Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Besucht am 08.11.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 42 EUR
Seit dem Frühjahr ist die Landauer Gastroszene um eine empfehlenswerte Pasta-Adresse reicher. Am Rathausplatz, dort wo samstags und dienstags der legendäre Wochenmarkt abgehalten wird, betreibt Parez Wared, Inhaber der Landauer Kaffeerösterei „Parezzo“ (keine 50 Meter Luftlinie entfernt) seit einigen Jahren das zwischen Sparkasse und Altem Rathaus angesiedelte Lokal namens Bibulum.
Früher konnte man hier gepflegt eine Tasse Kaffee trinken oder bei einem Dinkelacker aus dem Steinkrug die Landauer Altstadt in vollen Zügen inhalieren. Die Außenplätze auf dem ehemaligen, im 17. Jahrhundert angelegten Paradeplatz sind an lauen Sommerabenden sehr beliebt und bilden zusammen mit dem Café Mago und der Segafredo Espresso Bar die größte zusammenhängende Freiluftgastronomie der Innenstadt.
Aus der Kaffee-Kneipe mit Cocktail-Hintergrund ist seit dem aufwendigen Umbau im März dieses Jahres ein ernst zu nehmendes Speiselokal geworden. Eins, das vor allem durch seine hausgemachte Pasta auf sich aufmerksam macht. Eine ehemalige Kollegin, die mittlerweile ihren verdienten Ruhestand genießt, gab mir den Tipp.
Und so kam es, dass wir an einem schwülwarmen Freitagabend dort aufschlugen. Die meisten Gäste saßen noch draußen, was sich im Laufe des Abends aufgrund eines heftigen Gewitters noch ändern sollte.
Unserem Eintritt folgte sogleich der Wow-Effekt. Kollege Borgfelder würde wohl beim Anblick der stilvoll designten Hängeleuchten von einem ausgefeilten Lichtkonzept sprechen. Auch die schmalen, von der dunklen Decke baumelnden Stabzylinder, die den Thekenbereich illuminieren, zeugen von geschmackvoller Raumausleuchtung.
Bequem gepolsterte Schalenstühle auf der einen und nicht minder komfortable Wandbänke auf der anderen Seite der mit heller Holzplatte ausgestatteten Bistrotische sorgen für ausgesprochen entspannte Sitzverhältnisse.
Hat man den Thekenbereich mit seinem auf Hochglanz polierten Kaffeemaschinenmonster linkerhand passiert, trifft man im hinteren Bereich des Gastraumes auf die offene Küche, durch deren Glasscheiben der Blick sofort auf das Nobelpastagerät fällt. Nudelmacher und Chefkoch Alberto werkelt hier mit solch stoischer Gelassenheit, dass es eine wahre Freude ist, ihn bei seiner Arbeit zu beobachten.
Ein Hauch vom ehemaligen Weinkontor Null41 (jetzt „Sinnesrausch“) wehte durch das schicke Bistro und spätestens beim Anblick der süßen Preziosen aus der Glasvitrine wurde uns ganz warm ums Herz. Zeichnete sich doch unter anderem die Elsässer Ausnahmepatisserie Rebert aus Wissembourg für die kleinen Törtchen verantwortlich. Unser Nachtisch war da schon beschlossene Sache.
Die jungen Mädels vom Service machten ihre Sache richtig gut. Besonders als das Gewitter hereinbrach und viele Gäste ins Innere flüchteten, sorgten sie für Ordnung im Chaos. Man reichte uns die Speisenkarten im DIN-A5-Format. Gleich auf Seite 1 geht’s zu den Nudeln. Immer drei verschiedene Pastasorten, die täglich frisch hergestellt werden, stehen zur Auswahl. Diese lassen sich auf fünf verschiedene Arten kombinieren. Dabei wird auf Saisonalität und Regionalität großen Wert gelegt.
Die junge Dame vom Service zeigte uns auf einem kleinen Tellerchen die Sorten des Tages. Casarecce (sizilianische Rollpasta), Radiatori (geriffelte „Heizkörpernudeln“) und Linguine konnten beispielsweise mit einer Bolognese vom Bio-Rind (10,90 Euro), gebratenen Pfifferlingen (12,90 Euro) oder gegrillter Aubergine, Tomate und Mozzarella (8,90 Euro) bestellt werden. Dass man sein Mehl aus der regional bekannten Kügler Mühle aus Siebeldingen (Bierprojekt Landau) bezieht, ist schon eine Erwähnung wert, da hier scheinbar schon bei den Grundprodukten der Qualitätsaspekt eine große Rolle spielt.
Neben einer kleinen Auswahl an Saisonalitäten sind es vor allem die Kleinigkeiten, wie z.B. Focaccia in diversen Ausführungen, Büffelmozzarella mit Tomaten und Basilikum, hausgemachter Hummus oder Thunfischcreme mit Kapern und Zitrone, die sich wunderbar zu einem guten Glas Wein genießen lassen.
Im offenen Ausschank-Portfolio sind mit Pfaffmann (Walsheim), von Buhl (Deidesheim), Münzberg (Landau-Godramstein) und Gies-Düppel (Birkweiler) namhafte Winzer aus Südpfalz und Mittelhaardt vertreten. Und das zu Viertelpreisen, die zwischen 5 und 6 Euro oszillieren. Aber auch gute Flaschenware lässt sich hier erstehen.
Mit dem saftig-opulenten Grünen Veltliner vom Weingut Gerhard Klein aus Hainfeld (22 Euro) oder dem cremig-feinen Suez Riesling vom Weingut Reichsrat von Buhl (25 Euro) hat man äußerst gästefreundlich kalkulierte Bouteillen im Programm. Einer ausgeglichenen Kork-Life-Balance steht also nichts im Wege.
Und wer partout nicht auf die exquisiten Rebsäfte abfährt, der bestellt sich eben ein süffiges Göcklinger Helles von der gleichnamigen Hausbrauerei, die für beste Pfälzer Hopfenerzeugnisse bekannt ist. Das frisch gezapfte Regionalbier, das ganz ohne “Craftmeierei“ auskommt, wird hier schoppenweise für 4 Euro angeboten.
Wer kann solche Angebote schon ausschlagen? Zusammen mit einer Flasche Mineralwasser von alwa (4,90 Euro) ließ sich der sommerliche Durst gut in den Griff kriegen. Feste Nahrung wurde in Form einer zitronig-frischen Thunfischcreme (4,90 Euro) vorweg sowie der Casarecce-Pasta mit Bolognese-Sauce für mich und der vegetarischen Variante mit Aubergine, Tomate und Mozzarella für meine Frau geordert.
Beim Besuch im November entschied ich mich für den Feldsalat mit Speck und Kracherle (7,90 Euro) sowie die Conchiglie – eigentlich von der Größe her eher Conchigliette – mit Rinderhackbällchen in Tomaten-Gemüse-Sauce (10,90 Euro). Meiner Liebsten war der mit Tomatenpesto servierte Hummus (4,90 Euro) als Vorspeise gerade recht. Ihre Spaghetti wollte sie mit gebratenem Spitzkohl, Kapern und Zitronensauce (8,90 Euro) haben.
Was ich an frischer Pasta so schätze, ist diese latent mürbe Konsistenz, die industrielle Standardware nie erreicht. Denn auch zwischen „bissfest“ und „verkocht“ gibt es texturelle Feinheiten, die einem erst frisch hergestellte Nudeln eröffnen. Außer diesen wirklich hervorragenden Vertretern aus dem Hause Bibulum, waren es die stimmigen Arrangements, mit denen sie serviert wurden. Sowohl die Bolo vom Bio-Rind als auch die ungemein schmackhafte Tomaten-Gemüse-Sauce zeugten von sicherer Hand beim Abschmecken und einem intensiven Fond-ament.
Von der süffig-säuerlichen Thunfischcreme über den mit zupackender Vinaigrette angemachten Feldsalat, den fluffig-buttrige, von Küchenchef Alberto frisch zubereitete Focaccia-Croutons – übrigens immer noch eines meiner liebsten Entrees im Herbst - veredelten, bis hin zum cremigen, mit Zitronensaft und Kapern verfeinerten Hummus, waren alle hier verschmausten Vorspeisen aus der Rubrik „Genuss ohne Reue“. Einfache Gerichte, diese aber mit Verschlinggarantie auf den Teller gebracht.
In die gleiche Geschmackskerbe schlugen die Pastagerichte. Frühlingszwiebeln, Sprossen, Cocktailtomaten und Petersilie ließen auf meinem Bolo-Teller frische Akzente aufblitzen. In Verbindung mit der würzigen Sauce, dem gereiften Parmesankäse und den wunderbar zarten Nudeln ergab das ein wahres Wonnegericht, das mich in Verzückung setzte. Sicher einer der großen Vorzüge der italienischen Küche, die es wie keine zweite versteht, vermeintlich einfache Allerweltszutaten in eindrucksvolle Gaumenerlebnisse zu verwandeln.
Auch die Rinderhackbällchen, welche als wohlschmeckende Fleischdreingabe meine muschelförmigen Conchigliette adelten, hatten dieses intensive Rindsaroma, was auf die Verwendung hochwertigen Fleisches schließen ließ. Der eigentliche Star auf dem Teller war dennoch ein anderer. Die alles wunderbar einfangende Tomaten-Gemüse-Sauce war nämlich von derart viel Überschmeck gesegnet, dass sie zusammen mit dem nicht schüchtern darüber geraspelten Parmesankäse den Umami-Faktor in himmlische Höhen trieb.
Die junge Dame, die mir an beiden Abenden in freundlicher Gesinnung gegenübersaß, war genauso begeistert von ihren Pastatellern. Selbst sie als „die hard“ Sapori-d’Italia-Fan (unser Landauer Lieblingsitaliener aus der Trappengasse) musste zugeben, dass wir mit dem Bibulum eine echte Alternative in Sachen Nudelfreude gefunden hatten.
Das aus zwei Sorten Schokomousse bestehende, auf Biscuit-Madeleine-Basis geschichtete Törtchen zum Dessert war von einem angenehm säuerlichen Himbeerspiegel überzogen. Ein paar Tage später kamen wir zufällig in Wissembourg bei seinem Erschaffer, der berühmten Patisserie von Daniel Rebert, vorbei. Zu meinem Erstaunen verlangte man im Bibulum den gleichen Preis, wie wenn man die „Emmanuel“ getaufte Köstlichkeit vor Ort verzehrt hätte, nämlich gerade mal 4,50 Euro. Die Frage, ob wir in Zukunft extra ins Elsass fahren müssen, um in den Genuss dieser süßen Verführungen zu kommen, stellt sich nun nicht mehr.
Fazit:
Scheinbar geht die Kombination aus einer jungen, motivierten Servicemannschaft und einem erfahrenen Italiener am Herd gut auf. Ohne Reservierung wird es abends schwer einen der wenigen Tische zu ergattern. Das Angebot an Speisen ist übersichtlich, aber mit Bedacht zusammengestellt. Die Verwendung regionaler Zutaten findet im saisonalen Wechsel statt und ist ein Garant für Produktfrische. Die Weinkarte ist derart fair kalkuliert, dass wir beim nächsten Besuch wohl den ÖPNV in Erwägung ziehen. Bereicherung für Landau. Empfehlung für Nudelfreunde.
Seit dem Frühjahr ist die Landauer Gastroszene um eine empfehlenswerte Pasta-Adresse reicher. Am Rathausplatz, dort wo samstags und dienstags der legendäre Wochenmarkt abgehalten wird, betreibt Parez Wared, Inhaber der Landauer Kaffeerösterei „Parezzo“ (keine 50 Meter Luftlinie entfernt) seit einigen Jahren das zwischen Sparkasse und Altem Rathaus angesiedelte Lokal namens Bibulum.
Früher konnte man hier gepflegt eine Tasse Kaffee trinken oder bei einem Dinkelacker aus dem Steinkrug die Landauer Altstadt in vollen Zügen inhalieren. Die Außenplätze auf dem ehemaligen, im 17.... mehr lesen
Bibulum Pastalove
Bibulum Pastalove€-€€€Restaurant, Cafe06341 9952466Rathausplatz 1, 76829 Landau in der Pfalz
4.5 stars -
"Hausgemachte Pasta in zeitgemäß-schickem Ambiente" marcO74Seit dem Frühjahr ist die Landauer Gastroszene um eine empfehlenswerte Pasta-Adresse reicher. Am Rathausplatz, dort wo samstags und dienstags der legendäre Wochenmarkt abgehalten wird, betreibt Parez Wared, Inhaber der Landauer Kaffeerösterei „Parezzo“ (keine 50 Meter Luftlinie entfernt) seit einigen Jahren das zwischen Sparkasse und Altem Rathaus angesiedelte Lokal namens Bibulum.
Früher konnte man hier gepflegt eine Tasse Kaffee trinken oder bei einem Dinkelacker aus dem Steinkrug die Landauer Altstadt in vollen Zügen inhalieren. Die Außenplätze auf dem ehemaligen, im 17.
Geschrieben am 02.11.2019 2019-11-02| Aktualisiert am
02.11.2019
Besucht am 17.07.2019Besuchszeit: Abendessen 7 Personen
Bei der im frühen 11. Jahrhundert erbauten Madenburg handelt es sich um eine der größten und ältesten Burganlagen der Pfalz. Die auf einem Felsausläufer des Rothenbergs erbaute, ehemalige Höhenburg thront 250 Meter oberhalb des direkt an der Weinstraße gelegenen Örtchens Eschbach und garantiert geniale Ausblicke in die Rheinebene.
Doch nicht nur wegen der herrlichen Fernsicht ist sie bei vielen Wanderern hoch angesehen. Sie beherbergt auch eine empfehlenswerte Burgschänke, die nicht mit Pfälzer Deftigkeiten geizt und den durstigen Wandersmann mit ehrlicher Rieslingschorle aus dem Stadium der Dehydratation zu führen vermag.
Hauptverantwortlich für so viel Dienst gegen den Durst ist Burgherr Sven Buchwald, der auch ohne Rüstung und Samtkostüm eine gute Figur macht und seit diesem Jahr den gastronomischen Staffelstab von seinem Vater Paul vollends übernommen hat. Dieser führte die Burgschänke zusammen mit seiner Frau Roswitha seit 1988. Nach 30 Jahren war für den heute 69jährigen Gastwirt dann Schluss. Mit Sohnemann Sven, der lange Zeit im elterlichen Betrieb mithalf, ist nun schon die dritte „Buchwald-Generation“ auf dem „Eschbacher Schloss“ tätig. Eine Pfälzer Gastro-Dynastie auf knapp 460 Meter ü. NN. Schön, dass es solche Familienbetriebe noch gibt!
An jenem Mittwochabend wurde auf der Burg „gefunzelt“, sprich: nach eingebrochener Dunkelheit kommen die Romantiker bei Kerzenschein und Windlichtgeflacker voll auf ihre Kosten. Dieser sogenannte Funzelabend wird nur mittwochs in den Sommermonaten abgehalten. Dabei verlängert sich die Öffnungszeit der Burg bis 22 Uhr.
Noch eine Besonderheit: nur am Funzelabend werden Spareribs angeboten. Diese müssen jedoch schon im Voraus geordert werden, denn Sven Buchwalds zarte Schweinerippen brauchen etwas Vorbereitung. Er gart sie vorher im Kombi-Dämpfer schön mürbe und grillt sie dann am Abend nur noch kurz darin. Da kann das knusprige Fleisch ja gar nicht anders als vom Knochen abfallen. Plätze bzw. Tische kann man im Gegensatz zu den Spareribs nicht reservieren, aber auf der Burg sind ausreichend Sitzgelegenheiten vorhanden.
Die besten Plätze befinden sich natürlich unter freiem Himmel, direkt hinter der Brüstung aus Sandstein. Sie erlauben eine uneingeschränkte Sicht auf die abendliche Rheinebene, die sich bei Dunkelheit in ein stimmungsvolles Lichtermeer verwandelt.
Um solch aussichtsreiche Plätze zu bekommen, muss man rechtzeitig da sein. Waren wir an jenem Abend aber nicht. Also parkten wir erst einmal in zweiter Reihe und machten uns auf den Weg in die Schlange, denn in der Madenburgschänke herrscht Selbstbedienung, was bei großem Andrang auch eine gewisse Wartezeit mit sich bringt. Leute, die sich darüber aufregen, sollten sich erst gar nicht auf den Weg machen.
Man bestellt und bezahlt drinnen am Ausschanktresen und wird mit Getränken und einem Pager (fürs Essen) erstversorgt. An einer gesonderten Essensausgabe tauscht man dann den brummenden Funkmeldeempfänger gegen feste Nahrung ein. Von der Organisation her kennt man das ja von vielen Ausflugslokalen in der Umgebung bzw. bewirtschafteten Hütten des Pfälzerwaldvereins.
Die Preise für Bier, Mineralwasser und Rieslingschorle bewegten sich in einem fairen Kalkulationsrahmen. Beim Schoppen Rieslingschorle war man mit 4 Euro dabei, die Flasche Bellaris-Mineralwasser belief sich auf 3 Euro. Bei den Getränken wird in der Burgschänke durchweg durstfreundlich boniert. „Verdorschte“ muss hier wirklich niemand.
Auf der Buchwald’schen Speisetafel geht es in erster Linie klassisch pfälzisch zu. Aber auch drei Sorten Flammkuchen (jeweils 7,90 Euro) warten auf den hungrigen Burgbesucher. Letztere sind übrigens vom besten Fertigflammkuchenbäcker unserer Region, der Firma Tarte Gourmet aus Hauenstein. Der Unterschied zur selbstbelegten „Schmand-Zwiebel-Speck-Backware“ ist bei dieser TK-Variante noch am geringsten. Sicherlich mit die beste, da saftigste Aufback-Tarte, die ich in den letzten Jahren vertilgt habe.
Ansonsten bestimmen deftige Schweine-Schmankerl (Bratwurst, Leberknödel, Saumagen), gerne von Sauerkraut und Specksoße begleitet, den kulinarischen Alltag der Burgküche. Hoch „lebe(r)n“ die Knödel!!! Besonders beim Pfälzer Folkloreteller par excellence, dem „Schiefen Sack“ (8,90 Euro), der schon so manchen fleischmüden Wanderer wieder auf den Weg der schweinernen Tugend gebracht hat. Vegetarier dürfen sich zwischen Bärlauch-Kräuter-Quark mit Kartoffelrösti (8,90 Euro) und vegetarischem Flammkuchen (mit Schafskäse und Peperoni) entscheiden.
Leberknödel und Saumagen bezieht Sven Buchwald übrigens von der Metzgerei Kieffer aus Bad Bergzabern, einer regional bekannten Adresse für hochwertige Pfalzware. Nur bei der Bratwurst zieht er die Pfälzer Spezialitäten GmbH aus Landau als Bezugsquelle vor. Schön, dass der junge Burgwirt die Produkte aus der näheren Umgebung zu schätzen weiß. Auch beim Rebsaft setzt er voll auf die Qualitäten der Region und hat mit dem Eschbacher Weingut Michael Bender einen Topwinzer im Portfolio.
Etwas eingeschüchtert von dem mächtigen Wurstsalathügel, den man gerade zum Nebentisch trug, war ich gespannt was mir der „Herr der Rippe“ wohl alles auf den Teller legen würde. Auch meine Mutter hatte sich im Vorfeld für die Spareribs entschieden, was unterm Strich zwei vorab bestellte Portionen ergab. Der Rest der illustren Runde bestellte Flammkuchen und Deftigkeiten rund um den Sauerkrautbuckel.
Was ich nach dem Brummen des Pagers an der Essensausgabe aufs Tablett gelegt bekam war schon mehr als nur ein „Rippenbekenntnis“. Ein mit hausgemachter BBQ-Soße bestrichenes, ganzes Rack lag quer über einem Beilagenfundament aus gut gewürzten Kringelfritten, die anderswo auch Curly Fries geschimpft werden. Hahahahahalt! Das war noch nicht alles. Ein ordentlicher Klacks Aioli, das Deckweiß unter den Dipsaucen, zierte die letzte freie Stelle meiner gut beladenen Sättigungsaufgabe.
Den Tisch hatten wir mittlerweile gegen einen Vorderrang mit freier Sicht eingetauscht. Ein herrliches Fleckchen, das bei zunehmender Dunkelheit immer lauschiger wurde. Während sich der Rest unserer Funzelfreunde am Pfälzer Schweinstum erfreute, kämpften meine Mutter und ich mit der Portionsgröße. So manch einen hätte ich gerne in „Rippenhaft“ genommen, aber die wehrten Herrschaften hatten nach bewältigtem „Dreierlei“ (die übliche Dreifaltigkeit der Pfalzküche) keine Ambitionen auf Nachschlag.
Doch mit dem Hunger eines frisch Verheirateten lassen sich ja bekanntlich Fleischberge vernichten. Und so fand auch das letzte Stückchen der süßlich-pikant „gerubten“ Rippen den Weg zum Endverbraucher.
Wir saßen noch eine ganze Weile, hatten dabei die ein oder andere spirituelle Eingebung in Form eines nach Minze und Brombeere schmeckenden Likörs namens „Pfälzer Wind“ und genossen diesen Sommerabend in vollen Zügen. Denn selbst Bremer Tanzmäuse wissen mittlerweile: „es ist der Wind, Wind, Wind – der Pfääälzer Wind. Er wird noch wehen, wenn wir längst nicht mehr sind!“
Ach, die Madenburg…für uns wird sie immer ein ganz besonderer Ort bleiben. Allein der fantastische Ausblick auf die Pfälzer Heimat ist den kurzen Fußmarsch nach oben wert. Dazu kommt die einfache, aber äußerst schmackhafte Verpflegung durch die von freundlichen Menschen bewirtschaftete Burgschänke. Da ließe sich bestimmt gut Hochzeit feiern…
Bei der im frühen 11. Jahrhundert erbauten Madenburg handelt es sich um eine der größten und ältesten Burganlagen der Pfalz. Die auf einem Felsausläufer des Rothenbergs erbaute, ehemalige Höhenburg thront 250 Meter oberhalb des direkt an der Weinstraße gelegenen Örtchens Eschbach und garantiert geniale Ausblicke in die Rheinebene.
Doch nicht nur wegen der herrlichen Fernsicht ist sie bei vielen Wanderern hoch angesehen. Sie beherbergt auch eine empfehlenswerte Burgschänke, die nicht mit Pfälzer Deftigkeiten geizt und den durstigen Wandersmann mit ehrlicher... mehr lesen
Madenburgschänke
Madenburgschänke€-€€€Restaurant, Gasthaus, Besenwirtschaft, Cafe, Weinstube, Ausflugsziel, Gasthof063457110Löwenthal 0, Auf der Madenburg, 76831 Eschbach
4.0 stars -
"Für frisch verheiratete Funzler genau das Richtige!" marcO74Bei der im frühen 11. Jahrhundert erbauten Madenburg handelt es sich um eine der größten und ältesten Burganlagen der Pfalz. Die auf einem Felsausläufer des Rothenbergs erbaute, ehemalige Höhenburg thront 250 Meter oberhalb des direkt an der Weinstraße gelegenen Örtchens Eschbach und garantiert geniale Ausblicke in die Rheinebene.
Doch nicht nur wegen der herrlichen Fernsicht ist sie bei vielen Wanderern hoch angesehen. Sie beherbergt auch eine empfehlenswerte Burgschänke, die nicht mit Pfälzer Deftigkeiten geizt und den durstigen Wandersmann mit ehrlicher
Besucht am 26.08.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 33 EUR
Ein warmer Montagabend im August. Man fuhr mit dem Rad in die beschauliche Universitätsstadt an der Queich um bei seinem Lieblingsitaliener in der Trappengasse („Sapori d’Italia“) Station zu machen. Dieser hatte leider aus familiären Gründen geschlossen, also musste der kulinarische Plan B herhalten. Der war gar nicht so leicht in die Tat umzusetzen, hatten doch die von uns präferierten Läden montags geschlossen.
Aus Plan B wurde spätestens dann Plan C, als wir auch im Restaurant „Fünf Bäuerlein“ keinen Platz fanden, da dort die restlichen freien Tische reserviert waren. Gut, wir wollten dann auch nicht ewig suchen. Das etwas antiquiert anmutende „Pfeffer & Salz“, ein Bilderbuchitaliener, dessen Interieur sich seit den 80er Jahren nicht geändert hatte, fand bei meiner Gattin leider keine Zustimmung.
Direkt neben dem „Bäuerlein“ (kein Scherz, so wird es von den Landauern tatsächlich genannt) hält sich seit vielen Jahren ein kleines, auch auf Bringdienst, Catering und Partyservice ausgelegtes Ristorante, dessen Name eine gewisse Leichtigkeit suggeriert. Giuseppe Ciciriello gibt hier seit geraumer Zeit den Patron alter Schule, der mit einer Mischung aus entspannter Überheblichkeit und südländischem Humor bei seiner auf Pasta und Pizza gepolten Klientel gut anzukommen scheint.
Paare, Passanten, Palaver: das Landauer Altstadt Idyll ließ sich an jenem lauen Sommerabend vor der Kulisse des gegenüber befindlichen Alten Kaufhauses, einer historischen Veranstaltungsstätte mitten im Stadtzentrum, ganz vortrefflich genießen. Und um es gleich vorweg zu nehmen: man gab uns auch reichlich Zeit dazu.
Die auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Haus verteilten Tische waren fast alle belegt. Dafür ging es im Inneren des „Fliegenden“ umso ruhiger zu. Wahrscheinlich übertrug sich diese entspannte Atmosphäre auf die Küchenmannschaft, die besonders beim Pizzabacken an diesem Abend keine Eile walten ließ. Gut Ding soll ja bekanntlich Weile haben.
Schneller war Signore Ciciriello mit dem Aushändigen der Speisenkarten. Auf Seite 1 empfing uns eine bunte Mischung von Empfehlungen der Woche oder des Monats. Unter dem Titel: „Angebot“ reihten sich Vitello tonnato (9,90 Euro) an Peperoni fritti (5,90 Euro) und Tagliatelle mit Pfifferlingen (13,90 Euro) an Saltimbocca à la Romana (14,90 Euro), ehe das reichhaltige Speisenprogramm mit allem, was man beim netten Italiener um die Ecke an Nudeln und Teigfladen in der Regel so aufgetischt bekommt, in Klarsichtfolien eingepackt auf entscheidungsschwache Gäste lauerte.
Die Pizzen waren in zwei Größen erhältlich. Mit 28 cm (klein) bzw. 32 cm (groß) Durchmesser lagen sie im durchaus verzehrbaren Bereich eines Otto-Normal-Verdauers. Das traumatische Erlebnis im Neustadter Milano hing mir zu der Zeit noch nach. Da war ich froh, über die etwas kleiner dimensionierten Exemplare. Auch diesmal durften es gerne Meeresfrüchte sein, die dem tomatisierten Hefeerzeugnis etwas maritimen Touch verleihen sollten. So jedenfalls meine Hoffnung bei der Bestellung einer großen Marinara (10,50 Euro).
Meiner Frau war nach einer kleinen, mit Schafskäse, Oliven, Peperoni und Kapern belegten Zinghera (9,50 Euro) zumute. Als Appetizer wollten wir uns vorweg eine Portion Bruschetta (4,50 Euro) von der Empfehlungskarte teilen. Die Flasche San Pellegrino kam auf innerstädtische 5 Euro. Den Bieranteil in meinem Radler (0,5 l für 4 Euro) steuerte die Bischoff-Brauerei aus Winnweiler (Donnersbergkreis) bei.
Das Bestellen von Essen und Getränken ging recht zügig vonstatten. Auch wurden zeitnah unsere georderten Durstlöscher serviert. Mit der Bruschetta hatte man es dagegen weniger eilig. Umso erfreulicher, dass nach etwa einer dreiviertel Stunde die vier gerösteten, mit gehackten Tomaten, dünnen Knoblauchscheiben, Basilikum-Gewürz, Rucola und schwarzen Oliven garnierten Weißbrotscheiben endlich den Weg zu unserem Tisch fanden.
Wer jetzt glaubt, dass die Pizzen bald nachgeschoben wurden, irrt gewaltig. Es verging sicherlich nochmal eine gute halbe Stunde – seit unserer Ankunft waren mittlerweile gut 90 Minuten vergangen – ehe unsere bestellten Rundlinge endlich aus dem Ofen geholt wurden.
Keine Ahnung, ob man hier mit Niedrigtemperatur zu Werke ging. Auch der Umstand, dass die meisten der nach uns erschienen Gäste schon eifrig ihre „Mafiatorten“ verputzten, machte mich fuchsig. Auf meine in zurückhaltend verständnisheuchelnder Manier gestellte Frage nach dem Verbleib der Rundbackwaren, bekam ich lediglich die banale Antwort „Es kam Bruschetta, also kommt auch Pizza!“
Egal, unsere vor gefühlt zwei Stunden bestellten Pizzen lagen ja jetzt vor uns und die Argumentation von Herrn Ciciriello war wohl dem vorherrschenden Backstress geschuldet. Wahrscheinlich hatte noch ein zweiter Tisch die „fliegenden“ Teigfladen des „schleichenden Italieners“ geordert. Da kommt man an einem lauschigen Montagabend gern mal ins Rotieren.
Mit Verlaub lieber Giuseppe, wo waren die auf der Karte nachzulesenden Krabben und Venusmuscheln, wegen denen ich überhaupt den Vertrauensvorschuss eines Meeresfrüchtepizzaauftrags in Erwägung zog? Letzteren ging es wohl so mies, dass sie auch deren Namen trugen. Bei manchen Exemplaren sogar noch inklusive der Schale.
Die Tintenfischstreifen ließen sich ins Lateinische locker mit Gummi elasticum übersetzen. Schmeckten aber besser als ihre dehnbare Textur vermuten ließ. Nämlich weder nach Fußmatte, noch nach PVC-Belag. Der Frechheit letzter (Trug)Schluss waren jedoch die dünnen Surimi-Scheibchen, die mir als Krabben-Surrogat meine „Marinara“ vollends ruinierten. Über den viel zu massiven Käsebelag und die überwürzte Tomatenbasis regte ich mich da schon gar nicht mehr auf.
Auch meine Frau konnte ihrer lieblos belegten „Zinghera“ wenig Positives abgewinnen. „Zu mächtig und viel zu würzig“ fiel ihr knappes Urteil aus. Den Boden hielt sie dagegen für akzeptabel.
„De Hunger hot’s noi triebe!“ sagt man auf der rechten Seite des Rheins und meine schlimmsten Befürchtungen regelte im Anschluss mein Pferdemagen. Der „schleichende Italiener“ muss wohl in Zukunft ohne uns auskommen. Wird er aber bestimmt, denn seine Lage macht ihn scheinbar über jeglichen qualitativen Anspruch erhaben. Warum sollte er also bei den Nudelgerichten frischere Zutaten verwenden?
Für einen weiteren Selbstversuch fehlt mir auch ehrlicherweise die Geduld. Da sind andere Italiener deutlich mehr auf Zack. Und liefern wesentlich bessere Ergebnisse. Wie die beiden Rezensenten vor mir auf durchschnittlich 4,5 Sterne kommen, ist mir schleierhaft. Aber ihre Bewertungen sind auch schon fast sieben Jahre alt. Vielleicht standen damals noch Leute in der Küche, die eine ordentliche Pizza backen konnten. Wer weiß…
Ein warmer Montagabend im August. Man fuhr mit dem Rad in die beschauliche Universitätsstadt an der Queich um bei seinem Lieblingsitaliener in der Trappengasse („Sapori d’Italia“) Station zu machen. Dieser hatte leider aus familiären Gründen geschlossen, also musste der kulinarische Plan B herhalten. Der war gar nicht so leicht in die Tat umzusetzen, hatten doch die von uns präferierten Läden montags geschlossen.
Aus Plan B wurde spätestens dann Plan C, als wir auch im Restaurant „Fünf Bäuerlein“ keinen Platz fanden, da... mehr lesen
Der fliegende Italiener
Der fliegende Italiener€-€€€Restaurant, Lieferdienst, Biergarten, Pizzeria0634184542Kronstraße 1, 76829 Landau in der Pfalz
2.0 stars -
"Schlimmer geht zwar immer, aber was man uns hier in Sachen Wartezeit und Pizzaqualität zumutete war schon grenzwertig!" marcO74Ein warmer Montagabend im August. Man fuhr mit dem Rad in die beschauliche Universitätsstadt an der Queich um bei seinem Lieblingsitaliener in der Trappengasse („Sapori d’Italia“) Station zu machen. Dieser hatte leider aus familiären Gründen geschlossen, also musste der kulinarische Plan B herhalten. Der war gar nicht so leicht in die Tat umzusetzen, hatten doch die von uns präferierten Läden montags geschlossen.
Aus Plan B wurde spätestens dann Plan C, als wir auch im Restaurant „Fünf Bäuerlein“ keinen Platz fanden, da
Besucht am 17.10.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 56 EUR
ǀ Prolog ǀ
Ende des letzten Jahres, genauer gesagt am 29.12.2018, kam es zu einem verheerenden Brand im Ortskern des direkt an der Weinstraße gelegenen Hainfeld. Davon betroffen war das Restaurant „Zum Logel“, ein gutbürgerliches Kleinod aus Sandstein und Fachwerkgebälk, dessen gutes Preis-Leistungs-Verhältnis vor allem Freunde deftiger Hausmannskost anlockte.
Seine traditionelle Bauweise beschleunigte leider die Feuerentwicklung, was die nahezu komplette Zerstörung des von Inhaber Helmut Götz in fünf Jahren mühevoller Arbeit sanierten Winzerhauses zur Folge hatte. In der Regionalpresse wurde der Schaden auf über eine halbe Million Euro beziffert. Das Gasthaus „Zum Logel“, das 2011 eröffnet wurde und sich seitdem einer wachsenden Beliebtheit erfreute, stand nach über sieben Jahren kurz vor dem Ende.
Für viele Gastronomen bedeutet eine solche Katastrophe das sichere Aus. Nicht so jedoch für den 63-jährigen Wirt Helmut Götz und sein Team. Der handwerklich talentierte Küchenmeister setzt seit dem Unglück alles daran, das einst so schmucke Anwesen wieder aufzubauen.
Dass dies nicht von heute auf morgen geschieht, ist klar. Bis zur Wiedereröffnung im nächsten Jahr hätte sich wohl ein Großteil des Logel-Teams Arbeit in anderen Gastronomien der Region gesucht. In den aktuell vorherrschenden Zeiten des grassierenden Personalmangels wäre das wohl das endgültige Aus für das Lokal des emsigen Helmut Götz gewesen.
Doch Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Da kam die Idee für ein Ausweich-„Quartier“ gerade Recht. Vor den Toren von Hainfeld, an der Landstraße in Richtung Roschbach, standen die Räumlichkeiten einer ehemaligen Wein- und Straußwirtschaft leer. Diese boten sich als Übergangslösung an.
Dauergourmets und andere Gernesser der Region erinnern sich sicherlich an das hervorragende „Arens Restaurant“, das just in diesem Anwesen seinen gastronomischen Aufstieg erlebte. Seit dem Weggang von Philipp Arens in Richtung Sankt Martin (Haus am Weinberg) im Jahr 2016, war es in dem Gemäuer der ehemaligen Weinstube „Zum Räwehäsel“ jedoch still geworden.
Als Gastro-Nostalgiker hat es mich umso mehr gefreut, als ich davon erfuhr, dass in der Roschbacher Straße 3 seit dem 10. April 2019 wieder Töpfe und Pfannen auf dem Herd stehen. Keine Gourmetküche wie bei dem Vorgänger, aber zumindest eine grundsolide Regionalkost wird seitdem offeriert. Helmut Götz und seine getreuen „Logelisten“ hatten ihr neues Quartier bezogen. Der Name „Logels Quartier“ hätte nicht treffender gewählt werden können.
Jetzt fragt sich der geneigte Leser vielleicht, was denn bitteschön ein „Logel“ ist. Nun, der Begriff kommt – ganz typisch für die Pfalz – aus dem Bereich des kontrollierten Weinkonsums. Ein Logel ist nämlich ein kleines Holzfässchen, das die Winzer früher mit Rebsaft oder anderem füllten, damit sie während ihrer Arbeit draußen im Weinberg nicht verdursteten.
ǀ 1.Besuchǀ
An einem warmen Samstagabend Ende Juli rief ich in Logels Quartier an, um mich nach einem Tisch für zwei Personen zu erkundigen. Überraschenderweise erhielt ich für meine Spontananfrage eine Zusage für denselben Abend. Also machten wir uns auf den Weg nach Hainfeld.
Dort angekommen ließ schon der überfüllte Parkplatz auf ein trubeliges Inneres schließen. Und tatsächlich, sowohl auf der hübsch angelegten Außenterrasse mit Pfälzerwaldblick als auch im Gastraum war mächtig viel los. Man setzte uns an einen suboptimalen Tisch direkt im Gewusel, an dem noch ein anderes Pärchen saß. Dazusetzen ist ja in vielen Pfälzer Weinstuben gängige Praxis.
Wir hatten Zeit das Geschehen intensiv zu beobachten, denn anscheinend blieb den gestresst wirkenden Servicedamen noch nicht einmal von jener, um uns mit Speisenkarten zu versorgen. Wir bekamen im Laufe des Abends mit, dass die Logel-Mannschaft einen Ausfall im Service zu verkraften hatte und das ausgerechnet bei der hohen Auslastung.
Eigentlich wollten wir schon wieder gehen, als uns dann doch noch das Götz’sche Köchelverzeichnis gereicht wurde und kurze Zeit später unsere Bestellungen an die Frau (vom Service) gebracht werden konnten. Vorneweg hatten wir uns auf das geräucherte Forellenfilet aus Eußerthal (Pfälzerwald) entschieden (11,90 Euro). Dieses wurde in Gefolgschaft eines mit gebratenen Pfifferlingen verfeinerten Blattsalates angeboten und stand neben Scampispießen und hausgebeiztem Gravedlachs in der auf leichte Sommergerichte abzielenden Saisonkarte.
Meine Frau wählte aus dem vegetarischen Angebot die in Salbeibutter gebratenen Gnocchi auf buntem Antipasti-Gemüse in Tomaten-Kräutersud (9,50 Euro), während ich trotz der warmen Witterung Lust auf das panierte Volksgericht schlechthin hatte. Zwei elegisch gebutterte Schnitzel vom Schweinerücken (10,80 Euro) sollten von Champignonrahmsoße süffig unterfüttert - und von hausgemachten Spätzle auf gutbürgerliches Sättigungsniveau gehoben - den Weg zum hungrigen Kostgänger finden.
Die Flasche Mineralwasser der Marke „Bellaris“ bekommt man hier für faire 3,80 Euro gereicht. Außerdem stehen viele offene Kreszenzen von Winzern aus dem Ort bereit. Früher kamen diese zumeist vom Weingut Ludwig Graßmück (Birkweiler), da dessen Besitzer zur Verwandtschaft des Logel-Chefs gehört.
Nach all der Unterstützung, die man von vielen Hainfeldern nach dem Brand erhalten hatte, ist der offene Ausschank einiger Hainfelder Gewächse vielleicht auch als kleines Dankeschön an die Winzer des Ortes zu sehen.
Wir bestellten ein Viertel vom trocken ausgebauten Grauburgunder Kabinett vom Weingut Matthias Glaser (5,40 Euro). Keine falsche Entscheidung, wie wir bald feststellten. Dass es mit dem Essen an diesem Abend länger dauere, hat man uns schon bei der Bestellung mitgeteilt. Aufgrund unseres Hungers dehnte sich die Zeitspanne bis zum Servieren der Vorspeise natürlich noch aus.
Uns grüßte die Küche mit einer dünnen Scheibe kaltem Rieslingschinken (schön durchwachsen!) an sauer angemachter Rohkostbrunoise und pikanter Meerrettichcreme. In einer Weinstube sind solche Aufmerksamkeiten eher die Ausnahme. Der deftig-frische Appetizer wurde mit ein paar Scheiben Baguette schnell verputzt. Der Auftakt war geglückt.
Es folgte ein ansehnlich bestückter Salatteller, dessen kurz angebratene Pfifferlinge eine tolle Qualität hatten. Auch das leicht von der Haut lösbare Forellenfilet aus dem Pfälzerwald überzeugte mit seinem saftig-rauchigen Fleisch. Zu dem Salat mit hochwertigem Zuchtfisch aus der Region gesellten sich noch Cocktailtomaten in verschiedenen Rottönen, Frühlingszwiebeln, Knuspercroutons, leicht angeröstete Sonnenblumenkerne und etwas „Radieschenklein“.
Kiwi, Orange und Honigmelone steuerten ein paar zusätzliche Fruchtakzente bei. Auf dem dekorativen Glasteller war also geschmacklich und texturell für reichlich Abwechslung gesorgt. Wie sich später noch herausstellen sollte, war diese Salatvorspeise unser „Dish of the day“. Da konnten unsere beiden Hauptgänge leider nicht mithalten.
Wie sagte einst ein großer Rezensent der Berliner Küche: „Das Gebratene ist nichts als des Verkohlten Anfang“. Nun etwas krosser gebraten hätten meine beiden panierten Folklorestücke schon die Pfanne verlassen dürfen. Die Panade löste sich ja schon beim Hingucken vom spärlich gewürzten Schweinerücken. Die hausgemachten Spätzle waren nicht übertrieben portioniert und bedeckten als ein mit frischer Petersilie bestreuter Sättigungshügel nur einen kleinen Teil des Porzellans. Die mit Pilzrahmsauce prall gefüllte Sauciere stand vorsorglich gleich mit auf dem Teller. Nun das Schweinchen schien seine saftigsten Stunden schon hinter sich gehabt zu haben. Für mich fiel diese Art panierter Volkstümlichkeit schlichtweg zu trocken aus. Nur mit reichlich Beiguss aus der Saucenkanone war da beizukommen. Ohne diese hätte sich die Gaumeninformation doch arg in Grenzen gehalten.
Auch meine Gattin war mit ihrem vegetarischen Gnocchi-Teller nicht rundum zufrieden. Die mit Käse überbackenen Kartoffelteignocken schwammen förmlich in Salbeibutter. Das mit frischen Kräutern (Thymian, Salbei) garnierte Tellergericht fiel eindeutig zu fettig aus.
Etwas enttäuscht verließen wir das Götz’sche Übergangsquartier am Ortsrand von Roschbach und waren doch ein wenig verwundert über die vielen positiven Berichte, die auf anderen Plattformen über das „Logel“ kursierten. Schon damals war mir klar, dass wir wohl einen schlechten Tag erwischt hatten und dass sowohl der Service als auch die Küche unter „Normalbedingungen“ noch deutlich würde zulegen können. Ein zweiter Besuch sollte Klarheit schaffen.
ǀ 2.Besuchǀ
Es dauerte dann doch bis Mitte Oktober, ehe ich zusammen mit einem Kollegen, der erst kürzlich in Schnitzialkunde promoviert hatte, an einem herbstlich verregneten Donnerstagabend den Weg nach Hainfeld antrat. An diesem Abend war bedeutend weniger los als bei unserem Besuch im Juli.
Ich hatte kurz vorher angerufen und nach freundlicher Begrüßung wurden wir von Frau Teuer, der Servicechefin, an einen großen Tisch geführt, an dessen anderem Ende sich bereits ein älteres Paar über Rumpsteak mit Zwiebeln und Bratkartoffeln (er) sowie einen Fischteller (sie) hermachte.
Ein Blick in die Runde und alte Erinnerungen an selige Arens-Zeiten kamen bei mir auf. Damals wirkte der Gastraum jedoch um einiges gemütlicher. Mir schien, dies war in erster Linie der Beleuchtung geschuldet. Die Deckenfluter tauchten das „Logel-Quartier“ in viel zu helles Licht. Die lauschige Weinstubenatmosphäre vergangener Tage suchte ich vergebens, auch wenn der betagte Kachelofen von früher noch genauso trotzig die Blicke der Gäste auf sich zog wie vor vielen Jahren.
Keine weißen Tischdecken störten die Holzoptik, die in Form von massiven Wirtshausstühlen, blanken Tischplatten, rustikaler Wandverkleidung und einer Holzdecke im Fassdaubenstil allgegenwärtig war. Das in Papierservietten eingebundene Besteck lag auf einem Holzbrettchen gestabelt in Greifweite.
Im Vergleich zum Erstbesuch ging es an diesem Abend recht beschaulich zu. Ein paar Tische waren belegt. Die meisten der Gäste hatten schon gegessen oder waren gerade dabei. Mein Blick fiel auf zwei kleine, an der Wand hängende Holzfässchen. Gleich zwei Exemplare des Namensgebers hatte man zu Deko-Zwecken oder für Begriffsstutzige aufgehängt.
Erst jetzt fiel mit auf, dass der Thekenbereich komplett neugestaltet war. Die beiden umsichtigen Damen, die an diesem Abend den Service unter sich aufteilten, waren gerade mit der Bereitstellung von Getränken beschäftigt.
Kaum saßen wir, hielten wir schon die Klemmbrettkarten in den Händen. Der Herbst hatte auch hier bereits kulinarisch Einzug gehalten. Ihm huldigte man mit Kürbiscremesuppe, Feldsalat (mit Speck und Croutons) sowie Gambas auf gegrillten Kürbisspalten. Zu diesen drei Vorspeisen gesellten sich noch Steak und Braten von der Hirschkalbkeule und zwei Fischteller als saisonale Empfehlungen bei den Hauptgerichten.
Das klang doch schon sehr vielversprechend. Mein Kollege wollte vorweg die Kürbissuppe (4,20 Euro) mal austesten, während ich mich für den Feldsalat (6,80 Euro) begeistern konnte. Zum Sattessen sollte es für ihn ein großer bunter Salatteller mit in Pfefferbutter gebratenen Roastbeefstreifen (13,90 Euro) und für mich die Hacksteaks mit Spätzle (waren ja beim ersten Besuch schon genehm) und Champignonrahmsoße (9,50 Euro) sein.
Die rote Cuvée „Konstantin“ vom Hainfelder Weingut Bernhard Koch (Viertel für 5,50 Euro) geleitete mich auf Samt-Tanninen gefällig durch den Abend. Diesmal kam als kleiner Küchengruß ein aus Chorizo, kaltem Braten und Birne zubereiteter Fleischsalat, dessen delikates Essig-Öl-Dressing meine Freude auf den Feldsalat noch steigerte.
Dieser präsentierte sich nicht minder lecker angemacht. Angebratener Speck verlieh den eher geschmacksneutralen Rapunzelblättern die nötige Würze. Croutons und Sonnenblumenkerne päppelten meine Vorspeise texturell auf. Knackfrischen Biss verkündeten die Radieschen-Scheiben. Etwas Orange, Kiwi und Erdbeere brachten etwas Fruchtsüße auf den essigsauren Salatteller. In der Summe war das ein sehr erfreulicher Auftakt.
Hatte mein Kollege anfänglich noch seine Bedenken, da die Sahnehaube auf seiner Kürbissuppe etwas mächtig ausfiel, waren diese nach dem ersten Probieren wie weggelöffelt. Der renommierte „Bachelor of Schweins“ kniff an diesem Abend bei der Bestellung des Logel’schen Panierstücks und verleibte sich lieber einen Salatteller ein. Gut, ein paar medium gebratene Roastbeefstreifen argentinischer Provenienz ließ sich der ausgewiesene Fleischkenner dann doch nicht nehmen. Ein wenig beherzter hätte man diese allerdings würzen dürfen.
Mir dagegen setzte man ganz nonchalant die fluffigsten Hacksteaks ever vor. Zusammen mit der Champignonrahmsauce und den Spätzle war das ein veritabler Wohlfühlteller für einen verregneten Herbstabend. Die Soße war keine schnöde Tütenware, sondern fußte schmeckbar auf kräftiger Jus-Basis. Mit frischen Pilzen und dem richtigen Händchen beim Abschmecken konnte da wenig schiefgehen. Insgesamt war dieser Teller kein Vergleich zu den beiden traurigen Panade-Exemplaren, die mir im Sommer aufgetischt wurden.
Von der über dem Kachelofen platzierten Schiefertafel mit den Desserts des Tages entschieden wir uns für die Mousse von Pfälzer-Maronen (7,20 Euro), die mit Baileys und Vollmilchschokolade verfeinert war und in Begleitung von Weintraubengelee geliefert wurde. Mein Kollege ließ mich in Anbetracht der beiden üppig portionierten Nocken nicht im Stich. Etwas mehr nach Kastanie hätte das fluffige Hüftgold schon schmecken dürfen, aber zusammen mit dem Gelee hat auch der süße Abschluss hingehauen.
Nach einem sehr angenehmen Plausch mit der Serviceleiterin Frau Teuer, die meine investigative Neugier geduldig ertrug und bereitwillig „auf ein paar Fragen…“ einging, verließen wir rundum zufrieden das gutbürgerliche (Übergangs-)quartier. Im Vergleich zur ersten Einkehr im Sommer, lief es wesentlich runder (und auch entspannter) ab. Die schmackige Hausmannskost mit Hang zu üppigen Saucen lässt mit saisonalen Einsprengseln keine Langeweile aufkommen. Nächstes Jahr sieht man sich bestimmt in den neuen alten Räumlichkeiten wieder. Wir sind gespannt.
ǀ Prolog ǀ
Ende des letzten Jahres, genauer gesagt am 29.12.2018, kam es zu einem verheerenden Brand im Ortskern des direkt an der Weinstraße gelegenen Hainfeld. Davon betroffen war das Restaurant „Zum Logel“, ein gutbürgerliches Kleinod aus Sandstein und Fachwerkgebälk, dessen gutes Preis-Leistungs-Verhältnis vor allem Freunde deftiger Hausmannskost anlockte.
Seine traditionelle Bauweise beschleunigte leider die Feuerentwicklung, was die nahezu komplette Zerstörung des von Inhaber Helmut Götz in fünf Jahren mühevoller Arbeit sanierten Winzerhauses zur Folge hatte. In der Regionalpresse wurde der... mehr lesen
Logels Quartier
Logels Quartier€-€€€Restaurant06323938793Roschbacher Straße 3, 76835 Hainfeld
4.0 stars -
"Ich war (doch) wieder hier…in Logels Quartier…und diesmal hat alles gepasst!" marcO74ǀ Prolog ǀ
Ende des letzten Jahres, genauer gesagt am 29.12.2018, kam es zu einem verheerenden Brand im Ortskern des direkt an der Weinstraße gelegenen Hainfeld. Davon betroffen war das Restaurant „Zum Logel“, ein gutbürgerliches Kleinod aus Sandstein und Fachwerkgebälk, dessen gutes Preis-Leistungs-Verhältnis vor allem Freunde deftiger Hausmannskost anlockte.
Seine traditionelle Bauweise beschleunigte leider die Feuerentwicklung, was die nahezu komplette Zerstörung des von Inhaber Helmut Götz in fünf Jahren mühevoller Arbeit sanierten Winzerhauses zur Folge hatte. In der Regionalpresse wurde der
Geschrieben am 15.10.2019 2019-10-15| Aktualisiert am
15.10.2019
Besucht am 16.08.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 126 EUR
Als der Franzose Bruno Robichon zusammen mit seiner Frau Hannelore im Juli des Jahres 1984 im idyllisch gelegenen Rieslingdorf Frankweiler die Dorfwirtschaft „Zur Frankenburg“ in der Orensfelsstraße übernahm, dümpelte die Südpfalz aus kulinarischer Sicht noch mächtig vor sich hin.
Gut, im selben Jahr übernahm ein gewisser Karl-Emil Kuntz das Amt des Küchenchefs in der Haynaer Krone und erkochte sich zwei Jahre später seinen ersten Stern, aber ansonsten war in der von Weinstuben, Straußwirtschaften und Dorfbeizen gesäumten Region kulinarisch nicht besonders viel los. Die Liebe der deftigen Regionalküche ging damals eben in erster Linie durch den Saumagen.
Insofern war diese der Kulinarik unseres Nachbarlandes verpflichtete Genussenklave mitten im Wohngebiet von Frankweiler von Beginn an etwas Außergewöhnliches. Und dass heute, 35 Jahre (!) später, das Restaurant immer noch existiert und es sich nach wie vor einer großen Beliebtheit erfreut, spricht für seine kontinuierliche Qualität, mit der seit über drei Jahrzehnten exquisite Franko-Klassiker serviert werden. Als feste gastronomische Instanz und verlässliche Empfehlung ist dieses familiengeführte Traditionslokal längst kein Geheimtipp mehr.
Und so kam auch ich vor gut 25 Jahren das erste Mal in den Genuss der klassisch französisch inspirierten Bistroküche von Maître Robichon. Ein familiäres Weihnachtsessen führte mich damals in das von außen recht wenig auf Spitzenküche hindeutende Wohnhaus. Die auf den Punkt zubereiteten Fischgerichte von damals hält mein kulinarisches Langzeitgedächtnis bis heute gespeichert.
Die heimelige Wohnzimmer-Wintergarten-Atmosphäre der beiden Gasträume (zusammen um die 45 Sitzplätze) hatte ich dagegen nicht mehr so ganz auf dem Schirm, als ich zusammen mit meiner Frau an einem warmen Sommerabend Mitte August nach langer Abstinenz mal wieder dort aufschlug. Dass der Folgebesuch schon knapp zwei Monate später erfolgen sollte, konnten wir da noch nicht ahnen. Es muss uns anscheinend recht gut gefallen haben.
Auch wussten wir im August noch nichts von der bevorstehenden Renovierung des ersten Gastraumes, dem man in der Folgezeit ein komplett neues Aussehen verpasste. In dem vormals trauten Wohnzimmer mit gepflegter Landhausatmosphäre hielt ein nicht minder schickes Bistroambiente Einzug. Mit neuer Beleuchtung in Form zeitgemäßer Pendelspots, grünen Wänden und edlen, nach eigenen Vorstellungen gefertigten Holztischen und Wandbänken war das eine Überraschung im allerbesten Brasserie-Sinne.
Bei beiden Besuchen reservierte ich per Facebook bzw. Email. Dabei kommunizierte ich sowohl mit der Tochter Sophie (FB), die seit sieben Jahren im Servicebereich tätig ist, als auch mit ihrer Mutter Hannelore (Mail). Letztere lässt es – auch dank ihrer engagierten Tochter – nach so vielen Jahren in der Gastro verständlicherweise etwas ruhiger angehen und steht nicht mehr jeden Abend hinterm Tresen.
Und so war es auch die Tochter Sophie, die uns freundlich in Empfang nahm und unsere Jacken zur Garderobe beförderte. Sie wurde an beiden Abenden von einer weiteren Servicekraft unterstützt. Auf unsere Fragen reagierte man fachkundig und aufgeschlossen. Man ließ uns genügend Zeit und nach jedem Gang wurde nachgefragt, ob denn alles in Ordnung gewesen sei. Das passierte nicht wie einstudiert, sondern klang nach echtem Interesse am Wohl des Gastes. Dass beim Besuch im Oktober der Küchenchef selbst für eine kleine Fachsimpelei über die Zubereitung seiner Bouillabaisse an unseren Tisch kam, zeigte uns, dass man sich hier nicht nur für die Stammklientel Zeit nimmt.
Monsieur Robichon wurde in der Küche von einem weiteren Koch (Nils), der hier auch seine Lehrzeit absolviert hatte und quasi als rechte Hand des Chefs fungierte, entlastet. Auch den jungen Azubi (Tobias) konnte ich durch die Durchreiche zur Küche erkennen. Die ein oder andere Aushilfe schien die überschaubare Personaldecke des Lokals zu komplettieren.
Gemäß der vorhandenen Man- bzw. Womanpower war das Speisenangebot auf das Wesentliche beschränkt ohne dabei dürftig zu wirken. Bruno Robichon möchte seinen Gästen die Feinheiten der Franzosenküche näherbringen und bietet neben einer reduzierten À-la-carte-Auswahl an klassischen Bistrogerichten (Fischsuppe, gemischter Vorspeisenteller, Croustillant mit Lammfüllung, Filet vom Charolais-Rind, Medaillons vom bretonischen Lamm und Seewolffilet mit Jakobsmuscheln) drei verschiedene Menüs („Plaisir“, „Gourmet“ und eines mit saisonalem oder regionalem Bezug) an.
Einige der À-la-carte-Gerichte finden sich in etwas abgewandelter Form in den Menüs wieder. Die Entscheidung für das fünfgängige Gourmet-Menü (60 Euro) fiel mir nicht schwer. Das originäre Seeteufel-Carpaccio konnte problemlos gegen die viel gelobte Fischsuppe mit Rouille und Croutons getauscht werden. Zu Seewolffilet und Lamm-Medaillons (zweiter und dritter Gang) gesellten sich noch eine feine Käseauswahl und eine Tartelette mit Zitronenmousse und Zitronen-Thymian-Sorbet.
Meine Frau ließ sich vom Saison-Menü (49 Euro) in vier Etappen in die Provence entführen. Auf ihrer Gaumenreise wurde sie von gegrilltem provenzalischem Gemüse mit Ziegenfrischkäse, einer kleinen Fischsuppe mit gebratenem Doradenfilet, Kaninchenpaupiette mit frischen Pfifferlingen sowie Aprikosen mit Lavendelcrème und Aprikosensorbet in den Süden Frankreichs geschickt.
Die wirklich hervorragend sortierte Flaschenweinkarte, die neben einer Vielzahl französischer Trouvaillen auch gute Pfälzer Tropfen listet, lässt das Herz eines jeden Weinliebhabers höherschlagen. Alle wichtigen Weinregionen unseres Nachbarlandes sind mit ausgesuchten Kreszenzen vertreten. Neben Burgund, Beaujolais, Bordeaux und Rhônetal wird selbst dem Maconnais, der Loire und dem Languedoc vinophil gehuldigt.
Freunde großer Pfalzgewächse dürfen sich an Riesling von Rebholz (Siebeldingen), Weißburgunder von Münzberg (Landau-Godramstein) und Spätburgunder von Meßmer (Burrweiler) erfreuen. Auch kleine Flaschen zu 0,375l sind im umfangreichen Rebsaftsortiment der Robichons vertreten.
Im August wählten wir noch ganz brav aus dem offenen Angebot ein Viertel Côtes du Rhône Villages Séguret von der Domaine de l’Amandine für faire 5,50 Euro sowie einen saftigen Weißburgunder Kabinett vom Siebeldinger Winzersektspezialisten Wilhelmshof zu 6,50 Euro für die gleiche Menge. Der rote Südfranzose war ein echter Wolf im Schafspelz. Samtweich schmeichelte er uns durch den Sommerabend, während Kollege Weißburgunder mit Schmelz und einem Hauch Exotik keinen besseren Gegenpart hätte abgeben können.
Bei unserer Einkehr im Oktober war von Zurückhaltung bezüglich der Wahl eines geeigneten Flaschenweines dann keine Spur mehr. Die 14%ige Réserve Rouge aus dem Jahre 2012 namens „Mas de Tannes“ vom Ausnahmewinzer Paul Mas (Languedoc) erwies sich als würdiger Essensbegleiter, der mit wunderbarer Flaschenreife tiefdunkel in unseren Gläsern schwappte. Mit einem Preis von lediglich 23,50 Euro war er zudem ein echtes Schnäppchen.
Zur Einstimmung wurden unsere „bouches“ ganz vortrefflich „amüsiert“. Im August erfreute uns eine aromatisch duftende Paprika-Espuma mit Olivenöl-Emulsion, die genau wie der zwei Monate später mit Curry verfeinerte und mit einer erdig-säuerlichen Rote-Bete-Vinaigrette ausgestattete Hokkaido-Schaum das kleine Gläschen aromatisch ausfüllte. Ein Hauch von Saisonalität, der schon beim luftigen Aufgalopp zu spüren war. Dazu wurden herzhafte Käsewindbeutel, die man im Burgund als „Gougères“ bezeichnet, gereicht. Fluffiger hätten die Grüße aus der Küche gar nicht ausfallen können.
Spätestens als wir vor ein paar Tagen das zweite Mal bei Bruno Robichon einkehrten, wurde uns klar, wie wichtig dem Küchenchef eine feine Säurekomponente bei seinen Gerichten ist. Diese zieht sich wie ein roter Geschmacksfaden – in unterschiedlichen Nuancen und Schattierungen versteht sich – durch sein Speiserepertoire. Typisch französisch eben.
Den Auftakt machte eine gänzlich ohne Alkohol auskommende Fischsuppe, die auf kräftiger Bouillonbasis mit tomatiger Abendröte und ganz viel geschmacklichem Meeresrauschen daherkam. Am Rand des mit saftiger Fischfileteinlage gefüllten Tellers kündete ein gelblicher Saum vom beherzten Einsatz eines der wichtigsten Bouillabaisse-Gewürze überhaupt, dem Safran. Auch die Verwendung von Knoblauch wurde nicht von vornherein unter Homöopathieverdacht gestellt.
Folglich konfrontierte die aromatische Fischbrühe meine Geschmackspapillen mit einem mediterran-maritimen Breitwandformat, das ich lediglich am Hafen von Marseille noch eine Spur intensiver wahrgenommen hatte. Aber das war lange her. Bravo, das „Unterschriftgericht“ von Herrn Robichon war ein sehr gelungener Auftakt und kam einem lukullischen Wirkungstreffer gleich. Auf Rouille, Röstbrot und Käseraspel, die als obligatorische Beilagen nicht fehlen durften, hätte ich sogar verzichten können, so herrlich wohlschmeckend geriet Brunos Bouillabaisse.
Auch meine Frau lobte ihren nach frischen Kräutern duftenden Gemüsehügel, der mit angerösteten Pinienkernen, feinem Olivenöl und einer stattlichen Ziegenkäsefüllung aufs Angenehmste drauflos „ratatouillierte“. Die gegrillten Hauptakteure lauteten Aubergine, Zucchini und Paprika. Der akkurate Einsatz von Knoblauch, Salbei, Thymian und Rosmarin ließ sie aber erst geschmacklich zur vollen Entfaltung kommen. Die ebenfalls mit einer Kräuternote versehene Käsecrème von der Ziege passte mit ihrer leicht herben Frische ganz hervorragend in dieses bunte Provence-Potpourri.
Wir schalteten einen Gang höher. Während Madame eine etwas kleinere, dem Menü angepasste Variante von der Fischsuppe vorgesetzt wurde, bekam ich es mit einem perfekt auf der Haut gebratenen Seewolffilet, das auf hausgemachten Sepia-Nudeln thronte, zu tun. Eine „zum Reinlegen“ gut abgeschmeckte Sauce Ratatouille ergänzte diesen schon rein optisch sehr gelungenen Fischgang auf angenehm süffige Weise. Gut, dass da noch ein paar Schlückchen vom Weißburgunder Kabinett im Glas waren. Denn zum Fischteller passte er ausgezeichnet. Ach, wie herrlich so eine schnörkellos gekochte, aus hochwertigen Grundzutaten bestehende Mittelmeerkost doch schmeckt! Was braucht’s da mehr?
Aber es gab ja noch mehr. Und auch den fleischlichen „Aufgaben“ des Abends wollten wir uns gerne stellen. Zumal mir der geballte Duft der Macchia in Form zweier saftiger Lamm-Medaillons aus der Bretagne auf einem ebenso wohlriechenden Saucenspiegel in die Nase stieg. Das Kartoffelgratin reichte man à part in einer kleinen Auflaufschale. Dazu gesellte sich noch leicht bissfest gegartes Gemüse (Erbsen, Karotten, Kohlrabi).
Ein klassisches Dreikomponentengericht, das in erster Linie von der handwerklich tadellos zubereiteten Lammjus und den beiden leicht durchwachsenen, à point gegrillten Medaillons des von Natur aus schon leicht würzigen Salzwiesenlamms lebte. Sein aromatisches Fleisch genügte, von einer animierenden Kräutermarinade kongenial verfeinert, nicht nur höchsten olifaktorischen Ansprüchen, sondern erzeugte auch ein breites Gaumengrinsen bei seinem Endverbraucher.
Ebenfalls wunderbar saftig geriet die einer Roulade nicht unähnliche Paupiette vom Kaninchen, die sich meine Frau zusammen mit Pfifferlingen der gehobenen Güteklasse einverleibte. Und jeder, der sich in Fleischgerichten auskennt weiß, die schnell so ein Häschen texturell ins Trockene hoppelt. Ein Hauch von Basilikum, der sowohl von der Füllung des Karnickelrückens sowie von der üppig portionierten Jus herrührte, umwehte das mit den gleichen Gemüsebeigaben servierte Festessen. Mit seinem Händchen fürs Abschmecken verlieh Maître Robichon auch diesem vollmundigen Beiguss das gewisse Extra und ließ so meine Herzensdame aus dem Vollen löffeln.
Der Käsegang vor dem Dessert bestand aus vier gut gereiften Exemplaren. Ziegenkäserolle, Comté, Reblochon und Fourme d’Ambert deckten ein recht breites Geschmacksspektrum, das von mild bis würzig reichte, ab. Auch texturell war das ein angenehmer Querschnitt durch den französischen Käsekontinent. Der cremige Fourme d’Ambert, der weiche Ziegenkäse, der etwas biegsamere Reblochon und der Hartriegel aus der Franche-Comté machten richtig Spaß. Die recht üppige Menüportion wurde von uns im Sharing-Modus bewältigt. So ganz sollten die gebotenen Milcherzeugnisse unsere Mägen noch nicht schließen.
Denn das süße Finale stand uns ja noch bevor. Die von Him- und Heidelbeeren flankierte und mit Zitronenmousse bestückte Tartelette aus feinstem Mürbeteig hatte als sauer-aromatischen Gegenspieler eine Kugel Zitronen-Thymiansorbet mit auf den Teller bekommen. Gut, dass bei so viel Zitrusfrische ein paar kleine Merinque-Tupfer meine Nachspeise wieder zum Süßen wendeten.
Auch die Gattin war angetan von ihrem Aprikosentraum, dessen vorzügliche Lavendelcrème die süßreife, von reichlich Carotin gesegneten Fruchtstücke um eine leicht herbe Note erweiterte. Das Aprikosensorbet lieferte dazu noch die passende Frische. Sauer, herb und süß – eine Kombination, die eigentlich jedes Dessert zu einem runden Geschmackserlebnis erheben.
Dass man uns zur Rechnung noch zwei Stück Schokotarte kredenzte, machte uns überhaupt nichts aus, zumal dieser Petit-Four-Ersatz jedem guten Patissier ein neidloses „Chapeau“ abgerungen hätte. Das war kein Rausschmeißer, sondern eine Einstiegsdroge für Liebhaber des gehobenen Kakaoanteils. Zusammen mit der letzten Rotweinpfütze genossen war das tadellos oder „comme il faut“ wie der Franzose sagt.
Wie gerne würde ich auch den zweiten Besuch hier gebührend rezensieren. Aber das würde wohl dann doch den textlichen Rahmen sprengen. Nur so viel sei gesagt: meine beiden an diesem Abend gewählten À-la-Carte-Gerichte, eine fabelhaft gegrillte Entenstopfleber (auf Apfel-Blätterteigkissen mit Linsen an Vinaigrette) mit sagenhaft zarten Tranchen von der Entenbrust (22,50 Euro) sowie das perfekt medium rare gebratene Filet vom Charolais-Rind an Rotweinsauce, Herbstgemüse und frischen Pilzen (29,80 Euro) stand dem viergängigen „Menu Automne“ (49 Euro) meiner Frau in nichts nach.
Der Vollständigkeit halber seien die vier Stationen ihrer kulinarischen Herbstwanderung kurz aufgezählt. Ziegenfrischkäse mit Rote Bete und herbstlichem Gemüse machte den farbenfrohen Auftakt. Den Zwischengang markierte eine mit Crevetten, Mies- und Jakobsmuschelfleisch gefüllte Coquilles St. Jacques, die der überbackenen bretonischen Art gar nicht so unähnlich war. Beim Hauptgang eiferten Brust und Keule vom Stubenküken um die saftigsten Momente auf dem Teller. Einem herrlich süffigen Mirabellen-Clafoutis hatte man Zwetschgenkompott und Mirabellensorbet als adäquate Begleiter mitgegeben. Für uns ein Nachtisch zum Teilen und Dahinschwelgen.
Merci Sophie, Merci Bruno für diese beiden Abende auf ganz hohem Geschmacksniveau. Die äußerst wohlgeratenen Gaumenorgien beeindruckten und wir freuen uns schon auf den nächsten Besuch. 35 Jahre lang eine solche Qualität auf die Teller zu bringen sind aller Ehren wert. Chapeau, Monsieur!
Als der Franzose Bruno Robichon zusammen mit seiner Frau Hannelore im Juli des Jahres 1984 im idyllisch gelegenen Rieslingdorf Frankweiler die Dorfwirtschaft „Zur Frankenburg“ in der Orensfelsstraße übernahm, dümpelte die Südpfalz aus kulinarischer Sicht noch mächtig vor sich hin.
Gut, im selben Jahr übernahm ein gewisser Karl-Emil Kuntz das Amt des Küchenchefs in der Haynaer Krone und erkochte sich zwei Jahre später seinen ersten Stern, aber ansonsten war in der von Weinstuben, Straußwirtschaften und Dorfbeizen gesäumten Region kulinarisch nicht besonders... mehr lesen
5.0 stars -
"Akkurat zubereitete französische Bistroklassik in einem charmant geführten Familienbetrieb" marcO74Als der Franzose Bruno Robichon zusammen mit seiner Frau Hannelore im Juli des Jahres 1984 im idyllisch gelegenen Rieslingdorf Frankweiler die Dorfwirtschaft „Zur Frankenburg“ in der Orensfelsstraße übernahm, dümpelte die Südpfalz aus kulinarischer Sicht noch mächtig vor sich hin.
Gut, im selben Jahr übernahm ein gewisser Karl-Emil Kuntz das Amt des Küchenchefs in der Haynaer Krone und erkochte sich zwei Jahre später seinen ersten Stern, aber ansonsten war in der von Weinstuben, Straußwirtschaften und Dorfbeizen gesäumten Region kulinarisch nicht besonders
Geschrieben am 24.09.2019 2019-09-24| Aktualisiert am
24.09.2019
Besucht am 06.08.2019Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 53 EUR
„Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!“, so wird der gute Andy Möller wohl noch in hundert Jahren zitiert, obgleich sich jener an seine wohl berühmtesten Worte heute nicht mehr so recht erinnern mag. Ich dagegen erinnere mich noch ganz gut an meine mächtige Pizza Pescatore, die ich beim Besuch eines alteingesessenen Ristorantes in Neustadt an der Weinstraße vorgesetzt bekam.
Selten ist es mir so wie dort ergangen. Trotz größtem Hunger hatte ich von vornherein nicht einmal den „Hauch einer Chance“ – um in der Fußballsprache zu bleiben – auf Komplettverzehr meines durchmesserstarken, tomatisierten Hefeerzeugnisses aus dem gemauerten Holzofen. Aber immer schön der Reihe nach…
Wir hatten uns nach einem anstrengenden Klettertag im Gimmeldinger Steinbruch nicht für „Madrid“ (=Tapasladen in der Hintergasse), sondern für „Mailand“ entschieden. Der Ableger der Landauer Pizzeria Milano (stadteinwärts direkt nach der Queichheimer Brücke) serviert seit gut 15 Jahren seine überdimensionierten Rundbackwaren italienischer Provenienz in der Neustadter Talstraße, die sich als B39 durch die Stadt schlängelt und sie in Richtung Lambrecht (Pfälzerwald) wieder verlässt.
Hätte ich mir doch nur vorab die Webseite vom Milano angeschaut. Schon beim Schriftzug wäre mir die Verbindung zu dem einmal und nie wieder besuchten Landauer Ristorante aufgefallen. Denn auch damals, als mich einmal der nächtliche Hunger zu später Stunde in die Italo-Bude geführt hatte, war ich alles andere als begeistert von der viel zu großen, nicht besonders appetitlich belegten Pizza, deren Boden leider sämtliche Knusprigkeit vermissen ließ.
Nun gut, mit drei Kletterfreunden im Gepäck und einer mächtigen Portion Kohldampf versuchte ich in der Nähe des Lokals einen Parkplatz zu bekommen. Auf die Idee kamen anscheinend schon andere vor mir, was in der kleinen Sackgasse, in der sich das Milano befindet, nicht zum Erfolg führte. Ein paar Meter weiter befand sich jedoch ein großer Lidl-Parkplatz, auf dem ich das Gefährt abstellen konnte.
Es erwartete uns ein etwas in die Jahre gekommener Gastraum, der seine besten Zeiten schon ein paar Tage hinter sich zu haben schien. In der großräumigen Abfütterungshalle war schätzungsweise ein Viertel der Plätze belegt. Wir setzten uns gleich an den ersten Tisch zu unserer Linken – den Thekenbereich und den Pizzaofen in unmittelbarer Sichtweite.
Das abgewetzte Fischgrätparkett, die rustikalen Holzbalken an der Decke sowie die mit Weinbaumotiven verzierten Fensterscheiben gemahnten an alte Zeiten, in denen hier noch die Winzergenossenschaft das kulinarische Sagen hatte. Das war schon eine Weile her. Zwischenzeitlich tobten sich in den Räumlichkeiten mehrere Chinesen gastronomisch aus. Bis dann vor rund 15 Jahren ein Pizza-Clan aus Südosteuropa sein Landauer Imperium um eine Neustadter Filiale erweiterte. Die zunehmende „Albanisierung“ italienischer Gastbetriebe greift auch in der Pfalz immer mehr um sich.
Mehr an Information war unserem Wirt dann doch nicht zu entlocken. Wahrscheinlich kommen nicht jeden Tag Gäste vorbei, die sich nach der Nutzungshistorie des Gebäudes erkundigen. So oder so schien ihn mein ständiges Nachhaken eher zu nerven, als ihn in eine echte Konversation zu verstricken. Ein nicht komplett unsympathischer Gastrokauz, aber einer mit etwas zu kumpelhaftem Auftreten, das bei seinen Stammgästen wahrscheinlich besser ankommt als bei uns Neuankömmlingen.
Manche halten diesen Zwang, immer alles mit einem flotten Spruch – ob passend oder nicht sei mal dahingestellt – zu kommentieren, fälschlicherweise für südländischen Charme. Vieles, was der gute Patron an jenem Abend so von sich gab, war überflüssig. Und erst recht nicht lustig. So richtig gastfreundlich erschien uns das nicht. Am besten nicht weiter auffallen und den Teller leer essen - war unsere Devise. Selbst die leicht provokative Idee, eine Pizza Prosciutto ohne Schinken zu bestellen, wurde schnell wieder verworfen.
Etwas angenehmer als der Humor unserer Bedienung fielen dagegen die Getränkepreise aus. Der halbe Liter Radler – gut, er war mit „Bier“ der Marke Moninger gemischt – belief sich auf 2,90 Euro. Das gleiche Geld legte man übrigens auch für ein kleines Export-Bier auf den Tisch. Mein Viertel Lambrusco wurde für gängige 3,50 Euro aus der Flasche gelassen, während die Flasche Mineralwasser mit 4,50 Euro (für 0,7l) zu Buche schlug. Für eine große Cola (0,4l) berechnete man 2,80 Euro. Für Neustadt-City sind das sicherlich noch akzeptable Preise, die hier abgerufen werden.
Nun blätterten wir uns durch das umfangreiche Pizza- und Pastafibel, die ganz „oldschool“ aus einer eingehefteten Sammlung bedruckter DIN-A4-Blätter, die schmucklos funktional in Klarsichthüllen steckten, bestand. Gleich beim Teigfladensortiment wurde ich stutzig. Handelte es sich bei den Angaben zum Durchmesser der drei Auslieferungsgrößen: klein – mittel – groß etwa um einen Druckfehler? 35 (klein), 37 (mittel) und 40 (groß) Zentimeter standen als Vergleichsmaße über den gestaffelten Preisangaben. Zwischen klein und groß lagen maximal zwei Euro Preisdifferenz.
Wir nahmen uns die Zeit für einen kleinen Exkurs in Sachen Pizzaflächenberechnung. 40 cm Durchmesser, ergab selbst bei nicht ganz gelungener Kreisform einen Radius von 20 cm. Diesen quadriert und mit der Kreiszahl Pi (ca. 3,14) multipliziert, ergab eine stattliche Fläche von über 1200 cm² Pizzalandschaft, die im größten Falle auf den Aspiranten wartete.
All diese Rechenexempel nutzten nichts, da wir noch gar nicht bestellt hatten. Trotz weitgehend leerem Lokal ließ sich unsere Bedienung Zeit. Da wurde zuerst entspannt abkassiert. Dann mit der gleichen Gelassenheit der Nebentisch abgeräumt. Sollten sich die vier ausgehungerten Kletterer an Tisch 1 doch erst einmal an der folierten Speisekarte sattsehen.
Sein Ignorieren hatte anscheinend Methode. Unsere Gier nach Nahrung ließ die Durchmesserangaben auf der Karte subjektiv schrumpfen. Die Folge: eine mittlere Margherita (7 Euro), eine mittlere Salami (7,50 Euro) und eine große Capricciosa (9 Euro) wurden von meinen drei Kletterkollegen geordert. Ich bestellte sogar noch eine Tortellini-Brühe („Tortellini in Brodo“ für 4,50 Euro) zu meiner mittleren Pizza Pescatore (8,50 Euro) dazu. Keine Ahnung warum. Mir war einfach danach.
Beim Erstbesuch gleich eine Meeresfrüchte-Pizza zu bestellen setzt schon ein gewisses Vertrauen voraus. Oder hatte ich hier etwa Mut mit Leichtsinn verwechselt? Nun, der mit reichlich gestocktem Eigelb und drei Tortellini servierten Brühe hatte Mama Maggi geschmacklich auf die Sprünge geholfen. Die sehr heiße und leider auch recht salzige Suppe erzeugte ein leichtes MNG-Bitzeln auf der Zunge. Geschmacklich überzeugte sie nicht. Da riss es auch die gefüllte Pasta-Einlage nicht raus.
Kurze Zeit später wurden die gewaltigen Rundlinge geliefert. Spätestens jetzt bereute ich die Bestellung meiner Vorspeisensuppe zutiefst. Schon der Anblick der mit Thunfisch (banale Dosenware), Krabben und Muscheln (geschmacksneutrale Glas-, Eimer- oder TK-Ware) belegten Pescatore ließ meinen Hunger schwinden. Etwas unappetitlich empfand ich die Tatsache, dass sie weit über den Tellerrand hinausragte und sich deshalb auf einer Seite bis zur Tischdecke hinab bog. Wenn man schon so exorbitant große Teigscheiben aus dem Ofen zieht, könnte man sie ja wenigstens auf die passenden Teller legen.
Der Rand zu dick, der Teig viel zu zäh, die Meeresfrüchte fad bzw. trocken und die Tomatensauce der Billigdose entronnen. So könnte man die kulinarischen Attribute meiner italoiden Rundbackware kurz auf den Punkt bringen. Was an Masse vorhanden war, fehlte leider dem Belag an Klasse. Einziger Pluspunkt dieses ganz auf Sättigung abzielenden Volksgerichts war die wohldosierte Menge an Käse, mit dem man es nicht auch noch übertrieben hatte. Geschmacksblinde mit enormem Spachteldrang würden wohl unverständlich mit den Schultern zucken, da sie sich überglücklich das nicht Geschaffte einpacken lassen, um sich daran noch am nächsten Tag zu laben.
Auch ein Blick in die Runde verriet: mit Genuss hatte das alles wenig zu tun. Eher mit schweißtreibender Arbeit. Die dafür nicht besonders geeigneten Messer taten bei zunehmender Pizzastarre (durch Erkalten) ihr Übriges. Wie schrieb der geschätzte Kollege Vully letztens so treffend: „Gut zubereitete Pizza darf keine Arthrose im Zeigefinger durch Messerdruck verursachen…“. Genau so isses!
Nur fürs Protokoll: einer am Tisch schaffte doch tatsächlich sein Teig gewordenes Wagenrad. Ich war es nicht. Ich ließ auch nichts einpacken. Ich „hatte fertig“ (Trap).
Selten habe ich in den letzten Jahren am eigenen Hefefladen eine solch ernüchternde Erfahrung machen müssen. Was denken sich diese kleinstirnigen Küchenhasardeure eigentlich, wenn sie sich am kulinarischen Erbe Italiens vergehen? Eigentlich hätten sie verkochte Nudeln mit Ketchup verdient. Aber lebenslänglich!
Dass es ein paar Wochen später ausgerechnet in Landau um einiges schlimmer kommen sollte, ahnte da noch niemand. Ihr dürft euch also schon auf den zweiten Teil der Reihe „Pizza brutale – ein Traditionsgericht, das seinen Namen nicht verdient!“ freuen…
„Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!“, so wird der gute Andy Möller wohl noch in hundert Jahren zitiert, obgleich sich jener an seine wohl berühmtesten Worte heute nicht mehr so recht erinnern mag. Ich dagegen erinnere mich noch ganz gut an meine mächtige Pizza Pescatore, die ich beim Besuch eines alteingesessenen Ristorantes in Neustadt an der Weinstraße vorgesetzt bekam.
Selten ist es mir so wie dort ergangen. Trotz größtem Hunger hatte ich von vornherein nicht einmal den „Hauch einer Chance“... mehr lesen
Milano
Milano€-€€€Restaurant06321899733Talstraße 1, 67434 Neustadt an der Weinstraße
2.5 stars -
"Letzte Ausfahrt: „Fressnarkose!“ – Viel Masse und wenig Klasse in diesem Neustadter Tempel für überdimensionierte Teigfladen" marcO74„Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!“, so wird der gute Andy Möller wohl noch in hundert Jahren zitiert, obgleich sich jener an seine wohl berühmtesten Worte heute nicht mehr so recht erinnern mag. Ich dagegen erinnere mich noch ganz gut an meine mächtige Pizza Pescatore, die ich beim Besuch eines alteingesessenen Ristorantes in Neustadt an der Weinstraße vorgesetzt bekam.
Selten ist es mir so wie dort ergangen. Trotz größtem Hunger hatte ich von vornherein nicht einmal den „Hauch einer Chance“
Geschrieben am 14.09.2019 2019-09-14| Aktualisiert am
14.09.2019
Besucht am 28.06.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 48 EUR
Sommer, Sonne, Südstadt. Exakt zwei Wochen vor dem Fest aller Feste weilten wir ein Wochenende lang in Nürnberg, um gemeinsam mit unseren Freunden deren Hochzeit zu feiern. Für uns war das quasi eine Art „Warm-up“ bevor es 14 Tage später „ernst“ wurde. Nach langer Fahrt und einigen überstandenen Staus auf der A6 war ich doch recht erleichtert als ich am frühen Abend das von meiner Zukünftigen angemietete Apartment erreicht hatte.
Mit Hilfe von Tante TA erschloss ich mir kurzerhand das kulinarische Umfeld, das einen vielgelobten Thailänder in fußläufiger Reichweite vorzuweisen hatte. Ein kurzer Anruf sicherte uns einen Tisch und die Gewissheit, dass wir auch bei später Einkehr noch etwas zu futtern bekämen.
„Arooi Dii“ sagt der Thai, wenn es ihm besonders gut schmeckt. Und in dem von Jens Pfeiffer (Service) und seiner Frau Suphatthana (Küche) Ende 2014 eröffneten Lokal sollte es uns an jenem warmen Freitagabend so richtig gut munden, soviel sei vorweggenommen.
Wir durften uns einen Platz auf der von Hecken umfriedeten Außenterrasse aussuchen. Vom wuchtigen Sandsteinerker des Anwesens prangte die Jahreszahl 1914. Alte Bausubstanz, aber keineswegs heruntergekommen. Ganz im Gegenteil. Sowohl der ansprechend gestaltete Freiluftbereich, als auch das Innere des Thai-Restaurants erschienen uns sehr gepflegt.
Bei der Inneneinrichtung fiel mir sofort die Verwendung wertiger Materialien ins Auge. Massive Holztische, bequeme Polsterstühle und edler Parkettboden sind keine typischen Interieurmerkmale von Thai-Gastronomien. Auch der Verzicht auf den üblichen Deko-Tinnef (Figuren, Lampions, Bambusschirme, Flaggen und ähnlicher Asia-Pomp) wirkte sich sehr positiv auf das Ambiente aus. Kurzum: unser Ersteindruck war durchweg positiv.
Und das blieb auch so. Denn mit dem ehemaligen Versicherungsfachwirt Jens Pfeiffer lernten wir einen überaus freundlichen Restaurantbesitzer kennen. Ein interessanter Gesprächspartner, der uns humorvoll und empathisch umsorgte. Besser kann man aus meiner Sicht seine Gäste nicht abholen. Kompliment!
Dass man hier auch konzeptionell mit einem zwinkernden Auge agiert, war schon beim Inspizieren der aufs Wesentliche reduzierten Speiseauswahl klar. Vier Vorspeisen, drei Suppen, fünf Hauptgerichte und ein Dessert. Veggies können die meisten Teller auch „ohne“ bekommen. That’s it!
Trotz der wenigen Gerichte verzichtet man auch im „Arooi dii“ nicht auf Nummern, die ja üblicherweise dazu dienen, die Speisenvielfalt in Asialäden besser zu erfassen. Diese machen hier weder auf den ersten Blick noch auf den zweiten Blick Sinn. Hat sie der gewiefte Wirt etwa willkürlich vergeben? Mitnichten, wie er uns später aufklärte. Jede Nummer hat ihre „tiefere“ Bedeutung, bloß hat das von den Gästen bisher noch kaum jemand bemerkt. So weit, so skurril.
Nun, ich störte mich nicht weiter an dem exotischen Nummernsalat. Nr. 232 (Garnelen im Teigmantel), Nr. 44 (Gebratenes Rinderfilet mit Gemüse, Chili und grünem Pfeffer) oder Nr. 69 (Schwarzer Reis mit Früchten und Kokosmilch) klangen ziemlich vielversprechend. Nr. 19 (Glasnudelsalat mit Hähnchenbrustfilet) und Nr. 57 (Garnelencurry in Grün mit Gemüse und Thai-Basilikum) nicht minder sympathisch.
Getränketechnisch ließe es sich hier bei flüssigem Brot aus Franken, einem Roasted Coconut Juice, diversen Flaschenweinen (selbst die Pfalz war mit einem Cabernet Sauvignon vertreten…) oder einem Mekong Sour (mit Thai-Whisky) gut entspannen, so mein erster Eindruck von dem mit Bedacht konfigurierten Suffsortiment. Unseren trockenen Kehlen wurde jedoch zunächst mit einer Flasche Frankenbrunnen (0,75l für 4,20 Euro) begegnet. Danach ereilte uns das „Pfeiffer’sche Hopfenfieber“, was ein Minnesängerpils (0,33l für 2,70 Euro) und ein trübes Kellerbier (gleicher Preis für gleichen Inhalt) von der Ritter St. Georgen Brauerei aus Nennslingen auf den Tisch brachte. Beides süffige Vertreter ihrer Art, wie man sie in Franken gerne braut und auch in der Pfalz zu schätzen weiß.
Unsere Entscheidung fiel auf den Glasnudelsalat (8,50 Euro), den wir uns als Vorspeise teilten, sowie das grüne Curry – einmal mit Garnelen (14,50 Euro) und einmal in der Veggie-Version (13,50 Euro). In Zahlen ausgedrückt: (19 : 2) + 2 * 57 – x, wobei hier der Platzhalter x für eine gar nicht mal so geringe Anzahl saftiger Garnelenschwänze steht, auf die ja einmal verzichtet wurde.
Hinter dem Namen „Yum Wansen“ verbarg sich kein mit der Gitarre bewaffneter Wandermusiker aus Bad Zwischenahn, sondern ein bereits auf zwei Teller verteilter Glasnudelsalat der Extraklasse. Neben frischem Koriander, saftiger Hähnchenbrust und dünnen Zwiebel- bzw. Karottenstreifen war es vor allem das hervorragend abgeschmeckte, gut geschärfte Dressing, das uns begeisterte. Das ideale Gericht für diesen lauen Sommerabend.
Nun harrten wir der grünen Currys, die da kommen sollten und es auch bald taten. „Gäng Kheow Wan Gung“, so der offizielle Titel unserer Bestellung, duftete uns aromatisch entgegen. Ein erster Gemüsecheck lieferte bissfeste Beweise. Die Anzahl der Garnelenschwänze lag jenseits sparsam kalkulierter Homöopathie. Brokkoli, Zuckerschoten, Zucchini, Champignons – alles da, alles allerliebst gegart. Dazu die unschlagbare Kombi aus Kokossud und Thai-Basilikum, die dem süffig-pikanten Tellergericht sein exotisches Etwas verlieh. Zusammen mit der schneeweißen, feinkörnigen Sättigungsgrundlage aus dem separat gelieferten Bastkörbchen waren das zwei handwerklich astrein zubereitete Thaicurrys, die unseren abendlichen Spachteldrang aufs angenehmste besänftigten.
Dass wir dann noch ein wenig länger blieben wie eigentlich geplant, war der herzlichen Art unseres Gastgebers geschuldet. Es entwickelte sich eine interessante Unterhaltung, die mit zwei Gläsern Belmont Gold Coconut Rum – einer Art flüssigem Bounty – aufs Haus endete. Denn seine Vorliebe für parfümierte Zuckerrohrschnäpse teilt Jens Pfeiffer gerne mit seinen Gästen.
So konnten wir gestärkt in die Büffetschlacht, die uns am nächsten Tag erwartete, ziehen. Das Arooi Dii steht nicht zufällig so weit oben bei TA, denn hier wird ohne Protzpose mit frischen Zutaten gekocht und das zu sehr fairen Preisen.
„Arooi dii!“ sagt der Thai. Dem konnten wir an diesem Abend nur beipflichten.
Sommer, Sonne, Südstadt. Exakt zwei Wochen vor dem Fest aller Feste weilten wir ein Wochenende lang in Nürnberg, um gemeinsam mit unseren Freunden deren Hochzeit zu feiern. Für uns war das quasi eine Art „Warm-up“ bevor es 14 Tage später „ernst“ wurde. Nach langer Fahrt und einigen überstandenen Staus auf der A6 war ich doch recht erleichtert als ich am frühen Abend das von meiner Zukünftigen angemietete Apartment erreicht hatte.
Mit Hilfe von Tante TA erschloss ich mir kurzerhand das... mehr lesen
4.5 stars -
"Fernköstlicher Abend in der Nürnberger Südstadt" marcO74Sommer, Sonne, Südstadt. Exakt zwei Wochen vor dem Fest aller Feste weilten wir ein Wochenende lang in Nürnberg, um gemeinsam mit unseren Freunden deren Hochzeit zu feiern. Für uns war das quasi eine Art „Warm-up“ bevor es 14 Tage später „ernst“ wurde. Nach langer Fahrt und einigen überstandenen Staus auf der A6 war ich doch recht erleichtert als ich am frühen Abend das von meiner Zukünftigen angemietete Apartment erreicht hatte.
Mit Hilfe von Tante TA erschloss ich mir kurzerhand das
Geschrieben am 10.09.2019 2019-09-10| Aktualisiert am
10.09.2019
Besucht am 27.06.2019Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 245 EUR
Es stimmt mich schon ein wenig traurig, wie selten die kulinarischen Zusammenkünfte unseres Schlemmerquartetts geworden sind. Doch Ende Juni hatten es die vier Wörther Gaumenakrobaten endlich wieder geschafft, ihren überfüllten Terminkalendern einen gemeinsamen Abend bei gutem Essen (und natürlich Trinken) abzuringen. Nach fast einem halben Jahr Schluckstille war das auch bitter nötig.
Die Stimmung war ausgezeichnet, denn allein schon der Spaziergang durch die Neustadter Altstadt, genauer gesagt durch die historische Hintergasse mit all ihren liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern und idyllischen Innenhöfen, machte so richtig Lust auf ein sommerliches Abendmahl unter freiem Himmel.
Ganz am Ende der von Weinstuben und diversen anderen Gasthäusern gesäumten Futtermeile befand sich das Ziel unserer kulinarischen Schicksalsgemeinschaft an diesem warmen Donnerstagabend kurz vor Beginn der großen Ferien, das von Küchenchef Thomas Manthey betriebene Esszimmer.
Seinen überaus lauschigen Außenbereich verdankt es einem baumbestandenen Platz mit entspannendem Brunnengeplätscher, der auch von der schräg gegenüber untergebrachten Edelbulettenbude namens „Brunos Burger & Lieblingsgerichte“ gastronomisch genutzt wird. Ein wirklich herrliches Fleckchen Genusspfalz, das zu einem spontanen Gläschen Wein genauso einlädt wie zu einer mediterranen Gaumenorgie.
Wir hatten letzteres im Sinn und im Vorfeld für vier hungrige „Schlemmerboys“ reserviert. Der Tisch direkt neben der Eingangstür war uns genehm und der agile Florian Reiß, der an diesem Abend zusammen mit einer jungen Dame aus Irland den Service schmiss, brachte uns umgehend die Speiselektüre des Hauses.
Lange war es her, dass ich bei Chefkoch Manthey zu Gast war. Damals war sein Esszimmer noch im Ritterhof zu Burrweiler – heute kocht hier Ex-Kannen-Koch Florian Winter groß auf – untergebracht. Er hat sich mit seinem Umzug in die Neustädter Hintergasse bewusst verkleinert. Seiner kulinarischen Marschroute ist er jedoch treu geblieben. Der 48jährige Kölner setzt weiterhin auf eine international ausgerichtete, weltoffene Küche mit deutlich ausgeprägtem mediterranem Akzent.
Manthey ist ganz schön rumgekommen in der Gastro. Nach seiner Zeit in Wien („Fabios“ und „Da Moritz“) und einem kurzen Gastspiel in „Netts Restaurant“ (heute „Moro“) in Neustadt-Gimmeldingen eröffnete er vor rund 5 Jahren sein erstes eigenes Restaurant, das „Esszimmer in der Weingalerie“ am Ortsausgang des beschaulichen Weindörfchens Hainfeld. Übrigens genau dort, wo sich heute die Pfälzer Genussfraktion (PGF) als regional operierende Verköstigungskörperschaft um die kulinarischen Interessen ihrer Gäste kümmert.
Nun hat Manthey die Pfälzer Weinprovinz hinter sich gelassen und es sich in den Räumlichkeiten des früheren „Fontana“ gemütlich gemacht. Anfangs noch zusammen mit seiner Partnerin Silke Ulrich, die den Service in herzlich-kompetenter Art und Weise leitete. An unserem Besuchsabend war Frau Ulrich jedoch nicht anwesend. Auch beim Blick auf die Homepage tauchte ihr Name nicht mehr auf. Anscheinend haben sich da die Wege getrennt. Genauer nachfragen wollte ich natürlich nicht.
Ca. 30 Sitzplätze umfasste der übersichtlich angelegte Außenbereich. Drinnen dürften es kaum mehr sein. Im geschmackvoll möblierten, mit Zweier- und Vierertischen eingerichteten Gastraum dominierte helles Holz (Tische und Parkettboden). Bequem gepolsterte Freischwinger komplettierten die vom weißen Tuch befreiten Ess(zimmer)plätze. Die mit Platzsets, Stoffservietten, Zweifachbesteck und Wassergläsern ausgestatteten Tische wirkten recht unprätentiös. „Casual“ und trotzdem „fine“ würde hier als Beschreibung gut passen.
An der Stirnseite des Raumes fiel mir die großformatige Schiefertafel mit dem recht umfangreichen Angebot an offen ausgeschenkten Weinen ins Auge. Neben mehr oder minder bekannten Weingütern aus der Mittelhaardt (z.B. Reichsrat von Buhl und Hofgut Markus Schädler) und der Südpfalz (z.B. Gies-Düppel und Weingut Wilhelmshof), listete diese auch ein paar bemerkenswerte italienische Tropfen. Ein sardischer Vermentino oder ein Barbera aus dem Piemont bekommt man bei uns nicht so häufig offen aus- bzw. eingeschenkt. Und das zu Viertelpreisen zwischen 7 und 8 Euro. Absolut fair, denn guter Stoff kostet schließlich.
Beim Blick auf die Aperitif-Auswahl entdeckte ich einen alkoholfreien Sommerdrink namens „Herbe Orange“, bei dem Crodino – nach wie vor mein heimlicher Favorit in Sachen liquider Appetitanregung – mit Orangensaft und Eiswürfel gemixt wurde. Ich fragte nach, ob man den gelb-orangenen Italo-Klassiker auch mit Prosecco auffüllen könnte. Mit 6,80 Euro für 0,2l war ich dabei. Man berechnete mir einfach den gleichen Preis, den auch der gelistete Aperol-Spritz gekostet hätte.
Als weiterer Apero fungierte ein alkoholfreier Traubenbitzler, bei dem man weißen Traubensaft mit Limette, Mineralwasser und gefrorenen Trauben zu einem erfrischenden Sommerdrink mischte (4,50 Euro für 0,25l). Der Kollege gegenüber bestellte ganz konservativ einen halben Liter Riesling-Schorle (4,50 Euro). Für den durstigen Pfälzer sicherlich das Erfrischungsgetränk schlechthin. Apropos Erfrischung. Natürlich landete auch bald die erste von insgesamt fünf Flaschen Mineralwasser (4,90 Euro für 0,75l) auf dem Tisch.
Wie jeden Donnerstagabend stand ein 5-gängiges Tastingmenü auf dem Speisezettel. Für 39 Euro konnte man sich nach dem Motto „klein und fein“ einmal quer durch die Küche von Thomas Manthey futtern. Dem verlockenden Angebot von fünf kleinen Überraschungsgängen konnte der kulinarisch aufgeschlossene Kollege neben mir nicht widerstehen.
Der Mann mit der Rieslingschorle ging lieber auf Nummer sicher und wählte das Esszimmer Menü in der 4-Gang-Variante (58 Euro), das mit Carpaccio vom Oktopus und Garnelentartar, Gazpacho andaluz, Filet vom Adlerfisch und sizilianischen Cannolli die Neustadter Hintergasse in mediterrane Hafennähe rücken sollte.
Dem Dritten im Bunde war es nach frischem Grünzeug zumute, was ihm als Vorspeise einen mit Balsamico-Dressing angemachten Blattsalat mit gegrilltem Gemüse und süß-sauer eingelegten Tropea-Zwiebeln (9,50 Euro) einbrachte. Beim Hauptgang wagte er sich an das 220 Gramm leichte Rückensteak vom Iberico-Schwein (24,50 Euro), das vom Big Green Egg Holzkohlegrill kam und mit Pommes frites geliefert werden sollte.
Nur ich gab mal wieder den zweifelnden Entscheidungsneurotiker. Edelfisch-Ceviche mit Jakobsmuschel oder Tagliolini mit Riesengarnelen? Tagliata vom Roastbeef oder doch das mit sizilianischem Pesto bestrichene, halbrohe Thunfischsteak? Alles wäre im vor- und bestellbaren Bereich gewesen. Aber nix da! Die venezianische Fischsuppe (18 Euro) – eigentlich ein Hauptgang – wurde kurzerhand zur Vorspeise erklärt. Danach sollten es die mit frischen Pfifferlingen und Pancetta verfeinerten Trofie (16,50 Euro), eine hübsch gedrehte Pasta-Spezialität aus Ligurien, sein.
Draußen auf den gut gepolsterten Stühlen aus Polyrattan genossen wir die langsam untergehende Abendsonne, der auch unsere Markise nichts anhaben konnte. Kurz nach den Getränken grüßte die Küche mit einem kalten Gurkensüppchen, das so dezent nach dem von mir so ungeliebten Gemüse schmeckte, dass selbst ich die kleine Tasse geleert bekam. Eine erste, erfrischende Auftakthürde, die wir locker (an)nahmen.
Was duftete betörend nach Fenchel, Pernod, Schalen- sowie Schuppengetier und wartete darauf, aus dem tiefen Porzellan gelöffelt zu werden? Richtig, die frisch am Tisch angegossene, venezianische „Broeto“ aus der Manthey’schen Mittelmeerküche. Zugegeben, ein Prachtexemplar ihrer Art. Zart gekochte Stücke von Adlerfisch, Lachs und Seeteufel sowie ausgelöstes Miesmuschelfleisch machten dem hervorragend abgeschmeckten Meeresbrodem in puncto Einlage alle Ehre. Die trübe Brühe kam mit viel levantinischem Schmackes daher. Das dazu gereichte ligurische Fladenbrot war frisch geröstet und eignete sich gut zum Dippen in die nicht übertrieben „geknofelte“ Krustentier-Aioli. Ein erster Gang, der für reichlich Wohlbehagen am Gaumen sorgte und temporär sättigend wirkte. Würde ich jederzeit wieder bestellen!
Auch der Kollege gegenüber zeigte sich äußerst zufrieden mit seinem Oktopus-Garnelen-Carpaccio, das seinen viergängigen Menü-Reigen nicht minder mediterran eröffnete. Dem Tasting-Aspiranten neben mir wurde als erster Überraschungsgang Thunfischtataki im Miniformat auf knackigem Erbsengemüse serviert. Auch bei ihm ein durchaus spannender Auftakt, bei dem nicht geklotzt sondern geklekst wurde.
Nur der Vierte im Bunde war mit seinem Grünzeug etwas unzufrieden. Was sein Dressing an geschmacklicher Kante zu wenig hatte, hatten die Salatblätter an Sandkörnern zu viel vorzuweisen. Das geht sicher besser, was man bei einem Preis von knapp 10 Euro für den Vorspeisensalat auch erwarten kann. Kann aber andererseits auch mal passieren.
Danach ging es kulinarisch in Richtung Südspanien. Die in einem Glas servierte Gazpacho Andaluz kühlte die erhitzten Gaumen von gleich zwei schwitzenden Suppenkaspern am Tisch. Begleitet wurde der iberische Kaltschalen-Klassiker von einem Crostini mit Peperonata und Büffelmozzarella. So weit so stimmig. Ein Probierlöffel davon überzeugte auch den Schreiber dieser Zeilen. Aromatische Säure und subtile Frische in feinfühlig abgeschmeckter Balance. Manthey weiß eben, wie man die vermeintlich einfachen Gerichte gekonnt in Szene setzt.
Neben mir schaltete man mit orientalisch angehauchtem Wildlachs auf luftig-lockerem Couscous zufrieden einen Gang höher, während mir das Filet vom Adlerfisch mit Kapern-Limetten-Risotto, geschmortem Fenchel und Fischsuppen-Espuma meines Gegenübers neidvolle Blicke entlockte. Da konnte meine ligurische Pasta trotz ihrer formidablen Pfifferlingsqualität schon rein optisch nicht ganz mithalten.
Pancetta, Parmesan und Frühlingslauch verliehen meinen perfekt bissfest gekochten Trofie eine angenehme Würze, der man ruhig noch etwas mehr Pikantheit hätte zutrauen können. Das war zwar nichts wirklich Spektakuläres, aber dennoch ein sorgfältig zubereiteter Teigwarenteller, der sich mit guten Zutaten von italienischer Massenware deutlich abgrenzte.
Dazu genoss ich einen strohgelben Vermentino aus Sardinien für 7,30 Euro das Viertel. Ein erfrischend leichter Essensbegleiter, der mit seinem zurückhaltenden Bouquet meinem Nudelteller nicht die Schau stahl, sondern ihn gefällig ergänzte. Das Viertel Barbera (7,80 Euro) von Castello del Poggio aus dem Piemont, das ich dem viel zu schnell verdunsteten Sardenwein etwas später folgenließ, präsentierte sich dagegen vollmundig und angenehm saftig. Zarte Tannine und rote Beerenfrüchte zeichneten sich für sein sattes Finish verantwortlich.
Schräg gegenüber genoss der Iberico-Vernichter sein saftiges Rückensteak, das mit sagenhaft krossen, herrlich delikat gewürzten Pommes aus der Tüte, einem kleinen Beilagensalat und hausgemachter Tomaten-BBQ-Sauce serviert wurde. Keine Ahnung, ob Frittenfreigeist Manthey dafür in einer belgischen Pommesbude promoviert hat oder ein besonderes Gehör für den „Gesang“ seiner in Fett brutzelnden Kartoffelstäbchen entwickelt hat. Das war dem Frittenversteher am Tisch auch völlig Schnuppe, da diese Kombi aus knuspriger Würzhülle und weichem Flaumkern ihm vortrefflich mundete. Auch sein Iberico-Steak konnte geschmacklich überzeugen. Lediglich beim Cut hätten es noch ein paar Gramm mehr sein dürfen.
Auch der Durchprobierer mit dem Hang zu Überraschungen war inzwischen bei seinem Hauptgang angelangt. Man hatte ihm kurz gebratenes, neuseeländisches Roastbeef auf toskanischem Brotsalat serviert und er war sowohl vom perfekt gebratenen Fleisch als auch vom schmackhaften Panzanella sehr angetan. Getrocknete Tomaten, Kapern und Taggiasca-Oliven lieferten herbe Würze, Paprika und Gurken ließen sommerliche Frische Einzug halten. Natürlich kam auch sein vierter Gang in einer kleineren Portion daher. Wie alle Gänge seines Ü-Menüs war auch dieser von der Menge her sehr stimmig portioniert.
Ein Manthey-Menü ist keine dahingetupfte Abfolge von Petitessen, sondern lässt einen in der Summe auch gut satt werden. Dabei fiel auf, dass bei der Anrichtung der Speisen auf überflüssigen Schnick-Schnack verzichtet wurde und die verschiedenen Komponenten auf dem Teller harmonisch ineinandergriffen – und das sowohl optisch als auch geschmacklich. Man merkt einfach, dass hier ein erfahrener Küchenchef am Herd agiert. Einer der weiß, wie gute italienische Küche funktioniert und welch beglückenden Einfluss sie auf seine Gäste haben kann.
Und so konnten wir gegen Ende des Abends auch seinen süßen Versuchungen nicht widerstehen. Mit Zitronencrème gefüllte, sizilianische Cannolli wurden mit Pfälzer Erdbeeren und Meringue (9 Euro) kombiniert. Mein aus hausgemachtem Vanilleeis und frisch gebrühtem Espresso bestehender Affogato al Café (7,50 Euro) – oftmals auch als „Kleiner Italiener“ bezeichnet – wurde mit „im Kaffee ertrunkenen“ Schokoperlen und weißem Schokoladenschaum veredelt. Der aus Walnüssen, Pistazien und Mandeln gebackene Schoko-Florentiner überzeugte als süßer Knuspertaler und rundete die italienische Kaffeespezialität angemessen ab.
Nach einem netten Plausch mit Serviceleiter Florian Reiß und dem Hinweis, dass man aufgrund der Probleme mit den Anwohnern – kennt man ja von etlichen Gastronomien mit Außenbereich – das gemütliche Sitzen unter freiem Himmel zeitlich einschränken müsste, verließen vier zufriedene und gut gesättigte Schlemmerboys das mediterranste Esszimmer von ganz Neustadt. Denn hier macht nicht nur das Essen glücklich. Auch das Draußensitzen war uns die reinste Freude. Möge das nächste Clubtreffen bald kommen.
Es stimmt mich schon ein wenig traurig, wie selten die kulinarischen Zusammenkünfte unseres Schlemmerquartetts geworden sind. Doch Ende Juni hatten es die vier Wörther Gaumenakrobaten endlich wieder geschafft, ihren überfüllten Terminkalendern einen gemeinsamen Abend bei gutem Essen (und natürlich Trinken) abzuringen. Nach fast einem halben Jahr Schluckstille war das auch bitter nötig.
Die Stimmung war ausgezeichnet, denn allein schon der Spaziergang durch die Neustadter Altstadt, genauer gesagt durch die historische Hintergasse mit all ihren liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern und idyllischen Innenhöfen,... mehr lesen
Das Esszimmer
Das Esszimmer€-€€€Restaurant06321 354996Hintergasse 38, 67433 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"Hier schmeckte uns der Sommer! In Thomas Mantheys mediterraner Genussbude passten Anspruch und Wirklichkeit gut zusammen" marcO74Es stimmt mich schon ein wenig traurig, wie selten die kulinarischen Zusammenkünfte unseres Schlemmerquartetts geworden sind. Doch Ende Juni hatten es die vier Wörther Gaumenakrobaten endlich wieder geschafft, ihren überfüllten Terminkalendern einen gemeinsamen Abend bei gutem Essen (und natürlich Trinken) abzuringen. Nach fast einem halben Jahr Schluckstille war das auch bitter nötig.
Die Stimmung war ausgezeichnet, denn allein schon der Spaziergang durch die Neustadter Altstadt, genauer gesagt durch die historische Hintergasse mit all ihren liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern und idyllischen Innenhöfen,
Geschrieben am 23.08.2019 2019-08-23| Aktualisiert am
23.08.2019
Besucht am 26.06.2019Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 36 EUR
Es geschah am hellichten Tag. Genauer gesagt an einem heißen Mittwochnachmittag. Die hohen Temperaturen hatten aus unserer Wohnung einen Schwitzkasten werden lassen. Der einzige verfügbare Ventilator im Haus war defekt, also wurde ich tätig. Ein Spontanbesuch in einem großen Kaufhaus für Elektroartikel sollte Abhilfe schaffen.
Dieses befand sich in der Karlsruher City. Nach dem eher glücklichen Erstehen des vorletzten Exemplares – es war ein leicht überteuertes Standgerät – musste der „Erfolg“ in Sachen zukünftiger Luftzirkulation mit einer mindestens genauso spontanen Einkehr kulinarisch unterfüttert werden.
Das Monkey King war mir schon ein paar Wochen zuvor aufgefallen. Meinen Recherchen nach muss es Ende 2018 eröffnet worden sein. Das Lokal liegt direkt an der Kaiserstraße, einer lebhaften Fußgängerzone, die einem zwar den Glauben an den Einzelhandel zurückgibt, aber ansonsten wenig Anziehungskraft ausübt.
Die anfängliche Sorge, es handele sich um den neuesten Laden für Handmade Premium Burger, war unbegründet. Zwar befand sich neben dem etwas überdimensioniert anmutenden Namensschild der Hinweis auf Burger und Salate im Homestyle, aber bei genauerem Hinsehen entdeckte ich an der Glasfront am Eingang des Restaurants ein paar dilettantisch ausgedruckte Speisehinweise, die mein Interesse weckten. Teilweise in chinesischer Schrift, teilweise in deutscher Übersetzung wurden unter anderem chinesische Teigtaschen (Dim Sum) und gefüllte China-Dampfnudeln (Baozi) angepriesen.
Mein Blick scannte den etwas kitschig eingerichteten Gastraum ab. Ein paar Chinesen saßen an funktionalen Tischen mit heller Holzplatte und ließen sich Nudelsuppe und Dumplings schmecken. Dazwischen ein paar Plastikbäume, an denen sich ein paar weiße Kunststoff-Affen mit Glühbirne in der Hand zu schaffen machten. Ich gebe zu, eine abgefahrenere Beleuchtungsidee ist mir selten untergekommen. Die zylinderförmigen Hängeleuchten aus der Retro-Schmiede, die wie Lampions von der Decke baumelten, waren dagegen fast schon langweiliger Mainstream.
Ich setzte mich an einen freien Tisch unweit der Bestelltheke. Denn gleich auf der ersten Seite der in einem Klemmbrett steckenden Speisenkarte wurde unmissverständlich auf den hier vorherrschenden „Self Service“ hingewiesen. Also ja nicht zu weit weg vom Ort des Orderns. Ich blätterte mich durch das Angebot an Asia-Gerichten und wurde auf ein paar Schiefertafeln, die neben der Kasse an der Wand hingen, aufmerksam. Auch hier hätten mir ein paar Semester Gastrochinesisch sicher weitergeholfen. Gut, dass die Speisen auch in deutscher Sprache nachlesbar waren.
Wan Tan in scharfer Soße, in Bier gekochtes Entenfleisch mit Kartoffeln und Karotten, chinesische Crêpes mit unterschiedlichen Füllungen, geschmorter Schweinebauch und Hähnchenkeule mit Teriyaki-Sauce und Gemüse entzifferte ich bei genauerer Inspektion der Empfehlungstafeln. Ich war jedoch in freudiger Teigtaschen-Erwartung – „Dim-Sum-Laune“ wie der Sinologe meines Vertrauens zu sagen pflegt. Die gab es im Monkey King in drei verschiedenen Ausführungen. Ich entschied mich für 12 mit Schweinefleisch, Garnelen, Shitake Pilzen, Chinakohl, Lauchzwiebeln und Ingwer gefüllte Dumplings, die mit 8,50 Euro auf der Klemmbrett-Standardkarte standen.
Die sehr aufmerksame Dame an der Kasse bemerkte mein Interesse für die gefüllten Hefeklöße, die gerade im Hintergrund frisch zubereitet wurden. Sie ließ mir bei meiner Dim-Sum-Bestellung noch ein kleines Werbegeschenk in Form eines einzelnen Baozi zukommen. Eine wirklich nette Geste, die zwei Wochen später beim Folgebesuch mit meinem Vater zur Bestellung der fluffigen China-Dampfnudeln führte.
Ein großes Manko im Monkey ist die Getränkeversorgung. Die hat nämlich Schnellimbiss-Charakter. Für jeweils 3 Euro nimmt man sich aus einem Kühlschrank sein Mineralwasser bzw. seine Limo (Alkohol gibt es nicht!) und trinkt das dann aus der erworbenen Plastikflasche. Mit Gläsern hat man es hier nicht so. Das ist nicht besonders stilvoll und wäre meines Erachtens auch ein Punkt, den man ändern sollte.
Sowohl das mit leicht süßlich abgeschmeckter Fleisch-Gemüsefüllung ausgestattete Baozi, als auch meine gedämpften Teigtaschen übertrafen meine Erwartungen. „Ich summe, also dim ich!“ soll mal ein bekannter Teigtaschendieb aus Shanghai gesagt haben. Als ich das erste „Asia-Mauldäschle“ zwischen die Stäbchen geklemmt und es danach mit ein wenig würziger Soja-Tunke genossen hatte, wusste ich, was er damit meinte.
Ich habe vor zwei Jahren während eines Kanada-Trips in Toronto ähnlich delikate Dumplings vorgesetzt bekommen. Auch letztes Jahr im „Lecker Song“ in Berlin war ich begeistert. Dass ich aber ausgerechnet auf der Karlsruher Konsummeile ein kulinarisches Aha-Erlebnis mit diesen kleinen China-Snacks haben würde, hätte ich nicht für möglich gehalten. „Don’t judge a book by its cover“ oder „Lass dich ja nicht von Leuchtreklame abschrecken“ – hier passte das wie der Aufsatz auf den Bambusdämpfer!
Ich schaute mir die Füllungen der Dämpflinge genau an. Jede fiel ein wenig anders. Da mal etwas mehr Shitake Pilze, da mal ein Garnelenstück. Das war definitiv keine aufgetaute TK-Ware. Zweifellos waren die kleinen Teigteilchen selbst gemacht, was sich bei meinem dritten Besuch (vor etwa einer Woche) mit der Aussage „Nr. 34 ist im Moment leider ausgegangen, wird aber gerade wieder frisch zubereitet und dauert deshalb ein bisschen…“ bestätigte.
Beim Folgebesuch musste mein Vater mit. Auch er ist ein Freund des gefüllten Asia-Täschchens und weiß ein gutes Baozi von einem durchschnittlichen Shaomai zu unterscheiden. Da wagten wir uns an die Wan Tan in scharfer Soße (9,90 Euro), die mit kurz gewoktem Pak Choi, Frühlingszwiebeln und reichlich frischem Koriander in einer Schüssel serviert wurden. Knackige Frische traf auf aromatische Schärfe. Keine sinnlose Brachialwürze für Sambalzombies, sondern eher eine die Geschmacksnerven stimulierende, mit der richtigen Chilidosis ausgestattete Tunke benetzte die gefüllten Miniaturen. Wir waren von diesem großzügig portionierten Hauptgang begeistert.
Außerdem probierten wir die mit reichlich heißer Brühe vollgesogenen Mini-Dumplings (6 Stück für 7,90 Euro), die mit Schweinehack, Ingwer und Lauchzwiebeln gefüllt waren und bei denen wir mit Vorsicht zu Werke gehen mussten, da wir uns sonst den Gaumen verbrüht hätten.
Klar kann man im Monkey King auch Burger mit Pommes essen. Und eigentlich setzte man anfänglich voll auf ein asiatisch angehauchtes Bulettenkonzept, wie mir ein aufgeschlossener Servicemitarbeiter im Gespräch verriet. Aber die angebotenen Dumplings und vor allem die Nudelsuppen liefen den asiatisch aufgemotzten Patties schnell den Rang ab.
Kein Wunder, kann sich doch die überwiegend chinesische Klientel an geschmorten Schweineohren, Hühnermägen oder Rinderpansen (auch als Toppings gegen einen geringen Aufpreis erhältlich) erfreuen. Asia-Läden, die eine solche Heimatküche bereithalten, sind in Karlsruhe und Umgebung rar gesät. Die Community aus dem fernen Osten dankt es dem „Affenkönig“ mit ihrer treuen Präsenz.
Die letzte Einkehr erfolgte vor gut einer Woche. Eine Radtour nach Karlsruhe endete im badischen Sommerregen. Anstatt den Lichtspielen im Schlosspark genossen wir Baozi, Teriyaki-Hähnchen mit fermentiertem Gemüse, Reis und Spiegelei (9,90 Euro) sowie gebratene Reisnudeln mit Rindfleischstreifen (10,90 Euro). Allein die selbstgemachte Teriyaki-Sauce, welche die saftige, in Stücke geschnittene Hähnchenkeule veredelte, machte das schlichte Schüsselgericht zu einem delikaten Umami-Erlebnis.
Bei meiner Nudelpfanne wurde auch nicht am Gemüse gespart. Frische Zwiebeln, Karotten und Sojasprossen tummelten sich neben Rindfleischstreifen, die auch ohne Weichmacher bestens auskamen. Nur gut, dass die inflationär verwendeten Peperoni-Stücke vom Schärfegrad her eher im unteren Scoville-Bereich angesiedelt waren. Vor dem auftretenden Rachenfeuer hatte mich nämlich schon die „Goreng-Göre“ beim Bestellvorgang gewarnt. Woraufhin ich um etwas mildere Würzung bat.
Klar naschten wir auch von den China-Crêpes, die mit verschiedenen Füllungen angeboten wurden. Den zusammengeklappten, im Omelette-Stil zubereiteten Pfannkuchen aus Reismehlteig, kleingehackten Frühlingszwiebeln und Ei (4,90 Euro in der Basis-Ausstattung) ließen wir uns mit geschmolzenem Käse (1 Euro extra) schmecken. Das süße Finale läuteten fünf frittierte, mit roter Bohnenpaste gefüllte Sesambällchen (3,90 Euro) ein. Diese hatte man auf einem Saucenspiegel aus gesüßter Kondensmilch platziert. Ein crunchig-mürber Abschluss, der von uns anstelle des leider ausgegangen Seidentofupuddings ruckzuck verputzt wurde.
Insgesamt handelt es sich beim Monkey King um eine wohlgewokte bzw. -gedämpfte Chinaküche abseits des süß-sauren Pfuschpfades. Auch die Rechnung entpuppt sich hier nicht zum berappenden Preis-Leistungs-Verhängnis. Wenn schon Asia-Imbiss, dann bitteschön so. Das Suffsortiment aus Plastik, die Bestellung an der Theke und das kitschige Interieur nehme ich bei diesem neuen „Tischlein-entdeck-mich“ gerne in Kauf. Dr. Dumpling empfiehlt: hingehen und durchprobieren!
Es geschah am hellichten Tag. Genauer gesagt an einem heißen Mittwochnachmittag. Die hohen Temperaturen hatten aus unserer Wohnung einen Schwitzkasten werden lassen. Der einzige verfügbare Ventilator im Haus war defekt, also wurde ich tätig. Ein Spontanbesuch in einem großen Kaufhaus für Elektroartikel sollte Abhilfe schaffen.
Dieses befand sich in der Karlsruher City. Nach dem eher glücklichen Erstehen des vorletzten Exemplares – es war ein leicht überteuertes Standgerät – musste der „Erfolg“ in Sachen zukünftiger Luftzirkulation mit einer mindestens genauso spontanen... mehr lesen
4.0 stars -
"Wer sich weder vom Namen noch vom Schnellimbiss-Interieur abschrecken lässt, den erwarten hier die derzeit besten Dumplings von ganz Karlsruhe" marcO74Es geschah am hellichten Tag. Genauer gesagt an einem heißen Mittwochnachmittag. Die hohen Temperaturen hatten aus unserer Wohnung einen Schwitzkasten werden lassen. Der einzige verfügbare Ventilator im Haus war defekt, also wurde ich tätig. Ein Spontanbesuch in einem großen Kaufhaus für Elektroartikel sollte Abhilfe schaffen.
Dieses befand sich in der Karlsruher City. Nach dem eher glücklichen Erstehen des vorletzten Exemplares – es war ein leicht überteuertes Standgerät – musste der „Erfolg“ in Sachen zukünftiger Luftzirkulation mit einer mindestens genauso spontanen
Geschrieben am 18.08.2019 2019-08-18| Aktualisiert am
18.08.2019
Besucht am 15.06.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 55 EUR
Am Haardtrand bei Neustadt lässt es sich bekanntlich gut wandern. Wolfsburg, Hambacher Schloss, Kalmit oder Weinbiet sind allesamt beliebte Ausflugsziele, die nicht selten mit einer Einkehr kulinarisch verknüpft werden. Eine dieser klassischen Wanderungen führt von Neustadt-Hambach zum ca. 3 km entfernten Hohe-Loog-Haus, das mit deftigen Pfalztellern, gehaltvollen Hüttensuppen und leckeren Kuchen die hungrigen Hiker erfreut.
Und hätten wir nicht schon in dem Ende 2017 neu eröffneten, panasiatischen Restaurant Commami zwei Plätze reserviert gehabt, der Hohe-Loog-Teller mit Hausmacher Wurst bis zum Abwinken wäre definitiv eine Vesperoption gewesen. So sparten wir uns den Hunger auf, um erstmalig bei der „Reismutter“ („Com“ = Reis + „Mami“ = Mutter), wie die Geschäftsführerin und gebürtige Vietnamesin Thi Thu Hien Ho ihren Mix aus Sushi- und Indochina-Fusion-Restaurant nennt, einzukehren.
Das Commami gehört zusammen mit zwei Restaurants in Kaiserslautern (Mr. Lian Einsiedlerhof und Mr. Lian Schillerplatz) und dem gleichnamigen Ableger in Worms – dort schreibt man sich allerdings ComMami mit großem „M“ in der Mitte – einer vietnamesischen Gastrofamilie, die mit ihrem panasiatischen Konzept Erfolg zu haben scheint. Schon im September 2018 folgte auf das Neustadter Sushi-Lokal die Filiale in der Nibelungenstadt. Das erinnert doch stark an die nach nahezu gleichem Fusionsmuster arbeitende „Koza-Gang“, die sich von Haßloch über Landau bis nach Speyer ausgedehnt hat.
Und da steckt schon das eigentliche Grundproblem dieser NPGW (neuen panasiatischen Gastro-Welle). Kennt man eines dieser Restaurants, kennt man alle. Die mit viel Trockeneisnebel, bunten Saucenspritzern sowie panierten bzw. geflämmten Knuspermänteln kunstvoll arrangierten Rohfischplatten sehen im Grunde überall gleich schick aus. Auch die inflationär verwendeten Asia-Saucen schmecken alle wie aus der gleichen Quetschflasche gedrückt.
Ein derzeit angesagter Foodtrend „for a new generation“, zu dem auch die selbstgemachten Limonaden und Eistees passen. Und einer, der sich ganz nach dem Geschmack seines Publikums richtet. Ob das dann noch authentische Asiaküche ist, kann sich jeder selbst beantworten. Es soll leicht schmecken, hübsch aussehen und am besten noch ohne Fleisch (oder noch besser: vegan) daherkommen. Das suggeriert nicht nur Qualität, sondern lässt das schnelle Essen auch viel gesünder erscheinen. Wellness-Häppchen für den hippen Kulinarnomaden, der gestern noch sein trendiges Dasein im Bio-Burger-Laden um die Ecke fristete.
Genug gelästert. Sonst wird das Ganze hier noch eine Kolumne zum Thema „Zeitgeistküche“. Zurück zum Commami, das sich am Rande der Neustadter Innenstadt, direkt an der viel befahrenen Maximilianstraße (B 38) befindet. Die Parkplatzsituation ist in Neustadt sowieso nicht besonders prickelnd. In der Ecke findet man so gut wie gar nichts. Mein Tipp: den Wagen auf dem etwas weiter westlich gelegenen Parkplatz an der Rittergartenstraße oder in Bahnhofsnähe (inkl. kleinem Spaziergang durch die Fußgängerzone) abstellen. Neustadts Stadtkern ist ja Gott sei Dank recht übersichtlich angelegt.
Es war ein warmer Tag im Mai und nach kurzer Anmeldung im Inneren des Lokals (aufgrund der Reservierung), entschlossen wir uns, unter freiem Himmel zu speisen. Das war jedoch im Commami mit eingeschränkter Bequemlichkeit verbunden, da die zwischen Parkbänken und Weinfestgarnituren angesiedelten Sitzgelegenheiten für harte Verhältnisse sorgten. Insofern bestand unsere allererste Order in der Nachfrage nach ein paar Sitzkissen, der man mit zwei Decken – es gab scheinbar keine Kissen mehr – alternativ nachkam.
Nun, auch der Verkehrslärm von der Maximilianstraße und der Blick auf die stümperhaften Graffitis an den etwas in die Jahre gekommenen Mehrfamilienhäusern gegenüber lud nicht unbedingt zum dauerhaften Verweilen ein. Da saß es sich wahrscheinlich im schlicht-modern eingerichteten Gastraum schon deutlich besser. Egal, die Entscheidung zum Draußen-Essen war eh gefallen. Auch die Speisenkarten hatte unsere dauerfreundliche Bedienung aus dem fernen Osten schon vorbeigebracht.
Für den ersten Durst tat es das in (Pan-)Asialäden scheinbar beliebte Aqua Morelli, das man an seiner tiefblauen Flasche schon von weitem erkennt. Vielleicht purer Zufall, aber auch im Landauer Koza wird dieses nicht gerade besonders wohlschmeckende Mineralwasser italienischer Provenienz angeboten. Mit 5,50 Euro für die Flasche ist man dabei. Warum die Asiaten gerne italienisches Sprudelwasser ausschenken, erschließt sich mir zwar nicht, aber vielleicht kennt ja der ein oder andere GG-Fuchs die Zusammenhänge unseres Global-Food-Village. Ergänzend sei noch erwähnt, dass auch eine hausgemachte Limo mit Ingwer, Limette, Pfefferminzblätter und Rohrzucker (0,5 l für 4,90 Euro) von uns geordert wurde. Letztere mussten wir mittels Röhrchen aus dem obligatorischen Einmachglas zuzeln.
Der Speisezettel listet eine umfangreiche Auswahl. Edamame, Hühnerspieße und Sommerrollen – alles alte Bekannte in Sachen Vorspeisen. Ein paar Teigtaschen (Dim Sum), Lachs- bzw. Thunfischtartar sowie zwei Suppen (Kokos- und Fischsuppe) standen außerdem als Appetizer für den ersten Hunger bereit. Für Freunde des grünen Blattes wurden ein paar Asia-Salate mit Sesamdressing angeboten. Tempura-Garnelen und gegrillter Oktopus fanden sich dabei in exotisch klingenden Kombinationen wieder.
Der vietnamesischen Traditionssuppe Pho wurde in drei Varianten gehuldigt. Mit Tofu-, Hühnerfleisch- oder Rindfleischeinlage konnte man die mit Reisbandnudeln, Lauchzwiebeln, Sojasprossen und Koriandergrün veredelte Hühnerbrühe genießen. Wahlweise als Vor- oder Hauptspeisenportion. Auf den nächsten Seiten war die Auswahl an Hauptgerichten nachzulesen. Sowohl beim cremigen Kokos-Curry als auch bei der mit Kokosmilch verfeinerten Mango-Crème konnte die Einlage wie beim Schnellchinesen um die Ecke (Rind, Huhn, Tofu, Ente, Garnelen) selbst gewählt werden.
Gegrillte Roastbeefwürfel wurden als „Lucky Cube“ bezeichnet. Das mit Miso und Tamarindensauce servierte Rinderfilet erhielt den tiefsinnigen Namen „Black Tower“. Na hoffentlich lassen sie es nicht so lange im Ofen, wie der Namen vermuten lässt, war mein erster Gedanke. Plötzlich stand mit der „Paris Ente“ ein geradezu ambitioniert klingendes Gericht auf der an Entdeckungen doch recht armen Speisesammlung. Eine französische Grill-Ente wurde da auf hausgemachtem Maronenpüree mit Grillkürbis und Süßkartoffeln angeboten. Das klang mindestens genauso spannend wie Thunfisch-Tataki in Gewürzkruste oder mariniertes Rindfleisch auf lauwarmen Reisnudeln. Das restliche Angebot verlor sich in unterschiedlichsten Rohfischpreziosen. Diese reichten von einfachen Maki bzw. Nigiri über Inside Outs bis hin zu diversen Special Rolls. Ein reichhaltiges Programm, das uns die Entscheidung nicht gerade leicht machte.
Wir schafften es trotzdem. Vorneweg wagten wir uns an die beiden Suppen. Die „Fisherman’s Soup“ (4,90 Euro) meiner Verlobten hatte Lachs und Butterfisch als Einlage. Meine „Coco Soup“ wählte ich mit Garnelen (5,60 Euro). Beide hatten übrigens Kirschtomaten und Champignons in der Serienausstattung. Als kleines Zugeständnis an unsere Teigtaschenliebe bestellten wir die als „Steamy Pearl“ (4,90 Euro) bezeichneten Dumplings. Jene waren mit Garnelen und Gemüse gefüllt und wurden mit einer speziellen Soja-Sauce serviert.
Die Hauptgangfrage beantworteten wir mit einer „Crunchy Vegi“-Tempura-Roll (10,50 Euro) und einer als „Seascape“ (18,90 Euro) bezeichneten Komposition aus rohem Fisch und gekochten bzw. frittierten Garnelen, die mit Sushi-Reis, Guacamole und kleingehäckselten Cocktailtomaten serviert wurde.
Die beiden Suppen ließen nicht lange auf sich warten. Sie wurden zeitgleich mit den Dim Sum serviert. Beide waren in zeitgemäße Keramik gefüllt und dufteten vielversprechend. Die Fischeinlage der Fisherman’s Soup machte ihrem Namen alle Ehre. Neben Lachs- und Butterfischfetzen tummelten sich frisches Koriandergrün und Tomatenstücke in der leicht säuerlichen Brühe. Meine Kokossuppe war tadellos abgeschmeckt und bewegte sich im zurückhaltenden Schärfegrad. Aroma dank Currypaste – auf diese einfache Formel war auch hier Verlass.
Die Dumplings lagen neben Rettichschnipseln, Salatblättern und einer Schale mit Soja-Sauce im Bambuskorb. In der leicht süßlichen Sauce schwamm reichlich frischer Koriander. Über die mit Teriyaki-Sauce benetzten Teigtaschen hatte man geröstete Sesamkörner gestreut. Das war alles in allem ein ordentlicher Appetizer. Sicherlich keine frisch geformten „Har-Gow Deluxe“, aber auch keine Enttäuschung in Sachen TK-Krabbenknödel.
Nach dem gelungenen Start ließ man uns etwas Zeit zum Durchschnaufen, ehe die Hauptgänge aufgetragen wurden. Bei der vegetarischen Tempura-Roll hatte man es mit der Saucenverzierung etwas übertrieben. Da wurde drüber gespritzt, was die Quetschflaschen hergaben. Schade, dass man damit dem eigentlichen Protagonisten auf dem Teller jegliche Schau in puncto Geschmack stahl. Aber vielleicht hielt sich der bei der frittierten Veggie-Roll eh in Grenzen.
Mein aufgetürmtes Rohfischgebilde kam wohl auch gerade frisch aus der Teriyaki-Dusche. Hier bildeten Rettichstreifen und Salatschnipsel zusammen mit Wakame und Tomatenklein eine frische Basis, auf der es sich Sushi-Reis und Rohfischkonsorten gemütlich gemacht hatten. Dünn abgesäbelte Tranchen Thunfisch-, Lachs- und Jakobsmuschelsashimi lagen andächtig neben knusprigen, mit Pankomehl panierten Garnelenschwänzen sowie lediglich gekochten Vertretern ihrer Art. Das war genauso ansehnlich wie es gewöhnlich schmeckte. Nämlich in erster Linie nach der inflationär verspritzten süßlichen Sauce auf Sojabasis.
Lachs und Thunfisch hätte ich bei einer Blindprobe geschmacklich kaum unterscheiden können. Die crunchigen Garnelenschwänze profitierten von ihrem Fettgehalt und brachten noch am meisten Schmackes auf den Teller. Ihre gekochten Kollegen verweilten dagegen in gustatorischer Langeweile. Auch das geschmacksneutrale Jakobsmuschelfleisch sorgte eher für Gaumengähnen als für den ach so geliebten Kitzel. Das konnten die eingelegten Ingwerscheiben und die Wasabi-Knetmasse auch nicht ändern. In der Summe war das zwar ein recht ansehnlicher Fischhügel, aber vom Geschmack her eher unspektakulär. Passte aber irgendwie zur „mehr-Schein-als-Sein-Gesinnung“ hiesiger Panasiaten. Vielleicht hätte ich ja doch die französische Grill-Ente, für die es im Commami sogar einen speziellen Ofen gibt, erstehen sollen.
Grundsätzlich ist gegen diese Art der schnelleren Nahrungsaufnahme gar nichts einzuwenden. Schließlich konkurriert man nicht mit kulinarisch unterbelichteten Fast-Food-Läden und ollen Imbissbuden. Dafür sind auch die Preise zu ambitioniert. Aber trotz frischer Zutaten, Glutamatverzicht, Ölreduzierung und verstärktem Kräutereinsatz bewegt man sich bei all diesen asiatischen Fusionsküchen geschmacklich kaum von der Stelle und bleibt damit vor allem eines, nämlich austauschbar.
Dass diese Läden trotzdem so en vogue sind, liegt in erster Linie an ihrem zeitgeistigen Gastrokonzept. Für mich werden sie hingegen mit jedem Besuch immer uninteressanter, da der Reiz des Neuen mittlerweile verblasst ist und bei den Gerichten nicht der Geschmack, sondern eher das Aussehen bzw. die Anrichtung im Vordergrund stehen. Die geschäftstüchtige Idee, die verschiedensten Neigungen der Gäste unter einen Hut zu bringen, bewirkt am Ende einen mittelmäßigen Mischmasch, der zwar gekonnt in Szene gesetzt wird, am Gaumen aber über weite Strecken versagt. Irgendwie nicht Fleisch und noch weniger Fisch. Für einen Sushiladen eigentlich ein K.o.-Kriterium. Man darf also gespannt sein, in welche Richtung sich dieser Food-Trend entwickelt.
Am Haardtrand bei Neustadt lässt es sich bekanntlich gut wandern. Wolfsburg, Hambacher Schloss, Kalmit oder Weinbiet sind allesamt beliebte Ausflugsziele, die nicht selten mit einer Einkehr kulinarisch verknüpft werden. Eine dieser klassischen Wanderungen führt von Neustadt-Hambach zum ca. 3 km entfernten Hohe-Loog-Haus, das mit deftigen Pfalztellern, gehaltvollen Hüttensuppen und leckeren Kuchen die hungrigen Hiker erfreut.
Und hätten wir nicht schon in dem Ende 2017 neu eröffneten, panasiatischen Restaurant Commami zwei Plätze reserviert gehabt, der Hohe-Loog-Teller mit Hausmacher Wurst bis zum... mehr lesen
Commami
Commami€-€€€Restaurant06321 8906775Strohmarkt 12, 67433 Neustadt an der Weinstraße
3.0 stars -
"Saucengrüße aus der Quetschflasche! – Angesagter Panasiate, der neben Sushi und Pho auch ein paar bemerkenswerte Hauptgerichte bereithält, aber sonst allen gängigen Fusionsklischees entspricht" marcO74Am Haardtrand bei Neustadt lässt es sich bekanntlich gut wandern. Wolfsburg, Hambacher Schloss, Kalmit oder Weinbiet sind allesamt beliebte Ausflugsziele, die nicht selten mit einer Einkehr kulinarisch verknüpft werden. Eine dieser klassischen Wanderungen führt von Neustadt-Hambach zum ca. 3 km entfernten Hohe-Loog-Haus, das mit deftigen Pfalztellern, gehaltvollen Hüttensuppen und leckeren Kuchen die hungrigen Hiker erfreut.
Und hätten wir nicht schon in dem Ende 2017 neu eröffneten, panasiatischen Restaurant Commami zwei Plätze reserviert gehabt, der Hohe-Loog-Teller mit Hausmacher Wurst bis zum
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Früher konnte man hier gepflegt eine Tasse Kaffee trinken oder bei einem Dinkelacker aus dem Steinkrug die Landauer Altstadt in vollen Zügen inhalieren. Die Außenplätze auf dem ehemaligen, im 17. Jahrhundert angelegten Paradeplatz sind an lauen Sommerabenden sehr beliebt und bilden zusammen mit dem Café Mago und der Segafredo Espresso Bar die größte zusammenhängende Freiluftgastronomie der Innenstadt.
Aus der Kaffee-Kneipe mit Cocktail-Hintergrund ist seit dem aufwendigen Umbau im März dieses Jahres ein ernst zu nehmendes Speiselokal geworden. Eins, das vor allem durch seine hausgemachte Pasta auf sich aufmerksam macht. Eine ehemalige Kollegin, die mittlerweile ihren verdienten Ruhestand genießt, gab mir den Tipp.
Und so kam es, dass wir an einem schwülwarmen Freitagabend dort aufschlugen. Die meisten Gäste saßen noch draußen, was sich im Laufe des Abends aufgrund eines heftigen Gewitters noch ändern sollte.
Unserem Eintritt folgte sogleich der Wow-Effekt. Kollege Borgfelder würde wohl beim Anblick der stilvoll designten Hängeleuchten von einem ausgefeilten Lichtkonzept sprechen. Auch die schmalen, von der dunklen Decke baumelnden Stabzylinder, die den Thekenbereich illuminieren, zeugen von geschmackvoller Raumausleuchtung.
Bequem gepolsterte Schalenstühle auf der einen und nicht minder komfortable Wandbänke auf der anderen Seite der mit heller Holzplatte ausgestatteten Bistrotische sorgen für ausgesprochen entspannte Sitzverhältnisse.
Hat man den Thekenbereich mit seinem auf Hochglanz polierten Kaffeemaschinenmonster linkerhand passiert, trifft man im hinteren Bereich des Gastraumes auf die offene Küche, durch deren Glasscheiben der Blick sofort auf das Nobelpastagerät fällt. Nudelmacher und Chefkoch Alberto werkelt hier mit solch stoischer Gelassenheit, dass es eine wahre Freude ist, ihn bei seiner Arbeit zu beobachten.
Ein Hauch vom ehemaligen Weinkontor Null41 (jetzt „Sinnesrausch“) wehte durch das schicke Bistro und spätestens beim Anblick der süßen Preziosen aus der Glasvitrine wurde uns ganz warm ums Herz. Zeichnete sich doch unter anderem die Elsässer Ausnahmepatisserie Rebert aus Wissembourg für die kleinen Törtchen verantwortlich. Unser Nachtisch war da schon beschlossene Sache.
Die jungen Mädels vom Service machten ihre Sache richtig gut. Besonders als das Gewitter hereinbrach und viele Gäste ins Innere flüchteten, sorgten sie für Ordnung im Chaos. Man reichte uns die Speisenkarten im DIN-A5-Format. Gleich auf Seite 1 geht’s zu den Nudeln. Immer drei verschiedene Pastasorten, die täglich frisch hergestellt werden, stehen zur Auswahl. Diese lassen sich auf fünf verschiedene Arten kombinieren. Dabei wird auf Saisonalität und Regionalität großen Wert gelegt.
Die junge Dame vom Service zeigte uns auf einem kleinen Tellerchen die Sorten des Tages. Casarecce (sizilianische Rollpasta), Radiatori (geriffelte „Heizkörpernudeln“) und Linguine konnten beispielsweise mit einer Bolognese vom Bio-Rind (10,90 Euro), gebratenen Pfifferlingen (12,90 Euro) oder gegrillter Aubergine, Tomate und Mozzarella (8,90 Euro) bestellt werden. Dass man sein Mehl aus der regional bekannten Kügler Mühle aus Siebeldingen (Bierprojekt Landau) bezieht, ist schon eine Erwähnung wert, da hier scheinbar schon bei den Grundprodukten der Qualitätsaspekt eine große Rolle spielt.
Neben einer kleinen Auswahl an Saisonalitäten sind es vor allem die Kleinigkeiten, wie z.B. Focaccia in diversen Ausführungen, Büffelmozzarella mit Tomaten und Basilikum, hausgemachter Hummus oder Thunfischcreme mit Kapern und Zitrone, die sich wunderbar zu einem guten Glas Wein genießen lassen.
Im offenen Ausschank-Portfolio sind mit Pfaffmann (Walsheim), von Buhl (Deidesheim), Münzberg (Landau-Godramstein) und Gies-Düppel (Birkweiler) namhafte Winzer aus Südpfalz und Mittelhaardt vertreten. Und das zu Viertelpreisen, die zwischen 5 und 6 Euro oszillieren. Aber auch gute Flaschenware lässt sich hier erstehen.
Mit dem saftig-opulenten Grünen Veltliner vom Weingut Gerhard Klein aus Hainfeld (22 Euro) oder dem cremig-feinen Suez Riesling vom Weingut Reichsrat von Buhl (25 Euro) hat man äußerst gästefreundlich kalkulierte Bouteillen im Programm. Einer ausgeglichenen Kork-Life-Balance steht also nichts im Wege.
Und wer partout nicht auf die exquisiten Rebsäfte abfährt, der bestellt sich eben ein süffiges Göcklinger Helles von der gleichnamigen Hausbrauerei, die für beste Pfälzer Hopfenerzeugnisse bekannt ist. Das frisch gezapfte Regionalbier, das ganz ohne “Craftmeierei“ auskommt, wird hier schoppenweise für 4 Euro angeboten.
Wer kann solche Angebote schon ausschlagen? Zusammen mit einer Flasche Mineralwasser von alwa (4,90 Euro) ließ sich der sommerliche Durst gut in den Griff kriegen. Feste Nahrung wurde in Form einer zitronig-frischen Thunfischcreme (4,90 Euro) vorweg sowie der Casarecce-Pasta mit Bolognese-Sauce für mich und der vegetarischen Variante mit Aubergine, Tomate und Mozzarella für meine Frau geordert.
Beim Besuch im November entschied ich mich für den Feldsalat mit Speck und Kracherle (7,90 Euro) sowie die Conchiglie – eigentlich von der Größe her eher Conchigliette – mit Rinderhackbällchen in Tomaten-Gemüse-Sauce (10,90 Euro). Meiner Liebsten war der mit Tomatenpesto servierte Hummus (4,90 Euro) als Vorspeise gerade recht. Ihre Spaghetti wollte sie mit gebratenem Spitzkohl, Kapern und Zitronensauce (8,90 Euro) haben.
Was ich an frischer Pasta so schätze, ist diese latent mürbe Konsistenz, die industrielle Standardware nie erreicht. Denn auch zwischen „bissfest“ und „verkocht“ gibt es texturelle Feinheiten, die einem erst frisch hergestellte Nudeln eröffnen. Außer diesen wirklich hervorragenden Vertretern aus dem Hause Bibulum, waren es die stimmigen Arrangements, mit denen sie serviert wurden. Sowohl die Bolo vom Bio-Rind als auch die ungemein schmackhafte Tomaten-Gemüse-Sauce zeugten von sicherer Hand beim Abschmecken und einem intensiven Fond-ament.
Von der süffig-säuerlichen Thunfischcreme über den mit zupackender Vinaigrette angemachten Feldsalat, den fluffig-buttrige, von Küchenchef Alberto frisch zubereitete Focaccia-Croutons – übrigens immer noch eines meiner liebsten Entrees im Herbst - veredelten, bis hin zum cremigen, mit Zitronensaft und Kapern verfeinerten Hummus, waren alle hier verschmausten Vorspeisen aus der Rubrik „Genuss ohne Reue“. Einfache Gerichte, diese aber mit Verschlinggarantie auf den Teller gebracht.
In die gleiche Geschmackskerbe schlugen die Pastagerichte. Frühlingszwiebeln, Sprossen, Cocktailtomaten und Petersilie ließen auf meinem Bolo-Teller frische Akzente aufblitzen. In Verbindung mit der würzigen Sauce, dem gereiften Parmesankäse und den wunderbar zarten Nudeln ergab das ein wahres Wonnegericht, das mich in Verzückung setzte. Sicher einer der großen Vorzüge der italienischen Küche, die es wie keine zweite versteht, vermeintlich einfache Allerweltszutaten in eindrucksvolle Gaumenerlebnisse zu verwandeln.
Auch die Rinderhackbällchen, welche als wohlschmeckende Fleischdreingabe meine muschelförmigen Conchigliette adelten, hatten dieses intensive Rindsaroma, was auf die Verwendung hochwertigen Fleisches schließen ließ. Der eigentliche Star auf dem Teller war dennoch ein anderer. Die alles wunderbar einfangende Tomaten-Gemüse-Sauce war nämlich von derart viel Überschmeck gesegnet, dass sie zusammen mit dem nicht schüchtern darüber geraspelten Parmesankäse den Umami-Faktor in himmlische Höhen trieb.
Die junge Dame, die mir an beiden Abenden in freundlicher Gesinnung gegenübersaß, war genauso begeistert von ihren Pastatellern. Selbst sie als „die hard“ Sapori-d’Italia-Fan (unser Landauer Lieblingsitaliener aus der Trappengasse) musste zugeben, dass wir mit dem Bibulum eine echte Alternative in Sachen Nudelfreude gefunden hatten.
Das aus zwei Sorten Schokomousse bestehende, auf Biscuit-Madeleine-Basis geschichtete Törtchen zum Dessert war von einem angenehm säuerlichen Himbeerspiegel überzogen. Ein paar Tage später kamen wir zufällig in Wissembourg bei seinem Erschaffer, der berühmten Patisserie von Daniel Rebert, vorbei. Zu meinem Erstaunen verlangte man im Bibulum den gleichen Preis, wie wenn man die „Emmanuel“ getaufte Köstlichkeit vor Ort verzehrt hätte, nämlich gerade mal 4,50 Euro. Die Frage, ob wir in Zukunft extra ins Elsass fahren müssen, um in den Genuss dieser süßen Verführungen zu kommen, stellt sich nun nicht mehr.
Fazit:
Scheinbar geht die Kombination aus einer jungen, motivierten Servicemannschaft und einem erfahrenen Italiener am Herd gut auf. Ohne Reservierung wird es abends schwer einen der wenigen Tische zu ergattern. Das Angebot an Speisen ist übersichtlich, aber mit Bedacht zusammengestellt. Die Verwendung regionaler Zutaten findet im saisonalen Wechsel statt und ist ein Garant für Produktfrische. Die Weinkarte ist derart fair kalkuliert, dass wir beim nächsten Besuch wohl den ÖPNV in Erwägung ziehen. Bereicherung für Landau. Empfehlung für Nudelfreunde.