Besucht am 09.06.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 25 EUR
Eine der Highlights von Bad Windsheim ist die (leider nicht ganz günstige) Franken-Therme, deren Sole vor allem Rheumatikern und Hauterkrankten Linderung verschafft. Drumherum der Kurpark und einige, teilweise nicht mehr ganz taufrische Kurhotels. Seit 2013 hat in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Therme das Genusswerk mit einem sehr sympathischen Gesamtkonzept geöffnet. Hier wird unter einem Dach Restaurant, Vinothek, Café, Catering und regionaler Genuss-Shop vereint, alles prächtig und modern ausstaffiert, mit gehobenem Angebot und der feinsten Auswahl an lokalen Produkten. Eine Affinität zur Therme lässt sich allerdings nicht so recht herstellen, doch das tut dem offensichtlichen Erfolg des Genusswerks keinen Abbruch.
Wer als unbefangener Gast aufs Areal kommt, wird erst mal eine regionale Genussmesse vermuten, wenn er die an den offenen Tischen mit Weinen, Aufstrichen, Tunken vorbeischlendert. Beim Anblick das verglasten Wurstpaternosters (mein Vorredner hat ihn bereits erwähnt), bleibt einem aber schlichtweg vor Erstaunen der Mund offenstehen. Hier werden derart appetitlich die geräucherten Würste vorgeführt, dass man unmöglich daran vorbeigehen könnte. Und wenn einem schon das Wasser im Mund zusammenläuft, ist man als Gast erfolgreich geködert! Allerdings gehört manchmal sehr viel Hartnäckigkeit und Standfestigkeit dazu, um noch einen Platz zu ergattern.
So auch am Abend des Pfingstsonntags, als es sachte zu nieseln beginnt. Sowohl die sicheren Plätze im grosszügigen Gastraum als auch die leicht frischen im Aussenbereich unter dem überdimensionierten Sonnenschirm sind restlos belegt oder reserviert. Hut ab vor der Servicedame, die im Minutenabstand abschlägige Bescheide vergeben oder resolute Gäste, die sich einfach an reservierten Tischen niederlassen, abwimmeln muss. Und das mit gleichbleibender Freundlichkeit und Beharrlichkeit. Letztendlich verharren wir solange auf der kühlen Terrasse, bis wir nach gut 20 Minuten auf zwei frei werdende Plätze zuhechten können. Fast hätte es ein Gerangel gegeben.
Die für den Aussenbereich zuständige Servicedame hat alle Hände voll zu tun und braucht eine ganze Weile, bis sie sich mit der Speisekarte bis zu uns durchbugsiert. Das Angebot vereint Leichtes (diverse Salate mit Garnelen oder Rumpsteak oder Hähnchenbrust oder Fischfilet) mit Feinem (Spargelsalat, Fischpfännchen, Kräuterpfannkuchen) mit Herzhaftem (Zwiebelrostbraten, Ochsenbäckchen, Schweinemedaillons) und Regionalem (fränkischen Brotzeit, weisser Pressack, Schmalz- und Mettbrötchen). Sehr exquisit und vielseitig ist die Karte mit fränkischen Weinen aus dem nahen Ipshofen, aus Ergersheim oder Auernhofen, wahlweise als 0,25-Liter-Schoppen oder gleich als Flasche zu bestellen. Die Rotweine schmecken mir hier einfach nicht, aber ich freue mich, einen spritzigen, fruchtigen Johanniter von Weingut Hofmann zu entdecken (4,20 Euro für den Schoppen). Auch das unfiltrierte Windsheimer Reichsstadtbier der hiesigen Brauerei Döbler, die wir gleich am ersten Tag unseres Aufenthaltes besucht haben, ist extrem lecker (3,30 Euro).
Sowohl bei der Essensbestellung als auch beim Servieren muss man heute lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Das Genusswerk ist an diesem Tag einfach bis zum letzten Platz belegt und kommt deutlich an seine Kapazitätsgrenzen. Doch wenn die Speisen erst mal auf dem Tisch sind, ist man förmlich entzückt vom Arrangement und der gelungenen Darreichung. Noch nie habe ich derart adrett angerichtete Blaue Zipfel gesehen (für sehr angemessene 7,80 Euro). Die Bratwürste dümpeln in einem fein säuerlichen Zwiebelsud und werden von pikanten Apfelscheiben und Häufchen von pikantem Kren begleitet. Auch die kleine Käse-Auswahl für 9,50 Euro wird fein herausgeputzt auf einem Holzbrettchen serviert – der Blauschimmelkäse, der Romadur und der Butterkäse haben für sich schon derart intensive Aromen, dass Trauben und Radieschen zwar noch wunderbar passen, der scharfe Feigensenf aber geschmacklich schon zu überdimensioniert daherkommt. Den esse ich zum Abschluss einfach mit der vielfältigen Brot- und Brötchenauswahl, die uns begleitend zum Essen gereicht wird.
Auf dem Weg zur Toilette komme ich durch die eleganten Gasträume mit massiver Eiche, dunklem Polstern und geschickt illuminierten Vinothek-Präsentationen. Hier kann man sich vorstellen, gepflegt zu Abend zu speisen oder gar eine kleine Feier auszurichten. Und wohl kaum einer wird an den Genusstheken mit regionalen Köstlichkeiten vorbeikommen. Geräucherte Würste sind ein beliebtes Mitbringsel, aber auch die Senfe und Aufstriche. Toll, hier gibt es auch die exquisite Weinessig-Kollektion von Lang, die mir kürzlich auf einer Messe aufgefallen ist. Begeistert erwerbe ich noch eine Dornfelder-Dattel-Tunke zum Dippen. Sehr zu empfehlen, falls man mal im hiesigen Genusswerk strandet.
Eine der Highlights von Bad Windsheim ist die (leider nicht ganz günstige) Franken-Therme, deren Sole vor allem Rheumatikern und Hauterkrankten Linderung verschafft. Drumherum der Kurpark und einige, teilweise nicht mehr ganz taufrische Kurhotels. Seit 2013 hat in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Therme das Genusswerk mit einem sehr sympathischen Gesamtkonzept geöffnet. Hier wird unter einem Dach Restaurant, Vinothek, Café, Catering und regionaler Genuss-Shop vereint, alles prächtig und modern ausstaffiert, mit gehobenem Angebot und der feinsten Auswahl an lokalen Produkten. Eine Affinität... mehr lesen
Genusswerk
Genusswerk€-€€€Restaurant, Cafe, Weinstube, Wirtshaus098146858780Erkenbrechtallee 8, 91438 Bad Windsheim
4.5 stars -
"Genuss auf Fränkisch" MinitarEine der Highlights von Bad Windsheim ist die (leider nicht ganz günstige) Franken-Therme, deren Sole vor allem Rheumatikern und Hauterkrankten Linderung verschafft. Drumherum der Kurpark und einige, teilweise nicht mehr ganz taufrische Kurhotels. Seit 2013 hat in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Therme das Genusswerk mit einem sehr sympathischen Gesamtkonzept geöffnet. Hier wird unter einem Dach Restaurant, Vinothek, Café, Catering und regionaler Genuss-Shop vereint, alles prächtig und modern ausstaffiert, mit gehobenem Angebot und der feinsten Auswahl an lokalen Produkten. Eine Affinität
Besucht am 10.06.20192 Personen
Rechnungsbetrag: 19 EUR
Als „Café Nebenan“ firmiert in der Bad Windsheimer Johanniterstrasse sowohl ein skurril eingerichtetes Café mit aussergewöhnlichem Ambiente als auch die darüberliegenden Ferienwohnungen im einzigartigen Vintage-Stil. Da wir uns über die Pfingstfeiertage in eine der überaus grosszügigen, weiträumigen Ferienwohnungen eingemietet haben (wo man einerseits in Oma-Betten gemütlich versinken kann, aber von WLan bis Mikrowelle alle modernen Einrichtungen vorfindet), haben wir natürlich auch die Angebote des Cafés ausführlich genossen.
Beim Betreten des Lokals fühlt man sich sofort wie in einer riesigen Haushaltsauflösung gestrandet: hier gleicht kaum ein Stuhl dem anderen, hier lockt ein lustiger Mix aus Resopaltischen, Plüschsofas und Sammeltassen. In den Fensternischen kann man auf angejahrtem, dunkelbraunem Cordsamt lümmeln. Zwischendrin gibt es sehr viel Selbstgenähtes und Recyceltes und Wiederbelebtes zu bestaunen und zu kaufen: kunterbunte Kissenhüllen, Kinderklamotten, Taschen, Kuscheltiere. Auch die Wandgarderobe aus den Seventies kann käuflich erworben werden. Vermutlich war das Café früher mal ein Ladengeschäft (eine Drogerie? Ein Haushaltswarengeschäft? Eine Eisenwarenhandlung?) – doch die jetzige Nutzung entspricht ganz dem derzeitigen Feeling, dass die Jubeljahre der früheren Residenzstadt vorbei sind und eigentlich der halbe Ort eine einzige Haushaltsauflösung ist. Hat aber seinen Charme!
Das Café Nebenan liegt sehr schön an der Kopfseite eines grosszügigen Platzes mit Brunnen. Wenn man Glück hat, ist gerade grosser Krämermarkt (so wie heute) und man hat vom Café aus einen prima Ausblick auf das Geschehen. Denn mit das Beste am Lokal ist die Aussenterrasse mit gut einem halben Dutzend Tischen. Immer gut besucht, meistens voll besetzt. Mal von einem Jungmütterkreis, mal von Touristen mit Hunden, mal von einem Radfahrertrupp. Das Café bietet von 9 bis 18 Uhr verschiedene Frühstücksangebote und Kaffeespezialitäten, herzhafte Gerichte wie diverse Pelmeni (zwischen 7 und 8 Euro) oder den aussergewöhnlichen Salat Winigret für 5,90 Euro – sehr russisch anmutend mit Kartoffeln, Roter Beete, Sauerkraut, Salzgurke, Erbsen, Zwiebeln. Etwas später gerne auch Biere aus der Region oder Weine aus dem nahen Ipshofen (ich empfehle ein Glas Rotling für 4,40 Euro – einen überraschend gefälligen Verschnitt aus roten und weissen Trauben, wie es hier in der Region üblich ist und viele Anhänger findet). Statt den üblichen Mädchengetränken wie Hugo oder Aperol Sprizz wird Lillet Berry oder Gin Tonic angeboten.
Beim Frühstück draussen (da Krämermarkt, siehe oben) hat man mit den ausladenden, überdimensionierten Tellern etwas zu kämpfen und muss Speisekarte, Zuckerdose, Aschenbecher auslagern oder auf den Boden stellen, um wenigstens zu zweit genügend Platz zum Essen zu finden. Der grosse Americano (2,90 Euro) ist recht anständig, leider wird nur Frischmilch dazu angeboten, keine Kondensmilch oder Kaffeesahne. Sojamilch oder laktosefreie Milch wird mit 50 Cent Aufpreis berechnet. Das Müsli erscheint für 4,20 Euro etwas zu überteuert, auch wenn auf den Haferflocken tatsächlich einige frische Früchte liegen. Dagegen sind die Marmeladen und der sahnige Honig (von Akazienblüten?) sehr wohlschmeckend. Zwei Rühreier oder Spiegeleier sind für 2,80 Euro zu haben und werden absolut solide zubereitet.
Die Damen im Service (wir haben 4 oder 5 von ihnen kennengelernt) sind allesamt überaus freundlich, zugewandt, kundenorientiert, gut gelaunt und beschwingt. Wartezeiten gibt es quasi nicht, selbst wenn eine der Servicedamen mal alle Hände voll zu tun hat, signalisiert sie sofort, dass sie umgehend vorbeikommen wird. Das Café wird sehr gut angenommen und ist ein gut besuchter Ort. Parkmöglichkeiten gibt es zuhauf auf dem Altstadtparkplatz über der Strasse. Die meisten Gäste kommen allerdings zu Fuss. Da das ganze Lokal ebenerdig erreichbar ist (inklusive der Toiletten) ist es somit auch barrierefrei und gut für Menschen mit Kinderwagen, Rollator, Gehhilfen nutzbar. Achtung: Das gilt allerdings nicht für die Ferienwohnungen!
Als „Café Nebenan“ firmiert in der Bad Windsheimer Johanniterstrasse sowohl ein skurril eingerichtetes Café mit aussergewöhnlichem Ambiente als auch die darüberliegenden Ferienwohnungen im einzigartigen Vintage-Stil. Da wir uns über die Pfingstfeiertage in eine der überaus grosszügigen, weiträumigen Ferienwohnungen eingemietet haben (wo man einerseits in Oma-Betten gemütlich versinken kann, aber von WLan bis Mikrowelle alle modernen Einrichtungen vorfindet), haben wir natürlich auch die Angebote des Cafés ausführlich genossen.
Beim Betreten des Lokals fühlt man sich sofort wie in einer riesigen... mehr lesen
Café Nebenan
Café Nebenan€-€€€Cafe098416018330Johanniterstr. 1, 91438 Bad Windsheim
3.5 stars -
"Frühstücken an Omas Küchentisch" MinitarAls „Café Nebenan“ firmiert in der Bad Windsheimer Johanniterstrasse sowohl ein skurril eingerichtetes Café mit aussergewöhnlichem Ambiente als auch die darüberliegenden Ferienwohnungen im einzigartigen Vintage-Stil. Da wir uns über die Pfingstfeiertage in eine der überaus grosszügigen, weiträumigen Ferienwohnungen eingemietet haben (wo man einerseits in Oma-Betten gemütlich versinken kann, aber von WLan bis Mikrowelle alle modernen Einrichtungen vorfindet), haben wir natürlich auch die Angebote des Cafés ausführlich genossen.
Beim Betreten des Lokals fühlt man sich sofort wie in einer riesigen
Besucht am 09.06.20192 Personen
Rechnungsbetrag: 14 EUR
Wer an einem heissen Pfingstsonntag die hochtouristische Fachwerkvorzeigestadt Rothenburg ob der Tauber besucht, ist selber schuld. Deshalb bitte keine Mitleidsbezeugungen. Dass der Andrang gross sein wird, war zu erwarten – dass Heerscharen von Schauspielern, Festspielgruppen, Besuchern anlässlich des historischen Festspiels „Der Meistertrunk“ die Stadt überfluten, ist eine unvorhergesehene Überraschung. So lassen wir uns mit den Massen treiben und unterdrücken Hunger und Durst, solange es geht. Die Lokale sind eh proppevoll.
Doch am frühen Nachmittag siegt die Schwäche und der Wunsch, sich irgendwo an einem schattigen und ruhigen Plätzchen zu erholen und zu stärken. In der Spitalgasse entdecken wir vor einem freundlichen, hellgelb getünchten Haus den Hinweis, dass der Gastgarten des Cafés geöffnet habe. Das Kleinod gehört zum Hotel Gerberhaus, wo man unverzüglich ein Zimmer buchen möchte, so erholsam und ruhig erscheint einem der Aufenthalt in der sonst überfüllten Stadt. Der verwunschene Garten ist mit ganz unterschiedlichen Tischen und Sitzmöbeln möbliert und verfügt über eine schattig überwucherte Laube. Das gesamte Ambiente lässt sich übrigens auch von oben, von der Stadtmauer aus, bestaunen – wie wir später entdecken werden. Über zwei Eingänge auf verschiedenen Ebenen gelangt man ins Gartenreich.
Im Service ist ein junger Kellner mit ausgesucht guten Manieren und erstaunlicher Freundlichkeit und Höflichkeit sehr rasch zur Stelle. Getränkewünsche nimmt er unverzüglich auf, für weitere Wünsche lässt er uns die Karte da. Zu meinem grossen Bedauern ist nichts Herzhaftes im Angebot. Dafür bietet das Café eine beachtliche Vielfalt an Kuchen und Torten, sowie diverse Kaffee- und Eisspezialitäten. Zur Kuchenauswahl hat man sich wieder einige Treppen hinab bis zur Theke zu begeben. Obwohl dem Süssen nicht zugewandt, beeindrucken mich rein optisch Himbeersahnetorte, Nusstorte und etwas wagenradartig Opulentes, das sich später als Blotz entpuppt. Wir wählen erst mal ein alkoholfreies Bier (3,80 Euro) und ein Haferl Kaffee (2,70 Euro). Beides wird formvollendet serviert und mit freundlichen Worten bedacht. Der Blotz erscheint mir als habhaft und nährend, deswegen bestellen wir davon zwei Stücke (je 4,00 Euro). Blootz kennen wir aus dem Schwäbischen Wald in salziger Variante als eine Art Quiche – die hiesige fränkische Variante entpuppt sich aber auch als Renner. Auf einem mächtigen, dicken, nicht sehr süssen Hefeteig thront eine massige Puddingschicht, durchsetzt von einem fruchtigen Marmeladestreifen. Erschlägt einen glatt und hat geschätzt 1000 Kalorien. Bringt aber überraschend schnell wieder Kraft und Lebensgeister zurück.
Während wir uns erholen, füllt sich der Gastgarten bis zum letzten Platz. Mal mit einem Gruftie-Paar, mal mit begeisterten skandinavischen Touris, mal mit Schauspielern des Meister-Trunks, mal mit Mutter und Sohn auf Familientour. Alle sind vom Charme dieses Hinterhofes begeistert und lassen sich sichtlich gerne verwöhnen. Der Kellner ist ein besonderes Service-Talent und gibt jedem Einzelnen das Gefühl, willkommen zu sein. Nach einer Stunde bin ich so begeistert, dass ich spontan nach einem freien Zimmer im inhabergeführten Hotel Gerberhaus frage. Das kann man mir nach kurzer Rückfrage auch für den übernächsten Tag zu erstaunlich günstigen Preisen anbieten. Ein Paar am Nebentisch schwärmt mir dann auch vom tollen Frühstückbüffet vor. Ein kurzer Blick in die Innenräume gibt mir eine Vorstellung vom romantischen Ambiente. Wirkt aber alles ein bisschen verwinkelt und über mehrere Ebenen verteilt. Auch der Weg zu den Toiletten setzt eine gewisse Beweglichkeit voraus. Daher ist der Ort für mobilitätseingeschränkte Personen eher nicht zu empfehlen (naja, die ganze Stadt Rothenburg wohl nicht…). Am Pfingstsonntag ist die Parksituation eh sehr problematisch, da man mit dem Auto nicht in die Innenstadt fahren darf. Wie sich dies an normalen Tagen verhält, kann ich nicht sagen. Theoretisch kann man jedoch sowohl vor als auch hinter dem Gerberhaus parken. Einige fotografische Hotspots wie das Plönlein oder die Spitalbastei sind nur wenige Schritte entfernt. Wenn ich einmal wieder nach Rothenburg reisen sollte, werde ich definitiv das Café Gerberhaus aufsuchen, so wohl und entspannt habe ich mich hier gefühlt. Und: der Blotz war vorzüglich!
Wer an einem heissen Pfingstsonntag die hochtouristische Fachwerkvorzeigestadt Rothenburg ob der Tauber besucht, ist selber schuld. Deshalb bitte keine Mitleidsbezeugungen. Dass der Andrang gross sein wird, war zu erwarten – dass Heerscharen von Schauspielern, Festspielgruppen, Besuchern anlässlich des historischen Festspiels „Der Meistertrunk“ die Stadt überfluten, ist eine unvorhergesehene Überraschung. So lassen wir uns mit den Massen treiben und unterdrücken Hunger und Durst, solange es geht. Die Lokale sind eh proppevoll.
Doch am frühen Nachmittag siegt die Schwäche und der... mehr lesen
Cafe im Hotel Gerberhaus
Cafe im Hotel Gerberhaus€-€€€Cafe, Biergarten098613055Spitalgasse 25, 91541 Rothenburg ob der Tauber
4.5 stars -
"Begeistert vom Blotz" MinitarWer an einem heissen Pfingstsonntag die hochtouristische Fachwerkvorzeigestadt Rothenburg ob der Tauber besucht, ist selber schuld. Deshalb bitte keine Mitleidsbezeugungen. Dass der Andrang gross sein wird, war zu erwarten – dass Heerscharen von Schauspielern, Festspielgruppen, Besuchern anlässlich des historischen Festspiels „Der Meistertrunk“ die Stadt überfluten, ist eine unvorhergesehene Überraschung. So lassen wir uns mit den Massen treiben und unterdrücken Hunger und Durst, solange es geht. Die Lokale sind eh proppevoll.
Doch am frühen Nachmittag siegt die Schwäche und der
Geschrieben am 10.06.2019 2019-06-10| Aktualisiert am
10.06.2019
Besucht am 08.06.2019Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 20 EUR
Nein, vor einigen Monaten habe es hier noch ganz anders ausgesehen, beteuert unser Freund, der zuletzt im Winter in Bad Windsheim war. Auch wir staunen nicht schlecht: Mitten in der Altstadt, an der etwas hügeligen Kegetstrasse, befindet sich ein schickes, gelb getünchtes, runderneuertes Gebäude, vor dessen Eingangstüre das Gasthausschild „Leo – Bistro und Metzgeria“ hängt. Metzgeria – darauf muss man erst mal kommen! Und ja: die Ursprünge des Gebäudes stammen aus dem Jahre 1511, Leonhard Hahn hat hier vor 85 Jahren eine Metzgerei gegründet. Sicherlich sehr erfolgreich, wenn man bedenkt, dass man sich hier in einer sehr fleischlastigen Gegend befindet, wo die Würstelchen als Grundnahrungsmittel gelten. Das hätte vermutlich einfach so bleiben können, hätten die jetzigen Macher und Nachfahren Leos das Geschäft nicht noch einmal kräftig aufgemischt und aufgehübscht. Das scheint prima anzukommen, denn der Laden brummt und ist während unseres Besuches sehr gut ausgelastet. Vor allem die schattige, vorgelagerte Terrasse wird am Samstagnachmittag bestens angenommen: von der Fussballjugend nach dem Training, von durchreisenden Touristen, von Familien nach dem Shopping, von einzelnen Damen, die heute zuhause nicht kochen wollen.
Das Konzept überzeugt: an einer gut beleuchteten Showküche und Ausgabetheke warten lokale Spezialitäten und moderne Interpretationen von regionalen Köstlichkeiten: mal einfach „to go“ oder „auf die Hand“, wie Chili-Pfeffer-Leberkäse im Brötchen (1,70 Euro) oder 3 Windsheimer Wirschtli im Brötchen (2,50 Euro) oder Pommes mit Chili-Cheese-Topping – mal per Selbstbedienung geordert und dann gemütlich am Tisch verzehrt wie diverse Burger von Pulled-Beef bis vegan, oder Hähnchen, Schaschlik, Bagels, Currys etc. pp. Dazu allerlei einheimische Biere, Weine und alkoholfreie Getränke. In einer Kühltheke ausserdem zum Mitnehmen aussergewöhnliche Köstlichkeiten wie eingedostes Wildschweinbrät oder praktisch eingeschweisstes, fertig mariniertes Grillfleisch. Gerne kooperiert man auch mit einheimischen Kollegen, wie am Beispiel der „Brot-Freundschaft“: verwendet wird frisches Doppelback-Brot vom hiesigen Bäcker Wimmer (herzhaft und kross!). Weine gibt’s vom Schloss Castell oder vom Julius Spital. Beim Bio-Bier ist hauptsächlich Lammsbräu vertreten.
Da wir am Tag unserer Anreise erst mal nur eine kleine Stärkung benötigen, reichen Schaschlik mit Pommes (6,90 Euro) und Kässpätzle mit Salat (8,50 Euro). Die Schaschlik-Portion ist in der Tat nicht sehr gross, wird jedoch von einer sensationell fruchtigen Sauce und handgemachten groben Fritten gekrönt, die eher an wilde Kartoffeln (mit Schale) erinnern. Die Kässpätzle sind hier Knöpfle und überraschen mit einem aussergewöhnlich würzigen Emmentaler (dahinter hätte man fast Bergkäse vermutet). Auf demselben ovalen Teller wird der Salat gereicht: knackig und ganz frisch angemacht, mit einem leichten Dressing. Recht lecker und hopfig-herb ist das Käuzle Pils aus Würzburg (2,80 Euro für 0,33 Liter). Beim Angebot an Softgetränken wurde bewusst auf Cola, Fanta und Co. verzichtet. Dafür werden frisch gepresste Säfte angeboten oder einheimische Schorlen.
Der Service an der Theke ist professionell, auskunftsfreudig und sehr kundenorientiert. Jegliche Fragen werden gerne beantwortet. Das ganze Lokal strotzt nur so vor Sauberkeit, Klarheit und Adrettheit. Das Geschirr ist sowohl originell wie funktionell. Sehr gut liegt mir das Besteck in der Hand, dessen geriffelte Griffflächen für guten Halt sorgen. Auch die Toiletten (leider nur je 1 Kabine für Damen und Herren – aber lustig deklariert) sind super proper hergerichtet. Free Wifi gibt’s natürlich auch, wird aber offenbar wenig genutzt, denn hier reden die Leute lieber noch miteinander.
Zum Abschluss nehmen wir noch ein Leberkäs-Brötchen mit (1,50 Euro) und blicken neidisch auf die beeindruckende Burger-Palette, die grad von der hungrigen Fussballjugend vedrückt wird. Leo würde vermutlich unser Lieblings-Schnellrestaurant, wenn wir hier zuhause wären. Denn die Metzgeria hat täglich von 9 – 21 Uhr geöffnet. Alle Hochachtung!
Nein, vor einigen Monaten habe es hier noch ganz anders ausgesehen, beteuert unser Freund, der zuletzt im Winter in Bad Windsheim war. Auch wir staunen nicht schlecht: Mitten in der Altstadt, an der etwas hügeligen Kegetstrasse, befindet sich ein schickes, gelb getünchtes, runderneuertes Gebäude, vor dessen Eingangstüre das Gasthausschild „Leo – Bistro und Metzgeria“ hängt. Metzgeria – darauf muss man erst mal kommen! Und ja: die Ursprünge des Gebäudes stammen aus dem Jahre 1511, Leonhard Hahn hat hier vor 85... mehr lesen
Leo Bistro & Metzgeria
Leo Bistro & Metzgeria€-€€€Bistro01726661931Kegetstr. 6, 91438 Bad Windsheim
4.0 stars -
"Fränkische Metzgeria" MinitarNein, vor einigen Monaten habe es hier noch ganz anders ausgesehen, beteuert unser Freund, der zuletzt im Winter in Bad Windsheim war. Auch wir staunen nicht schlecht: Mitten in der Altstadt, an der etwas hügeligen Kegetstrasse, befindet sich ein schickes, gelb getünchtes, runderneuertes Gebäude, vor dessen Eingangstüre das Gasthausschild „Leo – Bistro und Metzgeria“ hängt. Metzgeria – darauf muss man erst mal kommen! Und ja: die Ursprünge des Gebäudes stammen aus dem Jahre 1511, Leonhard Hahn hat hier vor 85
Besucht am 08.06.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 23 EUR
Zum ersten Mal in Bad Windsheim – nach jahrelangen Empfehlungen von Freunden. Ein Besuch in der ehemaligen Reichsstadt lohnt aber in jedem Falle, nicht nur wegen der Frankentherme und dem Freilandmuseum. Auf den ersten Blick wirkt der Ort sehr großzügig und langgezogen, auch ein bisschen verwirrend durch die vielen geschwungenen Gassen und den ringförmigen Strassen. Dazwischen leider viele Leerstände und das vage Gefühl, dass diese Stadt sicherlich schon mal bessere Zeiten erlebt hat.
An gastronomischen Betrieben herrscht aber kein Mangel. Ein wunderbarer Umstand! Wir befinden uns sowohl in einer Bier-, wie in einer Weinregion. Gegessen wird gerne deftig und herzhaft, sehr fleischlastig und auch nicht unbedingt fettarm. Einst gab es in Bad Windsheim mal 30 Privatbrauereien, die letzte verbliebene ist das Brauhaus Döbler am Kornmarkt, wo wir gleich am ersten Abend einkehren. Eine gute Wahl – denn am darauffolgenden Pfingstsonntag und -Montag hat die Gaststätte geschlossen. Am Samstag lockt ein lauer Abend die Gäste allesamt nach draussen und der Patron kommt mit dem Aufstellen neuer Bierbänke und -tische kaum nach. Hier scheint es auch keine offiziellen Begrenzungen zu geben, wie weit die Aussengastronomie gehen kann. Ich vermute mal, bis Mitternacht stand der ganze Kornmarkt mit Bänken voll…
Seit 1867 scheint das Anwesen in Döbler´scher Hand zu sein und noch heute sind Brauhaus und Gaststätte in Familienbesitz. Das merkt der Gast sofort am Engagement und dem Service. Hier muss keiner lange warten oder trocken herumsitzen. Da die Tische gegen 19 Uhr schon gut belegt sind, setzen wir uns einfach irgendwo dazu und kommen sofort ins Gespräch. Unter den Besuchern findet man einen guten Mix aus Einheimischen (hauptsächlich) und auswärtigen Gästen (Radfahrer und Besucher der Frankentherme).
Bei der grossen Auswahl an hiesigen Bieren kann man ruhig mal durchprobieren. Wir wählen fürs Erste a) ein kleines Altstadt-Helles in einem putzigen 0,2-Liter-Gläschen für 1,70 Euro (süffig und ausgewogen), b) ein kleines Hefeweizen für 2,40 Euro (wenig Bitterstoffe, erinnert an Banane und Gewürznelken) und c) ein Löschauer Urtyp für 1,70 Euro (bernsteinfarben und mit starken Malzaromen). Die Weinauswahl ist weniger gross, wir befinden uns auch eher in einer Weissweingegend. Beim Durstlöschen hilft auf jeden Fall ein Weinschorle vom Silvaner. Und Achtung: wir hier nichts dazu sagt, bekommt automatisch ein grosses Weinschorle im Halbliterhumpen (4,30 Euro).
Bei den Speisen dominiert das herzhafte Vesper: Bratwurst, kalt oder warm oder geräuchert; Brezel mit oder ohne Butter; Käsebrote und Käseplatten; Wurstsalat; diverse regionale Spezialitäten. Alles supergünstig – die teuerste Variante, eine grosse Platte mit Wurst- und Käseschmankerln samt Garnitur und Brotkorb mit 5 Scheiben Bauernbrot, ist für 9,90 Euro zu haben und sättigt glatt 2 Personen. Wir wählen einen Strammen Moritz, den man sich wie einen Strammen Max vorzustellen hat, nur mit Käseunterlage (4,40 Euro). Eine mächtige Portion. Dazu eine „Stadtwurst Musik“: reichlich sauer angemachte Wurstscheiben mit Zwiebelringen und Schnittlauch, dazu zwei Scheiben Bauernbrot. Als wir erfahren, dass an den folgenden Tagen geschlossen ist, testen wir schnell noch zwei Digestive an. Der Rote Zwetschger für 2,50 Euro betört mit einem Aroma von Zwetschgenmarmelade mit Schuss – der Doppelbocklikör für 2,50 Euro erinnert tatsächlich vage an Glühwein mit weihnachtlichen Gewürzen.
Mit fortgeschrittener Stunde steigt die Stimmung, wird aber nie ausfällig. Man hat das Gefühl, dass die Einheimischen hier einfach abends noch zum Schwätzen beisammen sitzen, als – wie andernorts- vor der Glotze zu hocken. Es wird hauptsächlich getrunken, das sättigt meist schon genug. Wenn jemand vor einem grossen Holzbrett mit Wurst, Kren, Gewürzgürkchen sitzt und davon schwärmt, ist es meist ein Tourist. Ein Lokal, das man auf seiner Frankenreise besuchen sollte: authentisch und aussergewöhnlich günstig!
Zum ersten Mal in Bad Windsheim – nach jahrelangen Empfehlungen von Freunden. Ein Besuch in der ehemaligen Reichsstadt lohnt aber in jedem Falle, nicht nur wegen der Frankentherme und dem Freilandmuseum. Auf den ersten Blick wirkt der Ort sehr großzügig und langgezogen, auch ein bisschen verwirrend durch die vielen geschwungenen Gassen und den ringförmigen Strassen. Dazwischen leider viele Leerstände und das vage Gefühl, dass diese Stadt sicherlich schon mal bessere Zeiten erlebt hat.
An gastronomischen Betrieben herrscht aber kein Mangel.... mehr lesen
Zum Döbler · Brauereiwirtschaft
Zum Döbler · Brauereiwirtschaft€-€€€Restaurant, Gaststätte, Brauhaus098412002Kornmarkt 6, 91438 Bad Windsheim
4.0 stars -
"Letzte Privatbrauerei am Ort" MinitarZum ersten Mal in Bad Windsheim – nach jahrelangen Empfehlungen von Freunden. Ein Besuch in der ehemaligen Reichsstadt lohnt aber in jedem Falle, nicht nur wegen der Frankentherme und dem Freilandmuseum. Auf den ersten Blick wirkt der Ort sehr großzügig und langgezogen, auch ein bisschen verwirrend durch die vielen geschwungenen Gassen und den ringförmigen Strassen. Dazwischen leider viele Leerstände und das vage Gefühl, dass diese Stadt sicherlich schon mal bessere Zeiten erlebt hat.
An gastronomischen Betrieben herrscht aber kein Mangel.
Besucht am 15.05.2019Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 16 EUR
Alle paar Wochen setzt exotischer Fernwehhunger ein, auch wenn er kulinarisch nicht immer gebührend gestillt werden kann. Trotzdem habe ich gestern ein sehr angenehmes indisches Lokal entdeckt, das ich wohl lange übersehen habe, aber in Zukunft bestimmt häufiger frequentieren werde.
Ein früher Abendtermin und zu kühles Wetter, um die verbliebene Wartezeit draussen zu verbringen, lassen mich gegen 17:30 Uhr am belebten Berliner Platz in Stuttgart-Mitte auf die Suche gehen. Viele Lokale beginnen den Abendbetrieb erst um 18 Uhr, manch andere in dieser Gegend bedienen eher die eilige, anspruchslose Fast-Food-Mentalität. Das Namaste India dagegen macht einen einladenden Eindruck, liegt im Erdgeschoss eines Eckhauses direkt an der Kreuzung Schloss- / Fritz-Elsas-Strasse und hat um halb sechs auch bereits wieder geöffnet. Ein Paar hat bereits einen Vierertisch belegt, widmet sich schon der Vorspeise – weitere Gäste trudeln nach und nach ein. Meine Wahl fällt auf einen Tisch mit freiem Ausblick aus den Fenstern, denn hier gibt’s viel zu sehen.
Der hiesige Service verbindet auf sehr angenehme Weise respektierende Höflichkeit mit freundlicher Fürsorge und feiner Akkuratesse. Auch wenn die Bedienung mein Kommen sofort wahrgenommen hat, tritt sie erst mit der Karte an den Tisch, als sie sieht, dass ich offenbar gut sitze, meine Siebensachen abgelegt habe und mich am Platz eingerichtet habe. Nach meiner Bestellung werden in austarierten zeitlichen und räumlichen Abständen a) das Getränk b) die Vorspeise c) die Warmhalteplatte und d) schliesslich das Hauptgericht aufgetragen. Wirkt ein bisschen ritualisiert, aber auch ansprechend. Mein bestelltes Weissweinschorle (4,90 Euro) wurde vermutlich mit einem einheimischen Riesling gemixt und wird mengenmässig sehr grosszügig in einem hochstieligen Weinglas serviert. Als Gruss aus der Küche gibt’s knuspriges Papadam mit einer erfrischenden Joghurtsosse. Bei der Hauptspeise steht mir der Sinn mal wieder nach Daal, das hier in einer Sahne-Curry-Sauce angeboten wird (11,90 Euro) und wahlweise mit Reis oder mit Fladenbrot gereicht wird. Das Daal wird hier aus schwarzen Linsen und reichlich Zwiebeln gemacht – sehr lecker! Am Anfang erscheint mir die Konsistenz viel zu sahnig, doch dann dringen die Gewürzaromen durch und am Ende überwiegt eine feine Schärfe im Abgang. Im Curry kann ja alles mögliche stecken, ich nehme erst mal Ingwer und Kurkuma wahr, doch wenn man die Augen schliesst und sich nicht in einem indischen Lokal wähnte, glaubte man für einen Moment, eine würzige Steinpilzsauce zu probieren. Bei der sehr flüssigen Konsistenz das Daal wäre sicherlich Reis als Beilage die klügere Wahl gewesen. Doch mein warm serviertes Naan-Fladenbrot (vermutlich aus dem Tandoor-Tonofen) ist optisch mächtig beeindruckend und ergiesst sich wie flüssige Lava über Brotkorb und Tischdecke. Zudem noch eine riesige Portion, die gut für zwei Personen gereicht hätte. Dieses Linsengericht ist alles in allem wirklich empfehlenswert, allerdings nur für Menschen mit robuster Verdauung und stabilem Magen. Ansonsten weist die Speisekarte die übliche Bandbreite indischer Lokale auf: von Tandoori Chicken bis Paneer Masala. Etwas erstaunt war ich allerdings über die gemischten Salate, die ich ein paar Tische weiter entdeckt habe: geradezu europäisch-mediterran wirkend mit grünem Salat, Gurke, Tomate, Paprika, Oliven. Vielleicht eine Reminiszenz an den hiesigen Geschmack?
Das Namasta India ist vom Interieur her wohltuend klar und einfach möbliert: schwarze Bodenfliesen, schwarze Holztische und -stühle, cremeweisse Damasttischdecken, rote und gelbe Farbakzente, kein überflüssiger Tand oder Ganesha-Figuren, einzig ein mehrere Meter breites Wandbild mit folkloristischer Darstellung des Landlebens. Der indische Pop, der aus den Lautsprechern wabert, könnte für meine Begriffe etwas leiser sein, doch so hört man nicht den Strassenlärm von draussen, auch nicht die vorüberratternde Strassenbahn der Linie U2 nach Botnang – und kann sich daher fast wie in einem Aussenbezirk von Bombay fühlen. Alles in allem war der kurze Besuch im Namaste India kulinarisch sättigend, emotional erfrischend und zeitlich genau passend. Offenbar wird für unter 10 Euro auch ein All-you-can-eat-Mittagsbüffet unter der Woche angeboten. Werde ich gerne ausprobieren, falls ich mal tagsüber in der Ecke bin.
Alle paar Wochen setzt exotischer Fernwehhunger ein, auch wenn er kulinarisch nicht immer gebührend gestillt werden kann. Trotzdem habe ich gestern ein sehr angenehmes indisches Lokal entdeckt, das ich wohl lange übersehen habe, aber in Zukunft bestimmt häufiger frequentieren werde.
Ein früher Abendtermin und zu kühles Wetter, um die verbliebene Wartezeit draussen zu verbringen, lassen mich gegen 17:30 Uhr am belebten Berliner Platz in Stuttgart-Mitte auf die Suche gehen. Viele Lokale beginnen den Abendbetrieb erst um 18 Uhr, manch andere... mehr lesen
Restaurant Namaste India am Berliner Platz
Restaurant Namaste India am Berliner Platz€-€€€Restaurant071150076200Schloßstraße 53 A, 70176 Stuttgart
4.0 stars -
"Zwischen Botnang und Bombay" MinitarAlle paar Wochen setzt exotischer Fernwehhunger ein, auch wenn er kulinarisch nicht immer gebührend gestillt werden kann. Trotzdem habe ich gestern ein sehr angenehmes indisches Lokal entdeckt, das ich wohl lange übersehen habe, aber in Zukunft bestimmt häufiger frequentieren werde.
Ein früher Abendtermin und zu kühles Wetter, um die verbliebene Wartezeit draussen zu verbringen, lassen mich gegen 17:30 Uhr am belebten Berliner Platz in Stuttgart-Mitte auf die Suche gehen. Viele Lokale beginnen den Abendbetrieb erst um 18 Uhr, manch andere
Besucht am 11.05.2019Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 15 EUR
Der 11. Mai ist bundesdeutscher Tag der Städtebauförderung. Anlass genug, um mich mit einer Gruppe ehemaliger Studienkollegen in Stuttgart zu treffen, das (nicht nur städtebaulich) grad sehr mitgenommen ist. Doch just während der Stadtführung bricht ein stürmisches Frühlingsgewitter aus, das zumindest einige von uns ins Trockene fliehen lässt. Rasches Handeln ist hier angesagt, denn schon wenige Minuten später gibt es keinen einzigen freien Sitzplatz mehr im Lokal unserer Wahl. Glück gehabt!
Die Tauberquelle gehört zu den urtümlichsten, schwäbischsten Restaurants der Landeshauptstadt – und wird doch aus unerklärlichen Gründen viel zu selten gerühmt. Derzeit ist das Lokal aber auch arg gebeutelt, da die allumfassende Bau-Besessenheit dem Areal drumherum geradezu den Boden weggräbt. Die Straße ist von mehreren Baustellen gesäumt und just vor dem Eingang zum Lokal steht feist ein Bagger, so dass man bis zuletzt zweifelt, ob überhaupt ein unfallfreier Zutritt möglich ist. Die Legende lässt die Anfänge des Traditionslokals auf das Jahr 1879 zurückgehen, ohne dass weitere Details in den Annalen festgeschrieben wären. Ich selbst kann mich noch an Besuche im letzten Jahrhundert erinnern, wobei mir einmal die sauren Nierle leider gar nicht gut bekamen. Aber seither dürften Koch, Zutaten und die Jahreszeiten mehrfach gewechselt haben…
Die Tauberquelle bietet urtümliche schwäbische Küche ohne aufgemotzten Chichi: Gaisburger Marsch und Flädlesuppe, Maultaschen und Käsespätzle, Zwiebelrostbraten und Linsen mit Saitenwürstle, Fleischküchle und Ochsenmaulsalat. Dazu Bier von der örtlichen Dinkelacker Brauerei und feine baden-württembergische Weine wie einen Riesling vom Collegium Wirtemberg oder einen Grauburgunder aus Bischoffingen. Sehr beliebt auch der Trollinger vom Weingut der Stadt Stuttgart (auch wenn ich mich selbst für diese Rebsorte absolut nicht erwärmen kann). Die Gäste sind fast durchgehend Einheimische, die oft schon seit Jahrzehnten dem Lokal treu bleiben.
Der kleine Gastraum ist heute so eng bestuhlt, dass wir die letzten vier Plätze nur mit eingezogenen Bäuchen und gymnastischen Verrenkungen erreichen. Reservierung ist hier sowieso empfehlenswert, wenn nicht gar ein absolutes Muss! Das Interieur beschränkt sich glücklicherweise auf einige zurückhaltende Insignien der bodenständigen Gutbürgerlichkeit: umlaufende Sitzbänke, dunkles Holz, rustikaler Rauhputz, ein rotkariertes Zierdeckchen auf jedem Tisch. Bei gutem Wetter (falls es dieses Jahr noch eintreten sollte), kann man hier ganz schön mitten in der Stadt in einem lauschigen, ruhigen Biergarten hinterm Haus sitzen.
Die sehr freundliche und fidele Bedienung strahlt nur so vor Eifer, begrüsst uns sofort und ist binnen kürzester Zeit mit der Speisekarte am Tisch. Wir wählen Schweinebäckle mit Serviettenknödel (14,90 Euro) und Käsespätzle mit gemischtem Salat (11,90 Euro). Die Schweinebäckle sind so zart und weich geschmort, dass man sie bestimmt auch noch mit den dritten Zähnen geniessen könnte. Sensationell ist die dunkle, hocharomatische Lembergersauce, vermutlich stundenlang mit fein gewürfeltem Wurzelgemüse eingekocht. Dazu drei Scheiben Serviettenknödel, leicht angeröstet. Die Portion sättigt an sich schon vollständig, doch einer der Freunde hat sicherheitshalber noch einen Beilagensalat für 4,90 Euro dazu bestellt: ein solider Mix aus grünem Blattsalat, Kresse, Möhren, Gurken und Kartoffelsalat. Der Schwabe an sich mag letzteren ja gerne sehr schlonzig, doch hier verflüssigt er sich schon fast und hat eher die Konsistenz einer sämigen Suppe. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Bei den Käsespätzle hat man mit rezentem Käse und buttrig angeschmelzten Zwiebelringen nicht gespart, darüber reichlich Schnittlauchringe.
Angesichts der verbindenden Enge im Raum kommen wir sehr schnell mit einem Damen-Duo vom Nebentisch ins Gespräch. Die lobpreisen mit blumigen Worten das hiesige Wiener Schnitzel, das ganz sicher nicht „aus der Frittüre kommt“ (O-Ton). Auch heiss begehrt scheint unter der Woche das täglich wechselnde Mittagstischangebot für 7,90 Euro zu sein, dafür gibt’s z.B. gegrilltes Schweinenackensteak mit Champignonrahmsoße und Semmelknödel.
Wir werden sehr zuverlässig, zuvorkommend und rasch bedient. Oft genügt ein Fingerzeig oder ein kurzer Blickkontakt. Die Rechnung kommt noch ausgedruckt an den Tisch und wird nicht nur vage auf einem mobilen elektronischen Endgerät präsentiert. Alles in allem ist die Tauberquelle rundherum empfehlenswert für alle Liebhaber der schwäbischen Küche. Offenbar ist sie auch auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt präsent – aber dort wohl eher in Glühweinseligkeit (nicht so mein Ding).
Der 11. Mai ist bundesdeutscher Tag der Städtebauförderung. Anlass genug, um mich mit einer Gruppe ehemaliger Studienkollegen in Stuttgart zu treffen, das (nicht nur städtebaulich) grad sehr mitgenommen ist. Doch just während der Stadtführung bricht ein stürmisches Frühlingsgewitter aus, das zumindest einige von uns ins Trockene fliehen lässt. Rasches Handeln ist hier angesagt, denn schon wenige Minuten später gibt es keinen einzigen freien Sitzplatz mehr im Lokal unserer Wahl. Glück gehabt!
Die Tauberquelle gehört zu den urtümlichsten, schwäbischsten Restaurants der... mehr lesen
4.5 stars -
"Ein Quell schwäbischer Kulinarik" MinitarDer 11. Mai ist bundesdeutscher Tag der Städtebauförderung. Anlass genug, um mich mit einer Gruppe ehemaliger Studienkollegen in Stuttgart zu treffen, das (nicht nur städtebaulich) grad sehr mitgenommen ist. Doch just während der Stadtführung bricht ein stürmisches Frühlingsgewitter aus, das zumindest einige von uns ins Trockene fliehen lässt. Rasches Handeln ist hier angesagt, denn schon wenige Minuten später gibt es keinen einzigen freien Sitzplatz mehr im Lokal unserer Wahl. Glück gehabt!
Die Tauberquelle gehört zu den urtümlichsten, schwäbischsten Restaurants der
Besucht am 20.04.20191 Personen
Rechnungsbetrag: 3 EUR
Zum gastronomischen Angebot der kürzlich eröffneten Bundesgartenschau in Heilbronn möchte ich doch noch einige Eindrücke anbringen. Beim Vergabeverfahren im Vorfeld hat sich die „Fantastic Gartenschau Catering“ aus Leipzig sicherlich gut positionieren können. Dass dabei regionale Produkte und Speisen angefordert wurden, halte ich für selbstverständlich. Ob dies ein Leipziger Unternehmen leisten kann, muss jeder Besucher selbst ausloten und ausprobieren. Ich habe am österlichen Eröffnungswochenende mit Erstaunen die Speisekarte studiert, mich aber erst mal auf einen Kaffee beschränkt.
Zunächst ein paar Worte zur Lage. Vom hochtrabenden Begriff „Hafenlounge“ sollte man sich nicht blenden lassen. Die nüchterne, langgezogene Halle hat das triste Ambiente eines Versorgungszeltes des Deutschen Roten Kreuzes. Doch die Vorteile liegen auf der Hand: sowohl der BUGA-Eingang Wohlgelegen mit Bus- und PKW-Parkplätzen, als auch der Landeplatz des Shuttle-Schiffs liegen quasi vor der Haustüre. Etwas Hafen-Feeling kann hier also durchaus aufkommen, vor allem mit Blick auf den Neckar. Zwischen Hafenlounge und Wasser liegt ein langsam abfallendes Rasengelände mit vielen, zum Neckar ausgerichteten Liegenstühlen. Hier kann man sich herrlich dem Sonnenbaden und Chillen hingeben. Dass man einen Coffee to go oder ein Getränk hierher mitnehmen könnte, dafür war man an Ostern zumindest noch nicht konzeptionell vorbereitet. Aber kann ja noch werden…
In der Hafenlounge herrscht Selbstbedienung. Die Präsentation und das Arrangement von Speisen und Getränken ist noch etwas irritierend und irreführend. Die Besuchermassen werden also erst mal noch etwas umherirren. Aber abschreckender finde ich die Preisgestaltung. Und wenn man hier auf Bustouristik und familientaugliche Angebote setzt, sollte man doch das Speisenangebot noch mal überdenken. Eine Soljanka für 8,50 Euro und Calamari für 18,90 Euro halte ich bei dieser Massenabfertigung und dem schmucklosen Interieur doch für unhaltbar. Und wer mag in dieser abtörnenden, unterkühlten Hallenumgebung schon so was Abgehobenes wie Teriyaki vom Thunfisch in Sesampanade mit glutenfreier Pasta (für 20,00 Euro) verspeisen? Ich hoffe, mit der Zeit werden noch publikumsfreudigere Anpassungen erfolgen.
Egal, mein Pott Kaffee für 3,50 Euro passt. Oder eben halt nicht so. Da ich bemerke, dass schon die Gäste vor mir einen Teil ihres Kaffees in den Ausguss schütten und auch ich meine Tasse vorschnell wegziehe, bitte ich eine vollkommen erstaunte Dame an der Kasse darum, noch mal die Füllhöhe am Kaffeeautomaten neu zu justieren. Offenbar hat noch keiner der Mitarbeiter im Vorfeld bemerkt, dass bei dieser Kaffeemenge keine Milch mehr in den Pott passt. Naja, ist nur eine unbedeutende Marginalie, aber vielleicht symptomatisch für die „Kinderkrankheiten“ dieses Unternehmens. Die Mitarbeiter erscheinen mir zumindest noch guten Willens zu sein, wenngleich nicht optimal gebrieft und auch noch etwas desorientiert.
Mit zwei Einschränkungen sollte man auch noch rechnen: die Toilettenanlagen befinden sich ausserhalb des Lokals in extra Containern. Dafür zeichnet vermutlich ein anderer Subunternehmer verantwortlich. Ein Teller mit Münzen weist darauf hin, dass man auch diese Bediensteten mit einer kleinen Aufmerksamkeit bedenken sollte. Und: ich habe im Umfeld der Hafenlounge jegliche Mülleimer und Papierkörbe vermisst. Dafür gibt es einen Trinkwasserbrunnen. Immerhin eine nette Alternative zum loungigen Mineralwasserangebot von 2,90 Euro für 0,25 Liter. Wer hier an einem heissen Tag unterwegs ist und in der Hafenlounge einkehrt, kann sich arm trinken. Und da nicht alle Gäste artig ihr Tablett selbst abräumen, sondern einfach an einem x-beliebigen Tisch stehen lassen, kann es schnell mal unaufgeräumt aussehen. Aber, wie gesagt: mein Eindruck stammt vom Eröffnungswochenende und es kann, es wird sicherlich noch nachgebessert werden. Das hoffe ich zumindest. Auch wenn ich in Zukunft in der Hafenlounge bestimmt nicht mehr als ein Getränk konsumieren werde. Zum Essen werden sich stimmungsvollere Alternativen finden.
Zum gastronomischen Angebot der kürzlich eröffneten Bundesgartenschau in Heilbronn möchte ich doch noch einige Eindrücke anbringen. Beim Vergabeverfahren im Vorfeld hat sich die „Fantastic Gartenschau Catering“ aus Leipzig sicherlich gut positionieren können. Dass dabei regionale Produkte und Speisen angefordert wurden, halte ich für selbstverständlich. Ob dies ein Leipziger Unternehmen leisten kann, muss jeder Besucher selbst ausloten und ausprobieren. Ich habe am österlichen Eröffnungswochenende mit Erstaunen die Speisekarte studiert, mich aber erst mal auf einen Kaffee beschränkt.
Zunächst ein paar... mehr lesen
Hafenlounge auf der Bundesgartenschau
Hafenlounge auf der Bundesgartenschau€-€€€Restaurant, Ausflugsziel0341 - 98441-14Im Zukunftspark 22, 74076 Heilbronn
2.0 stars -
"Soljanka mit Neckarblick" MinitarZum gastronomischen Angebot der kürzlich eröffneten Bundesgartenschau in Heilbronn möchte ich doch noch einige Eindrücke anbringen. Beim Vergabeverfahren im Vorfeld hat sich die „Fantastic Gartenschau Catering“ aus Leipzig sicherlich gut positionieren können. Dass dabei regionale Produkte und Speisen angefordert wurden, halte ich für selbstverständlich. Ob dies ein Leipziger Unternehmen leisten kann, muss jeder Besucher selbst ausloten und ausprobieren. Ich habe am österlichen Eröffnungswochenende mit Erstaunen die Speisekarte studiert, mich aber erst mal auf einen Kaffee beschränkt.
Zunächst ein paar
Besucht am 15.04.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 19 EUR
Die Schönbuchgemeinde Schönaich ist mit gastronomischen Angeboten nicht unbedingt reich gesegnet. Lediglich in der Bahnhofstrasse reihen sich in unmittelbarer Nähe einige Lokalitäten eng aufeinander, so als ob hier die Einfallsschneise sämtlicher Handwerker und Aussendienstmitarbeiter auf der Suche nach einem Mittagssnack wäre. Nach einem Arztbesuch beim nahen Orthopäden liegen unsere Nerven und auch der Blutzuckerspiegel im gefühlten Minusbereich. Also eine prima Gelegenheit, endlich mal Mo´s Esszimmer anzutesten – das einige Zeit lang für seinen Mittagstisch geworben hat. Die Angebote gelten immer noch, wie sich bald herausstellt. Nur die Gäste scheinen auszubleiben.
Mo´s Esszimmer liegt im Erdgeschoss einer architektonisch interessanten Anlage mit Mischnutzung: unten Geschäfte und Lokale, darüber Arztpraxen und Wohnungen. Über den Lokalnamen haben wir lange gerätselt. Steht Mo für die Mom des Besitzers? Für Montags geöffnet? Für das schwäbische „Mole“ (= Männchen)? Wir wissen es immer noch nicht… Nicht ganz falsch: Montags geöffnet. Denn das Esszimmer kennt keinen Ruhetag. Ein glücklicher Umstand, denn wir testen das Lokal just an einem Montag. Da kein Licht brennt, keine Gäste zu sehen sind und das Ambiente sehr nach Dornröschenschlaf aussieht, verharren wir für einen zögernden Moment am Eingang. Doch da kommt schon sehr dienstfertig ein jugendlicher Servicemitarbeiter herbeigeeilt, fast devot und übermässig bemüht. Okay, zu spät für einen unauffälligen Rückzug…
Das gastronomische Angebot wagt einen weiten Spagat zwischen amerikanischem Barbecue, gefälligem Fastfood und Speisen mit schwäbischem und mediterranem Touch, ohne dass sich eine Spezialisierung herauskristallisieren würde. Das wochentags gültige Mittagstischangebot offeriert für günstige 8,80 Euro inklusive einem kleinen Softgetränk (0,2 Liter) zum Beispiel: Ofenkartoffel mit Kräutersauerrahm und Putenstreifen / Käsespätzle mit kleinem Salat / Schnitzel Wiener Art mit Pommes und Salat / Gemüse mit Fetakäse / Putensteak in Rahmsauce mit Spätzle. Wir wählen die Käsespätzle und das Wiener Schnitzel. Dazu für einen kleinen Aufpreis von je 1 Euro jeweils ein grosses Softgetränk von 0,4 Liter.
Ähnlich bunt gemischt wie das Speisenangebot zeigt sich auch das Interieur, das irgendwo zwischen Haushaltsauflösung, Mudejar-Stil und Glitzerklamotten changiert. Wir hocken uns intuitiv in die Glitzerecke und nehmen mit wohligem Schaudern wahr, dass sich unter der hölzernen Sitzbank Heizkörper befinden. Da man bei der Beleuchtung gespart hat, ist die Heizung zumindest voll aufgedreht. Sehr angenehm an diesem kühlen Apriltag. Die Getränke landen umgehend auf unserem Tisch, die Speisen nach kaum einer Viertelstunde. Erster Eindruck: mächtige Portionen, hübsch aufgehäufelt. Das Schnitzel ist dünn, aber ausladend und von einer beeindruckenden Panade überzogen. Die Fritten dazu voluminös, eher wie Kartoffelecken. Die vermutlich kaum selbstgeschabten Käsespätzle werden von kurz angeschmelzten Zwiebelringen gekrönt und von einer Salatdeko aus Blattsalaten, Karottenstreifen und einem Tomatenachtel begleitet. Darüber eine rosarote Cocktailsauce, die sich sicherlich gut zu den Scampis macht, aber hier eher für einen Farbtupfer sorgt. Beides scheint ein gelungener Mix aus Convenience-Schnippseln und Eigenkreation zu sein. Macht satt bis in den späten Abend hinein, wird aber keinen gastronomischen Preis erringen. Doch das Bemühen ist sichtlich zu erkennen.
Während der ganzen Stunde unseres Besuches sind wir die einzigen Gäste. Der jugendliche Servicemitarbeiter dienert sich regelmässig heran und fragt artig, ob es uns schmeckt. Insgeheim blicken wir an die Decke und suchen die versteckte Kamera. Ist dies alles nur eine verschworene Inszenierung? Das Lokal nur ein Abschreibeobjekt? Etwas scheint faul zu sein, doch ich komme nicht darauf, was? Vielleicht sollte man dem Esszimmer eine zweite Chance geben. Das nächste Mal komme ich mit meinen etwas rustikaler und hemdsärmeliger ausgerichteten Freunden wieder. Vielleicht fällt denen auch eine Auflösung zum Lokalnamen ein.
Die Schönbuchgemeinde Schönaich ist mit gastronomischen Angeboten nicht unbedingt reich gesegnet. Lediglich in der Bahnhofstrasse reihen sich in unmittelbarer Nähe einige Lokalitäten eng aufeinander, so als ob hier die Einfallsschneise sämtlicher Handwerker und Aussendienstmitarbeiter auf der Suche nach einem Mittagssnack wäre. Nach einem Arztbesuch beim nahen Orthopäden liegen unsere Nerven und auch der Blutzuckerspiegel im gefühlten Minusbereich. Also eine prima Gelegenheit, endlich mal Mo´s Esszimmer anzutesten – das einige Zeit lang für seinen Mittagstisch geworben hat. Die Angebote gelten immer... mehr lesen
3.0 stars -
"Montags geöffnet" MinitarDie Schönbuchgemeinde Schönaich ist mit gastronomischen Angeboten nicht unbedingt reich gesegnet. Lediglich in der Bahnhofstrasse reihen sich in unmittelbarer Nähe einige Lokalitäten eng aufeinander, so als ob hier die Einfallsschneise sämtlicher Handwerker und Aussendienstmitarbeiter auf der Suche nach einem Mittagssnack wäre. Nach einem Arztbesuch beim nahen Orthopäden liegen unsere Nerven und auch der Blutzuckerspiegel im gefühlten Minusbereich. Also eine prima Gelegenheit, endlich mal Mo´s Esszimmer anzutesten – das einige Zeit lang für seinen Mittagstisch geworben hat. Die Angebote gelten immer
Besucht am 09.03.20191 Personen
Rechnungsbetrag: 2 EUR
Rehorik hat Tradition, Rehorik ist Kult in Regensburg. Vielleicht so ähnlich wie Trześniewski in Wien. Und klingt Rehorik nicht auch ein bisschen nach den Weiten der k+k-Monarchie? Vielleicht sind die Vorfahren einst aus Linz über die Donau hergereist? Ich hab versucht, es nachzulesen und möchte gerne zitieren: „Urgroßvater Hugo gründet in der prunkvollen Altstadt von Karlsbad (Karlovy Vary) ein Geschäft für Delikatessen und Kolonialwaren mit eigener Kaffeerösterei. Nach dem Krieg vertrieben, baute Hugo mit seiner Familie das Unternehmen 1948 in Regensburg wieder auf.“ Inzwischen ist schon die vierte Generation am Start – nach dem Motto: von Hugo bis Heiko. Und was sie in Regensburg anbieten, wird jeden Genussmenschen hoch erfreuen: hauptsächlich Kaffee, Wein und Spirituosen, dazu Barista-Seminare, Weinproben, Gin- und Whisky-Tastings, eine eigene Kaffeerösterei, ein Café, einen Käseladen mit 130 verschiedenen Käsesorten, einen Weinkeller…. Man entschuldige, wenn ich noch etwas vergessen haben sollte…
Da ich nur kurz in Regensburg zu Gast bin, muss ein Besuch des Haupthauses am Brixener Hof genügen. Das sienarot getünchte historische Gebäude geht auf die Bischöfe von Brixen zurück. Heutzutage kann man zwischen den herben Kaffeedüften der Rösterei und den würzigen Aromen des Käseladens schwelgen. Mir wird schon leicht schwindlig, da ich am frühen Nachmittag eh schon etwas unterzuckert und unterkoffeinisiert bin. Das Café „190 Grad“ scheint exakt der richtige Ort für eine Stärkung zu sein (bei dieser Temperatur beginnt der First Crack beim Rösten der Bohnen). Das Café ist ein langer, vollgepfropfter Schlauch mit weiss getünchten Wänden, dunklem Holzmobiliar, drückender Enge und gaaaaaanz vielen Menschen, dazu grosse Hitze und ein unduchsichtiges Gewimmel. Intuitiv lasse ich mich auf einen freien Hocker fallen und hoffe, dass hier nicht Selbstbedienung herrscht. Eine jugendliche Bedienung schlängelt sich heran, hauptsächlich um mich darauf hinzuweisen, dass dieser Tisch reserviert ist. Also muss es schnell gehen. Essen schminke ich mir daher ab (es gäbe Kuchen, Salate, belegte Sauerteigbrote, etliche Frühstücksvariationen, diverse Pasta, Käse- und Wurstspezialitäten), nicht jedoch einen Kaffee. Oh, weh, hier ist wieder klug fundierte Kaffee-Expertise gefragt. So schnell wie in letzter Zeit allerorten Röstereien aus dem Boden geschossen sind, so sehr hat sich auch die Klientel gewandelt. Wer früher nur einen Cappuccino aus dem Vollautomaten oder einen Espresso aus der Siebträgermaschine getrunken hat, hockt jetzt vor seinem tröpfelnden Filterkaffee oder der angesagten Chemex-Karaffe und schwadroniert oberklug über Anbaugebiete und Aromen. Um mir langwierige Diskussionen zu ersparen, bestelle ich einfach den Kaffee des Tages in einem Haferl (für 2,80 Euro). Der kommt recht schnell, die gleichzeitig georderte Milch erst Minuten später nach dringender Erinnerung, die gleichzeitig georderte Rechnung erst, als der nächste Gast schon fast auf meinem Schoss sitzt. Der Kaffee ist mild und hell, ich tippe auf einen brasilianischen La Passeio Estate, aber hahaha, es kann auch ganz ein anderer sein…
Im Café herrscht trubelige Enge, die Gäste kauern mehr auf ihren Sitzen als dass sie aufrecht sässen, das Publikum ist bunt gemischt, es wird kreuz und quer und ganz durcheinander geredet, überall liegen Taschen, Mäntel, Einkäufe. Auf dem Weg zu den Toiletten im hinteren Bereich des Lokals werde ich der hinter raumhohen Scheiben befindlichen Rösterei ansichtig. Sehr spannend, hier steckt man wirklich mittendrin! Die Toiletten sind erstaunlich gut in Schuss und so gross, dass man hier nach dem Gedränge des Lokals gerade mal erleichtert aufatmet. Keine Ahnung, wie die Bedienung bei diesen Zuständen ihre Ruhe, Nervenstärke und natürliche Freundlichkeit bewahren kann. Alle Achtung!
Das Café „190 Grad“ hat an sieben Tagen in der Woche geöffnet. Meine Empfehlung: dringend einen Platz reservieren und/oder früh kommen. Im direkt angrenzenden Laden (offenbar der ehemaligen Kapelle) kann man feine Schoko- und Kaffeespezialitäten erwerben – wunderbare Mitbringsel übrigens. Eine Parkmöglichkeit befindet sich direkt vor dem Laden – auf dem Gehsteig.
Rehorik hat Tradition, Rehorik ist Kult in Regensburg. Vielleicht so ähnlich wie Trześniewski in Wien. Und klingt Rehorik nicht auch ein bisschen nach den Weiten der k+k-Monarchie? Vielleicht sind die Vorfahren einst aus Linz über die Donau hergereist? Ich hab versucht, es nachzulesen und möchte gerne zitieren: „Urgroßvater Hugo gründet in der prunkvollen Altstadt von Karlsbad (Karlovy Vary) ein Geschäft für Delikatessen und Kolonialwaren mit eigener Kaffeerösterei. Nach dem Krieg vertrieben, baute Hugo mit seiner Familie das Unternehmen 1948 in Regensburg... mehr lesen
4.5 stars -
"Hotspot in Regensburg" MinitarRehorik hat Tradition, Rehorik ist Kult in Regensburg. Vielleicht so ähnlich wie Trześniewski in Wien. Und klingt Rehorik nicht auch ein bisschen nach den Weiten der k+k-Monarchie? Vielleicht sind die Vorfahren einst aus Linz über die Donau hergereist? Ich hab versucht, es nachzulesen und möchte gerne zitieren: „Urgroßvater Hugo gründet in der prunkvollen Altstadt von Karlsbad (Karlovy Vary) ein Geschäft für Delikatessen und Kolonialwaren mit eigener Kaffeerösterei. Nach dem Krieg vertrieben, baute Hugo mit seiner Familie das Unternehmen 1948 in Regensburg
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Wer als unbefangener Gast aufs Areal kommt, wird erst mal eine regionale Genussmesse vermuten, wenn er die an den offenen Tischen mit Weinen, Aufstrichen, Tunken vorbeischlendert. Beim Anblick das verglasten Wurstpaternosters (mein Vorredner hat ihn bereits erwähnt), bleibt einem aber schlichtweg vor Erstaunen der Mund offenstehen. Hier werden derart appetitlich die geräucherten Würste vorgeführt, dass man unmöglich daran vorbeigehen könnte. Und wenn einem schon das Wasser im Mund zusammenläuft, ist man als Gast erfolgreich geködert! Allerdings gehört manchmal sehr viel Hartnäckigkeit und Standfestigkeit dazu, um noch einen Platz zu ergattern.
So auch am Abend des Pfingstsonntags, als es sachte zu nieseln beginnt. Sowohl die sicheren Plätze im grosszügigen Gastraum als auch die leicht frischen im Aussenbereich unter dem überdimensionierten Sonnenschirm sind restlos belegt oder reserviert. Hut ab vor der Servicedame, die im Minutenabstand abschlägige Bescheide vergeben oder resolute Gäste, die sich einfach an reservierten Tischen niederlassen, abwimmeln muss. Und das mit gleichbleibender Freundlichkeit und Beharrlichkeit. Letztendlich verharren wir solange auf der kühlen Terrasse, bis wir nach gut 20 Minuten auf zwei frei werdende Plätze zuhechten können. Fast hätte es ein Gerangel gegeben.
Die für den Aussenbereich zuständige Servicedame hat alle Hände voll zu tun und braucht eine ganze Weile, bis sie sich mit der Speisekarte bis zu uns durchbugsiert. Das Angebot vereint Leichtes (diverse Salate mit Garnelen oder Rumpsteak oder Hähnchenbrust oder Fischfilet) mit Feinem (Spargelsalat, Fischpfännchen, Kräuterpfannkuchen) mit Herzhaftem (Zwiebelrostbraten, Ochsenbäckchen, Schweinemedaillons) und Regionalem (fränkischen Brotzeit, weisser Pressack, Schmalz- und Mettbrötchen). Sehr exquisit und vielseitig ist die Karte mit fränkischen Weinen aus dem nahen Ipshofen, aus Ergersheim oder Auernhofen, wahlweise als 0,25-Liter-Schoppen oder gleich als Flasche zu bestellen. Die Rotweine schmecken mir hier einfach nicht, aber ich freue mich, einen spritzigen, fruchtigen Johanniter von Weingut Hofmann zu entdecken (4,20 Euro für den Schoppen). Auch das unfiltrierte Windsheimer Reichsstadtbier der hiesigen Brauerei Döbler, die wir gleich am ersten Tag unseres Aufenthaltes besucht haben, ist extrem lecker (3,30 Euro).
Sowohl bei der Essensbestellung als auch beim Servieren muss man heute lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Das Genusswerk ist an diesem Tag einfach bis zum letzten Platz belegt und kommt deutlich an seine Kapazitätsgrenzen. Doch wenn die Speisen erst mal auf dem Tisch sind, ist man förmlich entzückt vom Arrangement und der gelungenen Darreichung. Noch nie habe ich derart adrett angerichtete Blaue Zipfel gesehen (für sehr angemessene 7,80 Euro). Die Bratwürste dümpeln in einem fein säuerlichen Zwiebelsud und werden von pikanten Apfelscheiben und Häufchen von pikantem Kren begleitet. Auch die kleine Käse-Auswahl für 9,50 Euro wird fein herausgeputzt auf einem Holzbrettchen serviert – der Blauschimmelkäse, der Romadur und der Butterkäse haben für sich schon derart intensive Aromen, dass Trauben und Radieschen zwar noch wunderbar passen, der scharfe Feigensenf aber geschmacklich schon zu überdimensioniert daherkommt. Den esse ich zum Abschluss einfach mit der vielfältigen Brot- und Brötchenauswahl, die uns begleitend zum Essen gereicht wird.
Auf dem Weg zur Toilette komme ich durch die eleganten Gasträume mit massiver Eiche, dunklem Polstern und geschickt illuminierten Vinothek-Präsentationen. Hier kann man sich vorstellen, gepflegt zu Abend zu speisen oder gar eine kleine Feier auszurichten. Und wohl kaum einer wird an den Genusstheken mit regionalen Köstlichkeiten vorbeikommen. Geräucherte Würste sind ein beliebtes Mitbringsel, aber auch die Senfe und Aufstriche. Toll, hier gibt es auch die exquisite Weinessig-Kollektion von Lang, die mir kürzlich auf einer Messe aufgefallen ist. Begeistert erwerbe ich noch eine Dornfelder-Dattel-Tunke zum Dippen. Sehr zu empfehlen, falls man mal im hiesigen Genusswerk strandet.