Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Geschrieben am 17.12.2024 2024-12-17| Aktualisiert am
17.12.2024
Besucht am 30.05.2024Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 50 EUR
Ob Wanderer, Kletterer, Mountainbiker oder Wochenendausflügler, wer einmal in der warmen Abendsonne auf der Terrasse dieses Pfälzerwald-Idylls sein kühles Neumarkter Lammsbräu zu den regionalen Bio-Produkten dieses in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Gasthofs genossen hat, der fährt garantiert wieder hierher.
Allein die Fahrt zum versteckt gelegenen Bärenbrunnerhof sorgt bereits für eine gewisse Entschleunigung. Denn auf dem schmalen Sträßchen durch das romantische, von majestätischen Sandsteinfelsen, saftigen Wiesen und dichtem Wald gesäumte Kuhbachtal fährt man besser langsam – es könnte nämlich jemand entgegenkommen! Am Ende dieser ungewöhnlichen „Sackgasse“ erwartet einen dafür ein Ausflugsziel der ganz besonderen Art.
Irgendwie fühlt man sich bereits bei der Ankunft „weitab vom Schuss“. Ein Teil des weitläufigen Anwesens (dahinter der Nonnenfels)
Dabei liegt das Örtchen Schindhard gerade mal drei Kilometer von dem Bio-Gasthof entfernt. Egal wie, für mich fühlt sich eine Einkehr in meiner liebsten Après-Climb-Adresse immer wie ein Heimkommen an. Da spielt das Kulinarische meist nur eine Nebenrolle, was den hier angebotenen Produkten – viele davon stammen von der hofeigenen Landwirtschaft – absolut nicht gerecht wird.
Aber allein der Blick auf die mächtige Klosterwand gegenüber weckt jedes Mal schöne Erinnerungen – vor allem an meine letzten Klettermeter als Junggeselle und die darauffolgende Nacht mit meinen besten Freunden auf dem nahegelegenen Campingplatz… Ein Stück heile Pfälzerwald-Welt und dahinter die imposante Klosterwand
“The space around the stars is something that you know…“ (Zitat aus dem Lied „The Space“ von der Gruppe Marillion) – und hier kommt einem der Sternenhimmel tatsächlich besonders nahe vor, da ringsum keinerlei Lichtquellen vorhanden sind.
Zeitsprung. Wir haben Ende Mai und das Wetter erlaubt einen Ausflug mit der Familie in den Pfälzerwald. Die Pfingstferien sind noch in vollem Gange und da bietet sich auch mal eine etwas längere Autofahrt in die „alte Kletterheimat“ an. Vor dem Waldspaziergang wollten wir uns noch ein wenig stärken. Nicht nur dafür war der Besuch des Bärenbrunnerhofs die perfekte Wahl.
Auch die Möglichkeiten, die der liebevoll angelegte Spielplatz unserem Töchterchen bot, kamen uns sehr entgegen. Natürlich nahmen wir aufgrund der warmen Witterung draußen auf der sonnenbeschirmten Terrasse Platz. Gut beschirmt auf der Terrasse
Zuvor hatten wir drinnen an der Theke unsere Essensbestellung aufgegeben. Nun saßen wir bei gut gekühlten Getränken im Freien und warteten bis das Brummen des Pagers den finalen Akt der Selbstbedienung einläutete. Hier bedient man sich selbst und räumt auch selbst wieder ab
Ich gönnte mir einen halben Liter „Urstoff“ aus der Flasche (4,90 Euro). Das süffige Helle von der Neumarkter Benchmark in Sachen Bio-Bier – nicht nur regelmäßige Reformhauskunden wissen seine Qualität zu schätzen – tat gute Dienste am bösen Durst. Auch Frau und Kind unterstützten die sympathische Bio-Brauerei aus der Oberpfalz. Sie erfreuten sich an einem alkoholfreien Pils und einer Bio-Orangenlimonade (beide aus der 0,33l-Flasche für 4 Euro) aus dem gleichen Hause.
Auf den harten, hölzernen Sitzflächen der rustikalen Biergartenstühle – ja genau, die massiven Zusammenklappbaren mit dem schweren Metallgestell – saß es sich erwartbar unbequem. Da kamen die kurzzeitigen Ausflüge zu Wippe, Schaukel und Sandgrube, die im steten Wechsel von unserem Töchterlein in temporären Besitz genommen wurden, gerade recht. Blick von der Terrasse zum vorgelagerten Spielplatz
Bald vibrierte der Pager und die zuvor bestellten Wurstspeisen konnten nach angenehmer Wartezeit abgeholt werden. Meine Frau war im Begriff, sich einen deftigen, mit ordentlicher Gemüseeinlage gekochten Linseneintopf mit wahrnehmbarer Essignote und einer kapitalen Knackwurst (13,90 Euro) einzuverleiben, Linseneintopf mit Gemüse und Knackwurst vom Bärenbrunnerhof
während sich unser Töchterlein an einem mit drei Nürnberger Ökoland-Bratwürstchen und Pommes Frites (8,90 Euro) bestückten Kinderteller zu schaffen machte. Kinderteller mit drei Nürnberger Ökoland-Bratwürstchen und Pommes Frites
In dieses „Wurst-Case-Szenario“ stimmte ich mit einer Currywurst mit Pommes (14,90 Euro) doch gerne ein. Wie beim Linseneintopf meiner Frau stammte auch hier die grobe, weiße Bratwurst direkt vom Bärenbrunnerhof. Denn ein Großteil der Würste wird quasi „um die Ecke“ hergestellt.
Für die allermeisten Fleischgerichte wird in der Küche von Andreas Guth, der den Bio-Gasthof seit 2008 betreibt, beste Ware von dem zum Bärenbrunnerhof gehörenden Biobauernhof verwendet. Dieser wird von Nina und Sebastian Kill seit 2005 nach Bioland-Kriterien bewirtschaftet. Wurst und Fleisch können deshalb auch in einem kleinen Laden im hinteren Bereich des eindrucksvollen Anwesens erworben werden.
Außerdem kann man hier die „Wurst“ noch im lebendigen Zustand bestaunen, denn die schwarzgefleckten Schweine leben das ganze Jahr über auf dem Hof (die Rinder sind von Frühjahr bis Herbst auf den Weiden des Bärenbrunner Tals zugange). Ein weiterer Grund, warum es Kindern hier nicht so schnell langweilig wird. Tiere schauen zieht nämlich immer. Und die daraus gemachten Würste essen sowieso!
Meine unter hausgemachter Currysauce schlummernde Bratwurst war wirklich ein außergewöhnlich leckeres Exemplar. Grobe, weiße Bratwurst vom Bärenbrunnerhof an Currysauce mit Pommes
Diese würde laut Küchenchef ohne Zugabe von Geschmacksverstärkern, Konservierungsstoffen und Nitritpökelsalz „gewurstet“. Sie war von angenehm mürber Konsistenz, richtig schön saftig und schmeckte einfach so, wie eine Bratwurst wohl vor vielen Jahren vor der Massenproduktion geschmeckt haben muss. Nämlich nach grob gewolftem Brät aus gutem Fleisch, wenig Salz und ein paar Gewürzen. Ich weiß zwar nicht, ob es tatsächlich die bis dato beste Currywurst meines Lebens war, die ehrlichste aber mit Sicherheit.
Nächsten Sommer steht die aus demselben Tal stammende Wildschweinbratwurst ganz oben auf meiner Bärenbrunner Futterliste. Dann vielleicht nach einem anstrengenden Klettertag am benachbarten Sternfelsen…
Ohne ein Stück vom selbstgebackenen Kuchen gekostet zu haben, verließen wir gut gesättigt den Gasthof, um uns im Wald noch ein wenig die Beine zu vertreten. Schade, dass unsere Kleine noch nicht so weit wandern kann. So blieb es eher ein kurzer Spaziergang. Aber der hatte in dieser malerischen Ecke des Pfälzerwaldes natürlich auch seinen Reiz.
Die Zeit wird kommen, in der dieser Hof zum festen Wochenendprogramm unserer kleinen Familie werden wird. Wie sang einst Hubert von Goisern mit seinen Alpinkatzen: „Und gestern is' heit word'n - und heit is' bald morg'n…“ (Zitat aus dem Lied „Heast as net“). Recht hat er, der gute Hubert. Denn sie vergeht wie im Flug.
Ob Wanderer, Kletterer, Mountainbiker oder Wochenendausflügler, wer einmal in der warmen Abendsonne auf der Terrasse dieses Pfälzerwald-Idylls sein kühles Neumarkter Lammsbräu zu den regionalen Bio-Produkten dieses in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Gasthofs genossen hat, der fährt garantiert wieder hierher.
Allein die Fahrt zum versteckt gelegenen Bärenbrunnerhof sorgt bereits für eine gewisse Entschleunigung. Denn auf dem schmalen Sträßchen durch das romantische, von majestätischen Sandsteinfelsen, saftigen Wiesen und dichtem Wald gesäumte Kuhbachtal fährt man besser langsam – es könnte nämlich jemand entgegenkommen! Am... mehr lesen
4.0 stars -
"Familienausflug zu einem meiner Lieblingsorte im Pfälzerwald mit gelungenem „Wurst-Case-Szenario“" marcO74Ob Wanderer, Kletterer, Mountainbiker oder Wochenendausflügler, wer einmal in der warmen Abendsonne auf der Terrasse dieses Pfälzerwald-Idylls sein kühles Neumarkter Lammsbräu zu den regionalen Bio-Produkten dieses in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Gasthofs genossen hat, der fährt garantiert wieder hierher.
Allein die Fahrt zum versteckt gelegenen Bärenbrunnerhof sorgt bereits für eine gewisse Entschleunigung. Denn auf dem schmalen Sträßchen durch das romantische, von majestätischen Sandsteinfelsen, saftigen Wiesen und dichtem Wald gesäumte Kuhbachtal fährt man besser langsam – es könnte nämlich jemand entgegenkommen! Am
Geschrieben am 15.12.2024 2024-12-15| Aktualisiert am
15.12.2024
Besucht am 27.05.2024Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 184 EUR
Kaum war ich Ende Mai aus dem Urlaub im Bregenzerwald – die formidable HP im Hotel Rössle zu Au hatte mich latent erschweren lassen – zurückgekehrt, stand schon das nächste Highlight an. Ein guter Freund aus Stuttgart hatte sich angekündigt, um mal wieder mit mir im Pfälzerwald klettern zu gehen.
Um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, hatte ich für eine Nacht eine Wohnung in Pirmasens angemietet. Leider fiel unser Klettertag auf einen Montag, was die Suche nach einer adäquaten Einkehradresse am Abend doch sehr einschränkte. Pirmasens ist halt doch nicht Mannheim, obwohl seine vielen, denkmalgeschützten Profanbauten aus der Gründerzeit durchaus Vergleiche zulassen…;-)
Unsere Wohnung befand sich südwestlich der City im Pirmasenser Stadtteil „Winzler Viertel“, einem früher von der Schuhindustrie geprägten Arbeiterviertel von recht überschaubarer Eleganz. Angeblich war dieses Viertel im Jahr 2019 Thema der achten Staffel der Fernsehsendung „Hartz und herzlich“ und wurde dort als sozialer Brennpunkt präsentiert, was den Bewohnern sicherlich nicht geschmeckt hat.
Und ehrlich gesagt: so kriminell und heruntergekommen wirkte diese – zugegeben etwas schmucklose – Gegend nun auch wieder nicht auf uns. Schräg gegenüber unseres ansprechend eingerichteten Appartements befand sich ein Italienisches Lokal mit durchweg guten Google-Bewertungen. Nur leider ging „Marcello’s Sonne“ montags gar nicht erst auf.
Da kam es doch sehr gelegen, dass am Abend mein bester Kumpel zusammen mit seiner Frau bei uns aufschlug. Auch sie waren mittags an den Sandsteinfelsen des Wasgaus kletternd unterwegs gewesen und freuten sich auf ein gemeinsames Abendessen mit uns. Dadurch löste sich unser Chauffier-Problem von ganz allein. Später saßen wir zu viert in ihrem VW-Bus und machten uns auf gen Norden in Richtung Rodalber Straße. Dort hatte ich im Steakhaus von Andreas Matz einen Tisch reserviert.
Dieser führt sein Lokal seit Dezember 2017 an Ort und Stelle. Das Haus selbst blickt auf eine langjährige gastronomische Tradition zurück, wie mir ein Schwarz-Weiß-Foto an der Wand verriet. Kostenfreie Parkplätze sind hier im nördlichen Teil von Pirmasens problemlos zu bekommen. Wir parkten unser Fahrzeug direkt an der Rodalber Straße.
Das Innere des Restaurants machte auf uns eher den Eindruck einer rustikalen Dorfwirtschaft, die mit zeitgemäß-schlichter Bistro-Möblierung ein gar nicht mal so unpassendes Einrichtungs-Update erhalten hatte. Wer hier ein durchdesigntes Reifeschrank-Ambiente à la Nobel-Steakhouse erwartet, der wird sich beim recht funktional gehaltenen Interieur wahrscheinlich nicht ganz so wohlfühlen. Nüchternes Interieur
Gut, dass wenigstens ein paar großformatige, auf Leinwand gedruckte Tiere von den strahlend weiß gestrichenen Wänden „stierten“ und diese mit etwas Leben füllten. Die Bilder passten sich farblich dem Untergrund aus Terracotta-Bodenfließen an, was der ansonsten eher nüchternen Umgebung ein wenig auf die Sprünge half und das kulinarische Motto des Abends in den Vordergrund rückte.
Denn bei Andreas Matz, der schon viele Jahre in der Gastronomie tätig ist, wird gerne geochst, gerumpt und geribeyed. Und das ausschließlich auf dem Lavasteingrill, der ja bekanntlich nicht die schlechtesten Grillergebnisse liefert. Das Material dafür stammt übrigens durchweg vom argentinischen Weiderind. Warum es von so weit herkommen muss und hier nicht auf gute französische oder deutsche Ware zurückgegriffen wird, erklärt sich beim Blick in die Speisenkarte, die mit äußerst gastfreundlich kalkulierten Steakpreisen verblüffte.
Jene las sich wie ein auf den Garpunkt gebrachtes Kompendium an Fleischgenüssen. Nicht ausufernd, aber auch nicht auf die bewährten Cuts vom Rind verzichten wollend. Diese wurden in verschiedenen Gewichtsklassen angeboten. Dazu durfte man sich eine Sauce auswählen, die im Preis inbegriffen war. Die separat zu ordernden Beilagen wurden mit Aufpreis – zwischen 3 und 4 Euro – berechnet.
Komplettiert wurde das übersichtlich gehaltene BBQ-Programm von einer kleinen Auswahl an Salaten, ein paar Vorspeisen/Suppen und einer Handvoll Hauptgerichten (Ochsenfetzen, Fisch nach Tagesangebot, Surf and Turf und Rindergeschnetzeltes).
Die Auswahl an offenen Pfälzer Weinen stammte komplett von der „Weinbiet Manufaktur“ (Neustadt/Mußbach). Einfache Literware zum „Wegpetzen“, aus der auch eine gute Schorle gemischt werden kann.
Zum Grillfleisch wollten wir jedoch etwas Gehaltvolleres. Aus dem überschaubaren Angebot an Flaschenweinen wählten wir einen bewährten Tropfen aus dem fernen Apulien. Apulischer Doppelpass in Rot
Der 13%ige Doppio Passo Primitivo (29,50 Euro) aus dem Jahr 2021 war ein junger, aber dennoch angenehm weicher Rotwein zum „Easy-Trinken“, der unsere Gaumen nicht (über)forderte, sich mit dem Grillfleisch gut vertrug und auch preislich als „Leichtgewicht“ durchging.
Auch die übrigen Getränke bewegten sich in einem sehr fairen Preisrahmen. Die Flasche Bellaris Mineralwasser (0,7l) schlug mit gerade mal 4,90 Euro zu Buche. Das große Pils von der Park-Brauerei (0,4l) belief sich auf redliche 4,10 Euro. Für den halben Liter Hefeweizen wurden nachvollziehbare 4,70 Euro berechnet.
In Sachen Fleisch waren uns mengenmäßig total einig, denn jeder am Tisch hatte es schließlich mit mal länger, mal kürzer gegrillten 300 Gramm aus dem Rinderrücken zu tun. Zwei der Fleischgesinnten hatten sich für das Rumpsteak in „medium“ bzw. „medium rare“ entschieden. Rumpsteak mit Pfefferrahmsauce
Zusammen mit einer Portion Pommes bzw. würzigen Wedges machte das jeweils 26,30 Euro. Für die Menge an Fleisch ein absolut anständiger Preis. Rumpsteak Natur mit Wedges
Mein Kollege und ich wählten die Filetsteaks von gleicher Masse. Vom Gargrad „medium rare“ war ich auch diesmal nicht abzubringen. Als Beilage sollten knusprig frittierte Kroketten dienen. Mit einer Sauce Béarnaise wurde der Fleischberg süffig unterfüttert. Die dafür aufgerufenen 33 Euro kamen einem echten Schnapper gleich. Filetsteak mit Sauce Béarnaise und Kroketten
Mein Kollege erweiterte seinen mit Pfefferrahmsauce übergossenen Rinderquader um ein paar Süßkartoffelpommes und einer Portion Schmorzwiebeln. Geschmeidige 300 g Rinderfilet
In der Summe waren das bei ihm 35,70 Euro. Dafür bekommt er in seiner Stuttgarter Heimat wahrscheinlich noch nicht mal ein Rumpsteak ohne Beilagen. Aber gut, Pirmasens ist ja auch nicht die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg.
Unsere Steaks kamen wunschgemäß gegrillt aufs Porzellan und fielen – wie man das von anständiger Ware aus Südamerika gewohnt ist – saftig-zart aus. Da strömte der Fleischsaft beim Anschnitt nur so auf den Teller. Filetsteak im gewünschten Gargrad "medium rare"
Etwas Pfeffer und Salz hatten die stattlichen Tranchen aus dem Rinderrücken auch gesehen.
Den geschmacklichen Rest übernahmen dann die hausgemachten Saucen, die ebenfalls überzeugten. In die luftig-lockere Béarnaise getunkt, wussten sogar die im Frittierkörbchen servierten TK-Kroketten zu gefallen. Von den in Wein geschmorten Zwiebeln meines Gegenübers durfte ich probieren. Auch die konnten durchaus was. Von der mit erkennbarem Körneranteil versehenen Rahmsauce schwärmten die beiden „Pfeffersäcke“ am Tisch. Außerdem wurde die gemischte Salatplatte in klein (5,20 Euro) für gut befunden.
Für die etwas in die Jahre gekommenen Toiletten muss ich einen Stern abziehen. Die Sauberkeit im Gastraum war dagegen tadellos. Die Frau vom Service agierte unauffällig, aber freundlich. Das hat also im Großen und Ganzen auch gepasst.
Kurz gesagt: für ein kapitales Stück Grillfleisch unter Freunden war das „House“ von Andreas Matz genau die richtige Wahl. Hierhin würde es mich beim nächsten Pirmasens-Trip bei entsprechendem Fleischhunger garantiert wieder verschlagen, denn ein besseres Steakpreis-Genuss-Verhältnis wird man heutzutage nur mit Mühe finden.
Vielleicht nicht unbedingt an einem Montagabend, denn da ist (auch) in Pirmasens das Angebot an offenen Kneipen zum gemeinsamen Absacken doch recht überschaubar…
Kaum war ich Ende Mai aus dem Urlaub im Bregenzerwald – die formidable HP im Hotel Rössle zu Au hatte mich latent erschweren lassen – zurückgekehrt, stand schon das nächste Highlight an. Ein guter Freund aus Stuttgart hatte sich angekündigt, um mal wieder mit mir im Pfälzerwald klettern zu gehen.
Um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, hatte ich für eine Nacht eine Wohnung in Pirmasens angemietet. Leider fiel unser Klettertag auf einen Montag, was die Suche nach einer... mehr lesen
Matz Steakhouse
Matz Steakhouse€-€€€Restaurant, Steakhouse06331 99965Rodalber Str. 58, 66953 Pirmasens
4.0 stars -
"Steaks & Matz & Sauce Béarnaise! – Ein Montagabend mit Freunden beim Pirmasenser Steakholder Nr. 1" marcO74Kaum war ich Ende Mai aus dem Urlaub im Bregenzerwald – die formidable HP im Hotel Rössle zu Au hatte mich latent erschweren lassen – zurückgekehrt, stand schon das nächste Highlight an. Ein guter Freund aus Stuttgart hatte sich angekündigt, um mal wieder mit mir im Pfälzerwald klettern zu gehen.
Um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, hatte ich für eine Nacht eine Wohnung in Pirmasens angemietet. Leider fiel unser Klettertag auf einen Montag, was die Suche nach einer
Geschrieben am 26.11.2024 2024-11-26| Aktualisiert am
26.11.2024
Besucht am 19.05.2024Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 120 EUR
Im Mai dieses Jahres durften sich Schüler und Lehrer aus Rheinland-Pfalz zum (vorerst) letzten Mal über ausgedehnte Pfingstferien freuen. Die beliefen sich doch tatsächlich – Pfingstmontag, Fronleichnam und einem beweglichen Ferientag sei Dank – auf satte zwei Wochen. Keine Frage, dass wir uns da ins Auto setzten und in Richtung Bregenzerwald, unserer österreichischen „Wahlheimat“, aufbrachen.
Unser Ziel war, wie so häufig in den letzten Jahren, das etwas verstreut unterhalb der mächtigen Kanisfluh an der Bregenzerach liegende Bergdorf Au (800 m ü.NN). Wir freuten uns nicht nur auf die idyllische Bergwelt, die sich in diesem hinteren Eck des Bregenzerwaldes ausgiebig erwandern lässt, sondern auch auf die kulinarischen Genüsse, die uns bei Familie Simma im Hotel Rössle erwarten würden.
Kleiner Tipp für erholungssuchende Feingaumen: Ruhig mal kurzzeitig den GG-Kosmos verlassen und die Bilder auf TA anschauen. Sie lassen erahnen, warum wir hier zum wiederholten Male im Halbpensions-Himmel schwelgten.
Die eingeplante Mittagspause wollten wir im ca. 1600 Einwohner zählenden Örtchen Deuchelried, einem rund einen Kilometer östlich von der Kreisstadt Wangen im Allgäu gelegenen Ortsteil, verbringen.
Hier schlugen wir nicht zufällig auf. Unser Ziel war das Landgasthaus Adler, das – und hier war der Name nun wirklich Programm – der leider nicht mehr auf diesem Portal aktive Kollege „Gast im Haus“ (ein Jammer!) vor ein paar Jahren gleichermaßen detailliert wie enthusiastisch beschrieben hatte.
Seither stand diese Einkehradresse ganz oben auf meinem Futter-Register. Ich musste sie nur noch irgendwie in unsere „Boxenstopp-Strategie“ auf dem Weg in den Bregenzerwald einbauen…
Nun, es war Sonntag und da empfängt das von Anne-Kathrin und Uwe Zöller geführte, lediglich von Freitag bis Sonntag geöffnete Haus auch über Mittag seine Gäste. Ein spontaner Anruf während der Fahrt gen Süden sicherte uns überraschend problemlos einen Tisch für zwei Personen und ein Kleinkind zu.
Unser Auto stellten wir auf dem direkt neben dem Lokal befindlichen Parkplatz ab. Der Ortskern von Deuchelried machte auf uns einen sehr idyllischen Eindruck. Ja, der ländliche Süden unserer Republik hat auch seine Reize. Und in Zeiten wie diesen tut ein Stückchen „heile Welt“ auch mal ganz gut.
Die katholische Kirche grüßte erhaben von schräg gegenüber. Ein hübsch angelegter Spielplatz war ebenfalls in Reichweite. Die Möglichkeit, dass sich unsere Kleine nach dem Stillsitzen im Lokal hier noch würde austoben können, nahmen wir später dankend an. Ein Umstand, der uns auch den übrigen Reiseweg nach Österreich gut meistern ließ.
Bereits von außen machte das stattliche, teilweise mit Schindeln verkleidete Anwesen aus der guten alten Wirtshauszeit einen sehr gepflegten Eindruck. Außen Wirtshaus - innen Geschmack!
Dieser sollte sich drinnen mehr als nur bestätigen. Inhaberin Anne-Kathrin Zöller begrüßte uns freundlich. An ihrer Reaktion merkte man sofort, dass auch kleinere Kinder im Adler gerne gesehen sind.
Über leicht knarzendes Fischgrätenparkett ging es an unseren klassisch eingedeckten, in schneeweißes Leinen gehüllten Tisch, der sich im ersten von zwei Gasträumen befand. Das - von der Straße aus gesehen - vordere Speisezimmer hatte eine ähnliche Größe, wirkte jedoch etwas rustikaler, was vielleicht am dunklen Holz seiner altehrwürdigen Kassettendecke lag. Nostalgisch - klassisch - gediegen
Frau Zöller strahlte die Souveränität einer erfahrenen Gastronomin (die sie sicherlich auch ist) aus. Sie hatte ihr Landgasthaus richtig gut im Griff und umsorgte freundlich und zuvorkommend ihre Gäste, deren Großteil sich aus regelmäßig hier einkehrenden Wiederholungstätern rekrutierte. Gerade auf dem Land beruht ja der langfristige Erfolg einer Gastronomie nicht selten auf einer sorgsam aufgebauten Stammklientel.
Blickfang unseres Gästeabteils war der etwas provisorisch wirkende Thekenbereich, hinter dem ein kleiner Durchgang zur Küche führte. Frau Zöller bei der Arbeit
Von hier aus stillten die Servicedamen den Durst ihrer Gäste und trugen die fertig angerichteten Teller aus der Zöller’schen Kochstube.
Eine Glasvitrine, die auf Hochglanz polierte Weinkelche und hochprozentige Flaschenware zur Schau stellte, lauerte hinten im Eck. Ein Klavier diente als Abstellfläche für weitere „Spiritualitäten“ und fungierte ganz nebenbei noch als „Trennwand“ für die Ausschank-Enklave. Innenarchitektonisch durchaus clever gelöst und definitiv nicht alltäglich. Gastraumimpression mit Stammgastanteil
Auf den aus dunklem Holz geschnitzten Stühlen saß es sich dank ausreichend gepolsterter Unterlage richtig bequem. Für Gäste mit empfindlichem Rücken hielt man zusätzlich noch ein paar weiche Kissen bereit. Weiße Stoffservietten, Brottellerchen und Silberbesteck kündeten von stilvoller Tischkultur. Eine gehobene (aber nicht abgehobene!) Landhausatmosphäre, in der wir uns gleich wohlfühlten.
Der Kinderstuhl ließ nicht lange auf sich warten. Dann reichte uns die Hausherrin die bereits aufgeschlagenen Speisenkarten. Aha, hier wusste man anscheinend noch die kleinen, aber feinen Freundlichkeiten im Service zu beherzigen. Sehr schön. Das bewusst reduzierte Angebot passte samt Aperitif- und Weißweinempfehlung auf zwei DIN-A4-Seiten.
Einem halben Dutzend wohlklingender Vorspeisen, standen zwei Suppen, drei Fischgerichte, vier Fleischteller und ein vegetarisches Hauptgericht gegenüber. Hausmannsköstliche Klassiker im bestbürgerlichen Sinne, mal mediterran, mal asiatisch akzentuiert. Dabei aber immer mit dem Gewicht auf den kulinarischen Entsprechungen der Jahreszeit.
Spargelschaumsuppe und Spargel-Risotto durften da genauso wenig fehlen wie der Spargel-Cocktail mit Garnelen und Melonen-Curry-Chutney für vorweg. Kräuterspargel mit gebratenen Meerwassergarnelen und Kalbsleber auf Kartoffel-Spargelragout grüßten hingegen von der Schiefertafel mit den Tagesempfehlungen.
Doch selbst diese nicht allzu große Auswahl stellte mich vor Entscheidungsnot. Da klang ja ein Hauptgang besser als der andere. Von den feinen Vorableckereien ganz zu schweigen. In solchen Fällen hilft meist die Getränkebestellung, um erstmal ein wenig auf Zeit zu spielen.
Eine kleine Apfelschorle (0,2l für 2,40 Euro) für das Töchterchen und eine Flasche „Allgäuer Alpenwasser“ (medium, 0,7l für 7,50 Euro) für ihre Eltern waren ruckzuck geordert. Guter Durstlöscher
Zum Hauptgang gönnte ich mir ein „falsches“ Viertel Rosso Passo (0,2l für 7,50 Euro) aus dem offenen Vollzug.
Der aus den Trauben Sangiovese und Merlot vinifizierte Rote von der Cantine Lenotti aus Bardolino (vom Ufer des Gardasees) machte später als harmonisch-weicher Tropfen zu meinem Fleischgang eine ganz passable Figur. Da hatte ich schon dünnere Rotweine für mehr Geld im Glas.
Da unsere Kleine auf ihren obligatorischen Pasta-Teller nicht verzichten wollte, sollte sie später ein paar Tagliolini mit gedämpftem Gemüse und dunkler Sauce für lächerliche 5 Euro erhalten. Zu dem Preis bekommt man heutzutage ja nicht mal mehr TK-Chicken-Nuggets im SB-Restaurant in die Pappschale geschmissen.
Im Adler löst man die Verköstigung der Kleinen scheinbar ganz anders, nämlich wunschgemäß (soweit das für die Küche machbar ist). Kindergerichte waren in der Karte gar keine aufgeführt. Großes Lob an Frau Zöller und die Küche, die das wirklich sehr kindgerecht angingen. Über den geringen Preis konnte man sich bei der gebotenen Qualität nur wundern. Wahrscheinlich war er „gemischt kalkuliert“ und schlug deshalb so gastfreundlich zu Buche.
Während meine Frau mit einem bunten Salat mit gerösteten Kürbiskernen (11,50 Euro) zu starten gedachte, stand mir der Vorspeisensinn nach etwas Exotischerem. Dem Kakuni vom Iberico auf Glasnudelsalat mit Curry-Sauce (17 Euro) wollte und konnte ich einfach nicht entsagen. Wann hat man schon die Möglichkeit, einen auf japanische Art geschmorten Schweinebauch in einem der besten Allgäuer Lokale zu verputzen?
Bei den Hauptspeisen wollten wir uns beide aus den hiesigen Fleischtöpfen bedienen. Die Gattin entschied sich ganz überraschend und entgegen ihrer im Lokal häufig auf Fleisch verzichtenden Natur für die Lammnüsschen auf mediterranem Ofengemüse an Rosmarinjus (35 Euro). Da konnte ich ja gar nicht anders als mit dem Rücken vom Weiderind auf Spargel-Risotto an Portweinjus und buntem Gemüse (35 Euro) adäquat zu kontern.
Vom Allgäuer Mineralwasser erfrischt, ging es eher rustikal „amused“ ans Stullenschmieren. Zwei Aufstriche – eine ganz formidable Paprikacrème sowie ein schmackiger Kräuterquark – und ein Stück Butter wollten gerecht auf ein paar Scheiben Brot verteilt werden. Aufstriche zum Beißvertreib
Besonders das außen krachend-krustige und innen noch leicht warme Körnerbrot war jede cremige „Streich(el)einheit“ wert. Das einfache, auf solider Grundlage geschmierte Butterbrot vermochte auch den Hunger der Jüngsten am Tisch fürs Erste zu besänftigen. These simple things... Gutes Brot - so wichtig!
Nach angenehmer Wartezeit kamen zusammen mit dem Kinderteller unsere Vorspeisen. Frau Zöllers Angebot, das Essen für die Kleine vorzuziehen, nahmen wir dankend an. Von unseren Hauptgerichten konnten wir ihr ja später noch etwas abgeben.
Dann nahm meine Frau ihr knackig frisches, in zeitgemäßer Keramik serviertes Blattwerk unter Messer und Gabel. Eine ungemein leckere, mit Senf, Honig und einem Hauch von Curry veredelte Vinaigrette verlieh dem jungen Grün seinen besonderen Kick am Gaumen. Meine (große) Herzensdame war begeistert. Bunt trieb es der Salat...
Ähnlich erging es dem Töchterlein. Schnell hatte sie an ihrer Bandnudelportion Gefallen gefunden. Kinderteller von Format!
Zusammen mit der dunklen Bratenjus und den kleingeschnittenen Gemüsewürfeln aus dem Dampf ergab das einen auch geschmacklich recht ausgewogenen Kinderteller, der lediglich etwas zu groß ausgefallen war. Da mussten Mama und Papa später noch ein wenig nachhelfen.
Mein mit lilafarbenen Radieschensprossen verzierter Schmorbauchquader thronte stolz auf einem stattlichen Unterbau aus Glasnudelsalat, Rucola und Radicchio. Kakuni auf Glasnudelsalat
Ein paar halbierte Cocktailtomaten schmuggelten sich ebenfalls unter diese herrlich süffige, von asiatischen Aromen geprägte Vorspeise.
Allein das Dressing des Glasnudelsalats hatte es in sich. Die darin enthaltene Chilischärfe kitzelte zeitversetzt am Gaumen, während sich die Limette um einen zusätzlichen Frischekick kümmerte. Die um das Kakuni-Türmchen geklekste Thai-Curry-Sauce aus der Quetschflasche vereinte Koriander, Zitronengras, Kokos & Co. auf geradezu raffinierte Art und Weise. "Ihr wollt es doch (b)auch!"
Dass sich bei diesen Mitspielern der in Soja, Mirin und braunem Zucker geschmorte, lauwarme Schweinebauch „sauwohl“ fühlte, lag auf der Hand bzw. auf der hübsch gewählten Keramik. In der Summe ergab das eine vom ersten Bissen an sehr überzeugende Vorspeise mit ausgeprägter eigener Handschrift.
Da hatte Chefkoch Uwe Zöller gleich zu Beginn mächtig auf die Aromenpauke gehauen und mir dabei ein unerwartet intensives Gaumenerlebnis der asiatischen Art in einem urdeutschen Wirtshaus beschert. Ich war schwer beeindruckt und freute mich umso mehr auf mein Hauptgericht.
Dies ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten. Eine bravourös auf den von mir gewünschten Garpunkt („medium rare“) gebratene, in zwei Stücke zerteilte Tranche vom heimischen Rinderrücken hatte es sich auf geschmeidigem Spargelrisotto gemütlich gemacht. Solch ein Weiderindrücken kann schon entzücken!
Ein betörender Duft nach Portwein umschmeichelte sofort meine Nase. Gut, dass der Küchenchef nicht mit Beiguss gespart hatte. Die Portweinjus war nämlich vom Allerfeinsten. Kein Tröpfchen sollte von ihr zurückbleiben. Weiderindrücken von "Rex Risotto", dem Saucengott von Deuchelried, zubereitet
Tourniertes Gemüse aus dem Dämpfer brachte zusätzlichen Biss und auch etwas Farbe ins Spiel. Geschmacklich und texturell gab es da überhaupt nichts zu beanstanden. Auch die Portionsgröße ging absolut in Ordnung. Bei Wegputzen dachte ich unwillkürlich: So und nicht anders muss das gemacht werden! In der Deuchelrieder Küche regierte nämlich „Rex Risotto“, vom Saucengott persönlich geweiht.
Auch der mediterrane Ausflug meiner Frau ins Land der saftigen Lämmer wurde nicht bereut. Lammnüsschen mediteran aka "Premium-Mäh"
Die aus der Keule geschnittenen Medaillons wurden vorher wahrscheinlich gut mariniert bevor sie zusammen mit Kräutern in Pfanne landeten. Besser kann gebratenes Fleisch kaum riechen. Ich gönnte der gegenübersitzenden „Lammkundin“ ihr „Premium-Mäh“, das mit gerösteten Kartoffeln und Gemüse aus dem Ofen die passenden Beigaben erhielt. Dass die angegossene Rosmarinjus geschmackliche Tiefe besaß, war dann auch keine Überraschung mehr.
Gut gesättigt und mit der Gewissheit, dass am Abend noch ein dreigängiges Menü samt Salatbuffet im Hotel Rössle auf uns wartete – ich entschied mich verständlicherweise für den Steinbutt –, verließen wir ohne einen süßen Abschluss das sehr empfehlenswerte Gasthaus der Familie Zöller und gönnten unserem Töchterchen auf dem Spielplatz nebenan noch ein wenig Bewegung.
Den Adler in Wangen-Deuchelried werden wir uns für zukünftige Rastpausen auf dem Weg in den Bregenzerwald mit Sicherheit merken. Danke, lieber „Gast im Haus“ für diesen tollen Tipp!
Im Mai dieses Jahres durften sich Schüler und Lehrer aus Rheinland-Pfalz zum (vorerst) letzten Mal über ausgedehnte Pfingstferien freuen. Die beliefen sich doch tatsächlich – Pfingstmontag, Fronleichnam und einem beweglichen Ferientag sei Dank – auf satte zwei Wochen. Keine Frage, dass wir uns da ins Auto setzten und in Richtung Bregenzerwald, unserer österreichischen „Wahlheimat“, aufbrachen.
Unser Ziel war, wie so häufig in den letzten Jahren, das etwas verstreut unterhalb der mächtigen Kanisfluh an der Bregenzerach liegende Bergdorf Au (800 m ü.NN).... mehr lesen
Landgasthaus Adler
Landgasthaus Adler€-€€€Restaurant, Landgasthof07522 707477Obere Dorfstraße 4, 88239 Wangen im Allgäu
4.5 stars -
"Wahrlich kein gewöhnliches Landgasthaus!" marcO74Im Mai dieses Jahres durften sich Schüler und Lehrer aus Rheinland-Pfalz zum (vorerst) letzten Mal über ausgedehnte Pfingstferien freuen. Die beliefen sich doch tatsächlich – Pfingstmontag, Fronleichnam und einem beweglichen Ferientag sei Dank – auf satte zwei Wochen. Keine Frage, dass wir uns da ins Auto setzten und in Richtung Bregenzerwald, unserer österreichischen „Wahlheimat“, aufbrachen.
Unser Ziel war, wie so häufig in den letzten Jahren, das etwas verstreut unterhalb der mächtigen Kanisfluh an der Bregenzerach liegende Bergdorf Au (800 m ü.NN).
Besucht am 12.05.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 33 EUR
Der Wohnortwechsel von Steinweiler nach Wörth hat den Weg zu unserer „Lieblingsstubb“ in Kapellen-Drusweiler (bei Bad Bergzabern) doch um einiges verlängert und dadurch die kulinarischen „Heimspiele“ bei der sympathischen Familie Wendel deutlich weniger werden lassen.
Das ist nicht nur wegen der besonders schmackhaften Pfalzküche, bei der Inhaber und Chefkoch Marc Wendel nicht mit mediterranen Akzenten geizt, äußerst schade. Nein, auch die leckeren Tropfen vom hauseigenen Weingut sind es allemal wert, zur feinen Hausmannskost genossen zu werden. Und dass es sich im Ortskern von Kapellen auch ausgezeichnet nächtigen lässt, weiß man selbst im schönen Bergischen Land zu schätzen.
Kurz vor dem 35-jährigen Betriebsjubiläum kreuzte ich an einem angenehm warmen Sonntagabend Mitte Mai nach getaner Kletterei an den Schafsfelsen bei Erfweiler ganz spontan dort auf und wurde von Manuela Wendel, der Mutter des Küchenchefs, mal wieder wie ein guter Freund der Familie empfangen.
Stolz berichtete mir die Servicechefin von den Planungen, denn am 28. und 29. Juni sollte der 35.Hopfestubb-Geburtstag gebührend gefeiert werden. Das besondere Geburtstagsmenü hatte Marc Wendel an meinem Besuchsabend schon im Kopf, wie er mir später beim lockeren Plausch augenzwinkernd verriet.
Ein paar Wochen später wurde dann u.a. mit in Aperol gebeiztem Lachs, hausgemachten Pfifferlingsravioli und rosa gebratenem Rinderfilet das Jubiläum in Form eines 5-Gang-Menüs zelebriert. Ach wäre ich da gerne dabei gewesen. Na vielleicht klappt’s ja zum Vierzigsten…
Zurück zu meiner Soloeinkehr im Wonnemonat Mai. Man wies mir einen Platz im hinteren Gastraum, den man passiert, wenn man zur lauschigen Terrasse gelangen möchte, zu. Dieses mit bequemen Polsterstühlen und wertigem Holzmobiliar ausgestattete, sonnendurchflutete „Nebenzimmer“ füllte sich nach meiner Ankunft recht schnell.
Mit einem Pärchen aus dem Badischen kam ich schnell ins Gespräch. Es waren – wie sich schnell herausstellen sollte – langjährige Stammgäste, die es sich bei Familie Wendel regelmäßig schmecken lassen, wenn sie in der Nähe oder auf Durchreise sind. Natürlich war auch der Fußball ein Thema, hatte doch der KSC an jenem Sonntag zu Hause gegen Hannover 96 verloren. Mein Trost für den Herren vom Nachbartisch hielt sich jedoch in Grenzen.
Ein Aufsteller auf dem Tisch lockte mit kühlen Aperos für warme Tage. Gerne hätte ich mir die ein oder andere „Jubiläums-Schorle“ – eine mit Bitter Lemon, Limette und Eiswürfel aufgefrischte Weißweinschorle – gegönnt, was jedoch zu Lasten meiner Fahrtauglichkeit gegangen wäre. Dann halt eben einen alkoholfreien Traubenbitzler (4 Euro) mit geeisten Weintrauben wie ihn meine Frau hier gerne zu trinken pflegt. Ein kleines Mineralwasser (Bellaris Classic, 0,25l für 2,80 Euro) gesellte sich prickelnd dazu.
Aus der überschaubaren Auswahl saisonaler Empfehlungen lachte mich das Spargelsüppchen (6,80 Euro) am meisten an. Es sollte die Erste ihrer Art in diesem Jahr für mich werden und natürlich durfte auf die Stangenterrine noch ein ordentlicher Hauptgang folgen. Nur wegen einem Süppchen besuche ich doch kein Speiselokal („Geh‘ mer fort!“ würde man wohl im Saarland sagen…).
Schließlich befand ich mich in der heimischen Pfalz, wo handfeste Hausmannsköstlichkeiten auf den Tellern keine Seltenheit sind. Ach ja, und satt werden wollte ich natürlich auch. Also warum nicht mal wieder die Schweinemedaillons an pikanter Pfeffersauce mit selbstgemachten Spätzle und gemischtem Beilagensalat (19,80 Euro) probieren?
Klar, wären auch ein wunschgerecht gebratenes, 250 Gramm schweres Rumpsteak oder die legendären Saumagen-Ravioli an Regentjus eine Option gewesen, aber irgendwie stand mir an diesem Sonntagabend der Sinn nach einer besserbürgerlichen, unter feiner Sauce schlummernden „Schweinerei“ samt schwäbischer Teigwarenbeilage wie ich sie früher bei meiner Mutter nur allzu gerne genoss. Auch die Chance auf den dazu servierten, immer sehr schmackhaft angemachten Beilagensalat wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Noch bevor mir die Suppe vom Königsgemüse kulinarische Frühlingsgefühle entlocken sollte, begrüßte mich der Küchenchef mit einer Nocke hervorragend abgeschmecktem Hummus, zu dem ich mir sogar das hausgebackene Olivenbrot – wer mich kennt, weiß, wie sehr ich diese Steinfrucht normalerweise meide – gefallen ließ. Die Küche grüßte diesmal orientalisch
Ich habe die orientalische Kichererbsenpaste selten so stimmig gewürzt vorgesetzt bekommen. Nicht übertrieben „kreuzkümmelig“, aber doch mit wahrnehmbarer Cumin-Note und der richtigen Menge an Knoblauch und Zitronensaft ausgestattet, war das ein fein ausbalancierter Aufstrich nach Maß. Davon hätte ich locker noch eine Nocke verputzen können, aber es sollte ja noch einiges folgen.
Die leicht aufgeschäumte Suppe kam mit weißer und grüner Spargeleinlage - nicht zu heiß (!) - in die Tasse, was an einem ohnehin schon warmen Abend im Mai absolut kein Fehler war. Knackige Suppeneinlage in weiß und grün
Die Spargelschnipsel waren tadellos auf Biss gegart und in ausreichender Menge vorhanden. Aber auch das flüssige Weiß überzeugte am Gaumen. Fachmännisch abgeschmeckt und keinesfalls „totgesahnt“ war dies ein gelungenes Beispiel für saisonale „Suppkultur“ mit Anspruch. Kurz gesagt: die Stangen der Erde – veredelt am Herde! Das leicht aufgeschäumte Spargelglück
Aber diese Qualität bin ich von Suppenmeister Wendel ja gewohnt. Ob kalte, andalusische Gazpacho im Sommer, getrüffelte Schwarzwurzelsuppe in der kalten Jahreszeit oder pikante Currysuppe am mehrmals im Jahr stattfindenden Genussausflug nach Thailand, der Mann am Herd weiß genau, wie er die Liebhaber aromatischer Löffelspeisen glücklich und zufrieden in Richtung Hauptgang schickt. Auch bei meiner Spargelsuppe gelang ihm dies - mal wieder - auf eindrucksvolle Art und Weise.
Mein mit köstlichem Essig-Öl-Dressing angemachter Beilagensalat folgte zeitnah und geizte nicht mit frischem Blattwerk. Tadelloser Beilagensalat
Immer wieder beeindruckend, wie eine gut austarierte, feinsäuerliche Salatsoße die ansonsten doch recht faden Blätter geschmacklich auf Kurs bringen kann. Aber auch der hausgemachte Karottensalat war ein kleingeraspeltes Vergnügen der knackigen Art.
Der erste Hunger war gerade ein wenig gezähmt, da folgten nach einer kleinen Verschnaufpause die mit reichlich Rahmsoße nappierten Medaillons vom Schweinefilet. Saftige Schweinemedaillons mit reichlich Beiguss
Außen knusprig gebraten und innen noch herrlich saftig. Da hatte ich aber mal so richtig Schwein gehabt! Auch die Spätzle gerieten so fluffig wie bei Muttern. Sie glänzten leicht gebuttert aus einem separat gelieferten Schälchen und erfüllten spätestens beim ersten Saucenkontakt ihre Beilagenfunktion „summa cum laude“. Spätzle wie bei Muttern
Wie viel Mühe und Arbeit in dieser einfachen Rahmsauce steckte, verriet bereits der erste, mit ihr benetzte Schweinehappen.
Da wurde gewiss kein Helferlein in Pulverform verwendet. Marc Wendel zieht seine Saucen aus ehrlich angesetzter Jus. Ein Aufwand, den man schmeckt. Und den ich mit Hilfe meiner Spätzle durchaus zu würdigen versuchte. Kein Tröpfchen dieser vollmundig-sämigen Genusstunke sollte auf dem Teller zurückbleiben.
Leider musste ich danach schweren Herzens auf einen süßen Abschluss – die Sorbets von Marc Wendel gehören hier normalerweise zum Pflichtprogramm! – verzichten. Die fortgeschrittene Sättigung ließ im Grunde keine weitere Nahrungsaufnahme mehr zu.
Doch da hatte ich die Rechnung ohne die freundliche Wirtin gemacht. Manuela Wendel nahm sich gerne etwas Zeit, um mit ihrem nur noch selten erscheinenden Stammgast ein wenig zu plaudern. Und wenn der Pfälzer gemütlich sitzt und es ihm gut gefällt, vergisst er gerne auch mal die Zeit. Oder wie in meinem Falle, das Vorhaben, nicht allzu spät aufzubrechen.
Irgendwann war ich dann der letzte Gast im Hause. Da gesellte sich dann auch der sympathische Küchenchef dazu und bestand darauf, dass ich unbedingt sein Schokoladensorbet probieren müsse. Schoko-Dessert (Schoko-Sorbet und weiße Schokomousse)
Was tut man nicht alles in bester Gesellschaft? Dass dann aber neben dem zarten Schoko-Eis-Traum (in dunkel) noch eine genauso große Nocke Schokomousse (in weiß) auf der rechteckigen Keramik gelandet war, machte die ungeplante Nachtischportion zu einer echten Aufgabe. Aber bei einem Dessert dieser Güteklasse „quält“ man sich doch gerne.
Meine Frau kam – keinesfalls überraschend – bei der Betrachtung der Fotos zu diesem Bericht auf die durchaus nachvollziehbare Idee, in nicht allzu ferner Zukunft der Hopfestubb endlich mal wieder einen Besuch abzustatten. Auch sie ist ein großer Fan der Wendel’schen Küche und zählt diese liebenswerte Einkehradresse seit Jahren zu ihren Favoriten. Wäre schön, wenn wir es in diesem Jahr noch hinkriegen würden.
Der Familie Wendel wünsche ich für die Zukunft alles Gute und hoffe auf noch viele weitere Jahre. Wer seit so langer Zeit die berühmte Pfälzer Gastlichkeit auf solch ehrlich sympathische Art und Weise praktiziert und dabei dem eigenen, hohen Qualitätsanspruch über Jahre hinweg gerecht wird, der weiß eben, wie man seine Gäste glücklich macht. Und dazu braucht es kein Chi-Chi und auch keine teuren Produkte auf dem Teller. Bleibt euch treu, ihr Wendels! Ihr macht das genau richtig.
Der Wohnortwechsel von Steinweiler nach Wörth hat den Weg zu unserer „Lieblingsstubb“ in Kapellen-Drusweiler (bei Bad Bergzabern) doch um einiges verlängert und dadurch die kulinarischen „Heimspiele“ bei der sympathischen Familie Wendel deutlich weniger werden lassen.
Das ist nicht nur wegen der besonders schmackhaften Pfalzküche, bei der Inhaber und Chefkoch Marc Wendel nicht mit mediterranen Akzenten geizt, äußerst schade. Nein, auch die leckeren Tropfen vom hauseigenen Weingut sind es allemal wert, zur feinen Hausmannskost genossen zu werden. Und dass es sich... mehr lesen
4.5 stars -
"Seit nunmehr 35 Jahren ein Garant für Pfälzer Gast- und Herzlichkeit" marcO74Der Wohnortwechsel von Steinweiler nach Wörth hat den Weg zu unserer „Lieblingsstubb“ in Kapellen-Drusweiler (bei Bad Bergzabern) doch um einiges verlängert und dadurch die kulinarischen „Heimspiele“ bei der sympathischen Familie Wendel deutlich weniger werden lassen.
Das ist nicht nur wegen der besonders schmackhaften Pfalzküche, bei der Inhaber und Chefkoch Marc Wendel nicht mit mediterranen Akzenten geizt, äußerst schade. Nein, auch die leckeren Tropfen vom hauseigenen Weingut sind es allemal wert, zur feinen Hausmannskost genossen zu werden. Und dass es sich
Geschrieben am 02.11.2024 2024-11-02| Aktualisiert am
02.11.2024
Besucht am 10.05.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 30 EUR
Ach wie summt es doch am Rhein so schön! Daran dachte ich Mitte Mai, als ich abends aufs Fahrrad stieg und den rechtrheinischen Radweg vorbei am Hofgut Maxau und dem Rheinhafen Dampfkraftwerk bis nach Daxlanden, dem mit viel Altrheinanteil gesegneten, südwestlich an den Stadtteil Mühlburg angrenzenden Außenbezirk von Karlsruhe, radelte, nicht im Geringsten.
Die Regenfälle im April und die warme Witterung hatten für diese recht frühe Mückenplage im Jahr gesorgt, was in unmittelbarer (Alt-)Rheinnähe besonders unangenehm war. Auf dem Rad war das kein großes Problem. Aber wehe, wenn man kurz anhielt…
Das ehemalige Fischerdorf Daxlanden, das bereits im Jahr 1260 urkundlich erwähnt und im Jahr 1910 zur Stadt Karlsruhe eingemeindet wurde, hat für die Einwohner der Fächerstadt eine wichtige Naherholungsfunktion.
Diverse Kleingartenvereine, das beliebte Rheinstrandbad und ein ausgedehntes Wander- und Radwegenetz rund um das Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört und im Landschaftsschutzgebiet Fritschlach unterstreichen seine Bedeutung für Erholungssuchende.
Dass hier auch die ein oder andere gastronomische Einrichtung beheimatet ist, macht Karlsruhes grünen Südwesten für einkehrfreudige Ausflügler, Spaziergänger und Radfahrer gleichermaßen attraktiv.
Mit dem griechischen Lokal „An den Saumseen“, dem urigen Ausflugsrestaurant „Appenmühle“, dem gutbürgerlichen Wirtshaus im Jagdgrund und nicht zu vergessen der bei Fleischessern hoch geschätzten Dammwegklause ist man hier in Sachen deftiger Hausmannskost mit Sättigungsgarantie gut aufgestellt.
Aber auch Freunde bodenständiger Pizza- und Pastagerichte werden in dieser Gegend fündig. In der Osteria Carlin Contrario, die ich unbedingt mal besuchen möchte, gibt es sogar ausgefallenere italienische Spezialitäten zu entdecken.
Mich verschlug es an jenem warmen Freitagabend erstmalig in die von Renato Cusin geführte Casa Rustica. Ihr Standort direkt am Radweg neben der Hermann-Schneider-Allee animierte mich zu diesem spontanen Stopp. Auch von außen machte das Ristorante jedenfalls einen einladenden Eindruck. Renatos Casa wirkte von außen zwar wenig rustikal, aber dennoch einladend
Wo frische Seezunge und Seeteufel von der Empfehlungstafel grüßen, wird wohl auch Pizza und Pasta gelingen, so mein Gedanke beim Betreten des im Inneren gepflegt wirkenden Lokals. Die meisten Gäste saßen draußen und kämpften mit Autan & Co. gegen die Stechmücken. Mir war das zu nervig und ich bat um einen Platz im hell beleuchteten Gastraum.
Dort summten zwar auch einige der kleinen Blutsauger um mich herum, bezahlten dafür aber meist mit ihrem Leben. Ich schaute auf diverse Fotos aus der Heimat der Betreiber, die die Wände zierten. Der Gastraum wirkte auf liebevolle Art kitschig. Der heimatverbundene Gastraum
Ein überdimensioniertes Wandbild von der Rialtobrücke (Venedig) lasse ich mir ja noch gefallen. Aber ob eine Fototapete in Maueroptik das Interieur behaglicher macht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Zumal das Mobiliar eher funktional-bistronomischen Charakter hatte und dadurch die Gemütlichkeit schon rein optisch massiv eingeschränkt wurde. Auch die zu helle Beleuchtung ließ jegliche Assoziationen zu einem rot-weiß-karierten Pizza-und-Pasta-Idyll im „Bahnhofslicht“ ersticken.
Gut, ich wollte hier ja auch keine Wurzeln schlagen, sondern mich in erster Linie für den Rückweg nach Wörth auf dem Fahrrad stärken. Die Jungs vom Service versorgten mich zeitnah mit der Speisenliteratur. Auch das frisch gezapfte, naturtrübe Kräusen-Bier von der heimischen Hoepfner-Brauerei (4,50 Euro) ließ nicht lange auf sich warten. Der schwer erradelte Durst wurde schnell und süffig gelöscht. Ein frisch gezapftes Kräusen von Hoepfner kann eine Wohltat sein...
Manch einem dient bereits ein Tomatensalat mit Zwiebeln und Parmesan als Gradmesser um die Qualität eines italienischen Speiselokals zu erfassen und wortgewaltig zu beschreiben. Mein kulinarischer Indikator entstammt demselben, roten Nachtschattengewächs, nur eben in flüssiger und deutlich wärmerer Form. Die Rede ist von einer frisch pürierten (Idealfall!) Tomatensuppe (5,90 Euro), die hier mit ein paar Buttercroutons on Top serviert wurde. Tomatensuppe mit viel Geschmack!
Jene war hervorragend abgeschmeckt (Gin?), leicht sämig und – auch dank ihrer knusprigen, in Butter gebratenen Weißbrotwürfel – ein rundum schmackiges, auch texturell gelungenes Terrinenerlebnis der fruchtig-reifen Art. Ohne zu Übertreiben, war das sicherlich mit das beste Tomatensüppchen, das ich in den letzten Jahren auslöffeln durfte.
Schöne Säure, zupackend am Gaumen, mit genau der richtigen Dosis an Würze ausgestattet. Ich sparte nicht mit Lob, was der umsichtig agierenden Servicemannschaft um den routinierten Padrone Renato sichtlich gefiel.
Aus einer Reihe verlockend klingender Fisch- und Meeresfrüchte-Empfehlungen wählte ich die Spaghetti „Vongole“ (19,90 Euro), die auch einen kleinen Beilagensalat beinhalteten. Diesen schickte die Küche zeitgleich mit der Tomatensuppe, um die ich mich zuerst kümmerte.
Der Beilagensalat bestand aus frischem Blattwerk, zu dem sich noch Cocktailtomaten (Sommer-Edition!), Gurken (braucht keiner!) und Ringe von der roten Zwiebel (overhyped!) gesellten. Das etwas zu dick aufgetragene Dressing auf Mayo-Basis erschlug dann sämtliche Zutaten in cremig-saurer Manier. Beilagensalat mit zu mächtigem Dressing
Mir schien, dass ich den Kalorienausgleich noch vor dem Hauptgang vollzogen hatte.
Auf diesen freute ich mich trotzdem. Da ließ ich mir vom übersoßten Grünzeug nicht die Laune verderben. Warum auch? Bald duftete mir ein üppig portionierter, von geöffneten Venusmuscheln durchsetzter Nudelteller entgegen. Spaghetti "Vongole" mit ordentlich Knobi
Mit Knoblauch hatte man nicht gespart, was dem auf fruchtiger Tomatenbasis geköchelten Sugo richtig guttat. So mag ich Pasta mit Venusmuscheln am liebsten
Die Verwendung von Stangensellerie verlieh der mit einem Schuss Weißwein veredelten Muschelsauce zusätzlichen Schmackes. Dass dabei die Pasta noch leicht bissfest auf dem Teller landete, zeugte ebenfalls von tadellosem Küchenhandwerk. Pfeffer- und Salzstreuer konnten geflissentlich ignoriert werden. Für diesen Teller brauchte es kein zusätzliches Nachwürzen, um glücklich die Spaghetti auf die Gabel zu drehen. Tolle Meerespasta!
Wenn ich ein italienisches Ristorante, das sich gerne auch Pizzeria „schimpfen“ darf, besuche, dann möchte ich mich gar nicht auf geschmackliche Experimente einlassen, sondern auf Altbewährtes zurückgreifen. Meistens sind ja auch meine beiden Mädels mit an Bord und die sehen das ganz genauso (mal schauen wie lange noch…). Deshalb schlagen wir auch in den allermeisten Fällen bei unseren Lieblingsadressen in Kandel, Wörth und Impflingen auf.
Dort lässt sich gewohnt leckere Italo-Kost in anständiger Qualität bei freundlichen Gastgebern genießen und das ist mir mittlerweile einfach deutlich lieber als jegliche kulinarische Abwechslung „auf Teufel komm raus“. Die kriege ich ja im besternten Gourmetlokal in Baden, Elsass oder der Pfalz – falls mir oder einem meiner Gaumenbuddies mal der Sinn danach steht – zur Genüge.
Solche sympathischen Einkehradressen wie die Casa Rustica von Renato Cusin, in denen man als Neuling genauso herzlich empfangen und professionell umwirtet wird, als würde man seit Jahren zur Stammklientel zählen, sind mir allemal eine Empfehlung wert. Wenn dann auch noch die Preise zu den handwerklich einwandfrei zu Porzellan gebrachten Speisen passen, wird es sicher nicht bei einer einmaligen Einkehr bleiben.
Komisch, seit ich in Wörth wohne, wird mir die rechtsrheinische Nachbarstadt mit dem ungeliebten Zweitligaverein zumindest aus kulinarischer Sicht immer sympathischer. Und da gibt es gerade in Daxlanden noch so einiges zu entdecken…
Ach wie summt es doch am Rhein so schön! Daran dachte ich Mitte Mai, als ich abends aufs Fahrrad stieg und den rechtrheinischen Radweg vorbei am Hofgut Maxau und dem Rheinhafen Dampfkraftwerk bis nach Daxlanden, dem mit viel Altrheinanteil gesegneten, südwestlich an den Stadtteil Mühlburg angrenzenden Außenbezirk von Karlsruhe, radelte, nicht im Geringsten.
Die Regenfälle im April und die warme Witterung hatten für diese recht frühe Mückenplage im Jahr gesorgt, was in unmittelbarer (Alt-)Rheinnähe besonders unangenehm war. Auf dem Rad... mehr lesen
Casa Rustika
Casa Rustika€-€€€Restaurant0721575429Hermann-Schneider-Allee 3, 76189 Karlsruhe
4.0 stars -
"In Renatos gar nicht mal so rustikaler Casa regiert die alte italienische Kochschule – gut so!" marcO74Ach wie summt es doch am Rhein so schön! Daran dachte ich Mitte Mai, als ich abends aufs Fahrrad stieg und den rechtrheinischen Radweg vorbei am Hofgut Maxau und dem Rheinhafen Dampfkraftwerk bis nach Daxlanden, dem mit viel Altrheinanteil gesegneten, südwestlich an den Stadtteil Mühlburg angrenzenden Außenbezirk von Karlsruhe, radelte, nicht im Geringsten.
Die Regenfälle im April und die warme Witterung hatten für diese recht frühe Mückenplage im Jahr gesorgt, was in unmittelbarer (Alt-)Rheinnähe besonders unangenehm war. Auf dem Rad
Geschrieben am 29.10.2024 2024-10-29| Aktualisiert am
29.10.2024
Besucht am 03.05.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 106 EUR
Es ist Anfang Mai und endlich wieder angenehm warm. Ich besaß noch eine alte GG-Gutscheinkarte – ja es gibt sie wirklich – vom Noche Mediterranea, das früher im nun schon seit längerer Zeit leerstehenden Binshof-Hotel (& Spa) nordöstlich von Speyer beheimatet war.
Ein kurzer Anruf genügte und Inhaberin Nicole Weigold versicherte mir, dass dieser auch an ihrem neuen Standort, dem nostalgischen Gasthaus Zum Halbmond, Gültigkeit besäße. Das altehrwürdige Gasthaus Zum Halbmond (Außenansicht)
Und so machte ich mich zusammen mit einem Kollegen von der Wörther Gaumen-Gang auf, um mit den „Öffentlichen“ in die Domstadt zu gelangen.
Unser aus Klima- und Führerscheinschutzgründen durchaus berechtigtes Verkehrsvorhaben wurde jedoch wegen Verspätung und Zugausfall am Wörther Bahnhof jäh beendet noch bevor es so richtig begonnen hatte. Also doch im Wagen des Volkes nach Speyer, dem Ort, an dem große Kaiser und Kanzler begraben liegen. Und an dem sich auch so mancher Oberprimat bzw. -primaner seine humanistische Bildung ergaunert haben soll…
Das altehrwürdige Fachwerkhaus aus dem Jahr 1702, in dem einem seit Anfang März dieses Jahres das Speisenangebot ziemlich spanisch vorkommt, befindet sich in der Nikolausgasse und damit in unmittelbarer Nähe zum prächtigen Kaiserdom. Spanische Küche würde man hier nicht vermuten...
Wir hatten Glück, dass wir einen der wenigen freien Parkplätze am vorgelagerten Edith-Stein-Platz ergattern konnten.
Im Noche Mediterranea war mächtig viel los und ohne Reservierung hätten wir an diesem sonnigen Freitagabend sicherlich unverrichteter Dinge weiterziehen müssen. So aber wies uns der spanische Oberkellner einen Tisch in der Ecke des vorderen Gastraumes zu. Ein guter Platz, saßen wir doch nicht ganz so mittendrin im Getümmel.
Die Speisenkarten wurden uns umgehend gereicht. Wir informierten Juan, unseren Servicematador, der auch locker Carlos hätte heißen können, dass wir im Besitz dreier GG-Gutscheine à 25 Euro wären. Dieser versicherte sich bei seiner Chefin, ob die ausgedruckten Zettel denn wirklich gegen Ess- und Trinkbares eingetauscht werden könnten. Sie taten es.
Und wir taten es auch, nämlich den Abend mit einem gut gekühlten Bier eröffnen. Mein Kollege gönnte sich zum Einstieg ein Heidelberger Helles (0,5l für 4,90 Euro), während ich das Estrella de Galicia aus der Flasche (0,33l für 3,90 Euro) bevorzugte.
Wenn schon Tapas, dann doch bitte mit authentischer Flüssigware zum Eingrooven, so mein auf Ganzheitlichkeit ausgerichteter kulinarischer Ansatz für diese Einkehr. Bezüglich unseres Gerstensaftkonsums sei an dieser Stelle erwähnt, dass es nicht die einzigen Biere des Abends bleiben sollten.
Dann orderten wir munter drauflos. Aus dem reichhaltigen Tapas-Angebot wählten wir altbekannte Klassiker aus dem Topf, dem Grill oder der Fritteuse. Albondigas (Hackfleischbällchen in Tomatensauce, 9 Euro) gehen ja bekanntlich immer. Und Bacalao (Kabeljau, 9 Euro) vom Grill hat auch noch keinem so wirklich geschadet.
Auch die kleinen, über offenem Feuer gebrutzelten Tintenfische (Chipirones, 9 Euro) wurden in den auf Vielfalt bedachten Bestellkanon mitaufgenommen. Genau wie die Gambas à la plancha (12 Euro), auf die wir nicht verzichten wollten/konnten.
Klar, mussten es auch noch ein paar Stockfischkroketten (8 Euro) sein. Genau wie sie gehörten auch die panierten Calamares à la Romana (9 Euro) zum Pflichtprogramm für den mediterran angehauchten Redundanzesser. Wer will schon frittatenlos zusehen, wenn am Nachbartisch vorsätzlicher Meeresfrüchtemissbrauch betrieben wird.
Ach so ja, die Frittierkartoffeln mit zerstörten Spiegeleiern (Huevos Rotos con Patatas, 7 Euro) wurden angeblich auch von uns beiden bestellt. Genau wie die knusprigen Lagrimas de Pollo (panierte Hähnchenbruststreifen, 9 Euro), die nun wahrlich nicht auf dieser Speyerer „Tapa-Ware-Party“ fehlen durften.
Da ja 75 Euro freundlicherweise von Gastroguide übernommen wurden, schöpften wir bei den spanischen Vorspeisenportionen kräftig aus dem Vollen. Das war auch ratsam, denn die einzelnen Appetithäppchen machten ihrem Namen alle Ehre und waren demzufolge recht übersichtlich portioniert. Mit ca. vier Tapas pro Person sollte man im Noche Mediterranea schon kalkulieren, um danach nicht hungrig den nächsten Dönergrill anzusteuern.
Das kostet in der Summe dann doch deutlich mehr als ein zweigängiges, aus Vor- und Hauptspeise bestehendes Essen im gutbürgerlichen Lokal um die Ecke, bietet aber auch eine wesentlich größere Vielfalt auf den Tellern bzw. in den Schälchen. Dennoch kann ich hier nicht von einem guten Preis-Genuss-Verhältnis sprechen. Dafür waren die Spanien-Schmankerl dann doch zu knapp bemessen für die aufgerufenen Preise.
Bevor ich mich über die einzelnen Leckerbissen spanischer Provenienz auslasse noch ein paar Worte zu den Räumlichkeiten. Diese machten auf uns einen sehr gepflegten Eindruck. Warum manche Tische mit weißem Leinen überzogen waren und bei anderen auf hüllenlose, blanke Holzoptik gesetzt wurde, erschloss sich mir nicht.
Ich gehe davon aus, dass man das einfache, aber durchaus wertige Bistromobiliar vom Vorbesitzer bzw. -pächter übernommen hat. Außer dem Essen, deutete nämlich nichts im Gastraum auf die hier servierten spanischen Kleinigkeiten hin. Einen hübsch gekachelten Barbereich mit kalten Preziosen hinter Glas suchten wir vergeblich. Echtes Taperia-Feeling konnte da kaum aufkommen. Eine Taperia stelle ich mir innen drin anders vor...
Zum adrett wirkenden Interieur – gefliester Terrakottaboden, strahlend weiße Wände – hätte wohl eher gutbürgerliche Regionalkost in Form von Pfälzer Saumagen auf Weinsauerkraut gepasst. Gutbürgerliche Gasthaus-Atmosphäre
Aber egal, auch ohne mediterranes Flair um uns herum verwandelte sich die aus hellem Holz gezimmerte Tischplatte schon bald in eine pittoreske Landschaft herzhafter Kleinspeisen wie man sie mittlerweile nicht nur im Südwesten Europas zu schätzen weiß.
Vorweg grüßte uns die Küche mit einem gut abgeschmeckten Paprikadip und ein paar Scheiben Weißbrot. Paprika-Dip und Brot vorweg
Die einfache Aufbackware ließ sich mit Hilfe der schmackigen Crème deutlich aufwerten. Da hatte ich mir schon deutlich schlechtere Aufstriche auf die Stulle geschmiert.
Die knusprig frittierten Hühnerstreifen eröffneten nach etwas längerer Wartezeit – kein Wunder bei der hohen Auslastung des Lokals – den bunten Tapas-Reigen. Lagrimas de Pollo - Hühnertränen aus der Fritteuse
Zusammen mit ein paar Spritzern Zitrone waren die krossen Panierfinger vom Huhn durchaus essbar. Wobei bei diesem Snack aus der Fritteuse die rösche Textur dem kaum wahrnehmbaren Fleischgeschmack deutlich den Rang ablief. Chicken Nuggets auf spanische Art
Mit den in Tomatensauce schwimmenden Albondigas wurden dann ein paar kulinarische Kindheitserinnerungen auf süffige Art und Weise zum Leben erweckt. Hackbällchen in Tomatensauce
Die Hackbällchen hatten – wie in Spanien so üblich – eine ganz feine Zimtnote, die sich wiederum mit dem würzigen Tomatensugo gut vertrug. Kein Wunder also, dass die vier kleinen Ibero-Bulletten so schnell verputzt waren.
Von den gerade mal fünf frisch dem Grill entnommenen Garnelen gewöhnlicher Sortierung war ich dann aber doch etwas enttäuscht. Garnelen vom Grill
Für den Preis von 12 Euronen hätte ich da entweder etwas größere Exemplare oder ein paar mehr auf dem Teller erwartet. Geschmacklich ließen sie zwar keine Wünsche offen, aber dieses mickrige Schalentierensemble stimmte einen fast schon melancholisch.
Nur mit etwas Salz und Pfeffer gewürzt sowie mit ein paar Tropfen Zitrone aufgefrischt, war das ein recht puristisches (und auch sehr kurzes) Meeresfrüchtevergnügen, bei dem das süßlich-jodige Krustentieraroma nach seiner Befreiung aus dem Panzer zwar voll zur Geltung kam, aber leider auch viel zu schnell wieder vorbei war.
Zeitgleich wurden die Stockfischkroketten Niedliche Stockfischkroketten
und der gegrillte Kabeljau „angespült“. Bacalao der saftigen Art
Beides absolut würdige Vertreter ihrer Art. Das Fischfilet lag keineswegs totgebraten, sondern noch schön saftig auf der dunklen Keramik, auf der es sich auch ein mit gutem Essig angemachtes, gemischtes Salatbouquet bequem gemacht hatte. Bei diesem Gericht kamen mir die aufgerufenen 9 Euro ausnahmsweise wie ein echter Schnapper vor.
Merke: auch bei der Tapas-Verkostung wird gerne mit gemischten Kalkulationen operiert, wenn auch wie hier am oberen Limit. Nach den spärlichen, aber soliden Fischkroketten wurden uns vier in Tuben und Füßchen zerteilte Kleinkalmare serviert. Chipirones à la plancha
Die handwerklich top gegrillten Kopffüßer dufteten herrlich nach Kräutern und waren von angenehm weicher Konsistenz. Auch bei ihnen sorgte ein wenig Zitronensaft für eine noch intensivere Meeresbrise am Gaumen.
Von diesen frischen Squids hätte ich mir noch den ein oder anderen Burschen einverleiben können, zumal sie auch in Sachen Produktqualität komplett überzeugen konnten. Leider aber in der Menge nicht. Nun gut, kulinarisch betrachtet befand sich Speyer zumindest für die Zeit des Verzehrs unserer vier zu klein geratenen Kopffüßer direkt an der Mittelmeerküste. Für Sättigung waren dann halt eben andere Teller zuständig. Darauf doch bitte ein weiteres Estrella de Galicia, por favor! Der Stern Galiziens erstrahlte hell im Glas....
Wie gut sich zerhackte Spiegeleier auf frittierten Kartoffeln machen, weiß auf der iberischen Halbinsel auch jeder, der gerne deftig frühstückt. Auch sie wurden in einer gebogenen Dachziegelkeramik serviert und gerieten dank dem noch flüssigen Dotter zu einer süffig-knusprigen Angelegenheit. Zerstört die Eier, aber lasst ja die Kartoffeln in Ruhe!
Ob man für diesen Wareneinsatz jedoch stolze 7 Euro verlangen muss, wage ich zu bezweifeln (auch wenn ich keinerlei Kenntnis von der Höhe der Pacht habe…).
Mit einem kärglichen Häuflein panierter Tintenfischringe endete unsere illustre Tapas-Degustation zwar auf recht banale, aber dank dem Einsatz frischer Ware auf durchaus zufriedenstellende Art und Weise. Calamares à la Romana
Klar, war da fast alles Fett, was glänzte. Aber mit ein wenig Zitrone…na, ihr wisst schon.
Irgendwie passte danach noch eine Crema Catalana (7,50 Euro) zu unserem auf Komplettsättigung ausgerichteten Mindset. Jene ließen wir uns aber mit zwei Löffeln liefern und teilten sie wie wahre Gaumenbrüder das tun.
Der in der typischen Tonschale servierte Katalanenpudding hatte eine äußerst stabile Karamellschicht vorzuweisen. Bei ihr hatte es man es mit dem Einsatz des Gasbrenners zur Karamellisierung ein wenig übertrieben, was uns die bitter-süßen, dunklen Flecken an der Zuckerdecke verrieten. Crema Catalana mit Brandflecken
Die darunter befindliche, lockere Vanillecrème glich die herben Noten nur mit Mühe wieder aus. Das geht besser, liebe Freunde der mediterranen Nacht!
Auf der Heimfahrt waren sich mein Kollege und ich ziemlich schnell einig, dass man für solche Allerwelts-Tapas – den gegrillten Kabeljau und die kleinen Tintenfische mal ausgenommen – nun wirklich nicht extra nach Speyer fahren müsse. Zumal die dafür aufgerufenen Preise – selbst mit Kaiserdom-Zuschlag – als recht sportlich zu bezeichnen sind.
Da hätte es schon eines außergewöhnlichen Ambientes und/oder eines deutlich präsenteren Servicechefs bedurft, um geflissentlich über die stramm bepreisten, aber doch ziemlich überschaubaren Portionen hinwegzurezensieren. Für knapp über 100 Euro zu zweit erwarte ich dann doch mehr – und das meine ich nicht in Bezug auf die gebotene Vielfalt, sondern tatsächlich mal in Bezug auf die Menge.
Wer hier zwischen 25 und 30 Euro für drei gewöhnliche Tapas ausgibt, muss definitiv noch was nachschieben, um einigermaßen gesättigt den Halbmond zu verlassen. Und das kann es ja auch nicht sein. Dass es beim Tapas-Genuss auch deutlich preiswerter (und auch wesentlich kreativer) geht, hat mir der Urlaub in Valencia vor rund einer Woche drastisch vor Augen geführt.
Gut, Speyer liegt jetzt nicht in Spanien und die allgemeinen Kosten und Ausgaben sind bei uns deutlich höher als auf der iberischen Halbinsel, was sich selbstverständlich auch in einem höheren Preisniveau widerspiegelt. Aber auch hierzulande möchte der zahlende Gast für sein gutes Geld neben einer ordentlichen Qualität zumindest auch eine Chance auf Sättigung haben, wenn er ein Speiselokal betritt.
Im „Tapas & Meer“, meinem leider nicht mehr existenten „Lieblingsspanier“ im südpfälzischen Zeiskam, schloss sich Genuss und Saturierung ja auch nicht aus. In diesem Sinne sollte das „Noche Mediterranea“ noch ein wenig nachsteuern, um für zufriedenere Gäste zu sorgen.
Es ist Anfang Mai und endlich wieder angenehm warm. Ich besaß noch eine alte GG-Gutscheinkarte – ja es gibt sie wirklich – vom Noche Mediterranea, das früher im nun schon seit längerer Zeit leerstehenden Binshof-Hotel (& Spa) nordöstlich von Speyer beheimatet war.
Ein kurzer Anruf genügte und Inhaberin Nicole Weigold versicherte mir, dass dieser auch an ihrem neuen Standort, dem nostalgischen Gasthaus Zum Halbmond, Gültigkeit besäße.
Und so machte ich mich zusammen mit einem Kollegen von der Wörther Gaumen-Gang auf, um... mehr lesen
Noche Mediterranea im Gasthaus Zum Halbmond
Noche Mediterranea im Gasthaus Zum Halbmond€-€€€Restaurant0173 6987572Nikolausgasse 4, 67346 Speyer
3.0 stars -
"Durchschnittliche Tapa-Ware zu recht sportlichen Preisen" marcO74Es ist Anfang Mai und endlich wieder angenehm warm. Ich besaß noch eine alte GG-Gutscheinkarte – ja es gibt sie wirklich – vom Noche Mediterranea, das früher im nun schon seit längerer Zeit leerstehenden Binshof-Hotel (& Spa) nordöstlich von Speyer beheimatet war.
Ein kurzer Anruf genügte und Inhaberin Nicole Weigold versicherte mir, dass dieser auch an ihrem neuen Standort, dem nostalgischen Gasthaus Zum Halbmond, Gültigkeit besäße.
Und so machte ich mich zusammen mit einem Kollegen von der Wörther Gaumen-Gang auf, um
Geschrieben am 11.10.2024 2024-10-11| Aktualisiert am
11.10.2024
Besucht am 10.04.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 299 EUR
Spätestens im Frühjahr fallen sie für gewöhnlich ein: die Weinstraßentouristen aus dem hohen Norden. Den Federweißen vom letzten Herbst noch nicht recht verdaut, dürstet es sie – kaum hat das Thermometer wieder auf zweistellig geschaltet – nach dem weißen „Rebenselixir“ aus Pfälzer Landen.
Die meisten verdünnen jenes in frevelhafter Weise mit Wasser, da sie sich einbilden, es würde sich dabei um ein Erfrischungsgetränk handeln. Der kundige Bremer tut das prinzipiell nicht. Das macht ihn zwar sympathisch, aber leider auch deutlich rauschanfälliger.
Gern ist der reiselustige Best-Ager aus der Hansestadt in dieser Weingegend, die geographisch dem mittleren Pfälzer „Haardtland“ zugerechnet wird. Denn hier in der Toskana Deutschlands – oder wie andere sagen: der schönsten Weinbauregion unseres geliebten Bundeslandes (sorry, Nolux…) – findet er seit Jahren verlässlich sein Glück im Glas und einen einheimischen Partner in Wine (& Dine).
Auch ich freue mich jedes Mal, wenn Häuptling „Schluckender Specht“ einen Pfalzbesuch in Aussicht stellt. Die Wahl eines geeigneten Etablissements, um auf einen gemeinsamen kulinarischen Nenner zu kommen, gestaltet sich meist leichter als gedacht. Und das obwohl ihm ein zweifelhafter Ruf als kujonierender „Serviceschinder“ (= Felix Magath der Gastrokritik) nicht ganz ohne Grund anhaftet.
Da wählt man bevorzugt Läden, in denen man keinen Stammgaststatus zu verlieren hat oder zu deren Inhabern man kein besonders inniges Verhältnis pflegt. Grundsätzlich gilt: Je weiter weg sie vom eigenen Heimatort liegen, desto besser. Also warum nicht mal wieder zusammen in Neustadt einkehren?
Die Zwockelsbrück, seit Mai 2022 wieder mehr oder weniger fest in (Nieder-)Bremer Händen, gehört nämlich zu den wenigen (Pfälzer) Lokalitäten, die der wortgewaltige Schreiberling vom Weserstrand immer wieder gerne besucht (hat). Hier kennt er die verdauungsfördernden Maßnahmen. Hier mundet ihm nicht nur der korrespondierende Wein. Und auch mit den sympathischen Inhabern hat er es sich noch nicht komplett verscherzt. Dafür kennt man sich auch schon viel zu lange.
Da reservierte ich in entspannter Vorfreude einen Tisch für drei Personen an einem Mittwochabend im April (es müsste im Jahr 2024 gewesen sein…). Denn auch wenn Borgi gerne für zwei am Tisch säuft, stieß doch noch ein weiterer Gaumenfreund zu unserem zweikehligen Flaschenweinvernichtungskommando hinzu. Dieser kam aus dem (fernen) nördlichen Schwarzwald, hielt nach dem Passieren der Rheinbrücke kurz in Wörth an, um mich aufzugabeln und kutschierte mich nüchtern nach Neustadt und angetrunken wieder zurück.
Das habe ich jetzt vielleicht etwas unglücklich formuliert. Er, der mich chauffierende Oparazzo, blieb selbstverständlich den ganzen Abend über nahezu alkoholfrei, was ihm bei dem hohen Maß an vinophiler Geselligkeit bestimmt nicht ganz leichtfiel. Sein Beifahrer jedoch – nach Jahren der Vaterschaft in Sachen Trinkfestigkeit nur noch ein Schorle-Schatten seiner selbst – versuchte mit dem Bremer Senkkasten mitzuhalten und hatte später auf dem Heimweg mit den Auswirkungen der flüssigen Volksdroge zu kämpfen.
Herzlichen Dank, mein lieber Felix, für diese astreine Chauffeurleistung, der auch ein alkoholisierter Beifahrer nicht viel anhaben konnte! Und ein dreifach Hoch auf die fahrerunterstützenden Navigationsgeräte der neueren Generation.
Was sich während unseres leider viel zu kurzen Aufenthalts – die Zeit verging wie im „Trinkflug“ – in der altehrwürdigen Zwockelsbrück ereignete, kann ohne Umschweife als gelungener Gaumendreier inklusive Steuermann bezeichnet werden.
Nachdem wir den Boliden direkt vor der Treppe, die hinauf ins „Zwockelsglück“ führt, abgestellt hatten, stürmten wir das aus massivem Sandstein erbaute, mit Rundbogenfenstern ausgestattete Anwesen, das jede Menge Geschichte (und Geschichten) in sich trägt. In der Brück da gibt's koa Sünd!
Einer der größten Geschichtenerzähler im kulinarischen Mikrokosmos dieses Portals (wenn nicht sogar der „Grögaz“ höchstselbst) war zu diesem Zeitpunkt bereits mit der freundlichen Wirtin zugange. Bald ließ er von ihr ab und begrüßte seine beiden gerade angekommenen Kaukumpanen in herzlich-nordischer Manier (ganz ohne „Moin“).
Es war noch nicht viel los in der „Brück“ und wir durften an einem strategisch gut gelegenen Tisch unweit des Durchgangs zur Küche unsere leidlich bequemen Plätze einnehmen. Besonders den beiden älteren Herrschaften verlangte die harte Holzbank so einiges ab. Dafür hatten wir aber ein paar schöne Blicke durchs Fenster auf das abendliche Neustadt.
Die Chefin des Hauses, Frau Priscilla Niederbremer, schmiss an diesem Abend in gewohnt souveräner Manier den Service. Auch mit dem schwierigen Gast aus dem Norden kam die nicht gerade auf den Mund gefallene Frau von Küchenchef Sven – wobei sie an jenem Mittwoch die Mutter des Küchenchefs war, da ihr Mann nicht zugegen war und der Sohnemann den Herd besetzte – wunderbar klar und erfüllte ihm sämtliche (Schaum-)Weinwünsche.
Los ging es mit einem Aperitif aus dem fernen Südafrika, wo Sven Niederbremer acht Jahre lang als Koch tätig war (Johannesburg). „Rock Shandy“ nannte sich der aus aromatischem Angostura-Bitter, Mineralwasser, Zitronenlimo und ein paar Spritzern Zitrone gemixte Drink, den uns die Chefin zum Auftakt spendierte. Ein angenehm frischer Start in den noch jungen Abend.
Irgendwann hatte sich dann auch der Letzte am Tisch entschieden und wir konnten bei Frau Niederbremer unsere Bestellungen vortragen. Suppe – Zwischengang – Hauptgericht und bei Bedarf noch etwas Süßes zum Schluss. Darüber bestand weitestgehend Konsens. Beim ersten Wein des Abends verließen wir uns auf den Geschmack des von weit her angereisten Weißweinpropheten.
Seine Wahl fiel nach eingehender Beratung mit unserer Sommelière auf das südlichste Land Afrikas. Die aus den Rebsorten Chenin Blanc, Viognier und Sauvignon Blanc bestehende Cuvée namens „Saluez le Saboteur“ (65 Euro) war uns an jenem Abend definitiv nicht zu „schwör“. In der Karte wurde ihr Geschmack mit Litschi, weißem Pfirsich, grüner Feige und Zitronenbonbon verglichen. Könnte gepasst haben. Dieser Saboteur war uns nicht zu "schwöör"
Mit geschmeidigen 12,5 % Alkohol im Glas, machte der vom bekannten südafrikanischen Weingut „Luddite“ vinifizierte Weißwein auch zu den herzhafteren Gerichten eine richtig gute Figur. Ja, Duft und Geschmack des „Saboteurs“ ließen sogar den ein oder anderen Rhône-Vergleich zu. Dass er mit einem Kronkorken – wie er für die zweite Gärung bei der Champagner-Produktion verwendet wird – verschlossen war, nahmen wir als lustigen Wine-Fact gelassen zur Kenntnis.
Vorweg wurden uns zum „Beißvertreib“ frisch aufgeschnittenes Weißbrot zusammen mit Frühlingsquark, Kresse und Radieschenscheiben auf einem kleinen Holztablett gereicht. Ein einfacher, aber gut abgeschmeckter Küchengruß zum Selberschmieren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Kräuterquark und Brot zum "Beißvertreib"
Danach wurde aber so richtig aus dem Vollen gelöffelt. Frau Niederbremer hatte die drei ausgehungerten Terrinenterrier auf unschuldige, aber äußerst gehaltvolle Suppen rund um des Pfälzers Lieblingsknolle losgelassen. Zwei Drittel unseres Tisches wollten mit ihren sämigen, von angebratenen Blutwursträdle getoppten Kartoffelsuppen (6,50 Euro) handfeste Tatsachen schaffen. Kartoffelsuppe mit Blutwurst - funktioniert immer!
Da ich die sättigende Pfalztunke noch von meinem letzten Besuch her kannte, zog ich das mit zupackender Säure und reichlich Einlage ausgestattete Spargel-Kartoffel-Bärlauch-Süppchen (6,50 Euro) von der Empfehlungskarte vor. Kartoffel + Bärlauch + Spargel = tolle Frühlingsterrine!
Die Schnipsel vom weißen Stangengemüse hatten noch ordentlich Knack und die feine Bärlauchwürze verlieh der ebenfalls auf Kartoffelbasis zubereiteten Frühlingsterrine ihren besonderen Gaumenkick. Kein Wunder, dass es uns schwerfiel, so früh am Abend die (Suppen-)Löffel abzugeben.
Aber es half ja alles nichts, denn auch die bestellten Zwischengänge wollten ja verputzt werden. Außerdem ging nicht nur das stille Wasser (0,75l für 5,40 Euro) neben mir – und damit meine ich nicht den netten Herren mit dem maroden Knie zu meiner Linken – so langsam zur Neige, sondern auch unser feines „Tröbbsche“ fiel einer rapiden „Verdunstung“ zum Opfer.
Doch bevor wir so richtig trocken (s)aßen, schob mir das vinophile Oberhaupt unseres Tisches den „weißen Peter“ zu und zwang mich, den Mann mit der tanningegerbten Rotweinzunge, zur Bestellung eines trinkbaren Vino Blanco. Der Herausforderung stellte ich mich gerne und warf ihm mit einer Flasche 2020er Chardonnay „Vom Kalkmergel“ (46 Euro) des Ausnahmewinzers Philipp Kuhn aus Laumersheim den Fehdehandschuh auf mineralisch-frische Art zurück. Mit Chardonnay isch's immer schää!
Das Bremer Flaschenputtel ließ sich indessen eine ansehnliche Portion Vitello Tonnato mit grünem Gestrüpp (14,90 Euro) schmecken, Vitello Tonnato
während sein Banknachbar mit dem kleinen Salat „Zwockelsbrück“ (6,90 Euro) versuchte, verloren geglaubte Vitamine wieder hereinzuholen. Sein mit Strauchtomaten, Feldgurke, gerösteten Kernen und Frühlingszwiebeln veredeltes Blattwerk schien ihn sichtlich zufriedenzustellen. Salat "Zwockelsbrück"
Mich hatte dagegen die Jakobsmuschel-Blutwurst-Kombi (12,90 Euro) an schaumig-straffer Muschel-Beurre-Blanc am meisten angesprochen. Zwei ausgesprochen hübsche Exemplare zierten in perfektem Röst- und Gargrad den aus angebratenen Apfel- und Blutwurstscheiben errichteten Unterbau. Gebratene Jakobsmuscheln auf Blutwurst und Apfel an Muschel-Beurre-Blanc
Die köstliche Mischung aus Säure, Erde und Würze harmonierte mit den beiden süßlich-nussigen Protagonisten ganz ausgezeichnet. Ein Zwischengang, der nicht nur optisch so richtig Laune machte und den auch meine beiden „Buddies“ argwöhnisch beäugten…
Dazu genoss ich das „flüssige Gold“ aus dem Hause Kuhn in vollen Zügen. Dieser elegante weiße Tropfen bestach durch seinen zarten Schmelz auf der Zunge. Nicht nur deshalb war er für mein mit einer guten Portion Rustikalität versehenen Muschelgericht eine sehr gut korrespondierende, flüssige Begleiterscheinung.
Pünktlich zu den ersten, langsam heraufziehenden Anzeichen leichter Sättigung wurde es dann so richtig fleischig. Der Schwarzwälder befürchtete mit seiner aus Saumagen, Blutwurst, Maultasche und Sauerkraut bestehenden Pfälzer „Schweinerei“ (17,90 Euro) eine gehörige Portion herzhafter Gaumenprügel, Lauter leckerer Schweinekram!
während Borgi und ich zum rabiaten Rumpsteak-Rundumschlag ausholten. Rumpsteak (sousvide) mit Pommes und gut gepfefferter Crème-Fraiche-Hollandaise
Jenes kam bereits grob tranchiert und mit einer kräftigen Bratenjus nappiert auf bzw. in die dunkle Keramik. Die sagenhaft lecker gepfefferte, mit Crème Fraiche zubereitete „Hollandaise“ wartete in einem Extra-Schälchen auf dipwilliges Verzehrvolk. Die dazu servierten, tadellos frittierten Steakhouse-Pommes überzeugten als knusprige Tunkwerkzeuge.
Unsere Stücke aus dem Rinderrücken gerieten à la bonheur und waren von auffallend zarter Textur. Das weitgereiste Fleisch aus südamerikanischen Landen wurde zuerst bei niedriger Temperatur vakuumgegart und danach noch mal kurz durch die heiße Pfanne geschleust. Dieses Medium-Rare-Erlebnis konnte sich wirklich sehen bzw. schmecken lassen. Oh, wie wünschte ich mir dazu einen tanninreichen Roten mit deutlich schmeckbarer Holznote…
Stattdessen zog die Bremer Sektdrossel mit einer Flasche Pinot Meunier Rosé Brut (33 Euro) die letzten Blubberregister. Spätestens da wurde mir sein eindeutig auf Zecherei ausgerichtetes Credo in Sachen Flüssigkeitsaufnahme bewusst. Leider viel zu spät, wie mir mein dicker Schädel am nächsten Tag brummend mitteilte.
Nun gut, der Apfel sollte auch an diesem Abend nicht weit vom Stammtisch fallen und so orderte ich diesen in ausgebackener Form mit einer Kugel Vanilleeis (4 Euro) als süßen Abschluss. Ausgebackener Apfel mit Vanille-Eis
Die beiden Wonnemänner zu meiner Linken delektierten sich derweil an Zitronensorbet mit Sekt (5 Euro) bzw. ohne Blubber (für den Fahrer). Irgendeiner am Tisch mampfte noch ein paar sündhaft süße Macarons (3,90 Euro) wie ein gut trainiertes Petit-Four-Werk.
Aber irgendwann (muss so gegen 23 Uhr gewesen sein…) hatten wir mit der uns freundlich umwirtenden Gastgeberin schließlich ein Einsehen. Gesprächsstoff wäre noch für viele Stunden gewesen, aber der lange Weg zurück forderte seinen Tribut und ein für alle Beteiligten ratsames Ende. Draußen vor dem Wirtshaustor erklärte mir Borgi noch ein paar selbst ausgedachte „Stern“-Bilder. Zugegeben: „Hagel“ und „Voll“ kannte ich bisher noch nicht.
Dieser denkwürdige Abend im kleinen aber feinen GG-Freundeskreis ging viel zu früh seinem Ende entgegen. Der Bremer wurde in der Innenstadt rausgelassen, wo er die letzte offene Raucherkneipe mit Dart und Kicker anvisierte (kann aber auch sein Hotel gewesen sein…sorry, der Alkohol). Herr Oparazzo fuhr mich mit württembergischer Nonchalance zurück nach Wörth, um dann selbst zu später Stunde im heimischen Nordschwarzwald von Frau und Hund sehnsüchtig erwartet zu werden.
Für eine Wiederholung dieser humor- und genussvollen „Bagaasch à trois“ würde ich jederzeit wieder zur Verfügung stehen. Für exzessiven Weinkonsum – ganz im Sinne von „betreutem Trinken“ – selbstverständlich auch.
Die Zwockelsbrück ist und bleibt meine Neustadter Lieblingsadresse in Sachen tadellos auf den Teller gebrachter Hausmannskost mit klarem Regionalbezug. Einige behutsam eingestreute kulinarische Akzente aus dem hohen Norden unserer Republik verraten dann aber doch die Herkunft des Küchenchefs.
Die Preise sind moderat und die Auswahl an Flaschenweinen geht weit über das übliche Weinstubenangebot hinaus. Zudem tafelt es sich in dem altehrwürdigen Gemäuer mit Blick auf das Zentrum von Neustadt ganz vortrefflich. Mein Tipp: Hingehen, solange die Niederbremers hier noch am Start sind!
Spätestens im Frühjahr fallen sie für gewöhnlich ein: die Weinstraßentouristen aus dem hohen Norden. Den Federweißen vom letzten Herbst noch nicht recht verdaut, dürstet es sie – kaum hat das Thermometer wieder auf zweistellig geschaltet – nach dem weißen „Rebenselixir“ aus Pfälzer Landen.
Die meisten verdünnen jenes in frevelhafter Weise mit Wasser, da sie sich einbilden, es würde sich dabei um ein Erfrischungsgetränk handeln. Der kundige Bremer tut das prinzipiell nicht. Das macht ihn zwar sympathisch, aber leider auch deutlich... mehr lesen
Weinstube Zwockelsbrück
Weinstube Zwockelsbrück€-€€€Weinstube, Gourmet063216777491Bergstraße 1, 67434 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"Freude schöner Gönnerfunken, Zecher im Delirium – zwei von ihnen angetrunken – na klar, bei so viel Weinkonsum!" marcO74Spätestens im Frühjahr fallen sie für gewöhnlich ein: die Weinstraßentouristen aus dem hohen Norden. Den Federweißen vom letzten Herbst noch nicht recht verdaut, dürstet es sie – kaum hat das Thermometer wieder auf zweistellig geschaltet – nach dem weißen „Rebenselixir“ aus Pfälzer Landen.
Die meisten verdünnen jenes in frevelhafter Weise mit Wasser, da sie sich einbilden, es würde sich dabei um ein Erfrischungsgetränk handeln. Der kundige Bremer tut das prinzipiell nicht. Das macht ihn zwar sympathisch, aber leider auch deutlich
Geschrieben am 01.09.2024 2024-09-01| Aktualisiert am
01.09.2024
Besucht am 29.02.2024Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 149 EUR
Am südöstlichen Rand der Karlsruher Gemarkung befindet sich der Stadtteil Stupferich. Er zählt aufgrund seiner Höhenlage von 215 m ü. NN zu den „Bergdörfern“ Karlsruhes und liegt eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft zwischen Hohenwettersbach, Palmbach, Mutschelbach und Kleinsteinbach. Naturräumlich gehört der Flecken bereits zum südlichen Kraichgau, wo die Herren Riesling, Müller und Ruländer (evtl. auch Grauburgunder…) seit Rebzeiten den Weißweinfreund beglücken.
Hier am nördlichsten Zipfel des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord kocht seit Oktober 2023 Roger Nagler eine durch und durch sym“badische“ Küche im besserbürgerlichen Sinne. Von außen betrachtet, würde man wohl kaum vermuten, dass das im Sportzentrum der SG-Stupferich beheimatete Restaurant mit dem wohlklingenden Namen „Aubrac“ eine so ehrlich geköchelte und schmackhafte Heimatkost auf die Teller bringt. Hier waren wir richtig!
Der ehemalige Weltenbummler und Küchenchef Roger Nagler nutzt die famosen Produktqualitäten aus der näheren Umgebung – das Fleisch stammt z.B. von der renommierten Qualitätsmetzgerei Glasstetter aus Völkersbach – und setzt bei seiner saisonal geprägten Regionalküche auf viel Selbstgemachtes. Unterstützt wird er von seiner Frau, die sich mit freundlich zugewandter Art um die Gäste kümmert.
Da mich gastronomische Neuigkeiten in und um die badische Fächerstadt seit meinem Umzug nach Wörth deutlich mehr interessieren als früher, stieß ich im Februar auf einem Karlsruher Online-Stadtmagazin auf einen Bericht über dieses vielversprechende, neue Restaurant im von mir noch nie besuchten Außenbezirk Stupferich. Von einem täglich wechselnden Business-Lunch in drei Gängen, die aber auch einzeln bzw. auf zwei Gänge reduziert bestellt werden können, war da die Rede.
An einem Dienstagmittag bot sich ein spontaner Besuch zusammen mit meiner Gattin an. Unser Töchterlein war zu dieser Zeit noch in der KiTa aktiv und so nutzten wir die Chance, mal wieder einen entspannten Lunch zu zweit genießen zu können. Parkplätze waren am Sportzentrum mehr als genug vorhanden. Das Schild am Eingang sagte uns, dass wir hier richtig waren. Tipp für Ersttäter: nicht vom äußeren Erscheinungsbild des Eingangsbereichs abschrecken lassen. Don't judge this book by its cover!
Ein paar Stufen mussten noch erklommen werden und schon befanden wir uns im – für eine Sportvereinsgaststätte – sehr geschmackvoll eingerichteten Inneren des Aubrac. Die Frau von Patron Nagler – dem Aussehen nach hat er sie während seines 11jährigen Aufenthalts in Singapur kennengelernt – empfing uns sehr freundlich und führte uns zum kurz zuvor per Telefon reservierten Tisch, der, wie alle anderen auch, in weißes Leinen gehüllt war und bereits von polierten Wasser- und Weingläsern, Stoffserviette und Einmalbesteck bevölkert wurde.
Wir saßen auf bequem gepolsterten Stühlen direkt am Fenster. Das als dekorativer Raumteiler dienende Regal mit den vielen Einmachgläsern voller Obst und Gemüse hatte ich voll im Visier. Gastraum mit Einmach-Deko
Aber auch der Blick durchs Fenster hinüber zur markanten (da höher gelegenen) Pappelallee von Hohenwettersbach hatte durchaus was. Kurzum: hier fühlten uns gleich sehr wohl und waren erstaunt, wie viel Mühe man sich bei der Gestaltung des Gastraumes gegeben hatte.
Die im DIN-A3-Querformat gehaltene, sehr übersichtlich angelegte Speisenkarte informierte über das täglich wechselnde Business-Lunch-Angebot der gesamten Woche. Daneben waren eine knappe Handvoll Salate sowie ein paar deftige Aubrac-Klassiker, die auch auf der Abendkarte zu finden waren, gelistet. Wer die zwei- oder dreigängige Speisenfolge zur Mittagszeit noch um ein paar „side orders“ erweitern wollte, für den stand ein respektables Zusatzrepertoire an Beilagen und Saucen bereit.
Das Tagesessen las sich wirklich gut. Wiesentaler Feldsalat mit Buttercroutons und zerlassenen Speckwürfeln war als Vorspeise unseres Mittagstischs gleich gebongt. Auch mit dem Rindergulasch mit hausgemachten Spätzle und Rotkraut zum Hauptgang rannte Chefkoch Nagler bei mir und meiner Gattin offene Karnivorentüren ein. Das von mir nicht sonderlich geliebte Rotkraut wurde ohne Aufpreis gegen glasierte Sesam-Karotten eingetauscht. Für die herzlich agierende Servicechefin war dieser kleine Sonderwunsch gar nicht der Rede wert.
Wir orderten beide die auf zwei Gänge reduzierte Mittagsmahlzeit (17 Euro) und wunderten uns über ihren mehr als freundlich kalkulierten Preis. Die Option auf die Mango-Crème-Brulée zum Dessert ließen wir uns noch offen. Es sollte dann später für meine Frau ein Affogato al caffè (6,90 Euro) werden, da ich gut gesättigt auf einen „süßen Nachschlag“ verzichtete.
Der halbe Liter Mineralwasser aus dem Hause Teinacher schlug mit fairen 3,60 Euro zu Buche. Da legten wir später gerne noch eine nach. Beim Blick in die Weinkarte wusste ich wieder sofort in welcher Region wir uns befanden. Hier waren in erster Linie badische Gewächse offen oder in der Flasche gelistet. Und das zu äußerst vernünftigen Preisen.
Bevor es richtig los ging, spendierte uns die Küche ein paar Scheiben Roggenmischbrot, denen man einen beherzt gewürzten Kräuterdip an die Seite stellte. Gutes Brot und Kräuterdip vorweg
Eine einfache, aber grundsolide Aufmerksamkeit für den hungrigen Gast. Ein gutes Brot kann ja bekanntlich immer dienen. Wenn dann auch noch der Aufstrich schmeckt, lässt sich der erste Hunger gleich stullenweise aus- bzw. wegschmieren.
Bereits der mit Knusperspeck und Buttercroutons garnierte Feldsalat wusste dank schmackiger Vinaigrette vollends zu überzeugen. Da wurde aber mal ein richtig feiner Essig zum Anrühren des sehr gut abgeschmeckten Salatdressings verwendet. Mit zupackender Säure und subtiler Süße veredelte er das erntefrische, grüne Blattgold vom Feld auf köstliche Art und Weise. Der Feldsalat mit Weltklasse-Vinaigrette
Der herzhafte Rapunzelsalat schmeckte mir derart gut, dass ich ihn zwei Tage später bei der Wiederholungstat mit drei Genusskollegen vom Wörther Schlemmerclub an gleichet Stelle wieder als Vorspeise verputzte.
Doch zurück zum zweisamen Mittagslunch mit meiner Gattin. Auch sie lobte ihren kleinblättrigen Wintersalat über das grüne Beet und freute sich sichtlich auf ein deftiges Rahmgulasch. Dieses ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Rahmgulasch mit Spätzle
Allein die mit Butterbrösel bestreuten Spätzle aus der Hauspresse, die sich mit der stattlichen Portion fachmännisch geschmorter Rinderstückchen den Teller teilen durften, waren aller (dafür verwendeten) Eier wert.
Der saftige Schmorküchenoutput kam mit ordentlich Schmackes aufs Porzellan. Seine leichte Säurenote verortete die beliebte Fleischspeise mehr in Richtung Frankreich als an den Balaton. Da wurde anscheinend nicht mit Köchelwein gegeizt. Sein durchaus wahrnehmbarer Gemüseanteil ließ auf versiertes Saucenhandwerk schließen. Dem Küchenchef stand wohl der Sinn nach kräftig zupackenden Aromen. Da machten selbst der Schuss Sahne und die Cocktailtomate zur Papillenberuhigung Ende Februar durchaus Sinn. Ehrlich gekochter Hausmannsteller der deftigen Art
Die Beilagen zu diesem herzhaften Mahl wurden à part in kleinen Schüsseln serviert. Meine Frau war vom aromatisch duftenden Rotkraut nach bester Großmutter-Art ganz begeistert. Rotes Aromakraut wie bei Großmuttern
Aber auch meine sorgsam glasierten Sesammöhrchen konnten durchaus was. Ein Hauch von Asien wehte durch das gutbürgerliche Gebälk der liebenswürdigen Sportvereinsgaststätte. Ach wie schön, wenn sich solch unerwartete Leckereien mit bekannten Geschmacksbildern ins beste Benehmen setzen. Glasierte Sesammöhrchen für den Rotkrautverschmäher
Dass der zum Nachtisch georderte Affogato al caffè mit stolzen 6,90 Euro berechnet wurde, gehörte wohl zur Mischkalkulation dieses sehr preiswerten Mittagessens dazu. In Anbetracht der sehr freundlich kalkulierten zwei Gänge, fiel das überteuerte italienische Espresso-Vanilleeis-Dessert kaum ins Gewicht. Eiscafé mit Vanille für die Dame
Meine Begeisterung war sogar so groß, dass ich zwei Tage später mit drei Gaumenfreunden im Schlepptau noch einmal im „Aubrac“ aufschlug. Da allerdings zum Abendessen, da zu dieser Zeit die Auswahl an badischen Leib- und Seelengerichten etwas größer ist. Jedoch vom Umfang her immer noch so, dass ihre Zubereitung von Chefkoch Nagler ohne Frischeeinbußen alleine bewerkstelligt werden kann.
Diesmal waren wir sogar noch näher am stimmungsvoll beleuchteten Regal mit den Einmachgläsern dran. Unser Vierertisch befand sich quasi direkt davor, was uns vom übrigen Geschehen etwas abschirmte. Gastraumimpression am Abend
Das war gar nicht nötig, denn der Andrang hielt sich an diesem Abend in Grenzen. Nur im Nebenzimmer ging es etwas lebendiger zu. Da feierten ein paar ältere Semester Geburtstag. Die angenehme Beleuchtung des Gastraumes war dem gemütlichen Ambiente äußerst zuträglich. Einem entspannten Abend unter gleichgesinnten Genussspechten stand also nichts im Wege. Entspannte Atmosphäre im Sportzentrum
Für den Durst bestellte ich eine große Karaffe Tafelwasser mit frischer Minze und Zitrone (1 Liter für 5,20 Euro). Sehr wohltuend und erquickend zugleich. Mit Pfefferminz und Zitrone aufgefrischtes Tafelwasser
Meine Kollegen erfreuten sich unter anderem an Hoepfner Pils vom Fass (0,4l für 3,80 Euro), hausgemachter Zitronenlimo (0,25l für 3,20 Euro) und dem perlenden Nass aus dem Hause Teinacher (0,5l für 3,60 Euro). Der „Digestifstabler“ am Tisch benötigte nach dem Essen noch einen Obstbrand von Prinz (2cl für 3,50 Euro), während der koffeinresistente Tischgenosse wie immer auf seinen Kaffee Crème (2,60 Euro) bestand.
Bevor jedoch unsere georderten Speisen serviert wurden, begrüßte uns die Küche mit einem kleinen, fein abgeschmeckten Schmankerl aus Baden. Die lauwarmen, leicht säuerlichen Linsen mit Spätzle im Einmachgläschen kamen als Amuse bei allen gut an. Spätzle auf lauwarmen Linsen als Amuse
Beim Wiesentaler Feldsalat mit Speck und Croutons (9,90 Euro) ging ich auf Nummer sicher. Die Hausvinaigrette, die knusprigen Butterkracher und der nicht zu salzig ausfallende Brutzelspeck hatten es mir einfach angetan. Da kam ich an einer Wiederholungstat einfach nicht vorbei und war genauso zufrieden wie zwei Tage zuvor. Schmackiger Feldsalat für vinaigrette-affine Wiederholungstäter
Auch mein Tischnachbar setzte auf frisches Grün in Form eines vorweg gereichten Beilagensalates (4,90 Euro) und zeigte sich vom schmackigen Hausdressing nicht minder begeistert. Der kleine Beilagensalat
Beim Wörther Genießer schräg gegenüber basierte der Salat hingegen auf in Streifen geschnittener Fleischwurst. Sein herzhafter, aus Schinken-Lyoner, Zwiebel und Essiggurken bestehender „Worscht-Salat“ (7,90 Euro) machte nicht nur optisch einen guten Eindruck. Ein guter Worschtsalat geht auch im Februar
Der Vierte im Bunde hatte sich zu einer tadellos abgeschmeckten Maronensuppe mit Buttercroutons (5,90 Euro) hinreißen lassen und bereute keinen einzigen Löffel davon. Da hatte sich mein Kollege ein feines Maronensüppchen eingebrockt
Unsere vier Hauptgänge ließen auf einen zünftigen Herrenabend schließen. Zweimal wurde das Cordon Bleu vom Schwein mit Pommes frites (18,90 Euro) ausgewählt. Cordon Bleu vom Schwein mit Pommes
Mein Gegenüber durfte sich an einem köstlichen Hirsch-Rahm-Gulasch mit hausgemachten Spätzle und Wildpreiselbeer-Marmelade (19,90 Euro) erfreuen. Hirsch-Rahmgulasch mit hausgemachten Spätzle und Wildpreiselbeermarmelade
Und auch meine Wenigkeit ließ sich mal wieder nicht lumpen und verputzte den „Rumpen“ (= Rumpsteak, 23,90 Euro). Badisches Rumpsteak mit Bratkartoffeln und Röstzwiebeln
Mein nicht allzu dick geschnittenes Steak aus dem Rinderrücken wurde im gewünschten Gargrad („medium rare“) geliefert und war – neben den obligatorischen Bratkartoffeln – mit knusprig angerösteten Vertretern der Gattung Lauchgewächse als Auflage gesegnet. Fleischgenuss auf badisch
Mit zusätzlich georderter Bratensoße (2,90 Euro) machte ich mich sofort daran, meinen Rumpsteakteller süffig zu unterfüttern. Ein Kännchen Bratensauce extra (zum Rumpsteak)
Bratkartoffeln und Bratensoße – zwei kulinarische Seelenverwandte, denen ich hin und wieder gerne nahestehe. Zumal der tiefgründige, aus einer ehrlich gekochten Jus gezogene Beiguss die Geschmacksknospen jubeln ließ. Dafür ein paar Euro extra zu verlangen, ist mehr als verständlich. Rumpsteakteller im Saucengewand
Aber auch das Fleisch vom Völkersbacher Kultmetzger Bernd Glasstetter war über alle karnivorischen Zweifel erhaben. Vom Cut her eher „biffdeck-like“ (also dünner geschnitten) erinnerte es mich an meine das ganze Haus in betörenden Zwiebel-Fleisch-Bratdunst hüllende Oma Elisabeth, die früher gerne ein gutes, aber leider immer viel zu lange gebratenes (und deshalb trockenes) „Biffdeck“ aus der Pfanne hob.
Das Rumpsteak aus Roger Naglers Küche überzeugte jedoch auf ganzer Linie. Keine Riesenportion. Da wäre wohl in Mannheim keine ganze Familie von satt geworden (darf man schon noch sagen, oder?). Aber saftig in seinem Kern und außen rösch gebraten war das ein echter Gaumenschmaus für Fleischgesinnte. Das mutete von der Optik her zwar nicht besonders spektakulär an, entpuppte sich aber vom ersten bis zum letzten Bissen als glücklich machendes Bravourstück deftiger Fleischeskost.
Vom schwelgerischen Hirschvernichter gegenüber vernahm ich eh nur noch „Hmmms“. Auch die Brüder des blauen Bandes schwiegen selig, als der geschmolzene Käse aus ihren klassischen Panadebeispielen troff und das weiße Rund benetzte. Ein äußerst saftiges Beispiel dafür, wie man mit gutem Käse und hochwertigem Kochschinken das gemeine Schnitzel „Wiener Art“ nicht nur füllen, sondern auch aufwerten kann. So muss das laufen beim Cordon Bleu
Nur der Wildbretfahrer gegenüber von mir zog einen süßen Abschluss in Betracht. Alle anderen am Tisch waren einfach viel zu vollgefuttert, um als echte Desserteure zu gelten. Er entschied sich für die mit feiner Zimtnote ausgestattete Lebkuchenmousse mit Stupfericher Zwetschgenkompott (7,90 Euro). Kein Fehler, wie er in nachweihnachtlicher Nachtischlaune rühmend reüssierte. Lebkuchenmousse mit Zwetschgenkompott
Die 150 Euro für uns vier waren in Anbetracht der genossenen Speisen und Getränke mehr als gut angelegt. Der nette Plausch mit Herrn Nagler, der sich nach getaner Arbeit zu uns gesellte und unsere Zufriedenheit erfragte, eine sympathische Zugabe, die uns zeigte, dass sich auch eine etwas ambitioniertere Clubhausgastronomie erst einmal etablieren muss und aller Anfang gar nicht so leicht ist. Dem sympathischen Koch vom Aubrac wünsche ich jedenfalls alles Gute und eine entsprechende Würdigung seines sehr lobenswerten Qualitätsdenkens durch treue Gäste.
Ehrliches Küchenhandwerk soll sich aber auch lohnen, weshalb ich durchaus nachvollziehen könnte, wenn man die Preise nach einer gewissen Eingewöhnungsphase noch etwas anhebt. Andere verlangen das ja auch. Und da wird deutlich mehr aus der Tiefkühltruhe geholt und aufgewärmt.
Das Restaurant Aubrac, dessen lauschige Außenterrasse wir im Februar leider noch nicht nutzen konnten (und dies deshalb dringend nachholen müssen), ist eine Empfehlung für Freunde souverän zu Porzellan gebrachter, badischer Hausmannskost. Selbst Vegetarier sind hier zwischen Walldorf-Salat, Käsespätzle und Auberginen-Cordon-Bleu gut aufgehoben. Besonders mit dem befreundeten Genießerpärchen (samt drolligem Anhang) aus Bad Herrenalb könnten wir uns eine Wiederholungstat in Bälde vorstellen, denn der Weg nach Stupferich wäre für beide Seiten etwa gleich lang…
Am südöstlichen Rand der Karlsruher Gemarkung befindet sich der Stadtteil Stupferich. Er zählt aufgrund seiner Höhenlage von 215 m ü. NN zu den „Bergdörfern“ Karlsruhes und liegt eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft zwischen Hohenwettersbach, Palmbach, Mutschelbach und Kleinsteinbach. Naturräumlich gehört der Flecken bereits zum südlichen Kraichgau, wo die Herren Riesling, Müller und Ruländer (evtl. auch Grauburgunder…) seit Rebzeiten den Weißweinfreund beglücken.
Hier am nördlichsten Zipfel des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord kocht seit Oktober 2023 Roger Nagler eine durch und durch sym“badische“... mehr lesen
4.5 stars -
"Hausmannsköstliche Freuden im Sportzentrum von Stupferich" marcO74Am südöstlichen Rand der Karlsruher Gemarkung befindet sich der Stadtteil Stupferich. Er zählt aufgrund seiner Höhenlage von 215 m ü. NN zu den „Bergdörfern“ Karlsruhes und liegt eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft zwischen Hohenwettersbach, Palmbach, Mutschelbach und Kleinsteinbach. Naturräumlich gehört der Flecken bereits zum südlichen Kraichgau, wo die Herren Riesling, Müller und Ruländer (evtl. auch Grauburgunder…) seit Rebzeiten den Weißweinfreund beglücken.
Hier am nördlichsten Zipfel des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord kocht seit Oktober 2023 Roger Nagler eine durch und durch sym“badische“
Geschrieben am 24.08.2024 2024-08-24| Aktualisiert am
24.08.2024
Besucht am 23.02.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 37 EUR
Nach langer (freiwilliger) Abstinenz statteten wir an einem Freitagnachmittag Ende Februar dem berühmten schwedischen Möbelhaus mit den vier Buchstaben mal wieder einen Besuch ab. Das war kein Kinderspiel (oder doch?), mussten wir doch stets damit rechnen, dass unsere kleine Maus irgendwohin ausbüchst und sich zwischen „Pax“, „Kallax“ und „Billy“ versteckt. Ganz klar, dass sich bei dieser nervenaufreibenden Mission in Sachen Kleinmöbelerwerb irgendwann der gemeine Hausratshunger meldete.
Nach schwedischen Hackbällchen in Rahmsauce und einem Hot-Dog zum Selberbasteln stand uns nicht der Sinn. Für ein ausgedehntes Abendessen war unsere Kleine schon zu müde. Also musste was Schnelleres her. Das „Gasthaus zum Schachtelwirt“ alias „Goldene Möwe“ kam nicht in Frage. Gleiches galt für seinen systemgastronomischen Erzfeind, den selbsternannten Bulletten-König.
Aufgrund der Nähe des blaugelben Möbelladens (Karlsruhe East-End) zum Stadtteil Durlach, scannte ich die kulinarische Lage im Osten der Fächerstadt nach einkehrwürdigen Schnellrestaurants ab und entdeckte das 33 Mersin Tantuni, das sich im Durlacher Industriegebiet direkt neben dem türkischen Dogus Supermarkt befindet.
Natürlich hätten wir auch ein paar Meter weiter beim beliebten American Diner halt machen können, aber die Aussicht auf einen uns bis dahin gänzlich unbekannten Fladenbrot-Snack aus der Provinz Mersin, ließ uns den Wagen in der Killisfeldstraße abstellen und das kleine, hell beleuchtete Imbiss-Restaurant betreten. Außenansicht am Abend
Die Zahl „33“ im Namen ist schnell erklärt, handelt es sich bei ihr ganz lapidar um die Provinznummer der direkt an der Mittelmeerküste zwischen Antalya und Adana befindlichen Region, aus welcher der mit Rind- oder Lammfleisch gefüllte Türkei-Wrap stammt.
Kebab-affine Karnivoren kennen möglicherweise die gleichnamige Provinzhauptstadt Mersin – sie zählt immerhin fast eine Million Einwohner – aufgrund ihrer großen Anzahl ausgezeichneter Tantuni-Tavernen. Zugegeben, mir war vor unserer Einkehr in Durlach weder die Region noch deren Fleischspezialität im Fladenbrot ein Begriff.
Man begrüßte uns sehr freundlich und bat uns an einem der wenigen niedrigen Tische Platz zu nehmen. Orientalisches Imbiss-Restaurant-Ambiente der eher nüchternen Art
Wir ließen uns auf dem orientalischen Sofa der tiefergelegten türkischen Sitzgruppe nieder und blätterten in der bereitliegenden Speisenkarte. Auf Sauberkeit bedachtes Imbiss-Interieur
Die Köfte waren an diesem Abend bereits aus. Ein echter Jammer, den ich mit der Bestellung der Hausspezialität zu kompensieren versuchte.
Auch meine Frau ließ sich auf das mit kleingeschnittener, zart gebrutzelter Rinderhüfte, Salat, Tomate und Glattpetersilie gefüllte Fladenbrot aus Mersin ein. Da begann der freundliche Mann hinter der Theke bereits mit der Zubereitung zweier Tantuni-Portionen, die man uns mit jeweils 7,50 Euro in Rechnung stellte. Er ließ mich diesen Vorgang freundlicherweise im Bild einfangen. Voranschreitende "Tantunisierung" am Tepsisi
Vorweg orderten wir noch zweimal die Linsensuppe (7 Euro pro Nase), die uns in dem nicht besonders gut beheizten Imbiss-Restaurant wenigstens von Innen etwas wärmte. Sie wurde zeitnah mit Zitrone, in Salzlake eingelegtem Gemüse und kurz angetoastetem Fladenbrot serviert. Sehr praktisch, da es sich bei den würzig-frischen Beigaben auch um die traditionellen Komplizen des Tantuni handelt. Mercimek Corbasi "mit allem"
Das Töchterchen durfte sich derweil an einer gut gewürzten Portion Pommes (4 Euro) mit Ketchup delektieren. Pommes für das Töchterchen (später dann Väterchen)
Ein Mineralwasser-Fläschchen (0,5l für 2 Euro) war genauso schnell dem Kühlschrank entnommen wie die Mutter aller Apfelschorlen mit dem Fahrstuhl im Namen (auch 2 Euro). Bestellt und bezahlt wird übrigens vorne an der Theke. Türkische Edelstahlromantik im Küchen-Abteil
Auf eine „ordentliche“ Rechnung wird - wie in Dönerläden allgemein üblich – auch hier verzichtet.
Die hauptsächlich aus pürierten roten Linsen zubereitete „Mercimek Corbasi“ kam heiß aus dem Wärmebehälter in die auf einem Tablett platzierte Schüssel. Ein angenehmer Duft von Kreuzkümmel stieg mir in die Nase. Ein paar Spritzer Zitrone frischten diesen Suppenklassiker der türkischen Landesküche noch etwas auf. Türkische Linsensuppe von Format!
Auch meiner Gattin schmeckte die orientalisch gewürzte Terrine hervorragend. Mit der tadellos abgeschmeckten, leicht sämigen Linsensuppe vom Bosporus hatten wir die richtige Vorspeisenwahl getroffen. So viel stand nach dem ersten Löffel bereits fest. Kein Wunder, dass das subtil aromatisierte Süppchen auch unserem Töchterchen mundete.
Sehr positiv überrascht ging es dann an die in Alufolie gewickelten Tantuni-Rollen. Der fertige Tantuni im Fladenbrot
Sie unterschieden sich von gewöhnlicher, türkischer Drehspießware durch ihren fein gewürzten (Sumach!), sehr zart ausfallenden Rindfleischkern. Hierzu wurde kleingehäckseltes Fleisch aus der Hüfte verwendet. Im Tantuni Tepsisi, so nennt man die eigens dafür verwendete Alu-Pfanne mit einer Vertiefung in der Mitte, wurde dies unter ständigem Schwenken und Rühren fachmännisch gegart.
Gewürze, Öl und Wasser ergaben zusammen mit dem Fleischsaft einen würzigen Sud, mit dem – und das ist beim Tantuni ein absolutes Muss – die Fladenbrothälften vorab benetzt werden. Zusammen mit dem Salat und der Tomate – Zwiebel ließ ich wie immer außen vor – ergab das einen saftig-frischen Abendsnack und war eine willkommene Abwechslung zum bekannten türkischen Streetfood vom Drehspieß.
Ob der Mann am Tepsisi auf die berühmte Baharat-Gewürzmischung zurückgriff, um sein Rindergeschnetzeltes zu veredeln, blieb sein Geheimnis. Um den dezenten Einsatz von Chiliflocken (pul biber) hatte ich bei der Bestellung („mit Scharf!“) ausdrücklich gebeten. Die leichte Schärfe stand der türkischen Tortilla übrigens gut zu Wrap. Aber über diese Art der „Pikantmachung“ herrscht ja bei den meisten Kebab-Konsumenten sowieso Konsens.
Extra nach Mersin reisen würde ich für dieses vorzügliche Rindfleisch-Sandwich zwar nicht, aber in dem sympathischen, kleinen Lokal im Industriegebiet von Karlsruhe-Durlach sehe ich mich zusammen mit meiner Family oder Freunden durchaus mal wieder sitzen. Im Netz schrieb einer über diese türkische Streetfood-Spezialität: „Wer Döner mag, wird Tantuni lieben!“. Dem kann ich nur ausdrücklich zustimmen.
Nach langer (freiwilliger) Abstinenz statteten wir an einem Freitagnachmittag Ende Februar dem berühmten schwedischen Möbelhaus mit den vier Buchstaben mal wieder einen Besuch ab. Das war kein Kinderspiel (oder doch?), mussten wir doch stets damit rechnen, dass unsere kleine Maus irgendwohin ausbüchst und sich zwischen „Pax“, „Kallax“ und „Billy“ versteckt. Ganz klar, dass sich bei dieser nervenaufreibenden Mission in Sachen Kleinmöbelerwerb irgendwann der gemeine Hausratshunger meldete.
Nach schwedischen Hackbällchen in Rahmsauce und einem Hot-Dog zum Selberbasteln stand uns nicht der... mehr lesen
4.0 stars -
"Wer Döner mag, wird Tantuni lieben!" marcO74Nach langer (freiwilliger) Abstinenz statteten wir an einem Freitagnachmittag Ende Februar dem berühmten schwedischen Möbelhaus mit den vier Buchstaben mal wieder einen Besuch ab. Das war kein Kinderspiel (oder doch?), mussten wir doch stets damit rechnen, dass unsere kleine Maus irgendwohin ausbüchst und sich zwischen „Pax“, „Kallax“ und „Billy“ versteckt. Ganz klar, dass sich bei dieser nervenaufreibenden Mission in Sachen Kleinmöbelerwerb irgendwann der gemeine Hausratshunger meldete.
Nach schwedischen Hackbällchen in Rahmsauce und einem Hot-Dog zum Selberbasteln stand uns nicht der
Geschrieben am 13.08.2024 2024-08-13| Aktualisiert am
14.08.2024
Besucht am 22.02.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 12 EUR
…sagte einst ein großer, starker Mann, der nicht nur für seine schlagkräftigen „Argumente“, sondern auch für seine markigen Sprüche von Freunden italienischer Hau-Drauf-Filme geradezu vergöttert wurde. Die Rede ist natürlich vom legendären Carlo Pedersoli, den die meisten nur unter dem selbstgewählten Pseudonym „Bud Spencer“ kennen.
Ich zähle zwar nicht zu seinen größten Verehrern, brauchte aber dennoch an jenem Donnerstag Ende Februar ein wenig Futter zum Lunch, um die nachmittägliche Schulveranstaltung (Arbeitsgemeinschaft „Klettern“) in der nicht weit entfernten Kletterhalle „The Rock“ gut über die Wände zu bringen. Da lag ein Besuch in dem etwas skurril anmutenden Spencer-Hill-Schuppen praktisch auf dem Weg. Im früheren "Hoepfner Treff" haben heute Bud & Terence das Sagen Hier geht's rein
Rudine und Sayer Farik, die im August 2023 den früheren „Hoepfner-Treff“ in der Griesbachstraße 2 im Karlsruher Stadtteil Grünwinkel übernommen haben, sind anscheinend große Fans der beiden wort- und schlaggewaltigen Western-Komödianten, das lässt bereits der Name des Lokals vermuten. Im urig-rustikal eingerichteten Gastraum wird mit großformatigen Bildern, Blechschildern und Filmplakaten an die beiden Namensgeber erinnert. Viel Bud, viel Terence!
Zum gemütlichen Saloon-Ambiente passen auch die derben Holzmöbel, denen man ihr Alter tatsächlich auch ansieht. Aber auch das gehört wohl zum Konzept dieser auf deutsche und mediterrane Gerichte ausgelegten Gastro-Kneipe, in deren Räumlichkeiten seit Ende des Zweiten Weltkriegs der wohl am „beschden“ gebraute Gerstensaft der Fächerstadt, das selbst bei Pfälzern sehr hoch im Kurs stehende Hoepfner Bier, unters badische Volk gebracht wird.
Ich selbst war im „Hoepfner Treff“ bereits in den 80er Jahren ein paar Mal zur Mittagszeit zu Gast. Mein Vater leitete damals gleich nebenan das technische Außenbüro der Klöckner-Moeller GmbH in Karlsruhe, einem zu jener Zeit nicht nur deutschlandweit sehr bekannten Unternehmen im Bereich Schaltanlagen und Automatisierungstechnik. Hier durfte ich als 14-Jähriger im Lager und in der Werkstatt meine ersten Erfahrungen mit der anstrengenden Arbeitswelt sammeln. Und mich ab und zu in der Mittagspause mit den Kollegen im benachbarten Biergarten an einem Kaltgetränk erfreuen.
Zeitreise beendet. Ca. 35 Jahre später sitze ich beim gut besuchten Nachfolger und versuche das triste Februar-Grau mit einem zünftigen Mittagstisch wenigstens temporär zu verscheuchen. Die direkt neben dem Eingang angebrachte Tafel kündete von einem sagenhaft günstigen Mittagsbuffet für gerade mal 8,90 Euro. Das preisgünstige Mittagsangebot
Dennoch warf ich einen Blick in die aufklappbare Speisenkarte, die auf meinem etwas höher gelegenen Tisch auf mich wartete.
Von meiner hölzernen Empore aus hatte ich einen guten Blick auf das rege Treiben der den Gastraum nahezu komplett ausfüllenden Mittagstischler. Auch das auf dem Ausschanktresen in diversen Wärmebehältnissen versteckte Lunchangebot fiel mir gleich ins Auge. Irgendwie gefiel es mir trotz der Lautstärke in diesem liebevoll anachronistisch eingerichteten „Western von gestern“ ganz gut. Zur Mittagszeit ein voller Laden...
Bud hätte die geschäftige Atmosphäre des Ladens wahrscheinlich mit den Worten „Es ist mir hier zu laut, ich kann nicht richtig kauen!“ (Zitat aus „Zwei wie Pech und Schwefel“) quittiert. Mich störte das nicht weiter und das Mineralwasser für den Durst (0,5l für 3,20 Euro) wurde von der sehr freundlichen Servicechefin Rudine Farik zügig serviert. Außerdem leerte sich das Lokal recht schnell, da die meisten wieder zurück an ihren Arbeitsplatz mussten. ...der sich jedoch zügig leerte
Die Standardkarte las sich wie ein auf Sättigung abzielender Italo-Western. Mit Pizza, Pasta, Flammkuchen und ein paar Fleischgerichten wurde an den gesunden Volkshunger appelliert. Auch eine kleine Mittagskarte mit deftigen Evergreens – Wurstsalat, Käsespätzle, Lasagne und Burger gehen halt immer – kündete vom herzhaften Leibspeisenrepertoire des Hauses, dessen Spezialität die legendäre Bohnenpfanne à la Bud Spencer war. Das Signature Dish...;-)
Vor der mit 46-prozentigem „Bud-Spencer-Legend-Whisky“ von den St. Kilian Distillers aus dem unterfränkischen Örtchen Rüdenau flambierten „Westerpfanne“ hatte ich dann doch zu viel Respekt. Obwohl mir die dadurch eventuell verliehenen „Aufwinde“ beim Hallenklettern durchaus hätten behilflich sein können…
Ich zog schließlich die Option „Mittagsbüfett“, um mich mehr oder weniger selbstverantwortlich durchzufuttern. Denn da war laut Schiefertafel einiges dabei, was mir zusagte. Mit einer kleinen Tasse Brokkolisuppe ging es los. Gut gewürzte Brokkolisuppe zum Auftakt
Diese war grundsätzlich nicht komplett daneben püriert (und auch sicherlich nicht aus der Tüte!), kam aber leider etwas überwürzt aus dem Suppenwärmer. Pfeffermühle und Salzstreuer wurden somit locker auf Distanz gehalten. Eines Nachschlags bedurfte es dennoch nicht.
Die mit schmackiger Käsefüllung ausgestatteten Tortellini „Quatro Formaggi“ erinnerten doch arg an gute Tütenware von Hilcona. 4-Käse-Tortellini mit Tomaten-Sahne-Sauce
Ich genoss einen Teller mit einer leichten Tomaten-Sahne-Sauce, der ich mit ein paar Tropfen aus der Tabasco-Magnumflasche (von der Theke) ein wenig auf die Sprünge half. Klar, ging das als erwartbare Kantinenkost der besseren Art durch. Der Pasta aus dem Warmhaltebehälter fehlte es aufgrund des Nachgarens natürlich an Biss. Aber wenigstens befeuerte die eigenmächtig verschärfte Tomatentunke wohltuend den Gaumen.
Bereits ein wenig „angesättigt“ wagte ich mich an meinen „secondo piatto“, der mir zwei kleine Scheiben in der Pfanne gebratenen Schwarzwälder Fleischkäse einbrachte. Knusprig gebräunter Pfannenfleischkäse (leider ohne Spiegelei)
Auf die Schmorzwiebeln verzichtete ich dankend, gönnte mir dazu jedoch zwei Salzkartoffeln als Sättigungsbeilage. Den Teller wechselte ich nicht. Die restliche Tomatensauce half dabei, die etwas zu kurz geköchelten Erdäpfel süffig zu unterfüttern.
Dem salzwürzigen „Leberkaas“ fehlte eindeutig ein mildes (Spiegel)-Eigelb on Top, um die kulinarische Reminiszens an diverse Mittagessen in der Landauer Uni-Mensa perfekt zu machen. Würde der dazu getrunkene, halbe Liter Mineralwasser den bald einsetzenden Nachdurst wenigstens etwas hinauszögern? Ich ließ es auf einen Versuch ankommen.
Wenn ich meinen Besuch ganz profan als Einkehr zur Sättigung betrachte, wurde das Primärziel mit diesem sehr günstigen Mittagsbüfett klar erreicht. Richtiger Genuss konnte und wollte sich da jedoch nicht so recht einstellen. Dennoch hat es mir hier gut gefallen und ich würde alleine wegen dem kultigen Ambiente und der Erinnerung an alte Zeiten bzw. Filme wieder in der sympathischen „Bud-Beiz“ (sorry Terence, da warst auch damals „nur“ das Krokodil und nicht das Nilpferd…) aufschlagen.
Dann aber lieber am Abend mit meinen beiden Mädels im Schlepptau. Denn meine Frau würde nach eigenem Bekunden die Shakshuka-Pfanne à la Terence Hill – den levantinischen Klassiker findet man schließlich nicht so oft auf Speisenkarten – gerne mal ausprobieren. Unsere Kleine wäre mit der hier offerierten Pasta-Auswahl sicherlich hochzufrieden und hätte auch ordentlich was zu gucken. Außerdem kann einem ein gut gekühltes Hoepfner vom Fass den Weg über den Rhein vergolden. In diesem Sinne, bis bald mal wieder, Bud & Terence!
…sagte einst ein großer, starker Mann, der nicht nur für seine schlagkräftigen „Argumente“, sondern auch für seine markigen Sprüche von Freunden italienischer Hau-Drauf-Filme geradezu vergöttert wurde. Die Rede ist natürlich vom legendären Carlo Pedersoli, den die meisten nur unter dem selbstgewählten Pseudonym „Bud Spencer“ kennen.
Ich zähle zwar nicht zu seinen größten Verehrern, brauchte aber dennoch an jenem Donnerstag Ende Februar ein wenig Futter zum Lunch, um die nachmittägliche Schulveranstaltung (Arbeitsgemeinschaft „Klettern“) in der nicht weit entfernten Kletterhalle „The Rock“ gut... mehr lesen
3.5 stars -
"Ohne Heu kann das beste Pferd nicht furzen!" marcO74…sagte einst ein großer, starker Mann, der nicht nur für seine schlagkräftigen „Argumente“, sondern auch für seine markigen Sprüche von Freunden italienischer Hau-Drauf-Filme geradezu vergöttert wurde. Die Rede ist natürlich vom legendären Carlo Pedersoli, den die meisten nur unter dem selbstgewählten Pseudonym „Bud Spencer“ kennen.
Ich zähle zwar nicht zu seinen größten Verehrern, brauchte aber dennoch an jenem Donnerstag Ende Februar ein wenig Futter zum Lunch, um die nachmittägliche Schulveranstaltung (Arbeitsgemeinschaft „Klettern“) in der nicht weit entfernten Kletterhalle „The Rock“ gut
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Allein die Fahrt zum versteckt gelegenen Bärenbrunnerhof sorgt bereits für eine gewisse Entschleunigung. Denn auf dem schmalen Sträßchen durch das romantische, von majestätischen Sandsteinfelsen, saftigen Wiesen und dichtem Wald gesäumte Kuhbachtal fährt man besser langsam – es könnte nämlich jemand entgegenkommen! Am Ende dieser ungewöhnlichen „Sackgasse“ erwartet einen dafür ein Ausflugsziel der ganz besonderen Art.
Irgendwie fühlt man sich bereits bei der Ankunft „weitab vom Schuss“.
Ein Teil des weitläufigen Anwesens (dahinter der Nonnenfels)
Dabei liegt das Örtchen Schindhard gerade mal drei Kilometer von dem Bio-Gasthof entfernt. Egal wie, für mich fühlt sich eine Einkehr in meiner liebsten Après-Climb-Adresse immer wie ein Heimkommen an. Da spielt das Kulinarische meist nur eine Nebenrolle, was den hier angebotenen Produkten – viele davon stammen von der hofeigenen Landwirtschaft – absolut nicht gerecht wird.
Aber allein der Blick auf die mächtige Klosterwand gegenüber weckt jedes Mal schöne Erinnerungen – vor allem an meine letzten Klettermeter als Junggeselle und die darauffolgende Nacht mit meinen besten Freunden auf dem nahegelegenen Campingplatz…
Ein Stück heile Pfälzerwald-Welt und dahinter die imposante Klosterwand
“The space around the stars is something that you know…“ (Zitat aus dem Lied „The Space“ von der Gruppe Marillion) – und hier kommt einem der Sternenhimmel tatsächlich besonders nahe vor, da ringsum keinerlei Lichtquellen vorhanden sind.
Zeitsprung. Wir haben Ende Mai und das Wetter erlaubt einen Ausflug mit der Familie in den Pfälzerwald. Die Pfingstferien sind noch in vollem Gange und da bietet sich auch mal eine etwas längere Autofahrt in die „alte Kletterheimat“ an. Vor dem Waldspaziergang wollten wir uns noch ein wenig stärken. Nicht nur dafür war der Besuch des Bärenbrunnerhofs die perfekte Wahl.
Auch die Möglichkeiten, die der liebevoll angelegte Spielplatz unserem Töchterchen bot, kamen uns sehr entgegen. Natürlich nahmen wir aufgrund der warmen Witterung draußen auf der sonnenbeschirmten Terrasse Platz.
Gut beschirmt auf der Terrasse
Zuvor hatten wir drinnen an der Theke unsere Essensbestellung aufgegeben. Nun saßen wir bei gut gekühlten Getränken im Freien und warteten bis das Brummen des Pagers den finalen Akt der Selbstbedienung einläutete.
Hier bedient man sich selbst und räumt auch selbst wieder ab
Ich gönnte mir einen halben Liter „Urstoff“ aus der Flasche (4,90 Euro). Das süffige Helle von der Neumarkter Benchmark in Sachen Bio-Bier – nicht nur regelmäßige Reformhauskunden wissen seine Qualität zu schätzen – tat gute Dienste am bösen Durst. Auch Frau und Kind unterstützten die sympathische Bio-Brauerei aus der Oberpfalz. Sie erfreuten sich an einem alkoholfreien Pils und einer Bio-Orangenlimonade (beide aus der 0,33l-Flasche für 4 Euro) aus dem gleichen Hause.
Auf den harten, hölzernen Sitzflächen der rustikalen Biergartenstühle – ja genau, die massiven Zusammenklappbaren mit dem schweren Metallgestell – saß es sich erwartbar unbequem. Da kamen die kurzzeitigen Ausflüge zu Wippe, Schaukel und Sandgrube, die im steten Wechsel von unserem Töchterlein in temporären Besitz genommen wurden, gerade recht.
Blick von der Terrasse zum vorgelagerten Spielplatz
Bald vibrierte der Pager und die zuvor bestellten Wurstspeisen konnten nach angenehmer Wartezeit abgeholt werden. Meine Frau war im Begriff, sich einen deftigen, mit ordentlicher Gemüseeinlage gekochten Linseneintopf mit wahrnehmbarer Essignote und einer kapitalen Knackwurst (13,90 Euro) einzuverleiben,
Linseneintopf mit Gemüse und Knackwurst vom Bärenbrunnerhof
während sich unser Töchterlein an einem mit drei Nürnberger Ökoland-Bratwürstchen und Pommes Frites (8,90 Euro) bestückten Kinderteller zu schaffen machte.
Kinderteller mit drei Nürnberger Ökoland-Bratwürstchen und Pommes Frites
In dieses „Wurst-Case-Szenario“ stimmte ich mit einer Currywurst mit Pommes (14,90 Euro) doch gerne ein. Wie beim Linseneintopf meiner Frau stammte auch hier die grobe, weiße Bratwurst direkt vom Bärenbrunnerhof. Denn ein Großteil der Würste wird quasi „um die Ecke“ hergestellt.
Für die allermeisten Fleischgerichte wird in der Küche von Andreas Guth, der den Bio-Gasthof seit 2008 betreibt, beste Ware von dem zum Bärenbrunnerhof gehörenden Biobauernhof verwendet. Dieser wird von Nina und Sebastian Kill seit 2005 nach Bioland-Kriterien bewirtschaftet. Wurst und Fleisch können deshalb auch in einem kleinen Laden im hinteren Bereich des eindrucksvollen Anwesens erworben werden.
Außerdem kann man hier die „Wurst“ noch im lebendigen Zustand bestaunen, denn die schwarzgefleckten Schweine leben das ganze Jahr über auf dem Hof (die Rinder sind von Frühjahr bis Herbst auf den Weiden des Bärenbrunner Tals zugange). Ein weiterer Grund, warum es Kindern hier nicht so schnell langweilig wird. Tiere schauen zieht nämlich immer. Und die daraus gemachten Würste essen sowieso!
Meine unter hausgemachter Currysauce schlummernde Bratwurst war wirklich ein außergewöhnlich leckeres Exemplar.
Grobe, weiße Bratwurst vom Bärenbrunnerhof an Currysauce mit Pommes
Diese würde laut Küchenchef ohne Zugabe von Geschmacksverstärkern, Konservierungsstoffen und Nitritpökelsalz „gewurstet“. Sie war von angenehm mürber Konsistenz, richtig schön saftig und schmeckte einfach so, wie eine Bratwurst wohl vor vielen Jahren vor der Massenproduktion geschmeckt haben muss. Nämlich nach grob gewolftem Brät aus gutem Fleisch, wenig Salz und ein paar Gewürzen. Ich weiß zwar nicht, ob es tatsächlich die bis dato beste Currywurst meines Lebens war, die ehrlichste aber mit Sicherheit.
Nächsten Sommer steht die aus demselben Tal stammende Wildschweinbratwurst ganz oben auf meiner Bärenbrunner Futterliste. Dann vielleicht nach einem anstrengenden Klettertag am benachbarten Sternfelsen…
Ohne ein Stück vom selbstgebackenen Kuchen gekostet zu haben, verließen wir gut gesättigt den Gasthof, um uns im Wald noch ein wenig die Beine zu vertreten. Schade, dass unsere Kleine noch nicht so weit wandern kann. So blieb es eher ein kurzer Spaziergang. Aber der hatte in dieser malerischen Ecke des Pfälzerwaldes natürlich auch seinen Reiz.
Die Zeit wird kommen, in der dieser Hof zum festen Wochenendprogramm unserer kleinen Familie werden wird. Wie sang einst Hubert von Goisern mit seinen Alpinkatzen: „Und gestern is' heit word'n - und heit is' bald morg'n…“ (Zitat aus dem Lied „Heast as net“). Recht hat er, der gute Hubert. Denn sie vergeht wie im Flug.