"Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Bess’res findet…"
Geschrieben am 30.01.2023 2023-01-30 | Aktualisiert am 05.02.2023
"Suvi kann Sushi, und auch sonst was"
Geschrieben am 14.01.2023 2023-01-14 | Aktualisiert am 14.01.2023
"Happy Kitchen, Happy Guests"
Geschrieben am 21.12.2022 2022-12-21 | Aktualisiert am 21.12.2022
"Alle fünf Jahre ist entschieden zu selten"
Geschrieben am 17.12.2022 2022-12-17 | Aktualisiert am 17.12.2022
Nachdem uns das Restaurant vorher von der Langen Straße aus aufgefallen war, stellten wir fest, dass man erst mal außen herum zur Luisenstraße laufen muss.
Dort steigt man eine leicht gewendelte Treppe hoch zu einem Balkon, auf dem man auch draußen sitzen kann. (Wir haben auch ein Schild zu einem Aufzug gesehen, diesen aber nicht verifiziert.)
Das Ambiente der beiden Restaurants könnte unterschiedlicher kaum sein: Während das Taj Tandoori konsequent in blau/weiß gehalten ist, überwältigt einen das Ganesha mit dem geballten Farbenfrohsinn des Subkontinents, einer Pracht, die das europäisch konditionierte Auge gnadenlos als Kitsch einstufen würde, wenn es nicht so herrlich wäre (Las-Vegas-Effekt).
Gleich am Eingang fällt einem ein Altar ins Auge. Ganesha, der einzähnige Elefantengott, ist eine durch und durch positive Erscheinung: Dick und rund und dem Genusse zugewandt, könnte es kaum einen geeigneteren Namensgeber für ein Restaurant geben.
Direkt unter ihm sollten wir uns in der folgenden Stunde sehr wohl fühlen, das konnte auch die relativ laute Retortenbeschallung nicht verhindern - indische Instrumentalmusik hätte besser gepasst.
Auch für unseren Kleinen war dies ein besonderes Erlebnis, weil er während der ganzen Zeit auf der Bank neben meiner Frau sitzen durfte. Das war doch mal was anderes als immer unterm Tisch zu liegen, zumal an einem so unangenehm gestarteten Tag wie diesem, an dem ihm nämlich nach einem kleinen, rüdenspezifischen Eingriff die Fäden gezogen worden waren.
Bestellt wurden lauter Sachen, bei denen wir einigermaßen sicher sein konnten, dass sie uns beiden schmecken würden (die Zurückhaltung meiner Frau gegenüber der indischen Küche habe ich hier ja schon mehrfach thematisiert): Drei verschiedene Hauptgerichte, dazu zwei Sorten Brot und Joghurt; wie stets in solchen Fällen mehr, als uns an Kapazität zur Verfügung stand.
Serviert wurden die Curries in hübschen, kupferfarbenen Töpfchen und mit Teelichtern warm gehalten.
Bei den Getränken beschieden wir uns mit einer 0,75er Flasche Gerolsteiner zu 5,90 €; Lassi hätte uns zu satt gemacht.
Die Wahl meiner Liebsten fiel auf Butter Chicken (15,90 €), ein Gericht, bei dem man wenig falsch machen kann, wenn man es mild und sahnig mag. Zum berühmten Chicken Tikka Masala ist es von hier nicht weit, außer dass die Hühnerbruststücke nicht notwendigerweise im Tandoor gebacken werden, im Ganesha zum Beispiel nicht. Besonders viele waren es auch nicht. Dagegen war die sehr nährstoffreiche Tomaten-Butter-Sauce sehr großzügig bemessen. Erwartungsgemäß kein Aromenfeuerwerk und daher für meine Frau genau das Richtige.
Mein gefräßiges Auge blieb auf einer Seite mit Entengerichten hängen, einem Tier, das man in indischen Restaurants selten bis gar nicht findet, weder in Deutschland noch in Indien. Und tatsächlich sah meine Ente Palak (Spinat, 17,90 €) so aus, als wäre sie in einem China-Imbiss in die üblichen Scheiben geschnitten worden; dass es sich um ein Schmankerl aus dem indisch-chinesischen Grenzgebiet handelt, darf als unwahrscheinlich betrachtet werden.
Aber auch hier kann man Ente: Der knusprige, unter der Haut saftige Vogel war eine glatte 10 auf der Asiaentenskala. Der herbe Spinat bot den Fleischscheiben ein adäquates Bett, auch ohne Paneer (Hüttenkäse), mit dem er meistens serviert wird.
Dazu bestellten wir noch eines unserer Lieblingsgemüse, Bhindi Masala (Okra, 14,90 €). Wir beide mögen Okra, der knackige Biss der Samen und das klebrige Fleisch der Schote machen immer wieder Spaß, und dieses Masala war besonders gut gewürzt. Ach, Bockshornklee, ich liebe dich…
Abgerundet wurde dieses reiche Mahl durch Kheera Raita (4,50 €), mit Gurke, Koriander und Zimt angemachter Joghurt, der zu einem indischen Essen eigentlich immer dazugehört. Dass ich ein Foto machen wollte, fiel mir erst ein, nachdem ich schon einen Löffel auf meinen Teller geklackst hatte.
Von den stets dazugehörenden Chutneys möchte ich vor allem die köstliche Minzsauce erwähnen.
Obwohl die Curries mit Basmatireis serviert wurden, konnten wir uns nicht verkneifen, noch zwei Brote zu bestellen.
Meine Frau wollte eigentlich Garlic Naan, switchte dann aber um auf Butter Naan (3,90 €), mit Rücksicht auf die Kosmetikerin, mit der sie die nächsten anderthalb Stunden zu verbringen gedachte. Ich fragte wieder nach Aloo Paratha, dem mit Kartoffelmasse gefüllten, in der Pfanne gebackenen Fladenbrot.
Das gab es zwar nicht, dafür aber Namaste Naan (4,50 €), ebenfalls mit Kartoffeln gefüllt und aus dem Tandoor. Noch nie gesehen, deswegen mit "namaste!" begrüßt und mit Genuss verspeist. Wie alles an diesem sehr gelungenem Mittag.
Gute Noten erzielte das Haus nicht nur beim Essen, sondern auch in punkto Sauberkeit: Es kommt selten vor, dass meine Frau, die in Hygieneangelegenheiten keine Sympathiepunkte vergibt, die Toiletten so überschwänglich lobt. Auch der Service durch die junge Kellnerin war tadellos, und nicht nur deshalb, weil sie mit unserem Begleiter sofort Freundschaft geschlossen hatte.
Es scheint, dass wir hier ein neues indisches Lieblingsrestaurant gefunden haben, und das nicht nur für Baden-Baden, sondern überhaupt.