Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 337 Bewertungen 492859x gelesen 10468x "Hilfreich" 10612x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 30.12.2022 2022-12-30| Aktualisiert am
30.12.2022
Besucht am 11.08.2022Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Am Tag nach meiner „Ripp-Visite“ im Müllheimer Industriegebiet starteten wir unsere erste Wandertour. Kein geringerer als der höchste Berg des Markgräflerlands, der 1165 m hohe Blauen, stand auf unserem Tagesprogramm. Das Wetter war herrlich und der Aufstieg zum aussichtsreichen Gipfel mit dem Töchterchen auf dem Rücken bzw. in der Kindertrage (neudeutsch: Kraxe) zwar kein Problem, aber doch schweißtreibend.
Oben schauten wir den Gleitschirmfliegern beim Starten zu. Die thermischen Bedingungen waren für diese „wilden Flughunde“ optimal. Unsere Kleine staunte nicht schlecht, als sie zum ersten Mal in ihrem Leben fliegende Menschen sah.
Für die Einkehr am Abend hatten wir im Vorfeld ein paar Tipps von Einheimischen eingeholt. Das Gasthaus Zur Mühle in Buggingen wurde uns als formidable Adresse in Sachen Hausmannskost empfohlen. Außerdem sollte man auf der hübsch angelegten, von Rebstöcken umfriedeten Terrasse dieses altehrwürdigen Traditionslokals ausgesprochen schön sitzen. Ein Anruf am Mittag sicherte uns einen der letzten freien Tische unter freiem Himmel.
Die Mühle wird seit 2016 von Peter und Christine Löffler betrieben. Das erfahrene Gastropaar – er in der Küche, sie im Service – weiß, wie man seine Gäste verwöhnt. In der gutseigenen Straußwirtschaft („Ziegelhofstraußi“) auf dem Weingut „Ziegelhof“ in Ballrechten-Dottingen taten sie dies viele Jahre lang. Den Ziegelhof (samt Besenwirtschaft) hat ihr Sohn Markus vor rund sechs Jahren übernommen, weshalb man sich ein neues Aufgabenfeld suchte und im historischen Gemäuer einer 1778 erbauten Mühle im Nachbarort Buggingen schließlich fand. Das historische Anwesen
Hier wird den Gästen Handfestes aus der Heimat, sprich klassische badische Fleischküche, serviert. Der gelernte Winzer und Weinhandelsküfer Peter Löffler bedient sich dabei alter Familienrezepte, die er auch gerne mal in den Rhythmus der Saison stellt. Doch nicht nur die Saisonalität spielt im Hause Löffler eine wichtige Rolle, auch der Verwendung regionaler Zutaten wird hier gerne Rechnung getragen. So bezieht man zum Beispiel das Fleisch und das Gemüse komplett aus der näheren Umgebung (Schallstadt und Bollschweil).
Pünktlich um 19 Uhr schlugen wir an dem in idyllischer Ortsrandlage befindlichen, von außen sehr gepflegt wirkenden Gasthaus auf. Aber zunächst nahm niemand Notiz von uns. Die Dame, die den Service zu diesem Zeitpunkt nahezu alleine wuppte, war gerade schwer am Rotieren, da ihr der Ansturm der Gäste alles abverlangte und ihr Kollege aus Osteuropa scheinbar erst eingelernt werden musste. Die kurze Wartezeit bis zur Freigabe unseres Tisches verbrachten wir mit einem kleinen Spaziergang. Als wir uns dann schließlich setzen durften, war ein Kindersitz für unser Töchterchen bereits organisiert.
Die Empfehlungstafel, die neben der Eingangstür zum Inneren der Mühle postiert war, kündete fleischlastig von Rindergulasch mit Nudeln und Salat bzw. von Poularde mit Pfifferlingen und Spätzle. Hausmannsköstlich ging es auch beim restlichen Speisenangebot zu. „Brägele“, Spätzle und Salatteller ergänzten dabei abwechselnd deftig ausgerichtete Leib- und Seelengerichte wie zum Beispiel den hausgemachten Hackbraten, das Hähnchenbrustgeschnetzelte oder den Rindfleischsalat. Saisonbedingt standen auch Pfifferlinge bei der Küche hoch im Kurs und folglich in diversen Ausführungen im Löffler’schen Köchelverzeichnis.
Doch erst musste unser Durst gestillt werden. Außerdem galt es, die verlorengegangenen Elektrolyte schnellstmöglich zu ersetzen. Ein frisch gezapftes Waldhaus Pils (0,4l für 3,20 Euro) für den Wandersmann und ein Waldhaus „alkoholfrei“ aus der Flasche (0,33l für 2,70 Euro) für seine Gattin wurden geordert. Ein halber Liter vom Lieler Schlossbrunnen Mineralwasser (3 Euro) kam noch dazu und in Sachen Flüssigkeitsaufnahme war die Messe gelesen. Wohlgehopftes aus dem Land der Markgräfler
Von der Terrasse aus hatten wir einen tollen Blick hinüber zu den bewaldeten Bergen des Südschwarzwalds. Wir fühlten uns wohl im Lande der Markgräfler und freuten uns auf ein zünftiges Abendmahl. Die lauschige Sommerterrasse mit Ausblick
Beide bedienten wir uns von der Standardkarte. Vom Cordon Bleu (12,50 Euro) hatte ich vorher schon ein paar appetitliche Bilder im Netz gesichtet. Das sah wirklich beeindruckend aus. Meine Frau wagte sich an dieses prächtige Panierstück, das sie auch mit einer Portion „Brägele“ statt den üblichen Pommes frites bekam. Vorweg durfte es für sie ruhig noch ein Beilagensalat (4 Euro) sein.
Meine Wahl fiel nach langem hin und her auf den „Badischen Dreiklang“ (12,50 Euro), dessen kulinarische „Terz“ sich über sauer angemachten Ochsenmaulsalat, Wurstsalat bis hin zu den berühmten Bratkartoffeln erstreckte. In der Karte war eine kleine Portion dieses Sattmachers extra aufgeführt. Aber hallo, mit solchen „Lightprodukten“ gibt sich ein echter Pfälzer Kostgänger natürlich nicht ab. Den vollen „Dreiklang“ bat ich leichtfertig zum Gaumenakkord.
Bereits die saftig-frischen, mit einem beherzten Essig-Öl-Dressing angemachten Salatblätter machten einen guten Eindruck. Auch der darunter versteckte, hausgemachte Kartoffelsalat und die definitiv selbstgeraspelte Möhrenrohkost geriet tadellos – comme il faut. Tadelloser Beilagensalat
Mal schauen, ob die Hauptgerichte genau so viel konnten.
Auf einem stattlichen Oval wurde meine (fast) kalte Platte geliefert. Uiuiui…da hatte ich mir was vorgenommen. Ein kulinarischer Dreiklang in badisch
In der Mitte thronten die in Butterschmalz gebratenen Knusperkartoffeln. Ein imposanter Anblick. Allein ihr Verzehr hätte zur vollständigen Sättigung eines hungrigen Erwachsenen beigetragen.
Links vom Kartoffelhügel erhob sich Gevatter Wurstsalat, Essigsaures Durcheinander von der badischen Fleischwurst
während zu seiner Rechten der ansehnliche „Mount Ochsenmaul“ um die Lufthoheit auf dem Teller buhlte. Darth (Oxn)-Maul
Da hatte ich mir was eingebrockt. Ich versuchte mich abwechselnd durch die blühenden Wurstlandschaften zu futtern. Von den besten „Brägele“ seit langem wollte ich auf keinen Fall welche übriglassen. Dafür waren sie einfach zu köstlich. Brägele (damals noch nicht fürs Mäggele...)
Letztere schaffte ich dann auch…fast. Die mit unfassbar schmackiger Vinaigrette veredelten, badischen "Fleischwurstspaghetti" verputzte ich sogar in Gänze. Um Darth (Oxn)-Maul zu besiegen, fehlte mir schlichtweg das lukullische Lichtschwert als „Masseverputzungswaffe“. Oder halt das dafür notwendige Magenvolumen. Aber auch die Dame gegenüber von mir hatte schwer zu kämpfen.
Ihr Cordon Bleu vom Schwein war ein echtes Trumm. Ich will das Cordon...aber bitte bleu!
Von ihrer beachtlichen Bratkartoffelbeilage ganz zu schweigen. Kein Kinderteller ;-)
Da half auch das zusätzlich georderte Kännchen ehrlich geköchelter Bratensauce nicht, um diese Riesenportion besser „hinunterrutschen“ zu lassen. Gleitmittel, Modell "Braadesooß"
An der Saftigkeit des Fleisches bzw. seiner generösen Schinken-Käse-Füllung gab es nichts auszusetzen. Bei Anschnitt: Käse! Das Innenleben des Cordon Bleus
Auch die Würzung des gerollten Frittierflatschens aus der Oberschale erfolgte mit Gaumenmaß. Zu schaffen war er deshalb trotzdem nicht, weshalb wir uns an der übriggebliebenen Hälfte noch am Folgetag „réchauffierten“.
Die Mühle zu Buggingen ist zwar kein ausgewiesenes XXL-Lokal, aber die Portionen dort sind nichts für Leute, die sich mit einer läppischen 80 Gramm Fleischeinlage beim Schweizer Sahnesteak zufriedengeben. Hier geht man am besten hin, wenn der Hunger in Übergröße vorbeischaut. Für uns war da eindeutig zu viel Masse auf dem Teller. Die wäre bei der vorhandenen, gutbürgerlichen Klasse des Lokals gar nicht nötig gewesen, um nachhaltig zu beeindrucken.
Vom „Badischen Dreiklang“ besiegt und mit einem halben Cordon Bleu „to go“ in der Tasche ging es dann wieder zurück nach Niederweiler, wo an jenem Abend Verdauen Silber und Schlafen Gold war. Am nächsten Tag gingen wir die Sache dann etwas ruhiger an und besuchten das Hotel-Restaurant „Warteck“ in unserer direkten Nachbarschaft. Aber davon erzähl ich euch ein andermal.
Am Tag nach meiner „Ripp-Visite“ im Müllheimer Industriegebiet starteten wir unsere erste Wandertour. Kein geringerer als der höchste Berg des Markgräflerlands, der 1165 m hohe Blauen, stand auf unserem Tagesprogramm. Das Wetter war herrlich und der Aufstieg zum aussichtsreichen Gipfel mit dem Töchterchen auf dem Rücken bzw. in der Kindertrage (neudeutsch: Kraxe) zwar kein Problem, aber doch schweißtreibend.
Oben schauten wir den Gleitschirmfliegern beim Starten zu. Die thermischen Bedingungen waren für diese „wilden Flughunde“ optimal. Unsere Kleine staunte nicht schlecht,... mehr lesen
Gaststätte Zur Mühle
Gaststätte Zur Mühle€-€€€Gasthaus076317407737Untere Mühlenstraße 18, 79426 Buggingen
4.0 stars -
"Dem „Badischen Dreiklang“ erlegen…" marcO74Am Tag nach meiner „Ripp-Visite“ im Müllheimer Industriegebiet starteten wir unsere erste Wandertour. Kein geringerer als der höchste Berg des Markgräflerlands, der 1165 m hohe Blauen, stand auf unserem Tagesprogramm. Das Wetter war herrlich und der Aufstieg zum aussichtsreichen Gipfel mit dem Töchterchen auf dem Rücken bzw. in der Kindertrage (neudeutsch: Kraxe) zwar kein Problem, aber doch schweißtreibend.
Oben schauten wir den Gleitschirmfliegern beim Starten zu. Die thermischen Bedingungen waren für diese „wilden Flughunde“ optimal. Unsere Kleine staunte nicht schlecht,
Geschrieben am 18.12.2022 2022-12-18| Aktualisiert am
18.12.2022
Besucht am 10.08.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 23 EUR
Mitte August verbrachten wir eine Woche im Land der Markgräfler. Unser erster „echter“ Urlaub mit dem Töchterchen. Wir wohnten in Niederweiler, einer zur Stadt Müllheim zählenden Ortschaft, die seit 1979 als staatlich anerkannter Erholungsort gilt. Hier, wo der Klemmbach aus dem Schwarzwald in die Vorhügelzone des Markgräflerlandes fließt und auf den Hängen des Innerbergs nicht nur der regional geschätzte Gutedel gedeiht, hatten wir eine nette Ferienwohnung bezogen.
Es war hochsommerlich warm, was uns dazu animierte, unsere abendliche Nahrungsaufnahme unter freiem Himmel abzuhalten. Unsere Vermieter gaben uns dahingehend einen interessanten Ausgehtipp. Im nicht weit von unserer Unterkunft entfernten Weingut Schneider-Krafft fände an diesem Mittwochabend letztmalig das sogenannte „WiiBergfescht“, eine Art „After-Work-Party“ für Weingesinnte statt. Eine gute Gelegenheit, sich mit den örtlichen Tropfen vertraut zu machen und nebenbei den Hunger zu stillen. Und wo was los ist, gefällt es unserer Kleinen eh am besten (ganz der Papa halt…).
Mit dem Kinderwagen ging es dann bei gefühlten 35° Celsius die Ölbergstraße hoch. Am Weingut angekommen, empfing uns jedoch gähnende Leere. Nur ein etwas mitgenommener Jungwinzer saß auf der Treppe seines Gutshauses und telefonierte. Aufgrund eines kurzfristigen Krankenhausaufenthalts seiner Frau, musste das letzte „WiiBergfescht“ des Jahres kurzfristig abgesagt werden.
Er bot seinen umsonst angereisten Gästen an, im idyllischen Weingarten bei Bestell-Pizza und Gutsweinen den lauen Abend zu genießen. Manche nahmen dieses Angebot an, wir zogen dagegen dankend weiter, da unser kleines Fräulein erste Ermüdungserscheinungen zeigte und auch wir von der Anreise etwas kaputt waren.
Dieser Abstecher zum abgesagten Weinfest kostete uns dann die Zeit, die uns für eine gemeinsame Einkehr fehlte, da die Jüngste der Kleinfamilie schon zu müde war, um sich noch an einem abendlichen Restaurantbesuch zu erfreuen. Die Zeitfenster sind da manchmal erstaunlich klein. Das wäre dann auch für Mutter und Vater kein wirklich entspannter Ausklang des Tages geworden.
So schickte mich meine gönnerhaft veranlagte Gattin allein in die nahegelegene, kulinarische Servicewüste namens „Sportgaststätte Römerberg“, wo man mich bereits um kurz nach 20 Uhr mit dem Hinweis auf eine bereits geschlossene Küche freundlich hinauskomplimentierte. Dieser Laden ist bisher noch nicht bei GG eingetragen und wird es von mir auch nicht werden. Man hat ja auch seinen Stolz.
Nun war guter Rat teuer, denn in Niederweiler gingen mir so langsam die Alternativen aus. Ins benachbarte Badenweiler, einem Kurort, den bereits die Römer zu Wellness-Zwecken nutzten, zog es mich nicht so recht. Die dortigen Lokale hatten entweder geschlossen oder wirkten, was ihre Außendarstellung im Netz betraf, auf mich zu touristisch und daher wenig einladend. Auf Tante TA fand ich dann aber doch noch einen Laden, der Abhilfe verschaffen sollte.
Ein kurzer Anruf in der etwas außerhalb im Industriegebiet vom Nachbarort Müllheim beheimateten Burger- und Grillbastion „Ribs & More“ genügte und ich durfte mich auf den Weg machen. Parkplatzprobleme gab es vor Ort keine. Da fand sich schnell etwas in der Lörracher Straße, direkt vor der ebenfalls dort ansässigen Shisha-Bar namens „Steampipe“.
Von außen wirkte das Grillrestaurant nicht besonders anziehend. Der funktionale Zweckbau, in dessen Erdgeschoss man residierte, wurde früher bestimmt anderweitig genutzt. So jedenfalls mein erster Eindruck, als ich den komplett verglasten Eingangsbereich betrat. Eingang zum Baumarkt...äh Burgerladen ;-)
Das Anwesen wirkte von außen eher wie ein nüchternes Bürogebäude als wie ein Ort des Fleischgenusses. Doch spätestens nachdem ich die Glastür zur Gaststube passiert hatte, empfing mich wertig eingerichtete Gastlichkeit in zeitgemäßem Bistro-Stil. Nettes Ambiente im Inneren
Vintage-Leuchten im Industrial-shabby-Look baumelten von der Decke und tauchten den Raum in angenehmes Licht. Auch an Schwebeelemente zur Schalldämmung hatte man gedacht. Wertige Einrichtung
An der dunkel gestrichenen Rückwand kündeten großformatige Fotografien vom längst vergangenen Industriezeitalter. Das helle Bistromobiliar wirkte sauber und aufgeräumt. Der stimmig arrangierte Thekenbereich weiter hinten wirkte wie ein gemauerter Schutzwall zur Küche hin. Blick zum Thekenbereich
Eine junge Servicedame machte sich dort gerade an der Kasse zu schaffen. Nachdem sie ihren Boniervorgang beendet hatte, nahm sie von mir Notiz und begrüßte mich freundlich. Gerne durfte ich mir draußen auf der Terrasse einen Platz aussuchen. Gesagt, getan. Ich ließ mich neben einem sanft plätschernden Brünnlein nieder und genoss den lauen Sommerabend im Müllheimer Industriegebiet.
So unidyllisch wie das jetzt klingt, ging es hier gar nicht zu. Die angrenzende, von hohen Bäumen gesäumte Straße hatte fast etwas „Alleenhaftes“. Außerdem hielt sich der abendliche Verkehr doch stark in Grenzen. Angenehme Vibes auf der Terrasse
Man reichte mir umgehend die aufklappbare Speisen- und Getränkekarte, aus der ich spontan einen Schoppen Radler (4,30 Euro) orderte. Sein regionaler Bieranteil stammte übrigens von der Fürstenberg Brauerei aus Donaueschingen und lief fassfrisch ins Glas. Mit solch einem gut gekühlten „Spätschoppen“ ausgestattet, konnte der Tag dann gut ausklingen.
Ich fragte nach dem „Unterschriftsgericht“ des Hauses, dessen Speisenangebot vor Anglizismen nur so strotzte. Black Angus, dry aged, BBQ, Bacon und Coleslaw surf- bzw. turften mir schon bei der fünfköpfigen Bulettenbande um die Ohren. Die junge Servicekraft empfahl mir jedoch die Spareribs. Die würden hier wohl am häufigsten „gehen“. Na dann, ein hübsches Rack zum Abbeißen bitte!
Steakhouse-Pommes und hausgemachter Coleslaw waren genauso im fairen Preis von 19,50 Euro enthalten wie eine Marinade nach Wahl. Da ich mich nicht zwischen BBQ und Chili entscheiden konnte (oder wollte), packte man mir später einfach beide Saucen in kleine Schälchen. Draufpinseln konnte ich dann – sofern ich denn wollte – ja selbst.
Nach angenehmer Wartezeit – ich war ja unter den letzten Gästen, die noch auf ihr Essen warteten – wurde die stattliche Rippenportion in Begleitung der erwähnten Beigaben auf einem großen Holzbrett serviert. Die Spareribs in der Komplettversion
Zuerst probierte ich den Krautsalat, um den ich meistens einen Bogen mache. Dieser hier schmeckte nun gar nicht nach Schöpfkelle und Plastikeimer, sondern badete in leicht süßlichem Dressing, das seinen Apfelanteil nicht leugnete. Ein wenig mayonäsiert war er zwar, aber das tat den knackig frischen Kraut- und Rübenstreifen auch nicht weh. Hausgemachter Coleslaw (Überraschung des Abends)
Auch von den Pommes frites, die – wie heute ja fast schon üblich – in einem kleinen Frittierkorb gereicht wurden, war ich sehr positiv überrascht. Sehr gute Pommes
Außen kross, innen noch schön weich, gut gesalzen und mit der Schale frittiert, hätten das auch selbstgemachte Pommes sein können. Ich fragte nicht nach, sondern dippte die knusprigen Erdapfelsticks abwechselnd in die grandiose, süßlich-rauchige BBQ-Sauce Rauchig-süße BBQ-Sauce
oder die angenehm scharf-fruchtige Chili-Marinade. fruchtig-scharfe Chili-Marinade
Das vom Service dazu gereichte Saucensortiment aus der Quetschflasche (der Marke Hellmann’s) blieb bei der hohen Qualität der hausgemachten Dips natürlich unangetastet.
Auch die Spareribs konnten was. Sie waren vorgegart und wurden sicherlich nur noch im Konvektomaten „gefinished“. Die Rippchen aus der Nähe betrachtet
Der Vorteil: dauert nicht so lange und das mürbe gegarte Fleisch fällt förmlich von den Knochen (schont dann auch die Zahnzwischenräume…). Der Nachteil: das Ganze fällt meist etwas trocken aus, was den Einsatz von Marinade zum Drüberstreichen unabdingbar macht. Ich gebe zu, mir sind frisch gegrillte Spareribs da etwas lieber, da sie einfach saftiger ausfallen. Jedoch hatte man die Rippchen gut vormariniert, was wiederum ihrem Geschmack zu Gute kam. Auch war mein Hunger an diesem Abend groß genug, um sie bis auf die Knochen komplett zu verzehren. "Hajo, hot g'schmeckt!"
Manchmal kann dir eine gelungene Spontaneinkehr den (Anreise-)Tag retten. Da braucht es zum kulinarischen Glück auch keine mehrgängige Menüfolge aus einer honorigen Kreativküche, sondern – wie hier serviert – eine handfeste Hausmannskost in solider Ausführung. Wenn dann auch noch der Service passt – mit einem warmen Tuch zur Säuberung der Hände habe ich nach dem Essen gar nicht gerechnet – und die Umgebung zum Verweilen animiert, kann aus der gastronomischen Not eine deftige Tugend erwachsen. Gutburgerliche Industrieromantik in Müllheim
In meinem Fall war es ein Rippenbekenntnis zum Urlaubsauftakt, an das ich mich gerne erinnere.
Gegen 22 Uhr war ich wieder zurück bei meinen beiden Mädels. Die schliefen da bereits schon. Also gönnte ich mir noch ein kühlschrankkaltes Flaschenbier von der Privatbrauerei Waldhaus (eine der besten in der Region) als Absacker und genoss den Sternenhimmel über Niederweiler. Naturtrüb und „ohne Filter“ entließ mich jenes wohlgehopft in die erste Nacht im Markgräflerland.
Mitte August verbrachten wir eine Woche im Land der Markgräfler. Unser erster „echter“ Urlaub mit dem Töchterchen. Wir wohnten in Niederweiler, einer zur Stadt Müllheim zählenden Ortschaft, die seit 1979 als staatlich anerkannter Erholungsort gilt. Hier, wo der Klemmbach aus dem Schwarzwald in die Vorhügelzone des Markgräflerlandes fließt und auf den Hängen des Innerbergs nicht nur der regional geschätzte Gutedel gedeiht, hatten wir eine nette Ferienwohnung bezogen.
Es war hochsommerlich warm, was uns dazu animierte, unsere abendliche Nahrungsaufnahme unter freiem Himmel... mehr lesen
Restaurant Ribs & More
Restaurant Ribs & More€-€€€Restaurant, Take Away076317936989Lörracher Str. 1, 79379 Müllheim
4.0 stars -
"Rippenbekenntnisse eines Alleinessers" marcO74Mitte August verbrachten wir eine Woche im Land der Markgräfler. Unser erster „echter“ Urlaub mit dem Töchterchen. Wir wohnten in Niederweiler, einer zur Stadt Müllheim zählenden Ortschaft, die seit 1979 als staatlich anerkannter Erholungsort gilt. Hier, wo der Klemmbach aus dem Schwarzwald in die Vorhügelzone des Markgräflerlandes fließt und auf den Hängen des Innerbergs nicht nur der regional geschätzte Gutedel gedeiht, hatten wir eine nette Ferienwohnung bezogen.
Es war hochsommerlich warm, was uns dazu animierte, unsere abendliche Nahrungsaufnahme unter freiem Himmel
Geschrieben am 13.12.2022 2022-12-13| Aktualisiert am
13.12.2022
Besucht am 08.08.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 47 EUR
Es ist Montagmittag Anfang August und ich bin mal wieder in Karlsruhe-Downtown unterwegs. Mit dem 9-Euro-Ticket bewaffnet komme ich so langsam auf den ÖPNV-Geschmack. Die Straßenbahn der Linie 5 (kurz: S5) wird in diesen ersten Ferientagen zu meinem Fortbewegungsmittel Nr. 1, wenn es über den Rhein gehen soll.
Ich war verabredet mit einem zumindest auf diesem Portal amtsbekannten Nordschwarzwälder, der sich die kurvige Anreise von der Herrenälbler Höhe nicht hatte nehmen lassen, um mit seinem Pfälzer GG-Kumpan italienische Rundbackwaren eines vollmundig beworbenen neuen Pizza-Ladens anzutesten.
Die am Anfang des Jahres von dem ebenfalls aus dem Schwarzwald stammenden Kai Hürdler eröffnete Pizzeria mit dem Superlativ im Namen schien laut Homepage bzw. Speisenkarte ihre konzeptionellen Schwerpunkte auf Regionalität, Frische und Nachhaltigkeit zu legen. Das klang im Vorfeld sehr vielversprechend.
Na klar, man muss sich ja auch irgendwie von der alteingesessenen Konkurrenz aus Italien und Südosteuropa abheben. Und dazu passt natürlich auch das Logo des Ladens, das einen vor Pizza- und Weinglück strahlenden Langzeitstudenten zeigt, der im Schneidersitz hockend seine kulinarische Erleuchtung gefunden zu haben scheint. PizZEN als meditatives Erlebnis des gegenwärtigen Augenblicks? Wir waren gespannt…
Betritt man den kleinen, nicht ungemütlich wirkenden Gastraum kann man dem jungen Team um Kai Hürdler dabei zusehen, wie sie hinter der Theke die Pizzen à la minute zubereiten. Offene Pizzaküche hinter der Theke
Die offene Küche schafft eine gewisse Transparenz und soll bei der Kundschaft Vertrauen wecken. Die Suche nach dem badischen Teigfladengral konnte also beginnen.
Das vermeintlich „Beschde“ schien uns beiden kulinarisch aufgeschlossenen Gaumenfreunden gerade gut genug und so trafen wir uns zum Lunch in dem direkt vor dem Eingang des Lokals positionierten „Hasenkasten“, der als (zu) schmale Veranda fungierte und uns vom Trottoir aus direkt auf die viel befahrene Amalienstraße schauen ließ. Unser "Hasenstall"
Ein wenig idyllischer Freisitz, der meinem Gegenüber in Sachen Bequemlichkeit deutlich mehr zu schaffen machte als mir. Mit anderen Worten: neben der beengten Platzsituation im improvisiert wirkenden Holzanbau war es vor allem sein Sitzkomfort, der doch arg zu wünschen übrig ließ.
Unser letztes Treffen war schon wieder eine ganze Weile her. Seltsamerweise fand dieses im November 2021 in derselben Straße, lediglich ein paar Meter weiter westlich Richtung Mühlburger Tor im wenig ansprechenden China-Tempel „Wangji“ - wir berichteten - statt. Was zunächst aussah wie eine kulinarische Verschwörungstheorie, war jedoch in Wirklichkeit reiner Zufall.
Den mit allen Heimatklischees gewaschenen Herren aus dem Schwarzwald erkannte ich schon von weitem an seinem traditionellen Bollenhut, den er für gewöhnlich nur zum Räuchern des Schinkens bzw. Backen der Kirschtorte abzieht. Pünktlich wie eine digitale Kuckucksuhr fand sich der gute „Razzo“ in besagtem Etablissement ein.
Zu diesem Zeitpunkt ahnte er noch nicht, dass er bald auf Gevatter „Hentschel“, die „allerbeschde“ Tagespizza seit der Erfindung des Rahmabschöpfens (vor ca. 5000 Jahren), treffen würde. Dieser besagte „Hentschel“ grüßte, mit Salami, Schinken, Ei, Sahne (!!!) und Basilikum beladen, von der liederlich bekritzelten Empfehlungstafel, die lässig neben dem Eingang lehnte.
Daneben waren auf einem DIN-A4-Zettel noch weitere „Himmelsscheiben“ – man wirbt ganz bescheiden mit dem Ausdruck „…a slice of heaven“ – gelistet. Ich zählte 14 Varianten, darunter fünf in der Veggie-Version. Preislich lagen die Hefeteigerzeugnisse im unauffälligen Bereich. Zwischen 8 und 13 Euro wurden für die mit rund 27cm Durchmesser angegeben Pizzen abgerufen. Man konnte dabei zwischen einem Teig aus Dinkel- und Weizenmehl wählen.
Was die verschiedenen Beläge betraf, war man gar nicht mal so unkreativ unterwegs. Karamellisierte Zwiebeln, die man sonst nur vom besseren Burger her kennt, waren genauso vertreten wie der weltberühmte Moosalbtäler Luftikus. Mit letzterem war mitnichten mein windiger Tischgenosse gemeint - sonst hätte es ja Herrenälbler Luftikus heißen müssen -, sondern ein luftgetrockneter Schinken von der badischen Premium-Metzgerei Glasstetter.
Getränketechnisch setzte ich an jenem warmen Sommertag ganz auf die 900jährige Brautradition des Klosters Alpirsbach aus dem Nordschwarzwald. Deren „Klosterstoff“ (0,33l für 3 Euro), ein 5,9%-iges Märzenbier, kam aus der gut gekühlten Bügelflasche, die ich mir aus dem Kühlschrank neben der Bestell- und Bezahltheke per Selfservice besorgte. Klosterstoff = guter Stoff
Ein wohlgehopftes, äußerst süffiges Märzen mit hellgelber Farbe und einem feinen, tiefgründigen Geschmack. Seine dezente Brotnote gefiel mir besonders gut. Der S5 sei Dank, musste ich es nicht bei einem belassen. Der Hopfenheld neben mir hatte noch den Rückweg mit dem Auto zu bewältigen, was ihn zu alkoholfreiem Weizenbier der gleichen Marke greifen ließ.
Vorweg teilten wir uns ein großzügig bestücktes Vesperbrett, das als Antipasti-Teller unter dem Namen „Omni“ (14 Euro) firmierte. Dieses war locker für zwei bis drei ausgiebig vorspeisende Personen ausgelegt und kam „mit allem“, was die kalte Küche des Ladens so zu bieten hatte, an den Tisch. Vesperplatte "Mit allem"
Die Wurstwaren (Salami und luftgetrockneter Schinken) waren nichts Besonderes. Wurstwaren aus der Region
Die bekommt man beim Italiener in besserer Qualität auf die Platte – Stichwort: Parma bzw. Spianata. Die Oliven, die karamellisierten Zwiebeln und die getrockneten Tomaten trat ich gerne an meinen Tischgenossen ab, da ich diesen drei Produkten ganz allgemein nicht viel abgewinnen kann. Karamellisierte Zwiebeln und Oliven...Futter für den Razzo!
Ich hielt mich lieber an den eingelegten Schafskäse, den Charakterkäse von der Ziege und die öltrunkenen Paprikastücke. Erfreulicher Begleiter unserer Kaltspeisen war eine Mischung aus Pizza- und Fladenbrot der selbstgebackenen Sorte. Das Pizzabrot konnte was...
Noch leicht warm, wunderbar fluffig und etwas gesalzen passten die in Viertel geteilten Stücke hervorragend zur georderten Plattenkost. Wahrhaft nahrhaft war das, was wir da zum „reingrooven“ in unseren Mägen verschwinden ließen.
Und zwei Pizzen sollten ja noch folgen. Trotz fortgeschrittener Sättigung stellten wir uns den bald darauf servierten Hauptaufgaben. Ganz im Stile eines bekannten GG-Kollegen hatte ich eine „AndiHa-Gedächtnis-Scharfscheibe“ geordert. In Ermangelung des wahren Teigfladen-Teufels „Diavola“, der jedoch auch hier im Detail stecken sollte, griff ich nach der in der Karte mit einer Chilischote gebrandmarkten „Mexikana“ (10 Euro), aber selbstverständlich ohne Oliven. Meine Pizza "Mexikana"
Mein dem Neuen stets zugewandter Tischgenosse hielt es da lieber mit einem Schlagerhit von Udo Jürgens aus den frühen 70ern, denn seine skurrile „Hentschel-Kreation“ schmetterte förmlich den berühmten Titel „Aber bitte mit Sahne!“. Jene Sahne bedeckte in flüssiger Form – und dazu nicht gerade schüchtern portioniert – das deftige Rund des staunenden Fladenfreunds, der sich diese Angelegenheit wohl nicht ganz so süffig vorgestellt hatte. Der "Hentschel"
Meine anfängliche Verblüffung über diese durchaus gewagte Kreation wich bald einem verheerenden Feuer am Gaumen, das die frischen Chilis in meinem Mundraum entfacht hatten. In Mexiko war der Diavolo los!
Der Detail-Teufel hatte da bereits „de toute sa force“ zugeschlagen und heizte meinen Papillen ordentlich ein. AndiHa-Gedächtnisscharfscheibe
Wie gern hätte ich zur Linderung meines vom Capsaicin herrührenden Schärfereizes dem Kollegen die Sahne von seiner „Suppen-Pizza“ geleckt. Ganz schön flüssig...
Wahrscheinlich wäre beiden von uns damit geholfen gewesen. Aber die viele Jahre zuvor unter kindlichem Protest anerzogenen Tischmanieren verboten Letzteres natürlich.
Ein weiterer Stoff aus dem Kloster Alpirsbach beruhigte schließlich die aufgebrachte Schar der Geschmacksknospen und ließ mich auf weiteren „Schotengenuss“ dankend verzichten. Neben dem - für mich - zu hohen Schärfegrad gab es an meiner „Mexikana“ wenig auszusetzen. Der farbenfrohe Belag bestand aus einer soliden Tomatenbasis, geschmolzenem Mozzarella, deftiger Salami, eingelegten Paprikastücken und drei frischen Basilikumblättern.
Nichts Außergewöhnliches, aber alles von guter Qualität. Auch der Pizzaboden fiel keineswegs unseriös aus. Knusprig am Rand und nicht allzu dick veranlagt, lieferte er eine wohlgebackene Basis für die appetitlich wirkende Auflage.
Was den Service betraf, konnte ich keine besonderen Auffälligkeiten feststellen. Die durchweg jungen Leute agierten im freundlichen „Du“ - ganz dem legeren Setting entsprechend. Einen Hinweis auf die Schärfe meine Pizza lieferte ja die Speisenkarte. Da habe ich dann auch keine zusätzlichen „Vorwarnungen“ vom Personal zu erwarten. Eine Anmerkung zu dem Umstand, dass hier gerne flüssige Sahne auf die Pizza gekippt wird, hätte man bei der „Hentschel-Bestellung“ jedoch machen können.
Wie beengt man sich in einer Gastro-Toilette fühlen kann, erfuhr ich beim Besuch der winzigen Abort-Zelle, die sich im hintersten Winkel des Etablissements befand. Nicht dass draußen im „Hasenkasten“ viel mehr Platz gewesen wäre, aber dort war die Luft etwas besser.
Unser letztes kulinarisches Vieraugengespräch des Jahres 2022 war zwar von ein paar suboptimalen Umständen begleitet, hat aber dennoch Spaß gemacht. 10 Tage später trafen wir uns dann noch einmal. Da allerdings zusammen mit Familie Shaneymac und einem gut erzogenen Pudel in der „Vieux Moulin“ in Lauterbourg (Elsass).
Den Betreibern des kleinen Pizzaladens in der Amalienstraße wünsche ich alles Gute und dass sie ihr wegen eines Brandes derzeit geschlossenes Lokal bald wieder eröffnen können. Denn auch wenn sich bei unserem Besuch keine rechte Erleuchtung einstellen wollte, die „kaschemmige“ Dönerladenszenerie dieser Gegend wertet es allemal auf.
Es ist Montagmittag Anfang August und ich bin mal wieder in Karlsruhe-Downtown unterwegs. Mit dem 9-Euro-Ticket bewaffnet komme ich so langsam auf den ÖPNV-Geschmack. Die Straßenbahn der Linie 5 (kurz: S5) wird in diesen ersten Ferientagen zu meinem Fortbewegungsmittel Nr. 1, wenn es über den Rhein gehen soll.
Ich war verabredet mit einem zumindest auf diesem Portal amtsbekannten Nordschwarzwälder, der sich die kurvige Anreise von der Herrenälbler Höhe nicht hatte nehmen lassen, um mit seinem Pfälzer GG-Kumpan italienische Rundbackwaren eines vollmundig... mehr lesen
Beschde Pizza
Beschde Pizza€-€€€Restaurant, Take Away072147045200Amalienstraße 53, 76133 Karlsruhe
3.5 stars -
"Wenn Gesellschaft und Bier passen, muss die Pizza nicht die „beschde“ sein!" marcO74Es ist Montagmittag Anfang August und ich bin mal wieder in Karlsruhe-Downtown unterwegs. Mit dem 9-Euro-Ticket bewaffnet komme ich so langsam auf den ÖPNV-Geschmack. Die Straßenbahn der Linie 5 (kurz: S5) wird in diesen ersten Ferientagen zu meinem Fortbewegungsmittel Nr. 1, wenn es über den Rhein gehen soll.
Ich war verabredet mit einem zumindest auf diesem Portal amtsbekannten Nordschwarzwälder, der sich die kurvige Anreise von der Herrenälbler Höhe nicht hatte nehmen lassen, um mit seinem Pfälzer GG-Kumpan italienische Rundbackwaren eines vollmundig
Besucht am 05.08.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 17 EUR
Zugegeben: ab und zu reicht mir das vom eigenen Körper gebildete, sprich endogene Glutamat, nicht aus, um den Tagesbedarf zu decken. Um einer etwaigen Glutaminsäureunterversorgung vorzubeugen, verordne ich mir ab und an den Besuch eines thailändischen Restaurants. Dort kann ich außerdem meine rezessiv vererbte Rot-Grün-Schwäche für scharf gewürzte Curry-Gerichte hemmungslos ausleben.
So geschehen an jenem sonnigen Freitag Anfang August, als ich zur Mittagszeit in Karlsruhe-Downtown auf Einkaufstour war. Damals noch mit der ÖPNV-Flat für schmale 9 Euro ausgestattet, ließ ich das Kraftfahrzeug stehen und fuhr ganz bequem mit der Straßenbahn von Wörth aus ins Zentrum der Fächerstadt.
Ursprünglich war die von außen recht unscheinbar wirkende Adresse für Freunde thailändischer Küche ein Ableger des immer noch existenten Bangkok-Foodland aus der Leopoldstraße, was auch seinen früheren Namen „Bangkok Foodland Imbiss“ erklärt. Unscheinbares Äußeres
Vergleicht man die aktuellen Speisenkarten der beiden Lokale, so könnte man meinen, dass der Filialenstatus auch heute noch besteht, was jedoch nicht mehr der Fall.
Fußläufig keine zwei Minuten vom zentral gelegenen Europaplatz entfernt, befindet sich der seit 2001 betriebene Thai-Schuppen in unmittelbarer Reichweite zur mittlerweile unter die Erde verlegten Straßenbahn-Haltestelle „Europaplatz/Postgalerie“. Sie ist Teil des im letzten Jahr fertiggestellten Stadtbahntunnels, der die Karlsruher City nachhaltig verändern soll. Schau‘n mer mal ;-).
Der auf einem Fenstersims hinter der Glasfront aufgereihte Topfpflanzendickicht versperrte mir den Blick ins Innere des Futterlandes, das ich nolens volens ohne vorherige Reservierung betrat. Der Patron, ein erfahrener Wirt alter Schule, der seinen Laden im Griff zu haben schien, wies mir wohlwollend einen freien Tisch in Fensternähe zu. Das Bilderbuch mit der durchnummerierten Speisenpalette ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten. Auch die junge Dame, die ihn beim Service unterstützte, agierte mit umsichtiger Freundlichkeit.
Der Gastraum war nicht übertrieben folklorisiert, hatte aber durchaus kulissenhafte Züge. Innenansicht
Die vorhandene, etwas kitschig wirkende Asiadeko und die großformatigen Fotografien an den Wänden sollten wohl ein wenig thailändisches Lebensgefühl vermitteln. Na gut, kann man so machen. An meinen einzigen Urlaubsaufenthalt in Südostasien vor rund 12 Jahren erinnerte mich das alles nicht.
Viel wichtiger war mir jedoch der Umstand, dass der hier vorherrschende Sitzkomfort passte. Auf einem gut gepolsterten Stuhl platziert, blätterte ich in dem bunten Heftchen im DIN-A4-Format, das vom vielfältigen Speisenprogramm des „Foodlands“ kündete.
Ganz in meiner Nähe befand sich der stattliche Thekenbereich, über dem ein Trikot des Karlsruher Sport-Clubs – vor langer Zeit mal eine erfolgreiche Bundesligamannschaft – prangte. So gesehen, wähnte ich mich also in fußballerischem Feindesland, das ich mir an diesem warmen Sommertag mit einem gut gekühlten Lager-Bier aus Thailand - „Chang“ aus der 0,33l-Flasche für 3 Euro - etwas schöner trinken wollte. Ein Thai-Lagerbier in Ehren....
Hätte ich geahnt, welchen „Hasengesprächen“ vom Nachbartisch ich in den nun folgenden 45 Minuten ausgeliefert sein würde, wäre ich gleich auf Mai-Tai, Caipirinha und Mojito aus der gut sortierten Cocktail-Karte umgestiegen. Und zwar genau in der Reihenfolge!
Zwei dauernörgelnde Prachtexemplare der „Tennis-Socken-in-Sandalen-Fraktion“ übten sich in politikverdrossenem Schlauschnackertum. Da wurde über die deutsche Einwanderungspolitik und ihre „katastrophalen“ Folgen genauso hergezogen wie über die viel zu dreisten, ausländischen „Mietnomaden“, denen man als armer Vermieter heutzutage gnadenlos ausgeliefert ist.
Jeder reaktionäre Dorfstammtisch wäre froh um diese beiden Hetzer im (Un-)Ruhestand gewesen. Am meisten regte mich jedoch die herablassende Art auf, mit der sie dem stets freundlichen Wirt begegneten. Neokolonialistisches Gebaren auf unterstem Niveau traf hier auf thailändische Lächel-Mentalität. Vor lauter Fremdscham hätte mich am liebsten ins hinterste Eck des Lokals verzogen.
Stattdessen bestellte ich trotzig eine säuerlich-pikante, mit Zitronengras und Kaffir-Limetten-Blätter verfeinerte Garnelensuppe (5,50 Euro) aus der gut gefüllten Thai-Terrinen-Abteilung. Die Garnelensupppe
Die wurde auch prompt geliefert. Es stieg mir ein knapp unter der Penetranzschwelle angesiedeltes Fischsaucen-Aroma in die Nase. Frühlingszwiebel, Koriander und Pilze waren in der aromatischen Asia-Brühe ebenfalls auszumachen. Ausreichend glutamatisiert schien sie auch zu sein, aber um den später einsetzenden Nachdurst machte ich mir da noch keine allzu großen Gedanken.
Da sie zudem wohltemperiert – gerade im Sommer darf eine Suppe nicht zu heiß serviert werden – den Weg auf meinen Tisch fand, hatte ich an dieser würzigen Umami-Infusion wenig auszusetzen und fühlte mich bereit für das zuvor bestellte „rote Curry“, das in der Karte als „gebratenes Hühnerfleisch mit roter Curry-Paste, Kokosmilch und Bohnen“ (9,40 Euro) deklariert war.
Frisch gewokt und um eine Duftreishalbkugel aus dem Dampfgarer erweitert wurde mir mein Hauptgericht gereicht. Einzelne rote Paprikastreifen traten farblich aus dem stattlichen Hügel aus grünen Bohnen und hellen Huhnfetzen hervor. Das Hühner-Curry
Auch hier frischten ein paar versprengte Kaffir-Limetten-Blätter den Thai-Klassiker auf. Die Chili-Schärfe hielt sich in Grenzen und sorgte zeitverzögert für ein leichtes Brennen am Gaumen. Rotes Curry-Huhn im Detail
Schade, dass man sich bei der Verwendung von Thai-Basilikum so zurückgehalten hatte. Ich bin ein großer Fan dieses kapriziösen Krauts, da sein ätherisches Aroma in einem scharfen Currysud generell auf mildernde Umstände plädiert. Dennoch fiel dieses mit roter Würzpaste zubereitete Currygericht in der Summe ganz ordentlich aus. Mit leichten Abzügen in der C-Note...
Geschmacklich vielleicht ein wenig eintönig. Da vermisste ich doch ein paar zusätzliche Gemüsewerte (Bambus, Zucchini, Auberginen), die für etwas mehr Abwechslung auf dem Teller gesorgt hätten. Auch bevorzuge ich es, den Reis in eine mit reichlich Kokossauce gefüllte Schale zu tunken und diesen dann zusammen mit den anderen Ingredienzien genüsslich auszulöffeln. Das war hier leider nicht möglich.
An das in Karlsruhe-Mühlburg ansässige Thai-Restaurant „Nat-Pob“, meiner Thai-Entdeckung aus dem letzten Jahr, kommt das „Foodland“ meiner Meinung nach nicht ganz ran. Geschmacklich und optisch ist da im Bereich der C-Note (kleine Daueresser-Reminiszenz…) noch etwas Luft nach oben. Für ein leichtes Gaumenkribbeln zwischen den Einkäufen bei SATURN und Basislager (bekannter Outdoor-Laden in Karlsruhe) taugt es trotzdem.
Und den beiden Vögeln vom Nachbartisch hätte ich nach dem Verzehr meines Thai-Tellers gerne noch ein augenzwinkerndes „Curry on, my wayward sons!“ im allerbester Kansas-Manier entgegen geschmettert. Aber die waren da bereits wieder auf verschwörerische Art und Weise in Sachen Weltpolitik unterwegs…
„Zahlen bitte!“ Und nix wie weg!
Zugegeben: ab und zu reicht mir das vom eigenen Körper gebildete, sprich endogene Glutamat, nicht aus, um den Tagesbedarf zu decken. Um einer etwaigen Glutaminsäureunterversorgung vorzubeugen, verordne ich mir ab und an den Besuch eines thailändischen Restaurants. Dort kann ich außerdem meine rezessiv vererbte Rot-Grün-Schwäche für scharf gewürzte Curry-Gerichte hemmungslos ausleben.
So geschehen an jenem sonnigen Freitag Anfang August, als ich zur Mittagszeit in Karlsruhe-Downtown auf Einkaufstour war. Damals noch mit der ÖPNV-Flat für schmale 9 Euro ausgestattet, ließ ich das... mehr lesen
3.5 stars -
"Curry on, my wayward sons!" marcO74Zugegeben: ab und zu reicht mir das vom eigenen Körper gebildete, sprich endogene Glutamat, nicht aus, um den Tagesbedarf zu decken. Um einer etwaigen Glutaminsäureunterversorgung vorzubeugen, verordne ich mir ab und an den Besuch eines thailändischen Restaurants. Dort kann ich außerdem meine rezessiv vererbte Rot-Grün-Schwäche für scharf gewürzte Curry-Gerichte hemmungslos ausleben.
So geschehen an jenem sonnigen Freitag Anfang August, als ich zur Mittagszeit in Karlsruhe-Downtown auf Einkaufstour war. Damals noch mit der ÖPNV-Flat für schmale 9 Euro ausgestattet, ließ ich das
Geschrieben am 27.11.2022 2022-11-27| Aktualisiert am
30.11.2022
Besucht am 07.08.2022Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
…und ein ziemlich schwarzer obendrein! Rückblende
Es ist Ende Juli bzw. Anfang August 2022. Meine Frau und ich sind zusammen mit meiner Mutti und unserem Töchterchen im Pfälzerwald unterwegs. Unser Ziel ist das Forsthaus Annweiler, das wir seit seinem gastronomischen Neustart im Jahr 2019 gerne als Ausgangs- und Endpunkt für kurze Wanderungen ansteuern. Besonders der Rundwanderweg zum nahegelegenen Kirschfelsen (und zurück) ist als lockere Familientour zu empfehlen. Er ist nicht allzu lang und bietet herrliche Panoramablicke über die bewaldeten Berge des Pfälzerwalds.
Wie der Fuchs ins Forsthaus kam
Außerdem gibt es hier einen nicht zu verachtenden kulinarischen Aspekt, der uns den Weg von Wörth aus schmackhaft macht. Denn da, wo sich normalerweise Fuchs und Hase „Gute Nacht!“ sagen, hat es sich ein „Schwarzer Fuchs“ bequem gemacht. Gemeint ist damit der Westpfälzer Mike Neubrech, der die frühere Waldgaststätte Ende 2016 erwarb und das in die Jahre gekommene Anwesen aufwendig sanierte.
Das merkt man bereits an Kleinigkeiten, wie beispielsweise der schallgedämmten Decke und dem erneuerten Holzdielenboden im Gastraum. Blick in den Gastraum
Besonders gelungen empfanden wir den hübsch angelegten Außengrillplatz samt Feuerstelle und selbstgemauertem Flammkuchen- bzw. Brotbackofen aus Sandstein. Grillplatz mit Sandsteinofen
Hier würden wie gerne mal mit Freunden am Feuer sitzen und feiern! Geschmackvoll gestalteter BBQ-Bereich
Wanderdomizil mit Entschleunigungsgarantie
In zwei Jahren Umbauzeit hat Mike Neubrech die zuvor jahrelang brachliegende Immobilie mit viel Geld, Schweiß und Herzblut – na klar, der Mann kommt schließlich aus Kaiserslautern – in ein modernes Wanderdomizil mit gepflegtem Gasthaus, idyllischem Außenbereich und diversen Übernachtungsmöglichkeiten verwandelt. Ein echtes Hide-Away für Naturfreunde mit einem Hang zur Entschleunigung. Die beginnt übrigens gleich nachdem man die kurvige B48 im Wellbachtal (Richtung Kaiserslautern) verlassen hat.
Zufahrt für Fortgeschrittene
Denn das abzweigende Sträßchen zum Forsthaus Annweiler erlaubt kein schnelles Fahren. Der Straßenbelag wurde zwar in den letzten Jahren etwas auf Vordermann gebracht, eine enge Buckelpiste ist die Zufahrt dennoch geblieben. Dies sorgt für ein ziemliches „Geschaukel“ im Auto und wird vielleicht beim ein oder anderen Wandertouristen die Idee zum Kauf eines SUVs wecken.
Essens- und Trinkenswertes
Bereits der Aufsteller vor dem Eingang zur Waldwirtschaft kündet von einem ansprechenden, aber keineswegs ausufernden Speisenangebot. Spinatknödel mit Bergkäse für den Fleischverzichter, Leberknödel mit hausgemachter Specksauce und Rieslingkraut für sein Karnivoren-Pendant. Kartoffeln („Grumbeere“) gibt es hier ganz „pfälzisch“ mit Kräuterschmand oder „mediterran“ mit Schafskäsecrème, Tomaten, Zwiebeln und hausgemachtem Pesto.
Bestellt wird drinnen an der Theke, an der sich auch gleich der Flüssigkeitsbedarf decken lässt. Die Preise für die Getränke habe ich nicht mehr explizit im Kopf, aber ich erinnere mich noch gut an ein gut gekühltes, sehr süffiges „Helles“ aus der 0,5l Flasche aus dem (Brau-)Hause Erdinger, das man mir zu äußerst fairen Konditionen überantwortete. Auch das filtrierte und mit Kohlensäure angereicherte Tafelwasser aus dem Pfälzerwald war keineswegs unverschämt bepreist. Und es wurde hell...
Sommer, Sonne, Saumagensalat
Bei unserem ersten Besuch Ende Juli lockte mich der Saumagensalat mit Pommes frites (9,80 Euro), bei dessen Bewältigung mir meine Gattin hilfreich zur Seite stand. Sie selbst verdrückte wenig später noch ein ordentliches Stück vom gedeckten Apfelkuchen, den ich leider nicht im Bild festgehalten habe.
Der mit einer herrlich sauren Vinaigrette angemachte Saumagensalat – übrigens ein 1A-Verwertungsessen – bekam von den kleingeschnittenen, roten Zwiebeln noch zusätzlichen Wumms. Saumagen im Salatformat
Zu der in einer Schale servierten, gewürfelten Pfalzkost für Fleischgesinnte gesellte sich noch etwas Frühlingszwiebel hinzu und verlieh der deftigen Sommerspeise etwas mehr an Frische. Kann man in der Form auch mal essen...
Die wohlgesalzenen Fritten kamen schön knusprig auf den Teller und wurden zusammen mit etwas roter „Kindheitssalsa“ verdrückt. Der Saumagensalat mit Pommes-Beilage
Natürlich wurden diese kleinen Kohlenhydratsünden später wieder weggewandert, was wiederum dem in der Kraxe transportierten Töchterchen auf meinem Rücken gefiel.
Wiederholungstat mit Currywurst und Spinatknödeln
Bei unserem Besuch eine Woche später, war dann auch meine Mutter mit von der Partie. Auch ihr gefiel es hier sehr gut. Ich erinnere mich noch genau daran, wie sie es sich draußen auf einer Sonnenliege bequem gemacht hatte und dabei die Zeit mit ihrem „Herzel“ (unserem Töchterchen, Anm.) in vollen Zügen genoss.
Während sich also die beste Oma, die man sich vorstellen konnte, um unser „kleines Wiesel“ kümmerte, hatten wir etwas Zeit, um uns die zuvor bestellten Spinatknödel mit Bergkäse und großzügiger Salatbeilage (12,80 Euro) sowie die fast schon obszön leckere Currywurst mit Pommes frites (8,90 Euro) einzuverleiben. Beides Klassiker der „Black Fox Cuisine“, die uns im nächsten Jahr sicherlich zu Wiederholungstätern machen werden.
Die im Ganzen gelieferte Bratwurst zeugte von qualitativ guter Machart. Die Currywurst mit Pommes
Diesen Abschnitt vom Schweinedarm hatte definitiv ein Metzger, der sein Handwerk beherrscht, mit herzhaft gewürztem Brät gefüllt. Dazu die wirklich sehr fein abgeschmeckte, nicht zu knapp bemessene Curry-Sauce, die auch jeder x-beliebigen Imbissbude den Herta Heuwer'schen Wursthimmel versprochen hätte. Die Pommes frites waren genauso knusprig wie eine Woche zuvor und ließen sich zusammen mit der Curry-Tunke genießen.
Auch meine Herzensdame lobte ihre fluffigen Spinatknödel, die sicherlich aus der hauseigenen Kloßschmiede stammten. Spinatknödel mit Bergkäse und Salat
Der darüber geraspelte, kräftige Bergkäse und das schmackig angemachte, mit ein wenig Rohkost und Quinoa verzierte Blattgrün rundeten diesen formidablen Veggie-Teller adäquat ab. Nochmal die Spinatklöße
Meine Frau und ich kamen überein, dass wir in einer Pfälzerwaldklause selten besser gegessen hatten.
Persönliches zum Schluss
Die anschließende Rundwanderung vom Forsthaus Annweiler über den Eiderberg und wieder zurück war im Nachhinein eine ganz besondere für uns. Eine, an die sich meine Frau und ich noch lange erinnern werden, da sie in dieser Konstellation leider nicht mehr wiederholt werden kann.
Und so schließe ich meinen Bericht von diesen unbeschwerten Tagen im Sommer 2022 mit den Worten des Lieblingssängers meiner Mutter, Udo Jürgens:
„Gleich Segelschiffen, die die Anker lichten,
Geh'n mir Erinnerungen durch den Sinn.
Und märchenhafte Weißt-du-noch-Geschichten
Begleiten mein "Woher" in mein "Wohin"…“
(zitiert aus dem Lied „Nach all‘ den Jahren“)
…und ein ziemlich schwarzer obendrein!
Rückblende
Es ist Ende Juli bzw. Anfang August 2022. Meine Frau und ich sind zusammen mit meiner Mutti und unserem Töchterchen im Pfälzerwald unterwegs. Unser Ziel ist das Forsthaus Annweiler, das wir seit seinem gastronomischen Neustart im Jahr 2019 gerne als Ausgangs- und Endpunkt für kurze Wanderungen ansteuern. Besonders der Rundwanderweg zum nahegelegenen Kirschfelsen (und zurück) ist als lockere Familientour zu empfehlen. Er ist nicht allzu lang und bietet herrliche Panoramablicke über die bewaldeten Berge des Pfälzerwalds.... mehr lesen
Forsthaus Annweiler | Schwarzer Fuchs
Forsthaus Annweiler | Schwarzer Fuchs€-€€€Restaurant, Gasthaus, Ausflugsziel06346 2424003an der B48 1, 76855 Annweiler am Trifels
4.5 stars -
"Wer aus Saumagen Salat macht, der muss in der Tat ein Fuchs sein…" marcO74…und ein ziemlich schwarzer obendrein!
Rückblende
Es ist Ende Juli bzw. Anfang August 2022. Meine Frau und ich sind zusammen mit meiner Mutti und unserem Töchterchen im Pfälzerwald unterwegs. Unser Ziel ist das Forsthaus Annweiler, das wir seit seinem gastronomischen Neustart im Jahr 2019 gerne als Ausgangs- und Endpunkt für kurze Wanderungen ansteuern. Besonders der Rundwanderweg zum nahegelegenen Kirschfelsen (und zurück) ist als lockere Familientour zu empfehlen. Er ist nicht allzu lang und bietet herrliche Panoramablicke über die bewaldeten Berge des Pfälzerwalds.
Geschrieben am 03.11.2022 2022-11-03| Aktualisiert am
05.11.2022
Besucht am 15.07.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 118 EUR
Mitte Juli radelte ich an einem sonnig-warmen Sommerabend zusammen mit meiner Frau in den Nachbarort Kandel, um dort in dem seit 2013 mit einem Bib Gourmand ausgezeichneten Hotel-Restaurant Zum Riesen einzukehren.
Dank der besten Babysitterin, die man sich vorstellen konnte, war nach langer Zeit mal wieder ein kulinarischer Abend zu zweit möglich. Unser letzter Besuch bei Familie Wenz war schon wieder eine ganze Weile her und außerdem wollte auch noch ein Gutschein eingelöst werden.
Wir hatten einen Tisch auf der hübsch gestalteten Hofterrasse reserviert. Durch die Teilsperrung der Rheinstraße war von der normalerweise dicht befahrenen Hauptverkehrsachse, die sich mitten durch die südpfälzische Kleinstadt zieht, fast nichts zu hören. Ja, es ging hier sogar richtig idyllisch zu. Einer entspannten Auszeit im Nachbarort stand also nichts im Wege. Die Sommerterrasse
Auch beim Kandeler Vorzeigelokal schien alles „beim Alten“ zu sein. Die Küche von Herdmeister Andreas Wenz ist ja seit Jahren ein zuverlässiger Tipp, wenn es um eine weltoffen vorgetragene Kreativküche mit regionaler Bodenhaftung geht. Da man auch bei der Preisgestaltung eher moderate Töne anschlägt, erfreut sich das Restaurant „Zum Riesen“ auch heuer einer großen Beliebtheit, die ein frühzeitiges Reservieren voraussetzt.
Wir saßen im Innenhof unter einer beeindruckend großen Markise, derer es am Abend gar nicht mehr bedurft hätte, da sich der Außenbereich aufgrund seiner ostseitigen Lage zum Anwesen bereits im Schatten befand.
Die schlichten Bistrotische schauten teilweise schmucklos unter dem weißen Leinen hervor. Die Polyrattan-Stühle erlangten durch gepolsterte Kissen eine gewissen Sitzkomfort. Zweifachbesteck, Wein- und Wassergläser strahlten auf den sauber eingedeckten Tischen um die Wette.
Wir zählten an diesem Abend mit zu den ersten Gästen. Es dauerte jedoch nicht lange, da war die Wenz’sche Terrasse bis auf den letzten Platz gefüllt.
Der manchmal etwas verschmitzt dreinschauende Serviceprofi reichte uns die Speisen- und Getränkelektüren, die wir mit Interesse und Appetit studierten. Eine ordentliche Aperitif-Auswahl lockte auf der ersten Seite – darunter auch diverse Flaschen Winzersekt und Champagner zu erfreulich günstigen Konditionen.
Gleiches galt übrigens auch für die Weinkarte, deren eindeutiger Pfalzschwerpunkt sich nicht auf den Süden beschränkte, sondern auch namhafte Winzer aus der Mittel- und Unterhaardt im Programm hatte. Frei nach dem Motto: „Becker, Bürklin, Bassermann – alles, was die Pfalz so kann!“
Es wurde ein attraktives Omnivoren-Menü zu drei bzw. vier Gängen (55 bzw. 72 Euro) angeboten. Bei diesem spielten asiatisch inspirierter Kingfisch, Piccata vom Seeteufel, Ochsenbäckchen mit Wildgarnele und ein laszives Erdbeermund-Dessert die Hauptrollen.
Außerdem gab man sich mit Sommersalat, spicy Linsengemüse und geistreichem Sorbet dreigängig vegan, was dem gänzlich auf tierischen Nahrungsursprung verzichtenden Gast mit 37 Euro in Rechnung gestellt wurde.
Für Unentschlossene hatte man zusätzlich noch ein dreigängiges Überraschungsmenü für 45 Euro im Repertoire, das in seiner Standardausführung aus vier Vorspeisen, sieben Hauptgängen und drei Desserts bestand.
Für das 4-Gang-Menü fehlte uns schlichtweg die Zeit, schließlich mussten wir ja noch mit dem Rad zurück nach Wörth. Also bestellten wir à la carte.
Mir war nach der kalten andalusischen Gemüsesuppe, die als „Gazpacho Andaluz“ mit Gambas (10 Euro) in der Karte stand. Ich freute mich auf eine erfrischende Vorspeise an diesem warmen Sommerabend. Genau wie meine Frau, die jedoch dem Sommersalat mit Ziegenkäseraviolo und grünem Apfel (16 Euro) den Vorzug gab.
Auch beim Hauptgang wandelte ich auf iberischen Pfaden. Das leider viel zu selten angebotene Secreto vom Iberico-Schwein hatte ich in der Karte erspäht. Dieses fächerförmige, versteckt zwischen Rücken und Rückenspeck liegende „geheime Filet“ wird auf dem Grill (oder in der Pfanne) – dank seiner herrlichen Marmorierung – zu einem saftigen Bravourstück, das ich ein paar Wochen zuvor bei einem exklusiven Grill-Event in Karlsruhe bereits kennen und schätzen gelernt hatte.
Natürlich bestellte ich den vor allem in Spanien und Portugal sehr beliebten Fleisch-Cut, um ein paar Minuten später von der Bedienung zu erfahren, dass dieser fälschlicherweise nicht geliefert wurde und stattdessen ein Kotelett vom Iberico-Schwein zum gleichen Preis von 28 Euro mit Grillgemüse und Rosmarinkartoffeln zur Verfügung stünde. Das kam mir dann doch spanischer vor als geplant, aber ich willigte – wenn auch etwas enttäuscht – ein.
Meine bessere Hälfte hatte sich da bereits gedanklich mit den geschmorten Ochsenbäckchen (26 Euro) von der Empfehlungskarte angefreundet, die von Selleriepüree und Schupfnudeln begleitet wurden. Das klang nach solider, hausmannsköstlicher Leibspeisenküche, wie sie auch in der nicht weit entfernten Pfälzer Stube (im Hotel Krone zu Hayna, Anm.) gerne aufs Porzellan gebracht wird.
Flüssiges wurde in Form eines fruchtigen Haus-Aperitifs (8,50 Euro), einer Flasche Bad Camberger Mineralwasser Classic (0,75l für 6,50 Euro), eines alkoholfreien Tannenzäpfles von der badischen Staatsbrauerei Rothaus (0,33l für 3,50 Euro) und eines offen ausgeschenkten, grünen Veltliners vom Weingut Klein aus Hainfeld (0,2l für 8 Euro) geordert.
Den mittlerweile auch in der Pfalz gerne angebauten Weißwein habe ich schon mehrfach im Restaurant genossen. Ein guter Allrounder, der auch zum Iberico-Kotelett keine schlechte Figur machte. Ob es der „vom Löss“ war oder aus den „jungen Reben“ war in der Karte leider nicht vermerkt. Ich vergaß da mal genauer nachzufragen. Egal, so oder so mundete mir der wohltemperierte Weiße ganz vorzüglich.
Die Küche grüßte mit einem geschmacklich eher unauffälligen Falafel-Bällchen, das hübsch auf einer dünnen Scheibe Chioggia-Bete angerichtet war. Es grüßte die Riesen-Küche
Dazu wurde eine leicht gewürzte, mit Sepia-Tinte gefärbte Scheibe Baguette gereicht. Ein kulinarisch recht harmloser Auftakt, aber auch kein wirklich schlechter.
Deutlich mehr Aromentiefe hatte meine von vollreifen Tomaten, süßlich-herber Paprika und gutem Olivenöl kündende Gazpacho zu bieten. Gazpacho Andaluz
Der Salatgurkenskeptiker in mir freute sich aufgrund des nicht allzu dominanten Anteils des in seinen Augen wässrig-grünen Verzichtgemüses. Tournierte Wasser- und Honigmelone sorgte für ein paar süße Momente in dieser tadellos abgeschmeckten, herrlich sämigen Sommersuppe. Gazpacho in der Totalen
Zwei perfekt gebratene, bereits vom Panzer befreite Gambas ordentlicher Sortierung lagen zusammen mit einem Parmesanchip obenauf. Ordentliche Meereseinlage in der Gazpacho
Fein gewürfelte Tomaten und etwas Grünzeug steuerten zusätzliche Frische bei. Nur bei Marc Wendel in der Kapeller Hopfestubb habe ich bisher eine noch bessere Gazpacho genossen und das soll was heißen.
Auch die Dame gegenüber von mir war mit ihrer Vorspeisenwahl zufrieden. Ihr mit einem delikaten Dressing angemachter Blattsalat weilte in einem essbaren Körbchen aus frittiertem Filo-Teig (?). Sommersalat mit Ziegenkäseraviolo
Der grüne Apfel erschien in Form eines streifenweise auf dem Teller aufgetragenen Gels. Darauf war der mit leichter Pfannenbräune versehene Ziegenkäseraviolo platziert. Tomate, Melone und Erdbeere komplettierten mit diversen Tupfern aus der Quetschflasche das farbenfrohe Ensemble. Eine in sich stimmige, von Säure und Frische dominierte Einstimmung, die texturell und auch geschmacklich sehr gut mit der warmen Jahreszeit korrespondierte.
Mein Secreto-Ersatz aka Iberico-Kotelett wurde mutig in kurz vor medium geliefert. Mut zu medium! Das Iberico-Kotelett im Anschnitt
Hat man bei Schweinefleisch nicht so oft, macht aber bei so einem feinen Stück Fleisch kulinarisch Sinn. Eine recht übersichtliche Portion, möchte man meinen, die mir von der Menge her jedoch reichte. Etwas Selleriepüree unterfütterte die mit Rosmarin in der Pfanne gebratenen Kartoffelschnitze.
Ein frittierter Pimiento vom Padron steckte zwischen ebenfalls in der Pfanne geröstetem, mediterranem Gemüsekleinschnitt. Unter dem sehr saftigen Kotelett sorgte eine Pfütze Bratenjus für ein wenig mehr Süffigkeit. Mit dem obligatorischen, aus Wasser, Öl und Mehl gefertigten „Einbrennnetz“ – im Fachjargon auch Korallenhippe genannt – dekoriert, war das ein typischer „Wenz-Teller“, der von einem guten Verständnis für Produkt- und Aromenkombinationen zeugte. Ein südländisch ausgerichteter Teller passend zur warmen Jahreszeit, der viel zu schnell verputzt war. Kotelett vom Iberico-Schwein in mediterraner Umgebung
Auch bei den wunderbar zarten Ochsenbäckchen, die sich meine Liebste einverleibte, wurde mit seidig-cremigen Selleriepüree die Keramik grundiert. Fünf zierliche, in der Pfanne geschwenkte Schupfnudeln versuchten das Beilagengesicht zu wahren. Dies gelang den hausgemachten „Buwespitzle“ zwar geschmacklich, aber – laut meiner Frau – leider nicht mengenmäßig. Geschmorte Ochsenbäckchen mit Selleriepüree und Schupfnudeln
Da riss es dann auch die spärlich vertretene, auf den Punkt gegarte Gemüsedeko nicht mehr raus. Dank der tiefgründigen Jus und dem herrlich mürben, kollagenreichen Fleisch wurde das Geschmacksziel voll erreicht, das Sättigungsziel aber leider knapp verfehlt.
Dass man in der Pfalz auch mit hübsch angerichteten Tellern seine Gäste gesättigt bekommt, beweist uns Martin Gehrlein aus dem nicht weit entfernten Neupotz schließlich bei jedem Besuch.
Egal, dann musste es eben der Nachtisch richten. Und das tat die georderte Riesenpraline (12 Euro) mit Bravour. DIE Riesenpraline
Der mit feiner Valrhona-Schokolade umhüllten, mit Nougat und Himbeercoulis gefüllten Wonnekugel – ein Ferrero-Rocher war dagegen ein echtes Leichtgewicht – wurde eine cremig-würzige Nocke Chai-Sorbet an die Seite gelegt. Das Innenleben der Riesenpraline
Eine Karamellhippe, ein wenig aufgespritzte Ganache (in hell und dunkel) sowie eine dünne Crumbleschicht komplettierten dieses wirklich hervorragende Schoko-Dessert, das jede Kalorie wert war. Hier lieferte die Riesen-Küche „pâti-mäßig“ richtig ab und versöhnte auch meine Herzensdame, die gute Schokolade wie keine Zweite (in der Familie) schätzt.
Dass uns so manches hier ziemlich spanisch vorkam, hat in der Summe sehr gut gefallen. Solch ein entspanntes Abendessen zu zweit hatten wir ja lange nicht mehr. Und auf der schönsten Terrasse von Kandel wären wir sicherlich noch eine Weile sitzen geblieben. Aber wir hatten ja noch den Rückweg auf unseren Drahteseln zu bewältigen und wurden zuhause erwartet.
Hier bei Familie Wenz kehren wir bestimmt mal wieder ein, denn erstens ist der Weg von Wörth nicht weit und zweitens ist hier das Preis-Genuss-Verhältnis ausgesprochen gut. Für solch einen in kulinarischer Hinsicht besonderen Abend gilt jedoch oberste Reservierungspflicht, da das Restaurant auch unter Woche meist komplett ausgebucht ist.
Mitte Juli radelte ich an einem sonnig-warmen Sommerabend zusammen mit meiner Frau in den Nachbarort Kandel, um dort in dem seit 2013 mit einem Bib Gourmand ausgezeichneten Hotel-Restaurant Zum Riesen einzukehren.
Dank der besten Babysitterin, die man sich vorstellen konnte, war nach langer Zeit mal wieder ein kulinarischer Abend zu zweit möglich. Unser letzter Besuch bei Familie Wenz war schon wieder eine ganze Weile her und außerdem wollte auch noch ein Gutschein eingelöst werden.
Wir hatten einen Tisch auf der hübsch... mehr lesen
Restaurant im Hotel zum Riesen
Restaurant im Hotel zum Riesen€-€€€Restaurant, Weinstube072753437Rheinstraße 54, 76870 Kandel
4.5 stars -
"In Kandels erstem Haus am Platze kam uns so einiges recht spanisch vor…" marcO74Mitte Juli radelte ich an einem sonnig-warmen Sommerabend zusammen mit meiner Frau in den Nachbarort Kandel, um dort in dem seit 2013 mit einem Bib Gourmand ausgezeichneten Hotel-Restaurant Zum Riesen einzukehren.
Dank der besten Babysitterin, die man sich vorstellen konnte, war nach langer Zeit mal wieder ein kulinarischer Abend zu zweit möglich. Unser letzter Besuch bei Familie Wenz war schon wieder eine ganze Weile her und außerdem wollte auch noch ein Gutschein eingelöst werden.
Wir hatten einen Tisch auf der hübsch
Geschrieben am 21.09.2022 2022-09-21| Aktualisiert am
21.09.2022
Besucht am 23.06.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 25 EUR
Auch die schönste Klassenfahrt geht einmal vorbei. Und so wie sie begann – nämlich beim legendären Curry36 am Mehringdamm – so ähnlich endete sie auch, zumindest in kulinarischer Hinsicht. Am letzten Abend wollten wir noch einmal so richtig in die Kreuzberger Kiezkultur eintauchen, weshalb wir uns die Oranienstraße als adäquates „Bermudadreieck“ aussuchten. Der dort beheimatete Highend-Imbiss „Goldies“ wurde als Anlaufstelle auserkoren, um uns – so viel sei vorweg gesagt – mehr als reichlich zu sättigen.
Würde ich in Berlin wohnen, wäre die Gegend um die Oranienstraße mein präferiertes Ziel für gastronomische Entdeckungstouren. Jeden Tag dürfte ich mich entscheiden zwischen Ramen, Pho, Tacos, Falafel, Köfte und Co. Gepflegte Wirtshauskultur („Max & Moritz“), angesagte Mexikaner („Santa Maria“), trendige Asiaten („Chikogi“ u.a.) und türkische Grillfreuden („Adana Grillhaus“) existieren hier auf engstem Raum nebeneinander bzw. entlang dieser kulinarischen Vielfaltsmeile.
Abends bzw. nachts wäre das legendäre SO36, ein beliebter Club für Live-Konzerte und andere Tanzevents, meine erste Adresse. Die angefutterten Kalorien wollen schließlich auch wieder verbraucht werden. Vorher aber noch schnell das Proseminar „Adressatengerechtes Vorglühen“ in der beeindruckend sortierten Weinhandlung „Suff“ besuchen. Vinophile Pilgerstätte...nicht nur für Weißweinzombies
Aber halt, eine ordentliche Sättigungsgrundlage darf auch beim qualitätsbewussten Umgang mit Alkohol nicht fehlen. Und genau da bietet sich – unter vielen anderen Lokalitäten in dieser Gegend – das „Goldies“ an.
Hat man es geschafft, den nahezu unwiderstehlichen Grillgenüssen aus dem Adana zu entsagen, so stehen die Chancen gar nicht mal schlecht, in diesem Frittentempel der Extraklasse zu landen. Die seit 2017 von Kajo Hiesl und Vladislav Gachyn geführte Kartoffelstabklause „Goldies“ hatte nämlich unser Interesse – danke Per! – geweckt und so landeten wir an diesem noch sehr warmen Donnerstagabend bei den Qualitätsfrittierern von der Oranienstraße.
Die beiden Ober-Goldies und Inhaber, die bereits gemeinsam in besternten Läden wie dem „VAU“ (Berlin-Mitte, seit 2016 geschlossen) und dem „Aqua“ (Wolfsburg) am Herd standen, haben im „Maison Antoine“ in Brüssel Kartoffelkunde studiert und im Frittierfach cum laude abgeschlossen. Zweifaches Brutzeln der Stäbe gilt da ja sowieso als oberste Pommespflicht. Beim zweiten Vorgang aber bitteschön in siedendem Rinderfett.
Hat man dann auch noch die richtige Erdapfelwahl getroffen, kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Was klingt, wie ein in sich schlüssiges Konzept, war aber keines, das in Berlin für sehr viel Aufsehen gesorgt hätte. Nur ihre „handcrafted sticks“ mit Ketchup und Mayo zu servieren, war den beiden Pommesbudenburschen dann auch kulinarisch zu anspruchslos und hätte sich vielleicht gar nicht gerechnet. Deshalb entschieden sie, ihre Fritten mit einer ganzen Reihe einfallsreicher Toppings zu veredeln und das Ganze als „nasty fries“ anzubieten.
Soweit die Vorgeschichte zu diesem außergewöhnlichen Imbissladen, den wir vom „Görlitzer“ aus in ein paar Minuten zu Fuß erreichten. Die hohen Außentemperaturen ließen uns vor dem zeitgeistig funktional gestalteten Gastraum Platz nehmen. Wir hatten eh nicht vor, dort lange zu verweilen, lockte doch die Oranienstraße mit diversen hochprozentigen Angeboten.
Unserem Freisitz sei Dank konnten wir wenigstens vor der recht lauten Musik aus den Boxen ein wenig entfliehen. Bestellt und bezahlt wurde drinnen an der Theke, wie das halt in solch einem Imbisslokal üblich ist. Später wurde dann aufgerufen und wir holten unsere fertigen Frittierwerke an Ort und Stelle ab. Blick ins Innere
Doch zunächst zur dargebotenen Pommes-Parade. Natürlich gab es diese dort auch „naked“, das heißt ohne jegliches Topping. Das war uns aber zu langweilig, weshalb wir in der „nasty fries“-Abteilung stöberten und dort auch fündig wurden. Mit Petersilienpesto, Parmesan und Aioli hatte man die „Garlic Parmigiano“-Fritten (6,90 Euro) ausgestattet. Da war die vegetarische Welt unserer Fleischverzichterin wieder in Ordnung. Garlic Parmigiano
Die mit reichlich Tomatensalsa, Guacamole, grüner Chilibutter und Aioli fast schon übersoßt wirkende „El Gringo loco“-Variante (10,90 Euro) wollte sich die andere Kollegin am Tisch schmecken lassen. El Gringo Loco
Meinem Gegenüber war dagegen mehr nach „Beef in Paris“ (12,50 Euro) zumute. Nasty Fries called "Beef in Paris"
Hier trafen marinierte, dünn aufgeschnittene Roastbeefscheiben auf gebratene Zwiebeln, Béarnaise-Mayo, reife Tomaten und frischen Frühlingslauch.
Die Kombi aus Fritten und rosa Tranchen vom Rind gefiel auch mir. Ich erbat eine kleinere Portion, die man mir mit einem 30%-igen Nachlass auf den Normalpreis gewährte (8,75 Euro). Schließlich hatte ich noch die Paccheri-Pasta und den Culatello-Schinken vom Mittagslunch in der Salumeria Lamuri zu verdauen. An dem von Futterflüsterer Meurling in den knusprigen Hühnerhimmel gelobten Green Chili Chicken (10,90 Euro) kam ich allerdings nicht vorbei.
Spezi, Radler und Helles (der Marke Hacker-Pschorr) holten wir uns für jeweils 3 Euro aus dem Kühlschrank und warteten auf die ausgefeilte Knollenkost, die in beschichteten Einweg-Pappschalen gepackt, nach und nach an der Theke abgeholt werden konnte. Die Portionen waren größer als erwartet und wir taten uns entsprechend schwer, die sublimierten Kartoffelstäbe zu vertilgen.
Mein Crispy-Chicken schmeckte fantastisch. Die kross frittierten „Edel-Nuggets“ vom Maishähnchen waren innen super saftig. Grüne Chilibutter und Sechuan-Chili-Öl lieferten süffige Würze. Best Chicken Nuggets in Town
Frische Peperoni, Koriander und Zitrone aktivierten zusätzlich die Geschmackspapillen. Wow, was ein endgeiler Imbiss. Da konnte ich dem Slogan von der Webseite des Goldies: „Best bad food in town“ nur beipflichten. Green Chili Chicken
Dass dann selbst die kleinere Frittenportion mit Rinderzubehör nicht mehr zu schaffen war, lag auf der Hand bzw. mir im Magen. Aber auch der Kollege gegenüber hatte schwer zu kämpfen. An unseren Pommes lag es nicht, da waren so lecker, wie sie auf den Bildern aussehen. Sie hatten genau die richtige Dosis Salz verabreicht bekommen und waren mitsamt der Schale frittiert worden. Wäre hier nicht "Beef in Brussels" treffender?
Der Unterschied zu gewöhnlicher Convenience-Ware war sicht- und schmeckbar. Viel knuspriger kann man diesen belgischen Nationalimbiss nicht auf Pappe betten. Und nach einem Clubbesuch ist solch ein nächtlicher Snack sicherlich mit das beste „Drunk Food“, was man sich vorstellen kann. Der angegebene Rechnungsbetrag bezieht sich übrigens nur auf meine Speisen und Getränke, da jeder von uns separat an der Kasse zahlte.
Auch wenn nicht jeder am Tisch seiner Kartoffelration Herr bzw. Frau wurde, war es doch ein passender, wenn auch kulinarisch unprätentiöser Abschluss dieser Exkursion in die Hauptstadt. Wir vier schlenderten nach dieser mächtigen Verköstigung weiter die Oranienstraße hoch. Durch das Schaufenster der Weinhandlung „Suff“ konnte ich beobachten, wie sich Bremer Quartalstrinker ins 11%ige Gleichgewicht brachten. Vielleicht waren es aber auch Berliner.
Wir vernichteten noch den ein oder anderen Molotow-Cocktail zu „Späti“-Stunde. Eine ordentliche Alkohol-Profilaxe ist nach einem solch üppigen Mahl immer ratsam. Und ein wenig Nervenmassage vor der bevorstehenden Rückreise hat noch keinem Pädagogen nachhaltig geschadet.
Danke Berlin für die erlebnisreichen Tage, die kulturellen Highlights und das abwechslungsreiche Speiseprogramm. Bis hoffentlich bald mal wieder.
Auch die schönste Klassenfahrt geht einmal vorbei. Und so wie sie begann – nämlich beim legendären Curry36 am Mehringdamm – so ähnlich endete sie auch, zumindest in kulinarischer Hinsicht. Am letzten Abend wollten wir noch einmal so richtig in die Kreuzberger Kiezkultur eintauchen, weshalb wir uns die Oranienstraße als adäquates „Bermudadreieck“ aussuchten. Der dort beheimatete Highend-Imbiss „Goldies“ wurde als Anlaufstelle auserkoren, um uns – so viel sei vorweg gesagt – mehr als reichlich zu sättigen.
Würde ich in Berlin wohnen, wäre... mehr lesen
Goldies
Goldies€-€€€Restaurant, Schnellrestaurant, Take Away03074780320Oranienstraße 6, 10997 Berlin
4.0 stars -
"Mächtig aber prächtig! – Premium „Pommes(s)kapaden“ bei den Frittenstrolchen aus der Oranienstraße" marcO74Auch die schönste Klassenfahrt geht einmal vorbei. Und so wie sie begann – nämlich beim legendären Curry36 am Mehringdamm – so ähnlich endete sie auch, zumindest in kulinarischer Hinsicht. Am letzten Abend wollten wir noch einmal so richtig in die Kreuzberger Kiezkultur eintauchen, weshalb wir uns die Oranienstraße als adäquates „Bermudadreieck“ aussuchten. Der dort beheimatete Highend-Imbiss „Goldies“ wurde als Anlaufstelle auserkoren, um uns – so viel sei vorweg gesagt – mehr als reichlich zu sättigen.
Würde ich in Berlin wohnen, wäre
Geschrieben am 16.09.2022 2022-09-16| Aktualisiert am
16.09.2022
Besucht am 23.06.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 32 EUR
…sollte man sich auch in Berlin hin und wieder mal gönnen. Wieder wandelte ich auf Per Meurlings lukullischer Leckerfährte. Diesmal jedoch ganz ohne kollegialen Anhang. Am vorletzten Tag der Klassenfahrt – am nächsten Morgen ging es in aller Frühe per ICE zurück in die Heimat – stand die Selbsterkundung im Vordergrund. Es gab nur wenig offizielle Programmpunkte. Das Erleben auf eigene Faust sollte schließlich auch gefördert werden.
Am nicht mehr ganz so frühen Vormittag machte ich mich auf den Weg in Richtung Warschauer Straße, um von dort mit dem E-Roller die Umgebung („East Side Gallery“) zu erkunden. Natürlich hatte ich mein Lunch-Objekt schon im Visier.
Die in der Nähe des „Schlesis“ (Schlesisches Tor, Anm.) gelegene, von der Crew des mittlerweile geschlossenen „Da Baffi“ in Wedding betriebene Salumeria Lamuri, die seit 2013 eine feste Kreuzberger Institution in Sachen Pasta und Co. darstellt, wurde von meinem schwedischen Foodscout in den siebten Nudelhimmel („pasta lunch heaven“, Zitat) gelobt und Lust auf gut zubereitete Teigwaren hatte ich allemal.
Es war kurz vor 12 Uhr als ich dort als erster Gast des Tages aufschlug. Eine überaus freundliche und kommunikative junge Dame mit asiatischen Wurzeln stand hinter dem hölzernen Tresen und hieß mich in englischer Sprache willkommen. Ich nahm draußen auf dem vorgelagerten Freisitz, also quasi direkt auf dem Bürgersteig der Köpenicker Straße, Platz. Das äußere, sehr einladende Erscheinungsbild
Dieser kleine Außenbereich füllte sich recht schnell mit weiteren Gästen, die scheinbar regelmäßig hier ihrer mittäglichen Affinität zum Nudligen nachgehen.
Bereits von außen versprühte diese Mischung aus Feinkostladen, Bistro und italienischer Kaffeebar unheimlich viel Flair. Hatte man aber erst die wenigen Stufen erklommen, wurde einem beim Anblick der sympathisch anachronistischen Einrichtung des Gast- und Verkaufsraumes gleich warm ums Herz. Innenleben
Was sich da an italienischen Köstlichkeiten unter der mit Stuck verzierten Decke tummelte, hatte schon was. Besonders die an alte Zeiten gemahnenden Boden- und Wandfliesen waren echte Hingucker. Zu ihnen passte das gewollt betagte Mobiliar aus der Antiquitätenecke übrigens ganz hervorragend. Ein kleines, dem Genuss verpflichtetes Refugium – keine 100 Meter von der früheren Mauer entfernt. Gastraum zum Wohlfühlen
Ich empfand schlichtweg Dankbarkeit und Glück, hier mein Essen einnehmen zu dürfen. Einfach dasitzen und mal die freie Zeit genießen. Zu schauen gab es ja eh genug. Allein das Beobachten der Passanten auf dem Trottoir der Köpenicker Straße animierte zu Sozialstudien.
Doch auch das Speisenprogramm wollte studiert werden. Dieses stand mit Kreide auf einer großen Schiefertafel geschrieben. Diese hing direkt neben der Eingangstür draußen an der Wand. Hinter der Theke kamen noch ein paar bekritzelte Kreidetafeln mit der Getränke- und Panini-Auswahl dazu. Auch das Speiseangebot konnte hier nochmals nachgelesen werden.
Ich zählte sieben Vorspeisen, drei Pasta-Gerichte, einen Hauptgang („Secondo“) und zwei Desserts. Mehr war nicht und mehr musste auch gar nicht. Denn das Wenige, was hier gelistet war, klang doch alles sehr verlockend und wäre sicherlich eine Bestellung wert gewesen.
Für Wein war es mir dann doch noch etwas zu früh am Tage, weshalb mir eine gut gekühlte Flasche Ichnusa „Non Filtrata“ (50cl für 4,20 Euro) von meiner Lieblingsinsel Sardinien gerade recht kam. Ich nusa. Du auch?
Dazu gesellte sich noch ein kleines Mineralwasser (25cl) der Marke San Zaccaria aus Südtirol, das mit 2,50 Euro zu Buche schlug. Die Getränkeauswahl
Die hausgemachten Tagliatelle mit frischem Trüffel aus Umbrien und Parmesanbutter hatte man natürlich im Programm. Sie genießen hier anscheinend einen gewissen Kultstatus, wie ich von mehreren Quellen aus dem Netz erfuhr. Doch leider bin ich kein Freund der knolligen Tuber-Ware und werde es wohl auch nicht mehr werden. Also entschied ich mich flugs für die Paccheri mit Salsiccia und scharfem (?) Löwenzahn (13,50 Euro).
Die sehr appetitlich klingende Kombination aus dicken Röhrennudeln aus Kampanien und aromatischer Fenchel-Bratwurst war genau mein Ding. Danach durfte es gerne noch ein Teller mit aufgeschnittenem Culatello di Zibello (12,50 Euro) zum „Nachtisch“ sein. So oft bekommt man den „König der italienischen Wurstwaren“ – wie dieser Premiumschinken auch gerne bezeichnet wird – bei uns ja nicht serviert. Da wurde ein etwas höherer Sättigungsgrad zur Tagesmitte gerne in Kauf genommen.
Meine al dente gekochten Pastazylinder kamen mit frisch geriebenem Grana Padano an den Tisch. Ein durchweg schmackiges Nudelerlebnis, das eindeutig von seiner aromatischen Salsiccia-Würze lebte. Paccheri mit Salsiccia und Löwenzahn
Die grünen Löwenzahn-Blätter störten da nicht wirklich. Ganz im Gegenteil, ein wenig Grün tat nicht nur der Optik des Tellers gut. Handwerklich einwandfrei zubereitet, war das eine grundehrliche und richtig delikate Fleischsoße, die sich da zu den Teigröhren gesellte. Lediglich die Portionsgröße hätte etwas üppiger ausfallen dürfen, was übrigens auch am Nebentisch beklagt wurde.
Aber egal, ich hatte ja noch den Edelschinken aus der Provinz Parma am Start. Culatello di Zibello
Dieser wurde mir dagegen großzügig aufgeschnitten auf einem Holzbrett serviert. Unter und zwischen den dünnen Tranchen tummelte sich etwas Grünzeug die mit Abstand besten Grissini-Stangen, die ich je genossen habe. Detailansicht: Grissini
Die filigran-krossen Hefeteigfinger sorgten für einen tollen Knusper, während der fein marmorierte Culatello förmlich auf der Zunge zerging. Sein mild-nussiger Geschmack war die reinste Gaumenweide. Ein rundum gelungenes Werk aus Metzgers Hand, in dem kein Gramm Salzwürze zu viel steckte. Nach solchem Schinken sollte man Straßen benennen!
Mit gutem Bauchgefühl ging es wieder per E-Roller zurück in Richtung Hostel. An dieses einfache, aber äußerst eindrückliche kulinarische Erlebnis in der Salumeria Lamuri dachte ich noch lange, war es doch in seiner schlichten Köstlichkeit ein echtes Geschmackshighlight dieser Berlinfahrt. Am Abend stand übrigens ein wesentlich mächtigeres Verköstigungsprogramm an. Aber davon erzähl‘ ich euch dann beim nächsten Mal…
…sollte man sich auch in Berlin hin und wieder mal gönnen. Wieder wandelte ich auf Per Meurlings lukullischer Leckerfährte. Diesmal jedoch ganz ohne kollegialen Anhang. Am vorletzten Tag der Klassenfahrt – am nächsten Morgen ging es in aller Frühe per ICE zurück in die Heimat – stand die Selbsterkundung im Vordergrund. Es gab nur wenig offizielle Programmpunkte. Das Erleben auf eigene Faust sollte schließlich auch gefördert werden.
Am nicht mehr ganz so frühen Vormittag machte ich mich auf den Weg in... mehr lesen
Salumeria Lamuri · Delikatessen
Salumeria Lamuri · Delikatessen€-€€€Restaurant, Bistro01757003419Köpenicker Str. 183, 10997 Berlin
4.5 stars -
"Italienische Genussmomente zur Mittagszeit…" marcO74…sollte man sich auch in Berlin hin und wieder mal gönnen. Wieder wandelte ich auf Per Meurlings lukullischer Leckerfährte. Diesmal jedoch ganz ohne kollegialen Anhang. Am vorletzten Tag der Klassenfahrt – am nächsten Morgen ging es in aller Frühe per ICE zurück in die Heimat – stand die Selbsterkundung im Vordergrund. Es gab nur wenig offizielle Programmpunkte. Das Erleben auf eigene Faust sollte schließlich auch gefördert werden.
Am nicht mehr ganz so frühen Vormittag machte ich mich auf den Weg in
Besucht am 22.06.2022Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 114 EUR
Tatort Hasenheide an einem warmen Mittwochabend im Juni. Foodstoryteller Meurling hatte mir schon im Vorfeld der Klassenfahrt diesen Laden auf seiner Webseite schmackhaft gemacht, weshalb ich online einen 4er-Tisch reservierte. „Bringt gute Laune und Hunger mit!“, so die Antwort der Betreiber auf meine Anfrage. Geht klar! - dachte ich mir und freute mich bereits 14 Tage vorher auf diesen Abend.
Das Fes BBQ läuft abends mit „Zwei-Taktmotor“, heißt die Tische werden in einem bestimmten zeitlichen Rahmen zweimal besetzt. Die frühen Vögel können von 17 bis 19.45 Uhr ihren Mezz(e)kapaden frönen, während der gemeine Spätgriller von 20 bis 23 Uhr das orientalische BBQ genießen kann. Wir wählten das frühe Zeitfenster, schließlich hatte ich an diesem Abend noch ein spontanes Date mit einem bekannten Gastroguide’ler, der beruflich in der Hauptstadt zu tun hatte.
Das Wetter spielte mit, so dass wir es uns draußen an einem der langen Holztische mit integriertem Tischgrill bequem machen durften. Die Terrasse vorm Haus Turkish-Tischgrill-Experience
Das heißt, so bequem es eben ging, denn der Sitzkomfort ist auf Kreuzberger Terrassen ein knappes Gut, wie ich während der Klassenfahrt mehrfach feststellen durfte.
Eine freundliche junge Dame begrüßte uns herzlich und erklärte kurz, was es mit den angebotenen Set-Menüs und der optionalen Auswahl an Mezze auf sich hatte. Wir fühlten uns hier wesentlich besser beraten als zwei Tage zuvor bei Osmans Töchtern und lasen mit Interesse, was uns im Fes BBQ kulinarisch erwarten würde.
Die 18 verschiedenen Mezze-Teller werden hier nicht vorweg gereicht, sondern begleiten die jeweiligen Grillgerichte, unter denen sich Köstliches vom Lamm (Koteletts, Filet oder aus der Keule), Rind (Black Angus) und Hähnchen (Brustfilet und Schenkel) tummelte. Wir einigten uns schnell auf die Bestellung eines Set-Menüs. Es nannte sich „Iki Kumru“ (72 Euro) und war eigentlich für zwei Personen gedacht. Drei würden aber auch davon satt werden, so die Ansage unserer Servicekraft.
Darin enthalten waren noch drei frei wählbare Mezze, ein grüner Salat („Toros“), eine Süßspeise zum Teilen, zwei Kaltgetränke sowie ein türkischer Tee („Cay“) und ein Mokka. Das Herzstück des Menüs war eine gemischte Grillplatte von 500 Gramm Rohgewicht. Darauf befanden sich Stücke vom Angus Rind, Lammfilet, Hähnchenbrust und Hähnchenschenkelfleisch. Lamm und Hähnchen waren bereits vormariniert. Das fein marmorierte Rindfleisch kam gänzlich ohne Marinade aus. Aber mit der in einem kleinen Keramikbecher dazu gereichten, hausgemachten Gewürzmischung ließ sich auch dieses wunderbar verfeinern.
Unsere Vegetarierin am Tisch durfte ihren Hunger natürlich fleischlos stillen. Sie wählte noch einen zusätzlichen Toros-Salat (9 Euro) und suchte sich aus dem Mezze-Programm drei verschiedene Teller aus. Dieses kulinarische Unterfangen nannte sich „Tadina Bakacakti“ und war für gerade mal 15 Euro zu haben. Angesichts des bald darauf Gebotenen hatte ihre Mezze-Auswahl ein geradezu sensationelles Preis-Genuss-Verhältnis vorzuweisen.
Irgendjemand am Tisch – vielleicht auch ich – bestellte noch zusätzlich ein paar „Citir Manti“ (6 Euro). Das waren kleine, knusprig gebackene türkische Tortellini, die auf einer mit frischer Glattpetersilie und diversen anderen Kräutern verfeinerten Joghurtsauce thronten. Citir Manti
Wohlgehopftes bestimmte unsere Getränkewahl. Aus der kleinen, aber feinen Flaschenbierkollektion entschied ich mich für ein Noam - Bavarian Berlin Lager (0,33l für 4,50 Euro). A Noam sauf i
Diese schon optisch viel hermachende Hommage an das bayrische Helle war als absolut süffiges Genussbier ein erfrischend milder Begleiter durch der orientalische Grillfältigkeit des Abends. Die anderen Kollegen labten sich hemmungslos am Hefe- bzw. Kristallweizen der Marke Schneider Weisse. Das vor Ort in Berlin gebraute BRLO-Pale-Ale wäre auch eine Option gegen den Durst gewesen, aber wir hatten eh vor, dem BRLO-Brauhaus am Gleisdreieck mit seinem hübsch angelegten Biergarten im Anschluss an unser Abendessen noch einen Besuch abzustatten.
Besonders einfallsreich fand ich die Beschreibungen der wenigen glas- bzw. flaschenweise ausgeschenkten türkischen Weine. Beim Isabey-Sauvignon Blanc wäre laut Karte der „Bauchtanz im Mund“ vorprogrammiert. Der türkische Shiraz sollte angeblich Spuren hinterlassen, „so wie die verflossene Liebe“. Und ob sich die rote Cuvée aus den Trauben Bogazkere und Öküzgözü wirklich „geishahaft ans Herz geschmiegt“ hätte, wäre bei kühleren Temperaturen durchaus einen Versuch wert gewesen.
Das rohe Fleisch war in vier kleine Hügel aufgeteilt. Rind, Lamm und zwei Sorten vom Huhn
Es wurde auf einer kleinen Schiefertafel arrangiert und sah sehr appetitlich aus. Der Tischgrill kam schnell auf die benötigte Temperatur. Eine kleine Zange zum Wenden der Fleischstücke wurde ebenfalls mitgeliefert. Ich eröffnete flugs die Kreuzberger Karnivorenspiele und gab an diesem Abend gerne den Fleischwender aka Grillmaster „Fes“.
Die angenehmen „Begleiterscheinungen“ unseres türkischen Grillabends trafen übrigens zeitgleich mit dem fleischernen Rohmaterial ein. Sieben Mezze plus zwei Salate bevölkerten alsbald unseren dunkellackierten Holztisch, der allmählich Farbe annahm. Farbenfrohe Mezze-Auswahl
Schon rein optisch machten die hübsch angerichteten, orientalischen Speisen eine ganze Menge her. Unter dem Namen „Pilaki“ schwammen weiße Riesenbohnen und Karotten in einer warmen, mit Kräutern gewürzten Tomatensauce. Pilaki
„Icli-Köfte“ nannte man die halbierten Hackfleisch-Taschen in knuspriger Grießpanade. Und die waren genauso lecker, wie sie auf dem Bild aussehen. Icli-Köfte
Die bereits erwähnten „Citir Manti“ lieferten sowohl Knusper als auch Frische. „Hayal-I Demir“ hieß der gebratene, mit etwas Knoblauch versehene Spinat, der mit leicht angerösteten Mandeln und einer Joghurthaube nicht nur die Vegetarierin am Tisch begeiserte. Hayal-I Demir
Mit ihren als „Sushi Börek“ bezeichneten, knusprigen Röllchen hatte die überzeugte Fleischverzichterin voll ins Schwarze getroffen. Deren Kartoffel-Käse-Lauch-Füllung war von einem kross frittierten Filoteig umhüllt. Ein Knusperbeispiel par excellence und obendrein ein orientalisches Fingerfood, das richtig Spaß machte. Hier passte übrigens die Verfeinerung mit ein paar Spritzern süß-säuerlicher Balsamico-Reduktion ganz ausgezeichnet. Sushi Börek
Beim „Toros-Salat“ wetteiferten Kirschtomaten und Granatapfelkerne um das kräftigste Rot in der Schale. Frühlingszwiebel und Minze landeten erfrischend-würzige Wirkungstreffer am Gaumen. Kurz in der Pfanne geschwenkter Sesam ergänzte das mit einem leicht süßlichen Essig-Öl-Dressing versehene Blattwerk mit dezent nussigen Noten, was einen in jeder Hinsicht gelungenen Salatteller ergab. Toros-Salat
Auch die mit fruchtig-pikanter Tomatensauce übergossenen, in Spanien vom „Padron“ stammenden Pimientos, die auf den lustigen Namen „Kizarmis Süsbiber“ hörten, erfüllten ganz unprätentiös ihren kulinarischen Zweck. Kizarmis Süsbiber
Das cremige, aus Kichererbsenpüree und Sesampaste zubereitete „Yesil Humus“ lief danke eines aromatischen Basilikum-Mandel-Pestos zu mundfüllender Hochform auf. Da waren die Mezze noch nicht "gelesen" ;-)
Obwohl es bei der reichhaltigen Auswahl am Tisch keiner zusätzlichen Sättigungsbeilage bedurft hätte, lieferte man uns noch eine Schale mit zweifarbigem Reis, der die Mezze feinkörnig begleitete und die morgenländischen Aromen adäquat einband. Zwei Farben Reis
Beim Fleisch bildeten die leicht marmorierten Angus-Happen die Spitze, dicht gefolgt vom butterzarten Lamm. Zusammen mit dem hauseigenen Grillgewürz genossen, wähnten sich die drei Fleischesser am Tisch im siebten Karnivorenhimmel. On the grilling field...
Was für ein geniales BBQ-Erlebnis im Fes, an dessen Namen wir problemlos ein „t“ hätten dranhängen können.
Dass wir uns nach dieser Grillorgie die im Set-Menü inkludierte, süße Kalorienbombe namens „Irmik Helvasi“ teilten, lag nicht an deren Geschmack, sondern an unserem fortgeschrittenen Sättigungsgrad. Irmik Helva
Das aus mehreren Schichten bestehende Küchlein aus Maisgrieß darf in der Türkei bei keinem festlichen Anlass fehlen. Besonders die zerkleinerten „Engelshaar“-Teigfäden machten das mit einer cremigen Vanilleeis-Auflage versehene Dessert zum gelungenen Schlussakkord in Süß.
Fazit:
Zu diesem gelungenen Konzept kann man Cem Tanriverdi, dem Inhaber des 2015 eröffneten Lokals, nur gratulieren. Für uns war der Abend im Fes BBQ das kulinarische Highlight der Berlinfahrt. Hier in direkter Nähe zum Südstern passte einfach alles. Der sympathisch und flott agierende Service, die angenehme Atmosphäre auf der Terrasse, die qualitativ hochwertigen Speisen und natürlich auch der eiskalte Raki, den man uns am Ende spendierte. Verdauungsgeschenke gerne angenommen!
Ein Besuch der Toiletten bestätigte den gepflegten Eindruck, den auch der in zeitgemäßem Industrial-Shabby gehaltene Gastraum versprühte. Ansicht Gastraum
Die Anleitung zum reuelosen Raki-Genuss auf der Tafel über dem Ausschankbereich fand ich dabei besonders interessant. Blick zur Theke (für Raki-Rekruten)
Nachrede (und keine üble…):
Gut gelaunt und gesättigt machten wir uns dann auf in Richtung Gleisdreieck, wo wir doch tatsächlich noch einen der begehrten Tische im BRLO-Biergarten ergattern konnten. Hier frönten wir ungeniert und halbliterweise den handgecrafteten Bieren gemäß dem Motto: „Das erste Bier, das löscht den Durst. Ein zweites stimmt mich heiter. Nach dreien ist mir alles Wurscht. Drum sauf‘ ich einfach weiter!“
Ganz so lange konnte ich meinen Kollegen an jenem Abend bei der Beseitigung der Bierbestände des BRLO-BRWHOUSE nicht beistehen, da am Potsdamer Platz ein freundlicher Mann mit Hut aus dem hohen Norden wartete, um mit mir in der Frederick’s Bar bei parfümierten Cocktails (Patchouli…) und Santa Teresa 1796 den seltenen Plausch unter Freunden zu pflegen. Schöner kann ein Tag selbst in Berlin kaum enden…
Tatort Hasenheide an einem warmen Mittwochabend im Juni. Foodstoryteller Meurling hatte mir schon im Vorfeld der Klassenfahrt diesen Laden auf seiner Webseite schmackhaft gemacht, weshalb ich online einen 4er-Tisch reservierte. „Bringt gute Laune und Hunger mit!“, so die Antwort der Betreiber auf meine Anfrage. Geht klar! - dachte ich mir und freute mich bereits 14 Tage vorher auf diesen Abend.
Das Fes BBQ läuft abends mit „Zwei-Taktmotor“, heißt die Tische werden in einem bestimmten zeitlichen Rahmen zweimal besetzt. Die frühen Vögel... mehr lesen
Fes · Turkish BBQ
Fes · Turkish BBQ€-€€€Restaurant03023917778Hasenheide 58, 10967 Berlin
5.0 stars -
"Farbenfrohe, türkische Tischgrillerfahrung, die von sehr feinen Mezze begleitet wurde" marcO74Tatort Hasenheide an einem warmen Mittwochabend im Juni. Foodstoryteller Meurling hatte mir schon im Vorfeld der Klassenfahrt diesen Laden auf seiner Webseite schmackhaft gemacht, weshalb ich online einen 4er-Tisch reservierte. „Bringt gute Laune und Hunger mit!“, so die Antwort der Betreiber auf meine Anfrage. Geht klar! - dachte ich mir und freute mich bereits 14 Tage vorher auf diesen Abend.
Das Fes BBQ läuft abends mit „Zwei-Taktmotor“, heißt die Tische werden in einem bestimmten zeitlichen Rahmen zweimal besetzt. Die frühen Vögel
Geschrieben am 26.08.2022 2022-08-26| Aktualisiert am
26.08.2022
Besucht am 21.06.2022Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 61 EUR
Eine Überschrift, die natürlich als Anspielung auf Émile Zola, den großen französischen Romancier und Begründer des literarischen Naturalismus am Ende des 19.Jahrhunderts, zu verstehen ist. Jener Zola und seine ungeschönte, naturgetreue Kritik an den damaligen Lebensumständen der unteren Gesellschaftsschichten machte mir vor ca. 30 Jahren das Leben im Leistungskurs Französisch nicht gerade einfach.
Das ist lange her und dennoch dachte ich beim Namen „Zola“ sofort an den damals so verschmähten Literaten – auch wenn ich den Zusammenhang zu dieser Pizzabude neapolitanischer Prägung nicht wirklich erkannte.
Auf den Laden aufmerksam wurde ich übrigens durch die Webseite meines Berliner Food-Guides Nr.1, Per Meurling, dessen lesenswerte Foodstory über das „Zola“ aus dem Jahr 2015 stammt. Nach den beiden kulinarischen Ausflügen in Richtung Orient wollten wir es an jenem warmen Dienstagabend etwas italienischer angehen lassen. Der Besuch der Matrix-Diskothek stand später noch auf dem Programm. Eine kleine Stärkung vor der Club-Visite mit 40 Halbstarken konnte da nicht schaden.
Also auf zum Paul-Lincke-Ufer, das vor einladenden Gastronomien ja nur so strotzt. Auf den paar Metern Fußweg schlenderten wir an einem knappen Dutzend reizvoller Lokalitäten vorbei. Darunter das Feed Back, eine beliebte Adresse für gehobene kantonesische Küche, der nicht nur bei Bremer Gemüsespechten hoch angesehene Gourmettempel Horváth, die schnuckelige Aperitif-Bar Frau Luna, die ambitioniert auftischende, französisch inspirierte Brasserie Spindler sowie das von Omar Ben Hammou betriebene, stylish-hippe Lila Restaurant. Direkt neben Letzterem befindet sich übrigens das Zola, das nun nicht mehr durch den Hinterhof des Anwesens betreten werden muss.
Irgendwann nahm dann auch eines der Servicemädels von uns Notiz. Das „Waiting-to-be-seated-Schild“ am Eingang der Außenterrasse konnte man getrost ignorieren, da scherte sich eh keiner der Bediensteten drum. Wir setzten uns an eine der vor dem Lokal positionierten Bierbankgarnituren.
Die wohlbeschirmten Schattenplätze waren leider schon besetzt, weshalb uns die Berliner Abendsonne noch so richtig einheizte. Egal, wir wollten ja nicht so lange bleiben, da nahmen wir das bisschen Schwitzen eben in Kauf. Auch der Verzicht auf Sitzkomfort wurde vom hungrigen Lehrerquartett als nicht besonders tragisch empfunden.
Die mit einem imposanten Holzofen ausgestattete Pizzeria „Napoli“ existiert seit Januar 2015. Das einstige Hinterhoflokal hat sich von Beginn an einen guten Ruf erbacken und gilt in der Hauptstadt als feste Größe in Sachen Pizza Napoletana.
Seit Anfang 2018 gibt es noch eine Dependance direkt am Spreeufer, nämlich das etwas außerhalb im legendären Funkhaus Berlin - einer angesagten Konzert- und Eventlocation - zwischen Plänterwald und Prinzenviertel beheimatete Zola Funkhaus. Lustigerweise entdeckte ich jenes Zweitlokal ein paar Tage vorher rein zufällig, da unsere Kanu-Tour auf der Spree genau in dieser Ecke startete.
Eilig hatte es die junge Servicedame nun wirklich nicht. Aber auf der nett angelegten Terrasse mit Blick hinüber zum Landwehrkanal konnte man es ja aushalten. Die Konversation mit ihr erfolgte übrigens in englischer Sprache. Viel zu lesen gab es nicht, da die Speisenlektüre aus einem laminierten DIN-A4-Blatt bestand, auf dessen Rückseite eine übersichtliche Auswahl an Getränken gelistet war.
Frischgezapftes war leider Fehlanzeige, stattdessen kommen hier (ehemalige) Flaschenkinder voll auf ihre Kosten. Das süffige Helle von Hacker Pschorr trinkt man hier für 3,50 Euro aus der gut gekühlten 0,33l-Bügelflasche, deren Öffnungsschnalzer immer noch so viel Spaß macht wie zu Jugendzeiten. Das Helle "pschorrte" ausgesprochen gut!
Eine Kollegin erfrischte sich mit einem Paulaner Radler (auch 0,33l für 3,50 Euro), während die andere mit der Prachtstück-Cuvée vom Assenheimer Weingut Metzger (0,2l für 5,50 Euro) ihren Deckungsbeitrag leistete.
Ohne die besagte Tanzveranstaltung mit unseren Heranwachsenden im Hinterkopf, wäre zu dieser Zeit auch ein Aperol Spritz oder ein Gin Tonic denkbar gewesen. So blieb es beim homöopathischen Vorglühen – wohlwissend, dass wir beim bevorstehenden Clubbesuch ja auch noch das eine oder andere Kaltgetränk zu uns nehmen würden.
Auch das Teigfladenprogramm war im Zola übersichtlich strukturiert. Genau zehn verschiedene Rundbackerzeugnisse neapolitanischer Art wurden angeboten. Die „Marinara“, die gänzlich ohne Käse auskam, checkte bei humanen 9,50 Euro ein. Für die „Parma“ und die „Bufalina“ musste man – den Zutaten Parmaschinken und Büffelmozzarella geschuldet – 12,50 Euro investieren. Für die Sauce zeichneten sich San Marzano Tomaten verantwortlich. Der etwas trockenere Fior di Latte Mozzarella machte den Napoli-Style vom Belag her passend.
Wir bestellten zweimal die „Margherita“ (jeweils 10 Euro) und zweimal die „Spianata“ (jeweils 12,50 Euro), die flott aus dem knapp 500°C heißen Holzofenmonster, welches den Gastraum zierte, gezogen wurden. 60 bis 90 Sekunden, länger brauchen die mit dickem und herrlich fluffigem Rand ausgestatteten Rustikalscheiben nicht, um fertiggebacken ihr unwiderstehliches Aroma zu entfalten.
Meine „Spianata“ hatte neben der namensgebenden, scharfen Salami aus Kalabrien auch Stracciatella-Käse auf der saftig belegten Platte. La "Spianata" potente
Leider fiel die Menge des cremigen Frischkäses viel zu üppig aus und ruinierte mir so die ansonsten hervorragende Pizza Napoletana. Stracciatella satt...
Besonders die kleinen, vom Feuer des Holzofens verkohlten Bläschen an der Kruste machten den Unterschied zu gewöhnlicher Teigware. Diesen leicht bitteren Knusper, den ich auch beim Elsässer Flammkuchen so schätze, trifft man heute kaum noch an. Viel zu ungesund, sagen die Acrylamidvermeider, zu aufwendig die Elektro-Ofen-Betreiber.
Die beiden Damen am Tisch lobten ihre deutlich frugaler anmutenden „Margheritas“ und witzelten über die weißen Stracciatella-Berge auf den „Herrenpizzen“. La "Margherita"
Zu italienischen Frischkäse-Freunden mutierten mein Kollege und ich nicht. Zwar zügelte das rahmige Molkereierzeugnis die kalabresische Salami-Schärfe, aber leider noch viel schneller unseren Hunger. Folglich machte uns die nicht sonderlich groß ausfallende „Spianata“ Schwierigkeiten in puncto Komplettverzehr, den wir gerade so geregelt bekamen.
Auf das Tiramisu verzichteten wir dankend und machten uns bald auf in Richtung Warschauer Straße, wo der Matrix Club seine Pforten bereits geöffnet hatte und auf tanzwütiges Jungvolk wartete. Mit der üppigen Zola-Pizza im Bauch konnten mir die dort ausgeschenkten Flaschenbiere nichts mehr anhaben. Eine ordentliche kulinarische Prophylaxe ist eben doch alles.
Eine Überschrift, die natürlich als Anspielung auf Émile Zola, den großen französischen Romancier und Begründer des literarischen Naturalismus am Ende des 19.Jahrhunderts, zu verstehen ist. Jener Zola und seine ungeschönte, naturgetreue Kritik an den damaligen Lebensumständen der unteren Gesellschaftsschichten machte mir vor ca. 30 Jahren das Leben im Leistungskurs Französisch nicht gerade einfach.
Das ist lange her und dennoch dachte ich beim Namen „Zola“ sofort an den damals so verschmähten Literaten – auch wenn ich den Zusammenhang zu dieser Pizzabude neapolitanischer... mehr lesen
Ristorante ZOLA
Ristorante ZOLA€-€€€Restaurant03027695938Paul-Lincke-Ufer 39-40, 10999 Berlin
3.5 stars -
"Émile, fais nous des pizzas napolitaines, s’il te plait!" marcO74Eine Überschrift, die natürlich als Anspielung auf Émile Zola, den großen französischen Romancier und Begründer des literarischen Naturalismus am Ende des 19.Jahrhunderts, zu verstehen ist. Jener Zola und seine ungeschönte, naturgetreue Kritik an den damaligen Lebensumständen der unteren Gesellschaftsschichten machte mir vor ca. 30 Jahren das Leben im Leistungskurs Französisch nicht gerade einfach.
Das ist lange her und dennoch dachte ich beim Namen „Zola“ sofort an den damals so verschmähten Literaten – auch wenn ich den Zusammenhang zu dieser Pizzabude neapolitanischer
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Oben schauten wir den Gleitschirmfliegern beim Starten zu. Die thermischen Bedingungen waren für diese „wilden Flughunde“ optimal. Unsere Kleine staunte nicht schlecht, als sie zum ersten Mal in ihrem Leben fliegende Menschen sah.
Für die Einkehr am Abend hatten wir im Vorfeld ein paar Tipps von Einheimischen eingeholt. Das Gasthaus Zur Mühle in Buggingen wurde uns als formidable Adresse in Sachen Hausmannskost empfohlen. Außerdem sollte man auf der hübsch angelegten, von Rebstöcken umfriedeten Terrasse dieses altehrwürdigen Traditionslokals ausgesprochen schön sitzen. Ein Anruf am Mittag sicherte uns einen der letzten freien Tische unter freiem Himmel.
Die Mühle wird seit 2016 von Peter und Christine Löffler betrieben. Das erfahrene Gastropaar – er in der Küche, sie im Service – weiß, wie man seine Gäste verwöhnt. In der gutseigenen Straußwirtschaft („Ziegelhofstraußi“) auf dem Weingut „Ziegelhof“ in Ballrechten-Dottingen taten sie dies viele Jahre lang. Den Ziegelhof (samt Besenwirtschaft) hat ihr Sohn Markus vor rund sechs Jahren übernommen, weshalb man sich ein neues Aufgabenfeld suchte und im historischen Gemäuer einer 1778 erbauten Mühle im Nachbarort Buggingen schließlich fand.
Das historische Anwesen
Hier wird den Gästen Handfestes aus der Heimat, sprich klassische badische Fleischküche, serviert. Der gelernte Winzer und Weinhandelsküfer Peter Löffler bedient sich dabei alter Familienrezepte, die er auch gerne mal in den Rhythmus der Saison stellt. Doch nicht nur die Saisonalität spielt im Hause Löffler eine wichtige Rolle, auch der Verwendung regionaler Zutaten wird hier gerne Rechnung getragen. So bezieht man zum Beispiel das Fleisch und das Gemüse komplett aus der näheren Umgebung (Schallstadt und Bollschweil).
Pünktlich um 19 Uhr schlugen wir an dem in idyllischer Ortsrandlage befindlichen, von außen sehr gepflegt wirkenden Gasthaus auf. Aber zunächst nahm niemand Notiz von uns. Die Dame, die den Service zu diesem Zeitpunkt nahezu alleine wuppte, war gerade schwer am Rotieren, da ihr der Ansturm der Gäste alles abverlangte und ihr Kollege aus Osteuropa scheinbar erst eingelernt werden musste. Die kurze Wartezeit bis zur Freigabe unseres Tisches verbrachten wir mit einem kleinen Spaziergang. Als wir uns dann schließlich setzen durften, war ein Kindersitz für unser Töchterchen bereits organisiert.
Die Empfehlungstafel, die neben der Eingangstür zum Inneren der Mühle postiert war, kündete fleischlastig von Rindergulasch mit Nudeln und Salat bzw. von Poularde mit Pfifferlingen und Spätzle. Hausmannsköstlich ging es auch beim restlichen Speisenangebot zu. „Brägele“, Spätzle und Salatteller ergänzten dabei abwechselnd deftig ausgerichtete Leib- und Seelengerichte wie zum Beispiel den hausgemachten Hackbraten, das Hähnchenbrustgeschnetzelte oder den Rindfleischsalat. Saisonbedingt standen auch Pfifferlinge bei der Küche hoch im Kurs und folglich in diversen Ausführungen im Löffler’schen Köchelverzeichnis.
Doch erst musste unser Durst gestillt werden. Außerdem galt es, die verlorengegangenen Elektrolyte schnellstmöglich zu ersetzen. Ein frisch gezapftes Waldhaus Pils (0,4l für 3,20 Euro) für den Wandersmann und ein Waldhaus „alkoholfrei“ aus der Flasche (0,33l für 2,70 Euro) für seine Gattin wurden geordert. Ein halber Liter vom Lieler Schlossbrunnen Mineralwasser (3 Euro) kam noch dazu und in Sachen Flüssigkeitsaufnahme war die Messe gelesen.
Wohlgehopftes aus dem Land der Markgräfler
Von der Terrasse aus hatten wir einen tollen Blick hinüber zu den bewaldeten Bergen des Südschwarzwalds. Wir fühlten uns wohl im Lande der Markgräfler und freuten uns auf ein zünftiges Abendmahl.
Die lauschige Sommerterrasse mit Ausblick
Beide bedienten wir uns von der Standardkarte. Vom Cordon Bleu (12,50 Euro) hatte ich vorher schon ein paar appetitliche Bilder im Netz gesichtet. Das sah wirklich beeindruckend aus. Meine Frau wagte sich an dieses prächtige Panierstück, das sie auch mit einer Portion „Brägele“ statt den üblichen Pommes frites bekam. Vorweg durfte es für sie ruhig noch ein Beilagensalat (4 Euro) sein.
Meine Wahl fiel nach langem hin und her auf den „Badischen Dreiklang“ (12,50 Euro), dessen kulinarische „Terz“ sich über sauer angemachten Ochsenmaulsalat, Wurstsalat bis hin zu den berühmten Bratkartoffeln erstreckte. In der Karte war eine kleine Portion dieses Sattmachers extra aufgeführt. Aber hallo, mit solchen „Lightprodukten“ gibt sich ein echter Pfälzer Kostgänger natürlich nicht ab. Den vollen „Dreiklang“ bat ich leichtfertig zum Gaumenakkord.
Bereits die saftig-frischen, mit einem beherzten Essig-Öl-Dressing angemachten Salatblätter machten einen guten Eindruck. Auch der darunter versteckte, hausgemachte Kartoffelsalat und die definitiv selbstgeraspelte Möhrenrohkost geriet tadellos – comme il faut.
Tadelloser Beilagensalat
Mal schauen, ob die Hauptgerichte genau so viel konnten.
Auf einem stattlichen Oval wurde meine (fast) kalte Platte geliefert. Uiuiui…da hatte ich mir was vorgenommen.
Ein kulinarischer Dreiklang in badisch
In der Mitte thronten die in Butterschmalz gebratenen Knusperkartoffeln. Ein imposanter Anblick. Allein ihr Verzehr hätte zur vollständigen Sättigung eines hungrigen Erwachsenen beigetragen.
Links vom Kartoffelhügel erhob sich Gevatter Wurstsalat,
Essigsaures Durcheinander von der badischen Fleischwurst
während zu seiner Rechten der ansehnliche „Mount Ochsenmaul“ um die Lufthoheit auf dem Teller buhlte.
Darth (Oxn)-Maul
Da hatte ich mir was eingebrockt. Ich versuchte mich abwechselnd durch die blühenden Wurstlandschaften zu futtern. Von den besten „Brägele“ seit langem wollte ich auf keinen Fall welche übriglassen. Dafür waren sie einfach zu köstlich.
Brägele (damals noch nicht fürs Mäggele...)
Letztere schaffte ich dann auch…fast. Die mit unfassbar schmackiger Vinaigrette veredelten, badischen "Fleischwurstspaghetti" verputzte ich sogar in Gänze. Um Darth (Oxn)-Maul zu besiegen, fehlte mir schlichtweg das lukullische Lichtschwert als „Masseverputzungswaffe“. Oder halt das dafür notwendige Magenvolumen. Aber auch die Dame gegenüber von mir hatte schwer zu kämpfen.
Ihr Cordon Bleu vom Schwein war ein echtes Trumm.
Ich will das Cordon...aber bitte bleu!
Von ihrer beachtlichen Bratkartoffelbeilage ganz zu schweigen.
Kein Kinderteller ;-)
Da half auch das zusätzlich georderte Kännchen ehrlich geköchelter Bratensauce nicht, um diese Riesenportion besser „hinunterrutschen“ zu lassen.
Gleitmittel, Modell "Braadesooß"
An der Saftigkeit des Fleisches bzw. seiner generösen Schinken-Käse-Füllung gab es nichts auszusetzen.
Bei Anschnitt: Käse! Das Innenleben des Cordon Bleus
Auch die Würzung des gerollten Frittierflatschens aus der Oberschale erfolgte mit Gaumenmaß. Zu schaffen war er deshalb trotzdem nicht, weshalb wir uns an der übriggebliebenen Hälfte noch am Folgetag „réchauffierten“.
Die Mühle zu Buggingen ist zwar kein ausgewiesenes XXL-Lokal, aber die Portionen dort sind nichts für Leute, die sich mit einer läppischen 80 Gramm Fleischeinlage beim Schweizer Sahnesteak zufriedengeben. Hier geht man am besten hin, wenn der Hunger in Übergröße vorbeischaut. Für uns war da eindeutig zu viel Masse auf dem Teller. Die wäre bei der vorhandenen, gutbürgerlichen Klasse des Lokals gar nicht nötig gewesen, um nachhaltig zu beeindrucken.
Vom „Badischen Dreiklang“ besiegt und mit einem halben Cordon Bleu „to go“ in der Tasche ging es dann wieder zurück nach Niederweiler, wo an jenem Abend Verdauen Silber und Schlafen Gold war. Am nächsten Tag gingen wir die Sache dann etwas ruhiger an und besuchten das Hotel-Restaurant „Warteck“ in unserer direkten Nachbarschaft. Aber davon erzähl ich euch ein andermal.