Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Besucht am 22.01.2017Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 78 EUR
Eigentlich war der Plan ein ganz anderer. Ich wollte zusammen mit einer guten Freundin in ihrem Heimatort Neustadt, genauer gesagt in der gerade bei ihr ums Eck sich befindenden „Zwockelsbrück“, unseren zusammengerechnet 108. Geburtstag feiern. Doch sonntags hat mein neues Neustadter Lieblingsrestaurant geschlossen und demnach mussten wir nach Alternativen Ausschau halten. Die Idee, die gutbürgerliche Wirtschaft Lindenhof im Ortskern von Hambach aufzusuchen, erschien mir jedoch genauso passend. Ein Geburtstagsessen mit Rumpsteak und Schnitzel hatte ich lange nicht mehr genossen. Die besagte Bekannte aus Neustadt kannte das Lokal und hatte dort früher schon gut gegessen. Also warum nicht mal wieder so richtig bodenständig einkehren? Ich reservierte einen Tisch für vier Personen, da es dort laut der Dame aus Hambach am Wochenende immer recht voll sei.
Meine Internetrecherche vorab erbrachte wenig Handfestes über den Lindenhof. Es gab keine Homepage und auch sonst keinerlei Spuren im Bereich Social Media. Auch keine Speisenkarte war online verfügbar. Lediglich von einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis und einer gutbürgerlichen, deutsch-kroatischen Küche war die Rede. Ich fand heraus, dass Frau Milka Gocev zusammen mit ihrem Mann schon seit vielen Jahren das Lokal im Herzen von Neustadt-Hambach betrieb. Etwas dürftige Vorinformationen, um das Wagnis eines sonntäglichen Geburtstagsessens einzugehen? Vielleicht, aber die gute Mundpropaganda ließen das Risiko schrumpfen. Also, auf nach Hambach zum Lindenhof.
Direkt neben dem Gasthaus konnten wir im Hof bequem parken. Das war auch gut so, denn im Ortskern von Hambach sieht es mit Parkmöglichkeiten eher mau aus. Schon beim Eintritt ins Innere der Gaststätte wurden bei mir Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wach. Ich dachte automatisch an meine Kommunionsfeier in der Herxheimer Bahnhofswirtschaft Anfang der 80er Jahre. Der Gastraum erinnerte mich schon sehr daran, denn alles war hier authentisch old school. Von den durchsichtigen weißen Gardinen, über die nostalgischen Wirtshausstühle mit festgetackertem oder aufgeklebtem Sitzkissen mit altmodischem Überzug in Grau-Melange, bis hin zur Speisenkarte, deren Seiten in Ringbuchform hinter Klarsichtfolie steckten. Der Hauptgastraum, den man rechter Hand der Theke betritt, war nahezu komplett ausgelastet. Gut, dass wir reserviert hatten, war mein erster Gedanke.
Zusätzlich steht noch eine weitere, in etwas antiquierter Weinstubenästhetik daherkommende, jedoch nicht ungemütliche Gaststube zur Verfügung. Diese schließt sich direkt an den zentral gelegenen Ausschank mit dahinterliegender Küche an. Ihn passiert man beim Gang auf die etwas in die Jahre gekommenen Toiletten (bei den Urinalen der Duft von 1000 Jahren…), die eine Erneuerung sicherlich am nötigsten hätten. Ein Hinweisschild kündet von der Existenz einer Kegelbahn eine Etage tiefer.
Die gute Freundin aus Neustadt-Hambach war früher öfters hier und vermisste an jenem Sonntag die Inhaberin Frau Gocev. Auf Nachfrage erklärte uns die junge Dame im Service, dass seit Anfang des Jahres die Betreiber im Lindenhof gewechselt hätten, bzw. im Moment noch in einer Phase des Übergangs sich befänden. Frau Gocev und ihr Mann würden die neuen Pächter jedoch unterstützen, indem sie ihnen noch ein wenig über die Schultern schauen und ihnen ab und zu noch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Man möchte das Lokal genauso weiterführen wie es die Vorgänger zu tun pflegten und da nähme man die angebotene Hilfe gerne an. Das bedeutete jedoch auch, dass sich an der Auswahl der Speisen nichts geändert hatte, denn in der Küche arbeitete noch das nahezu gleiche Team wie vorher unter der Führung von Frau Gocev.
Die meisten Gäste hatten schon ihre Gerichte auf dem Tisch stehen und waren eifrig am Futtern. Sie taten gut daran, denn die Portionen waren reichlich bemessen. Grillteller kroatischer Prägung, Schnitzel und Rumpsteak wurden mehrheitlich geordert. Fleischesser scheinen hier also bestens aufgehoben zu sein. Ein Blick in die Speisenkarte bestätigte meinen Verdacht. Ich gebe an dieser Stelle einen kleinen Überblick, was den Gast im Lindenhof an Gerichten erwartet, auch da im Netz bisher keinerlei Informationen über das Essen zu finden waren. Im Grunde wird zwischen Balkanspezialitäten (Cevapcici, Pleskavica und Raznjici kosteten alle mit Djuvec-Reis und Salat einheitliche 9,50 Euro), ein paar Vorspeisen (darunter der fast vergessene Toast-Hawaii für faire 5 Euro), diverse Schweinereien (Schnitzel, Cordon-Bleu, Schweinelendchen und Kombinationen wie Räubertopf oder Skopje-Schnitzel), die sich preislich zwischen 9 und 14 Euro bewegten, sowie ein paar Rumpsteakvarianten (mit Kräuterbutter, Zwiebeln, Pfefferrahmsauce, „Zigeuner-Art“ oder „Berner Art“), die allesamt bei 16,50 Euro lagen, unterschieden. Eine Ausnahme stellte lediglich das überbackene Berner Rumpsteak mit Schinken, Ei, Käse und Sauce Bearnaise für „stolze“ 18 Euro dar. Komplettiert wird das Speisenangebot im Lindenhof durch ein paar Salate, zwei Suppen sowie kalte Vespereien wie beispielsweise die Russischen Eier auf Wurstsalat (6 Euro). Selbstverständlich werden hier manche Gerichte auch als Seniorenportion angeboten.
Schnell war die Bedienung zur Stelle und nahm die Bestellung entgegen. An unserem Tisch gingen zweimal Rumpsteak mit Zwiebeln, Pommes und kleinem Beilagensalat (16,50 Euro). Beide wurden medium geordert. Außerdem entschied man sich für den Balkan-Grillteller mit Cevapcici, Raznjici, Schweinesteak und Djuvec-Reis (12 Euro). Auch dazu war ein kleiner Salat inklusive. Ich selbst traute mir das mächtige Skopje-Schnitzel (14 Euro), das zusätzlich mit Schinken, Tomaten, Champignons und viel überbackenem Käse auskam, zu.
Um den Durst zu lindern, wurden ein paar Gläser durchaus trinkbaren Rieslingsekt bestellt sowie eine große Flasche Mineralwasser (0,7l für 3 Euro), ein großes Pils (0,4l für extrem faire 2,40 Euro) und ein Viertel Dornfelder vom ortansässigen Winzer Johann Müller (3,20 Euro). Das Viertel Riesling hätte man sogar für gästefreundliche 2,80 Euro bekommen. Keine Frage, hier wird bei den Getränken zum Wohle der Gäste kalkuliert.
Nach absolut passender Wartezeit wurde uns vorab schon einmal der kleine Salatteller serviert. Mit einfachem Essig-Öl-Dressing und den üblichen Krautereien wirkte er zwar wie ein kulinarischer Anachronismus, war aber schmackhaft angemacht und vertrieb die ersten Hungergefühle. Recht zeitnah wurden dann auch die Hauptgerichte aufgetragen. Die Rumpsteaks waren von stattlichem Cut (geschätzte 220 bis 240 Gramm), lagen unter einer üppigen Röst-Zwiebel-Haube und stammten laut Bedienung aus Argentinien. Die Pommes waren normale TK-Ware, wie man sie von der gutbürgerlichen Küche her kennt, aber nicht totfrittiert und zudem perfekt gesalzen. Der Balkanteller zu meiner Rechten war keine übertrieben große Portion. Die leider etwas zu trocken geratenen kroatischen Grillverdächtigen (Raznjici, Cevapcici und Co.) waren mit einer ordentlichen Portion Djuvec-Reis unterfüttert. Die Zwiebeln und das Ajvar lagen separat daneben und lieferten im Bedarfsfall die entsprechende Würze.
Am mächtigsten war sicherlich mein paniertes und dann überbackenes Skopje-Schnitzel, das mit sternförmig geschnittener Grilltomate on Top auf den Teller kam. An kalten Wintertagen darf es ruhig auch mal ein wenig deftiger zwischen Messer und Gabel zugehen. Die Würze kam vom Schinken und dem Käse, während eine mit Champignons verfeinerte Tomatensauce für die nötige Süffigkeit sorgte. Das Fleisch war angenehm mürbe. Alles in allem ein solides Schnitzelgericht, das schmeckte und satt machte, ohne sich gleich auf die kulinarische Festplatte zu brennen. Doch auch diese Art von Küche hat absolut ihre Berechtigung, kennen wir sie doch schon fast seit Lebzeiten. Meiner Mitesserschaft am Tisch schmeckte es jedenfalls vorzüglich und alle Teller waren am Ende blank geputzt, was bei den hier gebotenen Portionen schon einem Kompliment an die Küche gleichkommt.
Auf ein Dessert verzichteten wir, da unsere Hambacher Freundin einen selbstgebackenen Rotweinkuchen zu Hause für uns bereit hielt. Nachdem der große Run vorbei war, kamen wir mit den neuen Betreiber des Lindenhofs ein wenig ins Gespräch. Auch Milka Gocev erschien und machte bei ihren Stammgästen die Runde. Man merkte ihr an, dass es ihr nicht leicht fiel, der Gastronomie den Rücken zu kehren. Deshalb schaut sie auch ab und an nach dem Rechten in ihrem alten Lokal.
Wir bekamen noch etwas Pistaziengebäck zum Probieren gereicht. Dem Kopfweh meiner Begleitung wurde mit einem Espresso mit Zitrone (inkl. Gebrauchsanweisung!) zu Leibe gerückt, während der obligatorische Verdauungs-Ouzo den Schlusspunkt setzte. All diese Freundlichkeiten der Küche bzw. des Service tauchten nicht auf unserer Rechnung auf, die mir für vier Personen dann doch etwas zu günstig erschien. Es stellte sich heraus, dass unsere Bedienung glatt vergessen hatte, die beiden leckeren Rumpsteaks hinzu zu addieren. Aber auch mit ihnen war es ein äußerst preisgünstiges Geburtstagsessen, das einem mal wieder zeigte, dass eine ehrlich gekochte, schmackhafte Hausmannskost in freundlich-herzlichem Umfeld genauso zufriedenstellen kann, wie ein ambitioniertes Gourmetessen. Ich wünsche den neuen Betreiber des Lindenhofs jedenfalls viel Erfolg für die Zukunft.
Eigentlich war der Plan ein ganz anderer. Ich wollte zusammen mit einer guten Freundin in ihrem Heimatort Neustadt, genauer gesagt in der gerade bei ihr ums Eck sich befindenden „Zwockelsbrück“, unseren zusammengerechnet 108. Geburtstag feiern. Doch sonntags hat mein neues Neustadter Lieblingsrestaurant geschlossen und demnach mussten wir nach Alternativen Ausschau halten. Die Idee, die gutbürgerliche Wirtschaft Lindenhof im Ortskern von Hambach aufzusuchen, erschien mir jedoch genauso passend. Ein Geburtstagsessen mit Rumpsteak und Schnitzel hatte ich lange nicht mehr genossen. Die... mehr lesen
Gaststätte Lindenhof
Gaststätte Lindenhof€-€€€0632133897Freiheitstr. 4, 67434 Neustadt an der Weinstraße
3.5 stars -
"Viva la Wirtschaft!" marcO74Eigentlich war der Plan ein ganz anderer. Ich wollte zusammen mit einer guten Freundin in ihrem Heimatort Neustadt, genauer gesagt in der gerade bei ihr ums Eck sich befindenden „Zwockelsbrück“, unseren zusammengerechnet 108. Geburtstag feiern. Doch sonntags hat mein neues Neustadter Lieblingsrestaurant geschlossen und demnach mussten wir nach Alternativen Ausschau halten. Die Idee, die gutbürgerliche Wirtschaft Lindenhof im Ortskern von Hambach aufzusuchen, erschien mir jedoch genauso passend. Ein Geburtstagsessen mit Rumpsteak und Schnitzel hatte ich lange nicht mehr genossen. Die
Geschrieben am 29.01.2017 2017-01-29| Aktualisiert am
29.01.2017
Besucht am 28.12.2016Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Etwas verspätet setze ich mich nun doch noch mit jenem denkwürdigen Abend in der Bremer Kunsthalle auseinander, den ich längst als kulinarisches Highlight auf meinem gustatorischen Cortex-Konto verbucht und mit mehreren Sicherheitskopien an Gaumen, Zunge, Kehldeckel und Speiseröhre abgespeichert habe. Der Faktor Zeit und der reichlich geflossene PX haben meine Entscheidung zur Verschriftlichung der Erlebnisse im Canova nicht gerade erleichtert. Ich war mir unsicher, ob den Worten des Bremer Lokalmatadors noch welche hinzugefügt werden sollten, hat er doch alles – wie gewohnt – äußerst eloquent und detailgetreu zum Besten gegeben. Ich habe es trotzdem versucht. Hier also meine „Version“ eines äußerst unterhaltsamen Abends, der neben einer tadellosen Küchenleistung und einem uns herzlich umsorgenden Service auch ein paar edle Tropfen für uns bereit hielt.
Über die Örtlichkeit, die Gastgeberfamilie Keller und das ganze Drumherum hat der Genussspecht von der Weser in seinen beiden Bewertungen schon alles Wissenswerte niedergeschrieben. Um diesen Bericht nicht komplett ausufern zu lassen, setze ich ganz deskriptiv mit dem Eintritt in das Restaurant ein. Nicht verschweigen möchte ich allerdings den kleinen Spaziergang dorthin. Er führte uns durch die grünen Wallanlagen und wurde in reichlich vorgeglühtem Zustand vorgenommen.
Schon beim Betreten des Anwesens war ich mittelschwer betrun….äh beeindruckt. Das klassizistische Gebäude, in dem das Restaurant untergebracht war, wirkte nicht nur von außen sehr feudal. Da wollte Borgi dem Pfälzer Landei mal so richtig zeigen, wo die vornehme Bremer Gesellschaft zu tafeln pflegt. Im Inneren des „hohen Hauses“ fühlten wir uns zwischen den weißen Säulen, der kunstvoll illuminierten Wandverkleidung, dem dunklen Parkettboden und den wie umgedrehte Regenschirme anmutenden Lampen eher wie in einer Museumshalle (für so modernes, zeitgenössisches Zeugs), als an einem Ort des Genießens. Doch dieser ganz besondere, individuell-artifizielle Touch verlieh den Räumlichkeiten ihren besonderen Charakter und machte neugierig auf den ambitionierten Küchenmix, den Chefkoch Marius Keller hier seit 2011 seiner aufgeschlossenen Klientel bietet.
Es war an diesem Abend nicht viel los im Canova und nach freundlicher Begrüßung seitens der jungen Servicedame befanden wir uns flugs an einem kultiviert eingedeckten Tisch direkt an der Fensterfront, durch deren Scheiben man die nächtlichen „Wall“ungen gut beobachten konnte. Wir hatten reichlich Gesprächsstoff im Gepäck (und nicht nur diesen, wie sich später noch herausstellen sollte…), immerhin war unsere letzte kulinarische Zusammenkunft in der Hansestadt (damals an Ostern beim leckeren Italiener „Due Fratelli“) schon ein gutes halbes Jahr her, und so vergaßen wir vor lauter Geplapper fast die Durchsicht der Speisen- und Getränkekarten.
Gran Borgo beauftragte mich nonchalant mit der Auswahl des passenden Weines. „Du suchst aus, ich lade ein!“ – Worte, denen ich beflissentlich Folge leistete. Ich blätterte in der gut bestückten Weinkarte im Ringbuchformat. Keine echte „Bibel“ wie in besternten Häusern, aber doch aller Ehren wert. Flaschenweise weiße Kreszenzen aus Deutschlands wichtigsten Anbaugebieten, ergänzt von einer Reihe ausgesuchter Spezialitäten aus Österreich, der Grande Nation und Italien. Bei den Rotweinen dominierten erwartungsgemäß die französischen, italienischen und spanischen Gewächse. Ich überschlug das Angebot und kam auf gute 120 Positionen. Die Qual der Wahl ergriff mich.
Soso, der Meister wollte also seinen Pfälzer Riesling-Padawan auf die Probe stellen. Würde er bei einem Fehlgriff seinen jungen Weinnovizen in die Tiefen seines Gewölbekellers in die Pfalz zurückschicken? Panik machte sich breit. Doch da, die Rettung. Unter den vier angebotenen Rieslingen aus den VDP-Lagen der Mittelhaardt (meine zweite Weinheimat!) stach mir sofort das Große Gewächs von A. Christmann aus Neustadt-Gimmeldingen („Mandelgarten“) ins Auge. Für 56 Euro gar nicht mal unfair kalkuliert. Die erste Flaschenweinhürde war genommen. Gut so.
Durch das intensive Studieren der breitgefächerten Palette an Rebensäften geriet ich in Sachen Speiseauswahl gegenüber meiner Tischnachbarn etwas ins Hintertreffen. Der Herr Borgfelder unn sin Fruu hatten anscheinend mächtig Hunger. Auch meine Herzensdame drängte auf eine baldige Entscheidung meinerseits.
Für einen Pfälzer Weinstubenhocker wie mich war das Entschlüsseln der hier gebotenen Speiseartikel gar nicht so trivial. Gut, dass es in der Karte ein kleines Glossar zur Begriffsklärung gab. „Knuf“, „Kikok“, „Kerbelknolle“ und „Knollenziest“ klang schon verdammt nach kulinarischer Alliteration. War aber keine. Dahinter verborg sich veganes Spitzen-Brot (Knuf), ein nur mit Getreide gefüttertes Hähnchen von Borgmeier (kein Scherz!!!) aus Delbrück (Kikok), eine wurmähnliche Wurzel, die angeblich nach Kohlrabi schmeckt (Knollenziest) und die süße, mehlige Wurzel des Kerbelgrüns (Kerbelknolle).
All das kommt bei Chefkoch Marius Keller auf den Tisch bzw. in den Kochtopf. Doch der war an jenem Abend gar nicht zugegen, wie uns seine Mutter Sylvia mitteilte. Er würde krank daheim im Bett liegen und sich für die kommenden Events zum Jahreswechsel noch etwas schonen. Aber seine rechte Hand, der talentierte Sous-Chef, würde unsere Erwartungen sicherlich genauso erfüllen, versprach uns die Chefin des Hauses und verschwand dann auch sehr zeitig.
Während sich der Wesergourmet aus der Karte ein 5-gängiges Mahl zusammenbastelte, musste ich bei der Bestellung dem mittäglichen Besuch in der Hamburger „Fischbeisl“ etwas Tribut zollen und konnte kulinarisch nicht ganz so in die „Vollen gehen“ wie mein scheinbar ausgehungerter Tischnachbar. Die mit Bedacht zusammengestellte Speisenkarte kündete von einer zeitgemäßen Interpretation der klassischen Küche, bei der auch gern die Produkte aus der näheren Umgebung mit einbezogen werden.
Da fiel mir die Entscheidung für den Norddeutschen Fischeintopf (in der kleineren Vorspeisenversion für 16 Euro) nicht allzu schwer. Dass hier die komplette Fischeinlage vom Bremer Spezialist für Meeresdelikatessen - F.L. Bodes - stammte, wusste ich beim Bestellen noch nicht. Die Dame an meiner Seite wählte vorweg den Winterlichen Blattsalat mit knackigem Wintergemüse und delikater Kräuter-Vinaigrette (8,90 Euro). Beim Hauptgang trotzte ich der raffinierten Regionalküche ein bodenständiges Schmorgericht ab. Den zarten Kalbsbäckchen (22,90 Euro), die von bunter Möhre und einem Gratin von der „mittelfrühen“ Lilly Kartoffel begleitet wurden, konnte ich nicht widerstehen. Sehr positiv fiel auf, dass man etliche Gerichte auch als kleinere Vorspeise bzw. als Zwischengang ordern konnte. Bei der Pasta mit Hirschragout, Preiselbeeren, Quitte, Waldpilzen und Parmesan (16,90 Euro) durfte es für meine Begleitung aber schon eine „ausgewachsene“ Hauptspeisenportion sein.
Das Große Gewächs aus der Pfalz wurde entkorkt. Schon beim Anblick dieses Pfälzer Highend-Gesöffs wurde mir ganz warm um die Leber. Ich stammelte etwas von Mineralität, intensiver Frucht und Finesse und wollte damit eigentlich nur sagen: was für ein genialer Tropfen funkelt uns denn da grüngelb aus dem auf Hochglanz polierten Glas entgegen. Die kaum spürbare, der Fachmann würde sagen: gut integrierte Säure, ist ja nicht gerade typisch für den Riesling aus meiner Heimat. Da hilft ja in vielen Fällen nur der Griff zum Mineralwasser, um die Säure im Schorle zu ertränken. Aber in so einem GG steckt eben die ganz hohe Kunst des Weißweinmachens und das schmeckt man dann eben auch. Geiler Stoff, der meine Freude auf den Fischeintopf noch zu steigern vermochte.
Bei dem Ess-Enthusiasten neben mir herrschte eine Stimmung wie in der Altsteinzeit kurz nachdem das Mammut zerlegt wurde. Seine Freude auf das Tatar und Knochenmark vom Auerochsen war genauso herrlich authentisch wie das Soulfood für Jäger und Leckereiensammler auf dem Teller vor ihm. Zeitgleich wurde die wohl portionierte Vorwegvariante des Fischeintopfes serviert. Die Protagonisten aus Neptuns Reich schwammen in einem herrlich aromatischen Sud. Fenchel, Queller und Estragon verliehen den perfekt gegarten Fischfiletstücken (Rotbarbe, Kabeljau) und Meeresfrüchten (Mies- und Jakobsmuscheln, Garnelen und Kalmar) einen mildwürzigen Frischerahmen, der den eigenaromatischen Meeresbewohnern noch genügend Geschmacksspielraum ließ. Insgesamt war der Teller von seinem Aromenbild viel geradliniger, als ich zunächst in Anbetracht des ungewohntem „Grünzeugs“ in meinem Teller vermutet hätte. Grundiert von einer wunderbar abgeschmeckten Suppe, die ich bis auf den letzten Tropfen lustvoll auslöffelte. Ein leichter Vorspeisengang, der mir geschmacklich sehr gut balanciert erschien und von frischen Grundzutaten geprägt war. Der korrespondierende Pfälzer Riesling passte dazu perfekt. So konnte es weitergehen.
Während Borgi sein verloren geglaubtes Eigelb unter 5 Gramm italienischem Wintertrüffel wiederfand, leerte sich so allmählich unser Großes Gewächs. Ich erhoffte mir insgeheim einen schweren Roten zu meiner mürben Kalbsbacke. Doch die Tischgemeinschaft sprach sich mehrheitlich für eine Flasche Rosé aus. Die Auswahl an lachsfarbenen Kreszenzen beschränkte sich auf gerade mal vier Flaschen. Der 2012er, aus der Pinot Noir-Traube gekelterte Sancerre Rosé von der Domaine Michel Thomas (34,50 Euro) war schnell beschlossene Sache. Doch der war vergriffen. Lediglich sein jüngerer „Bruder“ aus dem Jahre 2015 lag im für die Servicekraft unzugänglichen, da abgeschlossenen Weinkeller. Den Schlüssel dafür besaß sie nicht, den hatte nur der krank im Bett liegende Chef (vielleicht unterm Kissen?). Deshalb bot sie uns zwei Alternativen zum Probieren an, die uns jedoch nicht so recht überzeugten. Was tun also, wenn der gewünschte Wein nicht vom Personal geliefert werden konnte? Na klar, der kranke Chefkoch musste sich aus den Federn quälen und den Hochsicherheitsweinkeller aufsperren – nicht wegen einer Flasche Sancerre – ehe um der Zufriedenheit seiner Gäste willen. Nicht dass wir darauf beharrt hätten, all das lief ohne unser Wissen – quasi hinter den Kulissen ab und gab Aufschluss darüber, wie selbstverständlich man hier mit den Wünschen seiner Gäste umgeht. Für mich ist so eine Vorgehensweise definitiv nicht selbstverständlich – eher vorbildlich und höchst professionell.
Mit seinem dritten Gang, dem Nordsee-Kabeljau mit Bronzefenchel, Lauch und Bunter Beete zog mir mein Tischgenosse so richtig die Feinschmeckernase lang. Besonders das abwechslungsreiche Farbenspiel beim Gemüse wusste zu gefallen. Vom perfekt gebratenen Kabeljau ließ er mich zusammen mit einer leicht angerösteten, noch knackigen Scheibe Porree probieren. Da wirkte der Fisch beinahe wie ein Nebendarsteller bei dem wunderbar dichten Lauch-Aroma.
Zum durchaus trinkbaren, mit viel Aufwand herbeigeschafften Loire-Wein gesellten sich allmählich unsere Hauptgänge. Die stundenlang geschmorten und deshalb sagenhaft mürben Kalbsbäckchen thronten stolz übergossen auf einer kräftigen, handwerklich gut gelungenen Jus, die Borgi als „samtige Rotweinreduktion“ bezeichnete. Das Kartoffelgratin war noch leicht süffig, aber eher verhalten gewürzt. Seine dezente und deshalb gut korrespondierende Süße bot zusammen mit dem deftigen Fleischgericht einen äußerst ausgewogenen Gesamteindruck auf dem Teller. Kurzum: ein schnörkellos gut gekochtes Hauptgericht!
Das gleiche Urteil traf auch auf die mit Hirschragout getoppte Pasta meiner Begleitung zu. Die noch leicht bissfesten Fettuccine lagen kaum sichtbar unter einer erdig-würzigen Ragout-Haube, die mit angebratenen Waldpilzen, etwas Preiselbeersauce und frisch gehobeltem Parmesan geschmacklich unterfüttert war. Die Produktkombination passte sehr gut zusammen und stellte ein sauber ausgearbeitetes, winterliches „Waldgericht“ mit ordentlich „Schmackes“ dar. Ähnliches könnte ich an dieser Stelle über den Canova-Burger des Herrn Borgfelder berichten. Auch der sah handwerklich fundiert zubereitet und verdammt gut“burger“lich aus.
Kurz vor dem Dessert erklommen wir dann gemeinsam den siebten Sherry-Himmel. Peter Siemens, ein treuer Soldat Karls des V., soll die nach ihm benannte Rebsorte im 16. Jahrhundert vom Rhein nach Südspanien – genauer gesagt nach Jerez – gebracht haben. Die Trauben unseres 1947er (!!!) PX aus Borgis Privatbeständen (keine Ahnung wie viel Korkgeld er dafür hat hinblättern müssen…) stammten aus der Nachbarregion Montilla-Moriles, wurden in der Bodegas Toro Albalá vinifiziert und kamen laut Etikett im Jahre 2009 als großartiger Süßwein in die Flasche. Am Anfang etwas verhalten, dann aber mit üppiger Frucht nur so um sich werfend, waren wir alle sprachlos über dessen phänomenales Bouquet. Ein Erlebnis, das meine bis dahin eher kritische Einstellung gegenüber Sherrys komplett in Wohlgefallen auflöste. Und das bei jedem Schluck mit einem unendlich langen Finish. Der Sherry stahl unserem Dessert, einer soliden Crème brulée mit Tonkabohneneis (8,90 Euro), zwangsläufig die Schau, aber das nahmen wir gerne in Kauf.
„Ich stand von süßem Rausche trunken, wie in ein Meer von Seligkeit versunken…“ (Anfang von „Canovas Hebe“). Der gute Johann Gottfried Seume, der ja eigentlich ein Hardcore-Asket war, liefert mir die Worte, um den weiteren Verlauf dieses sensationellen Abends anzudeuten. Vielen Dank an unsere beiden kulinarischen Komplizen von der Bremer Genussfraktion, die uns diesen tollen Abend beschert haben. Das Rückspiel findet aber in der Pfalz statt.
Etwas verspätet setze ich mich nun doch noch mit jenem denkwürdigen Abend in der Bremer Kunsthalle auseinander, den ich längst als kulinarisches Highlight auf meinem gustatorischen Cortex-Konto verbucht und mit mehreren Sicherheitskopien an Gaumen, Zunge, Kehldeckel und Speiseröhre abgespeichert habe. Der Faktor Zeit und der reichlich geflossene PX haben meine Entscheidung zur Verschriftlichung der Erlebnisse im Canova nicht gerade erleichtert. Ich war mir unsicher, ob den Worten des Bremer Lokalmatadors noch welche hinzugefügt werden sollten, hat er doch alles –... mehr lesen
Canova in der Kunsthalle Bremen
Canova in der Kunsthalle Bremen€-€€€Biorestaurant, Cafe, Cafebar, Ausflugsziel, Gourmet04212440708Am Wall 207, 28195 Bremen
4.5 stars -
"Den kulinarischen Künsten geweiht – was für ein genussvoller Jahresausklang!" marcO74Etwas verspätet setze ich mich nun doch noch mit jenem denkwürdigen Abend in der Bremer Kunsthalle auseinander, den ich längst als kulinarisches Highlight auf meinem gustatorischen Cortex-Konto verbucht und mit mehreren Sicherheitskopien an Gaumen, Zunge, Kehldeckel und Speiseröhre abgespeichert habe. Der Faktor Zeit und der reichlich geflossene PX haben meine Entscheidung zur Verschriftlichung der Erlebnisse im Canova nicht gerade erleichtert. Ich war mir unsicher, ob den Worten des Bremer Lokalmatadors noch welche hinzugefügt werden sollten, hat er doch alles –
Besucht am 11.01.2017Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 26 EUR
So langsam verliere ich den Überblick. Und dabei fing alles so harmlos an. Vor etwa zehn Jahren war die Welt eines „Fastfood-Junkies“ noch scheinbar in Ordnung. Der Schnell-Fleischesser mit Menü-Affinität hatte die Auswahl zwischen dem goldenen M und dem Buletten König. Beides stabile, wenn auch spätestens seit dem filmischen Super-Size-Me-Selbstversuch von 2004 etwas in Verruf geratene Franchise-Größen, die man kurz vorm Hungertod oder vorm alternativen Biss in den Döner hin und wieder mal aufsuchte – wenn auch nicht selten mit dem schlechten Gewissen, wieder einmal in die Gesundheitsfalle zweit- oder drittklassiger Convenience-Nahrung getappt zu sein.
Doch dann setzte der Health-Boom, von vielen heute noch als „veganer Wahnsinn“ bezeichnet, ein und brachte einen immer noch andauernden Wandel unserer komplett langweiligen, total antiquierten Fastfood-Kultur mit sich. Street Food klang ja auch viel abenteuerlicher als sein auf Schnelligkeit reduzierter „Vorfahre“ und war plötzlich in aller Munde. „Pulled Pork“, „Dumplings“ und avantgardistisch anmutende Kreationen wie der „Chimichurri-Peanutbutter-Bergkäse-Bacon-Burger“ wurden aus umgebauten Kleintransportern, den sogenannten „Food-Trucks“, für die in der Schlange wartenden, manchmal auch leer ausgehenden „Slow-Foodies“ frisch zubereitet. Da war der Unterschied zu den üblichen Verdächtigen aus dem aufklappbaren Pappquader natürlich sofort schmeck- und auch sichtbar.
Die ersten Rauchzeichen einer kulinarischen Revolution der deutschen Imbisslandschaft entwichen aromatisch ihren Smokern und brachten etwas ins Rollen, was sich auch auf die Gastroszene erheblich auswirken sollte. So schossen in den letzten zehn Jahren eine ganze Reihe von Burgerläden bzw. -ketten aus ökologisch bewirtschaftetem Boden. „Bio“, „regional“ und „nachhaltig“ wurden zu den kulinarischen Hauptargumenten der neuen „Burger-Initiative“. Buletten aus minderwertigem Fleisch verschwanden in die tiefgekühlten Abgründe der Systemgastronomie. Ein neues Qualitätsdenken hatte eingesetzt und unserer Definition von Fastfood neuen Anspruch verliehen.
Allein in Karlsruhe kann man bei der Anzahl der neuen „Burgereien“, wie eingangs schon erwähnt, schnell den Überblick verlieren. War das „American Diner“ in Durlach im Jahre 2006 noch allein auf weiter Flur, haben sich mittlerweile kleinere und größere Ketten in der Fächerstadt angesiedelt. „Hans im Glück“, „Bratar“, „Liebesbeef“ und „Charles Oxford“ blasen zur „badischen Burgeroffensive“ und repräsentieren allesamt eine gehobene Imbisskultur, bei der das frisch gewolfte Qualitätsfleisch perfekt gebraten und sehr variantenreich „aufgemotzt“ zwischen Buns vom „Bäcker So-und-so“ platziert wird.
Vom seit Dezember 2015 in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Pizza-Services ansässigen „DeliBurgers“ nahm ich erst vor ein paar Wochen Notiz, als ich zufällig daran vorbei fuhr. In Studentenkreisen gilt der kleine Burgerladen wohl schon länger als Geheimtipp. Nach der guten Erfahrung im „Bratar“ vor knapp zwei Jahren, war es mal wieder an der Zeit, einen neuen Buletten-Betrieb in KA kennen zu lernen.
Es war gegen 14 Uhr als wir durch die Glastür schritten und die Stufen zur etwas erhöht positionierten Bestelltheke mit dahinter liegender Burger-Brat-Küche erklommen. Eine Schiefertafel über dem Tresen verkündet das Speisen- und Getränkeangebot, die junge Dame dahinter erklärte uns „Neulingen“ kurz das System und das lautete hier „Self-Service“. Auf der Holztheke fallen mir gleich ein paar Bierflaschen ins Auge. Zweimal Unbekanntes von Alpirsbacher („KlosterStoff“ und „Kleiner Mönch“…man geht ja mit der Zeit) ein „Naturradler“ von Hochdorfer und – Jubelschrei! – ein „Surfers Ale“ von Hopfmeister (4 Euro), einer Münchner Braumanufaktur, die auch in „Craft“ macht.
Die freundliche Dame, die unsere Bestellung entgegen nahm und sich danach am Grill zu schaffen machte, um unsere „DeliBurgers“ zu braten, erklärte mir, dass ein regelmäßig wechselndes Angebot an Craft Bieren zum Konzept gehöre. Soso. Na dann kann man sich ja hier auf längere Sicht schön durchprobieren. Der freundliche Facebooker würde an dieser Stelle wohl „gefällt mir“ drücken.
Als „Burger-Special“ gab es an diesem Tag den „Krautigen“. Ein 180 g schweres Patty mit Burgersoße und Krautsalat im Brioche-Brötchen für 7,50 Euro. Die Freude einer später hier einkehrenden Mutti über dessen saisonales „Burger-Comeback“ schien echt zu sein. Um die kalten Wintertage besser zu überstehen wird zusätzlich eine heiße Knochenbrühe vom Rind (0,25l für 4 Euro) angeboten. Sonst gibt es hier im Grunde nur Burger und Fritten. Letztere sind hausgeschnitzt und kommen mit selbstgemachten Soßen (z.B. orientalische angehauchtes Ketchup oder Senfmayo) auf den Teller.
Den Jungs und Mädels von „DeliBurgers“ geht es um den reinen, unverfälschten Geschmack. Das schreiben sie sowohl auf ihrer Homepage, als auch auf der ersten Seite der Speisenkarte. Deswegen wird auch alles, was möglich ist, selbst hergestellt. Frisch gewolftes hochwertiges Rindfleisch vom Kultmetzger „Glasstetter“, selbstgestanzte Pommes, eingelegte Zwiebeln und Gurken sowie hausgemachter Eistee unterstreichen den Wunsch nach „pure fresh flavour“.
Das Angebot ist übersichtlich. Fünf verschiedene Burgervarianten stehen zur Auswahl. Die 180 g schweren Pattys kommen entweder „englisch“, „medium“ oder „durch“ vom Grill. Je nach Gusto. Auch ein „Vegetarier“ hat sich zwischen die von der Karlsruher Bäckerei „Reinmuth“ gefertigten Brioche-Brötchen geschlichen. Ich orderte den „Purist“ (Burger ohne alles für 6 Euro) und ließ ihn mit ein paar Scheiben knusprigem Bacon (1 Euro Aufpreis) und eingelegten Gurken (0,50 Euro Aufpreis) zusätzlich bestücken. Der Bacon musste sein, das war ich dem Schinkengott „Glasstetter“ aus Malsch einfach schuldig. Meine Begleitung gelüstete es nach dem „Cheeseburger“ (8 Euro), der mit Schwarzwälder Bio-Käse, Zwiebeln und Gurken veredelt war. Dazu ein paar frische Fritten (3,50 Euro), die inklusive zweier Soßen offeriert wurden. Eine Rhabarberlimo (3 Euro) von der Manufaktur „Proviant“ aus Berlin-Kreuzberg komplettierte unsere Bestellung.
Wir setzten uns an einen der länglichen Holztische, die etwas an Biergarnituren erinnerten. Viel blankes, recht unbehandeltes Holz, das einfach nur lackiert wurde, bot hier die rustikale Unterlage für Teller und Gesäß. Zwei Stehtische waren gleich neben dem Eingang postiert. Auf jedem Tisch befand sich eine kleine Holzkiste mit Servietten, Besteck, Salz & Pfeffer sowie eine fermentierte Chilli-Sauce, die den lustigen Namen „Palzpepper“ trug und vom Pfälzer Kommunalpolitiker und Musiker Andy Becht aus Pfälzer Jalapeños, Chillis, Tomaten und Paprika hergestellt wurde. Ich war erstaunt. Da musste man erst nach Karlsruhe fahren, um so eine sensationell fruchtig-scharfe Chillisauce aus der heimatlichen Pfalz zu entdecken. Sachen gibt’s…
Die Einrichtung des kleinen Burgerladens wirkte sympathisch reduziert. Von der Decke baumelten Glühbirnen mit Lampenschirmen aus einfachen Einmachgläsern. An den Wänden zollte man den Machern der hier verwendeten Produkte eingerahmten Respekt. In Raummitte befand sich ein schlicht in Betongrau gehaltenes Waschbecken mit gebogenem Wasserhahn aus Messing. Den verschmierten Pommes- oder Burgerfingern konnte man hier gleich zu Seife rücken.
Mit Kreide stand an einer Tür geschrieben, dass man hier die Pommes-Portionen eher etwas kleiner hält, um das Wegschmeißen von Lebensmitteln zu minimieren. Ein guter und richtiger Gedanke, zumal man bei Bedarf einen kostenfreien Fritten-Nachschlag bekommt. Uns hat die Portion absolut gereicht. Nach angenehmer Wartezeit konnten wir sie zusammen mit unseren saftigen frisch zubereiteten Medium-Burgern am Tresen abholen.
Schon beim ersten Biss war er da – dieser reine, unverfälschte Fleischgeschmack, den ich in einem solchen Bulettenbröchen amerikanischer Provenienz schon gar nicht mehr vermutete und der schon fast aus meinem kulinarischen Gedächtnis verschwunden war. Zusammen mit dem kross angebratenen Speck, dem Salatblatt und der Gurke war das ein beeindruckendes Geschmackserlebnis, das sich auch gut mit dem Münchner Craft Beer vertrug. Klar wunderte ich mich über die fehlende Tomate, aber die hat nun mal bei uns im Winter keine Saison. Vielleicht liegt sie ja in der wärmeren Jahreszeit zwischen dem Patty und dem herrlich fluffigen Brioche-Bun.
Der Rindfleischsaft aus dem Patty tropfte ein wenig auf unsere frittierten Kartoffelstäbchen, denen man vorher noch nicht einmal die Haut abgezogen hatte. Warum auch? Die schmeckt auch frittiert ganz prima und ich wunderte mich an diesem Nachmittag nicht zum ersten Mal. Wir dippten die „Hausmannspommes“ in die kleinen Soßenschälchen und waren uns einig, dass wir hier noch öfters einkehren werden. Die Portionsgröße des Burgers war absolut ausreichend und wir verließen mit einem sehr angenehmen Bauchgefühl das „DeliBurgers“. Kompliment, Herr Möller, für dieses in sich stimmige Konzept, das mit hochwertigen Produkten aus der Region geschmacklich überzeugen konnte. Gerne wieder.
So langsam verliere ich den Überblick. Und dabei fing alles so harmlos an. Vor etwa zehn Jahren war die Welt eines „Fastfood-Junkies“ noch scheinbar in Ordnung. Der Schnell-Fleischesser mit Menü-Affinität hatte die Auswahl zwischen dem goldenen M und dem Buletten König. Beides stabile, wenn auch spätestens seit dem filmischen Super-Size-Me-Selbstversuch von 2004 etwas in Verruf geratene Franchise-Größen, die man kurz vorm Hungertod oder vorm alternativen Biss in den Döner hin und wieder mal aufsuchte – wenn auch nicht selten mit... mehr lesen
4.5 stars -
"Hochwertige „Homemade-Burger“ und frische Fritten - dazu noch regional und nachhaltig produziert" marcO74So langsam verliere ich den Überblick. Und dabei fing alles so harmlos an. Vor etwa zehn Jahren war die Welt eines „Fastfood-Junkies“ noch scheinbar in Ordnung. Der Schnell-Fleischesser mit Menü-Affinität hatte die Auswahl zwischen dem goldenen M und dem Buletten König. Beides stabile, wenn auch spätestens seit dem filmischen Super-Size-Me-Selbstversuch von 2004 etwas in Verruf geratene Franchise-Größen, die man kurz vorm Hungertod oder vorm alternativen Biss in den Döner hin und wieder mal aufsuchte – wenn auch nicht selten mit
Besucht am 03.01.2017Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 38 EUR
Dass sich in der Fächerstadt gastronomisch etwas tut, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Seit Juli 2016 ist ein kleines Restaurant mit italienischer Pasta-Küche dazu gekommen. Das „La Prima“ ist das Zweitlokal von Jörg Hammer, dem Pächter und Chefkoch der „Oberländer Weinstube“, einem in früheren Zeiten besternten Traditionslokal, das sich gerade ums Eck in der Akademiestraße befindet. Der von außen eher unscheinbare „Italo-Ableger“ ist gegenüber der Karlsruher Kunsthalle beheimatet und trotzt dem derzeit so angesagten System-Trend à la Vapiano und Konsorten. Mit frischer, schmackhafter Pasta-Küche, die auch preislich überzeugen soll, wird hier geworben. Grund genug, um dem qualitativen Anspruch bei einem Mittagstisch auf den Zahn zu fühlen.
„Für zwei Leute findet sich immer ein Platz“, so die Aussage der Dame vom Service am Telefon und tatsächlich hatten wir die Qual der Wahl. Im vorderen Gastraum gefiel es uns besser, weshalb wir direkt hinter der hohen Fensterfront Platz nahmen. Was uns gleich auffiel: man sitzt drinnen deutlich angenehmer, wie es von draußen zunächst den Anschein hat. Denn aufgrund seiner Außenfassade, kommt das Pasta-Lokal eher einem Küchenstudio mit integrierter Kochschule gleich. Daran ändern auch die aufgehängten, mit Pasta gefüllten Einmachgläser in der „Auslage“ sowie die raumteilend eingezogene Wand, die als überdimensionale Schiefertafel fungiert, recht wenig.
Einen Teil des Gastraumes beherbergt die offene Küche. Es gehört sicherlich zum Konzept, dass von der Einrichtung her alles etwas halbfertig wirkt. Locker und leger soll es zugehen. Da stört auch das an der Decke hängende Kabelnetz der bewusst unkonventionellen Beleuchtung eher wenig. Die nackten Glühbirnen leuchten uns das Essen. Auch sie suggerieren Reduktion aufs Wesentliche und kommen dabei locker ohne Lampenschirm aus. Ach, hier hätte es mir als Student auch schon gut gefallen!
Blanke Bistrotische mit dunkler Holzplatte, dazu die passenden Stühle mit bequemer Polsterung, verschieden farbige Kissen auf der schlicht in grau gehaltenen Wandbank, die Decke in Wolkentapete gehüllt, darunter ein schmaler, auf Kopfhöhe angebrachter und sich durch die komplette Wandseite ziehender Querspiegel, der den Raum etwas größer wirken lässt. Als Blickfänger dient die bereits erwähnte, mit Tages-, Wochen- und Weinempfehlungen beschriebene Schieferwand. Doch die meisten Blicke erntet der junge italienische Koch, der das offene Küchenareal mit kulinarischem Leben füllt. Insgesamt wirkte die Einrichtung des kleinen Lokals nüchtern funktional. Der Gast soll sich scheinbar auf das Wesentliche konzentrieren, auf sein Gegenüber. Oder doch eher auf das Essen? Jeder nach seiner Fasson.
Ein laminiertes kleines Ringbuch wurde uns gereicht. Darin befand sich eine recht übersichtliche Auswahl an Gerichten. Fünfmal Antipasti, darunter ein Rindercarpaccio (12,50 Euro) sowie ein Caprese mit Büffelmozzarella (7,80 Euro), sieben Pasta-Klassiker und drei Desserts. Das Angebot wurde ergänzt von einem dreigängigen Wochenmenü für 16,80 Euro und einer delikat anmutenden „Tagesaktion“, den Gnocchetti con Melanzane & Paprika (9,50 Euro). Mehr stand nicht geschrieben und mehr brauchten wir auch nicht. Das Menü der Woche klang vielversprechend. Rucola-Salat mit Lachs als Vorspeise, Pasta all‘ amatriciana als Hauptgang und ein Tagesdessert waren mir an diesem Tag dann doch etwas zu üppig. Ich hielt mich an die Auswahl aus dem Ringbuch.
Das Wort „frisch“ las sich darin in Zusammenhang mit den verwendeten Tomaten fast schon inflationär oft. Ich ging einfach mal davon aus, dass dies auch für die anderen Zutaten galt und orderte mit den Fettucine con Gamberi e Zucchini (12,50 Euro) das teuerste Gericht auf der Karte. Meine Begleitung entschied sich für das „Aktions-Gericht“ des Tages, die Gnocchetti mit Aubergine und Paprika. Als Vorspeise teilten wir uns den Antipasti-Teller „Fleischeslust“ (11,50 Euro). Schon allein wegen dem in der Karte abgedruckten Logo der Spitzenmetzgerei Bernd Glasstetter aus Malsch-Völkersbach musste der Lust auf feinste Wurstspezialitäten nachgegeben werden. Denn seine Produkte sind bei Sterneköchen in ganz Deutschland sehr gefragt. Besonders gespannt war ich auf seinen sagenumwobenen Camberti-Schinken.
Für das Gebotene gingen die 11,50 Euro absolut in Ordnung. Drei kleine Kugeln Büffelmozzarella hatten es sich auf ein paar Tomatenscheiben im Zentrum des Tellers gemütlich gemacht. Die „Blätter“ der „Antipasti-Blume“ bestanden aus dünn aufgeschnittenen Scheiben Pancetta, Bresaola, Salami, Parma- sowie besagtem Camberti-Schinken. Letzterer zerging förmlich auf der Zunge. Von seiner mürben Konsistenz her sicherlich der beste Schinken, den ich bisher gegessen habe. Sorry, San Daniele, hasta luego, Jamon iberico! Olivenöl und Balsamico wurde uns zusammen mit Pfeffer & Salz auf einem Holzbrett an den Tisch gebracht. Auffällig war, dass selbst bei den kleineren „Accessoires“ der Fokus auf das Produkt gerichtet war. Denn der Aceto Balsamico von Varvello gehört nicht gerade zu den minderwertigen Vertretern der Gattung Balsamessig.
Nach der gelungenen Vorspeise kamen recht zeitnah unsere Pasta-Teller. Schön fand ich, dass die Servicedame beim Wegtragen der geputzten Antipasti-Platte bei uns nachfragte, ob es denn mit den Hauptgerichten weitergehen könne. Das wird auch nicht in jedem Lokal so praktiziert. Meine Fettucine mit Garnelen sahen ansprechend aus und dufteten angenehm mediterran. Die Nudeln waren vielleicht einen Tick zu weich geraten. Schade, denn die hier benutzten Pasta-Preziosen stammen allesamt aus dem Traditionshaus „Rummo“, einer über 150 Jahre alten italienischen Manufaktur, die durch besonders schonende Zubereitung außerordentlich hochwertige Pasta herstellt. Das fehlende „Al-Dente-Erlebnis“ konnte jedoch den aus frischen Zutaten bestehenden Sugo aus Zucchini, Tomaten und Garnelen geschmacklich nicht schmälern. Frische, die man schmeckte – um es auf einen kurzen Nenner zu bringen.
Bei den Mini-Gnocchis meiner Begleitung handelte es sich um sardische Malloreddus (auch als „Gnocchi sardi“ bekannt). Die kamen jedoch nicht „alla campidanese“ mit würzigem Pecorino-Käse, deftiger Salsiccia und aromatischer Tomatensauce auf den Teller, sondern mit einem eher zurückhaltend gewürzten Auberginen-Paprika-Sugo. Dem Pasta-Teller hätte etwas mehr sardische Würze gut gestanden, war aber handwerklich gut zubereitet.
Zusammen mit einer Flasche Mineralwasser (Bad Dürrheimer Classic für 4,90 Euro den Dreiviertel-Liter) kamen wir am Ende auf knappe 40 Euro, was vom Preis-Leistungs-Verhältnis her noch ok geht. Kleinere Schwächen bei der Pasta wurden vom freundlich und aufmerksam agierenden Service und dem betont ungezwungenen Umfeld locker wettgemacht. Für die Karlsruher Nudel-Fraktion sicherlich eine Bereicherung zumal die Produktqualität hier stimmt. Dafür steht Jörg Hammer mit seinem guten Namen ein.
Dass sich in der Fächerstadt gastronomisch etwas tut, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Seit Juli 2016 ist ein kleines Restaurant mit italienischer Pasta-Küche dazu gekommen. Das „La Prima“ ist das Zweitlokal von Jörg Hammer, dem Pächter und Chefkoch der „Oberländer Weinstube“, einem in früheren Zeiten besternten Traditionslokal, das sich gerade ums Eck in der Akademiestraße befindet. Der von außen eher unscheinbare „Italo-Ableger“ ist gegenüber der Karlsruher Kunsthalle beheimatet und trotzt dem derzeit so angesagten System-Trend à la Vapiano und... mehr lesen
La Prima by Jörg Hammer
La Prima by Jörg Hammer€-€€€Restaurant072166983472Hans-Thoma-Straße 3, 76133 Karlsruhe
3.5 stars -
"Italo-Ableger der Oberländer Weinstube überzeugt durch Qualität und Produktfrische" marcO74Dass sich in der Fächerstadt gastronomisch etwas tut, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Seit Juli 2016 ist ein kleines Restaurant mit italienischer Pasta-Küche dazu gekommen. Das „La Prima“ ist das Zweitlokal von Jörg Hammer, dem Pächter und Chefkoch der „Oberländer Weinstube“, einem in früheren Zeiten besternten Traditionslokal, das sich gerade ums Eck in der Akademiestraße befindet. Der von außen eher unscheinbare „Italo-Ableger“ ist gegenüber der Karlsruher Kunsthalle beheimatet und trotzt dem derzeit so angesagten System-Trend à la Vapiano und
Besucht am 28.12.2016Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 28 EUR
Elbluft macht hungrig. Hungrig auf frischen Fisch. Da passte es ja, dass wir gerade die „Hamburger Fischmeile“ (Große Elbstraße) entlang liefen. Es war gegen 11.30 Uhr und wir hatten das Frühstück im Hotel vorsorglich ausfallen lassen. Ein leckeres Sashimi bei Henssler & seinem Namensvetter sollte den kulinarischen Auftakt des Tages und zugleich den Endpunkt unseres Kurzaufenthaltes in Hamburg einläuten. Doch der Schönling aus dem Fernsehen hatte gerade Betriebsferien oder er ließ sich wahrscheinlich mal wieder in der Sonne „grillen“. Egal, sein Restaurant hatte jedenfalls geschlossen. Das mondäne „Marseille“ in direkter Nachbarschaft war uns etwas zu gehoben für die noch recht frühe Tageszeit. Wir schlenderten entlang der Fischmarkthalle und entdeckten eine Beisl. Genauer gesagt die „Fischbeisl“. Ein österreichisches Wirtshaus mitten in Hamburgs Frischfisch-Epizentrum?
Mitnichten, nur der Hausherr Volkmar Preis ist gebürtiger Österreicher. Er hatte vorher fast 40 Jahre lang das Landhaus Dill an der Elbchaussee geleitet und weiß wie die Gastro tickt. Eine Zeit lang fuhr er zweigleisig, denn im Juli 2009 eröffnete er in einem ehemaligen Fischverarbeitungsbetrieb mit der „Fischbeisl“ ein sympathisches Bistro, dessen kulinarischen Schwerpunkt sein Name schon verrät.
Herr Preis hatte wohl seine Beisl gerade erst aufgesperrt, denn wir waren die ersten Gäste an diesem Tag. Wir hatten also freie Platzwahl und setzten uns direkt an die hohe Fensterfront. Mit ausgezeichnetem Blick auf die Große Elbstraße und einem kleinen Öfchen im Rücken saßen wir äußerst entspannt im weißgekachelten Gastraum mit der offenen Küche. Gut, die Bistro-Stühle aus dunklem Holz hätten vielleicht etwas bequemer sein können. Aber ansonsten hat uns das legere Interieur mit seinen rot gestrichenen Decken und dem kontrastierenden Weiß der Wandkacheln gut gefallen. An dicken Kettengliedern hingen uns die Lampen entgegen. Die blanken Holztische kamen auch ohne Tischdecke aus. Lediglich ein Teller mit Besteck, ein Teelicht sowie Salz und Pfeffer bevölkerten die karge Tischlandschaft.
Man reichte uns die Speisenkarten, deren Inhalt in Klarsichthüllen steckte. Nicht gerade mein Lieblingsformat, aber dafür recht übersichtlich auf zwei Seiten beschränkt. Linkerhand ein gutes Dutzend Spezialitäten mit deutlicher Fischausrichtung (Bouillabaisse, Steinbeißer- und Thunfischfilet). Gegenüber - als Kleingedrucktes sozusagen - die Standardgerichte, die nochmals zwölf Vorspeisen und an die zwanzig Hauptgerichte listete. An Auswahl war hier wahrlich kein Mangel zumal noch eine handgeschriebene Tageskarte Köstliches wie Langustenscheiben auf Hummer-Chili-Sauce und Feldsalat (18,50 Euro) und warme Lachsroulade mit Kürbis-Ingwergemüse und Kurkumareis (12,50 Euro) anbot.
Doch ich musste meine Lust auf Fisch etwas zügeln, da mir der abendliche „Pflichttermin“ in der Bremer Kunsthalle wieder in den Sinn kam. Der ortsansässige Referent für gutes Essen und gelebten Hedonismus Dr. P.X. Borgi hatte geladen und dafür musste noch etwas Platz im Magen sein. Man will sich ja nicht zum Gespött machen, wenn der Bremer Genussreferent kulinarisch die Register zieht.
Also nur eine Kleinigkeit ordern war die Devise, weshalb ich mich für die Miesmuscheln in pikantem Tomaten-Weißweinsud mit ordentlich Gemüse drin und Knoblauchbrot (13,50 Euro) entschied. Meine Begleitung verweigerte aufgrund des fehlenden Frühstücks die Aufnahme warmer Speisen und bestellte den Vorspeisenteller (8,50 Euro), der aus gebeiztem Lachs, Nordseekrabben, der hier legendären Lachsfrikadelle, Matjeshappen, ein paar Saucen und Kartoffelsalat bestand.
Der Gastraum füllte sich zusehends. Etliche Hafentouristen und auch ein paar Geschäftsleute fanden den Weg in die „Fischbeisl“. Kein Wunder bei dem Angebot und den fairen Preisen (kein Gericht lag jenseits der 20 Euro-Marke!), dachte ich. Manche warteten auch an der Theke vor der offenen Küche auf ihr „Fischbrötchen to go“.
Nach angenehmer Wartezeit wurde die dampfende Schüssel mit den Miesmuscheln serviert. Der Vorspeisenteller meiner Begleitung kam nur Sekunden später. Der erste Eindruck war zunächst etwas verstörend, da ich den jodigen Geruch solch frischer Exemplare gar nicht kenne. Meine Lieblingsmuscheln, die Föhrer, sind vakuumiert und vom Geruch her viel „neutraler“. Ich dachte anfänglich sogar an alte Ware, aber der Gedanke verflüchtigte sich beim Essen recht schnell. Auch vom Geschmack her waren diese Muscheln einfach intensiver. Kein Wunder werden sie doch von Fischhändlern aus der unmittelbaren Umgebung bezogen und kommen daher nahezu fangfrisch in den Topf. Der Sud, der von seiner Menge her eher einer Gemüsesuppe glich, schmeckte wunderbar nach Tomate und frischem Gemüse (keine Instant Brühe!). Im Nachgang setzte sich dann die leichte Restsäure vom Weißwein durch, kurzum: ein Geschmackserlebnis zum Auslöffeln.
Der Vorspeisenteller meiner Begleitung sah ebenfalls sehr ansprechend aus. Die Lachsfrikadelle musste ich einfach probieren und ich tat gut daran. Getrunken haben wir übrigens einen Cappuccino (3 Euro) vorweg und einen mit Mineralwasser aufgefüllten Holunderblütensirup mit Limettensaft und Minze (3 Euro). Bevor es so richtig trubelig wurde, verließen wir die „Fischbeisl“ in Richtung Altona, um später den Heimweg nach Bremen anzutreten. Denn da wartete ja noch der kulinarische Abend mit dem Genussreferenten und unserer Gruppe anonymer Hedonisten. Aber davon erzähl ich euch ein andermal.
Elbluft macht hungrig. Hungrig auf frischen Fisch. Da passte es ja, dass wir gerade die „Hamburger Fischmeile“ (Große Elbstraße) entlang liefen. Es war gegen 11.30 Uhr und wir hatten das Frühstück im Hotel vorsorglich ausfallen lassen. Ein leckeres Sashimi bei Henssler & seinem Namensvetter sollte den kulinarischen Auftakt des Tages und zugleich den Endpunkt unseres Kurzaufenthaltes in Hamburg einläuten. Doch der Schönling aus dem Fernsehen hatte gerade Betriebsferien oder er ließ sich wahrscheinlich mal wieder in der Sonne „grillen“. Egal,... mehr lesen
4.0 stars -
"Leckeres Muschel-Frühstück direkt aus der Fischmarkthalle" marcO74Elbluft macht hungrig. Hungrig auf frischen Fisch. Da passte es ja, dass wir gerade die „Hamburger Fischmeile“ (Große Elbstraße) entlang liefen. Es war gegen 11.30 Uhr und wir hatten das Frühstück im Hotel vorsorglich ausfallen lassen. Ein leckeres Sashimi bei Henssler & seinem Namensvetter sollte den kulinarischen Auftakt des Tages und zugleich den Endpunkt unseres Kurzaufenthaltes in Hamburg einläuten. Doch der Schönling aus dem Fernsehen hatte gerade Betriebsferien oder er ließ sich wahrscheinlich mal wieder in der Sonne „grillen“. Egal,
Besucht am 27.12.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 84 EUR
Um unseren Abstecher nach Hamburg auch kulinarisch zu untermalen, reservierte ich eine Woche vor unserer diesjährigen Weihnachtstour in den hohen Norden der Republik einen Platz für zwei Personen im „Brook“. Auf das Restaurant bin ich durch verschiedene Quellen gestoßen. Zum einen klang die Kurzbeschreibung im „Bib-Gourmand-Guide“ von Michelin ganz interessant. Die Zeitschrift „Der Feinschmecker“ sprach von „zeitgemäßer Küche“, die Spaß machen würde. Außerdem stieß ich im Internet auf einen Bericht von Food-Blogger Jens, der auf seiner Seite auch schon über die Neustadter „Zwockelsbrück“ und das „Mémoires d’Indochine“ in Mannheim schrieb. Seine Rezension zum Hamburger „Brook“ klang euphorisch genug, um den traditionellen „Coast-Besuch“ gegen eine für uns neue kulinarische Erfahrung „einzutauschen“. Wir waren gespannt, was uns Chefkoch Lars Schablinski und sein Team an diesem Abend auftischen würden.
Der Name „Brook“ bedeutet so viel wie Moorland bzw. Marschland und bezeichnet einen permanent feuchten, oft auch gefluteten, sumpfigen Ort. Man weiß ja, dass es früher zwischen den Fleeten in den Elbmarschen recht sumpfig zuging. Kein Wunder also, dass sich der Name des Lokals von der gegenüberliegenden Straße in der Speicherstadt ableitet.
Das Restaurant „Brook“ lässt sich ziemlich genau an der Grenze zwischen Speicherstadt und Altstadtkern verorten. Hier an der Ecke der Straßen Steckelhörn und Bei den Mühren, quasi direkt am Zollkanal und unweit der St. Katharinenkirche gelegen, führt der mittlerweile 50jährige Küchenchef Lars Schablinski zusammen mit seiner Frau Berit seit September 2002 sein eigenes Restaurant als Familienbetrieb. Nach Lehrjahren unter renommierten Spitzenköchen wie Josef Viehhauser („Le Canard“ in Hamburg) und Eckart Witzigmann („Aubergine“ in München) zog es ihn zuerst 10 Jahre lang nach Lübeck, ehe er vor 14 Jahren wieder in seine Geburtsstadt zurückkehrte.
Laut Beschreibung auf der Homepage will man dem Gast eine „anspruchsvolle, kreative Frischeküche“ bieten. Diese soll sich durch ein hohes handwerkliches Niveau bei der Verarbeitung von Top-Produkten in gemütlichem und ungezwungenem Ambiente auszeichnen. So das nachzulesende Motto der Inhaber. Das klang im Vorfeld sehr spannend und dementsprechend hoch war auch unsere Erwartungshaltung. Vielleicht zu hoch.
Das mehrstöckige Haus, in dessen Erdgeschoss sich das „Brook“ befand, erhielt wohl gerade einen neuen Anstrich, weshalb seine Fassade an unserem Besuchsabend nahezu komplett in ein Gerüst gehüllt war. Eine warme, schon leicht ins schummrige übergehende Beleuchtung drang durch die hohen Fenster auf beiden Seiten der Straßenecke und hieß uns stimmungsvoll willkommen. Der Empfang war freundlich und eine der jungen Servicedamen wies uns den Weg zu unserem Fensterplatz, den ich schon bei der Reservierung zum Wunschort erklärte. Der Blick von hier auf die gegenüberliegenden, angestrahlten Gebäude der Speicherstadt war wirklich nicht zu verachten.
Es blieb genügend Zeit, sich erst einmal mit den äußeren Gegebenheiten vertraut zu machen, denn die Bedienungen hatten aufgrund der guten Auslastung des Lokals alle Hände voll zu tun und gaben uns ausreichend Zeit zum Ankommen. Geschätzte 60 bis 70 Gäste würden wohl im Inneren des „Brook“ Platz finden, so mein erster Eindruck. Die Tische waren sehr ansprechend eingedeckt. Weißes Leinen, Zweifachbesteck, aufpolierte Wein- und Wassergläser, schnörkellose Stoffservietten, dezente Winterdeko und flackernde Teelichter sorgten für eine aparte Tischästhetik. Vom kleinen Brotteller kündete der eher unauffällige Schriftzug „Brook“ vom Ort des kulinarischen Geschehens.
Die meisten der in dunklem Holz gehaltenen Stühle hatten Armlehnen. Daneben sorgten gepolsterte Wandbänke mit Lederbezug für Sitzkomfort. Auf der gegenüberliegenden Seite entdeckte ich eine Anrichte mit kleiner Digestif-Sammlung. Die Wand hinter dem weißlackierten Tresen funkelte weinrot. Viel indirektes Licht, das von kleinen Spots und goldenen Wandlampen erzeugt wurde, tauchte den Raum in schummriges Halbdunkel. Kaum Bilder waren an den graphitgrauen Wänden zu sehen. Der dunkelgraue Fußboden wurde lediglich mit einem roten Läufer zum Leben erweckt. Dezentes Pflanzengrün setzte ein paar vitale Farbtupfer.
Die Speisenkarten wurden uns von der freundlichen, immer etwas schelmisch grinsenden (männlichen) Bedienung gereicht. Darin waren das tagesaktuelle Menu in 4 bzw. 5 Gängen (35 bzw. 39 Euro) sowie eine ordentliche Auswahl an Vor-, Haupt- und Nachspeisen gelistet. Asiatische und mediterrane Einflüsse ziehen sich wie ein roter Faden durch Schablinskis „Kreuzüberküche“, die sich nur schwer in eine kulinarische Schublade stecken lässt. Gebeizter Lachs „Hong Kong-Style“ (13,50 Euro), Edelpilz-Ravioli mit grünem Spargel (15,70 Euro) und Lammcarrée mit Parmesankartoffeln und Schneidebohnen (24,00 Euro) stehen beispielhaft für das abwechslungsreiche Repertoire des Küchenchefs.
Eine Flasche Wasser (San Pellegrino, 0,75l für urbane 7 Euro) und ein kühles rotblondes Duckstein (0,5l für 5 Euro) wurden geordert. Mein Weindurst war nach dem weihnachtlichen Konsum diverser roter Kreszenzen von der iberischen Halbinsel („jaja, der Marques de…“) fürs Erste gestillt. Meine Begleitung entschied sich für das viergängige Menü, das aus Thunfischtatar, Doraden-Filet auf Paprika-Chorizo-Fregola-Sarda, Barbarie-Entenbrust auf Risotto und einer Dessertvariation bestand. Das klang doch schon sehr vielversprechend. Mein Hunger fiel an diesem Abend etwas geringer aus (das China-Büffet vom Mittag hielt sich scheinbar wacker), weshalb meine Wahl auf die asiatische Vorspeisenvariation (13,90 Euro) sowie die Spaghetti mit Scampi, Chili, Frühlingslauch und Tomate (14,90 Euro) von der Standardkarte fiel.
Der kulinarische Teil des Abends begann mit einem kleinen Gruß aus der Küche, einem mit Ziegenkäse gefüllten Wantan auf Ananas-Mango-Chutney. Der Serviceschelm brachte vorsorglich zwei Biergläser zur hanseatischen Duckstein-Teilung. Er ahnte wohl das Faible meiner Begleitung für „Obergäriges“. Der klein geschnippelte Thunfisch (erster Menü-Gang) und meine Kungfu-Platte wurden zeitgleich serviert. Qualität und Frische des Tartars waren absolut bemerkenswert. Leichte asiatische Noten (Koriander?) machten das in typischer Zylinderform aufgeschichtete Rohfischtürmchen zu einer delikaten Vorspeise, das aufgrund seiner übersichtlichen Portion noch genügend Raum für die kommenden Gänge ließ.
Mein asiatisches Vorwegarrangement bot einen netten Querschnitt gängiger Gourmandisen aus Fernost. Vom Mini-Rindfleisch-Saté-Spieß über ein Teigtäschchen mit herzhaftem Currygeschmack bis hin zur Garnele im Tempurateig war das ein äußerst abwechslungsreiches Asia-Ensemble. Ein paar Saucentupfer (Curry, Meerrettich), eine selbstgemachte Teriyaki-Sauce im Schälchen, ein Klecks Mango-Ananas-Relish und ein Häufchen scharf gewürzter Weißkohl komplettierten den Teller, in dessen Mitte eine gehaltvolle, mit Hackfleisch und Gemüse gefüllte Frühlingsrolle aufgeschnitten thronte. Geschmacklich einwandfrei, aber kulinarisch durchaus überschaubar und leider ohne großen Aha-Effekt waren das Mini-Ausführungen von „alten Bekannten“, die da etwas verloren auf dem Teller ihrer Verspeisung harrten. Ach ja, und etwas liebevoller hätte man diese Kombination auch anrichten können.
Der zweite Gang meiner Begleitung klang richtig lecker und sah auch auf dem Teller so aus. Jedenfalls das, was man in unserer dunklen Ecke des Gastraumes von ihm erkennen konnte. Ich hatte aufgrund der schattigen Lage unseres Tisches größere Probleme beim Fotografieren der Speisen. Nur durch Verrenkungen (was wohl die russische Delegation am Nachbartisch dachte?) waren Aufnahmen von der Seite möglich, was jedoch zu unschönen Schattierungen auf den Bildern führte. Egal, zurück zum Wesentlichen, dem perfekt gebratenen und sehr homogen gewürzten Doradenfilet vom Menü. Frischer geht wohl nicht – so unsere knappe Analyse vor Ort. Leider fiel seine Basis, die mit Paprika und Chorizo verfeinerte „Fregola Sarda“ (Nudelkügelchen-Spezialität aus Sardinien) etwas zu fad aus. Als bekennender Fan der sardischen Küche bin ich da wahrscheinlich etwas zu anspruchsvoll. Die beiden den Fisch flankierenden, mit Fleur de Sel besprenkelten „Pimentos de Padron“ hatten da schon mehr Temperament.
Nach angenehmer Verdauungszeit wurden die Hauptgänge serviert. Was die „Fregola sarda“ an Würze zu wenig bekommen hatten, wurde beim Risotto leider überkompensiert. Ich unterstelle Chefkoch Schablinski keine Verliebtheitsattitüde, aber derjenige, welcher das Reisgericht abgeschmeckt hatte, schien auf dem salzigen Geschmacksnerv anscheinend blind (oder taub? oder beides?) zu sein. Schade, denn die Barbarie-Ente war à point gebraten und von erdig-kräftigem Geschmack. Zusammen mit dem desaströsen Risotto hatte das Ganze leider einen unerwünschten „Hautgout“ oder wie man im Ländle sagt „oi Gschmäckle“. Dafür konnte jedoch die sauber tranchierte Brust von der domestizierten Warzenente recht wenig, der Risotto-Rabauke in der Küche wohl schon eher.
Meine Spaghetti waren dagegen eins a. Noch leicht bissfest von der Konsistenz und herrlich „aro(to)matisch“. In dem Nudelhäufchen tummelten sich jede Menge Scampis. Der wellig geformte Teller weckte zusätzlich mediterrane Gefühle in mir. Mittelmeer-Rauschen mit Blick auf die Speicherstadt – so geht Dezember in Hamburg, dachte ich im Stillen.
Die Nudelportion war ordentlich bemessen und ließ leider keine expliziten Dessertwünsche meinerseits mehr zu. Aber meine Begleitung hatte ja noch die Variation vom Menü. Da würde ich sicherlich ein wenig Süßes für den Gaumen abgreifen können, so der Plan. Bei dem Nachtisch zum Menüausklang handelte es sich um ein etwas einfallslos angerichtetes, süßes Trio, das aus einer Nocke Mohnmousse, zwei dünnen Prismen Piña Colada Parfait sowie einem Mini-Grießknödel auf einem Klecks Aprikosen-(oder Mango?)-Chutney bestand. Sehr seriös und durchaus lecker, aber beim Dessert hätte sich die Kreativabteilung (und dazu zähle ich den Posten des Patissiers eines solchen Restaurants durchaus) etwas mehr Mühe geben können. Da fehlte mir schlichtweg das Besondere.
Genauso ging es mir bei der Weinkarte. Um die 50 Positionen waren da im Angebot. Altbekanntes aus Frankreich, Italien und Spanien. Meine Weinheimat, die Pfalz, mit einer Flasche Riesling regelrecht unterrepräsentiert. Die Preise lagen im offenen Ausschank um die 7 Euro fürs „falsche Viertel“ (0,2 Liter), während der günstigste Flaschenwein mit 26 Euro zu Buche schlug. Hier fehlte es mir einfach an Profilschärfe. Klar gilt es, ein möglichst großes Spektrum abzudecken, aber etwas mehr Mut zu deutschen Spitzengewächsen – gerne auch von unbekannten, jungen und teilweise recht „schrägen“ Winzertypen – wäre da durchaus „State oft the Art“.
Gar nicht so meine Art war die gewollt lustige, teilweise zum Flapsigen tendierende männliche Bedienung. Sprüche wie „Sie wollen sich finanziell verändern?“ auf die Frage nach der Rechnung wirken auf mich immer etwas abgehalftert. Gut, dass wir von mehreren Servicekräften umsorgt wurden. Da war der eine „Spaßvogel“ durchaus verschmerzbar.
Trotz ein paar Kleinigkeiten stand das im „Brook“ Gebotene durchaus in einem guten kulinarischen Licht. Das Essen war absolut seinen Preis wert. Etwas mehr Risiko beim Weinangebot und ein wenig mehr Sorgfalt beim Abschmecken hätten den Besuch noch etwas genussvoller gestaltet. Trotzdem ist das, was Lars Schablinski und sein Team hier bieten à la Bonheur, zumal mich allein der dauernde Wechsel des Tagesmenüs schon den Hut ziehen lässt.
Um unseren Abstecher nach Hamburg auch kulinarisch zu untermalen, reservierte ich eine Woche vor unserer diesjährigen Weihnachtstour in den hohen Norden der Republik einen Platz für zwei Personen im „Brook“. Auf das Restaurant bin ich durch verschiedene Quellen gestoßen. Zum einen klang die Kurzbeschreibung im „Bib-Gourmand-Guide“ von Michelin ganz interessant. Die Zeitschrift „Der Feinschmecker“ sprach von „zeitgemäßer Küche“, die Spaß machen würde. Außerdem stieß ich im Internet auf einen Bericht von Food-Blogger Jens, der auf seiner Seite auch schon über... mehr lesen
Restaurant Brook
Restaurant Brook€-€€€Restaurant04037503128Bei den Mühren 91, 20457 Hamburg
4.0 stars -
"Solide Frischeküche mit tollem Blick auf die Speicherstadt, aber leider ohne kulinarische Überraschungsmomente" marcO74Um unseren Abstecher nach Hamburg auch kulinarisch zu untermalen, reservierte ich eine Woche vor unserer diesjährigen Weihnachtstour in den hohen Norden der Republik einen Platz für zwei Personen im „Brook“. Auf das Restaurant bin ich durch verschiedene Quellen gestoßen. Zum einen klang die Kurzbeschreibung im „Bib-Gourmand-Guide“ von Michelin ganz interessant. Die Zeitschrift „Der Feinschmecker“ sprach von „zeitgemäßer Küche“, die Spaß machen würde. Außerdem stieß ich im Internet auf einen Bericht von Food-Blogger Jens, der auf seiner Seite auch schon über
Besucht am 13.12.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 37 EUR
Ohne meinen in Sachen Pizza und Pasta äußerst versierten Kollegen wäre ich sicherlich nicht auf die Idee gekommen, in einer Bellheimer Pizzeria einzukehren. Und so saßen wir dann an einem Dienstagabend in der Vorweihnachtszeit im „La Taverna“ und zumindest ich war gespannt, was uns der redselige Inhaber und Wirt Antonio Catalano wohl würde auftischen.
Beim Namen „Catalano“ werden gastronomische Erinnerungen wach. War es doch sein Bruder Domenico, der in Landau die mittlerweile aus Altersgründen geschlossene Pizzeria „Da Domenico“ bis letztes Jahr führte. Ähnlich wie in dieser Landauer Traditionspizzeria geht es auch in Bellheim zu. Alles sehr familiär und mit viel Herzblut verbunden. Antonio Catalano ist Wirt aus Leidenschaft, der sein Herz auf der Zunge trägt und gerne mit seinen Gästen ins Gespräch kommt. Nicht gerade selten sahen wir den 55jährigen an diesem Abend mit seinen Stammgästen anstoßen und über Rotwein oder sonst was philosophieren. Dass es dann mit der Bestellung auch mal ein wenig dauern kann, nimmt der Italo-Fan doch gerne in Kauf. Dafür wird im „La Taverna“ so richtig Lebensgefühl geatmet und das seit vielen Jahren schon.
Das Auto parkten wir auf dem hauseigenen Gelände, zu dem eine kleine Gasse von der Hauptstraße abzweigt. Mein Kollege hatte vorsorglich reserviert. Patrone Catalano begrüßte uns freundlich und wies uns einen Tisch in der Ecke des Gastraumes zu. Es war gut was los in der „Taverna“. Eine lange Tafel mit einer Gesellschaft feierte frohe Vorweihnachten. Antonios Tochter hatte alle Hände voll zu tun, um die hungrige Meute zu versorgen. Hin und wieder half auch der Herr Papa mit.
Die Einrichtung des Lokals ist ansprechend und kommt dabei ohne viel Deko-Schnickschnack aus. „Look, how we ate in the 80’s!“ würde man dem veganen Pizza-Hipster aus Berlin-Neukölln an dieser Stelle ins bärtige Gesicht rufen. Hier ist nichts nobel und nichts schmutzig. Statt industriellem Retro-Schick gesellen sich hier die üblichen in braun gehaltenen, mit Lederimitat überzogenen Polsterstühle zu den hölzernen Wandbänken gleichen Überzugs. Sie stehen um lackierte Holztische, auf denen Tischsets aus Kunststoff liegen. Anscheinend hatte man vergessen, den Tisch einzudecken, was von der Tochter im Service gleich nachgeholt wurde. Auf die Papierserviette wurde das Einfachbesteck gelegt – fertig war unser Tisch.
Ich traute meinen Augen kaum, als ich die beiden stattlichen Salz- und Pfeffermühlen inspizierte. Feinstes Peugeot-Mahlwerk stand da auf jedem Tisch herum. Respekt Antonio, da setzt einer anscheinend auf Qualität. Die Wände des Gastraums sind in hellem Gelb gestrichen, auch der Fußboden ist hell gefliest. Und hell ist auch das Licht, das die zweckmäßigen Hängelampen spenden. Vielleicht eine Spur zu hell. Egal, um die Informationen auf den vielen, an sämtlichen Wänden hängenden Schiefertafeln zu entziffern, kann eine gewisse Helligkeit ja nicht schaden.
Auf den Tafeln wurden ein paar zusätzliche Pizza- und Pastagerichte angeboten sowie der ein oder andere apulische Rot- bzw. Weißwein empfohlen. Das umfangreiche Tagesangebot wird einem jedoch auch in Form einer zweiten Speisenkarte vermittelt. Damit stehen dem Gast ca. 10 weitere, eher ungewöhnlich belegte Pizzen zur Wahl. Daneben zählte ich zweimal Salat, zweimal Pasta und eine Antipasti-Variation in der Zusatzkarte. Mit dem Klassiker „Scaloppina Valdostana“ ist sogar ein Fleischgericht vertreten, das inklusive einem Insalata Rustica für preisgünstige 14,50 Euro angeboten wird. Die exquisit klingende Pizza-Auswahl rangiert preislich zwischen 8 und 10 Euro. Das Standardangebot in der „Normalkarte“ ist sogar noch ein wenig günstiger.
Ich entschied mich ohne einen Blick in letztere geworfen zu haben für eine der einfallsreichen Pizza-Kreationen vom Tagesangebot. Die Pizza Lamezia (9,50 Euro) mit in Rotwein angebratenem Hackfleisch, Cocktailtomaten und gehobeltem Parmesan sollte es heute Abend sein. Auch die anderen, mit Nduja (kalabresische Salami), Prosciutto Crudo, Steinpilzen, Soppressata oder Gorgonzola belegten Teigrundlinge klangen verlockend, aber meine Wahl stand fest. Vorweg gab ich noch einen kleinen italienischer Salat mit Essig-Öl-Dressing (5 Euro) in Auftrag. Diesen orderte auch mein Kollege, jedoch mit dem Hausdressing auf Mayo-Basis. Seine Entscheidung fiel auf die Pizza 4 Jahreszeiten (in groß für 8,50 Euro) aus der Speisenkarte mit den Plastikhüllen und den oben hinein geschobenen Ausdrucken (hatte ich auch schon lange keine mehr in Händen). Dieses etwas in die Jahre gekommene Kartenmodell birgt das kulinarische Standardprogramm, wie man es von vielen Ristorantes her kennt. Parmesanschitzel (13,50 Euro), Rigatoni al forno (8 Euro) und die anderen üblichen Verdächtigen an Italo-Basics waren hier vertreten.
Und zum Trinken? Ach ja, richtig. Wir sind doch gerade in Bellheim, also warum nicht ein leckeres Bellheimer Naturtrüb ganz stilecht aus der Orginalstange trinken? Das Flaschenbier (2,50 Euro für 0,3l) wirkte im schlanken Glas wie frisch gezapft und schmeckte einfach herrlich, weshalb ich später noch ein zweites nachorderte.
Die Küche hat es im „La Taverna“ nicht besonders eilig. Niemand möchte den Patrone unnötig oft aus seinen Gesprächen mit den Gästen reißen. Aber warum auch immer schnell-schnell? 5 Minuten sind ja schließlich nicht „die Welt“ erklärte mir Antonio, um mich später davon abzuhalten, den Abschlussgrappa zu schnell herunterzustürzen. Wie Recht er hat, nur so langsam könnten ja wenigstens die beiden Vorspeisensalate auf unserem Tisch stehen, ging es mir durch den Kopf.
Sie kamen dann doch noch. Der Balsamico duftete mir schon entgegen. Dann mal ran ans Peugeot-Mahlwerk und ein wenig nachgepfeffert. Der Emmentaler-Käse und der Kochschinken waren ganz fein geschnitten. Die ungeliebte Salatgurke ließ ich schon im Voraus gar nicht erst auf dem Teller erscheinen. Das in Scheiben geschnittene hartgekochte Ei und die Tomatenstücke durften dagegen nicht fehlen. Dazu gab es einen Korb mit kleinen, frisch aufgebackenen Pizzabrotkugeln. Schade nur, dass es sich dem Geschmack nach zu urteilen wohl eher um eine Fertigsalatmischung aus der Tüte handelte. Frisch schmeckt der nicht nur anders, sondern auch um einiges besser. Aber wir waren ja nicht wegen dem Salat nach Bellheim gefahren, sondern mit eindeutiger Pizza-Absicht.
Zwischen Vor- und Hauptspeise dehnte sich die Wartezeit dann wieder ein wenig. Der Laden war ja, wie schon erwähnt, ganz gut besucht, aber die meisten Gäste hatten ihr Essen schon genossen. Mit etwas Verspätung wurden unsere Pizzen serviert. Ganz selbstverständlich wurden die normalen Besteckmesser in „richtige“ Messer (sahen aus wie Steakmesser) eingetauscht. Ohne die hätten wir den knusprig gebackenen Boden gar nicht durchbekommen. Zwei richtige „Oldschool-Pizzen“ standen duftend vor uns. Der Boden war etwas dicker und von einer luftig weichen Konsistenz auf krossem Untergrund. Das Käse-Belag-Verhältnis stimmte. Die Zutaten waren frisch und verliehen den heißen Teigfladen die nötige Saftigkeit und dieses typische Aroma, das einen gleich an die tief verinnerlichten Esserlebnisse beim Italiener zu Kindertagen erinnerte. Oder an die Landauer Lieblingspizza von Bruder Domenico, dessen Ruhestand mein Kollege seitdem bedauert. Von der Portion her ist eine große Pizza bei Antonio durchaus zu schaffen. Aber für ein Dessert war dann doch kein Platz mehr im Magen.
Antonio kam an diesem Abend auch ein paar Mal an unseren Tisch und trauerte ein wenig dem „Golden-Age-of-Gastro“ nach. Er wirkte sichtlich erfreut über unser Lob für die Pizzen. Der Kaffee für meinen Kollegen ging aufs Haus. Genauso wie der schon erwähnte Grappa. Auf der Flasche stand das Jahr 98, aber ich glaube, das Teil steht schon ein paar Jahre im Lokal und wird regelmäßig wieder aufgefüllt. Egal 5 Minuten sind ja schließlich nicht „die Welt“, also warum dann wegen einem nur scheinbar 18jährigen Grappa die Stirn runzeln? Macht keinen Sinn. Und schon gar nicht bei Antonio. Empfehlung für Nostalgiker.
Ohne meinen in Sachen Pizza und Pasta äußerst versierten Kollegen wäre ich sicherlich nicht auf die Idee gekommen, in einer Bellheimer Pizzeria einzukehren. Und so saßen wir dann an einem Dienstagabend in der Vorweihnachtszeit im „La Taverna“ und zumindest ich war gespannt, was uns der redselige Inhaber und Wirt Antonio Catalano wohl würde auftischen.
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Pizzeria La Taverna
Pizzeria La Taverna€-€€€Restaurant7272.77 63 12Hauptstr. 37, 76756 Bellheim
4.0 stars -
"Knusprig – fluffig – saftig! Leckere Old-School-Pizzen aus einer Bellheimer Taverne" marcO74Ohne meinen in Sachen Pizza und Pasta äußerst versierten Kollegen wäre ich sicherlich nicht auf die Idee gekommen, in einer Bellheimer Pizzeria einzukehren. Und so saßen wir dann an einem Dienstagabend in der Vorweihnachtszeit im „La Taverna“ und zumindest ich war gespannt, was uns der redselige Inhaber und Wirt Antonio Catalano wohl würde auftischen.
Beim Namen „Catalano“ werden gastronomische Erinnerungen wach. War es doch sein Bruder Domenico, der in Landau die mittlerweile aus Altersgründen geschlossene Pizzeria „Da Domenico“ bis letztes
Geschrieben am 07.12.2016 2016-12-07| Aktualisiert am
07.12.2016
Besucht am 01.12.2016Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 116 EUR
Vorweg sei erwähnt, dass sich dieser Bericht auf zwei Besuche im Akoya bezieht. Beim ersten konnte man zum Mittagslunch nur einen Teil des Angebots bestellen, weshalb wir einen Zweitbesuch am Abend folgen ließen. Da hatten wir dann die volle Auswahl, was natürlich auch einen höheren Fixpreis bedeutete. Aber alles schön der Reihe nach.
Ehrlich gesagt, so richtig begeistert haben uns die Schilderungen unserer Bekannten nicht, als sie über ihre Besuche im Akoya berichteten. Mit dem iPad würde man innerhalb eines zeitlichen Rahmens von zwei Stunden eine bestimmte Anzahl von Gerichten, die man in der digitalisierten „Speisenkarte“ als „Items“ bezeichnet, bestellen können. Diese würden dann nach und nach an den Tisch gebracht bis man vor lauter Sättigung gerade noch den Button für den Bezahlvorgang würde drücken können. Mit 12,90 Euro am Nachmittag bzw. 22,90 Euro am Abend pro ausgewachsenem Esser (für Kinder bis 11 Jahre deutlich günstiger) sei das „Gesamtpaket“ auch preislich eine „faire Sache“.
Das klang doch schon ganz vielsprechend und so beschlossen wir, uns selber einmal ein Bild vom Karlsruher „i-Pad-all-you-can-eat-Asiaten“ zu machen. Vorsichtshalber reservierte ich für die Mittagszeit einen Zweiertisch, was bei der mäßigen Auslastung und der Größe des Restaurants eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Dass wir dann zwei Wochen später zusammen mit Freunden nochmal das Akoya aufsuchten, war schlichtweg der Neugier auf das „volle Programm“ geschuldet.
Das Akoya befindet sich im Erdgeschoss der ParkArkaden, die den gerade neu entstehenden City Park Karlsruhe im östlichen Teil der Südstadt flankieren. Die Parkplatzsituation ist entspannt, wenn auch mit Kosten verbunden, da man direkt an der Ludwig-Erhard-Allee so gut wie keine Möglichkeiten vorfindet, aber in einem der anliegenden Parkhäuser (ParkArkaden oder ParkOffice) sicherlich fündig wird. Beim Akoya handelt es sich nicht um eine Franchise-Kette. Das Restaurant wird von der L&Z GmbH, die 2011 vom Ehepaar Lac Hanh Hao und Zhang Jingjing gegründet wurde, betrieben. Zusätzlich leiten die beiden das Großraum-Chinarestaurant „Kaiserpalast“ in Bruchsal sowie einen Großhandel für Deko-Artikel.
„Treten Sie ein in unsere Welt und lassen Sie den Alltagsstress hinter sich“ habe ich noch am Tag zuvor auf der Homepage des Akoya lesen können. Und tatsächlich machte einem die herzliche Dame am Empfang das Ankommen leicht. Wir wurden zum reservierten Tisch geführt und blickten durch die hohe Fensterfront nach draußen auf die viel befahrene Ludwig-Erhard-Allee. Mal gespannt, ob unser Essen auch ein kleines „Wirtschaftswunder“ bereit hielt. Ich blickte mich um und musterte das Interieur des Ladens.
Die aparte, überwiegend aus dunklem Holz bestehende Einrichtung des Lokals hatte Stil und machte einen sehr gepflegten Eindruck. Klare Linien prägten die puristisch angelegte Ausstattung der Räumlichkeiten. Große, von der Decke hängende Lampen, die wie überdimensionierte leuchtende Blüten aussahen, spendeten angenehm warmes Licht. Die indirekte Beleuchtung bestimmter Wandbereiche kam besonders am Abend voll zur Geltung. Die eingezogenen Trennwände aus dunkel gestrichenem Holz waren teilweise offen angelegt und sorgten für eine stimmige Raumaufteilung. Die maßvoll eingesetzte Deko aus Fernost wirkte nicht kitschig, sondern verlieh dem Interieur eine wohldosierte Portion asiatisches Flair. Und das setzte sich sogar bei den einfallsreich eingerichteten Toiletten fort. Einziges echtes Manko war die zu große Lautstärke im Gastraum, die das Unterhalten am Tisch erschwerte und viel von der angenehmen Atmosphäre von vornherein zunichtemachte. Dem überwiegend jungen Publikum schien das jedoch wenig auszumachen.
Man saß recht bequem auf gepolsterten Holzstühlen bzw. Wandbänken mit Kunstlederüberzug. Auf den blank polierten Tischen lagen Sets aus gewebtem Kunststoff, worauf flache rechteckige Teller neben Einfachbesteck und den obligatorischen Stäbchen Platz fanden. Jedes Gedeck enthielt ein Schälchen mit gehobeltem Ingwer und einem Klecks Wasabi-Paste. Das Fläschchen Soja-Sauce stand selbstverständlich schon daneben.
Dem Neuling wird in Kürze das Bestellsystem mit dem iPad erklärt. Das wäre vielleicht auch etwas ausführlicher gegangen, aber vieles hat sich dann im Nachhinein ganz von selbst enträtselt. Der Fixbetrag pro Person gilt selbstverständlich nur für das Essen. Aber auch die Getränke werden mit dem Tablet bestellt. Einfach auswählen und abschicken. Für das Essen erhält man mittags acht und abends fünf Kreditpunkte, die man alle zehn bzw. 15 Minuten in „Speise-Items“ investieren kann. Pro Person wohlgemerkt!
Angeboten werden kleine Tellergerichte, frisch Gegrilltes oder Frittiertes, Suppen, Sushi-Happen, Salate, Beilagen oder Desserts. Und jedes Gericht kostet immer genau einen dieser Kreditpunkte. Sitzt man mittags zu zweit am Tisch, könnte man theoretisch alle zehn Minuten 16 unterschiedliche Gerichte an den Tisch liefern lassen. Bei unserem Folgebesuch am Abend kamen wir zu viert auf 20 Bestellungen, die wir alle 15 Minuten hätten digital abschicken können. Mit diesem System bewegt man sich zwangsläufig an der Grenze zwischen Völlerei und Genuss. Und man muss schon aufpassen, dass man sich nicht „überordert“.
Die Mädels vom Service hatten alle Hände voll zu tun und waren kräftig am Auftischen und Abräumen. Die meisten waren, das konnte man erkennen, Aushilfen. Studentinnen und Studenten, die sich hier etwas dazu verdienten. Man kennt das ja. Beim Servicepersonal wird am liebsten gespart. Aber da man hier ja über das Tablet kommuniziert, entfällt schon mal das „Entschuldigen Sie, bitte“, um zu bestellen bzw. nachzubestellen. Auf die Speisen muss man dann auch nicht lange warten, denn die übersichtlich portionierten Gerichte kommen recht zügig aus der Küche. Wenn dann doch einmal an- oder nachgefragt werden muss, gibt es noch den „Hilfe-Button“, bei dessen Betätigung postwendend die Bedienung am Tisch erscheint. Soweit - so technisch!
Nun scrollten wir neugierig über das Touchscreen und hatten die Wahl zwischen ca. 80 verschiedenen Gerichten. Mittags sind es in etwa die Hälfte. Das iPad kreiste um den Tisch und jeder bestellte eifrig drauflos. Wie würden die verschiedenen Leckereien unterschiedlichster asiatischer Provenienz schmecken? Wir waren gespannt, was Tempura, Miso & Co zu bieten hatten.
Den Auftakt machte ein Sushi-Teller, auf dem sich leckere, mit Teriyaki-Huhn gefüllte Tempura Crunch Rolls, mit Lachs, Surimi und Avocado verfeinerte Inside Out Rolls sowie einige zart schmelzend Nigiri (Lachs und Thunfisch) befanden. Komplettiert wurde das Ensemble von pikanten Temakis. Hierbei handelte es sich um spitz zulaufende Algenblatt-Tüte, die mit rohem Lachs, Reis und Gemüse gefüllt war. Dazu eine kleine Portion gebratene Mie-Nudeln (mit Ei) und eine mit Glasnudeln und Garnele bestückte Sommerrolle.
Die Sushi-Teilchen zur Eröffnung schmeckten lecker. Besonders die Ebi Asatzuki Rolls, die als Füllung Garnele in Tempura-Teig abbekommen hatten, tauchte ich besonders gerne in mein Wasabi-Soja-Gemisch. Bei den im Anschluss georderten warmen Tellergerichten war die Qualität nicht mehr ganz so hoch wie vorher beim Sushi. Die panierte und danach frittierte Hühnerbrust war etwas zu fettig geraten. Bei den gebratenen Garnelen hatte man große Mühe sie aus ihrem Panzer zu puhlen. Die gebackene Ente kam leider nur lauwarm aus der Küche und kühlte daher viel zu schnell aus. Aus der knusprigen Ente war ratzfatz ein zäher Vogel geworden. Das Entenfleisch in meiner Ahiru Udon Suppe war dagegen viel saftiger, auch wenn die Nudelsuppe etwas mehr Würze vertragen hätte. Die frittierte Herbstrolle, der gebratene Reis und das grüne Hühner-Curry waren guter Asia-Standard, während die kurz angebratenen Rinderfilethäppchen für erstauntes Zungenschnalzen in unserer Runde sorgten.
Insgesamt gaben wir während unseres zweistündigen Aufenthalts drei große Bestellungen von jeweils 20 verschiedenen „Items“ auf. Davon war das meiste Sushi, was an der guten Qualität der „Rohfischhappen“ lag. Unsere letzte Order galt den angebotenen Süßspeisen. Hätten wir das mal besser gelassen. Beide Puddings (Schoko und Vanille) hatten nicht einmal Mensa-Niveau. Die Lychees waren ordinäre Dosenware und selbst das frische Obst lag eher lieblos in seiner Schale. Das Matcha Eis war genau wie das Black Sesam Eis eher geschmacksneutral, aber geriet wenigstens nicht so süß. Geschmacklich waren die Desserts ein glatter Reinfall. Die These, dass bei den meisten Asiaten der Nachtisch eher stiefmütterlich behandelt wird, sahen wir im Akoya leider bestätigt.
Schade auch, dass bei manchen „Items“ nur der asiatische Name dabei stand. Nicht jeder kennt sich so gut aus, um „Goma Wakame“, „Maguro Nigiri“ oder „Surimi Gunkan“ anhand der kleinen Abbildung auf dem Tablet kulinarisch richtig einzuordnen. Hier wären detailliertere Beschreibungen der Gerichte sicherlich hilfreich.
Resümierend lässt sich der Abend als geschmackliches „Yin & Yang“ bezeichnen. Viel Leckeres aus der Sushi-Abteilung hielt sich mit anständigen Tellergerichten und unterirdischen Desserts die kulinarische Waage im Rahmen eines wahrlich kontrastreichen Asia-Dinners. Mit dem iPad hatten wir ein kleines Spielzeug am Tisch, das seinen Zweck voll erfüllte und eine recht entspannte Alternative zum herkömmlichen „All-you-can-eat-Büffet“ darstellt. Und das bei einem (noch) fairen Preis-Leistungs-Verhältnis und einem Service, der schnell und routiniert agierte.
Vorweg sei erwähnt, dass sich dieser Bericht auf zwei Besuche im Akoya bezieht. Beim ersten konnte man zum Mittagslunch nur einen Teil des Angebots bestellen, weshalb wir einen Zweitbesuch am Abend folgen ließen. Da hatten wir dann die volle Auswahl, was natürlich auch einen höheren Fixpreis bedeutete. Aber alles schön der Reihe nach.
Ehrlich gesagt, so richtig begeistert haben uns die Schilderungen unserer Bekannten nicht, als sie über ihre Besuche im Akoya berichteten. Mit dem iPad würde man innerhalb eines... mehr lesen
3.5 stars -
"Licht und Schatten beim asiatischen „iPad-all-you-can-eat“" marcO74Vorweg sei erwähnt, dass sich dieser Bericht auf zwei Besuche im Akoya bezieht. Beim ersten konnte man zum Mittagslunch nur einen Teil des Angebots bestellen, weshalb wir einen Zweitbesuch am Abend folgen ließen. Da hatten wir dann die volle Auswahl, was natürlich auch einen höheren Fixpreis bedeutete. Aber alles schön der Reihe nach.
Ehrlich gesagt, so richtig begeistert haben uns die Schilderungen unserer Bekannten nicht, als sie über ihre Besuche im Akoya berichteten. Mit dem iPad würde man innerhalb eines
Geschrieben am 26.11.2016 2016-11-26| Aktualisiert am
26.11.2016
Besucht am 11.11.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 103 EUR
Als die Pfalz noch bayrisch war (immerhin von 1816 bis 1945) bezeichnete man die nicht unbedingt übermäßig beliebten altbayrischen Beamten aus dem fernen München als „Zwockel“. Dass seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine Neustadter Straßenbrücke diesen Namen trägt, scheint deshalb nicht sehr verwunderlich. Die sogenannte „Zwockelsbrücke“ trägt westlich des Hauptbahnhofes die Deutsche Weinstraße über die Bahnschienen hinweg. Oberhalb dieses Neustadter Verkehrsknotens thront ein altehrwürdiges Sandsteingebäude, auf dessen Schild der Name „Weinstube Zwockelsbrück“ in güldenen Lettern steht und von dessen Warte aus man einen schönen Blick auf die gegenüberliegenden Weinberge genießt. Eine Idylle mitten in der Stadt. Und wie man hört auch ein Ort des guten Geschmacks.
Bei dieser „Weinstube“ handelt es sich um eine echte Pfälzer Traditionsadresse, die schon einige Gastrojahre auf dem altehrwürdigen Parkett hat. Seit dem Frühjahr 2015 wird sie von einem engagierten jungen Team geleitet. Mit dem Kurpfälzer Pierre Hartung im Service und Sven Niederbremer am Herd haben sich hier zwei Profis zusammengetan, die aber auch gar nichts mit der als engstirnig und formalistisch empfundenen Denkart und Arbeitsweise der bayrischen Beamten von einst gemein haben.
Während ihrer gemeinsamen Zeit in Scharff’s Schlossweinstube in Heidelberg merkten sie, dass sie bei ihren Vorstellungen von Gastlichkeit auf einer Wellenlänge lagen. Produktorientierung, innovative Zubereitungsmethoden, Regionalität und Nachhaltigkeit scheinen hier keine werbewirksamen Schlagwörter trendiger Trittbrettgastronomen zu sein, sondern vielmehr ein kulinarisches Statement zweier Gastgeber, die ihren Gästen „besondere Gaumenerlebnisse bereiten möchten“. So lautet jedenfalls die Beschreibung auf ihrer Homepage. Nach den beiden wahrschaft fulminanten Berichten der Genusskollegen „Borgfelder“ und „Daueresser“ vom November 2015 bzw. Januar dieses Jahres war ich mehr als gespannt, was mir da in der „Zwockelsbrück“ alles aufgetischt werden würde.
Auf das etwas dürftige Parkplatzangebot hat ja der Mannheimer GG-Kollege schon hingewiesen. Am Freitagabend unseres Besuches waren alle Parkplätze im Hof belegt. Da blieb nur das „Falschparken“ in der ums Eck gelegenen Sackgasse. Aber wie sich herausstellen sollte, hielten auch noch andere nichts vom eingeschränkten Halteverbot in der Straße. Mittags hatte ich in der „Zwockelsbrück“ angerufen und gleich Küchenchef Niederbremer am Hörer gehabt, der mich freundlich an Pierre Hartung weiterreichte. Ein Tisch für zwei Personen war im Handumdrehen reserviert.
Beim Eintritt ins Innere des Restaurants spürt man sie gleich. Diese stilvoll nostalgische Landhausatmosphäre, gepaart mit fast schon intim anmutenden Wohnzimmerflair. Das Feuer im Kamin erfüllte den Raum mit molliger Wärme und trug maßgeblich zur angenehmen Stimmung in der Gaststube bei. Schon beim Schließen der weiß gestrichenen, teilweise verglasten Eingangstür fühlten wir uns angekommen. Eine wohltuende Gastlichkeit herrschte im Inneren der „Zwockelsbrück“ vor. Trotz der nahezu kompletten Auslastung des Raumes keine Spur von hektischer Betriebsamkeit oder gar trubeliger Atmosphäre. Im Gegenteil: es ging eher gediegen zu. Und Schuld daran hatte wohl in erster Linie das unaufgeregt agierende Serviceteam um Pierre Hartung.
Dieser empfing uns mit freundlichem Lächeln und führte uns in den kleineren Nebenraum, wo es noch ein wenig beschaulicher zuging, da von den drei Tischen nur einer belegt war. Wir wurden sozusagen vom Serviceleiter „ums Eck gebracht“ und saßen nun etwas abgeschirmt von der großen Gästeschar des Hauptgastraumes, womit wir jedoch in keinster Weise unzufrieden waren. Als winterlicher Kaminglotzer vermisste ich zwar ein wenig das Lodern und Flackern, sah mich aber gleichzeitig einer reizenden Dame gegenübersitzen und genoss mit ihr zusammen die nächsten zweieinhalb Stunden in vollen Zügen.
An den hohen, in hellem Gelb erstrahlenden Wänden hängen Bilder unterschiedlichster Stilistik. Davon mag manches nicht so recht zusammenpassen, was von der künstlerisch sehr interessierten Verpächterin der Zwockelsbrück an neuen Werken ausgesucht und dort galeristisch zur Schau gestellt wird. Aber da haben Sven Niederbremer und Pierre Hartung keinerlei Einfluss drauf, so das Kleingedruckte im Pachtvertrag. Ansonsten regiert bei der Einrichtung der beiden Gasträume das Holz. Einfach gehaltene Wandbänke und aparte Holzstühle sorgen mit entsprechender Polsterung für adäquaten Sitzkomfort. Durch die hohen, von dunklen Vorhängen eingerahmten Rundbogen-Fenster fällt der Blick auf das nächtliche Neustadt und man ist irgendwie froh, nicht da draußen in der etwas in die Jahren gekommenen Fußgängerzone wandeln zu müssen, sondern es sich hier drinnen unter dem nicht zu hellen Schein der antik aussehenden Hängeleuchten gemütlich zu machen. Auf den rustikalen Holztischen befindet sich wirklich nur das Nötigste: ein beigefarbener Mittelläufer sowie ein paar Kerzen in einer Art zylinderförmigem Windlicht sorgen für die dezente Tisch-Deko. Wein- und Wassergläser in schlicht schöner Ästhetik, qualitativ hochwertiges Einfachbesteck von WMF sowie ein kleines Brottellerchen mit entsprechendem Messer zum Schmieren umrahmen die gefalteten Stoffservietten. Konzentration aufs Wesentliche und keine unnötigen Deko-Mätzchen. Das gefiel uns, da fühlten wir uns wohl.
Pierre Hartung wurde an diesem Abend von einer jungen Frau im Service unterstützt. Keine Unbekannte, wie sich noch herausstellen sollte. Hat sie doch früher im Neustadter Urgestein die Gäste aufmerksam umsorgt. Als Lebensgefährtin des ehemaligen Jungsternekochs Benjamin Peifer hat auch sie dort die Zelte abgebrochen und freut sich schon auf das neue „intens(e)“ive Gastroprojekt, mit dem ihr Freund im nächsten Jahr (in der Neustadter Gegend, wie man hört…) an den Start gehen möchte. Man reichte uns Speisen- und Weinkarte, nicht ohne auf die Möglichkeit eines Aperitifs hinzuweisen. Aber man tut dies in der „Zwockelsbrück“ auf eine derart gekonnt subtile Art und Weise, dass man sich als Gast weder genötigt, noch überberaten fühlt.
Was uns gleich sehr positiv auffiel, man gibt dem Gast genügend Zeit und damit die Chance hier erst einmal richtig anzukommen. Der sehr herzliche Service agierte den ganze Abend lang eher zurückhaltend, aber dennoch äußerst aufmerksam. Abwechselnd wurden wir von der jungen Dame und dem Serviceleiter Pierre Hartung bedient. Mit geschultem Auge und einer wirklich authentischen Lockerheit sammelte Herr Hartung mächtig Sympathiepunkte. Das geht eigentlich nicht besser und ist sicherlich einer der ganz großen Trümpfe dieses Restaurants.
Der andere steht - wie die Überschrift vermuten lässt - am Herd. Chefkoch Sven Niederbremer ist „nordisch by nature“ und hat sich bereits im Bremer „Moro“ mit seinem raffinierten Kochstil einen Namen gemacht. Da wundert es nicht, dass so mancher Bremer Gourmet auf einen - wenn auch manchmal nur sehr kurzen - kulinarischen Abstecher im pfälzischen Neustadt vorbeischaut, um den Geschmack von früher mal wieder auf der Zunge zu haben. Nach einem Kurzauftritt im etwas überkandidelten Porsche-Cayenne-Treff „Schlössl“ zu Oberotterbach zog es Niederbremer nach Heidelberg, wo er die einsternige Weihe des Guide Michelin über sich ergehen lassen musste. Dort traf er, wie schon gesagt, auf Pierre Hartung und das Ergebnis dieser Wegkreuzung hört nun auf den Namen „Zwockelsbrück“.
Wir schlugen die schön kompakt gehaltene, sorgfältig zusammengestellte Speisenkarte auf. Sechs Vorspeisen (darunter zwei Suppen), sieben Hauptgerichte und viermal Süßes bzw. Käsiges zum Abschluss waren darin nachzulesen. Zusätzlich werden zwei preiswerte Menüs in vier (49 Euro) bzw. fünf Gängen (56 Euro) angeboten. Wobei sich die Menüs aus Gerichten der aktuellen Speisenkarte zusammenstellen. Meine Wahl hatte ich eigentlich schon im Vorfeld bei der Recherche auf der Homepage getroffen. Das aus geräucherter Gänsebrust, Kürbissuppe, Onsen-Ei, Gänsekeule und Schokoladen-Dessert im Glas bestehende Menü klang nicht nur fantastisch herbstlich, es erschien mir auch genau das Richtige, um an einem regnerischen Novemberabend wie diesem genussvoll „verspachtelt“ zu werden.
Meiner Begleitung war weniger üppig zumute, weshalb sie lieber à la Carte wählte. Vorneweg sollte es der Caesar Salad „Zwockelsbrück“ mit knusprigem Serranoschinken und Parmesan (9 Euro) sein. Beim Hauptgang fiel ihre Entscheidung auf das, was Chefkoch Niederbremer angeblich am besten beherrscht, nämlich Fisch. Dem gegrillten Seeteufel mit Sellerie Brunnenkresse Risotto und Beurre blanc (24 Euro) konnte sie nicht widerstehen. Dass ich in der Summe ein paar Gänge mehr auf die Rippen bekommen würde, war dabei gar nicht schlimm, denn diese konnten wir uns ja teilen. In der unprätentiösen Atmosphäre der Zwockelsbrück war das erwartungsgemäß gar kein Problem.
Zunächst orderten wir eine Karaffe Mineralwasser (0,5 l für 3 Euro) sowie aus der üppig bestückten pfalzlastigen Weinkarte zwei offene Vertreter. Die trocken ausgebaute Scheurebe von VDP-Winzer Theo Minges aus Flemlingen (das Viertel für 4,20 Euro) ging an die Dame, während die aus Merlot und Shiraz erzeugte südafrikanische Cuvée namens „Red“ (das Viertel für 6,80 Euro) mein Menü begleiten sollte. Bei den Flaschenweinen bilden bekannte Winzergrößen aus der Mittel- und Oberhaardt (Kuhn, Müller-Catoir, Weegmüller, Bürklin-Wolf u.a.) den Schwerpunkt, aber auch einige wohlklingende Namen aus der Südpfalz (Klein, Jülg, Münzberg u.a.) sind darauf zu finden. Ergänzt wird die Palette von ein paar Weinen aus Italien, Frankreich und Übersee. Preislich bewegt man sich bei den einheimischen Gewächsen zwischen 20 und 100 Euro, die meisten der von Pierre Hartung sorgsam ausgesuchten Pfalz-Pullen sind aber für um die 30 Euro zu erstehen.
Als kleiner Küchengruß wurden uns ein paar Scheiben Weiß- und Knäckebrot mit zwei Mini-Schälchen „Frankfotter Grie Soß“ zum Dippen auf einem schlichten Holztablett gereicht. Dass es sich beim Knäckebrot um die körnige Bremer Version handelte, wusste ich allerdings erst nach Borgis Kurzreport. Selbst kein großer Fan der grünen Kräutertunke, habe ich mich beim Amuse etwas zurückgehalten, wohlwissend, dass die nächsten fünf Gänge schon in Lauerstellung lagen.
Gang eins war dann gleich mal eine Augen- und Gaumenweide. Saftige Tranchen von der geräucherten Gänsebrust – natürlich mit dem obligatorischen Fettrand – machten aus dem mit einer süßlichen Vinaigrette angemachten Feldsalat etwas Besonderes. Da fügten sich auch die roten Granatapfelkerne, die zusammen mit ein paar Tupfern aus Fruchtmus für farbliche Verwirrung beim rot-grün blinden Esser sorgten, harmonisch in das Geschmacksbild ein. Ein famoser erster Gang, der dieses Herbst-Menü schmackhaft eröffnete.
Die Zwockelsbrück-Variante des Caesar Salad meiner Begleitung konnte geschmacklich wie texturell überzeugen. Der resche Serranoschinken und der würzige Parmesan bedeuteten pures Umami-Vergnügen. In Kombination mit dem cremigen Dressing schmeckte dies verdammt lecker und war der perfekte Beweis dafür, wie man die relativ geschmacksneutralen Salatblätter in delikate Leckerbissen verwandeln kann.
Bei den nächsten beiden Gängen war erst einmal „dish-sharing“ angesagt. Denn einen „Gang runter schalten“ ging ja jetzt nicht mehr. Wozu auch? Die Kürbissuppe war geradlinig abgeschmeckt, ihr mangelte es allerdings ein wenig an Würze, die so manch einer auch gerne als Schärfe bezeichnet. Kürbissuppenkasper denken da zweifelsohne an die Ingredienzien Chili und Ingwer. Manche auch an Curry-Pulver. Nun ja, Geschmackspuristen würden bei solchem „Blendwerk“ verständnislos die Nase rümpfen, aber der Hokkaido an sich lässt unsere Papillen auch nicht gerade total ausrasten. Immerhin setzten die gerösteten Kürbiskerne und die paar Tropfen Kürbiskernöl wohlschmeckend herbstliche Akzente. Die unprätentiöse Anrichtung in der Keramik-Schüssel im Vintage-Look (Steelite, da weiß man, was man hat) fand ich absolut passend.
Danach stellte uns Pierre Hartung schelmisch grinsend ein geschlossenes Einmachglas auf den Tisch und erklärte uns kurz seinen Inhalt. Den sah man noch nicht, da es im Inneren zuging wie in einem von Kunstnebelschwaden geschwängerten Raum einer Grufti-Disko. Erst nach dem Öffnen der „Rauchbombe“ trat das auf eingekochter Haferflocken-Waldpilz-Jus thronende Onsen-Ei zu Tage. Laut Serviceleiter wurde es ca. eine Stunde lang bei 64 Grad im Konvektomat auf seinen Kurzauftritt im Einmachglas vorbereitet. Dass da viel Rauch um wenig Ei war, störte nicht im Geringsten. Es war mein erstes Onsen-Ei und genau wie GG-Kollege Daueresser war ich von seiner fluffigen Konsistenz begeistert. Zusammen mit dem erdigen Pilz-Geschmack und der leicht säuerlichen Haferflockenmasse war das ein ganz besonderes, sehr eigenständiges Geschmackserlebnis, das etwas an die Esslandschaften der nordischen Küche erinnerte, wenn auch nur in der Miniaturausgabe. Um den Onsen-Eier-Hype zu relativieren, muss ich gestehen, dass ich mir dieses Gericht wohl kaum als Vorspeise bestellt hätte. Aber als Zwischengang bei herbstlich angehauchter Menüfolge hatte das schon seine Berechtigung. Dass dieses geräucherte Ei in der Zwockelsbrück mittlerweile „Signature-Dish-Status“ genießt, kann ich in Anbetracht der anderen Preziosen aus der Niederbremer’schen Küche nicht ganz nachvollziehen. Aber sei es drum, interessant geschmeckt hat das Ding allemal.
Unsere Weine schmeckten mit zunehmender Dauer des Abends immer besser, da der Luftkontakt ihnen gut tat. Vor allem der rote Südafrikaner duftete betörend aus dem bauchigen Rotweinkelch. Es wurde Zeit für die beiden Hauptgänge. Bei meiner Gänsekeule hatte ich den Rotkohl gegen Winter-Wurzelgemüse eingetauscht, da ich mir aus der traditionellen Gemüsebeilage zur Gans generell eher wenig mache. Auf dem noch leicht knackigen, gewürfelten Wurzelgemüse lag eine perfekt gegrillte Gänsekeule mit krosser, würziger Haut und sehr zartem Fleisch. Ein kleiner Kleks sämiges Kastaniengemüse und ein flauschig-mürber Kartoffelkloß komplettierten als Beigaben diesen Winterklassiker. Die Hauptgangportion war reichlich, aber nicht überladen und vom Geschmack her ohne Fehl und Tadel. Ähnlich erging es meiner Begleitung. Ihr gegrillter Seeteufel hatte genau den richtigen Garungsgrad. Auch das mit Brunnenkresse verfeinerte Sellerie-Risotto schmeckte vorzüglich. Von „schlonzig-cremiger“ Konsistenz zeigte es eine angenehme Bissfestigkeit. Beiden Hauptgerichten merkte man an, dass hier nur hochwertige Zutaten verkocht wurden, aber besonders die Qualität des Seeteufels verdient es hier erwähnt zu werden. Und dass der Mann von der Weser eine prima austarierte Beurre blanc in die stylish getöpferte „Steelite-Keramik“ schäumte, war sicherlich das kulinarische i-Tüpfelchen dieses nahezu perfekten Fischtellers.
Beeindruckt und eigentlich schon ziemlich gesättigt warteten wir auf den letzten Gang meines Menüs. Die Zwockelsbrück hatte sich mittlerweile ein wenig geleert. Außer uns war nur noch ein Vierertisch im Hauptgastraum zugegen. Schade, dass ich uns noch mit dem Auto heimfahren musste, denn die Weinkarte hätte durchaus Anlass dazu gegeben, noch ein weiteres Viertel Rotwein nachzuordern. Auch das Dessert wurde uns im Einmachglas serviert. Unter dem Werkstitel Schokolade und Mandarine verbarg sich ein süßes Potpourri verschiedenster Schoko-Sünden. Weißes und braunes Mousse, selbstgemachtes Nougat und kleine mit Peta-Zeta-Knallbrause gefüllte Kugeln sorgten für ein abwechslungsreiches Finale. Ob es jetzt wie bei Daueresser acht verschiedene Schokosorten waren, habe ich nicht nachgezählt. Auf jeden Fall war das Dessert ein absolut würdiger und äußerst köstlicher Schlusspunkt eines in sich sehr stimmigen 5-Gang-Menüs, das seine 56 Euro absolut wert war. Auch die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Gängen waren sehr angenehm.
Nach einer netten Plauderei mit Chefkoch Niederbremer verließen wir rundum gesättigt und hochzufrieden die Zwockelsbrück. Aufgrund der Bahnhofsnähe wäre beim nächsten Besuch tatsächlich die Anreise mit dem Regional-Express eine Option. Dann wird es garantiert nicht bei einem Gläschen Wein bleiben. Auch kann ich nachvollziehen, dass die Zwockelsbrück für so manchen Gast ein echtes „Always-come-back-Restaurant“ darstellt, denn sie bietet eine sehr gute Küche zu einem äußerst fairen Preis. Schön, dass es sie gibt, die Zwockelsbrück.
Als die Pfalz noch bayrisch war (immerhin von 1816 bis 1945) bezeichnete man die nicht unbedingt übermäßig beliebten altbayrischen Beamten aus dem fernen München als „Zwockel“. Dass seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine Neustadter Straßenbrücke diesen Namen trägt, scheint deshalb nicht sehr verwunderlich. Die sogenannte „Zwockelsbrücke“ trägt westlich des Hauptbahnhofes die Deutsche Weinstraße über die Bahnschienen hinweg. Oberhalb dieses Neustadter Verkehrsknotens thront ein altehrwürdiges Sandsteingebäude, auf dessen Schild der Name „Weinstube Zwockelsbrück“ in güldenen Lettern steht und von dessen Warte... mehr lesen
Zwockelsbrück
Zwockelsbrück€-€€€Restaurant, Weinstube063218791707Bergstr. 1, 67434 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"In traditionsreichem Gemäuer kocht ein Bremer groß auf" marcO74Als die Pfalz noch bayrisch war (immerhin von 1816 bis 1945) bezeichnete man die nicht unbedingt übermäßig beliebten altbayrischen Beamten aus dem fernen München als „Zwockel“. Dass seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine Neustadter Straßenbrücke diesen Namen trägt, scheint deshalb nicht sehr verwunderlich. Die sogenannte „Zwockelsbrücke“ trägt westlich des Hauptbahnhofes die Deutsche Weinstraße über die Bahnschienen hinweg. Oberhalb dieses Neustadter Verkehrsknotens thront ein altehrwürdiges Sandsteingebäude, auf dessen Schild der Name „Weinstube Zwockelsbrück“ in güldenen Lettern steht und von dessen Warte
Geschrieben am 19.11.2016 2016-11-19| Aktualisiert am
19.11.2016
Besucht am 30.09.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 291 EUR
Was der Berliner Steakesser im „Grill Royal“ vorfindet und der Frankfurter Fleischfanatiker im „M-Steakhouse“ schon seit einigen Jahren genießen darf, hat nun mit dem Restaurant „Das Scheibenhardt“ auch für die Karlsruher Carnivorenfraktion fleischliche Gestalt angenommen. Seit Anfang April 2015 wird hier inmitten des idyllischen Grüns des Golfclubs Hofgut Scheibenhardt e.V. im denkmalgeschützten Gebäude des ehemaligen Jagdschlosses feinstes Prime Beef aufgetischt.
Leonhard Bader heißt der neue Pächter, der nun in der Post-Erbprinz-Ära den Kochlöffel schwingt. Der erst 34 Jahre alte Gastgeber ist in der Region kein Unbekannter, hat er doch vorher die „Villa Hammerschmiede“ in Pfinztal geleitet und dort einen Michelin-Stern erkocht. Doch bevor der gebürtige Münchner im Südwesten sesshaft wurde, ist er in der deutschen Gastrolandschaft viel herumgekommen und konnte in renommierten Häusern, wie beispielsweise im Hotel Adlon Kempinski in Berlin, seinen Erfahrungsschatz erweitern. Da er seit über einem Jahr die Karlsruher Gastroszene aufmischt und selbst Genussmenschen von der linken Rheinseite anzieht, war es mir ein besonderes Bedürfnis, dem „Scheibenhardt“ einmal einen Besuch abzustatten.
„Enjoy only good food!“ so lautet das Credo des Küchenchefs. Und wie er das mit seinem Team umsetzt, hat richtig Klasse. Für ihn gehört das Wohlfühlen genauso zum Genuss dazu, wie seine edlen Fleischteile vom Rind in den mächtigen Reifeschrank. Seine kreativ ausgerichtete, klassisch angehauchte Küche weiß mit einer hohen Produktqualität zu überzeugen. Daher kommen für Leonhard Bader nur die frischesten und besten Zutaten in Frage. Eine Tatsache, von der wir uns am Besuchsabend auf eindrucksvolle Weise überzeugen konnten.
Schon die Fahrt „ins Grüne“ zum denkmalgeschützten Anwesen lässt Vorfreude aufkommen. Von außen strahlt das Areal vom Hofgut Scheibenhardt eine derart subtile Exklusivität aus, dass man sich schon auf einem Landgut in Südengland wähnt. Der Weg zum großangelegten Parkplatz ist gut beschildert. Das Restaurant befindet sich im Westteil des Gebäudes. Hat man das efeuberankte Eingangstor passiert, läuft man noch ein paar Schritte über den stilvoll begrünten Vorplatz, ehe die Glastür zum Restaurant erreicht ist.
Und drinnen empfängt einen schlichte Eleganz, die von warmen Naturtönen und natürlichen Materialien geprägt wird. Zu allererst fallen einem die an den Wänden hängenden Siebdrucke des mit Gastgeber Bader befreundeten deutschen Pop-Art-Künstlers Devin Miles auf. Seine farbintensiven Werke verleihen dem Gastraum eine ganz besondere Ästhetik. Ein handwerklich perfekt inszenierter Kontrapunkt zu den ansonsten eher zurückhaltenden, klaren Konturen des Interieurs.
Daneben sorgen raumteilende Elemente, wie etwa die zur Statik beitragenden massiven Stützsäulen, für mehr Atmosphäre. Die sich im Zentrum des Raumes befindende, aus hellem Holz geschaffene Sitzgruppeninsel, die kleine Sitznischen mit gut gepolsterten Wandbänken beherbergt und der die gesammelte Aufmerksamkeit des darüber thronenden, voluminösen Lampenschirmensembles zu Teil wird, schafft ein geschmackvoll arrangiertes, klug durchdachtes Raumbild. Auf den Abstellflächen zwischen den Sitznischen tummelt sich viel „Geistreiches“. Flüssige Barrieren in Flaschenform stehen als stolze „Big Bottles“ neben ihren dekorativen Holzkisten. Sie sollen wohl schon einen kleinen Vorgeschmack auf die exquisite Weinauswahl geben.
In die Decke eingelassene Strahler und indirekte, nicht sichtbare Wandfluter setzen die akkurat angeordneten Zweiertische ins rechte Licht. Aufgrund der schallgedämmten Decke herrscht in dem lang gezogenen Gastraum eine äußerst wohlige Akustik. Und die herrlich bequemen Schalensessel, die sogar in unterschiedlichen Farben vorhanden sind, sorgen für entspanntes Ankommen. Von Eintönigkeit nicht die geringste Spur. Der aus rustikalen Eichendielen bestehende Untergrund sorgt für die nötige Bodenhaftung, die sich auch auf den schlicht mit Tischsets, Stoffservietten, Einfachbesteck und Wassergläsern eingedeckten Tischen in heller Holzoptik wiederfindet. Dieser gelungene Mix aus zeitgemäßen und ursprünglichen Elementen wurde von der Innenarchitektin Viola Müller, der Lebensgefährtin von Leonhard Bader, nicht nur intensiv geplant, sondern in der Umsetzung auch konsequent zu Ende gedacht.
Von der herzlich kompetenten Bedienung mit leichtem französischem Akzent fühlten wir uns an diesem Abend hervorragend umsorgt. Sie beriet uns bei der Entscheidungsfindung sehr charmant, ohne uns etwas aufdrängen zu wollen. Am meisten überraschte uns, wie flexibel sie sich auf die unterschiedlichen Gästewünsche einlassen konnte. Und wie sie aus der Riesenflasche die originale Etter Fruchtbaum-Obstbrand-Cuvée am Tisch einschenkte, das war nicht nur für uns ein kleines Erlebnis.
Aufgetischt wird im „Scheibenhardt“ was die Fusion-Bistroküche so hergibt, wobei der Fokus ganz klar auf der Zubereitung von qualitativ erstklassigem Fleisch liegt. Eine Vesperkarte mit kleineren Gerichten befriedigt die täglich hier einkehrende, hungrige Golferklientel mit Badischem Wurstsalat (8,90 Euro), Steirischem Rindfleisch (9,50 Euro) und hausgemachtem Fleischkäse (9,90 Euro) frisch aus dem Rohr. Und dass Leonhard Bader selbst gerne wurstet, spiegelt sich in der „kleinen“ Genießerkarte wider. Auf ihrem großen Bruder finden sich dann Klassiker aus der Weltküche: Sashimi vom wildgefangenen Yellowfin-Thunfisch (14 bzw. 19 Euro, je nach Größe), handgeschnittenes Tartar de Boeuf (17,50 Euro), in Butter gebratene Froschschenkel (21 Euro), asiatisch gewürzter Pulpo (12,50 Euro) und Wiener Schnitzel (22,50 Euro) bedienen so ziemlich jeden Geschmack.
Die dritte Speisenkarte ist an eine ganz besondere Gästeklientel gerichtet, nämlich an die Premium-Fleisch-Vernichter. Carnivoren mit Charakter und Filet-Fanatiker kommen hier mit Prime Beef aus den USA, Deutschland und Uruguay auf ihre Kosten. Diverse Zuschnitte erhalten ihren perfekten Reifegrad durch die traditionelle Trockenreifung („Dry-Aging“) im eigens dafür vorgesehenen Reifeschrank, der sich am Ende des Gastraumes gegenüber vom Barbereich befindet. Dass Fleisch nicht gleich Fleisch ist, stellt man hier schon beim ersten Bissen fest. Und natürlich beim Blick auf den Preis. Denn für Premium-Fleisch bezahlt man eben auch Premium-Preise. Das fängt beim Rumpsteak vom Schwarzwälder Rind für 27 Euro (300 g) an und endet bei dem trockengereiften, ca. 1100 g schweren Stück von der „Alten Kuh“, einem 18 Jahre alten Weidetier aus Spanien, bei dem für 112 Euro locker zwei Leute satt werden.
Zur Einstimmung wählten wir vom reichhaltigen Aperitifangebot einen Martini (4,30 Euro) und einen Crodino mit Prosecco (6,50 Euro). Schon hier ließ uns die große Gin-Auswahl aufhorchen. Vom Crodino-Secco-Gemisch hatte ich mindestens 0,3l im Glas. Ein fruchtig-spritziger Durstlöscher, der den spätsommerlichen Temperaturen geschuldet war. Dazu kam eine Flasche Peterstaler medium (0,75 l), die mit 5,60 Euro berechnet wurde.
Ein Blick in die Weinkarte verriet die wahren Schätze des Hauses. Neben einer wirklich beeindruckenden Champagner-Auswahl (u.a. Dom Pérignon, Krug, Bollinger) wartet man hier mit einigen extrem limitierten Rotweinraritäten auf. Von Leonhard Baders Pfälzer Lieblingsweingut Friedrich Becker aus Schweigen stehen hier etliche „Große Gewächse“ in beeindruckender Jahrgangsvielfalt zur Verfügung. Daneben gibt es flaschenweise namhafte Kreszenzen aus Frankreich, Spanien und Italien zu entdecken. Dass die Zusammenstellung der Weinkarte mit großem Sachverstand und vinophilem Gespür erfolgte, wird beim Durchblättern schnell klar. Da wunderte es uns auch nicht, dass der Chef an unserem Besuchsabend nicht selbst im Hause weilte, sondern auf der Suche nach neuen Tropfen einer Champagnerdegustation beiwohnte.
Wir hatten mächtig Appetit, weshalb wir uns für zwei Gerichte vorweg entschieden. Der „Asia Basket Deluxe“ (9,90 Euro) war ein mit Wantan, Frühlingsrollen und Co. gefüllter Bambusdämpfer. Die asiatischen Preziosen wurden mit süßer Chili- und Pflaumensauce zum Dippen serviert und schmeckten einfach köstlich. Gleiches galt für die getrüffelte Kartoffelsuppe (9,50 Euro), die als ordentliche Portion den ersten Hunger vertrieb.
Um uns die Zeit bis zum Hauptgang zu verkürzen, grüßte die Küche mit einer kräftig eleganten Rehessenz, die wir in einer Teetasse serviert bekamen. Mit so einer Kraftbrühe ließe sich auch der kälteste Wintertag souverän überstehen. Dann die beiden Hauptgänge, die landläufig unter dem Begriff „Surf and Turf“ firmieren. Die Kombination aus bestem US Dry Aged Prime Beef (einmal als Rib Eye und einmal als Filet) und einem ganzen Jumbo Langustenschwanz aus dem mittleren Atlantik war so gar nicht in der Karte zu finden, weshalb wir sie uns bei der Bestellung schlichtweg selbst „zusammenbastelten“.
Da beide Teile unseres „Surf and Turf“ eigenständige Gerichte waren, hatten wir ganz schön Material auf unseren Tellern. Neben einem Caesar Salad als Beilage wurde uns noch Blattspinat mit geröstetem Knoblauch und eine perfekt austarierte Sauce Béarnaise gereicht. Das Filet vom Prime Beef hatte gute 300 g, wurde exakt auf den Punkt medium gebraten und hatte eine aromatische Pfefferwürze on top. Daneben lag der in seinem Inneren noch leicht glasige Langustenschwanz perfekt gegrillt in seiner Schale. Beide Teile des „Surf and Turf“ waren von ihrem Aroma, sowie von ihrer Textur und Zubereitung her handwerklich von einer staunenswerten Präzision und bescherten uns ein zutiefst befriedigendes Geschmackserlebnis. Das Messer glitt beim US Prime Beef wie durch Butter und jeder Bissen wurde am Tisch lustvoll zelebriert. Beide Hauptgänge waren äußerst subtil gewürzt und wurden mit einem unverstellten Fokus auf die darauf befindlichen Protagonisten präsentiert.
Dass wir als Weinbegleitung einen noch etwas jungen Spanier aus der vielbeachteten Mencia-Traube genossen, hatte seinen Grund. Wir wollten uns das puristische Geschmacksbild unseres Essens nicht durch allzu viel Holz und Gerbstoff „verfremden“ lassen. Die Flasche des leicht trinkbaren Mengoba Brezo aus der Region Bierzo kam auf faire 24 Euro, während die beiden „doppelten“ Hauptgänge mit jeweils 98 bzw. 105 Euro zu Buche schlugen. Aber sie waren jeden Cent wert. Mögen andere für das gleiche Geld lieber ein ganzes Menü essen, wir würden jederzeit das Bader’sche Qualitätsbeef in Kombination mit perfekt gegrilltem Meeresgetier vorziehen.
Dass besonderes Fleisch seinen Preis hat, war uns von vornherein klar. Wie viel besser dieses Prime Beef im Vergleich zu herkömmlichem schmeckt, wussten wir erst, als wir es gegessen hatten. Dass dann noch ein paar Kugeln Mövenpick-Eis in unseren Mägen Platz fanden, glich einem Wunder. Aber Wunder gibt es ja – Gott sei Dank – immer wieder. Ein kleines kulinarisches haben wir an diesem Abend im „Scheibenhardt“ erleben dürfen. Und dafür waren wir sehr dankbar.
Was der Berliner Steakesser im „Grill Royal“ vorfindet und der Frankfurter Fleischfanatiker im „M-Steakhouse“ schon seit einigen Jahren genießen darf, hat nun mit dem Restaurant „Das Scheibenhardt“ auch für die Karlsruher Carnivorenfraktion fleischliche Gestalt angenommen. Seit Anfang April 2015 wird hier inmitten des idyllischen Grüns des Golfclubs Hofgut Scheibenhardt e.V. im denkmalgeschützten Gebäude des ehemaligen Jagdschlosses feinstes Prime Beef aufgetischt.
Leonhard Bader heißt der neue Pächter, der nun in der Post-Erbprinz-Ära den Kochlöffel schwingt. Der erst 34 Jahre alte Gastgeber ist... mehr lesen
4.5 stars -
"Bestes Fleisch hat hier seinen Preis – und das völlig zu Recht!" marcO74Was der Berliner Steakesser im „Grill Royal“ vorfindet und der Frankfurter Fleischfanatiker im „M-Steakhouse“ schon seit einigen Jahren genießen darf, hat nun mit dem Restaurant „Das Scheibenhardt“ auch für die Karlsruher Carnivorenfraktion fleischliche Gestalt angenommen. Seit Anfang April 2015 wird hier inmitten des idyllischen Grüns des Golfclubs Hofgut Scheibenhardt e.V. im denkmalgeschützten Gebäude des ehemaligen Jagdschlosses feinstes Prime Beef aufgetischt.
Leonhard Bader heißt der neue Pächter, der nun in der Post-Erbprinz-Ära den Kochlöffel schwingt. Der erst 34 Jahre alte Gastgeber ist
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Meine Internetrecherche vorab erbrachte wenig Handfestes über den Lindenhof. Es gab keine Homepage und auch sonst keinerlei Spuren im Bereich Social Media. Auch keine Speisenkarte war online verfügbar. Lediglich von einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis und einer gutbürgerlichen, deutsch-kroatischen Küche war die Rede. Ich fand heraus, dass Frau Milka Gocev zusammen mit ihrem Mann schon seit vielen Jahren das Lokal im Herzen von Neustadt-Hambach betrieb. Etwas dürftige Vorinformationen, um das Wagnis eines sonntäglichen Geburtstagsessens einzugehen? Vielleicht, aber die gute Mundpropaganda ließen das Risiko schrumpfen. Also, auf nach Hambach zum Lindenhof.
Direkt neben dem Gasthaus konnten wir im Hof bequem parken. Das war auch gut so, denn im Ortskern von Hambach sieht es mit Parkmöglichkeiten eher mau aus. Schon beim Eintritt ins Innere der Gaststätte wurden bei mir Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wach. Ich dachte automatisch an meine Kommunionsfeier in der Herxheimer Bahnhofswirtschaft Anfang der 80er Jahre. Der Gastraum erinnerte mich schon sehr daran, denn alles war hier authentisch old school. Von den durchsichtigen weißen Gardinen, über die nostalgischen Wirtshausstühle mit festgetackertem oder aufgeklebtem Sitzkissen mit altmodischem Überzug in Grau-Melange, bis hin zur Speisenkarte, deren Seiten in Ringbuchform hinter Klarsichtfolie steckten. Der Hauptgastraum, den man rechter Hand der Theke betritt, war nahezu komplett ausgelastet. Gut, dass wir reserviert hatten, war mein erster Gedanke.
Zusätzlich steht noch eine weitere, in etwas antiquierter Weinstubenästhetik daherkommende, jedoch nicht ungemütliche Gaststube zur Verfügung. Diese schließt sich direkt an den zentral gelegenen Ausschank mit dahinterliegender Küche an. Ihn passiert man beim Gang auf die etwas in die Jahre gekommenen Toiletten (bei den Urinalen der Duft von 1000 Jahren…), die eine Erneuerung sicherlich am nötigsten hätten. Ein Hinweisschild kündet von der Existenz einer Kegelbahn eine Etage tiefer.
Die gute Freundin aus Neustadt-Hambach war früher öfters hier und vermisste an jenem Sonntag die Inhaberin Frau Gocev. Auf Nachfrage erklärte uns die junge Dame im Service, dass seit Anfang des Jahres die Betreiber im Lindenhof gewechselt hätten, bzw. im Moment noch in einer Phase des Übergangs sich befänden. Frau Gocev und ihr Mann würden die neuen Pächter jedoch unterstützen, indem sie ihnen noch ein wenig über die Schultern schauen und ihnen ab und zu noch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Man möchte das Lokal genauso weiterführen wie es die Vorgänger zu tun pflegten und da nähme man die angebotene Hilfe gerne an. Das bedeutete jedoch auch, dass sich an der Auswahl der Speisen nichts geändert hatte, denn in der Küche arbeitete noch das nahezu gleiche Team wie vorher unter der Führung von Frau Gocev.
Die meisten Gäste hatten schon ihre Gerichte auf dem Tisch stehen und waren eifrig am Futtern. Sie taten gut daran, denn die Portionen waren reichlich bemessen. Grillteller kroatischer Prägung, Schnitzel und Rumpsteak wurden mehrheitlich geordert. Fleischesser scheinen hier also bestens aufgehoben zu sein. Ein Blick in die Speisenkarte bestätigte meinen Verdacht. Ich gebe an dieser Stelle einen kleinen Überblick, was den Gast im Lindenhof an Gerichten erwartet, auch da im Netz bisher keinerlei Informationen über das Essen zu finden waren. Im Grunde wird zwischen Balkanspezialitäten (Cevapcici, Pleskavica und Raznjici kosteten alle mit Djuvec-Reis und Salat einheitliche 9,50 Euro), ein paar Vorspeisen (darunter der fast vergessene Toast-Hawaii für faire 5 Euro), diverse Schweinereien (Schnitzel, Cordon-Bleu, Schweinelendchen und Kombinationen wie Räubertopf oder Skopje-Schnitzel), die sich preislich zwischen 9 und 14 Euro bewegten, sowie ein paar Rumpsteakvarianten (mit Kräuterbutter, Zwiebeln, Pfefferrahmsauce, „Zigeuner-Art“ oder „Berner Art“), die allesamt bei 16,50 Euro lagen, unterschieden. Eine Ausnahme stellte lediglich das überbackene Berner Rumpsteak mit Schinken, Ei, Käse und Sauce Bearnaise für „stolze“ 18 Euro dar. Komplettiert wird das Speisenangebot im Lindenhof durch ein paar Salate, zwei Suppen sowie kalte Vespereien wie beispielsweise die Russischen Eier auf Wurstsalat (6 Euro). Selbstverständlich werden hier manche Gerichte auch als Seniorenportion angeboten.
Schnell war die Bedienung zur Stelle und nahm die Bestellung entgegen. An unserem Tisch gingen zweimal Rumpsteak mit Zwiebeln, Pommes und kleinem Beilagensalat (16,50 Euro). Beide wurden medium geordert. Außerdem entschied man sich für den Balkan-Grillteller mit Cevapcici, Raznjici, Schweinesteak und Djuvec-Reis (12 Euro). Auch dazu war ein kleiner Salat inklusive. Ich selbst traute mir das mächtige Skopje-Schnitzel (14 Euro), das zusätzlich mit Schinken, Tomaten, Champignons und viel überbackenem Käse auskam, zu.
Um den Durst zu lindern, wurden ein paar Gläser durchaus trinkbaren Rieslingsekt bestellt sowie eine große Flasche Mineralwasser (0,7l für 3 Euro), ein großes Pils (0,4l für extrem faire 2,40 Euro) und ein Viertel Dornfelder vom ortansässigen Winzer Johann Müller (3,20 Euro). Das Viertel Riesling hätte man sogar für gästefreundliche 2,80 Euro bekommen. Keine Frage, hier wird bei den Getränken zum Wohle der Gäste kalkuliert.
Nach absolut passender Wartezeit wurde uns vorab schon einmal der kleine Salatteller serviert. Mit einfachem Essig-Öl-Dressing und den üblichen Krautereien wirkte er zwar wie ein kulinarischer Anachronismus, war aber schmackhaft angemacht und vertrieb die ersten Hungergefühle. Recht zeitnah wurden dann auch die Hauptgerichte aufgetragen. Die Rumpsteaks waren von stattlichem Cut (geschätzte 220 bis 240 Gramm), lagen unter einer üppigen Röst-Zwiebel-Haube und stammten laut Bedienung aus Argentinien. Die Pommes waren normale TK-Ware, wie man sie von der gutbürgerlichen Küche her kennt, aber nicht totfrittiert und zudem perfekt gesalzen. Der Balkanteller zu meiner Rechten war keine übertrieben große Portion. Die leider etwas zu trocken geratenen kroatischen Grillverdächtigen (Raznjici, Cevapcici und Co.) waren mit einer ordentlichen Portion Djuvec-Reis unterfüttert. Die Zwiebeln und das Ajvar lagen separat daneben und lieferten im Bedarfsfall die entsprechende Würze.
Am mächtigsten war sicherlich mein paniertes und dann überbackenes Skopje-Schnitzel, das mit sternförmig geschnittener Grilltomate on Top auf den Teller kam. An kalten Wintertagen darf es ruhig auch mal ein wenig deftiger zwischen Messer und Gabel zugehen. Die Würze kam vom Schinken und dem Käse, während eine mit Champignons verfeinerte Tomatensauce für die nötige Süffigkeit sorgte. Das Fleisch war angenehm mürbe. Alles in allem ein solides Schnitzelgericht, das schmeckte und satt machte, ohne sich gleich auf die kulinarische Festplatte zu brennen. Doch auch diese Art von Küche hat absolut ihre Berechtigung, kennen wir sie doch schon fast seit Lebzeiten. Meiner Mitesserschaft am Tisch schmeckte es jedenfalls vorzüglich und alle Teller waren am Ende blank geputzt, was bei den hier gebotenen Portionen schon einem Kompliment an die Küche gleichkommt.
Auf ein Dessert verzichteten wir, da unsere Hambacher Freundin einen selbstgebackenen Rotweinkuchen zu Hause für uns bereit hielt. Nachdem der große Run vorbei war, kamen wir mit den neuen Betreiber des Lindenhofs ein wenig ins Gespräch. Auch Milka Gocev erschien und machte bei ihren Stammgästen die Runde. Man merkte ihr an, dass es ihr nicht leicht fiel, der Gastronomie den Rücken zu kehren. Deshalb schaut sie auch ab und an nach dem Rechten in ihrem alten Lokal.
Wir bekamen noch etwas Pistaziengebäck zum Probieren gereicht. Dem Kopfweh meiner Begleitung wurde mit einem Espresso mit Zitrone (inkl. Gebrauchsanweisung!) zu Leibe gerückt, während der obligatorische Verdauungs-Ouzo den Schlusspunkt setzte. All diese Freundlichkeiten der Küche bzw. des Service tauchten nicht auf unserer Rechnung auf, die mir für vier Personen dann doch etwas zu günstig erschien. Es stellte sich heraus, dass unsere Bedienung glatt vergessen hatte, die beiden leckeren Rumpsteaks hinzu zu addieren. Aber auch mit ihnen war es ein äußerst preisgünstiges Geburtstagsessen, das einem mal wieder zeigte, dass eine ehrlich gekochte, schmackhafte Hausmannskost in freundlich-herzlichem Umfeld genauso zufriedenstellen kann, wie ein ambitioniertes Gourmetessen. Ich wünsche den neuen Betreiber des Lindenhofs jedenfalls viel Erfolg für die Zukunft.