Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 337 Bewertungen 493740x gelesen 10470x "Hilfreich" 10614x "Gut geschrieben"
Besucht am 10.06.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 25 EUR
Fährt man mit dem Auto auf der Billigheimer Hauptstraße in Richtung Pfälzerwald, passiert man kurz vor Ortsende das „Obere Tor“, das einst Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung war. Ein Blickfang zweifellos und sicherlich der Hauptgrund dafür, dass man das schmucke Fachwerkhaus ein paar Meter zuvor glatt übersieht. Seit ein paar Wochen hängt da das restaurierte Wirthausschild früherer Tage und ein goldenes Lamm kündet von traditioneller Gastlichkeit, die an Ort und Stelle auf eine bewegte Geschichte zurückblickt.
Ähnlich dem liebevoll wiederhergerichteten Originalschild, sind es die kleinen Details, die das seit Dezember 2016 von Familie Werle betriebene Gasthaus Lamm im Billigheimer Ortskern so besonders machen und es vom üblichen Einheitsbrei gutbürgerlicher Gastwirtschaften doch ein ganzes Stück weit abheben. Man hat sich zum Beispiel die Mühe gemacht, die gut 300 jährige Geschichte des Hauses auf den ersten beiden Seiten der Speisenkarte chronologisch zu skizzieren. Ein erster Hinweis darauf, dass man sich um die historische Bedeutung des Gasthauses für die Ortschaft Billigheim im Klaren ist.
Etliche Renovierungen und unterschiedlichste Nutzungen haben seit dem Bau im Jahre 1708 in der Hauptstraße Nr. 33 stattgefunden, bevor das Gebäude Ende letzten Jahres seine ursprüngliche Bestimmung als Gasthaus wiedererlangte. Eine Färberei für Textilien, ein Fensterbaubetrieb und zum Schluss ein Friseurladen brachten das „Lamm“ - aus gastronomischer Sicht - jahrzehntelang zum Schweigen. Friedel Werle erkannte das Potenzial des in bester Lage vor sich hin dümpelnden Fachwerkhauses und wollte es auf seine alten Tage nochmal so richtig wissen. Mit Hilfe seiner Familie erfüllte sich der ehemalige Eventorganisator und Büffetkoch im Nebenberuf den Traum einer eigenen Gastwirtschaft und hat sehr viel Mühe und Herzblut in dieses Projekt gesteckt.
Die Renovierungsarbeiten dauerten eineinhalb Jahre und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wände und Decken in schlichtem Grau und Weiß, unverputzte Sandsteinwände, rustikal gefliester Boden, hohe Fenster und viel helles Holz beim Mobiliar machen dem Gast das Ankommen leicht. Ein paar auf Leinwand gezogene Schwarzweißfotos früherer Tage von Billigheimer Personen und Traditionen (Purzelmarkt) künden von einem gesunden Maß an heimatlicher Verbundenheit. Lokalkolorit mit Herz, der ganz ohne die falsche Folklore einer touristisch mittlerweile fast übererschlossen wirkenden Pfalz auskommt.
Keine „Elwetritsche“ (Pfälzer Fabelwesen), keine Weindevotionalien im derben Halb-Liter-Maß und auch keine dialektgefärbten Sinnsprüche an der Wand. Stattdessen eine stattliche Sammlung gerahmter Bilder, die teilweise von Ortsansässigen gespendet wurden und die Gäste Anteil an der Ortsgeschichte Billigheims haben lassen. All diese historischen Fotos sind mit einer kleinen Geschichte verbunden, die der Küchenchef bereitwillig zum Besten gibt, wenn der Ansturm vorbei ist und er am Tisch das Gespräch mit seinen Gästen pflegt.
Friedel Werle ist ein Pfälzer Original. Einer, der sein Herz auf der Zunge trägt und gern über Zubereitung und Herkunft der von ihm verwendeten Produkte spricht. Seine Rumpsteaks stammen mittlerweile aus Paraquay, da er mit den Leistungen seines Schlachters aus der Region unzufrieden war und er durch die vorgeschnittenen Tranchen weniger wegwerfen muss. Die Portion des Gastes vom Nachbartisch sah nach imposanten 300 Gramm aus und war mit einer ansehnlichen Menge Schmorzwiebeln ausgestattet. Die Schnitzel kommen bei ihm direkt aus der Pfanne, genau wie die knusprigen Bratkartoffeln.
Die Auswahl an Speisen beschränkt sich im Lamm auf die üblichen Klassiker der Pfälzer Leib- und Seelenküche (Leberknödel, Bratwurst und Co.), typisch deutsche Hausmannskost (Wurstsalat, Winzersteak, Schnitzel und Rumpsteak), ein paar vegetarische Gerichte (Schafskäse, Weißer Käse mit Pellkartoffeln und verlorene Eier) sowie eine nette Auswahl an herzhaften Vespereien für den kleineren Hunger. Insgesamt ein recht überschaubares Angebot mit einigen Varianten bei den Fleischgerichten und einer gästefreundlichen Preispolitik, bei der das Rumpsteak à la Chef (mit Zwiebel und Sauce béarnaise) mit Pommes/Bratkartoffeln und Salat das teuerste Gericht auf der Karte markiert (18,70 Euro). Auf den ersten Blick also nichts Ungewöhnliches, aber der Teufel steckt ja häufig im Zubereitungsdetail.
Auch bei den Getränken wird hier weniger hingelangt als das in vergleichbaren Häusern der Fall ist. Die 2,50 Euro für eine große Flasche Mineralwasser gehen da genauso in Ordnung wie das Viertel Riesling für 2,70 Euro. Dafür bekommt man im benachbarten Elsass nicht einmal einen 0,1l-Fingerhut voll. Die Weine stammen allesamt vom Weingut Bangerth-Rinck aus dem Ortsteil Mühlhofen, also auch kein Bahndammriesling aus der Massenweinhaltung.
Die Entscheidung bzgl. dem Essen fiel mir einfach. Das panierte Schweineschnitzel mit Pilzrahmsauce, Bratkartoffeln und Salat (12,80 Euro) sollte es sein. Während meine Begleitung auf die Suche nach den „verlorenen Eiern“ in Senfsauce ging und sich diesen Uraltklassiker deutscher Hausmannskost mit Salzkartoffeln und Salat (7,40 Euro) schmecken ließ. Die Klopfzeichen in der Küche infolge meiner Schnitzelbestellung verhießen schon einmal gutes. Da sich Meister Werle an jenem Abend die Finger verbrüht hatte, musste sein Küchenkomplize die Sache wuppen.
Zwei schmackig angemachte Beilagensalate später kamen die knusprig in Butterschmalz angebratenen, fein gewürzten „Wiener-Art-Genossen“ an den Tisch. Unter der hervorragenden Pilzsauce, die meiner Beobachtung nach à la minute zubereitet wurde und ein äußerst delikates Pilzaroma verströmte (definitiv keine Fertigsauce aus dem Warmhaltebecken!), versteckten sich gleich zwei Vertreter aus der Gattung der panierten Flachfleischfetzen aus der Oberschale. Diese teilten sich den Teller mit einer ansehnlichen Portion beherzt gewürzter Bratkartoffeln, deren zarte Majoran-Note mir in die Nase stieg. Sicherlich kein Essen für Cholesterin-Asketen. Da wurde ganz schön reingebuttert und dem nicht gerade gesundheitsförderlichen Geschmacksträger Fett gehuldigt. Sei es drum, solche Leib- und Seelengerichte müssen eben auch mal sein. Und wenn sie handwerklich so gut gemacht sind, dann bedeutet das gutbürgerlicher Genuss vom Feinsten. Die Senfsauce, in der die beiden Eier ganz schön verloren wirkten, hatte eine angenehme Säure vom Essig. Die dazu gereichten Salzkartoffeln hatten perfekten Biss und fielen unter die Kategorie „allererste Beilagenwahl“.
Nach einem kleinen Plausch mit Küchenchef Werle, der uns noch auf ein paar anstehende Events, wie beispielsweise das Spare-Ribs-Special und den Smokerfleisch-Abend (vom Schweinenacken), aufmerksam machte, verließen wir das Gasthaus mit dem Gefühl der Zufriedenheit und der Freude über eine neue gute Adresse in unserer Nachbarschaft. Denn, wenn gutbürgerlich, dann bitte so wie im Lamm zu Billigheim, wo gute Qualität auf faire Preise trifft.
Fährt man mit dem Auto auf der Billigheimer Hauptstraße in Richtung Pfälzerwald, passiert man kurz vor Ortsende das „Obere Tor“, das einst Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung war. Ein Blickfang zweifellos und sicherlich der Hauptgrund dafür, dass man das schmucke Fachwerkhaus ein paar Meter zuvor glatt übersieht. Seit ein paar Wochen hängt da das restaurierte Wirthausschild früherer Tage und ein goldenes Lamm kündet von traditioneller Gastlichkeit, die an Ort und Stelle auf eine bewegte Geschichte zurückblickt.
Ähnlich dem liebevoll wiederhergerichteten Originalschild,... mehr lesen
4.5 stars -
"Kulinarische Neuigkeiten aus der Nachbarschaft - Teil 2: GUTbürgerlicher geht’s ja kaum" marcO74Fährt man mit dem Auto auf der Billigheimer Hauptstraße in Richtung Pfälzerwald, passiert man kurz vor Ortsende das „Obere Tor“, das einst Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung war. Ein Blickfang zweifellos und sicherlich der Hauptgrund dafür, dass man das schmucke Fachwerkhaus ein paar Meter zuvor glatt übersieht. Seit ein paar Wochen hängt da das restaurierte Wirthausschild früherer Tage und ein goldenes Lamm kündet von traditioneller Gastlichkeit, die an Ort und Stelle auf eine bewegte Geschichte zurückblickt.
Ähnlich dem liebevoll wiederhergerichteten Originalschild,
Besucht am 07.06.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 52 EUR
Das Umland meines Wohnortes Steinweiler ist nicht sonderlich gesegnet mit guten Einkehrmöglichkeiten. Neben der Hofschänke in Winden, der Weinstube Dyck in Mühlhofen und dem Schneiderfritz in Billigheim, sieht es in Sachen Kulinarik eher mau aus. Als dann auch noch vor zwei Jahren die Weinstube Mandelpfad im nahen Rohrbach ihre Pforten schloss, schien sich nach der Aufgabe der Weinstube Jede (einige Zeit davor) der Ort zur gastronomischen Diaspora zu entwickeln. Wie im benachbarten Steinweiler stellt auch hier der Pizza-Service ums Eck die nahezu einzige Möglichkeit dar, eine nicht selbst gekochte, warme Mahlzeit zu erlangen. Mon Dieu, quelle tristesse de délice dans ma région!
Wie schön, dass diese trostlosen Zeiten für Auswärtsesser jetzt vorbei sind. Der Grund: in den letzten Monaten haben in den Nachbardörfern Rohrbach und Billigheim zwei neue gastronomische Einrichtungen eröffnet, denen ich mich in einem zweiteiligen „Geschmacksreport“ widme. Die Reise in den kulinarischen Nahraum beginnt im komplett sanierten bzw. restaurierten Rohrbacher Bahnhof.
Das denkmalgeschützte Empfangsgebäude des Rohrbacher Bahnhofs dümpelte mehrere Jahrzehnte ungenutzt vor sich hin. Der stattliche, spätklassizistische Bau aus dem letzten Viertel des 19.Jahrhunderts besaß keinen Verwendungszweck mehr und stand all die Jahre leer. Wie sich das auf die Bausubstanz auswirkte, kann sich jeder denken. Es bröckelte der Putz und das Ensemble verkam zu einem jämmerlichen Relikt eines längst überholten Bahnzeitalters. Was könnte man nicht alles aus diesem Gebäude machen? Zugegeben, das dachte auch ich, wenn mich der Weg über den Rohrbacher Bahnübergang in Richtung Autobahn führte.
Schließlich kaufte die Gemeinde Rohrbach das Anwesen der Deutschen Bahn zu einem geringen Preis ab. Der Herxheimer Designer André Steverding, jüngerer Bruder von Isenhof-Koch Peter Steverding, erwarb zusammen mit seiner Lebensgefährtin Eva Mendel das Objekt im letzten Jahr. Ein Jahr und unzählige Arbeitsstunden später, konnte im Frühjahr der neue „Kultur- und Eventbahnhof“ eröffnet werden. Neben einem Küchenstudio und einer Werbeagentur ist auch das Restaurant „Zum Bahnhof 1894“ in den großzügigen Räumlichkeiten (860 Quadratmeter Nutzfläche!) untergebracht. Außerdem stehen vier geschmackvoll gestaltete Gästezimmer zur Verfügung. Seminarräume sollen im Sommer folgen.
Unser erster Besuch war eine Spontanaktion im Anschluss an eine abendliche Radtour. Wir waren schon gesättigt von der vorangegangen Einkehr und wollten noch auf ein Gläschen Wein in den umfunktionierten Bahnhof einkehren. Für die späte Uhrzeit war noch gut was los. Wir durften uns an einem zentral gelegenen Tisch niederlassen und begutachteten in aller Ruhe die edle Inneneinrichtung der modernen Bahnhofsgaststätte. Hier merkte man gleich, dass da einer mit viel Sachverstand und Erfahrung zu Werke gegangen war. André Steverding, der im Bereich Wohn- und Objektdesign kein Unbekannter ist, hat hier ein Interieur geschaffen, das beeindruckt.
Tief hängende Spots erleuchten die mit schlichter Holzplatte versehenen, einbeinigen Bistrotische stimmig. Man sitzt auf äußerst bequem gepolsterten Schalensesseln oder gleich auf einem der lauschigen Wandsofas. Neben den Strahlern über den Tischen setzen Wandleuchten indirekte Lichtakzente. Der „geflügelte“ Kronleuchter ist natürlich Geschmackssache, fällt aber zumindest auf. Genau wie die in Rot und Senfgelb gehaltenen Nostalgievorhänge, die passend zur Retrotapete mit Blumenmuster die Fensterseite schmücken.
Zusammen mit dem zylinderförmigen Kaminofen und dem rustikalen Parkettboden – ich tippe auf Landhaus-Eiche im Vintage-Look – versprüht der Gastraum eine bodenständige Wohlfühlatmosphäre in zeitgemäßer Optik. Dazu passen auch die lediglich mit Einfachbesteck und Serviette eingedeckten Tische, die bei allem Purismus eine etwas einfallsreichere Dekoration – ein trauriges Blümchen im Wasserglas – verdient hätten. Ich bin mir sicher, dass Kreativkopf Steverding auch hier noch das Passende finden wird.
Einziger wirklich negativer Aspekt war die zu laute Raumakustik. Trotz sichtbarer Dämmung ließen die hohen Decken einen unangenehmen Schallpegel entstehen, der eine zu hohe Geräuschkulisse nach sich zog. Dies ging leider etwas zu Lasten der Atmosphäre. Da konnten auch die schallabsorbierenden Vorhänge wenig ausrichten. Ein Manko, mit dem man als Gast des Bahnhofs klarkommen muss. Was wir aber angesichts der geschmackvollen Inneneinrichtung als durchaus verschmerzbar erachteten.
Wir waren bei unserem Erstbesuch spät dran. Die Küche hatte schon Feierabend und wir studierten die mit Bedacht zusammengestellte Weinkarte, um uns einen passenden Tropfen auszusuchen. Das reichhaltige Angebot an offenen Weinen überraschte mich dabei genauso wie die äußerst fair kalkulierten Flaschenweinpreise. Die bewegten sich fast ausnahmslos unter der 20-Euro-Marke, viele davon sogar unter 15 Euro. Dass es das noch gibt. Außerdem kamen viele der angebotenen Kreszenzen aus der unmittelbaren Umgebung. Denn auch Rohrbach hat mit dem Weingut Becker, dem Ökonomierat Lind und dem etwas außerhalb sich befindenden Neusperger Hof durchaus qualitativ etwas vorzuweisen. Warum denn immer gleich die hochpreisige VDP-Keule schwingen, wenn die jungen wilden Weinmacher aus der Pfalz viel spannendere Entdeckungen versprechen?
Wir entschieden uns für den trocken ausgebauten Muskateller „Quarzsand“ vom Weingut Mathis aus Klingenmünster (ja genau der mit der Weinstube…) und die Ilbesheimer Pinot-Cuvée vom Jungwinzer Benjamin Ehrhart aus Eschbach (beide Viertel für jeweils 5,60 Euro), der unter anderem der „Generation Riesling“ angehört. Beide Weißweine enttäuschten nicht, wobei der Muskateller eine wirklich phänomenale Frucht besaß und die Burgunder-Cuvée dagegen etwas farblos wirkte. Während wir so saßen und mit der freundlichen Dame vom Service ein wenig ins Plaudern kamen, fand dann doch noch ein Stück Apfelstreusel von der Herxheimer High-End Bäckerei Kerner den Weg auf unseren Tisch. Nebenbei musste ich einen Blick in die Speisenkarte werfen, denn der Folgebesuch zum Abendessen war schon in Planung.
Dem saisonalen Anspruch wird man gleich auf der ersten Seite gerecht. Zwei Vorspeisen (davon eine Suppe), drei Hauptgerichte und ein Dessert bietet die übersichtliche Saisonkarte. Anfang Juni darf das Spargelcrèmesüppchen mit gebeiztem Lachs (6,80 Euro) sowie die marinierten Erdbeeren (7 Euro) für hinterher natürlich nicht fehlen. Das kurzgebratene Onglet (hier „Hanging Tender betitelt) mit Grillgemüse und Kartoffel-Wedges (27,80 Euro) lockt den Fleischaffinen. Die Preise erschienen mir zunächst recht üppig kalkuliert. Ich war gespannt, in welchem Verhältnis sie zur gebotenen Qualität standen.
Drei Tage später, an einem Mittwoch, hatten wir für 19.30 Uhr reserviert und waren so ziemlich die letzten, die an diesem Abend noch etwas auf den Teller bekommen wollten. Es war noch einiges los, aber die meisten hatten ihre Speisen schon vertilgt, was aufgrund des fehlenden Bestecks auf den Tischen ersichtlich war. Eine größere Gruppe saß etwas separiert im Vorraum gleich neben dem Eingang und ließ sich mehrheitlich den 220 Gramm schweren Bahnhofs-Burger vom Black Angus mit Pommes frites (13,30 Euro) schmecken.
Neben den bereits erwähnten Empfehlungen der Saison listet die eigentliche Speisenkarte eine recht breitaufgestellte Auswahl an Pfälzer Gerichten, Salatvariationen, kleineren Vespereien und fleischigen Hauptspeisen. Die Dessertauswahl kommt, ähnlich dem Vorspeisenangebot, etwas dürftiger daher. Die letzte Seite widmet sich als „Kinderkarte“ ganz dem Geschmack der kleinen Gäste.
Vorneweg sollte es mal wieder eine Spargelsuppe sein. Derer habe ich in den letzten Wochen des Öfteren gefrönt, so dass ich hier die geschmackliche Vergleichsschablone auf der Zunge hatte. Dann wurden unsere beiden Hauptgänge regelrecht einge“burgert“. Zum Bahnhofsburger vom Black Angus (9,80 Euro) wurden alternativ Süßkartoffel-Pommes (4 Euro) angeboten. Ein Angebot, das der Gastro-Pate aus Steinweiler nicht ablehnen konnte. Meine Begleitung zeigte sich weit weniger kaufreudig und orderte den mürben Pulled Beef Burger (12,80 Euro) von der Juni-Karte. Die süßlichen Kartoffelstäbchen fielen schließlich in die Kategorie „Beilagen-Sharing“, was den stattlichen Burger-Maßen geschuldet war.
Aus der Weinkarte der Entdeckungen wurden zwei weitere Vertreter auserkoren. Die rote Cuvée „Leib & Seele“ (0,1l für 2,90 Euro) von Bergdolt-Reif & Nett aus dem südpfälzischen Duttweiler (bei Neustadt) und die Weißwein-Cuvée „Fidibus“ vom Weinhaus Franz Hahn aus Albersweiler (das Viertel für 4,90 Euro). Der Rote hatte ordentlich Restsüße und sich den Zusatz „feinherb“ redlich verdient. Meine Burgundercuvée (Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay) kam zu einem Drittel aus dem Holzfass und strotzte vor fruchtiger Frische. Ein süffiger Sommerwein und idealer Einstieg ins Hahn’sche Burgunderprogramm. Ein „Traditionsbetrieb in Neuauflage“ (vgl. Homepage), von dem man sicherlich noch einiges hören bzw. trinken wird.
Nun zum Wesentlichen, den auf bzw. in den Tellern befindlichen Speisen. Die Küche grüßte vorweg recht banal mit frischem Kräuterquark und gutem Brot. Die Spargelcremesuppe war fein abgeschmeckt, schön aufgeschäumt und wurde mit gebeiztem Lachs serviert. Dieser war leider viel zu dominant im Geschmack und erschlug die recht dünne Spargelsuppe gnadenlos. Außerdem mag ich es, wenn einem die Crèmesuppe auch leicht sämig vorgesetzt wird. An das Referenzsüppchen aus der Neupotzer Krone kam die Version bei weitem nicht heran. Ausreichende Portionsgröße traf hier auf guten Geschmacksstandard, der jedoch für knapp 7 Euro preislich etwas zu ambitioniert bemessen war.
Da hatten die beiden Burger schon mehr Format. Und das sowohl in geschmacklicher, als auch in optischer Hinsicht. Mein Patty hatte gute 220 Gramm und wurde mit knusprigem Bacon, Salat, Essiggurke, roter Zwiebel, Tomate, geschmolzenem Cheddar und BBQ-Sauce veredelt. Das Bun war schön fluffig und vom Mundgefühl her meilenweit weg von labbriger Einheitsware aus der Fabrik für Burger-Brot. Der Bratling hätte etwas mehr medium sein dürfen, aber das hatte ich im Vorfeld vergessen zu sagen. Die Fleischqualität war auf jeden Fall erstklassig. Das schmeckte man. Die süßlichen Pommes passten zur deftigen Würze des Burgers sehr gut. Ein rundum schlüssiges Bulettengericht, das ich gerne wieder bestellen würde. Auch meine Begleitung lobte ihren Pulled Beef Burger, der mit süffigem Krautsalat unterfüttert war. Bei den dazu gereichten Scharfmachern, die in den Graden 1 bis 3 erhältlich sind, ist allerdings Vorsicht geboten. Die mittlere Scoville-Tunke war uns schon too much und brannte die Geschmacksnerven wie ein Flammenwerfer nieder.
Da war uns nach einem erfrischenden Abschluss zumute. Die marinierten, im kleinen Dubbeglas (0,25l) servierten Erdbeeren mit Joghurteis und Limettenespuma (7 Euro) beruhigten den von der Chilisauce gereizten Gaumen auf sehr angenehme Art und Weise und setzten ein sommerlich frisches Ausrufezeichen.
Wir waren schließlich die letzten Gäste und dementsprechend angenehm war zur späteren Stunde die Akustik im Raum. Was für ein Unterschied zum Zeitpunkt unserer Ankunft! Dennoch haben wir uns im neuen alten Bahnhof sehr wohl gefühlt, was neben der geschmackvollen Einrichtung vor allem dem sehr fürsorglich agierenden Service geschuldet war. Hier hat man scheinbar das richtige Personal, um seine Gäste rundum zufrieden zu stellen. Die Portionsgrößen sind pfälzisch, die Preise noch etwas inhomogen. Aber das wird die Zeit schon richten. Für uns ist diese neue gastronomische Einrichtung eine sehr günstig gelegene, durchaus schmackhafte Alternative, die wir sicherlich noch öfter „anradeln“ werden. Und sicherlich um keine Weinentdeckung verlegen.
Das Umland meines Wohnortes Steinweiler ist nicht sonderlich gesegnet mit guten Einkehrmöglichkeiten. Neben der Hofschänke in Winden, der Weinstube Dyck in Mühlhofen und dem Schneiderfritz in Billigheim, sieht es in Sachen Kulinarik eher mau aus. Als dann auch noch vor zwei Jahren die Weinstube Mandelpfad im nahen Rohrbach ihre Pforten schloss, schien sich nach der Aufgabe der Weinstube Jede (einige Zeit davor) der Ort zur gastronomischen Diaspora zu entwickeln. Wie im benachbarten Steinweiler stellt auch hier der Pizza-Service ums Eck... mehr lesen
Zum Bahnhof 1894
Zum Bahnhof 1894€-€€€Restaurant06349 9959193Bahnhofstraße 61, 76865 Rohrbach
4.0 stars -
"Kulinarische Neuigkeiten aus der Nachbarschaft - Teil 1: Neues Leben im alten Bahnhof" marcO74Das Umland meines Wohnortes Steinweiler ist nicht sonderlich gesegnet mit guten Einkehrmöglichkeiten. Neben der Hofschänke in Winden, der Weinstube Dyck in Mühlhofen und dem Schneiderfritz in Billigheim, sieht es in Sachen Kulinarik eher mau aus. Als dann auch noch vor zwei Jahren die Weinstube Mandelpfad im nahen Rohrbach ihre Pforten schloss, schien sich nach der Aufgabe der Weinstube Jede (einige Zeit davor) der Ort zur gastronomischen Diaspora zu entwickeln. Wie im benachbarten Steinweiler stellt auch hier der Pizza-Service ums Eck
Geschrieben am 05.06.2017 2017-06-05| Aktualisiert am
05.06.2017
Besucht am 30.05.2017Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 59 EUR
Seine Lage an der Hohwachter Bucht ist idyllisch. Seine Einrichtung paart kalifornische Lässigkeit mit nordischem Lebensgefühl. Der im Sommer 2012 direkt am Strand eröffnete, vom Gault-Millau mit 15 Punkten bewertete Holzbau gehört zum Hotel „Grand Village Resort & Spa“, einem der attraktivsten Adressen im hohen Norden. Dessen Hauptrestaurant heißt „Courtier“ und wurde bereits vier Monate nach seiner Eröffnung mit einem Stern vom Guide Michelin ausgezeichnet. Eine rekordverdächtige Sternenweihe, die mit dem ehemaligen Zwei-Sterne-Koch Christian Scharrer, der hier seit August 2016 das Küchenzepter schwingt, auch in diesem Jahr seine erfolgreiche Fortsetzung fand. Zusammen mit dem Restaurant 1797 im benachbarten Panker bildet das Courtier sozusagen einen spitzengastronomischen Gegenpol zum Feinschmeckermekka der Lübecker Bucht, wo im „Baiersbronn des Nordens“ (Travemünde) seit Jahren schon eine große Dichte an Gourmettempeln existiert.
Im kulinarischen Windschatten des Courtier schaut man im Bootshaus durch hohe Panoramafenster auf die in unmittelbarer Reichweite sich befindenden Dünen und genießt einen herrlichen Meerblick. Bei guten Sichtverhältnissen erkennt man sogar die Insel Fehmarn am Horizont. Auf der von Glasscheiben flankierten, windgeschützten Außenterrasse lässt es sich dabei genauso entspannt genießen wie im schicken Inneren der „Bretterbude“. Der Sansibar-Vergleich liegt nahe, da die moderne, in hellen Holztönen gehaltene Einrichtung mit ihrem bewusst verwittert anmutenden Mobiliar, dem offenen Kamin und den braunen Ledersofas den luxuriös-lässigen Sylt-Stil aus Rantum importiert zu haben scheint. Ich kann mir gut vorstellen, dass hier der Sonnenuntergang besonders intensiv erlebt werden kann. Da wir zur etwas späteren Mittagszeit im Bootshaus eintrafen, konnten wir uns davon leider kein Bild machen.
Wie gerne hätte ich mich auf den Lounge-Möbeln und Sitzsäcken des Beach-Bar-Bereiches geräkelt und dabei die einlullende Chill-out-Musik zum Flackern des Feuers aus der massiven Feuerschale über mich ergehen lassen. Mit einem Aperol Spritz, einem „Deconstructed Hugo“ oder einem knackigen Riesling aus der Pfalz wäre der passende Drink schnell gefunden worden. Doch das gaben weder die Umstände unseres Besuches noch die Tageszeit her. Stattdessen wurde mir von der charmanten jungen Dame im Service die Lunchkarte auf einem Klemmbrett gereicht. Nach ein paar Hinweisen zu nicht mehr verfügbaren Gerichten, ließ man uns genügend Zeit, um in aller Ruhe das übersichtliche Mittagsangebot zu studieren.
Mit vier Vorspeisen, sieben Hauptgerichten und zwei Desserts passte das vom Inhalt her auf eine Seite. Zusätzlich wurde ein dreigängiges Lunchmenü für 39 Euro angeboten. Unter den Hauptspeisen waren auch zwei vegetarische Teller (asiatische Gyoza-Teigtaschen und Gnocchis in Blauschimmelkäsesauce). Gebratener Wolfsbarsch, gegrillter Dorsch, geschmorte Ochsenbacke und Wiener Schnitzel künden mittags von unkomplizierter Kreativküche, die von Küchenchef Christopher Schlang aus frischen regionalen Zutaten zubereitet wird. Dabei bedient er sich der Bio-Qualität umliegender Demeter-Höfe aus der Region. Ein absolut lobenswerter Ansatz, der zum nachhaltig ausgerichteten Konzept des Grand Village Resorts passt.
Bei seiner mit internationalen Anleihen aufgepeppten Frischeküche geht es schmeckbar asiatisch-mediterran zu. Eine kulinarische Handschrift, die sich Chefkoch Schlang während seiner Zeit im Restaurant „Spices“ (A-ROSA-Resort) auf Sylt zugelegt haben könnte. Da wird die Ochsenbacke im Erdnuss-Curry-Sud (23 Euro) geschmort und die Pad Thai Reisnudeln kommen mit gegrillten Garnelen, Tofu und frisch gewoktem Marktgemüse (22 Euro) in die warmtönige Keramikschüssel. Burrata mit toskanischem Brotsalat, Caesar Salad und Spargelcrèmesuppe mit Lachs stillen den kleinen Hunger. Mittagsgäste können es sich hier aber auch mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen gut gehen lassen.
Ein Blick in die Dinnerkarte auf der Homepage verrät, dass hier abends um einiges ambitionierter und kontrastreicher aufgetischt wird. US-Rumpsteak (220g) mit Beilagen und Wunschsauce (35 Euro), gebratene Ente in Purple Curry mit Byrani-Reis und Papaya-Grapefruit-Salat (30 Euro) oder flambierter Heilbutt mit Rindermark-Parmesankruste und gegrilltem grünen Spargel (33 Euro) lassen Feinschmecker-Herzen höher schlagen. Dass die Preise oft jenseits der 30-Euro-Marke angesiedelt sind, ist sowohl den qualitativ hochwertigen, aufwendig verarbeiteten Produkten geschuldet, als auch der Tatsache, dass man sich diese einzigartige Umgebung – besonders am Abend – auch gerne bezahlen lässt. Auch hier grüßt sicherlich das Sylter-Vorbild mit dem Säbelwappen. Aber ganz ehrlich, wenn das Gesamtpaket so stimmig daher kommt, ist man doch als Gast auch bereit, dafür ein wenig mehr auszugeben. Schließlich is(s)t man an so einem traumhaften Ort nicht alle Tage.
Für den Durst musste ein frisch gezapftes Radeberger (0,5l für 6 Euro) herhalten. Meiner Kollegin war eher nach Kaffee und Kuchen zumute. Ihr stattliches Stück Heidelbeerstreusel (das Stück für 4,50 Euro) fiel leider etwas zu trocken aus. An der Tasse Cappuccino (5 Euro) hatte sie dagegen nichts auszusetzen. Es störte sie auch nicht, dass ich mit der Wahl des dreigängigen Mittagsmenüs nun etwas länger beschäftigt sein würde.
Schade, dass das Carpaccio vom Rind an jenem Mittag aus war. Aber die Burrata als alternative Vorspeise klang auch verlockend. Diese kam in einem tiefen Teller opulent portioniert auf den Tisch. Garniert mit etwas Pflücksalat und halbierten Cocktailtomaten, waren es vor allem die krossen, von Olivenöl durchtränkten Brotscheiben, die zusammen mit der würzig-aromatischen Balsamico-Crème diesem äußerst süffigen Gericht Geschmack verliehen. Die cremige Konsistenz der Burrata war ein Genuss, der lediglich vom – aus meiner Sicht – unnötigen Einsatz von Trüffelöl geschmälert wurde. Sein latent muffiger Geschmack ist mir schon immer ein Graus, aber da gehen die Meinungen anscheinend weit auseinander. Größter Kritikpunkt war aber nicht der Geschmack, sondern die überdimensionierte Vorspeisenportion, die den Umfang eines Hauptgerichtes hatte. Der Kuhmilchmozzarella ist ja bekanntermaßen schon recht üppig. Hier wäre die Hälfte an Masse voll ausreichend gewesen.
Gut, dass da der zweite Gang, die Tagliata vom heimischen Rind, etwas schlanker ausfiel. Die Roastbeefscheiben waren von ausgezeichneter Qualität und auf den Punkt gegrillt. Mit Cocktailtomaten, Rucola und Parmesan war das aufgeschnittene, saftige Rindfleisch ein handwerklich perfekt zubereitetes Beispiel dieses italienischen Klassikers, der für mich ein ideales Sommergericht darstellt. Und diesmal stimmte nicht nur das Produktniveau, sondern auch ihr Format. Kompliment!
Die sehr professionell agierenden Bedienungen ließen mir genügend Zeit zwischen den Gängen, fragten nach, ob denn das Dessert schon serviert werden könne und kümmerten sich während unseres Aufenthaltes vorbildlich um das Wohl ihrer Gäste, die hauptsächlich auf der sonnigen Außenterrasse Platz genommen hatten. Im Inneren des Bootshaus war zu dieser späten Mittagszeit dagegen kaum etwas los. Eine sehr entspannte Atmosphäre herrschte vor. Ein Ort des Wohlfühlens mit dem stetigen Rauschen der Ostseewellen im Hintergrund. Hier konnte es einem nur gut gehen.
Das abschließende Dessert stellte für mich das eigentliche Highlight des Menüs dar. Auf einer ansehnlichen Nocke hausgemachtem Erdbeersorbet thronte ein sündhaft leckerer, weil nicht zu süß geratener Mascarponeschaum, der mit Granola-Knusper on Top auch den richtigen Crunch-Anteil besaß. Ein paar saftige Erdbeerstücke ergänzten die sommerlich-frische Nachspeise subtil. Was für ein toller Menüausklang.
Fazit:
Die 39 Euro für das 3-Gang-Mittagsmenü waren gut angelegt. Abends wäre ich mit Sonnenuntergangszuschlag deutlich mehr Geld los geworden, dafür hätte aber die Umgebung noch mehr gewirkt. Der Standort des Bootshauses ist wirklich sensationell. Küche und Service rechtfertigten das höhere Preisniveau. Lediglich bei der Weinkarte wäre noch deutlich Luft nach oben. Weder die Auswahl, noch die Preispolitik (bei den Flaschenweinen ab 35 Euro aufwärts!) wussten da zu überzeugen. Da fehlt zum Sylter Original dann eben doch noch ein ganzes Stück.
Seine Lage an der Hohwachter Bucht ist idyllisch. Seine Einrichtung paart kalifornische Lässigkeit mit nordischem Lebensgefühl. Der im Sommer 2012 direkt am Strand eröffnete, vom Gault-Millau mit 15 Punkten bewertete Holzbau gehört zum Hotel „Grand Village Resort & Spa“, einem der attraktivsten Adressen im hohen Norden. Dessen Hauptrestaurant heißt „Courtier“ und wurde bereits vier Monate nach seiner Eröffnung mit einem Stern vom Guide Michelin ausgezeichnet. Eine rekordverdächtige Sternenweihe, die mit dem ehemaligen Zwei-Sterne-Koch Christian Scharrer, der hier seit August 2016... mehr lesen
Bootshaus · Weissenhaus Grand Village Resort
Bootshaus · Weissenhaus Grand Village Resort€-€€€Restaurant0438292623500Parkallee 1, 23758 Wangels
4.5 stars -
"Ein Hauch von Sansibar am Weissenhäuser Strand" marcO74Seine Lage an der Hohwachter Bucht ist idyllisch. Seine Einrichtung paart kalifornische Lässigkeit mit nordischem Lebensgefühl. Der im Sommer 2012 direkt am Strand eröffnete, vom Gault-Millau mit 15 Punkten bewertete Holzbau gehört zum Hotel „Grand Village Resort & Spa“, einem der attraktivsten Adressen im hohen Norden. Dessen Hauptrestaurant heißt „Courtier“ und wurde bereits vier Monate nach seiner Eröffnung mit einem Stern vom Guide Michelin ausgezeichnet. Eine rekordverdächtige Sternenweihe, die mit dem ehemaligen Zwei-Sterne-Koch Christian Scharrer, der hier seit August 2016
Geschrieben am 28.05.2017 2017-05-28| Aktualisiert am
28.05.2017
Besucht am 15.05.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 33 EUR
Seit 13 Jahren betreibt die Familie Weißgerber mitten im südpfälzischen Weinort Göcklingen eine Bierwirtschaft, die für ihr leckeres Helles bekannt ist. In der mit Weinstuben übersäten Pfalz ein eher exotischer Gastronomietyp. Von der regionalen Beliebtheit des Göcklinger Hausbräus konnten wir uns an einem Montagabend im Mai ein Bild machen. Eine Radtour durch die Weinhügel führte uns zur gemütlichen Bierstube von Reiner Weißgerber und seiner Frau Maria.
Passiert man das dunkelgestrichene, hölzerne Eingangstor steht man schon in Göcklingens berühmtesten (und einzigen) Biergarten. Im heimeligen Innenhof waren leider alle Plätze belegt. Eine Tatsache, die wohl den milden Temperaturen am Abend geschuldet war. Gerne hätten wir uns auf den aus alten Weinfässern angefertigten Sitzmöbeln nieder gelassen. Ein andermal vielleicht.
Aber auch in der mit unterschiedlichsten Bierkrügen dekorierten Braugaststube fühlten wir uns wohl. Wir saßen auf rustikalen Holzstühlen bzw. -bänken und fragten uns, welche Funktion der Gastraum wohl früher hatte. Wahrscheinlich wurden die Räumlichkeiten landwirtschaftlich genutzt, wie das bei so vielen Familienbetrieben hier der Fall ist. Das helle Holz des freiliegenden Dachgebälks versprühte ländlichen Charme. An den strahlend weißen, mit Kellenstrichputz verspachtelten Wänden sorgten bauchige Wandleuchten für eine angenehm indirekte Beleuchtung. Nur zwei weitere Tische waren im Inneren der Gastwirtschaft belegt. Es herrschte eine sehr entspannte Atmosphäre, die man irgendwo zwischen zwangloser Bierlaune und gelöster Urlaubsstimmung hätte verorten können.
Und das Beste: der Tresen war in unmittelbarer Reichweite. Dort floss das selbstgebraute Helle bzw. Dunkle in Strömen in die dafür vorgesehenen Gefäße. Für saisonale Abwechslung sorgte das Maibock, von dem wir gleich mal einen Schoppen orderten (3,80 Euro). Ganz der Tradition durstiger Radfahrer verpflichtet, sollte es für meine Begleitung ein Göcklinger Helles (0,5 l für 3,30 Euro) sein. Dieses unfiltrierte, untergärige Vollbier wird ganzjährig gebraut. In einigen Supermärkten der näheren Umgebung wird es mittlerweile sogar in großen Bügelflaschen (1 Liter) verkauft. Das Bier schmeckt wunderbar malzig und lässt sich gerade so wegtrinken. Und mit dem beliebten Ottersheimer Bärenbräu (eine Pfälzer Institution in Sachen Regionalbier) kann es durchaus mithalten.
Braumeister Weißgerber hielt draußen ein Schwätzchen mit den Gästen. Im elterlichen Anwesen seiner Ehefrau Maria ist das Göcklinger Hausbräu untergebracht. Weißgerber, der sich nach der Insolvenz der Brauerei, in der er als Angestellter tätig war, selbständig machte, eröffnete im August 2004 seine eigene Bierstube, in der ausschließlich frisch gezapfter, hausgebrauter Gerstensaft den Weg in die Krüge findet. Dazu wird eine handwerklich solide Brauhausküche angeboten.
Eine der jüngeren Servicekräfte reichte uns die Speisenkarten, die deftige Pfalzkost, herzhafte Flammkuchen und kleinere Schmankerl zur süffigen Maurerbrause offerierte. Freitagabends stehen zusätzlich halbe Hähnchen mit Pommes frites auf dem Speiseplan. Diese sollen – genau wie der gegrillte Schweinshaxen mit Kraut und Brot – zu den kulinarischen Highlights des Braugasthofes zählen. Weißblaues Lebensgefühl in der ehemals bayrischen Pfalz. Gut möglich, dass ich mir noch diesen Sommer selbst ein Bild von dieser freistaatlich geprägten Biergartenkulinarik mache, begleiten doch Hähnel und Haxen das kühle Helle aus dem Steinkrug auch abseits des Weißwurstäquators ganz vortrefflich.
Wir entschieden uns für die Käsespätzle (mit kleinem Beilagensalat für 8,50 Euro) und den Straßburger Wurstsalat mit Pommes frites (auch 8,50 Euro). Letztere wurden separat in einem Schälchen serviert und waren guter Convenience-Standard. Veredelt mit Heinz-Ketchup aus dem roten Einwegportionsbeutel schmeckten die Fritten nach frischem Fett, waren angenehm salzig und schön knusprig. Die krossen Kartoffelstäbchen kamen von der Dicke her auf knapp einen Zentimeter im Diagonalquerschnitt und waren im Inneren von leicht mehliger Konsistenz. Der mit hervorragender Essigwürze angemachte Wurstsalat kam mit geriebenem Käse auf den Teller, was den Zusatz „Elsässer“ bzw. „Straßburger“ rechtfertigte. Für mich ein perfektes Sommergericht, das mit kleingeschnittenen Essiggurken, etwas Paprika und roter Zwiebel genug „Schmackes“ hatte. Selten habe ich einen so leckeren Vertreter dieser einfachen Hausmannskost genossen. Da merkte ich mal wieder, wie gut die einfachen Gerichte schmecken, wenn sie mit Liebe und guten Produkten zubereitet werden.
Auch meine Begleitung war mit ihren Käsespätzle voll zufrieden. Der Salat kam vorweg und war knackig frisch. Die Spätzle selbst waren von der Portion her nicht erschlagend und ließen noch etwas Platz für einen süßen Abschluss. Den nahmen wir in Form eines süßen Flammkuchens (mit Apfel) zu uns. Klar, hatte der nicht die Qualität unserer favorisierten Flammkuchentempel im benachbarten Elsass. Das Rohmaterial lieferte laut Aufdruck auf dem Holzbrett die Firma „Flammkuchen-Profi“ aus dem nicht weit entfernten Offenbach an der Queich. Für 7,40 Euro ein Durchschnittsexemplar, das uns gut gesättigt wieder auf die Räder steigen ließ.
Das Göcklinger Hausbräu ist gerade in der warmen Jahreszeit einen Stopp wert. Solche Freiluftlokale gehören zum Sommer auf dem Land einfach dazu. Steuert man dieses idyllische Ausflugslokal mit dem Rad an, sollte die Wiederbeschaffung vorher verloren gegangener Kalorien nicht ausschließlich auf nahrhaft flüssigem Wege erfolgen. Denn das süffige Selbstgebraute lädt zum Leeren mehrerer Krüge ein, was sich zweifellos auf den reibungslosen Verlauf der Rückfahrt auswirkt. Hier gilt es „Maß zu halten“ – und das im doppelten Sinne.
Seit 13 Jahren betreibt die Familie Weißgerber mitten im südpfälzischen Weinort Göcklingen eine Bierwirtschaft, die für ihr leckeres Helles bekannt ist. In der mit Weinstuben übersäten Pfalz ein eher exotischer Gastronomietyp. Von der regionalen Beliebtheit des Göcklinger Hausbräus konnten wir uns an einem Montagabend im Mai ein Bild machen. Eine Radtour durch die Weinhügel führte uns zur gemütlichen Bierstube von Reiner Weißgerber und seiner Frau Maria.
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4.0 stars -
"Im Namen des Haxens und des Hähnchens und des hauseigenen Bieres, Amen!" marcO74Seit 13 Jahren betreibt die Familie Weißgerber mitten im südpfälzischen Weinort Göcklingen eine Bierwirtschaft, die für ihr leckeres Helles bekannt ist. In der mit Weinstuben übersäten Pfalz ein eher exotischer Gastronomietyp. Von der regionalen Beliebtheit des Göcklinger Hausbräus konnten wir uns an einem Montagabend im Mai ein Bild machen. Eine Radtour durch die Weinhügel führte uns zur gemütlichen Bierstube von Reiner Weißgerber und seiner Frau Maria.
Passiert man das dunkelgestrichene, hölzerne Eingangstor steht man schon in Göcklingens berühmtesten (und einzigen) Biergarten.
Besucht am 11.05.2017Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 36 EUR
Nun waren auch wir mal zu Gast in der Rülzheimer Krone, die dem Prototyp einer familiär geführten Dorfwirtschaft recht nahe kommt. Über das von der Familie Hoffmann seit Urzeiten geführte historische Gasthaus habe ich schon eine Menge gehört. Eine „Menge“ scheint man hier wörtlich zu nehmen, denn von riesigen Portionen war da die Rede und von sagenhaft leckeren Schnitzelgerichten. Angeblich werden hier seit 1711 hungrige Gäste verköstigt. Im Einband der Speisenkarte stand das jedenfalls so geschrieben.
Meine Mutter hatte einen Tisch für drei an einem Donnerstagabend reserviert, denn ohne Voranmeldung ist hier so gut wie kein Platz zu bekommen. Das Lokal befindet sich an einer Kreuzung im Ortskern von Rülzheim. Parkmöglichkeiten waren entlang der Mittleren Ortsstraße genügend vorhanden. Schon beim Eintritt in die gutbürgerliche, etwas in die Jahre gekommene Gaststube, wähnt man sich in einer echten Dorfbeiz. Was müssen die früher hier weggequalmt haben. Heute findet das Gott sei Dank im Innenhof vor der Tür statt.
Tatsächlich waren nahezu alle Plätze vergeben. Und das an einem Donnerstagabend in der Pfälzer Provinz. Man kam recht leicht mit den Leuten vom Nachbartisch ins Gespräch. Die meisten von ihnen verkehrten hier anscheinend öfter. Auch junges Publikum – wahrscheinlich Fußballer, die nach dem Training hier einkehrten – mischte sich unter die Gästeschar. Aha, unweit von uns saß die Herxheimer Bürgermeisterin. Klar, dass sie für solide Hausmannskost extra nach Rülzheim fahren musste. Im meinem früheren Heimatdorf sind solche Gastwirtschaften nämlich mittlerweile Mangelware. Ein Gastronomie-Typus, der im ländlichen Raum immer weniger wird. Vielen Familienbetrieben mangelt es heute schlichtweg an gastronomischem Nachwuchs. Die Zeiten, in denen das Küchenzepter automatisch an die jüngere Generation weitergegeben wurde, sind lange vorbei.
Auch in der Krone steht noch die Oma hinterm Herd und hält den Familienbetrieb auf Kurs. Aber wie lange noch? Diese Frage im Hinterkopf blättere ich mich durch die Speisenkarte, deren Seiten hinter Klarsichtfolie vor Abgriff geschützt sind. Herrlich, so sah die bestimmt schon in den 80ern aus. Das Bellheimer Silber Pils gibt es hier vom Fass für faire 2,90 Euro den Schoppen. Auch die anderen Getränkepreise hören sich sehr zivil an. Die Flasche Mineralwasser schlägt mit gerade mal 3 Euro zu Buche.
Die Durchsicht des Speisenangebots ist schnell abgeschlossen. Diverse Schnitzelgerichte und Kammsteaks sind als gutbürgerliche Schweinskost vertreten. Mit Pommes und einem kleinen gemischten Salat ausgestattet zahlt man zwischen 10 und 12 Euro. Die Rumpsteaks sind in fünf Varianten erhältlich. Die preisliche Obergrenze von 18,50 Euro markiert hier die Version mit Knoblauchsahnesoße, Pfifferlingen, Kroketten und Salat. Zur Größe des Rumpsteaks sei nur so viel angemerkt: am Nachbartisch teilte man sich zu zweit eine Portion mit angebratenen Zwiebeln. Und beide schienen danach gut gesättigt gewesen zu sein.
Für „Nicht-Daueresser“ und andere halbe Portionen gibt es selbstverständlich auch die Gerichte als Seniorenteller sowie ein paar kalte Schmankerl zum Vespern. Wurstsalat mit Brot, Hausmacher Wurst mit Brot oder der große Salatteller (alles für jeweils 7 Euro) sind den Freunden kalter Küche vorbehalten. Dem gemeinen Veggie hätte der Salatteller wohl kaum gemundet, befand sich doch unter den grünen Blättern versteckt auch ein Häufchen Wurstsalat. Aber alles in Ordnung, stand so auch kleingedruckt in der Karte dabei.
Meine beiden Begleiterinnen entschieden sich für eben jenen Salatteller und für das Jägerschnitzel in der Normalversion mit Pommes (11 Euro). Letzterem schloss ich mich an, wenn auch bei mir Kroketten als Beilage. Die Bedienung fragte nach, ob wir die Schnitzel natur oder paniert haben wollten. Dass sie mit „die Schnitzel“ eine Portion meinte, war mir da noch nicht klar. Erst als am Nachbartisch ein stattlicher junger Mann mit anscheinend dauerhaft gutem Appetit seine beiden Jägerschnitzel mit einem Berg von Spätzle serviert bekam, schwante mir Böses.
Doch erst einmal wurde mit dem Beilagensalat die Zeit bis zur Schnitzelschlacht überbrückt. Lediglich angemacht mit Essig und Öl repräsentierte dieser die ganz alte Schule der Salatzubereitung. Das klassische Kraut- und Rübengeschäft lauerte unter einer dicken Decke frischer grüner Blätter, auf denen ein Stück Tomate thronte. Mit angenehmer Essigsäure wusste dieser zu gefallen. Das vegetarische Gewissen in mir war beruhigt. Nun konnte die Schnitzelei beginnen.
Ein allgemeines „Wer soll das denn alles essen?“ war an unserem Tisch vernehmbar, als die Fleischteller mit Kartoffelbeigabe vor uns standen. Na das kann ja heiter werden. Die Salatfrau in unserer Runde entdeckte missmutig ihre Wurstsalatfäden unter dem Grünzeug. Ich wusste gar nicht, wo ich anschneiden sollte. Der Krokettenstapel auf meinem Teller begrenzte die panierte und mit brauner Jägersoße begossene Fleischinsel wie ein Bollwerk. Kalter Schweiß ergriff mich bei dem Gedanken, Kollege Daueresser würde mit am Tisch sitzen und mit dem nackten Finger auf diese in seinen Augen lächerliche Vorspeisenportion zeigen und dabei in carnivorisches Hohngelächter ausbrechen. Da musste ich jetzt durch – egal wie.
Doch in was ich dann zu meiner Überraschung biss, war das zarteste Stück Schweineschnitzel, das ich seit langem auf der Gabel hatte. Die Jägersoße mit den Dosenpilzen drin machte das Ganze schön süffig, ideal zum Krokettenreintunken. Dass auf meinem Teller zwei Vertreter der Gattung „porcus panadus“ lagen, war natürlich des Guten zu viel. So tauschte ich am Tisch ein halbes Exemplar gegen zwei Gabeln Wurstsalat ein und meine Chancen auf Komplettverwertung waren gestiegen.
Um es kurz zu machen: ich hätte den Teller ohne Unterstützung nicht geschafft. Natürlich habe ich mich gefragt, wo das Fleisch bei 11 Euro für den Teller wohl herkommen mag. Weder vom Biobauernhof noch vom Schwäbisch Hällischen, so viel war klar. Die Zubereitung war jedoch so lecker, dass wir die Fahrt nach Rülzheim nicht bereut haben. Mit einer kleineren Portion wäre ich allerdings noch zufriedener von dannen gezogen. Egal, beim nächsten Mal ist das Rumpsteak dran. Das teilen wir uns dann aber.
Nun waren auch wir mal zu Gast in der Rülzheimer Krone, die dem Prototyp einer familiär geführten Dorfwirtschaft recht nahe kommt. Über das von der Familie Hoffmann seit Urzeiten geführte historische Gasthaus habe ich schon eine Menge gehört. Eine „Menge“ scheint man hier wörtlich zu nehmen, denn von riesigen Portionen war da die Rede und von sagenhaft leckeren Schnitzelgerichten. Angeblich werden hier seit 1711 hungrige Gäste verköstigt. Im Einband der Speisenkarte stand das jedenfalls so geschrieben.
Meine Mutter hatte einen... mehr lesen
Zur Krone
Zur Krone€-€€€Gaststätte07272 8389Mittlere Ortsstraße 67, 76761 Rülzheim
3.5 stars -
"In dieser gutbürgerlichen Speisegaststätte schnitzelt es gewaltig" marcO74Nun waren auch wir mal zu Gast in der Rülzheimer Krone, die dem Prototyp einer familiär geführten Dorfwirtschaft recht nahe kommt. Über das von der Familie Hoffmann seit Urzeiten geführte historische Gasthaus habe ich schon eine Menge gehört. Eine „Menge“ scheint man hier wörtlich zu nehmen, denn von riesigen Portionen war da die Rede und von sagenhaft leckeren Schnitzelgerichten. Angeblich werden hier seit 1711 hungrige Gäste verköstigt. Im Einband der Speisenkarte stand das jedenfalls so geschrieben.
Meine Mutter hatte einen
Besucht am 08.05.2017Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 28 EUR
Burgerrepublik Deutschland, die Zweite. Nach unserem Besuch im Karlsruher „DeliBurgers“ Anfang Januar, waren wir erneut unterwegs in Sachen gehobener Bulettenkultur. Diesmal verschlug es uns in den Ortskern von Neustadt, wo seit Anfang März diesen Jahres ein Beagle namens „Bruno“ für Qualitätsburger und andere Leckereien steht. Der Hund gehört der Mitinhaberin von „Brunos Burger & Lieblingsgerichte“, Julia Lee-Straub, und sein Bild wacht eingerahmt direkt neben dem Eingang. Ob dieser nun ein ausgesprochenes Faible für leckere Burger hat, kann ich nicht beurteilen. Aber als augenzwinkernde Geschichte hinter der Namensgebung dient der putzige Vierbeiner allemal.
Wäre ich zusammen mit dem Kollegen Daueresser, dem amtierenden Burgermeister von Monnem, in den 80er Jahren auf Burger-Reise gegangen, hätten wir uns lediglich von einem McDo in den nächsten BK schleppen können. Alles andere wäre schlichtweg verantwortungslos gewesen. Die paar Imbisse, die damals schon Ham und Cheese in Beefsteakform stanzten, waren qualitativ und geschmacklich unterirdisch. Bei Bestellungen verwechselte man als Gast häufig Mut mit Leichtsinn. Nicht selten hat mein Magen nach dem Besuch solcher Etablissements verständnislos die Peristaltik geschüttelt bzw. zusammengezogen.
Heute hören die Läden auf so klangvolle Namen wie „St. James Bar & Deli“ oder „Henriette Burger Bar“ und allein die Pattys aus frisch gewolftem Hack machen richtig was her. Das Bun stammt oft von einem Bäcker aus der Region und ist natürlich nicht vergleichbar mit dem labberigen Industrieschwamm aus der Fabrik.
„Patty“ und „Bun“ – zwei Begriffe, die vor gut 20 Jahren noch „gegoogelt“ bzw. ge“langenscheidtet“ worden wären, da man unter einem Hamburger ein einheitliches, ungesundes Frikadellenbrötchen verstand, dessen Aussehen und Image von der amerikanischen Fast-Food-Industrie geprägt war und das man sich gar nicht in Einzelteile zerlegt hätte vorstellen wollen. „Ja nicht aufklappen!“, lautete früher die Devise. Damals wurde unseren Gaumen noch das Blaue vom Convenience-Himmel versprochen.
Aber Gott sei Dank expandiert die kulinarische Franchise-Offenbarung aus den Staaten nicht mehr ganz so stark wie damals. Schuld daran ist u.a. ein neues Qualitätsbewusstsein, das auch bei Fast-Food-Freunden die Bereitschaft geweckt hat, für bessere Ware etwas tiefer in die Tasche zu greifen.
Im pfälzischen Neustadt ist das „Brunos“ der derzeit einzige Burgerladen mit Anspruch. Es ist das zweite gastronomische Standbein von Inhaber Marco Straub, der schon seit gut zwei Jahren den „Nudelmacher“ am Kartoffelmarkt erfolgreich betreibt. Zusammen mit seiner Frau Julia setzt er auch im „Brunos“ auf eine gehobene Form von Imbisskultur. Dazu hat er als Küchenchef Walter Tschanow engagiert. Der hat schon in Netts Landhaus (Gimmeldingen) und bei Philipp Arens (Hainfeld) gekocht und weiß genau, was gutes Essen ausmacht. Er weiß aber auch wie gutes Essen geht und das spiegelt sich in Form ideenreicher Burgerkreationen wider.
Wir kamen mittags gegen 14.30 Uhr in der Zwerchgasse 17 an. Direkt vis-à-vis befindet sich das „Neue Fontana“, das mir noch in gutem kulinarischen Gedächtnis ist. Für die späte Mittagszeit war noch ganz schön was los im „Brunos“. Direkt am Fenster war ein Zweiertisch frei, an den wir uns setzten. Mit Blick auf die von einigen Gastwirtschaften gesäumte Neustadter Hintergasse (Backblech, Gerberhaus, La Bodega) ließen wir uns im zeitgemäß und doch sehr gemütlich eingerichteten Inneren des Burgerrestaurants nieder. Von unserem Platz aus konnte man in die offene Küche blicken. Chefkoch Tschanow suchte ich jedoch vergeblich. Der wurde an diesem Mittag von einem Kollegen vertreten.
Klar wird man hier geduzt. Wir sind ja schließlich in einem hippen Burgerladen der Food-Mate-Generation. Die freundliche junge Dame, die an diesem Mittag den Service alleine schmiss und alles gut im Griff hatte, brachte uns die Speisenkarten - nicht ohne auf die beiden Monatsburger von der Schiefertafel hinzuweisen. In geschwungener Kreideschrift wurde für zwei Specials geworben. Der „German High Roller“ mit doppelter Käseration, Salat, Tomate, Gurke, Zwiebel, Senf, Mayo und Bärlauch-Pesto für 10,50 Euro und der „Tokio Calling“ mit Lachstatar, Sesam-Karotten, karamellisiertem Ingwer und Teriyaki-Dip für das gleiche Geld. Gegen einen Aufpreis von 3,50 Euro gab es noch hausgemachte Wedges oder einen kleinen Salat dazu. Na das klang doch schon mal sehr verlockend!
Auf der Speisenkarte stehen weitere neun Bulettenkreationen zur Auswahl. Zwischen 7 und 9 Euro liegt da alles preislich dicht beieinander. Nur für den Vegetarier ist das Angebot eher bescheiden. Nur der sogenannte „Veggi-Magic“ (7,80 Euro) mit Linsenbratling, Mango-Zitronengras-Chutney, Salat und Curry-Knoblauch-Dip steht für eidesstattliche Beef-Verzichter auf der Standardkarte. Aber mal ehrlich, die Kombination „Vegetarier + Burgerladen“ klingt ja fast so ambivalent wie „Nichtschwimmer + Badesee“. Das Beste bleibt den Veggies in solch einem Laden aus ethisch-moralischen oder diversen anderen Gründen schlichtweg verwehrt. Das ist nun mal Fakt.
Doch selbst für diese „Randgruppe“ hält man im „Brunos“ ein paar Alternativen bereit. Bei den drei zusätzlichen „Lieblingsgerichten“, darunter ein Salat mit Ziegenfrischkäse (8,50 Euro) und gebeizter Lachs mit karamellisiertem Ingwer (9,90 Euro), kommen auch die Leute auf ihre Kosten, die kein Fleisch essen. Doch deswegen sind wir nicht hier und bestellen den besagten „German High Roller“ und einen „Red Hot Chili Pepper“ mit Bacon, Käse, Tomate, Salat und scharfen Jalapeños (8,80 Euro) von der Standardkarte. Ein paar Wedges haben wir uns als Beilage geteilt, was sich bei der Größe der Portionen als durchaus ratsam erwies.
Bei den Getränken nutzt man den aktuellen Hype um Softdrinks wie Afri-Cola und Bluna. Daneben bietet man eine nette Auswahl an Limonaden und Eistees, z.B. von der Proviant Fruchtmanufaktur Berlin und Elephant Bay aus dem Schwäbischen, an. Auf Bierfreunde wartet dagegen ein „Schlappeseppel Spezial Märzen“ (2,80 Euro) oder ein „Maisels Pale Ale“ (3,70 Euro) aus der Flasche. Wein und Sekt bezieht man vom Weingut Anton aus Kirrweiler und Borell-Diehl aus Hainfeld. Dabei beschränkt man sich auf eine kleine Auswahl (Sauvignon blanc, Riesling, Spätburgunder) zu zivilen Preisen.
Die gewählte Rhabarber-Limo von Proviant (Flasche für 2,80 Euro) besticht durch ihre ausgeprägte Fruchtsäure, während der Granatapfel-Eistee von Elephant Bay (3,00 Euro) etwas zu klebrig süß ausfällt. Während wir auf unsere Burger warten, fällt uns das mit viel Bedacht eingerichtete Innere des Lokals erst so richtig auf. An der unverputzten groben Sandsteinwand prangt der Name des Lokals bzw. Betriebshundes in riesigen bunten Lettern. Ein Gang führt in einen hinteren Gastraum, von wo aus man über eine antik erscheinende Wendeltreppe in das 1.OG zu den makellos sauberen Nassräumen gelangt.
Als Mobiliar dienen in erster Linie Hocker (mit festgeschnallten Sitzkissen) und Wandbänke, die genau wie die Tische in hellem Holz gehalten sind. Alles sehr zweckmäßig und funktional ohne banal zu wirken. Hängeleuchten mit großdimensionierten Lampenschirmen wechseln sich mit in der Decke versenkten Spots und schicken Wandleuchten ab. Eine über der Sandsteinwand platzierte Lichtleiste strahlte diese diskret an. Der Stilmix aus Rustikalität (dunkler Dielenboden) und zeitgemäßer Lässigkeit (diverse Couchmöbel unterschiedlichster Machart) soll sicherlich ein breites Publikum ansprechen und tut das auch.
Dann war endlich Burger-Time. Die beiden stolzen Exemplare wurden auf dunkler Keramik serviert, was sehr ansprechend aussah. Aus dem angerösteten Sesambun ragte das Ende eines Holzspießes, der für Stabilität sorgte. Um meinen „High Roller“ bildeten selbstgemachte Mayo, Ketchup und Bärlauch-Pesto einen dreifarbigen Saucenring. Der geschmolzene Käse überdeckte das saftige Beef, das noch ein wenig mehr medium hätte sein dürfen. Die Würzung des Fleisches fiel indes sehr angenehm aus. Eine durchdachte Zusammenstellung, die durch ihre knackfrischen Zutaten zu gefallen wusste. Auf dem Chili-Burger meiner Begleitung tummelten sich jede Menge Jalapeño-Scheibchen und machten ihn zu einer scharfen Angelegenheit. Ihre Begeisterung war nachvollziehbar. Die Wedges waren selbstgemacht, delikat gewürzt, außen schön knusprig und innen leicht mehlig-weich. Auch sie wurden mit Mayo und Ketchup (hausgemacht) serviert.
Erst beim Hinausgehen wurde ich auf die etwas unscheinbare Schiefertafel mit dem Lieblingsgericht der Woche, Rinderrücken über Nacht gegart mit Wedges, Salat und Bärlauchbutter (19,80 Euro), aufmerksam. Nach der wirklich überzeugenden Leistung bei den Burgern würde ich beim nächsten Besuch vielleicht mal eine von Brunos Leibspeisen antesten. Der idyllisch gelegene Außenbereich macht zudem Lust auf einen Besuch bei sommerlichen Temperaturen. In Sachen Fine-Fast-Food ist der Laden ein echter Gewinn für Neustadt.
Burgerrepublik Deutschland, die Zweite. Nach unserem Besuch im Karlsruher „DeliBurgers“ Anfang Januar, waren wir erneut unterwegs in Sachen gehobener Bulettenkultur. Diesmal verschlug es uns in den Ortskern von Neustadt, wo seit Anfang März diesen Jahres ein Beagle namens „Bruno“ für Qualitätsburger und andere Leckereien steht. Der Hund gehört der Mitinhaberin von „Brunos Burger & Lieblingsgerichte“, Julia Lee-Straub, und sein Bild wacht eingerahmt direkt neben dem Eingang. Ob dieser nun ein ausgesprochenes Faible für leckere Burger hat, kann ich nicht beurteilen.... mehr lesen
Brunos Burger & Lieblingsgerichte
Brunos Burger & Lieblingsgerichte€-€€€Restaurant06321 3554426Zwerchgasse 17, 67433 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"Kreativ-Buletten im Herzen von Neustadt" marcO74Burgerrepublik Deutschland, die Zweite. Nach unserem Besuch im Karlsruher „DeliBurgers“ Anfang Januar, waren wir erneut unterwegs in Sachen gehobener Bulettenkultur. Diesmal verschlug es uns in den Ortskern von Neustadt, wo seit Anfang März diesen Jahres ein Beagle namens „Bruno“ für Qualitätsburger und andere Leckereien steht. Der Hund gehört der Mitinhaberin von „Brunos Burger & Lieblingsgerichte“, Julia Lee-Straub, und sein Bild wacht eingerahmt direkt neben dem Eingang. Ob dieser nun ein ausgesprochenes Faible für leckere Burger hat, kann ich nicht beurteilen.
Besucht am 03.05.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 62 EUR
Die Winzergasse in der südpfälzischen Ortschaft Gleiszellen gehört zu den richtig gut besuchten Weinmeilen unserer Region. Dort betreibt der Bruder von Walter Ball, dem Seniorchef des Muskatellerhofs, den in direkter Nachbarschaftslage ansässigen Gasthof „Zum Lam“. Im Weingut Wissing schräg gegenüber gibt es ebenfalls deftige Pfalzküche und wer mit Ausblick übernachten möchte, ist ein paar Meter weiter im Hotel Südpfalz-Terrassen sicherlich gut aufgehoben.
Mittlerweile beherbergt das Örtchen Gleiszellen auch eines der besten Weingüter der Südpfalz. Frank Meyer hat sich mit seinem Stiftsweingut hier niedergelassen. Der früher in Klingenmünster tätige Ausnahmewinzer, dessen Sohn in die Fußstapfen seines Vaters tritt, ist eine önologische Bereicherung für das Muskatellerdorf.
Der gute Ruf des Gleiszeller Muskatellers hat der am Weinstraßenhang befindlichen Doppelgemeinde Gleiszellen-Gleishorbach zu überregionaler Bekanntheit verholfen. Die Hundertschaften, die jedes Jahr im September mit dem Bus zum Weinfest gekarrt werden, die vielen Ferienwohnungen und Pensionen sowie die hohe Gastronomie-Dichte künden davon.
Der Muskatellerhof befindet sich mitten im touristischen Epizentrum in eben jener viel besuchten Winzergasse, die von schmucken Fachwerkhäusern flankiert wird. Schon viele Male bin ich an dem romantisch-gemütlichen, reich dekorierten Weinlokal mit dem Rundbogen aus Sandstein, durch den man ins Innere gelangt, vorbeigeschlendert. Wohlwissend, dass die urige Stube viele Besucher anlockt, griff ich zum Hörer und reservierte an jenem Mittwochabend einen Platz für zwei hungrige Schwimmer, die nach dem Besuch des Bergzaberner Hallenbads ihre Kalorienbilanz wieder ausgleichen mussten.
Essen unter freiem Himmel war an diesem Abend infolge der eher bescheidenen Außentemperatur noch nicht möglich. Dafür gab es nun drinnen umso mehr Platz, denn der Muskatellerhof wurde in den letzten Jahren um einen modernen Anbau erweitert. Töchterchen Nathalie, die seit 2015 den väterlichen Betrieb übernommen hat, baute zusammen mit ihrem Mann das Anwesen aus, weshalb heute 60 Plätze mehr zur Verfügung stehen.
Uns zog es jedoch in das behagliche Innere der guten alten Weinstube und so saßen wir unter tragenden Holzbalken an massiven Tischen und Bänken, die mit reichlich Kissen und Tischdecken liebevoll dekoriert und ausstaffiert waren. So wie hier dürfte die typische Pfälzer Weinstubengastronomie vor 30 Jahren schon ausgesehen haben. Der Fußboden war grob gefliest, die derben Holzstühle wurden mit Kissen „sesshaft“ gemacht, ein paar antiquiert wirkende Trinksprüche prangten von den dunklen Deckenbalken und der Ausschanktresen befand sich in direkter Reichweite. Kurze Wege für einfache Schoppenweine. Früher vielleicht. Heute setzt man auf Qualitätsweine, die auch ganz gut ohne Wasserverdünnung auskommen.
Jedoch kommen diese heute nicht mehr komplett vom eigenen Weingut. Winzermeister Walter Ball kann dies altersbedingt nicht mehr alleine wuppen. Deshalb wird vom nicht weit entfernten Bergzaberner Großwinzer Knöll & Vogel massiv zugekauft und mit eigenem Etikett versehen. Ob das nun Etikettenschwindel ist, soll jeder selbst entscheiden. Der bestellte trockene Muskateller (das Achtel für 2,80 Euro) wurde stilecht im großvolumigen Schwenker ausgeschenkt. Dort konnte sich das feine Muskatbukett herrlich entfalten und sorgte für das unverwechselbare Aroma nach frischen Trauben. Die Gleiszeller Lage Kirchberg scheint für diese deutschlandweit eher selten ausgebaute Rebsorte (gerade mal 100 ha) ideale Bedingungen zu liefern, kommen doch 10% allein aus der Gemarkung Gleiszellen.
Die begleitende Flasche Mineralwasser (0,75l) schlug mit angenehmen 3,00 Euro zu Buche, während für die sommerliche Weißwein Cuvée Emilia, die sich meine Begleitung munden ließ, 2,80 Euro berechnet wurden (Achtel).
Die Speisenauswahl im Muskatellerhof ist ganz der Pfälzer Weinstubentradition verpflichtet und fällt dementsprechend deftig aus. Leberknödel- und Markklößchensuppe (3,60 bzw. 3,70 Euro) vorweg dürfen da nicht fehlen. Genauso wenig wie die mittlerweile schon obligatorische Flammkuchenauswahl (zwischen 6 und 9 Euro), die hier acht verschiedene Varianten zählt. Ein paar vegetarische Gerichte (gegrillter Schafskäse, Spinatknödel), kalte Klassiker für Vesperfreunde (Münsterkäse, Wurstsalat, Handkäse mit Musik), typische Pfälzer Regionalkost (Saumagen, Bratwurst und Co.), Salate für die Gesundfraktion und Deftiges aus der gutbürgerlichen Küche (Räuberspieß, Gulasch, Cordon Bleu) bilden ein reichhaltiges kulinarisches Angebot, bei dem eigentlich jeder fündig werden sollte. Zusätzlich sind noch ein paar saisonale Empfehlungen auf einer Extra-Karte vertreten. Darunter auch die sogenannte „Spargelrolle“ (14,90 Euro), bei der das Königsgemüse zusammen mit Schinken in Brotteig gehüllt und mit Käse und Sauce Hollandaise zu einer wahren Umami-Bombe überbacken wird. Nichts für Kalorienzähler mit Schonkost-Abonnement.
Die Preise signalisieren Bodenhaftung. Bei der Pfalzmannskost und den Vespereien bewegt man sich zwischen 5 und 10 Euro im moderaten Bereich, das Cordon Bleu mit Pommes und Beilagensalat liegt bei 16,50 Euro. Alles in allem also eine eher unauffällige Preispolitik, wie sie in vielen Weinlokalen dieser Art betrieben wird.
Der eigentliche Grund, warum viele hier einkehren, wiegt entweder 200 oder 400 Gramm und stammt vom französischen Charolais-Rind. Die Rumpsteak-Variationen lassen sich mit Fug und Recht als die Spezialität des Hauses bezeichnen. Ob in Kombination mit Zwiebeln, Knoblauch, hausgemachter Kräuterbutter oder feiner Pfefferrahm-Sauce muss jeder selbst entscheiden. Der guten Qualität des fein marmorierten Fleisches tut das nichts. Es wird nach Wunsch gebraten („englisch“, „medium“ oder „durch“) und in der „Puristenversion“ mit Bauernbrot serviert, weshalb selbst die 400g-Ausführung noch unter 20 Euro zu haben ist. Für einen kleinen Aufpreis (2 bis 3 Euro) werden diverse Beilagen wie Kroketten, Bratkartoffeln, Pommes frites oder Spätzle gereicht. In der Summe also ein ordentliches Stück Fleisch mit entsprechendem Beiwerk, das keine Wünsche offen lässt.
Ich musste mit meinem Men‘s Cut an Pfefferrahmsauce (18,90 Euro) und Kroketten (2,80 Euro) jedenfalls ganz schön kämpfen, da mich die Spargelcrèmesuppe (4,90 Euro) von der Saisonkarte vorab schon ziemlich sättigte. Diese fehlt im Moment auf keiner Speisenkarte der Pfalz. Hier kam sie etwas dickflüssiger mit jeder Menge Spargelstückchen in den tiefen Teller. Vom Geschmack her nicht ganz so intensiv, dafür aber frisch zubereitet. Einziger wirklicher Kritikpunkt: die Portionsgröße. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen, zumal die Suppe als Vorspeise angeboten wurde. Aber in Pfälzer Weinstuben kommt eben ordentlich was auf bzw. in die Teller. Das weiß man und das ist auch im Muskatellerhof so.
Das ansehnliche Rumpsteak versetzte mich in reinste Fleischfreude. Die Pfeffersauce entstammte einer vollmundigen Jus. Auf der knusprigen Fleischoberfläche lagen aromatische Pfefferkörner, die dem Klassiker den letzten Kick in Sachen Würze verliehen. Zum perfekt medium gebratenen Stück Rind genoss ich eine rote Cuvée aus Cabernet Franc und Syrah-Trauben. Zwei „Hobby-Winzer“ aus Niederhorbach (unweit von Gleiszellen) vinifizieren unter dem Projektnamen „VierMorgen“ eine kleine Auswahl beachtlicher Kreszenzen, von denen ein Rosé, ein Sauvignon blanc und besagte Rotwein-Cuvée angeboten wurden. Das Viertel stand in der Weinkarte mit 6,20 Euro. Keine Ahnung, warum mein Achtel 4,50 gekostet hat, aber es schmeckte fantastisch und passte hervorragend zum herzhaften Rumpsteak. Dass ich ein paar Tage später bei einem der vinophilen Quereinsteiger auf der Matte stand und ein paar Flaschen erwarb, versteht sich wohl von selbst.
Auch meine Begleitung war voll des Lobes über ihren grün-weißen Spargelauflauf, der mit Parmaschinken und Sauce Hollandaise verfeinert aus dem Ofen kam (8,90 Euro) und noch leichten Biss hatte. Beim Hauptgang hatte sie sich für den Salat mit Roastbeefstreifen vom Charolais-Rind (13,90 Euro) entschieden und wurde ebenfalls nicht enttäuscht. Die delikat gewürzten Fleischstücke hatten gehörig Saft in ihren Fasern und werteten das ohnehin schon vor Frische strotzende „Grünzeug“ noch mal so richtig auf. Zusammen mit dem süßlich-säuerlichen Hausdressing war das ein köstlicher Salatteller, wie er besser nicht hätte ausfallen können.
Ein Dessert ging beim besten Willen nicht mehr. Dafür aber ein nettes Gespräch mit der Chefin Nathalie Ball, mit der man genauso ungezwungen Smalltalk betreiben konnte wie vorher mit unserer freundlich aufmerksamen Bedienung am Tisch. Auch im Servicebereich scheint man im Muskatellerhof die richtigen Leute zu haben. Wir nahmen beim Hinausgehen noch einen Umweg über den modern gestalteten Anbau, der mit viel hellem Holz (Dielenboden, massive Tischplatten), moderner Kunst an den strahlend weiß gestrichenen Wänden und einer ausgeklügelten Beleuchtung zu gefallen wusste. Vielleicht sitzen wir ja hier bei unserem nächsten Besuch.
Nur ein paar Meter trennen die neue, zeitgemäße „Weinwelt“ der Familie Ball von ihrer traditionell geprägten, urigen Weinstube aus früheren Tagen. Zwei vom Ambiente her völlig unterschiedliche Bewirtungsbereiche, die vom langjährigen Stammkunden bis hin zum neugierigen Weintouristen sämtliche Gästewünsche zufrieden stellen dürften. Verständlich also, dass solch kulinarische und räumliche Abwechslung ein hohe Frequentierung mit sich bringt. Ohnehin ließe sich die Entwicklung des Muskatellerhofs mit dem Wandel in der Pfälzer Wein- und Gastrolandschaft gut vergleichen. Junge, aufstrebende Winzer und Gastronomen betreten neues Terrain und bringen damit einiges in Bewegung. Neue Entdeckungen wechseln sich mit Altbewährtem ab. Hier in Gleiszellen hat man gleich beides. Auch spannend.
Die Winzergasse in der südpfälzischen Ortschaft Gleiszellen gehört zu den richtig gut besuchten Weinmeilen unserer Region. Dort betreibt der Bruder von Walter Ball, dem Seniorchef des Muskatellerhofs, den in direkter Nachbarschaftslage ansässigen Gasthof „Zum Lam“. Im Weingut Wissing schräg gegenüber gibt es ebenfalls deftige Pfalzküche und wer mit Ausblick übernachten möchte, ist ein paar Meter weiter im Hotel Südpfalz-Terrassen sicherlich gut aufgehoben.
Mittlerweile beherbergt das Örtchen Gleiszellen auch eines der besten Weingüter der Südpfalz. Frank Meyer hat sich mit seinem... mehr lesen
4.0 stars -
"Leckere Pfalzküche im sympathischen Familienbetrieb" marcO74Die Winzergasse in der südpfälzischen Ortschaft Gleiszellen gehört zu den richtig gut besuchten Weinmeilen unserer Region. Dort betreibt der Bruder von Walter Ball, dem Seniorchef des Muskatellerhofs, den in direkter Nachbarschaftslage ansässigen Gasthof „Zum Lam“. Im Weingut Wissing schräg gegenüber gibt es ebenfalls deftige Pfalzküche und wer mit Ausblick übernachten möchte, ist ein paar Meter weiter im Hotel Südpfalz-Terrassen sicherlich gut aufgehoben.
Mittlerweile beherbergt das Örtchen Gleiszellen auch eines der besten Weingüter der Südpfalz. Frank Meyer hat sich mit seinem
Geschrieben am 09.05.2017 2017-05-09| Aktualisiert am
09.05.2017
Besucht am 29.04.2017Besuchszeit: Abendessen Rechnungsbetrag: 48 EUR
Der in den Katakomben des barocken Taschenbergpalais sich befindende Sophienkeller ist eher eine touristische Einrichtung, denn eine gastronomische. So jedenfalls mein Fazit nach einem erlebnisreichen Abend während unserer diesjährigen Kollegiumsfahrt nach Dresden.
Das Kellerrestaurant mit den zahlreichen, historisch gestalteten Themenräumen lapidar als „Nepp“ oder „Touri-Falle“ zu bezeichnen, wäre zu undifferenziert betrachtet. Auch wenn die Getränke-und Essenspreise sowie die Qualität der Speisen dieses hätten vermuten lassen. Es ging uns an jenem Abend ums Gesamtpaket, weshalb wir für unsere um die 50 Personen starke Reisegruppe im Vorfeld die „Kurfürstentafel“ für 37 Euro pro Person gebucht hatten. Und so freuten wir uns auf das gemeinsame Abendmahl im Kollegienkreis wie damals August der Starke auf sein Zeithainer Lustlager.
Ob „Alchimistenschmaus“ oder „Dresdner Trichtersaufen“, hier findet scheinbar jede Zielgruppe ihr passendes Gastro-Event. Etliche Buffetangebote und Menüvorschläge stehen insbesondere für größere Gesellschaften bereit. Authentisch kostümiertes „Künstlervolk“ sorgt für den kulturell-musikalischen Rahmen und weiß die Gäste auf professionelle Art und Weise zu unterhalten. Und das alles in einem Gebäude, das von 1945 bis 1992, also fast ein halbes Jahrhundert lang, als Ruine vor sich hin dümpelte.
Von August dem Starken, der das Taschenbergpalais zur Glanzzeit des Dresdner Barock (Anfang des 18. Jahrhundert) seinem Mätresschen Constantia von Cosel zu Ehren erbauen ließ, sollten wir an diesem Abend noch so einiges hören, da diese wohl schillerndste Figur höfischer Prachtentfaltung in Fleisch und Blute bzw. mit Perücke und Hofkostüm unsere Gesellschaft mit lustigen Anekdoten, schelmischen Erzählungen und anrüchigen Geschichten unterhielt. Der absolutistische Schwerenöter war eloquent in der Wortwahl und mit dem nötigen Hintergrundwissen über unsere Heimatregion ausgestattet. Sein professioneller Auftritt lag zwischen den warmen Hauptgerichten vom Buffet und dem süßen Abschluss wohl platziert. Der Schauspieler hatte seine Rolle verinnerlicht und sorgte für allgemeine Erheiterung.
Doch das eigentliche Highlight des kulturellen Rahmenprogramms stellten zwei Hofmusikanten dar. Frau Baldegunde, die mit ihrer Laute die Top-Hits des frühen 18. Jahrhunderts intonierte, wurde von einem Mann an der Trompete unterstützt. Beide selbstverständlich in höfischer Spielmannstracht. Als dann das Saiteninstrument an einen Vollblutmusiker aus der Pfalz weitergereicht wurde, hatte dies ungeahnte Auswirkungen. Aus dem sächsischen Barockkeller wurde umgehend ein Hort Pfälzer Mundart. Das hätte selbst dem starken August zur Ehre gereicht, was die „Tramps vun de Palz“ da schmetterten. Nur so viel sei gesagt: bei unserer Reisegruppe kam die musikalische Darbietung richtig gut an. Viel besser übrigens als die in Buffetform angebotene Kurfürstentafel.
Von links nach rechts standen in Warmhaltebehältern aufbewahrt: Käse-Weinsüppchen mit Burgundertrauben, Sauerkraut, gebratene Klöße, Hähnchenmedaillons mit Pfirsich und Käse überbacken, Zanderfilet auf Karotten-Fenchelgemüse und Salzkartoffeln. Das kulinarische Ausrufezeichen des Abends jedoch kam frisch zerlegt auf die Teller: das direkt vom Spieß geschnittene, saftig knusprige Spanferkel. Zusammen mit der dunklen Jus aus dem Kupferkessel das Beste, was an diesem Abend auf meinem Teller landete. Leider kam die braune Fleischessenz im zweiten Aufguss etwas zu sehr gestreckt in das Töpfchen und hatte nicht mehr die anfängliche Geschmackstiefe. Die Hähnchenmedaillons gerieten zu trocken (typisch für Geflügel in der Warmhaltebox!), der Zander hatte etwas zu viel Salzwürze abbekommen und das Sauerkraut schmeckte eine Spur zu süßlich. Letzteres bekommt man in jeder Pfälzerwaldhütte wesentlich leckerer serviert. Den gebratenen, etwas geschmacksarmen Kartoffelklößen tat die braune Soße richtig gut. Zusammen mit der delikat gewürzten, reschen Haut vom Spanferkel und dessen saftigem Fleisch war das eine rustikal deftige Kombination, die mir den ein oder anderen Gang zur Warmtheke bzw. zum Ferkelspieß abtrotzte.
Und genau das mag ich am Buffet-Tafeln nicht. Man geht in der Summe doch ein oder zweimal zu oft an die silbernen Futtertröge. Beim Versuch von allem etwas zu erhaschen, kombiniert man nicht selten Speisen, die eigentlich gar nicht zueinander passen oder auf dem Teller nur schwer miteinander harmonieren. Ich ließ an jenem Abend die kalten Vorspeisenplatten (Käseauswahl, Schinkenvariationen und ein paar Salate), die im Vorraum ihrem Verzehr entgegen harrten, links liegen und konzentrierte mich ganz aufs Wesentliche: die Saftsau vom Spieß. Der nette Fleischabschneider mit der scharfen Klinge grinste jedes Mal, wenn er mir einen Extrafetzen von der krossen Ferkelhaut unterjubeln durfte.
Die Nachwehen des Abends bzw. Morgens zuvor in der Dresdner Neustadt, welche die Auswirkungen von gehopften Kaltgetränken der Marken „Böhmisch Brauhaus“ und „Krusovice“ auf den menschlichen Organismus zum Thema hatten, verhinderten die normalerweise übliche Weinkorrespondenz. So riskierte ich noch nicht einmal einen Blick in die spirituelle Schatzkiste des Sophienkellers. Bei den touristisch orientierten Preisen für das Mineralwasser (die Flasche für stolze 6,10 Euro), war das vielleicht auch besser so. Im Übrigen stand am nächsten Morgen ein Abstecher ins benachbarte Elbsandsteingebirge auf dem Programm. Und ein klarer Kopf hat noch keinem Kletterer geschadet.
Vom Nachtischangebot genoss ich ganz entgegen der Saison ein paar Stücke Wassermelone sowie das „Mousse nach Laune der Hofköche“. Mann, müssen die an dem Abend schlecht drauf gewesen sein. Spaß beiseite, die überzuckerte Crème war zwar nichts Besonderes, aber durchaus noch im genießbaren Rahmen. Die 37 Euro Buffetpauschale waren für das Gebotene sicherlich etwas zu hoch angesetzt. Aber in Anbetracht der „sonstigen Leistungen“, die wir rund um die Kurfürstentafel von August dem Starken und seinen Hofmusikanten geboten bekamen, ging das sicherlich ok. Weib und Gesang haben schon immer das Gros der Kosten ausgemacht. Nicht nur im barocken Dresden des frühen 18. Jahrhunderts.
Sollte es mich noch einmal in den Sophienkeller verschlagen, wäre mir ein zünftiges Gelage im über 150 Personen fassenden Themenraum „Zeithainer Lustlager“ mit preußischem Pavillon und badischer Galerie schon lieber, da die stickig-warme Atmosphäre in unserer Abteilung des Gewölbekellers schon grenzwertig war. Dann sollte aber auch das Radeberger in Strömen fließen und das Spanferkel von der Feldküche im Drehkarussell sitzend genossen werden. Wenn schon – denn schon.
Der in den Katakomben des barocken Taschenbergpalais sich befindende Sophienkeller ist eher eine touristische Einrichtung, denn eine gastronomische. So jedenfalls mein Fazit nach einem erlebnisreichen Abend während unserer diesjährigen Kollegiumsfahrt nach Dresden.
Das Kellerrestaurant mit den zahlreichen, historisch gestalteten Themenräumen lapidar als „Nepp“ oder „Touri-Falle“ zu bezeichnen, wäre zu undifferenziert betrachtet. Auch wenn die Getränke-und Essenspreise sowie die Qualität der Speisen dieses hätten vermuten lassen. Es ging uns an jenem Abend ums Gesamtpaket, weshalb wir für unsere um die 50 Personen... mehr lesen
3.0 stars -
"Erlebnisgastronomie im Herzen der Altstadt mit fürstlichen Preisen – jedoch ideal für große Gesellschaften" marcO74Der in den Katakomben des barocken Taschenbergpalais sich befindende Sophienkeller ist eher eine touristische Einrichtung, denn eine gastronomische. So jedenfalls mein Fazit nach einem erlebnisreichen Abend während unserer diesjährigen Kollegiumsfahrt nach Dresden.
Das Kellerrestaurant mit den zahlreichen, historisch gestalteten Themenräumen lapidar als „Nepp“ oder „Touri-Falle“ zu bezeichnen, wäre zu undifferenziert betrachtet. Auch wenn die Getränke-und Essenspreise sowie die Qualität der Speisen dieses hätten vermuten lassen. Es ging uns an jenem Abend ums Gesamtpaket, weshalb wir für unsere um die 50 Personen
Besucht am 30.04.2017Besuchszeit: Abendessen 6 Personen
Im Rahmen unseres diesjährigen Betriebsausflugs verschlug es uns in die lebhafte Dresdner Neustadt. In einem Hinterhof in der Louisenstraße gelegen erfreut sich das im Volksmund schlicht als „Plane“ bezeichnete Kneipenrestaurant einer großen Beliebtheit. In den mit allerhand Krimskrams aus DDR-Zeiten ausstaffierten Gasträumen war mächtig viel los und wir hatten Glück, dass wir überhaupt noch einen Platz im seit vielen Jahren etablierten Szenelokal ergattern konnten. Dementsprechend lange dauerte es, bis wir endlich unsere Bestellung aufgeben durften. Anscheinend war an diesem Sonntagabend vor dem Feiertag (1.Mai) zu wenig Service-Personal vorhanden, um der Masse an Gästen gerecht zu werden.
Zum Ambiente hat GG-Kollege carpe.diem schon alles Erwähnenswerte treffsicher beobachtet und anschaulich beschrieben. Uns gefiel die urige, etwas anachronistisch anmutende Einrichtung sehr gut und wir fühlten uns auf Anhieb wohl. Der nette Kontakt zu den Leuten am Nebentisch ermöglichte einigen „Nachzüglern“ sogar noch freie Stühle. Spontanes Zusammenschieben von Tischen scheint hier zum Plan B zu gehören. Genauso wie die rege Kommunikation am Tisch, die den Lautstärkepegel zu Stoßzeiten etwas in die Höhe trieb. Aber ganz ehrlich, diese Kneipenatmosphäre hatte mächtig Flair. Und die volle Geräuschkulisse hat uns doch früher zu Studentenzeiten auch nicht gestört. Ganz im Gegenteil: da fühlten wir uns sauwohl.
Mit der feinen Auswahl an heimischen Bieren – Verleger-Einheits-Bier („Vollbier“) (Sächsische Braukunst, Hartmannsdorf), Rechenberger Pilsner (Privatbrauerei Rechenberg, Osterzgebirge) oder 1312 Sabotage Pils (Spent Brewer’s Collective, Berlin) – wird sich die Wartezeit auf Soljanka, Würzfleisch und Co. schon ganz gut überbrücken lassen, dachten wir. An unserem Besuchsabend war jedoch die Küche dem Ansturm nicht richtig gewachsen, was die über einstündige Wartezeit auf die Vorspeisen erklären könnte. Die wirklich sehr bemühten Bedienungen konnten einem schon fast leidtun, da sie neben dem Servieren, Abkassieren und Reinigen der Tische auch noch die hungrigen Gäste vertrösten mussten („Essen kommt gleich…“).
Ich hatte mich für das mit Käse überbackene Würzfleisch vom Huhn (5,10 Euro), das originalgetreu mit Toast und Worcestersauce serviert wurde, entschieden. Meine Kollegen wählten das Aufstrich-Dreierlei (6,70 Euro) aus selbstgemachter Ziegenkäsecreme, Thymian-Zwiebel-Aufstrich bzw. Eiersalat und schmierten sich eifrig Stullen am Tisch, um dem Hungertod im Herzen der Dresdner Neustadt zu entrinnen. Weiterhin wurden das Schweineschnitzel mit Bratkartoffeln (11,80 Euro), das Grünkernrisotto mit gebratenen Pilzen und frischer Melone (9,40 Euro) sowie das Bauerfrühstück (9,90 Euro) von meinen Kolleginnen und Kollegen geordert.
Einige Klassiker der einfachen, rustikal nahrhaften DDR-Küche ringen dem hier einkehrenden Gast schon beim Lesen der Speisenkarte das ein oder andere Lächeln ab. Entweder weil einem diese „Ostgerichte“ noch in verklärt romantischer Erinnerung am geistigen Gaumen kleben oder weil man einfach verblüfft darüber ist, was früher so alles in den sozialistischen Einheitstöpfen schmorte. Für den Touri aus dem Westen kommt das Angebot einer kleinen kulinarischen Entdeckungsreise gleich, die einen mit hausgemachter Sülze, Eiersalatbroten, Bratheringsbuletten sowie Bratkartoffeln mit drei Spiegeleiern herrlich unkonventionell zum Ostgourmand werden lässt.
Da durften natürlich auch die Tomatenspaghetti mit Jagdwurstwürfeln und geriebenem Käse (8,70 Euro), die früher als „Nudeln in Feuersoße“ die Pastafreunde des Ostens begeisterten, nicht fehlen. Die sollten es zum Hauptgang werden! Die Wartezeit kam uns nun etwas kürzer vor, hatten wir doch schon Stullen, Würzfleisch und genügend flüssiges Brot zu uns genommen.
Mein Nudelklassiker war eine ansehnliche Portion. Der Soße hätte etwas mehr Schärfe gut getan, da sie gegen den dominanten Reibekäse geschmacklich schwer zu kämpfen hatte. Den Spaghetti fehlte es etwas an Biss. Sie hatten wohl die berühmten zwei Minuten zu lange heiß vor sich hin gebadet. Dennoch geriet die „DDR-Bolognese“ nicht zum Gaumendesaster, da das Gebotene nach frisch zubereiteten Produkten schmeckte und sich der Verzicht auf Convenience-Produkte positiv bemerkbar machte. Meine Kollegen lobten das saftige Schnitzel und das schlonzige Grünkernrisotto. Die Sauce Hollandaise, die zu dem Spargelgericht serviert wurde, fiel einstimmig „zu dünn“ aus. Das Beelitzer Königsgemüse hätte Besseres verdient gehabt.
Gut gesättigt verließen wir zu vorgerückter Stunde die „Plane“ und waren um ein paar kulinarische Osterfahrungen reicher. Mit der Gewissheit, dass solche Läden zur Bewahrung unseres Kulturerbes in Sachen Speis und Trank einen nicht unerheblichen Beitrag leisten, sahen wir das etwas in die Länge gezogene Dinner schon wieder mit anderen Augen und freuten uns auf die nächste Kneipe. Die mussten wir in der Louisenstraße nicht lange suchen. Tolles Viertel, ansprechende Läden! Dresdner Neustadt, wir kommen wieder!
Im Rahmen unseres diesjährigen Betriebsausflugs verschlug es uns in die lebhafte Dresdner Neustadt. In einem Hinterhof in der Louisenstraße gelegen erfreut sich das im Volksmund schlicht als „Plane“ bezeichnete Kneipenrestaurant einer großen Beliebtheit. In den mit allerhand Krimskrams aus DDR-Zeiten ausstaffierten Gasträumen war mächtig viel los und wir hatten Glück, dass wir überhaupt noch einen Platz im seit vielen Jahren etablierten Szenelokal ergattern konnten. Dementsprechend lange dauerte es, bis wir endlich unsere Bestellung aufgeben durften. Anscheinend war an diesem Sonntagabend... mehr lesen
3.5 stars -
"Nostalgisch angehauchtes Kneipenrestaurant mit langen Wartezeiten" marcO74Im Rahmen unseres diesjährigen Betriebsausflugs verschlug es uns in die lebhafte Dresdner Neustadt. In einem Hinterhof in der Louisenstraße gelegen erfreut sich das im Volksmund schlicht als „Plane“ bezeichnete Kneipenrestaurant einer großen Beliebtheit. In den mit allerhand Krimskrams aus DDR-Zeiten ausstaffierten Gasträumen war mächtig viel los und wir hatten Glück, dass wir überhaupt noch einen Platz im seit vielen Jahren etablierten Szenelokal ergattern konnten. Dementsprechend lange dauerte es, bis wir endlich unsere Bestellung aufgeben durften. Anscheinend war an diesem Sonntagabend
Besucht am 07.04.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 189 EUR
Peter Steverding kocht seit neuestem „schnörkellos gut“. Nicht dass der Herxheimer Herdzauberer jemals schlecht gekocht hätte, aber die gastronomische Ausrichtung seines Isenhofs hat sich seit dem Verzicht auf den Michelin-Stern im vergangenen Jahr merklich geändert. Seit 1995 besaß Steverding ein einsterniges Dauer-Abo beim Guide Michelin. Nun zog er selbst einen Schlussstrich und das aus recht banalem Grund. Sein zweiter Mann in der Küche wollte sich selbständig machen. Der mittlerweile 57jährige Chefkoch wollte keinen neuen Nachfolger ausbilden oder sich mit einem neuen „Souschef“ arrangieren, weshalb ihm letztlich gar nichts anderes übrig blieb, als den Aufwand herunterzuschrauben. Der Verzicht auf den Stern war eine logische Konsequenz, die auf den Produktfanatiker Steverding anscheinend sehr befreiend wirkte.
Mit jeder Menge neuer Motivation und den Kopf voller kulinarischer Ideen steht nun der frühere Tellerakrobat weitestgehend allein am Herd und will einfach nur „schnörkellos gut kochen, ohne dabei auf Qualität zu verzichten“. Denn seine hohen Ansprüche an das von ihm verwendete Material und dessen Verarbeitung sind noch immer sterneverdächtig. Ich war also sehr gespannt, wie das wohl auf dem Teller aussehen würde.
An einem Freitagabend Anfang April war es dann soweit. Wir hatten Grund zu feiern und der Gutschein anlässlich meines Geburtstages flehte nach Einlösung. Da hatte sich meine Mutter ein paar Monate zuvor nicht lumpen lassen. Aus meiner anfänglichen Absicht, den Isenhof an einem sogenannten „Schüssel-Sonntag“, bei dem es vier Gänge für gerade einmal 49 Euro zu erstehen gibt, zu besuchen, wurde nichts, da schon alle Plätze vergeben waren. Also reservierte ich einen Tisch für Zwei am Abend.
Mein letzter Besuch in der Knittelsheimer Gourmetadresse lag sicherlich schon gute 15 Jahre zurück. Aber an den leckeren Hummer (der Erste meines Lebens…) von damals erinnere ich mich heute noch. Parkmöglichkeiten waren an der Hauptstraße genügend vorhanden. Nach ein paar Schritten standen wir vor dem liebevoll restaurierten, indirekt angestrahlten Fachwerkhaus, das bei Dunkelheit besonders anziehend wirkte. Servicechefin Petra Dollt, die Lebensgefährtin von Peter Steverding, war gerade beschäftigt, weshalb wir von ihrer Kollegin sehr freundlich in Empfang genommen wurden. Die kannte ich noch aus altehrwürdigen Bärenklause- bzw. Keschdebusch-Zeiten, als sie das Duo Bernhard/Sitter im Service unterstützte. Die Gastrowelt der Pfalz ist klein.
Genau wie in früheren Zeiten tischt der Meister nur ein Menü auf, das er im monatlichen Wechsel anbietet. Das Menü „Frühling“ passte zum warmen Aprilanfang ganz wunderbar. Es beinhaltete sechs Gänge und war für 108 Euro in der Komplettversion zu haben. Beim Hauptgang und beim Dessert durfte man zwischen Kaiserbarsch und Stubenküken bzw. Erdesbacher Ziegenkäse und einem „süßen Erwachen“ wählen. Gerne können auch einzelne Komponenten des Menüs geordert werden. Alles ganz easy, alles ganz locker in der Isenhof Version 2.0.
Und genau davon machte meine Begleitung an jenem Abend auch Gebrauch. Sie entschied sich für den gebratenen Alpen-Saibling mit Auberginen-Lasagne (22 Euro), das Rucola-Sorbet (11 Euro) und den Kaiserbarsch mit Topinambur und Frühlingsgemüse (34 Euro), während ich die verkürzte Fünf-Gang-Version des Menüs (ohne den Rotgarnelen-Jakobsmuschel-Cocktail) wählte (89 Euro).
Als Ergänzung zur klug arrangierten Weinkarte, die eine Art Best-of-Album in Sachen Pfalzwein darstellte, wurden noch ein paar Empfehlungen glasweise (0,1 l) angeboten. Neben der stattlichen Auswahl an Weißweinen namhafter Winzer, ist hier auch die Spitze roter Pfalzgewächse flaschenweise vertreten. Der 2007er Syrah von Diehl aus Edesheim (28 Euro) oder die Cuvée Nr. 37 vom Stiftsweingut Meyer aus Klingenmünster aus dem Jahr 2005 (40 Euro) sind richtig leckere Rotweine, die in keinem Pfälzer Weinkeller fehlen sollten. Zudem übertreibt man es nicht mit den Preisen. Der Pi-mal-Daumen errechnete Doppelfaktor wurde bei den Flaschenweinen nur geringfügig überschritten.
Den Auftakt machte ein spritziger, mit Winzersekt aufgegossener Rhabarber-Hauscocktail (7,80 Euro), der meinen Aperitifwunsch adäquat stillte. Die Flasche sprudelndes Mineralwasser der Marke Bellaris – für mich eines der besten überhaupt – schlug mit 5,90 Euro zu Buche. Ein Gläschen vom 2015er Grauburgunder „Grenzgänger“ von der Jungwinzerin Nicole Graeber aus Edenkoben (0,1l für 5 Euro) sollte es zum Menüstart sein. Eine gute Wahl, wie sich herausstellen sollte.
Doch zuerst grüßte „Preziosen-Peter“ höchst mediterran aus der Küche. Und zwar in Form eines als Amuse Gueule getarnten Miniaturgerichtes, das im Großformat einen euphorischen Hauptgang abgegeben hätte. Ein Stückchen in Tempura gebackener Zackenbarsch lag auf dem leckersten Häuflein Fenchelsalat, den ich bisher probieren durfte. In Kombination mit dem daneben verlaufenden Pesto-Streifen und zwei weiteren, präzise abgeschmeckten Saucen war das eine erste kleine Geschmacksbombe, die schon vor dem eigentlichen Menübeginn zündete. Das fing ja schon mal gut an.
Früher hätte der Küchenchef wahrscheinlich gleich drei oder vier solcher Gaumenkitzler ins Rennen geschickt und man wäre schon vor dem ersten Vorspeisenhappen gut gesättigt gewesen. Das waren wir nicht, wenn auch das delikat schmeckende, mit schwarzer Sepia-Tinte gefärbte Brot und die schmackhaft gewürzte Butter uns dazu hätten verleiten können.
Mein erster „echter“ Gang, der Tee vom Erstlingsgemüse, wurde passend im Glas serviert. In der herzhaft-frischen Gemüsebrühe schwamm neben kleingeschnippeltem Grünzeug auch ein aromatischer Bärlauch-Flan. Auf dem Glas thronte ein köstlicher, asiatisch angehauchter Poularden-Saté-Spieß, der ganz hervorragend dazu passte.
Meine Begleitung stieg erst beim nächsten Gang mit ein. Der hieß genau wie bei mir Alpen-Saibling und lag in gebratener und gebeizter Form auf einer Auberginen-Lasagne, die allein schon den Weg nach Knittelsheim wert war. Beim österreichischen Fisch des Jahres 2017 zeigte sich der Meister am Herd in Topverfassung. Sicherlich ein Sterne-Gang, bei dem in erster Linie mediterrane Aromen im Vordergrund standen. Mit intensiv schmeckenden Cocktail-Tomatenhälften aus dem Backofen und einem Krustentierschaum zum Niederknien. Süffig, leicht und doch substantiell. Der auf den Punkt gebratene Seesaibling war innen saftig-zart und außen schön kross geraten. Anders kann ein Saiblingsgericht sicher sein – besser wohl kaum! Hier gingen Produktqualität und technische Umsetzung in nahezu perfekter Art und Weise Hand in Hand. Eine geschmacklich sehr ausgereifte Kombination, die harmonische Aromenakkorde am Gaumen hervorrief. Schnörkellos großartig!
Als Zwischengang dann ein geschmacklicher „Down-to-Earth-Grounder“, der es in sich hatte. Das Rucola-Sorbet-Türmchen kam mit knuspriger Sonnensegel-Hippe und nussig-süßer Pinienmasse on top. Bei dieser erfreulichen Kleinigkeit wurde der leicht bittere Rucola-Geschmack mit ein paar frischen Zitrusnoten aufgepeppt und durch die dezente Piniensüße gekonnt abgerundet. Ein sehr gelungener, wiederum sehr mediterran anmutender Gang, der die Geschmacksnerven für das Hauptgericht neu justierte.
Das erste Glas Wein war mittlerweile zur Neige gegangen, also schnell vor dem Hauptgang noch eines nachordern. Die 2014er Chardonnay Spätlese vom Weingut Kleinmann aus Birkweiler (0,1l für 5 Euro) kam mir da gerade recht. Laut Aussage der Hausherrin Petra Dollt hat man Gott sei Dank noch ein paar Flaschen des mittlerweile nicht mehr käuflich zu erwerbenden Rebsaftes im Keller gebunkert. Ein Hammer-Wein – wie geschaffen für mein Stubenküken. Übrigens stand das, was Frau Dollt und ihre Kollegin im Service boten, der Küchenleistung in Nichts nach. Aufmerksames Nachschenken beim Wasser, charmante Erklärungen beim Wein und jede Menge Routine beim Kredenzen der Speisen. Das hatte Stil und sorgte ungemein fürs kulinarische Wohlbefinden.
Das norddeutsche Traditionsgeflügel, dessen Pendant im Elsass bzw. in Baden unter dem Begriff „Mistkrätzerle“ firmiert und dessen Name von der früheren Haltungsform in der Wohnstube herrührt, lag als Brust mit Morchelfüllung und kross gebackener Quader von der Keule auf leicht bissfestem Topinamburgemüse. Perfekt im Gargrad das wunderbar knackige Frühlingsgemüse (Karotten, Bohnen etc.), das für die nötige Frische auf dem Teller sorgte. Das Fleisch des Federviehs war superzart und schön saftig. Zusammen mit dem mit Morcheln verfeinerten Füllsel und der geschmacksintensiven Glace ein absoluter Hochgenuss. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass dies die mit Abstand konzentrierteste Sauce war, die ich seit langem in einem Restaurant vorgesetzt bekam. Der Knittelsheimer Soßen-Gott zeigte mir damit so richtig wo der Hammer hängt. Bei ihm scheinbar auf ganz hohem Niveau. Schnörkellos geil!
Meine Begleitung hatte anstatt dem Stubenküken die Kaiserbarsch-Variante zum Hauptgang. Reduziert in der Anrichtung lag auch hier der Fokus ganz auf dem Geschmack des Meeresbewohners, der ebenfalls erstklassig gebraten und von buntem Frühlingsgemüse als Beilage unterstützt wurde. Da kann man nun diskutieren, ob noch mehr Akrobatik auf dem Teller für mehr Gaumenkitzel gesorgt hätte. Für uns war das alles sehr stimmig und ließ keine Wünsche offen. Ein nahezu perfekt arrangiertes Geschmackserlebnis, das definitiv Sterneniveau hatte.
Und dann war da ja auch noch unser „süßes Erwachen“, das wir uns am Tisch teilten. Frische Fruchtnoten (Rhabarber, Himbeeren, Erdbeeren), intensive Aromen (sagenhaft leckere Vanillemaultäschchen) und süße Versuchungen (Pistazienkugeln) stahlen sich auf dem Teller fast gegenseitig die Schau und sorgten in der Summe für einen rundum harmonischen Nachtischgenuss, der mit einem Gläschen Muskateller von Oliver Zeter (0,1 l für 4 Euro) passend korrespondiert wurde.
In der Summe hat uns der Abend in Knittelsheim sehr gut gefallen. Peter Steverding’s entschlackte Hochküche wurde von einem Service auf Topniveau kongenial ergänzt. Die neue Ausrichtung tut dieser Pfälzer Gourmetadresse so richtig gut, denn Qualität und Zubereitung der Speisen sind auch ohne Stern vom Allerfeinsten. Der „upgedatete“ Isenhof ist nach wie vor ein Ort des kulinarischen Wohlfühlens und Verweilens, der in der Pfalz-Liga der Genüsse einen der vordersten Plätze einnimmt. Und dass diese Art von Küche ihren Preis hat, versteht sich von selbst.
Peter Steverding kocht seit neuestem „schnörkellos gut“. Nicht dass der Herxheimer Herdzauberer jemals schlecht gekocht hätte, aber die gastronomische Ausrichtung seines Isenhofs hat sich seit dem Verzicht auf den Michelin-Stern im vergangenen Jahr merklich geändert. Seit 1995 besaß Steverding ein einsterniges Dauer-Abo beim Guide Michelin. Nun zog er selbst einen Schlussstrich und das aus recht banalem Grund. Sein zweiter Mann in der Küche wollte sich selbständig machen. Der mittlerweile 57jährige Chefkoch wollte keinen neuen Nachfolger ausbilden oder sich mit einem... mehr lesen
4.5 stars -
"Auch ohne Stern vom Allerfeinsten" marcO74Peter Steverding kocht seit neuestem „schnörkellos gut“. Nicht dass der Herxheimer Herdzauberer jemals schlecht gekocht hätte, aber die gastronomische Ausrichtung seines Isenhofs hat sich seit dem Verzicht auf den Michelin-Stern im vergangenen Jahr merklich geändert. Seit 1995 besaß Steverding ein einsterniges Dauer-Abo beim Guide Michelin. Nun zog er selbst einen Schlussstrich und das aus recht banalem Grund. Sein zweiter Mann in der Küche wollte sich selbständig machen. Der mittlerweile 57jährige Chefkoch wollte keinen neuen Nachfolger ausbilden oder sich mit einem
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Ähnlich dem liebevoll wiederhergerichteten Originalschild, sind es die kleinen Details, die das seit Dezember 2016 von Familie Werle betriebene Gasthaus Lamm im Billigheimer Ortskern so besonders machen und es vom üblichen Einheitsbrei gutbürgerlicher Gastwirtschaften doch ein ganzes Stück weit abheben. Man hat sich zum Beispiel die Mühe gemacht, die gut 300 jährige Geschichte des Hauses auf den ersten beiden Seiten der Speisenkarte chronologisch zu skizzieren. Ein erster Hinweis darauf, dass man sich um die historische Bedeutung des Gasthauses für die Ortschaft Billigheim im Klaren ist.
Etliche Renovierungen und unterschiedlichste Nutzungen haben seit dem Bau im Jahre 1708 in der Hauptstraße Nr. 33 stattgefunden, bevor das Gebäude Ende letzten Jahres seine ursprüngliche Bestimmung als Gasthaus wiedererlangte. Eine Färberei für Textilien, ein Fensterbaubetrieb und zum Schluss ein Friseurladen brachten das „Lamm“ - aus gastronomischer Sicht - jahrzehntelang zum Schweigen. Friedel Werle erkannte das Potenzial des in bester Lage vor sich hin dümpelnden Fachwerkhauses und wollte es auf seine alten Tage nochmal so richtig wissen. Mit Hilfe seiner Familie erfüllte sich der ehemalige Eventorganisator und Büffetkoch im Nebenberuf den Traum einer eigenen Gastwirtschaft und hat sehr viel Mühe und Herzblut in dieses Projekt gesteckt.
Die Renovierungsarbeiten dauerten eineinhalb Jahre und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wände und Decken in schlichtem Grau und Weiß, unverputzte Sandsteinwände, rustikal gefliester Boden, hohe Fenster und viel helles Holz beim Mobiliar machen dem Gast das Ankommen leicht. Ein paar auf Leinwand gezogene Schwarzweißfotos früherer Tage von Billigheimer Personen und Traditionen (Purzelmarkt) künden von einem gesunden Maß an heimatlicher Verbundenheit. Lokalkolorit mit Herz, der ganz ohne die falsche Folklore einer touristisch mittlerweile fast übererschlossen wirkenden Pfalz auskommt.
Keine „Elwetritsche“ (Pfälzer Fabelwesen), keine Weindevotionalien im derben Halb-Liter-Maß und auch keine dialektgefärbten Sinnsprüche an der Wand. Stattdessen eine stattliche Sammlung gerahmter Bilder, die teilweise von Ortsansässigen gespendet wurden und die Gäste Anteil an der Ortsgeschichte Billigheims haben lassen. All diese historischen Fotos sind mit einer kleinen Geschichte verbunden, die der Küchenchef bereitwillig zum Besten gibt, wenn der Ansturm vorbei ist und er am Tisch das Gespräch mit seinen Gästen pflegt.
Friedel Werle ist ein Pfälzer Original. Einer, der sein Herz auf der Zunge trägt und gern über Zubereitung und Herkunft der von ihm verwendeten Produkte spricht. Seine Rumpsteaks stammen mittlerweile aus Paraquay, da er mit den Leistungen seines Schlachters aus der Region unzufrieden war und er durch die vorgeschnittenen Tranchen weniger wegwerfen muss. Die Portion des Gastes vom Nachbartisch sah nach imposanten 300 Gramm aus und war mit einer ansehnlichen Menge Schmorzwiebeln ausgestattet. Die Schnitzel kommen bei ihm direkt aus der Pfanne, genau wie die knusprigen Bratkartoffeln.
Die Auswahl an Speisen beschränkt sich im Lamm auf die üblichen Klassiker der Pfälzer Leib- und Seelenküche (Leberknödel, Bratwurst und Co.), typisch deutsche Hausmannskost (Wurstsalat, Winzersteak, Schnitzel und Rumpsteak), ein paar vegetarische Gerichte (Schafskäse, Weißer Käse mit Pellkartoffeln und verlorene Eier) sowie eine nette Auswahl an herzhaften Vespereien für den kleineren Hunger. Insgesamt ein recht überschaubares Angebot mit einigen Varianten bei den Fleischgerichten und einer gästefreundlichen Preispolitik, bei der das Rumpsteak à la Chef (mit Zwiebel und Sauce béarnaise) mit Pommes/Bratkartoffeln und Salat das teuerste Gericht auf der Karte markiert (18,70 Euro). Auf den ersten Blick also nichts Ungewöhnliches, aber der Teufel steckt ja häufig im Zubereitungsdetail.
Auch bei den Getränken wird hier weniger hingelangt als das in vergleichbaren Häusern der Fall ist. Die 2,50 Euro für eine große Flasche Mineralwasser gehen da genauso in Ordnung wie das Viertel Riesling für 2,70 Euro. Dafür bekommt man im benachbarten Elsass nicht einmal einen 0,1l-Fingerhut voll. Die Weine stammen allesamt vom Weingut Bangerth-Rinck aus dem Ortsteil Mühlhofen, also auch kein Bahndammriesling aus der Massenweinhaltung.
Die Entscheidung bzgl. dem Essen fiel mir einfach. Das panierte Schweineschnitzel mit Pilzrahmsauce, Bratkartoffeln und Salat (12,80 Euro) sollte es sein. Während meine Begleitung auf die Suche nach den „verlorenen Eiern“ in Senfsauce ging und sich diesen Uraltklassiker deutscher Hausmannskost mit Salzkartoffeln und Salat (7,40 Euro) schmecken ließ. Die Klopfzeichen in der Küche infolge meiner Schnitzelbestellung verhießen schon einmal gutes. Da sich Meister Werle an jenem Abend die Finger verbrüht hatte, musste sein Küchenkomplize die Sache wuppen.
Zwei schmackig angemachte Beilagensalate später kamen die knusprig in Butterschmalz angebratenen, fein gewürzten „Wiener-Art-Genossen“ an den Tisch. Unter der hervorragenden Pilzsauce, die meiner Beobachtung nach à la minute zubereitet wurde und ein äußerst delikates Pilzaroma verströmte (definitiv keine Fertigsauce aus dem Warmhaltebecken!), versteckten sich gleich zwei Vertreter aus der Gattung der panierten Flachfleischfetzen aus der Oberschale. Diese teilten sich den Teller mit einer ansehnlichen Portion beherzt gewürzter Bratkartoffeln, deren zarte Majoran-Note mir in die Nase stieg. Sicherlich kein Essen für Cholesterin-Asketen. Da wurde ganz schön reingebuttert und dem nicht gerade gesundheitsförderlichen Geschmacksträger Fett gehuldigt. Sei es drum, solche Leib- und Seelengerichte müssen eben auch mal sein. Und wenn sie handwerklich so gut gemacht sind, dann bedeutet das gutbürgerlicher Genuss vom Feinsten. Die Senfsauce, in der die beiden Eier ganz schön verloren wirkten, hatte eine angenehme Säure vom Essig. Die dazu gereichten Salzkartoffeln hatten perfekten Biss und fielen unter die Kategorie „allererste Beilagenwahl“.
Nach einem kleinen Plausch mit Küchenchef Werle, der uns noch auf ein paar anstehende Events, wie beispielsweise das Spare-Ribs-Special und den Smokerfleisch-Abend (vom Schweinenacken), aufmerksam machte, verließen wir das Gasthaus mit dem Gefühl der Zufriedenheit und der Freude über eine neue gute Adresse in unserer Nachbarschaft. Denn, wenn gutbürgerlich, dann bitte so wie im Lamm zu Billigheim, wo gute Qualität auf faire Preise trifft.