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"Die Saarlänner im Rebenhof" liegen direkt an der Ensheimer Strasse, einer Ausfallstrasse der Mittelstadt St.Ingbert, und da ganz kurz vor der Ortsgrenze. Unter www.saarlänner-igb.de findet man unter anderem die übersichtliche Speisekarte. Man beschränkt sich hier ganz bewusst auf typisch saarländische Gerichte, hält aber für "Auswärtige" sprich Nicht-Saarländer immerhin noch vier deutschlandweit bekannte Gerichte bereit und zusätzlich ein Übersetzungsblatt ("Es soll jo Leut genn, die das saarländisch nit verstehn, deßhalb do e kleenie Iwwersetzung"), denn die Speisen sind alle in Saarländisch aufgeführt und das dürfte manch Unkundigen zur Verzweiflung und/oder zum Gehen zwingen. Kommt der Gast garnicht klar, wäre aber sicherlich auch die saarländischsprachige Bedienung beim Bestellen behilflich.
Ambiente: helle Räumlichkeit, schlichtes aber nicht umbequemes Mobiliar, nur wenig spärliche Tischdeko; dafür auf der Herrentoilette eine üppige (siehe Foto) aber aus meiner Sicht entbehrliche Papier- und Plastik-Orchidee. Vonnöten wäre zumindest in der kalten Jahreszeit im direkten Eingangsbereich des Gastraumes ein Windfang aus Stoff, der die Gäste an den ersten beiden Tischen vor Zugluft und Kälte schützt. Wir wissen wovon wir reden; dazu gleich mehr. Drei Sterne.
Sauberkeit: ist gegeben, auch in den Nassräumen. Drei Sterne.
Service: Bei dem Anspruch der Betreiber muss natürlich auch der Service typisch saarländisch sein; eine Servicekraft mit ausländischen Zungenschlag würde hier wohl eher als unpassend empfunden, was aber nicht fremdenfeindlich gemeint ist. Sie soll einfach so redde wie dies hier die Eingeborenen tun. Und das tut sie; ausserdem ist sie freundlich und flink. Ihre Zuvorkommenheit hat allerdings Grenzen; sie platzierte uns als erste Mittagsgäste des Tages am Tisch direkt neben der Tür. Auf unsere Bitte, uns doch einen der Tische weiter hinten zu geben, kam die Antwort, alle anderen Tische seien für jetzt auch schon reserviert. Will heissen, dass von nun an bei jedem weiteren Öffnen der Tür reichlich kalte Luft ( - 5 Grad C.) über uns und auf unsere Teller wehte. Als wir knapp achtzig Minuten später zahlten und gingen, waren immer noch Plätze an zwei grossen Tischen und ein ganzer Tisch im hinteren Bereich unbesetzt. Hier hätte ich von Serviceseite her mehr Flexibilität und Entgegenkommen erwartet. Schade, dass dem nicht so war; dafür ziehe ich eineinhalb Sterne ab. Verbleiben zweieinhalb Sterne für diesen Bereich.
Essen und Trinken: Die Speisekarte ist wie folgt gegliedert:
"Für ansefange" (Vorspeisen) sechs Gerichte / "Hauptspeise" (hier fehlt der entsprechende saarländische Begriff aber selbst meine Frau, eine wortgewandte Ur-Saarländerin, wusste keinen) 21 Gerichte, unterteilt in "Gefillde", "Wasserschpatze" (sprich "Hoorische"), "Saarländische Klassiga", "Salade" vier Gerichte, "For die Freggarde" (sprich die unmündigen Kinder) vier Gerichte, "For die net Saarländer hann mir naddierlich aach was" vier Gerichte und "For se Schnäge" (sprich Dessert) ebenfalls vier Gerichte.
Der Saarländer ist gern gut und viel ("La Mass, die Meng"); einer der beliebtesten Sprüche hierzulande ist in diesem Zusammenhang:"Wenn mir erschd mo gess han, geschafft hann mir schnell."
Meine Frau trank ihren üblichen Averna ((EUR 3,90) und ich einen saarländischen Riesling vom Weingut Schloss Saarstein, Serrig (0,2l EUR 4,90). Auf der Weinkarte gepriesen als "ein rassiger und sortentypischer Riesling mit ausgesprochener Fruchtigkeit im Finale". Wirklich exakt beschrieben; es stimmte auf den Punkt!
Beide bestellten wir als Vorspeise die "Rindfleischsupp medd hausgemachde Marschkleesje" für je EUR 4,90. Meine Erwartungen wurden hier etwas enttäuscht; vielleicht hätte ich lieber die alternative Tagessuppe "Bibbelschesbohnesupp" nehmen sollen. In einer Kraftbrühe oder einer Consommé erwarte ich kein Fleisch, in einer Rindfleischsuppe aber schon und davon nicht zu wenig. Nicht das allerkleinste Fitzelchen Fleisch war in der Suppe zu entdecken und dass die Markklößchen nur mit ganzen zwei Exemplaren vertreten waren hat mich im Gegensatz zu meiner Frau, die die Suppe mit "ganz ausgezeichnet beurteilte, ebenfalls enttäuscht. Als Hauptgericht bekam meine Frau "Schaales medd Abbelmus" (EUR 9,90) und ich "Lewwerknepp medd Schbeck-Sooß unn Sauerkraut" (ebenfalls EUR 9,90). Dazu bekamen wir je einen Beilagensalat, der zu diesen Gericht nicht auf der Karte gestanden hatte; auch war mein Wein auf der Rechnung günstiger berechnet als in der Weinkarte angegeben. Kleine "Entschädigung" für die unvorteilhafte Platzierung? Wer weiss; vielleicht war auch bemerkt worden, dass ich die Gerichte fotografiere und man hielt mich für den Undercover-Kritiker eines Feinschmeckerjournals.
Schaales ist ähnlich dem rheinischen Rievkooche und zumindest von den Zutaten her in etwa auch mit dem hiesigen Dibbelabbes zu vergleichen, wobei sich die Geister beim "mit Ei" bzw. "ohne Ei" ("mit Ei" wirds fluffiger) scheiden. Wie die Rievkooche im Rheinland wird auch Schaales sehr gerne mit Apfelmus gegessen; die "Luxusvarianten" mit Räucherlachs oder gar Kaviar sind hierzulande eher unbekannt. Meine Lewwerknepp mit der sehr gehaltvollen Specksoße (mit der ich auch meinen weinroten Rollkragenpulli eingesaut habe), waren selbst für mich "guten Esser" eine äusserst sättigende Mahlzeit. Das Sauerkraut war ein mildes Weinsauerkraut, entweder selbstgemacht oder gut eingekauft. Egal; dieses Gericht hat mir sehr gut gefallen; den halben Stern, den ich eigentlich für die Rindfleischsuppe hatte in Abzug bringen wollen, vergesse ich ganz schnell und vergebe für "Essen und Trinken" vier Sterne; ebenso für das "Preis-/Leistungsverhältnis.
Fazit: Hier kann man herkommen wenn man Landestypisches mag, Nicht-Saarländer dürften die Vielfalt an Speisen vermissen; auch Familienfeiern (saarländischer Familien) wären durchaus denkbar. Und im Sommer lässt es sich wohl ganz schön im Biergarten, den wir nicht besichtigt haben, sitzen.