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Das Via Appia liegt direkt im malerischen Ortskern von Zwingenberg in einem Eckhaus. Leichter Kerzenschein dringt nach außen und lockt den müden Wanderer mit der Verheißung von Gemütlichkeit und Wärme. Vor der Türe steht eine Tafel mit Tagesempfehlungen, die ich aber wegen des einsetzenden Regens nur oberflächlich studiere. Ich meine etwas von Pfifferlingen aber auch Pastagerichte gesehen zu haben.
Beim Betreten des Lokals dann der erste kleine Kulturschock. Lockte das Lokal von draußen noch eher ruhig und gemütlich war die Grundlautstärke im Innern schon beträchtlich. Hauptsächlich war das einer größeren Gruppe geschuldet, die sich gerade zum Aufbruch sammelte, dabei jedoch ohne jegliche Anteilnahme am Schicksal anderer Gäste umherwuselten und natürlich genau dort einen kleinen Plausch hielten wohin mich die Bedienung, die mich kurz gequält begrüßte an den Platz leiten wollte.
Aber nach wenigen Minuten war das zum Glück Geschichte. Ich konnte die Karte, die mir die Bedienung im Vorbeigehen auf den Tisch gelegt hatte in Ruhe studieren und mich ein wenig umsehen. Die Gaststube ist eher einfach eingerichtet, die Tische zwar mit den typischen weißen Decken, aber ansonsten eher zurückhaltend eingedeckt. Auch der Rest reisst mich jetzt nicht vom Hocker. OK aber für meinen Geschmack eher einfallslos.
Als nach ein paar Minuten die Bedienung wieder an den Tisch kommt wirkt sie ein wenig entspannter. Sie fragt nach, ob ich schon etwas gefunden hätte. Da ich mich an die Tafel vor der Türe erinnere spreche ich sie darauf an und frage was es denn an Empfehlungen gäbe, im Innern sind diese nämlich nirgends aufgeführt. Sie nennt mir daraufhin 2 Fleischgerichte und ein Pastagericht, an die ich mich leider nicht mehr erinnern kann (vermutlich weil sie mir sehr uninteressant vorkamen).
Die Karte bietet die üblichen Verdächtigen eines kleinen Italieners um die Ecke ohne dass mir irgendwelche bemerkenswerten Punkte aufgefallen wären.
Da die Tagesempfehlungen mich nicht reizten entschied ich mich schließlich für einen kleinen Beilagensalat (3,- €) vorab und anschließend eine Pizza Calzone (8,70 €). Dazu soll es ein Glas Primitivo (ohne nähere Angaben auf der Karte, die aber auch nicht nötig wären – es besteht keine Wiederholungsgefahr – 0,25l 4,- €) und ein kleines Mineralwasser (0,25l 1,50 €) sein.
Wein, Wasser und (wenn ich mich recht entsinne) etwas Brot kamen dann auch recht schnell zu mir an den Tisch.
Nach weiterer recht kurzer Wartezeit war es dann auch soweit dass mir der kleine Beilagensalat serviert wurde. Dieser bestand aus einer Eisberg-Basis, mit Spuren von Radicchio und ein paar weniger Rucola-Blättchen. Dazu Paprikastückchen, Gurke, Tomate und ein paar Karottenraspel, die bereits ein paar bräunlich angetrocknete Stellen aufwiesen. Oben auf den Gurken schien ein wenig Dressing verteilt zu sein, beim tieferen stochern war jedoch alles trocken. Ich war gerade am rumschauen, ob ich etwas Öl und Essig finden könne, da kam die Bedienung vorbei und brachte mit der Bemerkung „Ach so, der Salat ist bei uns nicht angemacht“ eine Menage mit entsprechenden Utensilien (Pfeffermühle erst auf weitere Nachfrage) vorbei.
Auch wenn sich das Problem damit einigermaßen beheben lässt mag ich das gar nicht. Genauso wenig wie ich mir die Pizza selbst belegen will, will ich den Salat selbst anmachen, da kann ich ja gleich zuhause bleiben.
Bei 2/3 des Salates wurde dann auch die Pizza serviert. Mit Salat, Wein, Wasser, Essig-Öl-Menage und Tisch-Deko wurde es da schon recht eng.
Optisch sah die Calzone sehr ansprechend aus. Als Mond geformt auf dem Teller angerichtet, schön goldbraun gebacken mit etwas Käse obenauf. Der Teiganteil am Rand war auch akzeptabel, keine überdicken Teigwülste, die die Pizzatasche zusammen halten.
Dann der erste Bissen und die darauf folgende Frage an mich selbst ob ich eigentlich schon was im Mund habe. Geschmeckt habe ich nix. Naja, zumindest fast nix. Der Schinken hat ein wenig Salz mitgebracht, das musste aber offensichtlich für die gesamte Füllung inklusive Sugo reichen. Der Teig selbst war zwar von der Konsistenz her ganz passabel, aber auch extrem salzarm. Weitere Gewürze schienen ebenso nicht verfügbar gewesen zu sein. Kein Oregano, kein Pfeffer, kein Knoblauch, nix. Da hilft es leider auch nicht, dass die verwendeten Champignons von der frischen Sorte waren und auch in guter Qualität zum Einsatz kamen.
Also wieder mal nachhelfen, was bei einer Calzone jedoch etwas umständliche ist (Teigdeckle ablösen, salzen, Pfeffermühle beim Service ordern, Pfeffer, Teigdecke wieder auflegen). Danach schmeckte die Pizza akzeptabel. Bis zur Klasse „gut“ ist es noch ein sehr weiter Weg.
Beim Abräumen kam dann die übliche Frage, ob es geschmeckt habe, die ich mit Hinweis auf die extreme Salzarmut als „noch OK“ weiter gab. Ob die Info in der Küche ankam weiß ich nicht, weitere Reaktionen gab es nicht.
Auch wenn die Pizza nicht wirklich klein war, zwickte mich noch die Lust nach einem Dessert. Die Bedienung zählte daraufhin ein paar Klassiker auf wobei ich bei den angebotenen Profiteroles aufhorchte. Diese italienische Windbeutel-Variante kann sehr lecker sein. Allerdings kam dann auf Nachfrage meinerseits zum Vorschein, dass es eigentlich nur ein einziges hausgemachtes Dessert gäbe, ein Tiramisu. Alle anderen wären Convenience (zumindest ist man hier ehrlich). Als bestellte ich das Tiramisu (3,50 €), welches mir als ausgesprochen lecker angekündigt wurde).
Serviert wurde das Tiramisu in einem Glas. Zugegeben war es das Beste, was mir an diesem Abend serviert wurde. Dennoch reichte das nicht um es als Highlight zu deklarieren. Das bekommt Lieschen Müller beim ersten Versuch mit Rezept von Chefkoch.de vermutlich mindestens genauso gut hin.
Mir fehlte vor allem die gefühlte Leichtigkeit die, die drolfzigtausend Kalorien dieses Desserts verschleiern. Vielmehr war der Gesamteindruck eher kompakt und buttrig.
Nach kurzer Wartezeit war dann auch das Bezahlen mit ordentlichem Beleg problemlos möglich. Und ich wurde beim Verlassen noch verabschiedet.
Bewertung:
Ambiente:
Ich bin zwar kein Fan von überbordender Deko, hier war aber eher Einfallslosigkeit das Thema. Die Rustikale Fachwerkbasis des Gebäudes hätte hier echt Potenzial, das aber nicht genutzt wird. => 3,5 Sterne
Service:
Die Damen, die hier den Service innehaben sind zweifelsohne sehr freundlich. An vielen Stellen habe ich mich aber doch eher unwohl und eher als geduldet gefühlt. Es passiert alles nur auf Nachfrage und nicht von sich aus (Pfeffermühle, Auskünfte zum Dessert, Tagesangebote, …) => 3 Sterne
Essen:
Mehr als Mittelmaß habe ich hier nicht vorgefunden. Vielleicht bin ich heute etwas streng, aber richtig geschmeckt hat es eigentlich nicht. Es war gerade so OK. => 2,5 Sterne
Sauberkeit:
Auch wenn das Ambiente nicht so prickelnd war, es war alles sauber und gepflegt. Allerdings könnten die Sanitären Anlagen ein kleines Upgrade vertragen. Ich fühlte mich wie in den 80er Jahren in einer Jugendherberge. => 4 Sterne
Preis-Leistungs-Verhältnis:
Ich denke der Preis ist hier das Mittel der Wahl um die Gäste ins Lokal zu bekommen. Calzone unter 9 € und auch die restlichen Preise eher im unteren Bereich. Wäre das Essen ein wenig besser, könnten hier leicht 5 Sterne stehen. So zieht die Leistung nach unten. => 4 Sterne
Fazit:
Hier kann man her, muss es aber nicht. Es gibt zu viele gute Alternativen, die zu Fuß weniger als 3 Minuten entfern sind.