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Erst die durchweg guten Bewertungen auf dem Buchungsportal „OpenTable“ machten mich auf das von der Familie Tomic seit Jahren geführte Hotel-Restaurant mit deutsch-kroatischer Küche aufmerksam. Da ich mit meinem Wörther Gaumenbuddy nicht schon wieder in der kultigen Halbhahn-Institution namens „Gockelburg“ im Zentrum von „Maxau“ aufschlagen wollte und die ebenfalls hoch im gutbürgerlichen Kurs stehende „Kaminstubb“ mittwochs leider geschlossen hatte, riskierten wir einen Antrittsbesuch.
Ich hatte über das bereits erwähnte Buchungsportal einen Tisch für zwei Personen reserviert. Wir wurden freundlich begrüßt und im weiteren Verlauf des Abends auch ordentlich bedient. Fernab von enervierender Betütelung war das ein aufmerksamer Service, der auch auf Rückfragen – die Hackfleischroulade namens „Mezetluk“ war uns gänzlich unbekannt – bereitwillig Rede und Antwort stand.
Die Atmosphäre im Gastraum fiel dank der nicht allzu hellen Beleuchtung gar nicht mal so ungemütlich aus. Vor rund 10 Jahren wurde das Restaurant von Grund auf renoviert. Besonders das indirekte Licht der mit Schallschutzelementen ausgestatteten Decke wusste zu gefallen. Die Einrichtung der L-förmig angelegten Speisestätte präsentierte sich im schnörkellosen Bistrostil. Bequeme Polsterstühle aus dunklem Holz und nicht minder komfortable Wandbänke passten sich mühelos den Sitzbedürfnissen ihrer „Belegschaft“ an.
Die Theke und das übrige Geschehen in der Gaststube hatten wir von unserem Platz aus gut im Blick.
Gastraum-Impression (mit Thekenblick)
Familien- und Arbeiterklientel besetzten so manchen Tisch. Einige blieben an jenem Abend jedoch komplett verwaist. Die noch in Arbeitsklamotten steckenden Monteure am Nachbartisch waren wohl beruflich im Raum Wörth unterwegs. Die Nähe zum LKW-Werk der Daimler Truck AG bringt dem Hotel sicherlich genügend Restaurant- und Übernachtungsgäste ein.
Man reichte uns die Speisenliteratur und gab uns danach genügend Zeit zum Einlesen. Zwei frisch gezapfte Radeberger (0,4l für 4,20 Euro) vom Fass ließen sich bald blicken. Verdursten wollte schließlich keiner von uns. Das saisonale Empfehlungsschreiben listete eine Reihe von Wildgerichten. Hätte ich nicht ein paar Tage zuvor in der Bienwaldmühle feinste Hirschkalbmedaillons genossen, wäre ich wohl bei Wildragout, Wildfrikadellen oder Wildbolognese mit Paccheri (!) schwach geworden.
Ich blätterte mich durch die üblichen fleischernen Verdächtigen einer sättigenden, deutschen Gasthausküche und landete ein paar Seiten weiter bei herzhaft gegrillter „Balkania“. Kurzzeitig liebäugelten wir mit der Hausplatte für zwei Personen (46 Euro), die uns sicherlich generös mit Rumpsteak, Schweinemedaillons und Schnitzel versorgt hätte, schlugen dann aber doch getrennte Verzehrwege ein.
Mein Kollege übernahm den kroatischen Part unseres Karnivorenduos. Cevapcici, Pljeskavica sowie Steak und Spieß vom Schweinenacken bildeten das fachmännisch gebrutzelte Fleischfundament seines georderten Grilltellers (18,50 Euro), der zusammen mit einer Handvoll Pommes frites, einem kleinen Hügel aus Djuvec-Reis sowie einem kleinen Salatteller geliefert werden sollte. Mich gelüstete es nach einem 300 Gramm schweren, medium rare gebratenen Rumpsteak mit Pfefferrahmsauce, das inklusive Pommes frites und einem kleinen Beilagensalat auf akzeptable 27,90 Euro kam. Ich war gespannt, auf was ich mich da eingelassen hatte.
Das mit schmackigem Essig-Öl-Dressing angemachte Blattwerk kaschierte wie so häufig die darunter versteckten Rohkostattacken.
Der Beilagensalat vorweg
Zumindest dem Krautsalat wich ich geschickt aus und ließ ihn unverzehrter Dinge liegen. Der war noch nie mein Fall. Den Rest fand ich durchaus essbar, zumal die grünen Blätter frisch waren und der Karottensalat nicht aus dem Eimer kam.
Mein Kollege hatte gerade sein zweites Radeberger Pilsner bestellt, da wurden unsere beiden Fleischteller in Stellung gebracht. Neben meinem vor Fleischsaft strotzenden, mit großzügiger Soßenkelle nappierten Stück aus dem Rinderrücken steckte das passende Schneidewerkzeug mit entsprechend scharfer Klinge. Der gewünschte Gargrad wurde perfekt getroffen und auch die Pfefferrahmsauce schmeckte nach ehrlichem Handwerk.
Rumpsteak mit Pfefferrahmsauce
Die ausreichend knusprigen, separat auf einem kleinen Extrateller gereichten Fritten kamen „cum grano salis“ und machten später die ein oder andere Stippvisite beim reichlich vorhandenen Beiguss, dessen aromatische Pfeffernote jeglichen Convenience-Verdacht entlastete.
Pommes zum Rumpsteak
Kurzum: ich war mit meinem zarten Rindfleischquader auch wegen seines würzigen Überzugs zu keinem Zeitpunkt unzufrieden.
Ähnlich äußerte sich auch der Mann, der mir mit Steak, Spieß und Hackwaren bewaffnet gegenübersaß. Seine saftigen Fleischaufgaben vom Schwein kamen allesamt gut gewürzt – das Pfeffern gehört hier anscheinend zum Handwerk – und mit wahrnehmbaren „Grillkrüstchen“ aus der Pfanne.
Grillteller mit diversen Schweinereien
Besonders angetan war er vom angemessen tomatisierten Djuvec-Reis, der mit ordentlicher Gemüseeinlage die körnige Beilage aufwertete. Dass zu diesem Ensemble auch ein aufrichtiger Klecks Ajvar gehörte, verstand sich von selbst, zumal jener mit gegrillten Balkanbuletten jeglicher Art immer gut zurechtkommt.
Die herzhaften Gaumenprügel blieben an jenem Abend erfreulicherweise aus. Stattdessen verließen wir diese sympathische Stätte der geräumigen Portionen durchaus mit Wiedersehensfreude. Vom anderswo berappten Preis-Leistungs-Verhängnis war hier jedenfalls keine Spur. Nette Gastgeber und ein alles andere als seelenloses Interieur machen dieses Hotel-Restaurant zu einer ernstzunehmenden Einkehradresse für all diejenigen, die sich ihre Lust auf deftige Fleischgerichte nicht verderben lassen.
Natürlich ist diese Art der Küche eher etwas für fleischverliebte Redundanzesser und wird keinem aufgeweckten (neudeutsch: „woken“) Gemüsevernichter gerecht. Aber ab und zu bzw. in entsprechenden zeitlichen Abständen genossen, kann sie zu einem deftigen Herrenabend im eingefleischten Karnivorenkreis führen. Und das ist ja schließlich auch was.