Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Geschrieben am 26.05.2018 2018-05-26| Aktualisiert am
26.05.2018
Besucht am 06.05.2018Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 278 EUR
Das japanische Traditionsrestaurant Osaka hat schon lange seinen festen Platz in der Mannheimer Gastronomie gefunden. Seit rund 18 Jahren wird hier am Kaiserring fernöstliche Kochkunst auf ganz besondere Art und Weise zelebriert. Denn hier werden die Gerichte direkt vor den Augen der Gäste auf einem Tischgrill, dem sogenannten Teppanyaki, zubereitet. Besonders bei Freunden asiatisch inspirierter Grillgerichte ist diese Art der Zubereitung sehr beliebt. Dies hat dem Osaka über die Grenzen Mannheims hinaus einen guten Ruf eingebracht. In unserer Region lässt sich eine solche Teppanyaki-Erfahrung eher selten machen, weshalb ich umso gespannter war, die frisch vom Teppan gereichten Preziosen einmal genauer zwischen die Essstäbchen zu nehmen.
Die an eine gutbürgerliche Küche erinnernden, etwas aus der Mode gekommenen Buntglasscheiben verwirren den Neuankömmling. Diese würde man nicht unbedingt einem japanischen Gasthaus zuordnen. Stattdessen weisen rote Papierlaternen und ein japanisches Torii (Holztor) in Miniaturform unmissverständlich den Weg nach drinnen, wo wir ausgesprochen freundlich empfangen und in den extra dafür vorgesehenen Empfangsbereich im hinteren Teil das Gastraumes geführt wurden. Hier ließ man uns ausreichend Zeit, um in Ruhe anzukommen und die reichhaltige Speisenkarte bei einem warmen Reiswein (6,50 Euro) und einem Glas Martini Rosso (4,80 Euro) zu studieren.
Die Karte listete eine ganze Reihe vielsprechender Mehrgangmenüs, die man direkt am heißen Tisch genießen konnte. Je nach Anzahl ihrer Gänge und der verwendeten Zutaten lagen diese preislich zwischen 49 und 83 Euro. Dies mag schon recht ambitioniert klingen, war aber in Anbetracht der hier eingesetzten Edelprodukte wie Hummer, Fasan oder Gänseleber nachvollziehbar kalkuliert. Neben den abwechslungsreichen Menüs, konnte man aus einer Vielzahl von Teppanyaki-Hauptgerichten wählen. Daneben komplettierten diverse Suppen, einige Reis- und Nudelgerichte, Feines vom Robata-Grill sowie eine ordentliche Auswahl an Sushi den äußerst breitgefächerten Speisezettel im Osaka.
Doch bevor wir uns kulinarisch ins Tischgrill-Treiben stürzten, wurden wir mit einem seidig-glänzenden Kimono ausgestattet. Dieser sollte uns gegen Fettspritzer schützen und erleichterte uns ganz nebenbei das Eintauchen in die japanische Esskultur. Wir entschieden uns zweimal für das verlockend klingende Osaka-Menü (70 Euro) sowie die günstigere Edo-Variante (49 Euro). Eine stattliche Preisdifferenz, die uns trotz des beim Edo-Menü fehlenden Hummers und der Seezunge nicht ganz nachvollziehbar erschien.
In gespannter Erwartung nahmen wir unsere Plätze rund um den heißen Tisch ein. Als Durstlöscher fungierten eine Flasche Mineralwasser (6,50 Euro) sowie eine trockene Weißburgunder-Chardonnay-Cuvée vom Weingut Knipser aus Laumersheim (30 Euro die Flasche), die sich als passende Begleitung der überwiegend aus Fisch und Meeresfrüchten bestehenden Menüs entpuppte. Schade, dass der sehr aufmerksam agierende Service beim Nachschenken der Getränke so auf die Tube drückte. Hier hätten wir uns etwas mehr Entschleunigung und weniger Geschäftssinn gewünscht.
Die beiden von einem schmalen Durchgang getrennten Grilltische bildeten eine in sich abgeschlossene Einheit. An ihrer Peripherie fanden bis zu 15 Personen Platz. Wir saßen an schon etwas abgenutzt wirkenden Tischen, die aus einfachen Spanholzplatten gefertigt waren. Zwei Teppanyaki-Köche schnippelten, spachtelten, brutzelten und flambierten fast Rücken an Rücken. Sie waren dabei stets hochkonzentriert und ließen ihre Grillspachteln mit großer Präzision über die heiße Stahlplatte gleiten. Über ihnen thronten etwas antiquiert wirkende Abzugshauben, die, ähnlich wie das gesamte Interieur des Lokals, ihre beste Zeit schon hinter sich hatten. Leider halfen da auch die gereichten Kimonos recht wenig, als der fetthaltige Dunst in unsere Kleider zog.
Auf jedem Platz befanden sich drei Saucen zum Dippen (Soja, Erdnuss, Süß-scharf), eine kleine Schale mit pikant mariniertem Kimchi und die obligatorischen Essstäbchen. Nichts sollte von der nun folgenden Bratkunst ablenken. Doch bevor der Teppanyaki-Meister in Aktion trat, wurden die Vorspeisen gereicht. Eine kleine Sashimi-Auswahl mit rohem Lachs, Surimi und Meerbrasse und eine dick im Tempuramantel frittierte Garnele kamen als erste Leckerbissen aus der Küche, ehe kunstvoll zerteiltes Gemüse (Zucchini, Champignons und Lotus) auf der heißen Platte zischend die Menüfolge eröffnete.
Wir staunten nicht schlecht, mit welcher Akribie unser Koch die mit Knoblauch verfeinerte Margarine auf seine gigantische Herdplatte manövrierte. Wie er die übrig gebliebene Karkasse einer frischen Hummerkrabbe zur Aromatisierung des Öls nutzte, um so die Basis für einen mit Reiswein und Sojasauce verfeinerten Sud zu erstellen. Auf das Grillgemüse folgte Fisch. Genauer gesagt zwei dünne Tranchen Seezunge und etwas Lachs. Anfänglich kommen einem die Portionen vielleicht etwas zu knapp bemessen vor. Aber mit zunehmender Dauer des Menüs weiß man die wohl kalkulierten Mengen zu schätzen.
Nach dem fein gewürzten, aber leider etwas zu trocken ausgefallenen Seezungenfilet, bekamen die Meeresfrüchte eins übergebraten. Die Hummerhälften wurden dabei noch weiter in ihre Einzelteile zerlegt. Das leicht süßlich duftende Fleisch wurde von den Schalen befreit und genau wie die Jakobsmuscheln scharf angebraten. Frühlingszwiebeln, Salz, Pfeffer und ein wenig Sojasauce sorgten für eine subtile Würze, die den frischen Geschmack des Krustentieres in den Vordergrund rückten. Die restlichen Teile des Hummers dünsteten unter eine Art Kupferglocke. Mit einem Extrabesteck konnten wir die Scheren knacken und das geschmacksintensive Innere des Kopfes auspuhlen. Dies stellte zweifellos den kulinarischen Höhepunkt unseres Teppanyaki-Menüs dar.
Die gebratenen Reis- und Nudelbeilagen kamen ebenfalls von der heißen Platte frisch auf unsere Teller, ehe die Vorbereitungen für die Fleischgänge getroffen wurden. Dazwischen durften wir uns an einer umami-würzigen Miso-Suppe erfreuen. Die dünnen, mit gebratenen Champignons gefüllten Scheiben vom Entrecôte, hatten genau wie das in Würfel geschnittene Rinderfilet den perfekten Gargrad erwischt. Letzteres wurde mit hoher Flamme vor unseren Augen flambiert. Kein Wunder, dass uns bei dieser Zubereitungsart ganz warm ums Herz wurde.
Fazit:
Den süßen Schlusspunkt setzte ein einfallsreich aus Pfannkuchenteig kreiertes Dessertmäuschen, das mit seiner Vanille-Eis-Nase und dem süßen Sirup-Mund ein echter Hingucker war. Mit knapp 280 Euro war das für drei Personen kein günstiges Vergnügen. Aber man zahlt hier eben nicht nur für die angebotenen Edelprodukte, sondern in erster Linie für ihre virtuose Art der Zubereitung. Für manche mag das alles nach „mehr Schein als Sein“ klingen, aber den Erlebnisfaktor sollte man im Osaka nicht unterschätzen. Schade nur, dass die Inneneinrichtung so anachronistisch ausfiel. Hier wäre sicherlich noch deutlich Luft nach oben.
Das japanische Traditionsrestaurant Osaka hat schon lange seinen festen Platz in der Mannheimer Gastronomie gefunden. Seit rund 18 Jahren wird hier am Kaiserring fernöstliche Kochkunst auf ganz besondere Art und Weise zelebriert. Denn hier werden die Gerichte direkt vor den Augen der Gäste auf einem Tischgrill, dem sogenannten Teppanyaki, zubereitet. Besonders bei Freunden asiatisch inspirierter Grillgerichte ist diese Art der Zubereitung sehr beliebt. Dies hat dem Osaka über die Grenzen Mannheims hinaus einen guten Ruf eingebracht. In unserer Region lässt... mehr lesen
3.5 stars -
"Alteingesessenes, etwas in die Jahre gekommenes Teppanyaki-Restaurant mit hohem Erlebnischarakter und mindestens genauso hoher Preisgestaltung" marcO74Das japanische Traditionsrestaurant Osaka hat schon lange seinen festen Platz in der Mannheimer Gastronomie gefunden. Seit rund 18 Jahren wird hier am Kaiserring fernöstliche Kochkunst auf ganz besondere Art und Weise zelebriert. Denn hier werden die Gerichte direkt vor den Augen der Gäste auf einem Tischgrill, dem sogenannten Teppanyaki, zubereitet. Besonders bei Freunden asiatisch inspirierter Grillgerichte ist diese Art der Zubereitung sehr beliebt. Dies hat dem Osaka über die Grenzen Mannheims hinaus einen guten Ruf eingebracht. In unserer Region lässt
Geschrieben am 19.05.2018 2018-05-19| Aktualisiert am
19.05.2018
Besucht am 10.03.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 64 EUR
Zumindest in kulinarischer Hinsicht. Denn das vietnamesische Restaurant „Le Cyclo“ befindet sich nicht am Mekong, sondern in Rheinnähe. Genauer gesagt in der Wormser Straße zu Speyer, keine 5 Minuten Fußmarsch vom Altpörtel entfernt. Der Name des Lokals leitet sich übrigens von den dreirädrigen Fahrrad-Taxis, den sogenannten „Cyclos“ ab. Diese sind als Transportmittel in den Städten Südostasiens nach wie vor von großer Bedeutung.
Auf das im Juni 2014 eröffnete, von einer vietnamesischen Familie betriebene Restaurant wurde ich durch einen Bericht im Rhein-Neckar-Gastromagazin „Espresso“ aufmerksam. Rudimentär versprachlichte Schilderungen des dort Erlebten veranlassten etliche Kolumnisten bei Tripadvisor zum fast schon inflationären Gebrauch der Begriffe „authentisch“ und „traditionell“. Da wird man natürlich schnell hellhörig, zumal der letzte Besuch unseres Mannheimer Lieblingsindochinesen „Mémoires d‘ Indochine“ schon länger zurück lag. Da Speyer immer eine Stippvisite wert ist, kehrten wir im Rahmen zweier Ausflüge Mitte März bzw. Ende April beide Male im „Le Cyclo“ ein.
Beim Erstbesuch hatten wir vorsorglich reserviert, was an jenem Samstagabend auch absolut notwendig war, denn wir besetzten die letzten beiden Tische im knapp 50 Sitzplätze umfassenden Gastraum. Man platzierte uns in einem schummrigen Winkel im hinteren Teil des Lokals, was für die Qualität meiner „Beweisfotos“ nicht gerade förderlich war. Für einen romantischen Abend zu zweit mag die omnipräsente Farbe Rot ja ganz dienlich sein, denn sie steht ja bekanntermaßen für Glück und Erfolg. Dass manche damit auch Kommunismus und Revolution verbinden, passt dann eher zur wechselvollen Landesgeschichte Vietnams.
Egal, das Rot der Wände schaffte jedenfalls eine leicht obskure Atmosphäre. Von der Decke baumelten Leuchten im Stil asiatischer Lampions. Die dunkle Bambusverkleidung der Wände (und des Thekenbereichs) und das schwarz lackierte Mobiliar kontrastierten zum helleren Holz des Laminatbodens. Zusammen mit der gläsernen Fensterfront ergab das ein durchaus stimmiges, mit einer gehörigen Portion Asia-Flair versehenes Interieur, das zum Verweilen einlud und ideale Rahmenbedingungen für unsere kulinarische Reise in das Land des aufgehenden Drachens bot.
Kaum hatten wir das kleine Lokal betreten, empfing man uns mit der bekannten asiatischen Freundlichkeit. Den gesamten Abend hindurch fühlten wir uns vom Servicepersonal gut umsorgt. Man bediente uns fürsorglich, beantwortete bereitwillig Fragen zu verschiedenen Gerichten und fragte mehrfach nach, ob denn alles zu unserer Zufriedenheit sei. Dabei agierten die Bedienungen weder aufdringlich noch überengagiert. Sicherlich ein Umstand, der uns schnell ankommen und wohlfühlen ließ.
Auf der ersten Seite der Speisenkarte war vom Einfluss Frankreichs auf die vietnamesische Küche die Rede. Keine Frage, die Grande Nation hat der auf einfachen Zutaten basierenden Landesküche Vietnams gehörig ihren Stempel aufgedrückt. Immerhin brachte die rund 100-jährige Kolonialherrschaft der Franzosen neben Repression, Aufständen und dem verheerenden Indochinakrieg auch eine ganze Reihe interessanter Gerichte hervor.
Aus der zehn Gerichte umfassenden Vorspeisenauswahl entschieden wir uns für das gemischte Programm. Auf der „Entrée-mixte-Platte“ (12,50 Euro) befanden sich jeweils zwei Frühlingsrollen, Wantan und kleine vietnamesische Pfannkuchen (erinnerten an die niederländischen Poffertjes) sowie vier mit Garnelen, Salat und Reisnudeln gefüllte Sommerrollen. Die süßliche, mit Erdnussraspel versehene Dipsauce auf Fischbasis verlieh dem Vorspeisenreigen die nötige Süffigkeit.
Besonders die herzhaften, nach Garnelen und Frühlingszwiebeln schmeckenden Mini-Pfannkuchen (5,50 Euro) hatten es uns angetan, weshalb wir sie als deftigen „Nachtisch“ noch einmal nachorderten. Wir genossen die aus Reismehl hergestellten Vietnam-Crêpes zusammen mit einer leichten, nach Kokosnuss duftenden Nuoc Mam Sauce quasi zum Dessert und verzichteten deshalb auf etwas Süßes.
Bei den Hauptspeisen fiel uns die Entscheidung nicht leicht. Kein Wunder, klangen doch die meisten der zwanzig verschiedenen Hauptgerichte mehr als verlockend. Hinter dem Namen „Bò Bún Chả Giò“ (10,50 Euro) verbarg sich eine Schale mit kurzgebratenen Rinderfiletstreifen und frittierten vietnamesischen Frühlingsrollen auf Reisnudeln bzw. Salat. Das lauwarm servierte Gericht wurde am Tisch mit Nuoc Mam Sauce übergossen. Es hatte eine schöne Koriander-Note, war mit Erdnuss- und Karottenklein verfeinert und ergab auch texturell ein in sich stimmiges Gesamtbild. Meine Begleitung war jedenfalls hochzufrieden damit.
Die krossfrittierten, in Stücke geschnittenen Frühlingsrollen ließen es im Mund ordentlich krachen, während die zarten Streifen vom Rinderfilet und die geschmeidigen Reisnudeln für ein eher samtiges Mundgefühl sorgten. Eine ganze Schüssel voll „umami“ hatte auch mein „Tôm Bún Chả Giò“ (11.50 Euro) zu bieten. Im Prinzip handelte es sich um das gleiche Gericht, nur wurden hier die Rinderfiletstreifen durch gebratene Garnelen ersetzt. Beide Hauptgerichte überzeugten uns auf ganzer Linie und wir hätten gerne noch ein wenig mehr davon in der Schale gehabt. Zugegeben, die Portionsgröße hätte an dieser Stelle etwas üppiger ausfallen dürfen.
Das empfanden wir als nicht besonders schlimm, konnten wir das Restvolumen unserer Mägen mit einem frischen Nachgang sinnvoll füllen. Knusprige, von grünen Klebreisflocken ummantelte Riesengarnelen standen zusammen mit einem frischen Pomelo-Salat (13,50 Euro) auf der „Menu Spécial“ genannten Empfehlungskarte. Die in der asiatischen Küche verbreitete, sehr fruchtig schmeckende Pampelmusenart wurde dank Karotten, frischer Minze, Limette, Chili, Ingwer und Erdnüssen zum einem sommerlich-frischen Geschmackserlebnis erhoben. Die hausgemachte Nuoc Mam Sauce war die Basis für das süßsäuerliche Dressing, das den Teller harmonisch abrundete.
Als wir das „Le Cyclo“ an einem Montagmittag Ende April besuchten, schien der Ansturm auf den Mittagstisch schon abgeflaut und wir ließen es uns bei frittierten Crevetten (7,50 Euro), gebratenen Schweinerippchen (6,50 Euro) von der Mittagskarte und Udon-Nudeln mit Tofu aus dem Wok (10,50 Euro) so richtig gut gehen. Auch an jenem Mittag mundete uns die einfache, aber äußerst schmackhafte Viet-Küche und verschaffte uns ein kleines Break vom Alltag, das man sich ja auch mal unter der Woche gönnen sollte. Auf meinen mit Zitronengras, Soja und Frühlingszwiebeln gewürzten Rippchen lag noch ein Spiegelei. Der Reis befand sich darunter. Alles in allem ein unkompliziertes, aber appetitlich zubereitetes Tellergericht, das gut sättigte.
Für die Flasche Selters Classic wurden stolze 5,80 Euro berechnet. Das süffige Saigon-Bier aus der 0,33l-Flasche schlug mit 3,80 Euro zu Buche, genau wie der Maracuja-Saft (0,4 l). Die Getränkepreise sind für kleinstädtische Verhältnisse schon am oberen Rand kalkuliert. Dass die Domstadt Speyer primär vom Tourismus lebt, merkt man nicht nur an ihrer hohen Restaurantdichte, sondern eben auch an den sportlichen Wasserpreisen. Trotzdem kein Grund, die Kaiserstadt nicht öfter zu besuchen. Und auch im „Cyclo“ werden wir sicherlich mal wieder auf Asia-Reise gehen.
Zumindest in kulinarischer Hinsicht. Denn das vietnamesische Restaurant „Le Cyclo“ befindet sich nicht am Mekong, sondern in Rheinnähe. Genauer gesagt in der Wormser Straße zu Speyer, keine 5 Minuten Fußmarsch vom Altpörtel entfernt. Der Name des Lokals leitet sich übrigens von den dreirädrigen Fahrrad-Taxis, den sogenannten „Cyclos“ ab. Diese sind als Transportmittel in den Städten Südostasiens nach wie vor von großer Bedeutung.
Auf das im Juni 2014 eröffnete, von einer vietnamesischen Familie betriebene Restaurant wurde ich durch einen Bericht im Rhein-Neckar-Gastromagazin... mehr lesen
Le Cyclo
Le Cyclo€-€€€Restaurant06232 6845877Wormser Straße 23, 67346 Speyer
4.0 stars -
"I was in ‘Nam…!" marcO74Zumindest in kulinarischer Hinsicht. Denn das vietnamesische Restaurant „Le Cyclo“ befindet sich nicht am Mekong, sondern in Rheinnähe. Genauer gesagt in der Wormser Straße zu Speyer, keine 5 Minuten Fußmarsch vom Altpörtel entfernt. Der Name des Lokals leitet sich übrigens von den dreirädrigen Fahrrad-Taxis, den sogenannten „Cyclos“ ab. Diese sind als Transportmittel in den Städten Südostasiens nach wie vor von großer Bedeutung.
Auf das im Juni 2014 eröffnete, von einer vietnamesischen Familie betriebene Restaurant wurde ich durch einen Bericht im Rhein-Neckar-Gastromagazin
Geschrieben am 10.05.2018 2018-05-10| Aktualisiert am
10.05.2018
Besucht am 03.05.2018Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Der Betreiber vom „Scheibenhardt“ und ehemalige Sternekoch der Villa Hammerschmiede Leonhard Bader hat sich im Karlsruher Stadtteil Rüppurr einen Kindheitstraum erfüllt. Seit April 2017 tischt er in seinem „Wirtshaus“ saftige Fleischspeisen zu nicht minder gepfefferten Preisen auf. Bemüht um bestbürgerliche Verkostung verzichtet Bader beim Interieur auf die übliche Gasthaus-Folklore und setzt voll auf Retro-Chic. Dem neuen Michelin-Führer war das Ganze einen Teller für „eine Küche mit guter Qualität“ wert. Dem Erstbesuch Anfang Februar diesen Jahres folgte rund drei Monate später ein zweiter mit esskräftiger Unterstützung der Wörther Schlemmerboys. Hier nun der Versuch, aus beiden Erlebnissen einen möglichst detaillierten Rezensions-Eintopf zu köcheln.
Leonhard Bader schuf hier, wo früher anständige italienische Kost serviert wurde, eine gediegene Schmankerlstube, deren Ruf auch die linksrheinischen Freunde ehrlicher, handwerklich sauber gekochter Traditionsküche aufhorchen ließ. Kein Wunder, gehörte doch Bayern dank König Maximilian I. viele Jahre lang zur Pfalz. Oder war es umgekehrt? Egal, ein Antrittsbesuch in Baders Fleischkost-Komplex war also nur noch eine Frage der Zeit und der Abstecher in die Rastatter Straße längst überfällig.
Die Vita des Inhabers habe ich schon bei meinem Scheibenhardt-Bericht vom November 2016 ausreichend beleuchtet. Als passionierter Wurstmacher brachte Bader bereits im letzten Jahr deftige Schmankerl unter Golfer und Karlsruher Geldadel, indem er eine rustikale Alpen-Hütte auf dem Hofgut Scheibenhardt installierte. Vielleicht reifte da sein Konzept für ein zünftiges Wirtshaus bajuwarischer Tradition, das der Karlsruher Karnivoren-Kaste noch gefehlt hat.
„Badenziosen“ wie Schäufele, Flädle, Bubespitzle und Co. haben ihren Platz auf der gutbürgerlichen Speisenkarte eingebüßt. Dafür locken Altmünchner Brez’nsuppe, knuspriger Schweinsbraten (immer aus der ganzen Schulter zubereitet) und G’röstl mit Blutwurst. Bader, für den es „nichts Besseres gibt als einfach was Guads“, bietet eine herzerwärmende Erinnerungsküche mit viel selbst verwursteten Schweinereien, die sich nicht selten auf Omas Rezepturen stützen. Nostalgie meets Zeitgeist. Unser neuer Heimatminister wäre sicherlich genauso begeistert wie der auf regionale Spezialitäten versessene Fleischvernichter.
Der weiträumige, lediglich von einer massiv wirkenden Stützsäule unterbrochene Gastraum wirkte wenig gemütlich. Zu großflächig, zu saalartig schien die Räumlichkeit angelegt. Ich schätzte allein für die Gast“stube“ gute 130 Sitzplätze. Da half auch die auf Behaglichkeit herunter gedimmte Beleuchtung am Abend recht wenig. Für gemütliche Wirsthaus-Atmosphäre war das Ganze eine Spur zu wuchtig angelegt, das stand schon frühzeitig fest.
Und dabei hatte man sicherlich viele Gedanken in die Raumgestaltung investiert. Dunkles Holzlaminat wertete den Boden auf. In weißes Leinen gehüllte Tische sorgten für kultivierte Tischverhältnisse, auch wenn die abwischbare, weiße Tischfolie den noblen Eindruck ein wenig schmälerte. Rechterhand befand sich der stattliche Ausschankbereich. Unweit davon beschwörten ein paar rustikale, an Bierbänke erinnernde Sitzgelegenheiten eine gediegene Festzeltatmosphäre.
Im eigentlichen Gastraum reihten sich die sauber eingedeckten Tische sehr dicht aneinander. Für unseren Geschmack schienen die Tischabstände zu knapp bemessen. Auf dem Weg zu den Toiletten ging es rechts an einer separaten Fleischreifekammer mit Glasfenster vorbei. Nicht nur für Freunde des trockengereiften Porterhouse-Steaks ein veritabler Blickfang.
Das Wort „unkonventionell“ wäre bezüglich der Deckenbeleuchtung doch ziemlich untertrieben. Mehrere Systeme aus sternförmig angeordneten, an der Decke befestigten Messingrohren, an deren abgeknickten Enden die blanken Glühbirnen herabbaumelten, zierten den Speisesaal. Modern? Ja klar. Stylish-urban? Auf jeden Fall. Passend zur übrigen Einrichtung? Wohl eher eine Geschmacksfrage, die jeder für sich selbst beantworten sollte. Gleiches traf auch auf das etwas unbeholfen wirkende Ensemble aus bis zur Decke reichenden Birkenstämmen zu. Neben dem puristisch anmutenden Fake-Kamin, über dem ein ausgestopfter Hirschkopf thronte, strapazierten Schaukelstuhl und Tierfellteppich unser Geschmacksempfinden in Sachen Innenausstattung etwas über Gebühr.
Da gefielen mir die nüchtern gerahmten Schwarzweiß-Fotos mit Alpen-Motiven an der Wand schon besser. Vielleicht war ja gewollt, dass nicht alle von ihnen ganz gerade hingen. Mittels indirekter Beleuchtung wurden diese deutlich subtiler wirkenden Dekorationselemente gekonnt in Szene gesetzt. Die rotweißkarierten Sitzpolster nahmen den seriös wirkenden Holzstühlen das Formelle. Plastikblumen und Teelichter dekorierten etwas zu dürftig die Tische.
Junges Servicepersonal war entsprechend der Raumkapazität ausreichend vorhanden, so dass es nicht lange dauerte, ehe wir nach der Zuweisung unseres Platzes, die Speisenkarten in den Händen hielten. Tagesempfehlungen und ausgegangene Gerichte wurden mündlich ergänzt. Auf Rückfragen wurde eher schlecht als recht mit geschäftstüchtiger Nettigkeit reagiert. Leider mussten wir diese vordergründige, aufgesetzt wirkende Freundlichkeit bei beiden weiblichen Bedienungen feststellen. Auf die Rückfrage, warum das bestellte Bärlauch-Schmalztöpferl nicht als Amuse vorweg serviert wurde, sondern zeitgleich mit den Vorspeisensuppen, bekamen wir fadenscheinige Erklärungen mit schnippischem Unterton zu hören. Kein geschultes Fachpersonal, das uns da bediente. Soviel war schnell klar.
Das Speisenangebot, das sich auf drei zusammengehefteten DIN-A4-Seiten wiederfand, listete eine ganze Reihe herzhafter, mal mehr, mal weniger saisonal beeinflusster Gerichte für den kleinen und großen Hunger. Neben ein paar „Mongdratzerl“ (Kleinigkeiten) zum Bier – darunter auch das bereits erwähnte Schmalztöpferl – offerierte man ein gutes halbes Dutzend verlockender Vorspeisen (Südtiroler Speckbrettl, Kartoffel-Spargelsalat, handgeschnittenes Rindertartar, Obatzda und lauwarmer Stangenspargel), ein paar appetitlich klingende Suppen (Altmünchner Brez’nsuppe, Spargelcreme- und Bärlauchschaumsuppe), fleischlastige Schmankerl (knuspriger Schweinebraten, Cordon Bleu vom Jungschwein, Münchner Schnitzel mit Brez’nkruste, Kalbsleber vom Grill und das originale Wiener Schnitzel), selbstproduzierte Wurstspezialitäten (Münchner Milzwurst in Butter gebraten, Baders kälberne Weißwürste und Fleischkäse vom Grill) sowie ein mindestens sechs Wochen in der gläsernen Kammer gereiftes, 300 Gramm schweres Rib-Eye- oder Rumpsteak. Letzteres kam in Begleitung von Pommes frites, Kräuterbutter und kleinem Salat und war mit 32,90 Euro das teuerste Gericht auf der Karte. Ansonsten lag man bei den Hauptgerichten knapp unterhalb der 20-Euro-Marke, was bei der gebotenen Hausmannskost schon etwas höherpreisig anmutete. Das in Butter gebratene Kalbsschnitzel, welches als Klassiker des Hauses gilt, schlug mit stolzen 25 Euro zu Buche.
Auf der dritten Seite dann noch mal eine mir etwas überdimensioniert erscheinende Auswahl an Tagesempfehlungen (???), die neben den derzeit obligatorischen Spargelgerichten auch kulinarische „Schweinereien“ wie beispielsweise gebackenes Schweinskotelett, Medaillons vom Schweinefilet und Blutwurst-G’röstl listeten und den Karnivoren Glückseligkeit versprachen. Mit Ochsenfetzen vom Filet, Rinderragout und dem 48 Stunden lang geschmorten Ochsenschwanz wurde die Palette mit herzhaften Soßengerichten ergänzt. Letztere waren saisonbedingt auf der winterlichen Empfehlungskarte, während bei unserem Besuch im Mai vorwiegend dem Königsgemüse in verschiedensten Zubereitungsarten und Kompositionen gehuldigt wurde.
Da wir das Restaurant an einem Donnerstagabend besuchten, gab es zusätzlich noch eine Seite mit „inneren Werten“ zu dem an sich schon sehr umfangreichen Speiseprogramm. Im Eingangstext wurde unserer Meinung nach etwas zu dick aufgetragen, wenn da von „schlachtfrischen Innereien, wie man sie aus früheren Zeiten kennt“ werbewirksam geschrieben stand. Warum man an einem eher mäßig besuchten Abend, an dem lediglich 6 bis 7 Tische belegt waren, noch elf (!!!) weitere Gerichte mit „schlachtfrischen“ Innereien auf einer Zusatzkarte anbieten muss, hat sich uns nicht erschlossen. Dass da selbstverständlich mit vakuumierten bzw. tiefgekühlten Zutaten gearbeitet wird, ist nicht nur logisch, sondern auch sinnvoll, da es sonst die reinste Verschwendung wäre. Den Gästen das Ganze dann aber als „schlachtfrisch“ zu verkaufen, ist mehr als hanebüchen. Gebratene Ochsenhoden („weiße Niernderln“), Kutteln in Veltlinersauce, gebackenes Lammbries, gesottene Kalbszunge, in Butter gebratenes Kalbsherz und der in der Brez’nkruste gebackene Kuheuter stehen zugegebenermaßen nicht auf jeder Wirtshauskarte. Aber warum muss man hier auf Teufel komm raus den Eindruck erwecken, dass alles direkt vom Schlachthof auf den Teller wandert? Außerdem fragt man sich, wem ein solch reichhaltiges Angebot nützt. Auf keinem einzigen Tisch landete an unserem Besuchsabend ein Innereiengericht. Mit einer reduzierteren Auswahl würde es doch auch gehen. Und man würde glaubhafter wirken.
Bei unserem Besuch im Winter verzichteten wir auf eine alkoholisch basierte Flüssigkeitsaufnahme und orderten eine frisch-perlende Holunderblütenschorle (3,90 Euro) sowie eine Flasche Peterstaler Mineralwasser (0,75 Liter für urbane 5,80 Euro). Damals knurrte uns der Magen nach dem Besuch des Badischen Staatstheaters und wir kehrten recht spontan bzw. zu recht später Stunde (gegen 21.30 Uhr) in Baders wenig badischem Wirtshaus ein.
Meine Begleitung hatte sich damals für die Maultaschen in der Hauptgerichtsversion (14,90 Euro) entschieden. Diese wurden in einer kleinen Cocotte mit Schmelzzwiebeln und einem lauwarmen Kartoffel-Gurkensalat serviert. Letzteren hatte man ganz unten im Töpfchen versteckt. Die dunkle Bockbiersauce (Erdinger Pikantus) wurde dazu à part gereicht. Bei selbstgemachten Maultaschen ist die Erwartungshaltung bzgl. der Füllung immer recht hoch. Und auch Leonhard Bader weiß, wie man solche Schwaben-Dumplings korrekt befüllt, denn seine fein gewürzte Masse aus Hack, Brät, Zwiebeln, Spinat und eingeweichten Semmeln hatte ordentlich Schmackes. Die deftige Biersauce sorgte für ausreichende Süffigkeit, während sich die feine Essig-Note des Kartoffel-Gurkensalats für den säuerlichen Akzent verantwortlich zeigte. Von der Portionsgröße her nicht übertrieben, waren sie ein durchaus gelungenes Beispiel für handwerklich einwandfrei zubereitete Hausmannskost wie man sie in Baden bzw. im Schwabenland nicht nur an Gründonnerstag und Karfreitag zu schätzen weiß.
Damals beim Erstbesuch entschied ich mich für das Cordon Bleu vom Jungschwein (18,90 Euro), das mit gekochtem Honigschinken und Bergkäse gefüllt war und von einer separat im Saucentöpfchen servierten Pilz-Rahm-Sauce begleitet wurde. Das größte Manko schon damals: die fehlende Würze des von krosser Panade umgebenen Schweinerückens. Auch löste sich der wie frittiert wirkende Bröselteppich zu schnell und viel zu leicht vom im klassischen Schmetterlingsschnitt dargebotenen Fleischkern. Zudem steuerten der sehr zahme Bergkäse und der viel zu milde Honigschinken kaum deftige Geschmacknoten bei und so hielt sich der Aromengewinn, den die Füllung vorab versprach, doch arg in Grenzen. Das Gericht kam nicht über das Niveau eines Durchschnitts-Cordon-Bleus, wie man es in den meisten Gastwirtschaften gutbürgerlicher Gesinnung erhält, hinaus. Jedoch mit dem Unterschied, dass es hier deutlich mehr kostete. Die durchaus vorhandene Fleischqualität kam aufgrund der Zubereitungsart nicht wirklich voll zum Tragen. Da konnte es auch die mit feiner Sherry-Note versehene Pilzrahmsoße nicht rausreißen.
Bei unserer Versammlung der anonymen Wörther Kulinariker Anfang Mai, wollte ich mit meinen drei Kollegen einen zünftigen Wirtshaus-Abend verbringen, wohlwissend dass die eingefleischten Schlemmerboys bei der reichhaltigen Auswahl an Schweinereien hier sicherlich fündig werden würde. Der warmen Witterung war die erfrischende Holunderblütenschorle geschuldet. Diese füllte ich mit etwas Mineralwasser noch auf, da sie mir ein wenig zu süß war. Meine Kollegen blieben in der Mehrzahl beim Wasser. Lediglich der mir gegenüber sitzende Bacchus-Jünger bestellte sich seinen Rebsaft glasweise.
Das Bärlauch-Schmalztöpferl (3,90 Euro) sollte eigentlich als kleiner Appetithappen vorweg kommen, wurde dann aber – wie schon erwähnt – zusammen mit den Vorspeisensuppen serviert. Leider entpuppte sich das auf der Karte erwähnte „frische Holzofenbrot“ als ziemlich trockene Angelegenheit, die auf eine längere „Liegezeit“ schließen ließ. Außerdem hatte das Schmalztöpferl eine eher mousse-artige Konsistenz und wurde mit zunehmender Dauer immer flüssiger. Den Bärlauch schmeckte man zwar deutlich heraus, aber ansonsten hatte der Aufstrich wenig „Schmalziges“. Wäre es ein Gruß aus der Küche gewesen, hätte ich über die recht eindimensional mundende Fettcreme kein großes Aufhebens gemacht. So war sie ein unnötiger Begleiter unserer Suppen, die keinem am Tisch einen Nachschlag abtrotzte und demnach relativ unverbraucht den Weg zurück in die Küche antrat.
Der Kollege gegenüber von mir hatte sich für die Altmünchner Brez’nsuppe (5 Euro), die in keinem bayrischen Wirtshaus fehlen darf, entschieden. Diese wurde mit ordentlich Einlagenmaterial geliefert. Zwischen dem „Brezelklein“ waren noch Röstzwiebeln und Schnittlauch auszumachen, welche der klaren Rinderbrühe zusätzlich Geschmack verliehen. Das war schon eine ansehnliche Portion, die üppig bemessen die kleine Porzellanschüssel füllte und ganz schön auf Sättigung setzte.
Genau wie mein Kollege, empfand auch ich die Bärlauchschaumsuppe (6,50 Euro) übertrieben salzig. Da hatte man versucht, die fehlende Bärlauchwürze durch übermäßigen Einsatz von Brühe wettzumachen. Die darin schwimmenden Croutons und das in homöopathischer Dosis verabreichte Lachsstückchen hatten geschmacklich keine Chance und gingen auch im übertragenen Sinne regelrecht unter. Auch von Schaum konnte übrigens keine Rede sein. Die Mühe, da noch einmal kurz vorher den Stabmixer rein zu halten, hatte man sich sichtlich gespart.
Lediglich ein Kollege hielt sich nicht an die interne Flüssigvorspeisenregelung und orderte die „legendären Fleischküchle“ (so stehen sie in der Karte) in der kleineren Vorwegversion (6,90 Euro). Genauer gesagt handelte es sich dabei um ein stattliches Fleischpflanzerl, das von ausreichend dunkler Biersauce und Kartoffel-Gurkensalat flankiert wurde. Als Vorspeise war das von der Portionsgröße her schon eine richtige Hausnummer. Nun hat das Bader’sche Wirtshaus noch nicht einmal ein Jahr geöffnet und schon hängt man hier einem Gericht den Legendenstatus an. Etwas übertrieben, wie der auf Wurst- und Fleischwaren spezialisierte Hobbykoch knapp urteilte, denn die Frikadellen bewegten sich geschmacklich auf Normalniveau. Trotzdem war das ein in sich stimmiger, süffiger Hausmannskostteller, dessen würzig-säuerliche Aromen gut ineinander griffen.
Bei den Hauptgängen verzichteten wir auf den ganzen vegetarischen Schnickschnack und gaben uns mit zweimal Cordon Bleu (18,90 Euro), einmal Ochsenfetzen (18,90 Euro) und einmal Schweinemedaillons (16,50 Euro) zufrieden. Lediglich eine Portion Stangenspargel ließen wir saisonbedingt in der Tischmitte platzieren. Soweit ich mich erinnere, wurden diese vom Ochsenfiletfutzi im Solo erfuttert. Die Anhänger des „blauen Bandes“ zeigten sich wenig begeistert von der Würze ihres panierten, mit Käse und Schinken gefüllten Schweineschnitzels. Da deckten sich ihre Beobachtungen mit den von mir festgestellten „Ungereimtheiten“ in Sachen Panade, Würzung und Innenausstattung. „Nach Art der hohen Kochkunst“, wie sie früher mit dem Zusatz „à la cordon bleu“ bezeichnet wurde, war das nun wirklich nicht.
Meine drei Schweinefiletmedaillons wurden zusammen mit den hausgemachten Eierspätzle und den Speckbohnen in einer Cocotte serviert. Das kurzgebratene Fleisch von der Schweinelende war tadellos gewürzt und fiel schön saftig aus. Die Speckbohnen hatten noch leichten Biss und die gelben, kurz vorher durch eine Presse ins heiße Wasser gedrückten Spätzle schmeckten ebenfalls ganz ausgezeichnet. Leider waren sie von der Menge her so dürftig kalkuliert, dass ich noch eine kleine Portion nachordern musste. Die weiße Pfeffersauce hatte zwar ordentlich Wumms, kam aber schon in lauwarmem Zustand an den Tisch. Sie geriet bei abnehmender Temperatur immer mehr ins Stocken, was ihr zu Recht den Ruf einer Mehlpampe einbrachte. Geschmacklich war sie dennoch besser als sie aussah. Auch bei diesem Gericht waren es also die Kleinigkeiten, die den Genuss ein wenig einschränkten.
Die Filetfetzen vom Ochsen schwammen in einer hellen Sauce – meiner weißen Pfeffersauce nicht unähnlich – und wurden von Bratkartoffeln und einem kleinen Salatteller begleitet. Sinnbildlich auch für dieses Gericht war die Tatsache, dass mein Gegenüber besonders für den hervorragend angemachten Beilagensalat lobende Worte fand. Warum man hier nicht auf eine kräftige dunkle Jus setzte, erschloss sich mir nicht. Ob das Fleisch tatsächlich vom Filet stammte, war für mich nicht mehr schmeckbar, da es schon beim Auftragen in der Sauce schwamm und dadurch sein letztes bisschen Medium eingebüßt hatte. Hätte man die Tunke à part serviert, wäre dem Filetgedanken eher Rechnung getragen worden.
Apropos Rechnung. Auch da hielten wir uns an die gute deutsche Sitte, die Kosten für das Mahl zu splitten. Unsere Bedienung zeigte dabei Defizite im Umgang mit der Abkassier-Software und erleichterte meinen Kollegen, der zuerst bezahlte, fälschlicherweise um zwei Hauptgänge. Druckt man die Rechnungen vorher aus und überprüft diese bevor man zum Kassieren an den Tisch tritt, lassen sich peinliche Rechenfehler von vornherein minimieren. Dass nur zwei von uns ihre Rechnung in gedruckter Form ausgehändigt bekamen, sprach auch nicht unbedingt für eine souveräne Serviceleistung.
Und so kamen wir nach zwei gelungenen Passionsfruchtsorbets (je Kugel 2,30 Euro) und einem Vanille-Eis mit heißen Himbeeren (6,90 Euro) zu einem insgesamt eher durchwachsenen Resümee. Weniger wäre in Baders Wirtshaus sicherlich mehr. Eine Verschlankung des Speiseangebots könnte die bodenständige, aus qualitativ guten Zutaten gefertigte Erinnerungsküche noch aufwerten. Weniger Sitzplätze, die neben einem gemütlicheren Ambiente, auch den Personalaufwand verringern würden, täten dem Wirtshaus gut. Genau wie ein wenig mehr Bodenhaftung bei den Flaschenweinpreisen. Klar, dass hier keine Pfälzer Verhältnisse zu erwarten waren, aber das Gesamtpaket muss bei den Preisen einfach noch stimmiger werden. Man darf also gespannt sein, wie sich das Zweitlokal des Herrn Bader entwickelt. Für gute Hausmannskost braucht es jedenfalls keine Fahrt über den Rhein. Keine wirklich neue Erkenntnis für uns Pfälzer Schlemmerboys!
Der Betreiber vom „Scheibenhardt“ und ehemalige Sternekoch der Villa Hammerschmiede Leonhard Bader hat sich im Karlsruher Stadtteil Rüppurr einen Kindheitstraum erfüllt. Seit April 2017 tischt er in seinem „Wirtshaus“ saftige Fleischspeisen zu nicht minder gepfefferten Preisen auf. Bemüht um bestbürgerliche Verkostung verzichtet Bader beim Interieur auf die übliche Gasthaus-Folklore und setzt voll auf Retro-Chic. Dem neuen Michelin-Führer war das Ganze einen Teller für „eine Küche mit guter Qualität“ wert. Dem Erstbesuch Anfang Februar diesen Jahres folgte rund drei Monate später... mehr lesen
Baders Wirtshaus
Baders Wirtshaus€-€€€Restaurant0721 98920989Rastatter Straße 23, 76199 Karlsruhe
3.0 stars -
"Bodenständig zubereitete Erinnerungsküche, bescheidene Serviceleistungen und ein eher schwaches PLV sorgen in Baders Fleischkost-Komplex für mehr Tiefen als Höhen" marcO74Der Betreiber vom „Scheibenhardt“ und ehemalige Sternekoch der Villa Hammerschmiede Leonhard Bader hat sich im Karlsruher Stadtteil Rüppurr einen Kindheitstraum erfüllt. Seit April 2017 tischt er in seinem „Wirtshaus“ saftige Fleischspeisen zu nicht minder gepfefferten Preisen auf. Bemüht um bestbürgerliche Verkostung verzichtet Bader beim Interieur auf die übliche Gasthaus-Folklore und setzt voll auf Retro-Chic. Dem neuen Michelin-Führer war das Ganze einen Teller für „eine Küche mit guter Qualität“ wert. Dem Erstbesuch Anfang Februar diesen Jahres folgte rund drei Monate später
Besucht am 23.01.2018Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 12 EUR
Als vor etwa fünf Jahren das Restaurant „Mediterran“ im neugebauten, graugetünchten Clubhaus des VFB 05 Knielingen sein deutsch-kroatisches Angebot unterbreitete, statteten wir den Betreibern des vorher in der Karlsruher Oststadt ansässigen „Georg-Friedrich“ (so hieß die Balkan-Gastro früher) öfter mal einen Besuch ab. Damals zog es uns sogar im Rahmen eines Kollegium-Essens in das großräumige Innere der Vereinsgaststätte. Täglich wechselnder Mittagstisch und ein ausreichendes Parkplatzangebot ließen uns den kurzen Weg über den Rhein regelmäßig zurücklegen. Von der stets sehr umsichtig agierenden Servicechefin Anna – wie könnte sie auch anders heißen? – wurden wir immer einwandfrei bedient.
Vielleicht besuchte ich die im Sportpark Knielingen beheimatete Clubhaus-Gastro anfangs etwas zu häufig. Jedenfalls hatte ich die fleischlastigen Grillteller recht schnell über und ließ mich dort ein paar Jahre lang nicht mehr blicken. Auch die leicht schwächelnde Qualität schien meinen anfänglichen Enthusiasmus nicht gerade zu befeuern und so kam es, dass mich erst der Ruhetag des lediglich 600 Meter entfernten Knielinger Fischerhauses zu einem kulinarischen Comeback zwang. Dort angekommen, war es fast schon beruhigend festzustellen, dass sich am Interieur der Gastwirtschaft kaum etwas geändert hatte.
Das Lokal befindet sich in der ersten Etage des großangelegten Clubhauses. Schon beim Erklimmen der wenigen Treppenstufen kündet ein penetranter Grilldunst von rustikaler Brutzelpräsenz. Durch eine Glastür geht es auf dunklen Fliesen in den großzügig eingeteilten Gastraum, dessen nüchterne Ausstattung schon damals keine besonders gemütliche Atmosphäre erzeugte. Einfache, teilweise in grau gehaltene Holzstühle mit Polsterunterlage standen um sauber eingedeckte Tische, deren weißes Leinen zusätzlich von grauen Tischläufern überzogen war. Eine steife, geradezu förmliche Szenerie, die eine völlig unsinnige Distanz zur mediterranen Geselligkeit kreierte. Da war der Name definitiv kein Programm.
Aufgestellte Papierservietten, sparsame Blumendeko, kleine Salz- und Pfeffergefäße, die der allgemeinen Zerstreuung dienten, sowie unscheinbar wirkende, silberne Kerzenständer mit weißem Wachslicht beherrschten die Tischlandschaft. Der weitläufige Speisesaal wurde von ein paar raumteilenden Elementen (Olivenbäume in großen Kübeln, hölzerne Sichtschutz-Aufsteller) durchzogen, die für etwas mehr Wohnlichkeit sorgen sollten. Leider erhellte der eher spärliche Lichteinfall von draußen das Innere des Lokals nicht ausreichend, was die zylinderförmigen Deckenleuchten selbst zur Mittagszeit brennen ließ.
Ein Makel, der zur warmen Jahreszeit nicht besonders ins Gewicht fiel. Da lockte nämlich die gemütliche Sommerterrasse mit Blick auf das gepflegte Grün des Fußballrasens. Besonders die Weizenbierfraktion mit Freiluftambition tat sich hier gütlich an Schnitzel, Burger und Co. Auch wir saßen hier im Sommer 2013 ab und an, genossen die bierselige Ausflugsidylle und füllten unsere Mägen mit deftiger Balkankost ohne größeres Lamento.
Auf Nachfrage bei der männlichen Bedienung, wo denn Serviceleiterin Anna abgeblieben sei, wurde ein kurzes „schon seit zwei Jahren nicht mehr da“ sehr zeiteffizient übermittelt. Der junge Mann wurde von einer noch jüngeren, weiblichen Servicekraft unterstützt, was in Anbetracht der großen Zahl an Mittagsgästen auch notwendig war. Der Patrone stand als graue Ausschankeminenz hinter dem Tresen und befüllte die Gläser.
Zwischen Handwerkern im Montage-Outfit tummelten sich auch ein paar Jackett-Träger mittleren Alters. Der hohe Anteil an männlichen Gästen war wohl der kulinarischen Ausrichtung der Lokalität geschuldet. Die Fleischküche Südosteuropas ist wohl eine der letzten gastronomischen Männerbastionen. Neben der ausgehungerten, auf ein schnelles Mittagessen vorbeieilenden Arbeiterschicht waren es vor allem Pensionäre, die den Gastraum bevölkerten.
Die umfangreich angelegte Speisenkarte zum Aufklappen listet sage und schreibe 115 (!!!) verschiedene Gerichte deutscher bzw. süd(ost)europäischer Provenienz. Da locken mediterrane Antipasti, panierte Calamaretti und gefüllte Champignons im Vorspeisenprogramm. Eine knappe Handvoll Suppen und ein Dutzend Salate stehen zusätzlich bereit, ehe der Grill über die Hauptspeisen gebietet. Die rustikalisierte Auswahl für Chefcarnivoren reicht von Pola-Pola über Hacksteak bis hin zum Pfefferrahm-Gyros. Lamm, Schwein, Rind, Pute - alles wird über glühenden Kohlen zubereitet. Keine Fleischfantasie soll hier unbefriedigt bleiben. Und wem selbst das nicht reicht, der greift alternativ zu Altbewährtem. Diverse Schnitzel- und Rumpsteakvariationen, Pfannengerichte und Riesenburger klingen dabei genauso so „mediterran“ wie Markklößchensuppe oder Maultaschen. Keine Ahnung, wer so eine Speiseauswahl braucht. Bei mir löst solch ein diffuses Überangebot immer eine gesunde Portion Skepsis aus.
Gut, dass da wenigstens die Mittagskarte den kulinarischen Wildwuchs etwas eindämmt. Von Dienstag bis Freitag werden drei täglich wechselnde Gerichte besonders günstig angeboten. Von Straßburger Wurstsalat (dafür ist der Kroate ja bekannt) über Jägerschnitzel mit Nudeln (eine absolute Balkandelikatesse) bis hin zu Gyros in Metaxasauce reicht das uninspirierte „Köchelverzeichnis“ am Mittag. Üppige Fantasielosigkeit statt ambitionierter Tagesangebote. Der günstige Preis entscheidet, nicht das verlockende Speisesortiment.
Bei meinen beiden Besuchen im Januar bzw. Februar dieses Jahres wählte ich einmal das Hirtensteak von der Pute (8,90 Euro) sowie das mit Schafskäse gefüllte Hacksteak (8,70 Euro). Bei beiden Gerichten wurden vorweg eine Suppe sowie ein gemischter Beilagensalat serviert. Diese waren im günstigen Menüpreis inbegriffen. Dagegen schlug der halbe Liter Mineralwasser – genau wie das Glas Spezi (0,4 l) – mit recht sportlichen 2,90 Euro zu Buche. Aber warum sollte es in einer Vereinsgaststätte nicht sportlich zugehen und von irgendwas müssen die Gastronomen ja leben.
Zurück zum Essen. Bei der zu Beginn gereichten Suppe aus der Tasse hat sich scheinbar in all den Jahren nichts zum Besseren verändert. Wie ich schon früher bemängelte, fehlte es der heißen Brühe an Kraft und Würze. Vereinzelte Karottenstücke bzw. Nudeln als Einlage konnten diese schwachbrüstige Bouillon auch nicht retten. Der Salat folgte nahezu zeitgleich. Als Hauptbestandteil stach der zu Krautsalat verhäckselte Weißkohl hervor. Ein wenig Rohkost von der Möhre und der unvermeidliche Eisbergsalat wurden vom rahmigen Joghurtfertigdressing regelrecht ertränkt. Als wäre das nicht genug, lauerte am Tellerboden noch eine fiese Essigsäure, die den übrigen Zutaten geschmacklich den Garaus machte. Warum hier überhaupt Grünzeug in die Schale geschmissen wurde, hat sich mir bis heute nicht erschlossen. Gegen die dominierende, saure Plempe hatte es jedenfalls keine Chance.
War die Suppe von erschreckend fadem Gusto, wurde beim Grillgut umso deftiger gewürzt. Das Putensteak war mit Schafskäse gefüllt und wurde von einer Greek-Style-Marinade geschmacklich aufgepeppt. Das Bifteki fiel dagegen aufgrund zu viel Salzwürze eher unangenehm auf und sorgte damit später für gehörigen Nachdurst. Die Pommes habe ich schon schlechter frittiert auf dem Teller liegen sehen. Flankiert wurde das Hacksteak von einem zusätzlichen Ballen Djuvec-Reis, der im kulinarischen Niemandsland beheimatet, das rustikal gesalzene Grillfleisch etwas ausglich. Gut, dass wenigstens die Schafskäsefüllung für etwas Saftigkeit sorgte. Ansonsten wäre das eine recht staubige Angelegenheit geworden. Der Kleks Ajvar aus dem Eimer (oder Glas) war grundsolide. Wirklich gebraucht hätte ich das leicht bittere Paprikamus jedoch nicht. Zumal es aromatisch recht überschaubar war und keinen großen Geschmacksgewinn darstellte.
Resümierend lassen sich die Besuche im Mediterran als extrem „beutelschonend“, aber auch kulinarisch sehr überschaubar bezeichnen. Für um die 12 Euro ist man mit Suppe, Salat, Hauptgang und einem Getränk gut dabei. Zum Sattwerden reicht das, aber das Bauchgefühl ist hier längst nicht dasselbe wie nach dem Besuch des in der Nähe befindlichen Fischerhauses. Außerdem lagen hier die Schwaden des Deftigen nur allzu schwer in der Luft und steckten danach noch zäh in den Kleidern. Doch die schweigende Mehrheit der Schnitzelvertilger und Gyroskomplizen semmelt das recht ambitionslos aufgetischte Mittagsmahl in sich hinein und scheint zufrieden. Ich war es nicht und werde mich nach weiteren Alternativen im Karlsruher Mittagsmilieu umsehen. Dann hoffentlich in einem Lokal mit leistungsfähigerem Dunstabzug!
Als vor etwa fünf Jahren das Restaurant „Mediterran“ im neugebauten, graugetünchten Clubhaus des VFB 05 Knielingen sein deutsch-kroatisches Angebot unterbreitete, statteten wir den Betreibern des vorher in der Karlsruher Oststadt ansässigen „Georg-Friedrich“ (so hieß die Balkan-Gastro früher) öfter mal einen Besuch ab. Damals zog es uns sogar im Rahmen eines Kollegium-Essens in das großräumige Innere der Vereinsgaststätte. Täglich wechselnder Mittagstisch und ein ausreichendes Parkplatzangebot ließen uns den kurzen Weg über den Rhein regelmäßig zurücklegen. Von der stets sehr umsichtig agierenden... mehr lesen
2.5 stars -
"Karlsruher Mittagstisch – Teil 3: Ambitionslos aufgetischte Fleischkost im Dunst der Mittagsstunde" marcO74Als vor etwa fünf Jahren das Restaurant „Mediterran“ im neugebauten, graugetünchten Clubhaus des VFB 05 Knielingen sein deutsch-kroatisches Angebot unterbreitete, statteten wir den Betreibern des vorher in der Karlsruher Oststadt ansässigen „Georg-Friedrich“ (so hieß die Balkan-Gastro früher) öfter mal einen Besuch ab. Damals zog es uns sogar im Rahmen eines Kollegium-Essens in das großräumige Innere der Vereinsgaststätte. Täglich wechselnder Mittagstisch und ein ausreichendes Parkplatzangebot ließen uns den kurzen Weg über den Rhein regelmäßig zurücklegen. Von der stets sehr umsichtig agierenden
Besucht am 24.10.2017Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 22 EUR
Der zweite Teil meiner Reise durch die kulinarische „Lunch“schaft der badischen Fächerstadt führt ebenfalls in den Ortsteil Knielingen. Dort betreibt seit April 2013 Alexander Schuh zusammen mit seiner Frau Sarah „Schuhs Hotel & Restaurant“ in der Neufeldstraße. Nach Stationen in Weingarten (Walk’sches Haus), Naurath bei Trier (Rüssels Landhaus St. Urban), Ehningen (Landhaus Feckel) und Durbach (Linde) machte sich das Gastronomenpaar 2009 in Büchig, einem zu Stutensee-Blankenloch zählenden Stadtteil, selbständig. Vier Jahre später dann die neue Herausforderung am nordwestlichen Stadtrand von Karlsruhe. Dort kocht Alexander Schuh seine Version einer regionalen Frischeküche, welche die Herren Inspektoren von Michelin auch in diesem Jahr mit einem Teller für ihre gute Qualität honorierten.
Auch von einem Karlsruher Feinschmeckerkollegen wurde mir das Restaurant von Alexander Schuh wärmstens empfohlen. Gerade das Angebot am Mittag schien wie gemacht für einen hungrigen „Wörther Grenzgänger“ wie mich, nicht zuletzt auch wegen des schnellen Anreiseweges. Letztlich erinnerte ich mich an die im März letzten Jahres ausgestrahlte Sendung „Mein Lokal, dein Lokal“, an der die Schuhs teilnahmen und dort eine passable Figur abgaben. Besonders die akribische Herangehensweise des Chefs bei der Herstellung seiner Jus blieb bei mir haften. Die Basics schien der Mann am Herd zu beherrschen. Ich war gespannt, was mich dort erwarten würde.
Mit dem Slogan „Frische Zutaten sind unser Rezept!“ wird auf der Homepage des Familienbetriebes geworben. Das angeblich vom „englischen Landhausstil“ inspirierte Innere des Lokals wirkte auf mich dagegen etwas bieder – alles andere als frische Kost! Sowohl der vordere Gast- als auch der hintere Nebenraum waren mir zu altbacken eingerichtet. Da hätte ich mir von dem jungen Gastropärchen mehr Mut zu zeitgemäßer Innenausstattung gewünscht. Beim seriös dekorierten „Hinterzimmer“, in dem die Hotelgäste ihr Frühstück einnehmen, kann ich das noch halbwegs nachvollziehen. Aber der eigentliche Gastraum müsste nicht den piefigen Charme rustikaler Eichentrends aus den 70er bzw. 80er Jahren aufrecht erhalten. Da gäbe es sicherlich andere, wesentlich freundlichere Lösungen der Raumgestaltung.
Gegen das viele dunkle Holz (Decke, Thekenbereich und Mobiliar) hatte das Tageslicht schwer anzukämpfen, was eine etwas gedämpfte Atmosphäre erzeugte. Auch der dunkle Fliesenboden bewies sich da nicht unbedingt als Stimmungsaufheller. Nun, es herrschte dadurch keine Tristesse, aber eine heimelige Gemütlichkeit wollte sich auch nicht so recht einstellen. Stattdessen regierte im Inneren ein angestaubter Provinz-Look in Form altmodischer Sitzbezüge, antiquierter Hängeleuchten und obsoleter Deko. Die große Digestif-Sammlung des Hausherrn verbaute zudem den Blick hinter den Tresen. Dort empfing mich Sarah Schuh bei beiden Besuchen auf sehr freundliche Art und Weise. Sowieso muss ich den Service der jungen Chefin explizit loben. Sie wirkte auf mich sehr souverän, gab gerne Auskunft und trug mit ihrer gut aufgelegten, aufmerksamen Art maßgeblich zum Wohlbefinden bei.
Behagen bereitete mir übrigens auch die Lektüre des Wochenmenüs, über dessen Komponenten eine aufklappbare DIN-A5-Karte informierte. Beim dreigängigen Mittagsmenü darf man sich zwischen einer saisonal wechselnden Suppe und einem bunten Blattsalat entscheiden. Den Hauptgang wählt man aus fünf verschiedenen Gerichten aus. Das reduzierte Lunch-Angebot versucht dabei ein möglichst breites Spektrum abzudecken und ist im 3-1-1-System aufgebaut. Dreimal Fleisch und jeweils einmal Fisch bzw. Vegetarisches ergeben eine klug zusammengestellte Auswahl, bei der eigentlich jeder etwas finden sollte.
Bei meiner ersten Einkehr vor ein paar Monaten hatten die Pfifferlinge noch Saison und die ersten Kürbisse waren Ende September auch schon reif. Kein Wunder also, dass bei zwei Gerichten aus der Mittagskarte das orangefarbene Herbstgewächs vertreten war. Mir sagten die Pfifferlinge im Hauptgang mehr zu, weshalb ich mich für die gebratene Perlhuhnbrust mit eben diesen und hausgemachten Spätzle als Beilage entschied. Als Vorspeise wählte ich die Cremesuppe vom Hokkaido. Im Menüpreis von 18,90 Euro war sogar noch ein Sorbet (irgendwas Beeriges) inklusive. Klar hätten mir auch die marinierten Scheiben vom sous-vide gegarten Flanksteak an Pfefferrahmsoße (im Menü für 19,90 Euro) zugesagt. Zumal ein Kartoffelgratin als Beilage lockte. Oder das panierte Schnitzel vom schwäbisch-hällischen Landschwein, das mit Fritten für gerade einmal 14,50 Euro (im Menü) zu erstehen war. Letzteres scheint ein regelrechter Schuh-Klassiker zu sein, den der Patron zur Mittagszeit kontinuierlich anbietet. Am Nebentisch sah ich einen jungen Mann das stattliche Teil gierig verzehren. Es schien ein nach allen Regeln der Panierkunst gefertigtes, nach Butterschmalz duftendes, anscheinend direkt aus der Pfanne gekommenes Schweinebratwerk zu sein. Ein Feiertags-Schnitzel, das man sich bei Alexander Schuh auch mal unter der Woche gönnen könnte, so mein Gedanke.
Das Auftragen der Speisen erfolgte recht zügig, was sicherlich dem für gewöhnlich knapperen zeitlichen Budget der Mittagsgäste geschuldet war. Die Kürbissuppe war tadellos abgestimmt und ließ die kraftvolle Gemüsebasis erahnen, die ihr geschmackliches Rückgrat bildete. Das nussig-süße Aroma der Hauptzutat war am Gaumen präsent und nicht von üblichen Würzverdächtigen wie Ingwer oder Chili erschlagen. Genau wie die mit Kokosmilch angesetzte Zitronengras-Currysuppe, die ich mir beim Folgebesuch einverleibte, geriet sie fast schon gebieterisch im Geschmack. Eins war mir nach dem ersten Löffel schon klar: hier wird nicht auf Kosten des Gastes experimentiert, sondern eine ehrliche, handwerklich einwandfreie Küche ohne aufwendigen Schnickschnack geboten.
Das saftige Fleisch der Perlhuhnbrust lag, von entsprechender Würze unversehens ins Mediterrane gewendet, neben dem deftigen, mit Zwiebeln, Speck und Petersilie verfeinerten Pfifferlingsragout, von dem ich mir etwas mehr Biss gewünscht hätte. Ein überschaubares Häufchen hausgemachter Spätzle begrenzte den rechten Rand meines Porzellan-Rechtecks. Begleitet von einem kräftigen, dunklen Saucenfond, dessen konzentriertes Fleischaroma auf eine lange Zubereitungszeit schließen ließ, war das ein feiner Mittagsschmaus, von dem ich auch eine etwas größere Portion locker geschafft hätte. Viel zu schnell war die Brust vom Perhuhn aufgezehrt. Und der vorzügliche, zum saftigen Fleisch gereichte Beiguss verlangte nach einer Extraportion Spätzle zum Auftunken. Aber beim Erstbesuch gibt man sich ja gerne etwas zurückhaltender. Im Stammlokal wäre wohl das Extra-Schälchen Sättigungsbeilage zusammen mit einer separaten Sauciere ohne Worte vorsorglich mitgeliefert worden.
Zusammen mit dem Sorbet des Tages – ich glaube es war Erdbeere – war das ein durchaus stimmiger Lunch in drei Gängen, den ich ganz alkoholfrei bei einem Glas Coca-Cola (0,4 l für 3,60 Euro) verbrachte. Die 22,50 Euro waren gut angelegt und lassen mich von einem ausgeglichenen Preis-Genuss-Verhältnis sprechen. Ein Eindruck, der sich ich auch bei meiner zweiten Stippvisite ein paar Wochen später bestätigte. Da hatte ich Pasta mit Pilzen in Kräuterrahmsauce als kleine Dessertüberraschung eine Panna Cotta mit Sauerkirschhaube. Zusammen mit der bereits erwähnten Zitronengras-Curry-Suppe war das für 15,90 Euro ein durchaus fair kalkuliertes Mittagessen, das ich in zeitgemäßerem Ambiente noch lieber genossen hätte.
Der zweite Teil meiner Reise durch die kulinarische „Lunch“schaft der badischen Fächerstadt führt ebenfalls in den Ortsteil Knielingen. Dort betreibt seit April 2013 Alexander Schuh zusammen mit seiner Frau Sarah „Schuhs Hotel & Restaurant“ in der Neufeldstraße. Nach Stationen in Weingarten (Walk’sches Haus), Naurath bei Trier (Rüssels Landhaus St. Urban), Ehningen (Landhaus Feckel) und Durbach (Linde) machte sich das Gastronomenpaar 2009 in Büchig, einem zu Stutensee-Blankenloch zählenden Stadtteil, selbständig. Vier Jahre später dann die neue Herausforderung am nordwestlichen Stadtrand von... mehr lesen
Schuhs Hotel & Restaurant
Schuhs Hotel & Restaurant€-€€€Restaurant, Hotel0721 565100Neufeldstraße 10, 76187 Karlsruhe
4.0 stars -
"Karlsruher Mittagstisch – Teil 2: Den Schuh zieh ich mir mittags gerne an!" marcO74Der zweite Teil meiner Reise durch die kulinarische „Lunch“schaft der badischen Fächerstadt führt ebenfalls in den Ortsteil Knielingen. Dort betreibt seit April 2013 Alexander Schuh zusammen mit seiner Frau Sarah „Schuhs Hotel & Restaurant“ in der Neufeldstraße. Nach Stationen in Weingarten (Walk’sches Haus), Naurath bei Trier (Rüssels Landhaus St. Urban), Ehningen (Landhaus Feckel) und Durbach (Linde) machte sich das Gastronomenpaar 2009 in Büchig, einem zu Stutensee-Blankenloch zählenden Stadtteil, selbständig. Vier Jahre später dann die neue Herausforderung am nordwestlichen Stadtrand von
Geschrieben am 19.02.2018 2018-02-19| Aktualisiert am
20.02.2018
Besucht am 20.12.2017Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Prolog:
Die Auswahl an Gastronomien, die eine passable mittägliche Einkehr erlauben, ist in meinem Arbeitsort Wörth am Rhein recht überschaubar. Früher verschlug es uns ab und zu nach Altwörth, um bei „Toni’s Pizzaexpress“ einzukehren. Oder in den Döner- und Pizzaladen namens „La Luna“ ein paar Meter weiter. Letzterer befindet sich nun etwas „weg vom Schuss“ am Ortsrand. Und die Pizzen von Toni waren schon damals keine Offenbarung. Genau so wenig wie die vom „Pizza-Amore“ im alten Einkaufszentrum auf dem Dorschberg. Der Nachteil dieser Italo-Kaschemme: man riecht danach so intensiv nach italienischem Backwerk und geschmolzenem Käse, dass man sich kaum noch zurück auf die Arbeit traut, da die Kollegen dort – übrigens völlig zu Recht – angewidert die Nase rümpfen.
Von den Vertretern der örtlichen Grillzunft ist mir nur das „Amadeus“ bei der Bienwaldhalle bekannt. Ein Standardgrieche, der mich schon damals nicht besonders überzeugte. Der Bayrische Hof in der Ottstraße, in dem ebenfalls griechisch aufgetischt wird, muss hingegen noch ausgetestet werden. Genau wie das in der Rheinhalle zu Maximiliansau ansässige, recht neue Restaurant „El Greco“. Dessen guter Ruf nach kulinarischer Evaluierung schreit.
Eine Aufbesserung der kulinarischen Lage am Mittag versprach das vor zehn Jahren eröffnete „Maximiliancenter“, das auch einige Gastrobetriebe beherbergt. Lässt man mal die üblichen Fast-Food-Verdächtigen McDonald’s und Subway außen vor, so beschränkt sich die mittägliche Suche nach Essbarem im Wesentlichen auf den dort ansässigen Asia Wok namens „Le Viet“, das Eiscafé Florenz, den Pizza Max (der auch Döner anbietet), die Warmtheke der Metzgerei Zeiss sowie auf einen weiteren Döner-Imbiss mit mediterraner Feinkostauslage. Diese Läden besuche ich nun schon seit einigen Jahren mehr oder weniger regelmäßig. Die langweiligen Asia-Nudeln vom Chinesen habe ich schon lange über und auch den Döner empfinde ich als sättigenden Notnagel, der lediglich den Magen füllt und mit Genuss doch recht wenig zu tun hat.
Eine eingeschränkte Situation also, die mich zwang, meinen Fokus etwas mehr nach Osten zu richten. Die Stadt Karlsruhe liegt ja bekanntlich gerade gegenüber auf der anderen Rheinseite. Kaum hat man die Rheinbrücke passiert, befindet man sich schon in Knielingen, dem nordwestlichsten Stadtteil der Fächerstadt und dem nach Durlach flächenmäßig zweitgrößten. Hier begann meine Suche nach schmackhaften Mittagsangeboten. Über sie werde ich nun in einer mehrteiligen Reihe („Karlsruher Mittagstisch“) berichten. Den Anfang macht dabei das Fischerhaus.
Das Fischerhaus
Beim Stöbern im digitalen Reiseratgeber mit dem Eulen-Logo stieß ich auf die am Vereinssee der Sportfischervereinigung Knielingen gelegene Gastwirtschaft. Diese befindet sich etwas außerhalb im Grüngürtel zwischen Rheinbergstraße und Bruchweg, unmittelbar am bereits erwähnten Fischgewässer einer ehemaligen Kiesgrube. Die Online-Beschreibungen beschränkten sich zwar auf wenig aussagekräftige Attribute wie „lecker“, „empfehlenswert“ und „prima Auswahl“, aber mein Interesse war geweckt. Ich war gespannt auf das „tolle Personal“, die „fairen Preise“ und das „super Essen“, das mir die weltweit größte Reisewebseite versprach.
Kurz vor den Weihnachtsferien besuchte ich das Lokal dann zum ersten Mal. Es war ganz schön was los an diesem vorweihnachtlichen Mittwochnachmittag. Der großangelegte, jedoch nahezu komplett belegte Parkplatz vor dem Haus deutete darauf hin. Ich hatte schon die Befürchtung keinen Platz zu bekommen und sah mich schon wieder in Richtung Wörth zurück fahren, kleinlaut einen halben Döner oder ein Stück aufgewärmte Pizza verdrückend. Doch es kam alles anders.
Der üppig behangene, im Zentrum platzierte Weihnachtsbaum erinnerte mich gleich nach dem Betreten der Gaststube an das nahende Fest der Liebe. Frau Nermina Hrle, Chefin und Serviceleiterin zugleich, begrüßte mich freundlich und wies mir einen Tisch im vorderen Gastraum gleich gegenüber der Theke zu. Da saß ich nun und hatte ein wenig Zeit mich umzuschauen. Drinnen regierte zeitlose Gutbürgerlichkeit, die an den gastwirtschaftlichen Charme der 80er Jahre erinnerte. Kugelleuchten hingen von der mit dunklen Balken durchzogenen Holzdecke. Die Holzpaneelen an der Decke waren in hellem Beige gestrichen. Gut vorstellbar, dass die vor 30 Jahren noch in dunklerem Ton gehalten waren.
Auch das Mobiliar atmete den Geist vergangener Tage. Die etwas altbacken wirkenden Holzstühle, die mit gepolsterter Fläche und Rückenlehne für recht bequeme Sitzverhältnisse sorgten, standen um einfache Tische mit weißem Leinenüberzug. Über grau gefliesten Boden ging es am Tresen vorbei in einen zweiten, deutlich offeneren Gastraum, der sich durch eine Falttür auch für größere Gesellschaften separieren ließe. Die großen Fenster fluteten das Innere des Lokals mit ausreichend Licht, was die etwas dunklere Einrichtung schnell vergessen machte. An den Wänden kündeten ein paar präparierte Prachtkerle von den Erfolgen der Knielinger Sportfischer. Daneben unterbrachen diverse Regale mit feilgebotenen Weinflaschen sowie einige gerahmte Bilder das monotone Weiß der Wände. Auf den weihnachtlich dekorierten Tischen standen Salz- und Pfeffermühle bereit. Für Kaffee- und Kuchenfreunde durfte der obligatorische Zuckerstreuer nicht fehlen.
Davon machte das überwiegend aus älteren Semestern bestehende Publikum regen Gebrauch. Viele Pensionäre fanden den Weg in das Fischerhaus. Die Art und Weise, wie die Chefin ihre Gäste begrüßte bzw. verabschiedete ließ auf eine große Stammklientel schließen. Schon über 20 Jahre lang ist das Lokal in der Hand der Betreiberfamilie Hrle, wie mir der freundliche junge Mann hinter dem Tresen versicherte. In so einer Zeit lässt sich ein stabiler Kundenstamm aufbauen – wenn die Qualität stimmt.
Die meisten Gäste schienen ihre Mahlzeit aus der kleinen Mittagskarte zu wählen. Hier standen sechs verschiedene Gerichte zwischen 7,90 und 8,50 Euro zur Auswahl. Alle mit einem kleinen, vorweg gereichten Salatteller inklusive. Wer lieber à la Carte essen wollte, konnte sich die Speisenkarte bringen lassen und aus dem vollen Repertoire schöpfen. Zwischen dem Salat mit Geflügelleber, zweimal Seelachsfilet (paniert und natur) sowie drei verschiedenen Fleischtellern durfte ich mich entscheiden. Bei Vegetariern wird mittags scheinbar improvisiert – kein einziges „Gericht ohne“ befand sich auf der Tageskarte. Dies ist wohl dem fleischaffinen Ü60-Publikum geschuldet. Diese hier vornehmlich einkehrende Spezies will sich wohl nicht mit zu viel gesundem Grünzeug belasten. Oder an nicht zu viel belastetem Grünzeug gesunden? Alles reine Ansichtssache.
Gleich vorweg: bei meinen bisherigen drei Besuchen im Fischerhaus gelang es mir etwa die Hälfte der angebotenen Mittagsteller auch durchzuprobieren, denn ein paar Gerichte standen als feste Größen bei jedem meiner Besuche zur Wahl. Das restliche Angebot wird wohl je nach Marktlage bzw. Laune des Küchenchefs ergänzt. Der mit leicht süßlichem Dressing angemachte Salat eröffnete dabei jeden Mittagsschmaus. Da gab’s nichts zu meckern. Lediglich die ungeliebten Scheiben von der Salatgurke ignorierte ich jedes Mal beflissentlich.
Beim Erstbesuch wählte ich das saftig in der Pfanne gebratene, panierte Zigeuner-Schnitzel mit Pommes (7,90 Euro). Kein Fehler, denn das Teil war appetitlich gewürzt und hatte einen mürbe geklopften Fleischkern. Kein Exemplar der Marke Schwäbisch-Hall („…auf diese Schweine können sie bauen!“), aber auch kein TK-Schrott aus Pressfleisch. Die Pommes, ordentliche Durchschnittsware, schienen ihr Fritteusenbad in frischem Fett absolviert zu haben. In der nicht besonders pikanten Zigeunersoße tummelten sich zu meiner Verwunderung noch ein paar Erbsen bzw. Karottenwürfel (wohl aus der Kühltheke). Zum Nachtisch gönnte ich mir eine mit Vanille-Eis gefüllte Palatschinke (5,50 Euro), die ihr kulinarisches Soll ebenfalls erfüllte.
Beim nächsten Besuch entschied ich mich für das panierte Alaska-Seelachsfilet, das man mir wunschgemäß mit Bandnudeln in Rieslingrahmsauce (8,50 Euro) kredenzte. Auch hier war der Teller in sich stimmig. Die Sauce war etwas leise gewürzt, was wohl den älteren Herrschaften kulinarisch eher zupass kam. Für mich hätte sie ruhig etwas mehr Schmackes haben können. Zumal ihr Duft nach Weißwein eher verhalten daher kam. Die Nudeln badeten ein wenig zu lange im Salzwasser, was mich jedoch nicht besonders störte, denn der Fisch hatte das passende Würzgerüst, um sich gegen die krosse Panade geschmacklich zu behaupten.
Bei der letzten Einkehr nahm ich einen Kollegen mit ins Fischerhaus. Auch er entschied sich für den beschriebenen Fischteller mit Rahmnudeln und war sehr zufrieden. Klar erwartet man hier keine kulinarischen Offenbarungen, aber die Küche bietet eine ordentliche Qualität, die doch deutlich über Kantinenniveau liegt. Außerdem hatte ich nach jedem Besuch ein angenehmes Bauchgefühl, was bei dieser Art von Küche nicht immer selbstverständlich ist.
So ein mittägliches Pola Pola (7,90 Euro) mit fünf Cevapcici, einem Fleischspieß, Djuvec-Reis, Pommes frites, Ajvar und rohen Zwiebeln durchschlägt für gewöhnlich ein dreistöckiges Wohnhaus wie ein Asteroid. Keine Ahnung, was es mit meinem Magen anstellen würde, so mein Gedanke bei der Bestellung. Meine Sorge war erst verflogen, als ich den Balkangrillteller verdrückt hatte. Klar, das war keine leichte Kost, aber alles schmeckte frisch zubereitet und die Zwiebeln ließ ich eh außen vor. Ausgezeichnet gewürzt erschienen mir insbesondere die Hackfleischröllchen. Der mit Erbsen und Karotten verfeinerte Paprikareis gefiel durch ein kräftiges Aroma. Lediglich der Schweinespieß war mir etwas zu durchwachsen und tanzte da geschmacklich wie qualitativ etwas aus der Reihe.
Wie in der Überschrift schon erwähnt, passt hier das Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Getränkepreise sind mit Bodenhaftung kalkuliert – 2,20 Euro für ein großes Mineralwasser (0,4 l) gehen in Ordnung – und die Servicekräfte machen einen tadellosen Job. Für rund 10 Euro ein Wagnis, das man zur Mittagszeit durchaus eingehen kann. Da braucht es keine gewaltigen Portionen oder mehrgängige Menüfolgen, sondern in allererster Linie ehrlich gekochte Hausmannskost, die nicht allzu schwer im Magen liegt und von freundlich-umsichtigem Personal serviert wird.
Prolog:
Die Auswahl an Gastronomien, die eine passable mittägliche Einkehr erlauben, ist in meinem Arbeitsort Wörth am Rhein recht überschaubar. Früher verschlug es uns ab und zu nach Altwörth, um bei „Toni’s Pizzaexpress“ einzukehren. Oder in den Döner- und Pizzaladen namens „La Luna“ ein paar Meter weiter. Letzterer befindet sich nun etwas „weg vom Schuss“ am Ortsrand. Und die Pizzen von Toni waren schon damals keine Offenbarung. Genau so wenig wie die vom „Pizza-Amore“ im alten Einkaufszentrum auf dem Dorschberg.... mehr lesen
3.5 stars -
"Karlsruher Mittagstisch – Teil 1: Gutbürgerliche Zufallsentdeckung, die mit preiswerter Balkanküche, deutschen Klassikern und zuvorkommendem Service punktet" marcO74Prolog:
Die Auswahl an Gastronomien, die eine passable mittägliche Einkehr erlauben, ist in meinem Arbeitsort Wörth am Rhein recht überschaubar. Früher verschlug es uns ab und zu nach Altwörth, um bei „Toni’s Pizzaexpress“ einzukehren. Oder in den Döner- und Pizzaladen namens „La Luna“ ein paar Meter weiter. Letzterer befindet sich nun etwas „weg vom Schuss“ am Ortsrand. Und die Pizzen von Toni waren schon damals keine Offenbarung. Genau so wenig wie die vom „Pizza-Amore“ im alten Einkaufszentrum auf dem Dorschberg.
Besucht am 27.12.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 43 EUR
Das Leben ist Veränderung. In der Gastronomie sowieso. Keine neuartige Erkenntnis, schon gar nicht für Angelo Centamore, dem neuen Inhaber des früheren „La Calma“, das sich seit Juli 2017 „Calma & Gusto“ nennt. Sein sardischer Vorgänger mit dem wohlklingenden Nachnamen Murgia, bei dem ich im März 2016 noch zu Gast war, zählt bereits zur Bremer Gastro-Geschichte. Dieser arbeitet wieder als Maurer in seinem alten Beruf, wohnt in der Nähe und kommt noch regelmäßig zum Essen in seinem ehemaligen Ristorante vorbei. So jedenfalls berichtete uns das der neue Calma-Wirt.
Angelo ist gebürtiger Mannheimer mit deutlich vernehmbaren Kurpfälzer Zungenschlag. Klar, dass auch er sofort den Pfälzer am Tisch witterte. Der ehemalige Maschinenschlosser, der früher im Mannheimer Omnibuswerk mit dem großen Stern tätig war, wechselte schon vor Jahren in die Gastronomie und ist dabei viel herumgekommen. Über München, Bad Schwartau, Lübeck, Nürnberg und Köln landete der Kurpfälzer mit sizilianischen Wurzeln in Bremen, wo er drei Jahre lang Restaurantleiter in der mittlerweile geschlossenen Pizzeria „La Dolce Vita“ am Bahnhofsplatz war. In eben jenen Räumlichkeiten, in denen nun der frühere Werder-Spieler Nelson Valdez zusammen mit seinen Schwiegereltern die „Südtiroler Hütte“ betreibt.
Zusammen mit Sana, die ihn beim Service den Rücken frei hält und einer kleinen Küchencrew schmeißt er den Laden im Hulsberg-Viertel. Seinem Konzept einer mediterranen Frischeküche mit sizilianischem Akzent huldigt er in Form einer recht übersichtlichen Speisenauswahl. Genau wie bei seinem Vorgänger erhält der Gast eine Speisenkarte im DIN-A4-Format, die auf einem Klemmbrett heftet. Darauf befanden sich etwa fünf Antipastigerichte, viermal Pasta, ein wenig Fleisch und Fisch (Kalbsmedaillons, Scampi und Lachsfilet) sowie ca. zehn verschiedene Pizzen. Ergänzt wurde das Programm durch ein paar Empfehlungen, die in weißer Kreide geschrieben auf diversen Schiefertafeln an den Wänden hingen. Darunter mediterrane Leckereien wie gegrillte Dorade (18 Euro) und Kabeljau sizilianischer Art (18,50 Euro).
Schon beim Eintreten fiel uns auf, dass am Innenleben nicht viel verändert wurde. Ein paar neue Bilder zierten die Wände. Die Tische waren etwas anders angeordnet, was wohl zu mehr Plätzen geführt hat. Dennoch sitzt man hier nicht beengt, sondern äußerst komfortabel auf bequem gepolsterten Plastikschalenstühlen. Die Textilien, die ehemals von der Decke baumelten, hat Angelo entsorgt. Die klobigen Hängeleuchten hingen dagegen schon beim Vorgänger. Sie werden von ein paar Strahlern unterstützt und sorgen weiterhin für angenehme Lichtverhältnisse. Das Einrichtungssammelsurium von damals wurde ein wenig reduziert. Weniger ist ja oft mehr. In den Regalen tummeln sich diverse sizilianische Flaschenweine, hochwertiger Espresso der Marke „S-caffe“ von der renommierten Kaffeerösterei Schreyögg aus Südtirol sowie etwas italienische Feinkost.
Es war an jenem Abend recht ruhig im Lokal und wir entschieden uns für einen Platz vor der Fensterfront. Mit Blick nach draußen orderten wir ein Glas Lambrusco (0,2l für 3,50 Euro) und eine kleine Apfelsaftschorle (naturtrüb, 2,20 Euro). Die Flasche Mineralwasser von Surgiva, einem hierzulande eher selten anzutreffenden, natriumarmen Gletscherwasser aus dem Trentino, war eine willkommene Abwechslung für uns San Pellegrino Geschädigten. Erst beim Schreiben dieser Zeilen und der genaueren Durchsicht der Rechnung fiel mir ihr Fehlen auf eben jener auf. Danke Angelo für die sicherlich unbeabsichtigte „Wasserspende“, die ich erst im Nachhinein bemerkte.
Zur Einstimmung wurde ein Schälchen Pesto mit frischem Weißbrot gereicht. Eine kleine, aromatische Aufmerksamkeit der Küche, die wir dankend annahmen. Danach machte uns eine tadellos zubereitete Bruschetta (5,50 Euro) so richtig Laune. Auf leicht geröstetem Brot lagen klein gewürfelte Cherrytomaten, die zusammen mit roten Zwiebeln, Basilikum und gutem Olivenöl eine wohlschmeckende Allianz eingingen.
Bei unserem letzten Besuch hatten wir eine vorzügliche Feinkostplatte aus der Toskana genossen. Nun firmiert unter dem Namen „Antipasti misto a modo nostro“ (9 Euro) ein üppig belegter Antipasti-Teller, mit dem mir der Patrone im Vorübergehen den Mund wässrig machte. Hätten wir nicht schon unsere Pizzen bestellt gehabt, wären wir um diese verlockend aussehende Vorspeisensammlung wohl nicht herum gekommen.
Die mit Büffelmozzarella aus Kampanien belegten Rundbackwaren aus dem Steinofen waren von beträchtlichem Umfang. Auch ohne das Lineal zu bemühen waren das sicherlich gute 30 cm Durchmesser, die meine pikante „Diablo“ (11 Euro) auf den Teller brachte. Ihr fehlte trotz würziger Salami calabrese und Feta etwas die versprochene Schärfe. Angelos selbst angerührtes Chili-Öl machte diesen Umstand jedoch schnell vergessen und mir brannte alsbald die „Gosch“ wie der Kurpfälzer zu sagen pflegt. Der dünne Pizzaboden war schön knusprig gebacken. Einziger kleiner Kritikpunkt: sie hätte etwas saftiger ausfallen können. Mir persönlich schmeckt sie am besten, wenn es auf der Oberfläche richtig tomatig zugeht. Aber da gehen die Meinungen ja bekanntlich auseinander.
Aus der bestellten Pizza Parma (12 Euro) meiner Begleitung wurde am Tisch eine Pizza Bresaola (13 Euro). Anscheinend hatte die Küche den Parmaschinken gegen luftgetrockneten Rinderschinken eingetauscht. Egal, auch diese mit Rucola und frisch geriebenem Parmesan belegte Variante zeugte vom tadellosen Handwerk des Pizzabäckers.
Zum Abschluss karamellisierte uns Angelo die Crème brulée (4,50 Euro) mit dem Bunsenbrenner direkt am Tisch. Das genoss der ehemalige Maschinenschlosser sichtlich. Genau wie wir die nach Vanille schmeckende Süßspeise im Tonschälchen. Für unsere Lieben daheim nahmen wir noch ein „Tiramisu to go“ (5 Euro) mit auf den Heimweg. Nicht ohne vorher zu versprechen, die leere Glasschale am nächsten Tag wieder vorbei zu bringen. Das köstliche Schichtdessert aus Venetien sollte den Abend nicht lange überdauern.
Und so war es auch unter dem neuen Betreiber ein beschaulicher Abend bei delikater Italo-Kost und amüsanten Geschichten, die der sympathische Patrone in lockerer Art zum Besten gab. Seine sizilianischen Gaumenfreuden werde ich dann beim nächsten Besuch so richtig austesten. Direkt nach den opulenten Weihnachtstagen…scusa, era troppo per me.
Das Leben ist Veränderung. In der Gastronomie sowieso. Keine neuartige Erkenntnis, schon gar nicht für Angelo Centamore, dem neuen Inhaber des früheren „La Calma“, das sich seit Juli 2017 „Calma & Gusto“ nennt. Sein sardischer Vorgänger mit dem wohlklingenden Nachnamen Murgia, bei dem ich im März 2016 noch zu Gast war, zählt bereits zur Bremer Gastro-Geschichte. Dieser arbeitet wieder als Maurer in seinem alten Beruf, wohnt in der Nähe und kommt noch regelmäßig zum Essen in seinem ehemaligen Ristorante vorbei.... mehr lesen
Calma & Gusto
Calma & Gusto€-€€€Restaurant042147895665Bei den drei Pfählen 12, 28205 Bremen
4.5 stars -
"In der Ruhe liegt ja bekanntlich der Geschmack oder: warum es im ehemals sardischen Ristorante nun sizilianisch zugeht" marcO74Das Leben ist Veränderung. In der Gastronomie sowieso. Keine neuartige Erkenntnis, schon gar nicht für Angelo Centamore, dem neuen Inhaber des früheren „La Calma“, das sich seit Juli 2017 „Calma & Gusto“ nennt. Sein sardischer Vorgänger mit dem wohlklingenden Nachnamen Murgia, bei dem ich im März 2016 noch zu Gast war, zählt bereits zur Bremer Gastro-Geschichte. Dieser arbeitet wieder als Maurer in seinem alten Beruf, wohnt in der Nähe und kommt noch regelmäßig zum Essen in seinem ehemaligen Ristorante vorbei.
Geschrieben am 16.12.2017 2017-12-16| Aktualisiert am
16.12.2017
Besucht am 16.11.2017Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 69 EUR
Mitte November war es mal wieder soweit. Die vier Schlemmerboys des Wörther Gourmetclubs trafen sich zum kulinarischen Stelldichein. Schauplatz der „Clubsitzung“ war diesmal das Gasthaus Zum Winzer, das sich im Ortskern der südpfälzischen Gemeinde Maikammer befindet. Der zwischen Edenkoben und Neustadt liegende, ca. 4300 Einwohner zählende Wein- und Erholungsort beherbergt einige der besten Weingüter der Südpfalz. Namen wie Faubel, Stachel oder Ziegler gelten längst nicht mehr als Geheimtipps und lassen vor allem Rotweinfans mit der Zunge schnalzen. Auch das Weingut Dengler-Seyler zählt mittlerweile zum Kreis der besten Pfalzwinzer.
In dessen Anwesen residiert seit nunmehr 15 Jahren die Familie Albers, die mit ihrem Gasthaus Zum Winzer eine äußerst ambitionierte Form des Gutsausschanks betreibt. Im bereits 1768 erbauten Gemäuer wartet Küchenchef Dirk Albers mit einer mediterran inspirierten Regionalküche auf. Zusammen mit seiner Frau Christina, die den Service leitet, führt er ein liebevoll eingerichtetes Restaurant, das von bodenständiger Eleganz geprägt ist. Ein Ort des Wohlfühlens, des Ankommens, des Genießens.
Mein letzter Besuch lag zwar schon ein paar Jahre zurück, aber an das leckere, perfekt medium gebratene Bürgermeisterstück vom Rind kann ich mich bis heute noch erinnern. Nun zählt Maikammer nicht gerade zu meinem kulinarischen Einzugsgebiet. Umso schöner, dass ein Mitglied unseres Gourmetclubs dieses Kleinod an der Weinstraße für einen genussvollen Abend zu viert auswählte und mit dem „Winzer“ mein kulinarisches Gedächtnis auffrischte.
Parkplatzprobleme gab es erfreulicherweise keine. Nur ein paar Gehminuten vom Lokal entfernt standen genügend Möglichkeiten zur Verfügung – und das im Herzen von Maikammer. Der kulinarische Monat November begrüßte uns schon am Rundbogen des Eingangstors zum Hof mit den Worten „Leckereien von der Martinsgans“. Selbst der beleuchtete Schaukasten war herbstlich dekoriert und beherbergte einen sorgfältig angelegten Überblick des aktuellen Speisenangebotes. Falstaff und Meininger-Verlag waren sich anscheinend auch einig, dem „Winzer“ ihre Empfehlung auszusprechen. Entsprechende Auszeichnungen kündeten davon.
Durch den malerischen Innenhof erreichten wir linkerhand die nicht minder schön anzusehenden Sandsteinarkaden, unter denen es sich im Sommer bestimmt ganz lauschig genießen lässt. Drinnen empfing uns ein Gastraum, dessen heimelige Gemütlichkeit uns warm entgegen strömte. Ebenso warm und herzlich fiel die Begrüßung durch Frau Albers und der sehr beflissen wirkenden männlichen Servicekraft an ihrer Seite aus. Unser Vierertisch befand sich im vorderen Bereich des Raumes, unweit des Ausschanktresens. Wir hatten vorsorglich reserviert, was an diesem Abend gar nicht nötig gewesen wäre. Ich schätze mal, dass knapp die Hälfte der Plätze belegt war.
Zwischen Ankunft und Inspektion der Speisenkarte blieb noch genug Zeit, um das traute Ambiente des „Winzers“ genauer zu studieren. Umgeben von hellem, naturbelassenem Holz saß es sich ganz vortrefflich auf bequem gepolsterten Stühlen, die zur gediegenen Landhausoptik der liebevoll dekorierten Gaststube gut passten. Der helle Stabparkettboden kontrastierte mit den weißgestrichenen Wänden und Decken. Hier und da hingen ein paar farbenfrohe Blumen- und Blütenbilder in Acryl von der Freiburger Künstlerin Kathrin Leinfelder, die hier bis Mitte November einige ihrer Werke ausstellte. Auch die Beleuchtung erschien uns stimmig. Die Spots von der Decke erhielten indirekte Lichtverstärkung von ein paar sorgsam eingesetzten Wandstrahlern.
Auf unserem rustikalen Holztisch befanden sich auf der strahlend weißen Tischdecke hübsch gefaltete Stoffservietten, Einfachbesteck sowie bauchige Wassergläser in vierfacher Ausführung. Eine flackernde Kerze sorgte für zusätzliche Tischwärme, während das putzige Herbststräußchen in seiner gläsernen Vase ein paar grüne Akzente setzte.
Ich schielte schon hinüber zur raumtrennenden Holzkommode mit der beachtlichen Sammlung an Hochprozentigem darauf, entschied mich aber spontan für einen alkoholfreien Holunder-Bitter-Lemon-Cocktail (5,50 Euro) als Aperitif. Sein Name „LH 2013 arrived“ klang wie ein gerade gelandeter Lufthansa-Flug. Mit frischer Minze, Zitrone und Eis war das ein frisch-fruchtiger Auftakt, der den Abend schwungvoll einleitete. Nachdem nun auch ein paar Flaschen Mineralwasser (Teinacher medium aus der bauchigen 0,75l-Flasche für 4,80 Euro) den Tisch bevölkerten, nahmen wir die Speiseliteratur ins Visier.
Neben einer Reihe interessanter Aperitif-Alternativen (Lillet, Erdbeer Aperol, Winzersekt und Co.) listete die erste Seite vier verlockend klingende Vorspeisen wie beispielsweise gebratene Jakobsmuscheln mit Kürbis-Risotto, rotem Spitzkohl und Hummer-Pernod-Schaum (13,80 Euro) sowie zwei Suppen (Kürbis und Steinpilz). Bei den Hauptgerichten gab man sich saisonal. Der Monat November stand ganz im Zeichen der Martinsgans. Diese wurde als Brust oder Keule zusammen mit den obligatorischen Kartoffelknödeln, Rotkohl, glacierten Maronen und einem Schmorapfel mit Preiselbeerfüllung (23,80 bzw. 22,80 Euro) angeboten. Ergänzt wurden die Saisonempfehlungen von Rehgulasch (21,80 Euro), dessen Fleisch aus dem Niederwildrevier von Franz-Gustav Winkler aus Böbingen (Pfalz), also aus freier Wildbahn, stammte.
Die übrigen Hauptspeisen klangen nicht minder lecker. Neben rein Vegetarischem, wie etwa Kürbis-Risotto mit gratiniertem Kartoffeltörtchen und gebackenen Austernpilzen (15,80 Euro), standen mit Wiener Schnitzel vom Kalb (18,50 Euro) und geschmorten Rinderbäckchen (18 Euro) primär Vertreter der klassisch-gutbürgerlichen Fleischküche auf dem Speiseplan. Medaillons vom Hirschkalbrücken, eine Meeres-Trilogie (Zander, Jakobsmuschel, Garnele) sowie das Rückensteak vom argentinischen Weiderind (23,80 Euro) komplettierten die durchdacht zusammengestellte Auswahl an Leckereien aus der besseren Landhausküche. Wobei das Hirschkalb mit 27,80 Euro das teuerste Gericht auf der Karte markierte.
Wir bestellten munter drauflos. Gebratene Jakobsmuscheln sowie je zweimal Kürbis- und Steinpilzcremesüppchen sollten den Genussreigen eröffnen. Zu den Hauptaufgaben zählten Wiener Schnitzel, Rinderbäckchen, Brust von der Martinsgans und Rehgulasch. Letzteres gedachte ich mir einzuverleiben. Als passende Weinbegleitung wählten wir die 2013er Cuvée Autumnus vom Hausweingut Dengler-Seyler. Die 24 Euro waren für die aus Spätburgunder, Frühburgunder und Merlot vinifizierte Trouvaille gut angelegt. Zumal ihr 18-monatiger Barriqueausbau für ordentlichen Feinschliff gesorgt hatte.
Generell finde ich die Idee, im eigenen Gutsausschank hochwertige Speisen zur Weinauswahl anzubieten, wunderbar. So lernt man einen Teil der hier vinifizierten Kreszensen unter realen Genussbedingungen kennen. Nun muss jedoch erlaubt sein zu sagen, dass selbst ein solch etabliertes Weingut wie Dengler-Seyler kein so umfangreiches Weinsortiment besitzt, um den gerne auch mal über den Tellerrand blickenden Weinkenner restlos zufrieden zu stellen. Schade, dass zu den ambitionierten Gerichten von Chefkoch Dirk Albers nur gutseigene Rebsäfte ausgeschenkt werden. Ein Manko, das leider in etlichen Restaurants, die von Winzern verpachtet werden, einen limitierenden Faktor darstellt.
Noch bevor die erste Suppe aufgetragen wurde, grüßte die Küche mit einem kleinen Feldsalat, der von seidiger Entenbrust getoppt wurde. Die dünne Tranche vom geräucherten Federvieh schmolz förmlich auf der Zunge. Zusammen mit der würzigen Essigsäure des Dressings, den knackigen Croutons und den knusprigen Speckwürfeln war das ein erster kulinarischer Fingerzeig, in welch deftige Richtung uns die Küche vom ehemaligen Schiffskoch der Bundesmarine an diesem Abend führen würde.
Mein Kollege gegenüber ließ es mit gleich zwei Vorspeisen so richtig krachen. Er wollte seine Steinpilzcremesuppe etwas später als Zwischengang genießen und startete mit einem farbenfrohen Vorspeisenteller, bei dem drei stolze Vertreter aus der Gattung der Pecten im Zentrum der dunklen Keramik weilten. Umgeben von schlonzigem Kürbis-Risotto, fluffigem Hummer-Pernod-Schaum und aromatischem roten Spitzkohl (eine aus Spitz- und Rotkohl gekreuzte Neuzüchtung, Anm.) sah das schon richtig klasse aus. Der Gute ließ mich probieren und mich beeindruckte besonders das harmonische Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten auf seinem Teller.
Die beiden Herren zu meiner Linken hatten sich beide für das Cremesüppchen vom Hokkaido-Kürbis mit Croutons entschieden. Auf ihrem Tellerrand befand sich eine gebratene Pflaume im Speckmantel, die auf einem lilafarbenen Klecks getrüffelten Kartoffelpürees thronte. Den passenden Farbkontrast zum Orange der Kürbissuppe lieferte das lila Kartoffelhäufchen auf dem Tellerrand. Und dass ihnen die Suppe schmeckte, war nicht zu übersehen. Auch ich war sehr zufrieden mit meiner napfigen Vorspeise. Genüsslich löffelte ich mir das selbst eingebrockte, aromatische Steinpilzcremesüppchen aus. Frisch angebratene Exemplare des edlen Speisepilzes schwammen in einer fein abgeschmeckten, mit Sahne abgerundeten Brühe, die genau die richtige Sämigkeit hatte. Ich vermute dass hier entweder mit Pilzfond oder mit dem berühmten Steinpilzpulver der nötige Wumms auf der Zunge erzielt wurde. Vorspeise top – so konnte es weitergehen!
Unsere Laune am Tisch war ausgezeichnet und wir sehnten bereits die von uns georderten Hauptgänge herbei. Diese ließen angenehm lange auf sich warten, so dass uns genügend Zeit zum Verdauen der sättigenden Vorspeisen blieb. Borgis Berliner Lieblingsgastgeberin vom Restaurant „Tulus Lotrek“ sprach letzten in der Zeitschrift „Effilée“ davon, dass Essen etwas ist, in dem man sich wahlbeheimatet, bevor man es sich einverleibt. Ein Gedanke, den ich rückblickend auf unsere Hauptspeisen für sehr treffend halte. Wir gaben uns ganz der Passivität des Genießens hin und waren vom Aufgetragenen ziemlich geflasht.
Der Schnitzelbeschwörer am linken Tischrand jauchzte ob seiner beiden Wiener Exemplare, die keine fiesen Bröselteppiche darstellten, sondern allerfeinste Panierkunst genossen hatten. Eine herrlich krosse, leichte Blasen bildende Panade umhüllte das feine Kalbfleisch. Und auch die Würzung der beiden zarten Vertreter aus der Wiener Küche schien gelungen. Nicht minder eindrucksvoll die außen resche, innen saftige Gänsebrust, die sich mein Nebenmann gönnte. Gewiss kein spektakuläres Gericht, aber mit viel Sorgfalt serviert. Die locker-fluffigen, abgeschmälzten Kartoffelklöße und das aromatische Rotkraut wurden in kleinen Schüsselchen dazu gereicht. Das erdige Maronengemüse, sowie der gefüllte Bratapfel teilten sich mit dem Besten der Martinsgans den Teller. So wäre mir das auch „gans“ recht gewesen. Die Komponenten spielten perfekt ineinander. Da passte einfach alles, Chapeau!
Mein Gegenüber hatte seine etwas kleiner ausgefallene Steinpilzsuppe zum Zwischengang gut weggesteckt. Er gilt in unserem Kreis als wahrer Schmorgerichte-Enthusiast, was seine Freude auf die butterzarten Rinderbäckchen in tief dunkler Rotwein-Schalotten-Sauce erklärte. Zusammen mit den drei Häufchen Kartoffelpüree aus der Spritztüte mit Butterbrösel drauf und gegrilltem Gemüse war das ein grundsolides Herbst…ach was: Wintergericht, bei dem es meinem Kollegen auch ohne viel Rotwein recht warm ums Herz wurde. Es blieb im Übrigen bei der einen Flasche Rotwein an diesem Abend. Der vinophile Genussspecht mit den schwäbischen Wurzeln trank sich zwar noch ein wenig durchs offene Weißweinprogramm, aber ansonsten war es kein Vergleich zu schon im gleichen Kreis erlebten Flaschenweinorgien. Wir übten uns quasi in 13,5%-iger Bescheidenheit…
Auch ich bereute meine Entscheidung für das Rehgulasch nicht. Das kräftige, nicht totgeschmorte Wildfleisch badete in einer dunklen Sauce, von der mir auf Anfrage noch eine Sauciere voll nachgereicht wurde. Die kräftige Tunke harmonierte wunderbar mit der süßen Frucht der Preiselbeeren. Und die dazu gereichten Spätzle schmeckten wie vom Brett geschabt. Was will man mehr?!
Mit dem geeisten Nougat-Parfait (7,50 Euro), das in Gesellschaft von beschwipsten Sauerkirschen den süßen Abschluss bildete, wurde ein angemessener Schlusspunkt unter den Schlemmerabend gesetzt. Nach einem netten Plausch mit dem Küchenchef wurden wir als letzte Gäste des Abends in die Maikammer Nacht entlassen. In der Summe: Klasse Essen, tolle Umgebung, super Gesellschaft! Der nächste Besuch könnte glatt im Sommer 2018 im mediterran gestalteten Innenhof stattfinden. Ich hätte nichts dagegen.
Mitte November war es mal wieder soweit. Die vier Schlemmerboys des Wörther Gourmetclubs trafen sich zum kulinarischen Stelldichein. Schauplatz der „Clubsitzung“ war diesmal das Gasthaus Zum Winzer, das sich im Ortskern der südpfälzischen Gemeinde Maikammer befindet. Der zwischen Edenkoben und Neustadt liegende, ca. 4300 Einwohner zählende Wein- und Erholungsort beherbergt einige der besten Weingüter der Südpfalz. Namen wie Faubel, Stachel oder Ziegler gelten längst nicht mehr als Geheimtipps und lassen vor allem Rotweinfans mit der Zunge schnalzen. Auch das Weingut... mehr lesen
Zum Winzer
Zum Winzer€-€€€Restaurant063215410Weinstraße Süd 8, 67487 Maikammer
4.5 stars -
"Bestbürgerliche Landhausküche mit Anspruch im Herzen von Maikammer" marcO74Mitte November war es mal wieder soweit. Die vier Schlemmerboys des Wörther Gourmetclubs trafen sich zum kulinarischen Stelldichein. Schauplatz der „Clubsitzung“ war diesmal das Gasthaus Zum Winzer, das sich im Ortskern der südpfälzischen Gemeinde Maikammer befindet. Der zwischen Edenkoben und Neustadt liegende, ca. 4300 Einwohner zählende Wein- und Erholungsort beherbergt einige der besten Weingüter der Südpfalz. Namen wie Faubel, Stachel oder Ziegler gelten längst nicht mehr als Geheimtipps und lassen vor allem Rotweinfans mit der Zunge schnalzen. Auch das Weingut
Besucht am 15.11.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 40 EUR
Nach dem Besuch des Rebmeerbades in Bad Bergzabern wollten wir mal wieder bei Marc Wendel in der Kapeller Hopfestubb einkehren. Dieses in Kapellen-Drusweiler beheimatete, nur wenige Kilometer von der Kurstadt entfernte Lokal hatte leider an jenem Abend wegen Betriebsurlaub geschlossen. Plan B deutete auf den Griechen „Athos“ am Ortsrand hin. Da war noch was? Ah ja, die alteingesessene, von der Familie Haas betriebene Weinstube gleichen Namens fiel mir als brauchbare Alternative aus dem kulinarischen Gedächtnis.
Schon tausend Mal daran vorbeigefahren, aber nie halt gemacht. Das sollte sich an jenem Abend ändern. Die Lichter brannten, als wir den Wagen gegenüber abstellten und das von außen sehr einladend wirkende, an der Weinstraße Richtung Wissembourg (Elsass) gelegene Gasthaus betraten. Durch die Fenster erspähten wir noch ein paar freie Plätze im vorderen Gastraum. Da würde sicher auch ein freier Tisch für uns „herausspringen“.
Die Begrüßung fiel nicht unfreundlich, aber auch nicht besonders herzlich aus. Den beiden Service-Damen im Dirndl merkte man gleich an, dass sie alle Hände voll zu tun hatten. Von den fünf Tischen der holzvertäfelten, vorderen Gaststube waren drei bereits belegt und einer für eine größere Gruppe reserviert. Einer war noch frei – unser Glück! Erst später sahen wir immer mal wieder Gäste, die aus dem hinteren Bereich der Weinstube kamen und sich freundlich im Hinausgehen verabschiedeten. Da wären also auch noch ein paar Sitzgelegenheiten gewesen.
Im Inneren herrschte behagliches Gasthausambiente. Gefliester Boden, urige Holzdecke, Wandschränke hinter deren Glastüren Weinflaschen auf ihre Verkostung und polierte Bordeaux-Kelche auf ihre Befüllung warteten. Auch bei den Eckbänken und dem Mobiliar gab helles Holz den Ton an. Zünftige Wirtshausstühle standen mit herzförmig gelöcherter Rückenlehne und bequemem Sitzpolster um die nicht minder groben Holztische. Die Rustikalität des Gastraums wurde von der folkloristischen Aufmachung der beiden Service-Mädels noch unterstrichen. Das war in sich stimmig und passte zusammen. Auf den Tischen lag das Einfachbesteck auf roten Stoffsets. Die Servietten standen wie frisch gehisste Segel aufrecht. Pfeffer, Salz und etwas piefige Plastikdeko gesellten sich zum Aufsteller mit dem Dessertangebot und dem Lichtlein in der Mitte.
Zügig wurden uns die Speisekarten gereicht. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, da die Auswahl recht üppig daher kam. Zwei Suppen und sechs verschiedene Salate, letztere mit leckeren „Begleiterscheinungen“ wie beispielsweise Garnelenspieß und gebackenen Kartoffeltaschen, füllten allein die erste Seite des „Wälzers“. Es ging weiter mit dreimal Fisch (Schollenfilet, Zander und Bandnudeln mit Räucherlachs und Garnelenspieß) und zweimal vegetarisch. Der gastronomisch mittlerweile etablierte Nichtfleischesser durfte zwischen Kräuterpfannkuchen mit Rahmgemüsefüllung (10,90 Euro) und Tagliatelle in Champignonkräutersauce (11,50 Euro) aus dem Wok wählen. Das Herzstück der Karte oder besser gesagt ihr „Filet“ stellte die große Auswahl an Fleischgerichten dar. Zu den acht Hauptspeisen mit Carnivorenhintergrund (Schnitzel, Rumpsteak, Kalbstafelspitz & Co) gesellten sich noch sechs Pfalz-Klassiker (vom Leberknödelteller bis zur beschwipsten Winzerpfanne alles dabei!) hinzu.
Wie in so vielen Etablissements dieser Art mangelte es auch dieser beträchtlichen Ansammlung gutbürgerlicher Allerweltsgerichte an dem gewissen Etwas. Kulinarische Alleinstellungsmerkmale – leider Fehlanzeige! Als gäbe es zu Schweinemedaillons, Schnitzel Wiener Art und Wurstsalat keine Alternativen. Schade eigentlich, denn auch in solchen Lokalen würde sich der Gast über saisonale Angebote, die gerne auch das regionale Umfeld mit einbeziehen, freuen. Ehrenhalber seien die hausgemachte Riesling-Crèmesuppe mit Gemüsewürfeln (4,50 Euro) und die mit Blut- und Leberwurst verfeinerten Pellkartoffeln aus der Pfanne (10,80) erwähnt.
Das Tagesangebot lockte schon per Schiefertafel vor dem Eintritt in das Gasthaus. Gekochte Rinderbrust an deftiger Meerrettichsoße mit Petersilienkartoffeln und Beilagensalat (10,90 Euro) stand da in Kreide geschrieben. Meine Begleitung hatte sich schnell dafür entschieden. Mich sprach trotz großem Hunger das Angebot im „Haas“ nicht so recht an, also suchte ich mein Heil im
„angus nigrum“, wie der Rumpsteak-Lateiner zu sagen pflegt. Für nicht gerade schüchterne 21,90 Euro wurde es wahlweise mit Kräuterbutter oder Pfefferrahmsoße offeriert. Dazu gesellten sich je nach Gusto Pommes frites oder Kroketten sowie ein Beilagensalat. Zum Durstlöschen orderten wir eine Flasche Mineralwasser (0,75l für 3,90 Euro) und ein kleines Tannenzäpfle vom Fass (0,33l für 2,80 Euro).
Man sah uns den Appetit scheinbar an, denn die beiden Beilagensalate ließen nicht lange auf sich warten. Beide waren sie schmackig mit Essig und Öl angemacht. Die Verwendung frischer Zutaten war offensichtlich. Mild-süßliche Karottenraspel, rahmig abgeschmeckter Weißkohl, frisch gehobelte Gurkenscheibchen und ein farbenfroher Lolo-Rosso-Bianco-Mix obenauf. Na das begann doch schon einmal richtig gut! Ein wenig Weißbrot zum Auftunken des delikaten Dressings gab ich in Auftrag. Diesem wurde schnell entsprochen und der erste Hunger war gebannt.
Auch unsere beiden Hauptgerichte kamen zeitnah. Das freute uns, denn nach dem Sport ist die Esslust ja mitunter am größten. Das Rumpsteak kam wie bestellt medium rare auf den Teller. Schön anzusehen war es zwar, doch in einer Pfälzer Weinstube sollte so ein gutes Stück Fleisch auch von den Maßen her stimmen. Dies tat es leider nicht. Auch ohne die Fleischwaage vom Daueresser im Gepäck zu haben, schätzte ich sein Gewicht deutlich unter 200 Gramm. Es war schlichtweg zu dünn geschnitten.
Ein gutgemeinter Lady’s Cut, der mich in Anbetracht des kleinen Schälchens mit etwa fünf Kroketten nicht sattwerden ließ. Gut, der Altersdurchschnitt der Gäste liegt in einer Kurstadt wie Bad Bergzabern sicherlich etwas höher. Und die älteren Semester begnügen sich ja bekanntlich mit eher kleineren Portionen. Alles recht und gut, aber für 22 Euro war das Gebotene zwar geschmacklich und qualitativ einwandfrei aber schlichtweg zu wenig an diesem Abend. Die separat in einem kleinen Kännchen gereichte Sauce verlangte nach ein paar Extra-Scheiben Baguette. Diese erschienen später doch tatsächlich mit 50 Cent auf der Rechnung. Leute, so gewinnt man keine neuen Gäste!
Über die regelrecht lasche Meerrettichsauce, welche die zartgekochten Scheiben von der Rinderbrust überzog, war frischer Meerrettich gerieben worden. Ohne ihn hätte die Pampe nur nach Sahne geschmeckt. Die Petersilienkartoffeln waren dagegen tadellos.
Die Desserts sprachen uns allesamt nicht besonders an, so dass wir uns recht bald wieder auf den Weg machten. Schade, dass ein paar Kleinigkeiten die Empfehlung dieser an sich sehr gepflegten Weinstube unweit des Bergzaberner Zentrums etwas einschränken. Das nächste Mal geht’s dann eben wieder nach Kapellen-Drusweiler zu Marc Wendel in die Hopfestubb. Da schmeckt es nicht nur besser. Da wird man auch satt.
Nach dem Besuch des Rebmeerbades in Bad Bergzabern wollten wir mal wieder bei Marc Wendel in der Kapeller Hopfestubb einkehren. Dieses in Kapellen-Drusweiler beheimatete, nur wenige Kilometer von der Kurstadt entfernte Lokal hatte leider an jenem Abend wegen Betriebsurlaub geschlossen. Plan B deutete auf den Griechen „Athos“ am Ortsrand hin. Da war noch was? Ah ja, die alteingesessene, von der Familie Haas betriebene Weinstube gleichen Namens fiel mir als brauchbare Alternative aus dem kulinarischen Gedächtnis.
Schon tausend Mal daran vorbeigefahren,... mehr lesen
Weinstube Zum Haas
Weinstube Zum Haas€-€€€Restaurant, Weinstube06343 5594Weinstr. 17, 76887 Bad Bergzabern
3.5 stars -
"Gemütliches, gutbürgerliches Restaurant mit diagnostizierter Rumpsteakschwäche" marcO74Nach dem Besuch des Rebmeerbades in Bad Bergzabern wollten wir mal wieder bei Marc Wendel in der Kapeller Hopfestubb einkehren. Dieses in Kapellen-Drusweiler beheimatete, nur wenige Kilometer von der Kurstadt entfernte Lokal hatte leider an jenem Abend wegen Betriebsurlaub geschlossen. Plan B deutete auf den Griechen „Athos“ am Ortsrand hin. Da war noch was? Ah ja, die alteingesessene, von der Familie Haas betriebene Weinstube gleichen Namens fiel mir als brauchbare Alternative aus dem kulinarischen Gedächtnis.
Schon tausend Mal daran vorbeigefahren,
Geschrieben am 02.11.2017 2017-11-02| Aktualisiert am
03.11.2017
Besucht am 25.10.2017Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Die Idee, für ein gutes Schnitzel nach Hördt zu fahren, hatten wir schon länger. In der ca. 2500 Einwohner zählenden, direkt am Hochufer des Rheins liegenden Gemeinde hatte zu Anfang des Jahres ein neues Lokal eröffnet. Grund genug für einen kleinen Abstecher in Richtung Rheinaue.
Das Team um Inhaberin Nadja Baumann hat hier mächtig renoviert und dem Inneren des Hördter Schützenhauses einen komplett neuen Anstrich verpasst. Von außen völlig unscheinbar, befindet sich das in östlicher Ortsrandlage erbaute Clubhaus des Schützenclub 1960 Hörtdt e.V. quasi in direkter Nachbarschaft zum „Rhenus Pater“, wie ihn schon die alten Römer nannten. Restaurantfachfrau Baumann, deren Eltern über 20 Jahre lang das Restaurant „Dulda“ am Speyerer Yachthafen führten, sammelte schon zuvor in Lingenfeld drei Jahre lang Gastroerfahrung.
Betritt man den Gastraum erwartet einen statt piefiger Clubgastro-Atmosphäre ein modern eingerichtetes, ansprechend beleuchtetes Restaurant, dessen wertiges Mobiliar sofort ins Auge sticht. Auf hellem Holzparkett lässt man den Thekenbereich links liegen. Frau Baumann erwartete uns bereits und überließ uns die Platzwahl. Auf bequem gepolsterten Gastrostühlen mit braunem Kunstlederüberzug ließen wir uns nieder. Die rustikalen Holztische kamen auch sehr gut ohne Tischdecke aus. Neben sparsamer Deko (Teelicht und Blumentöpfchen) lag lediglich das Einfachbesteck auf einer Papierserviette.
Wir saßen nicht ungemütlich zwischen den weinrotgestrichenen Wänden, obgleich die in die Decke eingelassenen Strahler für meinen Geschmack etwas zu viel Licht spendeten. Etwas schummriger hätte es meiner Ansicht nach schon zugehen dürfen, denn die passende Beleuchtung erzeugt Atmosphäre. Egal, so warfen wir einen ungetrübten Blick in die von der jungen Servicedame gereichten Speisekarten. Hmmm, da schnalzte der Freund fleischlicher Hausmannskostgenüsse schon mit der Zunge.
Neben ein paar deftigen Vorspeisen (gegrillte Peperoni, Rinderkraftbrühe mit Markklößchen), einigen wenigen Salaten, dem Zanderfilet an Kartoffelsalat (14,80 Euro) und zwei vegetarischen Gerichten (gebackener Hirtenkäse und Käsespätzle) dominierten hier klar die Fleischgerichte. Da durften auch die drei obligatorischen Rumpsteakvarianten (Kräuterbutter, Zwiebel und Pfeffersauce) nicht fehlen. Jedoch war der Name des Restaurants auch tatsächlich Programm und in der Karte traf man neben gängigen „Wiener-Art-Schnitzeleien“, die sich nur in der begleitenden Soße unterschieden, auch etwas skurril anmutende Kombinationen des panierten Schweinefleischfetzens an.
Als „Surf & Turf“ wurde da ein Schnitzel in Begleitung von Riesengarnelen, Chili und Knoblauch (16,80 Euro) bezeichnet. Dem nicht genug, es wurde anscheinend noch mit Käse überbacken. Gratinierter Schafskäse, Peperoni und Oliven waren auf der „Sheep Style“-Version (12,80 Euro) zu finden, während bei der mit „Bauer sucht Esser“ (12,80 Euro) betitelten Garnitur deftiges Beiwerk wie Spiegelei, Speck und Bratensauce einem späten Frühstück zur Ehre gereicht hätten.
Als Durstlöscher wurden eine große Flasche Mineralwasser und ein frisch gezapftes Bellheimer Silberpils bestellt. Alles zu zivilen Preisen, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Meine beiden Begleiter entschieden sich für Paniertes vom Schnitzel. Einmal mit Pfeffer- und einmal mit Champignonrahmsauce. Bei den Beilagen durfte man zwischen Pommes, Kroketten und Spätzle wählen. Etwas seltsam, dass hier beim „SchniPoSa“ die letzte Silbe fehlte, sprich der Salat nicht wie üblich inklusive war. Den mussten wir für 3,80 Euro noch separat dazu bestellen. Meine Wahl fiel auf das Cordon Bleu (13,80 Euro), das ich mit Kroketten und einer Extraportion Pfeffersauce zu veredeln gedachte.
Schon kurz nach unserer Bestellung drangen rhythmische Klopfgeräusche von der Küche her an unsere Ohren. Aha, da betrieb jemand noch richtiges „Schnitzelhandwerk“! Das klang doch schon sehr vielversprechend.
Die kleinen Salatteller linderten das erste Hungergefühl. Schmackig angemacht mit Essig und Öl waren sie allemal. Auch die Zutaten (verschiedene Blattsalate, Möhrenrohkost) waren frisch und appetitanregend. Für knapp 4 Euro ging das Gebotene in Ordnung. Klar hätte man den auch zum Schnitzelgericht dazu packen können. Etwas weniger Fleisch auf dem Teller und dafür den Salat im Preis inbegriffen, würde auch dem PLV nicht schaden.
Denn die Schnitzelgerichte waren durchweg sehr üppig portioniert. Jeweils zwei in Butterschmalz gebratene Exemplare zierten die Teller meiner Mitstreiter. Ich schätze mal, dass die beiden zusammen an die 300 Gramm Paniermehl umhüllten, platt geklopften Schweinerücken auf die Waage brachten. Etwas krosser hätte man sie ruhig braten können, ansonsten waren sie tadellos in Geschmack und Konsistenz. Besonders zufrieden war mein Gegenüber mit seiner Pilzrahmsauce. Mit frischen Champignons ausgestattet, war das eine auf Jus-Basis hergestellte Edeltunke, die lobenswerter Weise nicht nach Maggi-Pampe schmeckte. Er genoss sie in vollen Zügen.
Auch mein Cordon Bleu, dessen saftiges Innenleben von geschmolzenem Emmentaler und würzigem Kochschinken bestimmt wurde, war keine Portion von Traurigkeit. Fast ohne Kraftaufwand glitt mein Messer durch das mürbe geklopfte, zarte Schweinefleisch. Ein Gedicht auch die pikant-würzige Pfeffersauce, mit der die kross frittierten Kroketten besser rutschten. Ein hervorragender Teller im gutbürgerlichsten Sinne und ich musste lange überlegen, wann ich das letzte Mal ein solch leckeres Cordon Bleu verputzt hatte.
In der Summe verließen wir hochzufrieden und um eine empfehlenswerte Adresse bereichert das Lokal am Ortsrand von Hördt. Den motivierten Betreibern wünsche ich viel Erfolg mit ihrem Konzept einer besseren Hausmannskost. Denn – und da stimme ich ihnen zu 100 Prozent zu – ein leckeres, in Butterschmalz ausgebackenes Schnitzel aus der Pfanne bekommst du auch in unserer Region nicht mehr so oft. Und schon gar nicht in so einladendem Ambiente.
Die Idee, für ein gutes Schnitzel nach Hördt zu fahren, hatten wir schon länger. In der ca. 2500 Einwohner zählenden, direkt am Hochufer des Rheins liegenden Gemeinde hatte zu Anfang des Jahres ein neues Lokal eröffnet. Grund genug für einen kleinen Abstecher in Richtung Rheinaue.
Das Team um Inhaberin Nadja Baumann hat hier mächtig renoviert und dem Inneren des Hördter Schützenhauses einen komplett neuen Anstrich verpasst. Von außen völlig unscheinbar, befindet sich das in östlicher Ortsrandlage erbaute Clubhaus des Schützenclub 1960... mehr lesen
4.0 stars -
"Bestes Cordon Bleu (vom Schwein) seit langem" marcO74Die Idee, für ein gutes Schnitzel nach Hördt zu fahren, hatten wir schon länger. In der ca. 2500 Einwohner zählenden, direkt am Hochufer des Rheins liegenden Gemeinde hatte zu Anfang des Jahres ein neues Lokal eröffnet. Grund genug für einen kleinen Abstecher in Richtung Rheinaue.
Das Team um Inhaberin Nadja Baumann hat hier mächtig renoviert und dem Inneren des Hördter Schützenhauses einen komplett neuen Anstrich verpasst. Von außen völlig unscheinbar, befindet sich das in östlicher Ortsrandlage erbaute Clubhaus des Schützenclub 1960
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Die an eine gutbürgerliche Küche erinnernden, etwas aus der Mode gekommenen Buntglasscheiben verwirren den Neuankömmling. Diese würde man nicht unbedingt einem japanischen Gasthaus zuordnen. Stattdessen weisen rote Papierlaternen und ein japanisches Torii (Holztor) in Miniaturform unmissverständlich den Weg nach drinnen, wo wir ausgesprochen freundlich empfangen und in den extra dafür vorgesehenen Empfangsbereich im hinteren Teil das Gastraumes geführt wurden. Hier ließ man uns ausreichend Zeit, um in Ruhe anzukommen und die reichhaltige Speisenkarte bei einem warmen Reiswein (6,50 Euro) und einem Glas Martini Rosso (4,80 Euro) zu studieren.
Die Karte listete eine ganze Reihe vielsprechender Mehrgangmenüs, die man direkt am heißen Tisch genießen konnte. Je nach Anzahl ihrer Gänge und der verwendeten Zutaten lagen diese preislich zwischen 49 und 83 Euro. Dies mag schon recht ambitioniert klingen, war aber in Anbetracht der hier eingesetzten Edelprodukte wie Hummer, Fasan oder Gänseleber nachvollziehbar kalkuliert. Neben den abwechslungsreichen Menüs, konnte man aus einer Vielzahl von Teppanyaki-Hauptgerichten wählen. Daneben komplettierten diverse Suppen, einige Reis- und Nudelgerichte, Feines vom Robata-Grill sowie eine ordentliche Auswahl an Sushi den äußerst breitgefächerten Speisezettel im Osaka.
Doch bevor wir uns kulinarisch ins Tischgrill-Treiben stürzten, wurden wir mit einem seidig-glänzenden Kimono ausgestattet. Dieser sollte uns gegen Fettspritzer schützen und erleichterte uns ganz nebenbei das Eintauchen in die japanische Esskultur. Wir entschieden uns zweimal für das verlockend klingende Osaka-Menü (70 Euro) sowie die günstigere Edo-Variante (49 Euro). Eine stattliche Preisdifferenz, die uns trotz des beim Edo-Menü fehlenden Hummers und der Seezunge nicht ganz nachvollziehbar erschien.
In gespannter Erwartung nahmen wir unsere Plätze rund um den heißen Tisch ein. Als Durstlöscher fungierten eine Flasche Mineralwasser (6,50 Euro) sowie eine trockene Weißburgunder-Chardonnay-Cuvée vom Weingut Knipser aus Laumersheim (30 Euro die Flasche), die sich als passende Begleitung der überwiegend aus Fisch und Meeresfrüchten bestehenden Menüs entpuppte. Schade, dass der sehr aufmerksam agierende Service beim Nachschenken der Getränke so auf die Tube drückte. Hier hätten wir uns etwas mehr Entschleunigung und weniger Geschäftssinn gewünscht.
Die beiden von einem schmalen Durchgang getrennten Grilltische bildeten eine in sich abgeschlossene Einheit. An ihrer Peripherie fanden bis zu 15 Personen Platz. Wir saßen an schon etwas abgenutzt wirkenden Tischen, die aus einfachen Spanholzplatten gefertigt waren. Zwei Teppanyaki-Köche schnippelten, spachtelten, brutzelten und flambierten fast Rücken an Rücken. Sie waren dabei stets hochkonzentriert und ließen ihre Grillspachteln mit großer Präzision über die heiße Stahlplatte gleiten. Über ihnen thronten etwas antiquiert wirkende Abzugshauben, die, ähnlich wie das gesamte Interieur des Lokals, ihre beste Zeit schon hinter sich hatten. Leider halfen da auch die gereichten Kimonos recht wenig, als der fetthaltige Dunst in unsere Kleider zog.
Auf jedem Platz befanden sich drei Saucen zum Dippen (Soja, Erdnuss, Süß-scharf), eine kleine Schale mit pikant mariniertem Kimchi und die obligatorischen Essstäbchen. Nichts sollte von der nun folgenden Bratkunst ablenken. Doch bevor der Teppanyaki-Meister in Aktion trat, wurden die Vorspeisen gereicht. Eine kleine Sashimi-Auswahl mit rohem Lachs, Surimi und Meerbrasse und eine dick im Tempuramantel frittierte Garnele kamen als erste Leckerbissen aus der Küche, ehe kunstvoll zerteiltes Gemüse (Zucchini, Champignons und Lotus) auf der heißen Platte zischend die Menüfolge eröffnete.
Wir staunten nicht schlecht, mit welcher Akribie unser Koch die mit Knoblauch verfeinerte Margarine auf seine gigantische Herdplatte manövrierte. Wie er die übrig gebliebene Karkasse einer frischen Hummerkrabbe zur Aromatisierung des Öls nutzte, um so die Basis für einen mit Reiswein und Sojasauce verfeinerten Sud zu erstellen. Auf das Grillgemüse folgte Fisch. Genauer gesagt zwei dünne Tranchen Seezunge und etwas Lachs. Anfänglich kommen einem die Portionen vielleicht etwas zu knapp bemessen vor. Aber mit zunehmender Dauer des Menüs weiß man die wohl kalkulierten Mengen zu schätzen.
Nach dem fein gewürzten, aber leider etwas zu trocken ausgefallenen Seezungenfilet, bekamen die Meeresfrüchte eins übergebraten. Die Hummerhälften wurden dabei noch weiter in ihre Einzelteile zerlegt. Das leicht süßlich duftende Fleisch wurde von den Schalen befreit und genau wie die Jakobsmuscheln scharf angebraten. Frühlingszwiebeln, Salz, Pfeffer und ein wenig Sojasauce sorgten für eine subtile Würze, die den frischen Geschmack des Krustentieres in den Vordergrund rückten. Die restlichen Teile des Hummers dünsteten unter eine Art Kupferglocke. Mit einem Extrabesteck konnten wir die Scheren knacken und das geschmacksintensive Innere des Kopfes auspuhlen. Dies stellte zweifellos den kulinarischen Höhepunkt unseres Teppanyaki-Menüs dar.
Die gebratenen Reis- und Nudelbeilagen kamen ebenfalls von der heißen Platte frisch auf unsere Teller, ehe die Vorbereitungen für die Fleischgänge getroffen wurden. Dazwischen durften wir uns an einer umami-würzigen Miso-Suppe erfreuen. Die dünnen, mit gebratenen Champignons gefüllten Scheiben vom Entrecôte, hatten genau wie das in Würfel geschnittene Rinderfilet den perfekten Gargrad erwischt. Letzteres wurde mit hoher Flamme vor unseren Augen flambiert. Kein Wunder, dass uns bei dieser Zubereitungsart ganz warm ums Herz wurde.
Fazit:
Den süßen Schlusspunkt setzte ein einfallsreich aus Pfannkuchenteig kreiertes Dessertmäuschen, das mit seiner Vanille-Eis-Nase und dem süßen Sirup-Mund ein echter Hingucker war. Mit knapp 280 Euro war das für drei Personen kein günstiges Vergnügen. Aber man zahlt hier eben nicht nur für die angebotenen Edelprodukte, sondern in erster Linie für ihre virtuose Art der Zubereitung. Für manche mag das alles nach „mehr Schein als Sein“ klingen, aber den Erlebnisfaktor sollte man im Osaka nicht unterschätzen. Schade nur, dass die Inneneinrichtung so anachronistisch ausfiel. Hier wäre sicherlich noch deutlich Luft nach oben.