Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 288 Bewertungen 368723x gelesen 10229x "Hilfreich" 9174x "Gut geschrieben"
Smells Like Münster
DAS KESSELHAUS KOCHT IM
SMELLS LIKE
Das „Kesselhaus“-Team kocht wieder einmal im Monat in einem Pop-up-Restaurant in Münster in der Weinbar „Smells Like“, Voßgasse 4 in Münster.
Die Termine immer am letzten Dienstag eines Monats:
28.01.
25.02.
31.03.
28.04.
Smells Like Münster
DAS KESSELHAUS KOCHT IM
SMELLS LIKE
Das „Kesselhaus“-Team kocht wieder einmal im Monat in einem Pop-up-Restaurant in Münster in der Weinbar „Smells Like“, Voßgasse 4 in Münster.
Die Termine immer am letzten Dienstag eines Monats:
28.01.
25.02.
31.03.
28.04.
Reservierungen werden ab sofort über das „Smells Like“ entgegen genommen: www.smellslikewinespirit.de
(Quelle: Kesselhaus-os.de)
stars -
"Einmal im Monat Pop-up-Restaurant mit dem Team des Kesselhaus aus Osnabrück" DerBorgfelderSmells Like Münster
DAS KESSELHAUS KOCHT IM
SMELLS LIKE
Das „Kesselhaus“-Team kocht wieder einmal im Monat in einem Pop-up-Restaurant in Münster in der Weinbar „Smells Like“, Voßgasse 4 in Münster.
Die Termine immer am letzten Dienstag eines Monats:
28.01.
25.02.
31.03.
28.04.
Reservierungen werden ab sofort über das „Smells Like“ entgegen genommen: www.smellslikewinespirit.de
(Quelle: Kesselhaus-os.de)
Geschrieben am 05.01.2020 2020-01-05| Aktualisiert am
05.01.2020
Besucht am 07.08.2019Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 144 EUR
...am Ende des Besuchs ein, sagen wir mal, Fauxpas passiert wäre.
Aber von Anfang:
Ob‘s edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern des wütenden Geschicks erdulden - Mit anderen Worten: Auf der Strecke Bremen-Bielefeld hatte die Bahn eine Verspätung von sage und schreibe 1,5 Stunden hinbekommen. Meine Besprechung hatte schon lange begonnen und wäre, bis ich vom Hauptbahnhof die Außenbezirke der geheimnisvollen Perle Ostwestfalens erreicht hätte, wohl schon fast beendet gewesen. Was lag also näher, als bei einem Frustrationsminimierer
(Fino von Lustau, 6,5€) auf die Kollegin zu warten und sich bei einem gemeinsamen Mittagessen das Verpasste berichten zu lassen?
Nach einem gemütlichen Spaziergang vom Bahnhof in die City unternahm ich noch einen Streifzug durch Klötzers Feinkostladen, der im Erdgeschoss bescheiden wirkt, im großzügigen Untergeschoss jedoch allerlei Leckereien für den Schlemmer bereit hält (man merke sich: einschließlich einer schönen Käsetheke).
Das Restaurant befindet sich im Nebenhaus, einen direkten Durchgang habe ich nicht bemerkt. Von der Straße ist nach meiner Erinnerung eine Stufe zu überwinden.
Der Raum ist modern, aber nicht kühl gestaltet, mit abgehängten Deckenfeldern, schönen Designerleuchten und moderner Kunst an den Wänden.
Ein ideales Tagesbistro, wenn auch der Blick auf die kleine Seitenstraße nicht sonderlich interessant ist. Trotzdem freute es mich, zur frühen Mittagszeit einen Tisch am Fenster bekommen zu haben. Der junge Mann, der mich freundlich begrüßte und uns meistenteils bediente, hatte vor sicher noch nicht allzu langer Zeit ausgelernt und machte seiner Sache sehr gut, wie auch zwei weitere Servicekräfte. Offen, kompetent und bemüht, auch meine kleinen Sonderwünsche möglichst zu erfüllen. So hatte ich mir, um nicht schon deutlich vor meiner ja noch schuftenden Kollegin ins Menü zu starten, im Laden etwas Schinken gekauft und fragte, ob die Küche meine Beute wohl für mich anrichten würde. Sicher eine nicht ganz alltägliche Bitte, der aber mustergültig nachgekommen wurde.
Dazu kamen schon drei Brotsorten
und eine Butter, der mit Thai-Curry ordentlich Wumms beigebracht worden war. Olivenöl gab’s auch. So lässt sich eine Wartezeit genussvoll überbrücken.
Zum gemeinsamen Essen orderten wir dann eine gereifte südafrikanische Cuvée von Chenin Blanc, Sauvignon und Semillon. 43€ waren für dafür ok. Die Flasche regionales Wasser für 6€ muss man ja schon als günstig bezeichnen, zumal mit dem Kauf soziale Projekte unterstützt werden.
Das Monatsmenü sah als Vorspeise bretonischen Hummer mit Ananas-Carpaccio sowie Gurken-Salbei-Chutney (21€) vor, als 2. Gang ein Surf‘n‘turf von Jakobsmuschel und Wachtel mit Pfifferlingen und Makkaroni-Terrine. Statt des vorgesehenen Fleischgangs vom Simmenthaler bat ich um eine größere Portion des Zwischengerichts (25€). Auch das war kein Problem. Meine Begleitung wollte es eh bei zwei Gängen belassen. Und wir hatten Käse danach. Natürlich.
Der ausgelöste halbe Hummer
hatte eine schöne fleischige Struktur und klaren Geschmack. Tadellos. Drapiert auf einer dünnen Scheibe Ananas, der man die Karamellisierung deutlich anmerkte. Als salzige Komponente leckere Nordsee-Krabben. Das Chutney hätte für mein Empfinden etwas mehr Kräuterigkeit vertragen können, so blieb es recht blass. Aber das kann bei Salbei auch leicht nach hinten losgehen und plötzlich schmeckt der ganze Teller nach Hustenbonbon. Daher: Klasse Auftakt.
Ach so: Zu einer Kirschtomate im August ist ja nichts zu sagen, zumal so herzallerliebst mit Basilikumblättchen im Kreuzschlitz. Außer vielleicht: WTF hat das mit Hummer, der Bretagne oder Ananas zu tun? Ich muss noch viel lernen...
Auch mein zum Hauptgericht gepimpter zweiter Gang machte Spaß und schon ein wenig satt.
Mehr drauf, als in manchem Karlsruher Sterneladen im ganzen Menü...
Die drei Wachtel-Suprêmes waren zwar durchgebraten (wie das die Gästeschaft hierzulande nach häufig erhaltener Auskunft von Küche und Service so wünscht), aber saftig und mit schönen - doch, doch - Röstaromen. Leider war die Haut nicht mehr knusprig; das Foto schmeichelt da dem Geflügel ein wenig. Dafür die drei Muscheln mal leicht mehliert gebraten und sehr gelungen. Wirklich sehr gut auch die Pfifferlinge. Bei so einer Qualität muss der Koch nicht mehr viel machen, außer sie à point aus der Pfanne zu nehmen. Tricky der mit Mokka und Chili weiter aromatisierte Balsamico. Zur Wachtel exzellente Ergänzung, ächzten Pilze und Schalentiere doch arg, wo sie von der Geschmacksbombe getroffen worden waren.
Die Beilage störte nicht: (Zu) weiche Nudeln von gestocktem Ei gehalten. Schade, da hätte ich mir noch ein paar zusätzlich Geschmacksnuancen vorstellen können. Trotzdem ein gelungener Teller, der besonders mit Produktqualität glänzen konnte.
Meine Kollegin hatte mit dem glasierten Rote-Bete-Carpaccio zum getrüffelten Ziegenkäse (13€) sicher den farbintensivsten Teller
der ihr gut gefiel. Der Hauptgang war eine nur leicht modernisierte Variante des Klassikers Kalbsleber mit Zwiebeln, Apfel und Kartoffelpüree (23€).
Von gegenüber hörte ich dazu keine wirkliche Begeisterung; der Apfel war wohl noch recht fest.
Zum Abschluss kam eine Käseplatte mit Sainte-Maure, Munster, Camembert, Fourme d‘Ambert und Gruyere.
Schöne Auswahl. Dazu reichliche und vielfältige Beilagen, von denen die eingelegte Pflaume besonders gefiel. Ebenso wie eine Beerenauslese aus dem schönen Rheingau (7,5€).
Und so hätte man sehr zufrieden in den Nachmittag starten können.
Aber, oh Schreck, was war das denn?
Drei der Käse waren schlicht und einfach vertrocknet. Nicht reif oder drüber, sondern mit harten Rändern und eben so, wie Käse an der Luft austrocknet. Selbst der noch recht junge Sainte-Maure hatte seine Cremigkeit eingebüßt. Sahen aus und schmeckten wie die Reste der vergessenen Käseplatte vom Vortag. Nur Gruyere und Fourme d‘Ambert hatten Normalform.
Sehr, sehr deutlich reklamiert. Der junge Ober hielt kurz Rücksprache außerhalb unseres Sichtfeldes mit dem Ergebnis, dass der Käse in Gänze nicht auf der Rechnung erschien. Das fand ich zwar korrekt. Aber: Wie kann solche Ware zum Gast gehen? Wo doch in der Theke des Stammhauses die Köstlichkeiten liegen! Wollte man sich den Weg sparen? Oder war es gar ein „optimierter“ Wareneinsatz? Ich versteh es einfach nicht. Etwas konsterniert verließen wir diese an sich so gastliche Stätte. Die Bewertung des Essens kann so nicht über drei Sterne hinausgehen; ansonsten hätte ich zwischen 4 und 4,5 geschwankt.
Damit soll das vermutliche Augenblicksversagen aber auch vergessen sein und es gibt von mir eine klare Empfehlung für Klötzer’s Restaurant.
...am Ende des Besuchs ein, sagen wir mal, Fauxpas passiert wäre.
Aber von Anfang:
Ob‘s edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern des wütenden Geschicks erdulden - Mit anderen Worten: Auf der Strecke Bremen-Bielefeld hatte die Bahn eine Verspätung von sage und schreibe 1,5 Stunden hinbekommen. Meine Besprechung hatte schon lange begonnen und wäre, bis ich vom Hauptbahnhof die Außenbezirke der geheimnisvollen Perle Ostwestfalens erreicht hätte, wohl schon fast beendet gewesen. Was lag also näher, als bei einem Frustrationsminimierer
(Fino von Lustau, 6,5€)... mehr lesen
4.0 stars -
"Eigentlich ein toller Lunch, wenn nicht..." DerBorgfelder...am Ende des Besuchs ein, sagen wir mal, Fauxpas passiert wäre.
Aber von Anfang:
Ob‘s edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern des wütenden Geschicks erdulden - Mit anderen Worten: Auf der Strecke Bremen-Bielefeld hatte die Bahn eine Verspätung von sage und schreibe 1,5 Stunden hinbekommen. Meine Besprechung hatte schon lange begonnen und wäre, bis ich vom Hauptbahnhof die Außenbezirke der geheimnisvollen Perle Ostwestfalens erreicht hätte, wohl schon fast beendet gewesen. Was lag also näher, als bei einem Frustrationsminimierer
(Fino von Lustau, 6,5€)
Geschrieben am 01.01.2020 2020-01-01| Aktualisiert am
01.01.2020
Besucht am 31.07.2019Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 144 EUR
Mit Zweitrestaurants von Sterneköchen ist das so eine Sache. Wenn es gut läuft, kommt man für vergleichsweise kleines Geld an eine etwas einfachere Version der preisgekrönten Küche (z.B. Erfort, Steinheuer). Oder aber der Name soll Publikum locken, die Grundkonzeption wird vom Meister verantwortet, aber vor Ort liefert man doch nur aufgepeppten Mainstream.
Mal schauen, in welche Kategorie das Imperial „by Alexander Herrmann“ fällt.
Spät in Nürnberg eingetroffen war wenig Zeit für lange Fahrten, und ich suchte etwas in Bahnhofsnähe. Im angesagten Italiener C‘era Una Volta bekam man kein Bein an den Boden, aber auf der Königstraße war nach kurzer telefonischer Anfrage ein Platz im sogar „kaiserlichen“ Zweitrestaurant des hoch-telegenen Franken kein Problem. Dazu muss man wissen, dass der für sein (auch hier schon gelobtes) Gourmetrestaurant in Wirsberg inzwischen mit zwei Michelinsternen ausgezeichnete Herrmann im stattlichen Gründerzeithaus gleich zwei Küchen anbietet: Im nordischen Design des Erdgeschosses gibt es beim Selbstbedienungskonzept Fränk’ness unter dem Motto „Fränkisches trifft Streetfood“ gepimpte Burger und ausgefallene Pizza zu fränkischem Bier. Wer‘s mag. Im 1. Stock ein trendiger Lifestyle-Laden in Gold und Weiß und Holz und Bronze und einer auf den ersten Blick recht wilden Mischung aus asiatischen Crossover und regionalen Angeboten. Halt der „kosmopolitische Cool-Dining-Hotspot“ Nürnbergs. Oje - und das ist nur ein winziger Teil des Marketing-Gesülzes der Homepage! Aber wir wissen es alle: Entscheidend ist auf‘m Teller.
Vor Ort in Nürnberg kulinarisch verantwortlich ist Michael Seitz und der bekommt gleich mal ein dickes Extra-Lob. Denn am Ende des Abends setzte sich der Chef zu mir an den Tisch, erklärte die Ideen hinter den Tellern und nahm Kritik interessiert und offen, aber auch genügend selbstbewusst auf. Wir quatschten mindestens eine viertel Stunde, was ja auch immer vom Feierabend abgeht. Für das ausführliche, konstruktive Gespräch einen Extra-Punkt und damit eine leicht überdurchschnittliche Serviceleistung. Ansonsten gab es neben Licht auch einige Schatten. Sehr zu loben ist die Freundlichkeit des Teams, sei es am Telefon, bei Empfang und Begleitung in den ersten Stock oder auch bei der Wahl, ob ich an diesem heißen Sommerabend lieber drinnen oder auf der kleinen Terrasse auf einem Flachdach zwischen den Häusern sitzen wollte. Andererseits bekam ich dort trotz der späten Zeit einen schön gelegenen Tisch nur auf Nachbohren. Das bestellte Wasser wurde vergessen und auch später saß ich längere Zeit vor leeren Gläsern, bis ich genug hatte und mir den Kühler an den Tisch holte. Sonst hätte ich weiterhin recht laut auf mich aufmerksam machen müssen, denn keiner der jungen Menschen im Service suchte den Augenkontakt. Das war richtig auffällig und nervig. Nicht benötigte Gläser wurden nicht etwa ausgehoben, sondern blieben umgekehrt (Außenterrasse) auf dem Tisch stehen. Das zweite Gedeck wurde aber ausgehoben. Das schmutzige Geschirr am Nebentisch wurde während meines Aufenthaltes dafür gar nicht mehr abgeräumt, als die Gäste am späten Abend gegangen waren. Hier fehlte es meiner Meinung nach an der ordnenden Hand einer Restaurantleitung. Aber die befand sich „inkl. Amelie“ in Babypause, wie die sympathische Aufzählung des Teams am Ende der Speisekarte mit einem Zwinker-Smiley verriet.
Leider war der fröhliche Herr, der mich die meiste Zeit bediente, mit der vernünftig zusammen gestellten, aber überraschend kleinen Weinkarte nicht sonderlich vertraut, so dass seine Alternativempfehlungen zu meinen Weinwunsch nicht überzeugten. Immerhin gab es welche. (Letztlich wurde es ein 2015 Ürzinger Würzgarten Spätlese von Markus Molitor; machste eh nix mit falsch und schien mir ganz gut zu meiner eher asiatischen Auswahl zu passen. Wird gerade für über 20€ im Netz angeboten, da war ich mit den aufgerufenen 49€ zufrieden.)
Insgesamt empfand ich den Service als engagiert, aber mehr als lässig, nämlich nachlässig.
Deutlich aktiver war das Personal dabei, mir (und an anderen Tischen ebenfalls) als Aperitif Champagner anzu...bieten und auch, zusätzliche add-ons aus der ein wenig nach dem Baukastenprinzip aufgebauten Karte zu verkaufen. Hier scheint es eine deutliche Erwartung des Managements gegeben zu haben, so jedenfalls mein Eindruck. Aber unangenehm drängend wurde es auch nicht.
Ich schaute mich derweil etwas auf der von großen Ruinart-Sonnenschirmen geschützten Terrasse um. Trotz der recht heimeligen Lage mit einigen Blumen auf dem Nachbardach
und einem schmalen Blick zur Königstraße war mein Gefühl ein wenig zwiespältig. Mag an den umliegenden Fenstern gelegen haben oder am glatten hellen Steinfußboden mit dunklem, zweckmäßigem Mobiliar.
Bösartig könnte man sagen, was man halt so in Nürnberg (oder der deutschen Provinz allgemein) für kosmopolitischen Flair hält. Aber das kann ich gar nicht beurteilen und sowas schreibt der Tibeter ja auch nicht...
Richtig gemütlich fand ich es jedenfalls nicht und trendy erst recht nicht. Geschmacksache und daher neutrale drei Sterne.
Optisch ansprechend die Speisekarte, die ganz auf Alexander Herrmann setzt und in Form eines Fotoalbums Das "Fotoalbum" (aka Speisekarte)
gestaltet ist und mit vielen Bildern aus Kinder-, Jugend- und Lehrjahren aufwartet. Ein wenig Personenkult, aber eben auch etwas anderes und unterhaltsam.
Angesichts der fortgeschrittenen Zeit orderte ich nur ein kleines Nachtmahl:
- Fingerfood-Starter (12€)
- 4 pochierte Austern (je 2 für 10€)
- „Peking-Ente“ mit Pfifferlingen und Melone (37€)
- 2erlei Käse (10€)
Zu den Preisen ist positiv zu bemerken, dass meine Auswahl mit Ausnahme des Hauptganges so „eigentlich“ nur als zusätzliche Gänge im Rahmen eines Menüs bepreist war. Aber überhaupt kein Problem, diese wohl kleineren Portionen auch einzeln zu bestellen. Insgesamt ein prima PLV, das bei 4,25 liegt; ich runde in noch festtäglicher Stimmung natürlich auf.
(Zeitsprung ins Jahr 2014: Hätten wir uns damals für - ich meine - Yumee entschieden, hätte es einen Schieberegler gegeben, den ich auf 85% eingestellt hätte. Aber wer weiß, ob es diese schöne Community dann überhaupt noch gäbe. Ich schau gerade Dark auf Netflix...).
Zurück ins Jetzt, ergo den Hochsommer 2019:
Den Auftakt machte, auf heißen Steinen serviert, ein kleines fluffiges Sauerteigbrot, das mir vom Teig wie vom Geschmack zu „luftig“ war. Mit der dazu gereichten Kaviarbutter geschmacklich dann ganz gut.
Das Fingerfood bestand aus drei Teilen:
Roh marinierter Saibling als Tatar und als crunchy nigiri und Tataki vom Roastbeef (Ist das nicht „doppelt gemoppelt“?) ebenfalls als Auflage für den knusprigen japanischen Reisriegel.
Das Tatar wohl nach Art der Sous-Chefin „Josy“ war leicht geflämmt, hatte Knack durch Radi, Wasabi-Schärfe und nicht zu überbordende Säure aus einem Fruchtessig-Schaum. Alles stimmig und spannend.
Die nigiri konnten leider nicht mithalten. Durch das Rind
zog sich eine unangenehme Sehne und am Gaumen war eine sehr süße Note federführend, sodass ich die Schärfe des angekündigten Ingwers um so deutlicher vermisste.
Zum Saibling waren Meerrettich-Crème und eine Sauce wohl auf Sojabasis zwar etwas erwartbar, aber natürlich stimmig.
Leider war der gepuffte Reis, der der eigentliche Clou der beiden nigiri sein sollte, nicht knusprig, sondern schlicht hart. Schwer zu kauen und dann noch klebrig in den Zähnen. Sehr schade, aber das war kein Genuss.
Weiter ging es mit den Austern.
Große Tsarkayas, schön fleischig, sanft pochiert und nicht zu fest, am Gaumen nicht zu salzig. Dazu wurde eine milde Vinaigrette erfreulicherweise im Extra-Kännchen serviert, so dass man selbst dosieren konnte.
Das war schon lecker.
Jetzt war auch ein Gläschen Champagner (Hausmarke, vermutlich Ruinart, s.o.) für 16€/0,15l genehm, der schon etwas lange offen, aber nicht wirklich zu bemängeln war. Trotzdem wurde nach meiner zurückhaltenden Reaktion eine neue Flasche geöffnet. Das war wiederum eine schöne Geste.
Der asiatisch-fränkische Hauptgang versprach so einiges: Auf der Haut kross gebratene Pekingentenbrust, süß-sauer eingelegte Pfifferlinge, Gewürzmajonäse, geflämmte Honigmelone.
Das klang doch nach einem äußerst interessanten Aromenspiel. Die kräftigen Tranchen waren rosa gebraten und die Haut war in der Tat knusprig,
soweit sehr gut. Leider keine asiatische Gewürzwelt, die auch die Majo nicht wirklich beisteuern konnte. Gut dagegen die kräftige Röstnote der Melone, die ich eher für eine Charentais hielt. Ein Totalausfall dagegen die Pilze. Eine süß-saure Note war kaum auszumachen. Zudem waren die Schwammerl höchstens lauwarm beim Servieren und kühlten schnell aus.
Gemessen an den Erwartungen war der Teller zwar nicht enttäuschend, aber doch unter den Möglichkeiten.
Zum Abschluss gab es (nicht völlig überraschend) statt Dessert verarbeiteten Käse: Alter Oberfälzer, ein Hartkäse, als Schaum, krosser Chip und Natur mit altem Balsamico. Abwechslungsreich und kräftig - ein guter Käsegang. Der Ziegenfrischkäse blieb auch mit Thymian und Himbeer-Texturen etwas blass. Trotzdem ein versöhnlicher Abschluss, den ich jederzeit wieder bestellen würde.
Leider war über der Frankenmetropole endgültig die Dunkelheit herein gebrochen und das einsame Windlicht auf dem Tisch ermöglichte noch so gerade eine risikofreie Nahrungsaufnahme. Aber beileibe keine vorzeigbaren Fotos mehr.
Bleibt das Fazit:
Das Imperial bietet durchaus engagierte Küche mit aktuell trendigem Asia-Twist. Also keine Schaumschlägerei, die sich nur auf den bekannten Namen verlässt. Die vollmundigen Ankündigungen der Homepage werden aber deutlich gerissen. Dazu agierte auch die Küche bei meinem Besuch mit zu vielen vermeidbaren Nachlässigkeiten. Daran sollten Alexander Herrmann und Michael Seitz arbeiten, denn Nürnberg hat gleich eine ganze Reihe von anspruchsvollen Restaurants, die noch deutlich die Nase vorn haben.
Mit Zweitrestaurants von Sterneköchen ist das so eine Sache. Wenn es gut läuft, kommt man für vergleichsweise kleines Geld an eine etwas einfachere Version der preisgekrönten Küche (z.B. Erfort, Steinheuer). Oder aber der Name soll Publikum locken, die Grundkonzeption wird vom Meister verantwortet, aber vor Ort liefert man doch nur aufgepeppten Mainstream.
Mal schauen, in welche Kategorie das Imperial „by Alexander Herrmann“ fällt.
Spät in Nürnberg eingetroffen war wenig Zeit für lange Fahrten, und ich suchte etwas in Bahnhofsnähe. Im angesagten... mehr lesen
Restaurant Imperial by Alexander Herrmann
Restaurant Imperial by Alexander Herrmann€-€€€Restaurant, Gourmet091124029955Königstraße 70, 90402 Nürnberg
3.5 stars -
"Der eigene Anspruch sei die Messlatte..." DerBorgfelderMit Zweitrestaurants von Sterneköchen ist das so eine Sache. Wenn es gut läuft, kommt man für vergleichsweise kleines Geld an eine etwas einfachere Version der preisgekrönten Küche (z.B. Erfort, Steinheuer). Oder aber der Name soll Publikum locken, die Grundkonzeption wird vom Meister verantwortet, aber vor Ort liefert man doch nur aufgepeppten Mainstream.
Mal schauen, in welche Kategorie das Imperial „by Alexander Herrmann“ fällt.
Spät in Nürnberg eingetroffen war wenig Zeit für lange Fahrten, und ich suchte etwas in Bahnhofsnähe. Im angesagten
Ab Januar 2020 gibt es im Berliner Sternerestaurant grundsätzlich kein veganes Menü mehr. Das Restaurant erläutert die Entscheidung auf der Homepage - wie ich finde - sehr respektvoll und nachvollziehbar. Der Eintrag endet mit einer Empfehlung „um die Ecke“ für Veganer. Lesenswert.
Ab Januar 2020 gibt es im Berliner Sternerestaurant grundsätzlich kein veganes Menü mehr. Das Restaurant erläutert die Entscheidung auf der Homepage - wie ich finde - sehr respektvoll und nachvollziehbar. Der Eintrag endet mit einer Empfehlung „um die Ecke“ für Veganer. Lesenswert.
Restaurant Nobelhart & Schmutzig
Restaurant Nobelhart & Schmutzig €-€€€Sternerestaurant03025940610Friedrichstr. 218, 10969 Berlin
stars -
"Nobelhart&Schmutzig verzichtet auf veganes Menü" DerBorgfelderAb Januar 2020 gibt es im Berliner Sternerestaurant grundsätzlich kein veganes Menü mehr. Das Restaurant erläutert die Entscheidung auf der Homepage - wie ich finde - sehr respektvoll und nachvollziehbar. Der Eintrag endet mit einer Empfehlung „um die Ecke“ für Veganer. Lesenswert.
Aushang: „Wegen Bauarbeiten (an der Belüftungsanlage) seit 1.9.2019 geschlossen.“ Inzwischen hörte ich allerdings schon, dass die Handwerkskammer neue Pächter suche. Warten wir also ab, ob, wann und durch wen eine Wiedereröffnung erfolgt.
Aushang: „Wegen Bauarbeiten (an der Belüftungsanlage) seit 1.9.2019 geschlossen.“ Inzwischen hörte ich allerdings schon, dass die Handwerkskammer neue Pächter suche. Warten wir also ab, ob, wann und durch wen eine Wiedereröffnung erfolgt.
La Plaza
La Plaza€-€€€Restaurant0421 16381580Ansgaritorstraße 24, 28195 Bremen
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"Todeskuss?" DerBorgfelderAushang: „Wegen Bauarbeiten (an der Belüftungsanlage) seit 1.9.2019 geschlossen.“ Inzwischen hörte ich allerdings schon, dass die Handwerkskammer neue Pächter suche. Warten wir also ab, ob, wann und durch wen eine Wiedereröffnung erfolgt.
Der Lammershof hat einen neuen Küchef. Anfang November hat der frühere Küchenchef Marcus Noack, der zuvor Küchenchef bei Johann Lafer war, die Verantwortung für die Küche übernommen. Sein Vorgänger, Joachim Jaud, hat sich nach Angaben des Lamerhofs Ende Oktober in seine Tiroler Heimat verabschiedet. Joachim Jaud war Anfang 2019 aus dem OPUS V nach Birkenau gekommen.
(Quelle: restaurant-ranglisten.de)
Der Lammershof hat einen neuen Küchef. Anfang November hat der frühere Küchenchef Marcus Noack, der zuvor Küchenchef bei Johann Lafer war, die Verantwortung für die Küche übernommen. Sein Vorgänger, Joachim Jaud, hat sich nach Angaben des Lamerhofs Ende Oktober in seine Tiroler Heimat verabschiedet. Joachim Jaud war Anfang 2019 aus dem OPUS V nach Birkenau gekommen.
(Quelle: restaurant-ranglisten.de)
Stuben · Landhotel Lammershof
Stuben · Landhotel Lammershof€-€€€Restaurant06201845030Abtsteinacher Str. 2, 69488 Birkenau
stars -
"Marcus Noack übernimmt im Lammershof" DerBorgfelderDer Lammershof hat einen neuen Küchef. Anfang November hat der frühere Küchenchef Marcus Noack, der zuvor Küchenchef bei Johann Lafer war, die Verantwortung für die Küche übernommen. Sein Vorgänger, Joachim Jaud, hat sich nach Angaben des Lamerhofs Ende Oktober in seine Tiroler Heimat verabschiedet. Joachim Jaud war Anfang 2019 aus dem OPUS V nach Birkenau gekommen.
(Quelle: restaurant-ranglisten.de)
Geschrieben am 03.11.2019 2019-11-03| Aktualisiert am
03.11.2019
Besucht am 28.03.2019Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 196 EUR
Nach gutem Beginn (Alte Meister) und sehr guter Fortsetzung (Altes Zollhaus) war ich gespannt, ob der dritte Schlemmer-Abend in Folge noch eine Steigerung bringen würde.
Nach der Papierform standen die Chancen gut, denn das Horvàrth gehört mit zwei Michelin-Sternen seit 2016, 18 Punkten und weiteren Hoch- und Höchstauszeichnungen zur Spitzengruppe der Hauptstadt.
Chef Sebastian Frank, der das Restaurant inzwischen mit seiner Lebensgefährtin Jeannine Keßler auch betreibt, ist gebürtiger Österreicher und diese Wurzeln darf man der Küche durchaus auch anmerken.
Die elektronische Reservierung war unproblematisch und die telefonische Nachfrage sympathisch. Also machte ich mich gut gelaunt nach Kreuzberg auf. Das Paul-Lincke-Ufer hat sich in den letzten Jahren zu einem Gastro-Hotspot entwickelt. Entlang des Landwehrkanals, aber auch in Hinterhöfen findet man nicht nur höchst unterschiedliche Küchen, sondern auch noch verschiedene Preisniveaus.
Im Horvàrth hat man sich dem aktuellen, eher kühlen Gastrodesign mit ausgefeilten Lichtkonzepten überwiegend verweigert. Stattdessen erinnert viel helles Eichenholz besonders im vorderen Teil des recht tiefen Raumes an eine zünftige Gastwirtschaft.
Aber ohne Geweih, soweit ich sehen konnte. Für Behaglichkeit sorgen eine kleine Blumendeko und eine brennende Kerze auf jedem Tisch. Hell abgetönte Wände und Lichtspots sind aber schon von hinreichend Modernität. Dass hier das feine Dinieren „casual“ zugehen soll, bezeugen die recht übersichtlich eingedeckten Tische.
Das Besteck harrte in einem Kistchen auf dem Tisch der Selbstbedienung. Etwas aus dem sonstigen Rahmen die cremefarbenen Hochlehner, in den ich mal wieder (gefühlt) bis auf Tischkanten-Niveau versank. Natürlich bekam ich auf Nachfrage ein Kissen. „Natürlich“ deshalb, weil schon die Begrüßung durch meine Gastgeberin so freundlich, herzlich und offen ausfiel, dass ich mich vom ersten Moment an als gern gesehener Gast gefühlt habe. Der weitere Kollege im Service war vom gleichen Schlage, auch wenn er mein Lob mit einem Hinweis, er könne nicht anders, er sei eben Italiener abwehrte. Da hab ich aber schon andere Italiener erlebt...
Auch der Wechsel vom vorgesehenen Tisch an einen Fensterplatz und damit ins schnell schwindende Tageslicht für ein paar Fotos war kein Problem. Später wurde es bei Kerzenschein und überwiegend indirektem Licht recht schummrig; man merkt es den Bildern der letzten Gänge leider an.
Hier im vorderen Teil wurden bei leicht melancholischer Musik dann auch die anderen Gäste des Abends platziert, 5 Paare und ein weiterer einzelner Herr. Ob diese Ballung trotz des ansonsten leeren Lokals den kurzen Wegen fürs Personal geschuldet war oder die Kommunikation zwischen den Speisenden ankurbeln sollte, blieb offen.
Unangenehm war das nicht, die Gespräche an den Nebentischen waren nicht störend. Zumal etwas Konzentration auf das Essen den Genuss desselben erhöhte.
Seine Küche wird von Sebastian Frank als „emanzipatorisch“ bezeichnet. Das könnte hier wohl das Gegenteil von elitär sein, stellt aber vor allem heraus, dass alle Komponenten gleichberechtigt sind, es also keine Beilagen im üblichen Sinne gibt. Dadurch bekommen Gemüse eine höhere Bedeutung, auch wenn das Horvàth kein rein vegetarisches Restaurant ist.
Franks Philosophie führt zu visuell unspektakulären Tellern und Näpfen, bei denen nicht einzelne Produkte im Mittelpunkt stehen, sondern das geschmackliche Gesamtbild.
Es wurden ausschließlich zwei Menüs angeboten, 6 oder 8 Gänge (120/140€). In der aktuellen Karte sind die Gänge um jeweils einen reduziert, die Preise im Verhältnis leicht angehoben. Ich entschied mich für die kleine Auswahl und bat der Fastenzeit wegen um Verzicht auf Fleisch. Der Service bedauerte mich sogleich, denn so entging mir der Genuss des Blunzenbrotes. Typisch für die Gastfreundschaft hier wurde mir aber angeboten, das Brot mitzunehmen und für die Zeit ab Ostern einzufrieren! Auch Alkohol war noch ein No-Go. Aber natürlich wird im Horvàth eine überzeugende promillefreie Begleitung angeboten, die 10€ pro Glas kostete. Kein finanzieller Unterschied zur Weinreise übrigens, was mit der arbeitsintensiven Herstellung der meisten Getränke im eigenen Hause erklärt wurde.
Ausnahme der Aperitif: Alkoholfreier Secco von Lagen(!)-Traubensaft, in diesem Fall sortenreiner Silvaner, der für mich ein absolut typisches Bukett hatte und auch deutliche Säure mitbrachte. Ein Hoch auf das Pfälzer Weingut Möckli aus Nußdorf bei Landau und gleich noch ein zweites Gläschen (summa 16€).
Besteck nimmt man sich selbst aus einem kleinen Holzkästchen, aber für den ersten Küchengruß war der doppelwandige Plexiglasbecher vorgesehen, in den ein dampfend heißer Zwiebelsud mit Noten von Liebstöckel und Selleriesamen eingegossen wurde. 4 Stunden gezogen, offenbarte sich auf der Zunge ein ungemein tiefes Spiel von Süße und Würzigkeit, das noch lange am Gaumen präsent blieb. Auch, wenn ich nur ein knappes Stündchen Fußmarsch durch Kreuzberg hinter mir hatte, wurde sofort das Bild einer wärmenden Brühe auf der Hütte nach langer Wanderung durch die Kälte lebendig.
Mit dem Amuse kam auch das erste der inzwischen häufiger anzutreffenden Kärtchen, die für die detailverliebten unter uns Chronisten so überaus hilfreich sind.
Es folgte eine Brotauswahl, leider ja ohne die kräftige Blutwurst-Variante.
Das Roggensauerteigbrot mit Kümmel war ein guter Vertreter, aber verfallen war ich ab dem ersten Bissen den knusprig-fluffigen Langos, die mit feinem Knoblauch-Salz bedeckt waren. Ich konnte nicht anders, später am Abend musste ich erfolgreich um weitere Exemplare bitten, die die Küche natürlich frisch ausbuk.
Salzbutter mit alpenländischer Edelweißprägung und ein Kartoffelstampf mit Paprika waren rustikale Begleiter, aber eben auf ganz hohem geschmacklichen Niveau.
Als weiteres Amuse bouche wurden Chips von Linda-Kartoffeln mit einer süffigen Knoblauch-Crème serviert.
Darüber Raspel von in der Salzkruste intensiv gedörrtem Sellerie.
Das war einerseits zupackend salzig, ohne jemals ins Bittere abzukippen. Andererseits blitzte immer wieder die unfassbar prägnante Kartoffel im Wechsel mit dem erdig-süßen Selleriearoma auf. Ich hab ja nun wahrlich kein Problem mit Luxusprodukten, aber diese vermeintlichen Allerweltszutaten versetzten mich ins Verzücken.
Der erste Gang begann mit einem österreichischen Butterstriezl!
Dieser, gedacht für alle Gäste, wurde an meinem Tisch für den Abend angeschnitten und bescherte mir so eine himmlisch duftende, noch warme Scheibe, die statt einer Brioche die schmelzende, aus Kräuterseitlingen gewonnene Faux gras begleitete. Für Kontrast sorgte Apfelbalsam-Reduktion von David Gölles. Ich war noch so von meinem Brot und der dazu gereichten Marillenkernöl-Butter begeistert, dass ich doch tatsächlich ein Foto dieser „Pilzleber“ vergaß...
Im Glas erdiger gelbe Bete Saft mit etwas Kürbiskernöl.
Der nächste Gang hieß mit allem Understatement nur Gemischter Salat.
Brutal frische rohe Gemüse - Mairübchen, Radieschen, grüner Spargel - feine Streifen von Blattsalaten und Kräuter in einem angegossenen Gemüsesud mit Erdbeerkern-Öl, von dem ein verführerischer fruchtiger Frühlingsduft ausging. Zitronenzesten setzten frische Akzente, während Röstgewürze und die Basis der Räucherfisch-Crème zurückhaltend blieben. Super ausgewogene Variante und schwer beeindruckend, denn die knackig frische Textur blieb auch noch beim vierzigsten Kauen erhalten.
Das alkoholfreie Pairing, es dürfte die Petersilienwurzelmilch gewesen sein, war sehr dickflüssig, fast wie ein Dressing. Mir Schien das Getränk zu süß und auch zu mächtig zu dem Frische-Turbo auf dem Teller.
Nach diesem Wimmelbild stand der nächste Teller für fast schon puristische Reduktion.
Eine ausgezeichnet gegrillte Tranche Lachsforelle, die in der Nase wie am Gaumen gleichermaßen beeindruckte. Ein großes Stück Rhabarber als „salziges Kompott“ angekündigt und eine Nocke Haselnuss-Anchovis-Paste mit ganz authentischem Fischgeschmack (im positivsten Sinne!) verloren sich ein klein wenig auf dem Teller. Erst, als eine Mole nach Art des Hauses, nämlich Röstgemüsereduktion mit dunkler Schokolade angegossen wurde, ergab sich zunächst optisch ein harmonischeres Bild. Geschmacklich war hier mit wenigen Mitspielern einiges los, denn die fruchtige Säure des Rhabarbers konterte die erdige Süße der Mole. Der zarte, mittelfeste Fisch band diese Gegenspieler immer wieder ein.
Wahres Highlight war indes der begleitende Radicchiosaft mit Mandel-Zitronenöl, der von außen an Grapefruit erinnerte, aber am Gaumen viel mehr konnte: Säure, Bitternoten, Süße, Komplexität, die ich einem Gemüsesaft zuvor kaum zugesprochen hätte.
Und gleichzeitig Grund für eine überraschende Kritik. So phantastisch die Begleitung war, machte sie gleichzeitig den Rhabarber auf dem Teller völlig überflüssig!
Auf dem nächsten Teller variierte die Küche gekonnt Sellerie.
Gebacken, sich erst süßlich, dann salzig entfaltend, als Saat, mariniert mit Leindotteröl und mit Apfel zu einer frischen Sauce verarbeitet. Das korrespondierte mit einer nicht nur optisch, sondern auch vom nussigen Mundgefühl an Nutella erinnernden Crème, die sich als Kürbiskernöl-Vanille-Paste entpuppte. Das war schon herausfordernd, zumal die marinierten Scheiben noch arg fest zu kauen und mir daher zu grobschlächtig waren.
Der Selleriegang und die Pilzleber des Menüauftaktes werden in der Karte übrigens als „Siganture-Gerichte“ (Originalschreibweise) von Sebastian Frank heraus gehoben...
Das folgende Gericht kam ohne die kleine Gedächtnisstütze daher. Vielleicht, weil das Juvenilferkel durch eine buttrig braun gebratene Scheibe ersetzt wurde, die in der Konsistenz zwischen Toast und Polenta angesiedelt war und geschmacklich recht brav blieb.
Lauchgemüse und Pilzwürfel bekamen durch die etwas repetitive Röstgemüse-Reduktion Kraft. Großartig dagegen der auf einem Probierlöffel separat angebotene geeiste Pusztasalat von grünen Tomaten und Chili. Beides hätte sicher besser zum Schwein gepasst, die rein vegetarische Variante überzeugte nicht vollends.
Phänomenal erneut die alkoholfreie Begleitung. Molke mit Kren, Honig und Leindotteröl passte zu den kräftigen und scharfen Aromen großartig.
Der letzte Gang schloss den Bogen zur Kartoffel des Amuse.
Hier jedoch gekochte Bamberger Hörnchen mit geräuchertem Essig-Kohlrabi, der für den Biss sorgte und eine angenehme Säure mitbrachte. Für harmonisierende Einbindung sorgte eine Sauce aus saurem Rahm und Kümmel, zu Kartoffeln beides Klassiker. Das Pulver von getrockneten Steinpilzen für meinen Geschmack indes zu schwach.
Auch hier überzeugte das Pairing. Saft von Granny Smith und von Gala, geklärt auf 80 Grad wurde mit einem Nussholzhydrolat bestäubt, das den Geruch alter Holzmöbel verbreitete, aber doch verblüffend gut in die Aromenwelt des Tellers passte und mich in eine Holzhütte am See versetzte.
Der Verzicht auf Dessert fällt mir beim Fasten stets am leichtesten. Aber beim kleinen Rausschmeißer war es mit der Selbstdisziplin vorbei, zumal es natürlich auch hier nicht nur süß zu ging: Weiße Schokolade mit Petersilien-Öl und kandierten Kürbiskernen in einer essbaren Gaze beeindruckte mit kräuterigen Nuancen und feinem Crunch.
Ein kulinarisch nicht ganz einfacher Abend, der sicherlich kein alpenländisches Soulfood im landläufigen Sinne brachte. Hier wurde eine konzentrierte Rückbesinnung auf Produkte der bäuerlichen Küche geboten, die mehrfach einen Aha-Effekt auslösten: Ja, so MUSS das also schmecken! Dabei nicht plump oder anstrengend, sondern immer harmonisch.
Spannend und im besten Sinne zum Nach-Denken. Und für die Seelenwärme ist der super Service zuständig.
Nach gutem Beginn (Alte Meister) und sehr guter Fortsetzung (Altes Zollhaus) war ich gespannt, ob der dritte Schlemmer-Abend in Folge noch eine Steigerung bringen würde.
Nach der Papierform standen die Chancen gut, denn das Horvàrth gehört mit zwei Michelin-Sternen seit 2016, 18 Punkten und weiteren Hoch- und Höchstauszeichnungen zur Spitzengruppe der Hauptstadt.
Chef Sebastian Frank, der das Restaurant inzwischen mit seiner Lebensgefährtin Jeannine Keßler auch betreibt, ist gebürtiger Österreicher und diese Wurzeln darf man der Küche durchaus auch anmerken.
Die elektronische Reservierung... mehr lesen
Restaurant Horváth | Emanzipierte Gemüseküche
Restaurant Horváth | Emanzipierte Gemüseküche €-€€€Sternerestaurant, Gourmet03061289992Paul-Lincke-Ufer 44a, 10999 Berlin
4.5 stars -
"Konzentration auf das vermeintlich Einfache" DerBorgfelderNach gutem Beginn (Alte Meister) und sehr guter Fortsetzung (Altes Zollhaus) war ich gespannt, ob der dritte Schlemmer-Abend in Folge noch eine Steigerung bringen würde.
Nach der Papierform standen die Chancen gut, denn das Horvàrth gehört mit zwei Michelin-Sternen seit 2016, 18 Punkten und weiteren Hoch- und Höchstauszeichnungen zur Spitzengruppe der Hauptstadt.
Chef Sebastian Frank, der das Restaurant inzwischen mit seiner Lebensgefährtin Jeannine Keßler auch betreibt, ist gebürtiger Österreicher und diese Wurzeln darf man der Küche durchaus auch anmerken.
Die elektronische Reservierung
Geschrieben am 01.11.2019 2019-11-01| Aktualisiert am
01.11.2019
„Der Unter-Pächter hat sich nach 7 Monaten aus dem Staub gemacht und einen Haufen offener Zahlungen bei Finanzamt, Mitarbeitern und Geschäftspartnern hinterlassen!“, so die Pächterin lt. Weser-Kurier. Die rechtliche und finanzielle Lage müsse jetzt erst geprüft werden, bevor es vielleicht schon im Dezember weiter gehen könne.
Na, schaun mer mal...
„Der Unter-Pächter hat sich nach 7 Monaten aus dem Staub gemacht und einen Haufen offener Zahlungen bei Finanzamt, Mitarbeitern und Geschäftspartnern hinterlassen!“, so die Pächterin lt. Weser-Kurier. Die rechtliche und finanzielle Lage müsse jetzt erst geprüft werden, bevor es vielleicht schon im Dezember weiter gehen könne.
Na, schaun mer mal...
stars -
"Vorübergehend geschlossen" DerBorgfelder„Der Unter-Pächter hat sich nach 7 Monaten aus dem Staub gemacht und einen Haufen offener Zahlungen bei Finanzamt, Mitarbeitern und Geschäftspartnern hinterlassen!“, so die Pächterin lt. Weser-Kurier. Die rechtliche und finanzielle Lage müsse jetzt erst geprüft werden, bevor es vielleicht schon im Dezember weiter gehen könne.
Na, schaun mer mal...
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"Rach&Ritchy schließt Ende des Jahres" DerBorgfelderGrund laut Christian Rach: Keine geeigneten Mitarbeiter mehr zu finden!
Quelle: www.rollingpin.de
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DAS KESSELHAUS KOCHT IM
SMELLS LIKE
Das „Kesselhaus“-Team kocht wieder einmal im Monat in einem Pop-up-Restaurant in Münster in der Weinbar „Smells Like“, Voßgasse 4 in Münster.
Die Termine immer am letzten Dienstag eines Monats:
28.01.
25.02.
31.03.
28.04.
Reservierungen werden ab sofort über das „Smells Like“ entgegen genommen: www.smellslikewinespirit.de
(Quelle: Kesselhaus-os.de)