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Die fünf Jungs hatten sich die Einladung ihres AG-Leiters redlich verdient, holten sie doch ein paar Wochen zuvor beim Sportkletterwettbewerb im Rahmen von „Jugend trainiert für Olympia“ den 1.Platz und durften sich von da an Landesschulmeister von Rheinland-Pfalz nennen.
Natürlich war ihr von diesem unerwarteten Erfolg völlig überraschter „Kraxelmentor“ komplett aus dem Häuschen und versprach ihnen zeitnah einen Kletternachmittag am Pfälzer Sandstein mit anschließender Pizzaspeisung. Da die Jungs auch selbst gerne im Vorstieg klettern, fiel die Wahl auf den verhältnismäßig gut (mit Sicherungsringen) ausgestatteten Klettergarten über dem Neustadter Ortsteil Gimmeldingen.
Unser Kletterziel passte auch insofern ganz gut, da sich danach in Neustadt sicherlich eine geeignete Einkehradresse finden würde. Das vor ein paar Jahren als nicht besonders empfehlenswert wahrgenommene „Milano“ musste es ja nicht unbedingt sein. Dann doch lieber in den wohl kultigsten Teigfladentempel der ganzen Stadt, die altehrwürdige Pizzeria Falcone, die in der Hauptstraße 120 seit 1978 existiert. Seit rund 10 Jahren allerdings mit neuem Inhaber.
Der Geist des guten Gerardo Falcone, der hier 34 Jahre lang gemeinsam mit seiner Frau Ursula eine breitgefächerte „Pizzakothek“ an deftig belegten Rundbackwaren italienischer Provenienz anbot und in dieser Zeit die nach ihm benannte Pizzeria bis weit über Neustadts Stadtgrenzen hinaus bekannt machte, weht hier längst nicht mehr.
Natürlich sind die äußerst günstigen Preise von einst mittlerweile Geschichte. Wobei selbst in der großen Version die 10-Euro-Grenze für das üppig belegte Hefeteigprodukt nur selten knapp überschritten wird. Die neuen Inhaber aus dem Südosten Europas – ich tippe mal auf Rumänien – haben die überbordende Angebotspalette deutlich verkleinert.
Von 311 (!!) verschiedenen Pizzavarianten, die es damals bei Maestro Falcone an der Theke zu bestellen gab – mit dem Selbstbedienungskonzept sparte der schlaue Gastrofuchs Personal, was die Pizzen unschlagbar günstig machte –, sind heute noch ca. 50 in den Ausführungen „klein“, „mittel“ und „groß“ im Programm. Mit zusätzlich knapp 40 verschiedenen Pastagerichten, einem guten Dutzend Salattellern sowie ein paar gängigen Vorspeisen ist das immer noch ein ziemlich mächtiges Repertoire an Speisen, die hier zubereitet werden. Dementsprechend schwer fielen uns die Entscheidungen.
Wir mussten an jenem warmen Dienstagabend Anfang Juli nicht drinnen am Tresen bestellen. Nachdem man uns draußen drei Tische zusammengeschoben hatte, konnten wir es uns „uff de Gass“ gemütlich machen und wurden vom Chef des Laden, Herrn Taga Haxhi, der einen entspannten Eindruck auf uns machte, freundlich bedient. Es war wenig los an diesem Abend und so konnten sich die ebenfalls draußen sitzenden Leute vom Service (oder Küche) gut um unsere siebenköpfige Gruppe kümmern, was ihnen auch problemlos gelang.
Zunächst galt es die durstigen Felsakrobaten adäquat zu verköstigen. Das helle Vollbier kam von der Münchner Augustinerbrauerei. Für den halben Liter aus der Flasche waren faire 4 Euro zu entrichten. Damit standen die Getränke für die beiden Betreuer gleich fest. Die Kletterjugend delektierte sich indes an koffeinhaltigen Kaltgetränken (auch gerne in der Light-Version) des amerikanischen Branchenriesen mit dem großen „C“ im Namen. Hierfür wurden 3,50 Euro pro 0,4l-Glas abgerechnet. Cola-Verzichter griffen da lieber zur bewährten Apfelsaftschorle, die mit 3,70 Euro (für die gleiche Menge) zu Buche schlug. Am Ende belief sich die ausgewogene Getränkebilanz der durstigen Jungmannschaft auf insgesamt sechs Gläser Coke und sieben mit gespritztem Apfelsaft.
„Trinkt bzw. esst so viel ihr wollt, eure Lehrer zahlen!“ - ein Angebot, das natürlich auch bei der Pizzabestellung nicht abgeschlagen wurde. Hier die sieben georderten Exemplare im Überblick:
Das Innere des Lokals musste vor gar nicht allzu langer Zeit wohl renoviert worden sein. Der Muff von 1000 Pizzen drang jedenfalls nicht aus allen Ritzen! Nein, das Interieur machte alles andere als einen schäbigen Eindruck und auch die Toiletten wirkten gepflegt. Mit anderen Worten: es hätte uns bestimmt auch im Gastraum gefallen. Aber bei der warmen Witterung war uns der Pizza-Genuss unter freiem Himmel dann doch lieber.
Pizza Quattro Stagioni ohne Paprika
Die belagreichen Sieben wurden dann auch bald geliefert. Sechs davon nahezu zeitgleich. Auf Teigfladen Nr. 7 musste einer am Tisch noch ein wenig warten, aber das war nicht wirklich ein Problem. Die Pizzen lagen alle bereits „vorgeachtelt“ auf den Tellern.
Ohne Paprika fehlt hier eine Jahreszeit!
Meine mittlere Dolomiti hatte neben den deftigen Standards vom Schwein (Kochschinken und Salami), ein paar rote Paprikastreifen, frische Champignons (in Scheiben), grüne Peperoni-Schnipsel und ein leider zu lange im Ofen verbliebenes und deshalb zu trocken ausgefallenes Spiegelei.
Meine Pizza "Dolomiti" mit Peperoni-Add-On
Der etwas dickere Boden ging in Ordnung. Nicht übermäßig fluffig, aber auch keine hart gebackene Hefeteigscheibe aus dem Zementmischer. Die Tomatensauce fiel recht lasch aus, was der vor Salzwürze strotzende Belag locker wieder ausglich.
Pizza Quattro Stagioni wie sie sein sollte!
Zusammen mit der mächtigen Auflage – weniger Käse wäre wünschenswert gewesen – ergab das ein überaus sättigendes Backwerk, das ich selbst in der mittleren Ausgabe nur mit Mühe vertilgt bekam.
Mächtig deftig fiel sie aus!
Keine Ahnung, wie zwei meiner Kletterhelden das Teil in der Maxiversion verspachteln konnten, aber auch sie mussten ganz schön kämpfen. Das schafft man wahrscheinlich nur, wenn man sich noch im Wachstum befindet.
Pizza Peppone mit zusätzlichen Peperoni
Der Jugend haben die durchgebackenen Sättigungsscheiben jedenfalls geschmeckt, das sagten uns zumindest die komplett leergefutterten Pizzateller. Für mich lag die Leistung Küche im überschaubaren Bereich. Da an diesem Tag das Klettern im Vordergrund stand, reichte ein solides Mittelmaß für einen gelungenen Abschluss.
Dennoch würde ich für eine solche Pizza nicht extra nach Neustadt fahren. Da gibt es bei uns im Umkreis deutlich schmackhaftere Vertreter der kreisrunden Art. Und auch in Neustadt selbst bekommt man die italienische Rustikalplatte in deutlich besserer Qualität aus dem Ofen geholt. Die von mir ein paar Wochen später angesteuerte Clubhausgaststätte des Tennis-Clubs Grün-Weiss („La Forchetta“) im Ortsteil Hambach lieferte hierfür den besten Beweis.
Da die Preise mittlerweile auf Normalniveau rangieren, werden wohl auch die Schnäppchenjäger von einst hier nicht mehr allzu oft vorstellig werden. Vielleicht sind die Pizzen geschmacklich gar nicht so weit vom alten „Falcone-Style“ entfernt – leider fehlt mir da der Vergleich zu früher –, aber den Hype vergangener Zeiten werden sie garantiert nicht mehr auslösen. Dafür fehlt ihnen das gewisse Etwas – sowohl beim Teig als auch beim Belag. Für ein sättigendes Abendessen nach dem Klettern war das noch immer unter dem Namen des früheren Neustadter Pizzapaten firmierende Lokal aber auch kein kulinarischer Reinfall. Solider Standard kann in bestimmten Situationen reichen. Dies war so eine.