Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Besucht am 08.11.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 52 EUR
Bei Konzertbesuchen in der Frankfurter Festhalle gibt es für Leute, die mit dem PKW anreisen keine Parkplatzprobleme mehr. Grund dafür ist die Shopping Mall „Skyline Plaza“, die im Sommer 2013 eröffnete und dem Messe- bzw. Europaviertel kommerzielles Leben einhauchen sollte. 2400 Parkplätze lauern unter der Erde auf Besucher. Eine große Auswahl gastronomischer Betriebe soll den dort einkaufenden Kunden die Mägen füllen. Auch hier heißt das Zauberwort „Franchise“ und so wundert es nicht, die Ergebnisse unserer globalisierten Fast-Food-Kultur auch hier zu erblicken.
Neben altbekannten Burger-, Huhn- und Fischketten gibt es jedoch auch einige Neuentdeckungen, mit denen auf die veränderten Kundenwünsche (bio, vegan, offen, frisch, transparent, lokal, authentisch, hochwertig, slow, usw.) eingegangen werden soll. Einige Läden, wie beispielsweise der Mexican Grill „Chipotle“, sind erstmalig in Deutschland vertreten, während andere, wie z.B. das „Asiahung“, landesweit ihre Systemgastronomie betreiben.
In jenem Abend gab sich die schottische Rock-Band „Biffy Clyro“ in der Festhalle die Ehre und da diese nur 5 Minuten Fußmarsch von der Skyline Plaza entfernt liegt, war klar, dass wir in der dortigen Tiefgarage nicht nur unser Auto abstellen würden, sondern dass wir auch die Zeit vor dem Konzert mit einem kleinen Bummel durch die Mall – inklusive kleinem Abendessen – würden nutzen wollen. Die Homepage des Einkaufszentrums bietet einen guten Überblick, welche (Schnell-)Restaurants hier beheimatet sind. Ich klickte mich ein wenig durch und stieß auf das Coa, von dessen Mannheimer Existenz ich dank eines Berichtes von GG-Kollege Daueresser wusste. Hätte ich ihn mir doch vorher noch einmal durchgelesen…
Wir betraten das räumlich offen konzipierte Asia-Lokal gegen 19 Uhr und waren zunächst sehr angetan von der dezenten Beleuchtung, der geradlinig schicken Einrichtung, bei der dunkles Holz dominierte, und vor allem der offen einsehbaren, verglasten Wok-Küche, wo sich schon die Bambusdämpfer für die Dim Sum stapelten. Wir wurden zu einem Tisch im hinteren Bereich des Lokals geführt. Hier war der Getränketresen in Reichweite und durch die Glasfront konnten wir nach draußen blicken. Die Atmosphäre würde man hier wohl neudeutsch als „chillig-loungig“ bezeichnen.
Alles easy, alles lässig. Aus der etwas zu laut eingestellten Soundanlage trällerten die „Pet Shop Boys“ ihren Evergreen „West-End-Girls“, aber leider nur in der Remix-Version, mit unnützem Modern-Beat-Gestampfe, das mir ziemlich schnell auf die Nerven ging. Und so gesehen ist das Coa auch nur eine enttäuschende Remix-Version eines „echten“ Asia-Restaurants. Denn was da „handmade“ und „à la minute“ auf die Teller kommt, ist leider mehr gewollt als gekonnt.
Das liest sich zunächst einmal in der stylish aufgemachten Speisenkarte wie beim Nobel-Asiaten um die Ecke. Da werden über südostasiatische Ländergrenzen hinweg thailändische Currys, vietnamesische Sommerrollen, taiwanesische Baos und Spare-Ribs in Rinderbrühe, deren Herkunft angeblich Malaysia sein soll, zu Papier - und nach Bestellung - auf den Teller gebracht. Na dann mal schauen, was die Asia-Gastronomen mit System hier so können und mal munter drauflos bestellt.
Von den „Homemade Drinks“ orderten wir eine Ingwer-Zitronengras-Limonade (0,5 l für 4 Euro) und eine Maracujaschorle mit Minze (0,25 l für 3 Euro), die uns zeitnah an den Tisch gebracht wurden. Wie so oft gibt es bei solcher Art Gastronomie tatsächlich einen im Service, der den Überblick hat. Man muss dann nur noch das Glück haben, von demjenigen auch bedient zu werden. Das war leider nur zeitweise der Fall. Das Aushilfspersonal (es wirkte jedenfalls so) war im relativ leeren Restaurant alles - bloß eben nicht besonders aufmerksam bzw. am Wohl des Kunden interessiert.
Um eine möglichst große Bandbreite an Gerichten aus der Coa-Küche kennenzulernen, bestellten wir vorweg ein paar Kleinigkeiten. Wir entschieden uns für die ultra-gesunden Edamame (gedämpfte Sojabohnen, die man aus der Schale futtert) mit Meersalz (für 2,90 Euro), die mit Garnele und Fisch gefüllten, Siu Mai (5,50 Euro) aus dem Bambusdämpfer sowie ein paar frittierte Teigtaschen namens „Pangsit Kaphrao Ayam“ (4,90 Euro), die mit Huhn und Thai-Basilikum gefüllt waren. Als Hauptgänge wählten wir den Garnelen-Papaya-Salat (in groß für 11,90 Euro) und die Szechuan Rinderfiletstreifen mit Paprika, roten Zwiebeln, Brechbohnen und Cashewnüssen (12,90 Euro). Bei letzterem war noch eine Schale Jasmin-Reis als Beilage dabei.
Die Vorspeisen waren von der Portion her eher überschaubar. Die Thailändischen Teigtaschen hatten eine schmackhaft pikante Füllung und auch die gedämpften Siu Mei Dumplings mundeten uns. Bei den Edamame-Bohnen hatte man wohl den Garvorgang etwas zu früh abgebrochen, da die Hülsenfrüchte innen noch etwas hart waren. Schade auch, dass man kein Fleur de Sel zum Verfeinern benutzte, sondern mit groben Meersalzkörnern das Ganze geschmacklich aufzupeppen versuchte. Diese sind sowohl vom Geschmack als auch von der Textur her der kristallinen Salzblume klar unterlegen.
Bei den Hauptspeisen wurde das schon vom Daueresser aus Monnem angesprochene Problem des Coa-Gastro-Prinzips offensichtlicher. Auch hier waren die Portionsgrößen nicht gerade besonders üppig. Aber was als Szechuan Rinderfiletstreifen deklariert den Weg vom Wok in meinen Teller fand war schon gelinde gesagt ein kleiner kulinarischer Offenbarungseid, den man böswillig auch als schlichten Etikettenschwindel bezeichnen könnte. „Where’s the beef?“ fragte sich nicht nur mein „Gastro-Alter-Ego“. Tatsächlich musste man die kümmerlichen Rindfleischstückchen zwischen der viel zu dick aufgetragenen, deutlich zu süßen Anfänger-Teriyaki-Soße und den mehr als reichlich vorhandenen roten Zwiebeln schon suchen. Geschmacklich und vom Aussehen her war dieses Gericht alles andere als überzeugend. Selbst der Duftreis fiel zu trocken aus und bei dem kann man ja nun wirklich kaum etwas falsch machen.
Für knapp 13 Euro war dieses Gericht auch entschieden überteuert. Da stimmte Anspruch und Wirklichkeit absolut nicht überein. Und da ich nicht richtig satt wurde, mussten noch ein paar angebratene Glasnudeln (3,90 Euro) als weitere Beilage herhalten. Diese hatten etwas zu viel Sesamöl abbekommen und standen dem trockenen Reis in puncto Beilagenschwäche in nichts nach.
Der Garnelen-Papaya-Salat meiner Begleitung bestand aus einem verschwindend geringen Anteil geraspelter Papaya, Sojasprossen, Karottenstreifen und ein paar Paprikastücken. Er war mit Limette, Chili und Nuoc-Mam-Sauce angemacht und entsprach von der Größe her eher einer Vorspeise. Was den Geschmack und die Frische der Zutaten betrifft war an ihm nichts auszusetzen. Die vier mit Koriander und Zitronengras marinierten Garnelen steckten auf zwei Holzspießen und lagen angebraten auf dem Salat obendrauf. Nicht besonders einfallsreich, aber zweckmäßig.
Man könnte fast meinen, dass die Jungs vom Coa etwas von unserem Konzertbesuch geahnt hätten und vielleicht deshalb die Portionen eher spärlich ausfallen ließen. Bekanntlich soll man vor körperlichen Betätigungen eher weniger Nahrung zu sich nehmen. Es gehört wohl zum Konzept des Ladens, dass man die ein oder andere Vorspeise und / oder Beilage mehr bzw. dazu bestellt. Das wirkt sich dann natürlich auf den Gesamtpreis aus. Unsere Rechnung von über 50 Euro ist da gar nicht mal das Problem, sondern eher das, was wir dafür bekommen haben. Und das war seinen Preis definitiv nicht wert. Beim Toh Thong in Frankfurts Stadtmitte ein paar Wochen zuvor war es wesentlich leckerer – und auch günstiger. Aber hinter dem Laden steckte ja auch keine „Fast Casual GmbH“.
Bei Konzertbesuchen in der Frankfurter Festhalle gibt es für Leute, die mit dem PKW anreisen keine Parkplatzprobleme mehr. Grund dafür ist die Shopping Mall „Skyline Plaza“, die im Sommer 2013 eröffnete und dem Messe- bzw. Europaviertel kommerzielles Leben einhauchen sollte. 2400 Parkplätze lauern unter der Erde auf Besucher. Eine große Auswahl gastronomischer Betriebe soll den dort einkaufenden Kunden die Mägen füllen. Auch hier heißt das Zauberwort „Franchise“ und so wundert es nicht, die Ergebnisse unserer globalisierten Fast-Food-Kultur auch hier zu... mehr lesen
Coa · Cusine of Asia · Skyline Plaza
Coa · Cusine of Asia · Skyline Plaza€-€€€Restaurant06927292818Europa Allee 6, 60327 Frankfurt am Main
2.5 stars -
"Asia-Food mit System aber ohne Geschmackstiefe" marcO74Bei Konzertbesuchen in der Frankfurter Festhalle gibt es für Leute, die mit dem PKW anreisen keine Parkplatzprobleme mehr. Grund dafür ist die Shopping Mall „Skyline Plaza“, die im Sommer 2013 eröffnete und dem Messe- bzw. Europaviertel kommerzielles Leben einhauchen sollte. 2400 Parkplätze lauern unter der Erde auf Besucher. Eine große Auswahl gastronomischer Betriebe soll den dort einkaufenden Kunden die Mägen füllen. Auch hier heißt das Zauberwort „Franchise“ und so wundert es nicht, die Ergebnisse unserer globalisierten Fast-Food-Kultur auch hier zu
Besucht am 31.10.2016Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 133 EUR
Das Weinkontor Null41 ist mittlerweile eines meiner liebsten Lokale für die kältere Jahreszeit. Nicht dass man hier nicht auch schön draußen auf der Terrasse den lauen Sommerabend genießen könnte, aber wenn es im Herbst wieder schneller dunkel wird, wirkt das unglaublich stimmig ausgeleuchtete Innere des Lokals meiner Meinung nach noch einen Ticken anziehender. Das passte doch zum Halloween-Abend ganz gut und so reservierte ich frühzeitig einen Vierer-Tisch in Landaus schickstem Weinrestaurant.
Die Landesgartenschau ist längst vorbei, aber auf dem Gelände rings um das wunderschön sanierte Kasernengebäude mit der Nummer 041 wird immer noch kräftig gebaut und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Denn der neue „Wohnpark am Ebenberg“ soll ja als „innenstadtnaher, urban gestalteter, energetisch nachhaltiger und sozial vitaler Stadtteil“ bis zum Jahr 2025 von 1500 bis 2000 Menschen bewohnt werden. Auf dem ehemaligen Kasernengelände „Estienne et Foch“ wird also auch in Zukunft die Landauer Stadtentwicklung am spürbarsten sein.
Die modern-ästhetische Einrichtung des mit viel Stil und Geschmack sanierten Backsteingebäudes verströmt trotz ihrer Geradlinigkeit eine behagliche Atmosphäre, die einen schon beim Eintritt durch die Glastür wohlig empfängt. Nähert man sich dem Gebäude am späten Abend oder bei Nacht, lässt die wohl durchdachte, teilweise indirekte Beleuchtung das Restaurant in einem sehr einladenden Licht erscheinen. Ein Ort für Genießer, an dem alles zu passen scheint. Auf den Schalenstühlen aus Kunststoff sitzt man sehr bequem. Die aufwendig renovierte Decke schluckt den Schall der hohen Wände. Die Designerleuchten setzen goldene, silberne und bronzene Akzente und sorgen für günstige Lichtverhältnisse am Tisch. Die lange Bar mit den 70er Jahre Kugelleuchten lädt zum Cocktail- und/oder Weintrinken ein. Das an diesem Abend ganz in Blau getauchte, im Anschluss an die Bar sich befindende Separee für kleinere Gesellschaften sorgte für zusätzliche visuelle Akzente.
Kurz nach dem Eintreten wurden wir freundlich von einer der Servicedamen in Empfang genommen und an unseren reservierten Tisch, der sich an der Stirnseite des Gastraumes in unmittelbarer Fensternähe befand, geführt. Chefin und Leiterin vom Service, Corine Berrevoets, war an diesem Abend nicht zugegen, aber auch ihre „Mädels“ hinterließen einen guten Eindruck und waren immer zur Stelle, wenn Bedarf war.
Die Speisenkarten lagen schon auf dem Tisch bereit und beim Durchblättern bleibt man zwangsläufig gleich auf der ersten Seite hängen. Das Aperitif-Angebot ist hier nämlich ausgezeichnet und die Wahl zwischen Pastis, Pernod, Hugo, Wermut oder einem alkoholfreien Hauscocktail musste wohlüberlegt getroffen werden. Zwei Wermut aus der Pfalz vom „Flying Winemaker“ Andreas Dorst wurden von den Herren geordert. Der mit dem augenzwinkernden Namen „Merwut“ versehene Aperitif wurde klassisch mit Eis und Zitrone serviert. Die Damen entschieden sich für einen erfrischenden „Hugo“. Den gab es einmal mit und einmal ohne Alkohol und der schmeckte natürlich auch ohne Sommer und Terrasse vorzüglich.
Die Flasche Wasser rundete zunächst unsere Flüssigkeitsaufnahme ab. Die gut sortierte Weinkarte mit allein 27(!!!) verschiedenen Rieslingpositionen (alles aus der Südpfalz und der Mittelhaardt) besticht durch ihr breit angelegtes Flaschenweinangebot. Aber auch im offenen Ausschank gibt es einiges zu entdecken. Kleinmann, Grimm, Stentz, Siegrist und Kranz seien an dieser Stelle beispielhaft genannt. Alles Winzer, die sich schon seit Jahren durch ihre qualitativ hochwertigen Weine – nicht nur regional – einen Namen gemacht haben. Die große Auswahl an Weinen (Biertrinker können zur Not auf das leckere Göcklinger Hausbräu zurückgreifen!) lädt förmlich dazu ein, sich an der stilvollen Weinbar den angebotenen Barfood-Häppchen hinzugeben. Diese köstlichen Weinbegleiter kosten so um die 6 bis 8 Euro und können bis 22 Uhr direkt an der Theke genossen werden.
Das Klemmbrett der früheren Speisenkarte trägt jetzt „Hard-Cover“, wird im Querformat gelesen und beinhaltet auch alles Trinkbare. Neun Vorspeisen, sechs Hauptgerichte und vier Desserts (plus ein Käseteller) bilden auf drei Seiten verteilt den Speisenanteil. Wesentlich mehr Seiten stehen für die Getränke zur Verfügung. Gegen Aufpreis sind die Vorspeisen auch als Hauptgangportionen möglich.
Da auf der Homepage keine Speisenkarte einzusehen ist, hier einmal ein paar kleine „Appetizer“. Ein kleines Spinat-Parmesansüppchen aus der Tasse (4,50 Euro) erfreut den Suppenkasper genauso wie das Kürbis-Kokossüppchen mit Kürbiskernöl (6 Euro). Mit „Pulled beef chilli“ mit Joghurt im Fladenbrot serviert (10,50 Euro), Miesmuscheln „Thai-Style“ im Kokossud (10,50 Euro) und gegrilltem Schweinebauch auf Chicorée und süß-sauer eingelegtem Muskatkürbis (11,50 Euro) „crossovern“ sich Chefkoch Mury und sein Team durch die Bistro-Fusion-Cuisine ohne die regionalen Produkte zu vernachlässigen.
Die Preispolitik im Weinkontor zeigt nach wie vor Bodenhaftung. Bei 21,50 Euro ist die pekuniäre Obergrenze erreicht. Dafür gibt es dann aber auch Leckereien wie etwa das obligatorische Rumpsteak (kennt man noch aus Mörzheimer Zeiten) vom argentinischen Black Angus Rind mit Röstkartoffeln, wahlweise mit frischem Meerrettich oder hausgemachter Kräuterbutter. In der exakt gleichen Preisklasse: das auf der Haut gebratene Filet vom Loup de Mer mit Zitronen-Kartoffelpüree, Chorizo-Brotkrumen und Zucchini. Für kulinarische Nostalgiker hat man den geschmorten Ochsenschwanz mit Röstkartoffeln (19,50 Euro) als „Dauerbrenner“ auf der Karte belassen. Vegetarier kommen mit den hausgemachten Gnocchi mit Caponata, einem sizilianischen Gemüsegericht, sowie getrocknetem Ricotta (14 Euro) auf ihre Kosten.
Das Vorspeisenangebot klang verlockend und die Entscheidung fiel mir nicht leicht. Meine kulinarische Neugier siegte und ich entschied mich für den vietnamesischen Nudelsalat mit Rinderhack und frischer Chili (11,50 Euro). Zwei meiner Begleiter bestellten vorab – etwas weniger experimentierfreudig – den herbstlichen Salat mit karamellisierten Kürbiskernen (5,20 Euro). Die Wartezeit bis zur Ankunft unserer Vorspeisen war angenehm. Die Portionen so bemessen, dass man sich noch genug Reserven für die Hauptgänge übrig hat. Über den Salat hörte ich am Tisch nur Gutes. Vor allem das süßsaure Dressing wurde lobend erwähnt. Mein Vietnamsalat kam mit Mie-Nudeln, Sojasprossen und etwas angebratenem Rinderhack. Das Dressing war typisch säuerlich-scharf, wobei mir die Soja-Note etwas zu dominant erschien. Die frischen Chili-Stückchen heizten mir ganz schön ein und mit der Würze vom Rinderhack war das ein äußerst pikanter Opener.
Bei den Hauptgängen machten wir es der Küche leicht. Allein dreimal ging an unserem Tisch die Pasta mit Muscheln, Blattspinat, Knoblauch, Chili, Tomaten und gehobeltem Parmesan (als Hauptgangportion für 14 Euro). Ergänzt durch die Miesmuscheln im Kokossud mit Ingwer, Zitronengras und Chili, die von uns in der größeren Variante gewählt wurden. Die Bavette-Nudeln wurden von würzigem Tomatensugo, in dem frische, angebratene Spinatblätter versteckt waren, begleitet. Die Muscheln grüßten aus ihren geöffneten Schalen, die teilweise unter den würzigen Parmesanraspeln verschwunden waren. Alles in allem ein wunderbar mediterranes Pasta-Gericht, das auch in der herbstlichen Zeit funktioniert. Die Miesmuscheln hatten dagegen ordentlich Asia-Touch abbekommen. Koriander und Zitronengras dufteten um die Wette und die Kokosbrühe schmeckte in Richtung „Grünes Curry“. Und dass Mury Mut zum Würzen hat, durfte ich ja schon beim Vietnamsalat erfahren.
Nach den wohlschmeckenden und auch wohlportionierten Hauptgängen waren wir gut gesättigt. Dennoch sollte das „Nostalgie-Dessert“, das geeiste Nougat (5,50 Euro), auch an diesem Abend nicht fehlen. Zusammen mit einer Kugel „Pfefferminz-Schoko-Sorbet“ setzte es den süßen Schlusspunkt. Dieser geeiste Nougattraum, der den Umzug nach Landau auf der Speisekarte überdauert hat, schmeckt so herrlich süß nach Karamell, dass einem die Kalorien in dem Moment einfach völlig egal sind. Der Lateiner würde da wohl sagen: „finis coronat opus!“. Dem würde ich mich als „Nicht-Lateiner“ vorbehaltlos anschließen und beim nächsten Besuch wieder in die Nougatfalle tappen.
Das Weinkontor Null41 ist mittlerweile eines meiner liebsten Lokale für die kältere Jahreszeit. Nicht dass man hier nicht auch schön draußen auf der Terrasse den lauen Sommerabend genießen könnte, aber wenn es im Herbst wieder schneller dunkel wird, wirkt das unglaublich stimmig ausgeleuchtete Innere des Lokals meiner Meinung nach noch einen Ticken anziehender. Das passte doch zum Halloween-Abend ganz gut und so reservierte ich frühzeitig einen Vierer-Tisch in Landaus schickstem Weinrestaurant.
Die Landesgartenschau ist längst vorbei, aber auf dem Gelände rings... mehr lesen
Weinkontor Null 41
Weinkontor Null 41€-€€€Restaurant, Gaststätte, Weinkeller06341 945485Georg-Friedrich-Dentzel-Straße 11, 76829 Landau in der Pfalz
4.5 stars -
"Immer noch die Fusion-Bistro-Benchmark in der Südpfalz" marcO74Das Weinkontor Null41 ist mittlerweile eines meiner liebsten Lokale für die kältere Jahreszeit. Nicht dass man hier nicht auch schön draußen auf der Terrasse den lauen Sommerabend genießen könnte, aber wenn es im Herbst wieder schneller dunkel wird, wirkt das unglaublich stimmig ausgeleuchtete Innere des Lokals meiner Meinung nach noch einen Ticken anziehender. Das passte doch zum Halloween-Abend ganz gut und so reservierte ich frühzeitig einen Vierer-Tisch in Landaus schickstem Weinrestaurant.
Die Landesgartenschau ist längst vorbei, aber auf dem Gelände rings
Besucht am 25.09.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 52 EUR
„Schaffst du es in Herxheim, dann schaffst du es überall!“ Ein Satz der vornehmlich für Gastronomen gilt, denn die Herxheimer Gästeklientel ist eine ganz besondere. Wer nicht selbst gebürtiger Herxheimer ist, hat es hier schwer, da alle Auswärtigen zunächst einmal als „Fremde“ empfunden und empfangen werden. Deshalb braucht es in der südpfälzischen Motorsportgemeinde, dessen größtes Ereignis das alljährliche Sandbahnrennen an Christi Himmelfahrt darstellt, einen ziemlich langen Atem oder besser gesagt: mächtiges Durchhaltevermögen, um sich hier zu konsolidieren.
Mit der Bärenklause begann vor vielen Jahren mein erster Blick über den kulinarischen Tellerrand, als Sandra Bernhard und Jochen Sitter das zuvor in Gastrobrache liegende Lokal wieder flott machten und meine damalige Wohnung lediglich 50m Luftlinie von dem Restaurant entfernt lag. Nicht entfernt, sondern sehr nahe lag es da, recht häufig dort einzukehren und so manchen unvergesslichen Abend in der „Klause“ zu verbringen. Wenn ich jemals ein Stammlokal hatte, war es dieses Restaurant eben zu jener Zeit (2003 bis 2008).
Im Herxheimer Ortskern befindet sich das geschichtsträchtige Fachwerkhaus, das seit 1985 im Besitz der Familie Steverding ist. Es sind die Steverdings, deren Sohn das Lokal in den 80er Jahren führte und dem die Bärenklause damals ihren legendären Ruf verdankte. Peter Steverding, der im Isenhof zu Knittelsheim Jahr für Jahr seinen Michelin-Stern mit Kreativität und produktorientierter Kochkunst verteidigt, hat sich hier seine gastronomischen Sporen verdient.
Doch das ist alles schon eine Weile her. Nach längerem „Leerlauf“ zog im März 2015 der talentierte Koch Sven Siebisch mit seiner Frau Angela (Service) hier ein. Siebisch, der zwölf Jahre lang Kocherfahrung in der Schweiz sammelte und unter anderem als Küchenchef im Restaurant des 3-Sterne-Superior-Hotels Paxmontana in Flüeli-Ranft tätig war, hat es wieder in heimische Gefilde verschlagen. Und hier kocht er richtig ambitioniert auf. Mit seiner mutigen Frischeküche hat er wieder Leben in die gastronomische Einöde Herxheims gebracht. Dass er da auch am diesjährigen Wettbewerb „So schmeckt die Südpfalz 2016“ teilnimmt, versteht sich von selbst.
Man betritt die von außen sehr gepflegt wirkende Speisegaststätte durch die dunkle Holzpforte und befindet sich sogleich inmitten des schmalen Vorraums, von dem aus nach links über Stufen der eigentliche Gastraum erreicht wird. Geht man geradeaus weiter, stößt man unwillkürlich auf den Außenbereich, einer ruhig im hinteren Hofbereich gelegenen Terrasse, die von Häuserwänden und Mauerwerk begrenzt wird. Hier würde mehr Begrünung von dem omnipräsenten Beton etwas ablenken. Im Vorraum dominiert dunkles Holz an der Decke und bei den Tischen. Die weiß gestrichene Wand wird durch moderne Kunst im Leinwandformat etwas aufgelockert, während freigelegte Fachwerkbalken ihren rustikalen Charme versprühen. Im eigentlichen Hauptgastraum befindet sich der komplett aus Holz geschaffene Thekenbereich. Die Tische sind im Herzstück der Bärenklause etwas feiner eingedeckt. Weißes Leinen, von Metallringen zusammengehaltene Stoffservietten, Einfachgedeck und auf Glanz polierte Weißweingläser zieren die sechs Tische des Gastraumes. Die Hängelampen, die von der Holzdecke baumeln wirken leicht Retro, während der geflieste Fußboden etwas steril wirkt. Hier würden die passenden Holzdielen den Raum sichtbar aufwerten.
Gleich vorweg, es war erst mein zweiter Besuch in der Bärenklause seit die Familie Siebisch das Lokal führt. Doch das, was ich dort Ende September genießen durfte, hatte echt klasse. Dabei fiel mir das reichhaltige Angebot an Wildgerichten, dessen Fleisch ausschließlich aus heimischer Jagd stammt, besonders auf. Wildbratwurst, gebratener Rehrücken, geschmortes Rehragout, Rehgeschnetzeltes und Wildschweinrücken findet man nicht auf jeder Speisenkarte. Und das zu Preisen um die 20 Euro. Da kann man wirklich nicht meckern. Daneben bietet Siebisch eine Auswahl klassischer Gerichte, wie beispielsweise die geschmorten Ochsenbacken (16 Euro) oder die geschnetzelte Kalbsleber (17,50 Euro). Unter der Handvoll Vorspeisen tummeln sich immer auch zwei Suppen (diesmal Rote-Beete und Kürbiscrème), während kleine Köstlichkeiten wie Garnelen und Froschschenkel von der Nähe zum benachbarten Elsass künden.
Zusätzlich zur „normalen“ Karte gab es an diesem Abend zwei jeweils 3-gängige Apfelmenüs im Rahmen des bereits erwähnten Pfälzer Genusswettbewerbs. Das eine wurde in der vegetarischen Variante angeboten (30 Euro), während sich das „eigentliche“ Wettbewerbsmenü mit gebeiztem Lachs und einem Dreierlei vom Apfel als Vorspeise, einem Lammrücken unter Apfel-Korianderkruste als Hauptgang und dem Caramelapfel mit Apfelmacaron und Apfel-Calvados-Praline zum Dessert richtig gut anhörte. Doch an diesem für Ende September ungewöhnlich warmen Sonntagabend war uns nicht nach 3 Gängen zumute.
Als Apéro wählte ich ein Gläschen Lillet-Berry, das für 5,50 Euro ruhig hätte etwas fülliger ausfallen dürfen. Meine Begleitung erfreute sich an einem frischen Radler (0,5l für 4 Euro), dessen Bieranteil aus einer bekannten Eifler Brauerei stammte. Als kleine Einstimmung wurde ein kleines Schälchen mit frischem Kräuterquark gereicht. Dazu knackig frisches Baguette, das dem Geschmack nach von der ortsansässigen Kultbäckerei Kerner stammte. Bei der Vorspeise hatte ich für den Marktsalat mit gebratenen Pilzen (Pfifferlinge und Champignons) und Croutons (7 Euro) entschieden. Sein leckeres Kräuterdressing verlieh ihm zusammen mit den herzhaft gewürzten Pilzen ein ausgezeichnetes Aroma. Kurzum, eine Vorspeise, die sich für einen Sommerabend auf der Gartenterrasse sehr gut eignete.
Für den Hauptgang hatte sich meine Begleitung viel vorgenommen. Der große Burger, den sie hier „Big B“ nennen, bringt gute 200g gehacktes Rindfleisch in Bulettenform zwischen sein Bun. Mit Tomaten, Zwiebeln, Gurken, Eisbergsalat und Burgersauce kostet er in der Grundausstattung 13,50 Euro. Cole Slaw und selbstgemachte, würzige Wedges inklusive. Extras wie Bergkäse oder Bacon kosten jeweils 1,50 Euro Aufschlag. Klar, musste ich meiner Begleitung bei der Bewältigung ihres „Bacon-Big-B“ helfen. Aber man tut ja, was man kann.
Ich wählte als Hauptgericht von der Wildkarte Rehgeschnetzeltes mit Preiselbeerrahmsauce, Pfifferlingen und Spätzle (18 Euro). Das Rehfleisch war nicht totgebraten, sondern ausgesprochen zart in seiner Textur. Die Sauce hatte eine leichte Süße von den Preiselbeeren, ohne jedoch die notwendige Würze vermissen zu lassen. Die Spätzle waren wahrscheinlich Convenience, schmeckten aber fast wie selbstgemacht. Alles in allem war das ein äußerst stimmig arrangiertes Wildgericht, dessen hervorragendes Fleisch den besonderen Akzent setzte. Dazu passte der St. Laurent vom Birkweiler Weingut Kleinmann. Das Achtel wurde mit 2,50 Euro berechnet.
Was die Weine angeht, war das Angebot früher zu „Bernhard-Sitter-Zeiten“ wesentlich breiter gefächert. Mit Pfaffmann, Becker, Meßmer und Kleinmann hat man zwar einige der Pfälzer Größen am Start, trotzdem wäre hier noch Luft nach oben was die Auswahl angeht. Dies trifft sicherlich auch auf den Außenbereich zu, der mir etwas zu stiefmütterlich behandelt erschien. An den geschmackvoll eingerichteten Gast- bzw. Vorraum kommt die Gartenterrasse jedenfalls lange nicht heran.
Dennoch war der Besuch in der Bärenklause aus kulinarischer Sicht ein Genussmoment, auch wenn die alten Zeiten längst vorbei sind. Sven Siebisch’s Version einer frischen und authentischen Küche ist für Herxheim und seine Umgebung sicherlich ein gastronomischer Gewinn, der hoffentlich auch nachhaltig wirkt.
„Schaffst du es in Herxheim, dann schaffst du es überall!“ Ein Satz der vornehmlich für Gastronomen gilt, denn die Herxheimer Gästeklientel ist eine ganz besondere. Wer nicht selbst gebürtiger Herxheimer ist, hat es hier schwer, da alle Auswärtigen zunächst einmal als „Fremde“ empfunden und empfangen werden. Deshalb braucht es in der südpfälzischen Motorsportgemeinde, dessen größtes Ereignis das alljährliche Sandbahnrennen an Christi Himmelfahrt darstellt, einen ziemlich langen Atem oder besser gesagt: mächtiges Durchhaltevermögen, um sich hier zu konsolidieren.
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Bärenklause
Bärenklause€-€€€Restaurant072769872150Holzgasse 28, 76863 Herxheim bei Landau/Pfalz
4.0 stars -
"Leckeres Wild und stattliche Burger in Herxheims bestem Haus im Ortskern" marcO74„Schaffst du es in Herxheim, dann schaffst du es überall!“ Ein Satz der vornehmlich für Gastronomen gilt, denn die Herxheimer Gästeklientel ist eine ganz besondere. Wer nicht selbst gebürtiger Herxheimer ist, hat es hier schwer, da alle Auswärtigen zunächst einmal als „Fremde“ empfunden und empfangen werden. Deshalb braucht es in der südpfälzischen Motorsportgemeinde, dessen größtes Ereignis das alljährliche Sandbahnrennen an Christi Himmelfahrt darstellt, einen ziemlich langen Atem oder besser gesagt: mächtiges Durchhaltevermögen, um sich hier zu konsolidieren.
Mit der Bärenklause begann
Geschrieben am 26.09.2016 2016-09-26| Aktualisiert am
26.09.2016
Besucht am 24.09.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Dass es in Frankfurt gute asiatische Küche zu entdecken gibt, ist kein Geheimnis. Gerade im Zentrum, in der Nähe des Hauptbahnhofs wird einem nicht nur Haschisch angeboten, sondern eben auch hervorragende japanische („Ichiban“), koreanische („Yuyumi“) und thailändische Kost. Letztere genoss ich zusammen mit einem Kollegen, um uns vor einem Konzertbesuch noch etwas zu stärken. Soviel mal vorweg: das zweistündige Parken im Parkhaus des Hauptbahnhofs bewegt sich preislich auf dem Niveau eines Hauptgangs bei dem von uns besuchten Thailänder „Toh Thong“, kann also gut und gerne als dritter (Nach-)Gang mit eingerechnet werden.
Das Thai-Restaurant befindet sich direkt am „Platz der Republik“ (ja den gibt es auch in Frankfurt), am Ostrand des Gallus-Viertel und erfreut sich laut „Reiseberater“ einer großen Beliebtheit. In meinem Primärziel, dem „Moriki“, war an diesem Samstagabend kein Platz mehr zu bekommen, nicht einmal über das OpenTable-Reservierungsportal. Also musste kulinarisch Ersatz geschaffen werden. Da lob ich mir doch die Listen vom „Advisor“, bei dem das „Toh Thong“ in den „Top Ten“ rangiert. Und das unter knapp 2000 Restaurants. By the way: in unserer GG-Community war der Laden noch nicht mal gelistet.
Soweit, so gut. Den Anruf zur Platzsicherung hätte ich mir schenken können, da man hier grundsätzlich keine Tische reservieren kann. Ob die „Reserviert-Schildchen“ auf den Tischen nun zur Deko gehörten oder lediglich ein paar Tische zur Überfüllungsprofilaxe „scheinreserviert“ waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht kann man ja doch reservieren, aber eben nicht jeder.
Der erste Eindruck des verglasten, zweistöckigen Thai-Restaurants war ein richtig guter. Landsleute standen am Herd, was ein kurzer Blick in die Küche verriet. Einige von ihnen arbeiteten im Service und saßen als Gäste an den Tischen. Ein gutes Zeichen. Es war noch deutlich vor 19 Uhr, als wir das „Toh Thong“ betraten und sowohl im Außenbereich (etwas lärmig wegen der vielbefahrenen Kreuzung zwischen Mainzer Landstr. und Düsseldorfer Str.) als auch im 1.OG noch reichlich Plätze frei. „Der frühe Esser sitzt beim Thai!“ – ein Motto, das auch hier funktionierte. Wir nahmen in der nicht ganz so belebten oberen Etage Platz. Durch die Verglasung konnte man am bunten Großstadttreiben von gediegener Warte aus teilhaben.
Mein Blick fiel über die Balustrade nach unten. So konnte ich den Gästen im Erdgeschoss direkt auf die Teller schielen. Hmm, was die da für herzhafte Leckereien in sich hinein schaufelten. Ich war gespannt auf die Speisenkarte, die sich auch online hervorragend einsehen lässt, worauf ich im Vorfeld jedoch bewusst verzichtet habe.
Schnell wird uns klar, dass unsere Essenswahl keine einfache wird. Die Palette an wohlklingenden Thai-Gerichten ist beachtlich. Dazu lässt sich nahezu jedes Gericht mit Tofu, Huhn, Schwein, Rind, knuspriger Ente oder Garnelen kombinieren. Salate, Suppen, Fingerfood, diverse Currys, Wokgerichte und ein paar Spezials ergeben ein reichhaltiges Programm, das die Entscheidung erschwert. Was tun? Zuerst einmal einen thailändischen Eistee mit Zitrone (2,70 Euro) gegen die allgemeine Unterzuckerung. Und dann als Vorspeise die „Toh Thong Platter“ für 2 Personen (12 Euro). Darauf befanden sich hausgemachte Mini-Frühlingsrollen, Hähnchenspieße, frittierte Chickenwings und Schweinerippchen. Ein guter Fingerfood-Querschnitt, der mit Chili- und Erdnuss-Sauce gereicht wurde und für beiderseits fettige Fingerchen sorgte. Von der Menge her war das wirklich eine Vorspeise, die im Magen noch genügend Platz für die Hauptgänge ließ.
Mein Kollege hatte sich für das „Yellow Curry“ (8 Euro) in der Hühnerversion entschieden. Das kam in einem kleinen Tontöpfchen und in seiner delikat duftenden Sauce aus Kokosmilch waren neben den Hühnerstückchen noch Bohnen, Zwiebeln und Kartoffeln enthalten. Von der Schärfe her war das leicht pikant, einem gelben Curry durchaus würdig. Hinter meiner Nummer 51 verbarg sich ein lecker duftendes Wokgericht namens „Phad-Gaphao“, das ich mit knusprig gebratener Ente orderte (9 Euro). Unter der in saftigen Tranchen obenauf liegenden Entenbrust tummelte sich allerlei in pikanter Sojasauce gebratenes Gemüse (grüne Bohnen, Paprika, Sojabohnen), das geschmacklich kraftvoll umami war. Gut, dass ich bei der Frage nach der Schärfe die sanftere Gangart gewählt hatte. Sie reichte mir völlig aus. Genau wie die Portionsgrößen, die uns angenehm gesättigt in die Frankfurter Nacht entließen. Würde ich in der Mainmetropole leben, wäre die Düsseldorfer Straße sicherlich mein „Food-Revier“.
Dass es in Frankfurt gute asiatische Küche zu entdecken gibt, ist kein Geheimnis. Gerade im Zentrum, in der Nähe des Hauptbahnhofs wird einem nicht nur Haschisch angeboten, sondern eben auch hervorragende japanische („Ichiban“), koreanische („Yuyumi“) und thailändische Kost. Letztere genoss ich zusammen mit einem Kollegen, um uns vor einem Konzertbesuch noch etwas zu stärken. Soviel mal vorweg: das zweistündige Parken im Parkhaus des Hauptbahnhofs bewegt sich preislich auf dem Niveau eines Hauptgangs bei dem von uns besuchten Thailänder „Toh Thong“,... mehr lesen
Restaurant Toh Thong
Restaurant Toh Thong€-€€€Restaurant06925538453Düsseldorfer Str. 22, 60329 Frankfurt am Main
4.0 stars -
"Legerer Thai in Frankfurts Stadtmitte, der mit frischen Produkten authentischen Geschmack erzeugt" marcO74Dass es in Frankfurt gute asiatische Küche zu entdecken gibt, ist kein Geheimnis. Gerade im Zentrum, in der Nähe des Hauptbahnhofs wird einem nicht nur Haschisch angeboten, sondern eben auch hervorragende japanische („Ichiban“), koreanische („Yuyumi“) und thailändische Kost. Letztere genoss ich zusammen mit einem Kollegen, um uns vor einem Konzertbesuch noch etwas zu stärken. Soviel mal vorweg: das zweistündige Parken im Parkhaus des Hauptbahnhofs bewegt sich preislich auf dem Niveau eines Hauptgangs bei dem von uns besuchten Thailänder „Toh Thong“,
Besucht am 23.09.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 48 EUR
Das ländliche Italien mitten in der Pfalz. Passender hätte da die Namensgebung des vor knapp 10 Jahren eröffneten Ristorantes im Wein- und Erholungsort Gleisweiler gar nicht ausfallen können. Aber statt einem schlagkräftigen, schlitzohrigen Priester („Don Camillo“), der sich in ständigem Konflikt mit der Obrigkeit (Bürgermeister „Peppone“) befindet, erwartet hier den Gast eine besondere italienische Küche, welche von der kalabresischen Heimat der beiden Gastgeber, Laura Cesario und Pasquale Cuscuná, geprägt ist.
Und endlich haben wir es geschafft, hier einmal vorbeizuschauen. Von befreundeten „Foodies“ empfohlen, stand der Besuch schon lange auf dem Programm. Vorher bot sich ein Abstecher ins benachbarte Örtchen Burrweiler an. Ein kleiner Spaziergang hinauf zur aussichtsreich gelegenen Anna-Kapelle lohnt immer. Von hier oben liegt einem die Rheinebene zu Füßen und es kostet schon einige Überwindung am sehr einladend wirkenden Restaurant „Sankt Annagut“, das sich unmittelbar neben dem Parkplatz befindet, vorbeizulaufen. Aber wir hatten ja schließlich bei „Don Camillo“ reserviert und freuten uns auf einen lauschigen Pasta-Abend im Herbst.
Wir trafen kurz nach 20 Uhr im Ristorante, das sich - von der Landstraße her kommend - quasi direkt am Ortseingang von Gleisweiler befindet, ein. Und ja, der erste Eindruck ist der eines Landgasthofes, wie man ihn in südlicheren Gefilden oftmals außerhalb der Ortschaften bzw. in der Nähe viel befahrener Straßen antrifft.
Anscheinend gibt es mehrere Möglichkeiten das Restaurant zu betreten. Wir wählten den Weg über die Außenterrasse, der uns zuerst am Bar- bzw. Thekenbereich vorbeiführte, um dann die Pizza-Back-Station samt Monstersteinofen rechts liegen zu lassen und im hinteren Bereich des Hauptgastraumes Platz zu nehmen. Die Chefin führte uns an unseren reservierten Tisch, der zwar etwas im Durchgangsbereich zum angrenzenden „Wintergarten-Zelt“ lag, aber dafür den Vorteil hatte, dass es immer was zu schauen gab. Um uns herum waren noch ein paar Tische besetzt. Die locker freundliche Art, mit der die beiden Inhaber im Service ihre Gäste umsorgten, ließ auf einen hohen Anteil an Stammklientel schließen. Da wurde auch mal die Flasche Grappa auf den Tisch gestellt, damit sich jeder einen eingießen konnte.
Die Atmosphäre im Inneren des Ristorantes lässt sich als warm und unprätentiös beschreiben. An den Wänden hängen jede Menge italienische Landschaften und Lebensart in Öl. Daneben ein paar eingerahmte Schwarzweißfotografien der beiden Namensgeber (wahrscheinlich aus diversen Nachkriegsfilmen). Von der Decke baumeln vereinzelt ein paar Hängeleuchten, die für eine angenehm warme Beleuchtung sorgen. Der Boden ist von Raum zu Raum unterschiedlich gefliest, die Decke des hinteren Gastraums komplett mit Holzpaneelen verkleidet. Im vorderen Bereich lässt die nur von einzelnen Balken durchzogene weiße Decke das Innere schon etwas freundlicher wirken. Wobei hier die Wand in Klinkeroptik an längst vergessene Wohn- und Einrichtungssünden der 70er und 80er Jahre erinnert. Das mutet nicht nur antiquiert und altmodisch an, es ist es auch. Aber es ist so gewollt und hat durchaus seinen Reiz. Schlichte Holzstühle mit Loch in der Rückenlehne und einfache, aber saubere Tischwäsche komplettieren das unscheinbare Interieur, das einen ganz eigenen zeitlosen Charme ausstrahlt.
An diesem Abend wurde der zweijährige Geburtstag eines Mitglieds der Großfamilie ausgiebig gefeiert und wer denkt, dass die kleinen Bambini um 22 Uhr schon alle in ihrem Bettchen bzw. Maxi cosi lagen, der irrt gewaltig. Den Kids gefiel das ungezwungene Herumlaufen im Lokal, das ohne Geschrei, aber mit ganz viel Spaß und Neugier ausgetragen wurde. Manchmal hatte ich etwas Sorge um unseren Kellner, der mit seinem vollen Tablett durchaus über eines der Kinder hätte stolpern können, was jedoch nicht geschah. Die Geburtstagsgesellschaft saß im Zelt, das in der kühleren bzw. kalten Jahreszeit einen gemütlichen Wintergarten beherbergt. Im Sommer werden die Planen hochgekrempelt und die Überdachung ist Teil eines mediterranen Außenbereichs mit Blick auf die nahegelegenen Weinberge und den angrenzenden Pfälzerwald. Die Gastgeber verstehen es, ihre Räumlichkeiten saisonal bestmöglich zu nutzen.
Bei der leckeren Pasta dieses Italieners hätten wohl selbst Don Camillo und Peppone einträglich am Tisch nebeneinander gesessen und ihre Streitigkeiten bei einem mediterranen Nudelteller und einem Gläschen Vino kurzzeitig ausgesetzt. Wobei Peppone sicherlich das für zwei Personen gedachte Bistecca Fiorentina vom Chianina Rind als Porterhouse Steak alleine verdrückt hätte. Gleich auf der ersten Seite der Speisenkarte wurden wir auf diese toskanische Fleischspezialität mit dem typischen t-förmigen Knochen aufmerksam.
Sowieso scheint man sich hier gerne der italienischen Fleischtöpfe zu bedienen. Lammkrone, Saltimbocca, Scaloppina und Entrecôte warten in verschiedenen Ausführungen auf den Gast mit Fleischhunger. Neben einer guten Auswahl an Pasta-Gerichten stellen diese zweifellos den kulinarischen Schwerpunkt im „Don Camillo“ dar. Eine überschaubare Auswahl an Vorspeisen (Salate, Suppen, Antipasti) sowie diverse Pizzen runden das Angebot ab. Fisch und Meeresgetier sind in Form von gegrillten Riesengarnelen und Thunfischfilet ebenfalls vorhanden. Außerdem steht eine Tafel mit Tagesempfehlungen bereit. Diese bemerkten wir leider zu spät, da sie von unserem Tisch aus nicht einsehbar war. Die Bedienung hatte scheinbar vergessen, uns auf dieses Angebot aufmerksam zu machen. Nicht schlimm – beim nächsten Besuch wird diese dann eben genauer studiert.
Ein Gesicht kam mir gleich beim Eintritt in das Lokal bekannt vor. Patrone Cuscuná wird nämlich im Service vom Oberkellner des mittlerweile nicht mehr existierenden Landauer Ristorantes „Raffaele“ unterstützt. Die italienische Gastro-Community hält eben zusammen. Eine Flasche San Benedetto (0,75l für 4,50 Euro), ein kleiner Apfelsaftschorle (0,2l für 2,00 Euro) und ein Viertel Montepulciano (4,50 Euro) fanden umgehend den Weg an unseren Tisch. Ein größeres Angebot an italienischen Flaschenweinen wird auf Nachfrage offeriert. Als gemeinsame Vorspeise entschieden wir uns für die „Gamberoni Piccanti“ (10,50 Euro). Aus dem Holzofen kamen vier Garnelen, die in zischend heißem Olivenöl badeten. Sie lagen in einer Art Keramikpfanne und wurden mit Tomaten, Kräutern, Knoblauch, Zwiebeln und scharfen Peperoncinistückchen im Ofen gebacken. Kein Wunder, dass uns das feine Aroma gleich in die Nase stieg. Und natürlich tunkten wir das Kräuter-Knoblauch-Öl-Gemisch mit dem typisch italienischen Weißbrot scheibchenweise auf.
Der Montepulciano schmeckte etwas flach. Normale Durchschnittsware, welche da offen ausgeschenkt wurde. Wir hatten beide von der hausgemachten „Pasta Ripiena“ bestellt. Einmal waren das die mit frischem Pecorino, Kalbfleisch und Kartoffeln gefüllten „Ravioli al Pecorino fresco“ (10,50 Euro) meiner Begleitung. Sie dufteten ordentlich nach Salbei-Butter, in der sie vorher geschwenkt worden waren, und hatten genau den richtigen Biss. Meine „Roselline di Pesce“ (10,50 Euro), mit Edelfischragout gefüllte Nudeltaschen, schwammen in einer Curry-Sahne-Sauce. Diese schmeckte sehr dezent, wurde mit ein paar Shrimps verfeinert und gab den mit Fisch gefüllten Nudeln genug Geschmacksraum zur Entfaltung. Etwas weniger Sauce hätte es jedoch auch getan.
Beiden Pasta-Gerichten schmeckte man ihre frische Zubereitung an. Von der Portion her fand ich die Pecorino-Ravioli meiner Begleitung etwas sparsam bemessen, während mein Nudeltaschenteller – wohl auch dank der üppigen Sahnesauce – etwas fülliger ausfiel. Für ein Dessert war also noch genug Platz. Ein im Kern noch flüssiges Schokosoufflée (6,00 Euro) läutete an diesem Abend das Finale ein. Natürlich war das Convenience, aber richtig gute. By the way, es gibt ganz viele Restaurants, die beim Schokoküchlein auf Fertigware zurückgreifen und das wird von den Gästen keinesfalls moniert, denn die Dinger bekommt man selbstgebacken auch nicht viel besser hin.
Unser Abend endete mit einem netten Plausch mit Servicechef und Inhaber Pasquale Cuscuná, der noch einen selbstgemachten Limoncello auf Kosten des Hauses ausgab. Ach, ich mag sie einfach, diese unkomplizierte, dafür aber umso köstlichere italienische Küche. Auch wenn das „Don Camillo“ vom Ambiente her eher schlicht daher kommt, so ist es dort trotzdem sehr gemütlich und in Kombination mit den frisch zubereiteten Nudel- und Fleischgerichten auch absolut authentisch. Beim nächsten Mal kommt dann aber Fleisch auf den Tisch. Das Bistecca Fiorentina wäre sicherlich einen Versuch wert.
Das ländliche Italien mitten in der Pfalz. Passender hätte da die Namensgebung des vor knapp 10 Jahren eröffneten Ristorantes im Wein- und Erholungsort Gleisweiler gar nicht ausfallen können. Aber statt einem schlagkräftigen, schlitzohrigen Priester („Don Camillo“), der sich in ständigem Konflikt mit der Obrigkeit (Bürgermeister „Peppone“) befindet, erwartet hier den Gast eine besondere italienische Küche, welche von der kalabresischen Heimat der beiden Gastgeber, Laura Cesario und Pasquale Cuscuná, geprägt ist.
Und endlich haben wir es geschafft, hier einmal vorbeizuschauen. Von befreundeten... mehr lesen
Don Camillo e Peppone
Don Camillo e Peppone€-€€€Restaurant6345942257Weinstr. 21a, 76835 Gleisweiler
4.0 stars -
"Rustikaler Italiener mit tollem Pasta-Angebot am Ortsrand von Gleisweiler" marcO74Das ländliche Italien mitten in der Pfalz. Passender hätte da die Namensgebung des vor knapp 10 Jahren eröffneten Ristorantes im Wein- und Erholungsort Gleisweiler gar nicht ausfallen können. Aber statt einem schlagkräftigen, schlitzohrigen Priester („Don Camillo“), der sich in ständigem Konflikt mit der Obrigkeit (Bürgermeister „Peppone“) befindet, erwartet hier den Gast eine besondere italienische Küche, welche von der kalabresischen Heimat der beiden Gastgeber, Laura Cesario und Pasquale Cuscuná, geprägt ist.
Und endlich haben wir es geschafft, hier einmal vorbeizuschauen. Von befreundeten
Geschrieben am 11.09.2016 2016-09-11| Aktualisiert am
11.09.2016
Besucht am 24.08.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 128 EUR
Ich war ganz selten in einem Restaurant, bei dem der Name so Programm ist wie im modern-ambitionierten „SoulFood“ von Christine Heß und Michael Laus. Der Name „SoulFood“ steht hier – mitten im Oberpfälzer Provinzstädtchen Auerbach – für ein Konzept, das sowohl Hobby-Hedonisten als auch Ganztags-Gourmets zum Schwärmen bringt. Essen als Futter für Seele, bei dem eines definitiv nicht zu kurz kommt: der Spaßfaktor. Und dass beide Wörter im Namen großgeschrieben werden, ist keine zufällige Gastro-Legasthenie, sondern – so habe ich das zumindest interpretiert – soll die Bedeutsamkeit von gutem Essen für unser Innenleben noch unterstreichen.
Aufmerksam geworden bin ich auf das von außen eher unscheinbare Restaurant im Herzen von Auerbach in einer Beilage des Magazins „DER FEINSCHMECKER“. Wenn ich ehrlich bin, kaufe ich das ansonsten eher dröge Magazin eigentlich nur noch wegen seinen regelmäßigen „Reisetipps“, die als Extraheftchen in jede Tasche passen und in denen immer ein paar gute Anregungen zu finden sind. Von charmant-kompetentem Service und einer Küche, die trotz allem Anspruch noch genügend Bodenhaftung besitzt, war da die Rede. Mein Interesse war geweckt. Als ich mich dann ein paar Monate später durch deren Homepage klickte, war da schon die Nachricht vom Michelin-Stern zu lesen. Die Herren Inspektoren des einflussreichsten Restaurant-Guides sprachen von einer Küche voller Finesse, die zudem mit einer mehr als fairen Preispolitik auf sich aufmerksam macht. Das ist doch mal eine Ansage. Da musste ich unbedingt mal hin!
Wenn das alles stimmen sollte, würde mich in Auerbach eine Sterneküche der völlig anderen Art erwarten. Ungezwungen, leger, locker und wahnsinnig lecker. Genau nach meinem Geschmack. Denn was mich an den feinen Sternehäusern immer am meisten stört, ist diese etwas steife Atmosphäre, die scheinbar zur Spitzenküche dazu gehört wie die Zitrone zur Auster. „Sorry guys, but who the f**** is Lafer?“ Gut, in den letzten Jahren hat sich da Gott sei Dank einiges getan und heute wird doch viel öfter mal „casual-fein-diniert“ als früher. Eine Tatsache, die auch mal jüngeres bzw. lässigeres Publikum in solch gute Häuser verschlägt. Dass der Abend im „SoulFood“ exakt einer solchen kulinarischen Win-Win-Situation gleichkam, war natürlich im Vorfeld nicht zu ahnen.
Unseren diesjährigen Kurztrip nach Franken habe ich ganz bewusst in die Nähe von Auerbach platziert. Bei Pegnitz, das gerade mal gute 20 km von der ehemaligen Bergbaustadt (bis 1987 wurde hier jahrhundertelang Eisenerz abgebaut) entfernt liegt, bezogen wir Quartier. Eine Woche vorher rief ich im „SoulFood“ an und reservierte einen Tisch für zwei an einem Mittwochabend. Nach der deftigen fränkischen Hausmannskost sollte der Besuch bei Michael Laus ein kleines kulinarisches Kontrastprogramm im Rahmen unseres diesjährigen Sommerurlaubs werden.
Es war noch gut warm als wir durch das Zentrum von Auerbach marschierten und etwas überrascht vor dem eher unscheinbar wirkenden Lokal Halt machten. Hätte ich nicht die Adresse im Hinterkopf gehabt, wäre ich vielleicht sogar daran vorbei gelaufen. Das Understatement im äußeren Erscheinungsbild gehört sicherlich mit zum Konzept. Das „SoulFood“ möchte gefunden werden. Oder doch eher zufällig entdeckt? Egal, an den Tischen im Außenbereich war jedenfalls alles besetzt, als wir das kulinarische Epizentrum der Oberpfalz betraten. Drinnen sah es auf den ersten Blick nicht viel anders aus. Auch hier alle Tische belegt. Und dabei hatte ich doch reserviert…
Die freundlichen Damen vom Service schienen jedoch schon auf uns gewartet zu haben. Etwas abseits des Trubels befand sich ein sehr romantischer Zweiertisch, dessen Nähe zu Küche und Tresen uns überhaupt nicht störte, sondern wie geschaffen war für einen lauschig-genussvollen Abend, bei dem man ganz bei sich und den Gourmandisen aus der Küche von Michael Laus sein konnte. Der Empfang war wirklich überaus herzlich, keine Spur von Affektiertheit oder guter Miene zu stressigem (Gastro)spiel. Wir fühlten uns von Anfang an willkommen und über den gesamten Abend hinweg sehr fürsorglich bedient. Man merkte, dass hier ein gut eingespieltes Service-Team am Werk ist. Sicherlich auch ein Verdienst von Chefin Christine Heß, die alles dafür tat, dass wir uns rundum wohlfühlten und diese Art von gehobener Gastronomie äußerst ungezwungen genießen konnten. Die ausgebildete Restaurantfachfrau und ehemalige stellvertretende Restaurantleiterin in der Frankfurter Feinschmeckerbutze „Villa Merton“ umsorgte uns zusammen mit ihren beiden Kolleginnen nicht nur auf eine locker-charmante Art und Weise, sie beriet uns auch in Sachen Menü und Weinbegleitung äußerst kompetent.
Die Speisenkarten wurden uns gereicht. Und schon auf der ersten Seite war sie wieder, die Philosophie des Hauses, die in einem knappen Zweizeiler passt: „Essen ist ein Bedürfnis, Genießen ist eine Kunst.“ Schon interessant, dass diese Worte ausgerechnet von einem französischen Moralisten des 17. Jahrhunderts namens François de La Rochefoucauld stammen. Wir waren bereit, diesen Abend nach allen Regeln der Küchenkunst von Maître Laus und seinem Team zu genießen. Vorweg ein Blick in die Aperitif-Auswahl. Mein Magen war einfach noch zu leer für alkoholische Ingredienzen im Eröffnungsgetränk, weshalb zunächst eine hausgemachte Holunder-Limonade (3,50 Euro) für etwas Erfrischung sorgte. Für meine Begleitung sollte es der Pfirsich-Secco (4,80 Euro), bei dem Pfirsichpüree und –likör mit Riesling-Sekt aufgegossen wurden, als Apéro sein.
Die Auswahl beschränkt sich im „SoulFood“, neben einer Handvoll zusätzlicher „A-la-Carte-Gerichte“, im Grunde auf zwei 4-Gang-Menüs. Das eine heißt auch tatsächlich so, nämlich „DasEine“, während man sich den Namen des anderen Menüs jetzt vielleicht denken kann. Mit 59 für „DasEine“ bzw. 49 Euro für „DasAndere“ lässt sich hier von äußerst erschwinglicher Sterneküche sprechen. Daneben besteht die Möglichkeit, auch mal einen Gang aus dem Zusatzangebot mit in das Menü zu nehmen bzw. gegen einen auszutauschen. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, da die Leckereien neben den beiden Menüs auch sehr verheißungsvoll klangen: Short-Rib vom US-Beef, Soft-Shell Crab und „Bayrischer Surf and Turf“ (Schweinebach mit Wildfanggarnelen) ließen mir schon beim Lesen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Doch meiner Neugier auf „DasEine“ musste ich einfach stattgeben. Auch meiner Extrawurst, die hier ein Short-Rib vom US-Beef war, wurde entsprochen und gegen den eigentlichen Hauptgang des Menüs, den rosa gebratenen Kalbsrücken, anstandslos ausgetauscht. Meine Begleitung machte es nicht ganz so kompliziert und entschied sich für das zweite Menü. Da im „SoulFood“ das Austauschen von Geschmackserlebnissen am Tisch nicht nur geduldet, sondern sogar ausdrücklich erwünscht war, konnten wir so im Laufe des Abends nahezu das volle Speisenprogramm durchprobieren. Geht das eigentlich besser? Wohl kaum.
Bevor ich mich in den Aromentiefen der beiden Menüs verliere, noch ein paar Worte zur Einrichtung. Diese verströmt, unterstützt von puristisch-modernen Elementen, wie etwa der von der Decke baumelnden Designerlampe oder dem hinterleuchteten Wandbild von Jakobsmuschel, Garnele und Calamaretti (das gleiche Bild war auch im Beiheft des FEINSCHMECKERS, Anm.), eine Art gehobenes Bistroflair, in das man als Gast sehr gerne eintaucht. Jeder Tisch wird von den passenden Deckenstrahlern perfekt ausgeleuchtet. Bestmögliche Voraussetzungen also, um sich auf das Wesentliche, nämlich die Hauptdarsteller auf den Tellern, zu konzentrieren. Chefkoch Michael Laus, dessen Gastro-Vita bereits beindruckende Stationen vorzuweisen hat (Demi-Chef im Schlosshotel Kronberg, Chef Tournant im Silk und Sous-Chef in der Villa Merton, beide Frankfurt) weiß um die Wirkung des passenden Lichteinsatzes am Tisch. Diese unterstreicht er mit dem Einsatz ungewöhnlicher Keramik bei der Präsentation seiner Gerichte. Klar, dass da ein schlicht in Weiß eingedeckter Tisch völlig ausreicht und man sich auch sonst bzgl. ablenkendem Schnick-Schnack bei der Dekoration weitgehend in Verzicht übt. Glänzendes Gastrobesteck, zwei pinke Gerbera in einer schlanken Porzellanvase, ein Extratellerchen zum Brotschmieren und jede Menge Platz für die toll angerichteten Teller, die bald aus der Küche kamen. Wir saßen superbequem auf den gut gepolsterten Armlehnenstühlen und hatten von unserem Platz aus einen guten Rundblick auf die Geschehnisse im Lokalinneren. Die Theke war in unmittelbarer Reichweite, was die Versorgung mit „Flüssignahrung“ sicherlich erleichtern würde.
Da setzte die Küche zum ersten Gruß an. Zwei mit Tatar von der Jakobsmuschel und Avocado-Crème gefüllte „Joints“ steckten in den Löchern eines globigen Basaltbrockens. Ein erster gelungener Opener, der unsere Geschmacksnerven angenehm kitzelte. Im „SoulFood“ grüßt man gerne doppelt, was in Form von selbstgeräucherter Forelle, Birne und Meerrettich geschah. Der sanfte Rauch des Fischfleisches ging dabei mit der Birnensüße und der leichten Schärfe des Meerrettichs einen sehr gelungenen Geschmacksakkord ein. Chapeau et Merci für dieses zweite Amuse. Zusätzlich wurden braune Butter und ein Ziegenkäseaufstrich im kleinen Keramiktöpfchen gereicht. Mit einer einfachen, aber geschmacklich einwandfreien Auswahl an verschiedenen Brotsorten rückten wir dem ersten Hunger mit aller „Schmierkraft“ zu Leibe.
Dann kamen unsere ersten Gänge vom jeweiligen Menü. Der auf einem halben Teller servierte bunte Melonensalat mit gebeiztem Zitronensaibling, ein paar Kleksen Topfencreme und frischem Grün aus dem Garten sah fantastisch aus. Diese leichte Vorspeise war wie gemacht für solch einen warmen Sommerabend wie diesen. Auch hier vertrug sich die Melonensüße hervorragend mit den säuerlich-frischen Noten des Saiblings, der durch den zarten Schmelz der Topfencreme zusätzliche geschmackliche Einbindung erfuhr.
Zu meinem in einer Schale servierten Pulpo „Tokio Style“ fehlten eigentlich nur noch die Stäbchen und ich hätte mich in einem besseren asiatischen Restaurant in irgendeiner westlichen Metropole (vielleicht London?) gewähnt. Das war wirklich großartige Fusionsküche asiatischer Prägung, die hier mein Schüsselchen füllte. Die perfekt gebratenen Pulpostücke wurden mit Mango, Papaya, grünem Spargel und gerösteten Erdnüssen veredelt. Die süßliche Würze Ostasien machte aus ihnen einen wahren Hochgenuss. Das geht von der Anrichtung her vielleicht spektakulärer, aber vom Geschmack her sicherlich nicht besser. Ganz großes Kompliment an diesen großartigen Eröffnungsgang.
Noch ganz entzückt von der Tatsache, die erste kulinarische Hürde derart enthusiastisch genommen zu haben, zauberte das Küchenteam den zweiten Menü-Streich auf die Teller. Bei meiner Begleitung hieß der „Gazpacho“. Die aus Südspanien bzw. Portugal stammende kalte Gemüsesuppe wurde etwas unorthodox, aber umso einfallsreicher in einer „ausgebeinten“ Glühbirne (ohne Glühfaden und Stützdrähte!) serviert. Dieses merkwürdige Suppengefäß befand sich samt kleiner Büffelmozzarella-Kugel und bunten Tomatenstückchen in einer Art Schale. Die Service-Dame gab noch den Ratschlag, man könne dieses Gericht essen „wie man wolle“. Soso. Meine Begleitung kippte die mit fruchtigem Olivenöl versehene kalte Suppe in die Schale und hatte damit eine Gazpacho mit Einlage. Hätte ich das Gericht im Menü gehabt, wäre ich wohl auf die Idee gekommen, die spanische Gemüsesuppe schluckweise auf dem Löffel zu portionieren, um damit verschiedene Aromen im Mundraum (mit Mozzarella oder/und den mit geröstetem Knoblauch und anderen Gewürzen bestreuten Tomaten) zu ermöglichen.
Stichwort Aroma. Mein zweiter Gang, die hausgemachten Mais-Ricotta-Ravioli, sah nicht nur sensationell aus, er hatte trotz der eher neutralen Grundzutaten (Mais/Ricotta) eine ungeahnte Aromentiefe. Knuspriges Curry-Popcorn und etwas Parmesanschaum sorgten für würzige Akzente bei einem Gericht, bei dem Chefkoch Laus deutlich machte, was man aus einfachen Produkten herausholen kann, wenn man im Vorfeld das Ganze kulinarisch gut durchdenkt und geistig so miteinander kombiniert, dass auf dem Teller harmonische Geschmackssynergien entstehen. Dabei stach vor allem die Mais-Ricotta-Füllung der Ravioli als besonderes Erlebnis am Gaumen hervor. Zweiter Gang. Zweiter Volltreffer.
Nun wurde der kulinarische Spannungsbogen weiter gespannt, denn es folgten die beiden Hauptgänge. Bei meiner Begleitung war das ein auf der Haut gebratenes Lachsfilet mit Karotte, wildem Brokkoli, Zuckerschoten, Ingwer und Zitronengrasschaum. Auch dieses Fischgericht hatte etwas asiatischen Touch abbekommen. Wenn Fusion, dann so: perfekt gebratener Fisch in Kombination mit kurz angebratenem, wunderbar leichtem Gemüse, ein paar frischen Kräutern aus dem chinesischen Garten und einer unaufdringlichen Zitronengrassphäre. Südostasien kann so nah sein.
Bei meinem Hauptgang hatte ich den Kalbsrücken durch zwei Scheiben vom US-Short-Rib, das zuvor 48 Stunden lang bei 61 Grad im Ofen gegart wurde, ersetzen lassen. Dass man für dieses Fleisch eigentlich kein Messer brauchte, war keine Überraschung. Seine feine, durch Fettfasern hervorgerufene Marmorierung sorgte für eine Saftigkeit, wie ich sie selten auf dem Teller hatte. Dazu lag ein ansehnlicher Klecks Petersilien-Kartoffel-Püree sowie unterschiedlich aufbereitete bunte Karotten (darunter auch die leckeren Urkarotten) auf der dunklen, an Schiefer erinnernden Keramikplatte. Ergänzt von einer leicht nach Thymian duftenden Jus war das im Prinzip Hausmannskost auf wirklich ganz hohem Niveau. Die Jus schmeckte zum Niederknien. Ich fragte also ganz schüchtern nach einer kleinen Extra-Portion. Wenig später stand Chefkoch Laus neben mir und löffelte mir direkt aus dem Soßentöpfchen so viel ich wollte auf meinen Teller. Noch unkomplizierter geht das gar nicht.
Mann, Mann, Mann, wir waren richtig „geflasht“! Um hier nicht gleich völlig durchzudrehen, zuerst einmal ein paar Sätze zu den beiden begleitenden Weinen. Wir verzichteten auf eine Flasche (was sehr schade war, denn die von Fr. Heß zusammengestellte Auswahl hatte richtig tolle Kreszenzen zu bieten, die zudem preislich sehr freundlich kalkuliert waren), da mein Navi den Boliden nicht komplett allein nach Pegnitz bugsieren konnte. Dies wird sich aber beim nächsten Besuch (dann übernachten wir garantiert im Nachbarort Königstein!) garantiert ändern. Aber auch der „Nur-ein-Glas-Wein-Trinker“ kann zwischen sieben verschiedenen offenen Rebsäften wählen. Diese werden alle im 0,1-l-Format angeboten und rangieren preislich zwischen 3,50 und 4,50 Euro. Wir entschieden uns für eine Riesling-Sauvignon-Blanc-Cuvée namens „Werkstoff“ von Jungwinzer Max Pfannebecker aus Worms-Pfeddersheim (Rheinhessen), die besonders zum Asia-Lachs eine gute Figur machte. Zum Short-Rib bevorzugte ich einen ausgewogenen Tempranillo von der Iberischen Halbinsel. Da macht man so gut wie nie etwas falsch.
Ach so, da war doch noch was…das Dessert stand ja noch aus. Der Dessert-Tausch war die eigentliche Bedingung dafür, dass sich meine Begleitung nach langem Überlegen doch für „DasAndere“-Menü entschied. Hätte ich geahnt, wie außerordentlich lecker mein Mohnkuchen mit frischen Heidelbeeren und Heidelbeer-Quark-Eis ist, ich wäre wahrscheinlich nie darauf eingegangen. So ein saftiges Stück Mohnkuchen hatte ich vorher noch nie probiert. Im Gespräch mit Michael Laus verriet er uns, dass den nur seine Mutter so hinbekommt. Außerdem habe man sehr lange daran getüftelt und ausprobiert, bis man die gewünschte Saftigkeit so hinbekommen hat. Auch sehr fein schmeckte die leichte Kokos-Panna-Cotta, die ich als „Tauschware“ für den Sensations-Mohnkuchen von meiner Begleitung erhielt. Die Nocke Yuzu-Basilikum-Sorbet verlieh dem Ganzen eine säuerlich-frische Note, die von der Süße der marinierten Ananas gut aufgefangen wurde. Als kleines Nachdessert gab es noch zwei kleine Sorbetkugeln auf einer Mini-Waffel. Alles in allem stellten die beiden Desserts würdige Schlusspunkte ihres jeweiligen Menüs dar. Auch das hat, wie alles andere an diesem Abend sehr gut gepasst.
Da wir noch etwas saßen, kamen wir, nachdem die Küchenschlacht an diesem Abend geschlagen war, mit dem sehr sympathischen Betreiber-Duo, Christine Heß und Michael Laus, ins Gespräch. Dass ich beim ersten Besuch Eintritt in die Küche inklusiver Erklärung, was wo und von wem gemacht wird, erhielt, war schon eine große Geste. Der sehr pfalzverbundene Küchenchef, der selbst ein großer Fan von Pfälzer Weinen ist (das merkte ich gleich an der Weinkarte), ist ein richtig cooler Typ, mit dem es großen Spaß machte, noch ein wenig zu quatschen. Ich hoffe, dass wir es in diesem Jahr noch einmal ins „SoulFood“ schaffen. Allein der Besuch dieses Lokals wäre eine Reise in die Oberpfalz wert. Klingt nach Empfehlung, oder?
Ich war ganz selten in einem Restaurant, bei dem der Name so Programm ist wie im modern-ambitionierten „SoulFood“ von Christine Heß und Michael Laus. Der Name „SoulFood“ steht hier – mitten im Oberpfälzer Provinzstädtchen Auerbach – für ein Konzept, das sowohl Hobby-Hedonisten als auch Ganztags-Gourmets zum Schwärmen bringt. Essen als Futter für Seele, bei dem eines definitiv nicht zu kurz kommt: der Spaßfaktor. Und dass beide Wörter im Namen großgeschrieben werden, ist keine zufällige Gastro-Legasthenie, sondern – so habe ich... mehr lesen
Restaurant SoulFood
Restaurant SoulFood€-€€€Restaurant, Biergarten, Gasthof096432052225Unterer Markt 35, 91275 Auerbach in der Oberpfalz
5.0 stars -
"Besternte Fusionsküche in angenehm unprätentiöser Atmosphäre, die uns richtig Spaß machte" marcO74Ich war ganz selten in einem Restaurant, bei dem der Name so Programm ist wie im modern-ambitionierten „SoulFood“ von Christine Heß und Michael Laus. Der Name „SoulFood“ steht hier – mitten im Oberpfälzer Provinzstädtchen Auerbach – für ein Konzept, das sowohl Hobby-Hedonisten als auch Ganztags-Gourmets zum Schwärmen bringt. Essen als Futter für Seele, bei dem eines definitiv nicht zu kurz kommt: der Spaßfaktor. Und dass beide Wörter im Namen großgeschrieben werden, ist keine zufällige Gastro-Legasthenie, sondern – so habe ich
Besucht am 21.08.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 24 EUR
Nach der Fischküche Norddeutschlands hatten wir in der Fränkischen Schweiz das volle kulinarische Kontrastprogramm. Deftige Fleischgenüsse und selbstgebrautes Bier in nahezu jedem noch so kleinen Örtchen und das Ganze zu Preisen, die deutschlandweit Ihresgleichen suchen. So haben wir während unseres diesjährigen Urlaubs in der Nähe von Pegnitz einige gutbürgerliche Gasthöfe kennengelernt und sind bei den Rechnungen immer (und z.T. auch sehr deutlich) unter 25 Euro (wohlgemerkt für zwei Personen!) geblieben.
Daneben sei noch angemerkt, dass es sich bei den hier servierten Gerichten nicht um Mini-Portionen handelt, sondern vor allem der stramme Esser auf seine Kosten kommt. Selten habe ich die deutsche Wirtshauskultur intensiver genossen wie in den Tagen in Franken bzw. der Oberpfalz. Da man dort auch vielen sportlichen Aktivitäten (Wandern, Klettern, Kanufahren) nachgehen kann und wir dadurch unseren Kalorienverbrauch ganz schön vorantrieben, versteht es sich von selbst, dass die verloren gegangene Energie dem Körper sowohl in fester, als auch in flüssiger Form wieder zugeführt werden musste.
So haben wir in diesen vier Tagen die Küche von so manchem Landgasthof kennen und schätzen gelernt. Unsere liebste Einkehrmöglichkeit stellte dabei das im Dörfchen Willenberg, einem Ortsteil der Stadt Pegnitz im oberfränkischen Landkreis Bayreuth, ansässige Landgasthaus Diersch dar. Es wurde uns von unseren Vermietern empfohlen und lag von unserer Ferienwohnung eine gute Stunde Fußmarsch entfernt.
Das Landgasthaus wird als Familienbetrieb bereits in 5. Generation geführt. Gegründet als „Bierwirtschaft“ im Jahre 1900 wurde das Haus im Jahre 1929 neu erbaut und im Jahre 1974 um den jetzigen Speisesaal mit Kachelofen erweitert. Seit 1992 betreibt Hermann Diersch (von Beruf Metzger) zusammen mit seiner Frau Gaby den Gasthof. Kulinarisch steht Fränkische Hausmannskost auf dem Speiseplan. Die selbstgemachten Klöße erfreuen sich genau wie das Fleisch aus der eigenen Schweinezucht einer großen Beliebtheit. Donnerstags und freitags zieht die kesselfrische Schlachtschüssel viele Gäste schon zur Mittagszeit an. Wir wunderten uns nicht schlecht über den Andrang, der hier auch unter der Woche herrschte. Mit Sohn Matthias steht nun auch ein gelernter Koch mit am Herd. Unter seinem Einfluss scheint sich die Speisenkarte etwas „modernisiert“ zu haben ohne die bewährten Traditionsgerichte zu vernachlässigen. Wir waren sehr gespannt, was da an gutbürgerlicher Küche auf uns zukam.
Am ersten Abend unseres Frankenurlaubs kamen wir gegen 19 Uhr am Gasthof an. Es war ganz schön was los beim „Diersch“. Sowohl im Biergarten als auch in den Gaststuben waren nur noch wenige freie Plätze auszumachen. Die Chefin erklärte uns, dass aufgrund des Hochbetriebs die Wartezeit für das Essen über eine Stunde betragen würde. Grund genug, um einen kleinen Abendspaziergang durch das idyllische Brandtal ins benachbarte Örtchen Willenreuth zu tätigen. Fast eineinhalb Stunden später wurden wir als die „weggeschickten Wanderer“ von der Hausherrin wiedererkannt und durften unter der Pergola im Außenbereich direkt vor dem Lokal Platz nehmen. Nun war es deutlich ruhiger geworden, denn wir hatten ja auch schon fast halb neun Uhr abends. Der große „Run“ war vorüber und wir bekamen zügig die Speisenkarten gereicht.
Den Durst löschten wir natürlich mit frischem Gerstensaft vom Fass. Zwei Halbe, darunter ein süffiges Weismainer Urhell (0,5 l für ausgesprochen freundliche 2,30 Euro) sowie ein würziges Weismainer Kellerbier (0,5 l für 2,50 Euro), waren schnell geordert. Die taten nach der kleinen Wanderung so richtig gut und stimmten uns auf ein deftiges Abendessen ein. Die Karte bot vor allem eines: Fleischküche in allen erdenklichen gutbürgerlichen Facetten. Angefangen von etlichen kalten Gerichten aus der fränkischen Wurstküche (Preßsack, Sülze, Göttinger, Bauerngeräuchertes und hausgemachte Stadt- und Hirnwurst), die hier unter „Brotzeiten“ geführt wurden, über rustikale Hausmannskost, wie z.B. „Strammer Max“ und „Bauernfrühstück“, werden auch die Liebhaber kleinerer bodenständiger Schmankerl zufriedengestellt.
Die paar „Alibi-Salate“ mit Dressing nach Wahl (Haus-/Balsamico-/Honig-Senf-Dressing) gab es mit gebratenen Scampis, Roastbeefstreifen und Putenbruststreifen. Also auch hier befand sich der Vegetarier auf fränkisch-fleischlustigem Feindesland und musste schauen, dass er seinen Hunger nach Pflanzlichem irgendwie anders gestillt bekam. Aus der Pfanne und vom Grill kam mit Schnitzel, Cordon Bleu, Bauernsteak, Schweinelendchen, Rumpsteak und Co. nahezu das komplette „who-is-who“ deutscher Fleischeskost. Und das zu unglaublich günstigen Preisen. Am Nachbartisch versuchte eine junge Dame ihrer beiden panierten Schnitzel auf ihrem Teller Herr(in) zu werden. Die sahen wirklich sensationell knusprig aus. Für 7,80 Euro mit einer Beilage nach Wahl und einem kleinen Salat vorweg war das ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte.
Und so mutierte ich an jenem Abend zum „Schnitzel-Paten von Willenberg“. Da die Pommes gerade aus waren, fiel es mir umso leichter, mich für die Kroketten-Variante zu entscheiden. Ein wenig helle Madagaskar-Pfeffersoße zusätzlich sollte für die nötige Tellerfeuchte sorgen. Das Fleisch der beiden Schnitzel war schön platt geklopft und gut gewürzt bevor es sein Paniermehl-Korsett erhielt. Man schmeckte, dass die panierten Fleischfladen in einer Pfanne mit ordentlich guter Butter (oder Butterschmalz) gebraten wurden. Das Ergebnis war von einer würzig krossen Beschaffenheit, wie man es nur von wahren Könnern ihres Faches, den sogenannten „Schnitzeliers“, kredenzt bekommt. Die Luftblasen zwischen Panade und Fleisch ließen keine Zweifel auf: ein besseres Schnitzel habe ich selten gegessen!
Meine Begleitung wählte von der Tageskarte das Schweinerückensteak auf Grillgemüse mit Country-Potatoes (9,80 Euro). Letztere waren selbstgemacht und dazu noch hervorragend gewürzt. Außerdem war eine leichte Knoblauchsauce zum Tunken dabei. Das Schweinefleisch aus eigener Schlachtung schmeckte herrlich saftig. Das Grillgemüse war nicht totgebraten, sondern noch leicht knackig. Da passte also auch alles.
Der schlicht mit Essig und Öl angemachte kleine Salatteller wurde mit ein paar dünnen Radi-Scheiben obendrauf serviert und kam als Vorspeise. Schade, dass in allen Gastwirtschaften, die wir in diesen Tagen in der Fränkischen Schweiz besucht haben, der Rohkostanteil immer eingelegt aus dem Glas kommt. Doch dies blieb die einzige kulinarische Besonderheit, mit der ich mich nicht anfreunden konnte.
Nach acht Kroketten, zwei stattlichen Schnitzeln, einem Beilagensalat und einer halben Kanne Pfeffersauce machte mein Magen einen auf Croupier: „rien ne va plus“. Und da uns die Fahrt nach Franken noch etwas in den Knochen steckte, machten wir uns auch so langsam auf in Richtung Ferienwohnung (Hollenberg bei Körbeldorf). Der Entschluss, nochmals diesen supergutbürgerlichen Gasthof aufzusuchen, war längst gefasst.
Am letzten Tag, quasi kurz vor Abreise, wanderten wir bei strahlendem Sonnenschein los. „Gnombrünnlein“, „Zwergenhöhle“ und Burgruine Hollenberg lagen als regionale „Highlights“ aus Natur und Kultur auf unserem Weg, der uns um die Mittagessenszeit an unserem Ziel in Willenberg ankommen ließ. Es war ein Donnerstag. Der aufmerksame Leser wird sich an die kesselfrische Schlachtschüssel erinnern, denn es war Schlachttag. Diesmal bekamen wir jedoch gleich einen Platz, wobei sich das Lokal (und sein Biergarten) während unseres Aufenthalts gut füllten. Viele ältere Semester verschlug es zum „Diersch“. Bei ihnen stand anscheinend Frischgeschlachtetes auf dem Speiseplan. Am Tisch gegenüber mischte jemand eine Art frisch gebrühte Leberwurst (hieß dort anders, aber der Name fällt mir gerade nicht mehr ein…) unter sein Sauerkraut. Lediglich der Wurstdarm lag am Ende etwas lieblos am Tellerrand.
Diesmal wollte ich es wirklich wissen. Nach der Einstiegs-Schnitzelei vom Erstbesuch sollte es nun die Königsdisziplin sein, das Cordon Bleu. Es hatte die Masse von zwei Schnitzeln, war im Innenraum überaus großzügig mit Emmentaler und Kochschinken ausgestattet und hatte die gleiche Knusperpanade wie der Schweinerückenfetzen Wiener Art. Da lag also ein schätzungsweise 300 bis 350 Gramm schweres, kross in Butterschmalz ausgebackenes „Blaues Band“ auf meinem Teller und wollte verzehrt werden. Vor meinem geistigen Auge sah ich den Daueresser aus der Rittersport-Metropole, wie er sich über diese „winzige“ Portion bei der Bedienung beschwerte und mit nacktem Wurstfinger auf mich zeigte, wie ich an diesem Fleischberg mein Carnivoren-Waterloo einleitete. Kalter Schweiß brach mir aus und ich machte mich ans Werk.
Ich gebe zu, dass ich ohne Hilfe meiner Begleitung, die schon wieder zum saftigen Schweinerückensteak mit gebratenem Gemüse griff, dieses Monster von einem Pfannengericht nicht geschafft hätte. Allein die Käsefüllung war derart mächtig und sättigend, dass es eigentlich von Normalessern kaum zu schaffen war. Auch diesmal gab ich Kroketten den Vorzug. Zusammen mit einer leichten Bratenjus (ja ich bin Saucenjunkie!) rutschten die dann auch hervorragend. Auch hier war natürlich wieder ein Salätchen vorweg am Start. Das Ganze hatte natürlich auch seinen Preis. 9,80 Euro erschienen mir für das Gebotene jedoch äußerst preisgünstig. Gerade wenn man bedenkt, dass hier Fleisch aus der eigenen Zucht auf den Teller kommt.
Solche bodenständigen Gastro-Perlen wie das Landgasthaus Diersch, bei denen eine tolle Qualität zu wirklich sensationellem Preis geboten wird, gibt es in der Fränkischen Schweiz noch einige zu entdecken. Wir freuen uns jedenfalls schon auf die nächste Entdeckungstour.
Nach der Fischküche Norddeutschlands hatten wir in der Fränkischen Schweiz das volle kulinarische Kontrastprogramm. Deftige Fleischgenüsse und selbstgebrautes Bier in nahezu jedem noch so kleinen Örtchen und das Ganze zu Preisen, die deutschlandweit Ihresgleichen suchen. So haben wir während unseres diesjährigen Urlaubs in der Nähe von Pegnitz einige gutbürgerliche Gasthöfe kennengelernt und sind bei den Rechnungen immer (und z.T. auch sehr deutlich) unter 25 Euro (wohlgemerkt für zwei Personen!) geblieben.
Daneben sei noch angemerkt, dass es sich bei den hier... mehr lesen
4.5 stars -
"Ein fränkischer Landgasthof wie er im gutbürgerlichsten Buche steht" marcO74Nach der Fischküche Norddeutschlands hatten wir in der Fränkischen Schweiz das volle kulinarische Kontrastprogramm. Deftige Fleischgenüsse und selbstgebrautes Bier in nahezu jedem noch so kleinen Örtchen und das Ganze zu Preisen, die deutschlandweit Ihresgleichen suchen. So haben wir während unseres diesjährigen Urlaubs in der Nähe von Pegnitz einige gutbürgerliche Gasthöfe kennengelernt und sind bei den Rechnungen immer (und z.T. auch sehr deutlich) unter 25 Euro (wohlgemerkt für zwei Personen!) geblieben.
Daneben sei noch angemerkt, dass es sich bei den hier
Besucht am 18.08.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 32 EUR
Während unseres diesjährigen Kurzurlaubs an der Küste (Neuharlingersiel) suchten wir ein paar leckere Fischadressen, um den Flossentierhunger ausreichend zu stillen. Als erstes stand das Restaurant „Wattkieker“, direkt am Harlesieler Außenhafen gelegen, auf dem Programm. Der „Wattkieker“ gehört zur Küsten-Räucherei Albrecht, deren Hauptgeschäft sich etwas weiter landeinwärts in Carolinensiel befindet. Das Fisch-Büffet, was wir dort zu uns nahmen, war lecker und zeugte für 15,90 Euro pro Person von fairer bzw. touristenfreundlicher Preisgestaltung. Von der Terrasse genießt man einen sensationellen Blick auf Nordsee und Wattenmeer. Man kann gar nicht genug „Watt kieken“, wenn man dort am Abend der Sonne beim Untergehen zuschauen darf.
Nun ja, ich bin kein richtiger Fan von Büffetessen, sei sie auch noch so lecker und ansprechend arrangiert. Aber der Besuch beim „Wattkieker“ war schon allein wegen dieser einzigartigen Abendstimmung die Fahrt nach Harlesiel wert. Außerdem kamen wir auf dem Weg dorthin am „Muttergeschäft“, der regional bekannten Küsten-Räucherei Albrecht vorbei. Da wir unser Auto dort parkten und die Speisenkarte eine sehr verlockende Auswahl an Fisch-, Schalen- und Krustentiergerichten feilbot, beschlossen wir am darauffolgenden und leider auch letzten Abend unserer „Küstentour“ den (Futter-)Anker vor dem alteingesessenen Fisch- und Feinkostrestaurant in Carolinensiel zu werfen.
Das seit 1977 bestehende, schon in der dritten Generation geführte Familienunternehmen ist scheinbar eine äußerst beliebte Adresse bei den Touristen und Fischessern der Region. Hinter der über 20 Meter (!) langen Theke lauert ein riesiges Sortiment an Frischfisch, Räucherfisch bzw. Fisch- und Feinkostsalaten auf die Gunst der Kunden. Neben der Verkaufstheke bietet das hauseigene Restaurant die Möglichkeit den Fisch frisch zubereitet vor Ort zu verzehren. Und genau davon haben wir Gebrauch gemacht.
Im lichtdurchfluteten, von hohen Fenstern gesäumten (Haupt-)Gastraum war kein Platz mehr zu bekommen. Glücklicherweise befanden sich noch ein paar freie Tische direkt gegenüber der gigantischen Fischtheke, wo wir es uns gemütlich machten. Durch die Bullaugen-Fenster versorgte uns die Abendsonne mit angenehmem Licht. Nachdem wir die Karte ausgiebig studiert hatten, ging es ans andere Ende der Theke, um die Bestellung durchzugeben, zu bezahlen und die dort ausgeschenkten Getränke auf einem Tablett an den Tisch zu transportieren. Die Gerichte werden frisch zubereitet, weshalb man den auch „Pager“ genannten Flachvibrator für aufs Essen wartende Zeitgenossen auch gleich mitnimmt. Es gab natürlich Jever vom Fass (der halbe Liter für 3,50 Euro), Erdinger Hefeweizen und ein paar dubiose Weine aus Rheinhessen bzw. der heimischen Pfalz. Keiner der Tropfen sagte mir etwas bzw. zu. Und da ich auch kein Fan des flüssig-herben Friesenbrotes bin, wurde ein Schoppen Bonaqua (2,70 Euro) geordert.
Vorweg teilten wir uns die nach „rheinischer Art“ zubereiteten Miesmuscheln (8,90 Euro) von der Sonderkarte. Der damaligen Flussschifffahrt sei Dank wurde diese Liaison aus Nordseemuscheln vom Rheindelta und dem trockenen Riesling des Ober- bzw. Mittelrheines schnell zu einer wahren Institution klassischer deutscher „Meeresküche“. Es waren die wohlproportionierten Vertreter von der Insel Föhr, die im emaillierten Muscheltopf zwischen Gemüsewürfeln, Zwiebelringen und Weißwein ihre Schalen bereitwillig öffneten. Sie waren mit Lorbeer und Piment fein abgeschmeckt und hatten einen pikant würzigen Sud, in den wir unser Weißbrot gerne tunkten. Eine leichte Vorspeise, die auch in einem Monat mit „r“ nicht hätte frischer ausfallen können. Und direkt an der See schmecken Muscheln ja sowieso um einiges besser als daheim im Mittelgebirge.
Die reichhaltige Speisenkarte, auf der aber auch wirklich gar kein Fleisch zu finden war, stellte mich vor die Qual der Wahl. Alle gebratenen Fischfilets gab es entweder mit Pommes frites, Salzkartoffeln oder Kartoffelsalat. Preislich überschritt nur das Thunfischfilet (15,90 Euro) und die Seezungen (18,90 Euro) die 10-Euro-Grenze. Ein paar Salate und Suppen (z.B. Krabben-Crème-Suppe nach „Sylter Art“) sowie diverse Fischteller und Gebackenes aus der Fritteuse (Backfisch, Kibbeling) bildeten zusammen mit einer Handvoll Heringsgerichten (Matjes, Brathering) das Rückgrat der Karte. Dazu noch ein paar Schalen- und Krustentiergourmandisen und ein paar Kinderteller. Es wird also dem „eingefleischten“ Fischfan nicht gerade leicht gemacht, denn alles klingt doch sehr verlockend. Und was da an den Nebentischen für unter 10 Euro aus der Pfanne auf die Teller kommt sind schon ordentliche Portionen.
Auch wenn der Tag sich langsam dem Ende neigte, konnte ein aus Nordseekrabben, Rührei und Bratkartoffeln bestehendes „Fischerfrühstück“ (11,90 Euro) durchaus nicht schaden. Meine Begleitung entschied sich dagegen für die gebratenen Lachsstreifen auf Bandnudeln mit Krebssoße (8,90 Euro). Beide Gerichte waren von der Portion her absolut ausreichend und für das Gebotene waren die Preise mehr als fair. Meine gut gesalzenen Bratkartoffeln erreichten fast „Pfalz-Niveau“, das Rührei mit Nordseekrabben war dagegen etwas zurückhaltender gewürzt, was aber in der Summe wieder passte. Eine im Fächer aufgeschnittene Essiggurke verlieh dem Gericht die nötige Säure bzw. Frische.
Als wir an diesem Abend nach einem erneut wunderschönen Sonnenuntergang unseren Spaziergang am Harlesieler Deich beendet hatten und ca. 2 Stunden später nochmals mit dem Auto an der Küsten-Räucherei vorbeifuhren, brannte dort immer noch Licht, da noch geputzt und gesäubert wurde. Für uns war der Besuch bei Albrecht ein gelungener Abschluss unseres Küstentrips und steht bei der nächsten Reise an die Nordsee definitiv auf der „To-Eat-Liste“.
Während unseres diesjährigen Kurzurlaubs an der Küste (Neuharlingersiel) suchten wir ein paar leckere Fischadressen, um den Flossentierhunger ausreichend zu stillen. Als erstes stand das Restaurant „Wattkieker“, direkt am Harlesieler Außenhafen gelegen, auf dem Programm. Der „Wattkieker“ gehört zur Küsten-Räucherei Albrecht, deren Hauptgeschäft sich etwas weiter landeinwärts in Carolinensiel befindet. Das Fisch-Büffet, was wir dort zu uns nahmen, war lecker und zeugte für 15,90 Euro pro Person von fairer bzw. touristenfreundlicher Preisgestaltung. Von der Terrasse genießt man einen sensationellen Blick auf... mehr lesen
Küsten-Räucherei Albrecht
Küsten-Räucherei Albrecht€-€€€Schnellrestaurant, Take Away, Dienstleistung04464384Friedrichsschleuse 17, 26409 Wittmund
3.5 stars -
"Von erfahrenen Bratfischessern empfohlen" marcO74Während unseres diesjährigen Kurzurlaubs an der Küste (Neuharlingersiel) suchten wir ein paar leckere Fischadressen, um den Flossentierhunger ausreichend zu stillen. Als erstes stand das Restaurant „Wattkieker“, direkt am Harlesieler Außenhafen gelegen, auf dem Programm. Der „Wattkieker“ gehört zur Küsten-Räucherei Albrecht, deren Hauptgeschäft sich etwas weiter landeinwärts in Carolinensiel befindet. Das Fisch-Büffet, was wir dort zu uns nahmen, war lecker und zeugte für 15,90 Euro pro Person von fairer bzw. touristenfreundlicher Preisgestaltung. Von der Terrasse genießt man einen sensationellen Blick auf
Besucht am 16.08.2016Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 34 EUR
Manche Einkehrtipps sind wirklich Gold wert. So geschehen vor ein paar Wochen, als wir auf der Durchreise nach Neuharlingersiel in Wilhelmshaven haltmachten, um dessen Hafengegend ein wenig in Augenschein zu nehmen. Ein Kenner der norddeutschen Frischfisch-Küche aus Bremen-Vahr riet uns, das Seglerheim am Nassauhafen zu besuchen. Nach einem kleinen Spaziergang entlang des Deiches liefen wir am Deutschen Marinemuseum vorbei in Richtung Aquarium Wilhelmshaven. Von dort ist das Lokal nur einen Steinwurf entfernt und dennoch wähnt man sich hier in einer nicht ganz so trubeligen Ecke des Hafengebietes. Etwas abseits der örtlichen Hotellerie, die sich entlang der Strandmeile erstreckt, geht es am Nassauhafen ein wenig beschaulicher zu. In Anlehnung an die Seglersprache lässt sich von der touristischen Lee-Seite Wilhelmshavens sprechen.
Ein ausgesprochen lauschiges Fleckchen mit direktem Blick auf den Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Flut- und Pontonhafen, von dessen mittig liegender Brücke („Nassaubrücke“) sich der Name des Hafens abgeleitet hat. Hier ist der Wilhelmshavener Segelclub zu Hause und sein Clubheim, das Seglerheim am Nassauhafen, ist ein Anziehungspunkt für Freunde maritimer Genüsse. Der leicht gedrungen wirkende Klinkerbau liegt etwas verdeckt hinter diversen nautischen Devotionalien, wie etwa einem riesigen Anker und einem Segelmast sowie den obligatorischen Strandkörben. Das Wetter war hervorragend und so ließen wir uns auf einem der wenigen freien Plätze auf der idyllischen Terrasse nieder. Auch im Inneren des Lokals sitzt man ausgesprochen apart. Beim Besuch der Toiletten staunte ich nicht schlecht über die sehr gepflegte Holzeinrichtung des Gastraumes, in dem man dank der breiten Fensterfront den Ausblick auf den Hafen sowie den Jadebusen völlig wetterunabhängig genießen kann.
Da wären wir schon beim Thema „genießen“. Wir lehnten uns ganz relaxed in unsere bequemen Gartenstühle, auf deren Geflecht aus Polyrattan weiche Kissen für ein angenehmes Sitzgefühl sorgten. Die freundliche, zuvorkommende Bedienung brachte uns recht zügig die Speisenkarten. Das Angebot passt auf zwei Seiten, was einem den Überblick erleichtert. Die dritte Seite der Karte ist den Desserts vorbehalten. Ergänzt wird das Ganze noch durch ein paar Tagesangebote auf einer Schiefertafel im Inneren des Seglerheims. Selbstverständlich dominieren Fisch und anderes Meeresgetier die Auswahl der Speisen. Dennoch ist man bemüht, auch den Fleischesser zufriedenzustellen. Neben Steinbeißer, Scholle und Matjes tummeln sich also auch Bratwurst, Schnitzel und Rinderrouladen auf der mit Bedacht zusammengestellten Karte. Einige der Gerichte werden explizit auch als kleinere Portion angeboten.
Das gut gekühlte Alster (0,5 l für 4 Euro) stand schon auf dem Tisch, als wir uns für die große Fischsuppe (6,30 Euro) als Vorspeise zum Teilen entschieden. Da unser Hunger nicht ganz so groß war, wählten wir auch für den Hauptgang die „share-version“. Es sollte der Fischteller „Seglerheim“ (19,80 Euro) sein, mit dem wir wenig später das erste kulinarische Segelhighlight unseres Küstentrips hissten. In der wunderbar aromatisch duftenden Fischsuppe lag ordentlich Meeresmaterial, an dem ich mir zunächst gehörig die Zunge verbrannte, da die Temperatur der Lachs- und Kabeljaustücke noch zu heiß war. Wir löffelten also die Suppe mit Bedacht und waren uns einig, dass diese „See-Brühe“ mit all ihren kleingeschnittenen Filetstückchen und Gemüsestreifen einen wirklich vortrefflichen Auftakt darstellte. Umso mehr freuten wir uns auf den bestellten Fischteller. Dieser hatte einen kleinen Beilagensalat inklusive und man konnte sich im Vorfeld zwischen Salz- und Bratkartoffeln entscheiden. Der Salat war mir etwas zu fad angemacht (wahrscheinlich Fertigdressing), während die Salzkartoffeln genau die richtige Würze abbekommen hatten. Auf dem reichhaltigen Fischteller tummelten sich gebratene Lachs-, Steinbeißer-, Seelachs- und Goldbarschfiletstücke sowie ein paar Garnelenschwänze. Der Fischberg war garniert mit einer Handvoll Nordseekrabben, Paprikastücken und Schnittlauch und sah nicht nur fantastisch aus – er schmeckte auch so. Um auch wirklich pappsatt zu werden, bestellte ich noch eine Portion Bratkartoffeln extra dazu (2,50 Euro). Alle Filets waren auf den Punkt gebraten und schön saftig. Dazu mit der nötigen Würze versehen. Der „Smutje“ vom Seglerheim hatte seinen Job richtig gut erledigt und uns einen Meeresteller der Extraklasse kredenzt.
Gut gestärkt traten wir nach einem kleinen Verdauungsspaziergang die Weiterfahrt in Richtung Neuharlingersiel an. Besten Dank an dieser Stelle an unseren Ratgeber in Sachen norddeutscher Fischküche, den „Thomas von der Küste“, der eigentlich aus Bremen kommt. Wenn wir mal wieder nach Wilhelmshaven kommen sollten, ist ein Besuch im Seglerheim gesetzt.
Manche Einkehrtipps sind wirklich Gold wert. So geschehen vor ein paar Wochen, als wir auf der Durchreise nach Neuharlingersiel in Wilhelmshaven haltmachten, um dessen Hafengegend ein wenig in Augenschein zu nehmen. Ein Kenner der norddeutschen Frischfisch-Küche aus Bremen-Vahr riet uns, das Seglerheim am Nassauhafen zu besuchen. Nach einem kleinen Spaziergang entlang des Deiches liefen wir am Deutschen Marinemuseum vorbei in Richtung Aquarium Wilhelmshaven. Von dort ist das Lokal nur einen Steinwurf entfernt und dennoch wähnt man sich hier in einer... mehr lesen
Seglerheim am Nassauhafen
Seglerheim am Nassauhafen€-€€€Restaurant0442143143Schleusenstr. 23, 26382 Wilhelmshaven
4.5 stars -
"Maritimes Kleinod mit Hafenblick und sehr leckerer Fischküche" marcO74Manche Einkehrtipps sind wirklich Gold wert. So geschehen vor ein paar Wochen, als wir auf der Durchreise nach Neuharlingersiel in Wilhelmshaven haltmachten, um dessen Hafengegend ein wenig in Augenschein zu nehmen. Ein Kenner der norddeutschen Frischfisch-Küche aus Bremen-Vahr riet uns, das Seglerheim am Nassauhafen zu besuchen. Nach einem kleinen Spaziergang entlang des Deiches liefen wir am Deutschen Marinemuseum vorbei in Richtung Aquarium Wilhelmshaven. Von dort ist das Lokal nur einen Steinwurf entfernt und dennoch wähnt man sich hier in einer
Besucht am 15.08.2016Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 24 EUR
Mitte August war ich mal wieder in meiner zweiten kulinarischen Heimat – dem zweitschönsten Bundesland gleich nach Rheinland-Pfalz – der auch „Stadtstaat“ genannten Hansestadt und Wesermetropole Bremen. Den Weser-Gourmet und ausgewiesenen „Maître des Mots“ dieser Community, dessen Nick-Name von seiner Herkunft aus dem berühmten Stadtteil Borgfeld kündet, konnte ich aus zeitlichen Gründen leider nicht konsultieren. Ein Umstand der im Winter sicherlich korrigiert wird.
Schon bei meinem letzten Besuch an Ostern hatten wir dem „Jaya“ zur Mittagszeit einen Besuch abgestattet. Damals saßen wir im Inneren des Lokals. Räumlich eingepackt zwischen dem überdimensionierten „El Mundo“ und dem leger-trendigen „Hansen“ wirbt das Restaurant mit „authentic asian cuisine“ und leckeren Cocktails. Unter dem stilvoll gestalteten, in apartem Magenta gehaltenen Logo prangt das Credo aller Kantinenesser: „Selbstbedienung“. Der Ausblick auf den Europahafen lässt sich besonders gut von der Terrasse aus genießen. Hier ist das Ambiente etwas angenehmer als im meist sehr vollen Inneren der Curry-Klause.
Über die mit schlichten Holzdielen bebretterte Terrasse, auf der es zwischen unkonventionell hergestelltem Sitzmobiliar aus Europaletten und massiven Gartenstühlen besonders donnerstagabends beim After-Work besonders „laun-schick“ zuzugehen scheint, betritt man das mit hellem Holz ausgestattete Innere des Asialadens. Auch hier setzt sich mit der Telekom-Farbe Magenta das Farbkonzept an der Decke fort. Ein paar erhöhte „Tresentische“ mit den obligatorischen, leider selten bequemen „Barhockern“, sowie mehrere schlicht moderne Sitzgelegenheiten um geschmackvoll designte Holztische im hinteren Bereich stehen zur Auswahl. Zunächst reiht man sich allerdings in die Schlange der Hungrigen entlang der Theke ein.
Auf dieser befinden sich allerlei kulinarische Accessoires aus dem fernen Asien. Ein paar Schälchen mit unterschiedlichsten Gewürzen verströmen bereits erste Gerüche aus Fernost. Neben ein paar Fläschchen Pfirsich-Thymian-Limonade verkündet ein Plastikaufsteller das „Asian Street Food“ der Woche, das an diesem Tag durch eine zusätzlich angebotene Gemüse-Cocos-Curry-Suppe (4,50 Euro) ergänzt wurde. Die Schlange löste sich recht schnell auf, weil die Leute hinter dem Tresen dem mittäglichen Ansturm mit freundlich routinierter Gewandtheit begegneten. Dennoch hatte ich genügend Zeit, um die aus fünf Gerichten bestehende Wochenkarte zu inspizieren. Darunter waren ein paar verlockend klingende Currys, deren kulinarischer Schwerpunkt eindeutig der Insel Sri Lanka zuzuschreiben war. Die Klassiker der kleinen Speisenkarte, das „Ceylon Chicken Curry“ (8,50 Euro) oder das „Madras Dhal Curry“ (5 Euro), einem mit scharfer Madras-Gewürzmischung zubereiteten Linsen-Curry, sind gängige Vertreter der Straßenküche Ceylons, die hier äußerst lecker zubereitet wird.
Das wissen auch viele, die hier im Bereich des Europahafens arbeiten. Gerade in der Mittagszeit ist ein leichtes asiatisches Gericht ein beliebter Sattmacher. Es liegt nicht allzu schwer im Magen und seine angenehme Schärfe wirkt eher anregend statt ermüdend. Für die nachmittägliche Arbeitsverrichtung sicherlich kein Nachteil. Und das zu Preisen, die deutlich unter der 10-Euro-Marke rangieren. Das Konzept von Herrn Subry Bin Ahamed, dem Inhaber des „Jaya“, scheint gut aufzugehen, denn es war einiges los auf der Terrasse.
Ich tat mir etwas schwer bei der Entscheidung zwischen dem bereits erwähnten Sri-Lanka-Huhn-Curry und dem als „Keema Naan“ betitelten Steinofenbrot mit würziger Rinderhackfüllung und pikantem Linsencurry (7,50 Euro). Nach dem Motto: „never change a delicious curry“ fiel meine Wahl – genau wie beim ersten Besuch im März – auf den ceylonesischen Huhn-Klassiker. Meine beiden Begleiterinnen waren weniger hungrig, weshalb sie sich mit der Gemüse-Cocos-Curry-Suppe vom Tagesangebot zufrieden gaben. Und ja, warum nicht? Probierten wir doch glatt so ein Fläschchen Pfirsich-Thymian-Limonade (2,50 Euro), die aus Klüver’s Delikatessenmanufaktur (Gleschendorf) stammte. Eine wohl eher ungewöhnliche Kombi, die jedoch ein interessantes Geschmackserlebnis darstellte.
Das dazu gereichte Naan-Brot hatte ich vom letzten Mal etwas fluffiger und frischer in Erinnerung. In der leicht pappig wirkenden Ausführung war es diesmal nicht ganz so lecker. Egal, der Curry-Teller hatte ja noch eine ordentliche Portion Duftreis zu bieten. Zur Art und Weise seiner Anrichtung sei nur so viel vermerkt: das geht sicherlich auch ansehnlicher. Den Reis als zentrales Element in Tellermitte zu platzieren halte ich persönlich für unangemessen, dass es sich ja eigentlich „nur“ um eine Beilage handelt. Die beige-braune Soße vom Curry umschloss die Reis-Insel fast vollständig. Ein paar Blätter Koriander wirkten wie spärliche Vegetation auf dröger Reislandschaft. Die Hühnerstücke waren sehr zart, was auf eine lange Garzeit schließen ließ - so wie man es auch von indischen Restaurants her kennt. Die Soße war sehr harmonisch abgeschmeckt und duftete nach orientalischen Gewürzen (Kreuzkümmel, Kumin). Ihre Schärfe hielt sich in Grenzen, wohingegen die Kokosmilch angenehme Geschmacksakzente setzte und damit ein gut ausbalanciertes Hintergrundaroma lieferte. Ob das jetzt wirklich authentisches asiatisches Street Food ist, sei mal dahingestellt. Lecker war es jedenfalls.
Die Suppe meiner beiden Begleiterinnen fiel deutlich pikanter aus als mein Curry und hatte diese fruchtige Schärfe, die vor allem in der indischen Küche stark ausgeprägt ist. Schön, dass man die Gerichte im „Jaya“ selbst „entschärfen“ (Joghurt) oder „befeuern“ (Chili) kann. Direkt an der Theke stehen dazu verschiedene Saucen bereit. Hier kann man sich auch noch zusätzlich mit Naan-Brot eindecken. Für einen rachenberuhigenden Mango-Lassi zum Dessert reichte der Schärfegrad des Currys nicht aus.
Gut gesättigt traten wir nach einem Pflicht-Besuch beim Bremer Weinhändler meines Vertrauens, Ludwig von Kapff (gerade gegenüber gelegen), per Fahrrad die Heimreise an. Natürlich nicht ohne vorher beim Bremer Gewürzhandel in der Leipziger Straße vorbeigeschaut zu haben. Dort gibt es übrigens auch eine große Auswahl verschiedener Curry-Gewürzmischungen.
Mitte August war ich mal wieder in meiner zweiten kulinarischen Heimat – dem zweitschönsten Bundesland gleich nach Rheinland-Pfalz – der auch „Stadtstaat“ genannten Hansestadt und Wesermetropole Bremen. Den Weser-Gourmet und ausgewiesenen „Maître des Mots“ dieser Community, dessen Nick-Name von seiner Herkunft aus dem berühmten Stadtteil Borgfeld kündet, konnte ich aus zeitlichen Gründen leider nicht konsultieren. Ein Umstand der im Winter sicherlich korrigiert wird.
Schon bei meinem letzten Besuch an Ostern hatten wir dem „Jaya“ zur Mittagszeit einen Besuch abgestattet. Damals... mehr lesen
4.0 stars -
"Fernöstliche Curry-Kajüte mit preiswertem Mittagstisch direkt an der Überseepromenade" marcO74Mitte August war ich mal wieder in meiner zweiten kulinarischen Heimat – dem zweitschönsten Bundesland gleich nach Rheinland-Pfalz – der auch „Stadtstaat“ genannten Hansestadt und Wesermetropole Bremen. Den Weser-Gourmet und ausgewiesenen „Maître des Mots“ dieser Community, dessen Nick-Name von seiner Herkunft aus dem berühmten Stadtteil Borgfeld kündet, konnte ich aus zeitlichen Gründen leider nicht konsultieren. Ein Umstand der im Winter sicherlich korrigiert wird.
Schon bei meinem letzten Besuch an Ostern hatten wir dem „Jaya“ zur Mittagszeit einen Besuch abgestattet. Damals
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Neben altbekannten Burger-, Huhn- und Fischketten gibt es jedoch auch einige Neuentdeckungen, mit denen auf die veränderten Kundenwünsche (bio, vegan, offen, frisch, transparent, lokal, authentisch, hochwertig, slow, usw.) eingegangen werden soll. Einige Läden, wie beispielsweise der Mexican Grill „Chipotle“, sind erstmalig in Deutschland vertreten, während andere, wie z.B. das „Asiahung“, landesweit ihre Systemgastronomie betreiben.
In jenem Abend gab sich die schottische Rock-Band „Biffy Clyro“ in der Festhalle die Ehre und da diese nur 5 Minuten Fußmarsch von der Skyline Plaza entfernt liegt, war klar, dass wir in der dortigen Tiefgarage nicht nur unser Auto abstellen würden, sondern dass wir auch die Zeit vor dem Konzert mit einem kleinen Bummel durch die Mall – inklusive kleinem Abendessen – würden nutzen wollen. Die Homepage des Einkaufszentrums bietet einen guten Überblick, welche (Schnell-)Restaurants hier beheimatet sind. Ich klickte mich ein wenig durch und stieß auf das Coa, von dessen Mannheimer Existenz ich dank eines Berichtes von GG-Kollege Daueresser wusste. Hätte ich ihn mir doch vorher noch einmal durchgelesen…
Wir betraten das räumlich offen konzipierte Asia-Lokal gegen 19 Uhr und waren zunächst sehr angetan von der dezenten Beleuchtung, der geradlinig schicken Einrichtung, bei der dunkles Holz dominierte, und vor allem der offen einsehbaren, verglasten Wok-Küche, wo sich schon die Bambusdämpfer für die Dim Sum stapelten. Wir wurden zu einem Tisch im hinteren Bereich des Lokals geführt. Hier war der Getränketresen in Reichweite und durch die Glasfront konnten wir nach draußen blicken. Die Atmosphäre würde man hier wohl neudeutsch als „chillig-loungig“ bezeichnen.
Alles easy, alles lässig. Aus der etwas zu laut eingestellten Soundanlage trällerten die „Pet Shop Boys“ ihren Evergreen „West-End-Girls“, aber leider nur in der Remix-Version, mit unnützem Modern-Beat-Gestampfe, das mir ziemlich schnell auf die Nerven ging. Und so gesehen ist das Coa auch nur eine enttäuschende Remix-Version eines „echten“ Asia-Restaurants. Denn was da „handmade“ und „à la minute“ auf die Teller kommt, ist leider mehr gewollt als gekonnt.
Das liest sich zunächst einmal in der stylish aufgemachten Speisenkarte wie beim Nobel-Asiaten um die Ecke. Da werden über südostasiatische Ländergrenzen hinweg thailändische Currys, vietnamesische Sommerrollen, taiwanesische Baos und Spare-Ribs in Rinderbrühe, deren Herkunft angeblich Malaysia sein soll, zu Papier - und nach Bestellung - auf den Teller gebracht. Na dann mal schauen, was die Asia-Gastronomen mit System hier so können und mal munter drauflos bestellt.
Von den „Homemade Drinks“ orderten wir eine Ingwer-Zitronengras-Limonade (0,5 l für 4 Euro) und eine Maracujaschorle mit Minze (0,25 l für 3 Euro), die uns zeitnah an den Tisch gebracht wurden. Wie so oft gibt es bei solcher Art Gastronomie tatsächlich einen im Service, der den Überblick hat. Man muss dann nur noch das Glück haben, von demjenigen auch bedient zu werden. Das war leider nur zeitweise der Fall. Das Aushilfspersonal (es wirkte jedenfalls so) war im relativ leeren Restaurant alles - bloß eben nicht besonders aufmerksam bzw. am Wohl des Kunden interessiert.
Um eine möglichst große Bandbreite an Gerichten aus der Coa-Küche kennenzulernen, bestellten wir vorweg ein paar Kleinigkeiten. Wir entschieden uns für die ultra-gesunden Edamame (gedämpfte Sojabohnen, die man aus der Schale futtert) mit Meersalz (für 2,90 Euro), die mit Garnele und Fisch gefüllten, Siu Mai (5,50 Euro) aus dem Bambusdämpfer sowie ein paar frittierte Teigtaschen namens „Pangsit Kaphrao Ayam“ (4,90 Euro), die mit Huhn und Thai-Basilikum gefüllt waren. Als Hauptgänge wählten wir den Garnelen-Papaya-Salat (in groß für 11,90 Euro) und die Szechuan Rinderfiletstreifen mit Paprika, roten Zwiebeln, Brechbohnen und Cashewnüssen (12,90 Euro). Bei letzterem war noch eine Schale Jasmin-Reis als Beilage dabei.
Die Vorspeisen waren von der Portion her eher überschaubar. Die Thailändischen Teigtaschen hatten eine schmackhaft pikante Füllung und auch die gedämpften Siu Mei Dumplings mundeten uns. Bei den Edamame-Bohnen hatte man wohl den Garvorgang etwas zu früh abgebrochen, da die Hülsenfrüchte innen noch etwas hart waren. Schade auch, dass man kein Fleur de Sel zum Verfeinern benutzte, sondern mit groben Meersalzkörnern das Ganze geschmacklich aufzupeppen versuchte. Diese sind sowohl vom Geschmack als auch von der Textur her der kristallinen Salzblume klar unterlegen.
Bei den Hauptspeisen wurde das schon vom Daueresser aus Monnem angesprochene Problem des Coa-Gastro-Prinzips offensichtlicher. Auch hier waren die Portionsgrößen nicht gerade besonders üppig. Aber was als Szechuan Rinderfiletstreifen deklariert den Weg vom Wok in meinen Teller fand war schon gelinde gesagt ein kleiner kulinarischer Offenbarungseid, den man böswillig auch als schlichten Etikettenschwindel bezeichnen könnte. „Where’s the beef?“ fragte sich nicht nur mein „Gastro-Alter-Ego“. Tatsächlich musste man die kümmerlichen Rindfleischstückchen zwischen der viel zu dick aufgetragenen, deutlich zu süßen Anfänger-Teriyaki-Soße und den mehr als reichlich vorhandenen roten Zwiebeln schon suchen. Geschmacklich und vom Aussehen her war dieses Gericht alles andere als überzeugend. Selbst der Duftreis fiel zu trocken aus und bei dem kann man ja nun wirklich kaum etwas falsch machen.
Für knapp 13 Euro war dieses Gericht auch entschieden überteuert. Da stimmte Anspruch und Wirklichkeit absolut nicht überein. Und da ich nicht richtig satt wurde, mussten noch ein paar angebratene Glasnudeln (3,90 Euro) als weitere Beilage herhalten. Diese hatten etwas zu viel Sesamöl abbekommen und standen dem trockenen Reis in puncto Beilagenschwäche in nichts nach.
Der Garnelen-Papaya-Salat meiner Begleitung bestand aus einem verschwindend geringen Anteil geraspelter Papaya, Sojasprossen, Karottenstreifen und ein paar Paprikastücken. Er war mit Limette, Chili und Nuoc-Mam-Sauce angemacht und entsprach von der Größe her eher einer Vorspeise. Was den Geschmack und die Frische der Zutaten betrifft war an ihm nichts auszusetzen. Die vier mit Koriander und Zitronengras marinierten Garnelen steckten auf zwei Holzspießen und lagen angebraten auf dem Salat obendrauf. Nicht besonders einfallsreich, aber zweckmäßig.
Man könnte fast meinen, dass die Jungs vom Coa etwas von unserem Konzertbesuch geahnt hätten und vielleicht deshalb die Portionen eher spärlich ausfallen ließen. Bekanntlich soll man vor körperlichen Betätigungen eher weniger Nahrung zu sich nehmen. Es gehört wohl zum Konzept des Ladens, dass man die ein oder andere Vorspeise und / oder Beilage mehr bzw. dazu bestellt. Das wirkt sich dann natürlich auf den Gesamtpreis aus. Unsere Rechnung von über 50 Euro ist da gar nicht mal das Problem, sondern eher das, was wir dafür bekommen haben. Und das war seinen Preis definitiv nicht wert. Beim Toh Thong in Frankfurts Stadtmitte ein paar Wochen zuvor war es wesentlich leckerer – und auch günstiger. Aber hinter dem Laden steckte ja auch keine „Fast Casual GmbH“.