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Carsten musste nach Freiamt, eine Familienfeier beim angeheirateten schwäbischen-badischen Teil des Clans stand auf dem Terminplan. Meine Frau hatte uns direkt an den Ort des gemeinsamen Mittagessen einquartiert, das Gasthaus zur Krone im Ortsteil Mußbach von Freiamt.
Natürlich recherchierte ich vorher ein wenig über unser Ziel und fand erst einmal ein recht allgemeine Homepage vor, ohne große Details zum Gasthaus und zur gebotenen Küche. Aber dann fand ich einen Eintrag im Guide Michelin:
In dem gemütlichen Landhaus isst man gut und wohnt richtig nett. Seit über 200 Jahren und inzwischen in 9. Generation wird es engagiert und mit Sinn für Tradition geführt. Aus der Küche kommt Leckeres wie "Rinderfiletspitzen mit Senfrahmsauce, Gemüse und Brägele".
Man hatte der Krone den einen Bib Gourmand verliehen. Kein Hinweis darauf auf der HP oder sonst wo. Meine Frau würde mangelhaftes Onlinemarketing reklamieren!
Nun denn, dass lies doch einiges erhoffen und wir reservierten für den samstäglichen Anreiseabend auch einen Tisch. Das wurde problemlos aus der Ferne erledigt und nach einer Fahrt von 560km trafen wir am frühen Abend in Freiamt-Mußbach ein.
Nicht nur beim Onlinemarketing hält man sich sehr zurück, auch die Außendarstellung am Haus ist sehr schlicht.
Hätte uns dass Navi nicht direkt vor der Tür abgestellt, wären wir vermutlich vorbei gefahren. Und ob ich spontan einkehren würde, wusste ich zu der Zeit auch nicht sicher.
Im Dauerregen parkten wir auf dem Hof und schleppten unsere Koffer zum Eingang.
Das Haus war alt und in Ehren ergraut. Die Familie Kern betreibt das Gasthaus seit über 200 Jahren. Das spielt Tradition eine große Rolle. Allerdings war der erste Eindruck der einer Gaststätte aus den 50er Jahren! Alles war irgendwann stehen geblieben und nichts hatte sich seid sehr langer Zeit nicht mehr geändert. Derselbe Eindruck auf dem Zimmer. Alles gepflegt und sauber, aber in die Jahre gekommen. Trotzdem boten die Gastzimmer ausreichend Komfort und waren kritiklos sauber.
Wir hatten Hunger und gingen in den Gastraum.
Auch hier wieder eingefrorene Zeit, aber alles sehr gepflegt. Inzwischen hatte sich unser Abend zu Zweit zu einem Abend mit sieben Teilnehmern entwickelt, ein Teil der anwesenden Familie wollte uns Gesellschaft leisten.
Ich nahm die Karte in Augenschein, und was sich dort bot, konnte schon Freude bereiten. Eine kurze übersichtliche Karte mit regionaler und saisonaler Ausrichtung, ebenso bei den angebotenen Weinen. Ich freuet mich zusehends auf das Essen.
Bewerten will ich hier nur die von mir bestellten Gerichte. Vorweg gibt es den zu jeder (Haupt)speise angebotenen Beilagen Salat, der kam am Anfang des Mahls, sowohl Samstagabend als auch Sonntagmittag wurde der immer als erstes allen serviert.
Dazu ein paar Scheiben eines Bauernbrotes mit Butter. Das war dann ein schmackhafter Einstieg ins Abendessen. Der frische Salat war mit einer guten Vinaigrette versehen und das gute Brot mit der Butter ergänzte das aufs trefflichste.
Dann kam meine Vorspeise
Frischer Ziegenkäse mit eingelegter Artischocke. Die Ziegen des benachbarten Bauernhofes standen quasi unter unserem Zimmerfenster, also musste diese Bestellung sein. Ein sehr junger und cremiger Käse wurde serviert, fast ein bisschen zu sanft. Aber in Kombination mit den in tomatisiertem Öl eingelegten Artischocken, das Öl benetzte auch den Käse, wurde daraus eine schmackhafte schlichte Kombination.
Da es am nächsten Tag ein Fleischgericht geben würde, hatte ich jetzt Fisch als Hauptgang bestellt.
Gebratener Steinbutt in schwarzer Pfeffer Sauce mit Gemüse, Nudeln und Salat. Der Salat war ja bereits verzehrt. Der Steinbutt kam perfekt gebraten an den Tisch, saftig, noch ganz leicht glasig mit einer gut harmonierenden pfeffrigen Sauce. Während ich noch Fisch, Nudeln, Spinat und Spargel auf dem Teller erschnupperte stellte Frau Kern ein Rechaud auf den Tisch vor mir, darauf ein Teller mit weiteren Nudeln sowie eine Gemüse Auswahl. Satt würde ich werden, definitiv! Und lecker war das satt werden auch! Alle Bestandteile des Essens waren tadellos zubereitet. Der Eindruck setzte sich fort. Sehr schlicht, aber qualitativ hochwertige Zutaten mit einer sehr guten Zubereitung.
Das Dessert war mit einlesen in die Karte fest bestellt.
Sabayon mit pochiertem Weinbergpfirsich und Pistazieneis. Endlich mal wieder ein Restaurant, dass sich an eine Sabayon traut. Lecker! Die Kombination mit Pfirsich und Pistazieneis war sehr gut gelungen. und wieder alles sehr schlicht serviert!
Die Weinkarte verleitete zu einer Rundreise durch Markgräfler Land, Kaiserstuhl und Ortenau. Probiert wurden übers Wochenende Weine der Güter Gallushof in Heimbach, dort auch beheimatet das WG Bernhard Huber. Besonders gut eine Cuvee von Weißburgunder und Chardonnay im Barriqueausbau vom Weingut Hohner aus dem Kaiserstuhl. Favorit des Tisches an beschriebenen Abend aber ein Barrique Spätburgunder
vom Weingut C. Lang aus dem Kaiserstuhl, eine trockene Spätlese. Sehr lecker!
Frau Kern hatte ihre junge Servicetruppe ebenso wie die Gäste gut im Griff und geleitete recht resolut durch den Abend. Am Service und seinen Kenntnissen gab es nichts auszusetzen, er machte seine Arbeit ebenso so schlicht und gut wie Herr Kern in der Küche.
Auch das fest bestellte Menü mit einem hervorragenden Hauptgang mit Rinderfilet in Burgundersauce am nächsten Tag machte große Freude.
Fazit meines Besuches im Gasthaus zur Krone in Mußbach-Freiamt. Die Krone schert sich wenig um ihre Außendarstellung, aber dafür sehr um die Gäste und ihre Bedürfnisse, ganz besonders nach gutem Essen. Hohe Produktqualität und sehr gute Zubereitung in einem schlichtem Rahmen!
Ich hatte es vor kurzem schon mal geschrieben, aber auch hier gilt es: keine Sterneküche, aber grundgute Gastronomie mit hohem Qualitätsanspruch! Immer zur Einkehr empfohlen.
Der angegebene Preis bezieht sich auf den Samstagabend mit einem recht umfangreichen Weinkonsum!