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Nachdem der Karlsruher Chefguide kürzlich das Taumi für die Qualität seines rohen Fisches lobte, wir dieses aber noch gar nicht kannten, nutzten wir unseren heutigen Ausflug in die große Stadt, um diese Lücke zu schließen.
Das Taumi ist fürwahr ein bemerkenswertes Restaurant. Es liegt im Erdgeschoss eines metallenen Bürogebäudes in unmittelbarer Nachbarschaft des Zentrums für Kunst und Medien, und die Kunst- und Medienschaffenden der Stadt scheinen dies sonder Zahl zu goutieren. Es war am vorletzten Tag des Jahres jedenfalls gut voll, ich schätze mal zu zwei Dritteln.
Passend zum ZKM und seiner Umgebung ist das Taumi hochmodern eingerichtet. Neben einem wilden Wandgemälde mit roter Sonne dienen als Schmuck, warum auch immer, Raumteiler aus Birkenstämmen, aus denen ansatzlos Ahornblätter sprießen, wohl damit man nicht befürchten muss, bei Hans im Glück gelandet zu sein.
Dazu gab es noch einen enormen Weihnachtsbaum, der mit aggressiv blinkenden blauen LEDs orniert war, aber dessen Tage ja gezählt waren.
Ein freundlicher, schwarzgewandeter junger Mann bot uns freie Platzwahl; wir ließen uns gegenüber der Theke nieder, wo ein weiterer schwarzgewandeter junger Mann mächtige Fischbatzen sushi- und sashimitauglich portionierte und auf Schieferplatten arrangierte. Wir genießen es sonst immer, den Künstlern bei der Arbeit zuzuschauen; in diesem Fall war es nicht die beste Entscheidung, schon wegen des freien Blicks auf den Weihnachtsbaum. Dazu aber gleich mehr.
Wir überblätterten den vietnamesischen Teil der umfangreichen Karte und konzentrierten uns auf die Sushi. Die Wahl fiel auf eine Platte für zwei, die sich, ich erröte, Kamasutra nannte. Wir wagten nicht nachzufragen, wie diese indische Leibesübung zur Namenspatenschaft gekommen war. Der mit der deutschen Sprache etwas fremdelnde junge Mann – die Frage, ob wir die Kamasutra-Platte mit Unagi Sushi, also die mit Aal, Räucheraal, also mit dem langen Fisch, wie Schlange, aufstocken könnten, war nur mit ausladender Gestik zu vermitteln - hätte uns da wohl nicht weiterhelfen können. (Unagi Sushi gab es leider auch nicht.)
Der Fisch war wie erhofft gut. Der Lachs auf den Nigiri Sushi untadelig, der in der Tempura-Rolle schon ein bisschen durch. Die beiden Garnelen waren spürbar ermattet auf ihr Reislager niedergesunken. Die zweite Rolle hat uns überrascht, sie war nämlich mit Reispapier umwickelt, wohl um die vietnamesisch-japanische Freundschaft zu bekunden. Dass das Papier schon etwas zäh geworden war, erwies sich dann als hinderlich beim Abbeißen; die Scheiben waren nämlich zu groß, um sie mit Anstand am Stück in den Mund zu schieben. Puristen mögen auch bemängeln, dass der Kern dieser Rolle aus Surimi bestand; wir lassen uns da eigentlich ganz gerne bescheißen.
Obwohl die 36-Euro-Platte es noch geschafft hatte, uns satt zu kriegen, werden wir trotz der ordentlichen Sushi nicht wieder hingehen. Wenn ich das Taumi mit einem Wort beschreiben müsste, würde ich sagen: hektisch. In dem Restaurant herrscht ein Höllenlärm, zu dem auch der bereits erwähnte Sushikoch beitrug, indem er sich nicht scheute, über uns und noch einige andere Gäste hinweg mit Freunden des Hauses ein Gespräch zu führen.
Und es geht uns unglaublich auf die Nerven, wenn Kellner ihren Job im Laufschritt erledigen müssen. Wenn das wirklich nötig ist, dann stimmt die Personalplanung nicht; wenn es zeigen soll, wie man sich im Dienste des Gastes aufreibt, dann ist das Quatsch.
Die Suche nach Karlsruhes ultimativen Sushi geht also weiter.