"50. – 25. – 20. - 500. Das ist schon einen Bau wert!"
Geschrieben am 13.02.2022 2022-02-13 | Aktualisiert am 13.02.2022
"Lockdown Stories - Nichts für Grobmotoriker, aber für Feinschmecker: die Bau.Box"
Geschrieben am 08.05.2021 2021-05-08
"Wenn Christian Bau morgens um halb 8 an der Haustür klingelt…"
Geschrieben am 07.03.2021 2021-03-07 | Aktualisiert am 07.03.2021
"Lockdown Stories - Bau in the Box"
Geschrieben am 13.02.2021 2021-02-13 | Aktualisiert am 13.02.2021
"Saarländische Köche bei "Gault & Millau" auch 2021 Spitze ........"
Geschrieben am 27.11.2020 2020-11-27 | Aktualisiert am 27.11.2020
"Mit Heinsdorfs "Hoorische" ins All ....."
Geschrieben am 23.11.2020 2020-11-23 | Aktualisiert am 25.11.2020
"Einmal im Jahr ins Schlaraffenland - mindestens..."
Geschrieben am 22.01.2020 2020-01-22
"Und wieder hat es Top-Bewertungen von Gault Millau über dem Saarland geregnet"
Geschrieben am 05.11.2019 2019-11-05 | Aktualisiert am 05.11.2019
Das zweite Jahr, an dem nichts sicher planbar war.
Jedes Fest ein Fragespiel.
Darf es stattfinden oder nicht?
2021 – 3 Jubiläen standen bei uns persönlich an. Feierlichkeiten fielen pandemiebedingt entweder komplett aus oder waren mit Einschränkungen / Auflagen verbunden.
Spätestens als GastroGuideKollege „tischnotizen“ sein erstes BAUwerk hier schrieb, wollte ich auch mal in den Genuss von Christian Baus Kreationen kommen. Zumal das, mit 3 Michelinsternen ausgezeichnete, Restaurant nicht weit von uns entfernt liegt.
Einen hervorragenden Vorgeschmack lieferte die BAUküche während des Lockdowns im Februar 2020 mit der BAUbox zu uns nach Hause (wer mag, lese hierzu meinen Beitrag und noch besser die von Kollege tischnotizen).
Wenigstens die „20“ wollte am 06.12.21 gefeiert richtig werden (50 und 25 waren bereits abgehakt).
Ein Montag.Also reservierten wir für den Abend des 05.12. unseren Tisch in Christian Baus Residenz auf Schloss Berg um in den Montag zu feiern.
Der telefonische und schriftliche Kontakt war perfekt. Es wurden Abneigungen und Unverträglichkeiten abgefragt. „Wir wollen Gäste mit unserer Arbeit glücklich machen“, so heißt es auf der Homepage.
Da gab es gar nicht so viel zu besprechen, denn die Zutaten der Menüs im VICTOR’S FINE DINING stammen überwiegenden Teil aus dem Meer. Starke japanische Einflüsse zeichnen Baus Küche aus. Also ganz nach unserem Geschmack.
Tisch reserviert, Übernachtung ebenfalls. Die Vorfreude stieg… und das Bangen, dass es hoffentlich nicht noch einmal einen Lockdown gibt!
Wir machten uns zum Glück frühzeitig am Nikolausabend auf den Weg Richtung Mosel. Vorher noch zum Testen, es galt noch 2 G+. Wir wollten gemütlich im Hotel einchecken, vielleicht noch eine kleine Runde laufen und uns dann für den Abend fertig machen.
Der Weg führte durch den Hunsrück, es war fast dunkel und es setzte Schneeregen ein. Das Reh links im Hang sahen wir rechtzeitig. Leider blieb es nicht im Hang und mit beherztem Bremsen kam es, um gefühlte Millimeter verfehlt, unversehrt auf der rechten Waldseite an. Dafür machte es hinter uns „bupp“. Einer jungen Frau mangelte es leider an Reaktionsvermögen und sie war uns aufgefahren. Zum Glück waren beide Autos noch fahrtauglich.
Die Anreise mit Hindernis reichte gerade noch zum Umziehen und schon ging es wenige Schritte zum Restaurant.
Alle Gebäude waren sehr schön weihnachtlich beleuchtet.
Schloss Berg
Im Eingangsbereich stand ein in üppigem Gold dekorierter Weihnachtsbaum.
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Herzlich wurden wir begrüßt im kleinen Renaissance-Schloss aus dem 16. Jahrhundert. Impf- und negativer Teststatus gesichtet und schon wurden wir von einem jungen Herrn zu unserem reservierten Tisch begleitet.
Im Restaurant setzte man auf edle und schlichte Tischkultur ohne Weihnachtsdekoration.
Richtig, den zu Baus Küche hätten Tannenwedel und –zapfen einfach nicht gepasst.
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Das Restaurant, kleiner als erwartet, bietet wohl max. 30 Gästen Platz.
Die bequeme Bestuhlung, unerlässlich für einen Genussabend ohne Eile.
Die Menükarten wurden gereicht und die mitnehmende Sommelière Nina Mann fragte unsere Aperitifwünsche ab.
Wir starteten mit zwei Gläsern feinem Winzersekt brut (den wir einem Champagner vorziehen).
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Und natürlich mit Mineralwasser, insgesamt 3 Flaschen sorgten im Verlaufe des Abends für gesunde Flüssigkeitszufuhr.
Zum Aperitif wurden die Amuses Bouches gereicht. Was für Appetithäppchen! Vor dem ersten Bissen schon Augenweiden. Dank der vorherigen Absprache verschonten wir uns mit Gestopftem, die Gans wurde trotz unserer Abstinenz sicherlich nicht verschont.
Die gebotenen Genusshäppchen waren ein wahres Aromenfeuerwerk.
Toro I Nori I Kimizu I Myoga
Auf einem Nori-Tartelette wurde der fein geschnittene Thunfisch gereicht. Schmelzend im Mund mit einem Kleks der japanischen Mayonaise (Kimizu) und japanischem Ingwer (Myoga).
Die Macarons, wie vor unserem Besuch mit der freundlichen Frau Pleintinger besprochen, für uns ohne Foi Gras, waren der leichteste Happen der Grüße.
Toro + Macaron
Japanische Waffel I Sardine I Meereskräutercreme
Japanische Waffel I Sardine I Meereskräutercreme
Die japanische Waffel weckte Kindheitserinnerungen an die gepuderzuckerten Rosettenwaffeln meiner Mutter. Die luftig-salzige Knuspervariante holte uns vollständig ab. In Kombination mit Sardine und Meereskräutercreme: Auch dies wie ein Kurzurlaub am Meer.
Sicherlich ein Klassiker der Baugrüße: Bio-Ox I Räucherfisch I Caviar.
Bio-Ox I Räucherfisch I Caviar
Perfekt, in mundgerechter Größe proportioniert. Im hauchdünnen Knuspertartelette serviert verbarg sich die zarte Räucherfischcreme in den Tiefen des Tartelette. Das Rindertatar cremig und mit wunderbarem Eigengeschmack, gekrönt mit Kaviar der eine feine Salzigkeit / Jodigkeit gab.
Saba I Austern I Granny Smith
Saba I Austern I Granny Smith
Der Saba-Makrele wurde elegant auf seinem Knusperwaffelpodest präsentiert. In der Waffelcroustarde die erfrischende Kombination frischer Austern und grünen Apfel.
Taschenkrebs I Yuba I Tosazu I Curry
Taschenkrebs I Yuba I Tosazu I Curry
Der nussig-aromatische Taschenkrebs kombiniert mit der der aromatischen Tosazusauce. Yuba, ein zartes Teigblatt aus Soja, überraschend dazu zartschmelzendes Sorbet mit dezent eingesetztem Curry.
Wachteleigelb I Jabugo Bellota
Wachteleigelb I Jabugo Bellota
Der einzige warme Gruß. Luftig und sehr cremig fanden sich Wachteleigelb und cremiger Spinat. Dazu cross der feinstückige iberische Schinken. Ein Gericht mit Tendenz zum „Seelenfutter“. Und geschickt, ein mal einen Gruß in der Würzung zurückzunehmen.
Es folgte frisch gebackenes, warmes Krustenbrot und kräftiges Vollkornbrot.
Begleitet von zweierlei Butter: Bordier-Butter und mit Sojasauce aromatisierte Butter.
Brot und Butter. Nicht so schlicht wie es aussieht.
Beide Brote, beide Buttersorten schmeckten ausgezeichnet. Vollkornbrot mögen wir sehr gerne, aber die feine Butter kam mit dem Krustenbrot geschmacklich besser durch. Manchmal würde fast Brot + Butter reichen. Im Hinblick auf die Gänge die noch folgen sollten, hielten wir uns doch etwas zurück.
Unser Wein für den Abend war schnell gefunden. Die Weinkarte ließ wohl kaum einen Wunsch offen. Wir entdeckten den 2018er Riesling GG vom VDP Naheweingut Schäfer-Fröhlich. Der Senior Hans Fröhlich verstarb 4 Wochen zuvor. Viel zu früh riss er eine große Lücke in den Familienbetrieb.
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Frau Mann kündigte an, dass sich dieser Wein mit jedem Gang geschmacklich verändern würde. Und natürlich behielt sie Recht. Ein spannender (Gedenk)Wein, der uns mit jedem weiteren Gang besser gefiel.
Kampachi I Blumenkohl I Yuzo I Kombu
Kampachi I Blumenkohl I Yuzo I Kombu
Detailverliebt angerichtet. Das feine Sashimi der Gelbflossenmakrele hatte seinen verdienten Auftritt und die Topqualität war auf den ersten Blick zu erkennen. Auch hier wurde nochmals mit etwas Kaviar gekönt. Der Blumenkohl in unterschiedlichen Texturen. Geschmacklich unverfälscht, stimmig begleitet von Kombualge und dem Zitrusaroma im Yuzogel.
Langoustine I Thai Aromen I Palmherz I Brokkolini
Langoustine I Thai Aromen I Palmherz I Brokkolini
Das bretonische Prachtexemplar des Kaisergranates! Saftig, innen schön glasig. Die Thaiaromen im würzigen, aufgeschäumten Sud. Palmherz und der wilde Brokkoli noch knackig.
Steinbutt I Japanische Aubergine I Zwiebel I Kojyu
Steinbutt I Japanische Aubergine I Zwiebel I Kojyu
Die Tranche vom atlantischen Steinbutt, abgeflämmt und so mit leichten Röstaromen versehen.
Die japanische Aubergine wurde stückig mit Sesam und als Creme serviert. Die karamellisierten Zwiebeln gefielen uns ganz besonders gut dazu. Auch hier fehlte das asiatische Aroma nicht. Hier dezent eingesetzt mit Kojyuvinaigrette auf Basis von japanischem Lauch.
Eine Suppe und letzter Fischgang vor dem Fleischgang:
Misoshiru I Edamame I Seidentofu I Krustentier
Die Suppentasse wurde mit mittig angerichteter Einlage am Tisch serviert.
Misoshiru I Edamame I Seidentofu I Krustentier
Das sah nicht nur schön aus, es roch auch schon sehr aromatisch. Kaisergranat, Algen, verschiedene asiatische Pilze, Edamamebohnen wurden am Tisch mit dampfendheißer Misosuppe angegossen.
Misoshiru angegossen
Eine leichte Suppe mit unglaublicher Geschmackstiefe.
Australisches Wagyu I Artischocke I Crème von gerösteten Algen I Meereskopfsalat
Zum Rindfleisch empfahl Frau Mann dann ein Glas Rotwein dem wir gerne zustimmten.
Ein 2009er Tinto Reserva Vina Tondonia Rioja wurde bereits nach einem Probeschluck vor dem Servieren den Fleischganges eingeschenkt. So konnte sich der Wein noch entfalten.
Rotwein zum Beef
Das Rindfleisch, mit intensiver Aromatik, zeigte wieder den Einsatz höchster Produktqualität.
Australisches Wagyu I Artischocke I Crème von gerösteten Algen I Meereskopfsalat
Das Fleisch mit fester Struktur, perfekt rosa, außen mit schöner Kruste, innen zart. Die feine Sauce drängte sich nicht auf, unterstützte den hervorragenden Fleischgeschmack. Es blieb kein Tropfen zurück. Sehr fein die Algencreme. Der als Nocke geformte Meereskopfsalat holte uns dagegen als Begleiter zum Fleisch nicht so ganz ab.
Nach diesem sehr aromatischen Gang samt begleitendem Rotwein passte die folgende Frische:
‚Multivitamin‘ I Exotische Früchte in Textur
Exotische Früchte in Textur
Wieder ein zu Teller gebrachtes Kunstwerk. Ein fruchtiger und vielfältiger Reigen. Nicht zu süß, sehr erfrischend. Perfekt um die Geschmackssinne neu für das eigentliche Dessert zu kalibrieren. Die Perlen, wenn ich mich recht erinnere, Passionsfrucht. Exotische Früchte als Eis, Cremes, einfach pur, als Sorbet. Für mich, da nicht so süß, ein Traumdessert.
Das „richtige“ Dessert aber von Christian Bau angekündigt als „Hommage an meine Heimat“:
Schwarzwälder Kirsche
Schwarzwälder Kirsch
Serviert als moderne Interpretation, fernab der klassischen Torte. Alles enthalten, was zur Schwarzwälder Kirschtorte gehört. Vollkommen anders und ein vollkommener Genuss. Eine Entdeckungsreise die nicht enttäuschte und zeigte, dass auch Klassiker mit viel Liebe neu, anders und keinesfalls schlechter überzeugen können. „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann“. Perfekt gelungen, Veränderungen können das Leben bereichern.
Chocolats & Sweets
Den süßen Abschluss ließ sich das Küchenteam nicht nehmen. Petits Fours – ein Tisch gedeckt mit Madleines, feinsten Pralinen, fruchtig gefüllten Knusperhappen, kühle Himbeercreme mit Crumble…
Chocolats & Sweets... und rechts die Matchamutprobe
Chocolats & Sweets
Chocolats & Sweets
Frau Mann war auch zum süßen Abschluss unsere perfekte Ratgeberin. Auf einen gehaltvollen Digestif verzichteten wir. Unter der reichhaltigen Auswahl der Kaffebohnen entschieden wir uns für Brazil Yellow Bourbon. Ein ausgezeichneter, nussig-schokoladiger, Begleiter zu den wenigen Süßigkeiten, die wir noch schafften.
Leider war ich nicht aufmerksam genug. Mein Mann griff zielstrebig die grünpudrige Praline. Er mag weder grünen Tee noch Matchatee, ich mag beides sehr. Aber damit muss man mit einem Fuß in Tokio rechnen. Schwubbs, war sie im Mund verschwunden und die Reaktion ließ nicht auf sich warten. Der einzige und erste Fehlgriff des Abends. Ob sich den Fehlgriff mein Mann oder die Pâtisserie leistete sei dahin gestellt. Mein Mann nahm es kurz entsetzt, ich mit Humor. Allerdings fand ich die staubige Haptik am Gaumen und den dominanten Matchageschmack auch nicht angenehm.
Er tröstete sich noch mit einer kleinen Dosis der süßen Happen.
Wir waren sehr gut gesättigt. Das war uns leider dann zum Schluss zu viel und wir mussten passen.
Wie soll ich den Service des Abends in Worte fassen? Zunächst dachte ich an ein exakt laufendes Uhrwerk. Das stimmt, klingt aber steif. Eine Choreografie – das trifft es. Das junge und natürlich perfekt geschulte Serviceteam hatte immer den Gast im Blick ohne im Mindesten steif zu sein. Ein absoluter Wohlfühlabend bei dem sich auch der ein oder andere kurze nette Plausch ergab.
Es war ein Abend, der unsere hohen Erwartungen noch übertraf. Wir durften Neues kennen lernen. Speisen auf allerhöchstem Qualitätsniveau erleben. Der „normale“ Endverbraucher wird an solche Zutaten auch in unserer digitalen Welt nicht in dieser Vielfältigkeit herankommen. Geschweige denn zubereiten.
Die japanische Waffel ließ mich das geerbte Rosettenwaffeleisen meiner Mutter entdecken. Schnell und einfach lassen sich süße Knusperwaffeln damit herstellen. Die herzhaft-salzige Variante werde ich bald ausprobieren. Leider fehlt mir Herrn Baus Waffelteigrezept. Manche Rezepte wollen einfach erarbeitet werden.
Danke an das BAU-Team. Und ja: Es war ein glücklicher Abend!
Ich entschuldige mich, dass dieser Beitrag so lange auf sich warten ließ. Trotz leider noch aktueller Coronapandemie ist es nicht langweilig bei mir / uns. Es gibt immer was zu tun!
Gestern, 12.02.22, durften Nolux, Carsten1972 +Angetraute, mein Mann und ich einen wunderbaren und fröhlichen Genussabend an der Nahe verbringen. Dies verlieh die Flügel, mir die Nacht mit diesem Beitag um die Ohren zu schlagen. Schön!
Und die 500? Dürfen die Leser erraten und sie ergab sich, als ob es so sein soll!