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Das IZ (offenbar ein lyrisches Zitat) schmiegt sich an den Schlossberg wie ein Vogelnest. Ich hatte ganz vergessen, dass es in dieser Stadt so steile, unwegsame Aufstiege gibt. Bereits am Fusse der wackligen, von Handläufen flankierten Treppen befindet sich ein Warnhinweis: hier gibt es keinen Winterdienst. Wie gut, dass wir nicht bei Glatteis unterwegs sind. Aber auch bei steigenden Temperaturen gestaltet sich der Aufstieg etwas schwierig, ist also definitiv für Menschen mit Einschränkungen nicht geeignet. Beschwipst sollte man auch nicht sein – doch hier besteht keine Gefahr (Erklärung folgt später).
Das IZ öffnet täglich (ausser donnerstags) um 17Uhr45, so dass wir gleich für 18 Uhr einen Tisch reserviert haben. Glücklicherweise werde ich sofort am Eingang von einem jungen Servicemitarbeiter begrüsst und man weist mir einen Tisch in einem Nebenzimmer zu, das vielleicht einmal ein rustikaler, kühler Weinkeller war, auf jeden Fall ein gemauertes Gewölbe (keine Ahnung, welches Lokal hier früher residiert hat). Dann passiert lange Zeit gar nichts. Meine Mitesser treffen ein. Von den Lautsprechern düdelt asiatisches Liedgut. Uns fröstelt. Wir begutachten die Einrichtung: wirkt authentisch, sogar die steifen, durchsichtigen Plastikplanen über den Tischdecken glauben unsere vielreisenden Freunde zumindest in der Mongolei so gesehen haben.
Nach langer Wartezeit werden uns immerhin Speisekarten gereicht. Erste Enttäuschung: Alkohol wird nicht ausgeschenkt. So verbringen wir den Abend bei Mineralwasser (die 0,75-Liter-Flasche für günstige 4,40 Euro) und Cola (immerhin Fritz Cola, die kleine Flasche für 3,40 Euro). Auf den ersten Blick scheinen die Speisen alle nur erdenklichen Varianten aus diesen Hauptzutaten zu sein: Reis oder Nudeln, Fleisch (Rind oder Huhn) und Gemüse (Paprika, Zwiebeln, Pilze). Nun gut. Wir bestellen vier verschiedene Variationen und erzählen uns unser Leben seit dem letzten Treffen. Drei Gerichte werden nach längerer Wartezeit gereicht, dann – nach einer unverständlichen Pause – das letzte um 19Uhr45. Kurz zuvor tritt der Chef an unseren Tisch und bittet um Verständnis. Vielleicht ein Engpass in der Küche? Eine Verwechslung beim Servieren? Wir üben uns in Gleichmut und Geduld.
Die Gerichte munden uns dann auf jeden Fall sehr gut. Beim im Wok gebratenen Korulghan-Laghmen (12,99) dominieren die langen, dicken, deftigen Nudeln (die den Schwaben vage an Spätzle erinnern – natürlich die durch die Presse gejagten, nicht die geschabten), begleitet von grünen und roten Paprika und Zwiebeln, mit reichlich Sesam on top. Seeeeehr sättigend. Das Uigur Kazan Kawap (19,99 Euro) beeindruckt durch Mengen von rezent gewürzten Rindfleischstreifen mit Zwiebeln. Dazu wird Reis gereicht. Ist als Portion gar nicht zu wuppen – doch wir genieren uns, nach einem Doggy Bag zu fragen. Auf das IZ Alahide schach Kormasi (19,99 Euro) müssen wir vielleicht deswegen so extrem lange warten, weil die darin enthaltenen Pilze noch eingeweicht werden mussten? Hier sind Rindfleisch und Gemüse stückiger geschnitten, zur (für unseren Gaumen leicht indisch angehauchten) Sauce passt der Reis hervorragend.
Als wir endlich alle etwas zum Essen haben, ist das Lokal proppevoll, vermutlich bis zum letzten Platz. Und das an einem schnöden Mittwochabend. Satt werden wir alle. Doch der Service ist eindeutig noch ausbaufähig. Der junge Kellner zeigt zu wenig Präsenz, dafür zu viel bescheidene Zurückhaltung. Bestellungen und Wünsche müssen gleich mehrfach geäussert und intoniert werden. Die Gästeschar ist übrigens bunt zusammengewürfelt, mit einem eindeutigen asiatischen Überhang.
Die Toiletten befinden sich im Untergeschoss. Der Weg dorthin ist leider von Kartons und Kanistern gesäumt und nicht sehr sauber. Man muss auch aufpassen, nicht mit dem Personal, das aus der Küche tritt, zu kollidieren. Ist eindeutig nicht optimal gelöst. Somit gibt es noch einiges an Verbesserungspotential. Warten wir ab.