Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 337 Bewertungen 493080x gelesen 10468x "Hilfreich" 10612x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 09.04.2016 2016-04-09| Aktualisiert am
10.04.2016
Besucht am 24.03.2016
Früher war ein Hamburg-Besuch oft mit der Einkehr zum mittlerweile leider omnipräsenten Fernseh-Henssler verbunden. Einzig und allein des hervorragenden Sushis wegen. Die räumliche Enge dort und die laute Atmosphäre konnten mich aber nie so richtig begeistern. Weshalb das in Reichweite zum neuen Kreuzfahrtterminal, inmitten der Hamburger Hafencity sich befindende „Coast“ zum neuen gastronomischen Standard-Programm gehört.
Der Abend im asiatisch inspirierten Seafood-, Grill- und Bar-Restaurant war ein würdiger Abschluss unserer kulinarischen Entdeckungsreise, die auch dank des Bremer Gastro-Papstes aus Borgfeld zu einigen abwechslungsreichen Erlebnissen am Gaumen führte.
Ich hatte schon ein paar Tage vorher reserviert, um auf Nummer sicher zu gehen. Das dem „East-Hotel“ angeschlossene, und dementsprechend stylish durchdesignte Restaurant an den Marco-Polo-Terrassen ist besonders für seine hohe Sushi-Qualität bekannt. Dass man hier auch Gerichte vom Robata-Grill sowie einfallsreich kombinierte Fleisch- und Fischvariationen auftischt, erleichtert einem die Entscheidung bei der Wahl des Essens nicht gerade. Dem nicht genug, birgt die Enoteca im Souterrain einen wahren Schatz an richtig geilen Weinen, was sich natürlich in einer fabelhaft sortierten Flaschenweinkarte niederschlägt.
Die imposante Lage, das außergewöhnliche Interieur, die superbe Qualität bei Speis und Trank sowie der sehr aufmerksam agierende Service haben natürlich auch ihren Preis. Aber in Anbetracht der genannten Aspekte ist dieser – wie ich finde – durchaus gerechtfertigt. Und schon allein das Tataki vom Tunfisch war jeden meiner beiden bisherigen Besuche wert.
Betritt man das futuristische Gebäude, das schon von seiner architektonischen Form her eine gewisse Meeresnähe ausdrückt – Muschel, Welle oder Möwe ist wohl Interpretationssache – , entsorgt man zuerst an der Garderobe die Jacken und Mäntel, um nach der beeindruckenden Flaschensammlung hinter wohltemperierten Glastüren ein zweites Mal in Empfang genommen zu werden. Nach professionell freundlicher Begrüßung wurden wir an unseren Zweiertisch geführt.
Dann lernten wir Sabrina (Name vom Verfasser nicht geändert, Anm.) kennen. Die junge Servicekraft war an diesem Abend für uns zuständig und ein distanzüberwindenwollendes „Du“ kam ihr leicht von den Lippen. Genauer gesagt, wurden wir in einem Restaurant noch nie so gekonnt geduzt, was also zu keinerlei Irritationen unsererseits führte, sondern uns das Ankommen doch sehr viel leichter machte.
Der obligatorische Crodino-Secco (0,2 l für 10,50 Euro) wurde als Aperitif auserkoren – schon allein der Tradition wegen. Mit Blick auf das saftige Grün des Wandgartens, die offene Sushi-Showküche, die mit puristischer Eleganz eingedeckten Holztische sowie die hoffentlich bald fertiggestellte Elbphilharmonie nimmt man den ersten Schluck dieser bitter-süßen Aperitif-Symphonie und wirft einen ersten Blick in die Speisenkarte. Gut, bei dem Preis muss jeder Schluck schmecken. Tut er aber auch!
Irgendwie witzig, dass man uns die englische Version der Karte auf den Tisch legte. Ein Versehen oder eine Verwechslung aufgrund meines südlich gefärbten Dialektes? Wahrscheinlich nichts von beidem, sondern eine perfide Art, unser englisches Gastro-Vokabular zu überprüfen. Aber auch ohne den großen Langenscheidt aus dem Rucksack zu holen wurden wir fündig. Das als Knabber-Amuse gereichte, furztrockene „Kartoffel-Knäckebrot“ konnte man in einen leckeren Curry-Dip tunken und nahm uns gleich den ersten Hunger. Wir ließen uns Zeit mit der Speisenauswahl, den die Karte vom „Coast“ hat allerlei zu bieten.
Auf der ersten Seite stehen die sogenannten „Coast-Classics“. Darunter befindet sich allerlei Ausgefallenes aus der variantenreichen Kreuzüberküche von Chefkoch Benjamin Nicke. Sein zweiter Mann am Herd, Souschef Jonas Straube, hat jüngst den „Internorga Next Chef Award 2016“ gewonnen und sein dort zubereitetes Lammcarré hat nun in etwas abgewandelter Form den Weg auf die Tageskarte im „Coast“ gefunden. Da wächst beim Personal was nach und davon profitieren natürlich auch die Gäste, die sich zwischen fein geschnittenem Rindfleisch mit Keniabohnen („Hot minced Beef“ für 19,50 Euro) oder der „Languste mit Leidenschaft“ (mit Peperoni, Joghurt und Edamame für 24,50 Euro) bei den Vorspeisen entscheiden dürfen.
Ein paar vegetarische Starter und drei Suppen komplettieren die reichhaltige Auswahl an Appetizern. Bei den sieben verschiedenen Fleisch- und den vier Fischgerichten, die preislich um die 30-Euro-Grenze oszillieren, sind die Beilagen wie beispielsweise Basmati-Reis oder gewoktes Gemüse gegen Aufpreis gesondert zu ordern. Ob gegrillter Hamachi im Teriyaki-Style (29,50 Euro) oder die Adlerfisch-Jakobsmuschel-Kombi (27 Euro), alles klingt kreativ zusammengestellt und hat uns die Entscheidung nicht gerade leicht gemacht. Denn das „Coast“ ist vor allem wegen seiner phänomenalen Sushi- und Sashimi-Variationen bei Rohfischenthusiasten eine angesagte Adresse.
Und so war klar, dass wir am „Hot Tuna Tataki“ (18,50 Euro), einem extrem kurz angebratenen Sashimi vom Yellowfin-Thunfisch mit Teriyaki- und japanischer Buttersauce (sehr üppig), auch diesmal nicht vorbei kamen. Eine schlichtweg sensationelle Thunfisch-Qualität, die in ihrem fast rohen Zustand mit der scharfen Wasabi-Paste, den aromatischen Shiso-Blättern und der säuerlichen Soja-Sauce perfekt harmonierte. Zusammen mit der dazu bestellten „Sushi & Sashimi Vorspeisen-Variation“ (22,50 Euro) wurde da zum ganz großen Geschmacksakkord in Sachen Frisch-Fisch ausgeholt. Das geht sicherlich nicht viel besser! Der freundliche „Maître de Sushi“ kam zur Variation extra zu uns an den Tisch und erklärte die einzelnen Maki- und Sashimi-Kunstwerke auf dem Teller. Auch hier waren Thunfisch und Lachs-Sashimi in traumhaft frischer Qualität vertreten. Dazu gesellte sich noch eine Schüssel mit verschiedenen in Tempura ausgebackenen Köstlichkeiten (Gemüse-, Fisch und Scampis). Die Currysuppe (9,50 Euro) kam wohl direkt aus Mumbai eingeflogen. Sie hatte ein wahrlich intensives Aroma und wurde von einem süßlich-scharfen Mango-Chutney glänzend in Szene gesetzt.
Den obligatorischen Wein haben wir an diesem Abend aufgrund der bevorstehenden Rückfahrt nach Bremen ausgelassen, weshalb ich mir den Anblick der (sicherlich) wohl sortierten Karte aus Gründen des Selbstkasteiungsverzichts nicht angetan habe. Aber allein die Flaschen, die mir in der Vitrine am Eingang begegnet sind, lassen den Schluss zu, dass hier viel Weinverstand bei der Auswahl regiert.
Leider hielt mein Foto-Akku der Hamburger Belastungsprobe nicht richtig stand und so war nach der „Sushi-Aufnahme“ Schluss. Schade, denn gerade bei abendlichen Lichtverhältnissen weiß das „Coast“ stimmungsvoll zu punkten. Die Lichter des Hafens verwandeln die große Glasfront des Restaurants in eine Art Leinwand, welche die romantisch-urbane Verklärtheit der nächtlichen Hafencity perfekt aufzeichnet. Allein hier zu sitzen und in die Hamburger Nacht zu blicken, legitimiert die gehobene (aber nicht abgehobene) Preispolitik des East-Ablegers. Aber es ist natürlich auch das verdammt leckere Essen, was den Abend im „Coast“ zu einem besonderen kulinarischen Gesamterlebnis macht. Vielleicht ist das ja in der neuen Coast-Dependance in Port Adriano (Mallorca) ähnlich?
Früher war ein Hamburg-Besuch oft mit der Einkehr zum mittlerweile leider omnipräsenten Fernseh-Henssler verbunden. Einzig und allein des hervorragenden Sushis wegen. Die räumliche Enge dort und die laute Atmosphäre konnten mich aber nie so richtig begeistern. Weshalb das in Reichweite zum neuen Kreuzfahrtterminal, inmitten der Hamburger Hafencity sich befindende „Coast“ zum neuen gastronomischen Standard-Programm gehört.
Der Abend im asiatisch inspirierten Seafood-, Grill- und Bar-Restaurant war ein würdiger Abschluss unserer kulinarischen Entdeckungsreise, die auch dank des Bremer Gastro-Papstes aus Borgfeld zu... mehr lesen
COAST by east
COAST by east€-€€€Restaurant, Bar04030993230Grosser Grassbrook 14, 20457 Hamburg
4.5 stars -
"Seafood-Deluxe mit sensationellem Ausblick und einem Thunfisch, der keine Wünsche offen lässt" marcO74Früher war ein Hamburg-Besuch oft mit der Einkehr zum mittlerweile leider omnipräsenten Fernseh-Henssler verbunden. Einzig und allein des hervorragenden Sushis wegen. Die räumliche Enge dort und die laute Atmosphäre konnten mich aber nie so richtig begeistern. Weshalb das in Reichweite zum neuen Kreuzfahrtterminal, inmitten der Hamburger Hafencity sich befindende „Coast“ zum neuen gastronomischen Standard-Programm gehört.
Der Abend im asiatisch inspirierten Seafood-, Grill- und Bar-Restaurant war ein würdiger Abschluss unserer kulinarischen Entdeckungsreise, die auch dank des Bremer Gastro-Papstes aus Borgfeld zu
Teil 3 meiner Bremer Gastro-Exkursion war eigentlich Teil 4. Der Grund: das vom geschätzten Bremer Kenner aus dem Borgfeld vorgeschlagene Bistro namens „Atrium“, eine regelrechte Feinkost-Institution im Bremer „Viertel“, wurde von uns am Tag zuvor zum Zwecke des inneren Aufwärmens an einer leckeren, wie heißen Tasse „Valrhona-Schokolade“ genutzt. Dem geneigten Bremenbesucher kann ich einen Abstecher in eben jenes „Viertel“ nur empfehlen. An eine Tasche bzw. einen Rucksack zum Transport dort erstandener Luxusartikel (richtig gut sortierter Craftbeer-Laden!) sollte im Vorfeld gedacht werden.
Auch der im Bereich des Weserhafens sich erstreckende, modernste Stadtteil Bremens, die Überseestadt, ist definitiv einen Besuch wert. Das frühere Hafenareal unterlag einem typischen Funktionswandel. Heute dominiert hier der Dienstleistungssektor mit all seinen Facetten. Zeitgemäße Architektur durchsetzt die alten, behutsam sanierten Klinkerbauten und ließ neue Formen entstehen. Schöner wohnen und das auf Höhe der Zeit. Am besten mit Blick auf den Europahafen und einem gut funktionierenden Weber-Grill auf dem südseitigen Balkon. So stelle ich mir würdevolles, ach Quatsch mondänes Altern in der Hansestadt vor. Und das gut sortierte Weinlager von Ludwig von Kapff ist auch gleich um die Ecke.
Da darf eine ordentliche Portion zeitgemäßer Gastronomie nicht fehlen. Und tatsächlich reiht sich gerade im Bereich der Konsul-Schmidt-Straße ein trendiges Restaurant an das andere. Läuft man die schön angelegte Europahafen-Promenade in nordwestlicher Richtung entlang, macht das „Hansen“ mit seiner ambitioniert klingenden jungen Regionalküche den Anfang. Wer eher auf „Asian Streetfood“ in schlichtem Ambiente steht, ist im „Jaya“, einer fernöstlichen Curry-Kajüte, gut aufgehoben. Das mit einer Restaurantgröße von 500m² räumlich sicherlich einmalige „El Mundo“ hat gleich alle Länderküchen auf seine Speisenkarte gepackt. Internationaler geht’s wohl nimmer. Aber sicherlich gemütlicher. Doch keine Zeit zum kulinarischen Durchschnaufen! Das „Al Dar“ grüßt mit „Salam aleikum“ und lockt mit arabischer Gastfreundschaft bzw. syrischen Köstlichkeiten aus seiner orientalischen Küche.
Am Ende der Überseepromenade erreicht man das „mediterran inspirierte“ (Zitat vom Hinweisschild) Restaurant RIVA. Da hat man schon einigen gastronomischen Versuchungen standhalten müssen, um hier noch mit leerem Magen aufzuschlagen. Oder man macht es wie wir und parkt direkt an der Konsul-Schmidt-Straße. Auch der Besuch des RIVA geht auf eine Empfehlung eines gewissen Herrn B. aus B. zurück. Ohne seine „Absegnung“ wäre ich wohl nicht in dieser Seafood-Perle eingekehrt. Aber wofür hat man denn die Locals, äh Gastroguides?
Ein Blick auf die übermannshohe Säule mit der integrierten Speisenkarte vorm Lokal verriet, was es heute als „Quick Lunch“ für 6,90 Euro zum Mittagstisch gab: Cremiges Risotto à la Bouillabaise mit Muscheln und Fischfilets. Ja da simmer dabei! Nix wie rein in die gute Stube.
Naja, Stube trifft es angesichts der edlen Holz- und Glasoptik, die einem im Inneren des RIVA begegnet, wohl nicht ganz. Da darf man sich von dem rustikalen Holzdielenboden nicht täuschen lassen. Am kleinen Empfangstresen wurden wir freundlich begrüßt. Ein Tisch direkt am Fenster mit Weserblick war an diesem Mittwochmittag leider nicht zu bekommen. Da hätten wir wohl reservieren müssen.
Auf bequemen mit dunkelbraunem Lederimitat überzogenen, weich gepolsterten Stühlen, Sesseln und Sitzbänken ließen wir uns entspannt nieder und lehnten uns leger zurück, um die Speisenkarte genauer zu inspizieren. Die dunklen Holztische waren schlicht, aber geschmackvoll eingedeckt. Besteck in zweifacher Ausführung sowie eine diagonal drapierte Stoffserviette lagen auf weichen, farblich abgestimmten Tischsets aus Polyester. Klobige Wassergläser und dezent gehaltene Deko (Kerzen, Pfeffer-Salz-Streuer, „Topf-Grün“) komplettierten das geradlinige Tischensemble. An den wenigen Wänden, die entweder rot gestrichen oder in unverputztem Grau ausfielen, hingen großformatige Fotodrucke in Schwarz-Weiß. Den eher geringen Wandanteil nahmen wir in Anbetracht der dominierenden Glasfront kaum wahr. Eine sehr angenehme, von den einfallenden Sonnenstrahlen freundlich-hell in Szene gesetzte Stimmung machte sich breit. Wie wird das RIVA wohl am Abend wirken? Subtil in die Decke eingelassene Strahler künden von perfekter Illumination, was einen Folgebesuch zur späteren Uhrzeit auf den Plan ruft. Daneben sorgen vereinzelte überdimensioniert beschirmte Hängelampen für innenarchitektonische Design-Tupfer.
Ich schaute mich um und stellte fest, dass deutlich weniger als die Hälfte der grob geschätzten 80 Sitzplätze belegt waren. Das war vielleicht der etwas späteren Uhrzeit geschuldet. Der große „Lunch-Run“ schien schon vorüber. Hie und da bemerkte ich ein paar gute alte Bekannte der Gastronomie: einige dieser „Wer-hat-die-längsten-Pfeffermühlen“ (Zitat Borgi), das klassische Sideboard mit Schneidebrett und Bastkörbchen für die Brot-Beigaben sowie die Schiefertafel, die man ganz unkonventionell – und dadurch für alle sichtbar – auf eine Staffelei gestellt hatte. Auf dem mit Kreide beschrifteten Empfehlungsbrett standen zwei zusätzliche Tagegerichte: Hot Dog mit Steak Fries (7,50 Euro) für Schnell-Esser sowie Salat mit Jakobsmuscheln in Wasabi-Dressing und Papadams (15 Euro) für Ausprobierer.
Eine Flasche San Pellegrino (0,75l für 6,90 Euro) war schnell geordert. Eine erfreuliche Auswahl an alkoholfreien Getränken, wie z.B. Bio-Limonaden von Voelkel, sowie jede Menge prickelnde Aperitifs hält man bereit. Die Preise dafür lassen Landeier wie mich schon etwas zusammenzucken. Aber 6,50 Euro für einen „Lillet Berry“ (Lillet Rosé mit Russian Wild Berry von Schweppes) auf Eis scheinen in Relation zur Location und dem Standort wohl im Großstadtrahmen zu liegen. Eine gigantische Palette an Hochprozentigem (kein Wunder bei dem schicken Barbereich!) lässt da kaum Wünsche offen. Gleiches beim Bier. Das Fassbier-Sortiment wurde zeitgeistig mit drei Pale Ales (Craftbeer) „aufgehipstert“. Bei den offenen Weinen erfreut sich der „Pälzer Bu“ an etlichen Kreszenzen aus der Heimat. An den (recht hohen) Preisen erkennt er aber sofort, dass er von selbiger (auch räumlich) weit entfernt ist. Massenweine mit Niveau, wie vom tapferen Schneiderlein aus Ellerstadt (Weingut Schneider, Anm.), füllen für ambitionierte 8 Euro ein 0,2-Liter-Gläschen. Ein schöner Weißburgunder vom Weingut Scheu aus Schweigen (ebenfalls Pfalz) liegt da mit 4,90 Euro noch eher im „Normbereich“. Wer auf diese vinophile Missionarsstellung unter Deutschlands Weißweinen steht, wird garantiert nicht enttäuscht. Bei den Flaschenweinen zeigt man dagegen im RIVA etwas mehr Mut zum Experiment und Außergewöhnlichem. Ob Ernie Loosens „Phaia – Die Drecksau“ (ein dreckig-trockener Roter von der Mosel!), die „Hensel & Gretel Weißwein-Cuvée“ zweier namhafter Pfälzer Winzer oder ein 2011er Pesquera aus der Ribera del Duero bleibt eine Frage des Geschmacks und des Geldbeutels.
Doch zurück zur Speisenkarte. Eine Handvoll Mittagsgerichte (alle so um die 10 Euro), den erwähnten Quick-Lunch (nur dienstags bis donnerstags), ein paar Pizza- und Pasta-Klassiker (zum Einheitspreis von 8,50 Euro) sowie ein Tagesdessert standen darauf geschrieben. Zusätzlich wurde ein gutes Dutzend Gerichte aus der Abendkarte auch mittags offeriert, so dass ein ansehnliches Speisensortiment auf der zweispaltigen Karte Platz fand. Mit Leckereien wie Fjordlachsfilet mit schwarzen Meeresfrüchteravioli (19,50 Euro) oder Lavendel-Zitronen-Huhn (16,90 Euro) gibt man sich kulinarisch weltoffen. Die leicht mediterran ausgerichtete „Kreuz-über-Küche“ von Chefköchin Nihal Erkal oszilliert zwischen Traditionellem (Rumpsteak und Kalbsschnitzel), asiatisch Angehauchtem (Karottenschaumsuppe mit Ingwer, Kokosmilch und Koriander) und südeuropäisch Verwurzeltem (Ravioli und Pasta Pollo Verdure). Diese Auswahl wird sowohl dem Fleisch- und Fischesser sowie dem Vegetarier gleichermaßen gerecht. Und das zu Preise, die im mittleren Segment beheimatet sind.
Unsere Wahl fiel auf den Bruschetta-Flammkuchen (8,50 Euro) sowie das eingangs erwähnte Fisch-Risotto (als Quick-Lunch für 6,90 Euro). Weniger war an diesem Mittag mehr. Und abends stand ja noch der Besuch des vom „Borgfeld-Bistronauten“ empfohlenen Ristorantes „La Calma“ auf der kulinarischen „To-Do-Liste“. Das Risotto war schön schlonzig, während die Reiskörner noch leichten Biss hatten. Mit leichter Fenchelnote und herrlich saftigen Fischstückchen ein absolut schmackhafter Mittagstisch, dessen Preis mehr als gerechtfertigt war. Gespannt war meine Begleitung auf ihre Italo-Elsass-Kombi aus dem Backofen. Eine ungewöhnlich fruchtige Flammkuchen-Variante, die üppig belegt den Weg auf unseren Tisch fand. Geschmacklich gewogen und für lecker befunden. Der Sauerrahm-Belag duftete leicht nach Knoblauch, während die roten Zwiebelstückchen zusammen mit den Tomatenwürfeln für sommerliche Frische sorgten. Mein geistiges Auge saß beim Anblick dieses Sommeressens wohl schon draußen auf der Terrasse und schlürfte einen gut gekühlten Sauvignon Blanc „Kaitui“ vom Ellerstädter Winzer Hotzenplotz Markus Schneider.
Ein kleine Randnotiz sollte der Besuch der Toilette schon wert sein, dann man sieht dort während der Verrichtung notdürftiger Bedürfnisse auf wunderbare Kurven. Womit auch die Kurvendiskussion wieder Einzug in die moderne deutsche Herrentoilette hält.
Ich freue mich schon auf unseren nächsten Brementrip, wenn wir dann abends im Restaurant RIVA einkehren werden.
Teil 3 meiner Bremer Gastro-Exkursion war eigentlich Teil 4. Der Grund: das vom geschätzten Bremer Kenner aus dem Borgfeld vorgeschlagene Bistro namens „Atrium“, eine regelrechte Feinkost-Institution im Bremer „Viertel“, wurde von uns am Tag zuvor zum Zwecke des inneren Aufwärmens an einer leckeren, wie heißen Tasse „Valrhona-Schokolade“ genutzt. Dem geneigten Bremenbesucher kann ich einen Abstecher in eben jenes „Viertel“ nur empfehlen. An eine Tasche bzw. einen Rucksack zum Transport dort erstandener Luxusartikel (richtig gut sortierter Craftbeer-Laden!) sollte im Vorfeld gedacht... mehr lesen
4.5 stars -
"Apartes River-Restaurant direkt an der Wasserkante mit erkennbar mediterraner Ausrichtung und einem sensationellen Angebot zum Mittagstisch" marcO74Teil 3 meiner Bremer Gastro-Exkursion war eigentlich Teil 4. Der Grund: das vom geschätzten Bremer Kenner aus dem Borgfeld vorgeschlagene Bistro namens „Atrium“, eine regelrechte Feinkost-Institution im Bremer „Viertel“, wurde von uns am Tag zuvor zum Zwecke des inneren Aufwärmens an einer leckeren, wie heißen Tasse „Valrhona-Schokolade“ genutzt. Dem geneigten Bremenbesucher kann ich einen Abstecher in eben jenes „Viertel“ nur empfehlen. An eine Tasche bzw. einen Rucksack zum Transport dort erstandener Luxusartikel (richtig gut sortierter Craftbeer-Laden!) sollte im Vorfeld gedacht
Geschrieben am 27.03.2016 2016-03-27| Aktualisiert am
27.03.2016
Besucht am 21.03.2016
Trifft man sich mit Lokalmatadoren der Gastroszene vor Ort, geht man nicht selten mit einigen wertvollen Tipps nach Hause. Gut, dass uns nach dem wunderbaren Abend mit Borgi und Begleitung beim Eckitaliener noch jede Menge Zeit blieb, um seine kulinarischen Anregungen in Angriff zu nehmen.
Am nächsten Morgen – die Italo-Preziosen vom Vorabend waren halbwegs verdaut – da reifte in uns der Wunsch nach einem guten Frühstück in gemütlichem Ambiente. Borgfelders Tee-Tipp befolgend zog es uns in die Bremer Altstadt, genauer gesagt ins historische Schnoorviertel. Dort befindet sich inmitten enger Gassen ein schmales, geschmackvoll restauriertes Fachwerkhaus, in dem es sich auf drei Etagen vortrefflich Teetrinken und Abwarten (oder umgekehrt) lässt.
Der Besuch des ältesten noch erhaltenen Stadtteils der Hansestadt kommt mir wie eine Zeitreise ins 15. Jahrhundert vor. Kein Wunder, dass sich hier die Touristen (so wie ich) tummeln. So wundern mich die dänischen, englischen und japanischen Wortfetzen von den Nebentischen nicht.
Der Platz, an dem sich das Teestübchen befindet, wird auch heute noch „Wüstestätte“ genannt. Dieser Namen geht auf das Jahr 1659 zurück. Damals fielen die Häuser ringsherum einem verheerenden Brand zum Opfer. Nach langem Brachliegen wurden die Gebäude im 18. Und 19. Jahrhundert wieder neu aufgebaut und lediglich der Name verrät heute noch etwas über die dunkle Vergangenheit.
Der reich beschilderte Eingangsbereich kündet von „über 100 Sorten Tee im Ausschank“, einer gesunden saisonalen Küche sowie der Möglichkeit, hier sein Frühstück von 10 bis 18 Uhr einnehmen zu können. Das Teestübchen ist quasi Café, Restaurant, Wein- und Teestube in einem. Wäre doch gelacht, wenn wir hier nicht das Passende zur Stärkung finden würden.
Im Erdgeschoss erwartet den Neuankömmling nostalgisches Museumsinterieur und ganz viel hanseatisches Lebensgefühl. Allein die antiquarisch anmutende Kasse auf dem Verkaufstresen vor dem dekorativen hölzernen Teeregal ist ein echter Hingucker.
Von einer freundlichen Service-Dame wurden wir sympathisch empfangen und über schmale Treppenstufen zwei Stockwerke nach oben geleitet. Beim Mobiliar herrschte Holz in unterschiedlichster Form, Farbe und Stilistik vor. Dunkel lackierte Stühle – nicht sonderlich bequem, aber passend – standen um zünftig derbe, in helleren Tönen gehaltene Holztische. Schwere kupferne Stövchen, die auf ihre Erleuchtung warteten, zierten zusammen mit Zuckerdosen und Vasen, klassisch Indisch Blau mit Strohblumenmuster, die urigen Tischplatten.
Das bestellte Frühstück kostete 8,90 Euro und beinhaltete neben zwei Brötchen (Dinkel und Malz), das übliche Butter-Marmelade-Honig-Käse-Angebot. Ergänzt durch einen leckeren hausgemachten Kräuterdipp, einem hartgekochten Ei bzw. Rührei (wahlweise) sowie ein paar Cocktailtomaten ließ sich das geschmacklich gut an und man wurde satt ohne zu viel übrig lassen zu müssen. Die dargebotenen Produkte waren frisch und kamen appetitlich angerichtet an den Tisch. Kaffee, Tee, Cappuccino oder heiße Schoko waren im Preis mit drin. Wurst, gebratener Bacon oder hausgebeizter Lachs kosteten ein wenig extra. Gegen einen geringen Aufpreis wählte ich einen Bio-Darjeeling aus der Teebibel. Genauer gesagt einen aromatisch duftenden Badamtam (First Flush) aus irgendeinem Hochgebirgsgarten in Nordindien. Er schmeckte sagenhaft leicht und wirkte äußerst belebend. Meine beiden Begleiterinnen hielten sich an Roibosh und Oolong und waren ebenfalls begeistert. Unsere Tour durch Bremen konnte beginnen.
Das Teestübchen ist wirklich ein gemütliches Fleckchen Ur-Bremen, das zu einem Altstadt-Bummel einfach dazugehören sollte. Hier scheint die Zeit schon allein wegen den nostalgisch eingerichteten Räumlichkeiten etwas langsamer zu vergehen als anderswo. Beim Verlassen des Stübchens fiel mein Blick auf eine Schiefertafel mit der Aufschrift: „Dry aged Rumpsteak“. Da musste ich mich an das Wort „Restaurant“ erinnern, das auf dem Wirthausschild prangte und beschloss bei meinem nächsten Besuch auf das Frühstück zu verzichten und gleich zum Mittagessen überzugehen. Die klein gehaltene, auf der Internetseite einsehbare Speisenkarte hält nämlich einige Verlockungen parat. Danke, mein lieber Herr Borgfelder für diesen tollen Tee-Tipp. Er hat uns einen guten Start in den Bremer Montagmorgen ermöglicht. Die Fotos vom Besuch habe ich übrigens vor ein paar Tagen schon hochgeladen.
Trifft man sich mit Lokalmatadoren der Gastroszene vor Ort, geht man nicht selten mit einigen wertvollen Tipps nach Hause. Gut, dass uns nach dem wunderbaren Abend mit Borgi und Begleitung beim Eckitaliener noch jede Menge Zeit blieb, um seine kulinarischen Anregungen in Angriff zu nehmen.
Am nächsten Morgen – die Italo-Preziosen vom Vorabend waren halbwegs verdaut – da reifte in uns der Wunsch nach einem guten Frühstück in gemütlichem Ambiente. Borgfelders Tee-Tipp befolgend zog es uns in die Bremer Altstadt, genauer... mehr lesen
Teestübchen im Schnoor - Café und Restaurant
Teestübchen im Schnoor - Café und Restaurant€-€€€Restaurant, Cafe, Konditorei0421323867Wüstestätte 1, 28195 Bremen
4.0 stars -
"Abwarten und Teetrinken lässt es sich in diesem gemütlichen Stübchen des historischen Bremer Schnoorviertels besonders gut" marcO74Trifft man sich mit Lokalmatadoren der Gastroszene vor Ort, geht man nicht selten mit einigen wertvollen Tipps nach Hause. Gut, dass uns nach dem wunderbaren Abend mit Borgi und Begleitung beim Eckitaliener noch jede Menge Zeit blieb, um seine kulinarischen Anregungen in Angriff zu nehmen.
Am nächsten Morgen – die Italo-Preziosen vom Vorabend waren halbwegs verdaut – da reifte in uns der Wunsch nach einem guten Frühstück in gemütlichem Ambiente. Borgfelders Tee-Tipp befolgend zog es uns in die Bremer Altstadt, genauer
Wir schreiben das Jahr 2016. Es ist ein für sonnenverwöhnte Pfälzer etwas zu kühler Sonntagabend im März – von Frühlingsanfang im schattigen Bremen keine Spur. Doch anstatt sich der hier scheinbar üblichen norddeutschen Wetter-Tristesse zu ergeben, stehe ich mit meiner charmanten Begleitung fast auf Tuchfühlung mit einer etwas Wärme spendenden Gas- bzw. Terrassenfackel vor einem sehr einladend beleuchteten Eckristorante im Bremer Zonenrandgebiet, das sie hier „Östliche Vorstadt“ nennen. In Erwartung eines Pärchens, dessen männlicher Part sich als aktives Mitglied unserer GG-Community auszeichnet und der sich bereits durch mehrfach prämierte bzw. gemochte (sorry, Til S., aber ge“like“te ist mir an dieser Stelle echt zu neudeutsch!!!!!!!) Essensgeschichten auf dieser Plattform einen Namen gemacht hat. Nicht nur im Borgfeld scheint dieser eloquente Genussrebell einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben zu haben. Auch seine wortgewaltig dokumentierten Ausflüge in lukullische Pläsierregionen, wie beispielsweise der Südpfalz, gehören mittlerweile zum GG-Kulturerbe.
Mittlerweile hatte sich der Service-Chef des Lokals (einer der beiden „fratelli“)zu uns nach draußen gesellt und fragte uns, warum wir nicht im Warmen auf die noch fehlenden Ergänzungen unseres Gastro-Vierers warten wollten. Doch da kamen die beiden schon angeradelt. Vorbildlich behelmt, das Erkennungswort („Ischhabfottohendy“) laut ausrufend stiegen sie von ihren Drahteseln, um uns herzlich in Empfang zu nehmen. Meine vorsorglich vom St. Martiner Weingut „Vinification Ludwigshöhe“ vor Ort erworbene Flasche Rotweincuvée wechselte vorm Eingang des „Zwei-Bruder-Lokals“ seinen Besitzer. Ein vom Pfälzer Tourismusministerium als „trinkbar“ eingestufter Tropfen, der zur Not auch im Inneren der Gastwirtschaft in Ermangelung liquider Genussmittelkorrespondenz seinen Dienst (gegen entsprechendes Korkgeld versteht sich) hätte antreten können.
Über das Interieur des Italo-Tempels hat sich mein Bremer Gastrokollege im Vorbericht schon sehr detailversessen und mit der für ihn üblichen Sprachgewandtheit ausgelassen. Seinem geschärften Blick entging weder der leicht abgetretene Dielenboden, noch die hüfthohe Wandvertäfelung in dunklem Holzton. Die mit zarter Hand (Schwiegermutter oder Service-Dame?) beschriebenen Schiefertafeln waren knapp unterhalb der Decke angebracht und von einer vielarmigen „Lampenkrake“ ins rechte LED-Licht gesetzt. Hier war das Mittagsangebot (Penne, Gnocchi und Co.) nachzulesen. Bemerkenswert geradlinig eingedeckte Tische, die schlicht und edel zugleich wirkten. Insgesamt lässt sich der Gastraum als vornehm gemütlich bezeichnen, ohne zu dick auftragen zu wollen. Deshalb wahrscheinlich auch die inhomogene Bestuhlung und die stellenweise ins leicht Kitschige abdriftenden Accessoires an den Wänden. Auf einen Kommentar zu den silbernen Garderobehaken verzichte ich an dieser Stelle.
Die holzverkleidete Sitznische mit bequem gepolsterter Wandbank und Spiegel im Retro-Look war ein stilvoll illuminierter Hingucker. Welch Zufall, dass wir an jenem Abend genau dort Platz fanden. Kaum hatten wir es uns in unserer nostalgisch anmutenden Essecke gemütlich gemacht, begann eine unterhaltsame Tischkonversation, die nicht selten in herzliches Gelächter ausartete und die zunächst den Bestellvorgang etwas verschleppte. Vier Crodino-Secco (6,50 Euro für 0,2 l) ohne Eis (jahreszeitlich bedingt) trafen als Aperitif getarnt auf die durstigen Ankömmlinge. Sie wurden – wie die anderen Speisen und Getränke auch – vom bereits erwähnten Chef de Service und seiner weiblichen Verstärkung gereicht. Das Service-Duo machte seine Sache richtig gut. Der Hausherr gab sich locker, erteilte bereitwillig Auskunft (Lokalhistorie, Wurzeln, Background usw.) ohne zu langweilen, lehnte sich bei der Weinempfehlung bisweilen etwas zu weit aus der Loggia, konnte aber nonchalant parlieren und sich auf seine Gäste gut einstellen. Besonders begeistert waren wir aber von der reizenden Signorina. Ihre zurückhaltende und doch zugleich sehr aufmerksame Art wusste zu gefallen. Sie fasste uns – genau wie das Besteck – nur mit (verbalen) Samthandschuhen an. Sicherlich ein Gewinn für das Restaurant.
Schon nach den ersten 10 Minuten im Lokal war jedem am Tisch klar, dass das Thema „Essen“ heute nur eine untergeordnete, vielleicht sogar nebensächliche Rolle spielen wird. Es hat uns zwar zusammengeführt, dominierte jedoch nie unsere Gesprächsrunde. Dennoch kam der Hunger auf leisen Sohlen angeschlichen und musste fachgerecht überführt werden.
Wir studierten die recht übersichtlich angelegte Speisen- und Getränkekarte, während uns eine Art Fischcrème als Amuse gereicht wurde. Das dazugehörige Weißbrot war weder besonders knusprig, noch hatte es Geschmack. Die Variante mit Oliven auch nicht wirklich frisch. Das geht besser, Brüder Italiens!
Meine Wahl fiel auf die Fischsuppe (9 Euro) vorneweg, die gratinierten Jakobsmuscheln als Zwischengang (14 Euro) und die Spaghetti con Gamberi mit argentinischen Wildgarnelen, Olivenöl und Knoblauch (15,50 Euro) zum Hauptgang. Die Dame an meiner Seite entschied sich für das hauchdünn aufgeschnittene Zucchini-Carpaccio mit überbackenem Ziegenkäse, Pinienkernen und wildem Honig (9,50 Euro) sowie die mit Parmaschinken und Mortadella gefüllten Ravioli unter einer Bergkäse-Mascarponecreme (14,50 Euro). Das Pärchen, das uns freundlich gegenüber saß, hatte sich für die cremige Burrata aus dem Tagesangebot (12,50 Euro), das frisch gesammelte Waldpilz-Trio mit Kräuter-Polenta und Parmesancreme (11,50 Euro), die bereits erwähnten Ravioli (jedoch nur als kleiner Zwischengang, 8 Euro), das Wildlachsfilet auf Weißwein-Risotto an Grappasauce (21,50 Euro) sowie den Kalbsfilet-Turm auf Maisgries-Sockel mit Pistazienkuppel und umgebenden Jus-Graben (26,50 Euro) entschieden. Vorher sollte es aber noch eine kleine Antipasti-Platte (13,50 Euro) sein, die wir uns zu viert teilten. Würzige Grana Padano-Stücke eiferten mit aromatischem Parmaschinken um die Gunst unserer Geschmackspapillen. Verstreute Feldsalatsprengsel sorgten für grüne Tupfer, während die Kleckse vom Feigenchutney eine scharfe Wasabi-Note hatten.
Es war nun an der Zeit, den passenden Wein auszusuchen. Mein GG-Kollege reichte diesen Kelch an mich weiter, nicht ohne auf meine pfälzischen Rebwurzeln hinzuweisen. Derlei übertriebener vinophiler Fremdfederschmuck war mir fast schon unangenehm. Ich legte mich in Anbetracht der mehrheitlich gewählten Fisch-Preziosen mächtig ins Zeug und wählte einen Weißwein aus der Langhe (Region Piemont, Norditalien), einen Arneis DOC „Cristina Ascheri“ von der Cantine Giacomo Ascheri aus Bra (Provinz Cuneo). 26 Euro geteilt durch 13 Volumenprozent ergab als Quotient 2 Gläser im Gambero Rosso. So einfach kann eine Weinrechnung sein. So einfach, dass wir im Laufe des Abends gleich noch eine zweite Bouteille nachorderten (der vom Tischkollegen präferierte friaulische Sauvignon Blanc war wohl gerade aus…). Der strohgelbe Arneis war ein frischfröhlicher Essensbegleiter, dessen dezente Apfelnoten (laut Internet-Recherche) keiner am Tisch so richtig herausschmecken konnte. Ergänzend sei an dieser Stelle angemerkt, dass sich unser Wasserverbrauch am Tisch in Grenzen hielt. Nicht wegen den 5,50 Euro für die Flasche San Pellegrino bzw. Acqua Panna, sondern eher aufgrund unseres gewählten Weißweinschwerpunktes.
Unser kulinarischer Kreuzzug durch die brüderliche Speisenkarte war eröffnet. Eine aromatisch nach hoher See duftende Fischsuppe, in deren Tellermitte eine noch komplett beschalte, gegrillte Garnele prangte, wurde vor mir aufgetischt. Mit einem ordentlichen Tomaten-Sugo als Basis, hatte sie eine feine Frucht und war von der Würze her delikat abgeschmeckt. Die darin schwimmenden Fischstücke waren von auffällig guter Qualität und Gott sei Dank nicht totgegart. Nichts für Bouillabaisse-Fundis, aber für Freunde mediterraner Fischküche wie mich völlig ausreichend. Auf der Zucchini-Ziegenkäse-Landschaft meiner Begleitung dominierten die Farben Grün und Weiß. Die Kombi Ziegenkäse-Honig funktioniert ja eigentlich immer. Die Burrata von der (zweiten) Frau aus Bremen am Tisch sah richtig klasse aus. Auf einem Tomatenbett, das von etwas Grünzeug (Feldsalat und Rauke schienen an diesem Abend wie eine Art Leit-Beiwerk die Gerichte auszuschmücken) und Olivenöl-Schmiere flankiert wurde, befand sich die etwa faustgroße, recht unförmige Sonderform des Mozzarellas, deren Kuhmilchanteil für die nötige cremige Konsistenz sorgte. Von der Optik her etwas abgeschlagen fand die Trilogie von Waldpilzen ihren Adressaten. Die Parmesancreme begrub die Funghi-Variation (wahrscheinlich auch geschmacklich) mit ihrer schlonzigen Textur, die mir etwas zu fettig erschien.
Doch es blieb wenig Zeit verdauungstechnisch durchzuatmen (ich meine das jetzt nicht wörtlich, denn wir befinden uns im kultivierten Bremen und nicht im Schankhaus Anno Domini zu Klotzsche), denn zwei Zwischengänge harrten ihrer Vertilgung. Die hausgemachten Ravioli des Borgfeld-Gourmets sahen lecker aus. Aber auch sie schienen mir von etwas zu viel Mascarponecreme ummantelt. Den neuschlanken Hedonisten schien dies aber wenig zu stören, hatte er doch scheinbar schon das spirituelle Nachbeben (das gemeinhin unter dem Namen Digestif fungiert) auf seiner kulinarischen Richterskala miteinkalkuliert. Die beiden Coquilles Saint Jacques kamen klassisch in ihrer Behausung mit leicht würzigen Semmelbröseln gratiniert auf den Teller und waren von subtil-glasiger Konsistenz (Nuss und Rogen). Mit etwas Zitronensaft ein frischer Zwischengang, der den Appetit auf die garnelisierten Spaghetti im Hauptgang stringent zu fördern vermochte. Die Schnurnudeln waren etwas dünner wie gewohnt und hatten noch leichten Biss. Mit ein paar Cocktailtomaten , etwas Olivenöl und Knoblauch sowie einer leichten (Chili)Schärfe ausgestattet, war das ein 1-A-Pasta-Gericht, wie ich es schon oft beim Italiener genießen durfte. Warum auch immer das kulinarische Rad neu erfinden, wenn die Klassiker funktionieren?
Die Piatti meiner Tischgenossen sahen ebenfalls verlockend aus. Die Ravioli vom Zwischengang kamen im üppigeren Urformat und schmeckten meiner Begleitung hervorragend. Besonders die Füllung aus Parmaschinken und Mortadella war äußerst köstlich geraten. Eine ansehnliche Scheibe auf der Haut gebratenes Wildlachsfilet lag meiner gegenüber sitzenden Gesprächspartnerin aromenreich zu Gaumen. Auch sie lobte ihre Kombi, deren Risotto überraschend leicht daher kam. Vom Guide mit Heimrecht war angesichts seines perfekt rosa gebratenen Kalbsfilets nur noch ein fleischseliges „Muh“ zu vernehmen. Wahnsinn, dass dieser Mann nach den bereits verzehrten Gängen mit einem Käseteller den finalen Abschluss suchte. Aber auch hierbei gab er sich in Sachen genussvoller Ingestion keine Blöße.
Nach einem bernsteinfarbenen, leicht sherryartigen Dessertwein namens „Ni'Mia Passito“ und einer grandios schmeckenden Zabaione (8,50 Euro) wurde die weiße Fahne der Sättigung geschwenkt. Berauscht von den guten Gesprächen, der entdeckten gleichen Wellenlänge und natürlich dem schmackhaften Weißwein aus der Langhe zogen wir wie junge Römer von dannen. Und so schließe ich diesen zugegebenermaßen etwas ausufernden „Bericht“ mit den Worten eines leider viel zu früh verstorbenen Künstlers aus Österreich: „Lass diese Reise niemals enden, das Tun kommt aus dem Sein allein….“ und sage „grazie mille per una serata magica“
Wir schreiben das Jahr 2016. Es ist ein für sonnenverwöhnte Pfälzer etwas zu kühler Sonntagabend im März – von Frühlingsanfang im schattigen Bremen keine Spur. Doch anstatt sich der hier scheinbar üblichen norddeutschen Wetter-Tristesse zu ergeben, stehe ich mit meiner charmanten Begleitung fast auf Tuchfühlung mit einer etwas Wärme spendenden Gas- bzw. Terrassenfackel vor einem sehr einladend beleuchteten Eckristorante im Bremer Zonenrandgebiet, das sie hier „Östliche Vorstadt“ nennen. In Erwartung eines Pärchens, dessen männlicher Part sich als aktives Mitglied unserer... mehr lesen
Ristorante Due Fratelli
Ristorante Due Fratelli€-€€€Restaurant042167352817Hamburger Straße 32, 28205 Bremen
4.0 stars -
"Schicker, von „ due fratelli“ geführter Eckitaliener, in dem auch kulinarische Blinddates gelingen" marcO74Wir schreiben das Jahr 2016. Es ist ein für sonnenverwöhnte Pfälzer etwas zu kühler Sonntagabend im März – von Frühlingsanfang im schattigen Bremen keine Spur. Doch anstatt sich der hier scheinbar üblichen norddeutschen Wetter-Tristesse zu ergeben, stehe ich mit meiner charmanten Begleitung fast auf Tuchfühlung mit einer etwas Wärme spendenden Gas- bzw. Terrassenfackel vor einem sehr einladend beleuchteten Eckristorante im Bremer Zonenrandgebiet, das sie hier „Östliche Vorstadt“ nennen. In Erwartung eines Pärchens, dessen männlicher Part sich als aktives Mitglied unserer
Seit dem 08. Februar 2016 (nicht von der Fehlinformation auf der Homepage beirren lassen, denn da ist man noch im Jahre 2015 stecken geblieben) ist die Truppe von Chefkoch Nicola Chinni und Patrone Antonio Carbone ins Mundus Culinarius in der Ostbahnstraße eingezogen, um dort ihre italienische Frischeküche im Herzen von Landau aufzutischen. Ich freue mich, dass die beiden nun endlich wieder gastronomisch in der Pfalz wirken (ihr Schnellrestaurant im Gillet-Baumarkt zähle ich da mal nicht mit...) und werde sicherlich in der nächsten Zeit einen Antrittsbesuch im neuen Domizil wagen.
Seit dem 08. Februar 2016 (nicht von der Fehlinformation auf der Homepage beirren lassen, denn da ist man noch im Jahre 2015 stecken geblieben) ist die Truppe von Chefkoch Nicola Chinni und Patrone Antonio Carbone ins Mundus Culinarius in der Ostbahnstraße eingezogen, um dort ihre italienische Frischeküche im Herzen von Landau aufzutischen. Ich freue mich, dass die beiden nun endlich wieder gastronomisch in der Pfalz wirken (ihr Schnellrestaurant im Gillet-Baumarkt zähle ich da mal nicht mit...) und werde sicherlich in der nächsten Zeit einen Antrittsbesuch im neuen Domizil wagen.
La Vigna im Hotel Landhaus Herrenberg
La Vigna im Hotel Landhaus Herrenberg€-€€€Restaurant, Weinstube0634160205Lindenbergstraße 72, 76829 Landau in der Pfalz
stars -
"Das ehemalige "La Vigna" heisst nun "Mundus Culinarius" und liegt neuerdings im Herzen von Landau" marcO74Seit dem 08. Februar 2016 (nicht von der Fehlinformation auf der Homepage beirren lassen, denn da ist man noch im Jahre 2015 stecken geblieben) ist die Truppe von Chefkoch Nicola Chinni und Patrone Antonio Carbone ins Mundus Culinarius in der Ostbahnstraße eingezogen, um dort ihre italienische Frischeküche im Herzen von Landau aufzutischen. Ich freue mich, dass die beiden nun endlich wieder gastronomisch in der Pfalz wirken (ihr Schnellrestaurant im Gillet-Baumarkt zähle ich da mal nicht mit...) und werde sicherlich in
Die Idee, dem eigenen Weingut eine Weinstube anzugliedern, greift in der Pfalz immer mehr um sich. Eine gute Idee, wie ich finde, da man nun auf dem kulinarischen Weg neue Weingüter samt ihren durchweg guten Qualitäten besser kennenlernt. Denn guter Wein und leckere Gerichte – gerne auch mal deftig kreativ – passen eben perfekt zusammen.
Und in Ilbesheim gibt es ja seit April 2014 mit dem vom FEINSCHMECKER ausgezeichneten Hubertushof eine richtig gute Adresse für Gourmets, die in ungezwungener Atmosphäre genießen wollen. Mit der Weinstube Brennofen sind es nun schon zwei Lokale, die man dem Pfalzbesucher uneingeschränkt empfehlen kann. Der Weinort Ilbesheim bei Landau mit seinen mittlerweile überregional bekannten Jungwinzern Sven Leiner, Boris Kranz (sogar VdP-Winzer!) und Frank Ackermann hat sich in den letzten Jahren auch kulinarisch gut in Position gebracht. Und dazu trägt auch die Weinstube Brennofen bei.
Die ehemalige Ilbesheimer Ziegelei wurde von der Winzerfamilie Schmitt aufwendig renoviert und erweitert. Seit dem Sommer 2012 können hier Freunde Pfälzer Gastlichkeit entweder in der verglasten Wein-Lounge, dem urigen Gewölbekeller (ehemaliger Ziegelstein-Brennofen, der für größere Gesellschaften zur Verfügung steht und der Weinstube den Namen gibt), der lauschigen Weinlaube im Hof, dem mediterranen Wein-Garten oder der traditionellen Weinstube mit ihren freiliegenden Fachwerkbalken und der herzhaften Holzeinrichtung bei regional-bodenständiger Kreativküche ein paar schöne Stunden verbringen. Der kalten Jahreszeit geschuldet standen an unserem Besuchsabend natürlich nur die geschlossenen Räumlichkeiten zur Verfügung.
Parkplätze vor dem Haus sind in ausreichender Zahl vorhanden. Lediglich die derzeitige Baustelle an der Ortseinfahrt von Ilbesheim erschwerte die Anreise ein wenig. Durch eine Glasscheibe ließ sich ein erster Blick in den Gewölbekeller erhaschen. Dieser war an jenem Donnerstagabend mit einer größeren Gesellschaft älterer Semester gut gefüllt. Durch den Hof erreichten wir die stilvoll ausgeleuchtete Wein-Lounge, dem Herz-Stück der Weinstube. Dort wurde uns ein Platz direkt an der Glasfront zugewiesen.
Es herrschte eine angenehme, unaufgeregte Atmosphäre. Ein paar Tische in der Lounge sowie in der Weinstube waren belegt. Kein allzu großer Andrang an diesem Abend, was uns nicht störte und uns in aller Ruhe die übersichtlich angelegte Speisenkarte studieren ließ. Wäre Montag gewesen, hätte ich mich garantiert für das dreigängige „Blind Date mit den Köchen“, dem Überraschungsmenü für 23,90 Euro, entschieden. Bei wem sie sich da wohl die Idee geholt haben? Egal, man muss ja nicht jedes gastronomische Rad neu erfinden und die Betreiber des naheliegenden Hubertushofes sehen das sicherlich ganz gelassen.
Die von Küchenchef Riccardo Schatz und seiner Crew angebotene Speisenauswahl gliedert sich in 3 Vorspeisen (2 Salate und ein Süppchen), einen großen Salatteller, der sich je nach Gusto mit Hähnbrustfilet, Ziegenfrischkäse oder Rumpsteak upgraden lässt, ein paar Fleischgerichte (Winzer- und Rumpsteak in den gängigen Ausführungen), ein vegetarisches Gericht, etwas aus Fluss und Meer sowie Feines aus dem Forst. Zusätzlich werden ein paar Pfälzer Klassiker (Flääschknepp, Saumaache, Läwwerknedel unn Broodwaschd sowie jeden Freitag Ilbesheimer Kunschdhäwwelflääsch mit Quellgrumbeere) und fünf verschiedene Flammkuchen dargeboten.
Alle drei entschieden wir uns vorweg für den Feldsalat mit getrüffeltem Kartoffeldressing, pochiertem Ei und Knusperstroh (8,90 Euro). Der war recht überschaubar angelegt, was vielleicht auch am dem dickflüssigeren Kartoffeldressing lag. Das Trüffelöl hätte man aus meiner Sicht jedoch weglassen können. Das pochierte Ei in der Mitte schmeckte dagegen sehr lecker. Insgesamt ein zufriedenstellender Beginn, wenn ich mir insgeheim auch ein wenig mehr Finesse beim Anrichten gewünscht hätte.
Diese kam bei unseren Hauptspeisen viel deutlicher zum Tragen. Die Medaillons vom Hirschrücken (22,90 Euro) kamen aufgetürmt mit einer dunkel-schwarzen Schokoladen-Kirsch-Jus auf den Teller. Der Wirsing und die knusprigen Bratkartoffeln (eigentlich standen Walnuss-Gnocchi als Beilage in der Karte, aber mein Kollege bestand auf die traditionelle Pfälzer Kartoffelalternative) rundeten diese herzhafte Hauptspeise wunderbar ab. Kollege Nummer zwei entschied sich standesgemäß für das Rumpsteak (um die 20 Euro). Es hatte 220 g und war mit Riesling-Schmorzwiebeln bedeckt. Auf unsere Nachfrage hin war die Herkunft des Roastbeefs schnell geklärt: das Blockhouse, in dem die Rinder-WG wohnte, lag in Uruguay. Dem ausgewiesenen Fleischkenner schmeckte das perfekt medium gebratene Exemplar vorzüglich. Nur leider fehlten ihm ca. 100 Gramm zum „Wirklich-Sattwerden“. Mir fehlte bei meinem Hauptgang, der rosa gebratenen Entenbrust mit geschmortem Chicorée und Kartoffel-Lauch-Mousseline (21,90 Euro), rein gar nichts. Die zarte Entenbrust lag in Tranchen geschnitten und mit etwas Jus benetzt neben dem geschmorten Chicorée, der von einer Chili-Honig-Hollandaise flankiert wurde. Der Kartoffel-Lauch-Schaum stand in einem separaten Glas auf dem Teller, bereit zum Rauslöffeln. Geschmacklich war das alles absolut top und zudem noch einfallsreich arrangiert. Ein verdammt leckerer Hauptgang, wie ich ihn nach dem eher schwächeren Start gar nicht erwartet hätte.
Die Portionsgrößen lassen im Brennofen durchaus noch die Wahl eines Desserts zu. Also probierten wir von „allem Ebbes“. Den Espresso mit einer Kugel Walnuss-Eis und Sahnehaube (4 Euro), die Schokoladen-Erdnuss-Mousse mit Sesam-Hippe (6,90 Euro) und den pfannenfrischen Kaiserschmarrn mit Bratapfel-Kompott (6,60 Euro). Alles geschmacklich einwandfrei und ohne Schnörkel auf den Teller gebracht. Die Rum-Rosinen schmeckten bei meinem Schmarrn deutlich hervor, was jedoch kein wirklicher Makel war.
Die Zusammensetzung der Weinkarte erzählt ihre ganz eigene Geschichte. Auf ihr sind eben nicht nur Weine des hauseigenen Weinguts Schmitt vertreten, sondern auch – und das ist auf den ersten Blick eher ungewöhnlich – Weine von anderen Winzern. Dies hat seinen Grund. Im Sommer 2015 fiel das gesamte Flaschenlager (etwa 70 000 Flaschen) einem Brand im Außenbetrieb (glücklicherweise nicht direkt im Weingut!) zum Opfer. Lediglich die Weine, die in den Fässern des Weinguts reiften, konnten abgefüllt werden, weshalb derzeit nur Weine aus den Jahrgängen 2013 und 2014 verfügbar sind. Töchterchen Jana hatte sich nun schon zum zweiten Mal für den Winzerwettbewerb „Die junge Südpfalz – da wächst was nach“ qualifiziert. Da lag es nahe, auch ein paar Weine von den Jungwinzern mit ins Programm aufzunehmen, um so eine breitere Palette anbieten zu können. Der mild-fruchtige Portugieser Rosé von Ben Rothmeier aus Landau-Mörlheim (0,1 l für 2,10 Euro) schmeckte mir jedenfalls ausgezeichnet. Aber auch die Spezialität des Weingutes Schmitt, der „Raben-Dusel“ (ein im Holzfass ausgebauter Portugieser Rotwein für 2,50 Euro das 0,1l-Glas), überzeugte zur Ente.
Und so saßen wir in der Wein-Lounge, umsorgt von einer jungen Service-Truppe, die merklich auf Zack war, und merkten gar nicht wie die Zeit verging. Gute Kollegen, gutes Essen und guter Wein sind eben doch eine unschlagbare Kombination wenn es darum geht, einen kulinarisch wertvollen Abend bei netter Gesellschaft zu verbringen. Und bei meinem nächsten Besuch werde ich mich Montagabends zum „Blind-Date mit den Köchen“ verabreden. Das aber nur in weiblicher Begleitung.
Die Idee, dem eigenen Weingut eine Weinstube anzugliedern, greift in der Pfalz immer mehr um sich. Eine gute Idee, wie ich finde, da man nun auf dem kulinarischen Weg neue Weingüter samt ihren durchweg guten Qualitäten besser kennenlernt. Denn guter Wein und leckere Gerichte – gerne auch mal deftig kreativ – passen eben perfekt zusammen.
Und in Ilbesheim gibt es ja seit April 2014 mit dem vom FEINSCHMECKER ausgezeichneten Hubertushof eine richtig gute Adresse für Gourmets, die in ungezwungener Atmosphäre genießen... mehr lesen
Weinstube Brennofen
Weinstube Brennofen€-€€€Weinstube0634132215Wildgasse 5, 76831 Ilbesheim bei Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Bemerkenswerte Weinstube mit ambitionierter Küchenleistung und monatlicher Kulturbühne, die Tradition und Moderne stimmig vereint" marcO74Die Idee, dem eigenen Weingut eine Weinstube anzugliedern, greift in der Pfalz immer mehr um sich. Eine gute Idee, wie ich finde, da man nun auf dem kulinarischen Weg neue Weingüter samt ihren durchweg guten Qualitäten besser kennenlernt. Denn guter Wein und leckere Gerichte – gerne auch mal deftig kreativ – passen eben perfekt zusammen.
Und in Ilbesheim gibt es ja seit April 2014 mit dem vom FEINSCHMECKER ausgezeichneten Hubertushof eine richtig gute Adresse für Gourmets, die in ungezwungener Atmosphäre genießen
Das Auswärtsspiel gegen Waldsee hatte ein Nachspiel. Und zwar eines der kulinarischen Art. Zusammen mit acht Mannschaftskolleginnen und –kollegen schlugen wir nach vollbrachter Tat auf dem Badminton-Feld im Nachbarort Neuhofen bei Niko’s Restaurant gegen 19.30 Uhr auf. Um es gleich vorweg zu nehmen: es war meine Idee und wie sich herausstellen sollte, keine besonders gute. Google-Maps hatte den Laden ausgepuckt und er lag verkehrsgünstig am Ortsrand in unmittelbarer Nähe zur B9.
Von außen eher unscheinbar (das Gebäude fügt sich nahtlos in die recht unansehnliche Industriegebietsromantik ein), erwartet den Besucher drinnen ein großer Gastraum mit abgetrenntem Raucherbereich. Die indirekte Beleuchtung schaffte trotz der Raumgröße eine gewisse Gemütlichkeit. Die bequem gepolsterten Stühle und Tische waren in dunklem Holz gehalten. Das sah auf den ersten Eindruck schon recht edel aus. Der Boden war grau gefliest, ein paar spärliche Farbakzente in Form von Bildern an den Wänden. Auffallend schön in Szene gesetzt war der Thekenbereich. Auch hier wieder viel dunkles Holz und ein geschmackvoll gewählter Lichteinsatz.
Im Lokal angekommen, musste unsere Sportlergruppe im Eingangsbereich ca. 5 bis 10 Minuten auf einen freien Tisch warten. Wir hatten zwar angerufen, aber scheinbar hatte der Service mit einem früheren Aufbruch bereits verköstigter Gäste gerechnet. Nun da wir endlich saßen, hätten wir nur allzu gern unsere Getränkebestellungen aufgegeben. Aber das zog sich zunächst in die Länge. Schließlich waren die durstigen Sportler versorgt. Schade nur, dass wir nach ca. 30 Minuten Aufenthalt im Lokal immer noch keine Gelegenheit zur Essensbestellung bekamen. Na wenigstens durften die später angekommenen Gäste an der Nachbartafel schon mal ordern. Egal, mein großes Warsteiner (0,4 l) stand leuchtend vor mir – flüssiges Brot, das auch sättigte. Fürs Erste jedenfalls.
Die Speisekarte war vom Umfang und von der Auswahl der Gerichte typisch griechisch aufgebaut. Eine breite Palette an Grilltellern, Lammspezialitäten und auch deutschen Fleischklassikern (diverse Putensteaks sowie Rumpsteak & Co.) wurde angeboten. Dazu die obligatorischen Vorspeisen (Schafskäse, Champignons etc.) und ein paar Salate, die mit Gyros, Suzukakia oder Pute ebenfalls eher fleischlastig daher kamen. Doch wie heißt es im Titel von Heinz Strunks Bestseller: Fleisch ist mein Gemüse. Und beim Griechen passt das ja eh meistens…dachte ich.
Ein Mannschaftskollege teilte sich die gegrillten Peperoni mit Knoblauchsoße vorneweg. Der Preis lag irgendwo zwischen 4 und 6 Euro (übliche Ansetzung) und schien für das Gebotene in Ordnung zu sein. Ich probierte ein paar davon und musste feststellen, dass die grünen Schoten ordentlich Schärfe hatten. Zusammen mit dem gerösteten Knoblauch ein standesgemäßer Vorspeisenklassiker, wie man ihn bei vielen Griechen auf der Karte findet.
Dann verging sehr viel Zeit zwischen Vor- und Hauptspeise. Wir hatten Hunger und freuten uns schon auf den üblichen Vorspeisensalat, den unser „Nikos Teller“ für 2 Personen (28 Euro) beinhaltete, doch der Service bzw. die Küche zeigte keine Regung. Gegen 21 Uhr (nach gut einer Stunde Wartezeit im ansonsten mittlerweile relativ leeren Lokal) wurden dann große Salatportionen gereicht. Der Blattsalat war ok, das Dressing keineswegs unbekannt, da in vielen griechischen Restaurants ein Ähnliches verwendet wird. Die Bohnen und das Kraut aus dem Eimer waren auch essbar. Der große Kleks „Tsatziki“, der sich wie ein roter (äh weißer) Faden durch sämtliche Gerichte zog (wie sich später noch herausstellen sollte), war deutlich überportioniert. Doch wie der Schwabe so trefflich bemerkt: „de Hunger treibt‘s scho nei!“.
Es verging nochmal eine knappe halbe Stunde bis unser „Gemischtfleischwarengrillteller“ endlich nahte. Leider nicht mehr ganz so heiß, dafür aber umso schneller auskühlend. Beim Souvlaki-Spieß dominierten hauptsächlich die Röstaromen. Anscheinend hatte man das Fleisch im Vorfeld zu wenig mariniert und es dann etwas zu lange auf dem Grill liegen lassen. Die Gyros-Menge war beachtlich. Die Fleischqualität dagegen nicht. Geschmacklich war das schon sehr weit von der Gyros-Benchmark des Landauer Referenzgriechen „Olympia“ entfernt. Die dargebotenen Grillspieß-Schnipsel waren mir schlichtweg zu fettig. Ein viel zu geringer Anteil an knusprigen Stücken. Das geht viel besser. Die Schweinesteaks waren nicht fettig. Sie waren mager und komplett durchgegrillt, was sie zu einer zähen und trockenen Angelegenheit machte. Auch ihnen fehlte es doch arg an Würze. Die Tsatsiki-Portion war wie beim Salat wieder sehr großzügig bemessen. Konsequent in der Umsetzung des Grilltellers war das Fehlen jeglichen Gemüses. Bei schmackhafteren Fleischprotagonisten hätten wir das sicher gar nicht bemerkt. Die Beilagen bestanden aus geriffelten Pommes Frites und einem Gemüsereis, der zwar noch leicht bissfest, aber zu fad abgeschmeckt war. Insgesamt eine der enttäuschendsten Grillplatten der letzten Jahre. Das bekommt jeder Laie mit dem Einweggrill besser hin!
Meine Teamkollegin hatte den Lendenspieß geordert. Der war unter einer Pfeffer-Rahm-Pampe ertränkt. Kurios: die „Soße“ schmeckte vordergründig süß, war von ungewöhnlich heller Farbe und zog dir im Abgang die Pfefferkeule direkt auf die Zwölf. Da hätte der Lendenspieß auch vom alten Hammel stammen können. Man hätte es nicht herausgeschmeckt. Der geriffelte Pommes-Berg trotzte stolz der dickflüssigen Rahmtunke und verlieh dem Gericht wenigstens quantitativ etwas Würde.
Etwa eine halbe Stunde nachdem der Erste unserer Truppe sein Hauptgericht serviert bekam, brachte die sichtlich überforderte Bedienung auch dem Letzten unserer Tischgemeinschaft sein Essen. Ein absolutes „no-go“ und ein gastwirtschaftlicher Offenbarungseid obendrein. Klar, versuchte man das mit extragroßen Portionen und „Ouzos aufs Haus“ wieder gut zu machen. War ja auch alles nett gemeint, aber was nützt es, wenn selbst der hungrigste Esser den völlig überdimensionierten Gyros-Berg nicht verzehrt bekommt. Weniger Masse, eine höhere Produktqualität und eine feinere Zubereitung würden hier Abhilfe schaffen. Denn wäre der Olymp ein Fleischberg, Nikos Voulgaris, der Besitzer des Ladens, hätte bei diesen Mengen seinen Ehrenplatz jetzt schon sicher. Obwohl ihn wahrscheinlich Dionysos aufgrund seiner kargen Weinauswahl davon jagen würde.
Doch von der griechischen Mythologie zurück zur harten kulinarischen Realität in Neuhofen. Warum einer von uns vorne an der Kasse zahlen musste, während der Rest der Mannschaft am Tisch die Scheine zückte, erschloss sich mir ebenso wenig, wie die recht gleichgültige Reaktion der Servierdame auf meinen dezenten Hinweis auf die grill- und geschmackstechnischen Unzulänglichkeiten unserer schnell erkalteten Platte. Egal, das Zwei-Personen-Stück in Sachen Fleisch ging auf mich. Mein Gastrogewissen musste beruhigt werden. Dagegen beruhigte sich mein Magen auch nach doppelter Ouzo-Betäubung nur schleppend. Auch eine Form von Nachhaltigkeit, wenngleich ich auf diese gerne verzichtet hätte.
Das Auswärtsspiel gegen Waldsee hatte ein Nachspiel. Und zwar eines der kulinarischen Art. Zusammen mit acht Mannschaftskolleginnen und –kollegen schlugen wir nach vollbrachter Tat auf dem Badminton-Feld im Nachbarort Neuhofen bei Niko’s Restaurant gegen 19.30 Uhr auf. Um es gleich vorweg zu nehmen: es war meine Idee und wie sich herausstellen sollte, keine besonders gute. Google-Maps hatte den Laden ausgepuckt und er lag verkehrsgünstig am Ortsrand in unmittelbarer Nähe zur B9.
Von außen eher unscheinbar (das Gebäude fügt sich nahtlos in... mehr lesen
2.0 stars -
"Deutsch-griechische Konfusionsküche mit eingebauter Servicewüste und Fleischbergen bis zum Abwinken" marcO74Das Auswärtsspiel gegen Waldsee hatte ein Nachspiel. Und zwar eines der kulinarischen Art. Zusammen mit acht Mannschaftskolleginnen und –kollegen schlugen wir nach vollbrachter Tat auf dem Badminton-Feld im Nachbarort Neuhofen bei Niko’s Restaurant gegen 19.30 Uhr auf. Um es gleich vorweg zu nehmen: es war meine Idee und wie sich herausstellen sollte, keine besonders gute. Google-Maps hatte den Laden ausgepuckt und er lag verkehrsgünstig am Ortsrand in unmittelbarer Nähe zur B9.
Von außen eher unscheinbar (das Gebäude fügt sich nahtlos in
Das Weinrestaurant „Unikat“ trägt die Einzigartigkeit in seinem Namen. Und tatsächlich unterscheidet es sich schon von der Einrichtung her klar von herkömmlichen Weinlokalen. Dies spürt man schon beim Betreten des verschachtelten, von Kunstgegenständen geprägten Wormser Weintreffs. Vorausgesetzt man findet das versteckt in der Altstadt gelegene, von außen recht unscheinbare „Einzelstück“ überhaupt.
Hier im Zentrum von Worms hat man sich ganz den Weinen Rheinhessens verschrieben. Eine bemerkenswerte, und für Südpfälzer wie mich, eher unbekannte Weinregion, die mit über 26000 Hektar flächenmäßig noch vor der Pfalz rangiert und damit das größte Anbaugebiet Deutschlands darstellt. Kein Wunder also, dass die Weinkarte ebenfalls ein wahres „Unikat“ darstellt. Sie ist reicht gefüllt mit erlesenen Weinen, die es in großer Auswahl (ca. 50 davon offen) zu entdecken gilt. Wir entschieden uns für einen knackig trockenen Viognier „S“ vom Weingut Keller aus Pfiffligheim (0,2 l für 5,50 Euro) und einen filigranen Grauburgunder aus dem Barrique vom Weingut Groh aus Bechtheim (0,2 l für 5,90 Euro). Beide Weine bewiesen echte Klasse.
Den kulinarischen Unterbau zu unseren vinophilen Ausschweifungen an diesem verregneten Novemberabend lieferte die einfallsreiche „Kreuzüberküche“ des innovativ aufkochenden jungen Küchenchefs Martin Menzel, der seine Lehrzeit im Sternerestaurant „Schwabenstube“ des Hotels Adler Asperg bei Ludwigsburg absolvierte. Seine übersichtlich angelegte und sehr feinsinnig arrangierte Speisenkarte steckt zwar voller Zitate aus der französischen Hochküche, ist jedoch viel bodenständiger ausgerichtet. Das Angebot an kulinarischen „Weinbegleitern“ wechselt wöchentlich und offeriert neben ein paar Vorspeisen (ein paar Hauptgerichte sind auch als kleinere Vorspeisenportion erhältlich) eine gute Handvoll Hauptgänge.
So hatten wir die Qual der Wahl zwischen karamellisierter Foie Gras mit selbstgemachten Cantuccini (10,50 Euro als Vorspeise), den hausgemachten Maultaschen mit rotem Zwiebelkonfit (8,80 Euro), Seeteufelmedaillons auf einem Paprika-Bohnen-Bulgur-Nest (19,80 Euro) oder der bei Niedrigtemperatur gegarten Gänsebrust mit Walnussbratapfel, Rotkohl und Serviettenknödel (ebenfalls 19,80 Euro). Und für den kleineren Hunger wurde ein Linsencremesüppchen (5,80 Euro) im Weckglas angeboten. Hausgemachtes Eis und Sorbet oder eine frisch flambierte Crème brulée bildeten die süßen Schlussakkorde der kreativ zusammengestellten Karte.
Die Küche begrüßte uns auf ihre Art mit einem Klecks Sauce Tartare und einer Ecke hausgebackenem Brot mit tomatig-mediterraner Füllung. Der Einstieg war gelungen. Vorweg entschieden wir uns für die erwähnte Linsensuppe und die feinen Räucherlachs- bzw. Roastbeefscheiben (10,50 Euro als Vorspeise), die zusammen mit einer traditionellen Sauce Gribiche und etwas Salat auf dem Teller landeten. Mit Essig, Kapern und Gewürzgurken verfeinert, verlieh diese kalte Sauce den delikaten Fisch- und Fleischscheiben den richtigen Gaumenkick. Das leicht rauchige Aroma der Linsencremesuppe meines Kollegen konnte ich über den Tisch hinweg riechen.
Dann war es Zeit für einen Weinwechsel, da die Hauptspeisen nahten. Ein trockener Syrah „R“ vom Weingut Keller (0,2 l für 5,70 Euro) mit ordentlich Frucht und einem gut eingebundenen Holzrückrat sollte das Rinderfiletmedaillon (mit Kartoffelgratin und Salatschale für 22,80 Euro) meines Kollegen und Teilzeitvegetariers adäquat korrespondieren. Und wie er das tat. Wie gerne hätte auch ich den Grünen Veltliner zu meinen Seeteufelmedaillons (nach)geordert, aber die bevorstehende Autofahrt von Worms zurück in die Pfalz erlaubte es nicht. Ein Jammer.
Beide Hauptgänge kamen toll angerichtet an den Tisch. Geschmacklich waren sie ebenfalls vom Feinsten. Fleisch und Fisch auf den Punkt gebraten und die Beilagen gekonnt zubereitet und abgeschmeckt. Die Jus meines Speisepartners war zum „Tellerauslecken“ gut. Er unterließ es jedoch, da in ihm noch ein Funken Restanstand vorhanden war. Locker und fein sind zwar im „Unikat“ keine sich ausschließenden Prinzipien, sondern eher gewollte Kombinationsattribute, aber übertreiben braucht man es ja schließlich auch nicht.
Noch ein paar Worte zur Bedienungscrew. Die weinkundige Service-Truppe beriet uns während des gesamten Abends äußerst kompetent und mit dem richtigen Maß an augenzwinkerndem Humor. So wurde aus der Weinberatung keine „bierernste“ Angelegenheit. Solche positiven „winevibes“ übertragen sich natürlich auch auf die anderen Gäste, die sich in dieser gelösten Atmosphäre sichtlich wohlfühlten.
Da wundert es kaum, dass sich aus dem ursprünglich als Lagerraum gedachten Anwesen in der Rheinstraße (Ecke Bärengasse) ein äußerst florierendes Weinlokal entwickelt hat. Und Inhaberin Ulrike Bickel wollte den Schritt in die Gastronomie anfänglich erst gar nicht wagen. Doch das Konzept ging auf. Zusammen mit ihrem Ehemann und Service-Leiter Hans-Jürgen Uhink (der sich mit uns nach dem Essen angeregt unterhielt, Anm.) hat die passionierte Kunstsammlerin die Räumlichkeiten ihres „Unikats“ in den vergangenen Jahren sukzessiv erweitert.
Aus dem einstigen „Wein-Wohnzimmer voller Kunstgegenstände“ ist ein romantisch verwinkeltes Restaurant geworden, das von der Einrichtung her seines Gleichen sucht. Allgegenwärtige Vielfalt, die sich zunächst in Form unterschiedlichster Beleuchtung ausdrückt. Von der Decke baumeln stilvolle Würfellampen aus Holz, welche die schlicht eingedeckten Tische ins rechte Licht setzen. Was auffällt: kein Tisch gleicht vom Stil her dem anderen. Auf den schweren Holzbänken sorgt ein bunter Kissenmix für bequeme Stunden.
Bemerkenswert: das sogenannte „Eulenhaus“. Die benachbarte Altstadtvilla aus dem 19. Jahrhundert, wurde stilvoll renoviert und steht nun mit seinem kunstvoll modernen Ambiente für größere Feiern und Veranstaltungen zur Verfügung. Hier gehört die Kunst genauso zur Dekoration wie die freigelegten Balken zum Fachwerk. Und wenn einmal im Quartal die „Jungen Wilden“ (Köche, Anm.) am Herd stehen und mit ihren Menüabenden kulinarisch für Furore sorgen, mutiert der historische „Anbau“ zu einem Hort des guten Geschmacks und gehobener Gastlichkeit.
Doch nicht nur wegen des hervorragenden Essens lohnt eine Fahrt in die Domstadt am Rhein. Wer neue Inspiration in Sachen Wein sucht und auch mal über den Pfälzer „Flaschenrand“ schauen möchte, ist bei Hausherr Hans-Jürgen Uhink bestens aufgehoben. Die umfangreiche Weinkarte stellt er nach wie vor selbst zusammen. Genauso wie seine Unikat-Cuvées, die schon zum zweiten Mal in Folge vom Gault Millau hohe Bewertungen erhielten. Als „Weinscout“ wildert er gerne im seinem rheinhessischen Revier und nimmt dabei tolle Weintypen in sein Angebot auf. Die Namen der Weingüter Keller, Schales, Spiess oder Michel sollte man sich merken, denn was sie vinifizieren ist wirklich bemerkenswert.
Und so verging dieser wahrlich einzigartige Abend im „Unikat“ zu Worms. Als wir die Heimreise gen Pfalz antraten, waren wir uns einig, dass bei der nächsten in der Nähe liegenden Fortbildungsveranstaltung ein Abstecher in den Wormser Weintreff zum Pflichtprogramm dazu gehört. Inspiriert von den außergewöhnlichen Weinen Rheinhessens und gut gesättigt von Martin Menzels Kreativküche, traten wir nach dem Verzehr zweier sündhaft süßen Crème brulée-Schälchen (jeweils 5 Euro) äußerst euphorisch die Rückfahrt an.
Das Weinrestaurant „Unikat“ trägt die Einzigartigkeit in seinem Namen. Und tatsächlich unterscheidet es sich schon von der Einrichtung her klar von herkömmlichen Weinlokalen. Dies spürt man schon beim Betreten des verschachtelten, von Kunstgegenständen geprägten Wormser Weintreffs. Vorausgesetzt man findet das versteckt in der Altstadt gelegene, von außen recht unscheinbare „Einzelstück“ überhaupt.
Hier im Zentrum von Worms hat man sich ganz den Weinen Rheinhessens verschrieben. Eine bemerkenswerte, und für Südpfälzer wie mich, eher unbekannte Weinregion, die mit über 26000 Hektar flächenmäßig noch... mehr lesen
5.0 stars -
"Kunstvoll gestalteter Weintreff in der Wormser Altstadt mit einfallsreicher Crossover-Küche" marcO74Das Weinrestaurant „Unikat“ trägt die Einzigartigkeit in seinem Namen. Und tatsächlich unterscheidet es sich schon von der Einrichtung her klar von herkömmlichen Weinlokalen. Dies spürt man schon beim Betreten des verschachtelten, von Kunstgegenständen geprägten Wormser Weintreffs. Vorausgesetzt man findet das versteckt in der Altstadt gelegene, von außen recht unscheinbare „Einzelstück“ überhaupt.
Hier im Zentrum von Worms hat man sich ganz den Weinen Rheinhessens verschrieben. Eine bemerkenswerte, und für Südpfälzer wie mich, eher unbekannte Weinregion, die mit über 26000 Hektar flächenmäßig noch
Der Besitz des Schlemmerblocks verschlägt mich in Lokalitäten, die ich sonst wahrscheinlich nicht besuchen würde. Umso schöner wenn man die ein oder andere positive Überraschung mitnehmen kann. So geschehen an einem verregneten Sonntagmittag in der Dorfschänke zu Landau-Wollmesheim. Doch zunächst musste ich mich an das etwas in die Jahre gekommene Interieur gewöhnen. Da scheint seit ca. 30 Jahren die Zeit still gestanden zu sein. Alles total „Old School“ - alles total Wirtschaft wie früher. Ich fühle mich wie in der Herxheimer Bahnhofswirtschaft zu meiner Kommunionsfeier und bemerke, dass meine Begleitung und ich altermäßig eher weniger hier reinpassen. Egal, die älteren Leute schauten alle ganz freundlich drein.
Der Blick in den Gastraum offenbarte einige Kuriositäten vergangener Gastrozeiten: Zinnteller an den Wänden, dunkle Holzdecke, Kühlschrank mit Dosenwurst im Raum, ein großes Bücherregal (Enzyklopädien, ein Buch über Hamster (!!!) sowie diverse Wein-(straßen)literatur) und ein massiver Thekenbereich. Man blickt nach draußen auf den baumbestandenen Parkplatz. Die Toiletten sind über den Vorraum zu erreichen. Dieser verströmte beim Betreten einen Geruch von langer gutbürgerlicher Küchentradition, negativ formuliert könnte man auch den Begriff "muffig" verwenden.
Ein Schild am Eingang deutet auf die frischen Lammspezialitäten des Lokals hin. Aha, da haben wir es! Das Quäntchen Profilschärfe, das die Dorfschänke von anderen gutbürgerlichen Gaststätten etwas abhebt. Also warum nicht mal am Sonntag Lamm essen? Und dazu noch in einer ungewöhnlichen Zubereitung: in zwei leckeren Bratwürsten verwurstet, mit frisch duftendem Sauerkraut (Lorbeerblatt und Wacholderbeeren inklusive) und "Gebreedelde" (Bratkartoffeln). Das alles für 9,50 Euro. Da kann man nicht meckern. Lobenswert auch der frisch angemachte Krautsalat (definitiv kein Convenience aus dem Eimer!) zu den Lammröllchen (Cevapcici auf neudeutsch), die vielleicht etwas zu lange auf dem Grill waren. Auch diese wurden mit gerademal 7 Euro sehr preisgünstig angeboten. Der Bellheimer Meistersud, ein süffiges Flaschenbier aus der Region, für 2,50 Euro den halben Liter. Auf dem Land stimmt das Verhältnis von Preis zu Leistung eben noch.
Fazit:
Wir waren gut gesättigt und es schmeckte alles. Mit dem Freigericht vom Block waren es letzten Endes schlappe 15 Euro, die wir bezahlten. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal für ein Sonntagsessen so wenig Geld ausgab. Der nette Inhaber und Küchenchef Herr Werner Fritz kam zu uns an den Tisch und erzählte uns von seiner Lammzucht, der Werbewirkung des Gutscheinheftes und seiner Nussdorfer Zeit in der Weinstube Übel, deren Lammspezialitäten dem Lokal damals einen guten Ruf einbrachten. Seit ein paar Jahren ist er nun in Wollmesheim mit annähernd gleichem Konzept erfolgreich unterwegs. Lamm-Esser fühlen sich hier gut aufgehoben, das Fleisch stammt schließlich aus der eigenen Zucht. Alle paar Wochen bringt Herr Fritz ein knappes Dutzend Lämmer – ok, ich bring das Wortspiel - zum Schweigen und zwar für immer! Für Frische und Qualität beim Fleisch ist also gesorgt. Zusätzlich sind viele Pfälzer Spezialitäten auf der Karte zu finden. Nichts Außergewöhnliches, aber für jeden Geschmack etwas dabei. Jeden Mittwoch gibt es ein Special (Spanferkel, Kammkotelett, Dampfnudeln) und am ersten Wochenende des Monats steht das Schlachtfest auf dem Programm. Für Fleischesser bietet sich in der Dorfschänke also ein großes Angebot. Der Vegetarier muss in der Karte schon genauer suchen, um fündig zu werden. Lobenswert: es wird ein täglich wechselnder Mittagstisch angeboten. Das alles zu einem erfreulich fairen Preis-Leistungsverhältnis, das die etwas altbackene Einrichtung in den Hintergrund rückt und den Fokus auf die gut gefüllten Teller richtet. Gutbürgerlich, pfälzisch, ehrlich gekocht.
Der Besitz des Schlemmerblocks verschlägt mich in Lokalitäten, die ich sonst wahrscheinlich nicht besuchen würde. Umso schöner wenn man die ein oder andere positive Überraschung mitnehmen kann. So geschehen an einem verregneten Sonntagmittag in der Dorfschänke zu Landau-Wollmesheim. Doch zunächst musste ich mich an das etwas in die Jahre gekommene Interieur gewöhnen. Da scheint seit ca. 30 Jahren die Zeit still gestanden zu sein. Alles total „Old School“ - alles total Wirtschaft wie früher. Ich fühle mich wie in der Herxheimer Bahnhofswirtschaft zu meiner Kommunionsfeier und... mehr lesen
Zur Dorfschänke
Zur Dorfschänke€-€€€Restaurant06341648829Wollmesheimer Hauptstraße 13, 76829 Landau in der Pfalz
3.5 stars -
"Wollmesheimer Old-School-Lammlokal, bei dem primär Fleischesser auf ihre Kosten kommen" marcO74Der Besitz des Schlemmerblocks verschlägt mich in Lokalitäten, die ich sonst wahrscheinlich nicht besuchen würde. Umso schöner wenn man die ein oder andere positive Überraschung mitnehmen kann. So geschehen an einem verregneten Sonntagmittag in der Dorfschänke zu Landau-Wollmesheim. Doch zunächst musste ich mich an das etwas in die Jahre gekommene Interieur gewöhnen. Da scheint seit ca. 30 Jahren die Zeit still gestanden zu sein. Alles total „Old School“ - alles total Wirtschaft wie früher. Ich fühle mich wie in der Herxheimer Bahnhofswirtschaft zu meiner Kommunionsfeier und
Geschrieben am 30.12.2015 2015-12-30| Aktualisiert am
30.12.2015
Besucht am 28.12.2015
Seit diesem Sommer kommt einem die Landauer Traditionsgaststätte „Blumenkorb“ spanisch vor. Grund dafür: das „Pintxos – Tapas & Pasión“ hat hier Einzug gehalten. Die Räume hat man geschmackvoll mit diversen Accessoires (Flamenco-Bilder an den Wänden, alte Holzfässer) in südländischem Stil dekoriert. Stühle und Tische in dunkler Holzoptik sollen iberischen Charme ausstrahlen. Das freundliche Service-Team agiert dabei mit herzlich-mediterraner Nonchalance und hat alle Hände voll zu tun, die kleinen Tellerchen und Schälchen an die Tische zu befördern.
Wir hatten letzten Montagabend vorsorglich reserviert und bekamen einen Tisch im Zentrum des Gastraumes angeboten. Durch eine Säule abgeschirmt, saßen wir dann doch nicht so sehr auf dem „Präsentierteller“ wie anfänglich befürchtet. Die Atmosphäre war gelöst. Eine längere Tafel wurde von einer Großfamilie in Anspruch genommen, ansonsten teilten sich die verbliebenen Tische auf einige Pärchen auf. Auf Schiefertafeln an der Wand konnte man sich zusätzlich über das Tapas-Angebot und den Wein des Monats informieren.
Meine Erwartungen waren recht hoch, denn im Vorfeld hatte mein Kollege aus Landau vom „neuen Spanier“ geschwärmt. Folglich hatten wir unseren Besuch beim „Las Tapas“ in Germersheim, für mich immer noch der Referenzspanier der Region, auf das nächste Jahr verschoben. Unser kulinarischer Ausritt ins Don Quichotte nach Speyer (siehe vorherige Rezension) sowie der bevorstehende Urlaub auf einer bekannten Baleareninsel haben die Lust auf spanische Küche zusätzlich angefacht.
Uns wurde die Speisenkarte gereicht. Auf der ersten Seite ein paar Infos über die spanische Tapaskultur im Allgemeinen und die Einteilung der Häppchen in verschiedene Kategorien. Soweit so gut. Dann das Herzstück der Karte: 15 verschiedene Tapas (kalt und warm) waren darin gelistet. Von den Datteln im Speckmantel (6,50 Euro) über die Maurischen Spieße (7,60 Euro) bis zu den Albondigas (=Hackfleischbällchen, 6,80 Euro) waren alle bekannten Klassiker vertreten. Leider befanden sich keine Spezereien wie Fischkroketten oder Geflügelleber in Sherry darauf. Dafür verschiedene Platten mit luftgetrockneten iberischen Spezialitäten (Jamon Serrano bzw. Iberico oder den berühmten Manchego-Käse). Auf der zweiten Seite befanden sich ein paar geröstete Brote („Panes“) mit verschiedenen Belägen (Tomate, Ziegenkäse oder Iberico-Schinken), die preislich zwischen 3,90 und 10,90 Euro rangierten. Mit einer Handvoll Fleisch- und Fischgerichten, die vornehmlich vom Grill kommen, soll wohl der größere Hunger erfolgreich bekämpft werden. Ab zwei Personen lässt sich auch eine der drei Paella-Varianten („Pintxos“ – mit Geflügel / Fleisch oder „De Mariscos“ – mit Fisch und Meeresfrüchten oder „Mixta“ – mit allem) bestellen.
Warum nicht mal wieder eine Paella (natürlich „Mixta“!) essen? Dann das Kleingedruckte. Da stand etwas von frischer Zubereitung, die ca. 35 bis 40 Minuten dauern kann. Hmm, unser Hunger konnte nicht um 40 Minuten verschoben werden. Die Idee: mit einer Tapa und einem Salat als Vorspeise wäre die Wartezeit überbrückbar. Ich entschied mich für die spanischen Köttbullar (= Albondigas) in scharfer Tomatensauce. Meine Begleitung wählte einen gemischten Salat. Bis diese beiden Gerichte an unserem Tisch eintrafen, verging eine ganze Weile. Ein San Miquel aus der Flasche und ein erster Korb voll Weißbrot mussten dran glauben. Dann kamen endlich die heiß ersehnten Ibero-Frikadellen in kleiner Tonschale aus dem Backofen. Die Sauce war leider überhaupt nicht scharf. Nicht einmal pikant. Vom Geschmack her eher langweilig. Dafür mit einer guten Portion Erbsen (???) versehen. Naja. Die Hackbälle brachten meine Geschmacksnerven genauso wenig in Wallung. Das war maximal guter Durchschnitt. Mehr aber auch nicht. Gleiches galt für den Salat, der etwas zu leise angemacht war. Aber das Hauptgericht, unsere gemischte Paella (29,80 Euro), stand ja noch aus.
Die Paella kam in einer typischen Pfanne und roch angenehm nach Meeresgetier, mit dem sie auch belegt war (Garnelen, Miesmuscheln). Neben ordentlich Zwiebel und Knoblauch (mir persönlich war das des Guten zu viel) ließen sich diverse Hühnerfleischstücke, Tintenfischringe sowie Kaninchenteile darin ausmachen. Der fast schon penetrante süßliche Schalentiergeschmack erschlug leider den handwerklich gut gemachten Rest der Pfanne. Von der Menge her war das in Ordnung. Am omnipräsenten „Marisco-Aroma“ erschöpfte sich unsere Paella-Lust dann doch recht schnell und unser Genussfaktor hielt sich im Rahmen. Geschafft haben wir sie dann auch nicht ganz.
Trotzdem kann ich nicht behaupten, dass hier komplett „am Thema vorbeigekocht“ wurde. Die Reispfanne lag uns nicht im Magen, da hier gute, teilweise frische Zutaten verarbeitet wurden. Bei Muscheln und Garnelen sollte das selbstverständlich auch so sein. Dennoch hat sie uns kulinarisch nicht „vom Hocker gehauen“. Beim nächsten Besuch im „Pintxos“ futtere ich mich dann quer durch die Tapas-Karte. Mal sehen, was die Komplizen der Albondigas so draufhaben. Aber vorher fahr ich nach Germersheim ins „Las Tapas“.
Seit diesem Sommer kommt einem die Landauer Traditionsgaststätte „Blumenkorb“ spanisch vor. Grund dafür: das „Pintxos – Tapas & Pasión“ hat hier Einzug gehalten. Die Räume hat man geschmackvoll mit diversen Accessoires (Flamenco-Bilder an den Wänden, alte Holzfässer) in südländischem Stil dekoriert. Stühle und Tische in dunkler Holzoptik sollen iberischen Charme ausstrahlen. Das freundliche Service-Team agiert dabei mit herzlich-mediterraner Nonchalance und hat alle Hände voll zu tun, die kleinen Tellerchen und Schälchen an die Tische zu befördern.
Wir hatten letzten Montagabend vorsorglich... mehr lesen
Pintxos - Tapas & Pasión
Pintxos - Tapas & Pasión€-€€€Restaurant, Tapasbar06341 9590440Königstraße 3, 76829 Landau in der Pfalz
3.0 stars -
"Kulinarischer Durchschnitt und ein sehr bemühter Service bei Landaus neuem Spanier" marcO74Seit diesem Sommer kommt einem die Landauer Traditionsgaststätte „Blumenkorb“ spanisch vor. Grund dafür: das „Pintxos – Tapas & Pasión“ hat hier Einzug gehalten. Die Räume hat man geschmackvoll mit diversen Accessoires (Flamenco-Bilder an den Wänden, alte Holzfässer) in südländischem Stil dekoriert. Stühle und Tische in dunkler Holzoptik sollen iberischen Charme ausstrahlen. Das freundliche Service-Team agiert dabei mit herzlich-mediterraner Nonchalance und hat alle Hände voll zu tun, die kleinen Tellerchen und Schälchen an die Tische zu befördern.
Wir hatten letzten Montagabend vorsorglich
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Datenschutz-Einstellungen
Hier können Sie festlegen, wie wir Ihre Daten verwenden dürfen. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionen zur Verfügung stehen.
Unbedingt erforderliche Technologien
Um Sicherheit gewährleisten, Missbrauch verhindern und Inhalte und Anzeigen technisch sowie unsere Services wie von Ihnen gewünscht bereitstellen zu können, sind folgende Technologien erforderlich.
Produkte oder Inhalte technisch bereitstellen
z.B. Session für Warenkorb, Favoriten, letzte Bestellungen ...
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie im internen Bereich an erforderlichen Stellen.
Google Anzeigen
z.B. die kostenlose Nutzung unserer Website ist nur mit Google Adsense Werbeanzeigen möglich.
Performance Cookies
Mithilfe dieser Cookies können wir Besuche und Traffic-Quellen zählen, damit wir die Leistung unserer Website messen und verbessern können. Sie geben uns Aufschluss darüber, welche Seiten beliebt und weniger beliebt sind und wie sich Besucher auf der Website bewegen.
Google Analytics
z.B. Erfassung der Seitenaufrufe, Verweildauer usw.
Google Tag Manager
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Facebook Pixel
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Multimediale Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, die Funktionalität und individuelle Gestaltung zu verbessern, beispielsweise von integrierten Videos und virtuellen 360° Rundgängen. Ohne diese Cookies können einige oder alle dieser Funktionen nicht ordnungsgemäß funktionieren.
Youtube Videos
z.B. Integration von Youtube Videos über iFrame Technologie.
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie.
Google Maps 360° Rundgänge
z.B. Integration von Google Maps 360° Rundgängen per Javascript
Marketing Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, auf die Benutzerinteressen abgestimmte Werbung einzublenden.
Der Abend im asiatisch inspirierten Seafood-, Grill- und Bar-Restaurant war ein würdiger Abschluss unserer kulinarischen Entdeckungsreise, die auch dank des Bremer Gastro-Papstes aus Borgfeld zu einigen abwechslungsreichen Erlebnissen am Gaumen führte.
Ich hatte schon ein paar Tage vorher reserviert, um auf Nummer sicher zu gehen. Das dem „East-Hotel“ angeschlossene, und dementsprechend stylish durchdesignte Restaurant an den Marco-Polo-Terrassen ist besonders für seine hohe Sushi-Qualität bekannt. Dass man hier auch Gerichte vom Robata-Grill sowie einfallsreich kombinierte Fleisch- und Fischvariationen auftischt, erleichtert einem die Entscheidung bei der Wahl des Essens nicht gerade. Dem nicht genug, birgt die Enoteca im Souterrain einen wahren Schatz an richtig geilen Weinen, was sich natürlich in einer fabelhaft sortierten Flaschenweinkarte niederschlägt.
Die imposante Lage, das außergewöhnliche Interieur, die superbe Qualität bei Speis und Trank sowie der sehr aufmerksam agierende Service haben natürlich auch ihren Preis. Aber in Anbetracht der genannten Aspekte ist dieser – wie ich finde – durchaus gerechtfertigt. Und schon allein das Tataki vom Tunfisch war jeden meiner beiden bisherigen Besuche wert.
Betritt man das futuristische Gebäude, das schon von seiner architektonischen Form her eine gewisse Meeresnähe ausdrückt – Muschel, Welle oder Möwe ist wohl Interpretationssache – , entsorgt man zuerst an der Garderobe die Jacken und Mäntel, um nach der beeindruckenden Flaschensammlung hinter wohltemperierten Glastüren ein zweites Mal in Empfang genommen zu werden. Nach professionell freundlicher Begrüßung wurden wir an unseren Zweiertisch geführt.
Dann lernten wir Sabrina (Name vom Verfasser nicht geändert, Anm.) kennen. Die junge Servicekraft war an diesem Abend für uns zuständig und ein distanzüberwindenwollendes „Du“ kam ihr leicht von den Lippen. Genauer gesagt, wurden wir in einem Restaurant noch nie so gekonnt geduzt, was also zu keinerlei Irritationen unsererseits führte, sondern uns das Ankommen doch sehr viel leichter machte.
Der obligatorische Crodino-Secco (0,2 l für 10,50 Euro) wurde als Aperitif auserkoren – schon allein der Tradition wegen. Mit Blick auf das saftige Grün des Wandgartens, die offene Sushi-Showküche, die mit puristischer Eleganz eingedeckten Holztische sowie die hoffentlich bald fertiggestellte Elbphilharmonie nimmt man den ersten Schluck dieser bitter-süßen Aperitif-Symphonie und wirft einen ersten Blick in die Speisenkarte. Gut, bei dem Preis muss jeder Schluck schmecken. Tut er aber auch!
Irgendwie witzig, dass man uns die englische Version der Karte auf den Tisch legte. Ein Versehen oder eine Verwechslung aufgrund meines südlich gefärbten Dialektes? Wahrscheinlich nichts von beidem, sondern eine perfide Art, unser englisches Gastro-Vokabular zu überprüfen. Aber auch ohne den großen Langenscheidt aus dem Rucksack zu holen wurden wir fündig. Das als Knabber-Amuse gereichte, furztrockene „Kartoffel-Knäckebrot“ konnte man in einen leckeren Curry-Dip tunken und nahm uns gleich den ersten Hunger. Wir ließen uns Zeit mit der Speisenauswahl, den die Karte vom „Coast“ hat allerlei zu bieten.
Auf der ersten Seite stehen die sogenannten „Coast-Classics“. Darunter befindet sich allerlei Ausgefallenes aus der variantenreichen Kreuzüberküche von Chefkoch Benjamin Nicke. Sein zweiter Mann am Herd, Souschef Jonas Straube, hat jüngst den „Internorga Next Chef Award 2016“ gewonnen und sein dort zubereitetes Lammcarré hat nun in etwas abgewandelter Form den Weg auf die Tageskarte im „Coast“ gefunden. Da wächst beim Personal was nach und davon profitieren natürlich auch die Gäste, die sich zwischen fein geschnittenem Rindfleisch mit Keniabohnen („Hot minced Beef“ für 19,50 Euro) oder der „Languste mit Leidenschaft“ (mit Peperoni, Joghurt und Edamame für 24,50 Euro) bei den Vorspeisen entscheiden dürfen.
Ein paar vegetarische Starter und drei Suppen komplettieren die reichhaltige Auswahl an Appetizern. Bei den sieben verschiedenen Fleisch- und den vier Fischgerichten, die preislich um die 30-Euro-Grenze oszillieren, sind die Beilagen wie beispielsweise Basmati-Reis oder gewoktes Gemüse gegen Aufpreis gesondert zu ordern. Ob gegrillter Hamachi im Teriyaki-Style (29,50 Euro) oder die Adlerfisch-Jakobsmuschel-Kombi (27 Euro), alles klingt kreativ zusammengestellt und hat uns die Entscheidung nicht gerade leicht gemacht. Denn das „Coast“ ist vor allem wegen seiner phänomenalen Sushi- und Sashimi-Variationen bei Rohfischenthusiasten eine angesagte Adresse.
Und so war klar, dass wir am „Hot Tuna Tataki“ (18,50 Euro), einem extrem kurz angebratenen Sashimi vom Yellowfin-Thunfisch mit Teriyaki- und japanischer Buttersauce (sehr üppig), auch diesmal nicht vorbei kamen. Eine schlichtweg sensationelle Thunfisch-Qualität, die in ihrem fast rohen Zustand mit der scharfen Wasabi-Paste, den aromatischen Shiso-Blättern und der säuerlichen Soja-Sauce perfekt harmonierte. Zusammen mit der dazu bestellten „Sushi & Sashimi Vorspeisen-Variation“ (22,50 Euro) wurde da zum ganz großen Geschmacksakkord in Sachen Frisch-Fisch ausgeholt. Das geht sicherlich nicht viel besser! Der freundliche „Maître de Sushi“ kam zur Variation extra zu uns an den Tisch und erklärte die einzelnen Maki- und Sashimi-Kunstwerke auf dem Teller. Auch hier waren Thunfisch und Lachs-Sashimi in traumhaft frischer Qualität vertreten. Dazu gesellte sich noch eine Schüssel mit verschiedenen in Tempura ausgebackenen Köstlichkeiten (Gemüse-, Fisch und Scampis). Die Currysuppe (9,50 Euro) kam wohl direkt aus Mumbai eingeflogen. Sie hatte ein wahrlich intensives Aroma und wurde von einem süßlich-scharfen Mango-Chutney glänzend in Szene gesetzt.
Den obligatorischen Wein haben wir an diesem Abend aufgrund der bevorstehenden Rückfahrt nach Bremen ausgelassen, weshalb ich mir den Anblick der (sicherlich) wohl sortierten Karte aus Gründen des Selbstkasteiungsverzichts nicht angetan habe. Aber allein die Flaschen, die mir in der Vitrine am Eingang begegnet sind, lassen den Schluss zu, dass hier viel Weinverstand bei der Auswahl regiert.
Leider hielt mein Foto-Akku der Hamburger Belastungsprobe nicht richtig stand und so war nach der „Sushi-Aufnahme“ Schluss. Schade, denn gerade bei abendlichen Lichtverhältnissen weiß das „Coast“ stimmungsvoll zu punkten. Die Lichter des Hafens verwandeln die große Glasfront des Restaurants in eine Art Leinwand, welche die romantisch-urbane Verklärtheit der nächtlichen Hafencity perfekt aufzeichnet. Allein hier zu sitzen und in die Hamburger Nacht zu blicken, legitimiert die gehobene (aber nicht abgehobene) Preispolitik des East-Ablegers. Aber es ist natürlich auch das verdammt leckere Essen, was den Abend im „Coast“ zu einem besonderen kulinarischen Gesamterlebnis macht. Vielleicht ist das ja in der neuen Coast-Dependance in Port Adriano (Mallorca) ähnlich?