Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Besucht am 06.12.2018Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Seit dem 3.Oktober letzten Jahres, also vor gut 3 Monaten, eröffneten das Unternehmerpaar Pascal Rohr und seine Frau Patricia Rohr-Zeiss in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Pizza-Lieferdienstes einen kleinen Bio-Burger-Laden. Neben Dirk’s Diner auf der Wollmesheimer Höhe (Landau-West) und dem Bagage (Ecke Königstr./Kramstr.) ist das die dritte Buletten-Neueröffnung des Jahres 2018. Scheinbar entwickelt sich die Stadt an der Queich – wenn auch im Vergleich zu den größeren Urbanisationen der näheren Umgebung dem Trend etwas hinterher hinkend – nun doch noch zum Reich der aufgehenden Burgerbuden mit Qualitätshintergrund. Grund genug, die Landauer Burgerinitiative einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Für manche ist der ganze frisch gewolfte Hype ums kreativ aufgepeppte Frikadellenbrötchen ein Gastrotrend mit bescheidener Halbwertzeit. Andere sehen darin eine delikate Alternative zu den beiden großen Ketten aus den Staaten. Doch auch dieser Markt zeigt erste Sättigungserscheinungen und man hat auch schon von Schließungen im Nobelbulettensektor (z.B. das Liebesbeef in Karlsruhe) gehört. Da muss man schon den eigenen Einfallsreichtum bemühen oder eine ausgefallene Idee haben, um patty-affine Essgenossen um die sperrigen Palettentische im Urban-Shabby-Look zu scharen. Bio und regional sind zwar nicht gerade die allerneuesten Food-Trends, die der kulinarische Zeitgeist einschlägt, aber in der Provinz noch längst nicht so etabliert wie in den hippen Metropolen der Nation.
So gesehen haben Patricia und Pascal eine Lücke geschlossen ohne das Burgertum neu erfinden zu müssen. Mit „Pälzer Grumbeere“ vom Kartoffelhof Böhm aus Bellheim stellt man vor Ort leckere Pommes her. Von dort bezieht man übrigens auch das Gemüse und den Salat. Das Bio-Fleisch stammt ebenfalls aus der Region und wird mehrmals am Tag im Lokal frisch gewolft. Beim Angushof im Nonnenhorst (Minfeld bei Kandel) bzw. im Goldgrund (Wörth am Rhein) ernähren sich die Pfälzer Rindviecher ausschließlich von Gras, so Inhaber Pascal Rohr, der an jenem Donnerstagmittag bereitwillig über die Philosophie des Ladens Auskunft gab. Mit gerahmten Bildern ihrer Fleisch- und Kartoffelerzeuger wirkt man der Zutatenanonymität etwas entgegen, indem man die Herkunft der Viktualien so transparent wie möglich gestaltet.
Am Anfang haben sie die Brötchen noch selbst gebacken, was aber aufgrund der großen Nachfrage und der eingeschränkten Personaldecke nicht mehr aufrechtzuerhalten war. Nun lässt man sich die Buns von Bio-Bäcker Stefan Dümler aus Wörth aus hochwertigem Getreide anfertigen. Die Soßen und Dressings tragen alle das Prädikat „selfmade“. Genau wie die in Gläser abgefüllten Desserts. Daneben achtet man auf biologisch abbaubare Verpackungen und Tüten. In unserer plastikverseuchten Welt kein gering zu schätzender Umstand.
Pascal Rohr hat das Bäckerhandwerk gelernt und auch eine Ausbildung zum Koch absolviert. Insofern bringt er wichtige (Vor-)Erfahrungen mit, um genau zu wissen, worauf er sich da zusammen mit seiner Frau Patricia eingelassen hat. Nach ca. zehnjähriger Tätigkeit in der Automobilbranche ist er wieder in den kulinarischen Dienst am hungrigen Kunden zurückgekehrt. Eine mutige Entscheidung, die er in Zeiten abnehmender Gastbetriebe bzw. zunehmender Vorschriften sicherlich lange abgewogen hat.
Meine Einkehr war eine spontane Idee. Die Parkplatzsituation an der viel befahrenen Weißenburger Straße ist nicht gerade optimal. Glücklicherweise war jedoch direkt gegenüber noch eine Lücke, um das Gefährt einen Bioburger lang kostenfrei abstellen zu können. Schon am Eingang hatte der „Burger des Monats“ mein Interesse geweckt. Der „Dreikäsehoch“ hatte neben Cheddar und Gouda auch noch würzigen Parmesan zwischen Brioche-Bun und medium gebratenen 160-Gramm-Patty zu bieten. Klang doch schon einmal alles sehr vernünftig.
Durch die hohe Glasfront konnte ich schon von außen einen ersten Eindruck vom zeitgemäß-schlichten Interieur des Ladens bekommen. Drinnen saß man leidlich bequem auf Hockern, umgedrehten Bierkisten oder wie ich auf einer mit Filzdecke „gepolsterten“ Wandbank, die sich die Fensterfront entlang zog. Drei massive, sicher selbst abgebeizte Holztische standen nebeneinander auf rustikalem Dielenboden. Natürlich baumelten nackte Glühbirnen von der Decke. Die nüchterne Ausstattung suggerierte Funktionalität und Minimalismus. Da sind natürlich Lampenschirme sowas von obsolet. Ach, hier hätte es mir als Student so richtig gut gefallen. Wenn, ja wenn es nicht nur alkoholfreies Bier gegeben hätte.
Heute ist mir die Limo von der angesagten Berliner Fruchtmanufaktur „Proviant“ eine willkommene, da nicht ganz so überzuckerte Alternative zu Coca-Cola, Fanta und Sprite. Die 0,33l-Flasche Orangenlimonade belief sich auf 2,70 Euro und bestand laut Etikettinformation lediglich aus frisch gepresstem Orangensaft, Rohrzucker, Zitronensaft und Wasser. Ich durfte mir mein Fläschchen selbst aus dem gut gefüllten Kühlschrank holen. Bezahlt wurde an der kreativ designten, aus der Vorderverkleidung eines Automobils gebastelten Bestelltheke. Mein aus der fernen Hauptstadt Berlin geliefertes Orangengetränk blieb der einzige Wermutstropfen im ansonsten sehr konsequent umgesetzten Regionalkonzept der Rohrs.
An der weiter oben angebrachten Wandtafel konnte ich mich über das übersichtlich angelegte Speisen- und Getränkeprogramm informieren. Zusätzlich lag auch eine aufklappbare Speisenkarte auf dem Tisch. Unter den fünf angebotenen Burgervarianten, deren amerikanische Namen (z.B. „Oceanside“ oder „Newport BBQ“) vom letzten Kalifornien-Aufenthalt des Betreiberpärchens inspiriert wurden, waren mit dem „Vegetarier“ und dem „Veganer“ auch zwei fleischlose Ausführungen im Repertoire. Die Preise lagen bei den „Komplettpaketen“ zwischen 8 und 9 Euro.
Außerdem gab es die Möglichkeiten, seinen Burger via Baukastensystem selbst zusammenzupuzzeln. Neben diversen Brötchen-, Patty- und Soßenoptionen, die zur Grundausstattung (6,50 Euro) gehörten, standen noch jede Menge Extras gegen einen geringen Aufpreis zur Verfügung. Ein paar Salate sowie hausgemachte Fritten (2,90 Euro) und Soßen rundeten das Angebot auf der Klappkarte ab. In der Kühlvitrine neben der Theke warteten noch Chiapudding mit Obst, Bananenbrot und Schokokuchen (jeweils 3 Euro) auf vegan angehauchte „Desserteure“.
Und dann bekam ich den von einem Holzstift in der Mitte zusammengehaltenen „Spießburger“ serviert. Er lag bzw. stand auf einem mit Balsamico-Crème-Muster verzierten Teller. Die knusprigen Pommes wurden à part gereicht. Als kleines Versucherle durfte ich die pinkfarbene Aioli, die sie neu im Programm hatten, testen. Auch ein Schälchen von der hausgemachten BBQ-Sauce landete ohne auf der Rechnung zu erscheinen auf meinem Tisch. Beide Saucen erfüllten ihre Funktion als Pommes-Tunken souverän. Und sieh an, eine BBQ-Salsa muss nicht zwangsläufig eine rote Zuckerpampe sein.
Das Fleisch kam perfekt medium gebraten und daher noch schön saftig in die Brioche. Die darauf befindlichen Röstzwiebeln hatten neben einer leichten Rauchnote auch eine angenehme Süße durch das Karamellisieren erhalten. Salat und Tomate steuerten knackige Frische bei, während die drei Käsesorten für ordentlich Schmelz und Würze sorgten. Die Brioche hatte man auf den Innenseiten leicht angeröstet. Herrlich fluffig und definitiv keine Massenware, die da verwendet wurde. Ich musste kurz an die französische Prinzessin Marie Antoinette denken, die nachdem sie erfahren hatte, dass das einfache Volk kein Brot mehr zu essen hatte, gesagt haben soll: „Wenn sie kein Brot mehr haben, sollen sie doch Brioches essen!“
Hab ich an diesem Mittag auch gemacht. Und hat funktioniert. Weil nämlich das, was sich dazwischen befand handwerklich gut zubereitet und von hoher Produktqualität war. Ein neuer Burgerladen, dem man für die Zukunft alles Gute wünschen darf und der sich, trotz des aus meiner Sicht eher suboptimalen Standorts, sicherlich behaupten wird. Zur Not wird es dann eben der Lieferdienst richten.
Seit dem 3.Oktober letzten Jahres, also vor gut 3 Monaten, eröffneten das Unternehmerpaar Pascal Rohr und seine Frau Patricia Rohr-Zeiss in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Pizza-Lieferdienstes einen kleinen Bio-Burger-Laden. Neben Dirk’s Diner auf der Wollmesheimer Höhe (Landau-West) und dem Bagage (Ecke Königstr./Kramstr.) ist das die dritte Buletten-Neueröffnung des Jahres 2018. Scheinbar entwickelt sich die Stadt an der Queich – wenn auch im Vergleich zu den größeren Urbanisationen der näheren Umgebung dem Trend etwas hinterher hinkend – nun doch noch zum... mehr lesen
Rohr's Craft Burger
Rohr's Craft Burger€-€€€Restaurant063416740326Marktstraße 110, 76829 Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Landauer Burgerinitiative Teil 1: Ein neuer Bio-Burgerladen in der Weißenburger Straße setzt auf Regionalität und Selbstgemachtes – mit ganz kleinen Ausnahmen" marcO74Seit dem 3.Oktober letzten Jahres, also vor gut 3 Monaten, eröffneten das Unternehmerpaar Pascal Rohr und seine Frau Patricia Rohr-Zeiss in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Pizza-Lieferdienstes einen kleinen Bio-Burger-Laden. Neben Dirk’s Diner auf der Wollmesheimer Höhe (Landau-West) und dem Bagage (Ecke Königstr./Kramstr.) ist das die dritte Buletten-Neueröffnung des Jahres 2018. Scheinbar entwickelt sich die Stadt an der Queich – wenn auch im Vergleich zu den größeren Urbanisationen der näheren Umgebung dem Trend etwas hinterher hinkend – nun doch noch zum
Besucht am 14.12.2018Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 77 EUR
Zu kurzfristig hatte ich meinen Vater darüber informiert, nach dem Besuch des Ettlinger Weihnachtsmarkts noch zusammen einen Happen am Abend einzunehmen. Freitagabends in der Vorweihnachtszeit ist es eben gar nicht so einfach einen Platz für vier Personen klarzumachen. Nach Glühwein, Bratwurst und Co. fuhren wir vom Stadtteil Rüppurr aus in die Schrebergarten-Diaspora, wo sich beim Kleingarten-Verein Forstlach e.V. das griechische Restaurant Gartenzwerg schon seit vielen Jahren erfolgreich behauptet.
Die ältesten Einträge über den Gyros-Halbling sind hier auf GG sechs Jahre alt. Damals schwärmten die Besucher „Gourmetle“, „Pille“ und „gurkenkuchen“ (cooler Nick übrigens!) vom „zarten Schweinefilet“, „knusprigen Kroketten“ und den „gefüllten Peperoni“. Auch der Mittagstisch, der hier bis 15 Uhr angeboten wird, bekam lobende Worte. Lediglich der User „pfalz49“ setzte vor rund dreieinhalb Jahren den Jubelarien ein Ende. Nach unserem Besuch konnte ich einige seiner angeführten Kritikpunkte gut nachvollziehen.
Hat man sich durch die zwischen Bulach, Weiherfeld und Rüppurr gelegene Schrebergarten-Walachei gekämpft und tatsächlich das versteckt liegende Lokal - Navi sei Dank(!) - endlich gefunden, sollte man im Vorfeld auch einen Platz reserviert haben, denn anscheinend erfreut sich dieser Grieche einer großen Beliebtheit. Davon konnten auch wir uns an jenem Abend überzeugen. Saßen wir anfangs noch ziemlich allein im geräumigen, sehr gefällig eingerichteten Gastraum, waren es schon die kleinen, mit der Aufschrift „Reserve“ beschriebenen Schiefertafeln, die auf jedem freien Tisch zu finden waren und zu meiner Verwunderung beitrugen. Dass darunter kein im Eichenfass gelagerter Rot- oder Weißwein zu verstehen war, hatte selbst ich schnell begriffen. Und tatsächlich binnen einer Stunde war der Laden gerammelt voll.
Da hatten mein Vater und ich die kulinarische Schlacht um die Hausplatte für zwei Personen (38,90 Euro) allerdings schon längst verloren. Zwei üppige Souvlaki-Spieße, ein mit reichlich roter Zwiebel bedeckter Gyros-Berg, zwei von Kräuterbutter getoppte, medium gebratene Rumpsteaks und zwei stattliche Hackfleischwürste, die unter dem Namen „Suzukakia“ firmierten, bildeten einen großflächigen Schauplatz für Grillfleischvernichter. Flankiert von zwei Anhöhen aus Reis und Pommes frites sowie einem Tzatziki-Hügel im Extra-Schälchen hätte dieses griechische Carnivorenidyll auch locker drei hungrige Kostgänger wohl gesättigt.
Und es war Gott sei Dank nicht alles Fett, was auf der Platte glänzte. Fiel der Gyros streckenweise zu durchwachsen aus, geriet der Schweinespieß trocken wie 10 Meter Feldweg im Hochsommer. Die beiden kleineren Rumpsteaks waren dagegen wahre Fleischsaftbomben. Entweder war es die bessere Qualität des Fleisches oder der Grillmeister in der Küche hatte da besser aufgepasst. Am Gemüsereis gab’s nichts zu meckern, ebenso wenig wie an den Pommes. Die TK-Fritten waren leicht gesalzen und knusprig frittiert. Einziger kleiner Kritikpunkt: weniger von beidem wäre wohl mehr gewesen.
Zu beanstanden war jedoch der vorweg gereichte Beilagensalat. Was denken sich die Leute eigentlich dabei, wenn sie ihren Gästen so etwas vorsetzen? Beim lieblos angerichteten, viel zu grob geschnittenen Eisbergsalat ging es mehr drunter wie drüber. Das nach Päckchen schmeckende Kräuterdressing zum Anrühren schmeckte, wie nicht anders zu erwarten, penetrant nach Dill (tun die Dinger leider immer…). Da konnte ich mir lediglich ein paar Anstandsbissen abringen. Die wässrigen, mit Fertigtunke überzogenen Blätter hätte ich ohne die Plempe noch nicht mal dem fiesesten Nager unter seinen Riechkolben gehalten.
Aber warum sollte ich mich auch aufregen. Sah ich zum Hauptgericht meiner Liebsten hinüber, wurde es mir fast schwarz vor Augen. Der Grund lag schuhsohlenhaft auf ihrem Teller. Eine gegrillte Aubergine mit Tomatenstückchen und geriebenen Schafskäsespänen (8,50 Euro) oben drüber. Ihr schmeckte das nicht besonders appetitlich aussehende Veggie-Gericht jedoch erstaunlich gut. Auch das panierte Putenschnitzel mit Bratensauce, Pommes und Salat (11,50 Euro) wurde am Tisch gelobt. Nun, da war ja auch nicht wirklich viel falsch zu machen.
Die nicht gerade vor Freundlichkeit strotzenden männlichen Bedienungen hatten mittlerweile alle Hände voll zu tun, denn eine größere Gesellschaft hatte sich sukzessive eingefunden, um zusammen Vorweihnachten zu feiern. Trotzdem, liebe Servicekraft, die unsere mit ein paar Restbeständen vom Gyros bestückte Platte über unsere Köpfe hinweg abzuräumen versuchte, hier mal ein Tipp eines schon oft bewirteten Gasthausbesuchers: entweder räumt man das Ding dort wo niemand sitzt, sprich zwischen den links und rechts platzierten Gästen, ab. Oder man passt wenigstens auf, dass der verdutzt dreinschauenden Kundschaft weder Gyros noch Portioniergabel um die Ohren fliegt. Ist das Malheur jedoch passiert, ist ein dahin gemurmeltes „Entschuldigung“ auch nicht gerade die souveränste Art, das Missgeschick wieder gerade zu biegen. Naja, „Niveau ist keine Creme, Empathie ist kein Problem“, haben die Sportfreunde mal tiefsinnig getextet. Genauso sah ich das dann auch.
Über die Speisenkarte schenke ich mehr detailliertere Ausführungen, da man dieses Angebot in jeder x-beliebigen Hellas-Klause so ähnlich wiederfindet. Auf der Empfehlungskarte stand beim Wein des Monats außer dem Wort „Hauswein“ keine nähere Angabe. Da tat ich gut daran, mit einem erfrischenden Eichbaum-Radler die Hausplatte herunter zu spülen.
Die Einrichtung des Gastraumes hat mich wiederum positiv überrascht. Die Tische waren alle sauber eingedeckt. Auch Stoffservietten sieht man beim Griechen nicht alle Tage. Die mit Kunstleder überzogenen Stühle waren bequem gepolstert und auf die übliche Hellas-Folklore in Form kitschiger Accessoires wurde dankenswerter Weise verzichtet. Lediglich die Abstände zwischen den Tischen galt es zu bemängeln. Hier zog man eine optimale Raumnutzung einer gemütlicheren Atmosphäre vor. Diese hätte man auch durch eine angenehmere Beleuchtung erzeugen können.
Das schwächste Glied der Gastrokette war an diesem Abend ganz klar der Service. Da gilt es für Inhaber Theo Parcharidis einiges nachzusteuern, will man sich gastorientiert präsentieren. Vom Essen her war das normaler griechischer Standard, für den ein Pfälzer nun wahrlich nicht über den Rhein fahren muss. Da gibt es in der Südpfalz deutlich bessere Anbieter (Sto Castello in Kandel oder Olympia in Landau). Warum die Leute dem „Gartenzwerg“ dennoch die Bude einrennen, kann ich abschließend weder verstehen noch erklären. Vielleicht liegt es an den großen Portionen. Oder den gefüllten Peperoni. Keine Ahnung. Für meinen Teil muss ich da nicht noch einmal hin, zumal es in Karlsruhe sehr gute griechische Alternativen (z.B. das Sokrates in der Welfenstraße) gibt.
Zu kurzfristig hatte ich meinen Vater darüber informiert, nach dem Besuch des Ettlinger Weihnachtsmarkts noch zusammen einen Happen am Abend einzunehmen. Freitagabends in der Vorweihnachtszeit ist es eben gar nicht so einfach einen Platz für vier Personen klarzumachen. Nach Glühwein, Bratwurst und Co. fuhren wir vom Stadtteil Rüppurr aus in die Schrebergarten-Diaspora, wo sich beim Kleingarten-Verein Forstlach e.V. das griechische Restaurant Gartenzwerg schon seit vielen Jahren erfolgreich behauptet.
Die ältesten Einträge über den Gyros-Halbling sind hier auf GG sechs Jahre alt.... mehr lesen
Zum Gartenzwerg
Zum Gartenzwerg€-€€€Restaurant0721888294Gottlob-Schreber-Weg 3, 76199 Karlsruhe
3.0 stars -
"Ein griechischer Gastro-Zwockel, der sich trotz seiner JWD-Lage in der Karlsruher Schrebergarten-Diaspora einer erstaunlichen Beliebtheit erfreut" marcO74Zu kurzfristig hatte ich meinen Vater darüber informiert, nach dem Besuch des Ettlinger Weihnachtsmarkts noch zusammen einen Happen am Abend einzunehmen. Freitagabends in der Vorweihnachtszeit ist es eben gar nicht so einfach einen Platz für vier Personen klarzumachen. Nach Glühwein, Bratwurst und Co. fuhren wir vom Stadtteil Rüppurr aus in die Schrebergarten-Diaspora, wo sich beim Kleingarten-Verein Forstlach e.V. das griechische Restaurant Gartenzwerg schon seit vielen Jahren erfolgreich behauptet.
Die ältesten Einträge über den Gyros-Halbling sind hier auf GG sechs Jahre alt.
Besucht am 27.11.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 38 EUR
Seit über 18 Jahren existiert der von Alessandro Muccardo geführte Familienbetrieb am westlichen Rand der Karlsruher Innenstadt. Da es sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist (die Straßenbahnhaltestelle Mühlburger Tor / Kaiserplatz ist keine 200 m entfernt), kann man sich auch die teuren Parkgebühren der in der Nähe liegenden Parkhäuser sparen und gleich mit dem KVV anreisen.
Wir hingegen traten die Reise über den Rhein mit dem eigenen Automobil an, das wir in der Tiefgarage der Postgalerie zum Preis eines kleinen Desserts für ein paar Stündchen zurückließen. Von außen recht unscheinbar, wären wir ohne den Tipp eines Karlsruher Freundes sicher niemals dort eingekehrt. Keine Ahnung, wie oft sich dieser hier schon den Bauch mit Premiumpasta vollschlug, für uns war es jedenfalls Premiere.
Vielleicht erinnern sich noch ein paar GG-Giganten an den ehemaligen RK-User "brummbär" aus Karlsbad. Der hat das Lokal schon vor 5 Jahren genauer unter die Lupe genommen und war wohl eher semi-begeistert von dannen gezogen. Seinen guten Ruf unter Vegetariern und Veganern verdankt dieser "etwas andere" Italiener seiner siebenseitigen (!) Extrakarte, die sogar vegane Desserts und Sojamilch für den Kaffee bietet.
Ich bestelle ja grundsätzlich lieber mit doppelter Laktose-Dosis und Extra-Gluten, da ich gemeinhin als sehr tolerant gelte. Kann ja jeder halten, wie er will oder wie er es verträgt. Wegen dem Vegan-Angebot waren wir jedenfalls nicht im "Incontro". Schon eher lockten uns apulische und römische Pastaspezialitäten, die man so nicht bei jedem x-beliebigen Italiener "ums Eck" serviert bekommt.
Wir traten in den etwas schummrig beleuchteten, in zwei Etagen aufgeteilten Gastraum ein. Eine Treppe führte uns nach oben, wo wir in einer der gemütlichen, voneinander abgetrennten Sitznischen platziert wurden. Direkt daneben befand sich der ansehnliche Thekenbereich. Weiter unten im kariert gefliesten Parterre waren schon einige Tische besetzt. Auf der Empore oben ging es dagegen etwas lauschiger zu. Wertiges Bistromobiliar aus dunklem Holz, bunte Pop-Art an den Wänden und stalaktitenförmige Hängeleuchten, die wie lange Tropfen von der Decke baumelten, schufen eine zwanglose Atmosphäre, die in Anbetracht der gedimmten Lichtverhältnisse durchaus ihren Reiz hatte. Kein schlechter Ort fürs erste Rendezvous, da waren sich die beiden "Dauerdater" am Tisch einig.
Vom Karlsruher Einkaufsrummel durstig geworden, tat das trübe Kellerbier der ortsansässigen Brauerei Hatz-Moninger (0,5 l für 3,90 Euro) erstaunlich gut. "Wer hat, der Hatz!" verriet mir der tiefsinnige Slogan auf meinem Bierglas. Ein Fläschchen Bionade (0,33 l für 3,20 Euro) und ein Bad Liebenzeller Mineralwasser (0,5 l für 3,50 Euro) rannen ebenfalls durch unsere trockenen Kehlen.
Schon auf der großformatigen Empfehlungskarte, die an der Außenfassade neben der Eingangstür hing, war nachzulesen, dass man Miesmuscheln nicht zwangsläufig à la marinara zubereiten muss. Allein fünf verschiedene Varianten des (hier) dunkelschaligen Atlantikbewohners standen zur Auswahl. Die aus Galizien stammenden Exemplare wurden beispielsweise in sahniger Whisky-Sauce ("alla Dublinese") oder Wodka-Sauce ("alla Wodka") angeboten. Zusätzlich wurden sie mit Zucchini-Risotto, Gnocchi und frischer Pasta kombiniert. Da kam die Weichtierfraktion schon einmal so richtig auf ihre Kosten.
Zusätzlich zur Muschelkarte standen noch acht verschiedene Saisonempfehlungen zur Auswahl. Hierbei wurden Pizza, Pasta und ein paar Fleischgerichte mit Stängelkohl und diversen Kürbiszubereitungen verfeinert. Für Süßschnäbel gab es "Medaglioni alla zucca" (11,50 Euro), wo mit Kürbis, Bergkäse, Rosinen, Apfel und Zimt gefüllte Teigtaschen auf eine sahnige Orangensauce trafen. Ein Hauch von CODA wehte durch die Karlsruher Leopoldstraße.
Das Standardrepertoire listete neben einem gut sortierten Antipasti-Programm allein elf verschiedene Teller mit frischer Pasta. Alles zu äußerst realen Preisen zwischen 9 und 12 Euro. Schlotzreisenthusiasten durften sich auf drei Risotto-Gerichte, Kartoffelteigfreunde auf fünf verschiedene Gnocchi-Ausführungen freuen. Anhänger gebackener Rundbackwaren standen zahlreiche Pizza-Optionen offen. Meine erste Wahl wäre die mit Lammhackfleisch und Pecorinokäse belegte "Pizza alle Romana" (8,80 Euro) gewesen, doch es kamen mir die Trucioli (auch "alla Romana") dazwischen.
Zu den hinteren Seiten der Speisenkarte, wo sich Leckereien aus Fleisch und Fisch sowie einige Salat- und Gemüseteller versteckten, kam ich erst gar nicht. Allein die Palette an frischer Pasta machte mir die Entscheidung schwer genug.
Zur Einstimmung entschieden wir uns für die Bruschette miste aus dem Vorspeisenprogramm, die man ab zwei Personen servierte. Für insgesamt 8,40 Euro lagen insgesamt sechs geröstete, unterschiedlich belegte Ciabattascheiben auf dem Teller. Zweimal in klassischer, mit gewürfelter Tomate, etwas Knoblauch, Rucola und Kräutern bestückter Art und Weise. Die beiden mit geschmolzenem Scamorza-Käse und Parmaschinken belegten Exemplare daneben waren meine Favoriten. Meine Begleitung ließ sich auf einen Bruschetta-Tausch mit dem cremig-süßen Ziegenkäse-Walnuss-Honig-Belag ein, was mir die doppelte Scamorza-Parma-Ration einbrachte. Die drei Bruschetta-Versionen, die von ihrem Kalt-Warm-Gegensatz genauso profitierten wie von ihrer texturellen Vielfalt, die von süffig-cremigem Belag auf krossem Untergrund herrührte, fungierten als schmackhafter, nicht allzu üppiger Einstieg, der unserem ersten Hunger entgegenwirkte und gleichzeitig Lust auf mehr machte.
Gut Ding will ja bekanntlich Weile haben. Und so kann sich die Wartezeit im "L'incontro" schon ein wenig in die Länge ziehen, was natürlich im Einklang mit dem Slowfoodgedanken steht. Das ist mir tausendmal lieber, als auf die Schnelle mit Fertigwaren abgespeist zu werden. Bei unserem Besuch dauerte es auch ein wenig, aber das war verschmerzbar, zumal wir uns auf den bequem gepolsterten Sitzbänken sehr wohl fühlten.
Und schließlich wurde unser Warten mit zwei feinen Pastagerichten belohnt. Meine spiralförmig gedrehten, den ligurischen Trofie nicht unähnlichen Trucioli ("alla Romana", 10,30 Euro) hatten genau den richtigen Biss. Die römische Nudelspezialität wurde darüber hinaus äußerst geschmacksintensiv in Szene gesetzt. Dafür zeichneten sich gehacktes Lammfleisch, Tomatenstückchen, gerösteter Sesam, frische Glattpetersilie und geriebener Pecorino verantwortlich. Dies machte meine Pasta zu einem würzig-aromatischen Gaumenerlebnis, das mich die kalte Jahreszeit kurzzeitig vergessen ließ und mein kulinarisches Fernweh zumindest einen Teller lang stillte. Der nächste Sardinien-Urlaub würde ja bald kommen.
Auch die schlichte, mit Stängelkohl, Knoblauch, Olivenöl und Parmesan präparierte Vollkornpasta (9,50 Euro) meiner Begleitung hätte jeder apulischen Trattoria zur Ehre gereicht. Das pikante Olivenöl darin verlieh dem vegetarischen Gericht "aus der Saison" seine leichte Schärfe. Der Stängelkohl, ein naher Verwandter des Brokkoli, wird gerne in Süditalien unter die Teigwaren gejubelt. Bei uns ist er dagegen eher selten zu finden, vielleicht weil sein leicht bitteres Aroma nicht jedermanns Sache ist. Für ausgewiesene Freunde der Oldenburger Palme ist dieses italienische Wintergemüse jedoch genau das Richtige.
Ganz nebenbei bemerkt: einem Kollegen aus Karlsruhe habe ich von unserem tollen Abend im "L'incontro" erzählt, woraufhin dieser zusammen mit seiner Frau dort eine Woche später einkehrte und genauso begeistert war wie wir. Als der Chef ihn fragte, wie er auf das Lokal gekommen sei, musste er kleinlaut den Schreiber dieser Zeilen als Tippgeber nennen. Und weil dieser ja bekanntlich aus der Pfalz kommt, war die Verwunderung beim Patrone recht groß. Gerne gemacht, Herr Muccardo! Solche Adressen empfehle ich mitunter am liebsten.
Seit über 18 Jahren existiert der von Alessandro Muccardo geführte Familienbetrieb am westlichen Rand der Karlsruher Innenstadt. Da es sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist (die Straßenbahnhaltestelle Mühlburger Tor / Kaiserplatz ist keine 200 m entfernt), kann man sich auch die teuren Parkgebühren der in der Nähe liegenden Parkhäuser sparen und gleich mit dem KVV anreisen.
Wir hingegen traten die Reise über den Rhein mit dem eigenen Automobil an, das wir in der Tiefgarage der Postgalerie zum Preis eines kleinen... mehr lesen
4.0 stars -
"Italienisches Slowfoodrestaurant, das abseits ausgetretener Pizza- und Pastapfade mit ausgefallenen Gerichten auf sich aufmerksam macht" marcO74Seit über 18 Jahren existiert der von Alessandro Muccardo geführte Familienbetrieb am westlichen Rand der Karlsruher Innenstadt. Da es sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist (die Straßenbahnhaltestelle Mühlburger Tor / Kaiserplatz ist keine 200 m entfernt), kann man sich auch die teuren Parkgebühren der in der Nähe liegenden Parkhäuser sparen und gleich mit dem KVV anreisen.
Wir hingegen traten die Reise über den Rhein mit dem eigenen Automobil an, das wir in der Tiefgarage der Postgalerie zum Preis eines kleinen
Besucht am 17.11.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 58 EUR
Wohl dem, der nach einer winterlichen Wanderung (auf das Weinbiet) die Gastlichkeit Gimmeldingens beim „Winzer“ genießen darf. Diesmal war es nämlich nicht der Gimmeldinger Steinbruch, der uns in den oberhalb Neustadts gelegenen Ortsteil mit den vielen Mandelbäumen lockte. Das Outdoorklettern macht gerade Winterpause und so behilft man sich mit weniger vertikalen Naturerlebnissen. Wandern am Haardtrand bzw. im Pfälzerwald ist da immer eine beliebte Alternative, die nicht minder hungrig macht. Wie gut, dass wir an jenem Samstagabend einen Tisch in der heimeligen Gastwirtschaft im Ortskern des Weinörtchens reserviert hatten.
Schon von außen heißt einem die wohlig beleuchtete Gaststube aufs herzlichste willkommen. Noch schnell ein Blick in den Schaukasten mit den Speiseangeboten und dann an paar Meter an rustikalen Fassböden vorbei ins Innere des behaglich eingerichteten Weinlokals. Das Interieur hat sich seit meinem letzten Besuch im Sommer vor zwei Jahren nicht verändert. Der alte Kachelofen, das viele dunkle Holz an Decke und Wänden, die massiven Holzstühle mit ausgesägtem Loch (in Herz- oder Weinglasform) in der Rückenlehne und die holzverkleidete Sitznische gehören noch genauso zum Inventar wie Chefkoch Stefan Braun. Nach wie vor setzt dieser bei der Ausgestaltung des Raumes weniger auf Weinstubenfolklore, sondern auf schlichte Eleganz, was dem Innenleben des „Winzers“ gut steht. Der gute Wolfram S. hätte zu Lebzeiten wohl von solider Bürgerlichkeit ohne Schwäche fürs Modernistische gesprochen.
Früher führte Stefan Braun zusammen mit seiner Frau Helga die „Brezel“ im Zentrum von Neustadt und machte sich schon zu dieser Zeit mit ideenreicher Frischeküche einen Namen. Seit September 2009 betreibt er den Gimmeldinger Winzer und auch hier bleibt er seinem Stil treu. Neben ehrlicher Regionalkost, wie sie pfalzübergreifend in vielen Weinstuben serviert wird, bietet Braun herzhaft Gutbürgerliches, nicht selten mit elsässischen Akzenten. Von seiner Liebe zum Nachbarn zeugen Quiche, Schnecken, Baeckeoffe und Woigugelhupf.
Seine Frau Helga vermissten wir an jenem Novemberabend. Statt ihrer wurde der Service von zwei jungen Mädchen geschmissen. Beide redlich bemüht, um ihre Sache möglichst gut zu machen. Was sie an Professionalität vermissen ließen, machten sie mit jugendlichem Charme locker wett und so fühlten wir uns von den jederzeit freundlich agierenden Mädels gut umsorgt, wenngleich es auch manchmal etwas dauerte, bis wir eine der beiden zu Gesicht bekamen.
Wir waren recht früh dran und wurden zu unserem Tisch am Ende des Gastraums geführt. Von dort beobachtete ich, wie sich dieser nach und nach füllte. Als wir zweieinhalb Stunden später den Winzer wieder verließen, waren noch nahezu alle Tische (manche auch mit größeren Gruppen) belegt.
Die Beschaffenheit der Speisenkarte hätte gar nicht „oldschooler“ ausfallen können, steckten doch die bedruckten Listen in wenig kultiviert wirkenden Klarsichthüllen. Die Zweckmäßigkeit heiligte eben die Mittel. Gleich auf Seite 1 lockte ein übersichtliches Aperitifangebot mit Sherry, Campari, Ricard und Co zu Preisen, die den Appetit nicht verdarben. Das Glas Riesling Sekt vom Weingut August Ziegler aus Maikammer war für erfreuliche 4,50 Euro zu haben. Das Bier stammte von der 1846 in Ludwigshafen-Oggersheim gegründeten Privatbrauerei Gebr. Mayer. Ein Familienbetrieb, der sich heute „Mayer’s Brauwerk“ nennt und als mittlerweile in der fünften Generation geführter Hort handwerklich hergestellter Hopfenkaltschalen die älteste Braustätte der Pfalz darstellt.
Selbstverständlich stand bei der Getränkeauswahl das umfangreiche Weinangebot im Vordergrund. Wir sind schließlich hier in Gimmeldingen, wo so wohlklingende Großlagen wie Meerspinne und Mandelgarten zum Stolz der Mittelhaardt gehören. Stolleis, Ziegler, Steigelmann – dem Kenner durchaus bekannte Namen, deren Kreszenzen auch viertelweise für um die 5 Euro offen ausgeschenkt wurden.
Gegen den Durst behalf man sich mit einer Flasche Mineralwasser für zurückhaltende 2,90 Euro. Mayer‘s Kellerbier kam frisch vom Fass, also warum nicht mal antesten? Bier in Gimmeldingen – klang irgendwie antizyklisch, schmeckte aber richtig gut. Die 0,3l-Abfüllung stand später mit 3,80 Euro auf der Rechnung. Soweit galten unsere durstigen Seelen als gesättigt, aber auch die hungrigen sollten mit Gutem gefüllt werden.
Wir wollten uns ja nicht nur den Mund „amüsieren“, sondern hatten von der Wanderung richtig Hunger mitgebracht. Gleich bei der ersten Seite mit den Tagesempfehlungen (jeweils vier Vor- und Hauptspeisen plus ein Deesert) blieb ich hängen. Bauerngans, Grünkohlknödel, Wildschweinsaumagen und Elsässer Baeckeoffe versprachen deftige Winterkost. Doch auch das Standardrepertoire klang appetitanregend. Knusprig gebackene, pikante Pulled-Pork-Kroketten, Saumagencarpaccio, französische Zwiebelsuppe und jede Menge auf Sauerkraut gebettete Pfalz-Classics (Flääschknepp, Broodworscht, Saumaache unn nadierlich Läwwerkneedel) waren zu zivilen Preisen erhältlich.
Für gutbürgerlich gesinnte Carnivoren standen Wiener Schnitzel, argentinisches Rumpsteak, Winzersteak vom Schweinenacken und Schweinerückensteak mit Spätzle und Pfefferrahmsauce bereit. Mit 17,90 Euro markierte der entweder von Kräuterbutter oder Röstzwiebeln begleitete Fleischhappen aus Südamerika (inkl. Bratkartoffeln) die preisliche Obergrenze. Selbst das in der Butterpfanne gebratene Kalbsschnitzel kam mit Pommes frites und Salat nicht über lobenswerte 17,50 Euro hinaus.
Auf Nachfrage hin wurde die wahre Identität der „Rahmsuppe des Tages“ (5 Euro) geklärt. Um das feine Kartoffelcrèmesüppchen mit Einlage kam ich nicht herum. Aber auf den Feldsalat mit Kracherle und ausgelassenem Speck, Kirschtomaten und Wachtelei (7,90 Euro) wollte ich auch nicht verzichten. Also habe ich ganz locker nach Art und Weise meines Bremer Mentors zwei Vorspeisen bestellt. Man gönnt sich ja sonst nicht gerade viel. Meine nicht ganz so gierige Begleitung begnügte sich mit dem hausgebeizten Lachs an Kräutersauce und bunten Blattsalaten (11,50 Euro) vorweg.
Der in einem anderen Forum als „Elsassinator“ gefürchtete Schreiber dieser Zeilen outet sich hier mal als getreuer Verehrer der herzhaften bürgerlich-elsässischen Rustikalküche. Genau wie beim Pfälzer Pendant wird auch bei ihr getreu dem Motto „Im Einfachen liegt die Raffinesse“ aufgetischt. Schön, dass sich Küchenchef Stefan Braun dies zu Eigen macht und mit einigen typischen Spezialitäten aus der Nachbarregion aufwartet. So ein Elsässer Baeckeoffe, der stundenlang in einer traditionellen Steingutterrine gegart wird, ist schon eine besonders köstliche Deftigkeit, die einem in der Pfalz nicht so oft serviert wird.
Das nach dem Backofen des örtlichen Bäckers („Bäckerofen“) benannte Gericht, bei dem die weibliche Landbevölkerung mit ihren mit Fleisch, Kartoffeln und Gemüse gefüllten Tonterrinen die Restwärme des Bäckerofens ausnutzten (so die Überlieferung), gehört mittlerweile zum kulinarischen Erbe des Elsass. Seine verschiedenen, mürbe gegarten Fleischsorten (Rind, Lamm, Schwein), die sättigenden Kartoffeln und der aromatische Sud aus Gemüse und trockenem Weißwein machen ihn zu einem ganz besonderen Leckerbissen, der an kalten Tagen das Herz erwärmt.
Ungeachtet der beiden Vorspeisen entschied ich mich für den Elsass-Eintopf, auch wenn ich schon im Vorfeld um seine Mächtigkeit wusste. Die hierfür verwendeten Zutaten und der Aufwand bei der Zubereitung rechtfertigten allein seinen Preis, der mir mit 18,90 Euro keineswegs zu hoch erschien. Meine Begleitung bestellte im Hinblick auf ihr Magenvolumen wesentlich vernünftiger. Wie vor zwei Jahren sollten es auch diesmal wieder die Käsespätzle mit Röstzwiebeln und gemischtem Salat (8,90 Euro) sein.
Die Küche grüßte mit frischem Kräuterquark, zu dem sich dunkles Bauernbrot und ein paar Radieschen gesellten und der uns die Wartezeit aufs Essen etwas verkürzte. Die mit einem schmackigen Hackklops als Einlage gereichte Kartoffelsuppe duftete leicht nach Majoran und zeugte von solidem Handwerk beim Abschmecken. Zeitgleich mit ihr traf der feinsäuerlich angemachte Feldsalat ein, bei dem die buttrigen Croutons und der würzige Speck für ein kraftvolles Geschmacksbild sorgten. Auch die Dame gegenüber lobte ihren Lachsteller, der liebevoll zusammengestellt war und mit Produktfrische überzeugte. Der hausgebeizte Protagonist brillierte im Zusammenspiel mit einer leichten Kräutersauce und der dezent würzigen Vinaigrette der Blattsalate. Daneben steuerten Schnittlauch und Dill frische Noten bei. Cocktailtomate und Wachtelei rundeten den Teller stimmig ab.
Schon leicht vorgesättigt warteten wir gespannt auf unsere beiden Hauptgänge. Der Baeckeoffe dampfte mir ganz stilecht aus einer kleinen Tonterrine entgegen. Kaum hatte ich diese ihres Deckels entledigt, nahm ich dessen unverwechselbaren Fleischduft war. Die Säure des Weißweins: präsent. Der Wohlgeruch des Gemüses (Zwiebeln, Karotten, Lauch): betörend. Darüber ein Teppich aus herrlich zarten Pfälzer Kartoffelscheiben. Gewiss keine leichte Kost, aber ein glücklich machender, beherzt gewürzter Mikrokosmos guter Zutaten, die anscheinend genügend Zeit hatten, ihr Aroma schonend zu entfalten. Besonders der aus Wein, Fleisch- und Gemüsesaft gewonnene Sud schmeckte umwerfend. Umamifaktor 100! Ihm war es wohl in erster Linie zu verdanken, dass ich den Inhalt der Terrine bis auf den letzten Krümel verputzte.
Die schlotzig-cremigen Käsepätzle, die sich meine Begleitung munden ließ, habe ich schon beim letzten Bericht lobend erwähnt. Von der Portionsgröße her stimmig und was die Käseausstattung betraf mächtig, so das Fazit der komplett gesättigten Dame am Tisch.
Die Frage nach einem Nachtisch erübrigte sich genauso wie die Frage, ob wir dem Winzer mal wieder einen Besuch abstatten. Na, klar! Denn hier in Gimmeldingens Ortskern sind die Preise reell und das, was auf den Teller kommt, frisch und schmackhaft zubereitet. Gut, so einen traumhaften Blick in die Rheinebene wie vom nicht weit entfernten Moro hat man hier nicht. Dafür wird man aber anständig bedient und muss sich nicht über das PLV ärgern.
Wohl dem, der nach einer winterlichen Wanderung (auf das Weinbiet) die Gastlichkeit Gimmeldingens beim „Winzer“ genießen darf. Diesmal war es nämlich nicht der Gimmeldinger Steinbruch, der uns in den oberhalb Neustadts gelegenen Ortsteil mit den vielen Mandelbäumen lockte. Das Outdoorklettern macht gerade Winterpause und so behilft man sich mit weniger vertikalen Naturerlebnissen. Wandern am Haardtrand bzw. im Pfälzerwald ist da immer eine beliebte Alternative, die nicht minder hungrig macht. Wie gut, dass wir an jenem Samstagabend einen Tisch in der... mehr lesen
Gimmeldinger Winzer
Gimmeldinger Winzer€-€€€Restaurant0632160678Meerspinnstr. 24, 67435 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"Urgemütlich, deftig, preiswert - bei diesem Winzer lässt es sich gut schlemmen!" marcO74Wohl dem, der nach einer winterlichen Wanderung (auf das Weinbiet) die Gastlichkeit Gimmeldingens beim „Winzer“ genießen darf. Diesmal war es nämlich nicht der Gimmeldinger Steinbruch, der uns in den oberhalb Neustadts gelegenen Ortsteil mit den vielen Mandelbäumen lockte. Das Outdoorklettern macht gerade Winterpause und so behilft man sich mit weniger vertikalen Naturerlebnissen. Wandern am Haardtrand bzw. im Pfälzerwald ist da immer eine beliebte Alternative, die nicht minder hungrig macht. Wie gut, dass wir an jenem Samstagabend einen Tisch in der
Besucht am 15.11.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 28 EUR
Zugegeben, es war schon ein seltsames Gefühl, als ich nach über 20 Jahren die Stufen des ehemaligen Ratskellers zu Kandel hinunterstieg, um nach so langer Zeit mal wieder dort einzukehren. Schon damals in den wilden 90ern war hier eine Pizzeria, die in Anlehnung an den heimeligen Gewölbekeller den Namen „La Grotta“ trug. Diese war eine durchaus beliebte Adresse für knusprige Teigfladen italienischer Provenienz und eine willkommene Alternative zur damals oft ausgebuchten Pizzeria Da Angelo im nicht weit entfernten Tabakdorf Hayna (bei Herxheim).
Seit 1998 betreibt die Familie Pisano die urige Taverne und seitdem zählt das „La Taverna“ zu den kulinarischen Verlässlichkeiten der südpfälzischen Kleinstadt. Wer keine Lust auf deftige griechische Fleischkost („Sto Castello“ schräg gegenüber), knusprige halbe Hähnchen („Drei Mohren“ quasi ums Eck) oder gehobenere Kreativküche („Zum Riesen“ die Hauptstraße runter) hat, ist hier immer noch gut aufgehoben.
Am Interieur hat sich jedenfalls wenig geändert. Und so wurde es ein erfreulich gemütlicher Abend, den wir in einer lauschigen Ecke zwischen unverputzten Sandsteinwänden bzw. unter rotem Backsteingewölbe verbrachten. Von kleineren Unzulänglichkeiten beim Essen einmal abgesehen, fühlten wir uns im alten Ratskeller gut aufgehoben. Hätten wir da schon die Pizza probiert, wäre die Rechnung auch kulinarisch aufgegangen, zumal bei einem Folgebesuch zur Mittagszeit ihre fluffig-saftige Konsistenz an alte Zeiten erinnerte und auch geschmacklich nichts zu wünschen übrig ließ.
So viel zur Vorgeschichte und dem „Drumherum“. Heute wird die Pizzeria von Paula Pisano alleine geführt. Nach der Trennung von ihrem Mann Guiseppe, der seit diesem Jahr in der Herxheimer „Galerie“ für italienische Momente sorgt, eine mutige Entscheidung. Doch die jungen Servicekräfte italienischer Herkunft signalisieren familiären Zusammenhalt, ohne den die Trattoria wahrscheinlich nicht mehr existieren würde.
Der Empfang fiel an jenem Donnerstagabend angenehm freundlich aus. Wir durften uns ein ruhiges Plätzchen in einem der vielen behaglichen Winkel des Gastraumes aussuchen und hielten auch bald die Speisenkarten in unseren Händen. Der größte Andrang schien an diesem Abend schon vorüber und so zählten wir kurz nach 20 Uhr zu den letzten Neuankömmlingen. Der vordere Teil des beschaulichen Kellergewölbes war noch zur Hälfte mit Gästen gefüllt. In dieser trauten Atmosphäre fühlten sich die noch anwesenden Pärchen, Familien, Freunde oder Kollegen sichtlich wohl. Ein unauffälliger Mix aus Alt und Jung sorgte für eine angenehme Geräuschkulisse, bei der die angeregten Unterhaltungen von wohlklingendem Geschirr- bzw. Besteckgeklapper noch untermalt wurden.
Die rotweiß-eingedeckten Tische gemahnten an alte italienische Gasthaustugenden. Zwischen ihnen war ausreichend Platz, um nicht an den Gesprächen der Nachbartische unfreiwillig zu partizipieren. Ein Ort für Romantiker, gewiss. Aber ohne zu dick auftragen zu wollen. Eher was fürs erste Date, bei dem die Umgebung nicht zu laut und schon gar nicht zu hell sein sollte. Und tatsächlich verbreiteten die paar Funzeln an Decke und Wänden alles andere als betriebsame Bahnhofsatmosphäre.
Leicht schummrig ist die ehemalige „Grotte“ auch heute noch ausgeleuchtet und das passt ganz wunderbar zur schlichten Einrichtung. Bei den großformatigen Wandgemälden, auf denen altmodisch gekleidete Menschen an längst vergangene Zeiten erinnern, kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Aber auch hier verhindern die gedämpften Lichtverhältnisse allzu viele unnötige Entdeckungen und lassen den Blick am Wesentlichen, nämlich an der Person gegenüber haften. Ach, wie schön, dass es solche Refugien für Freunde essbarer Erinnerungen noch gibt. Der „Italiener ums Eck“, bei dem die Zeit eine Pizza lang stillsteht, darf niemals aussterben, so mein Gedanke an diesem Abend.
Ein Lichtlein wurde entzündet und wäre der Abend nicht in die Zeit meiner absoluten Alkoholabstinenz gefallen, wäre wohl sofort ein Gläschen perlender Lambrusco geordert worden. Stattdessen fand eine Flasche San Pellegrino für gerade noch subventionierbare 4,50 Euro den Weg auf unseren Tisch. Gut, das Italo-Durchschnittsaqua perlte auch und tat ja nicht weh. Beim „Eifelhasch“ (Bitburger) vom Fass muss man da schon vorsichtiger sein. Mit süßem Sprudel zum Radler erhoben, lässt es sich aber halbwegs genießen. Mit 3,30 Euro für den halben Liter war man hier dabei.
Bei über 40 Pasta-Positionen auf der in Ringbuchform mit eingehefteten Klarsichthüllen konzipierten Karte (hatte ich auch schon lange keine mehr in Händen…) wurde uns die Auswahl nicht gerade leicht gemacht. Dazu gesellte sich ein ansehnliches Pizza-Angebot, das dem Nudelreigen in puncto Vielfalt in nichts nach stand. Bei der hausgemachten Pasta gab es einige Entdeckungen, die vom Standardrepertoire gewöhnlicher Pizzerien erfreulicherweise abwichen. So erinnerten mich beispielsweise die Orrechiette alle Cime di Rapa (12,90 Euro) an meinen Apulien-Urlaub, wo das mit Stängelkohl verfeinerte Nudelgericht herkommt.
Tortellacci tricolore, Panzerotti alla siciliana, Cavatelli con Vongole und Triangoli Rucola seien an dieser Stelle exemplarisch für das breite Spektrum an selbstgemachter Pasta genannt, die preislich zwischen 11 und 15 Euro oszillierte. Die lediglich in Einheitsgröße erhältlichen Pizzen durchbrachen dagegen selten die pekuniäre Grenze von 10 Euro. Bei meinem Besuch zur Mittagszeit wurde die Standardkarte von ein paar preisgünstigen Tagesempfehlungen, bei denen auch ein kleiner Beilagensalat inklusive war, ergänzt. Mit ein paar Fleischklassikern (z.B. Scaloppina Valdostana), diversen Risotti und gegrilltem bzw. frittiertem Fisch (Lachs, Dorade und Co.) präsentierte sich das Angebot fast schon unverschämt üppig. Da wird wohl zwangläufig einiges aus der Gefriertruhe kommen, so meine Vermutung, die mich bei meiner Wahl zu einem Al-Forno-Klassiker tendieren ließ.
Die Entscheidung zu Gunsten der „Combinazione“ (8,20 Euro) war gefallen. Meine Begleitung wählte die „Spaghetti la Taverna“ (11 Euro), die mit schwarzen Oliven, Sardellen, scharfen Peperoni, geriebenem Schafskäse, Knoblauch und Tomatensauce nicht hätten deftiger klingen können. Für vorweg gab ich noch eine Tomatencrèmesuppe (4,50 Euro) in Auftrag. Beim Mittagstisch ein paar Tage später wurde die Pizza 4 Stagioni (9,80 Euro) auf meinen Wunsch hin ihrer Artischocken beraubt und durch scharfe Salami ersetzt. Kochschinken, Champignons, Paprika und milde Peperoni gesellten sich beim Belag dazu und lieferten den Geschmack.
Der Pizzaboden war etwas dicker und von luftig weicher Konsistenz. Das Glück kam dampfend aus dem Steinbackofen und es besaß einen kross gebackenen Untergrund, dessen ungleichmäßig verteilte Backbräune von solidem Handwerk kündete. Das Käse-Belag-Verhältnis stimmte zudem. Die Zutaten waren frisch und verliehen den heißen Teigfladen die nötige Saftigkeit und dieses typisch würzige Aroma, das einen gleich an die tief verinnerlichten Esserlebnisse beim Italiener zu Kindertagen erinnerte.
Die Tomatensuppe hatte dagegen eher Durchschnittsniveau. Ein Zuviel an Sahne ebnete sie geschmacklich ein und hinterließ einen eindimensionalen, langweiligen Geschmack am Gaumen, dem jegliche Frische (durch Säure) fehlte. Auch hier liege ich wohl nicht komplett falsch, wenn ich die Herkunft der Grundzutaten dem Konserven- bzw. Tetrapack-Milieu zuordne. Klar, machen das bestimmt viele Italiener genauso, weshalb eine gute Crema Pomodoro heute schon eher die Ausnahme darstellt.
Meine Combi kam dann derart heiß aus dem Steinbackofen, dass ich dem blubbernden Al-Forno-Gericht noch ein wenig Zeit gab, um auf Esstemperatur zu gelangen. Die Mischung aus Bechamel und Tomatensauce vertrug sich gut mit dem gratinierten Käse. Leider wurden die Nudeln (Penne, Tortellini, Fusilli) eine Spur zu lange gekocht, bevor sie ihren Gang in die Auflaufform antraten. Die logische Folge: der 300°-Celsius-Ofen nahm ihnen auch noch den letzten Biss. Schade, denn an der Sauce war nichts auszusetzen, wenn auch eher im geschmacklichen Mainstream angesiedelt. Bei den Spaghetti meiner Begleitung hatte man es dagegen mit der Süffigkeit etwas übertrieben, denn die deftige Tomatensauce hinterließ eine ansehnliche Ölpfütze auf ihrem Teller. Und auch hier hätten die Nudeln bissfester ausfallen können.
Zusammenfassend liegen die Stärken des „La Taverna“ eindeutig im Bereich Pizza, wobei es sicherlich auf einen weiteren Besuch ankäme, um die Pastaqualität noch genauer unter die Lupe zu nehmen. Ein großes Plus des Traditionslokals ist sein anachronistisch anmutendes Ambiente, bei dem Nostalgiker voll auf ihre Kosten kommen. Auch das freundliche Service-Team und die blitzsauberen Nassräume (sahen frisch renoviert aus…) hinterließen einen positiven Eindruck. Sicherlich spielt die „Taverna“ nicht in der gleichen Liga wie das Mörzheimer „Piccolo Paradiso“ oder das Landauer „Sapori D’Italia“, aber eine gemütliche Alternative für eine schmackhafte Oldschool-Pizza „ums Eck“ ist sie allemal.
Zugegeben, es war schon ein seltsames Gefühl, als ich nach über 20 Jahren die Stufen des ehemaligen Ratskellers zu Kandel hinunterstieg, um nach so langer Zeit mal wieder dort einzukehren. Schon damals in den wilden 90ern war hier eine Pizzeria, die in Anlehnung an den heimeligen Gewölbekeller den Namen „La Grotta“ trug. Diese war eine durchaus beliebte Adresse für knusprige Teigfladen italienischer Provenienz und eine willkommene Alternative zur damals oft ausgebuchten Pizzeria Da Angelo im nicht weit entfernten Tabakdorf Hayna... mehr lesen
La Taverna
La Taverna€-€€€Restaurant07275949781Hauptstraße 61, 76870 Kandel
3.5 stars -
"Alteingesessenes Ristorante im Zentrum von Kandel, das mit fluffig-saftigen Old-School-Pizzen, hausgemachter Pasta und rotweiß-karierter Gemütlichkeit essbare Erinnerungen weckt" marcO74Zugegeben, es war schon ein seltsames Gefühl, als ich nach über 20 Jahren die Stufen des ehemaligen Ratskellers zu Kandel hinunterstieg, um nach so langer Zeit mal wieder dort einzukehren. Schon damals in den wilden 90ern war hier eine Pizzeria, die in Anlehnung an den heimeligen Gewölbekeller den Namen „La Grotta“ trug. Diese war eine durchaus beliebte Adresse für knusprige Teigfladen italienischer Provenienz und eine willkommene Alternative zur damals oft ausgebuchten Pizzeria Da Angelo im nicht weit entfernten Tabakdorf Hayna
Geschrieben am 28.11.2018 2018-11-28| Aktualisiert am
28.11.2018
Besucht am 09.09.2018Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 58 EUR
Im September waren wir mit den Kollegen übers Wochenende nach München gefahren. Auch Lehrer vom Lande müssen mal Großstadtluft schnuppern und so machten wir drei Tage lang die Hauptstadt des Freistaats unsicher. Ein gastronomisches Erlebnis der deftigeren Art stand auch auf unserer kulinarischen Agenda: eine halbe Schweinshaxn beim „Kufflerwirt“ alias „Haxnbauer“ im altehrwürdigen Scholastikahaus aus dem 14 Jahrhundert.
Hier im Zentrum Münchens begann mit der Eröffnung des „Haxnbauers“ in den 80er Jahren die kometenhafte Gastrokarriere des Roland Kuffler, der als Jungunternehmer schon in den 60ern eine Studentenkneipe nach der anderen eröffnete und der mittlerweile über 40 (!!!) Restaurants in Deutschland sein Eigen nennt. Seit rund zwei Jahren hat sich der erfolgreiche Entrepreneur aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, nun leiten seine beiden Söhne Sebastian und Stephan die Geschicke des Kuffler-Imperiums.
Der gemeine Münchentourist landet oft ohne es zu wissen in einem Gastbetrieb der Kuffler-Gruppe. So sind beispielsweise das Spatenhaus an der Oper und das Seehaus im Englischen Garten beliebte Besucheradressen, die für viele zu einem Münchentrip einfach dazu gehören.
Wir waren schon ein paar Mal in diesem Alt-Münchner „Haxaurant“ zu Gast und wurden nie enttäuscht. Ich glaube sogar, vor vielen Jahren einen Bericht auf der mittlerweile legendären, leider nicht mehr existenten RK-Seite veröffentlicht zu haben. Der hat sich jedoch in „Yelp“ aufgelöst. Also doch noch mal ran ans Gerät und rein ins Schmankerlseminar im bayrischen Institut für knusprig gegrillte Haxialkunde…oder war es Haxometrie? Naja, nach ein paar Halben von Dinkelacker (für 4,90 Euro) weiß man das am Ende auch nicht mehr so genau.
Doch zuerst noch ein Blick ins Skript, das uns der flinke Service-Assessor nonchalant reichte. Wie sich herausstellte, beherrschte er auch die englische Sprache, die er bei den vielen ausländischen Gastessern mit rustikalem Charme zum Besten gab, fließend. Ramenmüde Asiaten und burgerresistente Amerikaner tummelten sich zuhauf auf den unbequemen Holzstühlen in der großräumigen Wirtshaushalle und die meisten von ihnen hatten nur eins im Sinn: einen der fein gewürzten, langsam über Buchholzkohle gegrillten Schweins- oder Kalbshaxen zu erstehen.
Auch wir waren im Namen des Haxens unterwegs und machten gleich mit Sonderwünschen auf uns aufmerksam. Statt der gummiartigen Kartoffelpappmaché-Knödel sollte diesmal eine ordentliche Kelle Kartoffelpüree auf unseren von Bratensauce benetzten Tellern landen. Preislich tat das nichts zur Sache und wurde von den „Haxenmächten“ mit den üblichen 18,90 Euro berechnet. Klar, wer hier noch vorweg eine Brotzeit oder eine Suppe zu sich nimmt, muss schon ein ausgedehntes Magenvolumen vorweisen können, um nicht später bei den Schweinereien vom Grill einzuknicken. Aber wir waren ja diesbezüglich keine Erstsemester und wussten unsere Säfte (des Magens) einzuteilen.
Wir schauten uns in der gut besuchten Halle der Deftigkeiten um und machten schockierende Beobachtungen. Der gemeinhin als entdeckungsfreundlich geltende, hier im Rudel auftretende Asiate machte schon zu Beginn seiner bajuwarischen Fleischkur grobe Fehler, da er sich auf fremdem Terrain nicht richtig kulinarisch akklimatisierte, sprich sich nicht langsam genug an Biersee und Fleischberg heranwagte, sondern gleich aufs Ganze ging. Und das Ganze ist in diesem Falle wörtlich gemeint. Ich spreche vom ganzen Schweins- oder Kalbshaxen, dessen Ausmaße vorweg vom Service gezeigt werden und der schließlich nach Gewicht berechnet wird. Selbst für sportliche Carnivoren mit eingefleischtem Hang zu XXL-Portionen wären die aufgefahrenen Eisbeinlichkeiten wahrlich keine Selbstgänger gewesen. Und so kam es dann, wie es kommen musste: das Meiste davon ging zurück und landete im Abfalleimer. „Schad ums Geld!“, wie mir der große Gerhard Polt am Tisch gegenüber fiktiv bestätigte.
Aber genug beobachtet. Unsere kross gegrillten Rotationskörper vom Buchholzkohlegrill waren schon im Anflug. Nach der Theorie nun also die Praxis. Zwei stattliche, nahezu haxensymmetrische Schweineunterschenkel lagen stolz auf dem Bratensaucenspiegel. Daneben ein Kartoffelpüree, das tatsächlich schmeckte. Und zwar – kein Witz – nach Kartoffeln! Mit geeignetem Schneidewerkzeug ausgerüstet, galt es zunächst die unter der aufgepoppten Krachschwarte befindliche Fettschicht wegzuschneiden. Diese kulinarische „Liposuktion“ war bitter nötig, da bei einem solchen Gericht dem Geschmacksträger Fett für gewöhnlich zu viel Anteil zugemessen wird. Für den Zugang zum saftig-mürben Kern brauchte es fast schon chirurgische Fähigkeiten.
Der vollmundige Geschmack des zarten roten Fleisches entschädigte jedoch für die anfängliche Säbelei. Das Wort „saugut“ war in diesem Zusammenhang mehr als angebracht. Dies lag wohl in erster Linie an der nach einem alten Geheimrezept zubereiteten Marinade, wie meine nachträgliche Recherche im Worldwideweb ergab. Angeblich werden die opulenten Leckerbissen 24 Stunden lang in einer delikaten Salz-Kräuter-Mischung mariniert, bevor sie auf dem Grill ihre letzten Runden drehen.
Auch wir drehten danach noch ein paar Runden, was im Wesentlichen unserer Verdauung geschuldet war. Einem der zuvor bereits erwähnten Gäste aus dem fernen Osten hatte die überdimensionierte Kombination aus Bier und Beinfleisch wohl etwas auf den Magen geschlagen. Meine Kollegin warnte jedenfalls vor dem Besuch der Nassräume, da es dort ihrer Meinung nach nicht besonders gut roch. Nun, wir verzichteten gerne auf die Schattenseiten des Institutslebens und waren uns einig, dass es für Haxenfreunde keinen besseren „Place to be“ gibt als das Kufflersche Wirtshaus im Herzen der Weltstadt mit Herz.
Im September waren wir mit den Kollegen übers Wochenende nach München gefahren. Auch Lehrer vom Lande müssen mal Großstadtluft schnuppern und so machten wir drei Tage lang die Hauptstadt des Freistaats unsicher. Ein gastronomisches Erlebnis der deftigeren Art stand auch auf unserer kulinarischen Agenda: eine halbe Schweinshaxn beim „Kufflerwirt“ alias „Haxnbauer“ im altehrwürdigen Scholastikahaus aus dem 14 Jahrhundert.
Hier im Zentrum Münchens begann mit der Eröffnung des „Haxnbauers“ in den 80er Jahren die kometenhafte Gastrokarriere des Roland Kuffler, der als Jungunternehmer... mehr lesen
Haxnbauer im Scholastikahaus
Haxnbauer im Scholastikahaus€-€€€Restaurant, Take Away0892166540Sparkassenstraße 10, 80331 München
4.0 stars -
"Wenn Schweinshaxe, dann hier im Münchner Institut für bayrische Schmankerlogie und Haxialkunde" marcO74Im September waren wir mit den Kollegen übers Wochenende nach München gefahren. Auch Lehrer vom Lande müssen mal Großstadtluft schnuppern und so machten wir drei Tage lang die Hauptstadt des Freistaats unsicher. Ein gastronomisches Erlebnis der deftigeren Art stand auch auf unserer kulinarischen Agenda: eine halbe Schweinshaxn beim „Kufflerwirt“ alias „Haxnbauer“ im altehrwürdigen Scholastikahaus aus dem 14 Jahrhundert.
Hier im Zentrum Münchens begann mit der Eröffnung des „Haxnbauers“ in den 80er Jahren die kometenhafte Gastrokarriere des Roland Kuffler, der als Jungunternehmer
Besucht am 15.10.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 60 EUR
Seit November 2013 existiert das japanische Restaurant Kaiseki in der Karlsruher Karlstraße. Keine Ahnung, ob oder wie oft sich in diesen fünf Jahren das Betreiber- bzw. Personalkarussell gedreht hat. Gesichert ist laut Webseite die Existenz eines Partnerrestaurants namens „Fashion Asia Grill“, das seit diesem Sommer im Stadtteil Daxlanden Freunde des asiatischen Feuertopfs („Sukiyaki“) beglückt.
Das Kaiseki hingegen befindet sich im Zentrum der Fächerstadt. Diverse Straßenbahnlinien halten hier ganz in der Nähe („Mathystraße“) und vereinfachen die Erreichbarkeit für öffentliche Nahverkehrsteilnehmer. Autofahrer müssen dagegen schon etwas länger nach einem geeigneten Parkplatz suchen, da die wenigen verfügbaren Möglichkeiten an dieser Hauptverkehrsachse rar gesät sind. Am besten man stellt den Bolliden in einer Seitenstraße ab, zahlt ordentlich seine Parkgebühr und nimmt einen kleinen Spaziergang in Kauf.
Doch die Mühe lohnt, denn das Sushi-Angebot gehört hier sicherlich mit zum Besten, was man in Karlsruhe zwischen seine Stäbchen geklemmt bekommt. Und auch die Atmosphäre im Gastraum hob sich angenehm vom asiatischen Einheitsinterieur ab. Das dezent wirkende Einrichtungsdesign strahlte sachliche Ruhe aus und wirkte zum Großteil kitschbefreit. Nur im Eingangsbereich empfand ich den künstlichen „Bambushain“ mit Lichterkette etwas too much, aber das ist ja immer eine Geschmacksfrage. Lampionartige Hängeleuchten, dunkle Holztische, gepflegter Laminatboden und mit samtigen, grauen Hussen überzogene Stühle kündeten von schlichter Eleganz. Eine japanisch anmutende, mit diversen Accessoires (Brunnen, Figuren, Pflanzen) ausgeschmückte Abschlusswand hätte man sogar als echten Hingucker bezeichnen können.
Wenig Schnickschnack auch bei der Tischdeko. Schwarze Ess-Stäbchen, ein farblich passender, geschwungener Suppenlöffel und ein unscheinbarer Tonkrug mit Soja-Sauce bevölkerten die frugal wirkende, dunkle Tischplatte, die von etwas helleren Platzsets aus Kunststoff überdeckt wurde.
Wir waren die ersten Gäste an diesem Abend und so konnten wir beobachten, wie sich das Innere des Kaiseki peu à peu füllte bis schließlich alle Plätze belegt waren. Viele Gäste aus Asien waren anwesend. Meist ein Indiz für authentische Zubereitungen. Nicht nur auf TA stolpert man häufig über den Ausdruck „Reservierungspflicht“. Dies kann ich nach unseren beiden Besuchen nur bestätigen. Wir hatten jedoch mit einem Anruf vorgesorgt.
Das Ginger-Ale (0,4 l) wird hier für städtische 3,90 Euro ins Glas gefüllt, während die kleine Maracuja-Saft-Schorle (0,2 l) mit 2,20 Euro zu Buche schlug. Mit Asahi und Kirin hat man zudem zwei japanische Biere im Sortiment. Sake-Trinker können sich karaffen- oder flaschenweise durch das kleine, aber feine Angebot an hochwertigen Reisweinen trinken. Wesentlich günstiger sind dagegen die roten und weißen Kreszenzen aus Baden, Italien und Frankreich zu haben. Aber wer möchte schon mit einer „Hex vom Dasenstein“ inflagranti erwischt werden…
Auffallend freundlich und umsichtig agierten die Servicekräfte, die uns zügig die laminierten, plakativ mit Bildern gestalteten Speisekarten reichten. Das preisgünstige Mittagsmenü, das knapp 20 Gerichte zwischen 8 und 15 Euro (inkl. Misosuppe, Salat, ein paar Dim Sum und Dessert) listete, wurde darin zuerst abgehandelt. Beim Abendmenü war die Auswahl natürlich deutlich umfangreicher. Suppen, Salate, Tempuravariationen und Fleischiges vom Grill stellten einen schon bei den Vorspeisen vor die Qual der Wahl. Dem begegneten wir mit probierwütiger Tapas-Attitüde, indem wir munter drauflos bestellten und die kleinen Köstlichkeiten mehr oder minder gerecht am Tisch teilten.
Rinderfilet, Teriyaki Entenkeule und gebratene Udon-Nudeln hatten von der Menge und vom Preis her dann eher Hauptgerichtcharakter. Eine ausgesuchte Sushi-Auswahl kündete von Maki, Nigiri und Sashimi und Co. Vier Empfehlungen vom Sushi-Meister, der stoisch seinem Metier in Sichtweite hinter der Frischfischtheke nachging, fielen dabei besonders ins Auge. Es handelte sich dabei um besonders aufwändig zusammengebastelte Inside-Out-Rollen, die schon beim Lesen die Gier nach Rohfisch weckten. Wir konnten nicht umhin und orderten die „Karlsruher Rolle“, ein geachteltes Inside-Out-Kunstwerk, das in seinem Reismantel rohen Thunfisch, frittierte Garnele und Avocado bereit hielt. Dem nicht genug. Angeflämmter Lachs umgab die Reisschicht als zweite Robe. Scharfe Majosauce, roter Fischrogen und der übliche Wasabi-Hügel komplettierten unsere üppige Vorspeise, die uns unter Berücksichtigung der hier verwendeten Produkte und ihrer sorgfältigen Verarbeitung mit 18,90 Euro nicht zu hoch kalkuliert erschien. Frischer, hochwertiger Fisch hat eben seinen Preis. Und dass man es im Kaiseki mit der Produktfrische sehr ernst nimmt, ist nicht nur dem Info-Text auf der Homepage zu entnehmen, sondern auch deutlich schmeckbar.
Davon konnte ich mich schon beim ersten Besuch im April dieses Jahres beim Sashimi vom Thunfisch (3 Scheiben für 6,90 Euro) überzeugen. Auch das kleingeschnittene, japanische Schweineschnitzel in Pankopanade (6,90 Euro) war mir noch in guter Erinnerung, weshalb ich es beim zweiten Besuch gleich wieder orderte. Das noch beim letzten Mal als Vorspeise verputzte, mit ordentlich Avocado versehene Thunfisch-Tartar (8,20 Euro) fiel heuer der „Karlsruher Rolle“ zum Opfer. Dazu gesellten sich zwei mega-saftige Yakitori-Hühnerspieße (4,60 Euro), eine Schale voll würziger Miso-Suppe (2,80 Euro) sowie gegrilltes Schweinefleisch mit Honig-Pfeffer-Sauce (5,90 Euro). Wäre da nicht das überbackene Saisongemüse (10,90 Euro) meiner Begleitung gewesen, wäre unser Tisch bei den vielen kleinen Fleischgängen zum reinsten Carnivoren-Idyll verkommen.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass ich die Riesengarnelen in Tempura (2 Stück; 4,20 Euro) noch nachorderte und in vollen Zügen genoss. Die pure Lust auf asiatische Preziosen hatte mich da schon längst ergriffen. Dennoch kamen all die kleinen Grilladen und „Tempurista“ nicht an die famose Inside-Out-Rolle zu Beginn heran. Diese zählte mit zu den besten Sushi-Kreationen, die wir dieses Jahr gerollt bekamen. Hier zeigte der Rohfischmeister, was er drauf hat. Sehr produktfokussiert und handwerklich akkurat umgesetzt, geriet die „Karlsruher Rolle“ zu einem wahren Leckerbissen, der ganz ohne Kunsteisnebel bzw. andere Showeffekte (wie sie ja derzeit bei manchen Asiaten angesagt sind) auskam. Wer also sein Sushi in überdurchschnittlicher Qualität genießen möchte, wird in der Karlsruher Karlstraße fündig. Und das zu sehr reellen Preisen.
Seit November 2013 existiert das japanische Restaurant Kaiseki in der Karlsruher Karlstraße. Keine Ahnung, ob oder wie oft sich in diesen fünf Jahren das Betreiber- bzw. Personalkarussell gedreht hat. Gesichert ist laut Webseite die Existenz eines Partnerrestaurants namens „Fashion Asia Grill“, das seit diesem Sommer im Stadtteil Daxlanden Freunde des asiatischen Feuertopfs („Sukiyaki“) beglückt.
Das Kaiseki hingegen befindet sich im Zentrum der Fächerstadt. Diverse Straßenbahnlinien halten hier ganz in der Nähe („Mathystraße“) und vereinfachen die Erreichbarkeit für öffentliche Nahverkehrsteilnehmer. Autofahrer müssen... mehr lesen
4.0 stars -
"Mittlerweile unser Favorit in Sachen Sushi, Tempura und Co." marcO74Seit November 2013 existiert das japanische Restaurant Kaiseki in der Karlsruher Karlstraße. Keine Ahnung, ob oder wie oft sich in diesen fünf Jahren das Betreiber- bzw. Personalkarussell gedreht hat. Gesichert ist laut Webseite die Existenz eines Partnerrestaurants namens „Fashion Asia Grill“, das seit diesem Sommer im Stadtteil Daxlanden Freunde des asiatischen Feuertopfs („Sukiyaki“) beglückt.
Das Kaiseki hingegen befindet sich im Zentrum der Fächerstadt. Diverse Straßenbahnlinien halten hier ganz in der Nähe („Mathystraße“) und vereinfachen die Erreichbarkeit für öffentliche Nahverkehrsteilnehmer. Autofahrer müssen
Besucht am 20.09.2018Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 208 EUR
Sein guter Ruf lockt selbst Gäste aus der Pfalz über den Rhein. In diesem Fall ein Wörther Schlemmerquartett, das mal wieder eine „Clubsitzung“ auf der rechten Rheinseite abhielt. Doch diesmal verschlug es uns nicht in die Fächerstadt, sondern ins badische Outback, wo eine gastronomische Entdeckung (der Schwiegerpapa eines Mitglieds hatte den Tipp gegeben…) auf vier hungrige Pfälzer wartete. Die Rede ist vom Restaurant „S’Badisch“ in Malsch, dessen Name wohl keinen Zweifel an seinem rechtsrheinischen Standort lässt. Etwa 20 km südlich von Karlsruhe und in unmittelbarer Nachbarschaft zur Stadt Ettlingen gelegen, befindet sich das schmucke Fachwerkhaus mit der Hausnummer 36 mitten im Zentrum der Gemeinde Malsch.
Es empfiehlt sich eine navigationsunterstützte Anfahrt, da einem sonst die vielen Einbahnstraßen in den Wahnsinn treiben. Auch die Parkplatzsituation ist nicht optimal, aber ein kleiner Spaziergang vor und nach dem Essen hat ja bekanntlich noch keinem geschadet.
Schon bei unserer Ankunft waren wir positiv überrascht. Die liebevoll gestaltete, von viel Grün umrankte Terrasse sorgte für mediterranes Flair. Der laue Sommerabend tat sein Übriges und erlaubte ein Genießen unter freiem Himmel. Auch im Inneren hätten wir uns wohlgefühlt. Die im Vintage-Look eingerichtete Gaststube glich eher einem südfranzösischen Bistrot als einem badischen Restaurant. Antikes Mobiliar und jede Menge dekorative Accessoires auf Tischen, Anrichten und Fensterbänken ergänzten sich in der Summe zu einem äußerst individuellen Landhaus-Stil, der das Motto des Lokals gut widerspiegelte.
„Ländlich, zünftig, fein“. Mit diesen drei Attributen, die sich auch auf dem großformatigen Wirtshausschild vor dem Haus wiederfanden, geben die beiden Betreiberinnen Barbara Droht und Sabine Darge die kulinarische Richtung vor. Seit nunmehr fünf Jahren führen sie dieses kulinarische Kleinod mit viel Leidenschaft und Detailliebe. Von den gehäkelten Tischdeckchen, über den üppigen Blumenschmuck bis hin zur Deko im Shabby-Style. Alles wirkt hier als wäre es mit Bedacht aufeinander abgestimmt.
Kein Wunder, denn „s’Badisch“ ist fest in Frauenhand. Und so waren es ausschließlich weibliche Servicekräfte, die uns an diesem Abend bestens umsorgten. Der Empfang fiel äußerst herzlich aus und trotz des hohen Gästeaufkommens – die komplette Terrasse war an diesem Abend besetzt – wurden wir umsichtig und zuvorkommend bedient. Ein Crodino Secco (5,50 Euro) und ein Viertel Grauer Burgunder vom Weingut Bimmerle aus der Ortenau (5,90 Euro) zum Aperitif ließen uns gut in den Abend gleiten. Der erste Durst wurde mit einer Flasche Mineralwasser der Marke Taunusquelle (5,20 Euro) gelöscht. Das frisch gezapfte Ketterer Pils (0,3l für 2,80 Euro) aus Pforzheim war dem Kollegen etwas zu herb.
Man gab uns ausreichend Zeit, die kunstvoll gestaltete Speisen- und Getränkekarte zu studieren. Schon deren erste Seite machte unmissverständlich klar, dass hier auch gern über den badischen Tellerrand hinaus gekocht wird. Klassische Kombinationen, mal regional inspiriert, mal saisonal beeinflusst kündeten von einer abwechslungsreichen Küche, die nicht mit mediterranen Akzenten geizte. Gebratene Garnelen, Rindercarpaccio und überbackener Ziegenfrischkäse wurden als Vorspeisen angeboten. Ergänzt von einem Kürbis- und einem Pfifferling-Crème-Süppchen.
Besonders gut gefielen uns die kleinen „Versucherle“. Diese verführerischen Mini-Portionen waren schuld, dass wir uns einmal quer durch das Vorspeisenprogramm futterten und das zu äußerst moderaten Preisen. Zusätzlich standen zehn verschiedene Hauptgerichte zur Auswahl. Hier wurde ein recht breiter Spagat zwischen gutbürgerlicher Traditionsküche (Rumpsteak, Schnitzel, Zwiebelrostbraten und Kalbstafelspitz) und ambitionierteren Kreationen (Maishähnchen an Couscous-Salat, Surf and Turf auf badische Art, Kalbsrückensteak an Pfifferling-Rahm-Sauce) geleistet. Mit Semmelknödeln und Tagliatelle wurde auch an die Vegetarier gedacht.
Und so kam es, dass wir vor unseren Hauptgängen noch einige dieser „Tapas“ orderten. Wir probierten beide Cremesuppen (jeweils 2,50 Euro), die mit Sahnehaube in einem kleinen Gläschen serviert wurden. Sowohl die Kürbis-, als auch die rahmig-sahnige Pfifferlingcrème zeugten von einer sicheren Hand beim Abschmecken. Die ehrliche Verarbeitung der saisonalen Grundprodukte stand hier klar im Vordergrund. Der Verzicht auf Convenience und andere Küchenhelfer, für Küchenchefin Barbara Droht eine Selbstverständlichkeit, war mit jedem Löffel schmeckbar.
Ebenfalls sehr stimmig fiel die saftige Garnele im Knuspermantel (5,50 Euro) auf orientalisch angehauchtem Linsensalat aus. Keine dominante, lätschige Teighülle, kein penetranter Fettgeschmack. Stattdessen auf den Punkt gebraten und daher von traumhafter Konsistenz. Genauso hochwertig und mit ordentlich Petersilie und Knoblauch verfeinert kamen die Froschschenkel „Elsässer Art“ (6,50 Euro) in einer aromatischen Sahne-Sauce auf den Teller. Auch der gemischte Blattsalat mit gebratenen Pfifferlingen und Parmesanspänen (10 Euro) geriet zum schmackhaften Glücklichmacher vorweg.
Gut, dass die kleinen Portionen noch genügend Platz für die noch ausstehenden Hauptgänge ließen. Den brauchten wir auch, denn vor allem „s’Badisch-Schnitzel“ (19 Euro) erschien mächtig portioniert. Zu dem mit Grünländer-Käse gefüllten, panierten Schweineschnitzel wurden knusprige Bratkartoffeln à part gereicht. Auch ein kleiner Salatteller war beim „Signature dish“ des Hauses mit dabei. Das zart geklopfte Schnitzel hatte ausreichend Würze unter seiner krossen Panade und wurde nach traditioneller Art mit Butterschmalz in der Pfanne gebraten. Zusammen mit dem geschmolzenen Käsekern war das wahrlich kein Gericht für fettvermeidende Kalorienzähler. Dafür aber ein umso herzhafteres Beispiel für deftige Hausmannskost.
Auch das „normale“ Schnitzel Wiener Art (16 Euro) kam mit Bratkartoffeln und Beilagensalat daher. Um das knusprig panierte Teil vom Schweinerücken noch etwas süffiger zu gestalten, wurde zusätzlich ein Kännchen Pfifferlingrahmsauce geordert. Bei ihr monierte der Kollege mit dem Schnitzel-Verdienstkreuz ein wenig die fehlende Geschmackstiefe, die von einem etwas zu beherzten Einsatz von Sahne herrührte. Dagegen wurden die lediglich mit etwas Pfeffer und Salz gewürzten, sautierten Steinpilze (15 Euro) von dem mir gegenüber sitzenden Feinschmecker mehrfach gelobt.
Ich freute mich auf meine badische Surf-and-Turf-Version (15 Euro). Sie war als „Hauptgericht-Versucherle“ deklariert und daher etwas kleiner portioniert. Ein recht übersichtliches, aber dafür butterzartes Rinderfilet wurde von seidigem Erbsenpüree und ein paar aufgespießten Flusskrebsen getoppt. Zusammen mit delikat duftenden, noch leicht bissfesten Rosmarinkartoffeln ein tadelloses Gericht, bei dem viel Wert auf gute Produktqualität, korrekte Garzeiten und ein süffiges Geschmacksbild gelegt wurde. Mit zwei Portionen von der hausgemachten Schokoladen-Tarte (3,80 Euro) und einem ansehnlichen Stück von der opulenten Himmelstorte (4,50 Euro) wurde unserer Lust auf einen süßen Abschluss Rechnung getragen.
Einziger kleiner Wermutstropfen dieses in sich schlüssigen Gesamtkonzepts war die nur sehr begrenzte offene Weinauswahl (die mich zum Radler-Trinken animierte...). Schade, denn mit den passenden Tropfen würde sich auch der Genuss der fein zubereiteten Speisen noch steigern. Alles andere hat an unserem Besuchsabend jedoch gepasst. Wir genossen eine bodenständige, ehrliche Küche, die auf sorgfältige Zubereitungen und handwerkliches Können schließen ließ und können den beiden Betreiberinnen nur beipflichten, wenn sie im Einband ihrer Speisenkarte schreiben: „…Kochen ist Liebe und Kochen ist auch Kunst!“.
Sein guter Ruf lockt selbst Gäste aus der Pfalz über den Rhein. In diesem Fall ein Wörther Schlemmerquartett, das mal wieder eine „Clubsitzung“ auf der rechten Rheinseite abhielt. Doch diesmal verschlug es uns nicht in die Fächerstadt, sondern ins badische Outback, wo eine gastronomische Entdeckung (der Schwiegerpapa eines Mitglieds hatte den Tipp gegeben…) auf vier hungrige Pfälzer wartete. Die Rede ist vom Restaurant „S’Badisch“ in Malsch, dessen Name wohl keinen Zweifel an seinem rechtsrheinischen Standort lässt. Etwa 20 km südlich... mehr lesen
4.0 stars -
"Positive Überraschung beim zweiten kulinarischen „Club-Ausflug“ über den Rhein" marcO74Sein guter Ruf lockt selbst Gäste aus der Pfalz über den Rhein. In diesem Fall ein Wörther Schlemmerquartett, das mal wieder eine „Clubsitzung“ auf der rechten Rheinseite abhielt. Doch diesmal verschlug es uns nicht in die Fächerstadt, sondern ins badische Outback, wo eine gastronomische Entdeckung (der Schwiegerpapa eines Mitglieds hatte den Tipp gegeben…) auf vier hungrige Pfälzer wartete. Die Rede ist vom Restaurant „S’Badisch“ in Malsch, dessen Name wohl keinen Zweifel an seinem rechtsrheinischen Standort lässt. Etwa 20 km südlich
Besucht am 24.08.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 90 EUR
Bei uns in der Südpfalz gibt es jede Menge verlässliche Adressen, in denen es sich vortrefflich einkehren und genießen lässt. Der von Wolfgang und Ulrike Reuter schon seit den 90er Jahren betriebene „Holzappel“ in Pleisweiler-Oberhofen (Ortsteil Oberhofen) zählt da zweifellos dazu. Mein letzter Bericht liegt schon über zwei Jahre zurück. Zeit also für ein kleines Update, das auf zwei relativ dicht aufeinanderfolgenden Besuchen Ende August bzw. Mitte September basiert.
Über das Interieur des geschmackvoll eingerichteten Fachwerkhauses aus dem 18. Jahrhundert habe ich schon ausführlich berichtet. Genau wie über die herzliche Art der Hausherrin, mit der sich eigentlich immer ein netter Plausch im Laufe des Abends entwickelt. Schade nur, dass die jungen weiblichen Servicekräfte – mit Ausnahme des manchmal aushelfenden Sohnes Justus – diese Form der Kommunikation mit den Gästen kaum pflegen.
Da freut man sich jedes Mal, wenn Ulrike Reuter persönlich am Tisch vorbeischaut und man sich mit ihr über Wein, den Pfalz-Tourismus oder gastronomische Neuigkeiten aus der Region austauschen kann. Das eine oder andere Probiergläschen zur Erweiterung des vinophilen Horizonts springt dabei oft heraus. Was tut man nicht alles, um sich fortzubilden. „Per aspera ad astra“ – wie nicht nur der weinaffine Altsprachler zu sagen pflegt.
Apropos Wein. Die Weinkarte der Reuters kann sich nach wie vor sehen lassen. Listet sie doch einen guten Querschnitt durch die Südpfälzer Reblande. Regionale Winzer aus der Nachbarschaft, wie z.B. die ortsansässigen Weingüter Leonhard und Wilker, sind da genauso vertreten wie Bekanntes aus der VDP-Liga (Becker, Bernhart, Rebholz, Minges). Die Auswahl an offenen Kreszenzen ist respektabel. Aber der Flaschenweinbestand toppt das noch. Hier lässt sich die ein oder andere fair bepreiste Trouvaille entdecken, wobei der Schwerpunkt klar bei den Weißweinen liegt. Bei dem Angebot an Riesling, Silvaner, Bukett- und Burgundersorten werden selbst norddeutsche Mitglieder der „WRF“ („Weiße Reben Fraktion“) fündig.
Eine Flasche Tönissteiner Sprudel (0,7l für 3,80 Euro) war schnell geordert. Das Viertel von Friedrich Beckers „Guillaume“, einer sicheren Bank in Sachen Rotwein-Cuvée, hatte natürlich auch seinen Preis. Aber die 7,50 Euro waren gut angelegt. Qualität kostet eben. Außerdem gönnt man sich ja sonst nichts. Deutlich weniger stoffig, dafür mit etwas mehr Frucht im Glas, präsentierte sich der trockene Rote vom Weingut Villa Pistoria (5,60 Euro fürs Viertel). Das hoch oben an den Hängen des Bad Bergzaberner Liebfrauenberges gelegene Weingut von Michael Naab liefert erstaunliche Qualitäten zu zivilen Preisen. Und mit dem Grauburgunder vom Stiftsweingut Meyer aus Gleiszellen (2,80 Euro fürs Achtel) machten wir sowieso nichts falsch.
Zwei Sorten Brot und ein Schälchen vom hausgemachten Kräuterquark bilden seit jeher eine verlässliche Kombination zum Amuse. Es sind ja oft die einfachen Dinge, die – wenn sie gut zubereitet sind – das Herz des Genießers erwärmen. Und – wie in dem Fall – die Lust auf weitere Genüsse befeuern.
Bei unserem Besuch im August genossen wir vorweg die gebratenen Jakobsmuscheln in milder Currysauce zusammen mit feinen Sepia-Nudeln und Kaiserschoten (15,50 Euro) sowie einen kleinen Blattsalat (4 Euro). Das Muschelfleisch war innendrin noch schön glasig. Drei perfekt gebratene, stattliche Exemplare (keine Baby-Kamm-Muschel-Kuriositäten wie man sie in Neustadt-Gimmeldingen gerne untergejubelt bekommt) lagen auf süßlich-aromatischer Curry-Sauce. Die helle Sauce bot zusammen mit den schwarzgefärbten Nudeln und den grünen Zuckerschoten eine stimmige Farbkombination auf dem Teller. Da ließ ich mir selbst die knallrote Cocktailtomate als zentralen Farbtupfer gefallen. Einziges kleines Manko an diesem ansonsten einwandfreien Teller waren die Kaiserschoten, die jeglichen Biss vermissen ließen.
Bei den Hauptgängen fiel die Entscheidung auf das ausgelöste Stubenküken auf Pfifferling-Kartoffelragout (21,50 Euro) sowie das Lamm-Zweierlei (kurzgebratenes Lammfilet und geschmorte Lammschulter) auf cremigen Schnippelbohnen mit Rosmarinplätzchen (24 Euro), das sich meine Begleitung schmecken ließ. Das Junghuhn lag zerteilt auf delikatem Pilz-Kartoffel-Ragout, dem es nicht an feiner Säure fehlte. Ein köstlicher Umami-Teppich, auf dem das ausgelöste Stubenküken seine perfekt gewürzte Ruhe fand. Außen knusprig und innen saftig, war das Gourmet-Geflügel der reinste Gaumenschmaus. Schade nur, dass diese jungen Dinger nicht größer werden. Auch die Dame gegenüber lobte ihr rosa gebratenes Lammfilet, das ausgezeichnet mit dem cremigen Bohnengemüse harmonierte. Die dicke Tranche von der geschmorten, mit mediterranen Kräutern gefüllten Lammschulter fiel herrlich mürbe aus und ließ ebenfalls nichts zu wünschen übrig. Ein ansehnlicher Saucenspiegel, dessen Duft auf eine würzige Lamm-Jus schließen ließ, komplettierte dieses hochwertige Fleischgericht. Die als Rosmarinplätzchen bezeichnete Kartoffelbeilage, kenne ich als Resteverwertung für übriggebliebenes Püree. Auf beiden Seiten in Butter angebraten eignen sich diese Kartoffelküchle oder –plätzchen sehr gut als „Saucenschwämmchen“.
Ein paar Wochen später wagten wir uns vorweg an die sauren Zipfel (2 Stück für 7 Euro). Diese fränkische Spezialität lässt sich der Franke Wolfgang Reuter von der Bergzaberner Metzgerei Kieffer nach seiner Vorstellung „zusammenwursten“. Serviert wurden sie in einem Suppenteller, denn sie schwammen in warmem Zwiebelsud. Zusammen mit den weichgekochten Zwiebeln und der leicht säuerlichen Brühe war das eine Vorspeise mit viel Schmackes und Charakter. Ein unerwartetes kulinarisches Highlight war auch der herzhaft-saure Blattsalat mit Speck und Croutons (6,50 Euro). Sein einfaches, aber perfekt abgeschmecktes Essig-Öl-Dressing sowie seine knusprig-würzigen Beigaben machten ihn zu etwas Besonderem.
Diesmal entschieden wir uns für das gekochte Rindfleisch mit feiner Meerrettichsoße und Bouillonkartoffeln (16,30 Euro) sowie den aus Lachs und Zander geflochtenen „Fischzopf“, der von feinen Bandnudeln, Brokkoli-Röschen und einer intensiven Safransoße begleitet wurde. Für 21,50 Euro ein verdammt gutes Fischgericht, bei dem Frische und Würze harmonisch ineinandergriffen und für ein ausgewogenes Geschmacksbild sorgten. Besonders die hocharomatische, auf delikater Schalentierbasis erstellte Safransoße hatte es mir angetan. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine bessere gegessen zu haben. Auch nicht im Lamm zu Neupotz. Wären wir allein im Gastraum gewesen, hätte ich zweifellos die Reste vom Teller geleckt. Die Idee, Kartoffeln in Brühe zu kochen, ist ja nicht neu. Und gerade zu Tafelspitz bzw. zu gekochtem Rindfleisch mit Meerrettich passen sie als Beilage sehr gut.
An diesem Abend war nach dem Salatteller, den sauren Zipfeln und den Hauptgängen kein Platz mehr für einen süßen Abschluss. Ein paar Wochen davor ließen wir uns gemischte rote Beeren mit zwei stattlichen Nocken vom weißen Schokomousse (8,50 Euro) schmecken. Frisch, fruchtig, süß und dazu nicht allzu schwer, war das eine ideale Portion zum Teilen.
Schade, aber verständlich, dass das Ehepaar Reuter nach so vielen Jahren in der Gastro ans Aufhören denkt. Das lauschige Fachwerkhäuschen steht jedenfalls zum Verkauf, wie uns zu Ohren kam. Doch es scheint gar nicht so einfach zu sein, die passenden Nachfolger zu finden. Hoffentlich dauert es noch ein paar Jahre. Den vielen zufriedenen (Stamm-)Gästen kann es nur recht sein.
Bei uns in der Südpfalz gibt es jede Menge verlässliche Adressen, in denen es sich vortrefflich einkehren und genießen lässt. Der von Wolfgang und Ulrike Reuter schon seit den 90er Jahren betriebene „Holzappel“ in Pleisweiler-Oberhofen (Ortsteil Oberhofen) zählt da zweifellos dazu. Mein letzter Bericht liegt schon über zwei Jahre zurück. Zeit also für ein kleines Update, das auf zwei relativ dicht aufeinanderfolgenden Besuchen Ende August bzw. Mitte September basiert.
Über das Interieur des geschmackvoll eingerichteten Fachwerkhauses aus dem 18. Jahrhundert habe... mehr lesen
4.0 stars -
"Kulinarische Heimspiele im sympathischen Familienbetrieb" marcO74Bei uns in der Südpfalz gibt es jede Menge verlässliche Adressen, in denen es sich vortrefflich einkehren und genießen lässt. Der von Wolfgang und Ulrike Reuter schon seit den 90er Jahren betriebene „Holzappel“ in Pleisweiler-Oberhofen (Ortsteil Oberhofen) zählt da zweifellos dazu. Mein letzter Bericht liegt schon über zwei Jahre zurück. Zeit also für ein kleines Update, das auf zwei relativ dicht aufeinanderfolgenden Besuchen Ende August bzw. Mitte September basiert.
Über das Interieur des geschmackvoll eingerichteten Fachwerkhauses aus dem 18. Jahrhundert habe
Besucht am 13.07.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 34 EUR
Ich bin ein Dumpling-Junkie. Kein Maultaschenvasall, der sein „Herrgottsb’scheißerle“ auch am Karfreitag aus der trüben Brühe fischt. Nein, eher einer, der in größeren Urbanisationen den chinesischen Teigtaschen kulinarisch nachstellt. Vor gut 15 Jahren fing es an. Ich besuchte meine (europäische) Lieblingsmetropole London und machte dort meine ersten Erfahrungen in Sachen Dim Sum.
Die geschmackliche Vielfalt dieser gedämpften oder frittierten Häppchen kantonesischer Provenienz hat es mir angetan. Noch heute ziehe ich diese Form der Zwischenmahlzeit jeder fleischgewordenen Bio-Bulette mit Regionalbezug vor. Aber auch für ein vollwertiges Mittag- oder Abendessen taugen die gefüllten „Dumplinge“. Am ersten Abend unseres diesjährigen Berlin-Trips „dim-summten“ wir in einem kleinen Laden in der Schliemannstraße. Kein Zufallstreffer. Schon vor 3 Jahren kehrte ich mit einem Kollegen dort ein und war sehr zufrieden mit der gebotenen Auswahl und Qualität.
Das putzige Lokal befindet sich in einer eher ruhigeren Ecke des Prenzlauer Berges, inmitten des sogenannten „Helmholtzkiezes“, der mit seiner großen Auswahl an asiatischen Einkehrmöglichkeiten die Freunde von Bento, Sushi und Pho anlockt. Beim letzten Besuch saß ich mittags im „Lecker Song“, dessen Name mich schon damals verwunderte, aber nicht abschreckte. Gut so, denn sonst wäre ich nie in den Genuss seiner kleinen, in Reisteig gepackten Köstlichkeiten gekommen.
Gerade mal 15 Personen finden im winzigen Gastraum Platz. Und diese sitzen ziemlich dicht beieinander. Den vorherrschenden Platzmangel und die damit verbundene Enge empfanden wir dennoch nicht als störend. Im Gegenteil: die zwanglose Wohlfühlatmosphäre lässt einen schnell ankommen. Am Besuchsabend wurden noch ein oder zwei Tische zusätzlich vor dem Lokal platziert. Das warme Sommerwetter lockte nach draußen. Vielleicht war das auch der Grund, warum wir unangemeldet noch einen der wenigen freien Plätze im Inneren ergattern konnten.
Wir saßen recht bescheiden auf buntbestickten Sitzkissen, welche die Wandbank und die Bambushocker etwas bequemer erscheinen ließen. Auf den hellen, funktionalen Holztischen türmten sich bald die Dampfkörbchen aus Bambus, in denen die kleinen Leckerbissen an den Tisch gebracht wurden. Die orangefarbenen Wände wurden von Tapetenstreifen mit Blumenmustern (in schwarz-weiß) und ein paar gerahmten Bildern etwas aufgepeppt. Ansonsten würde ich die Einrichtung als eher schlicht bezeichnen. Die Küche, die sich im hinteren Bereich des Raumes befand, war nur durch einen Tresen vom Gastraum getrennt, so dass man – je nach Sitzposition – Einblick in die „Dampfarbeiten“ hatte.
Die Bedienung agierte in gelassener Freundlichkeit, wie man es von vielen asiatischen Läden her kennt. Man reichte uns die übersichtlich gestaltete Speisenkarte, in der die Gerichte nicht nur gelistet und ins Englische übersetzt wurden, sondern auch entsprechend bebildert waren. Etwas unnötig aus meiner Sicht, da sich bei den Dim Sum das Wesentliche ja im nicht einsehbaren Inneren abspielt. Und das lässt sich nun mal schwer ablichten. Außerdem sind Speisekarten mit Bildern in (zumeist) südlichen Ländern eher als Warnung zu verstehen, da sie als unmissverständlicher Indikator für Touri-Klitschen gelten.
Schön, dass man sich vorab wenigstens via Facebook über das Speisenangebot im „Lecker Song“ informieren konnte. Für davor standen zwei Suppen (Wantan und Tofu), die beide für 3,80 Euro angeboten wurden, bereit. Daneben listete die Karte eine Handvoll kleinerer Vorspeisen (Edamame, Seetang-Salat, eingelegter Chinakohl, etc.), die sich preislich knapp unter 4 Euro bewegten. Das Dim-Sum-Programm bestand aus zehn Veggie-Varianten und acht mit Fleisch gefüllte Teigtaschen. Einige davon konnte man auch gebraten (anstatt gedämpft) bestellen. Ergänzt wurde die übersichtliche Zusammenstellung von einer kleinen Auswahl an süßen Dim Sum zum Dessert. Je nach Größe befanden sich vier oder fünf Exemplare in einem runden Bambuskörbchen. Bei Preisen zwischen 3,90 Euro und 4,50 Euro ließ es sich munter drauflos bestellen.
Zum Einstieg wählten wir die mit ein wenig Meersalz bestreuten Edamame (3,90 Euro). Für uns das perfekte Fingerfood, bei dem ich jedes Mal an den damaligen Besuch beim Hamburger Küchenschönling Steffen Henssler („Henssler & Henssler“) denken muss. Da hielt mich der aufmerksame Servicemensch davon ab, auch die Schale der jungen Sojabohnen mit zu futtern. Meine damalige Unerfahrenheit beim Erstkontakt mit diesen gedämpften Hülsenfrüchten lässt mich heute noch grinsen.
Bei „Xia Jiao“ versteckten sich Garnelen mit Bambussprossen im Reismehlteig (4,50 Euro), während man bei „Sanse“ die gleichen Meeresfrüchte mit Frühlingszwiebeln (auch 4,50 Euro) kombinierte. Beide waren exzellent abgeschmeckt und konnten mit ihrem feinen Fischaroma begeistern. Die „Xiao Long Bao“ kamen mit Schweinefleisch-Frühlingszwiebel-Füllung vom Dampfgarer und fielen etwas größer aus. Kosteten aber das Gleiche. Fast schon verboten delikat schmeckten die Schweinefleisch-Chinakohl-Dumplings sowie die mit grünen Bohnen, Seetang und Karotten gefüllten Veggie-Taschen (beide 3,90 Euro). Allein das Dippen der schmackhaften China-Happen in eine der Soßen (Soja, süßsauer oder scharf) ist an sich schon ein besonderes Erlebnis, das eigentlich nur vom Tunken des Croissants in die heiße Schokolade (französisches Frühstücksritual) getoppt werden kann.
Und so futterten wir uns an jenem Abend quer durch das Dim-Sum-Programm, tranken dazu süffiges Tsing-Tao-Bier und genossen den Berliner Sommer häppchenweise im frugalen Ambiente dieser versteckt liegenden Asia-Perle. Im Lecker Song kommen „Dumplinguisten“ und „Teigtaschendiebe“ gleichermaßen auf ihre Kosten. Und das zu Preisen, die keineswegs unverschämt sind. Empfehlung!
Ich bin ein Dumpling-Junkie. Kein Maultaschenvasall, der sein „Herrgottsb’scheißerle“ auch am Karfreitag aus der trüben Brühe fischt. Nein, eher einer, der in größeren Urbanisationen den chinesischen Teigtaschen kulinarisch nachstellt. Vor gut 15 Jahren fing es an. Ich besuchte meine (europäische) Lieblingsmetropole London und machte dort meine ersten Erfahrungen in Sachen Dim Sum.
Die geschmackliche Vielfalt dieser gedämpften oder frittierten Häppchen kantonesischer Provenienz hat es mir angetan. Noch heute ziehe ich diese Form der Zwischenmahlzeit jeder fleischgewordenen Bio-Bulette mit Regionalbezug vor.... mehr lesen
Restaurant Lecker Song | Chinesische Maultaschen
Restaurant Lecker Song | Chinesische Maultaschen€-€€€Restaurant, Lieferdienst03026374447Schliemannstr. 19, 10437 Berlin
4.0 stars -
"Kleiner Dumpling-Laden, der uns große Geschmackserlebnisse bescherte" marcO74Ich bin ein Dumpling-Junkie. Kein Maultaschenvasall, der sein „Herrgottsb’scheißerle“ auch am Karfreitag aus der trüben Brühe fischt. Nein, eher einer, der in größeren Urbanisationen den chinesischen Teigtaschen kulinarisch nachstellt. Vor gut 15 Jahren fing es an. Ich besuchte meine (europäische) Lieblingsmetropole London und machte dort meine ersten Erfahrungen in Sachen Dim Sum.
Die geschmackliche Vielfalt dieser gedämpften oder frittierten Häppchen kantonesischer Provenienz hat es mir angetan. Noch heute ziehe ich diese Form der Zwischenmahlzeit jeder fleischgewordenen Bio-Bulette mit Regionalbezug vor.
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Für manche ist der ganze frisch gewolfte Hype ums kreativ aufgepeppte Frikadellenbrötchen ein Gastrotrend mit bescheidener Halbwertzeit. Andere sehen darin eine delikate Alternative zu den beiden großen Ketten aus den Staaten. Doch auch dieser Markt zeigt erste Sättigungserscheinungen und man hat auch schon von Schließungen im Nobelbulettensektor (z.B. das Liebesbeef in Karlsruhe) gehört. Da muss man schon den eigenen Einfallsreichtum bemühen oder eine ausgefallene Idee haben, um patty-affine Essgenossen um die sperrigen Palettentische im Urban-Shabby-Look zu scharen. Bio und regional sind zwar nicht gerade die allerneuesten Food-Trends, die der kulinarische Zeitgeist einschlägt, aber in der Provinz noch längst nicht so etabliert wie in den hippen Metropolen der Nation.
So gesehen haben Patricia und Pascal eine Lücke geschlossen ohne das Burgertum neu erfinden zu müssen. Mit „Pälzer Grumbeere“ vom Kartoffelhof Böhm aus Bellheim stellt man vor Ort leckere Pommes her. Von dort bezieht man übrigens auch das Gemüse und den Salat. Das Bio-Fleisch stammt ebenfalls aus der Region und wird mehrmals am Tag im Lokal frisch gewolft. Beim Angushof im Nonnenhorst (Minfeld bei Kandel) bzw. im Goldgrund (Wörth am Rhein) ernähren sich die Pfälzer Rindviecher ausschließlich von Gras, so Inhaber Pascal Rohr, der an jenem Donnerstagmittag bereitwillig über die Philosophie des Ladens Auskunft gab. Mit gerahmten Bildern ihrer Fleisch- und Kartoffelerzeuger wirkt man der Zutatenanonymität etwas entgegen, indem man die Herkunft der Viktualien so transparent wie möglich gestaltet.
Am Anfang haben sie die Brötchen noch selbst gebacken, was aber aufgrund der großen Nachfrage und der eingeschränkten Personaldecke nicht mehr aufrechtzuerhalten war. Nun lässt man sich die Buns von Bio-Bäcker Stefan Dümler aus Wörth aus hochwertigem Getreide anfertigen. Die Soßen und Dressings tragen alle das Prädikat „selfmade“. Genau wie die in Gläser abgefüllten Desserts. Daneben achtet man auf biologisch abbaubare Verpackungen und Tüten. In unserer plastikverseuchten Welt kein gering zu schätzender Umstand.
Pascal Rohr hat das Bäckerhandwerk gelernt und auch eine Ausbildung zum Koch absolviert. Insofern bringt er wichtige (Vor-)Erfahrungen mit, um genau zu wissen, worauf er sich da zusammen mit seiner Frau Patricia eingelassen hat. Nach ca. zehnjähriger Tätigkeit in der Automobilbranche ist er wieder in den kulinarischen Dienst am hungrigen Kunden zurückgekehrt. Eine mutige Entscheidung, die er in Zeiten abnehmender Gastbetriebe bzw. zunehmender Vorschriften sicherlich lange abgewogen hat.
Meine Einkehr war eine spontane Idee. Die Parkplatzsituation an der viel befahrenen Weißenburger Straße ist nicht gerade optimal. Glücklicherweise war jedoch direkt gegenüber noch eine Lücke, um das Gefährt einen Bioburger lang kostenfrei abstellen zu können. Schon am Eingang hatte der „Burger des Monats“ mein Interesse geweckt. Der „Dreikäsehoch“ hatte neben Cheddar und Gouda auch noch würzigen Parmesan zwischen Brioche-Bun und medium gebratenen 160-Gramm-Patty zu bieten. Klang doch schon einmal alles sehr vernünftig.
Durch die hohe Glasfront konnte ich schon von außen einen ersten Eindruck vom zeitgemäß-schlichten Interieur des Ladens bekommen. Drinnen saß man leidlich bequem auf Hockern, umgedrehten Bierkisten oder wie ich auf einer mit Filzdecke „gepolsterten“ Wandbank, die sich die Fensterfront entlang zog. Drei massive, sicher selbst abgebeizte Holztische standen nebeneinander auf rustikalem Dielenboden. Natürlich baumelten nackte Glühbirnen von der Decke. Die nüchterne Ausstattung suggerierte Funktionalität und Minimalismus. Da sind natürlich Lampenschirme sowas von obsolet. Ach, hier hätte es mir als Student so richtig gut gefallen. Wenn, ja wenn es nicht nur alkoholfreies Bier gegeben hätte.
Heute ist mir die Limo von der angesagten Berliner Fruchtmanufaktur „Proviant“ eine willkommene, da nicht ganz so überzuckerte Alternative zu Coca-Cola, Fanta und Sprite. Die 0,33l-Flasche Orangenlimonade belief sich auf 2,70 Euro und bestand laut Etikettinformation lediglich aus frisch gepresstem Orangensaft, Rohrzucker, Zitronensaft und Wasser. Ich durfte mir mein Fläschchen selbst aus dem gut gefüllten Kühlschrank holen. Bezahlt wurde an der kreativ designten, aus der Vorderverkleidung eines Automobils gebastelten Bestelltheke. Mein aus der fernen Hauptstadt Berlin geliefertes Orangengetränk blieb der einzige Wermutstropfen im ansonsten sehr konsequent umgesetzten Regionalkonzept der Rohrs.
An der weiter oben angebrachten Wandtafel konnte ich mich über das übersichtlich angelegte Speisen- und Getränkeprogramm informieren. Zusätzlich lag auch eine aufklappbare Speisenkarte auf dem Tisch. Unter den fünf angebotenen Burgervarianten, deren amerikanische Namen (z.B. „Oceanside“ oder „Newport BBQ“) vom letzten Kalifornien-Aufenthalt des Betreiberpärchens inspiriert wurden, waren mit dem „Vegetarier“ und dem „Veganer“ auch zwei fleischlose Ausführungen im Repertoire. Die Preise lagen bei den „Komplettpaketen“ zwischen 8 und 9 Euro.
Außerdem gab es die Möglichkeiten, seinen Burger via Baukastensystem selbst zusammenzupuzzeln. Neben diversen Brötchen-, Patty- und Soßenoptionen, die zur Grundausstattung (6,50 Euro) gehörten, standen noch jede Menge Extras gegen einen geringen Aufpreis zur Verfügung. Ein paar Salate sowie hausgemachte Fritten (2,90 Euro) und Soßen rundeten das Angebot auf der Klappkarte ab. In der Kühlvitrine neben der Theke warteten noch Chiapudding mit Obst, Bananenbrot und Schokokuchen (jeweils 3 Euro) auf vegan angehauchte „Desserteure“.
Und dann bekam ich den von einem Holzstift in der Mitte zusammengehaltenen „Spießburger“ serviert. Er lag bzw. stand auf einem mit Balsamico-Crème-Muster verzierten Teller. Die knusprigen Pommes wurden à part gereicht. Als kleines Versucherle durfte ich die pinkfarbene Aioli, die sie neu im Programm hatten, testen. Auch ein Schälchen von der hausgemachten BBQ-Sauce landete ohne auf der Rechnung zu erscheinen auf meinem Tisch. Beide Saucen erfüllten ihre Funktion als Pommes-Tunken souverän. Und sieh an, eine BBQ-Salsa muss nicht zwangsläufig eine rote Zuckerpampe sein.
Das Fleisch kam perfekt medium gebraten und daher noch schön saftig in die Brioche. Die darauf befindlichen Röstzwiebeln hatten neben einer leichten Rauchnote auch eine angenehme Süße durch das Karamellisieren erhalten. Salat und Tomate steuerten knackige Frische bei, während die drei Käsesorten für ordentlich Schmelz und Würze sorgten. Die Brioche hatte man auf den Innenseiten leicht angeröstet. Herrlich fluffig und definitiv keine Massenware, die da verwendet wurde. Ich musste kurz an die französische Prinzessin Marie Antoinette denken, die nachdem sie erfahren hatte, dass das einfache Volk kein Brot mehr zu essen hatte, gesagt haben soll: „Wenn sie kein Brot mehr haben, sollen sie doch Brioches essen!“
Hab ich an diesem Mittag auch gemacht. Und hat funktioniert. Weil nämlich das, was sich dazwischen befand handwerklich gut zubereitet und von hoher Produktqualität war. Ein neuer Burgerladen, dem man für die Zukunft alles Gute wünschen darf und der sich, trotz des aus meiner Sicht eher suboptimalen Standorts, sicherlich behaupten wird. Zur Not wird es dann eben der Lieferdienst richten.