Industriegebiet, mit Blick wahlweise auf eine Hauptverkehrsstrasse oder den gegenüberliegenden Aldi samt Parkplatz. Malerisch ist etwas anderes. Der Bodensee ist auch für Ortskundige nur vage erahnbar.
Was Hotelzimmer und Nächtigung angeht: dafür gibt es andere Portale. Hier will ich mich auf das gastronomische Angebot beschränken. Zwei Beruhigungen vorneweg: notorische Selbstversorger können von 8:00 bis 21:00 auf den gut sortierten Aldi vertrauen. Wer es nur noch bis zur Hotellounge schafft: zwei Automaten bieten rund um die Uhr Heiss- und Kaltgetränke an. Das macht die fehlende Minibar auf allen Zimmern schon etwas wett. Für günstige 7,50 Euro kann man aber das Frühstücksbüffet nutzen. Das entspricht zwar voll und ganz der Budget-Linie und ist ziemlich minimalistisch, doch Hut ab, was man daraus gezaubert hat. Denn für das Geld bekommt man im überlaufenen Touri-Konstanz zuweilen kaum zwei vernünftige Pott Kaffee. Wer allerdings höherwertige IBIS-Hotels kennt, wird erst einmal ein bisschen enttäuscht sein und sich suchend umschauen.
Das Angebot ist überschaubar, aber schön präsentiert: zwei Sorten von einfachen Brötchen, wenige Sorten Käse und Wurst, hartgekochte Eier statt warmer Eierspeisen, frische Tomatenachtel (auch hier geschmacklos und wässrig) und Gewürzgürkchen aus dem Glas (für mich das Highlight), Naturjoghurt und Fruchtjoghurt, 4-5 verschiedene Cerealien, O-Saft und Milch aus dem Spender, Kaffee und Kaffeespezialitäten aus einem gut funktionierenden Vollautomaten (Achtung: der Cappuccino spröckelt grosszügig und weiträumig, so dass man in Deckung zu gehen oder Verbrennungen zu befürchten hat), Marmelade, Honig, Nutella, frisches Obst. Kein Rührei, kein Speck, kein hochwertiger Käse, kein angesetztes und gut durchgezogenes Birchermüsli, kein Obstsalat, kein Waffelautomat (der absolute Hit in Heilbronn oder Bregenz, nicht nur bei Kindern!!), keine regionalen Zeitungen etc. Aber ein kleiner Preisunterschied muss auch sein und man kann sich ja durchaus behelfen.
Das offenbar leicht überforderte Raummanagement erfordert klare Ansage, so dass im Aufzug durch eine Art Ampelsymbolik die Belegungskapazitäten zu bestimmten Uhrzeiten prophezeit werden. Mit kuriosen Folgen: die Realität gestaltet sich dann vollkommen anders. So prügele ich mich noch vor 8 Uhr ans Büffet, um in einer langen Warteschlange zu stranden. Kurz nach 8 Uhr (angeblich Rush Hour) herrscht dann wieder gähnende Leere am Büffet. Also ist auch hier ein antizyklisches Verhalten durchaus empfehlenswert.
Mit grossem Lob möchte ich die innenarchitektonische Lösung und die Serviceleistung des Personals bedenken. Das Frühstück könnte komplett auf Jugendherbergsniveau absinken, wenn nicht die geschickte, farbenfrohe Gestaltung des Raumes, die absolut penible Sauberkeit und der feenhafte, unauffällige aber hochgradig verlässliche Service ineinander greifen würden. Ich sitze zwar beengt an einem kleinen Zweiertisch, blicke aber nach draussen auf Schilfgras (dahinter liegt der Aldi-Parkplatz). Um mich herum Solisten, Familien mit Kleinkindern und Kinderwagen, Fahrradtouristen und Wanderer in voller Montur, Business People mit Tablet und Smartphone. Alle Altersklassen, verschiedene Nationalitäten vertreten. Alles in allem nicht die grosse gastronomische Erkenntnis, aber eine neue Erfahrung!
Wie schon erwähnt: auf meinen Reisen logiere ich gerne in IBIS-Hotels, die mit mehreren Standards aufwarten und daher selten enttäuschen können. Das Frühstücksbüffet ist in der Regel eine zusätzlich zu buchende Serviceleistung, die man daher ruhig auch mal weglassen kann – oder eben ausgiebig nutzen und evtl. noch einen zusätzlichen Gast mitbringen kann. Auch die zuweilen rund um die Uhr besetzten Bars (mit vielseitigem Getränkeangebot, Snacks, Salaten) haben mich schon des öfteren gerettet, wenn kein auswärtiges Lokal mehr geöffnet hatte... mehr lesen
3.5 stars -
"Gekonnter Minimalismus" MinitarWie schon erwähnt: auf meinen Reisen logiere ich gerne in IBIS-Hotels, die mit mehreren Standards aufwarten und daher selten enttäuschen können. Das Frühstücksbüffet ist in der Regel eine zusätzlich zu buchende Serviceleistung, die man daher ruhig auch mal weglassen kann – oder eben ausgiebig nutzen und evtl. noch einen zusätzlichen Gast mitbringen kann. Auch die zuweilen rund um die Uhr besetzten Bars (mit vielseitigem Getränkeangebot, Snacks, Salaten) haben mich schon des öfteren gerettet, wenn kein auswärtiges Lokal mehr geöffnet hatte
Besucht am 26.07.2019Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 6 EUR
„Die Levante-Küche ist im Kommen“, habe ich heute vormittag im Wartezimmer meines Arztes in irgendeinem Lifestyle-Magazin gelesen. Nur zu, denke ich mir, denn ich stehe auf Falafel, Humus, Auberginenmus und Couscous. Auch eine scharfe Merguez ist was Feines!
Der Zufall will es, dass ich nach dem Arztbesuch noch einige Besorgungen im Böblinger Mercaden dranhänge und am orientalischen Restaurant Noorsham vorbeikomme. Da sich das Lokal (fälschlicherweise) als Hähnchenbraterei tarnt und mich der Gedanke an kaputtfrittierte Chickenwings nicht sonderlich anmacht, bin ich bisher immer blind daran vorüberspaziert. Heute studiere ich jedoch zum ersten Mal die Speisekarte, die – für Analphabeten und Lesefaule – auch reich bebildert ausliegt und grossformatig an die Wände gepinnt ist, und muss meine Meinung revidieren. Auch in den Vitrinen an der Theke sieht es sehr appetitlich und frisch aus: gedünsteter Blattspinat, frisches Baklava, Salate und etwas, das einer überdimensionierten Krokette in Zitronenform ähnelt und offenbar mit Hackfleisch, Zwiebeln und Couscous gefüllt ist und sich Kibbeh nennt.
Draussen herrscht immer noch eine brütende Hitze, hier ist es angenehm kühl und ein leicht aufbrodelnder Appetit zwingt mich zum Innehalten. Heute teste ich das Noorham einfach mal an. Hinter der Theke steht der freundliche, auskunftsfreudige und geübte Chef, hinten in der Küche und im Service wahrscheinlich der Rest seiner Familie. Bei Öffnungszeiten von 10:00 bis 20:00 Uhr an sechs Tagen in der Woche kann man eine solche Lokalität nur unter Selbstausbeutung und als Familienbetrieb führen. Die Karte weist diverse Softgetränke, Ayran, Red Bull und frisch gepresste Säfte aus – bei den Gerichten kann man unter gut 20 verschiedenen Variationen und Kombinationen von Falafel, Rindfleisch, Hackfleisch, Hühnerteilen, Fritten, Reis, Grünzeug, Fladenbrot, Hummus, eingelegten Gurken und diversen Saucen wählen. Alles megagünstig und im Preis zwischen 2,00 und 6,99 Euro liegend. Da bin ich erst mal ganz vorsichtig und versuche die möglichen Risiken einzuschränken. Ich wähle daher Fool, das ich aus Ägypten kenne. Für recht günstige 4,50 Euro erhält man hier: in Olivenöl und Zitrone eingelegte Favabohnen, Zwiebeln, Tomaten und Brot. Geschätzte 10 Minuten dauert die Zubereitung. Was ich dann bekomme, hat allerdings mit der Bebilderung auf der Speisekare nichts mehr zu tun, sondern ist eher eine Bowl (Oh, Gott, dieser Hype wird hoffentlich bald ein Ende nehmen – irgendwie wird grad alles in eine Schüssel geworfen und schick gefunden, offenbar sogar in der Levante…) Der Inhalt der Glasschüssel sieht erst einmal nur nach Tomatensalat aus, weiter unter im Olivenöl-Zitrone-Gemisch befinden sich jedoch noch reichlich sättigende dicke Bohnen. Dazu gibt es Fladenbrot und ein Blätterteigversucherle für jeden Gast. Das Gericht ist durch die Zitrone sehr erfrischend und macht irgendwie glücklich (liegt vermutlich an den Proteinen der Hülsenfrüchte). Gewürzt ist es mir allerdings zu laff. Mangels weiterer Gewürze salze und pfeffere ich gehörig nach. Das tut vor allem den wässrigen Tomaten gut. Am Nebentisch entdecke ich einen Falafelteller, der für 4,99 Euro fast gleich viel kostet, aber sehr viel reichhaltiger und attraktiver aussieht, mit 6 Stück Falafel, Salat und Hummus. Werde ich vermutlich beim nächsten Mal probieren.
Die Sauberkeit lässt leider zu wünschen übrig. Dass das Inventar und das Besteck bunt zusammengewürfelt wirkt, hat vielleicht einen gewissen Charme, doch überall liegen Essensreste, Brösel, Salatstreifen rum. Als ich versehentlich etwas Mineralwasser verschütte, eilt allerdings gleich pflichtschuldigst eine Servicedame herbei, entschuldigt sich (!) für ihr Wirken und feudelt den Tisch trocken. Dafür übergibt mir der Chef mein Fladenbrot mit blossen Händen. Naja, wäre in Kairo oder Damaskus wahrscheinlich auch nicht anders. Die Gäste hier sind bunt gemischt: viele Solisten, aber auch Familien mit Kindern, die grad im nahen Decathlon die letzten Einkäufe wir den nahenden Sommerurlaub getätigt haben. Für Kinder gibt es extra Arrangements, die allerdings mit den sonst hier üblichen Spätzle-mit-Sauce-Angeboten nichts gemein haben. Sieht eher alles ein bisschen nach Fingerfood aus, scheint also Spass zu machen. Prinzipiell ist das Noorsham eine gute Station, um sich zwischen den Erledigungen zu stärken und bietet eine interessante Alternative zu Butterbrezel oder Leberkäsweckle. Achja, und sowohl Carnivoren als auch Veganer finden hier ein passendes Angebot.
„Die Levante-Küche ist im Kommen“, habe ich heute vormittag im Wartezimmer meines Arztes in irgendeinem Lifestyle-Magazin gelesen. Nur zu, denke ich mir, denn ich stehe auf Falafel, Humus, Auberginenmus und Couscous. Auch eine scharfe Merguez ist was Feines!
Der Zufall will es, dass ich nach dem Arztbesuch noch einige Besorgungen im Böblinger Mercaden dranhänge und am orientalischen Restaurant Noorsham vorbeikomme. Da sich das Lokal (fälschlicherweise) als Hähnchenbraterei tarnt und mich der Gedanke an kaputtfrittierte Chickenwings nicht sonderlich anmacht, bin ich... mehr lesen
3.5 stars -
"Syrische Spezialitäten" Minitar„Die Levante-Küche ist im Kommen“, habe ich heute vormittag im Wartezimmer meines Arztes in irgendeinem Lifestyle-Magazin gelesen. Nur zu, denke ich mir, denn ich stehe auf Falafel, Humus, Auberginenmus und Couscous. Auch eine scharfe Merguez ist was Feines!
Der Zufall will es, dass ich nach dem Arztbesuch noch einige Besorgungen im Böblinger Mercaden dranhänge und am orientalischen Restaurant Noorsham vorbeikomme. Da sich das Lokal (fälschlicherweise) als Hähnchenbraterei tarnt und mich der Gedanke an kaputtfrittierte Chickenwings nicht sonderlich anmacht, bin ich
Besucht am 21.07.20191 Personen
Rechnungsbetrag: 15 EUR
Thomas und Tanja Heiling führen in Böblingen gleich zwei Lokale, die dem Anspruch regionaler, kreativer und frischer Küche mehr als gerecht werden und sowohl der Vereinigung der Heckengäu-Köche und der Schönbuch-Köche angehören als auch für „Schmeck-den-Süden“ zertifiziert wurden. Im Haupthaus „Paladion“ bin ich mehrmals im Quartal meist mit Freunden oder Verwandten zu Gast, um das grandiose, stets wechselnde und absolut vielseitige Mittagsbüffet mit regionalen Spezialitäten und einem topfrischen Salatbüffet zu geniessen. Ich kenne niemanden, der hier nichts Passendes findet. Traurig nur (aber verständlich), dass montags Ruhetag ist.
Seit einiger Zeit betreiben die Heilings aber an 7 Tagen in der Woche auch das „Thermini“ in der höchst beliebten, über die Kreisgrenzen hinaus bekannten Böblinger Therme. Die lockt, ähnlich wie das „Paladion“, mit bester Verkehrsanbindung – unweit der Autobahnabfahrt an der A81 gelegen und nur 10 Gehminuten von der S-Bahn-Haltestelle entfernt, dazu eine Bushaltestelle fast vor der Haustüre und sehr nah am Radschnellweg Böblingen-Stuttgart gelegen. Dass die Thermalbadbesucher selig sind, ist klar. Doch das „Thermini“ ist ein öffentliches Restaurant und kann von jedermann betreten werden. Jede Menge kostenlose Parkplätze stehen übrigens auch noch zur Verfügung, an beliebten Tagen wie Brückentagen oder Feiertagen muss man allerdings schon früh aufstehen, um noch einen freien Platz zu ergattern.
Die Kooperation mit regionalen Erzeugern ist wahrhaft mustergültig und wird stets offengelegt. Wieso sollte man auch in die Ferne schweifen, wenn das Ländle eine solche Vielfalt attraktiver Genussprodukte anbieten kann? Carnivoren, Fisch-Liebhaber und Vegetarier werden gleichermassen beglückt. Zudem bietet das „Thermini“ ein helles, lichtes Ambiente mit kleinen Zweier- und Vierertischen aus hellem Holz, weissen Tischdecken, freundlichem Tischschmuck und interessanten Ausblicken.
In diesem Jahr hat das „Thermini“ auch eine Dependance während des beliebten „Schlemmen am See“-Events, wechselt vom Blick aufs Thermalbad auf den Blick an den Unteren See (einem Natursee, was kaum einer weiss!). Eine gute Gelegenheit für die örtliche Gastronomie, sich 5 Tage lang einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und vielleicht sogar neue Gäste zu gewinnen. Mir ist das Gewusel meist zu dolle, doch heute treiben mich bestes Sommerwetter und ein leerer Kühlschrank direkt in die Fänge der Grossveranstaltung. Neben all den Selbstbedienungsständen lockt das „Thermini“ mit einem schattigen und doch gepflegten Ambiente (weisse Tischdecken, 1a-Sauberkeit, jede Menge Kräutertöpfchen als Deko) und engagierter Bedienung am Tisch. Die Speisekarte ist zwar auf einige Hits eingedampft und nicht ganz so umfangreich wie im Thermalbad, doch immer noch höchst attraktiv und zudem nicht überteuert. Sehr gern genommen wird hier der beeindruckende Heimatburger für 9,00 Euro mit Patty vom Albrind, Landrauchschinken und Pflücksalat – auf Wunsch mit zusätzlichen Fritten, die hier sehr sympathisch Kartoffelstäble genannt werden. Grossartig sehen auch die Topfenknödel mit Beerenragout und Vanille-Eis aus, was wahrscheinlich glatt den Nährwert eines Hauptgangs aufweist und am Nebentisch von zwei Senioren mit glasigen Augen und halb von Sinnen vor Genuss goutiert wird (geschmacklich nichts für mich, aber optisch eine Augenweide). Ich selbst wähle eine Schmeck-den-Süden-Bowl (den derzeitigen Bowl-Hype kann ich zwar nicht teilen, doch das Teil macht was her und erscheint mir hoffentlich nicht zu mächtig angesichts der Abendveranstaltung, auf die ich noch zudrifte) für 11,50 Euro. In einer voluminösen Brotschüssel befinden sich: Lachsforelle aus der Echaztaler Forellenzucht in Honau (kaum 500 Meter von der Echazquelle entfernt), ein Strang säuerlicher Träuble, Demeter Ziegenkäse von angenehm sahniger Textur, reichlich Baby-Spinatblätter und Pflücksalate, überflüssige Chiasamen, knackige Sprossen und sättigende Heckengäu-Linsen (relativ klein, nussig, aromatisch). Ergibt alles zusammen eine unerwartete Geschmacksexplosion, die ich am Ende mit dem eher drögen Brotteig lösche. Das macht so pappsatt, dass ich um das Abendessen fürchte. Selber schuld!
Im Service agieren drei allerliebste blutjunge Mädels, die aber dicke das Zeug zur Professionalität haben. Ich fühle mich rundum versorgt und aufmerksam bedient und geradezu auf Händen getragen. Nur am Ende hapert es ein bisschen beim Bezahlen. Ungebührend lange muss ich auf das Super-Servicemädel mit dem grossen Geldbeutel warten, das gerade am Nachbartisch einen Grossauftrag abrechnen muss. Ihre Kolleginnen vertrösten mich jedoch aufs Feinste und sind voller Aufmerksamkeit und Konzentration bei mir. Auch die Sauberkeit ist beachtlich. Zwischendrin wird überall mal darübergefeudelt, die Tischarrangements neu ausgerichtet, die weissen Tischdecken ins Lot gebracht und für eine perfekt Inszenierung gesorgt. Dabei wirkt niemand gestresst. Super Organisation! Bestnoten für ein ambitioniertes und zugleich herrlich entspanntes Küchen- und Service-Team. Während andernorts händeringend nach Personal gesucht wird, scheinen die Heilings einfach optimale Arbeitsbedingungen zu bieten.
Thomas und Tanja Heiling führen in Böblingen gleich zwei Lokale, die dem Anspruch regionaler, kreativer und frischer Küche mehr als gerecht werden und sowohl der Vereinigung der Heckengäu-Köche und der Schönbuch-Köche angehören als auch für „Schmeck-den-Süden“ zertifiziert wurden. Im Haupthaus „Paladion“ bin ich mehrmals im Quartal meist mit Freunden oder Verwandten zu Gast, um das grandiose, stets wechselnde und absolut vielseitige Mittagsbüffet mit regionalen Spezialitäten und einem topfrischen Salatbüffet zu geniessen. Ich kenne niemanden, der hier nichts Passendes findet. Traurig... mehr lesen
4.5 stars -
"Schmeck den Süden!" MinitarThomas und Tanja Heiling führen in Böblingen gleich zwei Lokale, die dem Anspruch regionaler, kreativer und frischer Küche mehr als gerecht werden und sowohl der Vereinigung der Heckengäu-Köche und der Schönbuch-Köche angehören als auch für „Schmeck-den-Süden“ zertifiziert wurden. Im Haupthaus „Paladion“ bin ich mehrmals im Quartal meist mit Freunden oder Verwandten zu Gast, um das grandiose, stets wechselnde und absolut vielseitige Mittagsbüffet mit regionalen Spezialitäten und einem topfrischen Salatbüffet zu geniessen. Ich kenne niemanden, der hier nichts Passendes findet. Traurig
Besucht am 12.07.2019Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 23 EUR
Auf der Fahrt an den Bodensee bremst uns ein heftiges Sommergewitter mit Starkregen aus. Auf der Autobahn sieht man kaum ein paar Meter weit. Kurz vor Leutkirch kommt uns die rettende Idee. Ist hier nicht die Brauerei Härle zu Hause? Vielleicht können wir das Unwetter mit einer stärkenden Einkehr oder gar mit einer Brauereibesichtigung überbrücken?
Die Stadt Leutkirch im Allgäu bietet eine pittoreske, idyllische Innenstadt mit vielen inhabergeführten Geschäften und reichlich Lokalkolorit. Auf gut Glück stellen wir das Auto an einem Platz ab und machen uns zu Fuss mit Regenschirm und Windjacken auf die Suche nach einer einladenden Gastronomie. Recht schnell werden wir in der Lammgasse fündig: ein stattliches Gasthaus mit grünen Fensterläden, einer über und über mit Efeu bewucherten Häuserfront und einem leider grad komplett verwaisten Gastgarten hat geöffnet und auf einer Tafel gleich an der Eingangstür auch schon die aktuellen Mittagsgerichte annonciert. Wunderbar!
Von innen lässt sich die lange Tradition dieses Wirtshauses erahnen: uraltes nachgedunkeltes Parkett, hölzerne Wandvertäfelung, ein dicker Kachelofen als Raumteiler, klassisches Gasthausmobiliar – doch mit persönlicher Note. Auf jedem charmant gealterten Tisch steht ein Arrangement mit einem orientalisch anmutendem Metallteller, einer gelben Rose und einem Teelicht. Dazu gedämpftes Licht und im Hintergrund leise smoothige Rockmusik aus unserer Jugend. Ein Blick auf die ausliegende Wochenkarte erstaunt: hier finden sich unbekannte Gerichte wie Koreshte Fesenjan oder Borani Badendschan. Die Auflösung: der Wirt Aziz Rahimi hat afghanische Wurzeln und bietet neben einem Grundstock von Salatvariationen und verschiedenen warmen Seelen reizvolle exotische Genüsse an wie Basmatireis mit Berberitzen, Entenkeule mit Granatapfel-Walnuss-Sauce oder Joghurt mit frischem Koriander. Natürlich auch sehr Habhaftes wie Rindereintopf, Auberginengerichte und Fleischküchle. Wir wählen Koreshte Kofte ba Alu (Rind- und Lamm-Hackfleischküchle mit einer Soße aus Pflaumen, Tomaten und gelben Linsen auf Basmatireis) für ca. 12 Euro, sowie eine halbe Seele mit Käse für ca. 4 Euro. Das orientalische wirkende Gericht überzeugt durch einen harmonischen Mix von herzhaften Buletten, würziger Soße und sehr feinem Reis, angenehm abgeschmeckt und total sättigend. Die halbe Seele ist mit kräftigem Käse und Gurken und Tomatenscheiben gefüllt, kurz erwärmt und megaknusprig. Beim erhofften Härle-Bier muss uns der Wirt allerdings enttäuschen: es gibt keine alkoholfreie Variante – also nehmen wir als Autofahrer ein Seezüngle, ein Bio-Erfrischungsgetränk aus Gerstenmalz, Wasser und Früchten (kommt ebenfalls aus dem Hause Härle). Mein Liebling ist hier die Geschmacksrichtung Träuble (=Johannisbeere). Das schmeckt nach Sommer und Kindheit und kommt in der Bügelflasche auch ein bisschen retro daher. Doch zum Auftauen erst mal eine heisse Zitrone (3 Euro). Fein, dass der Wirt die Zitrone am Tresen noch selbst auspresst. Überhaupt: der Wirt überzeugt durch Warmherzigkeit und Güte, durch Offenheit und Freundlichkeit, durch Ruhe und Zugewandtheit. Man fühlt sich als Gast sofort willkommen und geborgen, könnte ganze Nachmittage hier abhängen, während draussen der Regen niederprasselt und man sich durch die ausliegenden Zeitschriften, Zeitungen, Veranstaltungs-Flyer und Prospekte blättert, um sich Anregungen für die kommenden Tage zu holen.
Im lockeren Geplauder mit dem Wirt erfahren wir auch, dass es zwar kein alkoholfreies Härle-Bier gibt, der Chef der Brauerei aber grad hier sein Mittagessen einnimmt. Mit dem kommen wir dann auch noch ins Gespräch und finden viele Anknüpfungspunkte, weil wir mit seinem leider inzwischen verstorbenen Vater häufig auf Messen beisammen sassen. Was für ein Zufall! Die Brauerei befindet sich zudem gleich ums Eck – doch der aufklarende Himmel mahnt uns zum Aufbruch und eine Besichtigungstour muss aufs nächste Mal verschoben werden.
So hat sich dieser spontane Zwischenhalt in Leutkirch zu einem anregenden und auch kulinarisch interessanten Nachmittag entwickelt. Wir kommen gerne mal wieder und sind schon gespannt, welche Leckereien die Wochenkarte dann für uns bereit hält. Die schwäbisch-afghanische Crossover-Küche hat durchaus ihre Reize!
Auf der Fahrt an den Bodensee bremst uns ein heftiges Sommergewitter mit Starkregen aus. Auf der Autobahn sieht man kaum ein paar Meter weit. Kurz vor Leutkirch kommt uns die rettende Idee. Ist hier nicht die Brauerei Härle zu Hause? Vielleicht können wir das Unwetter mit einer stärkenden Einkehr oder gar mit einer Brauereibesichtigung überbrücken?
Die Stadt Leutkirch im Allgäu bietet eine pittoreske, idyllische Innenstadt mit vielen inhabergeführten Geschäften und reichlich Lokalkolorit. Auf gut Glück stellen wir das Auto an... mehr lesen
Gasthaus Lamm
Gasthaus Lamm€-€€€Gasthaus075619759641Lammgasse 4, 88299 Leutkirch im Allgäu
4.0 stars -
"Hier speist sogar der Brauerei-Chef" MinitarAuf der Fahrt an den Bodensee bremst uns ein heftiges Sommergewitter mit Starkregen aus. Auf der Autobahn sieht man kaum ein paar Meter weit. Kurz vor Leutkirch kommt uns die rettende Idee. Ist hier nicht die Brauerei Härle zu Hause? Vielleicht können wir das Unwetter mit einer stärkenden Einkehr oder gar mit einer Brauereibesichtigung überbrücken?
Die Stadt Leutkirch im Allgäu bietet eine pittoreske, idyllische Innenstadt mit vielen inhabergeführten Geschäften und reichlich Lokalkolorit. Auf gut Glück stellen wir das Auto an
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Wer aber aufgrund des Weines lieber nicht als Autofahrer anreist, kann auch ganz kommod die Regionalbahn benutzen oder die Neckarpersonenschiffahrt, die derzeit immerhin zwei Mal in der Woche in Besigheim anlegt. Ein Teil der attraktiven Innenstadt ist sowieso Fussgängerzone. Im Laufe der Jahre habe ich fast alle gutbürgerlichen Lokale mit regionaler Küche schon angetestet (selbst den Weisswurst-Europameister des Jahres 2007). Auf meiner absoluten Wunschliste stand aber immer noch die 2017 eröffnete Marktwirtschaft. Der Patron Frank Land ist nach gastronomischen Lehr- und Wanderjahren u.a. in Mallorca, Kitzbühel und dem Berliner Adlon wieder in seine Heimat zurückgekehrt und hat in Besigheim die beste Lage bezogen. Die Marktwirtschaft residiert im Erdgeschoss eines stattlichen, herrlich renovierten Hauses mit reichlich freigelegtem Fachwerk direkt am Marktplatz. Im Aussenbereich sitzt man unter Palmen und südländischen Kübelpflanzen, beziehungsweise streckt sich in einem Liegestuhl mit Blick auf den Stadtbrunnen und das Rathaus aus. Grosszügige Schirme spenden Schatten. Im sehr gepflegte Innenbereich mit 70 Sitzplätzen dominieren rustikales Holz, bequeme Sitzmöbel, stilvolle Deko.
Obwohl ein Gewitter in der Luft liegt, zieht es mich nach draussen. Am leicht abschüssigen Marktplatz einen guten Tisch zu finden, der zudem im Falle eines Regens optimal geschützt ist, erfordert mehrmaliges Umsetzen. Man lässt uns gewähren. Da gegen 16:30 Uhr fast noch Kaffee-und-Kuchen-Zeit vorherrscht, liegt auf den Tischen nur eine kleine Karte aus. So beschliessen wir erst mal ein Warm-Up mit einem Weissweinschorle (3,80 Euro), einem schlichten Americano (3,00 Euro) und einem leichten Rhabarber-Erdbeer-Sorbet (3,00 Euro). Bei noch gut 30 Grad Aussentemperatur hätte das Schorle ein klein bisschen kühler und spritziger ausfallen können, dafür wird es in einer schönen Karaffe serviert. Welcher Wein verwendet wurde, war leider nicht zu eruieren – die Marktwirtschaft kooperiert jedoch mit solch geschätzten Weingütern wie Dautel aus Bönnigheim, Aldinger aus Fellbach oder Wöhrwag aus Untertürkheim, allesamt erstklassig. Der Kaffee wird von der Heilbronner Rösterei Hagen bezogen. Der Americano ist kräftig, tiefdunkel, mit nussig-schokoladigen Aromen. Dazu harmoniert das fruchtig-erfrischende Sorbet ganz hervorragend. Hier hat man nicht einfach nur eine Kugel Eis auf einen Teller geklätscht, sondern geschmackvoll und liebevoll dekoriert, unter anderem mit leicht erwärmten Pfirsichspalten und frischen Beeren.
Leider kommen wir über diese Appetizer nicht hinaus. Als urplötzlich ein Regenschauer einsetzt, wird es ungemütlich und uns werden fast die Sitzkissen unterm Popo weggezogen. Etwas schade, denn ansonsten erleben wir den Service als sehr zuvorkommend, zugewandt und höflich, kommen beim Bezahlen fast noch ins Plaudern. Beim (leider nicht barrierefreien) Weg auf die Toilette kann ich noch einen Blick auf die Küche erhaschen, wo tatsächlich grad in feinster Handarbeit die Vorbereitungen für das abendliche Angebot getroffen werden. Sieht alles tipptopp aus. Daher ist Wiederkommen unbedingt angesagt.
Die Marktwirtschaft bietet von 11:30 bis 14 Uhr einen extra Mittagtisch an und richtet zahlreiche Sonderveranstaltungen aus, wie Kochkurse, Jazz-Abende mit Live-Musik, Weinproben, kulinarische Themenwochen. Trotz des dicht gesäten gastronomischen Angebots in Besigheims Innenstadt ist die Marktwirtschaft ein echter Zugewinn für den Ort. Es muss ja nicht immer eine Weisswurst sein…