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Der „Königskeller zu Cassel“ ist das erste Lokal, über das ich gestolpert bin. Am Königsplatz gruppieren sich um einen kreisrunden Platz mit Wasserspielen, Bäumen und viel Tramverkehr diverse Shopping- und Gastronomieangebote: einerseits Saturn, DM-Markt, Klamottenläden – andererseits Bistros, Cafes, Italiener, bürgerliche Lokale. Alle bieten im Sommer mehr oder minder attraktive Möglichkeiten zum Draussensitzen. Der Königskeller verfügt über bequeme Korbsessel an runden Bistrotischchen mit Glasplatten. Eine grössere Gruppierung mit grosszügigen Sonnenschirmen vorne an den Wasserspielen und 5-6 Tische direkt an der Hauswand. Letztere wirken durch ihre Lage sehr geschützt und deutlich ruhiger. Zudem speichert die Hauswand am Abend noch etwas die Tagessonne.
Der Königskeller ist das richtige Lokal für Liebhaber deftiger, einheimischer Küche. Neben herzhaften und regionalen Spezialitäten (Ahle Wurst, Handkäs mit Musik, aber auch Eisbein und Gulaschsuppe und saure Nierchen), finden sich diverse Fischgerichte, 3 verschiedene Salate, 3 Suppenvariationen, aber auch leicht Abgedrehtes wie Pferderouladen. Eine Sonderkarte mit Muscheln hängt auch noch aus – doch davon ist im Monat Juni wohl dringend abzuraten… (die Karte, die uns an den Tisch gebracht wird, ist auch bedeutend kleiner und verzichtet auf viele der noch an Anschlagtafeln angepriesenen Spezialitäten). Damit kein Gast zu übermütig wird, ist schon auf der Karte ausgewiesen, dass Beilagenänderungen 1 Euro kosten, die Änderung zu Bratkartoffeln sogar mehr. Glücklicherweise habe ich danach gar kein Verlangen…
Das junge Servicemädel entdeckt mich schon in der ersten Minute und tritt auf mein aufmunterndes Kopfnicken sofort mit der Speisekarte heran. Das verdient mehr als einen Sonderpunkt, wenn man bedenkt, dass mein mehrtägiger Aufenthalt in Kassel von zahlreichen verzweifelten Wartestunden auf Bedienung, Essen und Bezahlen gesäumt war. Hier ist der Service von herrlicher Freundlichkeit und Natürlichkeit geprägt, von einem ungeahnten Bemühen, den Gast gut zu betreuen und zu versorgen. Wie ich das geniesse! (Weniger herzlich scheint es allerdings in der Küche zuzugehen. Als ich in den Gastraum eintrete und den Weg zu den Toiletten suche, erschallt aus der Küche heftiges Gezeter und Geschrei).
Die Speisen bewegen sich letztendlich dann doch im Mittelmass. Man bemüht sich um Deftigkeit, vergisst dabei jedoch vollkommen Qualität, Optik und Kreativität. Die Gulaschsuppe (5,50 Euro) ist herzhaft und hochgradig sättigend. Allerdings ist die Suppenterrine aussen dermassen vollgekleckert, dass einem dabei fast der Appetit vergeht. Der Salat Königskeller für 9,90 Euro besteht aus hauptsächlich geschmacksneutralen Zutaten, die mit einer klebrigen, mayonnaiseartigen Salatsauce zusammengekleistert sind. Die Tomatenscheiben sind selbst nach Nachwürzen mit reichlich Salz und Pfeffer kaum zu geniessen. Die Scheiben von Schinken und Käse stammen von allereinfachster Qualität ab Dem Ei sieht man das unglückliche Huhn schon an. Alles recht lieblos und geschmacklos, aber immerhin von einem frischen Sträusschen Petersilie gekrönt. Dazu einige Scheiben Baguette, ebenfalls sehr einfach und trostlos.
So nett man draussen sitzen kann, so triste gestaltet sich der Innenraum. Auf glänzendem, hellem Fliesenboden sind steife und ungemütlich aussehende Bistromöbel gruppiert (Rückenlehnen aus Metall, keine Polster). Lediglich die vielen Grünpflanzen verströmen einen versöhnlichen Flair. Hier im Gastraum würde ich aber keineswegs auch nur für 5 Minuten sitzen wollen.
Wäre die Freundlichkeit und Zuverlässigkeit der jungen Servicekraft nicht gewesen, hätte ich dieses Abendessen als Flop verbucht.