"Öffentliches Café im Universitätsklinikum"
Geschrieben am 26.02.2020 2020-02-26
Montag: | Ruhetag |
Dienstag: | 12:00 - 14:00 Uhr und 18:00 - 22:00 Uhr |
Mittwoch: | 12:00 - 14:00 Uhr und 18:00 - 22:00 Uhr |
Donnerstag: | 12:00 - 14:00 Uhr und 18:00 - 22:00 Uhr |
Freitag: | 12:00 - 14:00 Uhr und 18:00 - 22:00 Uhr |
Samstag: | 12:00 - 14:00 Uhr und 18:00 - 22:00 Uhr |
Sonntag: | Ruhetag |
Immer wieder gerne besuche ich das „Cafe Hölderlin“ in der Klinik für Psychiatrie – im derzeitigen Hölderlin-Jahr anlässlich des 250. Geburtstages des schwäbischen Dichters natürlich besonders. Immerhin verbrachte Hölderlin in Tübingen die Hälfte seines Lebens, scheinbar in geistiger Umnachtung. Dabei hat es ihm vielleicht nur an entsprechenden kulinarischen Genüssen gemangelt? Heutzutage wäre alles ganz anders. Das „Cafe Hölderlin“ ist im Foyer des Klinikgebäudes angesiedelt, sehr luftig und hell auf einer Empore gelegen, scheinbar freischwebend über dem Eingangsbereich. Das Café ist für Besucher und normale Laufkundschaft gleichermassen offen wie für Patienten und Klinikbedienstete, wird sehr gut angenommen und gerne frequentiert. Hier findet man tatsächlich Ruhe und kann sich wunderbar erholen. Freier Blick auf Tübingen nach beiden Seiten. Besonders erstaunlich: das Café ist wird von Patienten geführt, im Rahmen der Belastungserprobung, um eine zukünftige Eignung und einen Wiedereinstieg in die Berufswelt auszutesten. Vorsichtshalber entschuldigt man sich schon mal prophylaktisch für etwaige Fehler und einen langsamen Service. Aber das ist meiner Meinung nach vollkommen überflüssig. Selten fühle ich mich so gut und zuvorkommend bedient, so wohlwollend wahrgenommen und gut beraten wie hier.
Das Café Hölderlin bietet verschiedene Kaltgetränke und Kaffeespezialitäten, belegte Brötchen und Sandwiches, Kuchen, Snacks, wechselnden warmen Mittagstisch, Süssigkeiten. Leider ist schon um 12:45 das heute angebotene Mittagessen restlos ausverkauft: für läppische 4,00 Euro hätte man Linsen und Spätzle und Saitenwürstle essen können. Schade. Danach wäre mir schon der Sinn gestanden. An anderen Tagen gibt es ebenfalls einfache Gerichte, wie z.B. Lasagne, zu gleichermassen günstigen Preisen. Ausserhalb der offiziellen Öffnungszeiten kann man sich auch an den Automaten bedienen und dort Schokoriegel und Getränke ziehen.
Wenn schon kein warmes Mittagessen mehr möglich ist, bestelle ich halt einen Kaffee, „möglichst gross“. Man bietet mir eine doppelte Portion an, die jedoch so riesig ist (ein gefühlter halber Liter), dass man keine passende Tasse hat und mir nur einen grossen Pappbecher anbieten kann. Macht nichts! Das Ganze für 2,40 Euro – ein Schnäppchen für das sonst teure Tübingen, in dem ja auch bald eine extra Steuer für Einweggeschirr anfallen wird (vermutlich 50 Cent pro Teil).
Das Café wurde im Mai 2011 eröffnet und verströmt immer noch einen freundlichen, modernen, offenen Charme: helles Holzparkett, runde Bistrotische, bequeme Designer-Schalensessel, viel Glas, viel Blick auf Grün. Die sehr sauberen, im wahrsten Sinne des Wortes klinisch reinen Toiletten befinden sich eine Etage tiefer. Leider ist das Café nur wochentags und nur bis 15:00 Uhr mit Personal besetzt. Wer jedoch einmal in den Tübinger Kliniken im Tal zu tun hat oder den gegenüberliegenden Friedhof besuchen sollte, kann hier beruhigt einkehren und eine Pause einlegen. Dieser Ort hätte Hölderlin sicherlich auch gut getan.