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Gemeinsam betraten wir das sehr leere Restaurant, wurden von der Servicedame, Frau Weidmann freundlich empfangen. Den Tisch durften wir frei wählen, und dreist, wie geübte Kritiker nun einmal sind, nahmen wir den schönsten Vierertisch am Fenster. Die Zweiertische hätten einfach nicht genug Platz gehabt für die Kritikerkoffer. Unsere warmen Jacken wurden uns abgenommen und verstaut.
Vorweihnachtliche Deko
Carsten hatte bereits im Vorfeld dargelegt, dass er kein Champagnerfreund sei, versuchte aber sich bei der obligatorischen Getränkefrage bei mir einzuschmeicheln, indem er Frau Weidmann bedeutete, dass Champagner für mich obligatorisch sei. Den gab es aber nur flaschenweise, und so kamen wir in den geldbeutelfreundlichen Genuss eines Wegeler Riesling-Sektes für moderate fünf Euro. Wir ließen die gut beschlagenen Gläser zusammenplauzen und freuten uns unseres Lebens. Verstanden haben wir uns vom ersten Moment an prachtvoll, nicht zuletzt, weil wir beide den deutschen Riesling für die Krönung der Weinwirtschaft halten.
Wie immer bei Erstkontakten war ich enorm abgelenkt, so dass die Speisenauswahl ein wenig warten musste. Wir fühlten uns aber nicht bedrängt. Carsten, eindeutig der vernünftigere von uns beiden, orderte noch eine große Flasche Wasser (Vilsa Gourmet zu 7 Euro), von dem ich ganz zum Schluss auch 0,1 l trank. Der Wasserpreis erscheint mir diskrepant zur sonstigen Getränkekalkulation (Flasche Franciacorte 42.- , schöner Wein 28.-). Da Carsten und ich ähnlich ticken, nahmen wir beide das viergängige Menü zu 48 Euro, es nennt sich Herbstmenü. Die Speisekarte war eher knapp gehalten.
Gedeck
Beim Riesling fiel unsere Wahl auf einen Rudolf Fürst, Franken pur mineral von 2013 für 28 Euro. Im Einkauf liegt er bei knapp 14 Euro. Wir haben es nicht bereut, und bei einer Flasche bleib es nicht.
Unser Riesling
Das Herbstmenü bestand aus winterlichem Apfel, eine Fischplatte, Rehrücken rosa und Variationen von der Birne.
Der Tisch war nett eingedeckt, die beiden überflüssigen Gedecke wurden schnell abgeräumt. Unser Besteck wurde, angepasst an das zu erwartende Menü , ergänzt. Das ganze Restaurant war schon ein wenig weihnachtlich dekoriert.
Der Brotkorb, der wenige Minuten nach unserem Sekt auf den Tisch gestellt wurde, bestand aus drei Sorten frischen Brotes und zwei Schälchen Aufstrich, Kräutercreme und streichfähiger Butter.
Der Tisch
Das Amuse gueule in leichter Übergröße aus gebeiztem Lachs, ein paar Blättern und sehr dekorativen Cremetupfen sorgte für eine kleine Vorsättigung. Womit der Lachs gebeizt war, haben wir beide nicht erraten, auf jeden Fall war er etwas für die Fans natriumarmer Kost. Sehr schön war eine halbe Scheibe einer Biozitrone mit Schale, von der wir beide annahmen, sie sei kandiert. Frau Weidmann sagte uns aber nach Informationseinholung beim Koch, sie sei in Salz eingelegt gewesen (und dann wohl erhitzt). Wir haben sie beide mit Schale verputzt.
Amuse Lachs, gebeizt
Die Vorspeise, so genannter winterlicher Apfel, war leider disharmonisch. Die Kombination Apfel mit Sellerie wollte einfach nicht zusammen passen. Sehr gut war die Rote-Beete-Creme und die Panna Cotta im großen Apfelring.
Der Zwischengang dagegen war wieder reiner Wohlgeschmack, drei Sorten Fisch, Kabeljau und Lachs und eine dritte, die knusprig auf der Haut gebraten war. Dazu gegrillte Champignons, Tomatenwürfel auf beurre blanc, gekrönt von einem extrem knusprigen Brotspan. Die Garungsgarde waren schulbuchmäßig. Carsten war ebenso angetan wie ich.
Der Hauptgang war wiederum erstklassig. Zwei Stücke rosa gebratener Rehrücken, absolut sehnenfrei und saftig. Das Fleisch war sehr schön angerichtet mit einer halben Birne, sorgfältig geputzem Rosenkohl, geschwärzten Gemüse-Tagliolini. Der Spiegel sehr dunkler und sehr reduzierter Soße war fruchtig herzhaft. Salz haben wir weder beim Fisch, noch beim Reh vermisst. Pfeffer- und Salzmühlen blieben unberührt.
Vorspeise winterl. Apfel
Zwischengang Fisch
Hauptgericht Reh
Unser Dessert, die Birnenvariationen mit viel Crunch, Eis und Cremetupfen fanden wir beide sehr gut. Hier störte nichts die Harmonie. Eine halbe Scheibe der tollen Zitrone war auch wieder dabei.
Dessert Birne
Angesichts des eingesparten Champagners zu Beginn entschlossen wir uns zu einem Schnäpschen, einem Calvados Pays d’dauge für 6 Euro für Carsten und einen zehnjährigen karibischen Rum für mich, der für 5 Euro als Armagnac auf der Rechnung auftauchte.
Ein Espresso doppio für Carsten und ein Cappucino mit gut belastbarem Schaum beschlossen unser Treffen. Gefüllte Kekse, die den Eindruck von Unikaten machten, gab es dazu. Ich trank dann noch das am Anfang eingeschenkte Wasser in meinem Glas aus, damit es nicht umkommt.
Das war ein schöner Abend mit einem zwar vernünftigeren, aber im Großen und Ganzen gleichgesinnten GG-Kumpel, der nach Wiederholung schreit.
Verabschiedet wurden wir als einzig übrig gebliebene Gäste freundlich und aufmerksam. Frau Weidmann hatte uns über den ganzen Abend sehr aufmerksam begleitet und sich freundlich und unaufdringlich immer wieder nach unserer Zufriedenheit erkundigt.
Nach drei Stunden, gegen 22:00 Uhr, holte uns ein Taxi ab und brachte Carsten zum Grand Hotel Mussmann und mich in die Geflügelpestgegend im Nordosten Hannovers.