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Eine wirklich lobenswerte Ausnahme stellt seit ca. 14 Jahren(!!!) das zentral in Kirchplatznähe sich befindende „Las Tapas“ dar. Hier ist der Name wirklich Programm, denn hier im heimeligen Sandsteingebäude schmecken die spanischen Leckerbissen aus den kleinen Tonschalen besonders gut, die sie immer frisch zubereitet werden. Direkt am „Pfälzer Jakobsweg“ gelegen lässt es sich hier vortrefflich „einpilgern“. Im Sommer lädt die von Weinreben überdachte Terrasse zum Draußensitzen ein, z.B. mit einem kühlen San Miguel aus der Flasche (0,33l für 2,40 Euro) oder einem knackigen Vino Blanco (Hauswein für 4,50 Euro das Viertel). Dazu ein paar Meeresfrüchte wie die Gambas al ajillo (Knoblauchgarnelen, 7,70 Euro) oder die Concha Verde (überbackene grüne Muscheln, 5,10 Euro) von der reich bestückten Tapas-Karte (allein bei den warmen Vorspeisen über 20 verschiedene Gerichte!).
Ich hatte das „Las Tapas“ schon längere Zeit nicht mehr besucht und freute mich daher besonders auf einen entspannten spanischen Abend, um die üblichen „Verdachtsmomente“ aus ihren runden Keramikschälchen zu befreien. Die Tafel am Eingang en passant inspizierend (es gab heute Dorade und Schwertfisch als Empfehlung!) traten wir ein. Eine lange Tafel mit „muchos amigos“, die anscheinend Grund zum Feiern hatten, vereinte einen Großteil der Tische. Etwas abgetrennt vom geselligen Hauptgeschehen saßen wir an einem vorher reservierten Zweiertisch in der eh nur zwei Tische fassenden „Picasso-Lounge“ mit Blick auf die von der Decke baumelnden Serrano-Schinken, den in Holz gehaltenen, schlichten Theken-Bereich, die zusammengebundenen Knoblauchzehen und eben dem namensgebenden Bild des bekennenden Stierkampf-Fans und Ausnahmekünstlers Pablo Picasso an der in feurigem Rot gehaltenen Wand. Komisch, genau am gleichen Tisch saß ich auch bei meinem letzten Besuch vor einigen Jahren…
Auf einer kleinen Extra-Tafel, die sich an der Theke befand, wurden frische Muscheln in Sherry-Knoblauch-Soße als Tapa (für 4,80 Euro) oder als Racion (Hauptgang für 8,90 Euro) angeboten. Eine doch eher unübliche und daher uns neugierig machende Muschelvariante fernab von ihrer herkömmlichen Tomaten- oder Weißweinbegleitung. Als geteilte Vorspeise sollte es da schon die größere Portion sein. Eine gute Wahl, wie sich wenig später herausstellen sollte. Die ersten beiden Fläschchen San Miguel kamen an den Tisch und ließen mich in Gedanken den Trip an den Hafen von Palma vollziehen. Der Sherry-Duft der Muscheln trug mich von dort in die nächste Strandbar. Ich hörte mich auf einmal Dinge sagen wie „Patatas bravas“ (Scharfe Kartoffeln, 3,60 Euro) und „Cochifrito“ (Lammragout mit Zitrone, 5,20 Euro). Kein Wunder, denn ich bestellte bereits eifrig aus der gut sortierten Speisekarte.
Bei der Tapas-Bestellung darf man nur nicht vor lauter Enthusiasmus aufgrund des mannigfaltigen Angebots komplett die Nerven bzw. Hemmungen verlieren und am Anfang zu viele Schälchen ordern (Anfängerfehler!!!). Grundsätzlich sind maximal 3 bis 4 Gerichte pro Person (ohne Vorspeise!) völlig ausreichend, da man noch genügend Brot zum „Soße-Tunken“ gereicht bekommt. Nachordern geht ja schließlich auch noch. Denn kalt gewordene Tapas schmecken eben nicht mehr ganz so lecker wie die, die frisch brutzelnd aus dem Topf bzw. Ofen kommen. Und ja: Gegenseitiges Durchprobieren ist hier selbstverständlich erwünscht!!!
Die Sherry-Muscheln waren ein gelungener Appetitanreger und natürlich wurde ihr schmackhafter Sud bis zum letzten Tropfen vom frisch aufgebackenen Weißbrot aufgesaugt und verzehrt. Dann kamen die von uns bestellten „Deckel“ (deutsche Übersetzung des Wortes „Tapa“), deren Ursprung vom Abdecken des Weinglases mit einer Scheibe Brot zum Schutze vor den umherschwirrenden (spanischen?) Fliegen herrühren soll. Die bereits erwähnten „Patatas bravas“ waren keine fetttriefenden, frittierten „Wedges“, sondern wurden hier als gekochte Version in einer fruchtig-scharfen Tomatensauce serviert. Sie machten ihrem Namen alle Ehre und waren für zwei weitere Flaschen „San Miguel“ maßgeblich mitverantwortlich. Das Lammragout und die Geflügelleber in Sherry (4,30 Euro) bildeten den Fleischanteil. Beide Gerichte zeichneten sich durch ihre aromatischen Saucen aus. Das Lammfleisch war schön mürbe gekocht, während die “Higado de pollo“ genau den richtigen Biss hatte. Nicht auf der Tapas-Karte vermerkt, aber dennoch an diesem Abend auf Nachfrage kredenzt bekommen: die frittierten Ährenfische mit Aioli (4,50 Euro), ein Uralt-Las-Tapas-Klassiker, der für mich schlichtweg zu einer Art Inbegriff der westlichen Mittelmeerküche geworden ist. Mit etwas Zitrone beträufelt schmeckt der vorher leicht mehlierte, knusprige „Fischschwarm“ besonders gut. Meine Begleitung bestellte noch eine stattliche Ansammlung grüner und schwarzer Oliven (2,40 Euro) zu dem Reigen delikater Kleinigkeiten dazu. Wie gerne hätten wir noch weitere Tapas, wie z.B. die hier legendären Albondigas mit Tomatensauce (3,60 Euro) oder die feinen Stockfischkroketten (4,70 Euro), nachgeordert. Aber unser erhöhter Sättigungsgrad ließ dies nicht mehr zu.
Natürlich sind beim „Germersheimer Spanier“ auch diverse Salatvariationen, Paella, Fleisch vom Grill sowie Spezialitäten aus dem Meer als „richtige“ Hauptgänge erhältlich. Das Rumpsteak des netten Mannes vom Nachbartisch hatte Format. Und die „Parrillada de carne“ (große gemischte Grillplatte für Fleischfans, 18,90 Euro) wäre sicherlich auch einmal einen Versuch wert. Kleinere, mit verschiedenen Kostbarkeiten (Wurst, Käse, Fisch) belegte Brothäppchen (Montaditos) sind dagegen perfekte Weinbegleiter. Wie auch die stattliche „Antipasti-Auswahl“, hier „Tapas frias“ (kalte Vorspeisen) genannt. Das abwechslungsreiche Speisenangebot wird von ausgesuchten spanischen Weinen adäquat ergänzt. Aber so ein San Miguel aus der Flasche schmeckt eben auch im winterlichen Germersheim. Wie das wohl erst im Sommer unter der rebenberankten Pergola schmeckt…?