Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 288 Bewertungen 367598x gelesen 10216x "Hilfreich" 9165x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 14.04.2015 2015-04-14| Aktualisiert am
14.02.2021
Besucht am 07.04.2015
Unseren Kurzurlaub zu zweit in der Osterwoche verbrachten wir in den Straßen und auf den Hügeln Bambärchs, wie wohl die korrekte Niederschrift des heimischen Idioms lauten dürfte. Nächtens betteten wir unsere Häupter in der Villa Geyerswörth zur Ruhe und trotz der durchwachsenen Erfahrungen von orcagna und Mann zur selben Zeit des Vorjahres besuchten wir am ersten Abend auch das La Villa. Einige Kritikpunkte müssen wir bestätigen, insgesamt hatten wir aber einen netten Abend und empfehlen das Restaurant zwar weiter. Es ist aber auf Bewährung.
Die Empfehlung liegt sicherlich sehr an unserer Gastgeberin Sandra Tober, die uns mit ungekünstelter Freundlichkeit versiert durch den Abend begleitete. Von der Begrüßung, als wir gleich bemerkt wurden, obwohl wir durch den Seiteneingang vom Hotel herein schlichen, bis heute, als wir die Heimreise antraten und mit einem fröhlichen Winken von der Terrasse verabschiedet wurden, haben wir uns als gern gesehene Gäste gefühlt. Mit dem zunächst angebotenen Tisch waren wir nicht einverstanden. Von unserer Wahl riet Frau Tober ab, da dort der Service für eine Veranstaltung vorbei laufen werde. Als wir unseren Aperetif wählten, erhielt ich einen Probeschluck des Champagner angeboten, da der auf der Karte ausgewiesene nicht geliefert worden und der Ersatz deutlich fruchtiger sei. Danach wählte ich einen weißen Port, den ich trocken und gekühlt erwartete. Kam aber warm und süß. Warum der als Aperitif angeboten wird, erschloss sich mir nicht. Aber immerhin, geschmeckt hat er und 3,9€ ist ein Schnäppchen. Madame fand de Sekt-Erdbeer-Cocktail etwas zu süß (4,1€). Wasser (Apo für 4,5€) wurde nachgeschenkt (Es geht eben.) Zum Hauptgang wurde ein weiterer Wein angeboten. Natürlich erkundigte sich Frau Tober zur rechten Zeit nach unserer Zufriedenheit. Mit einer Reklamation ging sie sehr professionell um und bedankte sich später ausdrücklich für die Kritik. Zum Sorbet (Dessert) kam das Angebot, mit Champagner bzw. Schokoladenlikör aufzufüllen, ohne zusätzliche Berechnung.
Die Rechnung ging auf die Zimmernummer, Trinkgeld in bar.
Das Ambiente, schon von orcagna gut beschrieben, möchte ich als modern-elegant bezeichnen. Das helle Holzparkett und die in Goldtönen gestrichenen Wände kontrastierten mit dem dunklen Leder der Sitzbank und den Hochlehnern ohne Armlehnen. Alternativ gab es niedrigere Lehnstühle mit edlem Stoffbezug in hellen und dunklen Streifen. Das über den Laufwegen direkte, ansonsten indirekte Licht verbreitete ebenso eine entspannte Atmosphäre, wie die sehr leise Popmusik. Die Tischabstände waren passabel. Auf dem etwas rutschigen, breiten Tischläufer war übersichtlich eingedeckt einschließlich weißer Stoffserviette, einer Kombi aus Pfeffermühle und Salzstreuer und einem sehr aparten orangen Blütenzweig. Das Restaurant ist barrierefrei erreichbar, jedenfalls über das Hotel. Dort befinden sich in erreichbarer Nähe und auch ohne Stufen erreichbar, die Toiletten. Mit einem frischen Duft und wie die übrigen Räume sehr sauber, nur der Papiermüll quoll gerade etwas über, was an der größeren Runde im Hotel gelegen haben mag.
Soweit alles im 4-5 Punkte-Bereich.
Leider konnte die Küche nicht mithalten.
Vorab konnte dreierlei Baguette (u.a. mit Mohn) mit einem fruchtigen, aber nicht pikanten Tomatenpesto gefallen. Dazu grüne Oliven, grobes Meersalz und ungesalzene Butter. Ansonsten kein Gruß aus der Küche. Kalte Vorspeise nur für den verfressenen Teil der Familie: gebratenes Hasenfilet auf Feldsalat mit Speck und Pinienkernen aus dem Menue für 8,5€. Für meine Frau wurde schon gleich ein zweites Besteck mitgebracht. Ungerechte Welt... Schon beim Servieren entfuhr mir spontan ein kurzes "Oje!". Die Filetscheiben sahen doch sehr durchgebraten aus. Leider bestätigte sich meine Befürchtung. Nicht knochentrocken, aber sehr fest. Nicht ungenießbar, am dicken Ende gings auch, aber gute Zähne waren von Vorteil. Unsere Gastgeberin erkundigte sich nach der Zufriedenheit und verschwand nach meiner Kritik in Richtung Küche, um nachzufragen (?). Derweil kämpfte ich weiter mit dem Fleisch und versuchte auch die grüne Unterlage. Erwartet hatte ich einen Vogerlsalat mit krossen Speckwürfeln. Leider nein. Die Büschel waren in einer sehr öllastigen Vinaigrette ertränkt, die mich sehr tief über den Teller zwang. Trotzdem lief mir beständig Öl über das Kinn. Auch kein schöner Anblick. Aber meine Schöne ertrug still. Die Speckstreifen erschienen mariniert, jedenfalls nicht erkennbar an- oder gar ausgebraten und daher ebenfalls fettig. Und schließlich verlieren Pinienkerne gewaltig an Reiz, wenn sie nicht angeröstet werden. Kirschtomatenviertel sind in diesem Arrangement flüssiger als flüssig, bestenfalls. Allein die Farbe trug zur gelungenen Präsentation bei. Gerade als ich das letzte Stück Fleisch gegessen hatte, erschien Frau Tober und sprach "Der, der ihn gemacht hat, hat zugegeben, dass er ihn zu lange gebraten hat." Schluck! Ich verdrängte nur unter Schwierigkeiten Bilder von unschönen "Befragungen" im Hinterzimmer der Küche... Und freute mich über das Angebot, das Gericht neu zu servieren. Gesprächsstoff hatten wir genug, so dass mir die Zeit nicht zu lang wurde. Das Ergebnis war um Längen besser, der Gargrad perfekt getroffen. Jetzt kam die Qualität zur Geltung, das Fleisch zart, aber mit Textur, Röstnote und leichtem Wildgeschmack. Sogar meine Frau verlangte charmant ein Probierstück. Der Salat war weniger ölig, konnte in mitteleuropäischer Manier gegessen werde. Nur bei Speck und Kernen blieb's beim alten. Dafür gab es eine Brombeere. Warum auch nicht, öfter was Neues. Für den zweiten Teller knapp 4 Sterne, der erste hätte höchstens 2 bekommen.
Beim Zwischengang stieg Madame ein, Kohlrabischaumsuppe mit Rote-Bete-Chips (6€), für mich Kartoffelcremesuppe mit Räucherforelle (dito). Auf der Suppe Schwamm ein einsames, halb versunkenes Petersilienblatt. Ein Menetekel... Die Fischstücke waren in ausreichender Menge und konnten geschmacklich durchaus überzeugen, wenn man sie von der Suppe befreit hatte. Die war nach meiner Überzeugung zweimal gesalzen worden, ich konnte sie jedenfalls nicht essen. Auch kein Kartoffel- oder gar Sahnegeschmack bemerkbar, nur Salz. Aber die Geschmäcker sind verschieden, meine Frau war zum Tausch bereit und bekundete mehrfach, dass es ihr schmecke. Seltsame Welt... So kam ich in den Genuss der mild gewürzten, überzeugenden Gemüsesuppe, bei der die im Ofen gebackenen Bete-Scheiben sowohl ihre erdige Süße als auch ihren Crunch beisteuerten. Für die Suppen 4 und 1,5 Sterne.
Gerade, als die von uns erbetene Pause zu lang zu werden schien, wurde der Hauptgang serviert. Auch dieser nicht kritikfrei. Das mittelgroße Kalbskotelett (Petersilie inklusive...) zwar recht vorsichtig gebräunt, aber die Küche musste ja unbedingt ein zweites Hasen-Desaster vermeiden. Was ihr gelang. Fast durch, war das Fleisch saftig und schmeckte so, wie Kalbfleisch schmecken kann. Die Sauce dagegen hätte Montur verlangt, das war recht wässrig. Und geschmacklich fehlte es mangels Bratensatz oder Zwiebel oder irgendwas an Körper, aber auch Gewürz. Bei den Beilagen Licht und Schatten. Die reichlichen Kirschtomaten hier mal sehr gelungen, d.h. schön geschmolzen mit ausgewogenem Süße-Säure-Spiel. Aber das Kartoffelgratin ein Jammer. Die gebräunte Oberschicht seit ewigen Zeiten zu heiß gehalten? Das Ergebnis ein durchgehärteter zäher Deckel, darunter eine zu weiche, fast geschmacksneutrale Masse. Ist auf dem Teller geblieben.
Trost bot indes die Flasche Blanc de Noir 2013 vom Weingut Pflüger aus der Pfalz. Weiß oder eher Rosé aus Pinot Noir und Schwarzriesling. Sehr fruchtig, aber spritzig genug ,ein fabelhafter Begleiter, der mich den angebotenen Roten zum Kalb ablehnen ließ. Außerdem sorgte der schnell abnehmende Flascheninhalt für schnell zunehmende Stimmung. Auch der Preis von 22€ bot keinen Anlass für Trübsal.
Mein Gegenüber war mit ihrem Saltimbocca vom Seeteufel rundum zufrieden. Eine Probierportion für den Gatten stand scheinbar nicht zur Disposition. Schlechte Welt.
Ein Dessert war eigentlich nicht mehr drin. Aber hausgemachtes Sorbet verschwindet ja spurlos. Zu meiner Zitrone passte der als Aperitif noch verschmähte fruchtige Champagner sehr gut. Madame lobte Kirsch-Zimt sehr. Dazu der Kaffeelikör, der einen Wimpernschlag später vermutlich eingeatmet worden war. Für jede Nocke 1,6€, die Begleitung auf's Haus.
Insgesamt ein sehr gutes PLV.
Angenehmes Völlegefühl machte sich breit. Nachdem wir freundlich verabschiedet wurden und den mörderischen Heimweg von zwei Treppen geschafft hatten, empfing uns das Boudoir. Wär's doch immer so kurz!
Mit dem gebotenen Abstand könnte man vermuten, dass der Chef nicht im Haus war. Oder, dass wieder eine Küche zu knapp besetzt war, um eine Gesellschaft und ein etwa zur Hälfte gefüllte Restaurant zu stemmen. Oder, dass die Mischung aus Einmal-Hotelgästen und regelmäßig einkehrenden Serviceclubs eben nicht 100% Leistung nötig macht.
Sollte ich die Perle Oberfrankens wieder besuchen und nicht in einen Brauereigasthof einkehren, würde ich zunächst nach einer adäquaten Alternative suchen. Gäbe es sie nicht, würde ich dem La Villa durchaus eine weitere Chance geben, trotz der ähnlichen Erfahrungen von orcagna. Wär die Küchenleistung wieder so, müsste ich trotz des guten Service allerdings den Vorbehalt einlösen und Empfehlung zurück ziehen.
Unseren Kurzurlaub zu zweit in der Osterwoche verbrachten wir in den Straßen und auf den Hügeln Bambärchs, wie wohl die korrekte Niederschrift des heimischen Idioms lauten dürfte. Nächtens betteten wir unsere Häupter in der Villa Geyerswörth zur Ruhe und trotz der durchwachsenen Erfahrungen von orcagna und Mann zur selben Zeit des Vorjahres besuchten wir am ersten Abend auch das La Villa. Einige Kritikpunkte müssen wir bestätigen, insgesamt hatten wir aber einen netten Abend und empfehlen das Restaurant zwar weiter. Es... mehr lesen
Brasserie La Villa im Hotel Villa Geyerswörth
Brasserie La Villa im Hotel Villa Geyerswörth€-€€€Restaurant, Hotel, Gourmet095191740Geyerswörthstraße 15 - 21 a, 96047 Bamberg
3.5 stars -
"Da ist noch Luft nach oben..." DerBorgfelderUnseren Kurzurlaub zu zweit in der Osterwoche verbrachten wir in den Straßen und auf den Hügeln Bambärchs, wie wohl die korrekte Niederschrift des heimischen Idioms lauten dürfte. Nächtens betteten wir unsere Häupter in der Villa Geyerswörth zur Ruhe und trotz der durchwachsenen Erfahrungen von orcagna und Mann zur selben Zeit des Vorjahres besuchten wir am ersten Abend auch das La Villa. Einige Kritikpunkte müssen wir bestätigen, insgesamt hatten wir aber einen netten Abend und empfehlen das Restaurant zwar weiter. Es
Der erste nicht nur sonnige, sondern auch warme Tag lockte uns mittags nach draußen. Da waren wir nicht die Einzigen. Um den Massen zu entgehen, fuhren wir in Richtung Überseestadt. Ein kleiner Geheimtipp (ups, jetzt nicht mehr) ist die Terrasse des Restaurants Blaufeuer im Steigenberger Hotel. Allerdings nur, wenn man gegen Lärm unempfindlich ist. Denn in unmittelbarer Nähe führt die Eisenbahnbrücke über die Weser und wenn die neuesten Volkswagen-Erzeugnisse per Zug in Richtung Emden rollen, ist keine Unterhaltung möglich. Aber dafür wird man durch die Sicht auf das viele Publikum aus der Innenstadt entschädigt, auf das immer noch gewerblich geprägte Südufer und auf Boote aller Größe. Dazu noch das Glitzern der Sonne auf dem Wasser. Schön.
Das Ambiente drinnen ist langweiliger Hotelschick in den Farben der Kaffeespezialitäten. Auf der Terrasse eher rustikal, die Tischplatte aus Holzbohlen. Stabiles, bequemes Außenmobiliar auch die Stühle. Als wir kommen, ist das Restaurant gut besucht, hauptsächlich von Seminarteilnehmern. Unsere Bitte, die Terrasse zu öffnen, ist kein Problem. Nur für die Gäste, die jetzt im Zug sitzen, immer wenn die Tür geöffnet wird. Irgendwann erbarmt sich die Serviceleiterin und öffnet auch die zweite deutlich entfernt liegende Außentür. Jetzt sind die Laufwege weiter. Aber so soll es sein, Zufriedenheit der Gäste und nicht Bequemlichkeit des Personals, steht im Vordergrund. Freundlich und flott wird eingedeckt, leider nur mit diesem braunen Schlabber-Sets in Flechtoptik. Geschirr, Gläser und Besteck sind guter Standard. Wir werden von einer jungen, sehr freundlichen Dame bedient, die sich als erstes für evtl. Holperigkeiten entschuldigt, da sie ihren ersten Tag im à-la-carte-Service habe. Der Hinweis war völlig überflüssig, konzentriert und professionell wurde alles erledigt, z.B. korrekte Auskünfte zu den Zutaten gegeben, der gewünschte Gargrad und die Zufriedenheit erfragt, Dessert oder Kaffee angeboten. Dabei natürlich und sympathisch. Peter wäre begeistert gewesen und auch uns ging das Herz auf. Eine sehr erfreuliche Leistung.
Genau wie die der Küche.
Vorweg knuspriges Baguette mit einer hausgemachten pikanten Paprikacreme und Butter.
Die verschiedenen Blattsalate mit Entenbrust in Granatapfelsauce waren schon optisch ein großer Genuss, ich denke das Foto zeigt es. Und auch geschmacklich waren Kerne und intensive Sauce eine ideale Ergänzung zu den diversen, teils etwas pikanten Blättchen (kein Eisberg), die nur leicht angemacht waren. Dazu drei Streifen einer zarten, geschmackvoll geräucherten Brust, sehr gut mit der Frucht harmonierend. Allein die Haut hätte man entfernen können, aber wer weiß, vielleicht mögen manche Menschen das Geschwabbel. Hammer Vorspeise.
Auch die Hauptspeise war überzeugend, ein Rumpsteak, auf Wunsch medium, exakt getroffen und von guter Qualität. Die Kräuterbutter war in der Speisekarte aufgeführt - löblich - und konnte daher abbestellt werden. Dazu handgeschnittene Pommes aus der Pfanne, etwas hell für mein Gusto und grüne Bohnen,TK-Ware nach meinem Eidruck, aber mit deutlichem Geschmack, ebenfalls gut gekocht und nicht quietschig. Tadellos.
Einziger, aber heftiger Reinfall der Espresso. In vorgewärmten Tassen serviert, war er, warum auch immer, nur sauer, an der Grenze zur Ungenießbarkeit. Das haben wir auch deutlich moniert, bei aller Zufriedenheit im Übrigen.
Zum PLV kann ich nichts sagen, da eingeladen. Ich meine, mich an einen Mittags-Kombi-Preis von 14 Euro zu erinnern, das wäre günstig. Dazu ein offener Grauburgunder, der auch gefallen konnte.
Als auf der Weser noch zwei langhälsige Wasservögel erschienen, die nach Beute tauchten, war die Mittagspause perfekt.
Der erste nicht nur sonnige, sondern auch warme Tag lockte uns mittags nach draußen. Da waren wir nicht die Einzigen. Um den Massen zu entgehen, fuhren wir in Richtung Überseestadt. Ein kleiner Geheimtipp (ups, jetzt nicht mehr) ist die Terrasse des Restaurants Blaufeuer im Steigenberger Hotel. Allerdings nur, wenn man gegen Lärm unempfindlich ist. Denn in unmittelbarer Nähe führt die Eisenbahnbrücke über die Weser und wenn die neuesten Volkswagen-Erzeugnisse per Zug in Richtung Emden rollen, ist keine Unterhaltung möglich. Aber... mehr lesen
4.5 stars -
"Erfreuliche Leistung von Küche und Service. Schöne, aber laute Terrasse." DerBorgfelderDer erste nicht nur sonnige, sondern auch warme Tag lockte uns mittags nach draußen. Da waren wir nicht die Einzigen. Um den Massen zu entgehen, fuhren wir in Richtung Überseestadt. Ein kleiner Geheimtipp (ups, jetzt nicht mehr) ist die Terrasse des Restaurants Blaufeuer im Steigenberger Hotel. Allerdings nur, wenn man gegen Lärm unempfindlich ist. Denn in unmittelbarer Nähe führt die Eisenbahnbrücke über die Weser und wenn die neuesten Volkswagen-Erzeugnisse per Zug in Richtung Emden rollen, ist keine Unterhaltung möglich. Aber
Bei der dreitägigen Fortbildung am Grunewald empfahl sich der Dienstagabend für ein aushäusiges Abendessen.
In dem Portal, dessen Namen nicht genannt werden darf (demnächst "Das Verschwundene Portal") flugs bei unserer sehr geschätzten und hoffentlich nicht auf Dauer Ex-Kollegin Devas geschaut und auf das La Cascina nur 10 Minuten zu Fuß gestoßen. Die Empfehlung für diese italienische Institution in Grunewald fiel bereits etwas zurück haltend aus, mit dem Tenor "Die Küche könnte wieder zulegen."
So war's.
Das Ambiente sehr ansprechend. Gemäß dem Namen des Restaurant etwas rustikal, aber gediegen. Die Holzständer zwischen den weiß getünchten Wänden sind dunkelbraun gestrichen, auch das Holzparkett gibt einen guten Kontrast. Vor den weiß eingedeckten Tischen mit einfach gehaltener Dekoration stehen robuste Holzstühle mit gepolsterte lederbezogener Sitzfläche, denen ich mein Gewicht ohne Zögern anvertraute. Nach den vielen Bistrostühlchen der letzten Wochen mal wieder gut gesessen. An den Wänden des Hauptraums viele ansprechende Schwarz-Weiß-Fotografien. Leider wird mir als Einzelgast "natürlich" wieder mal der mit Abstand schlechteste Tisch angeboten, an der Ecke gleich zweier Laufwege. Stattdessen komme ich im etwas einfacher bebilderten Nebenraum unter, aber mit gutem Blick u.a. auf die Filetier-Station der Ober und dem Kommen und Gehen. Die Beleuchtung sorgt für warmes, goldenes Licht.
Die Gästeschar ist hier international. Neben den einheimischen, wohl situierten Paaren mit Lebenserfahrung sind der Sprache nach die ehemaligen Supermächte des Kalten Krieges gut vertreten. Dass "die Russen" aus Berlin abgezogen sind, trifft jedenfalls auf Grunewald und Umgebung nicht zu... Eine Reservierung ist zu empfehlen. Selbst am Dienstag Abend wurden die Tische fast vollständig zweimal umgeschlagen.
Rundum eine Wohlfühlatmosphäre.
Auch der Service agiert tadellos. Vier Herren und eine Dame in dunkler Hose, dunkelblauer Schürze, weißem Hemd. Die Herren zudem mit unterschiedlichen, individuellen Krawatten, hat Stil. Die Zuständigkeiten sind nicht klar, jeder kommt mal vorbei. Aber alles klappt. Überwiegend werde ich von einem weiteren jüngeren Herrn bedient, der mit hellbrauner Baumwollhose, dunklem Pullover und Turnschuhen etwas deplatziert wirkt, aber genauso zurückhaltend und höflich auftritt, wie die restliche Brigade. Auch mit meiner teilweisen Unzufriedenheit weiß er umzugehen. Vielleicht der Junior-Chef? Warum nur nennt er mich ständig Monsieur statt Signore (oder gar Dottore)? Ich bin kurzzeitig verwirrt. Vielleicht doch eher aus dem Maghreb statt vom Stiefel? Egal, ein guter Ober, auf jeden Fall.
Garderobenservice beim Kommen und Gehen. Die Gäste werden zum Platz begleitet. Die leicht abgeschabten Kunststoffkarten werden geöffnet gereicht, die Tagesangebote aus dem Kopf und hinreichend langsam mitgeteilt, allerdings recht leise in diesem lebendigen Ambiente.
Das Nachschenken klappt tadellos, auch die Fragen nach der Zufriedenheit und weiteren Wünschen kommen zur rechten Zeit. Zudem wird eine Pause abgestimmt. Da Devas und auch der dortige Vorkritiker Zweifel an den Filetier-Künsten des Personals äußerten, habe ich genau zugeschaut. Die diversen Seezungen, die zunächst auf Steingut den Gästen präsentiert wurden, sind aus meiner Sicht sehr schnell, sauber und vor allem ohne übermäßigem Verschnitt zerlegt worden.
Was zur vollen Punktzahl fehlt, war eine gewisse Herzlichkeit, den Gast Freude über seinen Besuch zu vermitteln. Steif war der Service nicht, aber eben auch nicht zugewandt. Immerhin um Längen besser, als das aufgesetzte Bussi-Getue. Aber Luft nach oben ist noch.
Das gilt allerdings für die Küche erst recht. Teilweise bis in einzelne Gericht hinein, decken sich meine Erfahrungen mit der Kritik von Devas. Was heißt: Amuse nett. Vorspeise gut. Suppe o.k. Hauptgang mau. Dessert sehr gut.
Vom nicht näher bezeichneten Prosecco habe ich Abstand genommen. Als Aperitif vielmehr ein Campari mit frisch gepresstem Orangensaft für immerhin 8€. Zumal es eher ein Saft mit Campari war...
Zu Beginn ein reichlich gefüllter Brotkorb, zuoberst dünner Pizzateig mit reichlich Thymian. Im weiteren war es dann vorbei mit dem frischen Brot, viel trockenes kam zum Vorschein. Dann ein Bruscetta in Form einer recht dünnen Brotscheibe und daher genau richtigen Knusprigkeit, die Tomaten erfreulicherweise nicht durch zuviel Knoblauch getötet. Ein frischer Einstieg. Dazu ein Teller mit Streifen luftgetrocknetem Schinken. Leider wenig Eigengeschmack.
Dann Antipasto di Mare, ein reichlich bestückter Mix aus Meeresfrüchten, zumeist zarter Oktopus, Eismeergarnelen, Calamares und einigen wenigen Vernusmuscheln. Ein frisch aufgeschnittene halbe Zitrone konnte nach eigenem Geschmack das Olivenöl und die Chilischnipsel ergänzen, die für eine angenehm Schärfe sorgten. Ein guter Auftakt und mit 14€ nur etwas zu hoch bepreist. Dazu ein Glas Torre di Giano, eine würzige umbrische Weißwein-Cuvee mit gefühlt sehr knapp eingeschenkten 0,25l zu 7€, dem 3,5 bis 4-fachen des Internetpreises. Auch kein Schnäppchen, aber zu den pikanten Meeresfrüchten gut zu trinken. Flaschen-Weine von ca. 30€ bis 550€ auf der gesonderten Karte. Das Aqua Panna war mit 5,5€ für 0,75l vergleichsweise günstig. Mangels eines Menues konnte kein MWI gebildet werden, hätte aber wohl erfreut.
Als zweiten Gang wählte ich Zuppa di spinaci al brodo. Also Brühe mit frischem Spinat und Parmesan. Letzterer war kaum wahrzunehmen, dafür viel sehr klein geschnittener Spinat und Eieinlage. Die Brühe war würzig, aber nicht übersalzen. Ein einfacher, stimmiger Gang ohne Höhepunkte und mit 6€ nicht zu teuer.
Nach einer angenehmen Pause kam der Hauptgang. Da Devas sehr enttäuscht gewesen war, hatte ich von den Nierchen Abstand genommen. Aber auch das empfohlene Rindersteak wollte ich aufgrund der argentinischen Herkunft nicht unbedingt. Was immer geht ist Fegato, die Kalbsleber. Ich wählte die klassische Venezianer Art, in Weißweinsauce mit geschmorten Zwiebeln und Salbei. Dazu das zur Hälfte aller Gerichte auf der Karte empfohlene hausgemachte Kartoffelpüree. Der stolze Preis von 24€ ließ mich allerbeste Ware erwarten, leider wurde ich enttäuscht. Nur einige wenige dicker geschnittenen Stücke waren zart. Der große Rest kleine harte Stücke teilweise nicht pariert und hochgebogen. Auch die Sauce daneben gegangen. Wässrig, nicht vernünftig gebunden und eher nach Essig als nach Wein schmeckend. Schüttel! Allein die noch mit etwas Biss versehenen Zwiebeln konnten gefallen. Das Püree war mit frischem Schnittlauch bestreut, alle Röllchen exakt von gleicher Länge im Unter-Millimeter-Bereich. Devas vermutete wegen der etwas gummiartigen Konsistenz ein Fertigprodukt. Das möchte ich nicht bestätigen. Dagegen spricht der Buttergeschmack und eine leichte Stückigkeit, aber wer weiß schon, was die Lebensmittelindustrie alles möglich macht. Geschmeckt hat es jedenfalls ganz ordentlich, allemal im Vergleich zum Fleischanteil. Den ließ ich überwiegend auf dem Teller zurück.
Auf die geflüsterte Frage nach der Zufriedenheit sprach ich laut und deutlich mein Urteil und wurde sofort mit dem Angebot eines Desserts auf Haus besänftigt. Nun gut, keine Berechnung des Hauptgerichtes wäre mir angemessen erschienen, aber immerhin die Bemühung um den Gast. Trotz des Zucker-Overkills im Delice und einer zwar entgegen gesetzten, aber ebenso so schlechten, weil überspritteten Erfahrung (von First?) entschied ich mich für eine Zabaione auf Vanilleeis. Die angebotenen Waldbeeren lehnte ich eingedenk der Jahreszeit ab, was der Ober mit einem hingenuschelten "Wenig Geschmack." nur bestätigte.
Das war mal ein Kracher. Noch warm aus dem Wasserbad und schön schaumig verband die Creme aufs Beste eine nicht überbordende Süße mit einem dezenten Marsala-Aroma. Dazu der Warm-Kalt-Kontrast mit dem anständigen Eis: Mmmmmh!
Obacht!, übernehmen Sie!
Einigermaßen versöhnt stattete ich den Toiletten noch einen Kontrollbesuch ab. Alles tadellos sauber und angenehm, ebenso wie im übrigen Restaurant, wenn auch eher Standard im Terrakotta-Farbton.
Trotz Ambiente und Service komme ich auch wegen der vergleichbaren Erfahrungen der Vorkritiker nach Küchenreise nicht zur 4, sondern lasse es bei einem: Wenn es sich ergibt.
Bei der dreitägigen Fortbildung am Grunewald empfahl sich der Dienstagabend für ein aushäusiges Abendessen.
In dem Portal, dessen Namen nicht genannt werden darf (demnächst "Das Verschwundene Portal") flugs bei unserer sehr geschätzten und hoffentlich nicht auf Dauer Ex-Kollegin Devas geschaut und auf das La Cascina nur 10 Minuten zu Fuß gestoßen. Die Empfehlung für diese italienische Institution in Grunewald fiel bereits etwas zurück haltend aus, mit dem Tenor "Die Küche könnte wieder zulegen."
So war's.
Das Ambiente sehr ansprechend. Gemäß dem Namen des... mehr lesen
Ristorante La Cascina
Ristorante La Cascina€-€€€Restaurant0308261794Delbrückstraße 28, 14193 Berlin
3.5 stars -
"Nur eingeschränkte Empfehlung. Licht und Schatten bei der Küchenleistung. Etwas überteuert." DerBorgfelderBei der dreitägigen Fortbildung am Grunewald empfahl sich der Dienstagabend für ein aushäusiges Abendessen.
In dem Portal, dessen Namen nicht genannt werden darf (demnächst "Das Verschwundene Portal") flugs bei unserer sehr geschätzten und hoffentlich nicht auf Dauer Ex-Kollegin Devas geschaut und auf das La Cascina nur 10 Minuten zu Fuß gestoßen. Die Empfehlung für diese italienische Institution in Grunewald fiel bereits etwas zurück haltend aus, mit dem Tenor "Die Küche könnte wieder zulegen."
So war's.
Das Ambiente sehr ansprechend. Gemäß dem Namen des
Geschrieben am 18.02.2015 2015-02-18| Aktualisiert am
23.02.2015
Besucht am 29.01.2015
Tour de France Teil 3
And the winner is......Regensburg!
Immerhin bei meiner kleinen unbeabsichtigten Tour de France (Bonapart, Delice, Orphée) und jedenfalls beim Essen.
Aber auch beim Ambiente.
Dem seit 1977 der französischen Brasserie-Küche gewidmeten Orphée sieht man das bayerische Wirtshaus noch an. Eingang von der Hofdurchfahrt in die rustikalere Gaststube mit der großen Theke und hinten ein ruhigerer Raum mit eingedeckten Tischen. Die Innenausstattung stammt aus dem Jahr 1896, dementsprechend viel dunkles Eichenholz auf Wänden, Fußboden und Theke. Über den Hof war die Hausbrauerei, inzwischen ein spanisches Restaurant. Und im Obergeschoss die Fremdenzimmer inzwischen ein - den Bildern nach zu urteilen - feines, individuelles Privathotel. Eine besondere Leidenschaft scheint in Hotel und Restaurant für Kunst und Künstler zu bestehen, in der Hofdurchfahrt und an der Tür werden Vernissagen, Projekte etc, auch im Hause angekündigt. Im Gastraum sind die Wände mit vielen, vielen Bildern, Zeichnungen, Karten, Postern bedeckt, sehr unterschiedlich, aber mit Niveau und Verstand. Ich empfand es nicht als wüstes Durcheinander, sondern als kreative Lebendigkeit. Das passt auch zur Stimmung. Als ich am Donnerstag Abend ohne Reservierung eintrat, schlug mir bereits fröhliches Stimmengewirr entgegen. Fast alle Marmor-Tische, die klassisch an den Wänden entlang sehr eng stehen, dahinter mit rotem Samt bezogene Sessel, davor die unbequemen Holzstühle, waren mit (Freundes-)Pärchen und wenigen Grüppchen besetzt. Die Empfehlung für das Orphée habe ich noch mit einem schmachtendem Hinweis auf die schönen Uni-Zeiten erhalten und mir scheint das Publikum in der Tat seit Studententagen mit gealtert zu sein. Sehr wenige (erkennbare) Touristen. Nur der Stadtplan (Papier! Gibt's noch!!) auf einem Tisch und eine einsame Bremen-Kappe zeugte von auswärtigem Besuch. Offenbar ist das Orphée der Klassiker, um sich mit netten Leuten zu treffen. Meine Schritte in Richtung des Restaurantteils unterband die Chefin mit einem resoluten "Ja, kann man Ihnen helfen?" und dem Hinweis, dass nur noch vorne etwas frei sei. Und außerdem wurde mir gleich beschieden: "Das Essen schmeckt überall!" Madame sollte Recht behalten.
Zunächst hatte ich von meinem Katzentisch vor den großen Fenstern zur Gasse einen guten Ausblick auf das Gewusel und die Bemühungen des Service. Während im Restaurant junge Männer klassisch in schwarzer Hose und Schürze, weißem Hemd (und Fliege, oder geht da die Fantasie mit mir durch?) den Garçon geben, war der Bistrobereich zwei schwarz gekleideten Damen vorbehalten, von denen eine, leider seltener gesehene, Auskunft über die offenen Weine geben konnte. Ihre Kollegin war vom "Typus Studentin in der Gastro" also mäßig flott, mäßig freundlich (besserte sich), übermäßig vergesslich, stets mit dem Blick durchs Restaurant, aber nie zu den Gästen und trotz bescheidener Produktkenntnisse mit der beneidenswerten Selbstgewissheit der Jugend. Schockiert war ich nur, als sie mir eröffnete, dass sie seit einem Jahr in Vollzeit (!) im Lokal arbeite. Ich sag nur: Augen auf bei der Berufswahl! Nicht jeder ist für den Service geboren...
Auf der im Internet einsehbaren Karte viele Klassiker der kleinen Küche. Ich wählte als Vorspeise Boudin noir mit Zwiebeln und Apfel für 9,8€ und das Bifteck mit kleinen weißen Bohnen und selbst gemachten Pommes frites zu 16,8€.
Für den ersten Hunger gab's vom Haus einfaches, knuspriges Baguette. Ich wählte dazu einen in der Speise-Karte nicht näher bezeichneten, auf Nachfrage als "Pfalz" eingegrenzten typischen Riesling Sekt, 3,8€ für 0,1l. Zum Essen aus der guten Weinkarte die zeitweilige Empfehlung Tapada de Villar eine mir bis dato unbekannte rote(!) Alentejo-Cuvee aus dem Barrique, aber mit weichen Tanninen, harmonisch, etwas süffig. Alle Weine auch im 0,1-Glas ab 2,5€, hier für 3,7€. Statt Dessert gönnte ich mir ein Gläschen Rivesaltes aus Grenache-Trauben für 4,9€. Mehr noch, als der runde, traubige Abschluss sorgte für gute Laune, dass neben Adelholzener Mineralwasser (3€/0,25l. Grrrr) - endlich, endlich - ein einigermaßen erschwinglicher Durstlöscher in Form eines Tafelwassers für 5,8€ den Liter zur Verfügung stand. Wer das auch für sehr teuer hält, möge sich damit trösten, dass es sich um Grander-Wasser handelt, den Gläubigen wird dies einiges Wert sein.
Beide Gänge waren rundherum überzeugend, allerdings auch keine Schnäppchen.
Von der Blutwurst vier dünne Scheiben, außen knusprig, innen leicht schmelzend, kräftig, aber nicht übersalzen. Dazu ganz geduldig geschmorte weiße Zwiebeln, genau richtig im Biss für die Süße und ein Apfelkompott, das genau die richtige Säure beisteuerte. Perfekt, auch mit dem Wein.
Das Minutensteak war ebenfalls genau die richtige Zeit in der Pfanne, gerade nicht durch, sehr saftig, im ganz leicht gebundenen, pikanten Fleischsaft und mit einer Zitronenscheibe. Mmmh.... Mehr brauch ich nicht. "Schlimm" waren die kleinen weißen Bohnen auch nicht, kräftig gesalzen, aber nicht unangenehm, weich ohne mehlig zu sein, auch ein Hauch Zitrone. Die dicken, handgeschnitten Pommes hätten einen Tick dunkler sein dürfen und waren auch nicht sehr kartoffelig im Geschmack. Trotzdem eine schmackhafte Beilage.
Rundum glücklich mit dem Essen!
Über die Tische wurde gründlich gewischt, allerdings kam der Lappen auch aus und wieder in den großem Eimer. Wenn das Wasser zeitnah gewechselt wird... Ansonsten alles o.k, ohne die Sanitäreinrichtungen besucht zu haben.
Tour de France Teil 3
And the winner is......Regensburg!
Immerhin bei meiner kleinen unbeabsichtigten Tour de France (Bonapart, Delice, Orphée) und jedenfalls beim Essen.
Aber auch beim Ambiente.
Dem seit 1977 der französischen Brasserie-Küche gewidmeten Orphée sieht man das bayerische Wirtshaus noch an. Eingang von der Hofdurchfahrt in die rustikalere Gaststube mit der großen Theke und hinten ein ruhigerer Raum mit eingedeckten Tischen. Die Innenausstattung stammt aus dem Jahr 1896, dementsprechend viel dunkles Eichenholz auf Wänden, Fußboden und Theke. Über den Hof war... mehr lesen
5.0 stars -
"Klare Empfehlung. Wunderbares französisches Bistro-Restaurant in einer der schönsten Altstädte Deutschlands" DerBorgfelderTour de France Teil 3
And the winner is......Regensburg!
Immerhin bei meiner kleinen unbeabsichtigten Tour de France (Bonapart, Delice, Orphée) und jedenfalls beim Essen.
Aber auch beim Ambiente.
Dem seit 1977 der französischen Brasserie-Küche gewidmeten Orphée sieht man das bayerische Wirtshaus noch an. Eingang von der Hofdurchfahrt in die rustikalere Gaststube mit der großen Theke und hinten ein ruhigerer Raum mit eingedeckten Tischen. Die Innenausstattung stammt aus dem Jahr 1896, dementsprechend viel dunkles Eichenholz auf Wänden, Fußboden und Theke. Über den Hof war
Wenn ich schon von GuG zitiert werde, lass ich mich nicht lumpen. Eigentlich wollte ich den Roman mit in den RK-Orkus gleiten lassen, aber vielleicht leiden ja noch andere Kritiker an präseniler Bettflucht...
Allgemein
Die Geschmäcker sind verschieden...
Gut war's bei Ehepaar Dumaine, in vielem sehr gut. Aber gemessen an meinen Erwartungen war es nicht perfekt.
Die Reservierung über die Homepage erfolgte während der Schließzeit. Trotzdem bekam ich gleichtägig eine natürlich gehaltene Bestätigung per E-Mail.
BEDIENUNG
Als ich am Sonntagabend pünktlich erschien, wurde ich von Frau Dumaine persönlich und freundlich begrüßt. Mir wurde ein Zweiertisch im Mittelteil angeboten. Ich hätte einerseits den schönsten Blick in den Kräutergarten gehabt, andererseits direkt im Laufweg der Bedienung in den Neubau gesessen. Mein Wunsch nach einem ruhigeren Tisch wurde erfüllt. Das überflüssige Gedeck wurde sogleich abgedeckt und mir die Speisekarte sowie die kleine Getränkekarte überreicht. Dazu ein kleines Willkommensschild mit meinem Namen und der erste Gruß aus der Küche. Mir wurde der Hausaperitif erläutert, ich wollte aber lieber in der Karte ein wenig schauen. Das angebotene Wasser nahm ich schon gerne an, denn es war für den Borgfelder eine lange Anreise gewesen. Auch ein Platzwechsel am Tisch wurde freundlich durchgeführt. Grund war eine erzählfreudige Gruppe älterer Gäste, die ich nicht immer bei ihren Geschichten böse anstarren wollte; kenn mich ja...
In der Folge wurde ich überwiegend von einer weiblichen Stammkraft sehr freundlich, aber zurückhaltend betreut. Die Speisen wurden in allen Einzelheiten annonciert, wie ich es gerne mag. Auch gern wiederholt, denn man hat ja Chronistenpflicht... Der Dame wurde von einer sehr jungen Kollegin assistiert, die aus Addis Abeba stammt und aufgrund der Sprachbarriere meist nur scheu lächelte. Trotzdem versuchte sie sich an den auch sprachlich gewagten Kreationen des Hauses und ich glaube, das meiste verstanden zu haben. Zur Not konnte ich auf einer kleinen Karte mit der Menuefolge spicken, die mir Frau Dumaine angekündigt hatte, die aber erst auf Nachfrage gebracht wurde. Ebenfalls erforderlich war leider die Klärung, wer das Wasser nachschenken solle, da ich nicht an die Flasche im Kühler herangereicht hätte, ohne meine Krawatte über den Teller zu ziehen, der Service aber gerade zum dritten Mal davon eilte, ohne mein leeres Glas zu bemerken. Nach meiner Frage lief es problemlos. Es wurde von rechts serviert, bis ich aufgrund der abendlichen Kühle die Schiebetür schloss und es mir dann doch zu eng wurde. Die jüngere Kollegin kam gleich von links. Die Gangfolge erfolgte zügig, wie gewünscht. Ein Dessertwein wurde auf mein Bitten empfohlen. Auch Kaffee angeboten, den ich aus noch zu schildernden Gründen ablehnte. Nach nur 2:25 Stunden verließ ich das Vieux Sinzig wieder nach immerhin 7 Gängen, 3 Grüßen, Sorbet, Pre- und Apres-Dessert. Ich wurde wieder per Handschlag von der Gastgeberin sowie von meiner Bedienung verabschiedet und bekam noch ein hauseigenes Wildkräuterpesto überreicht. Möge es die weitere Reise in meinem Koffer unbeschadet überstehen!
Ich fand den Service natürlich, freundlich, unaufgeregt und am Wohlergehen des Gastes interessiert. Die kleinen Holperigkeiten halten mich nicht von der Höchstnote ab.
ESSEN
Mit der Begrüßung wurden zwei dünn ausgerollte, kross gebackene Dreiecke von Baguetteteig serviert, die mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Gewürzen und Samen bestreut waren. Brotchips, die bei jedem Bissen den Geschmack wechselten! Der eigentliche Brotkorb bestand aus vier oder fünf im Haus gebackenen Sorten, von hell zu dunkel und weich zu sehr kross. Dazu ein frischer Bärlauchquark. Gesondert wurde auf einem heißen Rheinkiesel ein kleines warmes Käsebrötchen serviert. Optisch, haptisch und gustatorisch das Beste aus dem Ofen. Der letzte Gruß aus der Küche ein Dreierlei: Das Süppchen von grünem und weißen Spargel mit Spargelschaum und einer kleinen Felsenbirne war nett. Bei der Picata vom Seezungenrogen kontrastierte der fischige (im positiven Sinne) Geschmack schön mit der leichten Schärfe des Paprikaconfits. Unerwartet kräftig in Farbe und Geschmack die Pâté vom Perlhuhn wie auch die selbst hergestellte Cumberlandsauce.
1. Gang: Ofengemüse mit Gewürzaromen, Wildkräutern und Salbei-Vinaigrette.
Dazu wurde frisch ein Burgundertrüffel (vermutlich hiesig) über den aufgetürmten Hügel von weichem Gemüse, Kräutern und Blüten geraspelt. Davon kullerten die Scheiben denn lustig auch auf den Tisch und auf meine Serviette. Na, das meiste blieb ja auf dem Teller. Schwerer wog der Umstand, dass der Trüffel sowohl in der Nase, als auch am Gaumen total enttäuschte. Dazu vier Saucen, von denen mir die Walnusstapenade im Gedächtnis blieb. Im Übrigen schon schmackhaft, wobei mir einzelne Blüten solo besser schmeckten, als im Konzert der sehr vielen Bestandteile. Steh halt auf reine Geschmäcker wie im Sashimi...und wurde nicht enttäuscht:
2. Gang: Merlan-Tartar und Langostinos mit Weinbergschnittlauch, Algenkrokant und gelierter Tomaten-Essenz.
Mein persönlicher Favorit, leider fast am Anfang des Menues. Dünnes Krokant gleichzeitig süß und salzig. Tartar (etwas wässrig) wie auch das ausgelöste Fleisch vom Schalentier roh und von feinem, aber deutlichen Geschmack. Ein großer Genuss. Auch das Tomatenessenz-Gelee optisch wie geschmacklich wunderbar. Pesto und Ketchup (Wer kennt die Kräuter, nennt die Namen?) kräftige Begleiter, die ein farbenfrohes Bild auf den Teller brachten, aber nur sparsam probiert werden durften.
3. Gang: Roter Thunfisch einseitig gebraten mit Sesam-Gomasio, grünem Spargel, Schinken und Spargel
Erste Schwäche der Küche. Ungleicher Schnitt, dadurch der dickere Teil ganz überwiegend noch roh, das dünnere Ende jedoch zur Hälfte durchgebraten, das ist zu viel. Zudem grenzwertig dunkel. Der Spargel ohne Tadel, der dünne krosse Bacon ging nach meinem Geschmack keine Liason mit dem Thun ein. Hätte ich mir - ganz Norddeutscher - mit der nachfolgenden äthiopischen Scholle gewünscht.
4. Gang: gebratenes Schollenfilet aus Island mit Berbere, Haselnussraspel, Kichererbsen, Aubergine und Kapuzinerkressepesto
Ebenfalls kräftig gebraten, war der Fisch saftig und voller Geschmack; da lohnte die Arbeit am Rosengarten;-)) Kleine Hautfetzen sahen nicht so schön aus. Die Haselnuss passte perfekt. Gespannt war ich auf die abessinische Gewürzmischung, geschmeckt habe ich leider davon nichts. Ich bat sogar noch um eine Probe, um vielleicht noch nachträglich den Geschmack zu identifizieren, auch Fehlanzeige. Da hatte die Küche (zu) viel Respekt vor der Schärfe oder überschätzte meine sensorischen Fähigkeiten (oder hat schlicht mal was vergessen bei der Vielzahl der Bestandteile). Das Filet wurde auf einem platten, weil zu weichem Auberginenröllchen drapiert, in dem das Pesto von der Kapuzinerkresse versteckt war. Das habe ich sehr wohl geschmeckt, da es recht säuerlich war und mit dem feinen Schollengeschmack nicht harmonierte.
Erfrischung: Apfelsorbet, eingelegte Apfelscheibe, am Tisch mit Calvados übergossen
Zunächst lobenswert, dass Zunge und Gaumen vor dem Fleisch erfrischt werden sollten. Und ein unverdientes Eigenlob, dass ich vom Calvados-Aperitif Abstand genommen hatte ;-) Das Sorbet geschmacklich an sich sehr gut, aber kaum noch mit Säure, die auch von der eingelegten Apfelscheibe jedenfalls nicht merklich beigesteuert wurde. Zudem bereits sehr weich, als es auf den Tisch kam, sodass mit dem Calvados sehr schnell nur noch mäßig kühle Flüssigkeit drohte. Mit meinem kleinen Löffelchen über das Weckglas gebeugt, tat ich mein Bestes; hoffentlich hat mich keiner beobachtet!
5. Gang: Lammrücken aus Schottland mit Tannenspitzen lackiert,Chinakohl und Rosinen-Bulgur, Rosinenkapernsauce
Dazu noch Rosinen in ihrer ursprünglichen Form zusammen mit (leider ungerösteten) Pinienkernen. Die Rosinen haben mir in allen drei, sehr unterschiedlichen Variationen vorzüglich geschmeckt, herausragend in der Kapernsauce. Absolut angefixt hat mich der Tannennadellack! Wenn ich jetzt schriebe, wie ein Fichtennadelbad im Mund, wäre das keine positive Assoziation. Sagen will ich: Was ich bisher nur als Geruch kannte, konnte ich jetzt auch schmecken! Trotzdem war der Gang eine Enttäuschung. Die beiden Scheiben vom Lammrücken waren nur noch zum Knochen hin rosa. Von außen kommend etwa zur Hälfte durch und trocken werdend. Zudem war das Fleisch nicht heiß und es kam leicht eine talgige Note durch. Der angenehm gegarte Chinakohl diente als Rosette für den Bulgur. Geschmacklich konnte ich ihn in keine Beziehung zu den anderen Komponenten setzen.
6. Gang: Entenbrust aus Frankreich mit glacierten Navetten und Rettich, Netztrüffel-Vinaigrette
Beim Gemüse zudem Lotuswurzel, auch hier ein Gargrad, der mir perfekt schien, anderen möglicherweise einen Tick zu weit. Das war solide. Im Gegensatz zum Burgundertrüffel war hier eine sehr kräftige Note wahrnehmbar. Mein Freund von diesem anderen Portal hätte sicher Totgetrüffelt! geschrieen, aber mir hat es zur Ente gut geschmeckt. Die vier Brustscheiben waren wunderbar rosa (Was die Bedienung extra erwähnte?), in ihrer Konsistenz allerdings zunehmend fester werdend, wobei das Verdikt hart oder gar zäh unangemessen kritisch wäre. Dazu wurde separat eine Kartoffelmousseline gereicht, deren Verzehr direkt aus dem Weckglas empfohlen wurde. So tat ich, und hätte sicher noch das Gläschen ausgeschleckt, was meine freundliche Bedienung aber mit den hingeworfenen Worten "50 Prozent Sahne..." zu verhindern wusste.
Predessert: Mokkamousse mit Mokkaschaum und Schokoraspel
Hatte schon das Pärchen am Nachbartisch stehen gelassen. Ich nach zwei Löffelchen auch. Mousse zu bitter, Schaum zu lasch. Vielleicht hätte es sich noch entwickelt, aber soviel Menge war ja nicht vorgesehen und gegen Ende überlegt man halt, ob Der Teller wird leergegessen! auch für die so-lala-Gänge gilt.
7. Gang: Mädesüß "Eis am Stiel" mit fruchtiger Erdbeersauce und Mandelkrokant
Dazu Erdbeer-Rhabarber-Kompott. Das war wieder sehr ordentlich. Interessanter neuer Geschmack im Eis, das mehr schichtig als cremig war. Für mich zunächst zuviel süße weiße Schokolade. Mit der säuerlichen Note der beiden Früchte und als Topping quasi den Krokant gab es nicht nur ein nettes Zugeschaut-mitgebaut für das Kind im Borgfelder, sondern auch eine wunderbar schmelzende Geschmackskomposition.
Da ich einen Kaffee ablehnte, kamen mit der Rechnung drei süße Kleinigkeiten aus der Küche: Ein Stück Brioche - luftig locker - mit roter Marmelade, ein Stück Orangengelee mit einem feinen Zuckerpuder und ein Schokotrüffel gefüllt mit Rosmarincreme. Das war wieder auf dem Tannenlack-Niveau.
Fazit: Ich esse wirklich gern Kräuter, Blüten und Samen. Kein Gänseblümchen ist vor mir sicher! (Auf Englisch klingt das viel pikanter...). Dieser Part der Kompositionen hat mir auch sehr, sehr gut gefallen, in allen Darreichungen von roh über Creme bis zu Lack. Insoweit hat das Vieux Sinzig seinen Ruf bestätigt. Aber bei allem Genius muss die handwerkliche Seite einfach perfekt stimmen, sonst kommt das Künstlerische nicht zur vollen Wirkung (Picasso war kein Scharlatan...). Und da gab es eben mehr Nachlässigkeiten, als auf diesem Niveau für die Höchstnote noch akzeptabel wären.
AMBIENTE
Schwierig.
Was mir gut gefallen hat: Der Blick durch die bodentiefen Scheiben in den Innenhof mit einer Wasserfläche und kleinem Bach, der über Natursteinterrassen plätschert, auf denen Pflanzen in Hülle und Fülle gedeihen.
Der Patron, wie er die Kräuter und Blüten frisch erntet vor den Augen seiner Gäste. Die Honneurs, die er später am Abend von einer riesigen Kochmütze behütet ganz ungezwungen macht und dabei auch für den Erstbesucher freundliche Worte findet. Das hochwertige, schlichte, klassische Silberbesteck, das neben ebensolchem Geschirr und Glas auf dem makellosen Leinen glänzt. Die angenehm leise französische Akkordeonmusik, die das Gespräch der Mehreren nicht stört, aber den Einzelnen nicht in der Stille lässt.
Die einheitlichen schlichten Kleider der Angestellten über weißen Blusen, nachdem ich mich an das grelle Rot gewöhnt hatte.
Was mich gestört hat: Dass ich den hochgelobten Steinboden als solchen gar nicht erkannt habe, obwohl ich seit fast zwanzig Jahren jeden Arbeitstag über Terrazzoboden gehe. Dort so glänzend, dass er immer wieder wie eine Wasseroberfläche erscheint; hier aber so stumpf im Auge und unter dem Absatz, dass ich eher an Linoleum denken musste. Dazu die unbequemsten Stühle seit längster Zeit. Keine gepolsterte Rückenlehne, nur ein Holzband, das unangenehm drückt und nach vorn in viel zu enge Lehnen ausläuft, die nicht für den etwas kräftigeren Herrn bemessen sind. In Kirschbaum gebeizt, die Sitzflächen mit geblümten Stoff in Magenta und Lila. Auch die Fensterrahmen in warmen Holzton. An den Wänden, von denen eine wohl seit kurzem nicht mehr weiß, sondern in einem satten Bordeaux gestrichen ist, Fotos von Dumaine'schen Gerichten. Ich fasse zusammen: Stumpfer grau gesprenkelter Fußboden mit eingeworfenen Margeritten, niedrige Holzstühle in heller Optik mit bunten Sitzpolstern, alle schön in Reih' und Glied, transparente Vorhänge und an den Wänden hochwertige Food-Fotografien: Nach ein paar Augenblicken wurde die Assoziation übermächtig - ich könnte auch im renovierten Speiseraum einer deutschen Senioreneinrichtung sein. Ebenso durchdacht freundlich und zugleich praktisch-steril. Wohl gefühlt habe ich mich in den Räumen daher nicht. Als ich die Waschräume aufsuchte, der nächste Schlag. Durch die weit offen stehende Tür eintretend, erspähte ich die gute alte Plastikabtrennung, zwanzig Zentimeter über dem Boden endend. Direkt aus den Sechzigern übernommen. Durch die grell-gelbe Farbe wird ein weiteres Jahrzehnt stilistisch zitiert... Das fand ich schon etwas unwürdig für das Etablissement oder eben unverständlich, wenn dahinter ein Konzept stehen sollte. Da konnten auch die Frotteehandtücher nichts mehr gut machen, die ungefaltet in einen Drahtkorb geworfen waren. Ich zauderte vielmehr, da nicht zu erkennen war, ob dies die frischen oder die benutzten sind. Alternative wäre allerdings eine Recyclingpapier-Ware gewesen.
Ab ca. 21.15 Uhr war ich der einzige Gast. Nach dem Motto Einer ist Keiner! bereitete sich die Küche auf den Feierabend vor. Hui, da flogen Worte und Kellen hübsch durcheinander und das Akkordeon ward durch ein fröhliches Geklapper abgelöst. So eine offene Küche hat eben nicht nur Vorteile. Ein paar Minuten hielt ich durch, dann sah ich mich doch gequält um. Immerhin, das bemerkte die Chefin und sorgte schnell für eine annehmbare Lautstärke. Warum nicht gleich, sie stand doch vor der Küche? Die Lust auf einen Kaffee war mir vergangen. Genießen fällt schwer, wenn beide Brigaden nur noch darauf warten, dass endlich hinter mir abgeschlossen werden kann.
Für das Menue fielen 89€ an, mehr als ein gutes PLV. Auf der Rechnung erschienen noch ein nicht näher beschriebener oder dem Gast gezeigter tiefdunkler Aperitif aus schwarzen Walnüssen für 7,5€, der nicht nur nussig schmeckte, sondern auch traubig. Zum Dessert ein fein-süßer Monbazillac aus dem Jahr 2011 (die Domaine wird mir wohl auch noch einfallen - ah, ja, jetzt - Château Theulet, Alard et fils) für unglaubliche 3,5€ für das mit sicher 6cl großzügig eingeschenkte Süßweinglas. Dagegen schlugen die beiden 0,75l-Apollinarisflaschen mit jeweils 7,5€ heftig zu Buche.
SAUBERKEIT
Die Türen standen lange offen, so dass der eine oder andere Gartenbewohner seinen Weg ins Innere fand. Nun gut, das ist nicht vermeidbar und die Nähe zur Natur ist das Lebenselixier des Vieux Sinzig. Allerdings schienen mir die Oberfenster auch nicht frei von den Hinterlassenschaften der tierischen Besucher zu sein.
KOPIE DER RK-KRITIK
Wenn ich schon von GuG zitiert werde, lass ich mich nicht lumpen. Eigentlich wollte ich den Roman mit in den RK-Orkus gleiten lassen, aber vielleicht leiden ja noch andere Kritiker an präseniler Bettflucht...
Allgemein
Die Geschmäcker sind verschieden...
Gut war's bei Ehepaar Dumaine, in vielem sehr gut. Aber gemessen an meinen Erwartungen war es nicht perfekt.
Die Reservierung über die Homepage erfolgte während der Schließzeit. Trotzdem bekam ich gleichtägig eine natürlich gehaltene Bestätigung per E-Mail.
BEDIENUNG
Als ich am Sonntagabend pünktlich erschien, wurde ich... mehr lesen
Vieux Sinzig
Vieux Sinzig€-€€€Restaurant, Sternerestaurant0264242757Kölner Straße 6, 53489 Sinzig
4.0 stars -
"Kräuterküche vom Feinsten. Überraschende kleine Mängel." DerBorgfelderKOPIE DER RK-KRITIK
Wenn ich schon von GuG zitiert werde, lass ich mich nicht lumpen. Eigentlich wollte ich den Roman mit in den RK-Orkus gleiten lassen, aber vielleicht leiden ja noch andere Kritiker an präseniler Bettflucht...
Allgemein
Die Geschmäcker sind verschieden...
Gut war's bei Ehepaar Dumaine, in vielem sehr gut. Aber gemessen an meinen Erwartungen war es nicht perfekt.
Die Reservierung über die Homepage erfolgte während der Schließzeit. Trotzdem bekam ich gleichtägig eine natürlich gehaltene Bestätigung per E-Mail.
BEDIENUNG
Als ich am Sonntagabend pünktlich erschien, wurde ich
Geschrieben am 13.02.2015 2015-02-13| Aktualisiert am
05.03.2015
Besucht am 26.03.2014
Kopie der RK-Rezension
(Auch mal was älteres von mir. Weil's gut ist. Und als Beweis, dass ich auch kürzer kann... ;-))
Allgemein
Absolute Empfehlung! Qualität und PLV seit Jahren sehr gut. Die Stammgäste freuen sich, dass auswärtige Gäste das Lokal wg. der Lage und der unauffälligen Außenansicht selten frequentieren. Trotzdem häufig ausgebucht. Gelegentliche Konzept-Abende, z. B. an Ausstellungen der Kunsthalle orientiert: Munch - Norwegen - Skrei. Der Name stammt vom gegenüber liegenden Pressehaus des heimischen Zeitungsverlages. "Bar" kann ich nicht erkennen. Wenn schon aus Understatement nicht Restaurant, dann eher Bistro. Nur auf der Galerie ist´s etwas loungig.
Bedienung
Flotte junge Menschen vom Fach, die souverän-professionell den Ton ebenso treffen, wie häufig die Vorlieben der Stammgäste. Flotter, aufmerksamer Service. Es wird immer nachgefragt und gerne nachgeschenkt :) (falls gewünscht, natürlich!) Empfehlungen gibt der Chef selbst. Der ist Berliner - und schon ist alles gesagt... Immerhin ist der Berliner Charme mit den Jahren an der hanseatischen Zurückhaltung deutlich abgeschliffen worden. Außerdem erhalten Probierschlucke hier und kleine Amuse dort die Gewogenheit das Gastes. Ein Gastwirt durch und durch... Ist er mal außer Haus, lassen es die Damen und Herren im Service auch gleich etwas ruhiger angehen...
NACHTRAG VOM 4.3.15
...haben die Sache aber auch bei vollbesetztem Haus im Griff. Kaum war ich meinen Kollegen nachgeeilt, stand der Grauburgunder von Diehl (s. u.) auf dem Tisch. Herrrrlich!
Das Essen
Zweierlei Brot von Cottes mit selbst gemachter, recht stückiger grüner Oliventapenade. Mit "ordentlich Wumms" (würde Tim Mälzer sagen), also sehr pikant durch Chili-Beigabe.
Nachdem ich mehrfach ausgesprochen zufrieden mit dem mittäglichen Fleischgericht gewesen war (und die Fischgerichte von der Menge häufig nicht meinem Appetit standhalten), fiel die Wahl auch diesmal auf den Rücken vom IbericoSchwein mit Ratatouille auf Parmesan-Kartoffelstampf für stolze 24 Euro am Mittag. Das Ergebnis war es völlig wert! Sechs Scheiben von der Dicke eines kleinen (Damen-)Fingers. Á point mit einem rosa Schimmer. Leicht knusprig und mit Thymian-Pfeffer aromatisiert. Während ich schreibe, läuft mir wieder das Wasser im Mund zusammen... Die Ratatouille deutlich tomatig, Aubergine, Zucchini, Paprika einen Tick weicher als bissfest, aber fern von schlabberig. Der Stampf war sehr glatt mit deutlich buttriger Note und schön verlaufenen Parmesan, der zwar Fäden zog, aber keinerlei Zähigkeit im Mund zeigte.
NACHTRAG VOM 4.3.15
Wie schon vor einigen Wochen die geschmorte Kalbsbacke - Öko-LandWert-Qualität - mit Kartoffelstampf. Erneut ein Gedicht. So kräftig dunkelbraun angebraten, so zart geschmort, nicht zerfallend, aber butterzart und dabei saftig ohne Ende. Zum Reinsetzen! Dazu der schön gedickte, intensive Jus mit Rotwein und ein deutlich stückiger Kartoffelstampf mit Kürbiskernen und Cashew-Kernen. Besser kann man das nicht machen. Natürlich 5 Sterne fürs Essen. Eine gute Portion, aber mit 19 Euro für ein mittägliches Tellergericht kein Schnäppchen. Aber wahrlich, ich sage Euch: Das wars wert!
Als Wein 2011er Grauburgunder von Diehl aus der Pfalz für 6 Euro für 0.2l. Immer wieder ein Genuss! Espresso für sehr günstige 1,80 Euro kommt aus der anscheinend weltberühmten italienischen Faema, wer mag, lese die Eloge auf der Homepage. Mir ist sogar der lungho zu stark, aufgrund des hohen Robusta-Anteils. Werde beim nächsten Mal austesten, ob man tatächlich ohne Weiteres auch ein Tässchen 100% Arabica bekommen kann.
Das Ambiente
Geschmackssache. Ein großer quadratischer Raum, sehr hoch. An einer Seite die Showküche, an der zweiten die Kaffeebar und die eiserne Wendeltreppe zur Galerie und ins OG. Dort für Gruppen. Holztische, nicht allzu bequeme Stühle und Bänke mit Wildlederbezügen. Einige Hochtische mit Bistrostühlen. Säulen Sichtbeton. Blanke Lüftungsrohre. Stimmengewirr, aber durch die Höhe weniger laut, als man von dem Raum erwarten sollte. Ausnahme: Die weltberühmte Faema läuft (und das tut sie oft). In der Nähe infernalisch. In einem Teil stellt der hauseigene Gastroshop seine Waren aus sowie die Steckenpferde des Inhabers. Derzeit sieht sich Herr Lonius als Fahrradverkäufer und so hängen und stehen denn mehrere Manufakturvelocipeden herum... Die Restaurant-Lage scheint ungünstig gewählt in der Ecke eines Parkhauses und einer dunklen Seitengasse, zudem mit recht viel Verkehr vor der Tür. Den Berliner schreckt das natürlich nicht und der Bremer freut sich an den vielen Menschen, die vorbei laufen.
Überwiegend bürgerliches Publikum. Mittags die Geschäftsleute mit ihren beruflichen Partner_innen, abends mit ihren privaten.
Sauberkeit
Absolut. Die Toiletten sind im Obergeschoss im hintersten Winkel, aber tiptop und stylish.
NACH KÜCHENREISE: 5 - unbedingt wieder und wieder und wieder...
Kopie der RK-Rezension
(Auch mal was älteres von mir. Weil's gut ist. Und als Beweis, dass ich auch kürzer kann... ;-))
Allgemein
Absolute Empfehlung! Qualität und PLV seit Jahren sehr gut. Die Stammgäste freuen sich, dass auswärtige Gäste das Lokal wg. der Lage und der unauffälligen Außenansicht selten frequentieren. Trotzdem häufig ausgebucht. Gelegentliche Konzept-Abende, z. B. an Ausstellungen der Kunsthalle orientiert: Munch - Norwegen - Skrei. Der Name stammt vom gegenüber liegenden Pressehaus des heimischen Zeitungsverlages. "Bar" kann ich nicht erkennen. Wenn schon... mehr lesen
Presse Bar Cuisine
Presse Bar Cuisine€-€€€Restaurant, Bar0421 3362822Langenstraße 31, 28195 Bremen
4.0 stars -
"Absolute Empfehlung in der Innenstadt! Qualität. Großstadtflair. Jetzt mit Nachtrag vom 4.3.15" DerBorgfelderKopie der RK-Rezension
(Auch mal was älteres von mir. Weil's gut ist. Und als Beweis, dass ich auch kürzer kann... ;-))
Allgemein
Absolute Empfehlung! Qualität und PLV seit Jahren sehr gut. Die Stammgäste freuen sich, dass auswärtige Gäste das Lokal wg. der Lage und der unauffälligen Außenansicht selten frequentieren. Trotzdem häufig ausgebucht. Gelegentliche Konzept-Abende, z. B. an Ausstellungen der Kunsthalle orientiert: Munch - Norwegen - Skrei. Der Name stammt vom gegenüber liegenden Pressehaus des heimischen Zeitungsverlages. "Bar" kann ich nicht erkennen. Wenn schon
Geschrieben am 12.02.2015 2015-02-12| Aktualisiert am
13.02.2015
Besucht am 28.01.2015
Französische Trilogie Part 2
Der geschäftliche Termin hatte sich hingezogen, ein fieser Schneegriesel fegte durch Münchens Straßen und der große Gin-Tonic hatte mich träge gemacht. Also keine große Ausflüge mehr, sondern nur ein paar Schritte ins Sofitel am Hauptbahnhof. Ein französisches 5-Sterne-Hotel weckt natürlich einige Erwartungen. Die Brasserie Delice konnte mich nur teilweise überzeugen und wird leider keine weitere Gelegenheit zur Verbesserung erhalten.
Nach dem Betreten des Restaurants wurde ich erst nicht entdeckt, so dass ich mir an der Garderobe selbst half. Dann wurde ich aber sehr freundlich begrüßt und die junge Dame bot mir zwei Tische im Vorraum an. Och nö. Dann also in den Hauptraum, ein quadratischer hoher Raum wunderbar erleuchtet und voller optischer Wärme in Gold, Bronze und Braun. Schöne Bodenfliesen, hohe Fenster und als Clou eine verspiegelte Decke. Rund um eine Bar in der Mitte recht eng gestellte Tische an den Seiten, fast alle von kleinen lauten Grüppchen besetzt. Als wortkarger Norddeutscher (man denke an meine spartanischen Kritiken...) wollte ich eher meine Ruhe und zog mich doch in den kleineren Raum zurück, in dem bis dato nur noch ein weiterer Tisch besetzt war. Böser Fehler! Zum einen: Kaum hatte ich mich in die Ecke durch die auch hier zu eng gestellten Tische auf die lederbezogenen Bank gezwängt, wurde es hier ebenfalls voller. Zum anderen ließ ich nun erstmals in Ruhe den Blick durch den Raum gleiten und wurde doch frappierend an eine Kellerbar in den 70ern erinnert. Dunkles Holz an Boden,Wänden, Decke. Eine Wand mit Weinflaschen (zugegeben besserer Stoff, als in den Kellerbars gemeinhin konsumiert wurde) und an der niedrigen Decke etliche kleine Glaszylinder, die dem Raum mit rotem Licht eine recht schummrige Atmosphäre vermitteln. Da konnte auch die eine Wand mit kleinsten weißen Fliesen nicht helfen. Vermutlich höchst stylish, oder aber an eine Sanitärzelle erinnernd. Auch das Mobiliar konnte mich nicht überzeugen. Bank und Stühle lederbezogen in Kaffeespezialitätenfarben. Wieder Tische in Holzoptik mit einer eingelassenen Milchglasscheibe darauf die schlabberigen nur scheinbar geflochtenen Plastiksets. Unfassbar, wie im Frühstücksraum eines Kettenhotels. Weiter findet sich ein Wasserglas, eine Blüte, ein Grablicht und eine Pfeffermühle und Fleur de Sel auf dem Tisch. Auf der Stoffservietten das Hepp-Besteck, bei mir jedenfalls mit sichtlichen Kratzern. Die Tischbeine erfordern erhebliche Sortierkünste, bis bequemes Sitzen möglich ist.
Etwas grummelig erwartete ich den Service und erlebte ein Team von jungen Damen, überaus freundlich und gleichzeitig völlig natürlich. Kann man sich auch erlauben, denn es wird absolut professionell agiert. Beispielhaft ist der klassische Weinservice von Frau K., tadellos von der Entfernung der Kapsel über das Dekantieren bis zur Präsentation des Korkens auf einem kleinen Teller. Nur schade, dass die Gruppe amerikanischer Geschäftsleuten (teilweise in kurzen Hosen!) so gar nichts davon zu schätzen wußte. Aber auch die frisch eingedeckte Serviette, die ich nach einem Besuch der Toiletten vorfand, zeigen, dass hier der Gast im Mittelpunkt des Interesses steht. Bester Service und damit meine ich gar nicht einmal fehlerlos. Da wurde schon mal die Herkunft des Olivenöls verwechselt (oder sich schlicht versprochen), ein Besteck falsch eingedeckt (ich saß in der Ecke und so musste "über Kopf" vorgelegt werden - räumliches Vorstellungsvermögen und ein bestimmtes Geschlecht, Ihr wisst schon, Männers...) und auf eine etwas versteckte Kritik an der Küchenleistung erst nicht eingegangen. Als ich das denn doch höflich ansprach, wurde eben "perfekt" reagiert. Frau K. gab mir Recht und entschuldigte sich glaubhaft. Wenig später stand sie erneut vor meinem Tisch und bat, mich mit einer Einladung zum Dessert versöhnen zu dürfen. Das war groß(zügig), zumal nun auch kein riesiger Fauxpas vorgekommen war.
Ich habe mich jedenfalls vom Team überaus gut und herzlich umsorgt gefühlt!
Die Leistungen der Küche konnten trotz der guten Bewertungen im Netz nicht mithalten.
Der Crémant rosé für 10,5€ war recht angenehm. Alternativen wäre Champagner von Ruinart für 22-26€ gewesen. Auf der Karte auch ein Schnäppchen zu 19€, für 0,1l, wohlgemerkt.
Für den ersten Hunger kamen in einem blauen Leinensäckchen eine helle Flute und ein kräftiges Ochsenbrot mit einer wunderbaren Kruste. Dazu gesalzene Butter und ein kräftiges Olivenöl aus Molise (der Heimatregion der Familie de Niro, wer wüsste es nicht). Sehr schön.
Das günstigste (!) Wasser wäre auf 11€ den Liter gekommen. Danke, ich verzichte.
Als Vorspeise ein Klassiker, Rindermark, dazu Röstbrot. Letzteres war daneben gegangen, teilweise zu schwach geröstet, teilweise verbrannt. Dafür war das Mark top. Gestockt, und leicht gebräunt. Darüber Kerbelblättchen und etwas Fleur de Sel, mmmh. Serviert wurde in einer gusseisernen Schale, das macht natürlich was her.
Mit 10€ moderat im Preis.
Auch der Hauptgang ein Klassiker, das Boeuf bourguignon, Wurzelgemüse und Schnittlauch-Mousseline für 26,8€.
Das Fleisch fiel nicht gerade vom Knochen, aber doch zart, auch geschmacklich gut. Der Fonds war zu einem glänzenden Lack reduziert, das sah hervorragend aus. Der Geschmack war es nicht. Statt kräftigem Aroma des Burgunderweines nur Salz, Salz, Salz. Der Ausgangsfonds war nicht zurückhaltend genug gesalzen, das potenziert sich dann durch die Reduzierung. Sehr schade, den Lack konnte ich nicht essen. Als Wurzelgemüse Karotte, lasch, und Selleriewürfel, die immerhin in der Pfanne ganz leicht karamellisiert waren. Die Schnittlauch-Mousseline hätte noch etwas cremiger sein können, aber das ist jetzt nölen auf hohem Niveau, das hat schon so geschmeckt, wie es sein soll. Auch der Schnittlauch war reichlich eingearbeitet. Auch hier ein großes gusseisernes Gefäß mit so hohem Rand, dass man das Besteck sehr steil halten musste. Gut gedacht war hier nicht mehr gut gemacht.
Normalerweise hätte ich jetzt mit etwas Käse geliebäugelt, denn Desserts sind eher die Leidenschaft meiner Leidenschaft. Aber mein Blick fiel auf ein interessantes Angebot: Weißbier-Sabayon mit gegrillter Cantaloupe-Melone und Vanille-Eis. Ich liiiiiiebe gegrillte Melone. Und eine Zabaglione auf Weißbiergrundlage? Also ran!
Wäre ich doch beim Käse geblieben...
Der Schaum kam deutlich überbacken daher, dazu eine unscheinbare Nocke Eis. Schließlich nicht angekündigte Waldfrüchte mit etwas Crumble und frischer Minze. Von der Melone war nichts zu sehen. Ich fand sie nach energischem Durchpflügen des Schaums. Schmale Streifen, die nur ganz schwache Grillspuren aufwiesen. Insbesondere aber war die Frucht schlicht nicht reif genug, so dass sie mit der Löffelkante kaum durchtrennt werden konnte. Ich wartete nur darauf, dass ein Stück samt Creme über den Tisch flutschte. Der Geschmack war dementsprechend mau, wäre aber um so notwendiger gewesen, als es die süßeste Sabayon meines Lebens war. Das Experiment mit dem Weißbier ist aus meiner Sicht daneben gegangen, es fehlte die übliche Alkoholnote als Gegenspieler zum Zucker. Da hatte auch das durchschnittliche Eis keine Chance. Die Früchte waren durchaus geschmackvoll, hätten aber deutlich mehr Säure gebraucht. So war das Ganze nur extrem süß.
Der abschließende Espresso war gut, aber mit 4,2€ zu teuer.
Insgesamt war ich etwas enttäuscht.
Die Sauberkeit war tadellos. Die Toiletten sehr angenehm, schick, mit schön gestapelten Frotteehandtüchern.
Bevor ich an der (höflich offen gehaltenen) Tür mit Handschlag verabschiedet wurde, fiel mein Blick von der Garderobe auf den Pass. Ein keineswegs sehr junger Mann (sous-chef?) richtete Kurzgebratenes auf dem Teller an. Anstatt die Finger an seiner Schürze abzuwischen, leckte er sie ab und nahm damit das nächste Stück Fleisch, um sie sich danach wieder in den Mund zu stecken.
Wozu trägt der Mann eine Schürze? Mit allem Sarkasmus: Na, so bleibt das gute Stück wenigstens sauber...
Wenn man dazu im Netz sucht, ist die Meinungsvielfalt groß. Von "Ist das eklig!" bis "Keine übertriebene Hygiene. Fällt schon mal was auf den Boden und kommt dann auf den Teller."
Nun, ich will niemanden missionieren. Aber für mich ist klar: Ich möchte den Speichel eines fremden Menschen nicht auf meinem Essen haben.
Und daher (nach "Küchenreise"): 1 - Sicher nicht wieder.
Französische Trilogie Part 2
Der geschäftliche Termin hatte sich hingezogen, ein fieser Schneegriesel fegte durch Münchens Straßen und der große Gin-Tonic hatte mich träge gemacht. Also keine große Ausflüge mehr, sondern nur ein paar Schritte ins Sofitel am Hauptbahnhof. Ein französisches 5-Sterne-Hotel weckt natürlich einige Erwartungen. Die Brasserie Delice konnte mich nur teilweise überzeugen und wird leider keine weitere Gelegenheit zur Verbesserung erhalten.
Nach dem Betreten des Restaurants wurde ich erst nicht entdeckt, so dass ich mir an der Garderobe selbst... mehr lesen
Délice La Brasserie · Hotel Sofitel Bayerpost
Délice La Brasserie · Hotel Sofitel Bayerpost€-€€€Bar, Sternehotel, Brasserie089599480Bayerstraße 12, 80335 München
4.0 stars -
"Tolles Ambiente. Sehr netter Service. Durchwachsene Küchenleistung. Unangenehme Überraschung." DerBorgfelderFranzösische Trilogie Part 2
Der geschäftliche Termin hatte sich hingezogen, ein fieser Schneegriesel fegte durch Münchens Straßen und der große Gin-Tonic hatte mich träge gemacht. Also keine große Ausflüge mehr, sondern nur ein paar Schritte ins Sofitel am Hauptbahnhof. Ein französisches 5-Sterne-Hotel weckt natürlich einige Erwartungen. Die Brasserie Delice konnte mich nur teilweise überzeugen und wird leider keine weitere Gelegenheit zur Verbesserung erhalten.
Nach dem Betreten des Restaurants wurde ich erst nicht entdeckt, so dass ich mir an der Garderobe selbst
Auf der Suche nach gehobener Küche in der Magdeburger Innenstadt war ich bislang nicht sonderlich erfolgreich gewesen und folgte daher gern der Empfehlung ins Bonapart. Das Restaurant hat es immerhin im Gault Millau zu einer Erwähnung und 13 Punkten geschafft, wie ich im Nachgang sehe.
In fußläufiger Nähe zum Dom, auch noch zum Hauptbahnhof und den Hotels dazwischen, liegt es am Breiten Weg im Erdgeschoss eines "repräsentativen" Büroneubaus der Nachwendezeit. Durch die verglaste Front und über die kleine Terrasse geht der Blick auf die genau gegenüber gelegene Grüne Zitadelle von Hundertwasser. Zu später Stunde machten zwei echte Gasfeuer (nicht orange angestrahlte Flattertücher) auf den kleinen Eingang aufmerksam.
Nach dem Eintreten kam ich in ein überschaubares Lokal. Der Fußboden in schönem Schachbrettmuster. An der linken Seite vor der Theke die klassische, hier mit rotem Leder bezogenen Bistrobank an der Wand, davor eingedeckte, sehr eng stehende kleine Tische und als Stühle die unbequemen hölzernen Klassiker ohne jedes Polster. Auf der rechten Seite durch einen halbhohen Raumteiler zwei Nischen mit Vierertischen. Auf den Tischen gefaltete Stoffservietten und ein Grablicht, immerhin P+S-Mühlen, dazu Trockenblumen und darüber kleine Lampen mit roten Schirmen. Aus den Lautsprechern säuselt allen Ernstes Mireille Mathieu, na ja, Geschmackssache... Ganz schnuckelig eine verglaste Ecke, die durch den Windfang entsteht, quasi ein kleiner Wintergarten. An diesem kalten Abend habe ich mich dann aber doch von den großen Glasfronten fern gehalten. Ich wurde beim Eintreten von einer lebensgroßen Figur des Namensgebers begrüßt. Auch an den Wänden und auf dem Raumteiler wird auf den Franzosenkaiser Bezug genommen.
Nachdem ich einige Zeit vergeblich gewartet hatte, ob Kollegen des großen kleinen Korsen erscheinen, machte ich mich auf die Suche nach dem Service und wurde im Untergeschoss fündig, wo eine junge Dame im schönen, ehemaligen Klostergewölbe einer lauten Herrengruppe servierte.
Also flugs zurück nach oben, wo inzwischen auch die Kollegin wohl aus der Küche gekommen war. Freie Tischwahl. Mit dem Mantel keine Hilfe, aber vielleicht war ich nur zu schnell, denn kleine Zettel mit Zahlen an den Garderobehaken deuten darauf hin, dass diese den Tischen zugeordnet werden sollen.
Als ich sitze, folgt schnell die Frage nach dem Aperitif und der Hinweis auf ein oder zwei Tagesangebote. Aber ich möchte noch in mit Muße in der Karte lesen und bekomme dann auch meine Zeit. Das Angebot ist erfreulich überschaubar. Mein Blick schweift zwischendurch zur Decke, der man den Neubau ansieht. Vor allem aber sind Holzpaneele abgehängt, nicht geschlossen, sondern auf Lücke, so dass man weiterhin den Beton sieht. Nichts halbes und nichts Ganzes. Hinzu kommen zwei große Entlüftungsrohre aus Alu. Beides passt nicht Recht zur Bistroatmosphäre, da war das Kellergewölbe wahrlich schöner. Aber ich bin nicht zum an die Decke starren gekommen, zumal der Blick in die Karte Schönes zutage fördert.
Als Aperitif ein Cremant von Louis Bouillot für noch faire 4,2€ das Glas. Gerade kalt genug, aber für meinen Geschmack zuviel Säure. Gestört hat mich, dass das Glas, wie später auch der Port, schon gar nicht auf einem Tablett serviert wurde, vielmehr schlicht (ohne Handschuhe) am Kelch gefasst. Wozu wurde eigentlich das Stielglas erfunden? Das ging übrigens so weiter, obwohl ich denke, dass eine Fachkraft oder langjährig tätige angelernte Bedienung servierte. Keine vernünftige Ansage, nachgeschenkt wurde auch nicht. Schon leidlich freundlich wurde nach dem Gefallen und weiteren Wünschen gefragt, aber das war es dann auch. So ein ganz bißchen MITROPA-Charme blitzte in meiner Einbildung noch durch, wofür die Damen aber deutlich zu jung waren.
Über das Sans-Souci-Wasser für 6,4€ den 3/4 Liter letztmalig geärgert. Zum ersten Mal hätte ich zudem fast Charakterstärke zeigen und das Restaurant wg. eines MWI verlassen müssen, er lag bei 1,04, was allerdings nicht nur am Wasser, sondern auch an den sehr günstigen 44,5€ für das 5-Gang-Menue lag. Die recht fortgeschrittene Zeit, ein kaum reduziertes Mittagessen am Tage und die nicht begeisternden Hauptgänge Perlhuhnbrust oder Lachs ließen mich indes auf eine deutlich kürzere Folge ausweichen.
Als Amuse kam einfaches Baguette mit einer sehr dunkelgrünen Tapenade. Lt. Bedienung Oliven, Kapern, Sardellen und angeblich Thunfisch, von dem aber nun gar nichts zu schmecken war. Ich hätte eher auf Grünkohl getippt. Deutlich dagegen die Kapern. Auch meine ängstliche Frage nach Knoblauchdröhnung war wahrheitsgemäß verneint worden. Ein interessante, eigenständige Mischung, die neugierig machte.
Die 6 Weinbergschnecken in Butter à la Bocuse waren für 6,9€ ebenso angenehm bepreist, wie die Tournedos von Rind und Kalbsleber mit gerahmten Ingwer-Wirsing und Zucchini-Ricotta-Sesam-Ravioli an Dijonsenf-Paprikasauce für 21,9€.
Die Schnecken waren, wie auf dem Foto gut erkennbar, recht ansehnliche Exemplare und vorzüglich. Fest im Fleisch, aber zart. In reichlich, aber nicht zuviel Kräuterbutter - ebenfalls nur dezent Knoblaucheinsatz - und nur solange überbacken, dass sich eine zarte Kruste auf der Butter bildete, aber die Kräuter noch nicht verbrannten. Ausgezeichnet, 4,5 Sterne.
Auch die Fleischkomponenten des Hauptganges waren vorzüglich. Das Rindermedaillon knapp vor medium, zart, mit kräftigem Röstaroma und auch nicht zu zaghaft gewürzt. Die Kalbsleber rosa und ebenfalls kräftig gegrillt. Fast perfekt pariert, die beste seit langem. Auch insoweit gute 4 Sterne.
Die Beilagen mit der pompösen Zutatenliste fielen deutlich ab. Zucchini und Ricotta sind nunmal keine Geschmacksgranaten, da bedarf es einer würzenden Hand, um hervor zu heben. Davon war leider wenig zu spüren. Die zugegeben schöne grüne Füllung blieb lasch. Da konnten auch die à point gegarten Teigtaschen nicht verhindern, dass ich etwas zurück gehen ließ. Sehr selten bei mir (leider). Aber es wäre nur "Sättigungsbeilage" gewesen. Die noch als Schaum versprochene Senf-Paprikasauce war auch nicht der große Wurf. Der Gemüsebestandteil war für mich nicht zu schmecken, der Senf sparsam eingesetzt. Beim Kohl war es anders, aber auch nicht gut. Zwar kräftig angebraten, aber noch sehr, sehr bissfest und vor allem mit zuviel Salz versehen. Der angekündigte Ingwer höchstens zu erahnen. Schade, die Kompositionen klangen (sic!) vielversprechender. Eher schwache drei Sterne, alles in allem 4.
Auf das Dessert habe ich dann ganz verzichtet, ist eh kein Muss für mich.
Zum Abschluss daher lieber einen Portwein. Hier Cálem Tawny für schmale 3,4€ mit mehr Holznote als Frucht, eher braun als dunkelrot. War nicht so mein Geschmack. Auf der Rechnung als Dubonnet Rouge ausgewiesen, aber der Preis stimmte.
An der Sauberkeit gab's nichts auszusetzen. Toiletten hab ich weder besucht noch gesehen, vielleicht im Keller?
Fazit: Das Ambiente ist so lala. Der Service hat Luft nach oben. Die Küche hat aus ihren Ideen in Teilen zuwenig gemacht. ABER: es gab durchaus sehr Gelungenes und statt konzeptionell gar nicht gewollter Hochküche eine eigene Handschrift. Ich traue dem Bonapart bessere Ergebnisse zu, manchmal ist es auch schlicht Tagesform (Team oder Gast!), daher eine Empfehlung und (nach "Küchenreise") doch die 4 "Gerne wieder".
Französische Trilogie Part 1
Auf der Suche nach gehobener Küche in der Magdeburger Innenstadt war ich bislang nicht sonderlich erfolgreich gewesen und folgte daher gern der Empfehlung ins Bonapart. Das Restaurant hat es immerhin im Gault Millau zu einer Erwähnung und 13 Punkten geschafft, wie ich im Nachgang sehe.
In fußläufiger Nähe zum Dom, auch noch zum Hauptbahnhof und den Hotels dazwischen, liegt es am Breiten Weg im Erdgeschoss eines "repräsentativen" Büroneubaus der Nachwendezeit. Durch die verglaste Front und über die... mehr lesen
Bonapart
Bonapart€-€€€Restaurant03916623850Breiter Weg 202, 39104 Magdeburg
4.0 stars -
"Empfehlung. Französisch inspirierte Küche in Magdeburgs Zentrum." DerBorgfelderFranzösische Trilogie Part 1
Auf der Suche nach gehobener Küche in der Magdeburger Innenstadt war ich bislang nicht sonderlich erfolgreich gewesen und folgte daher gern der Empfehlung ins Bonapart. Das Restaurant hat es immerhin im Gault Millau zu einer Erwähnung und 13 Punkten geschafft, wie ich im Nachgang sehe.
In fußläufiger Nähe zum Dom, auch noch zum Hauptbahnhof und den Hotels dazwischen, liegt es am Breiten Weg im Erdgeschoss eines "repräsentativen" Büroneubaus der Nachwendezeit. Durch die verglaste Front und über die
Mal wieder erst um 16.00 Uhr hat es mich auf der Suche nach einer annehmbaren warmen Mahlzeit nach Hannover-Linden verschlagen. Ein Blick in RK hilft: Das 11a, u.a. Lieblingsrestaurant von herr_foe verspricht nicht nur durchgehende Küche, sondern nach den unterschiedlichen Kritiken einen abwechslungsreichen Besuch. So kam es.
BEDIENUNG
Ein Bereich, bei dem ich mir in der Bewertung sicher bin. Von einer jungen Dame – gepierct, tätowiert und gänzlich (wenn auch sehr luftig) in schwarz gewandet, wurde ich in annehmbarer Zeit entdeckt und freundlich, fast herzlich begrüßt. Als sie bemerkte, dass ich mir schon vom Nachbartisch die Mittagskarte (16.20!) und die separate Getränkekarte (!!) organisiert hatte, ging sie wieder mit dem Versprechen wieder zu kommen, wenn ich in Ruhe geschaut hätte. So geschah es. Sehr gut. Die Erfahrungen von Foodlover offensiv nutzend, duzte ich die Lisbeth-Salander-Darstellerin penetrant. Das brachte mir im Laufe des Abends vom schwarzen Engel dreimal die Nachfrage: „Na, mein Lieber: Alles in Ordnung?“ ein. Scheinbar alles richtig gemacht in Linden. Auch die Leistungen waren erfreulich. Die Bestellungen kamen prompt. Auch die Kolleginnen fragten nach der Zufriedenheit. Riesige Salzstreuer standen schon auf den Tischen (die Imbiss-Ausführungen für Pommes direkt aus der Fritteuse in Form überdimensionierter Heizpilze). Pfeffer wurde nicht angeboten. Diese Scharte jedoch gleich wieder ausgewetzt, als zwei Bestecke eingedeckt wurden, verbunden mit dem fürsorglichen Hinweis „Eines für jedes Essen.“ Gut, gut, weiß die Lindener Kundschaft gleich, dass das zweite Besteck kein give-away des Hauses ist... Als später die Mittagskarten von den Tischen kamen, wurde zuvor höflich gefragt, ob ich daraus noch etwas bestellen wolle. Mein Wunsch nach der Rechnung wurde aufmerksamer Weise erst erfüllt, als ich mein Dessert ganz genossen hatte. Also: Von Muffigkeit oder gar Arroganz keine Spur. Die entspannte Nachmittagszeit tat ihr Übriges.
Dazu kam der außerordentlich professionelle Umgang von Koch sowie Besitzer (?) mit einem schweren Lapsus der Küche.
Deshalb gerne klare 4 Sterne.
ESSEN
Von der Tageskarte wählte ich nach Erläuterung den toskanischen Brotsalat Panzanella für 6,5€. Große geröstete Brotwürfel, ganze entkernte Oliven, Tomaten (ohne Stielansatz) und rote Zwiebeln, etwas Olivenöl. Die Brotstückchen mit guter Röstnote, einzelne noch etwas knusprig. Tomaten mit recht wenig Aroma für die Jahreszeit. Ordentlich, aber mir hat der Kick gefehlt, vielleicht Kapern oder Sardellen. Auch das schon recht zähe Brot als Beilage zu einem Brotsalat zeugt nicht gerade von Einfallsreichtum. Gute 3 Sterne.
Nach der Eigendarstellung kommt alles von möglichst regionalen Erzeugern oder Händlern. Überwiegend Bioware.
Die selbstgemachten Fischstäbchen für 12,9€ entpuppten sich als 3 Streifen Fjordlachs. Ungefähr 1,5 cm breit, nur leicht paniert und in der Pfanne teils goldbraun, teils recht blässlich gebraten. Der Fisch war durchgegart, aber bis auf ein schmaleres Ende saftig. Dazu ein Bouquet aus Blattsalat und ein ebenfalls hausgemachtes 1000 Island-Dressing aus Mayonaise und Ketchup mit einer deutlichen Senfnote. Die recht flüssige Remoulade ohne Gurkenanteile hatte eine recht saure Note. Das gleiche galt auch für den stark passierten Kartoffelstampf mit vielen Frühlingszwiebeln darauf, nicht darin. So säuerlich kenne ich nur eine bestimmte Art von Kartoffelsalaten, aber kein Püree. War auch nicht mein Geschmack. Ich bat daher eine Bedienung um Aufklärung in der Küche über die Zutaten. Kurze Zeit später stand der über 1,90 Meter große Koch sichtlich konsterniert vor mir. Zur Herstellung von Augenhöhe hockte er sich vor mich und versicherte mir zunächst, dass die säuerliche Note keineswegs beabsichtigt gewesen sei! Na, Prost Mahlzeit! Vor einer Erklärung (zu lange in der warmen Küche gestanden) tat er zunächst das, was eigentlich selbstverständlich ist, er entschuldigte sich mehrfach und glaubwürdig. Damit kann ich umgehen. Fehler werden gemacht. Fast folgerichtig hier, wurden mir aufs Haus ein Nachtisch und ein Kaffee angeboten.
So kam ich in den Genuss eines 5-Sterne-Desserts: Zwei Stücke lockerer Limonen-Cheesecake gekrönt von einer Kugel geschmeidigen Maracuja-Eis. Von Blaubeeren, Baisercrumble und Minzblättern begleitet. Mmmmmhhhh! Der Espresso wie schon von anderen berichtet sehr mild. (Der Vollständigkeit halber: In der Nacht keine nennenswerten Vorkommnisse...)
Wie bewerte ich nun, angesichts der missratenen Beilage und des wunderbaren Desserts? Ich lasse beides außer Acht. Selbst mit einem mängelfreien Kartoffelstampf hätte ich die (guten!) 3 Sterne jedoch nicht aufgerundet.
AMBIENTE
In Linden scheinen sozialer Brennpunkt auf studentisch-alternative Lebensformen zu treffen. Einerseits die Hochhausbebauung und die teils schlafenden, teils ihre Bierflaschen festhaltenden Menschen auf dem angrenzenden Platz mit Spielgeräten. Andererseits häufige (Solar!)-Liegerad-Fahrende sowie die nicht enden wollenden Berichte über Yoga und makrobiotische Ernährung an den Nebentischen. Also „lebendig“, immer was zu gucken. Das kann man besonders von den vielen Außenplätzen unter den großen Sonnenschirmen. Teils aus Strandkörben, teils auf mörder-unbequemen Metall-Klappstühlen, die zu den entsprechenden Biergarten-Tischen passen. Das Konzept scheint die Ambivalenz aufzugreifen und bietet ambitionierte Bio-Küche bei bewusst äußerst reduzierter Ausstattung. Auf den Holztischen keine Sets oder gar Decken. Sehr schlichtes Glas, Teller und insb. Besteck gehüllt in einfachste Papierservietten. Wie von anderen beschrieben, ist der Innenraum einschließlich der Toiletten mit Schiebe- und Klapptüren nebst dem guten alten Klappriegel weitgehend unangetastet gelassen worden. Ein Mix von den 60ern bis zu den 80ern regiert. Ich schwanke in der Bewertung. Viel zu sehen gabs, aber gemütlich gesessen habe ich nicht. Letztlich kommt mir die Karo-Einfach-Ausstattung eher wie eine Attitüde vor, denn als authentisch. Vielleicht ist das auch eine Gewöhnungssache. Eine Empfehlung will ich nicht aussprechen, aber selber werde ich nochmals kommen. Vielleicht überzeugt mich das Bio-Fleisch. Außerdem ist der Schwarze Engel schon einen Besuch wert.
SAUBERKEIT
Habe genauer hingeschaut. Alt ja, aber sauber und nicht herunter gekommen.
KOPIE DER RK-KRITIK
INTERESSANTE ERFAHRUNGEN IN LINDEN
Mal wieder erst um 16.00 Uhr hat es mich auf der Suche nach einer annehmbaren warmen Mahlzeit nach Hannover-Linden verschlagen. Ein Blick in RK hilft: Das 11a, u.a. Lieblingsrestaurant von herr_foe verspricht nicht nur durchgehende Küche, sondern nach den unterschiedlichen Kritiken einen abwechslungsreichen Besuch. So kam es.
BEDIENUNG
Ein Bereich, bei dem ich mir in der Bewertung sicher bin. Von einer jungen Dame – gepierct, tätowiert und gänzlich (wenn auch sehr luftig) in schwarz gewandet, wurde ich... mehr lesen
11 A - Küche mit Garten
11 A - Küche mit Garten€-€€€Restaurant05115901111Am Küchengarten 11A, 30449 Hannover
3.0 stars -
"Bewusst eigenwillig. Man liebt es oder nicht..." DerBorgfelderKOPIE DER RK-KRITIK
INTERESSANTE ERFAHRUNGEN IN LINDEN
Mal wieder erst um 16.00 Uhr hat es mich auf der Suche nach einer annehmbaren warmen Mahlzeit nach Hannover-Linden verschlagen. Ein Blick in RK hilft: Das 11a, u.a. Lieblingsrestaurant von herr_foe verspricht nicht nur durchgehende Küche, sondern nach den unterschiedlichen Kritiken einen abwechslungsreichen Besuch. So kam es.
BEDIENUNG
Ein Bereich, bei dem ich mir in der Bewertung sicher bin. Von einer jungen Dame – gepierct, tätowiert und gänzlich (wenn auch sehr luftig) in schwarz gewandet, wurde ich
Zum zweiten Mal im Auer Bräu und ich bin weiterhin schwer begeistert. Die neuen Erfahrungen habe ich in die noch gar nicht so alte Erstkritik eingefügt.
Für eine 90-minütige Besprechung von Bremen nach Regensburg. Da wollte man mir wohl etwas bieten. Der 500-PS-Bolide für den Transfer vom Münchener Flughafen war ja ganz nett, aber richtig cool war das Auer Bräu.
Das uralte Wirtshaus wurde wie mehrere andere Traditionshäuser von der Kneitinger-Stiftung gekauft und wieder aufgemöbelt.
Beim zweiten Besuch war Mittagszeit und der Laden war richtig voll. Es traf sich alles, Paare, Geschäftsleute, Familienfeiern. Dementsprechend war der Lärmpegel, aber fröhlich, wie im Bienenkorb. Wir saßen erneut im hinteren Raum, einem kleinen Anbau zum Biergarten hin und dadurch etwas ruhiger.
Bedienung
Ein in jeder Hinsicht flotter junger Bursche in zurückgenommener Tracht, freundlich, aufmerksam und souverän. So wünscht man sich Wirtshausservice. Auch die junge Kollegin machte wohl einen guten Job, kam allerdings nicht an unseren Tisch.
Das war dann beim Mittagsbesuch der Fall. Flott waren die Damen, fesch sowieso, freundlich auch, wobei für längere Gespräche keine Zeit blieb. Aber nach der Zufriedenheit wurde mehrfach erkundigt und auch nach weiteren Wünschen. Die Wartezeit war dem Andrang völlig angemessen, nur der Kollege bei dem ein privater Termin drückte und der daher auf das Mittagsangebot gesetzt hatte, musste natürlich länger warten, Murphys law...
Das Essen
Da ich ja abends noch ins MEIER wollte, entschied ich mich für eine Leberknödelsuppe für 3,9€. In einer kräftigen dunklen Rindsbouillon ein Knödel, der fast die ganze Tasse ausfüllte. Locker, aber nicht zerfallend, nicht ganz fein durchgedreht, ebenfalls gut gewürzt mit leichter Schärfe und einem Hauch Majoran (meine ich). Dazu ein helles Kneitinger. Ein Genuss! Ich hab's lange nicht mehr getan, aber als der junge Mann nach weiteren Wünschen fragte, bestellte ich kurzerhand nochmal dasselbe.
Beim erneuten Besuch konnte ich dann zuschlagen. Nachdem die Suppe beim ersten Mal so überzeugt hatte, entschied ich mich für die Variante mit Pfannkuchenstreifen. Die Bouillon wie oben dazu eine große Menge Teigstreifen, denen man die Pfanne nicht nur ansah, sondern auch deutlich schmeckte. Toll!
Danach geschmorte Rippchen mit Kartoffelknödel und Kraut. Auch das Fleisch war perfekt, leicht von den Knochen zu lösen, aber nicht zerfallend, es gab noch Struktur. Kräftiger, auch leicht süßer Geschmack. Die Beilagen nicht ganz so gut. Für Klöße bin als Norddeutscher nicht so der Experte. Goldgelb und absolut rund sicher nicht von Hand. Die typische Konsistenz von Kartoffelstärke, aber nicht zäh oder gar gummiartig. Mir hat er sehr gut geschmeckt. Die dunkle Sauce nicht zu dünn, nicht zu sämig. Nicht so kräftig, wie erwartet. Das Kraut mit etwas Kümmel recht fest und relativ trocken. Nicht sehr säuerlich.
Die Kollegen schwächelten mit Wasser, Leichtem und Hellem. Ich gönnte mir aber ein Kneitinger Dunkel, schön malzig aber nicht zu süffig. Der Bock hat auch gelockt, aber dann wäre die Verhandlung am Nachmittag lang geworden.
Trotz der leichten Abstriche bei den Beilagen wieder die Höchstnote bei den Speisen!
Das Ambiente
Da könnte man jetzt ganze Elogen schreiben.
So stellt sich der gemeine Norddeutsche (und auch ich) jedenfalls die niederbayerische Wirtschaft vor (weil der gem. N-Deutsche von der Oberpfalz nun gar keine Vorstellung hat). Vorn die Schwemme mit gepflastertem Boden. Die Wirtsstube mit hölzernen Dielen, großen blanken Tischen und halbhoch holzgetäfelten Wänden. Im hinteren Teil geht`s noch eine Stufe hoch, man sitzt etwas ruhiger. Ein großer Kachelofen, dessen Röhre durch die ganze Wirtschaft gehen, Holz zum Befeuern (Leider nur noch als Deko, da das Rohr undicht ist). Hier, jenseits der Regenbrücke dürften Touristen selten sein. Gegen 17.30 Uhr füllt sich die Gaststube schnell. Es als "gemütlich" oder "urig" zu beschreiben, wäre eine Untertreibung. Ich versuch`s mal mit dem abgewandelten Dichterwort über meine Heimatstadt: "Hier gelt ich nichts, und würde gern was gelten. Denn dieser Ort ist echt und echt ist selten."
Sauberkeit
Alles paletti.
Zum zweiten Mal im Auer Bräu und ich bin weiterhin schwer begeistert. Die neuen Erfahrungen habe ich in die noch gar nicht so alte Erstkritik eingefügt.
Für eine 90-minütige Besprechung von Bremen nach Regensburg. Da wollte man mir wohl etwas bieten. Der 500-PS-Bolide für den Transfer vom Münchener Flughafen war ja ganz nett, aber richtig cool war das Auer Bräu.
Das uralte Wirtshaus wurde wie mehrere andere Traditionshäuser von der Kneitinger-Stiftung gekauft und wieder aufgemöbelt.
Beim zweiten Besuch war Mittagszeit und der... mehr lesen
Wirtshaus Auer Bräu
Wirtshaus Auer Bräu€-€€€Restaurant, Wirtshaus, Biergarten094188597Schwandorfer Straße 41, 93059 Regensburg
5.0 stars -
"Unbedingt wieder! Tradition und regionale Speisen vom Besten." DerBorgfelderZum zweiten Mal im Auer Bräu und ich bin weiterhin schwer begeistert. Die neuen Erfahrungen habe ich in die noch gar nicht so alte Erstkritik eingefügt.
Für eine 90-minütige Besprechung von Bremen nach Regensburg. Da wollte man mir wohl etwas bieten. Der 500-PS-Bolide für den Transfer vom Münchener Flughafen war ja ganz nett, aber richtig cool war das Auer Bräu.
Das uralte Wirtshaus wurde wie mehrere andere Traditionshäuser von der Kneitinger-Stiftung gekauft und wieder aufgemöbelt.
Beim zweiten Besuch war Mittagszeit und der
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Die Empfehlung liegt sicherlich sehr an unserer Gastgeberin Sandra Tober, die uns mit ungekünstelter Freundlichkeit versiert durch den Abend begleitete. Von der Begrüßung, als wir gleich bemerkt wurden, obwohl wir durch den Seiteneingang vom Hotel herein schlichen, bis heute, als wir die Heimreise antraten und mit einem fröhlichen Winken von der Terrasse verabschiedet wurden, haben wir uns als gern gesehene Gäste gefühlt. Mit dem zunächst angebotenen Tisch waren wir nicht einverstanden. Von unserer Wahl riet Frau Tober ab, da dort der Service für eine Veranstaltung vorbei laufen werde. Als wir unseren Aperetif wählten, erhielt ich einen Probeschluck des Champagner angeboten, da der auf der Karte ausgewiesene nicht geliefert worden und der Ersatz deutlich fruchtiger sei. Danach wählte ich einen weißen Port, den ich trocken und gekühlt erwartete. Kam aber warm und süß. Warum der als Aperitif angeboten wird, erschloss sich mir nicht. Aber immerhin, geschmeckt hat er und 3,9€ ist ein Schnäppchen. Madame fand de Sekt-Erdbeer-Cocktail etwas zu süß (4,1€). Wasser (Apo für 4,5€) wurde nachgeschenkt (Es geht eben.) Zum Hauptgang wurde ein weiterer Wein angeboten. Natürlich erkundigte sich Frau Tober zur rechten Zeit nach unserer Zufriedenheit. Mit einer Reklamation ging sie sehr professionell um und bedankte sich später ausdrücklich für die Kritik. Zum Sorbet (Dessert) kam das Angebot, mit Champagner bzw. Schokoladenlikör aufzufüllen, ohne zusätzliche Berechnung.
Die Rechnung ging auf die Zimmernummer, Trinkgeld in bar.
Das Ambiente, schon von orcagna gut beschrieben, möchte ich als modern-elegant bezeichnen. Das helle Holzparkett und die in Goldtönen gestrichenen Wände kontrastierten mit dem dunklen Leder der Sitzbank und den Hochlehnern ohne Armlehnen. Alternativ gab es niedrigere Lehnstühle mit edlem Stoffbezug in hellen und dunklen Streifen. Das über den Laufwegen direkte, ansonsten indirekte Licht verbreitete ebenso eine entspannte Atmosphäre, wie die sehr leise Popmusik. Die Tischabstände waren passabel. Auf dem etwas rutschigen, breiten Tischläufer war übersichtlich eingedeckt einschließlich weißer Stoffserviette, einer Kombi aus Pfeffermühle und Salzstreuer und einem sehr aparten orangen Blütenzweig. Das Restaurant ist barrierefrei erreichbar, jedenfalls über das Hotel. Dort befinden sich in erreichbarer Nähe und auch ohne Stufen erreichbar, die Toiletten. Mit einem frischen Duft und wie die übrigen Räume sehr sauber, nur der Papiermüll quoll gerade etwas über, was an der größeren Runde im Hotel gelegen haben mag.
Soweit alles im 4-5 Punkte-Bereich.
Leider konnte die Küche nicht mithalten.
Vorab konnte dreierlei Baguette (u.a. mit Mohn) mit einem fruchtigen, aber nicht pikanten Tomatenpesto gefallen. Dazu grüne Oliven, grobes Meersalz und ungesalzene Butter. Ansonsten kein Gruß aus der Küche. Kalte Vorspeise nur für den verfressenen Teil der Familie: gebratenes Hasenfilet auf Feldsalat mit Speck und Pinienkernen aus dem Menue für 8,5€. Für meine Frau wurde schon gleich ein zweites Besteck mitgebracht. Ungerechte Welt... Schon beim Servieren entfuhr mir spontan ein kurzes "Oje!". Die Filetscheiben sahen doch sehr durchgebraten aus. Leider bestätigte sich meine Befürchtung. Nicht knochentrocken, aber sehr fest. Nicht ungenießbar, am dicken Ende gings auch, aber gute Zähne waren von Vorteil. Unsere Gastgeberin erkundigte sich nach der Zufriedenheit und verschwand nach meiner Kritik in Richtung Küche, um nachzufragen (?). Derweil kämpfte ich weiter mit dem Fleisch und versuchte auch die grüne Unterlage. Erwartet hatte ich einen Vogerlsalat mit krossen Speckwürfeln. Leider nein. Die Büschel waren in einer sehr öllastigen Vinaigrette ertränkt, die mich sehr tief über den Teller zwang. Trotzdem lief mir beständig Öl über das Kinn. Auch kein schöner Anblick. Aber meine Schöne ertrug still. Die Speckstreifen erschienen mariniert, jedenfalls nicht erkennbar an- oder gar ausgebraten und daher ebenfalls fettig. Und schließlich verlieren Pinienkerne gewaltig an Reiz, wenn sie nicht angeröstet werden. Kirschtomatenviertel sind in diesem Arrangement flüssiger als flüssig, bestenfalls. Allein die Farbe trug zur gelungenen Präsentation bei. Gerade als ich das letzte Stück Fleisch gegessen hatte, erschien Frau Tober und sprach "Der, der ihn gemacht hat, hat zugegeben, dass er ihn zu lange gebraten hat." Schluck! Ich verdrängte nur unter Schwierigkeiten Bilder von unschönen "Befragungen" im Hinterzimmer der Küche... Und freute mich über das Angebot, das Gericht neu zu servieren. Gesprächsstoff hatten wir genug, so dass mir die Zeit nicht zu lang wurde. Das Ergebnis war um Längen besser, der Gargrad perfekt getroffen. Jetzt kam die Qualität zur Geltung, das Fleisch zart, aber mit Textur, Röstnote und leichtem Wildgeschmack. Sogar meine Frau verlangte charmant ein Probierstück. Der Salat war weniger ölig, konnte in mitteleuropäischer Manier gegessen werde. Nur bei Speck und Kernen blieb's beim alten. Dafür gab es eine Brombeere. Warum auch nicht, öfter was Neues. Für den zweiten Teller knapp 4 Sterne, der erste hätte höchstens 2 bekommen.
Beim Zwischengang stieg Madame ein, Kohlrabischaumsuppe mit Rote-Bete-Chips (6€), für mich Kartoffelcremesuppe mit Räucherforelle (dito). Auf der Suppe Schwamm ein einsames, halb versunkenes Petersilienblatt. Ein Menetekel... Die Fischstücke waren in ausreichender Menge und konnten geschmacklich durchaus überzeugen, wenn man sie von der Suppe befreit hatte. Die war nach meiner Überzeugung zweimal gesalzen worden, ich konnte sie jedenfalls nicht essen. Auch kein Kartoffel- oder gar Sahnegeschmack bemerkbar, nur Salz. Aber die Geschmäcker sind verschieden, meine Frau war zum Tausch bereit und bekundete mehrfach, dass es ihr schmecke. Seltsame Welt... So kam ich in den Genuss der mild gewürzten, überzeugenden Gemüsesuppe, bei der die im Ofen gebackenen Bete-Scheiben sowohl ihre erdige Süße als auch ihren Crunch beisteuerten. Für die Suppen 4 und 1,5 Sterne.
Gerade, als die von uns erbetene Pause zu lang zu werden schien, wurde der Hauptgang serviert. Auch dieser nicht kritikfrei. Das mittelgroße Kalbskotelett (Petersilie inklusive...) zwar recht vorsichtig gebräunt, aber die Küche musste ja unbedingt ein zweites Hasen-Desaster vermeiden. Was ihr gelang. Fast durch, war das Fleisch saftig und schmeckte so, wie Kalbfleisch schmecken kann. Die Sauce dagegen hätte Montur verlangt, das war recht wässrig. Und geschmacklich fehlte es mangels Bratensatz oder Zwiebel oder irgendwas an Körper, aber auch Gewürz. Bei den Beilagen Licht und Schatten. Die reichlichen Kirschtomaten hier mal sehr gelungen, d.h. schön geschmolzen mit ausgewogenem Süße-Säure-Spiel. Aber das Kartoffelgratin ein Jammer. Die gebräunte Oberschicht seit ewigen Zeiten zu heiß gehalten? Das Ergebnis ein durchgehärteter zäher Deckel, darunter eine zu weiche, fast geschmacksneutrale Masse. Ist auf dem Teller geblieben.
Trost bot indes die Flasche Blanc de Noir 2013 vom Weingut Pflüger aus der Pfalz. Weiß oder eher Rosé aus Pinot Noir und Schwarzriesling. Sehr fruchtig, aber spritzig genug ,ein fabelhafter Begleiter, der mich den angebotenen Roten zum Kalb ablehnen ließ. Außerdem sorgte der schnell abnehmende Flascheninhalt für schnell zunehmende Stimmung. Auch der Preis von 22€ bot keinen Anlass für Trübsal.
Mein Gegenüber war mit ihrem Saltimbocca vom Seeteufel rundum zufrieden. Eine Probierportion für den Gatten stand scheinbar nicht zur Disposition. Schlechte Welt.
Ein Dessert war eigentlich nicht mehr drin. Aber hausgemachtes Sorbet verschwindet ja spurlos. Zu meiner Zitrone passte der als Aperitif noch verschmähte fruchtige Champagner sehr gut. Madame lobte Kirsch-Zimt sehr. Dazu der Kaffeelikör, der einen Wimpernschlag später vermutlich eingeatmet worden war. Für jede Nocke 1,6€, die Begleitung auf's Haus.
Insgesamt ein sehr gutes PLV.
Angenehmes Völlegefühl machte sich breit. Nachdem wir freundlich verabschiedet wurden und den mörderischen Heimweg von zwei Treppen geschafft hatten, empfing uns das Boudoir. Wär's doch immer so kurz!
Mit dem gebotenen Abstand könnte man vermuten, dass der Chef nicht im Haus war. Oder, dass wieder eine Küche zu knapp besetzt war, um eine Gesellschaft und ein etwa zur Hälfte gefüllte Restaurant zu stemmen. Oder, dass die Mischung aus Einmal-Hotelgästen und regelmäßig einkehrenden Serviceclubs eben nicht 100% Leistung nötig macht.
Sollte ich die Perle Oberfrankens wieder besuchen und nicht in einen Brauereigasthof einkehren, würde ich zunächst nach einer adäquaten Alternative suchen. Gäbe es sie nicht, würde ich dem La Villa durchaus eine weitere Chance geben, trotz der ähnlichen Erfahrungen von orcagna. Wär die Küchenleistung wieder so, müsste ich trotz des guten Service allerdings den Vorbehalt einlösen und Empfehlung zurück ziehen.