Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Nun sind in Norddeutschland ja auch Verniedlichungen gerne in der regionalen Sprache zu finden, sodass eine Zugehörigkeit zur Hansestadt Lübeck auch gerne als „lübsch“ ausgewiesen wird.
Damit verschrieb sich „De lübsche Schut“ bis zum März 2022 als wahrliches Traditionslokal direkt auf dem Wasser des Geländes vom Lübecker Motorboot-Club schwimmend. In einem auf ein Ponton gesetzten Häuschen konnten hier nicht nur die Bootsfreunde ganz bodenständiger, norddeutscher Küche frönen. Auch externe Gäste waren gern willkommen und so stand es auch stets auf meiner To-Do-Liste für neue Restaurantbesuche.
Die „Schute“ auf ihrem Ponton.
Umso mehr machte es mich Anfang 2022 traurig, so lange gewartet zu haben, denn überraschend stand die Schließung des Lokals auf Grund eines auslaufenden Pachtvertrages Mitte März des genannten Jahres an.
Ebenso erfreut war ich dann im Oktober 2023, als ich das Restaurant erneut hier eintragen konnte, denn es hatten sich neue Pächter gefunden, welche zudem die traditionelle Ausrichtung der hier gelebten Küche fortsetzen wollten. Etwas Anderes hätten die Club-Mitglieder für ihre „Schute“ wohl auch gar nicht zugelassen. ;-)
Dieses Mal wartete ich darum nicht so lange und nutze diesen Mittwoch im März dafür, mir die Atmosphäre und Kulinarik nun also direkt anzuschauen.
Wie bereits angeschnitten handelt es sich hierbei zwar nicht um ein Boot, aber im Vergleich zu den meisten Restaurants changiert die Schute mit ihrer Größe wohl doch in der Kleinkaliber-Kategorie. Von daher ist der ikonische Name schon treffend.
Auf ein Ponton gesetzt muss man auch einen kleinen Steg überqueren, um zur „Schute“ zu gelangen.
Tatsächlich befindet sich darauf neben dem weiß-beigen Gebäude mit blauen Fensterrahmen sogar ein kleiner Freisitz, auf dem man sich die manchmal doch steifere Brise an der Trave um die Ohren sausen lassen kann.
Der kleine Freisitz.
Im Restaurantgebäude eröffnet sich dem Gast sogleich der Hauptgastraum mit der Theke.
Im Haupt-Gastraum mit der Theke.
Hier zeigt sich ebenso, dass mit den neuen Pächtern durchaus eine Modernisierung des Mobiliars einhergegangen ist. Dunkelfarbene Holzstühle mit farblich zu den Holztischen und dem Parkettboden passenden hellen Sitzpolstern waren ebenso in gutem Zustand wie die schwarzen Rattan-Hocker an der Bar aus. Für meinen kurzen Besuch war somit genug Komfort vorhanden.
Erhalten hat man hingegen die Tradition versprühenden Elemente, die sich unter anderem in Form von Schiffsmodellen, Fähnchen und Bildern an den Wänden und über den Köpfen der Gäste abspielt.
Interieur.
Somit wirkt die Einrichtung auf mich weder karg, noch überladen und gleichzeitig auch nicht verstaubt. Trotzdem passt sie dank der genannten Accessoires zur Tatsache, dass es sich hierbei um das Vereinshaus eines Motorboot-Clubs handelt. Diesem Niveau muss man sicher auch die Ambiente-Ansprüche anpassen, die für mich deshalb gut erfüllt waren.
Abgetrennt durch eine Schiebetür gibt es noch einen weiteren Raum, der wohl bei Bedarf die Kapazität, die im Hauptraum geschätzt 20 Personen Platz bietet, noch erhöhen kann.
Als ich nun zum sehr frühen Abend in die „Schute“ eintrat, begrüßten mich nicht nur ein junger Herr, sondern gleichzeitig auch eine ganze Rentnergesellschaft. Trotzdem gab er mir als spontanem Gast gerne noch einen Platz und konnte mir auch in Absprache mit dem Koch, der für alle Gäste ebenso alleine zuständig war, eine zeitlich akzeptable Speisung in Aussicht stellen. So wurde ich auch im weiteren Verlauf des Besuchs von ihm nicht vergessen, was sich nicht nur beim Anzünden der Tischkerze, sondern vor allem auch einem von ihm initiierten Smalltalk bis zum Servieren der Speise zeigte, der sogar in einem kleinen Getränk aufs Haus resultierte. Eine schöne Überraschung, die dieses gewisse Maß an Gastlichkeit offenbart, die mich gerne die volle Punktzahl ziehen lassen.
Wie erwähnt hat man die kulinarische Ausrichtung in den Gefilden bürgerlicher und vor allem gediegen norddeutscher Gerichte im Grunde beibehalten. Nach wie vor sind also z.B. Schnitzel Holsteiner Art (mit Spiegelei, Kapern und Speck), Roastbeef und Sauerfleisch stets gepaart mit den berühmten Bratkartoffeln auf der Speisekarte zu finden.
Auch eine eigene Fischkarte umfasst das einen angenehmen Umfang habende Angebot, auf der vom Matjes, über die Scholle bis zum Backfisch wirklich pure Tradition angesagt ist.
Dazu gibt es noch eindache Desserts (natürlich mit roter Grütze), sowie eine Kinderkarte.
Etwas Aktualität wollte man mit dem Angebot der allseits verbreiteten Burger und hier auch Spareribs zudem nicht aussparen.
So muss ich als Kritikpunkt nur die Optionen für Vegetarier ankreiden, die sich lediglich auf Vorspeisen oder einen großen Salat für eine Hauptmahlzeit beschränken. Lediglich ein Bauernfrühstück kann man vielleicht noch gesondert ohne die Schinkenwürfel bestellen.
Preislich zeigt sich die bodenständige Ausrichtung zudem mit einer Spanne im 10er-Bereich, wobei man nur mit dem Rumpsteak und den großen Seefischen die 20er-Marke überschreitet.
Zu ausgewählten Wochenendtagen bietet man zudem ein ausgiebiges Buffet zum Brunch an.
Mein Appetit und Hungergefühl führte mich für diesen späten Nachmittag letztendlich zu klassischen Gulaschsuppe mit Kartoffelwürfeln, die aktuell mit 7,5 € bepreist ist.
Nach nicht einmal 20 Minuten wurde sie mir auch sogleich serviert (man beachte erneut die parallel zu bekochende große Gesellschaft).
Gulaschsuppe mit Kartoffelwürfeln.
Dass sie gerade frisch angerichtet wurde, zeigte sich nicht nur bei dem sogar auf dem Foto sichtbaren Dampf, sondern auch der frischen Petersilie, die erfreulicherweise nicht in getrockneter Form aus dem Glas kam.
Zu heiß war sie dabei aber auch nicht, sodass ich am Rand umgehend mit der Verspeisung beginnen konnte.
Eines lässt sich gleich schreiben: das war wirklich eine Suppe wie eben angekündigt und kein Eintopf. Der paprizierte Sud hatte für mich genau die richtige „Viskosität“ und war damit weder wässrig, noch schwer durch einen Bärenanteil Sahne oder Einlage.
Ebenso bewies der Koch auch ein gutes Gespür für Würze, ließ sie mich doch weder gleich nach dem erwähnten Getränk vom Haus greifen, noch musste man den typischen Gulaschgeschmack penibel im Gaumen suchen.
Auch die Kartoffelwürfel waren nach meinen Vorlieben mit Biss im Gargrad getroffen.
Nur das Fleisch, welches an sich aromatisch und durchaus mürbe war, befand sich doch ein wenig auf der trockenen Seite und ein paar Würfel mehr hätten es auch sein dürfen.
Am positiven Gesamteindruck rüttelte das aber nicht in großem Maße, erfüllte sie doch genau den gewünschten Zweck, nämlich einem wohlig-warmen Gefühl im Bauch und nachklingender Herzhaftigkeit im Mund, ohne Fresskoma.
Gerade angesichts des Preises eine lohnenswerte Bestellung.
Somit beginne ich auch meine abschließende Zusammenfassung gleich mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis, welches meiner Meinung nach für meine Gulaschsuppe mit 7,5 € angesichts der gebotenen Qualität absolut positiv ausfällt.
Der Koch in seiner kleinen Kombüse erfüllte mir trotz der gleichzeitigen großen Bestellung der Rentnergesellschaft, dass er sich genug Zeit für meine Vorspeise nahm
Daneben wartet die „Schute“ mit einer für diese einfachere Behausungsart doch gelungene Atmosphäre auf. Die Einrichtung macht einen guten Eindruck und wirkt keineswegs ausgemergelt, wie man es in manch ebenfalls traditionsreichen Vereinsheimen durchaus vorfindet. Hier fühlt man sich somit auch als externer Gast wohl und hat dank der kleinen maritimen Accessoires trotzdem das gewisse Motorboot-Club-Feeling.
Zu einer guten Stimmung trug auch die Gastlichkeit des jungen Herrn im Service bei, der mir bei meinem spontanen Besuch ohne Reservierung trotz der parallelen, großen Gesellschaft freundlich, offen und zugewandt nicht nur mit dem kleinen Getränk aufs Haus sehr entgegenkam.
Es war also keine schlechte Entscheidung, die „Schute“ bis zur Findung der neuen Pächter so lange ruhen gelassen zu haben. Diese bewahren hier nämlich das regional-traditionelle Flair und bleiben auch mit ihrem Service- und Küchenstil ein lohnenswertes, bodenständiges Ziel: keineswegs nur für die Vereinsmitglieder.
Schön, dass ich diesen Besuch der „Schute“ also in diesem Rahmen also doch noch von meiner To-Do-Liste freudig abhaken kann. :-)