Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 288 Bewertungen 367637x gelesen 10216x "Hilfreich" 9165x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 24.11.2016 2016-11-24| Aktualisiert am
25.12.2016
Besucht am 13.09.2016Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 90 EUR
Wieder mal eine späte Anreise nach Berlin. Die Promiläden wollte ich aus hier berichteten Gründen erst einmal meiden. Borchardt, Rutz, Pauly Saal und die anderen, selbst Grill Royal, obschon gegenüber meinem Hotel gelegen, schieden also aus. Aber auf billige Touriabzocke hatte ich auch keine Lust. Missmutig stapfte ich in Richtung Friedrichstraße, als ich an einer Weinwirtschaft in einem der S-Bahn-Bögen vorbeikam, in der viele Menschen lautstark Musik und Tanz brauchten und einen, der sie liebt. Später stellte sich die Gesellschaft als eine Station der Charité heraus. Um die Ecke dann das dazu gehörige Restaurant, in einem modernisierten hohen Altbausaal, u. a. die Decke (!) großzügig verspiegelt, die Tische ohne Wäsche aus dunklem Holz, wie auch der Fußoden in Bohlenoptik, cremefarbenes Leder, glänzendes Metall, stylisch, aber nicht ungemütlich und trotz der vorgerückten Zeit noch proppenvoll und daher ebenfalls recht laut. Ein Glück, dass der ein wenig geschniegelte jüngere Herr vom Service, der sich später als Sommelier (hier Mundschenk geheißen - Kopfschüttel) vorstellte, mir einen Tisch in einem eher loungig gestalteten Zwischenbereich anbieten konnte. Aufgrund der späteren Stunde durfte ich an einem schönen Ecktisch Platz nehmen und daher etwas abseits der anderen Gästen an den recht eng stehenden Zweiern. Gleichwohl nichts für vertrauliche Gespräche, aber das stört ja die wenigsten, wie wir wissen... Gleich zu Beginn fiel mir die ungewöhnliche Musikauswahl auf, relativ aktuelles, ausschließlich deutsches Material von Mainstream bis Indie, stilistisch vielleicht von Rosenstolz über Liga bis Schnipo Schranke. Mir gefiel es, ebenso wie die behaglichen hellen Braun- und Cremetöne, nur die großen Acrylformate an den Wänden - leicht surreale Riesenvögel in markanten Berliner Szenerien - waren nach meinem Gusto nicht. Zu gewollt, "Gebrauchskunst" fürs zahlungskräftige Publikum, schon in Kitsch abgleitend. Aber Geschmäcker sind verschieden, wie mir der Abend wieder zeigen sollte.
Auf dem Weg zu den im Untergeschoß (auch Weinkeller!) gelegenen, sehr geschmackvollen, gut ausgestatteten und sauberen Toiletten zogen die Mediziner und -zinerinnen vorbei, doch mein Tisch lag weit genug zurück gesetzt, so dass es mir fast wie ein Laufsteg vorkam.
Zufrieden, doch noch apart versorgt zu werden, war ich auf die Karte gespannt, denn ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Bei der Reise ins Ungewisse sollte mich wenigstens ein guter Kamerad begleiten: Garçon, Champagner! Habe man nicht, aber Flaschengärung von Schloß Vaux, der schmecke wie Champagner! Wie Champagner schmeckt nur Champagner... vor mich hinbrummelnd, ließ ich mich aber doch erweichen und von einem Rheingau Riesling Brut dieses ursprünglich in Berlin gegründeten Maison in heitere Stimmung bringen. Auch der Preis von 6€ nicht unangemessen. Zur Sicherung der guten Laune noch ein anderes Berliner Erzeugnis, den Belsazar Dry Vermouth ebenfalls für 6€, schön würzig und leicht bitter, ein eleganter Aperitif.
Zum Essen bestellte ich später eine Flasche 2013er Rheingauriesling Spätlese aus Erbach von Lamm Jung, QbA, aber von alten Reben, durchaus zufrieden stellend. Erst recht, nachdem ich später am Nebentisch einen anderen Riesling probieren durfte. Aber ich greife vor...
Für Ehepaar Beermann hält der Keller übrigens zwei weiße und eine ganze Reihe roter Tropfen aus der Türkei bereit!
Die Betreuung durch die Servicekräfte war gut und aufmerksam einschließlich einer fachkundigen Weinberatung. Auch die nicht für mich zuständigen jungen Menschen in Barber-Outfit erkundigten sich gelegentlich nach meinem Wohlergehen und erkannten leere Teller und mit etwas Ermutigung auch solche Gläser. Es wurde eine gute Atmosphäre vermittelt, ohne die professionelle Dienstleistung zu vernachlässigen. Angesagt wurde allerdings nicht. Eine abgebrannte Kerze wurde bemerkt und ausgetauscht. Unter Einbeziehung der großen Gesellschaft und der übrigen Auslastung gut gemeinte 4 Sterne.
Die Küche bietet deutsche und Berliner Küche in moderner Ausführung. Tagesempfehlungen gab es nicht, Spezialität des Hauses ist die Weißweinkrem Berliner Luft, die ich nicht probierte.
Stattdessen wurde wie folgt geordert:
Spinatrahmsuppe mit gebackenem Ei (5,5€)
Rinderhäckerle mit Apfel-Rote Bete-Salat und Röstbrot 11,5€)
Kalbsleber mit grünem Kartoffelbrei und Zwiebelmarmelade (19€). Zusätzlich bat ich um Pfifferlinge aus einem anderen Gericht, die ohne Berechnung blieben. Der Gargrad wurde erfragt, bei Leber nach meiner Erfahrung nicht selbstverständlich. Ich mag es noch rosa.
Statt Dessert wählte ich 5erlei Käse für stolze 14,5€.
Das PLV sehe ich in der Gesamtschau bei leicht überdurchschnittlichen 3,5 Sternen, wobei die Präsentation durchaus ansprechend war.
Zum schweren, wenig überzeugendem Kräuterquark wurde helles und dunkles Stangenbrot gereicht und auf Nachfrage auch nachgelegt.
Bereits der erste Gang traf meinen Geschmack. Spinatrahmsuppe mit gebackenem Ei
Die Suppe in einem frischen Grün, der Spinat nicht gänzlich püriert, sondern etwas "fetzig", der richtige Schuss Sahne für eine elegante Textur und genug Würze für eine kräftige Struktur. Reichlich violette Kresse für einen leicht pikanten Kick. Dazu das in Semmelbrösel gewendete, schön knusprig ausgebackene Ei, das nur etwas weicher hätte sein dürfen
Fast perfekte 4,5 Sterne.
Auch der Zwischengang sehr gut. Handgeschnittenes (-gehacktes?) einheimisches Rindfleisch Rinderhäckerle mit Apfel-Beete-Salat
zart, aber mit genügend Bissfestigkeit. Schon angemacht mit deutlicher Senf- und Estragon(!)note. Von der Mischung auch einige Kleckse auf der Schieferplatte. Äpfel- und Beetebrunoises in einem guten Mischungsverhältnis steuerten fruchtig-frische wie erdige Nuancen bei. Das Tatar auf einer runden, angerösteten Scheibe Vollkornbrot. Eine herzhafte Wucht mit 5 Sternen.
Der Hauptgang konnte dieses Niveau leider nicht halten. Berliner Kalbsleber auf grünem Kartoffelbrei
Die zwei leicht mehlierten, kräftig angebratenen Lebertranchen entgegen der Bestellung nicht mehr rosa, allerdings noch saftig genug. Angerichtet auf dem gekräuterten, recht festen und salzigen Kartoffelstampf. Auf die Zwiebelmarmelade war ich gespannt. Stattdessen gab es ordinäre frittierte Zwiebeln, die schon weitgehend kalt und damit überwiegend hart geworden waren. Mitgeteilt wurde die Änderung nicht. Ich finde das unhöflich. Eine Zutat kann ja mal ausgehen, aber mit einem Hinweis (möglichst vor der Zubereitung) und vielleicht einer kleinen Entschuldigung weiß der Gast, woran er ist und kann entscheiden. Schön die frischen Birnenspalten, die nicht zu weich und nicht zu süß waren. Überzeugend die mittelgroßen, mit Biss und Geschmack versehenen Pfifferlinge Pfifferlinge á la Crême
die gesondert in einem Schälchen, sehr heiß und in einer leichten hellen Sauce serviert wurden.
Zieht man die leichte Verärgerung ab, in der Summe eine 3,5 - 3,75.
sein. Leider schien die Küche schon im Feierabendmodus gewesen zu sein, denn die Warterei zog sich zu lange hin. Gerade als Einzelgast und am Ende des Mahls lässt die Geduld ja nach. Der Service fragte zweimal nach und konnte schließlich auf der hier noch nicht im Rückzug befindlichen Schieferplatte Ziegenkäse mit und ohne Blauschimmel, jungen und zweijährigen Schafskäse sowie 10%igen Kuhmilchkäse kredenzen. Bis auf den letzteren alle recht lecker und ein breites Geschmacksspektrum abdeckend. Dazu wurde die wohl wieder aufgefundene Zwiebelmarmelade serviert, die ich als (gelungene) Rot- und/oder Portweinzwiebeln bezeichnen möchte. Dafür fehlte dann der angekündigte Feigensenf. Die Küche gibt, die Küche nimmt...
Mein Gastgeber bedauerte die Holprigkeiten in der Küche und bot mir einen Kaffee an. Mir war der Sinn indes nach einem Likör, um die "Sorgen" im Busch'sen Sinne aufzuarbeiten. Die umfangreiche Wein- und Spirituosenkarte setzt auch hier u. a. auf Nostalgie aus Berlin (Futschi!). Ich schwankte noch zwischen Mampe halb und halb oder Persico, als mein Blick auf Omas Eierlikör fiel. Mann, war der gut! Zufrieden leckte ich mir die Lippen und beglich gerne die Rechnung.
Ja, und damit hätte der recht gelungene Abend eigentlich enden können. Doch vom Nebentisch der beiden jungen Berliner Geschäftsleute (die zuvor intensiv über ihr Internet-Startup diskutierten und somit - da es sich nicht um eine Gastroseite handelte - völlig meine Aufmerksamkeit verloren hatten) kam ob des sichtlich schmeckenden Eierlikörs Ironisches : Den gab's früher bei meiner Oma, da hab ich die Gläser ausgeleckt, höhö! Stimmt, entgegnete ich nachsichtig, und so lecker schmeckt er für kleine Jungs immer noch! Großes Gelächter und die Einladung, sich doch herüber zu setzen. Oh nein, wie das ausgeht, wissen wir doch seit Essen! Ging es aber nicht. Vielmehr entwickelte sich ein zunehmend lustiger Abend, bei dem mein restlicher Riesling, ihr restlicher Riesling, eine Psychologin von der Charité und dann weitere Flasche Riesling, weitere Käseplatte, weitere Runde Likör vom Haus, weitere Psychologin, hoch ernsthafte Diskussionen um die Funktion von Perspektive in der bildenden Kunst und des wingman im nächtlichen Berlin Thema waren. Und als die Gin Tonics schon bestellt waren, gelang es mir gerade noch, durch den Hinterausgang zu entschlüpfen. Beseelt von (Wein-)Geist und unerwarteter Berliner Freundlichkeit ließ ich mich durch die nächtliche Friedrichstraße treiben.
Und mit dem Sommer endeten (bis jetzt...) auch die denk- oder merkwürdigen Restauranterlebnisse, im Herbst standen wieder allein die mehr oder weniger großen kulinarischen Genüsse im Mittelpunkt.
Wieder mal eine späte Anreise nach Berlin. Die Promiläden wollte ich aus hier berichteten Gründen erst einmal meiden. Borchardt, Rutz, Pauly Saal und die anderen, selbst Grill Royal, obschon gegenüber meinem Hotel gelegen, schieden also aus. Aber auf billige Touriabzocke hatte ich auch keine Lust. Missmutig stapfte ich in Richtung Friedrichstraße, als ich an einer Weinwirtschaft in einem der S-Bahn-Bögen vorbeikam, in der viele Menschen lautstark Musik und Tanz brauchten und einen, der sie liebt. Später stellte sich die Gesellschaft... mehr lesen
HABEL am Reichstag - Restaurant & Weinkultur
HABEL am Reichstag - Restaurant & Weinkultur€-€€€Restaurant, Weinkeller030 28098484Luisenstraße 19, 10117 Berlin
4.5 stars -
"Interessante deutsche Küche. Empfehlung!" DerBorgfelderWieder mal eine späte Anreise nach Berlin. Die Promiläden wollte ich aus hier berichteten Gründen erst einmal meiden. Borchardt, Rutz, Pauly Saal und die anderen, selbst Grill Royal, obschon gegenüber meinem Hotel gelegen, schieden also aus. Aber auf billige Touriabzocke hatte ich auch keine Lust. Missmutig stapfte ich in Richtung Friedrichstraße, als ich an einer Weinwirtschaft in einem der S-Bahn-Bögen vorbeikam, in der viele Menschen lautstark Musik und Tanz brauchten und einen, der sie liebt. Später stellte sich die Gesellschaft
Geschrieben am 22.11.2016 2016-11-22| Aktualisiert am
22.11.2016
Wieder Neustadt, wieder knapp in der Zeit. Aber Grünwedels im Süden des Ortes in Sichtnähe des Hambacher Schlosses öffnet bereits um 17:00 Uhr(!), so dass vor der langen Rückfahrt in den Norden ein sehr frühes "Abendessen" drin war.
Karibik und Petra haben das Grünwedels schon ausführlich beschrieben. Ich beschränke mich daher auf einige zusätzliche Aspekte.
Parkplätze im Hof.
Große Portionen! Alle Hauptgerichte waren so bemessen, dass schon mittelstarke Esser durchaus ein Sättigungsgefühl verspüren. So mein wildes Zanderfilet, so erst recht beim Lammrücken meiner Begleitung.
Angenehmes Ambiente. Ein schönes, großes Kreuzgewölbe, die Tische sehr großzügig verteilt, warme Brauntöne und ungewöhnlicher Broadway-Swing, der die Stimmung zum Mitwippen bringt.
Küchengruß eine Scheibe guter Parmaschinken und mediterrane Antipasti, nicht schlecht, aber auch schon hundertmal beim ambitionierten Italiener gegessen. Graubrot mit grobem Salz und Butter.
Warmer Ziegenfrischäse , schön cremig und leicht säuerlich-würzig, in Zucchinistreifen gewickelt und leicht angebraten. Dazu Blattsalate in einem mild-säuerlichem Dressing, Kerne, Cocktailkirschen und Pesto, 13.9€.
Das wilde Zanderfilet, zwei große Stücke, auf der Haut einen Tick zu lange gebraten, noch saftig, aber nicht mehr glasig. Publikumsgeschmack? Die Haut stellenweise von knusprig zu fest tendierend. Sehr schön erneut das nicht zu weiche Graupenrisotto. Ok, im Moment häufiger in der gehobenen Gastronomie anzutreffen. Schließlich verschiedene tournierte Gemüse. Gerade soweit gegart, dass ein Zerkleinern mit dem Fischmesser gerade möglich war, 24€.
Das Mineralwasser mit 5,5€ für den Dreiviertelliter moderat bepreist. Als Begleiter der offene Sauvignon von Corbet für 5,9€, den ich als ordentlich einordne.
Für die Dame noch "Das Gedeck": Ein Schokoküchlein, eine Kugel Moccaeis und ein Espresso für 6,5€. Ich begnügte mich mannhaft mit großzügig eingeschenkten 0,1l (4,9€) der Sauvignon-Spätlese "Sweetheart" von Oliver Zeter, von dem ich am Vorabend in Bremen noch den Viognier gekostet habe, dort aber war ich mit 12,9€ für 0,15l (beides kein Schreibfehler!) dabei.
Wir wurden freundlich und aufmerksam bedient, unsere Zeitbeschränkung berücksichtigt.
Wie Petra schrieb: Eine Alternative zur Gourmetküche.
Wieder Neustadt, wieder knapp in der Zeit. Aber Grünwedels im Süden des Ortes in Sichtnähe des Hambacher Schlosses öffnet bereits um 17:00 Uhr(!), so dass vor der langen Rückfahrt in den Norden ein sehr frühes "Abendessen" drin war.
Karibik und Petra haben das Grünwedels schon ausführlich beschrieben. Ich beschränke mich daher auf einige zusätzliche Aspekte.
Parkplätze im Hof.
Große Portionen! Alle Hauptgerichte waren so bemessen, dass schon mittelstarke Esser durchaus ein Sättigungsgefühl verspüren. So mein wildes Zanderfilet, so erst recht beim Lammrücken meiner... mehr lesen
Grünwedels Restaurant
Grünwedels Restaurant€-€€€Restaurant063212195Weinstr. 507, 67434 Neustadt an der Weinstraße
4.0 stars -
"Gehobene Küche mit gutem PLV. Schönes Ambiente. Empfehlung." DerBorgfelderWieder Neustadt, wieder knapp in der Zeit. Aber Grünwedels im Süden des Ortes in Sichtnähe des Hambacher Schlosses öffnet bereits um 17:00 Uhr(!), so dass vor der langen Rückfahrt in den Norden ein sehr frühes "Abendessen" drin war.
Karibik und Petra haben das Grünwedels schon ausführlich beschrieben. Ich beschränke mich daher auf einige zusätzliche Aspekte.
Parkplätze im Hof.
Große Portionen! Alle Hauptgerichte waren so bemessen, dass schon mittelstarke Esser durchaus ein Sättigungsgefühl verspüren. So mein wildes Zanderfilet, so erst recht beim Lammrücken meiner
Geschrieben am 16.11.2016 2016-11-16| Aktualisiert am
25.12.2016
Besucht am 30.08.2016Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Mein erster Besuch im kleinsten 5-Sterne-Hotel Deutschlands war wie ein Ausflug in 1000 und eine Oligarchen-Nacht. Siehe meine erste märchenhafte Geschichte, aka Kritik. Inzwischen haben aber wohl doch betriebswirtschaftliche Grundsätze Einzug gehalten. Weniger Personal, aber immer noch reichlich für den einzigen "echten" Gast (die Inhaber hatten privaten Besuch). Freundlich, engagiert, aber ein Kaffee ans Bett wurde nicht mehr angeboten. Dafür ist der Küchenchef am nächsten Morgen extra früher gekommen, um eine (vorzügliche) Sauce Hollandaise für meine geliebten Eggs Benedict aufzuschlagen. Beim Frühstück entdeckte ich eine Marmelade aus Kornelkirschen. Diese Frucht hatte ich überhaupt erst einige Tage vorher kennenlernt, als ich meinen Nachbarn beim Beeren pflücken im Park antraf. Seines Zeichens Apotheker lobte er den Vitamin C-Gehalt der Frucht. Als ich die kleine Geschichte erzählte, erhielt ich ein Glas von der Leckerei als Reisegeschenk. Großzügig. Dafür sind Obstteller und Drinks for free auf dem Zimmer verschwunden, diese aber immer noch mit viel Liebe zum Detail eingerichtet
Fußläufig zum kleinen Bahnhof von St. Ingbert gelegen, ist man in weniger als 20 Minuten am Hauptbahnhof in Saarbrücken. Ich würde und werde stets wiederkommen.
Was auch an der erneut sehr guten Leistung der ebenfalls neuen Restaurantcrew lag.
Beeindruckend von Statur und Auftreten Nicola Cupelli, der seine Rolle als charmanter italienischer Gastgeber ("Dottore! Cavaliere!! Condottiere!!!") mit Herzlichkeit und angenehmer Selbstironie gab, vor allem aber mit absoluter Aufmerksamkeit. Als der vom Haus spendierte Prosecco nicht konvenierte, wurde sogleich eine Flasche Cava geöffnet (die mich, nach einer Nacht unter Gasverschluss, noch durch den Vormittag im Gartenstuhl begleitete). Neues Brot, aber sicher. Und als ich ob des noch sehr jungen, mIlden Pecorino nur die Stirn runzelte, eilte Nico schon in die Küche für gut gereifte Ware. Ein beeindruckender Beobachter und unterhaltsamer, gesprächiger Gastgeber, mit dem Gefühl für das richtige Timing. Am Ende des Abends suchten und fanden wir auf den Satellitenbildern der großen elektronischen Mappe seine Grundschule in Cosenza. Dazu rauschten zwar nicht die Busentowogen, aber die Pumpe des kleinen Gartenteichs (schlafen Goldfische eigentlich immer mit dem Bauch nach oben?). Ein jüngere Kollege, der mich schon an der Rezeption begrüßt hatte, war noch etwas unsicher, aber extrem bemüht. Volle Punktzahl.
Zur Einrichtung des Hauses und des Salons habe ich schon berichtet. Diesen Sommerabend konnte ich komplett auf der Terrasse verbringen. Dunkelgraues Gartenmobiliar aus durablem Kunststoff und Metall. Die Mittellehner mit Plastikgewebe bespannt. Mit meinem "üblichen" Kissen wurde für mehrstündige Bequemlichkeit gesorgt. Auf dem großen, farblich passenden Platzset war zurückhaltender eingedeckt, als im Inneren des Restaurant. Für den eher kleinen Tisch vorteilhaft, erst recht mit den großen Menuekarten. Spielereien, wie Gläser mit rundem Boden sind verschwunden, leider auch die durchaus beeindruckende Wasserkarte, mit mehr als 10 Varietäten. So kam statt Perrier zunächst nur Aqua panna ins Glas.
Dazu der besagte, bernsteinfarbene Rabetllat i Vidal aus dem Penedes, eher ein süffiger Cava für alle Tage. Gleichwohl eine Einladung, die ich gerne angenommen habe.
Während ich noch die Karte durchstöberte, wurden vier Scheiben zugekauftes Brot
gereicht, das erst trocken, nach erfolgtem Ersatz immer noch kein großer Genuss war. Wehmütig dachte ich das pan carasau des ersten Besuches. Immer noch im Angebot war die schön kräftige Trüffelbutter
Wie schon beim letztlich traumatischen Vorabend im Essener La Grappa wollte ich mich nicht von der Karte gängeln lassen und bestellte "freihändig" auch ein paar Klassiker:
Gemischter Aufschnitt mit Käse
Carpaccio von der Jakobsmuschel
Carne cruda
Gebratene Steinpilze
Tortelli mit Wolfsbarschfüllung in Safransauce
Seezungenröllchen mit Wildreis und Sauce cardinal
Gebratenes Kalbsfilet
Durch dieses Menue der eher feinen Aromen sollte mich einer meiner italienischen Lieblingsweine begleiten, ein Vermentino aus der sardischen Gallura. Soweit ich weiß, die einzige DOC-Appellation dieser Traubensorte. Eine Fruchtbombe in der Nase, und es machte mich fast wahnsinnig, bis ich endlich das intensive Bukett reifen Galiamelonen zuordnen konnte.
Die Entscheidung über Dessert oder Käse (es sollte anders kommen...) wollte ich noch etwas verschieben und wartete gespannt der Genüsse aus dem Land der blühenden Zitronen.
Die Küche schickte mir zunächst als Appetithappen Thunfisch mit Pistazienkruste sowie Gurken- und Radieschenmus Amuse Thunfisch mit Pistazienkruste
Das schön farbenfrohe, auch kreative Amuse enttäuschte mich mit recht wenig geschmacklicher Kontur. Vom Fisch war gar nichts zu merken, auch Würze Fehlanzeige. Am ehesten kam eine Assoziation von Gemüse-Smoothie mit Nüssen auf. Gegenüber dem Allerweltsbrot immerhin ein kleiner Fortschritt.
Aber schon legte die Küche mit dem italienischsten aller Menue-Eröffner los, gemischter Aufschnitt und Käse Salami, Schinken, Speck und toller Pecorino
Der San Daniele sehr gut, der Tiroler Speck noch besser. Keine Mortadella, aber die Salami Milanese nur einen Tick talglastig, um Längen besser als am Vortag in der Essener Promi-Geisterbahn. Der Pecorino erst völlig geschmacklos, aber da zauberte der gute Nicola ja schon die gelagerte Ware hervor: Andere Welt, intensives Schafmilcharoma. Gerade die richtige Härte zum Knabbern. Clou des Tellers indes die gerollten Streifen von eingelegter Paprika und Aubergine, die einen Hauch von Balsamico mitbrachten und ein paar Tropfen Olivenöl. Von allem jeweils zwei, drei Scheiben, so kann das weiter gehen.
Und es ging!
Carpaccio di Noci de Capesante Carpaccio von der Jakobsmuschel
da fiel mir die Kinnlade runter. Rohe Ware von beeindruckender Qualität. Süßer Geschmack, trotz dünnster Scheiben. Wieder das Olivenöl in exakter Dosierung. Die Filetstücke von der süßen Orange nicht nur optisch eine perfekte Ergänzung, die Johannisbeeren erfreuten das Auge, an den Gaumen ließ ich sie vorsichtshalber nur in kleinsten Dosen. Perfekter Teller.
Jetzt wurde es mit dem rohen Carne Cruda vom Kalb etwas kerniger. Rohes Kalbsfilet in Scheiben (Carne cruda)
Frisch aufgeschnitten ging es mit dem gehobelten Trüffel und den fantastisch süßen roten Tropea-Zwiebeln eine wunderbare saftige Liason ein. Einziger Nachteil: Das Kalb war kaum dicker als für ein Carpaccio geschnitten und konnte meine erwachte Lust auf FLEISCH! nicht ausreichend stillen.
Was will ich Käse, will ich Nachtisch! Ein Tatar muss her!
Und es ist ja von Vorteil, wenn die Küche nur für dich tätig ist: Obwohl außer der Reihe bestellt, stand in Windeseile das Rindfleisch vor mir. Frisch mit dem Messer geschnitten. Saftig. Mit selbst gemischter Cocktailsauce schon leicht pikant angemacht und in runde Form gebracht serviert. Dazu getoastete, entrindete Weißbrot-Dreiecke
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So einfach, so Fleisch, so gut.
Aber auch vegetarische Genüsse können glücklich machen und nicht immer ist Fleisch mein Gemüse: Also nach der insoweit eher mauen Vorstellung im bekannteren Revier - St. Ingbert hat übrigens einen Museumsstollen, der Steinkohlebergbau an der Saar wurde erst 2008 eingestellt - erneut mein Wunsch nach Fritto di Porcini Ausgebackene Steinpilze
Und dieses Mal ein Volltreffer bzw. auf gut monnemerisch: Toll, toll, toll! Dicke Scheiben von wunderschönen Exemplaren. Mehliert und in einer Butter-Öl-Mischung leicht knusprig angebraten. Dazu sanft gezogener schmelzender süßlich-würziger Knoblauch. Die italienische Küche ist eine der besten der Welt, wenn sie produktfokussiert bleibt!
Die Wolfsbarschfüllung war geschmacklich völlig präsent. So intensiv habe ich das selten erlebt. Im Gegenteil, schon in gefühlt Legionen fader Nudelfüllungen verzweifelnd nach einem Aroma gesucht. Mit dem Anschnitt
erhob sich zudem ein würziger Kräuterduft. Ist das Minze? Aber ja! Dazu Pecorino, Eier, Salz und fertig ist das perfekte Nudelgericht.
Als Fischgang Seezungenröllchen aufgestellt und mit Queller (Salicornes) als Füllung Seezungen auf Sauce Cardinal
Mit der leuchtend karmesinroten Sauce cardinal ein optisch überaus gelungener Teller in den italienischen Landesfarben (plus dunklen Wildreis, na gut). Das einzige Gericht, das mich nicht in allen Belangen überzeugte, ohne, dass hier von "schwächer" zu reden gewesen wäre. Die Filets waren nicht übergart, eines war etwas trockener als die anderen. Alle solo von typischem, feinem Geschmack. Der allerdings gegen die salzigen Algen unterging, von den schlicht zu viele eingerollt waren. Zu salzig für meinen insoweit zurückhaltenden Geschmack auch die samtige Sauce, der zudem die vermutlich verwendete Krebsbutter leider kein Krustentieraroma beigeben konnte. Auch eine pikantere Note wäre fein gewesen. Perfekt in allen Beziehungen dagegen der sehr heiß servierte Wildreis.
Vor dem Fleisch schickte die Küche zur Erfrischung des Geschmackssinns ein immens cremiges, etwas herberes Zitroneneis
Positiv überrascht war ich auch von der sehr milden Säure, so dass ich mal auf gut Glück Amalfizitronen vermutete. Tatsächlich war Limoncello verwendet worden; immerhin teilweise richtig geraten, das freut ja doch.
Als Höhepunkt stellte sich dann das Kalbsfilet heraus Kalbsfilet am Stück
Schon der Duft ließ mir das Wasser im Munde zusammen laufen. Perfektes Fleisch, schöne Röstnoten, im Anschnitt medium
wie ich Kalb mag. Sehr zart, aber auch sehr saftig mit einem nicht entfernten Fettrand, der auf der Zunge schmolz. Ein wenig toskanisches Olivenöl dazu angegossen, Salzflocken darauf und zurückhaltend gemahlener Pfeffer. Ich war im Paradies! Kräuter waren schon - sparsam - mit angebraten worden. Eine Auswahl lag auch auf dem Teller, zugleich Deko und DIY-Bausatz, den ich beim Rosmarin auch nutzte. Selbst das Gemüse war korrekt gegart, erfreulich anzusehen und jeweils mit Wiedererkennungswert am Gaumen.
Trotz wenig zartem Körper musste ich nach dieser Fleischeslust ein Dessert natürlich empört ablehnen.
Aber ersatzweise könnte doch ein Gläschen Passito für einen süßen Abschluss sorgen, so mein Plan. Nico bedauerte, nicht vorrätig. Schade. Aber ob es auch ein Sauternes
sein dürfe? Juhu! Und der war -Kunststück - gar nicht mal schlecht, mindestens gutes Mittelfeld. Und Cantucci gab es auch dazu. Beides auf Kosten des Hauses, wie ich später anhand der Rechnung bemerkte.
Zum abschließenden, in der heißen Tasse servierten und ansonsten nicht weiter erwähnenswerten Espresso Lungho wurde mir noch Schokolade angeboten. Aber man muss auch mal Nein! sagen können...
So endete ein überaus erfreulicher, netter Abend mit Köstlichkeiten aus der italienischen Küche.
Die gastronomische Leistung sehe ich wegen der genannten Kleinigkeiten zwischen 4,5 und 4,75. Aufzurunden fällt mir nicht schwer, gerade im direkten Vergleich zum Abend vorher.
Das PLV ist, wie beim Hotel, gigantisch. Alle Speisen summierten sich auf gerade 90€, der Vermentino kostete angemessene 49€ und nur über Espresso und Wasser will ich ausnahmsweise nicht lamentieren, Grund dafür wär vorhanden.
Ohne jede Einschränkung daher Ja!Ja!Ja! zur Villa Almarin. Möge ihr spendabler Inhaber dieses "Schmuckkästchen" noch lange pflegen!
Mein erster Besuch im kleinsten 5-Sterne-Hotel Deutschlands war wie ein Ausflug in 1000 und eine Oligarchen-Nacht. Siehe meine erste märchenhafte Geschichte, aka Kritik. Inzwischen haben aber wohl doch betriebswirtschaftliche Grundsätze Einzug gehalten. Weniger Personal, aber immer noch reichlich für den einzigen "echten" Gast (die Inhaber hatten privaten Besuch). Freundlich, engagiert, aber ein Kaffee ans Bett wurde nicht mehr angeboten. Dafür ist der Küchenchef am nächsten Morgen extra früher gekommen, um eine (vorzügliche) Sauce Hollandaise für meine geliebten Eggs Benedict aufzuschlagen.... mehr lesen
Restaurant Lea im Hotel Villa Almarin
Restaurant Lea im Hotel Villa Almarin€-€€€Restaurant, Sternehotel06894990590Ensheimer Straße 20, 66386 Sankt Ingbert
5.0 stars -
"Ganz sanft auf dem Boden der Realität gelandet! Weiterhin mehr als empfehlenswert." DerBorgfelderMein erster Besuch im kleinsten 5-Sterne-Hotel Deutschlands war wie ein Ausflug in 1000 und eine Oligarchen-Nacht. Siehe meine erste märchenhafte Geschichte, aka Kritik. Inzwischen haben aber wohl doch betriebswirtschaftliche Grundsätze Einzug gehalten. Weniger Personal, aber immer noch reichlich für den einzigen "echten" Gast (die Inhaber hatten privaten Besuch). Freundlich, engagiert, aber ein Kaffee ans Bett wurde nicht mehr angeboten. Dafür ist der Küchenchef am nächsten Morgen extra früher gekommen, um eine (vorzügliche) Sauce Hollandaise für meine geliebten Eggs Benedict aufzuschlagen.
Geschrieben am 16.11.2016 2016-11-16| Aktualisiert am
25.12.2016
Besucht am 29.08.2016Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 170 EUR
Wie ich erst zum Grappa eingeladen und hernach des Tisches verwiesen wurde...
Das La Grappa ist in Essen eine Institution. Seit 1978 werden hier italienische Speisen und insbesondere Weine und eben auch die weltberühmten Tresterbrände kredenzt. Wer sich anhand des Internets über das Restaurant informiert, darf einiges erwarten: Sehr gute Küche, die "beste Weinkarte der Welt", professionelle und engagierte Kellner, einen schillernden Patron, über dessen Weinhandel es unbewiesene Gerüchte gab, der aber - da sind viele einig - vor Arroganz nur so strotzt. Und schließlich Prominente, insbesondere Wirtschaftsbosse des Reviers, die hier in den Nischen ihre Deals einfädeln.
Nun sagen manche, dass nicht allem zu glauben sei, was im Netz steht. Aber gespannt war ich doch, als ich nach unproblematischer telefonischer Reservierung zu schon fortgeschrittener Stunde den Eingang schräg gegenüber der heutigen Evonik-Zentrale durchschritt.
Hier der Bericht über mein höchstpersönliches, daher selbstverständlich nicht zu verallgemeinerndes Drama in drei Akten.
1. Gerade nochmal gut gegangen
Ein Teil des Lokals liegt auf Straßenniveau an den großen Fenstern. Nach hinten einige Stufen. Man fühlt sich an die Anfänge italienischer Gastronomie in Deutschland versetzt. Weinkisten, Flaschen, Unmengen von Nippes ohne einen Hauch von Selbstironie. Die Wände entlang Nischen mit dunkel gebeiztem Holz und weißen Wänden in grober Spachteltechnik, daran Steingutteller und vermeintlich Kupfergetriebenes made in Taiwan. Gemauerte Pseudosäulchen, darüber angetäuschte Giebelchen aus braun gestrichenem Sperrholz. Kaum ein Vorstadtitaliener würde das heute anbieten, wenn er denn tatsächlich an Gästeumsatz interessiert ist. Gut, dass ich durch die Netzrecherche vorgewarnt war - einer Institution sieht man einiges nach. Und wer mit diesem Ambiente auch an einem Dienstagabend des Jahres 2016 die Hütte voll hat, muss noch mehr zu bieten haben.
Ich wurde vom Chef persönlich begrüßt, der mich unschwer zuordnen konnte, blieb ich doch an diesem Abend der einzige Gast ohne Begleitung. Um mir dann - natürlich - den schlechtesten Tisch anzubieten. Im hintersten Winkel, streng genommen schon nicht mehr im Gastraum, sondern in einem Gang, der nicht nur zum Pass der Spülküche führt, sondern gleich noch zu den Toiletten. Zugestellt mit Allerlei, was sich so in einem Restaurant ansammelt. Groteskerweise verband der Mann diese Demütigung noch mit den Worten "Der Tisch vom Chef...". War es mein fassungsloser Blick oder mein höhnisches Auflachen? Jedenfalls schob Signor Fratessi noch ein fröhliches "...wenn er besoffen ist!" hinterher. Der Blitz aus meinen Augen hätte Chuck Norris töten können, und ich war auf dem Absatz, um sofort wieder zu gehen. Da passierte die erste Merkwürdigkeit des Abends. Mit höflicher Stimme wurde mir ein anderer Tisch vorgeschlagen, ganz im Gegenteil zum ersten nun im "Auge des Sturms". Was fast wörtlich zu verstehen ist, da die Nische direkt hinter einer großen Tafel in der Raummitte lag, an der der Wirtschaftsführernachwuchs dieses Landes es mal so richtig krachen ließ, jedenfalls geräuschtechnisch. Eine Sekunde schwankte ich und wieder geschah Seltsames: So, wie der schwer entflammbare Mut des kleines Volkes, erwachte endlich Trotz in mir. Wenn ich mich in diesem Museum romantikbesoffener deutscher Italienliebe schon vera...en lasse, dann aber richtig! Nein, nein, wenn sich hier sogar der Chef an einen solchen Tisch setzt, ist er doch für mich gut genug, sprach ich und drückte dem wartenden Ober meine Garderobe in die Hand. Der Patron schenkte mir noch einen nachdenklichen Blick und schritt gravitätisch durch sein Reich davon.
Ende 1. Akt
2. My home is my castle
Angekommen in meiner Höhle - mit dem Rücken zum Gerümpel, den älteren Herren in der Nachbarnische einen freundlichen Gruß entbietend - schaute ich mich erstmal in Ruhe um. Ich sah die getrockneten Kleberreste des einstigen Messröhrchens auf dem vergilbten Heizkörper und die oben aus der Wand hängenden nackten Elektrokabel. Ich bemerkte aber auch das aus der Zeit gefallene, bunte Deckchen in der versilberten Brotschale. Und nahm zur Kenntnis, dass anders als beim schon strapazierten Vorstadtitaliener hier die Namen auf den leeren Weinkisten Tignanello, Sassicaia oder Ornellaia lauten.
Auf dem Tisch eine schwere rote Decke über einer weißen. Darauf ein blaues Stielglas fürs Wasser und ein klares für Wein. Weiße Stoffservietten und silbernes Besteck umrahmen einen Setzteller, der mit Kobalt- und feinem Goldrand sowie güldenem Wappen aufwartet. Mit einem Wort: Grandezza!
Was durchaus auch für die Kellner galt, die ihren Beruf als Berufung zu sehen scheinen. Kein Chichi, sondern mit dem nötigen Ernst, Höflichkeit und professionellem Auge. Alte Schule halt, was auch wörtlich gilt, denn der Jüngste der Riege bedauerte, dass er anders als die Kollegen noch nicht auf dem im Stile einer großen famiglia gemachten Teamfoto zu sehen sei, das Speisekarte und Internetauftritt ziert. Das sei in den 90ern gemacht worden, und er sei erst seit 15 Jahren im Hause. Auch diese Kontinuität beim Personal beider Brigaden ist sicher ein Qualitätsbeweis und nicht der unwichtigste. Ich wurde meistenteils vom Oberkellner bedient, der sich sehr schnell auch auf die obskuren Objekte meiner Begierde einstellen konnte. Aber auch seine beiden Kollegen waren stets aufmerksam bis zum Garderobenservice und der Begleitung zur Tür. Bis auf eine gewisse Steifheit klappte alles vorzüglich einschließlich des verlässlichen Wein- und Wasserservices, wobei sich hier mein Platz am Gang zur Spülküche als Vorteil erwies. Der nächste Kellner war nie weit und konnte mich auch nicht übersehen, nah genug vorbei musste er ja.
Bevor ich einen Blick in die geöffnete Speisekarte warf, wollte ich doch wissen, was denn von der scheinbar so protzig beworbenen Weinkarte zu halten sei. Und immerhin, kein selbst verliehener Titel, sondern eine Auszeichnung von der Vinitaly Verona 2005, das ist schon beeindruckend, ebenso wie der Umfang der Angebote. Auch hier allerdings eine etwas stehen gebliebene Auswahl mit deutlichem Schwerpunkt auf den Roten und dabei auf den (Super-)Toskanern und aus den Marken, der Heimat des Inhabers. Die schiere Masse führt aber dazu, dass auch von den vernachlässigten Gewächsen mehr als genügend offeriert werden, allein aus meinem Lieblingsgebiet Friaul sechs unterschiedliche Weine. Darunter auch von der eher selten angebotenen einheimischen Friulano-Traube, dem ehemaligen Tocai. Ein vollmundiger Wein mit fruchtigem Bukett, der mich durch mein eher leichtes Menü begleitete. Die Weinkarte ist in Auszügen auch im Netz zu finden, allerdings nur nach etwas Suche, nämlich auf den Seiten des casual-Ablegers La famiglia. Während auf der Hauptseite seit Monaten eine Überarbeitung angekündigt wird, ist beim kleinen Ristorante wohl noch eine ältere Version aktiv. Die allerdings auch die große Schwäche der Karte offenbart: Gnadenlos überzogene Preise! Für den durchaus guten, aber eben auch nicht hinreißenden Weißen werden statt 48€ inzwischen 65€ aufgerufen. Da gehen ja die 7,5€ für das SP als Schnäppchen durch, genauso wie die 21€ für zwei Gläschen des frisch geöffneten Jahrgangsspumante 2002 Ferrari Perle, der brut, goldgelb und endlich mal kalt genug ins beschlagende Glas kam.
Von diesen guten Mächten wunderbar geborgen, ging es an die Auswahl. Aber ein Teufelchen auf der Schulter flüsterte mir ein, diesem so selbstsicheren Hort italienischer Köstlichkeiten ein wenig auf den Zahn zu fühlen. So bat ich um gemischten Aufschnitt und Käse als Auftakt und die angebotenen Steinpilze als Fritto ausgebacken. Leider kam hier ein Rückzieher aus der Küche, dafür seien die Exemplare nicht geeignet (Hört, hört,). Man könne sie aber kleingeschnitten mit Pfifferlingen aus der Pfanne anbieten. Nun, warum nicht? Die affetati wurden mit 10€ berechnet, die Pilzmischung mit 12€. Aus der Karte sollten sich ein Carpaccio von Jakobsmuschel (16€), als Pasta die Caramelle allo Speck (1/2 Portion 9€) und als Hauptgang Wachteln mit Piquillos (29€) hinzu gesellen.
Das PLV (für die Speisen!) sehe ich angesichts der folgenden Leistung auf den Tellern und einer Gesamtbetrachtung des "Drumherum" bei überdurchschnittlichen 4 Sternen.
Zunächst wurde jedoch ein frisches gutes Weißbrot
gereicht, dazu ein Kräuterquark Kräutermörtel
der die Festigkeit abbindenden Mörtels hatte und in etwa auch denselben zu vermutenden Geschmack. Das ging gleich retour. Da mir auch das offene Olivenöl im Kännchen wenig überzeugend erschien, bat ich um Ersatz. Und wie schon berichtet, agierte der Service mustergültig. Der Ober suchte aus den im Lokal (als Deko oder zum Verkauf?) stehenden jungfräulichen Flaschen ein duftendes Öl aus der DOC vom Gardasee, das mir mit etwas gemahlenem Salz doch fast den Beermannschen Roten zum Brot ersetzte.
Während ich noch schwelgte, schickte die Küche schon den gewünschten Aufschnittteller
und ich ahnte, dass ich nicht hungrig von dannen ziehen würde: Drei reichlich bemessene Salami (milanese, romana und siciliana, wobei letztere aufgrund der Dicke doch ein sehr talgiges Mundgefühl hinterließ), dazu ein "Berg" von eher mittelalten Parmigianobrocken. Obwohl am Beginn des Abends der Appetit noch groß war, musste ich doch, an die weiteren Gänge denkend, schweren Herzens etwas Käse auf dem Teller lassen.
Nach einer, wie auch später, angenehmen Wartezeit ging es sehr viel leichter weiter. Die Noci di Capesante
waren als Carpaccio angekündigt, aber deutlich dicker geschnitten und in einer zurückhaltenden Vinaigrette mariniert. Das harmonierte vorzüglich und an der Qualität gab es nichts zu meckern. Die vielen Gemüsewürfel von Zucchino, Paprika(!), Möhre(!!) und Sellerie (!!!) sowie den vielen Salat hätte ich zur Muschel allerdings überhaupt nicht gebraucht. Wenigstens farbenfroh.
Weiter ging es mit dem Pastagang
Die beiden großen Teigtaschen leuchteten orange, wobei ich auf Kürbis als Farbgeber geschworen hätte, der Service aber nicht von Roter Beete abzubringen war. Entscheidender, dass der Gargrad perfekt getroffen war, die Tirolerspeck-Füllung kräftig, wie die angebratenen Salsiccia-Krumen darüber. Dazu eine wirklich heiße Parmesansauce. Ein echter Genuss!
Die folgenden Pilze fielen leider etwas ab Pfifferlinge und Steinpilze aus der Pfanne
Sehr heiß, kräftig angebraten und noch mit Biss, konnten die Steinpilze geschmacklich kaum punkten. Das war in der Tat sicher nicht die beste, frischeste Ware. Besser waren da die Pfifferlinge mit Schalotten, aber auch nichts, was mit guten Exemplaren nicht auch zuhause gelänge.
Ein Highlight allerdings die Gaumenerfrischung. Kein Sorbet, sondern auf dem Probierlöffel eine einzelne, perfekt aussehende und auch so schmeckende Himbeere zusammen mit 40 Jahre altem Balsamico Erfrischung: Balsamico 40 Jahre und DIE Himbeere
Fruchtig, süß, säuerlich, würzig, großartig!
Das Hauptgericht schließlich wieder mit viel Licht und etwas Schatten.
Vier ansehnliche große halbe Wachteln
angebraten und geschmort. Ich mag es lieber knusprig, aber trotzdem waren es vollfleischige, sehr saftige und wohlschmeckende Exemplare. Nichts auszusetzen. Ebenso wenig an den gesondert servierten grünen Bohnen und gebackenen Rosmarin-Kartoffeln
Die sehr aromatischen spanischen Spitzpaprika waren abgezogen, nicht zu weich gebacken und mariniert. Und das war das Problem. Ebenso wie bei der an sich gelungenen, kräuterreichen Sauce war viel zu viel Säure im Spiel, die den Wachteln gar keine Chance zur Entfaltung ließ. Wenn das eine Spezialität ist - Wachteln in saurer Sauce - dann hat es jedenfalls nicht meinen Geschmack getroffen. Schade!
Nach dem üppigen Fleischgang streikte mein Magen beim Gedanken an ein Dessert. Ich vertiefte mich vielmehr in die Weinkarte und war auch dort durchaus beeindruckt von der Vielzahl der vorhandenen italienischen Dessertweine - und deren Preisen. Große Gewächse, aber einiges kannte ich nicht einmal vom Namen. Ich bat daher den Patron an den Tisch, um ihn nach seiner Meinung zu zwei Passiti zu fragen, zwischen denen ich schwankte. Signore wischte mit einer Handbewegung beide vom Tisch: Allein ein toskanischer Muffato della Sala von Antinori käme in Betracht beschied er und tippte dabei bestimmt auf den 2006er für 95€ (immerhin für 0,5l). Da zeigte sich wieder, dass diesem Internet nicht zu trauen ist. Die Behauptung, der Chef empfehle stets nur die teuerste in Betracht kommende Flasche, erwies sich als haltlos, als doch noch der Vin San Giusto für 105€ möglich gewesen wäre. Dankend und mit einem Lob für die sicherlich überragende Qualität des Weines lehnte ich unter Hinweis auf den Preis ab. Es folgte ein großartiger Blick, ein Schulterzucken und eine Handbewegung, wie es nur den Söhnen Garibaldis gegeben ist. Und dann die dahin geworfene Bemerkung, ich sei natürlich eingeladen. Grandezza!!!
Der Wein, eine Cuvée von Chardonnay und vornehmlich Grecchetto, war in der Tat vorzüglich. Angenehme fruchtige Süße, genügend gut eingebundene Säure, dadurch lebendig und gut gekühlt. Dazu noch eine Auswahl zugekaufter Pralinés, von Gebäck und weißen und schwarzen Tartufi di Alba. Ein sehr leckerer Abschluss eines Mahls mit Höhen und leider auch, sagen wir mal, flachen Stellen.
Ende 2. Akt und
Zeit für eine Bilanz:
Sehr gute Küche: Nur ein deutlich gedehntes Jaaa (Für die Älteren: Das 5-Markstück liegt schon auf dem Schweinderl...)
Hervorragende Weinkarte: Im Rahmen der gesetzten Schwerpunkte, absolut.
Bester Service: Ohne jede Frage.
Arroganter Chef: Ja und nein. Ein Typ eben, wohl einer aussterbenden Gattung von Gastronomen angehörend.
War noch etwas? Ach ja, Promigäste:
3. Nachrichten aus Skurrilistan
Nach dem Platznehmen schweift der Blick umher und bleibt am Gast in der vorletzten Nische hängen. Ist das nicht? Klar, das ist er doch! Noch bis vor einigen Jahren einer der prominentesten Wirtschaftsbosse der Republik. Und auch das schon im Gange befindliche, auch mit viel Sympathie für Privatsphäre keinesfalls zu überhörende Gespräch berichtet aus höchsten Kreisen: Herr Schröder machte dieses und Frau Merkel jenes... und der Minister wollte es so... und da hab ich zu meinen Leuten gesagt... Und der Gesprächspartner? Nee, der Hinterkopf scheint mir nicht bekannt, höchstens die schneidende Stimme. Aber da kommt ja schon mein Essen - jetzt sind andre Geister dran.
Bei "Nun mal zum Prozess" kann ich dann nicht mehr weghören: "Du hast doch sicher damals? Aber natürlich, genauso war's. Dann sagst du als Zeuge am besten... " Immerhin erkenne ich jetzt den Gesprächspartner, einen der bekanntesten deutschen Strafverteidiger in Wirtschaftssachen.
Eigentlich unglaublich, was manche Menschen so in öffentlichen Lokalen besprechen (oder im Zug...)! Wenn ich jetzt ein Journalist wäre? Was soll's, der nächste Gang naht. Derweil wendet sich das Gespräch am Nebentisch privaten Dingen zu, der eine kreuzfährt um Feuerland, der andere hat ein Anwesen in Montpellier, sein Sohn hat da studiert. Ach schau, der meinige auch. Wie nett.
Der Abend neigt sich, der Inhalt der Flaschen auch. Ich mache mich auf den Weg, noch schnell ein freundliches Wort zu den Großen des Landes und grüßen Sie mir Montpellier, die Schöne. Ha! Ho! Sie auch ein Liebhaber des Südens? Kommen Sie, setzen Sie sich doch. Man ist erfreut und leutselig, fragt nach woher und wohin. Jedenfalls der Ökonom. Der Jurist schaut säuerlich, vermutet plötzlich den kleinen Lauschangriff (etwas spät, mein Lieber...). Nein, nein, Profession und Auftraggeber werden zur Beruhigung genannt, letzterer gleich mal herab gewürdigt vom Gegenüber, nun nicht alle Elternhäuser waren groß genug für gute Kinderstuben. Macht nichts, die Stimmung ist trotzdem gut, ob ich nicht auch einen Grappa probieren wolle. Der Ober sekundiert, den habe man aus dem hintersten Keller geschürft. Herr Verteidiger entgegnet, er habe den in der Kanzlei auf dem Fensterbrett stehen. Das Gespräch wendet sich hier und dort hin, auch zum Politischen. Man ist nicht einer Meinung, ist ja nicht schlimm. Oder doch? Drüben bricht es heraus, wer ich denn sei und was ich überhaupt hier mache, ich könne jetzt gehen, man habe mich nicht an den Tisch gebeten! Eigentlich doch, denke ich. Aber meine Eltern hatten ja ein genügend geräumiges Eigenheim. Ich bedanke mich freundlich beim Ex-Vorstandschef, der bis vor 30 Sekunden wirklich sehr nett mit mir geplaudert hat und jetzt etwas entgeistert blickt. Ich erhalte vom Ober meinen Mantel, werde zum Ausgang begleitet und mit Handschlag verabschiedet.
Draußen vor der Tür denke ich: Verrückter Traum! Und freu mich schon auf das beschauliche Saarland.
Der Vorhang fällt. Ende des Dramas.
Wie ich erst zum Grappa eingeladen und hernach des Tisches verwiesen wurde...
Das La Grappa ist in Essen eine Institution. Seit 1978 werden hier italienische Speisen und insbesondere Weine und eben auch die weltberühmten Tresterbrände kredenzt. Wer sich anhand des Internets über das Restaurant informiert, darf einiges erwarten: Sehr gute Küche, die "beste Weinkarte der Welt", professionelle und engagierte Kellner, einen schillernden Patron, über dessen Weinhandel es unbewiesene Gerüchte gab, der aber - da sind viele einig - vor Arroganz nur... mehr lesen
La Grappa
La Grappa€-€€€Restaurant201231766Rellinghauser Str. 4, 45128 Essen
4.0 stars -
"Grandezza italiana" DerBorgfelderWie ich erst zum Grappa eingeladen und hernach des Tisches verwiesen wurde...
Das La Grappa ist in Essen eine Institution. Seit 1978 werden hier italienische Speisen und insbesondere Weine und eben auch die weltberühmten Tresterbrände kredenzt. Wer sich anhand des Internets über das Restaurant informiert, darf einiges erwarten: Sehr gute Küche, die "beste Weinkarte der Welt", professionelle und engagierte Kellner, einen schillernden Patron, über dessen Weinhandel es unbewiesene Gerüchte gab, der aber - da sind viele einig - vor Arroganz nur
Geschrieben am 15.11.2016 2016-11-15| Aktualisiert am
15.11.2016
Besucht am 15.11.2016Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 30 EUR
Kurz vor einem ausführlichen "italienischen Doppelschlag" noch mal schnell ein kurzes Loblied auf die Küche von Sven Niederbremer und die Gastgeberqualitäten von Pierre Hartung.
Beide werden Anfang nächsten Jahres das "Netts" in Neustadt-Gimmeldingen renovieren lassen und dort ab März mit dem MORO ihr zweites Pfälzer Standbein eröffnen. Geführt wird das neue Lokal, dessen Namen "Glücklich sein" bedeutet, von einer eigenen Mannschaft, mit der die beiden schon in Scharffs Schlossweinstube in Heidelberg zusammen gearbeitet haben.
Das Stammhaus an der Bergstraße wird unverändert weiter geführt. Was sehr zu begrüßen ist, denn auch 45 Minuten in der Zwockelsbrück können glücklich machen. Mehr Zeit hatte ich vor meinem Mittagstermin leider nicht zur Verfügung, aber für das "Mittagsmahl" reichte das locker, sogar ein Kaffee war noch drin. Geboten wird ein schnelles Dreigang-Menue für 16 (in Worten sechzehn) Euro. Nach dem Auftakt mit reichlich knusprigem Weißbrot und dem guten Bremer Körnerknäckebrot sowie der Kräutercreme á la Frankfurter Soße, war das zum Auftakt heute eine legierte Artischockensuppe mit etwas Piment d'Espelette, die den feinen Geschmack mit ganz leicht bittrig-säuerlichen Noten verband; eine gelungene Anleihe an die klassische Zubereitung des gekochten Gemüses mit Vinaigrette. Gefolgt von einem Rotbarbenfilet und einem Stück Kabeljau, beide auf der Haut knusprig gebraten und unglaublich saftig, wobei der Nordländer dem Mediterranen noch um eine Kiemenlänge voraus war. Knaller die auf den Punkt "bissigen" (also endlich mal nicht bis zur schleimigen Unkenntlichkeit verkochten) Perlgraupen mit frischem Spinat und wunderbar aromatisiert mit Zitronenabrieb. Der bestellte südafrikanische Sauvignon von Slowine war zum Niederknien, Bombe schon in der Nase und erst recht im Mund, selten so ausgewogen. Da waren die 7€ für das Viertel aber sowas von goldrichtig angelegt! Tafelwasser for free dazu.
Als Dessert war frischer Mandelkuchen angekündigt, ich erbat aber etwas Erfrischendes und wurde mit einem sehr cremigen Cassis-Eis belohnt.
Der Espresso ist für 2,6€ ebenfalls ein Schnäppchen, wird er doch nicht nur mit kandierten Früchten und Schokolade serviert, sondern Karamell- und Malzzucker gereicht, nach denen ich SÜCHTIG bin.
Auch sonst alles beim Besten. Der Service umsichtig, entspannt, umfassend.
Die verschiedenen Bereiche von Wohnzimmer bis Landhaus zum Wohlfühlen. Allein manche Stühle für Schwergewichte etwas wackelig; ich probierte mich durch.
Was für eine "Mittagspause"!
Kurz vor einem ausführlichen "italienischen Doppelschlag" noch mal schnell ein kurzes Loblied auf die Küche von Sven Niederbremer und die Gastgeberqualitäten von Pierre Hartung.
Beide werden Anfang nächsten Jahres das "Netts" in Neustadt-Gimmeldingen renovieren lassen und dort ab März mit dem MORO ihr zweites Pfälzer Standbein eröffnen. Geführt wird das neue Lokal, dessen Namen "Glücklich sein" bedeutet, von einer eigenen Mannschaft, mit der die beiden schon in Scharffs Schlossweinstube in Heidelberg zusammen gearbeitet haben.
Das Stammhaus an der Bergstraße wird unverändert weiter... mehr lesen
Zwockelsbrück
Zwockelsbrück€-€€€Restaurant, Weinstube063218791707Bergstr. 1, 67434 Neustadt an der Weinstraße
5.0 stars -
"Super-schneller Boxenstopp - Bestes PLV ever" DerBorgfelderKurz vor einem ausführlichen "italienischen Doppelschlag" noch mal schnell ein kurzes Loblied auf die Küche von Sven Niederbremer und die Gastgeberqualitäten von Pierre Hartung.
Beide werden Anfang nächsten Jahres das "Netts" in Neustadt-Gimmeldingen renovieren lassen und dort ab März mit dem MORO ihr zweites Pfälzer Standbein eröffnen. Geführt wird das neue Lokal, dessen Namen "Glücklich sein" bedeutet, von einer eigenen Mannschaft, mit der die beiden schon in Scharffs Schlossweinstube in Heidelberg zusammen gearbeitet haben.
Das Stammhaus an der Bergstraße wird unverändert weiter
Geschrieben am 09.09.2016 2016-09-09| Aktualisiert am
10.09.2016
Besucht am 08.04.2016Besuchszeit: Abendessen
Braunschweig, die nach Einwohnerzahl zweitgrößte niedersächsische Stadt, fristet in unserem Portal leider ein Schattendasein (Da murmelt doch nicht etwa jemand in Hannover ein leises "Zu Recht!"?).
Stekis' Bericht aus dem Mutter Habenicht, dem ich im Ergebnis beipflichte, auch wenn mir die "Gute deutsche Hausmannskost" etwas zu aufgesetzt betont wird. BuMüs zumindest hochgelegener Tipp iVent von Anfang 2015 und dann noch vom Alten Schweiger von der Waterkant einige gewohnt knappe Zeilen zum Michelin-gelisteten Da Piero. Das war's dann auch schon an einigermaßen aktuellen Empfehlungen, sofern etwas gehobene Gastronomie gesucht wird.
Das ist wenig, denn in der Stadt wird das hippe Monkey Rosé genannt, während der Guide Michelin nach wie vor den Platzhirsch Das Alte Haus lobt und dem Zucker mit dem Bib Gourmand ein besonders gutes PLV attestiert. Dass dabei auch eine gute Qualität erwartet werden darf, konnte ich schon nach meinem ersten Besuch bestätigen. Die dazu gehörige Kritik ist indes mit dem Portal, dessen Name nicht genannt werden darf, untergegangen.
Anlass genug, ein geschäftliches Abendessen mit einer größeren Gruppe in die Industriearchitektur der ehemaligen Raffinerie zu verlegen. Und unsere Preisabsprachen Zucker betreffend bezogen sich nur auf die Rechnung, ehrlich...
Vorweg: Küche und Service haben durchweg erfolgreich gearbeitet. Eine eindeutige Empfehlung für Braunschweig, sowohl mittags, wie am Abend.
Bereits das Ambiente ist durchaus bemerkenswert. Der Blick der vielen Paare, die hier ungezwungen genießen, fällt nur verstohlen zum Geburtstagstisch von Niedersachsens bekanntestem Bankdirektor. Ansonsten auf die rauen Ziegelmauern, die durch hohe Fenster durchbrochen sind, so dass es tagsüber schön hell ist. Draußen allerdings nur ein Parkplatz und die hauseigene, eben nicht sonderlich idyllische Terrasse. Deren Gäste können sich ja immerhin zum Fabrikgebäude umdrehen. Im Inneren herrscht gerade kein shabby-chic. Etwa zur Hälfte der hohen Halle wurde durch einen Zwischenboden zusätzlicher Platz geschaffen. Oben befindet sich die nicht einsehbare Küche, darunter die Bar und ein kleiner, etwas düsterer Bistrobereich mit Hochtischen.
Praktisch, aber etwas lieblos die fahrbaren Garderobeständer. Da das weitere Fabrik-Ensemble noch von Büros und hochwertigem Einzelhandel genutzt wird, befinden sich die insoweit allgemein zugänglichen Toiletten etwas gewöhnungsbedürftig nicht im Restaurant, sondern "über'n Gang". Abends fällt das nicht nachteilig ins Gewicht. Im hohen Bereich der Halle nehmen nur die rostigen Strahler das Industrieambiente auf. Dagegen schafft am Boden der braune Marmor (gerade wieder in der Essener Rathaus-Galerie gesehen) und die eingedeckten, zumindest teilweise recht eng gestellten Tische einen hochwertigen Gegenpart. Der Preis für den Steinfußboden und das Mobiliar im Stil der klassischen Moderne ist eine leicht kühle Atmosphäre.
Indes habe ich mich weder in der Gruppe, noch als einzelner Gast unwohl gefühlt, zumal leiser Klavierpop (Clapton, Beatles, Elton John usw.) in kurzer Schleife erklingt. Schwerer wiegt da schon der von keinen Raumtextilien gedämpfte, nicht unerhebliche Geräuschpegel. Für unseren nicht zu vermeidenden beruflichen Austausch sehr störend. Was tun? Kurz entschlossen baten wir, neben die Bar umziehen zu dürfen. Dort saßen wir für uns und relativ ruhig. Bei zwei wesentlichen Nachteilen: Die hohen Hocker und Bänke waren gut gepolstert, aber mit der Zeit wird das Sitzen mit den Füßen auf einer Stange doch recht unbequem. Da sorgten eben mehrere Ausflüge in die Peripherie für Durchblutung. Deutlich dramatischer jedoch, dass es unter der Zwischendecke sehr schummrig war. Wie sollten denn da die Fotos für die Kritik gelingen? Grübel, grübel. Heureka! Mittags drauf noch einmal hin und die Speisefolge im Wesentlichen erneut bestellt! Das Leben kann so einfach sein...
Unser Umzugswunsch machte am Abend den drei jungen Menschen in klassischer Kellnerkluft (schwarze Hose, weißes Hemd/Bluse, Herren zusätzlich mit Weste, Schürze mit Logo) ordentlich Dampf. Aber da konnte man mal sehen, was eine gut organisierte, aufgeweckte Crew zu leisten vermag. Unsere "Hilfe"versuche freundlich unterbunden, war in Windeseile komplett neu eingedeckt. Zwei Tischdecken. Wein- und Wassergläser. Gutes Gastrobesteck. Tulpe in kleiner Porzellanvase. Hut ab!
Auch den weiteren Abend gestaltete der Service, an der Spitze eine junge weibliche Fachkraft mit einem Kollegen und einer Auszubildenden angenehm. Aufmerksam, kompetent auf dem jeweiligen Stand, schnell sowieso, durchweg dem professionellen Niveau des Zucker entsprechend. Die Karten wurden offen gereicht,ordentlich eingesetzt und ausgehoben. Dass die Auszubildende noch lernt, liegt in der Natur der Sache. Lediglich bei der Weinberatung fehlte auch der Erstkraft fast zwangsläufig noch etwas Wissen. Nachdem das zunächst etwas zu hemdsärmelig überspielt werden sollte, klärten die wahren Connaisseure am Tisch die Fronten. So konnte ich (mit dem Service) manches lernen und schnell hatten wir uns wieder lieb. Übrigens ein gutes Beispiel, dass es fast immer erfolgreich ist, deutlich - aber höflich - zu sagen, was und wie man es möchte. Schweigen und ärgern macht doch meist nur schlechte Laune. Hier habe ich jedenfalls sehr gern ein kräftiges Trinkgeld auf die nach meiner Erinnerung durchschnittlich 65€ pro Nase gegeben.
Am nächsten Tag war dann die Serviceleiterin für mich da, die uns schon im Jahr zuvor sehr positiv aufgefallen war. Kompetenz gepaart mit einer freundlichen Souveränität. Selbstverständlich (nein, eigentlich nicht) war es möglich, aus der Abendkarte zu wählen. Immer da, wenn der Gast etwas braucht, teilweise bevor er es selber realisiert hat. Auf Augenhöhe ohne eine Spur von Überheblichkeit. Was ich mir btw von Frau Mona Schrader im Hannoveraner Jante vor kurzem durchaus auch gewünscht hätte.
Die Küche grüßte an beiden Tagen mit vier Brotsorten
und drei Buttervariationen: mit Salz, Safran und Bärlauch. Butter gesalzen, mit Safran, mit Bärlauch
Das sah gut aus und war auch am Gaumen erfreulich. Weiteres Brot wurde angeboten.
Los ging es dann mit dem Klassiker Spargel und Schinken. Aber wie!
Das Stangengemüse grün und weiß, dazu toskanischer Schinken, gekochter Schweineschinken, Rinder-Carpaccio etwas dicker geschnitten und einen Rindfleischchip gebacken. Die verschiedenen Texturen, Geschmäcker und Farben sprachen gleich mehrere Sinne positiv an. Mehr als nur Begleiter waren grüner Spargelschwamm, ein PERFEKTES Wachtelei perfekt
Wachtelei und eine leichte Majonäse mit Eierstückchen. Weitere geschmackliche Akzente setzten Kerbel und Bärlauch. Besser kann man den Frühling nicht auf den Teller bringen. Volle Punktzahl für diesen Teller.
Dazu einen Sauvignon Blanc aus dem Trentino.
Zweiter Gang war eine aufgeschäumte Morchelsuppe Morchelschaumsuppe
guter Pilzgeschmack, leicht pikant. Die Maronenfüllung des exakt gegarten Raviolo konnte sich geschmacklich nicht wirklich bemerkbar machen. Nicht schlecht, 4 Sterne, aber nicht herausragend. Dachte ich noch am Abend. Beim Mittagsbesuch dagegen beglückte mich die Küche mit großzügiger Zugabe von perfekten Morchel-Exemplaren. Das war gleich "'n ganz annern Schnack", um es mal bremisch auszudrücken. Dazu im sehr heißen Teller ein Potpourri frischer Kräuter: Geschmacksexplosion! Und jetzt ohne Zweifel auch 5 Sterne.
Als Hauptgericht hatte ich ganz unüblich Rinderfilet gewählt. Rinderfilet, Morchelcannelono, Trüffelkartoffelstampf, Rote Zwiebel Confit
Es kam perfekt saignant wie gewünscht und wunderbar zart, ohne beliebig zu wirken. Dazu ein leicht gebundenes dunkles Sößchen, hmmm.
Auch bei diesem Gericht haben mich die saisonalen Begleiter genauso überzeugt, wie der Hauptdarsteller. Der frische Spinat war nur kurz blanchiert, noch in Form, aber weich. Kein Vergleich mit dem zähen TK-Zeug, das man ohne Ende trocken kauen kann. Der schwarze Morchelcannelono war eine optische und handwerkliche Freude. Der Teig mit (vermutlich auch) Spinat gefärbt, darüber mit Streifen von hellerem Grün ein Muster gelegt. Die Füllung war dagegen nicht so intensiv, wie ich sie erwartet und zum Fleisch auch geschätzt hätte. Trotzdem gut. Ebenso trifft das auf den zurückhaltend getrüffelten Kartoffelstampf zu, der mit einem Confit von roten Zwiebeln den Teller schon fast zu umfassend füllte. Nur knapp unter der Höchstnote.
Im Glas ein badischer Spätburgunder.
Andere Gäste wählten Steinbutt oder Wildfleischküchle mit angebratenen Spätzle (etwas ausgekühlt, wurden flugs erneuert) und Steinchampignons in Rahmsauce oder den signature dish, Tafelspitz vom Kalb mit einer sehr pikanten Meerettichsauce. Kann ich von meinem ersten Besuch sehr empfehlen, auch wegen der klassisch eleganten Darreichung, die man nur noch selten findet, erst recht hier im Norden.
Überall zufriedene Gesichter.
Auf ein Dessert wurde verzichtet. Ich hielt mich zu vorgerückter Stunde auch vom Kaffee fern. Trotzdem wurden wir alle mit selbst gemachten Macarons verabschiedet.
Nach einem solchen Abendmahl können vielleicht Kurpfälzer mittags schon wieder üppig zuschlagen. Ich hielt mich als dritten Gang dagegen an einen Caesars Salad Caesars Salad
mit einem crunchy Brotchip, ebenfalls knusprigem Speck, gehobeltem Parmesan und sehr wahrscheinlich selbst hergestellten Croutons. Ungewöhnlich, aber lecker die Würfelchen vom enthäuteten Tomatenfleisch. Tadellos, 4,5 Sterne.
Statt Dessert mal wieder ein Gläschen P.X. Sherry von Lustau.
Jetzt gab es auch eine Koffeinportion für die Heimfahrt; der Wunsch nach einem verlängerten wurde sofort verstanden. In der heißen Tasse serviert und dazu ein Happen saftiger(!) Topfkuchen mit Frucht.
Ein erneut rundum gelungener (Doppel-)Besuch im Zucker, das von mir eine Aber-sowas-von-Empfehlung erhält!
Braunschweig, die nach Einwohnerzahl zweitgrößte niedersächsische Stadt, fristet in unserem Portal leider ein Schattendasein (Da murmelt doch nicht etwa jemand in Hannover ein leises "Zu Recht!"?).
Stekis' Bericht aus dem Mutter Habenicht, dem ich im Ergebnis beipflichte, auch wenn mir die "Gute deutsche Hausmannskost" etwas zu aufgesetzt betont wird. BuMüs zumindest hochgelegener Tipp iVent von Anfang 2015 und dann noch vom Alten Schweiger von der Waterkant einige gewohnt knappe Zeilen zum Michelin-gelisteten Da Piero. Das war's dann auch schon an... mehr lesen
Zucker Restaurant in der Raffinerie
Zucker Restaurant in der Raffinerie€-€€€Restaurant0531281980Frankfurter Straße 2, 38122 Braunschweig
4.5 stars -
"Kreativ, professionell, beständig. Eines der besten in der Stadt." DerBorgfelderBraunschweig, die nach Einwohnerzahl zweitgrößte niedersächsische Stadt, fristet in unserem Portal leider ein Schattendasein (Da murmelt doch nicht etwa jemand in Hannover ein leises "Zu Recht!"?).
Stekis' Bericht aus dem Mutter Habenicht, dem ich im Ergebnis beipflichte, auch wenn mir die "Gute deutsche Hausmannskost" etwas zu aufgesetzt betont wird. BuMüs zumindest hochgelegener Tipp iVent von Anfang 2015 und dann noch vom Alten Schweiger von der Waterkant einige gewohnt knappe Zeilen zum Michelin-gelisteten Da Piero. Das war's dann auch schon an
Geschrieben am 18.08.2016 2016-08-18| Aktualisiert am
21.08.2016
Besucht am 03.08.20162 Personen
Rechnungsbetrag: 350 EUR
Am letzten Abend unseres (Renovierungs-)Urlaubs gönnten wir uns einen Besuch im Jagdhaus Eiden am sog. Zwischenahner Meer, dem drittgrößten Binnengewässer Niedersachsens (An der Küste heißt das Meer die See und der See das Meer. Alles klar?). Carsten1972 hat den Charakter des Hauses/Ensembles, der Gäste und auch das Wetter im Ammerland hervorragend beschrieben. Allerdings konnten wir im ausgebuchten Jagdhaus nur noch eine Ferienwohnung ergattern, die mit den Gästen würdevoll gealtert ist. Alles außen und innen sehr sauber und gepflegt, aber eben doch der Chic vergangener Jahrzehnte, viel dunkles Holz und Messing. Dazu später noch mehr.
Das Apicius, benannt gleich nach einer ganzen Reihe römischer "Gastronomen", war über Jahre eine sichere Bank für die Liebhaber gediegener Speisen und Preise. Schon mein Vater hat hier Küche mit Stern probiert (und für sich verworfen).
Anfang 2013 war Schluss, das Konzept schien wirtschaftlich nicht mehr tragfähig, wie an so vielen anderen Standorten, selbst mit Hotelhintergrund.
Aber nicht einmal zwei Jahre später werden die Gourmets nach einem Soft-Opening jetzt wieder von Mittwoch bis Freitag ab 18:00 Uhr verwöhnt, am Sonnabend zusätzlich auch schon mittags. Und bereits im selben Jahr hat der 35jährige, aus dem Ostfriesischen stammende Chef Tim Extra (ja, wirklich Extra) erneut einen Stern, zwei Hauben mit 16 Punkten und drei Diamanten nebst dem Varta-Tipp erkocht. Da über den Restaurants in der kleinen Hansestadt an der Weser seit einigen Jahren verlässlich kein Stern mehr glänzt, müssen die hiesigen Feinschmecker mind. bis nach Cuxhaven (Sterneck) oder eben in die Speckaal/Schinken/Baumschul-"Metropole" des Ammerlandes reisen. Tatsächlich waren außer uns noch ein weiteres Paar aus Bremen vertreten, sowie noch zwei weitere kleine Tische besetzt. Das recht leise Klaviergeklimper störte nicht sehr, immer der gleiche Stil geht mir nach drei Stunden meist auf die Nerven, aber ich hatte ja ein freundliches Gegenüber zum angeregten Gespräch. Acht Gäste an einem Mittwoch-Abend kann sich durchaus sehen lassen. Zumal der Service allein durch den jungen, unkompliziert-freundlichen Gastgeber Marco Scheper mit nur einer jungen Unterstützungskraft gewuppt wurde. Flott, aufmerksam, fachlich versiert, natürlich und dabei höflich, ohne aufgesetzt zu wirken. Auch die angenehmen Gespräche, am Ende des Abends ebenso mit Tim Extra, der jeden Tisch mit petits fours verabschiedete, trugen dazu bei, dass wir uns sehr wohl und als Gäste geschätzt gefühlt haben.
Zur Verfügung standen zwei 6-Gang-Menues, aus denen problemlos frei gewählt und kombiniert werden konnten. Ich bin ganz und gar kein Freund von "Menue nur tischweise". Das ist im Prinzip nichts anderes, als das inzwischen wohl verschwundene "Draußen nur Kännchen". Was die Küche nicht leisten kann, soll sie nicht anbieten.
Los ging es mit einem Potpourri regional inspirierter Amuses gueules Knusper-Amuses
Eindrucksvoll u.a. die rote Beete in Kirschlack Rote Beete mit Kirschlack
die Mousse vom Ammerländer Schinken im Knusperröllchen oder der Vollkorn-Räucheraal-Lolli . Räucheraal-Lollies in Vollkorn
Bereits damit kündigte die Küche Kreativität und Können sehr schön an. Für den ersten Hunger kamen zudem mehrere hausgebackene leicht knusprige Brötchen mit jeweils unterschiedlichen, eher mediterranen Aromaten - Oliven, Thymian, Rosmarin. mediterrane Brötchen
Dazu passte sowohl die in Kegelform servierte Paprikabutter, als auch die Petersilien-Crême-fraiche. Fast selbstverständlich ergänzt von Olivenöl (im Porzellankännchen) und Fleur de sel.
Mit dem Amuse bouche folgte ein erster Höhepunkt: Pochierte Auster (tippe auf Fine de claire) auf Algengelee mit ihrem Schaum. Entlockte uns schon die Präsentation ein "Wow!" pochierte Auster auf Algengelee
war der Geschmack wie der Sprung durch eine sich brechende Welle. Selbst meine beste Ehefrau von allen, die mit Austern sonst so gar nichts anfangen kann, zeigte sich begeistert. Keine Chance also für mich auf einen zweiten Meeresgruß. So vorbereitet hätte es mit dem ersten Gang weiter gehen können.
Die Küche überraschte uns jedoch mit einem weiteren Gruß, diesmal ganz dem Land zugewandt: Confiertes Wachtel-Ei auf Käsecreme mit Schinken, Brotchip und Senfcreme. Serviert im ausgehöhlten Hühnerei und mit Wachtelfedern schön dekoriert.confiertes Wachtelei......auf Käsesauce mit Speck
Das war rustikal und saftig zugleich. Außerdem zeigte sich hier schon die Lust von Herrn Extra an farbenfrohen Kreationen, die sich noch kräftig steigerte. Auch, wenn der Spruch alt ist, es stimmt schon: Das Auge isst mit.
Dazu wurde ein Gavi di Gavi eingeschenkt.
Beim ersten Gang hatte ich mich für die Jacobsmuschel entschieden, die in zwei kleinen und etwas festen Abschnitten kam, begleitet von verschiedenen Texturen von Kichererbse. Jacobsmuschel Kichererbse GranatapfelTexturen von der Kichererbsen
Für Würze sorgte Ras el Hanout, für Fruchtigkeit einige Granatapfelkerne. Die Minifalafel waren etwas trocken, man kennt sie kaum anders... Ein guter, aber nicht berauschender Auftakt. Dazu Weißburgunder vom Weingut Sommerach in Franken.
Meine Frau war dagegen von ihrer unglaublich grünen Velouté aus Erbsen und Gartenkräuter begeistert, die am Tisch an ein confiertes Eiden-Ei, gekrönt mit Imperialkaviar angegossen wurde. Velouté von Erbsen und KräuternEiden-Ei mit Imperialkaviar
Ein Eiden-Ei? Das Jagdhaus hat auf dem weitläufigen Gelände eigene Gemüsebeete und hält eben auch Hühner. Nicht nur zur Freude der jüngsten Gäste, die mit den Großeltern hier logieren (Minigolfanlage vorhanden). Auch die Gourmets müssen nicht fürchten, dass gerade der Aldi-Lastwagen vom angeblichen Bio-Eierhof fährt (alles schon da gewesen).
Beim Zwischengericht waren wir uns einig und auch wieder nicht: Auf beiden Seiten des Tisches wurden ausnehmend schöne Exemplare Kaisergranat mit gebeiztem Ibericoschwein, Paprika und Avocado serviert. Kaisergranat gebeiztes Iberico AvocadoKaisergranat mit zuviel Piment dÉspelette...
Während drüben die zarte Textur des Schwanzes gerühmt wurde, gefiel mir das Mundgefühl des sich schon in ein Mus auflösenden Fleisches gar nicht. Hinzu kam, dass nach meinem Gusto an den Saucen und auf dem Tier zuviel Piment d'Espelette verwendet worden war, so dass das an sich so schmackhafte Krustentier fast unterging. Also geschmacklich. Sehr passend dagegen die perfekte Reife der Avocado. Das Schwein fand ich, als die Erbsen beiseite rollte... (Ganz alter Witz, ich weiß). Im Ernst, die drei sehr kleinen, festen Stücke erinnerten mich an Pökelschinken. Ein Teller, an den ich höchste Erwartungen hatte und der mich vielleicht gerade deshalb enttäuschte. Dagegen war meine Göttergattin rundum zufrieden. So kann's gehen. Im Glas ein Pinot Gris Réserve 2013 von Johanninger von der Nahe, prachtvoll.
Beim Hauptgang jedoch allüberall verzückte Gesichter. Ich hatte mich nicht ganz regional für den neuseeländischen Ora King Lachs mit seinem Rogen entschieden, dem "Rolls Royce unter den Zuchtlachsen". Von Autos verstehe ich wenig, den Vergleich mit Wagyu kann ich besser beurteilen; er ist nicht ganz falsch, denn die Verteilung des Fetts im Gewebe führt zu einer wunderbaren Zartheit bei kräftigem Geschmack. Ein hohes Filet mit intensiver oranger Färbung, deutlich glasig, das bei leichtem Gabeldruck Segment für Segment zerfiel. Ora King Lachs mit FenchelOra King Lachs mit seinem Rogen Pulpo Bouchotmuschel
Besser "kann" ein Lachs nicht schmecken und ohne Zweifel ein Edelfisch, um eine kleine Diskussion von anderer Stelle aufzugreifen.
Auch die Begleiter haben voll überzeugt: Die Bouchot(=Pfahl)Muscheln mit viel Fleisch, fest und salzig bei leichter süß-säuerlich nussiger Note. Die in Ringe geschnittenen Tintenfischtuben zart und mit schönen Röstnoten. Hier war erneut mit Piment d'Espelette und einem grünen Pulver (vermutlich dehydrierte Kräuter, Dill?) gearbeitet worden, aber viel vorsichtiger. Und schließlich die extra (haha!) gereichte, leicht aufgeschäumte Safransauce . Safransauce
die den Fisch herb umschmeichelte. Rundum fantastischer Teller.
Ganz sicher mehr als ein "ordentlicher Basiswein" dazu: Geheimrat J Riesling Spätlese trocken 2009 von Wegeler. Auf dem Höhepunkt seiner Kraft und Komplexität.
Meine Frau war ebenfalls hochzufrieden mit dem Lammfilet unter Kräuterkruste mit Aubergine, Paprika, Basilikum und (sehr mildem) schwarzen Knoblauch in unterschiedlichen Texturen Lamm mit Kräuterkruste Aubergine Paprika sxhwarzer Knoblauch
Eine Provence-Reise jenseits der üblichen Gepflogenheiten.
Vor der Hinwendung zur dritten Stufe der Glückseligkeit (aka Desserts) erfrischte die Küche nicht etwa mit einem Sorbet, sondern mit einer Suppe von roten Beeren und Beeten. Erneut Wow! Regional, saisonal, eine Explosion von Geschmacksrichtungen, mal Frucht, mal Erde, mal Säure, mal Süße. Sicherlich auch durch das zugefügte Öl und die grüne Komponente (vielleicht Waldmeister?), die mir leider nicht mehr im Einzelnen erinnerlich sind. Knaller, natürlich auch farblich. Erfrischung: Süppchen von roten Beeren und Beeten
Zumindest insoweit könnte das erste Dessert nicht mithalten. Brie de Meaux, umhüllt von einem Gelee von weißem Pfirsich, Datteln, Nüsse und nochmals der Pfirsiche in unterschiedlichen Ausführungen. Schön getroffen die Balance zwischen dem cremigen Käse und der Frucht, die hier nicht Begleiterin war, sondern gleichwertiger Kontrapart.Weißer PfirsichBrie de Meaux
Ein weißer Süßwein war nicht im Angebot. Schade.
Fein, aber nicht weltbewegend.
Vielleicht gut, denn so konnte das eigentliche Dessert seine ganze Großartigkeit ausspielen!
Glasierte Kirschen, gefüllt mit Haselnuss und Pistazienmarzipan auf einem Schokoküchlein. Die Mousse aus Guanajaschokolade ringelte sich verführerisch wie die paradiesische Versucherin um die auf verschiedenem Crumble gebetteten Sorbetnocken von Holunderblüten und von Kirschwasser Schwarzwälder VerführungKirsche gefüllt mit Haselnuss und Pistazienmarzipan, Guanaja-Schokolade
Letzteres wäre eine nicht unpassende Begleitung gewesen, aber wenn schon, denn schon. Also ein Glas des Taylor's Quinta de Vargellas Vintage Port 2012. Noch sehr jung auf der Flasche, schon jetzt ein Genuss, kann aber auch noch 10 Jahre liegen, oder zwanzig. Länger nicht, dann bin ich vielleicht nicht mehr da, um nachzuschmecken...
Meine Frau hatte sich für das leichtere Dessert entschieden, Karotte, Amalfi Zitrone, Crême frâiche Dessert: Karotte, Amalfi-Zitrone, Creme fraiche
Ein Blick,witzig. Ein Probierlöffel, erfrischend. Dann aber schnell zurück zu meinem Schwarzwälder Traum!
Nur die ganz Gierigen hätten jetzt noch nach dem sehr gut bestückten Käsewagen geschielt, dessen Köstlichkeiten von Herrn Scheper geduldig vorgestellt wurden. Unter äußerster Selbstbeherrschung gelang es uns, nur jeweils vier Sorten auszuwählen. Meine Frau tendierte zu kräftigeren Schafs- und Ziegenkäsen. Ich blieb, meiner Stimmung angemessen, bei milder Kuhmilch mit einem kräftigeren Blauschimmel zum Abschluss. Käse von Kuh
Da wir scheinbar den letzten Enthusiasmus schuldig blieben, pimpte die Küche die Milcherzeugnisse mit Honig und mit Feigensoße und nicht weniger als drei Relishes. kräftige Käsebegleiter
Für meine Auswahl hielt ich mich von den kräftigeren mit Zwiebeln oder mit Tomatenpaprika fern und setzte auf die ausgezeichnete Birnenvariante. Natürlich musste auch noch ein Stückchen der dazu gereichten hauseigenen knusprigen Mini-
Baguettes knusprig...
probiert werden - Chronistenpflicht!
Einen Kaffee verschmähten wir gewohnt eisern.
Herr Extra entließ uns gleichwohl mit einigen Petits fours - u.a. Himbeermarshmallow, halbflüssiger (Marc de Champagne?)-Praline, Beerengazpacho - Nette Rauswerfer: petits fours
und einem netten Gespräch auf den verschlungenen Heimweg. Natürlich wurden wir an die Tür und auf Wunsch bis vor das Casino begleitet, in dem wir noch bei einen kleinen Absacker den phantastischen Abend Revue passieren ließen. Dabei kam uns wohl der Beleg abhanden, so dass der Preis eine Schätzung aus der Erinnerung ist. Die Menues kamen auf je ca. 100€.
Fehlt noch das Ambiente:
Gelegentlich neige ich ja zu leicht überbordenden Innenraumschilderungen. Aus gegebenen Anlass daher hier - neben dem Vermerk der (auch zu erwartenden) makellosen Sauberkeit - nur zwei Anmerkungen:
1. Im Nachgespräch informierte uns Herr Scheper engagiert, dass im Januar/Februar nächsten Jahres eine umfassende Renovierung anstehe. Ein modernes, elegantes, aber schlichteres Ambiente sei das Ziel. Und die Toiletten stünden ganz oben auf der Liste.
2. Letzteres ist bitter nötig. Braune Fliesen mit Messingaccessoires mögen im Landgasthof Heini Meierdierks in Niederschepenhusen noch für ein nostalgisches Schmunzeln sorgen. Im hiesigen Umfeld sind sie deplatziert und würden zweifeln lassen, ob die Geschäftsleitung an die eigene Sternegastronomie "glaubt". Im Restaurant regiert bis zur überfälligen Modernisierung eben noch ein paar Monate die plüschige Eleganz vergangener Jahrzehnte gepaart mit gefälliger Klaviermusik in Endlosschleife. Das mag dem Stammpublikum - aber übrigens auch den Michelinkritikern - gefallen. Aber nur wer sich ändert, bleibt sich treu (und spricht neues Publikum an). Da dies am Zwischenahner Meer nun wohl erkannt worden ist, enthalte ich mich weiterer Kritik und setze auf den Stil-Relaunch im kommenden Jahr.
Ein Grund mehr zum Wiederkommen!
Am letzten Abend unseres (Renovierungs-)Urlaubs gönnten wir uns einen Besuch im Jagdhaus Eiden am sog. Zwischenahner Meer, dem drittgrößten Binnengewässer Niedersachsens (An der Küste heißt das Meer die See und der See das Meer. Alles klar?). Carsten1972 hat den Charakter des Hauses/Ensembles, der Gäste und auch das Wetter im Ammerland hervorragend beschrieben. Allerdings konnten wir im ausgebuchten Jagdhaus nur noch eine Ferienwohnung ergattern, die mit den Gästen würdevoll gealtert ist. Alles außen und innen sehr sauber und gepflegt, aber eben... mehr lesen
Restaurant Apicius im Romantik Hotel Jagdhaus Eiden
Restaurant Apicius im Romantik Hotel Jagdhaus Eiden€-€€€Restaurant, Sternerestaurant, Ausflugsziel04403698000Eiden 9, 26160 Bad Zwischenahn
4.0 stars -
"Sterneküche am Meer" DerBorgfelderAm letzten Abend unseres (Renovierungs-)Urlaubs gönnten wir uns einen Besuch im Jagdhaus Eiden am sog. Zwischenahner Meer, dem drittgrößten Binnengewässer Niedersachsens (An der Küste heißt das Meer die See und der See das Meer. Alles klar?). Carsten1972 hat den Charakter des Hauses/Ensembles, der Gäste und auch das Wetter im Ammerland hervorragend beschrieben. Allerdings konnten wir im ausgebuchten Jagdhaus nur noch eine Ferienwohnung ergattern, die mit den Gästen würdevoll gealtert ist. Alles außen und innen sehr sauber und gepflegt, aber eben
"Kochevent im Gasthaus Freye in Bassum
am Sonntag, 16. Oktober 2016
Sternekoch Sven Niederbremer
einen Michelin-Stern in Scharff's Schlossweinstube in Heidelberg
und ehemaliger Küchenchef Outer Roads / Beluga
Selbstständig mit der Weinstube Zwockelsbrück
Große Küche zu einem außergewöhnlich günstigen Preis!!
Der Abend beinhaltete den Empfang und ein anschließendes
5-Gänge-Menü mit begleitenden Getränken."
Mit Martin Freye verbindet Sven Niederbremer eine Freundschaft seit der gemeinsamen Ausbildung. So kommt der Spitzenkoch nun schon zum dritten Mal mit seinem Kompagnon, Gastgeber und Sommelier Pierre Hartung von der Weinstraße in die niedersächsische, nun ja, Pampa. Im letzten Jahr war die Veranstaltung rund um die modernisierte Pfälzer Küche ausverkauft und wir restlos begeistert.
Gasthaus Freye schreibt:
"Kochevent im Gasthaus Freye in Bassum
am Sonntag, 16. Oktober 2016
Sternekoch Sven Niederbremer
einen Michelin-Stern in Scharff's Schlossweinstube in Heidelberg
und ehemaliger Küchenchef Outer Roads / Beluga
Selbstständig mit der Weinstube Zwockelsbrück
Große Küche zu einem außergewöhnlich günstigen Preis!!
Der Abend beinhaltete den Empfang und ein anschließendes
5-Gänge-Menü mit begleitenden Getränken."
Mit Martin Freye verbindet Sven Niederbremer eine Freundschaft seit der gemeinsamen Ausbildung. So kommt der Spitzenkoch nun schon zum dritten Mal mit seinem Kompagnon, Gastgeber und Sommelier Pierre Hartung von der Weinstraße in die niedersächsische, nun ja, Pampa. Im letzten Jahr war die Veranstaltung rund um die modernisierte Pfälzer Küche ausverkauft und wir restlos begeistert.
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"Sternekoch im Landgasthof" DerBorgfelderGasthaus Freye schreibt:
"Kochevent im Gasthaus Freye in Bassum
am Sonntag, 16. Oktober 2016
Sternekoch Sven Niederbremer
einen Michelin-Stern in Scharff's Schlossweinstube in Heidelberg
und ehemaliger Küchenchef Outer Roads / Beluga
Selbstständig mit der Weinstube Zwockelsbrück
Große Küche zu einem außergewöhnlich günstigen Preis!!
Der Abend beinhaltete den Empfang und ein anschließendes
5-Gänge-Menü mit begleitenden Getränken."
Mit Martin Freye verbindet Sven Niederbremer eine Freundschaft seit der gemeinsamen Ausbildung. So kommt der Spitzenkoch nun schon zum dritten Mal mit seinem Kompagnon, Gastgeber und Sommelier Pierre Hartung von der Weinstraße in
Die Meierei schreibt:
"Im August ist Sternekoch Sven Niederbremer zu Gast. Speziell für die Meierei hat er verschiedene schmackhafte Gänge zusammengestellt, die es zu 10 Euro je Gang ausschließlich vom 08. bis 12. August geben wird.
Kommen Sie in den Genuss dieser außergewöhnlichen Kompositionen und besuchen Sie uns."
Sven Niederbremer hat schon in seiner Heimatstadt Bremen (Outer Roads, MORO), Südafrika und in der Pfalz sehr erfolgreich gekocht (u.a. in der Schlossweinstube Heidelberg den Stern gehalten). Auf der Rückreise aus Frankreich konnten wir uns in seiner Weinstube Zwockelsbrück in Neustadt a.d.W. überzeugen, dass Kreativität, Handwerk und Anspruch unverändert überzeugen. Natürlich gibt es auch immer einen netten "Schnack" in der Küche. Wer die Reise in den Südwesten scheut, hat nun erneut die Chance, sich im Norden ein Bild zu machen oder Erinnerungen aufzufrischen.
Die Meierei schreibt:
"Im August ist Sternekoch Sven Niederbremer zu Gast. Speziell für die Meierei hat er verschiedene schmackhafte Gänge zusammengestellt, die es zu 10 Euro je Gang ausschließlich vom 08. bis 12. August geben wird.
Kommen Sie in den Genuss dieser außergewöhnlichen Kompositionen und besuchen Sie uns."
Sven Niederbremer hat schon in seiner Heimatstadt Bremen (Outer Roads, MORO), Südafrika und in der Pfalz sehr erfolgreich gekocht (u.a. in der Schlossweinstube Heidelberg den Stern gehalten). Auf der Rückreise aus Frankreich konnten wir uns in seiner Weinstube Zwockelsbrück in Neustadt a.d.W. überzeugen, dass Kreativität, Handwerk und Anspruch unverändert überzeugen. Natürlich gibt es auch immer einen netten "Schnack" in der Küche. Wer die Reise in den Südwesten scheut, hat nun erneut die Chance, sich im Norden ein Bild zu machen oder Erinnerungen aufzufrischen.
Meierei im Bürgerpark
Meierei im Bürgerpark€-€€€Restaurant04213408619Bürgerpark 1, 28209 Bremen
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"Spitzenkoch (wieder einmal) zu Gast in Bremen" DerBorgfelderDie Meierei schreibt:
"Im August ist Sternekoch Sven Niederbremer zu Gast. Speziell für die Meierei hat er verschiedene schmackhafte Gänge zusammengestellt, die es zu 10 Euro je Gang ausschließlich vom 08. bis 12. August geben wird.
Kommen Sie in den Genuss dieser außergewöhnlichen Kompositionen und besuchen Sie uns."
Sven Niederbremer hat schon in seiner Heimatstadt Bremen (Outer Roads, MORO), Südafrika und in der Pfalz sehr erfolgreich gekocht (u.a. in der Schlossweinstube Heidelberg den Stern gehalten). Auf der Rückreise aus Frankreich konnten wir uns
Besucht am 14.04.2016Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 32 EUR
Schließt sich eine Tür, öffnen sich zehn andere. Das ist zwar vielleicht etwas zu optimistisch, aber daran musste ich denken, nachdem ich zufrieden das Hyaku Mizu verließ. Denn zuvor hatte ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass das von mir geschätzte kleine französische Lokal Bonapart am Breiten Weg geschlossen ist. (An der Tür verkündete ein Zettel noch den gastronomischen Todeskuss "Vorübergehend geschlossen", hier in der Variante "aus technischen Gründen". Derweil emsige Menschen bereits die Innenausstattung heraustrugen. Tragisch...). Wohin nun, wenn der Weg von Bahnhof oder Innenstadt-Hotel nicht zu weit sein soll?
Genau gegenüber dem verblichenen Franzosen erhebt sich bekanntlich ein touristisches Wahrzeichen der Landeshauptstadt, die sog. Grüne Zitadelle, das Meisterwerk Hundertwassers. Man kann zu dem Künstler und seiner Kunst stehen, wie man mag, als radikaler Gegenentwurf zu den derzeit flächendeckenden Werken der Bauhaus-Epigonen (respektive ihrer, dem Kosten-Nutzen-Gott huldigenden Auftraggeber!) lohnt eine Besichtigung allemal.
Wie auch der Besuch dieses pan-asiatischen Restaurants eines vietnamesischen Betreibers.
Beide Umstände ließen mich gleich an eine Reihe von Klischees denken, die die Crew des Hyaku Mizu fast vollständig widerlegte.
Schon die Innenausstattung läßt jeden Asia-Schnick-Schnack vermissen (bzw. gerade nicht). Stattdessen Bodendielen und Tischplatten aus dunklem state-of-the-art-Holz. Zusammen mit der teilweise indirekten und farbigen Beleuchtung etwas düster, gerade im hinteren Teil, von dem aus die offene Küche gut einsehbar ist, in der asiatische Köche, auch aus Japan werkeln. Später bemerkte ich auch die dort auf Eis schön präsentierten frischen Fische. Dunkle Hölzer und farbige Lichtkonzepte sind derzeit der aktuelle Gastro-Chic. Mir gefällt es (noch). Zumal senfgelbe Clubsessel im Design der 60er und eine Ansicht des Fuji durchaus auch loungige Atmosphäre schaffen. Die Tische sind fast puristisch eingedeckt, neben dem Besteck ein inzwischen auch schon oft gesehener "Becher" aus schwarz und goldfarbenem Metall für das Teelicht. Eine Tulpe mit Strauchwerk bringt etwas Leben. Jegliche Tischbedeckung fehlt, sogar die inzwischen eigentlich unvermeidlichen Schlabberplastiksets. Die höherwertigen Vliesservietten sind in einem ungewöhnlichen Terracottaton gehalten, der sich auf den (leider nur dünnen) Sitzpolstern der Holzstühle wiederfindet, die im vorderen, etwas helleren Teil des Raumes an den Wänden und vor den Fenstern stehen. Wenn das ein bewusstes Aufgreifen ist, Kompliment!
Insgesamt ein gelungenes modernes Ambiente, das im offenen Raum geschickt mehrere, allesamt ansprechende Bereiche schafft. Nur die tragenden Säulen stören den Raumeindruck etwas, aber die kann der Betreiber ja nicht wegreißen, ohne dass ihm der Himmel auf den Kopf fiele.
Auch die Toiletten schwer stylisch u.a. mit - senkrecht(!) verlegten - Natursteinriemchen, ansonsten der Boden schwarz und die Wände deckenhoch (!) mit dunklem Stein, klaustrophobisch darf man nicht sein. Waschschüssel im asiatischen Stil, kunstvolles Gesteck. Punktstrahler lassen einige Stellen im Halbdunkel, indes nicht die entscheidenden. Alles sehr sauber und frisch, wie das ganze Restaurant.
Den Service versah eine junge Frau asiatischen Aussehens, die zwar wohl nicht vom Fach, aber sehr gut angelernt war. Fehler hat sie sich nicht erlaubt. Im Gegenteil: Als ich ein fehlendes Besteckteil eigenständig vom (unbesetzten!) Nebentisch ersetzt hatte, musste ich zur Kenntnis nehmen, dass die Dame wenig später damit vor meinem Tisch stand. Bei der Bestellung hatte sie zwar nichts dazu gesagt, aber ganz offensichtlich das Fehlen bemerkt. Hatte ich ihr nicht zugetraut. Ich schämte mich. Etwas freundlicher und nicht gar so leise hätte es zugehen können, was aber auch an einer kleinen Diskussion über das Aperitif-Getränk Calpico mit Maracuja lag. Mir sagte das nichts, auf meine Frage kam die Antwort: Milschgetränk. Milchgetränk? Milschgetränk! Mischgetränk? Milschgetränk!! Mit Milch? Ja, Milsch. Ok, ich gab auf und bestellte. Sehr lecker, erfrischend, fruchtig, leicht säuerlich. Wikipedia wusste später: Milch-Misch-Getränk! Schmeckt ohne Zusatz wie verdünnter Joghurt. In Japan in vielen Mischungen sehr beliebt, Originalname klingt wie Calpiss, kommt in europäischen Sprachen nicht gut, daher Calpico. Im Hyaku Mizu mit gestoßenem Eis, Limetten, Minze und Passionsfrucht-Schnitz zum alkoholfreien Cocktail gepimpt und mit 4,2€ vernünftig bepreist.
Zum Essen ging ich dann auf Nummer sicher und orderte Sencha, der lose aufgebrüht in einer japanisch anmutenden, emaillierten Metallkanne nebst Becher kam. Sehr löblich, 2,8€ für die japanische Qualität nicht zu teuer.
Als Vorspeise wählte ich die sehr reichhaltige seafood soup für ebenfalls völlig angemessene 6,5€. Die Fischbrühe war durch Ananas, Sternfrucht, Zitronengras und Datterino-Tomaten fruchtig süß-sauer, Dill sorgte für einen Kräuterbestandteil und reichlich Chiliöl nicht nur für Fettaugen, sondern auch eine Schärfe. Die Einlage beeindruckend: Seelachs, Kabeljau und Thun in vernünftigen Happen, Champignonviertel, dazu eine Garnele und sogar eine kleine Jakobs(?)muschel, alles natürlich nicht überragend, aber in vernünftiger Qualität. Ein wirklich guter Aufschlag, den ich so nicht erwartet hätte. Wenn ich es Recht bedenke, ist der Preis für Zutaten und Zubereitung eigentlich ein Kracher. Von der Mittagskarte wäre zudem eine Variante ohne Scallop für einen Euro weniger zu erstehen gewesen.
Zum Hauptgang wählte ich ein (nicht zu) kleines Ribeye-Steak mit grünem Spargel und Kartoffel. Fleisch und Knolle vom japanischen Robatagrill, ganz spezielle Kohle, 1000 Grad, aber slow usw. Wer mag, lese die Hymne auf der guten Homepage.
Entscheidend ist...aber das wisst Ihr ja.
Das Fleisch kam schön gebräunt mit kräftigen Röstaromen. Ebenso die Kartoffel, letztere allerdings etwas zu weich für meinen Geschmack, die Struktur ging schon fast verloren. Aber allemal besser als ungar, ohne diesem kleinen stolzen Volk zu nahe treten zu wollen. Der Garpunkt des Steaks war medium-well und perfekt getroffen. Schade nur, dass ich medium-rare bestellt hatte. Auch hier hatte es offensichtlich ein Missverständnis mit dem Service gegeben, oder ich hatte mich versprochen. Zwar unwahrscheinlich, weil ich Kurzgebratenes vom Rind nie als medium-well bestellen würde. Aber so oder so: Nachdem der akzentfreie (ich vermute) Inhaber am Tisch informiert worden war, bekam ich ohne jedes Aufhebens innerhalb von wenigen Minuten ein ebenso perfekt gegrilltes, überaus saftiges Stück auf den frischen Teller, nun auch wie gewünscht. Bravo, so geht Umgang mit Kundenbeschwerden!
Auch die vegetarischen Begleiter konnten überzeugen und waren reichhaltig: grüner Spargel, lange grüne Bohnen, kleine Blumenkohlröschen und Karotten waren ebenfalls leicht angeröstet und fest im Biss, bei der Karotte hätte es etwas längere Hitze sein dürfen. Geschmackssache auf diesem Niveau. Grüner Pfeffer gab Schärfe, nur von der japanischen Buttersauce konnte ich nichts ausmachen. Vielleicht im Fleischtausch vergessen worden.
Mit 18,5€ eines der billigsten Fleischgerichte auf der Karte und ohne jeden Zweifel preiswert.
Der Bezahlvorgang mit Karte verzögerte sich leider aufgrund von (tatsächlich zu beobachtenden) technischen Schwierigkeiten. Da mein IC nicht warten wollte, musste ich dann auf mein kümmerliches Rest-Bargeld zurück greifen, was leider zu Lasten des Trinkgelds ging.
Fazit:
Das Hyaku Mizu hat mich sehr positiv überrascht. Moderne asiatische Küche in ansprechendem Ambiente und auf einem hohen Qualitätslevel im Zentrum der Elbestadt. Unbedingte Empfehlung!
Schließt sich eine Tür, öffnen sich zehn andere. Das ist zwar vielleicht etwas zu optimistisch, aber daran musste ich denken, nachdem ich zufrieden das Hyaku Mizu verließ. Denn zuvor hatte ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass das von mir geschätzte kleine französische Lokal Bonapart am Breiten Weg geschlossen ist. (An der Tür verkündete ein Zettel noch den gastronomischen Todeskuss "Vorübergehend geschlossen", hier in der Variante "aus technischen Gründen". Derweil emsige Menschen bereits die Innenausstattung heraustrugen. Tragisch...). Wohin nun, wenn der... mehr lesen
Restaurant Hyaku Mizu · Hundertwasserhaus
Restaurant Hyaku Mizu · Hundertwasserhaus€-€€€Restaurant, Sushibar039159778872Breiter Weg 8, 39104 Magdeburg
4.5 stars -
"Sehr empfehlenswertes asiatisches Restaurant an Magdeburgs Hotspot!" DerBorgfelderSchließt sich eine Tür, öffnen sich zehn andere. Das ist zwar vielleicht etwas zu optimistisch, aber daran musste ich denken, nachdem ich zufrieden das Hyaku Mizu verließ. Denn zuvor hatte ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass das von mir geschätzte kleine französische Lokal Bonapart am Breiten Weg geschlossen ist. (An der Tür verkündete ein Zettel noch den gastronomischen Todeskuss "Vorübergehend geschlossen", hier in der Variante "aus technischen Gründen". Derweil emsige Menschen bereits die Innenausstattung heraustrugen. Tragisch...). Wohin nun, wenn der
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Auf dem Weg zu den im Untergeschoß (auch Weinkeller!) gelegenen, sehr geschmackvollen, gut ausgestatteten und sauberen Toiletten zogen die Mediziner und -zinerinnen vorbei, doch mein Tisch lag weit genug zurück gesetzt, so dass es mir fast wie ein Laufsteg vorkam.
Zufrieden, doch noch apart versorgt zu werden, war ich auf die Karte gespannt, denn ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Bei der Reise ins Ungewisse sollte mich wenigstens ein guter Kamerad begleiten: Garçon, Champagner! Habe man nicht, aber Flaschengärung von Schloß Vaux, der schmecke wie Champagner! Wie Champagner schmeckt nur Champagner... vor mich hinbrummelnd, ließ ich mich aber doch erweichen und von einem Rheingau Riesling Brut dieses ursprünglich in Berlin gegründeten Maison in heitere Stimmung bringen. Auch der Preis von 6€ nicht unangemessen. Zur Sicherung der guten Laune noch ein anderes Berliner Erzeugnis, den Belsazar Dry Vermouth ebenfalls für 6€, schön würzig und leicht bitter, ein eleganter Aperitif.
Zum Essen bestellte ich später eine Flasche 2013er Rheingauriesling Spätlese aus Erbach von Lamm Jung, QbA, aber von alten Reben, durchaus zufrieden stellend. Erst recht, nachdem ich später am Nebentisch einen anderen Riesling probieren durfte. Aber ich greife vor...
Für Ehepaar Beermann hält der Keller übrigens zwei weiße und eine ganze Reihe roter Tropfen aus der Türkei bereit!
Die Betreuung durch die Servicekräfte war gut und aufmerksam einschließlich einer fachkundigen Weinberatung. Auch die nicht für mich zuständigen jungen Menschen in Barber-Outfit erkundigten sich gelegentlich nach meinem Wohlergehen und erkannten leere Teller und mit etwas Ermutigung auch solche Gläser. Es wurde eine gute Atmosphäre vermittelt, ohne die professionelle Dienstleistung zu vernachlässigen. Angesagt wurde allerdings nicht. Eine abgebrannte Kerze wurde bemerkt und ausgetauscht. Unter Einbeziehung der großen Gesellschaft und der übrigen Auslastung gut gemeinte 4 Sterne.
Die Küche bietet deutsche und Berliner Küche in moderner Ausführung. Tagesempfehlungen gab es nicht, Spezialität des Hauses ist die Weißweinkrem Berliner Luft, die ich nicht probierte.
Stattdessen wurde wie folgt geordert:
Spinatrahmsuppe mit gebackenem Ei (5,5€)
Rinderhäckerle mit Apfel-Rote Bete-Salat und Röstbrot 11,5€)
Kalbsleber mit grünem Kartoffelbrei und Zwiebelmarmelade (19€). Zusätzlich bat ich um Pfifferlinge aus einem anderen Gericht, die ohne Berechnung blieben. Der Gargrad wurde erfragt, bei Leber nach meiner Erfahrung nicht selbstverständlich. Ich mag es noch rosa.
Statt Dessert wählte ich 5erlei Käse für stolze 14,5€.
Das PLV sehe ich in der Gesamtschau bei leicht überdurchschnittlichen 3,5 Sternen, wobei die Präsentation durchaus ansprechend war.
Zum schweren, wenig überzeugendem Kräuterquark wurde helles und dunkles Stangenbrot gereicht und auf Nachfrage auch nachgelegt.
Bereits der erste Gang traf meinen Geschmack.
Spinatrahmsuppe mit gebackenem Ei
Die Suppe in einem frischen Grün, der Spinat nicht gänzlich püriert, sondern etwas "fetzig", der richtige Schuss Sahne für eine elegante Textur und genug Würze für eine kräftige Struktur. Reichlich violette Kresse für einen leicht pikanten Kick. Dazu das in Semmelbrösel gewendete, schön knusprig ausgebackene Ei, das nur etwas weicher hätte sein dürfen
Fast perfekte 4,5 Sterne.
Auch der Zwischengang sehr gut. Handgeschnittenes (-gehacktes?) einheimisches Rindfleisch
Rinderhäckerle mit Apfel-Beete-Salat
zart, aber mit genügend Bissfestigkeit. Schon angemacht mit deutlicher Senf- und Estragon(!)note. Von der Mischung auch einige Kleckse auf der Schieferplatte. Äpfel- und Beetebrunoises in einem guten Mischungsverhältnis steuerten fruchtig-frische wie erdige Nuancen bei. Das Tatar auf einer runden, angerösteten Scheibe Vollkornbrot. Eine herzhafte Wucht mit 5 Sternen.
Der Hauptgang konnte dieses Niveau leider nicht halten.
Berliner Kalbsleber auf grünem Kartoffelbrei
Die zwei leicht mehlierten, kräftig angebratenen Lebertranchen entgegen der Bestellung nicht mehr rosa, allerdings noch saftig genug. Angerichtet auf dem gekräuterten, recht festen und salzigen Kartoffelstampf. Auf die Zwiebelmarmelade war ich gespannt. Stattdessen gab es ordinäre frittierte Zwiebeln, die schon weitgehend kalt und damit überwiegend hart geworden waren. Mitgeteilt wurde die Änderung nicht. Ich finde das unhöflich. Eine Zutat kann ja mal ausgehen, aber mit einem Hinweis (möglichst vor der Zubereitung) und vielleicht einer kleinen Entschuldigung weiß der Gast, woran er ist und kann entscheiden. Schön die frischen Birnenspalten, die nicht zu weich und nicht zu süß waren. Überzeugend die mittelgroßen, mit Biss und Geschmack versehenen Pfifferlinge
Pfifferlinge á la Crême
die gesondert in einem Schälchen, sehr heiß und in einer leichten hellen Sauce serviert wurden.
Zieht man die leichte Verärgerung ab, in der Summe eine 3,5 - 3,75.
Zum versöhnlichen Abschluss sollte es noch eine Käseplatte 5erlei deutscher Käse
sein. Leider schien die Küche schon im Feierabendmodus gewesen zu sein, denn die Warterei zog sich zu lange hin. Gerade als Einzelgast und am Ende des Mahls lässt die Geduld ja nach. Der Service fragte zweimal nach und konnte schließlich auf der hier noch nicht im Rückzug befindlichen Schieferplatte Ziegenkäse mit und ohne Blauschimmel, jungen und zweijährigen Schafskäse sowie 10%igen Kuhmilchkäse kredenzen. Bis auf den letzteren alle recht lecker und ein breites Geschmacksspektrum abdeckend. Dazu wurde die wohl wieder aufgefundene Zwiebelmarmelade serviert, die ich als (gelungene) Rot- und/oder Portweinzwiebeln bezeichnen möchte. Dafür fehlte dann der angekündigte Feigensenf. Die Küche gibt, die Küche nimmt...
Mein Gastgeber bedauerte die Holprigkeiten in der Küche und bot mir einen Kaffee an. Mir war der Sinn indes nach einem Likör, um die "Sorgen" im Busch'sen Sinne aufzuarbeiten. Die umfangreiche Wein- und Spirituosenkarte setzt auch hier u. a. auf Nostalgie aus Berlin (Futschi!). Ich schwankte noch zwischen Mampe halb und halb oder Persico, als mein Blick auf Omas Eierlikör fiel. Mann, war der gut! Zufrieden leckte ich mir die Lippen und beglich gerne die Rechnung.
Ja, und damit hätte der recht gelungene Abend eigentlich enden können. Doch vom Nebentisch der beiden jungen Berliner Geschäftsleute (die zuvor intensiv über ihr Internet-Startup diskutierten und somit - da es sich nicht um eine Gastroseite handelte - völlig meine Aufmerksamkeit verloren hatten) kam ob des sichtlich schmeckenden Eierlikörs Ironisches : Den gab's früher bei meiner Oma, da hab ich die Gläser ausgeleckt, höhö! Stimmt, entgegnete ich nachsichtig, und so lecker schmeckt er für kleine Jungs immer noch! Großes Gelächter und die Einladung, sich doch herüber zu setzen. Oh nein, wie das ausgeht, wissen wir doch seit Essen! Ging es aber nicht. Vielmehr entwickelte sich ein zunehmend lustiger Abend, bei dem mein restlicher Riesling, ihr restlicher Riesling, eine Psychologin von der Charité und dann weitere Flasche Riesling, weitere Käseplatte, weitere Runde Likör vom Haus, weitere Psychologin, hoch ernsthafte Diskussionen um die Funktion von Perspektive in der bildenden Kunst und des wingman im nächtlichen Berlin Thema waren. Und als die Gin Tonics schon bestellt waren, gelang es mir gerade noch, durch den Hinterausgang zu entschlüpfen. Beseelt von (Wein-)Geist und unerwarteter Berliner Freundlichkeit ließ ich mich durch die nächtliche Friedrichstraße treiben.
Und mit dem Sommer endeten (bis jetzt...) auch die denk- oder merkwürdigen Restauranterlebnisse, im Herbst standen wieder allein die mehr oder weniger großen kulinarischen Genüsse im Mittelpunkt.