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Wo früher zu seligen „Al-Parco-Zeiten“ runde Teigfladen an Sparfüchse gegen ein Entgelt (oder Endgeld?) von lediglich 5 DM ausgegeben wurden, wird seit April 2018 roher Fisch in allen erdenklichen Variationen kredenzt. Daneben setzt man auf thailändische Curries, vietnamesische Pho und „bun“te Reisnudel-Klassiker aus der Schüssel.
Blick in Richtung Theke, rechts gehts in die Küche rein
Im Inneren des wertig eingerichteten Gastraums war nicht mehr viel los.
Graue Wände - wertige Einrichtung
Das Mittagsgeschäft schien bereits vollzogen. Vier Studentinnen tauschten sich über Sinn und Unsinn ihrer jeweiligen Studieninhalte am Nachbartisch aus. Ein weiterer Alleinesser beäugte mich „borgsam“.
Urbanes Ambiente
Eine männliche Bedienung reichte mir nach der Prüfung meines erforderlichen Impfgrades die reichhaltige Speisefibel. Zum Standardprogramm, das man auf der übersichtlich gestalteten Koza-Homepage nachlesen kann, wurden drei Lunchpakete zur Mittagszeit geschnürt. Als Späteinkehrer freute ich mich übrigens über die großzügige Öffnungsbereitschaft, die hier erst um 15 Uhr endet.
Auf der ersten Seite wartete gleich das erwähnte Angebot zum Mittagstisch. Ich hatte die Wahl zwischen dem „Herrn der Rinder“, „Game of Sushi“ und „Harry Potter und dem Veganer von Askaban“. Keine Ahnung, welche „Chineasten“ hier für die semi-kreativen Namensergüsse beim Benennen der Mittagsgerichte zuständig waren, aber Namen sind ja bekanntlich nicht nur in der Gastronomie Schall und Rauch.
Hinter dem Rinderherren verbarg sich das einzige warme Hauptgericht auf der Lunchkarte. Mariniertes Roastbeef mit Reis, Soja-Schalotten-Sauce und Wildkräutersalat (11,20 Euro) klang ja schon mal recht ordentlich. Für Sushi-Spieler warteten eine in 8 Scheiben zerteilte Inside-Out-Rolle, die vorher mit Tempura-Garnele, Gurke und Frischkäse gefüllt wurde sowie die gleiche Anzahl an Lachs-Makis für faire 12 Euro.
Wen es lieber ins vegane Hogwarts verschlug, konnte sich auf Mango, Gurke und Avocado Makis in jeweils 8facher Ausfertigung freuen. Für 8,80 Euro ein gänzlich fischloses Sushi-Erlebnis für Flossenverweigerer.
Ich war hin und hergerissen. Einerseits hatte ich schon längere Zeit kein Sushi mehr genossen. Andererseits hatte ich Lust auf etwas Warmes im Bauch. Kalter Fisch hat bei mir Mitte Februar nicht unbedingt Hochkonjunktur. Ich blätterte durch die Standardkarte und mir gefiel so langsam der Gedanke, mich an diesem Mittag zweigängig zu sättigen.
Unter dem verdauungsanregenden Begriff „Digestion Thai“ versteckte sich eine Thai-Nudelsuppe auf Kokosmilchbasis.
Digestion Thai
Zusätzlich zur Gemüseeinlage konnte man zwischen Hähnchen, Garnelen, Lachs und Tofu wählen, um die mit Koriander und Frühlingszwiebeln aufgefrischte Aromenterrine kulinarisch zu erweitern.
Ich wählte die Hühner-Variante für 6,50 Euro bevor ich zum „Game of Sushi“ mit den Chopsticks klappern (gehört ja bekanntlich zum Handwerk…) durfte. Die Thai-Curry-Suppe mit Huhn diente mir dabei als Vorspeise, während die Sushi-Häppchen den später servierten Hauptgang darstellten.
Die Getränkefrage beantwortete sich fast wie von selbst. Im Rahmen des Mittagsangebots war das kleine Fläschchen Mineralwasser der Marke Aqua Morelli nämlich im „Lunch-Paket“ enthalten.
Die mit genau der richtigen Dosis roter Curry-Paste veredelte Kokos-Gemüse-Suppe mit Hähnchenfetzen und Reisnudeln im Tagliatelle-Stil überraschte auf sehr angenehme Weise.
Thai-Nudelsuppe auf Kokosbasis
Zunächst fiel die Terrine nicht allzu sämig aus. Ich persönlich mag sie nämlich etwas dünnflüssiger lieber. Und dann war da dieser betörende Duft nach Kreuzkümmel, Koriander und Zitronengras. Allein dafür hatte sich die Fahrt nach Landau bereits gelohnt.
Auch die durchaus präsente Schärfe meiner Thai-Suppe überzeugte auf ganzer Linie. Keine Frage, der Inhalt dieser Schüssel heizte zweifellos ein, hinterließ aber kein schmerzendes Gaumenfeuer, das die darin schwimmenden Protagonisten geschmacklich neutralisierte. Das wäre auch gar nicht angebracht gewesen, denn Brokkoli und Möhre wurden in leicht bissfester Konsistenz wahrgenommen, während Kartoffeln und Reisnudeln dem ersten Hunger Paroli boten.
Mit dem frischen Koriander – ich liebe ihn! –, der knackigen Frühlingszwiebel on Top sowie dem saftigen Hühnerklein hatte die Löffelspeise auch texturell einiges zu bieten. So gesehen eine durchweg stimmige Angelegenheit – und zwar bis ins kleinste „Dethail“.
Zeitnah folgten die auf einem länglichen Oval angerichteten Sushi-Happen. Über die mit viel Salatgurke – nicht gerade mein Lieblingsgemüse – aufgefrischten Inside-Outs hatte man reichlich Saucenkleckse gequetscht.
A Mittagslunch called "Game of Sushi"
Chili-Mayonnaise, Unagi- und Mango-Curry-Dip machten aus meiner mit frittierter Garnele gefüllten Reisrolle ein ziemlich „übersoßtes“ Unterfangen.
Inside-Out mit Tempuragarnele, Gurke und Frischkäse...und gaaanz viel Sauce!
Schade, denn damit raubte man sowohl dem gesäuerten Reis als auch seinem Innenleben jegliche Chance auf geschmackliche Entfaltung.
Übersoßtes Rollenverständnis
Die mit Lachs gefüllten Maki blieben glücklicherweise vom Saucen-Overkill à la Koza verschont.
Die Lachsmakis
Zusammen mit etwas in Sojasauce aufgelöstem Wasabi und ein wenig eingelegtem Ingwer genossen, war das zwar kein Kreativsushi von der stets lächelnden Verblüffungstheke, jedoch lag den saftigen Nori-Lachs-Bissen zumindest ein solides „Rollenverständnis“ zugrunde.
Auf meine zaghaft vorgetragene Anregung, zukünftig vielleicht etwas sparsamer mit dem Spritzbeutel umzugehen, reagierte die Bedienung leicht irritiert. Ich hätte es ja im Voraus sagen können, dass ich keine Saucen zum Sushi mag. Nun gut, der Grundsatz „Weniger ist mehr!“ war im Koza noch nie das oberste Küchen-Credo. Und ein opulentes Dip-Saucen-Graffiti gehört ja mittlerweile bei nahezu allen Panasiaten zum bunten Ton. Vielleicht könnte man aber den Einsatz der schweren Pfützen wenigstens in der Beschreibung der Gerichte in der Speisenkarte vermerken. Oder man lässt sie gleich ganz weg.
Apropos weg. Als letzter Mittagsgast wünschte ich der hungrigen Service-Mannschaft noch einen guten Appetit, denn diese ließen sich gerade das Personalessen schmecken. Dann tauschte ich das urban-schicke Grau der Koza-Wände gegen den bewölkten Februar-Himmel vor der Tür. Die formidable Thai-Suppe hatte mir den Tag gerettet. Das Sushi-Erlebnis fiel dagegen etwas ab. Dennoch keine unerfreuliche Einkehr, wie mir mein gutes Bauchgefühl bestätigte. Gerne wieder, aber dann mit weniger „Dipness“ bitte...