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Während unseres dreitägigen Aufenthalts in Würzburg können wir beim besten Willen nicht ununterbrochen konsumieren, ein Schoppen Wein zwischendrin geht aber immer noch. Das denken offenbar auch die vielen Menschen, die trinkend, schwätzend, lachend mit einem Glas auf der Alten Mainbrücke stehen und den Moment geniessen. Die Brücke mit seinen Statuen und Heiligen kann als absoluter Hotspot gelten, immer gut besucht. Direkt am Brückenkopf befindet sich das Gasthaus Alte Mainmühle, dazu gehörend ein Pavillon mit Brückenausschank. In den 1920er Jahren befand sich hier eine Art Kraftwerk und ein Wellenbad. Viele Um-, An- und Neubauten haben aus dem historischen Gebäude ein wunderschönes Lokal gemacht, einzigartig gelegen, sehr rustikal ausgestattet, mit heimeligem Ambiente. Holzböden, Backsteinmauern und sehr viel Licht durch die grossen Dachgauben und Sprossenfenster zaubern ein urgemütliches Ambiente. Bei gutem Wetter sollte man unbedingt auf dem Balkon mit grandiosem Blick auf die Festung Platz nehmen. Hier kann man fränkische Gastlichkeit geniessen. Die Karte bietet deftige, regionale Spezialitäten wie Blaue Zipfel, Schweinssülze, Bratwürste, aber auch aussergewöhnliche und moderne Interpretationen wie ein Ofenschlupfer von der Brezel mit Bergkäse auf Tomatenragout oder einen Flammkuchen mit Blutwurst und Sauerkraut. Dazu eine sehr beeindruckende Auswahl regionaler Weine (vom örtlichen Juliusspital, Bürgerspital oder Weingut am Stein), sowohl als Viertele oder als Achtel oder gleich als Flaschenwein. Hier könnte man durchaus einige Tage zubringen, ohne dass es einem langweilig würde. Leider befinden sich die Räume auf verschiedenen Ebenen, so dass eine Barrierefreiheit nicht gegeben ist. Die (sauberen und gut gepflegten) Toiletten sind im oberen Stockwerk ganz hinten zu finden.
Am vielleicht letzten sonnigen Tag in diesem Herbst beschliessen wir, den Wein auf der Brücke zu geniessen. Wir wählen jeweils ein Viertel Silvaner (für 4,50 Euro) und ein Viertel Rotling (für 5,00 Euro). Beide Weine schimmern so intensiv farbig im Nachmittagslicht, dass man glatt an eine optische Täuschung glauben mag. Der Silvaner birgt Aromen von Apfel und Birne, der Rotling erinnert an Erdbeeren und Himbeeren. Beide Weine werden gut gekühlt serviert und wurden grosszügig eingegossen. Auf der Mainbrücke herrscht dichtes Gedränge, hier treffen sich Jung und Alt, Einheimische und Touristen. Dazu gibt es kostenlose Live-Musik und einen berauschenden Ausblick auf das Panorama Würzburgs. Komisch: während andernorts um den Ausschank jedes Stadtfestes, jedes Open-Air-Events hart gekämpft werden muss, scheint hier alles problemlos abzulaufen. Nur sollte man sein Glas nicht unbeaufsichtigt auf den Steinmauern abstellen. Das könnte die örtliche „Brückenbeauftragte“ höflich monieren und um sichere Standfestigkeit bitten (immer eine Hand am Glas halten!).
Ein Besuch der Alten Mainmühle ist aufgrund des einzigartigen Flairs und des Genius Loci auf jeden Fall zu empfehlen. Das Servicepersonal agiert umsichtig und bodenständig, mit gewohnt fränkischem Charme. Noch ein Tipp für alle Nachkommenden: an Silvester wird ein besonderes Programm geboten, für das zum Zeitpunkt meines Besuches (Ende Oktober 2019) noch einige Plätze frei waren. Hätte ich nicht schon feste Pläne, würde ich mir diese reizvolle Option durchaus durch den Kopf gehen lassen. Eine bessere Kulisse zum Jahreswechsel kann man sich kaum vorstellen.