Besucht am 13.09.2021Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 49 EUR
Das Städtchen Neuenbürg im Nordschwarzwald bietet (glücklicherweise, will man fast sagen) keine Reha-Klinik, dafür eine reizvolle Umgebung mit hohen Bergen und Waldbestand, sowie das hier recht ruhig und breite Flüsslein Enz. Leider ist die Innenstadt im Tal so eng bebaut, dass wir kaum einen Parkplatz finden und erst recht keine gastronomische Auswahl, vor allem nicht an einem schnöden Montag. Der halbe Ort scheint in einem Dauerstatus der Renovierung, Sanierung, Baumassnahmen festzustecken, nur der „Rote Ochsen“ erstrahlt in neuer Fassade und mit einladendem Blumenschmuck vor dem Hause, gleich neben dem Stadtbrunnen und einer eingerüsteten Kirche, an der grad mächtig gehämmert wird. Und juhu: das Gasthaus hat geöffnet und lädt mit einem schönen Biergarten zum Draussensitzen ein. Besser könnte man es an einem Montagmittag gegen 13 Uhr kaum treffen!
Obwohl direkt an der Strasse gelegen, sitzt man ganz kommod im Biergarten vorm Haus unter schattenspendenden Sonnenschirmen und einem Baum. Eine grosse Tafel vorm Eingang annonciert schon mal die Highlights des Speisenangebots, ausserdem erfahren wir, dass der Montag zum Schnitzeltag erkoren ist. Der Ober (Stephan nennt sich auf der Homepage charmant „Quereinsteiger und Servicekraft“) braucht zwar eine Weile, bis er den Weg zu uns findet, beglückt uns aber sogleich mit einer attraktiven Speisekarte, die schwäbische Gerichte, Vesper und die üblichen gut gehenden Standardgerichte bietet. Hier findet man zum Beispiel „Markklößchen- oder Maultaschensuppe (4,50 Euro), Fleischkäse mit Zwiebeln und Spiegelei (8,70 Euro), Zwiebelrostbraten mit Beilagen (21,80 Euro), Cordon Bleu mit Salatteller (10,50 Euro), Balkanspieß pikanter Paprika-Zwiebel-Sauce, Pommes frites und Salat (18,50), sowie diverse Kinderteller und Dessertvariationen.
Fast alle Tische im Aussenbereich sind am frühen Nachmittag (bei durchgehend warmer Küche!) besetzt mit Radfahrern, Handwerkern, Touristenpaaren, offenbar auch einigen Einheimischen. Der Schnitzeltag scheint zu locken. Auch wir verfallen diesem Angebot. Für günstige 10,50 Euro pro Portion wählen wir Jägerschnitzel in einer Champignonrahmsauce und einem Beilagensalat, sowie das „Schwäbische Schnitzel“ mit Beilagen und Salat. Es hätte auch noch experimentellere Varianten wie Madagaskar Schnitzel und Putenschnitzel Hawaii gegeben. Aber heute sind wir nicht wagemutig drauf.
Trotz grossen Durstes lassen die Getränke – Hefeweizen und Cola für jeweils 3,50 Euro – etwas lang auf sich warten. Aber der Service hat es hier auch nicht leicht, da zwischen Biergarten und Lokal jeweils einige Stufen zu erklimmen sind. Barrierefrei ist der Rote Ochsen somit leider auch nicht. Nach ca. 40 Minuten erreicht der Beilagensalat und nach ca. 50 Minuten der Hauptgang unseren Tisch, nachdem wir mit unserer wohlwollenden Geduld auch fast schon am Ende sind. Eine solch lange Wartezeit kann eigentlich nur bedeuten, dass man in der Küche entweder nicht zu Potte kommt oder dass frisch gekocht wird und das eben seine Zeit dauert!
Beim wirklich sehr frischen Salat bedecken knackige Salatblätter eine Basis aus gehobeltem Weisskraut, schön schlonzigem Kartoffelsalat, geraspelten Möhren, Paprikastreifen in allen Farben. Mit vielleicht etwas zu viel Dressing, doch das ist Geschmackssache. Das sogenannte Schwäbische Schnitzel vereint die Küchenhighlights auf einem Teller und entpuppt sich als das, was andernorts gerne „Von ällem Ebbes“ genannt wird. Das kross panierte Schweineschnitzel wird von gebratenen Maultaschenstreifen und einer kleinen Portion der üppigen, hiesigen (offenbar legendären) Bergkäsespätzle begleitet. Sehr schmackhaft, kräftig gewürzt und megamässig sättigend. Das Jägerschnitzel natur badet in einer herrlichen Cognac-Champignon-Rahmsauce, in der reichlich frische, braune Champignons schwimmen. Hier kommt nichts aus der Dose. Dazu ein halbes Dutzend Kroketten, wohl die einzige Fertigware (hier hätte man auch zwischen Pommes, Spätzle und Bratkartoffeln aussuchen können). Macht in Summe ebenfalls pappsatt.
Nach fast zweistündigem Aufenthalt verlassen wir mental tiefenentspannt den Ort, mit einem herzlichen Dank an Uwe, dem „Koch und Grillmeister“ (laut Homepage). Wir kommen sehr gerne wieder und merken uns: Freitag ist wohl Rostbratentag und Mittwoch der einzige Ruhetag.
Das Städtchen Neuenbürg im Nordschwarzwald bietet (glücklicherweise, will man fast sagen) keine Reha-Klinik, dafür eine reizvolle Umgebung mit hohen Bergen und Waldbestand, sowie das hier recht ruhig und breite Flüsslein Enz. Leider ist die Innenstadt im Tal so eng bebaut, dass wir kaum einen Parkplatz finden und erst recht keine gastronomische Auswahl, vor allem nicht an einem schnöden Montag. Der halbe Ort scheint in einem Dauerstatus der Renovierung, Sanierung, Baumassnahmen festzustecken, nur der „Rote Ochsen“ erstrahlt in neuer Fassade und... mehr lesen
5.0 stars -
"Herzhafte Speisen, einladender Biergarten" MinitarDas Städtchen Neuenbürg im Nordschwarzwald bietet (glücklicherweise, will man fast sagen) keine Reha-Klinik, dafür eine reizvolle Umgebung mit hohen Bergen und Waldbestand, sowie das hier recht ruhig und breite Flüsslein Enz. Leider ist die Innenstadt im Tal so eng bebaut, dass wir kaum einen Parkplatz finden und erst recht keine gastronomische Auswahl, vor allem nicht an einem schnöden Montag. Der halbe Ort scheint in einem Dauerstatus der Renovierung, Sanierung, Baumassnahmen festzustecken, nur der „Rote Ochsen“ erstrahlt in neuer Fassade und
Besucht am 10.09.2021Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Umwege erhöhen die Ortskenntnisse, wie man weiss. Unser heutiger Ausflug zur versteckt nahe der Erzgrube (vulgo Nagoldtalsperre) liegenden Kropfmühle würde vermutlich gar nicht stattfinden, hätte sich ein unser Freund vor einem Jahr nicht heillos verfahren. Natürlich auf der Suche nach einer ganz anderen Location…
Der Jägerhof Kropfmühle liegt eine lange Historie zugrunde, doch auch beim aktuellen Anblick fühlt man sich wie auf Zeitreise ins letzte Jahrhundert, als man noch mit Kniebundhosen und Wanderhut in den Schwarzwald gereist ist. Der Homepage ist zu entnehmen: „In der Zeit von 1861 - 1934 wurde sie zusätzlich als königliche Reichspoststelle genutzt.“ Heutzutage hält vermutlich nicht einmal mehr ein Bus in diese Ecke, denn die Anschlagtafel auf der Bushaltestelle vorm Haus ist leer. Dafür gibt’s in dieser Abgeschiedenheit genügend kostenlose Parkplätze, eine herrlich frische Luft und den Ausblick auf einen Fischteich. Der baumbestandene Biergarten vorm Haus ist aktuell jedoch wegen Astbruchgefahr gesperrt.
Ein Freitagnachmittag um 16 Uhr ist traditionell nicht die beste Zeit, um zum Essen einzukehren. Andere Speiselokale haben oft die Schotten dicht. Doch vor uns tagte eine grössere Hochzeitsgesellschaft, die eben erst den Saal verlässt – und wir werden ganz selbstverständlich aufs Freundlichste begrüsst und willkommen geheissen. Mehrere Gasträume im Innnern des Gebäudes sind gediegen ausgestattet: Rauhputz an den Wänden, Holzmobiliar, Eckbänke, rustikale Accessoires. Ein bisschen wie in meiner Kindheit auf dem Lande. Ein aufgewecktes, sehr zuvorkommendes Servicemädel im Dirndl zeigt uns einen kommoden Tisch am Fenster und reicht sehr schnell die Speisekarte. Ob wir „noch“ etwas essen wollen? Für uns heisst es eher „schon wieder“.
Auf der Karte dominieren eindeutig Fischgerichte (Forelle in alle Ausprägungen, Zander und Lachs), Wildgerichte (Reh und Wildschwein), aber auch ganz traditionelle Speisen und Vesper. Höflichkeitshalber beschränken wir uns auf die Kleine Vesperkarte ab 14 Uhr, doch sicherlich hätten wir uns auch alles wünschen dürfen. Tatsächlich rangieren Kässpätzle als „kleine Speisen“ – und all jene, die heute mittag noch nicht zugelangt haben, bestellen jetzt eine Portion für sagenhafte 9,50 Euro. Das Gericht erscheint ganz comme il faut: feingliedrige, hausgemachte Spätzle, kross überbacken (entweder im Ofen oder kurz untern Salamander geschoben). Dazu darf man sich von der mitten im Raum stehenden Salatbar nach eigenem Gusto bedienen: Tomate, Gurke, Kartoffelsalat, Möhre, Kraut, Blattsalate, Rote Beete, dazu Saaten und Nüsse, Oliven und Zwiebeln. Etwas mühsam ist hier allerdings das Hantieren mit Handschuhen. Doch auf Sauberkeit und Sicherheit ist man hier absolut bedacht. Im Gegenzug reicht aber auch unsere mündliche Versicherung, wir seien geimpft (ohne einen Nachweis vorzeigen zu müssen). Wer schwächelt, darf jetzt am Nachmittag auch mit einem schön garnierten Käsebrot vorlieb nehmen (8,80 Euro). Da wir trotzdem einige Reste zurücklassen, bietet man uns selbstverständlich an, alles zum Mitnehmen einzupacken. Ich nehme gleich noch eine Wildschweinsalami mit, die zusammen mit geräuchertem Forellenfilets und anderen Kleinigkeiten als kulinarische Mitbringsel angeboten werden. Gute Idee!
Der Service ist hier total reizend und entgegenkommend – sehr wohltuend nach der abweisenden Ruppigkeit, die ich noch vor einigen Tagen in Bad Herrenalb erleben musste. Dass man den ausgeschenkten Rivaner (3,80 Euro für das Viertele) aus Oberkirch allerdings als Riesling bezeichnet, dürfte eher als Fauxpas bezeichnet werden. Als wir gegen 17 Uhr das Lokal verlassen, kehrt auch hier endlich Ruhe ein und das Personal kann sich auch zum Essen niedersetzen. Dass wir als „Laufkundschaft“ zu ungewöhnlicher Zeit noch willkommen waren und so herzlich versorgt wurden, spricht eindeutig für dieses Lokal. Offenbar bietet die Kropfmühle auch noch Pensionszimmer sowie eine Ferienwohnung an. Der ideale Ort für Ruhesuchende und Naturliebhaber. Das werden wir aber ein ander Mal antesten.
Umwege erhöhen die Ortskenntnisse, wie man weiss. Unser heutiger Ausflug zur versteckt nahe der Erzgrube (vulgo Nagoldtalsperre) liegenden Kropfmühle würde vermutlich gar nicht stattfinden, hätte sich ein unser Freund vor einem Jahr nicht heillos verfahren. Natürlich auf der Suche nach einer ganz anderen Location…
Der Jägerhof Kropfmühle liegt eine lange Historie zugrunde, doch auch beim aktuellen Anblick fühlt man sich wie auf Zeitreise ins letzte Jahrhundert, als man noch mit Kniebundhosen und Wanderhut in den Schwarzwald gereist ist. Der... mehr lesen
4.5 stars -
"Herzlicher Service und feine Speisen" MinitarUmwege erhöhen die Ortskenntnisse, wie man weiss. Unser heutiger Ausflug zur versteckt nahe der Erzgrube (vulgo Nagoldtalsperre) liegenden Kropfmühle würde vermutlich gar nicht stattfinden, hätte sich ein unser Freund vor einem Jahr nicht heillos verfahren. Natürlich auf der Suche nach einer ganz anderen Location…
Der Jägerhof Kropfmühle liegt eine lange Historie zugrunde, doch auch beim aktuellen Anblick fühlt man sich wie auf Zeitreise ins letzte Jahrhundert, als man noch mit Kniebundhosen und Wanderhut in den Schwarzwald gereist ist. Der
Besucht am 06.09.20211 Personen
Rechnungsbetrag: 2 EUR
An fast allen Standorten von Kurkliniken und Reha-Einrichtungen florieren Cafés und Eisdielen. Scheint geradezu ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu sein. Und spricht nicht unbedingt für die umfassende kulinarische Versorgung vor Ort. Könnte aber mal noch psychologisch und soziologisch untersucht werden.
Meinem Besuch des Bad Herrenalbers Café Paradiso liegt allerdings eine andere Vorgeschichte zugrunde. Nach einem verunglückten Abendessen am Vortag vereitelt heftiges Bauchgrimmen jeglichen Appetit. Das Frühstück muss situationsbedingt ausfallen. Trotzdem stellen sich am frühen Nachmittag merkwürdige Gelüste ein. Und eine Art Fata Morgana. Mitten auf der Schweizer Wiese, nur wenige Schritte vom Bahnhof und der niegelnagelneu erstellten Celenus Fachklinik entfernt, prangt eine stilisierte Eiswaffel mitten auf dem Rasen. Schon etwas fiebrig taumle ich zum Café Paradiso gegenüber. Sowohl der Aussen- als auch der Innenbereich vermitteln ein gepflegtes Durcheinander. Muss man mögen! Nicht zum eigentlichen Areal gehörend, aber gerne von den Eisschlotzern genutzt, sind zwei öffentliche Bänke auf dem Gehsteig.
Die Servicedame (die nicht einmal die Inhaberin ist) überzeugt durch Zugewandtheit, aussergewöhnliches Engagement und Beherztheit. Gerne erläutert sie die Eissorten und berät auch mal ganz persönlich nach eigenen Vorlieben. Mir steht einfach der Sinn nach etwas Frischem. Zitroneneis wäre mein Wunsch, der jedoch nicht erfüllt werden kann. Doch die angebotene Alternative ist grandios: Orange mit Basilikum ist als Eissorte einfach die Wucht! Ziemlich sauer-herzhaft und somit eher ein ungewöhnlicher Appetizer als eine Süssspeise. Das kombiniere ich mutig und unwissend mit einer Kugel Malaga. Wird mir beides in eine krosse Waffel mit Mandelaroma gedrückt. Ein interessantes Geschmackserlebnis. Nur mit dem Aggregatzustand des Eises habe ich Schwierigkeiten. Nicht sehr geschmeidig und ständig tropfend. Doch für 2,40 Euro im Ganzen eine neue Erfahrung.
Ein Bon kann leider nicht ausgedruckt werden, da die Kasse defekt ist und der Servicetechniker erst am späteren Nachmittag eintreffen wird. Muss ich einfach so glauben. Dafür erhalte ich auf Wunsch einen handschriftlichen Beleg. Würde das Finanzamt bei der Reisekostenabrechnung vermutlich nicht anerkennen. Egal.
Als Eis-Unkundiger möchte ich trotzdem gerne eine Empfehlung für das Paradiso aussprechen. Es hat einfach den Charme des Unperfekten, liegt vollkommen verkehrsgünstig und zentral und wird sehr herzlich-direkt betrieben. Im Angebot sind auch Kaffeespezialitäten und Kuchen (sogar vegane – was auch immer man sich darunter vorstellen mag…), doch dazu kann ich nicht wirkliche eine Aussage machen. Das erste und einzige Eis in diesem Jahr hat mich auf jeden Fall überzeugt.
An fast allen Standorten von Kurkliniken und Reha-Einrichtungen florieren Cafés und Eisdielen. Scheint geradezu ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu sein. Und spricht nicht unbedingt für die umfassende kulinarische Versorgung vor Ort. Könnte aber mal noch psychologisch und soziologisch untersucht werden.
Meinem Besuch des Bad Herrenalbers Café Paradiso liegt allerdings eine andere Vorgeschichte zugrunde. Nach einem verunglückten Abendessen am Vortag vereitelt heftiges Bauchgrimmen jeglichen Appetit. Das Frühstück muss situationsbedingt ausfallen. Trotzdem stellen sich am frühen Nachmittag merkwürdige Gelüste ein. Und eine... mehr lesen
Café Paradiso
Café Paradiso€-€€€Cafe, Eiscafe01788907107Bahnhofstraße 5, 76332 Bad Herrenalb
4.0 stars -
"Das Paradies liegt so nah" MinitarAn fast allen Standorten von Kurkliniken und Reha-Einrichtungen florieren Cafés und Eisdielen. Scheint geradezu ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu sein. Und spricht nicht unbedingt für die umfassende kulinarische Versorgung vor Ort. Könnte aber mal noch psychologisch und soziologisch untersucht werden.
Meinem Besuch des Bad Herrenalbers Café Paradiso liegt allerdings eine andere Vorgeschichte zugrunde. Nach einem verunglückten Abendessen am Vortag vereitelt heftiges Bauchgrimmen jeglichen Appetit. Das Frühstück muss situationsbedingt ausfallen. Trotzdem stellen sich am frühen Nachmittag merkwürdige Gelüste ein. Und eine
Besucht am 10.09.20213 Personen
Rechnungsbetrag: 17 EUR
Wer als Touri den Schwarzwald besucht und einigermassen zucker-, sahne- und alkoholaffin ist, muss natürlich eine Schwarzwälder Kirschtorte vertilgen. Wobei sich um ihre Herkunft und Zubereitungsart vermutlich genauso viele Legenden ranken wie um die Wiener Sachertorte. Und wahrscheinlich kann sie nur stilecht an einigen ausgewählten Orten konsumiert werden. Mir ist das alles ziemlich schnuppe, aber ich begleite als neugieriger Kulinariker gerne andere Kuchensüchtige, zumindest zu empirischen Studienzwecken.
Das traditionsreiche Café Brünz, auf der Lützenhardter Höhe und gerade gegenüber des örtlichen Fussballplatzes gelegen, besteht seit über 55 Jahren – wie mir die hiesige Servicekraft glaubhaft vermittelt. Trotzdem kann ich mich aus früheren Besuchen her absolut nicht daran erinnern; aber ich bin halt nicht so der Kaffeehaussitzer. Vermutlich wird das Café von den hiesigen Reha-Patienten der nahen Klinik Sonnenhof gerne besucht.
Worin liegt der Reiz? Nach einem reichhaltigen Mittagessen mit Freunden in downtown Lützenhardt quälen wir uns den steilen Hohlweg bis zum Streitwäldle hoch. Durst verspürt man jetzt auf jeden Fall, vielleicht sogar die erste latente Unterzuckerung. Das Café Brünz scheint eine enge Kooperation mit der Tortenfabrik Pfalzgraf im nahen Pfalzgrafenweiler zu pflegen, doch die Details müssen den bedürftigen Gast erst mal nicht tangieren. Der grosszügige Gastraum des Cafés verströmt noch einen vergangenen Charme im künstlichen Biedermeierstil, doch wir bevorzugen bei lauen Temperaturen lieber einen Tisch auf der Aussenterrasse. Eine architektonisch kühne, moderne zweite Terrasse auf Stelzen scheint vor nicht allzu langer Zeit ans Haus angedockt worden zu sein.
Zur Kuchen- und Tortenauswahl wird der werte Gast ins Innere gebeten, doch meine Begleiter wählen blind die Schwarzwälder Kirschtorte (für unglaubliche 2,70 Euro das Stück) und einen Zwetschgenkuchen (2,50 Euro das Stück). Die opulente Kirschtorte ist wirklich beeindruckend: über einem trockenen, keksigen Boden türmen sich jeweils drei Schichten Sahne und dunkler Biskuitteig, dazwischen in Kirschwasser getränkte Sauerkirschen und geschätzte 1000 Kalorien. Mit dem Verzehr spart man sich vermutlich glatt ein Mittagessen und der supergünstige Preis ist unfassbar. Der saftige Zwetschgenkuchen dagegen wirkt sehr traditionell und gediegen, mit einem Boden aus Hefeteig und reichlich Streuseln. Damit kann man nichts falsch machen. Wer nicht zur Kuchen- und Tortenfraktion gehört, findet auf der Karte noch diverse Kaffee- und Schokoladespezialitäten wie Irish Coffee, sowie eine Auswahl an Eisbechern und – variationen wie Zitronneneis mit Sekt.
Unsere Getränkeauswahl folgt den üblichen Präferenzen, wobei wir auch hier über die günstigen Preise staunen. Das spritzige Weissweinschorle für 2,70 Euro wird in einem Viertelesglas serviert und ist grosszügig eingegossen. Der Cappuccino für 2,80 Euro überzeugt durch geschmeidige Gefälligkeit. Allein das Kännchen Kaffee (4,20 Euro) ist ein bisschen zu dünn geraten und unterscheidet sich vermutlich kaum von der in der nahen Rehaklinik servierten Konsistenz und Geschmacklichkeit. Oder haben wir versehentlich die herzschonende koffeinfreie Variante erwischt? Der fruchtbetonte Willy für 2,60 Euro läuft runter wie geschmiert und macht Platz für die nächste mögliche Völlerei. (Sie wird noch kommen!)
Die Servicedame agiert etwas verhalten, aber das liegt vermutlich am Einsatz mit lästiger Maske. Unsere Bestellungen kommen rasch auf den Tisch, lediglich zur Rechnungsstellung will sich einfach niemand mehr einfinden, so dass ich mich nach längerem Warten halt nach drinnen begeben muss. Ausser uns befindet sich freitagnachmittags kaum eine Handvoll Gäste vor Ort. Das dürfte sich am Samstag und Sonntag wohl ändern. Für Kuchen- und Tortenfans kann ich diese Location aufgrund der sagenhaften Preise absolut empfehlen. Alle anderen mögen die gute Luft der Schwarzwaldhöhen genießen. Den biederen Gastraum würde ich allerdings meiden.
Wer als Touri den Schwarzwald besucht und einigermassen zucker-, sahne- und alkoholaffin ist, muss natürlich eine Schwarzwälder Kirschtorte vertilgen. Wobei sich um ihre Herkunft und Zubereitungsart vermutlich genauso viele Legenden ranken wie um die Wiener Sachertorte. Und wahrscheinlich kann sie nur stilecht an einigen ausgewählten Orten konsumiert werden. Mir ist das alles ziemlich schnuppe, aber ich begleite als neugieriger Kulinariker gerne andere Kuchensüchtige, zumindest zu empirischen Studienzwecken.
Das traditionsreiche Café Brünz, auf der Lützenhardter Höhe und gerade gegenüber des örtlichen... mehr lesen
4.0 stars -
"Die günstigste Schwarzwälder Kirschtorte weit und breit" MinitarWer als Touri den Schwarzwald besucht und einigermassen zucker-, sahne- und alkoholaffin ist, muss natürlich eine Schwarzwälder Kirschtorte vertilgen. Wobei sich um ihre Herkunft und Zubereitungsart vermutlich genauso viele Legenden ranken wie um die Wiener Sachertorte. Und wahrscheinlich kann sie nur stilecht an einigen ausgewählten Orten konsumiert werden. Mir ist das alles ziemlich schnuppe, aber ich begleite als neugieriger Kulinariker gerne andere Kuchensüchtige, zumindest zu empirischen Studienzwecken.
Das traditionsreiche Café Brünz, auf der Lützenhardter Höhe und gerade gegenüber des örtlichen
Geschrieben am 11.09.2021 2021-09-11| Aktualisiert am
11.09.2021
Besucht am 10.09.2021Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 59 EUR
Weil es kürzlich im Nordschwarzwald so schön war (wenngleich kulinarisch etwas arg durchwachsen), starte ich gleich noch mal mit Freunden zu einer eintägigen Expedition: 130 Kilometer Fahrt, 3x Einkehren und 3 Kilometer „Wandern“ (mehr lässt der ramponierte Knöchel des Freundes nicht zu). Es geht nichts über einen ausgewogenen Urlaubstag.
Die aus 5 Teilorten bestehende Gemeinde Waldachtal ist mir vor allem als etwas altbackene Reha-Location (Lützenhardt) und als urige Schwarzwälder-Schinken-Destination in der Mönchhof-Sägemühle (in Vesperweiler – Nomen est Omen!) in Erinnerung. Ansonsten tat es immer ein Rucksackvesper. Die „Alte Post“ liegt gleich am Ortseingang von Lützenhardt und macht optisch in der Aussenansicht erst mal nicht viel her. An einem der drei Tische der Aussenterrasse sitzt eine zünftige Frühschoppen-Gruppe, die sich vorzugsweise flüssig ernährt. Der Gastraum im Innern ist an einem Freitagmittag menschenleer. Auch wenn die „Alte Post“ Übernachtungen und günstige Mehrtagespauschalen anbietet, vermute ich, dass hier hauptsächlich einheimische Stammgäste verkehren. Touristen werden vermutlich die attraktive Hanglage mit Panoramasicht diesem eher unspektakulären Standort downtown vorziehen.
Auf der Speisekarte der „Alten Post“ finden sich vor allem Schnitzel- und Burgervariationen, zudem Maultaschen, Käsespätzle, Salate. Wir ordern erst mal die hausgemachten Käsespätzle mit Beilagensalat (10,50 Euro), die Schweinelendchen mit Spätzle und Salat (14,80 Euro), ein Hefeweizen (3,50 Euro), eine grosse Cola (3,50 Euro), ein Weissweinschorle (für sehr günstige 2,80 Euro). Bedient wird von der versierten Chefin daselbst, die uns auch umgehend die gut gekühlten Getränke bringt. Und schon nach 20 Minuten die Speisen serviert. Die zarten Schweinelendchen in einer Rahmsoße werden von reichlich vollmundigen Spätzle, sowie einem farbenfrohen und vielfältigen Beilagensalat begleitet. Die laut Karte hausgemachten Kässpätzle sind schön resch wie ein Omelette angebraten, aber innen noch fluffig. Der Salat setzt sich aus durchgehend frischen Bestandteilen zusammen und ist sehr kräftig gewürzt, die Tomaten wirken etwas wässrig (wie so häufig in diesem verregneten Sommer), der trockene Kartoffelsalat ist mit reichlich schwarzem Pfeffer versetzt. Irgendetwas verströmt Maggi-Odeur, kann aber auch nur eine herzhafte Würzmischung sein. So ist eine zweite Weissweinschorle-Bestellung schon vorprogrammiert. Zur Verdauung benötigen wir noch einen Espresso (2,00 Euro), eine Tasse Kaffee (2,10 Euro), sowie einen Willy (3,50 Euro), der den Gaumen zwar lieblich umschmeichelt, jedoch im Abgang merklich brennt. Alles in allem ein solides und fundiertes Mittagessen, günstig im Preis, keine ambitionierte Haute Cuisine, aber ehrlich zubereitet, wenngleich etwas schmückende Dekoration den Speisen gut zu Gesicht gestanden hätte. Geschirr und Gläser sind proper und sauber, jedoch nicht ganz mein persönlicher Geschmack. Ein lustiger Hingucker ist das Schnapsglas in Form eines Miniatur-Römers.
Die Toiletten befinden sich seitwärts in einem Anbau und sind nicht allerneuesten Datums. Auf dem Waschbecken im Vorraum sind zwei Seifenspender so spillerig positioniert, dass sie bei jedem ungeschickten Händewaschen zu Boden poltern. Ein überflüssiges Ärgernis. Da hie und da Stufen zu überwinden sind, ist das Lokal leider nicht barrierefrei. Auf einem Platz vor dem Hause befinden sich etliche kostenlose Parkplätze, die jedoch hauptsächlich von Gästen des naheliegenden Pizza- und Dönerladens frequentiert werden. So sind hier halt die Vorlieben verteilt…
Wer nach dem Essen noch etwas überschüssige Kraft verspürt, kann zu den nahen Breitenbacher Seen schlendern oder die stets bestens frequentierte Eisdiele besuchen oder den schweisstreibend steilen Hang zur Panoramasicht erklimmen. Wir wählen letzteres (nicht ohne Hintergedanken der begleitenden Freunde). Fortsetzung folgt.
Weil es kürzlich im Nordschwarzwald so schön war (wenngleich kulinarisch etwas arg durchwachsen), starte ich gleich noch mal mit Freunden zu einer eintägigen Expedition: 130 Kilometer Fahrt, 3x Einkehren und 3 Kilometer „Wandern“ (mehr lässt der ramponierte Knöchel des Freundes nicht zu). Es geht nichts über einen ausgewogenen Urlaubstag.
Die aus 5 Teilorten bestehende Gemeinde Waldachtal ist mir vor allem als etwas altbackene Reha-Location (Lützenhardt) und als urige Schwarzwälder-Schinken-Destination in der Mönchhof-Sägemühle (in Vesperweiler – Nomen est Omen!) in Erinnerung.... mehr lesen
Alte Post
Alte Post€-€€€Restaurant, Catering, Gästezimmer, Gasthof074438167Hauptstraße 56, 72178 Waldachtal
3.5 stars -
"Solide Küche, versierter Service" MinitarWeil es kürzlich im Nordschwarzwald so schön war (wenngleich kulinarisch etwas arg durchwachsen), starte ich gleich noch mal mit Freunden zu einer eintägigen Expedition: 130 Kilometer Fahrt, 3x Einkehren und 3 Kilometer „Wandern“ (mehr lässt der ramponierte Knöchel des Freundes nicht zu). Es geht nichts über einen ausgewogenen Urlaubstag.
Die aus 5 Teilorten bestehende Gemeinde Waldachtal ist mir vor allem als etwas altbackene Reha-Location (Lützenhardt) und als urige Schwarzwälder-Schinken-Destination in der Mönchhof-Sägemühle (in Vesperweiler – Nomen est Omen!) in Erinnerung.
Besucht am 05.09.20212 Personen
Rechnungsbetrag: 20 EUR
An manchen Stellen wird das Nashira Hotel noch mit dem VCH-Logo dargestellt (Verband christlicher Hoteliers), doch das Haus scheint mir längst zu einer anderen Fraktion zu gehören. Das Haupthaus der Nashira Hotels befindet sich im türkischen Side/Manavgat – doch man muss an diesem heissen ersten Septemberwochenende gar kein Flugzeug besteigen, um sich an mediterranen Temperaturen zu erfreuen. Neben dem Hotelbetrieb verfügt das Haus in bester, zentraler Lage an der Kurpromenade über ein Restaurant mit durchgehender Verglasung und Ausblick auf den Kurpark gegenüber, sowie einer gut bestückten Bar und einem Weinkeller. Das gesamte Ambiente verströmt herrlichen Urlaubsflair, auch wenn das Gebäude nicht an den Gestaden des Mittelmeers liegt und nicht die Wellen an den nahen Strand tosen, sondern man auf Senioren mit Rollatoren und stöckeschwingende Wanderer auf der Promenade blicken kann. Gerne wird auch die ansprechend möblierte, nach Süden ausgerichtete Aussenterrasse besucht, vor allem für einen Kaffee oder einen Drink am späten Nachmittag. Die sehr umfangreiche Speisekarte bietet schwäbische, badische, internationale Gerichte an. Ob allerdings das dreigängige wechselnde Mittagstischangebot für 24,90 Euro (gleichermassen für Hausgäste wie für Externe) so viel Zuspruch findet, würde ich bezweifeln.
Wir haben lediglich das getrennt buchbare Frühstück für sehr günstige 10 Euro genutzt. Es wird im Zeitraum von 7:00 bis 10:00 Uhr im sehr grosszügig angelegten, hellen und freundlich möblierten Speiseraum in Büffetform angeboten. Entlang der breiten, bodentiefen Fensterfront mit Blick auf den Kurpark stehen hauptsächlich Zweiertische – grössere Tische für Familien oder Gruppen finden sich eher im hinteren Bereich. Der Raum wird von einer lichten Atmosphäre mit hellem Holz und Akzenten in Rottönen getragen. Man sitzt auf bequemen Rattansesseln oder gepolsterten Holzstühlen. Bei unserer Ankunft waren alle Tische komplett und vollständig eindeckt.
Morgens um 7 ist hier die Welt noch in Ordnung, doch das wird sich bald ändern. Hinterm üppig ausgebreiteten Büffet steht ein einziges Servicemädel, das möglicherweise kaum eingelernt wurde, wenig versteht und etwas unbeholfen agiert. Schon nach einer Stunde verliert der Manager die Fassung, ruft verzweifelt „Ogottogott“ und rauft sich die Haare angesichts des morgendlichen Gästeansturms und der Hilflosigkeit des offenbar ungelernten Personals. Unserer Bitte nach einem Rührei kommt man nur zögerlich und spärlich nach, leere Platten am Büffet können nicht schnell genug nachgefüllt werden, manche Produkte scheint man nur unter Mühen aus den Speisekammern herbeigeschafft zu haben… Alles wirkt etwas unkoordiniert und chaotisch. Zudem ist von den drei Kaffeeautomaten nur einer in Betrieb und wird immer wieder lahmgelegt. Dabei ist das Büffet durchaus vielfältig angelegt: diverse Wurst- und Käsesorten, Lachs (der schnell nicht mehr nachgelegt wird), Eierspeisen, Joghurt, Müsli, Nüsse, Cerealien, Trockenobst, ein eiskalter Obstsalat (aufgetaut?), eine sehr grosse Auswahl an Brötchen und Gebäck, eine riesige Platte mit Cocktailtomanten, Gurken und Möhren – und ein gekühlter Wagen mit Salaten (Kartoffelsalat, Möhre, Rettich, Tomate, Sellerie etc.) Dazu ein Samowar für den Tee und diverse Säfte. Ein grandioses Angebot für 10 Euro.
Das gesamte Haus ist komplett barrierefrei und verfügt über ungewöhnlich breite Gänge und grosszügige Toiletten (gut gepflegt, wenngleich die eine oder andere Wasserspülung nicht funktioniert). Ein bisschen fühlt sich das Haus wie eine Kreuzung aus südländischem Urlaubshotel und hiesigem Pflegeheim an. Das möglicherweise branchenfremde Personal erscheint bemüht, jedoch geradewegs überfordert beziehungsweise nicht vollständig oder gar falsch instruiert. Auch Sprachschwierigkeiten scheinen noch dazu zu kommen. Die Top-Lage des Hauses und die Vielfalt des sehr günstigen Frühstückbüffets haben uns jedoch überzeugt. Das Abendessen wollten wir dann allerdings doch lieber nicht hier einnehmen, um den reichlich gebeutelten Service nicht noch mehr unter Druck zu setzen. Wir hoffen, dass sich die Personal- und Koordinationsschwierigkeiten in baldiger Zukunft bessern werden. Dann kommen wir sicherlich wieder.
An manchen Stellen wird das Nashira Hotel noch mit dem VCH-Logo dargestellt (Verband christlicher Hoteliers), doch das Haus scheint mir längst zu einer anderen Fraktion zu gehören. Das Haupthaus der Nashira Hotels befindet sich im türkischen Side/Manavgat – doch man muss an diesem heissen ersten Septemberwochenende gar kein Flugzeug besteigen, um sich an mediterranen Temperaturen zu erfreuen. Neben dem Hotelbetrieb verfügt das Haus in bester, zentraler Lage an der Kurpromenade über ein Restaurant mit durchgehender Verglasung und Ausblick auf den... mehr lesen
Restaurant im Nashira Kurpark Hotel
Restaurant im Nashira Kurpark Hotel€-€€€Restaurant, Bar, Hotel49070839288834Kurpromenade 23 / 1, 76332 Bad Herrenalb
4.5 stars -
"Wie an den Gestaden des Mittelmeers" MinitarAn manchen Stellen wird das Nashira Hotel noch mit dem VCH-Logo dargestellt (Verband christlicher Hoteliers), doch das Haus scheint mir längst zu einer anderen Fraktion zu gehören. Das Haupthaus der Nashira Hotels befindet sich im türkischen Side/Manavgat – doch man muss an diesem heissen ersten Septemberwochenende gar kein Flugzeug besteigen, um sich an mediterranen Temperaturen zu erfreuen. Neben dem Hotelbetrieb verfügt das Haus in bester, zentraler Lage an der Kurpromenade über ein Restaurant mit durchgehender Verglasung und Ausblick auf den
Besucht am 05.09.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 50 EUR
Nach den unerquicklichen Essenskämpfen des Vortages soll der wanderreiche Sonntag mit einem ausgiebigen, harmonischen Abendessen ausklingen. Hoffen wir zumindest. Die Alte Post liegt nur wenige Hundert Meter von unserer Unterkunft entfernt und nimmt – oh Wunder! – unseren telefonischen Wunsch nach einer Tischreservierung tatsächlich noch an. Dass ich aufgrund des aufdräuenden Hungers schon einen relativ frühen Termin von 18:30 wähle, ist eine glückliche Fügung, wie sich noch zeigen wird.
Die Dame am Telefon zeigt sich selbstbewusst bis ungehalten, gewährt uns aber vor Ort generös einen Tisch. Die übersichtliche Speisekarte erstreckt sich über gerade mal zwei Seiten, wird aber von einigen aktuellen, auf Schiefertafeln präsentierten Angeboten komplettiert (z.B. Ochsenbäckle). Das fesche Gebäude im Schwarzwaldstil hat vermutlich in früheren Zeiten tatsächlich das hiesige Postamt beherbergt. Neben einem gutbürgerlich eingerichteten Gastraum und einer gerade erst frisch saniert wirkenden, sehr schicken und modernen Toilette wird vor allem die grosszügige Aussenterrasse gerne frequentiert. Neben dem Gebäude plätschert malerisch das Flüsschen Alb dahin.
Die Wahl der Speisen ist schnell getroffen, allerdings bedarf es vielfältiger Versuche der Kontaktaufnahme, bis die resolute, vielgefragte Servicedame den Weg zu uns einschlagen kann (auch hier stranden zahllose, verzweifelte, hungrige Touristen auf der Suche nach einem freien Tisch). Wir wählen wie so oft 1x Fleisch, 1x Fisch – mit der Absicht, den anderen vom eigenen Gericht probieren zu lassen. Dass nach einem „heissen“ Wochenende am Sonntagabend die eine oder andere Speise nicht mehr geliefert werden kann oder eine Zutat ausgegangen ist, kennt man ja. Aber hier ist das kein Problem. So freuen wir uns auf den „Salat Fischernetz“ mit gebratenen Fischfilets und Garnele, garniert mit Cherry-Tomaten, Aioli Dip und Baguette für 16,90 Euro, sowie auf den Zwiebelrostbraten mit Beilagensalat, Spätzle und geschweissten (sic!) Zwiebeln für 21,90 Euro. Geschweisst? Ein Fehler des Übersetzungsprogramms? Der Aufdruck auf der vielleicht vakuumierten Fertigware? Der Zustand des eifrigen Kochs? Während wir noch rätseln, wird das Essen zu unserer freudigen Überraschung sehr rasch aufgetragen. Der medium gebratene Zwiebelrostbraten schwimmt in einer aromatischen Soße und ist mit reichlich geschmälzten Zwiebeln bedeckt. Die vollschlanken, kräftigen Spätzle könnten tatsächlich handgeschabt sein. Das Fischernetz aus reichlich Blattsalaten kann einen üppigen Fang verbuchen, allerdings schmecken die Fischfilets schon beim Verzehr etwas merkwürdig. Vor allem die Garnele scheint nicht mehr ganz taufrisch zu sein. Das Aioli testen wir nur kurz an, lassen es aber aufgrund der hohen Tagestemperaturen besser wieder zurückgehen. Ausserdem ist die Fischportion schon üppig genug.
Die Getränke – ein Weizen für 4,20 Euro und das obligatorische Rieslingschorle für 3,90 Euro – sind tadellos. Allerdings scheitert der Versuch, ein sortenreines Rotweinschorle nach Wunsch zu ordern (O-Ton Service: „Das machen wir nicht“). Da die Küche am Sonntag schon um 19 Uhr schliesst, konnten wir grade noch in den Genuss eilig servierter Speisen kommen. Am Nebentisch wird allerdings eine Dame rund gemacht, weil ihr Gatte erst etwas später nachkommt. Huch, da haben wir aber noch Glück gehabt. Um 20 Uhr macht allerdings das gesamte Lokal dicht. Da sich ein flaues Gefühl im Magen verbreitet, ordern wir rasch noch einen Grappa (3,50 Euro). Der kann allerdings ein weiteres Bauchgrimmen auch nicht mehr verhindern. Die kommende Nacht verbringen wir mit heftigem Gerumpel im Bauch. Da kommt einem schon ein Satz aus einer Geschichte von Anton Tschechow in den Sinn: „Sie hatten recht: der Stör neulich hatte einen leichten Stich.“
Noch am kommenden Tag haben wir mit den unschönen Folgen dieses Abendessens zu kämpfen. Schneller vergessen ist dann eher der etwas harsche, sehr resolute Umgangston der Servicedame. Als willkommener Gast haben wir uns auf jeden Fall nicht gefühlt. Aber manchmal ist man schon dankbar, wenn einem überhaupt der Hunger gestillt wird. Und rein optisch waren wir ja erst mal beglückt!
Nach den unerquicklichen Essenskämpfen des Vortages soll der wanderreiche Sonntag mit einem ausgiebigen, harmonischen Abendessen ausklingen. Hoffen wir zumindest. Die Alte Post liegt nur wenige Hundert Meter von unserer Unterkunft entfernt und nimmt – oh Wunder! – unseren telefonischen Wunsch nach einer Tischreservierung tatsächlich noch an. Dass ich aufgrund des aufdräuenden Hungers schon einen relativ frühen Termin von 18:30 wähle, ist eine glückliche Fügung, wie sich noch zeigen wird.
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Restaurant Zur Alten Post
Restaurant Zur Alten Post€-€€€Restaurant, Cafe07083922119Kurpromenade 35, 76332 Bad Herrenalb
2.5 stars -
"Hier fühlen wir uns an Tschechow erinnert" MinitarNach den unerquicklichen Essenskämpfen des Vortages soll der wanderreiche Sonntag mit einem ausgiebigen, harmonischen Abendessen ausklingen. Hoffen wir zumindest. Die Alte Post liegt nur wenige Hundert Meter von unserer Unterkunft entfernt und nimmt – oh Wunder! – unseren telefonischen Wunsch nach einer Tischreservierung tatsächlich noch an. Dass ich aufgrund des aufdräuenden Hungers schon einen relativ frühen Termin von 18:30 wähle, ist eine glückliche Fügung, wie sich noch zeigen wird.
Die Dame am Telefon zeigt sich selbstbewusst bis ungehalten, gewährt
Besucht am 04.09.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 47 EUR
Das positive Fazit schon vorneweg: das Parkrestaurant im Kurhaus Bad Herrenalb war tatsächlich die einzige gastronomische Location, die uns während unseres dreitägigen Aufenthalts sozusagen mit offenen Armen empfangen hat. Keine Diskussionen, kein Abwinken, keine Absagen, keine Furcht vorm Gast und der möglichen Arbeit, die er mit Bestellungen und Wünschen verursachen könnte. Und das in allerbester 1a-Lage: mitten im Kurpark, an der Promenade und dem ehemaligen Gartenschaugelände von 2017 gelegen, dazu mit herrlicher Südterrasse, bestem Speiseangebot, flinkem und freundlichem Service und angemessenen Preisen.
Während unseres Besuchs am ersten Septembersamstag erwischen wir noch die letzten Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne und einen der letzten Tische in Terrassenrandlage. Der emsige Kellner schafft schnell die Karte herbei und gleich danach die bestellten Getränke. Auch hier wurde das prickelnde und erfrischende Rieslingschorle (4,00 Euro) fast randvoll eingegossen, weit über ein Viertele hinaus. Da es kurz zu einem kleinen Missgeschick kommt, wird uns ohne Diskussion noch ein Mineralwasser aufs Haus spendiert. Feine Geste! Bei der Speisenauswahl lassen wir uns von den aktuellen Gelüsten leiten. Der unspektakuläre, relativ geschmacklose kleine Beilagensalat vorneweg (4,50 Euro) dürfte schon vor einer Weile angerichtet worden sein und dümpelte dann noch so lange vor sich hin, dass er leider bereits mit nassen Füssen serviert wird. Unterwegs haben sich zudem schon einige geraspelte Möhren gelöst. Nicht gerade ein fulminanter Auftakt. Dafür sind wir mit dem Hauptgang mehr als zufrieden. Der Surf & Turf Burger (15,90 Euro) ist mit 200 Gramm Rindfleisch und reichlich Shrimps als Basis, sowie Rucola, Cheddarkäse und einer Spezialsauce (in der man Guacamole erahnen kann) grosszügig ausgestattet. Süsskartoffelpommes sind nicht ganz mein Ding – vielleicht hätte ich es wie der Herr am Nachbartisch halten soll, der auf normale Fritten umgebucht hat. Das Fischgericht (18,90 Euro) entpuppt sich vor allem als optischer Augenschmaus, mundet aber auch hervorragend. Hier wurden Seezungenröllchen mit einer feinen Lachsmousse gefüllt und auf einem Bett von Zitronenreis (vermutlich mit Safran gefärbt) und nicht zu weich gekochtem Romanesco angerichtet. Die dazu gereichte, sämige Noilly-Prat-Sauce ist ein Gedicht. Eine leichte, gut verdauliche, aber dennoch sättigende Portion.
Als die Sonne schliesslich hinter den Bäumen des Kurparks verschwindet, nehmen die frösteligen Damen gerne das Angebot der ausliegenden Fleece-Decken an. Bei meinem Gang zu den Toiletten im Untergeschoss des Kurhauses kann ich einen Blick auf den herrlich dekorierten Festsaal erhaschen, der an diesem Tag von einer Hochzeitsgesellschaft belegt ist. Grosse Hochachtung vor Küche und Service des Hauses, die selbstverständlich auch diesen Bereich bespielen müssen und trotzdem noch freundlich und zugewandt bleiben! Die Toiletten im UG sind über eine Treppe oder einen Aufzug erreichbar und haben ihren Ursprung vermutlich in den 1970ern. Sie sind tipptopp gepflegt und blitzblank sauber; in einem Körbchen stehen kleine Helferlein parat: Einmalwaschlappen und Brillenputztücher, Kämme und Nagelfeilen, Deo, Haarspray und Blasenpflaster (für manchen müden Wanderer leider zu spät). Das wünscht man sich auch an anderen Orten! Übrigens befindet sich in einem ebenerdig gelegenen Nebenraum des Kurhauses an mehreren Tagen der Woche eine gut geführte, sehr angenehme Corona-Schnelltest-Station. Ein gerne angenommener Service für alle Gäste, die auf Nummer Sicher gehen wollen oder für ihre Aktivitäten noch ein negatives Testergebnis benötigen.
Meinem Wunsch nach der Rechnung kommt der aufgeweckte Kellner schnell und zuverlässig nach, selbstverständlich mit einem ausgedruckten Beleg (was sonst oft noch extra betont werden muss). Da wir glücklicherweise gleich über der Strasse logieren, gestaltet sich der Heimweg relativ unproblematisch. Für alle anderen Gäste stehen etliche (kostenpflichtige) Parkplätze entlang der Kurpromenade bereit; eine Bushaltestelle befindet sich ganz in der Nähe, der Bahnhof ist einige Hundert Meter entfernt.
Das positive Fazit schon vorneweg: das Parkrestaurant im Kurhaus Bad Herrenalb war tatsächlich die einzige gastronomische Location, die uns während unseres dreitägigen Aufenthalts sozusagen mit offenen Armen empfangen hat. Keine Diskussionen, kein Abwinken, keine Absagen, keine Furcht vorm Gast und der möglichen Arbeit, die er mit Bestellungen und Wünschen verursachen könnte. Und das in allerbester 1a-Lage: mitten im Kurpark, an der Promenade und dem ehemaligen Gartenschaugelände von 2017 gelegen, dazu mit herrlicher Südterrasse, bestem Speiseangebot, flinkem und freundlichem Service und... mehr lesen
Park Restaurant im Kurhaus
Park Restaurant im Kurhaus€-€€€Restaurant, Cafe, Ausflugsziel070835277914Kurpromenade 8, 76332 Bad Herrenalb
4.0 stars -
"Verlässliche Location, angenehmer Service" MinitarDas positive Fazit schon vorneweg: das Parkrestaurant im Kurhaus Bad Herrenalb war tatsächlich die einzige gastronomische Location, die uns während unseres dreitägigen Aufenthalts sozusagen mit offenen Armen empfangen hat. Keine Diskussionen, kein Abwinken, keine Absagen, keine Furcht vorm Gast und der möglichen Arbeit, die er mit Bestellungen und Wünschen verursachen könnte. Und das in allerbester 1a-Lage: mitten im Kurpark, an der Promenade und dem ehemaligen Gartenschaugelände von 2017 gelegen, dazu mit herrlicher Südterrasse, bestem Speiseangebot, flinkem und freundlichem Service und
Besucht am 04.09.20212 Personen
Rechnungsbetrag: 6 EUR
Wenn dieses Jahr der Sommer auf ein Wochenende fällt, vielleicht sogar noch in die letzte Woche der hiesigen Schulferien, ist mächtig was los im Schwarzwald. Obwohl wir explizit Bad Herrenalb als Destination gewählt und auf ein unaufgeregtes Setting gehofft haben (im Gegensatz zum oft etwas überkandidelten Baden-Baden oder dem so langsam überlaufenen Bad Wildbad oder etwas schnarchnasigen Bad Liebenzell), gestaltet es sich unerwartet schwierig, zu zweit einen bescheidenen Tisch fürs Abendessen zu ergattern. Telefonisch kommt man meist nicht durch, persönliche Vorsprache wird mancherorts als Störung angesehen und spontanes Dazwischengrätschen kann zu bösen Hahnenkämpfen führen.
An frühere Besuche in der Klosterscheuer erinnere ich mich gerne, also führt unser erster spätnachmittägliche Weg dorthin, um mit einem spritzigen Erfrischungsdrink den gemütlichen Teil der Reise einzuläuten. Das hübsch restaurierte Gebäude gehörte einst zum hiesigen Zisterzienserkloster und liegt ganz malerisch in diesem etwas ruhigeren Teil des Ortes. Der etwas dunkle, aber charmante Gastraum ist sehr stilvoll und mit Geschmack eingerichtet (alte Gemäuer, sprödes Holz, ein beeindruckender Mix aus alten und modernen Gemälden, helle Korbsessel) , aber an einem wohlig warmen Tag lockt natürlich der Biergarten. Hier kann man in bequemen Stühlen in Pseudo-Rattan-Optik die letzten Sonnenstrahlen geniessen. Obwohl etliche Tische im grosszügigen Aussenbereich nicht besetzt sind, erfordert es erst einige Diskussionen, bis wir uns mit dem Servicepersonal einig werden. Tatsächlich ist die Zeit bis zur nächsten Reservierung so knapp, dass es selbst beim besten Willen für kein Essen reichen würde, so dass wir erst mal ein Weissweinschorle und ein alkfreies Krombacher Pils ordern. Die Getränke werden umgehend serviert, das Schorle vom Riesling (3,70 Euro) ist angenehm gekühlt und herrlich spritzig und wurde mehr als grosszügig in einem langstieligen Weinglas eingegossen. Während in Stuttgart die Viertelesgläser eher sparsam und zurückhaltend mit 0,2 Liter aufgefüllt werden, scheint man hier gerne aus dem Vollen zu schöpfen. An den Nebentischen schlürft man enthusiastisch ehemals trendige Mädchengetränke wie Hugo und Aperol Spritz – und lässt sich auch schon mal das eine oder andere Abendmahl servieren. Unser sehnsüchtiger Blick auf die Speisekarte bleibt an einigen attraktiven Angeboten hängen: mir stände durchaus der Sinn nach der geschmorten Lammhaxe mit breiten Bohnen samt Polentaschnitte (19,80 Euro) oder dem Wolfsbarschfilet mit Kräuterseitlingen und Rucola-Risotto (19,90 Euro).
Doch nach den Träumereien folgt der unangenehme Part. Das bislang gut gelaunte (und sichtlich eifrige) Servicepersonal zeigt sich eher verschlossen, wenn es um eine Tischreservierung geht. Mutig deklinieren wir verschiedene Tage, Uhrzeiten und Sitzbereiche durch, doch man gibt uns unmissverständlich zu verstehen, dass das Haus übers ganze Wochenende hinweg total ausgebucht ist. Alle Servicedamen und -herren sind sich darin einig. Ein junger osteuropäischer Kellner ist von unseren verzweifelten Versuchen dermassen erheitert, dass er lautstark in Gelächter ausbricht und sich kaum mehr einkriegt. Ein Servicemädel ist im Herzen ergriffen und zeigt Verständnis, kann uns aber auch nicht helfen. Immerhin reicht die verbliebene Zeit noch aus, um unsere Kontaktdaten zu registrieren. Denn darauf wird hier grossen Wert gelegt (zu Recht).
Wenn ich mich recht erinnere, ist das gesamte Lokal inklusive Toiletten und Aussenbereich barrierefrei zu nutzen, was auch gerne von Gästen mit Gehhilfe oder Rollstuhl in Anspruch genommen wird (die Patienten der örtlichen Kliniken besuchen wochenends auch freudig mal die hiesige Gastronomie). Während meiner kurzen Zeit in der Klosterscheuer wurde ich mindestens zweier kleiner Familienfeiern ansichtig. Für Gruppen werden schon mal schnell ein paar einzelne Tische zusammengestellt. Das Servicepersonal zeigt sich hier sehr freundlich und engagiert und überaus flexibel, trotz Stress und Dauerbelastung. Grosses Lob dafür!
Wenn dieses Jahr der Sommer auf ein Wochenende fällt, vielleicht sogar noch in die letzte Woche der hiesigen Schulferien, ist mächtig was los im Schwarzwald. Obwohl wir explizit Bad Herrenalb als Destination gewählt und auf ein unaufgeregtes Setting gehofft haben (im Gegensatz zum oft etwas überkandidelten Baden-Baden oder dem so langsam überlaufenen Bad Wildbad oder etwas schnarchnasigen Bad Liebenzell), gestaltet es sich unerwartet schwierig, zu zweit einen bescheidenen Tisch fürs Abendessen zu ergattern. Telefonisch kommt man meist nicht durch, persönliche... mehr lesen
Restaurant Klosterscheuer
Restaurant Klosterscheuer€-€€€Restaurant, Catering, Biergarten070834005Im Kloster 14, 76332 Bad Herrenalb
4.5 stars -
"Sehr beliebtes und stilvolles Restaurant" MinitarWenn dieses Jahr der Sommer auf ein Wochenende fällt, vielleicht sogar noch in die letzte Woche der hiesigen Schulferien, ist mächtig was los im Schwarzwald. Obwohl wir explizit Bad Herrenalb als Destination gewählt und auf ein unaufgeregtes Setting gehofft haben (im Gegensatz zum oft etwas überkandidelten Baden-Baden oder dem so langsam überlaufenen Bad Wildbad oder etwas schnarchnasigen Bad Liebenzell), gestaltet es sich unerwartet schwierig, zu zweit einen bescheidenen Tisch fürs Abendessen zu ergattern. Telefonisch kommt man meist nicht durch, persönliche
Besucht am 27.08.2021Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 45 EUR
Wenn schon kein Urlaub an den Gestaden des Mittelmeers möglich ist, sollte man zumindest den Gaumen verwöhnen. Beschliessen wir im Kollegenkreis an einem schnöden Freitagmittag Ende August. Und brechen auf zur Greek Kitchen Tavern in Sindelfingens nördlichem Viertel Rotbühl, das einer der Kollegen in sehr guter Erinnerung hat, nachdem er vor einiger Zeit einen Geburtstag im Familienkreis dort gefeiert hat und sich gerne an die opulenten Portionen erinnert. Das Wetter macht auch einigermassen mit, denn wir beschliessen, solidarisch zusammen draussen zu sitzen, da nicht alle mit 3Gs aufwarten können. Wer weiss, wann endgültig der Herbst hereinbricht – oder zumindest der nächste Regen.
Zugegeben: die Lage des Restaurants ist leider erst mal etwas abtörnend. Inmitten eines sehr in die Jahre gekommenen, schon ziemlich lädierten Wohnviertels, umgeben von etwas zweifelhaften Geschäften, teilweise mit Leerständen. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Der Aussenbereich ist eher schattig, aber das mag am durchwachsenen Wetter und den vielen Sonnenschirmen liegen. Dafür liegt die Bushaltestelle des 701er geradewegs vor der Haustüre und tagsüber fährt der Bus jede Viertelstunde. Parkplätze findet man auch jederzeit.
Wir nehmen an einem halbwegs sonnigen Tisch Platz und werden auch sofort von der Servicedame wahrgenommen. Gegen 12 Uhr sitzt nur ein weiterer Gast im Aussenbereich. Die umfangreiche, sehr beeindruckende Speisekarte weist tatsächlich fast 75 Speisen auf – dazu kommt eine Extrakarte für den Mittagstisch mit geschätzt 10 weiteren aktuellen Angeboten. Glückselig überfliegen wir das Angebot: die üblichen Vorspeisen wie Tsatsiki, Auberginensalat, Schafskäse, gefüllte Weinblätter / einige Suppen und Salate / jede Menge Fleischgerichte vom Grill wie Souvlaki, Gyros, Leber, Bifteki, diverse Lammgerichte in zig verschiedenen Variationen / eine tolle Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten / dazu etliches aus dem Backofen und für Vegetarier. Hmmhh! Um sich nicht heillos in der Vielfalt zu verlieren, einigen wir uns pragmatisch auf drei der aktuellen Mittagsangebote. Und das hat sich wahrlich gelohnt.
Nach gefühlt 20 Minuten werden die frisch zubereiteten Speisen aufgetragen. Die üppige Zeusplatte (9,50 Euro) vereint Gyros, einen gut gewürzten Hähnchenspiess und 1x lecker Bifekti mit selbst zubereiteten, grob gestiftelten Fritten, leider etwas laschem Tsatsiki und einem farbenfrohen Salatarrangement aus Gurke, Tomate, Zwiebeln, Paprika, Peperoni. Bei der ähnlich gestalteten Gyrosplatte (9,50 Euro) kommen griechische Bratkartoffeln zum Zug, dazu obendrauf noch ein Streifen Schafskäse. Etwas mehr Öl am Salat wäre nicht schlecht gewesen, statt Salz- und Pfeffermühle gibt es leider (coronabedingt?) nur abgepackte Portiönchen. Trotzdem alles superlecker und wirklich reichlich. Der Schafskäse (8,50 Euro) wurde in einer leichten Teighülle ausgebacken und mit gebratenen Kartoffelscheiben, sowie geschmortem Gemüse (Zucchini und Paprika) gereicht. Optisch und geschmacklich sehr fein. Der Makedonikos Rotwein (3,90 Euro für das Viertele) ist vermutlich ein Cuvee, fruchtig, halbtrocken, nicht zu schwer – und wird in einer Karaffe serviert. Herrlich schmeckt der griechische Mokka (2,20 Euro) zum Abschluss und erinnert wirklich an einen lang zurückliegenden Griechenlandurlaub. Perfekt auch die Größe: wie ein doppelter Espresso. Ach, und nicht zu vergessen: natürlich gibt es am Anfang einen Ouzu aufs Haus, so, wie es sich gehört und zu erwarten ist.
Die Bedienung agiert zuverlässig und versiert. Eine anfängliche Falschlieferung bei den Getränken wird ohne Diskussionen sofort zurückgenommen und korrigiert. Wartezeiten gibt es quasi keine. Später gesellt sich noch ein Paar zu uns auf die Terrasse. Dazu wechselnde Gäste, die allerdings das Take-away-Angebot nutzen und auch sehr rasch bedient werden. Auf dem Weg zur Toilette (im Untergeschoss) nehme ich den überraschend hellen, grosszügig und einladend eingerichteten Innenbereich wahr. Hier kann man sicherlich sehr gemütlich sitzen.
Fazit: üppige Portionen, beeindruckende Auswahl, authentisches Griechenland-Feeling, günstige Preise, zuverlässiger Service, aber leider eine wenig attraktive Lage. Ich würde sehr gerne noch einmal wiederkommen. Vielleicht am Abend? Die Bushaltestelle vor der Haustüre würde auch das Antesten des weiteren alkoholischen Angebots durchaus ermöglichen.
Wenn schon kein Urlaub an den Gestaden des Mittelmeers möglich ist, sollte man zumindest den Gaumen verwöhnen. Beschliessen wir im Kollegenkreis an einem schnöden Freitagmittag Ende August. Und brechen auf zur Greek Kitchen Tavern in Sindelfingens nördlichem Viertel Rotbühl, das einer der Kollegen in sehr guter Erinnerung hat, nachdem er vor einiger Zeit einen Geburtstag im Familienkreis dort gefeiert hat und sich gerne an die opulenten Portionen erinnert. Das Wetter macht auch einigermassen mit, denn wir beschliessen, solidarisch zusammen draussen... mehr lesen
Greek Kitchen Tavern
Greek Kitchen Tavern€-€€€Restaurant, Take Away+49 7031 4666617Rotbühlstr. 1, 71063 Sindelfingen
4.0 stars -
"Zum Zeus!!" MinitarWenn schon kein Urlaub an den Gestaden des Mittelmeers möglich ist, sollte man zumindest den Gaumen verwöhnen. Beschliessen wir im Kollegenkreis an einem schnöden Freitagmittag Ende August. Und brechen auf zur Greek Kitchen Tavern in Sindelfingens nördlichem Viertel Rotbühl, das einer der Kollegen in sehr guter Erinnerung hat, nachdem er vor einiger Zeit einen Geburtstag im Familienkreis dort gefeiert hat und sich gerne an die opulenten Portionen erinnert. Das Wetter macht auch einigermassen mit, denn wir beschliessen, solidarisch zusammen draussen
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Obwohl direkt an der Strasse gelegen, sitzt man ganz kommod im Biergarten vorm Haus unter schattenspendenden Sonnenschirmen und einem Baum. Eine grosse Tafel vorm Eingang annonciert schon mal die Highlights des Speisenangebots, ausserdem erfahren wir, dass der Montag zum Schnitzeltag erkoren ist. Der Ober (Stephan nennt sich auf der Homepage charmant „Quereinsteiger und Servicekraft“) braucht zwar eine Weile, bis er den Weg zu uns findet, beglückt uns aber sogleich mit einer attraktiven Speisekarte, die schwäbische Gerichte, Vesper und die üblichen gut gehenden Standardgerichte bietet. Hier findet man zum Beispiel „Markklößchen- oder Maultaschensuppe (4,50 Euro), Fleischkäse mit Zwiebeln und Spiegelei (8,70 Euro), Zwiebelrostbraten mit Beilagen (21,80 Euro), Cordon Bleu mit Salatteller (10,50 Euro), Balkanspieß pikanter Paprika-Zwiebel-Sauce, Pommes frites und Salat (18,50), sowie diverse Kinderteller und Dessertvariationen.
Fast alle Tische im Aussenbereich sind am frühen Nachmittag (bei durchgehend warmer Küche!) besetzt mit Radfahrern, Handwerkern, Touristenpaaren, offenbar auch einigen Einheimischen. Der Schnitzeltag scheint zu locken. Auch wir verfallen diesem Angebot. Für günstige 10,50 Euro pro Portion wählen wir Jägerschnitzel in einer Champignonrahmsauce und einem Beilagensalat, sowie das „Schwäbische Schnitzel“ mit Beilagen und Salat. Es hätte auch noch experimentellere Varianten wie Madagaskar Schnitzel und Putenschnitzel Hawaii gegeben. Aber heute sind wir nicht wagemutig drauf.
Trotz grossen Durstes lassen die Getränke – Hefeweizen und Cola für jeweils 3,50 Euro – etwas lang auf sich warten. Aber der Service hat es hier auch nicht leicht, da zwischen Biergarten und Lokal jeweils einige Stufen zu erklimmen sind. Barrierefrei ist der Rote Ochsen somit leider auch nicht. Nach ca. 40 Minuten erreicht der Beilagensalat und nach ca. 50 Minuten der Hauptgang unseren Tisch, nachdem wir mit unserer wohlwollenden Geduld auch fast schon am Ende sind. Eine solch lange Wartezeit kann eigentlich nur bedeuten, dass man in der Küche entweder nicht zu Potte kommt oder dass frisch gekocht wird und das eben seine Zeit dauert!
Beim wirklich sehr frischen Salat bedecken knackige Salatblätter eine Basis aus gehobeltem Weisskraut, schön schlonzigem Kartoffelsalat, geraspelten Möhren, Paprikastreifen in allen Farben. Mit vielleicht etwas zu viel Dressing, doch das ist Geschmackssache. Das sogenannte Schwäbische Schnitzel vereint die Küchenhighlights auf einem Teller und entpuppt sich als das, was andernorts gerne „Von ällem Ebbes“ genannt wird. Das kross panierte Schweineschnitzel wird von gebratenen Maultaschenstreifen und einer kleinen Portion der üppigen, hiesigen (offenbar legendären) Bergkäsespätzle begleitet. Sehr schmackhaft, kräftig gewürzt und megamässig sättigend. Das Jägerschnitzel natur badet in einer herrlichen Cognac-Champignon-Rahmsauce, in der reichlich frische, braune Champignons schwimmen. Hier kommt nichts aus der Dose. Dazu ein halbes Dutzend Kroketten, wohl die einzige Fertigware (hier hätte man auch zwischen Pommes, Spätzle und Bratkartoffeln aussuchen können). Macht in Summe ebenfalls pappsatt.
Nach fast zweistündigem Aufenthalt verlassen wir mental tiefenentspannt den Ort, mit einem herzlichen Dank an Uwe, dem „Koch und Grillmeister“ (laut Homepage). Wir kommen sehr gerne wieder und merken uns: Freitag ist wohl Rostbratentag und Mittwoch der einzige Ruhetag.