Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Besucht am 02.05.2016Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Für so eine Pfälzer Gastroperle lohnt sich auch eine längere Anreise, dachten wir noch auf dem Heimweg von der Wachenheimer Gerümpelstube. Denn an dieser Mittelhaardter Institution des guten Geschmacks kommt man nicht zufällig vorbei. In der unscheinbaren Hintergasse gelegen, nur wenige Schritte von der Kultmetzgerei Hambel entfernt, befindet sich das von außen eher unscheinbare Anwesen.
Wenig deutet auf die kulinarischen Genüsse im Inneren des weiß gestrichenen Gebäudes hin. Lediglich das in die Jahre gekommene Wirtshausschild prangt über dem aus Sandstein gemauerten Torbogen, an dessen Eingangstür eine umfunktionierte Planke eines Fassbodens (inkl. Spundloch) als Willkommensschild dient.
Man betritt das Restaurant durch den idyllisch angelegten Innenhof über eine kleine Treppe und steht sogleich im Inneren eines sehr gemütlichen, von freiliegenden Balken untergliederten Gastraumes. In dieser rustikal anmutenden Umgebung sorgen seit nunmehr sechseinhalb Jahren drei junge Gastronomen kulinarisch für Furore. Denn im Januar 2010 begann für die altehrwürdige Weinstube, deren Wurzeln bis in die Mitte der 70er Jahre zurückreichen, ein neuer Zeitabschnitt. Auf der Grundlage eines zeitgemäßen Konzeptes, das von Beginn an auf Nachhaltigkeit und den Einsatz regionaler Produkte setzte, gelang es dem jungen Gastro-Trio, ihre modern-kreative Herangehensweise gekonnt auf die traditionelle Umgebung zu übertragen.
Aus dem kernsanierten Bauernhaus mit heimeliger Fachwerk-Atmosphäre, einer gemütlichen Hofterrasse und lediglich sechs Tischen ist heute ein ambitioniertes Weinrestaurant, das besonders bei Freunden des „Langsam-Essens“, Pfalzweinenthusiasten und Weinstraßentouristen sehr beliebt zu sein scheint. Auch viele Riesling-Fans aus der Kurpfalz (RP, MA, HD) finden den Autoschildern zufolge den Weg ins nicht allzu weit entfernte Wachenheim in die nach einer renommierten Weinlage („Gerümpel“) benannte Weinstube. Ob der daueressende Monnemer aus der GG-Community hier schon aufschlug, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis.
Gerade hatten wir unseren Platz im beschaulichen Weingarten in direkter Teichnähe eingenommen, machten wir die Bekanntschaft mit der gut gelaunten männlichen Servicehälfte. Damit unsere Nahrungsaufnahme an diesem warmen Mai-Abend nicht zur staubtrockenen Angelegenheit werden würde, beriet uns Sommelier Kay Winkler äußerst charmant bei der Auswahl der Getränke. Und so bestellten wir unsere Aperos (Sherry, Rieslingsekt und Pernod).
Zusammen mit Verena Springer sorgte Herr Winkler mit deutlich wahrnehmbarer Kompetenz und Herzlichkeit für einen sehr entspannten Abend. So fühlten wir uns in der Gerümpelstube gleichermaßen gut aufgehoben und fachkundig beraten. Dass man hier leicht zum „Gerümpelstubenhocker“ mutiert, liegt jedoch auch an den liebevoll gestalteten Gasträumen.
Dekorative Fachwerkbalken, rustikale Tische, die aus alten Essigfässern gezimmert wurden und kleine Accessoires – wahrscheinlich aus der familiären Erbmasse – statten das Innere des Weinlokals mit ganz viel Atmosphäre aus. Vielleicht war es ja gerade der spannende Gegensatz von zeitgemäßer Küche und nostalgischem Interieur, der uns an diesem Weinlokal so gefiel.
„Kombiniert man Leidenschaft mit den richtigen Zutaten, so kann das nur zu einer guten Mahlzeit führen!“ lautet das durchaus nachvollziehbare Credo von Küchenchef Markus Springer, das er uns im Gespräch nach Küchenschluss bereitwillig mitteilte. Dabei erfuhren wir auch einige wichtige Aspekte zur Entstehung der „Gerümpelstube 2.0“.
Während ihrer gemeinsamen Arbeit im Wormser Parkhotel Prinz Carl lernte sich das Betreibertrio kennen. Man merkte schnell, dass man gastronomisch auf einer Wellenlänge war und so entstand der Wunsch nach einer gemeinsamen Selbständigkeit. Ein zufälliger Besuch der „Ur-Gerümpelstube“ bot ihnen im Jahr 2009 die Gelegenheit, auf die sie schon lange gewartet hatten. Die Vorbesitzer (das Ehepaar Biermann), die schon über 30 Jahre lang die Weinstube betrieben, sehnten ihren hochverdienten Ruhestand herbei. Die Chance, ein etabliertes Traditionslokal zu übernehmen, ließen sich die drei nicht entgehen und erwarben das komplette Anwesen (inkl. Nachbarhaus zum Wohnen). Nach umfangreicher Sanierung erlebte das Lokal unter seinen neuen Eigentümern eine Art Renaissance, die vom Herd aus ihren Anfang nahm.
So wird heute bei den dargebotenen Speisen kompromisslos auf Hochwertiges gesetzt. Das Schweinefleisch für die Schnitzel stammt beispielsweise von der bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall, deren Qualitätsmaßstäbe noch über den heute üblichen Biostandard hinausgehen, da die Tiere nur selbst angebautes, genfreies Futter erhalten. Das Rindfleisch stammt vom Freesisch Rind, das auf den Weiden Norddeutschlands aufwächst und seinen unverwechselbaren Charakter durch die einzigartige Marmorierung erhält. Und das schmeckte man auch!
Ob Geflügel vom Züchter Ochsenschläger aus Biblis-Wattenheim, Käse von der Demeter-Dorfkäserei aus Geifertshofen oder Apfelspezialitäten vom Apfelgut Zimmermann aus der Wachenheimer Nachbarschaft, hier landen fast ausschließlich Kostbarkeiten aus nachhaltiger Produktion auf den stilvoll eingedeckten Tischen. Und das ganz ohne marktschreierische „Brutal-lokal-Attitüde“.
Das ist selbstverständlich beim Wein nicht anders. Bis auf ein paar Ausnahmen befinden sich nur Weine von Winzern, die in maximal zehn Kilometern Entfernung von der Gerümpelstube beheimatet sind, auf der von Kay Winkler mit Bedacht zusammengestellten Karte. Schön, dass neben einigen bekannten VDP-Größen, wie etwa Bassermann-Jordan oder Karl Schäfer, auch der Winzernachwuchs aus der Mittelhaardt nicht zu kurz kommt. Mit Jürgen Krebs (Freinsheim), Mario Zelt (Laumersheim) und Uli Karst (Bad Dürkheim) sind gleich drei innovative Jungwinzer auf der Karte vertreten. Die fair kalkulierten Viertelpreise (von 3,20 Euro bis 6,70 Euro) und die ebenso gastfreundlich angebotenen Flaschenweine (z.B. der Weißburgunder vom VDP Weingut Bürklin-Wolf für 19,50 Euro) zeigen, dass guter Wein auch im Restaurant erschwinglich sein kann.
So vielfältig die Auswahl bei den guten Tropfen, so übersichtlich gestaltet sich hingegen das Speisenangebot. Jeweils ein halbes Dutzend Vor- und Hauptspeisen listet die reduziert wirkende Karte. Wir werteten das als eindeutiges Indiz für Produktfrische. Dazu deftiges Pfälzer Soulfood in Form von eingelegtem Handkäse aus der Molkerei Bender-Geib (8,50 Euro) oder Sülze vom Landschweinbäckchen mit Tatarensoße, Bratkartoffeln und Salat (14,50 Euro). Passend zum südlichen Lebensgefühl der lauschigen Hofterrasse fließen in der warmen Jahreszeit auch mediterrane Akzente ein. Mit dem in Limette und Koriander marinierten Oktopus-Salat (10,50 Euro) oder dem im Knusperblatt gebackenen französischen Schafskäse (6 Euro) befinden sich einige leichte Sommergerichte als Vorspeisen auf der Karte.
Vorweg entschied ich mich für die wunderbar aromatische toskanische Tomatensuppe mit Ricotta (7,50 Euro), in der auch eine dünne Scheibe Weißbrot schwamm. Da passte wirklich alles. Perfekt abgeschmeckt, nach frischen Tomaten, Basilikum und Olivenöl duftend, betörte sie meine Sinne. Mental, saß ich wieder in Montegrosso (Apulien) im Antichi Sapori und hörte Maestro Zito aus der Küche italienische Anweisungen an sein Personal geben…herrlich. Ich habe sehr selten solch eine gute Zuppa Pomodoro gegessen – und schon gar nicht bei einem Italiener in Deutschland (Sorry, Rocco, aber das hier war eine andere Liga!).
Meine Kollegin wählte die Spargelcremesuppe mit Schinkenkrapfen (7 Euro) von der Empfehlungstafel, die neben uns an der Wand hing. Auch sie war begeistert. Der dritte im Bunde orderte den eingelegten Handkäse, dessen musikalische Begleitung natürlich nicht fehlen durfte. Nach diesem Vorspeisenreigen gingen wir offensiv mit unserem Fleischhunger um und orderten drei unterschiedliche Hauptgänge nach Carnivoren-Art. Unser Handkäs-Musikus am Tisch schnappte mir doch tatsächlich das wirklich phänomenal aussehende Rinderrückensteak vom freesisch Ochs (21,50 Euro) weg. Es kam mit knusprigen Bratkartoffeln und einer hausgemachten Pariser Pfeffersauce perfekt medium gebraten auf den Teller und sorgte bei ihm für pures Fleischvergnügen.
Klar, hätte ich dasselbe auch bestellen können, aber meine Neugier auf ein anderes, wesentlich seltener anzutreffendes Gericht erlaubte es mir nicht. Kaninchenkarrée aus dem Ofen mit Ratatouille-Gemüse und Mole-Kartoffeln (19,50 Euro) klang einfach unwiderstehlich. Und schmeckte auch mindestens genauso gut wie es sich anhörte. Kaninchenfleisch hat ja fast kein Fett, weshalb der perfekte Garpunkt obligat ist. Dazu war das Karrée im Inneren fein gewürzt, was dem weißen Karnickel-Fleisch zusätzliches Aroma verlieh. Die Kartoffeln (Drillinge) waren nach mexikanischer Art mit dieser schwarzen, süßlich-scharf schmeckenden Soße (Mole) bedeckt – ein aromatisch-würziger Genuss. Und zum Ausgleich diente das fruchtige Ratatouille. Geht eigentlich nicht besser, da nahezu alle Geschmackskomponenten in harmonischem Zusammenspiel auf dem Teller vertreten waren. Da störte mich auch nicht, dass das Kaninchen ordentlich Rückgrat bewies und mir das Lösen des Fleisches vom Selbigen nicht leicht machte.
Leichter zu essen war sicherlich der marinierte Stangenspargel an Kartoffeldressing mit Rucolapesto und gebratener Perlhuhnbrust (18,50 Euro) meiner Kollegin. Auch dieser Teller sah sehr delikat angerichtet aus. Besonders das Perlhuhn schien sehr saftig geraten zu sein, was den Verdacht nahelegte, dass wir in Chefkoch Markus Springer unseren Brat- bzw. Grillmeister gefunden hatten. Drei so unterschiedliche Fleischsorten zeitgleich so auf den Punkt zu servieren, dass sie allesamt als perfekt gebraten durchgehen, das hat schon richtig Klasse.
Zum Kaninchen genoss ich übrigens die Cuvée „Les Tentes“ von Mario Zelt aus Laumersheim (5,90 für das Viertel). Diese stimmte mich auch sehr gut auf das Dessert, die gebrannte Karamellschnitte mit Rhabarberkompott und Erdbeersorbet (7,50 Euro), ein. Da es uns draußen langsam fröstelte, zogen wir es vor, dieses in der urigen Gaststube einzunehmen. So kamen wir gegen Ende unseres Besuches auch in den Genuss der „wahren Gerümpelstube“ aus früheren Zeiten. Wir waren so ziemlich die letzten Gäste und bekamen noch ein Schnäpschen aufs Haus gereicht. Zudem hatten wir die Gelegenheit, mit Verena Springer ein wenig über die Philosophie und die Geschichte des Lokals zu plaudern, was wirklich sehr unterhaltsam war.
Zusammenfassend mussten wir drei Feinschmecker aus der Südpfalz feststellen, dass die Wachenheimer Gerümpelstube einen äußerst aufgeräumten, in sich stimmigen Gesamteindruck machte. Dass wir uns hier so wohlfühlten, mag an der außergewöhnlichen Mischung aus malerischer Umgebung, sympathischem Service und einfallsreicher Küche gelegen haben. Mit ihrem zeitgemäßen Konzept zeigen hier drei junge Gastronomen, dass sich Genuss und Nachhaltigkeit nicht ausschließen müssen. Das hat Potenzial und tut der Pfälzer Weinstubenlandschaft unheimlich gut.
Für so eine Pfälzer Gastroperle lohnt sich auch eine längere Anreise, dachten wir noch auf dem Heimweg von der Wachenheimer Gerümpelstube. Denn an dieser Mittelhaardter Institution des guten Geschmacks kommt man nicht zufällig vorbei. In der unscheinbaren Hintergasse gelegen, nur wenige Schritte von der Kultmetzgerei Hambel entfernt, befindet sich das von außen eher unscheinbare Anwesen.
Wenig deutet auf die kulinarischen Genüsse im Inneren des weiß gestrichenen Gebäudes hin. Lediglich das in die Jahre gekommene Wirtshausschild prangt über dem aus Sandstein... mehr lesen
Gerümpelstube
Gerümpelstube€-€€€Restaurant, Weinstube063228550Hintergasse 4, 67157 Wachenheim an der Weinstraße
5.0 stars -
"Versteckt liegendes Traditionslokal, das konzeptionell auf Regionalität und Nachhaltigkeit setzt" marcO74Für so eine Pfälzer Gastroperle lohnt sich auch eine längere Anreise, dachten wir noch auf dem Heimweg von der Wachenheimer Gerümpelstube. Denn an dieser Mittelhaardter Institution des guten Geschmacks kommt man nicht zufällig vorbei. In der unscheinbaren Hintergasse gelegen, nur wenige Schritte von der Kultmetzgerei Hambel entfernt, befindet sich das von außen eher unscheinbare Anwesen.
Wenig deutet auf die kulinarischen Genüsse im Inneren des weiß gestrichenen Gebäudes hin. Lediglich das in die Jahre gekommene Wirtshausschild prangt über dem aus Sandstein
Besucht am 06.06.2016Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 144 EUR
So einmal im Jahr verschlägt es mich in unsere (Genuss-)Hauptstadt, die seit vielen Jahren in Sachen Kulinarik und Co. deutschlandweit den Ton angibt. Gibt es einen neuen Food-Trend – hier findet man ihn nicht nur zuerst, sondern auch in mannigfaltigster Ausprägung. Schon allein wegen der unglaublichen Auswahl an unterschiedlichsten Länderküchen lohnt jeder Besuch.
Meinen letztjährigen Kurztrip an Ostern habe ich rezensionstechnisch komplett verschwiegen. Die Burger beim „Bird“, die Dim Sum bei „Dan“ und das saftige Backschwein aus der Markthalle Neun habe ich mit keiner Silbe in diesem Gastro-Forum gewürdigt. Ich tue Buße und werde die Geschmackshighlights des kulinarischen Teils meiner diesjährigen Klassenfahrt mit besten Bissen und Gewissen hier chronologisch aufbereitet platzieren. Mal schauen, was daraus wird.
Ich liebe asiatische Küche. Die Bandbreite an Aromen, die hier geboten wird, ist einfach fantastisch. Da muss man in unserer ländlichen Gegend schon weit fahren, um in einen solchen Genuss zu kommen. In Berlin ist das natürlich anders. Da übertrumpfen sich Chinesen, Thailänder, Vietnamesen und mittlerweile auch viele Koreaner bei der Zubereitung leckerer Asia-Gerichte.
Und dann kam auch noch Tim Raue auf die Idee, in seinem ersten Restaurant Chinesisches im Haute-Cuisine-Stil (seine dekonstruierte Version der Peking-Ente wurde zum Signature-Dish!) zu kredenzen. Spätestens da war klar, dass Asia-Food nicht nur trendy und gesund ist, sondern auch qualitativ zu neuen Ufern aufbrechen wird. Und wo natürlich zuerst in Deutschland? Ihr wisst es bereits.
Über das Dae Mon hatte ich im Vorfeld einiges gelesen. Das Berliner Szene-Magazin „Zitty“ hatte es in seiner Gastro-Spezialausgabe mit in die „Hotlist“ aufgenommen und vom besten und schicksten Koreaner Berlins geschwärmt. Vom spannendsten Asiaten, den Berlin derzeit zu bieten hat, war gar die Rede.
Gleich vorweg, wegen der Hans Wegner-Stühle und der eigens für das Lokal kreierten Typographie habe ich mir keinen Hipster-Bart angeklebt bzw. bin in keinen Rauten-Pullunder geschlüpft, um über das OpenTable-Portal im Vorfeld drei Plätze zu reservieren. Nein, ich war schlicht und ergreifend neugierig, wie gehobene koreanische – von den Betreibern zeitgenössisch genannte – Kochkunst aussieht und vor allem schmeckt.
Die Betreiber des „Dae Mon“ sind in Berlin keine Unbekannten und sie haben sich viel vorgenommen. Felix Pahnke und Hyun Wanner, die schon den trendigen Szene-Koreaner „Kimchi Princess“ in Kreuzberg erfolgreich führen, haben im Oktober 2014 in unmittelbarer Reichweite zum Hackeschen Markt ein durchgestyltes Esserlebnis, bei dem der Gast in eine andere Welt eintauchen solle, eröffnet. Doch statt auf teuflisches Rot (wie beim Laden in Kreuzberg), wird hier auf „dae-mon-isches“ Schwarz gesetzt.
Schwarz gestrichene Wände, außergewöhnliches Lichtdesign, einsehbare Showküche – alles Elemente einer durchdacht konzipierten Inneneinrichtung, die auch in New York oder London zu gefallen wüsste. Im großzügig, sehr modern geschnittenen Gastraum fängt die freistehende Bar die ersten Gästeblicke gekonnt ein. Heimelige Nischen werden durch verschiedenste Lichteinflüsse perfekt inszeniert. Man sitzt auf bequem gepolsterten Wandbänken an blanken Holztischen, die ganz gut ohne Deckchen auskommen. Draußen am zentralen und doch sehr beschaulich gelegenen Monbijouplatz sorgt eine kleine, von Bambus umgebene Terrasse für lauschige Stunden im Sommer.
Wir wurden sehr freundlich in Empfang genommen und durften an einem der wenigen Freilufttische Platz nehmen. Die Sonne hatte noch genügend Kraft um die frische Brise am Abend vergessen zu machen. Eine größere Gruppe von Chirurgen lauschte im Inneren des Lokals einem Vortrag, ehe sie sich draußen an einer langen Tafel einfand. Der sehr zuvorkommende Service entschuldigte sich sogleich für den Umstand, dass aufgrund dieser Gesellschaft die Zubereitung der Speisen etwas länger dauern könnte und bot uns als „Entschädigung“ einen Aperitif aufs Haus an.
Zwei Aperol Spritz und einen Kir Royal später studierten wir die übersichtliche, in apartem lindgrün gehaltene Speisenkarte, deren Knappheit in puncto Beschreibung der 16 Gerichte keine Anhaltspunkte bezüglich ihrer Anrichtung und Zubereitung zuließ. Ob asiatische Geschmacksbombe oder koreanische Katze im Sack – das würden also erst die Teller zeigen. Wir ließen uns überraschen.
Trotz klarer Unterteilung in acht Vor- und acht Hauptspeisen, wurde uns die Entscheidung nicht gerade leicht gemacht. Alles klang so verlockend lecker. Erst einmal eine Flasche Vösslauer (0,75 l für stolze 7,50 Euro) zum Durstlöschen und dann sahen wir weiter. Meine Kollegin suchte nach einer vegetarischen Hauptspeise und wurde leider nicht fündig. Überall war Fleisch oder Fisch dabei. Dann eben zwei Veggie-Vorspeisen: die Lila Kartoffeln mit Süßkartoffelbällchen, Lotuswurzel und Pastinaken-Crème (9 Euro) sowie die Buchweizennudeln mit saisonalem Gemüse und Shiitake-Ei (10 Euro) wurden geordert. Die andere Kollegin wählte genau wie ich die aus Wan-Tan-Teig bestehenden Mandu (koreanische Teigtaschen), die mit einer Garnelen-Farce gefüllt waren (9 Euro), als Vorspeise.
Dazu ein guter Pfälzer Grauburgunder von Gies-Düppel. Das dachte ich noch bevor meine Kollegin ihre Abneigung für Pfälzer Weißweine kundtat. Ein Südfranzose, dazu noch ein Rosé, sollte den Asia-Abend nun passend begleiten. Und so kam es, dass wir uns für eine Flasche „Château de la Deidière“ Rosé (33 Euro) entschieden. Kein besonderer Wein, aber auch kein vinophiler Griff ins Klo. Ein Alltags-Côtes-de-Provence, den ich bei Ludwig von Kapff für unter 7 Euro erstehen könnte, was ich selbstverständlich niemals tun würde, denn für das Geld krieg ich in der Pfalz besseren Stoff. Aber sei es drum, so schnell sitzen wir bestimmt nicht mehr zusammen im „Dae Mon“.
Bei den Hauptspeisen geriet ich entscheidungsmäßig arg in die Bredouille. Schweinebäckchen, Maispoularde und Spare Ribs standen zur Auswahl. Letztere nannte sich „Baby Back Ribs“ und wurden von Sesam-Reis, Popcorn-Crème und mit Gochujang gewürztem Popcorn (21 Euro) serviert. Wie hätte ich da nein sagen können. Meine Kollegin ohne Fleisch-Fisch-Problem entschied sich für den gegrillten Pulpo mit Wakame, Kartoffeln, Gurken und Ponzu-Zwiebeln (24 Euro). Eine zusätzliche Portion Reis (3 Euro) diente ihr als Beilage.
Mein lieber Chefkoch Song Lee, wenn du das an deiner früheren Wirkungsstätte (im Restaurant des Grand Hyatt Berlin, Anm.) aufgefahren hättest, wäre deren Hotelküche wahrscheinlich in kürzester Zeit zum koreanischen Hotspot mutiert. Alle Gerichte, die wir an diesem Abend serviert bekamen, waren handwerklich perfekt zubereitet und dazu sehr ansprechend auf den Tellern arrangiert.
Los ging es mit vier saftigen Mandu, deren leckere Garnelenfüllung begeisterte. Meine Kollegin war ebenfalls sehr angetan von dieser Vorspeise. Kleingehäckselte Cashewnüsse klebten am frittierten Wan-Tan-Teig, den ich mit meinen Stäbchen in den hausgemachten Dip auf Sojabasis tunkte. Ein gelungener Auftakt. Die Veggie-Kollegin ließ mich von ihrer farbenfrohen Schieferplatte den Lila Kartoffelsalat und ein Süßkartoffelbällchen probieren. Geht auch ohne – dachte ich anerkennend. Kleine Pastinaken-Tupfer verliehen ihrem klein geschnittenen Lotuswurzelgemüse die passende aromatische Ergänzung.
Dann kamen die Hauptgänge. Meine Ribs waren so zart, dass ich sie eigentlich hätte mit den Stäbchen essen können. Ich weiß nicht wie lange und wie schonend sie gegart wurden, aber eines war klar: sie waren von der Konsistenz her absolut genial zubereitet und sehr delikat mariniert. Die pikante Marinade wurde von der dezenten Süße der Popcorn-Crème toll aufgefangen. Zudem sorgten die Reis-Sesam-Bällchen als Beilage für eine angenehme Sättigung.
Der gegrillte Pulpo meiner Kollegin lag auf einem sommerlichen Arrangement aus Wakame-Algen, Kartoffelspalten und gerollten Salatgurken. Die Kombination wirkte eher wie ein mit Ponzu-Sauce veredelter Meeresfrüchtesalat. Auch sie war begeistert von der Produktfrische und der ungewöhnlichen Zusammensetzung ihres Tellers. Ein echter Hingucker war das akkurate, fein gewürzte Türmchen aus Buchweizennudeln, das zwischen knackigem Wokgemüse thronte. Im zylinderförmigen Mini-Omelette waren aromatische Shiitake-Pilze versteckt. Nur eine von mehreren liebevoll in Szene gesetzten Komponenten auf dem Teller.
Auch unsere Desserts – Matcha Panna Cotta (11 Euro) und die Ingwer Crème brulée (8 Euro) – waren ein Volltreffer. Bei Asiaten ja allgemein eher unüblich, verblüffte das Küchenteam um Song Lee mit aufwendig angerichteten süßen Köstlichkeiten, die für das Gebotene preislich fair kalkuliert waren. Die Kombination vom gemahlenen Grüntee-Pulver (Matcha) und Panna Cotta kam in Form eines grün-weiß geschichteten Quader auf die Schieferplatte. Aber da lasse ich mal lieber das Bild für sich sprechen.
Der Besuch im „Dae Mon“ hatte überhaupt nichts Gespenstisches und stellte einen rundum gelungenen Auftakt unserer kulinarischen Entdeckungsreise in Deutschlangs Genuss-Metropole Nr. 1 dar. In Sachen Inszenierung und Interieur passt das Lokal natürlich zu Berlin wie das Sushi zwischen die Stäbchen. Ob das dann mehr Kunstprojekt oder Esserlebnis ist, sei jedem Gast selbst überlassen. Wir haben uns jedenfalls dort sehr wohl gefühlt. Und dass hier sowohl am Herd, als auch im Service Profis am Werk sind, spürt man jederzeit. Großes Kompliment hierfür!
So einmal im Jahr verschlägt es mich in unsere (Genuss-)Hauptstadt, die seit vielen Jahren in Sachen Kulinarik und Co. deutschlandweit den Ton angibt. Gibt es einen neuen Food-Trend – hier findet man ihn nicht nur zuerst, sondern auch in mannigfaltigster Ausprägung. Schon allein wegen der unglaublichen Auswahl an unterschiedlichsten Länderküchen lohnt jeder Besuch.
Meinen letztjährigen Kurztrip an Ostern habe ich rezensionstechnisch komplett verschwiegen. Die Burger beim „Bird“, die Dim Sum bei „Dan“ und das saftige Backschwein aus der Markthalle Neun... mehr lesen
Dae Mon
Dae Mon€-€€€Restaurant03026304811Monbijouplatz 11, 10178 Berlin
4.5 stars -
"Kulinarische Klassenfahrt Teil 1: Koreanische Gourmetküche gekonnt inszeniert" marcO74So einmal im Jahr verschlägt es mich in unsere (Genuss-)Hauptstadt, die seit vielen Jahren in Sachen Kulinarik und Co. deutschlandweit den Ton angibt. Gibt es einen neuen Food-Trend – hier findet man ihn nicht nur zuerst, sondern auch in mannigfaltigster Ausprägung. Schon allein wegen der unglaublichen Auswahl an unterschiedlichsten Länderküchen lohnt jeder Besuch.
Meinen letztjährigen Kurztrip an Ostern habe ich rezensionstechnisch komplett verschwiegen. Die Burger beim „Bird“, die Dim Sum bei „Dan“ und das saftige Backschwein aus der Markthalle Neun
Besucht am 01.06.2016Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Treffender wie es Ruhrpottbarde Herbert G. in seiner 98er Prä-Millenium-Hymne „Bleibt alles anders“ formulierte, kann man die Veränderungen um den 31-jährigen Küchenchef Philipp Arens eigentlich kaum in Worte fassen: „…es gibt viel zu verlieren, du kannst nur gewinnen - genug ist zu wenig - oder es wird so wie es war….“.
Genug war dem gebürtigen Bad Homburger anscheinend schon immer viel zu wenig. Das zeigt schon ein Blick auf seinen beruflichen Werdegang. So startete er seine Kochkarriere im renommierten Schlosshotel Kronberg (im Taunus) bei Altmeister Ledermüller, ehe er als Chef de Partie im Schwarzen Hahn (Deidesheim) und danach als Küchenchef in „Netts Restaurant“ (Neustadt-Gimmeldingen) fungierte.
Doch Philipp Arens strebte nach gastronomischer Selbstverwirklichung. Diese fand er am Ortsrand des südpfälzischen Weinörtchens Hainfeld, wo er zusammen mit seiner Frau Annika und einem überschaubaren Kompetenzteam in Küche und Service das „Arens Restaurant“ vier Jahre lang mit großer Leidenschaft und jeder Menge kulinarischer Intelligenz führte.
Seine Philosophie einer zeitgemäßen Frischeküche basierte schon da auf einer kreativen Komplettverwertung der verwendeten Produkte ohne dabei internationale Akzente zu scheuen. Ganz einem nachhaltigen Prinzip verpflichtet, arbeitete er in seiner Hainfelder Zeit sehr gerne mit kleinen Lieferanten aus der Region zusammen.
Und diese Einstellung hat er sich – Gott sei Dank – auch an seiner neuen Wirkungsstätte bewahrt. Hoch über dem touristisch stark frequentierten Weinort St. Martin kocht er nun im Hotel „Haus am Weinberg“ auf 327 m über Normalnull. Er scheint die Niederungen der Rheinebene gerne hinter sich gelassen zu haben (bei dem sensationellen Blick von hier oben ist das auch kein Wunder) und möchte es nun im wesentlich größeren Rahmen so richtig wissen. Personell aufgerüstet, ist die Marschrichtung klar: das bewährte Konzept in die Hotelküche implementieren!
Das bedeutet natürlich auch, sich auf eine neue Klientel, vornehmlich bestehend aus Südpfalztouristen, Wanderern und Hotel- bzw. Tagungsgästen, einzustellen. Und das ohne die bestehende Anhängerschaft zu vergraulen. Sicherlich keine leichte Aufgabe, die hier bewältigt werden möchte.
Seit meinem letzten Besuch im Februar 2015 ist also sehr viel passiert. Mein alter Gutschein über einen Kochkurs in „Arens Restaurant“ lag schon seit ein paar Jährchen angestaubt im Regal. Nach einem unterhaltsamen Telefonat mit Herrn Arens war klar, dass ich ihn jederzeit einlösen könne. Also machten wir uns an einem Mittwochabend im Mai auf, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Wir waren zu dritt und genossen bereits die Anfahrt durch die das Hotel umgebenden Weinberge. Da sich das beeindruckende Anwesen ein wenig außerhalb des Ortes Sankt Martin befindet, herrscht hier eine ländliche Idylle vor, die einem schon beim Aussteigen aus dem Wagen ein leichtes Urlaubsgefühl verpasst. Ankommen leicht gemacht – sicherlich in erster Linie der malerischen Umgebung geschuldet. Wäre es ein „richtiger“ Sommerabend gewesen, hätten wir sicherlich draußen Platz genommen und uns am Blick auf die nahegelegenen Berge, die rebbestandenen Hügel und die kleinen Weindörfchen der Umgebung satt gesehen.
War es aber nicht – und so spazierten wir das große „A“ am separaten Eingang von Arens Restaurant übersehend, irrtümlicherweise durch den Hoteleingang die Stufen hinunter in die Gasträume, die sich grob in zwei Bereiche gliedern lassen. Der erste erinnert ein wenig an vergangene Hainfelder Tage, ist jedoch wesentlich geräumiger. Blickt man nach links zum Thekenbereich, hinter dem sich die Hotelküche befindet, steht man inmitten der von hellem Holz dominierten vorderen Gaststube, deren in schlichtem Weiß eingedeckten Tische entlang der Fensterfront von bequem gepolsterten Wandbänken flankiert werden. Die Stühle sind mit weißen Überzügen versehen, moderne Hängeleuchten sorgen für angenehmes Licht. Eine komplett in Holzfassoptik angelegte, abgetrennte Sitznische wirkt wie eine räumliche Reminiszenz an das „alte Arens“. Für das gemütliche Candlelight-Dinner sicherlich die perfekte Kulisse.
Der unmittelbar angrenzende zweite, um einiges größere Gastraum wird von Fenstern umrahmt, wodurch man von nahezu jedem Platz einen schönen Ausblick auf die Umgebung hat. Auch hier dominiert eine helle Holzoptik in Form freiliegender Balken und rustikaler Deckenverkleidung. An letzterer sorgen kleine Strahler für die passende Ausleuchtung. Insgesamt bieten die Räumlichkeiten Platz für schätzungsweise 100 Gäste.
Am Abend unseres Besuches waren beide Räume gut ausgelastet. Die Mehrzahl der Leute schienen Hotelgäste zu sein, da sie vorwiegend in größeren Gruppen auftauchten. Im Service waren neben der Restaurantleiterin Janette Landgräbe noch zwei Damen aktiv. Bei ca. 60 Gästen, die nahezu zeitgleich auf ihr Essen warteten, war das keine leichte Aufgabe. Aber auch hier stehen personelle Verstärkungen noch aus, wie mir Fr. Landgräbe im Gespräch verriet. Anders kann man das in einem Hotelrestaurant auch gar nicht wuppen. Trotz allem Stress agierten die Damen vom Service äußerst unaufgeregt und herzlich. Wir fühlten uns rundum wohl und kompetent beraten. Gerade bei der umfangreichen Weinkarte ist das natürlich kein Nachteil.
Deren Schwerpunkt liegt eindeutig bei den Winzern der Region (auch etliche „Vorortsweine“ aus Sankt Martin waren vertreten). Man offeriert nach wie vor eine stattliche Auswahl offener Weine (sowohl Viertel- als auch Achtelpreise sind angegeben!) sowie ein wohl durchdachtes und zugleich fair kalkuliertes Flaschenweinangebot. Viele der guten Tropfen sind für weniger als 20 Euro zu erstehen. Darunter befindet sich das nahezu komplette "Who is who" der Pfälzer Weiß- und Rotweinkunst. Ob VDP-Größen wie Wehrheim und Bassermann-Jordan, oder aufstrebende Jungwinzer wie Klein, Leiner oder Borell-Diehl, die Auswahl spiegelt das aktuelle Topniveau des Pfälzer Weinbaus adäquat wider.
Wir gönnten uns an jenem Abend eine Flasche der im Barrique gereiften Cuvée „Z“ von Oliver Zeter aus Neustadt-Diedesfeld für 35 Euro. Eine echt „bärige“, Cabernet Sauvignon lastige Cuvée im Bordeaux-Stil, die von den sonnigen Hängen der Mittelhaardt den Weg in die Flasche fand. Ein wirklich hervorragender Rotwein, den uns Fr. Landgräbe da empfahl. Sehr voll und rund im Geschmack und – wie sich noch herausstellen sollte – der perfekte Essensbegleiter für den Abend.
Für Feinschmecker gleich vorweg: das Arens-Menü (in 5, 4 oder 3 Gängen) bildet auch weiterhin das geschmackliche Epizentrum der Speisenkarte. Alle Gänge sind jedoch auch einzeln zu haben. Die 62 Euro für das komplette Hochküchenprogramm in 5 Akten sind in Anbetracht der hier verwendeten Produkte und ihrer aufwendigen Zu- bzw. Verarbeitung richtig gut angelegt. Sowieso bleibt festzustellen, dass sich das Restaurant genau wie in Hainfeld durch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis auszeichnet. Der neuen Klientel ist wohl die leichte Vergrößerung der Portionen im Allgemeinen geschuldet, was jeden hungrigen Wanderer sicherlich erfreuen dürfte.
Daneben findet man in der Karte jeweils ein halbes Vor- und Hauptspeisen, die saisonal wechseln, sowie unter der Rubrik „Regional mal anders“ vier einfallsreich arrangierte Klassiker der hiesigen Hausmannskost. Ein paar verführerisch klingende Desserts runden das vielseitige Angebot schließlich ab.
Genau wie früher kam der erste Küchengruß an den Tisch: Butter, Fleur de Sel, Limettencreme und Aioli wurde zum selbstgebackenen Brot gereicht. Der zweite Amuse-Streich stellte eine von karamellisierten Sonnenblumenkernen ummantelte Ziegenkäsekugel dar, die mit etwas Rohkost und würzigen Tupfern auf einem länglichen Tellerchen angerichtet war. Beides waren gelungene Einstimmungen auf das, was uns noch erwartete.
Für das Arens-Menü erschien mir der Abend nicht gebührend genug, also schaute ich mich bei den gelisteten Vor- und Hauptspeisen in der Karte um. Die Sauerampferschaumsuppe mit einer gebratenen Riesengarnele (8 Euro) klang vielversprechend. Für den Hauptgang sollte es ebenfalls etwas Regionales sein: Ragout und Schnitzel vom St. Martiner Frischling mit Brezelknödelsoufflée und saisonalen Mairüben (22,50 Euro).
Der leicht säuerliche Geschmack meiner Suppe wurde durch adäquates Abschmecken perfekt ausbalanciert. Die gebratene Riesengarnele lag daneben auf einem Kleks Petersilienwurzel-Rohkostsalat. Das harmonierte prächtig und ließ mich in kulinarischen Erinnerungen schwelgen. Damals durfte ich in Hainfeld die fantastische Rotkohlschaumsuppe mit Gänsepraline genießen. Ich erinnerte mich, dass sie ihre Zitroneninfusion direkt am Tisch erhielt und auch so eine subtil säuerliche Note hatte. Schön, wenn Köche ihrem Stil treu bleiben und zudem noch Erinnerungen am Gaumen zu wecken vermögen.
Meine weiblichen Begleitungen verzichteten an jenem Abend auf eine Vorspeise. Warum sie sich Leckereien wie Spinat-Ricotta-Röllchen mit gerösteten Haselnusshälften und Rosinen (12,50 Euro) oder Zweierlei von der Barbarieente mit Sprossen und Teriyaki-Sauce (14,00 Euro) entgehen ließen, weiß ich auch nicht. Aber eine weitere Vorspeise meinerseits hätte wohl die Kapitulation vor dem Hauptgang bedeutet.
Der kam vorzüglich duftend und wie immer stilvoll angerichtet auf den Tisch. Das ultrazarte Frischlingsschnitzel lag paniert neben dem Ragout, dessen dunkle Sauce mit einem guten Schluck Rotwein verfeinert worden war. Sie hatte genug geschmackliche Tiefe, um mit ihrer feinen Würze die eher herb schmeckenden Navettes aromatisch einzubetten. Der in Soufflée-Form vertretene Brezelknödel war dazu genauso in der Lage. Alles war aus sorgfältig ausgewählten Produkten, denen man die Frische deutlich anmerkte, zubereitet.
Das traf auch auf die gewählten Hauptgänge meiner beiden Begleitungen zu. Die Rahmpfifferlinge mit Serviettenknödeln und zweierlei Rucola (15,50 Euro) sowie die gefüllte Frikadelle auf Currywirsing (12 Euro) sahen wirklich klasse aus. Meine beiden Damen am Tisch waren gleichermaßen begeistert und gut gesättigt von ihren Gerichten. Die Portionsvergrößerung im Hause Arens war besonders bei den Hauptgängen evident. Die Frikadelle hatte eine wirklich imposante Größe und war mit einer fruchtig-würzigen Zwiebel-Senf-Marmelade gefüllt. Das dazu servierte, mit einem Aufpreis von lediglich 3 Euro versehene Kartoffel-Sellerie-Püree wurde übrigens auch zu den anderen Regionalgerichten (Dreierlei Bratwurst und Saumagenstrudel) angeboten.
Beim Nachtisch mussten wir diesmal auf das liebgewonnene Crème-Brulée-Allerlei mit seinen fünf verschiedenen Geschmacksvarianten verzichten, da die frisch zubereiteten Crèmes noch nicht die nötige Festigkeit hatten. Schade, denn dieses Signature-Dessert von Philip Arens war schon früher ein süßes Geschmackshighlight. Doch auch die Kombination aus Nougat, Pfälzer Erdbeeren und Rhabarber (12 Euro) schmeckte hervorragend. Und ein halbflüssiger Schokoladenkuchen (hier mit Vanille-Gries-Eis und karamellisierten Pfirsichen für 8,50 Euro) geht sowieso immer.
Unsere Rechnung entsprach in etwa dem Betrag des Gutscheins von 120 Euro. Für drei Personen ein wirklich sehr fairer Preis, der das Credo von Philipp Arens, nämlich "gehobene Alltagsküche für jedermann" anzubieten, unterstreicht. Diese funktioniert auch in Sankt Martin im besten kulinarischen Sinne und vermag sowohl Freunde deftiger Pfalzküche, als auch Feinschmecker mit Degustationshintergrund zu begeistern. Den Focus dabei immer auf das Wesentliche gerichtet, nämlich die akribisch zubereiteten Speisen, die großes Gaumenkino versprechen. Und das Ganze zu einem geradezu sensationellen Preis. Glasklare Empfehlung!
Treffender wie es Ruhrpottbarde Herbert G. in seiner 98er Prä-Millenium-Hymne „Bleibt alles anders“ formulierte, kann man die Veränderungen um den 31-jährigen Küchenchef Philipp Arens eigentlich kaum in Worte fassen: „…es gibt viel zu verlieren, du kannst nur gewinnen - genug ist zu wenig - oder es wird so wie es war….“.
Genug war dem gebürtigen Bad Homburger anscheinend schon immer viel zu wenig. Das zeigt schon ein Blick auf seinen beruflichen Werdegang. So startete er seine Kochkarriere im renommierten Schlosshotel Kronberg... mehr lesen
Gourmetrestaurant Arens im Arens Hotel 327 m NN
Gourmetrestaurant Arens im Arens Hotel 327 m NN€-€€€Restaurant, Hotel063239450Oberst-Barrett-Straße 1, 67487 Sankt Martin
5.0 stars -
"Größer, höher, aber genauso lecker! – Arens reloaded auf 327m ü. NN." marcO74Treffender wie es Ruhrpottbarde Herbert G. in seiner 98er Prä-Millenium-Hymne „Bleibt alles anders“ formulierte, kann man die Veränderungen um den 31-jährigen Küchenchef Philipp Arens eigentlich kaum in Worte fassen: „…es gibt viel zu verlieren, du kannst nur gewinnen - genug ist zu wenig - oder es wird so wie es war….“.
Genug war dem gebürtigen Bad Homburger anscheinend schon immer viel zu wenig. Das zeigt schon ein Blick auf seinen beruflichen Werdegang. So startete er seine Kochkarriere im renommierten Schlosshotel Kronberg
Besucht am 23.05.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 54 EUR
Angenommen ich würde bei meinem nächsten Nordsee-Urlaub in Büsum eine Pfälzer Weinstube – wenn es denn eine solche dort gäbe – besuchen und im Inneren dieser Weinstube würde mich so ziemlich jedes Accessoire an meine geliebte Pfalz erinnern. Würde ich mich zwischen handbemalten Elwetritschen, liebevoll auf dem Flohmarkt erstandenen Weindevotionalien oder gar einem „Teufelstisch“ aus Pappmaché wohlfühlen? Ich glaube nur bedingt. Genauso geht es wahrscheinlich einem Norddeutschen von der Wasserkante, wenn er in das vor dekorativer Küstenfolklore nur so strotzende Traditionslokal im Landauer Stadtteil Arzheim kommt. Um jedoch die Erinnerungen an den letzten Frieslandurlaub in kulinarischer Hinsicht wachzuhalten oder den bevorstehenden Aufenthalt am norddeutschen Strand zu verkürzen, dafür ist die Friesenstube sicherlich die richtige Adresse. Und das seit vielen Jahren schon.
Der rustikale Gastraum, dessen freiliegende Fachwerkbalken raumtrennend wirken, gleicht einem norddeutschen Souvenirladen, in dem es einiges zu entdecken gibt. Ob Störtebeker-Marionette, Buddelschiffe, Deko-Leuchttürme, Knoten-Collage, allerlei Zubehör aus Großmutters friesischer Küche oder Drehorgel, an Wand und Decke tummeln sich so jede Menge Requisiten aus dem Antiquariat alter Seebären. Und Hans Albers singt dazu im Hintergrund von Ferne und Wiederkehr. Ganz schön starker Tobak für das „bergische Volk“ wie mein Kollege aus dem Stadtstaat Bremen wohl anerkennend konstatieren würde. Aber genau das macht eben die Friesenstube aus. Und die Gäste fühlen sich in dieser „Küstenklause“ sichtlich wohl. Vielleicht kommen ja viele von ihnen gerade wegen dieser pittoresken Einrichtungsmelange, die das Erscheinungsbild der Gaststube prägt.
Das denkmalgeschützte Fachwerkgebäude stammt aus dem 17. Jahrhundert und liegt zentral im Ortskern von Arzheim. Parkplätze gibt es ein paar wenige direkt vor dem Haus. Wenn man da nichts findet, gibt es in den abzweigenden Seitenstraßen genügend Möglichkeit den Boliden abzustellen. Bevor wir uns auf den Weg machten, genügte ein kurzer Anruf, um zu erfahren, dass noch Platz für zwei Personen wäre. Dass sich das Lokal im Laufe des Montagabends komplett füllte, überraschte mich nicht.
Die Friesenstube besitzt seit Jahren einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Südpfalz und darüber hinaus. Dauerhaft empfohlen von Meiningers „Restaurantführer Pfalz“ und „Espresso“, dem Gastroguide für die Metropolregion Rhein-Neckar, kocht hier seit nunmehr 17 Jahren der von der nordfriesischen Insel Föhr stammende Küchenmeister Rüdiger Ebsen seine Version einer deftigen Küstenküche mit friesischen Spezialitäten und Fisch von der Waterkant. Und die kommt beim Publikum gut an. Viele Stammkunden stellen seit Jahren eine treue Gästeklientel, wie mir Herr Schöner, Vater der Serviceleiterin Silvia Schöner-Ebsen, erzählte. Seine Tochter Silvia hat als gelernte Hotelmeisterin den Service gut im Griff. Sie agierte an unserem Besuchsabend äußerst umsichtig und mit routinierter Freundlichkeit. Um den Plausch mit den Gästen kümmert sich in erster Linie ihr Vater, der gerne die Tische „abklappert“, um seine Gäste bei Laune zu halten. Und bei bekannten Gesichtern setzt er sich gerne auch mal dazu, um mit den Leuten ein wenig zu schnacken, wie man auf plattdeutsch sagt. Alles sehr familiär, alles sehr heimelig in dieser norddeutschen Gastro-Enklave mitten in der Südpfalz.
Bei unserer Ankunft waren wir noch die einzigen Gäste, was sich jedoch rasch ändern sollte. Schön, dass sich Herr Schöner ein wenig Zeit nahm, um bei uns „neuen Gästen“ ein wenig die Lage „abzuchecken“. Nachdem wir den kleinen, mit ein paar Tischen und einem Strandkorb ausgestatteten Innenhof passiert hatten und uns ein freundliches „Moin Moin“ (übrigens auch als gerahmter Gruß von der Wand!) empfing, durften wir uns einen der Tische im hinteren Bereich des lediglich 40 Gästen Platz bietenden Gastraumes aussuchen.
Die schweren, holzverkleideten Schatz- bzw. Speisenkarten wurden uns gereicht. Dazu eine kleine Schiefertafel mit den Tagesempfehlungen. Da wurde natürlich der Spargelzeit mit ein paar Gerichten kulinarisch Tribut gezollt. Warum auch nicht? Ich entschied mich für die Spargelcremesuppe mit Garnelen (5,90 Euro) vorweg, während meine Begleitung die Büsumer Krabbenrahmsuppe (6,90 Euro) aus der gut sortierten Speisenkarte zum Einstieg wählte. Letztere kommt traditionell mit Weinbrand oder Cognac verfeinert auf den Tisch. Ihr einzigartiges Aroma erhält sie durch die konzentrierte Krebsbutter. Mit ein paar Nordseekrabben als Einlage war das ein wirklich aromatisches Suppenerlebnis, das im krassen geschmacklichen Gegensatz zu meiner eher neutral gewürzten Spargelsuppe stand. Die Folge: nach erfolgreicher Halbierung der Tellerinhalte wurden diese einfach getauscht. So durfte jeder von uns eine herzhaft-gehaltvolle und eine etwas zurückhaltender abgeschmeckten Variante genießen, was in der Summe natürlich kein Nachteil war.
Das Speisenangebot, das man in der Friesenstube offeriert, fällt aus meiner Sicht etwas zu üppig aus. Ganz allgemein ist mir eine auf wenige Gerichte reduzierte Karte lieber. Die Schiefertafel mit dem Tagesangebot, das aus vier Hauptgängen, einer Vorspeise sowie einer Aperitif- und Weinempfehlung bestand, reichte mir an diesem Abend vollkommen aus. Der aus der St. Laurent-Traube gekelterte Rosé namens „Pretty in Pink“ vom „lagenhaften“ Birkweiler Weingut Kleinmann (Viertel für 5,20 Euro) wurde als passender Fischbegleiter auserkoren. Der bereits erwähnten Spargelsuppe folgte als Hauptgang Seelachsfilet an Bärlauchsoße mit Bandnudeln und kleinem Beilagensalat (15,90 Euro).
Meine Begleitung wälzte indes den Schmöker mit dem schweren Holzumschlag. Darin waren acht Vorspeisen, darunter einige überaus lecker klingende Gerichte mit Meeresbezug (Krabbenpfännchen, Matjesfilet, Muschelspiess, etc.), drei Suppen (die Holsteiner Grünkohlsuppe darf da natürlich nicht fehlen!), ein gutes Dutzend Fischgerichte (z.B. Halligbrot, Seehundsfrühstück oder ganze Kutterscholle) sowie ein paar friesische Spezialitäten (z.B. Grünkohlplatte und Labskaus) vermerkt. Zusätzlich kommt man dem Pfälzer Fleischesser mit den üblichen Schweinereien (Bratwurst, Leberknödel, Saumagen, Schweinelendchen) kulinarisch entgegen. Es gibt scheinbar auch Leute, die zwar hin und wieder ein friesisches Lokal aufsuchen, aber gar keinen Fisch mögen. Neben ein paar wenigen vegetarischen Gerichten (hier wäre eindeutig noch Entwicklungspotenzial), komplettieren diverse Kinderteller und eine - aus meiner Sicht - eher langweilige Dessertauswahl (Rote Grütze, Friesenwaffel, verschiedene Eisbecher) das reichhaltige Standardprogramm von Küchenchef Rüdiger Ebsen.
Als Hauptgang ging dann neben dem Seelachs von der Empfehlungskarte noch das nach alter friesischer Rezeptur kredenzte Störtebekermatjesfilet (11,40 Euro), das mit Roter Beete, einer ordentlichen Portion Sahnemeerrettich und knusprig-salzigen Bratkartoffeln serviert wurde. Als bekennender Matjes-Verschmäher habe ich nur die „Gebreedelde“ probiert, deren Geschmack schlichtweg sensationell war. Da könnten sich einige Weinstuben in der Pfalz ein paar hauchdünne, vorgekochte Kartoffelscheibchen von abschneiden. Mein Seelachsfilet wurde anscheinend gut gepfeffert und gesalzen, bevor es mehliert und dann in der Pfanne gebraten wurde. Das war insgesamt ein stimmiges Fischgericht. Die Bärlauchsoße hatte genug Substanz und Würze, um die begleitenden Bandnudeln geschmacklich aufzuwerten. Der Beilagensalat kam vorweg und war mit Himbeeressig angemacht. Auch der war unserer Meinung nach richtig lecker. Schade nur, dass das dazu gereichte Brot seinen großen Frischeauftritt schon hinter sich hatte. Da bin ich von Restaurants der gleichen Liga eben Besseres gewohnt.
Abschließend noch ein paar Worte zu den Preisen. Für Seelachsfilet sind 16 Euro schon etwas happig, aber wenn man das Komplettpaket mit dem Beilagensalat betrachtet, geht das noch in Ordnung. Die Matjes-Portion war mit eineinhalb noch nicht geschlechtsreifen, dafür aber eingelegten Heringen ebenfalls gut bemessen. Meine Begleitung hatte ganz schön mit den Jungspunden aus dem Meer zu tun. Die Sahnemeerrettich-Beigabe war da vielleicht etwas überportioniert. Die Getränkepreise – für eine große Flasche Wasser 4,80 Euro und für eine große Apfelsaftschorle 4,40 Euro – lagen wohl leicht über dem Normalbereich, was sicherlich dem Landauer Einzugsgebiet geschuldet ist.
Mein letzter Besuch im kulinarisch nördlichsten Teil der Südpfalz liegt schon einige Jahre zurück. Damals war ich weitaus weniger zufrieden als das letzten Montagabend der Fall war. Bis auf ein paar Kleinigkeiten hat da alles gepasst. Und man muss schon zugeben, dass die Atmosphäre im Inneren der Gaststube mit zunehmender Uhrzeit bzw. hereinbrechender Dunkelheit aufgrund der angenehmen Beleuchtung immer gemütlicher wird. Sollte uns mal wieder die Sehnsucht nach Küste und Kutterscholle packen, wissen wir, dass diese in der Rohrgasse 2 zu LD-Arzheim gestillt wird.
Angenommen ich würde bei meinem nächsten Nordsee-Urlaub in Büsum eine Pfälzer Weinstube – wenn es denn eine solche dort gäbe – besuchen und im Inneren dieser Weinstube würde mich so ziemlich jedes Accessoire an meine geliebte Pfalz erinnern. Würde ich mich zwischen handbemalten Elwetritschen, liebevoll auf dem Flohmarkt erstandenen Weindevotionalien oder gar einem „Teufelstisch“ aus Pappmaché wohlfühlen? Ich glaube nur bedingt. Genauso geht es wahrscheinlich einem Norddeutschen von der Wasserkante, wenn er in das vor dekorativer Küstenfolklore nur so strotzende... mehr lesen
Friesenstube
Friesenstube€-€€€Restaurant06341932581Rohrgasse 2, 76829 Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Nordisch by nature: fischbasierte Küstenküche in uriger Fachwerkkulisse…und das mitten in der Südpfalz" marcO74Angenommen ich würde bei meinem nächsten Nordsee-Urlaub in Büsum eine Pfälzer Weinstube – wenn es denn eine solche dort gäbe – besuchen und im Inneren dieser Weinstube würde mich so ziemlich jedes Accessoire an meine geliebte Pfalz erinnern. Würde ich mich zwischen handbemalten Elwetritschen, liebevoll auf dem Flohmarkt erstandenen Weindevotionalien oder gar einem „Teufelstisch“ aus Pappmaché wohlfühlen? Ich glaube nur bedingt. Genauso geht es wahrscheinlich einem Norddeutschen von der Wasserkante, wenn er in das vor dekorativer Küstenfolklore nur so strotzende
Besucht am 20.05.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Im Bergzaberner „Rössel“ hat man alles unter einem Dach. Hotel, Restaurant und Eiscafé. Dazu lädt die zentrumsnahe Lage am Ludwigsplatz besonders im Sommer zum Genießen unter freiem Himmel ein. Die fairen Preise für Einzel- und Doppelzimmer locken Touristen, die hier gerne ein paar Tage in der Kurstadt verweilen. Warum also nicht auch einmal im schmucken Fachwerkhaus zum Essen einkehren? Zumal die griechische Küche dort „ganz gut“ sein soll…
Meinem Bergzaberner Stammgriechen „Athos“ kehrte ich an jenem Abend kulinarisch den Rücken und nahm aufgrund der warmen Temperaturen – übrigens zum ersten Mal in diesem Jahr – das Open-Air-Angebot dankend an. Es war ein lauer Freitagabend und dazu eine nette Gelegenheit, das Abendessen mit Blick auf Brunnen und Martinskirche auf dem schön gestalteten Ludwigsplatz einzunehmen.
Für die leidlich bequemen Kunststoffstühle gab es hinreichend Sitzkissen. Die Bestellung der Getränke – einen Radler und eine Cola – ging ganz flott von statten. Der nette Servicebeauftragte brachte auch gleich zwei Willkommens-Ouzos, sozusagen als flüssigen Gruß aus der Küche bzw. von der Theke. Ich hatte Lust auf das Bifteki Spezial (11,90 €) mit Schafskäsefüllung, das noch zusätzlich mit einer Scheibe Käse überbacken war und von einer Handvoll handelsüblicher Pommes Frites begleitet wurde. Dazu wurde vorab ein etwas lieblos angerichteter Salatteller mit eher geschmacksneutralem Dill-Dressing gereicht. Der Eisbergsalat hatte seinen Frischezenit schon leicht überschritten und wurde von gewöhnlicher Standardrohkost (Karotten, Weißkraut) banal begleitet. Schade, dass man hier die Verwendung fertiger Produkte (Dressing, Rohkostsalate) vorzieht. Das geht meistens auf Kosten der Frische und des Geschmacks. Die meisten Gäste stört das wahrscheinlich kaum, denn der Salat ist ja inklusive. Aber wenn er so lustlos angerichtet vor einem steht, stellt sich schon die Frage nach dem Warum. Diese bei griechischen Lokalen allgemein übliche „Vorspeisensalat-ist-beim-Essen-dabei-Posse“ hätte man sich hier wirklich sparen können.
Das Bifteki war auf den Punkt gebraten und hatte eine angenehm pikante Würze, die durch seine Schafskäsefüllung noch unterstrichen wurde. Der geschmolzene Gouda oben drauf roch etwas nach „altem Käse“. Dem Liebhaber wäre er wohl als „gut gereift“ in Erinnerung geblieben. Insgesamt war das jedoch eine recht trockene Angelegenheit auf meinem Teller. Hätte ich vielleicht eine Portion Tzatziki oder Käsesauce (Kreta-Hollandaise) nachordern sollen? Egal, das Essen rutschte auch so. Meine Begleitung hatte den überbackenen Gyros mit Schafskäse (auch so um die 12 €), der vom Fleisch her ein wenig saftiger hätte ausfallen können. Aber anscheinend sind wir - was diesen betrifft - von unserem Landauer Lieblingsgriechen „Olympia“ zu sehr verwöhnt. Dennoch muss man sagen, dass das Essen im „Rössel“ schmeckt, obgleich mir die Gerichte etwas zu fettig erschienen. Die Portionen sind von der Größe her im „Normbereich“. Der Einsatz von Fertigprodukten ist deutlich schmeckbar. Hier würde eine stärkere Verwendung frischer Zutaten für mehr Qualität und Geschmack sorgen.
So lässt sich abschließend festhalten, dass es im Zentrum der Kurstadt Bad Bergzabern einige lauschige Gastro-Ecken gibt, zu denen das „Rössel“ am Ludwigsplatz definitiv dazu zählt. Speziell in den Sommermonaten fühlt man sich hier abends sehr wohl. Und für ein „spätes Eis“ vom benachbarten Café ist dieser Ort geradezu ideal. Dagegen empfand ich die Räumlichkeiten im Inneren des Hotels „Zum Rössel“ als etwas zu dunkel und zu sehr in die Jahre gekommen. Aber das ist bekanntlich Geschmackssache. Die etwas älteren Kurgäste fühlen sich da sicherlich gut aufgehoben. Dennoch erscheint mir die Platzwahl draußen eindeutig die bessere Alternative zu sein.
Der Service agiert unaufdringlich und freundlich. Die Speisekarte ist – wie bei den meisten Restaurants griechischer Prägung – natürlich viel zu voll gepackt. Diese Erkenntnis ist jedoch weder neu, noch scheint es das Gros der Gäste zu stören. Vielleicht muss ja die Mehrzahl der griechischen Lokale immer noch dem Klischee fleischlicher Opulenz auf der Speisenkarte entsprechen?
Die Preise im „Rössel“ befinden sich auf Normalniveau. Der Lammspieß marschiert zwar schon mal in Richtung 17 Euro, ist aber eines der eher teureren Gerichte. Die große Auswahl an typischen Vorspeisen (Peperoni, Schafskäse etc.) stellt selbst Kurgäste mit kleinem Hunger vor die Qual der Wahl. Das süffige Andechser Helle kommt löblicherweise vom Fass. In der Pfalz sicherlich kein allzu häufiger Umstand.
Das dargebotene Essen war insgesamt betrachtet eher gefälliges Mittelmaß, als mediterraner Grillgenuss. Griechische Dutzendware, wie sie einem leider allzu häufig widerfährt. Wobei ich bei dieser Art Küche schon durchaus schwächere Leistungen erlebt habe. An die Referenzgriechen unserer Region („Olympia“ in Landau oder „Sto Castello“ in Kandel) kommt das „Rössel“ aber lange nicht heran.
Im Bergzaberner „Rössel“ hat man alles unter einem Dach. Hotel, Restaurant und Eiscafé. Dazu lädt die zentrumsnahe Lage am Ludwigsplatz besonders im Sommer zum Genießen unter freiem Himmel ein. Die fairen Preise für Einzel- und Doppelzimmer locken Touristen, die hier gerne ein paar Tage in der Kurstadt verweilen. Warum also nicht auch einmal im schmucken Fachwerkhaus zum Essen einkehren? Zumal die griechische Küche dort „ganz gut“ sein soll…
Meinem Bergzaberner Stammgriechen „Athos“ kehrte ich an jenem Abend kulinarisch den Rücken und... mehr lesen
Rössel
Rössel€-€€€Restaurant06343 1558Schlittstr. 2, 76887 Bad Bergzabern
3.0 stars -
"Kulinarisches Mittelmaß im Zentrum der Kurstadt" marcO74Im Bergzaberner „Rössel“ hat man alles unter einem Dach. Hotel, Restaurant und Eiscafé. Dazu lädt die zentrumsnahe Lage am Ludwigsplatz besonders im Sommer zum Genießen unter freiem Himmel ein. Die fairen Preise für Einzel- und Doppelzimmer locken Touristen, die hier gerne ein paar Tage in der Kurstadt verweilen. Warum also nicht auch einmal im schmucken Fachwerkhaus zum Essen einkehren? Zumal die griechische Küche dort „ganz gut“ sein soll…
Meinem Bergzaberner Stammgriechen „Athos“ kehrte ich an jenem Abend kulinarisch den Rücken und
Geschrieben am 08.05.2016 2016-05-08| Aktualisiert am
08.05.2016
Besucht am 29.04.2016Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Es war an einem Freitagabend. Eine Spontan-Aktion zusammen mit unseren Freunden. Nach dem Klettern bei Wilgartswiesen (Pfälzerwald) war der Hunger gerade richtig, um einen Besuch im „La Rusticana“ ins Visier zu nehmen. Denn großen Hunger braucht es in der Tat, um in der rustikalen Monster-Pizzeria nach getaner „Arbeit“ noch aufrecht vom Tisch zu gehen. Selbst der bekennende Vielfraß aus Mannheim, dem die Portionen ja nie groß genug sein können, würde hier an seine Grenzen stoßen, da bin ich mir ganz sicher.
Die aus rotem Sandstein der Region erbaute Trattoria liegt im Zentrum des Ortes Waldrohrbach, den man von Klingenmünster bzw. Eschbach aus passiert, wenn man in Richtung Annweiler unterwegs ist. Ich habe das besagte Lokal bisher zweimal besucht – beide Male nach anstrengender Kletterei auf die Sandsteinfelsen der Umgebung. Und jedes Mal war ich völlig übersättigt vom Gebotenen. Was die XXL-Fraktion wahrscheinlich rührend findet, da es ja gerade die Portionsgröße ist, was sie in den Laden treibt.
Wir hatten nicht reserviert und wussten, dass unser Spontanbesuch an einem Freitagabend nicht unbedingt mit einem freien Platz belohnt werden würde. Also standen wir erst einmal wie bestellt und nicht abgeholt mitten im Eingangsbereich, der den Hauptgastraum vom kleineren vorgelagerten Nebenraum, an den sich die Pizza-Fertigungs-Maschinerie anschließt, trennt. Die Bedienung machte einen netten, aber völlig überforderten Eindruck, der sich an diesem Abend noch bestätigen sollte. Zuerst setzte man uns zu einer ca. 10-köpfigen Männerrunde unmittelbar neben den Tresen, der den Pizza-Ofen-Bereich vom Gastraum trennte. An Gemütlichkeit war dieser Platz sicherlich kaum zu unterbieten. Aus dem Augenwinkel erspähte ich einen gerade freiwerdenden Tisch im hinteren Bereich des eigentlichen Gastraumes. Ohne viel Umschweife gab ich der Bedienung Bescheid, dass uns an diesen setzen würden. Bloß nicht zu viel fragen, dachte ich mir.
Die Einrichtung würde ich als schlicht und etwas zusammengewürfelt beschreiben. Nach der Renovierung der Gasträume im letzten Jahr, sitzt man nun im vorderen Bereich des Gasthauses wenig gemütlich an groben Holztischen vor weiß gestrichenen Wänden, die anscheinend für Erleuchtung sorgen sollen. Alles wirkt hier eher funktional, für Gemütlichkeit hat man anscheinend nicht viel übrig. Italienisches Ambiente und Lebensgefühl sucht man vergebens. Ich hatte eigentlich permanent den Eindruck, dass die Leute nur hierherkommen, um viel zu essen – nicht um zu genießen. Die günstigen Preise locken besonders Scharen junger Leute und größere Familien an. Die Stimmung ist gut, was sich in einer erhöhten Lautstärke im Lokalinneren ausdrückt.
Die Pizzen werden in zwei Größen angeboten, wobei eine große Pizza nur mit Mühe von zwei Personen aufgegessen werden kann. Sie wird auf zwei großen Tellern und auf Wunsch in der Mitte geteilt serviert. Bei den Belägen hält man sich an die üblichen Variationen (Roma, Prosciutto, Capricciosa und co.). Preislich oszilliert man je nach Größe und Belag zwischen 7,50 Euro (kleine Margherita) und 15 Euro (große Mediterranea), was angesichts der Realgröße auf dem Teller natürlich in Ordnung geht. Ein Dutzend Nudelgerichte (zwischen 7,50 Euro und 10,50 Euro) sowie eine Handvoll dem Deutschtum huldigender Schnitzelgerichte (11 bzw. 12 Euro) komplettiert das Angebot. Die konkreten Getränkepreise sind mir entfallen, waren aber definitiv nicht besonders teuer, sondern eher im moderaten bis günstigen Bereich angesiedelt.
Wir entschieden uns zu viert für zwei große Pizzen, einmal für die „Pizza 4 Gusti“ mit Schinken, scharfer Salami und Champignons (13,50 Euro) und einmal für die „Pizza Adriatica“ mit Knoblauch, Thunfisch, Krabben und Kapern (15 Euro). Beide wurden im Steinofen gut durchgebacken und kamen nach angemessener Wartezeit (ab der Bestellung) an unseren Tisch, was an diesem Abend nicht allen Gästen so erging. Man muss wohl etwas Glück mitbringen, um im „La Rusticana“ zufriedenstellend bedient zu werden. Gäste am Nebentisch, die schon dort saßen, als wir es uns gerade erst gemütlich machten, hatten ihre Pizzen noch nicht, als wir schon fast mit dem Essen fertig waren. Da scheint die Organisation verbesserungswürdig zu sein, denn nur „Size“ ist eben doch zu wenig.
Dann machten wir uns heißhungrig über unsere üppig belegten Teigfladen her. Ich mag es ja, wenn der Pizzaboden etwas dicker ist. Ob der Pizzakäse nun „organic“ war, konnte ich an dieser Stelle weder beweisen noch widerlegen. Die anfänglich noch geschmolzene Käse-Masse, die sich auf der gut gewürzten Mafiatorte befand, sowie der Preis, lassen jedoch auf letzteres schließen. Und je länger die Nahrungsaufnahme zeitlich voranschritt, desto fettiger und mächtiger erschien mir die amorphe, mit Wurst- und Pilzerhebungen durchsetzte Käselandschaft, die schleichend vom flüssigen in den festen Aggregatszustand überging. Mein Kollege ließ mich ein Stück seiner Meerespizza probieren, deren dominierender Knobi-Geschmack die anderen Zutaten fast erdrückte.
Insgesamt fällt deshalb mein Urteil – was das Mundgefühl betrifft – eher im zufriedenstellenden Bereich aus. Höre ich dagegen auf mein Bauchgefühl nach dem Besuch, so gelange ich infolge des schweren „Pizza-Backsteins“ im Magen und dem entsetzlichen Nachdurst in der Nacht mal wieder zur Erkenntnis, dass weniger im Allgemeinen und weniger Kochsalz im Speziellen angenehmer zu verdauen ist. Da mein Kollege mit den gleichen Folgesymptomen zu kämpfen hatte, scheinen wohl die verwendeten Grundprodukte keinen qualitativ hohen Anspruch zu haben. Beim Besuch des „La Rusticana“ wird zwar der vordergründige Hunger – meist über Gebühr – befriedigt, aber unter dem Gesichtspunkt einer produktorientierten, frischen Genussküche betrachtet fällt die Trattoria komplett durchs Raster. Wenn einem das egal ist, wird man jedoch auch hier zufriedener Stammgast – vorausgesetzt man bekommt auch sein bestelltes Essen.
Es war an einem Freitagabend. Eine Spontan-Aktion zusammen mit unseren Freunden. Nach dem Klettern bei Wilgartswiesen (Pfälzerwald) war der Hunger gerade richtig, um einen Besuch im „La Rusticana“ ins Visier zu nehmen. Denn großen Hunger braucht es in der Tat, um in der rustikalen Monster-Pizzeria nach getaner „Arbeit“ noch aufrecht vom Tisch zu gehen. Selbst der bekennende Vielfraß aus Mannheim, dem die Portionen ja nie groß genug sein können, würde hier an seine Grenzen stoßen, da bin ich mir ganz... mehr lesen
La Rusticana
La Rusticana€-€€€Restaurant06346.51 96Hauptstr. 1, 76857 Waldrohrbach
2.5 stars -
"Monster-Pizzen im Pfälzerwald" marcO74Es war an einem Freitagabend. Eine Spontan-Aktion zusammen mit unseren Freunden. Nach dem Klettern bei Wilgartswiesen (Pfälzerwald) war der Hunger gerade richtig, um einen Besuch im „La Rusticana“ ins Visier zu nehmen. Denn großen Hunger braucht es in der Tat, um in der rustikalen Monster-Pizzeria nach getaner „Arbeit“ noch aufrecht vom Tisch zu gehen. Selbst der bekennende Vielfraß aus Mannheim, dem die Portionen ja nie groß genug sein können, würde hier an seine Grenzen stoßen, da bin ich mir ganz
In meinem Bericht über das „Sapori d’Italia“ in der Trappengasse erwähnte ich bereits die hohe Dichte an guten italienischen Lokalen in Landau. Nun ist seit letztem Sommer am Weißquartierplatz eine neue Pizzeria mit Lieferservice dazu gekommen. Anstelle des früheren Sonntagsbratens in der „Schleuse“ (so hieß das von zwei Mädels betriebene Vorgängerlokal, das eine deutsche Küche wie bei Muttern anbot) werden nun italienische Gerichte im „Pinocchio“ serviert.
Um es gleich vorweg zu nehmen: es kommt an die bekannten Landauer Italo-Benchmarks wie „Da Rocco“, „Amici“ oder „Sapori d’Italia“ nicht ran. Weder was die Qualität des Essens betrifft, noch vom Ambiente bzw. Service her. Aber vielleicht ist das auch gar nicht der Anspruch der Betreiber.
Aber immer schön der Reihe nach. Mein Kollege suchte infolge der Schließung seines Lieblingsitalieners „Da Domenico“ aus der Rheinstraße einen Ersatzmittagstisch für Pasta und Pizza. Das „Piccola Italia“ war ihm auf Dauer wohl zu langweilig geworden, also schaute er sich nach Alternativen um. Mit dem „Pinocchio“ wurde er fündig. Dort schmeckt ihm die Pizza ausgezeichnet und er hat sich über das PLV lobend geäußert. Das roch förmlich nach Empfehlung und so machten wir uns an einem Sonntagabend nach dem Besuch des 1. Streetfood-Markts in Landau (der mir ehrlich gesagt wenig Appetit machte) auf in Richtung Weißquartierplatz, an dem die Pizzeria sich befindet.
Von außen wirkt das „Pinocchio“ etwas überplakatiert, einige Schiefertafeln mit Öffnungszeiten und Tagesangeboten bedecken die Fensterläden. Selbst die Fensterscheiben sind mit den jeweils vergünstigten Tagesofferten: „Montag: Nudel, Dienstag: Pizza,…usw.“ beschrieben. Da wäre weniger sicherlich mehr, aber man muss wahrscheinlich mit Niedrigpreisen werben, um auf sich aufmerksam zu machen.
Im Inneren hat sich wenig geändert. Die sichtbaren Holzbalken an Decke und Wand kenne ich noch aus „Schleusenzeiten“. Die für ein Speiselokal von der Größe (geschätzte 30 Plätze) etwas überdimensionierte Theke aus hellem Holz stellt nach wie vor das zentrale Element des Gastraumes dar. Die putzige Deko früherer Tage ist einer eher nüchternen Ausstattung der Tische gewichen. Vereinzelte Drucke auf Leinwand versuchen etwas Farbe ins Lokal zu bringen. Leider wurde auch der golden umrahmte Querspiegel für Werbezwecke („Montag: Nudel, Dienstag: Pizza,…usw.“) genutzt. Ein paar in sattem Italo-Rot bepinselte Wandbereiche wirken eher unpassend zur ansonsten recht rustikalen Einrichtung, die sich in Form von einfach gehaltenem, hellem Holzmobiliar ausdrückt.
Der freundliche, aber von Anfang an zu kumpelhaft auftretende Mann im Service reichte uns gut gelaunt die Speisenkarten. Wir waren zu dieser Zeit die einzigen Gäste, später kam noch ein weiteres Pärchen dazu. Nicht gerade viel an einem Sonntagabend. Die Getränkebestellung, eine kleine Apfelsaftschorle (0,2 l für faire 1,80 Euro) und ein großer Radler (0,5l), wurde aufgenommen und recht zeitnah in die Tat umgesetzt. Dazu grüßte man uns aus der Küche mit zwei Scheiben Bruschetta, was ja beim Italiener eher selten ist.
Die Speisenkarte enthielt die üblichen Vorspeisenverdächtigen italienischer bzw. mediterraner Handschrift: diverse Salate (Nizza, Italia, Caprese, Frutti di Mare), Bruschetta, gebackener Schafskäse und gegrillte Peperoni. Alles zu Preisen um die 5 bzw. 6 Euro. In der Karte zählte ich 20 verschiedene Pizzen, die in zwei Größen angeboten wurden. Die preisliche Differenz zwischen klein und groß betrug bei jeder Pizza 1,50 Euro. Auch hier empfängt einen Altbekanntes in Form gängiger Pizzabeläge. Lediglich die „Pizza Dolce“ mit Nutella und Mandeln (wohl als Dessert gedacht) ragte etwas aus dem gewöhnlichen Angebot heraus. Wobei ich da doch eher skeptisch bin, was den Geschmack dieser Kombi angeht. Zusätzlich werden ein gutes Dutzend Pastagerichte, ein paar Flammkuchen und 5 Schnitzelvariationen (wahlweise von der Pute oder vom Schwein) angeboten. Auch kleinere Gerichte, wie Curry- oder Bratwurst, sind zu haben. Meines Erachtens wird da dem deutschen Einheitshunger nach Fleischgerichten etwas zu viel Tribut gezollt. Auch wenn es die Nachfrage zu verlangen scheint, hier wäre mehr Profilschärfe in Sachen italienischer Küche dringend anzuraten. Man geht ja auch nicht zum Craftbeertrinken in eine Weinstube, zumindest nicht in der Pfalz. Egal, mit Scampi, Calamari und Lachs ist schließlich auch noch die maritime Fraktion vertreten. Ein beachtliches Sortiment, was man im „Pinocchio“ offeriert. Hoffentlich geht das nicht zu Lasten der Produktfrische.
Wir bestellten einen Italienischen Salat (6,50 Euro) als Vorspeise, der mit einem Hausdressing auf Sahne-Essig-Basis angemacht war. Die einzelnen Komponenten waren frisch. Die Kochschinken- und Käsestreifen waren schneckenförmig zusammengerollt, die Portionsgröße ging ebenfalls in Ordnung. Mich störte etwas der übermäßige Einsatz an Dressing. Da wäre weniger tatsächlich mehr gewesen, zumal sein starker Geschmack die übrigen Salatbeigaben im wahrsten Sinne des Wortes unter sich begrub. Der optisch nett ausschauende Streuer verpfefferte mir die Tomaten, da mit ihm eine richtige Dosierung kaum möglich war. Aussehen ist eben doch nicht alles, dachte ich.
Da kam die von mir bestellte große „Pizza Diavola“ (7 Euro) mit serienmäßig Peperoniwurst, Ei und milden Peperonis drauf. Die 50 Cent Aufschlag für die Bolognese-Sauce als Extrabelag investierte ich gerne. Sie war schön saftig, vom Boden her etwas dicker (also eher „napoletana“ als „romana“) und hatte ordentlich Belag drauf. Leider war sie wohl ein wenig zu lange im Ofen geblieben, weshalb der Boden auf der Unterseite etwas zu dunkel ausfiel. Auch die „diabolische“ Schärfe ließ sie etwas vermissen. Ansonsten war sie geschmacklich im zufriedenstellenden Bereich.
Die „Spaghetti Salmone“ (7,50 Euro) meiner Begleitung wurden nicht – wie ja allgemein häufig – mit einer Sahnesauce serviert. Im würzig-pikanten (auch hier hätte etwas weniger Salz nicht geschadet) Tomatensugo wimmelte es nur so vor Lachsstücken. Für den Preis natürlich TK-Lachs, der beim Kochen schnell austrocknet, was leider auch hier der Fall war. Die Sauce hatte für mein Empfinden auch etwas zu viel Knobi abbekommen, aber das ist wohl Ansichtssache, denn meiner Begleitung schien das Pastagericht zu munden.
Als Fazit bleibt die Erkenntnis, dass es für das „Pinocchio“ aufgrund der Vielzahl von Top-Italienern in und um Landau sicherlich schwer wird zu bestehen. Vielleicht ist die Idee mit dem Lieferservice ja der richtige Weg, denn auch gute Durchschnitts-Pizzen finden bei vernünftigen Preisen ihren Absatz. Als wirklich ernstzunehmende Pizzeria fehlt mir jedoch das Besondere – sowohl auf dem Teller, als auch vom Gesamtpaket her. Nur über den Preis und mit sogenannten Aktionstagen wird da auf Dauer das Publikum ausbleiben, so meine Befürchtung.
In meinem Bericht über das „Sapori d’Italia“ in der Trappengasse erwähnte ich bereits die hohe Dichte an guten italienischen Lokalen in Landau. Nun ist seit letztem Sommer am Weißquartierplatz eine neue Pizzeria mit Lieferservice dazu gekommen. Anstelle des früheren Sonntagsbratens in der „Schleuse“ (so hieß das von zwei Mädels betriebene Vorgängerlokal, das eine deutsche Küche wie bei Muttern anbot) werden nun italienische Gerichte im „Pinocchio“ serviert.
Um es gleich vorweg zu nehmen: es kommt an die bekannten Landauer Italo-Benchmarks wie „Da... mehr lesen
Pinocchio
Pinocchio€-€€€Lieferdienst, Pizzeria063415496389Schleusenstraße 7, 76829 Landau in der Pfalz
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"Durchschnittsitaliener mit Lieferservice am Weißquartierplatz" marcO74In meinem Bericht über das „Sapori d’Italia“ in der Trappengasse erwähnte ich bereits die hohe Dichte an guten italienischen Lokalen in Landau. Nun ist seit letztem Sommer am Weißquartierplatz eine neue Pizzeria mit Lieferservice dazu gekommen. Anstelle des früheren Sonntagsbratens in der „Schleuse“ (so hieß das von zwei Mädels betriebene Vorgängerlokal, das eine deutsche Küche wie bei Muttern anbot) werden nun italienische Gerichte im „Pinocchio“ serviert.
Um es gleich vorweg zu nehmen: es kommt an die bekannten Landauer Italo-Benchmarks wie „Da
Junge, Junge wie die Zeit vergeht. Es ist schon wieder mehr als zwei Jahre her, dass ich nach dem Besuch der Dahner Sauna (übrigens eine der schönsten der Region, Anm.) im Brauhaus Ehrstein eingekehrt bin. Letztens war es dann mal wieder soweit. Die Lust auf den sehr süffigen, selbstgebrauten Gerstensaft (in hell oder dunkel) ließ uns auf dem Rückweg in Hinterweidenthal halt machen. In unmittelbarer Nähe zum berühmtesten Tischfelsen des Pfälzerwalds, dem „Teufelstisch“, befindet sich das rustikal-urig eingerichtete Gasthaus, das mit allerlei Bierdevotionalien an Wand und Decke zu gefallen weiß.
Wir hatten nicht reserviert und wurden nach freundlichem Empfang im vorderen Gastraum, der auf uns eher wie ein gastronomisches Heimatmuseum wirkte, platziert. An den antiquierten Holztischen hätten von der Größe her auch locker 8 Leute Platz gefunden. Allgemein scheint es hier üblich, dass zu Stoßzeiten auch mehrere Parteien an einem Tisch sitzen. Denn wen stört schon die Pfälzer Geselligkeit in bierseliger Runde? Nun, wir waren allein an dieser großen Tafel, da der Platz laut der Servicechefin erst für später reserviert war.
Im Sommer saß ich schon einige Male mit meinen Kletterkollegen nach getaner Kraxelei im hübsch angelegten Biergarten. Und ich muss gestehen, dass unter freiem Himmel das naturtrübe Helle (übrigens für 2,30 Euro im 0,3l-Glas) noch besser schmeckte. Vielleicht lag das aber auch an den sommerlich-lauen Temperaturen oder dem grandiosen Ausblick auf den weiter oben am Waldrand thronenden, aber lediglich 11 m hohen „Teufelstisch“? Keine Ahnung, wahrscheinlich an Beidem.
Die doppelseitige Speisekarte liegt schon als Faltblatt auf dem Tisch bereit und ist übersichtlich strukturiert. Auf der linken Seite tummeln sich satte 28 unterschiedliche Flammkuchenvariationen, in der Karte „Spezialitäten“ genannt. Für meinen Geschmack ist das etwas zu viel des Guten. Aber wer gern die „Elsass-Pizza“ auf normale, pikante, scharfe, vegetarische, süße oder sogar vegane Weise zu sich nehmen möchte, wird hier sicherlich fündig. Natürlich wussten auch wir, dass diese nichts mit der sensationellen Tarte flambée unserer beiden Lieblingslokale im Elsass gemein haben würde. Und so kam es dann auch.
Meine Begleitung entschied sich für den „Pepe“ (7,90 Euro), der zusätzlich zur obligaten Zwiebel-Crème fraiche-Auflage noch Champignons, Paprika, Peperoni und Gouda-Käse als Belag zu bieten hatte. Eigentlich kulinarischer Frevel am traditionellen Produkt, das mit Speck, Zwiebeln und Schmand auskommt. Naja, von der Portion her ging das schon in Ordnung. Geschmacklich lagen da aber Welten zwischen der Pfalz und dem benachbarten Elsass. Der Boden aus Fertigteig, der weiße Grundbelag nicht annähernd so gut gewürzt wie beim Original aus dem Bas-Rhin. Lediglich die frischen Gemüse-Zutaten brachten ein wenig Geschmack in die Sache. Dennoch haben wir ihn recht zügig verzehrt. Es schmeckt ja fast alles, wenn man genügend Hunger hat!
Preislich beginnt die Flammkuchen-Reise bei 6,60 Euro (der Klassische) und endet – je nach Ausstattung – bei knapp 8 Euro. Daneben lassen sich kleinere "Schmankerl" zum Bier genießen. Limburger mit Bierbrot, überbackener Schafskäse, Weißwürste mit Brezel und süßem Senf sowie Wurstsalat in verschiedenen Varianten grüßen von der Vesper-Karte. Eine gute Handvoll verschiedener Salate, ein paar Pfannen-Schnitzelgerichte plus 250 g schwere Rumpsteaks in vier Ausführungen (mit Zwiebeln, Kräuterbutter, Pfefferrahmsoße und co., alle 18,90 Euro). Soweit einmal die Speisekarte im Schnelldurchlauf.
Das Gasthaus wirkte an diesem frühen Samstagabend schon recht gut besucht. Die meisten Gäste saßen im hinteren Gastraum, der um einiges größer ist. Die Atmosphäre war locker und entspannt und die beiden weiblichen Bedienungen agierten unaufgeregt und schienen auf Zack. Unsere Biere kamen recht flott an den Tisch und der erste - und immer auch der beste - Schluck war ebenso schnell getätigt.
Deftiges Essen kommt ja bekanntlich nach körperlicher Anstrengung (und dazu gehören die Aufgüsse in der Dahner Sauna allemal!) ganz gut. Und so bestellte ich da mit Käse überbackene Teufelsschnitzel (12,90 Euro), das noch einen kleinen Beilagensalat vorneweg implizierte. Der kam zwar mit leckerem Hausdressing, dessen feine Knobi-Note mir aus früheren Besuchen noch in Erinnerung war, hätte meiner Meinung nach aber etwas frischer sein dürfen. Man sah den Salatblättern die etwas zu lange Lagerung leicht an. Meine Begleitung hatte den kleinen Beilagensalat (2,80 Euro) vorweg und zusätzlich noch etwas vom leicht warmen Bierbrot (1,50 Euro) bestellt. Damit ließ sich das delikate Sahne-Dressing hervorragend aufsaugen.
Zum "Teufelsschnitzel" ist nur so viel: da lagen zwei panierte Standard-Schnitzel auf einem Gusseisenpfännchen. Sie hatten eine scharfe rote Sauce (bestehend aus Ajvar und Sambal Oelek) on top und wurden mit einer ordentlichen Portion Käse überbacken. Also definitiv nichts für Kalorienzähler und Fettverächter. Daneben lagen, wie ein Häufchen Elend, die recht dünnen Pommes. Mein daueressender Kollege hier bei GG würde sagen: „Mitleiderregend!“
Ich gebe zu, dass bei der Pommes-Beilage - was die Menge betraf - schon eher knapp kalkuliert wurde. Aber letzten Endes war ich sogar froh darüber, da sie insgesamt zu wenig Geschmack, Biss und Würze hatten. Obwohl das Ganze mir etwas zu trocken ausfiel, verzichtete ich auf das Nachbestellen der Dunkelbiersoße, die in diesem Wirtshaus einen gewissen Kultstatus zu genießen scheint. Beim nächsten Mal dann eben gleich das „Brauerschnitzel“ (12,90 Euro). Da ist die nämlich serienmäßig mit drin! Zur Fleischqualität der Schnitzel kann ich nicht viel sagen. Sie waren schön zart und noch leicht saftig. Laut Karte sind sie in der Pfanne zubereitet worden, was ich infolge des Überbackens nicht herausschmecken konnte. Zusätzlich begrub das Teufels-Topping mit seiner Chilli-Schärfe die anderen Geschmackskomponenten unter sich.
Kommt man als Wanderer oder Fahrradfahrer mit einer ordentlichen Portion Hunger nach deftiger Fleischküche hier vorbei, wird man in diesem Brauhaus, das nahe am Radweg nach Dahn liegt, sicherlich fündig. Auch Flammkuchenfreunde haben hier die Qual der Wahl, wenngleich man sich hier qualitativ eher im durchschnittlichen Bereich bewegt. Der eigentliche Grund hier aufzuschlagen, ist nun einmal das selbstgebraute Helle oder Dunkle, das allein schon eine Einkehr rechtfertigt. Beim nächsten Besuch dann nach dem Klettern im Biergarten.
Junge, Junge wie die Zeit vergeht. Es ist schon wieder mehr als zwei Jahre her, dass ich nach dem Besuch der Dahner Sauna (übrigens eine der schönsten der Region, Anm.) im Brauhaus Ehrstein eingekehrt bin. Letztens war es dann mal wieder soweit. Die Lust auf den sehr süffigen, selbstgebrauten Gerstensaft (in hell oder dunkel) ließ uns auf dem Rückweg in Hinterweidenthal halt machen. In unmittelbarer Nähe zum berühmtesten Tischfelsen des Pfälzerwalds, dem „Teufelstisch“, befindet sich das rustikal-urig eingerichtete Gasthaus, das... mehr lesen
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"Redliche Brauhausküche unterm Teufelstisch" marcO74Junge, Junge wie die Zeit vergeht. Es ist schon wieder mehr als zwei Jahre her, dass ich nach dem Besuch der Dahner Sauna (übrigens eine der schönsten der Region, Anm.) im Brauhaus Ehrstein eingekehrt bin. Letztens war es dann mal wieder soweit. Die Lust auf den sehr süffigen, selbstgebrauten Gerstensaft (in hell oder dunkel) ließ uns auf dem Rückweg in Hinterweidenthal halt machen. In unmittelbarer Nähe zum berühmtesten Tischfelsen des Pfälzerwalds, dem „Teufelstisch“, befindet sich das rustikal-urig eingerichtete Gasthaus, das
Manchmal liegt das Paradies direkt vor unserer Haustür. Und manchmal auch direkt am Rhein. Genauer gesagt in Rheinnähe. Auf einer Art Mini-Landzunge zwischen zwei Speyerer Baggerseen gelegen, befindet sich das schmucke, im urigen Blockhausstil errichtete Restaurant. Parkmöglichkeiten gibt es zur Genüge und schon beim Verlassen des Fahrzeugs steht man mitten im Grünen. Eine kleine Oase, die es zu entdecken gilt und deren Besuch sich nach einem sommerlichen Badetag am Steinhäuserwühlsee förmlich anbietet.
Das idyllische Fleckchen wird schon seit 13 Jahren gastronomisch genutzt. Das „Paradies“ hat sich schon damals in der Domstadt einen Namen mit grundsolider griechischer Grillküche gemacht. Seit etwa drei Jahren haben sich Konzept und Kochstil etwas verändert. Mit dem Junior am Herd hat man das kulinarische Spektrum erweitert und bietet seither eine frische, von viel Fisch und traditionellen Gerichten dominierte Küche mediterraner Prägung.
Beim Eintritt in das gemütliche Holzhaus wähnt man sich gerade wegen des rustikalen Interieurs eher in einer etwas geräumigeren Hütte des Pfälzerwaldvereins. Aber weit gefehlt. Die schlicht, aber geschmackvoll eingedeckten dunklen Holztische, die wirkungsvoll eingerahmten Spiegel an den Wänden sowie die zurückhaltend eingesetzten Accessoires auf und neben den Tischen wirken alles andere als „hinterwäldlerisch“.
Die beiden Damen vom Service, darunter die Mutter des Küchenchefs, begrüßten uns sehr freundlich und wiesen uns den reservierten Tisch zu. Schön, dass man hier ohne aufgesetzte Nettigkeit in Empfang genommen, aber mit umso mehr südländischer Herzlichkeit bedient wird. Das erleichtert das Ankommen und beschleunigt das Wohlfühlen gleichermaßen. Gerade für „Neuankömmlinge im Paradies“ ein wichtiger Aspekt.
Auch die Speisenkarte zeigt sich im Vergleich zu den Einheitsbibeln südosteuropäisch geprägter Grill-Anstalten auffällig entschlackt. Eine Handvoll Empfehlungen des Hauses, bei denen Seezunge, Lammspieß und Oktopus um die Gunst der Gäste buhlen, werden von diversen kalten und warmen Köstlichkeiten aus dem Vorspeisensortiment ergänzt. Dazu ein paar erlesene Fischteller, pfiffig angemachte Salate und dann der eigentliche Schwerpunkt des Speisenangebots: eine variationsreiche Auswahl an Fleischgerichten. Ob nun Lamm im Duett (Hüfte und Kotelett) oder Schweinefilet in Limetten-Retsina-Sud sei jedem „Beefeater“ selbst überlassen. Und das zu Preisen, die selbst beim argentinischen 250g-Rumpsteak nicht die 20-Euro-Grenze überschreiten.
Um nicht schon bei der Vorspeisenwahl in Entscheidungsnot zu geraten, bestellten wir neben einer etwas geschmacksneutralen Giouvarlakia-Zitronensuppe (4,80 Euro) die „Pikilia“, eine gemischte Vorabplatte für zwei Personen (18,50 Euro), die auch bei drei Leuten den ersten Hunger ausreichend gestillt hätte. Die auf einer Schiefertafel gereichten kalten und warmen Leckereien, darunter knusprig frittierte Zucchini-Chips und recht opulente, mit Schafskäse gefüllte Teigtaschen, entpuppten sich schnell als richtige Sattmacher, die leider etwas zu fettig ausfielen. Auf den üppigen Vorspeisenreigen folgte ein für unseren Geschmack zu herzhaft angemachter Beilagensalat, der unseren Hunger auf den Hauptgang schließlich auf ein Minimum reduzierte.
Schade, denn gerade bei den Hauptspeisen konnte die Küche eher überzeugen. Das auf den Punkt in der Pfanne gebratene Lachsfilet (16,50 Euro) hatte eine frische Citrusnote und duftete herrlich nach Mittelmeerkräutern. Auch der Rinderspieß (17,80 Euro) schmeckte ausgezeichnet. Innen noch leicht rosa, kam er direkt vom Holzkohlegrill und seine feinen Röstaromen ergaben zusammen mit der dunklen Barolo-Sauce ein stimmiges Geschmacksbild, das vom knackigen Ratatouille-Gemüse passend umrahmt wurde.
Der Hausklassiker nannte sich „Pikilia Kreaton“ (14,80 Euro). Dahinter verbarg sich ein vorzüglicher Grillteller, der alleine schon den Besuch wert war. Das sich darauf befindende Gyros erfüllte alle wichtigen Drehspießkriterien: es war äußerst delikat gewürzt, saftig und knusprig zugleich. Die Suzukakia (Hackfleischrolle) war schlichtweg sensationell im Geschmack, im Garungsgrad und in der Konsistenz. Auch der Souvlaki-Spieß und das Schweinesteak waren von überzeugender Fleischqualität. Mit tadellosen Steakhouse Pommes als Beilage ein wahrlich überzeugender Querschnitt durch die griechische Fleischlandschaft. Leider war das mediterrane Gemüse zu den herrlich zarten Schweinemedaillons in Honig-Thymian-Sauce (15,30 Euro) zu lange auf dem Herd gestanden und sowohl sicht- als auch schmeckbar angebrannt. Dies blieb jedoch der einzige kulinarische Fauxpas bei unseren Hauptgerichten.
Nach so viel Opulenz auf unseren Tellern blieb leider kein Platz mehr für ein Dessert, weshalb wir auf den griechischen Sahnejoghurt mit Honig und Walnüssen (5 Euro) und das Schokoladensoufflé (6,30 Euro) verzichten mussten. Wenn nun auch Bacchus in Form einer etwas facettenreicheren Weinkarte Zuflucht im „Paradies“ finden würde, wäre auch die vinophile Genussmittelfraktion restlos zufriedengestellt.
So bleibt am Ende die Erkenntnis, dass es sich beim „Paradies am See“ um ein Schlaraffenland für Fleisch- und Fischliebhaber handelt, in dessen herrlicher Umgebung man dem Alltagstrott für ein paar genussvolle Stunden entfliehen kann. Eines sollte man allerdings auf jeden Fall mitbringen: Hunger.
Manchmal liegt das Paradies direkt vor unserer Haustür. Und manchmal auch direkt am Rhein. Genauer gesagt in Rheinnähe. Auf einer Art Mini-Landzunge zwischen zwei Speyerer Baggerseen gelegen, befindet sich das schmucke, im urigen Blockhausstil errichtete Restaurant. Parkmöglichkeiten gibt es zur Genüge und schon beim Verlassen des Fahrzeugs steht man mitten im Grünen. Eine kleine Oase, die es zu entdecken gilt und deren Besuch sich nach einem sommerlichen Badetag am Steinhäuserwühlsee förmlich anbietet.
Das idyllische Fleckchen wird schon seit 13 Jahren gastronomisch... mehr lesen
Paradies am See
Paradies am See€-€€€Restaurant06232 291040Am Rübsamenwühl 31, 67346 Speyer
4.0 stars -
"Paradiesische Zustände für Fisch- und Fleischliebhaber in idyllischer Umgebung" marcO74Manchmal liegt das Paradies direkt vor unserer Haustür. Und manchmal auch direkt am Rhein. Genauer gesagt in Rheinnähe. Auf einer Art Mini-Landzunge zwischen zwei Speyerer Baggerseen gelegen, befindet sich das schmucke, im urigen Blockhausstil errichtete Restaurant. Parkmöglichkeiten gibt es zur Genüge und schon beim Verlassen des Fahrzeugs steht man mitten im Grünen. Eine kleine Oase, die es zu entdecken gilt und deren Besuch sich nach einem sommerlichen Badetag am Steinhäuserwühlsee förmlich anbietet.
Das idyllische Fleckchen wird schon seit 13 Jahren gastronomisch
Schön, dass wir es nach knapp 2 Jahren mal wieder in die Friesenheimer Radrennbahn geschafft haben. Nach den Gastro-Highlights in den beiden Hansestädten (Bremen und Hamburg), verschlug es uns nach einem Einkaufsbummel in der Ludwigshafener Rheingalerie in die kulinarischen „Niederungen“ der besseren Hausmannskost.
Chefkoch Patrick Pierau hat deutschfranzösische Wurzeln, weshalb es nicht verwundert, dass sein gastronomisches Konzept auf einer elsässisch geprägten Regionalküche basiert. Er hat – unterstützt von seiner Frau und seinem Bruder – im Juli 2013 das Restaurant „Zur Radrennbahn“ im Ludwigshafener Ortsteil Friesenheim eröffnet. Davor betrieb er das Restaurant „Zum Jagdhorn“ im Frankenthaler Hofgut Petersau, das mittlerweile nicht mehr existiert. Schön, dass seine deftige Elsässer Küche in Ludwigshafen gut ankommt. Da wundert es auch nicht, dass die Namen der Gerichte zuerst auf Französisch in der Speisenkarte stehen. Auch darin unterscheidet sich Pieraus Radrennbahn von der üblichen gutbürgerlichen Masse und hebt es in gastronomischer Hinsicht hervor.
Von außen wirkt die Gaststätte eher unscheinbar. Die typische Vereinslokaloptik lässt einen fast daran vorbei fahren. Neben der Wirtschaft erleichtert ein ausreichend angelegter Parkplatz die Unterbringung des Gefährts. Aufstelltafeln mit ein paar Tagesangeboten zieren den kurzen Treppenaufgang ins Innere. Dort angekommen, ist man positiv überrascht von der rustikalen Gemütlichkeit und Wärme, die das Innere ausstrahlt. Freiliegende Holzbalken an der Decke, gemauerte Backsteinbögen, die an einen Gewölbekeller erinnern, bequem gepolsterte, urige Holzstühle und –tische sowie eine dezente Beleuchtung sorgen für ein angenehmes Wohlfühlambiente, wie man es auch in so mancher Pfälzer Weinstube vorfindet. Mit den 60 Sitzplätzen im behaglichen Gastraum sowie dem nochmals 25 Sitzplätze fassenden Nebenzimmer ist man hier auch für größere Gesellschaften gerüstet. Der liebevoll gestaltete Flyer auf unserem Tisch verriet uns außerdem noch die Existenz eines Biergartens, auf dem bis zu 80 Personen Platz finden.
Unser Durst verlangte nach einem naturtrüben Zischke-Kellerbier aus der Bügelflasche (2,90 €), sozusagen unser Aperitif aus dem Hause Karlsberg. Die eigentliche Aperitif-Karte lockt mit Französischem. Pernod, Picon-Bier, Poire fermier und Crémant d‘Alsace machen einem die Wahl nicht leicht. Egal für was man sich entscheidet, die recht umfangreiche Auswahl macht Laune und ist gleichzeitig ein guter Auftakt für die Genüsse, die darauf folgen. Die Vorspeisenauswahl bietet französische Klassiker, wie beispielsweise Froschschenkel oder Schnecken. Auch eine Handvoll Salatvariationen stehen auf der übersichtlich gestalteten Speisekarte. Wer es mediterraner mag, bestellt entweder gegrillte Peperoni (6,40 Euro), gebackenen Schafskäse (7,40 Euro) oder in Knoblauch gebratene Riesengarnelen (13,90). Feinschmecker dürfen sich hingegen an gebratenen Jakobsmuscheln auf Selleriepüree (16,90 Euro) laben.
Wir entschieden uns für die Waldpilzcrèmesuppe mit Sahnehäubchen (4,90 Euro), den Schafskäse aus dem Steinbackofen (7,40 Euro) und die Schnecken in hausgemachter Kräuterbutter (6 Stück für 7,20 Euro). Jede Vorspeise verdiente das Prädikat „besonders lecker“. Die Suppe schmeckte dezent nach Waldboden und war eine ordentliche Portion. Der Schafskäse hatte genau die richtige Würze und wurde mit einer geschmacklich gelungenen Tomaten- Oliven-Peperoni-Knoblauch-Ausstattung geliefert. Die Schnecken „à la bourguignonne“ dufteten herrlich nach Kräuterbutter.
Beim Hauptspeisenangebot kommt der Fleischesser voll auf seine Kosten. Von ausgefalleneren „Schnitzeleien“ wie zum Beispiel dem „Escalope de veau trocadéro“, einem mit Käse und Schinken überbackenen Kalbsschnitzel in Rieslingsahnesauce (17,40 Euro), bis hin zu Elsässer Traditionsgerichten, wie etwa „Baeckeoffe“ (für 2 Personen und nur auf Vorbestellung), wird hier allerlei Herzhaftes aufgetischt. Und das inklusive einem frischen Vorspeisensalat, dessen Essig-Öl-Dressing hervorragend schmeckt. Wahlweise werden als Beilagen Pommes Frites, Bratkartoffeln, Reis oder Tagliatelle gereicht.
Unsere Entscheidung fiel auf das Cordon Bleu vom Kalb (17,90 Euro), das man im Original mit Münsterkäse-Füllung erhält. Im Gastraum war das Plattieren des Fleisches aus der Küche hörbar. Ein Wohlklang im Ohr eines jeden Schnitzel-Liebhabers. Dazu bestellte ich eine auf kräftiger Jus-Basis hergestellte Jägersauce, die noch nicht einmal auf der Rechnung auftauchte. Sachen gibt’s! Da wird in anderen Lokalen für ein vergleichbares Convenience-Sößchen gern mal abkassiert.
Das bereits erwähnte Trocadéro-Schnitzel schmeckte vortrefflich, wenn sich auch die Riesling-Note bei der Sauce (aufgrund des massiven Weineinsatzes) leider etwas in den Vordergrund drängelte. Der „Coq au vin“ (11,90 Euro) wurde als lang gegarter, halber Hahn mit dunkler Pinot noir-Sauce und Tagliatelle serviert. Sein Fleisch war schön zart und die Sauce hatte genug Dampf unterm Kessel. Wer denkt da schon an Riquewihr, wenn man für knapp 12 Euro so eine elsässische Spezialität im pfälzischen Friesenheim genießen kann? Wir jedenfalls nicht!
Schön auch, die gute Auswahl an offenen Weiß- und Rotweinen, die zu zivilen Preisen ausgeschenkt werden (im Schnitt um die 4 € für das Viertel). Neben einigen Kreszenzen von Schloss Friedelsheim und dem rheinhessischen Weingut Bechtel aus Worms-Heppenheim, befanden sich auch ein Pinot Gris und ein Edelzwicker aus dem Nachbarland auf der Weinkarte. Letzterer korrespondierte den Hauptgang vortrefflich. Schlussendlich machte das mit Nuss-Eis angerichtete Quark-Waldbeeren-Gratin (7,50 Euro) die leider ausgegangene Crème brulée schnell vergessen.
Bei der gutbürgerlichen Küche von Chefkoch Pierau liegt die Betonung eindeutig auf „gut“. Schnörkellos und ohne Firlefanz werden hier elsässische Klassiker aufgetischt. Und das in rustikal gemütlichem Ambiente und zu Portionen, die auch größerem Hunger gewachsen sind. Dass alles frisch zubereitet an den Tisch kommt, schmeckt man in der Tat. Ein wirklich empfehlenswerter Ort für gutes Essen. Und für Freunde der deftigen Elsass-Küche ein echter Zugewinn.
Schön, dass wir es nach knapp 2 Jahren mal wieder in die Friesenheimer Radrennbahn geschafft haben. Nach den Gastro-Highlights in den beiden Hansestädten (Bremen und Hamburg), verschlug es uns nach einem Einkaufsbummel in der Ludwigshafener Rheingalerie in die kulinarischen „Niederungen“ der besseren Hausmannskost.
Chefkoch Patrick Pierau hat deutschfranzösische Wurzeln, weshalb es nicht verwundert, dass sein gastronomisches Konzept auf einer elsässisch geprägten Regionalküche basiert. Er hat – unterstützt von seiner Frau und seinem Bruder – im Juli 2013 das Restaurant „Zur... mehr lesen
Restaurant zur Radrennbahn
Restaurant zur Radrennbahn€-€€€Restaurant062168126496Weiherstraße 20, 67063 Ludwigshafen am Rhein
4.0 stars -
"Deftige Elsass-Küche ohne Schnörkel, die handwerklich und geschmacklich überzeugt" marcO74Schön, dass wir es nach knapp 2 Jahren mal wieder in die Friesenheimer Radrennbahn geschafft haben. Nach den Gastro-Highlights in den beiden Hansestädten (Bremen und Hamburg), verschlug es uns nach einem Einkaufsbummel in der Ludwigshafener Rheingalerie in die kulinarischen „Niederungen“ der besseren Hausmannskost.
Chefkoch Patrick Pierau hat deutschfranzösische Wurzeln, weshalb es nicht verwundert, dass sein gastronomisches Konzept auf einer elsässisch geprägten Regionalküche basiert. Er hat – unterstützt von seiner Frau und seinem Bruder – im Juli 2013 das Restaurant „Zur
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Wenig deutet auf die kulinarischen Genüsse im Inneren des weiß gestrichenen Gebäudes hin. Lediglich das in die Jahre gekommene Wirtshausschild prangt über dem aus Sandstein gemauerten Torbogen, an dessen Eingangstür eine umfunktionierte Planke eines Fassbodens (inkl. Spundloch) als Willkommensschild dient.
Man betritt das Restaurant durch den idyllisch angelegten Innenhof über eine kleine Treppe und steht sogleich im Inneren eines sehr gemütlichen, von freiliegenden Balken untergliederten Gastraumes. In dieser rustikal anmutenden Umgebung sorgen seit nunmehr sechseinhalb Jahren drei junge Gastronomen kulinarisch für Furore. Denn im Januar 2010 begann für die altehrwürdige Weinstube, deren Wurzeln bis in die Mitte der 70er Jahre zurückreichen, ein neuer Zeitabschnitt. Auf der Grundlage eines zeitgemäßen Konzeptes, das von Beginn an auf Nachhaltigkeit und den Einsatz regionaler Produkte setzte, gelang es dem jungen Gastro-Trio, ihre modern-kreative Herangehensweise gekonnt auf die traditionelle Umgebung zu übertragen.
Aus dem kernsanierten Bauernhaus mit heimeliger Fachwerk-Atmosphäre, einer gemütlichen Hofterrasse und lediglich sechs Tischen ist heute ein ambitioniertes Weinrestaurant, das besonders bei Freunden des „Langsam-Essens“, Pfalzweinenthusiasten und Weinstraßentouristen sehr beliebt zu sein scheint. Auch viele Riesling-Fans aus der Kurpfalz (RP, MA, HD) finden den Autoschildern zufolge den Weg ins nicht allzu weit entfernte Wachenheim in die nach einer renommierten Weinlage („Gerümpel“) benannte Weinstube. Ob der daueressende Monnemer aus der GG-Community hier schon aufschlug, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis.
Gerade hatten wir unseren Platz im beschaulichen Weingarten in direkter Teichnähe eingenommen, machten wir die Bekanntschaft mit der gut gelaunten männlichen Servicehälfte. Damit unsere Nahrungsaufnahme an diesem warmen Mai-Abend nicht zur staubtrockenen Angelegenheit werden würde, beriet uns Sommelier Kay Winkler äußerst charmant bei der Auswahl der Getränke. Und so bestellten wir unsere Aperos (Sherry, Rieslingsekt und Pernod).
Zusammen mit Verena Springer sorgte Herr Winkler mit deutlich wahrnehmbarer Kompetenz und Herzlichkeit für einen sehr entspannten Abend. So fühlten wir uns in der Gerümpelstube gleichermaßen gut aufgehoben und fachkundig beraten. Dass man hier leicht zum „Gerümpelstubenhocker“ mutiert, liegt jedoch auch an den liebevoll gestalteten Gasträumen.
Dekorative Fachwerkbalken, rustikale Tische, die aus alten Essigfässern gezimmert wurden und kleine Accessoires – wahrscheinlich aus der familiären Erbmasse – statten das Innere des Weinlokals mit ganz viel Atmosphäre aus. Vielleicht war es ja gerade der spannende Gegensatz von zeitgemäßer Küche und nostalgischem Interieur, der uns an diesem Weinlokal so gefiel.
„Kombiniert man Leidenschaft mit den richtigen Zutaten, so kann das nur zu einer guten Mahlzeit führen!“ lautet das durchaus nachvollziehbare Credo von Küchenchef Markus Springer, das er uns im Gespräch nach Küchenschluss bereitwillig mitteilte. Dabei erfuhren wir auch einige wichtige Aspekte zur Entstehung der „Gerümpelstube 2.0“.
Während ihrer gemeinsamen Arbeit im Wormser Parkhotel Prinz Carl lernte sich das Betreibertrio kennen. Man merkte schnell, dass man gastronomisch auf einer Wellenlänge war und so entstand der Wunsch nach einer gemeinsamen Selbständigkeit. Ein zufälliger Besuch der „Ur-Gerümpelstube“ bot ihnen im Jahr 2009 die Gelegenheit, auf die sie schon lange gewartet hatten. Die Vorbesitzer (das Ehepaar Biermann), die schon über 30 Jahre lang die Weinstube betrieben, sehnten ihren hochverdienten Ruhestand herbei. Die Chance, ein etabliertes Traditionslokal zu übernehmen, ließen sich die drei nicht entgehen und erwarben das komplette Anwesen (inkl. Nachbarhaus zum Wohnen). Nach umfangreicher Sanierung erlebte das Lokal unter seinen neuen Eigentümern eine Art Renaissance, die vom Herd aus ihren Anfang nahm.
So wird heute bei den dargebotenen Speisen kompromisslos auf Hochwertiges gesetzt. Das Schweinefleisch für die Schnitzel stammt beispielsweise von der bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall, deren Qualitätsmaßstäbe noch über den heute üblichen Biostandard hinausgehen, da die Tiere nur selbst angebautes, genfreies Futter erhalten. Das Rindfleisch stammt vom Freesisch Rind, das auf den Weiden Norddeutschlands aufwächst und seinen unverwechselbaren Charakter durch die einzigartige Marmorierung erhält. Und das schmeckte man auch!
Ob Geflügel vom Züchter Ochsenschläger aus Biblis-Wattenheim, Käse von der Demeter-Dorfkäserei aus Geifertshofen oder Apfelspezialitäten vom Apfelgut Zimmermann aus der Wachenheimer Nachbarschaft, hier landen fast ausschließlich Kostbarkeiten aus nachhaltiger Produktion auf den stilvoll eingedeckten Tischen. Und das ganz ohne marktschreierische „Brutal-lokal-Attitüde“.
Das ist selbstverständlich beim Wein nicht anders. Bis auf ein paar Ausnahmen befinden sich nur Weine von Winzern, die in maximal zehn Kilometern Entfernung von der Gerümpelstube beheimatet sind, auf der von Kay Winkler mit Bedacht zusammengestellten Karte. Schön, dass neben einigen bekannten VDP-Größen, wie etwa Bassermann-Jordan oder Karl Schäfer, auch der Winzernachwuchs aus der Mittelhaardt nicht zu kurz kommt. Mit Jürgen Krebs (Freinsheim), Mario Zelt (Laumersheim) und Uli Karst (Bad Dürkheim) sind gleich drei innovative Jungwinzer auf der Karte vertreten. Die fair kalkulierten Viertelpreise (von 3,20 Euro bis 6,70 Euro) und die ebenso gastfreundlich angebotenen Flaschenweine (z.B. der Weißburgunder vom VDP Weingut Bürklin-Wolf für 19,50 Euro) zeigen, dass guter Wein auch im Restaurant erschwinglich sein kann.
So vielfältig die Auswahl bei den guten Tropfen, so übersichtlich gestaltet sich hingegen das Speisenangebot. Jeweils ein halbes Dutzend Vor- und Hauptspeisen listet die reduziert wirkende Karte. Wir werteten das als eindeutiges Indiz für Produktfrische. Dazu deftiges Pfälzer Soulfood in Form von eingelegtem Handkäse aus der Molkerei Bender-Geib (8,50 Euro) oder Sülze vom Landschweinbäckchen mit Tatarensoße, Bratkartoffeln und Salat (14,50 Euro). Passend zum südlichen Lebensgefühl der lauschigen Hofterrasse fließen in der warmen Jahreszeit auch mediterrane Akzente ein. Mit dem in Limette und Koriander marinierten Oktopus-Salat (10,50 Euro) oder dem im Knusperblatt gebackenen französischen Schafskäse (6 Euro) befinden sich einige leichte Sommergerichte als Vorspeisen auf der Karte.
Vorweg entschied ich mich für die wunderbar aromatische toskanische Tomatensuppe mit Ricotta (7,50 Euro), in der auch eine dünne Scheibe Weißbrot schwamm. Da passte wirklich alles. Perfekt abgeschmeckt, nach frischen Tomaten, Basilikum und Olivenöl duftend, betörte sie meine Sinne. Mental, saß ich wieder in Montegrosso (Apulien) im Antichi Sapori und hörte Maestro Zito aus der Küche italienische Anweisungen an sein Personal geben…herrlich. Ich habe sehr selten solch eine gute Zuppa Pomodoro gegessen – und schon gar nicht bei einem Italiener in Deutschland (Sorry, Rocco, aber das hier war eine andere Liga!).
Meine Kollegin wählte die Spargelcremesuppe mit Schinkenkrapfen (7 Euro) von der Empfehlungstafel, die neben uns an der Wand hing. Auch sie war begeistert. Der dritte im Bunde orderte den eingelegten Handkäse, dessen musikalische Begleitung natürlich nicht fehlen durfte. Nach diesem Vorspeisenreigen gingen wir offensiv mit unserem Fleischhunger um und orderten drei unterschiedliche Hauptgänge nach Carnivoren-Art. Unser Handkäs-Musikus am Tisch schnappte mir doch tatsächlich das wirklich phänomenal aussehende Rinderrückensteak vom freesisch Ochs (21,50 Euro) weg. Es kam mit knusprigen Bratkartoffeln und einer hausgemachten Pariser Pfeffersauce perfekt medium gebraten auf den Teller und sorgte bei ihm für pures Fleischvergnügen.
Klar, hätte ich dasselbe auch bestellen können, aber meine Neugier auf ein anderes, wesentlich seltener anzutreffendes Gericht erlaubte es mir nicht. Kaninchenkarrée aus dem Ofen mit Ratatouille-Gemüse und Mole-Kartoffeln (19,50 Euro) klang einfach unwiderstehlich. Und schmeckte auch mindestens genauso gut wie es sich anhörte. Kaninchenfleisch hat ja fast kein Fett, weshalb der perfekte Garpunkt obligat ist. Dazu war das Karrée im Inneren fein gewürzt, was dem weißen Karnickel-Fleisch zusätzliches Aroma verlieh. Die Kartoffeln (Drillinge) waren nach mexikanischer Art mit dieser schwarzen, süßlich-scharf schmeckenden Soße (Mole) bedeckt – ein aromatisch-würziger Genuss. Und zum Ausgleich diente das fruchtige Ratatouille. Geht eigentlich nicht besser, da nahezu alle Geschmackskomponenten in harmonischem Zusammenspiel auf dem Teller vertreten waren. Da störte mich auch nicht, dass das Kaninchen ordentlich Rückgrat bewies und mir das Lösen des Fleisches vom Selbigen nicht leicht machte.
Leichter zu essen war sicherlich der marinierte Stangenspargel an Kartoffeldressing mit Rucolapesto und gebratener Perlhuhnbrust (18,50 Euro) meiner Kollegin. Auch dieser Teller sah sehr delikat angerichtet aus. Besonders das Perlhuhn schien sehr saftig geraten zu sein, was den Verdacht nahelegte, dass wir in Chefkoch Markus Springer unseren Brat- bzw. Grillmeister gefunden hatten. Drei so unterschiedliche Fleischsorten zeitgleich so auf den Punkt zu servieren, dass sie allesamt als perfekt gebraten durchgehen, das hat schon richtig Klasse.
Zum Kaninchen genoss ich übrigens die Cuvée „Les Tentes“ von Mario Zelt aus Laumersheim (5,90 für das Viertel). Diese stimmte mich auch sehr gut auf das Dessert, die gebrannte Karamellschnitte mit Rhabarberkompott und Erdbeersorbet (7,50 Euro), ein. Da es uns draußen langsam fröstelte, zogen wir es vor, dieses in der urigen Gaststube einzunehmen. So kamen wir gegen Ende unseres Besuches auch in den Genuss der „wahren Gerümpelstube“ aus früheren Zeiten. Wir waren so ziemlich die letzten Gäste und bekamen noch ein Schnäpschen aufs Haus gereicht. Zudem hatten wir die Gelegenheit, mit Verena Springer ein wenig über die Philosophie und die Geschichte des Lokals zu plaudern, was wirklich sehr unterhaltsam war.
Zusammenfassend mussten wir drei Feinschmecker aus der Südpfalz feststellen, dass die Wachenheimer Gerümpelstube einen äußerst aufgeräumten, in sich stimmigen Gesamteindruck machte. Dass wir uns hier so wohlfühlten, mag an der außergewöhnlichen Mischung aus malerischer Umgebung, sympathischem Service und einfallsreicher Küche gelegen haben. Mit ihrem zeitgemäßen Konzept zeigen hier drei junge Gastronomen, dass sich Genuss und Nachhaltigkeit nicht ausschließen müssen. Das hat Potenzial und tut der Pfälzer Weinstubenlandschaft unheimlich gut.