Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 288 Bewertungen 368853x gelesen 10231x "Hilfreich" 9175x "Gut geschrieben"
Jetzt von Dienstag bis Samstag entweder von 17.30 Uhr bis 19.15 Uhr oder von 19.15 Uhr bis 21.00 Uhr .
Jetzt von Dienstag bis Samstag entweder von 17.30 Uhr bis 19.15 Uhr oder von 19.15 Uhr bis 21.00 Uhr .
Kleine Burg
Kleine Burg€-€€€Restaurant044115855Burgstraße 2, 26122 Oldenburg
stars -
"Jeden Abend zwei Reservierungen" DerBorgfelderJetzt von Dienstag bis Samstag entweder von 17.30 Uhr bis 19.15 Uhr oder von 19.15 Uhr bis 21.00 Uhr .
Geschrieben am 23.05.2020 2020-05-23| Aktualisiert am
23.05.2020
Kurz vor Toresschluss - im wörtlichen Sinne und ohne, dass wir es damals wussten - konnte ich Mitte März noch zwei angenehme Arbeitsessen mit einer Kollegin verbringen.
Für Nürnberg war das Sushi Glas von der Rohfischliebhaberin sehr gewünscht worden und natürlich ließen wir dem Chef die freie Auswahl. Und Oliver Esch feuerte beim omakase, dass uns Hören und Sehen verging, aber sicher nicht das Schmecken und Genießen. Trotzdem stand dieses Mal die Arbeit soweit im Vordergrund, dass für Notizen kein Raum blieb. Kein Problem, da nun endlich, endlich wieder aktuelle Berichte geschrieben werden und ich sowieso nur Altbekanntes wiederholen könnte: Seit Jahren eine der besten deutschen Sushi-Adressen.
Aber um die Fotos wäre es dann doch schade oder was meint die strenge Community?;-)
Kurz vor Toresschluss - im wörtlichen Sinne und ohne, dass wir es damals wussten - konnte ich Mitte März noch zwei angenehme Arbeitsessen mit einer Kollegin verbringen.
Für Nürnberg war das Sushi Glas von der Rohfischliebhaberin sehr gewünscht worden und natürlich ließen wir dem Chef die freie Auswahl. Und Oliver Esch feuerte beim omakase, dass uns Hören und Sehen verging, aber sicher nicht das Schmecken und Genießen. Trotzdem stand dieses Mal die Arbeit soweit im Vordergrund, dass für Notizen kein... mehr lesen
Restaurant Sushi Glas
Restaurant Sushi Glas€-€€€Restaurant, Take Away09112059901Kornmarkt 5, 90402 Nürnberg
4.5 stars -
"Feuerwerk!" DerBorgfelderKurz vor Toresschluss - im wörtlichen Sinne und ohne, dass wir es damals wussten - konnte ich Mitte März noch zwei angenehme Arbeitsessen mit einer Kollegin verbringen.
Für Nürnberg war das Sushi Glas von der Rohfischliebhaberin sehr gewünscht worden und natürlich ließen wir dem Chef die freie Auswahl. Und Oliver Esch feuerte beim omakase, dass uns Hören und Sehen verging, aber sicher nicht das Schmecken und Genießen. Trotzdem stand dieses Mal die Arbeit soweit im Vordergrund, dass für Notizen kein
Geschrieben am 21.05.2020 2020-05-21| Aktualisiert am
18.08.2022
Besucht am 03.03.2020Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 93 EUR
Gut, alle Wortspiele mit „Hoch“ und „High“ sind gemacht, also ganz direkt: Die Küche von Danny Mette überzeugte auch bei diesem Besuch durch gute Produkte, durchdachte Kombinationen und gekonntes Handwerk. Da ist es kein Wunder, dass es natürlich auch sehr gut schmeckt.
Was fiel auf? Die Küche wagte etwas mehr. Der Chef ist erkennbar noch nicht am Ende seines kreativen Weges angelangt. Dabei muss das Publikum natürlich immer mitgenommen werden, und dies scheint (vor Corona) gelungen zu sein. Am Dienstagabend genossen wohl 20 Gäste das Essen genauso, wie den Ausblick über die Lichter der Stadt.
Im Service neue Gesichter. Die junge Frau hat erkennbar Erfahrung in der Gastro, ihr Kollege kam über die Aushilfe in einem Weinhandel dazu und berät nun auch bei der Auswahl. Der empfohlene sortenreine, alkoholfreie Trauben-Secco traf meinen Geschmack so gar nicht, viel zu süß. Aber das ist ja kein Mangel in der Beratung und immerhin hab ich so mal roten Muscat getrunken. Für die engagierte Leistung motivierende 4 Sterne.
Was hat mir über den Dächern von Magdeburg an diesem Abend wieder so gut geschmeckt?
Wie stets der fluffige Muffin, der mit Olivenöl und dem über Nacht abgetropften Quark kam, der schön mit Kürbiskern-Öl und -Crumble aufgepeppt war.
Als Amuse schickte Chef Mette einen sogar leicht knusprigen Tortilla-Würfel mit fruchtiger Tomatenfüllung, Aioli-Schaum und frittierte Kapernblüte. Ein neues Niveau.
Der erste Gang mal wieder (und mal wieder gut!) Saibling. Das Tatar fein geschnitten und im Ring angerichtet, darüber knackige Gurke und eine Nocke Wasabi-Eis mit ordentlich Wumms!
Ganz stark diesmal der Pumpernickel-Crunch, mit hohem Wiedererkennungseffekt: Malzig-süß, knusprig und durch kandierten Ingwer fruchtig-scharf!
So muss ein frischer Menü-Auftakt schmecken!
Der nächste Gang schien mir ein Versuch, das Magdeburger Publikum weiter in eine „moderne“ Richtung mitzunehmen. Modern im Sinne einer Durchbrechung von Geschmacksgewohnheiten. Rote Bete, Granny Smith, Joghurt und Walnüsse waren die Protagonisten, deren kleinteilige Präsentation zwar nicht zum Sattessen war, aber viele Kombinationen, auch in den Texturen ermöglichte.
Nicht alles funktionierte aus meiner Sicht perfekt: Der Apfel blieb hinter der Milchsäure des Joghurts unauffällig. Die Walnuss war mir im Biss zu ähnlich mit der Knolle. Vielleicht wäre eine weichere und süße Frucht aus beiden Gründen noch stärker gewesen. So oder so hatten wir gleich ein Gesprächsthema, als sich der wie immer sympathische Inhaber nach getaner Arbeit zu mir setzte.
Auf den folgenden, vegetarischen Teller war ich besonders gespannt, denn Pom Pom blanc hatte ich bisher noch nicht bewusst gegessen.
Der große, helle Pilz hat eine eigentümliche Struktur; ich fand sie blättrig, fast fedrig. Er war in Scheibe angebraten und hatte einen überraschend starken umami-Geschmack. Leicht bittere Blumenkohlcrème und ein Stundeneigelb waren die erwarteten süffigen Mitspieler. Trüffelraspel hätte ich nicht gebraucht. Gute neue Erfahrung.
Ich blieb vegetarisch und freute mich über eine farbenfrohe Kombination aus leicht-lockerer angebratener Polenta, mit Tomatenconcassée gefüllten Zucchini und viel würzigem Parmesan.
Da changierten Süße, Säure und Salzigkeit und durch die berühmten Röstaromen fiel der Gang kräftiger aus als gedacht. Auch die roten Paradiesäpfel machten am Gaumen schon erstaunlich viel her; besonders gefiel mir das angenehm fruchtig-säuerliche Gel. Die Käse-Chips verloren in der Feuchtigkeit leider schnell ihren Crunch und wurden zäh. Dadurch vermisste ich mit der Zeit etwas die „Bissigkeit“. Auch etwas Schärfe hätte sicher nicht geschadet, aber das ist ein Dauerthema und auch immer ein Wagnis.
Als Hauptgang „schwamm“ eine saftige Tranche Red Snapper vorbei, deren kräftig braune Röstung wunderbar von einem Butterschaum umschmeichelt wurde.
Hier sorgten knackige Kerne der Jerusalem-Bohne für den gerade noch vermissten Biss. Auf den vorgesehenen Serrano, der dem Gericht den sprichwörtlichen „Kick“ gegeben hätte, verzichtete ich - wie alle Jahre wieder.
Leichter fiel da der Ausfall des Desserts, denn drei schöne Käse von Kober wurden nicht nur von eingelegten Feigen und einem sehr guten, selbst gemachten Feigen-Senf begleitet, sondern von Brioche in Muffin-Form.
Wie gesagt, es geht weiter und zwar nach vorn: High-level, eben! (Einer muss sein...)
Für 6 Gänge bezahlte ich die weiterhin sehr günstigen 74€. Die sprudelnden Fruchtsäfte kosteten zwischen 6€ und 7€, das Clausthaler 2,6€.
Es ist eine wahre Freude, die Entwicklung hier zu verfolgen und ich hoffe sehr, dass Familie Mette die Zwangsschließung einigermaßen unbeschadet überstanden hat.
Gut, alle Wortspiele mit „Hoch“ und „High“ sind gemacht, also ganz direkt: Die Küche von Danny Mette überzeugte auch bei diesem Besuch durch gute Produkte, durchdachte Kombinationen und gekonntes Handwerk. Da ist es kein Wunder, dass es natürlich auch sehr gut schmeckt.
Was fiel auf? Die Küche wagte etwas mehr. Der Chef ist erkennbar noch nicht am Ende seines kreativen Weges angelangt. Dabei muss das Publikum natürlich immer mitgenommen werden, und dies scheint (vor Corona) gelungen zu sein. Am Dienstagabend genossen... mehr lesen
High Kitchen | Hoch über den Dächern
High Kitchen | Hoch über den Dächern€-€€€Restaurant03915639395Otto-von-Guericke-Straße 86a, 39104 Magdeburg
4.5 stars -
"Weiter nach oben!" DerBorgfelderGut, alle Wortspiele mit „Hoch“ und „High“ sind gemacht, also ganz direkt: Die Küche von Danny Mette überzeugte auch bei diesem Besuch durch gute Produkte, durchdachte Kombinationen und gekonntes Handwerk. Da ist es kein Wunder, dass es natürlich auch sehr gut schmeckt.
Was fiel auf? Die Küche wagte etwas mehr. Der Chef ist erkennbar noch nicht am Ende seines kreativen Weges angelangt. Dabei muss das Publikum natürlich immer mitgenommen werden, und dies scheint (vor Corona) gelungen zu sein. Am Dienstagabend genossen
Geschrieben am 16.05.2020 2020-05-16| Aktualisiert am
17.05.2020
Besucht am 07.03.2020Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 340 EUR
Auch, wenn schon wieder frische Ware ins Portal kommt, hier noch eine Geschichte aus der guten alten Zeit.
Denn obwohl schon die ersten Veranstaltungen abgesagt wurden, konnten wir Anfang März noch unseren Sohn bei einem sportlichen Kräftemessen beklatschen. Klar, dass man dafür gern einen one-night-Trip nach Nürnberg und ein paar Stunden in einer dieser typischen Mehrzweckhallen der 80er in Kauf nimmt.
Naja gut, dass sich neben dem Hotel ein Pfandhaus mit Designer-Handtaschen befindet, rechtfertigte die Fahrt im Nachhinein natürlich zusätzlich...
Nun, das Ergebnis des Turniers war nicht mehr als ganz o.k., die Leistung des Juniors wurde von ihm selbst sehr kritisch gesehen und somit war anfangs die Laune eher „schwierig“.
Was war ich froh, nicht in einem vielleicht etwas anstrengenden 2-Sterner mit vegetarischem Schwerpunkt reserviert zu haben, sondern im zugänglichen Ambiente des Wonka.
Wir hatten einen einzelnen Tisch im Eingangsbereich am Fenster, so dass es zwar zu etwas „Durchgangsverkehr“ kam, aber immerhin saßen wir „für uns“ abseits des trubeligen Geschehens im hinteren Bereich. Was ja auch ganz nett ist, wenn man sich als Kernfamilie nur alle paar Monate in persona sieht und spricht.
Trotz des etwas verspäteten Erscheinens wurden wir von einer jungen Dame sehr freundlich begrüßt und auch in unserer " Randlage" teilweise durch den Abend begleitet. Der Chef erschien gegen Schluss auch ein- oder zweimal und war durchaus interessiert am Feedback. Die Gastgeberin dagegen eher nicht, insbesondere eine kritische Rückmeldung wurde recht kühl aufgenommen. Alles zusammengenommen keine Schwächen, aufgrund der reizenden Bedienung leicht überdurchschnittlich. Und weil noch ein für mich neuer, „besonderer“ Wein aus dem Keller gezaubert wurde, einen halben Bonuspunkt on-top.
Das stylische, farbenfrohe Ambiente hatte ich in meiner ersten Kritik gewürdigt, keine Änderungen.
Bei einem Gin Tonic (happige 9€) bzw. Prisecco (7,5€) entspannte sich die Laune schnell. Die glasweise genossenen Weine schlugen mit 5€ bis 8,5€ pro 0,1l zu Buche, die Flasche Mineralwasser kostete 6€. Angemessene 87€ wurden für 5 Gänge (6 für 97€) aufgerufen, die aus den beiden Menüs des Abends frei zusammen gestellt werden konnten.
Vorneweg gab es zweierlei Brot vom Haus; das Ciabatta mit Tomate und Fenchelsamen schmeckte mir besser als das unauffällige Sauerteigbrot. Dazu süße karamellisierte Butter mit Zitronenabrieb, der leider sehr hart geworden war.
Viel besser der kräftig gewürzte, fein-knusprige Filo-Teig-Cornetto mit Auberginen-Curry-Füllung.
Ich meine, dass es noch einen zweiten Happen in Form von Artischocken mit Lauch und gepufftem Dinkel gab, aber ein Foto findet sich nicht.
Beides süffiges kleines Fingerfood mit etwas Crunch und Mut zur Würze. Die Zeit im Essigbrätlein lässt eben doch grüßen...
Bei der Durchsicht der Fotos fiel mir optisch zweierlei auf: Zum einen, wie sehr manche Gerichte der Präsentation von Mai ähnelten. Zum anderen die Vielfalt der Teller etc., von weißem und farbigem Porzellan über Glas bis zu schwarzem Schiefer.
Entscheidend ist aber ja bekanntlich, was draufliegt:
Der sous-vide gegarte Lachs zum Auftakt natürlich saftig, aber nicht schon matschig.
Farbenfroh mit Texturen von Brokkoli und einem Sanddorn-Gelee kombiniert, das weder zu sauer, noch zu bitter war.
Eine harmonische Komposition mit etwas Knusper von Amaranth(?). Schmeckte - ohne jede Meta-Bedeutung - gut.
Recht ähnlich ging es mit einem gedämpften weißen Heilbutt weiter.
Der Fisch war mir persönlich einen Tick zu durch. Auch hier überzeugten die vegetarischen Beilagen in Form von Fenchel und geflämmten Romanasalat auf einem Buchweizen-Blini, ebenso so das Kräuteröl. Das konnte sich mit ätherische Würzigkeit und einer leichten Bitternote eigenständig gegen den Fisch behaupten. Ein hübsches Stundeneigelb sorgte zusätzlich für ein weiches Mundgefühl.
Ich wechselte jetzt für zwei Gänge gleich ganz auf die fleischfreie Seite der Macht und war zunächst hellauf begeistert.
Die Süße der venezianischen Zwiebel (frittiert, gebacken und als Crème) war ein noch besser Mitspieler für das Bouquet ungeheuer intensiver Wildkräuter und die salzigen Taggiasca-Oliven. Ganz einfache Zutaten und ein beglückendes Geschmackserlebnis. Bravo!
Und was für eine Fallhöhe zum zweiten vegetarischen Teller, der völlig missglückten Frühlingsrolle!
Asiatisches Gemüse in einer viel zu süßen, kaum scharfen Chili(sic!)-Sesam-Vinaigrette und umhüllt von einer Reispapier-Rolle, die stellenweise ausgetrocknet und damit hart geworden war. Aus Rücksicht auf meine Begleitung aß ich lustlos um den harten Teig herum; die Kritik beim Abräumen wurde, ich sag mal, zur Kenntnis genommen.
Letzter Gang Ziegenkäse mit Nüssen und Pistazien hübsch in das äußere Erscheinungsbild eines Nougat gebracht.
Ich hätte mir noch einen kräftigeren Geschmack gewünscht, aber auch so war es mit Feigen natur und als fruchtig-pikantes Chutney ein solider Abschluss.
Zu Petit four und Praline
hätte natürlich ein süßer P.X. perfekt gepasst. Da musste Christian Wonka leider passen. Aber, ob ich einen reinen P.X. schon mal als Cream getrunken hätte; ohne Trocknung der Trauben. Das Ergebnis war verblüffend (oder auch nicht), viel heller, viel dünnflüssiger, andere Aromen. Würde ich in dieser Qualität gern öfter trinken. Kein Wunder, kam das Stöffchen doch von Toro Albala, einer der besten Bodegas des Montilla-Moriles-Gebiets, die seit einem legendären Abend im Canova auch in der Pfalz einen gewissen Ruf genießt.
Fazit:
Ein Ausreißer nach oben, einer nach unten. Ansonsten in netter Atmosphäre sehr gut gegessen zu einem angemessenen Preis. Man kann’s schlechter treffen.
Wenn Nürnberg nicht so viele interessante Alternativen hätte, würde ich noch öfter im Wonka einkehren.
Auch, wenn schon wieder frische Ware ins Portal kommt, hier noch eine Geschichte aus der guten alten Zeit.
Denn obwohl schon die ersten Veranstaltungen abgesagt wurden, konnten wir Anfang März noch unseren Sohn bei einem sportlichen Kräftemessen beklatschen. Klar, dass man dafür gern einen one-night-Trip nach Nürnberg und ein paar Stunden in einer dieser typischen Mehrzweckhallen der 80er in Kauf nimmt.
Naja gut, dass sich neben dem Hotel ein Pfandhaus mit Designer-Handtaschen befindet, rechtfertigte die Fahrt im Nachhinein natürlich zusätzlich...
Nun, das... mehr lesen
4.0 stars -
"(Fast) unverändert hohes Niveau" DerBorgfelderAuch, wenn schon wieder frische Ware ins Portal kommt, hier noch eine Geschichte aus der guten alten Zeit.
Denn obwohl schon die ersten Veranstaltungen abgesagt wurden, konnten wir Anfang März noch unseren Sohn bei einem sportlichen Kräftemessen beklatschen. Klar, dass man dafür gern einen one-night-Trip nach Nürnberg und ein paar Stunden in einer dieser typischen Mehrzweckhallen der 80er in Kauf nimmt.
Naja gut, dass sich neben dem Hotel ein Pfandhaus mit Designer-Handtaschen befindet, rechtfertigte die Fahrt im Nachhinein natürlich zusätzlich...
Nun, das
Geschrieben am 12.05.2020 2020-05-12| Aktualisiert am
13.05.2020
Besucht am 10.05.2020Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 14 EUR
Manche Lobeshymnen klingen so grotesk übertrieben, dass ich mich geradezu herausgefordert fühle, selbst nachzuschauen, welchen versteckten Diamanten ich da bislang übersehen habe...
Das Soho Sushi befindet sich gegenüber des Hauptbahnhofs in einem jüngst fertig gestellten Einkaufs- und Bürokomplex. Die modernen Arkaden vor dem Eingang freuen sicherlich die vielen Pendler, die hier auf Bus und Bahn warten. Den schmalen, hohen Raum des Soho machen sie dunkel. Innen können zu normalen Zeiten 6-8 Personen an Hochtischen sitzen, dazu noch zwei kleine Stehtische, vermutlich für draußen. Das Angebot ist aber auf eilige Gäste ausgelegt, to-go dürfte auch schon vor Corona der wesentliche Vertriebsweg gewesen sein.
Damit ist auch klar, an welchem Maßstab die „überragend hohe Qualität“ und der „beste Sushi-Geschmack“, die Peter getestet hat, zu messen ist. Natürlich nicht an japanischen Qualitätsvorstellungen und auch nicht an dem einen oder anderen „normalen“ Restaurant. Vielmehr an den vielen, vielen kleinen Verkaufsständen, die in deutschen Einkaufszentren, Bahnhöfen und Innenstadt-Fußgängerzonen ihre immer gleichen maki und nigiri (Wer hier sashimi bestellt, ist selber schuld...) in Plastikboxen verkaufen; dazu die unvermeidliche Instant-Misosuppe im Styropor-Eimerchen und natürlich der quietschgrüne wakame Algensalat.
In dieser Liga spielt das Soho - und das ist die Überraschung - tatsächlich sehr weit oben mit.
Das Angebot ist leicht erweitert, es gibt z. B. auch eine scharfe Suppe mit Reis und statt rotem wird eher selten anzutreffender weißer Thunfisch verwendet. Es gibt auch Bowls und Salat. Das Betreiber-(Ehe?Geschwister?)-Paar, dessen familiären Wurzeln ursprünglich vielleicht eher am Fuße des Libanon denn am Fuji wuchsen, ist freundlich und kompetent; die Kommunikation gelingt mühelos. Was für Labsal gegen die Zwei-Wort-„Sätze“ anderen Ortes. Man gibt gern Auskunft und ist stolz auf „alles selbst gemacht“.
O.k., dann schauen wir mal genauer hin, denn „selbst“ ist ja noch lange nicht „gut“ gemacht. Jedes sushi steht und fällt mit dem Reis. Die Qualität der Toppings hängt auf diesem Niveau allein vom Einkauf, sprich Preisniveau ab. Produkte und Bezugsquellen sind austauschbar. Schneidtechniken, Temperatur, winzige Aroma-Beigaben spielen überhaupt keine Rolle. Aber der Reis, mit dem kannst du auch hier überzeugen oder es versauen. Und ausgerechnet dabei leistet sich das Soho die einzige Schwäche. Geschmacklich noch zufriedenstellend mit leichter Essigsäure, fiel das Mundgefühl brutal ab. Völlig verkocht, kein Korn mehr erkennbar, zu einem klebrigen, schnittfesten Klumpen gematscht.
Gut, dass beim nigiri wenigstens die Größe zu den Auflagen passte, die zumindest nicht enttäuschten. Schon mal gar nicht bei der Geruchsprobe, alles frisch und unauffällig. Die Garnele geschmacklich leidlich erkennbar, hatte sogar einen leichten Knack. Beim Thunfisch, der sehr sparsam geschnitten war, konnte ich keinen Unterschied zwischen weiß und rot in der üblichen Geschmacklosigkeit dieser Qualitätsstufe erkennen. Der Lachs enttäuschte etwas, das geht schon etwas fetter und aussagekräftiger.
Hosomaki, die große Rolle war besser, gefüllt mit Avocado, die nur ganz leicht braun an den Kanten geworden war und statt des unsäglichen kanibo/surimi erneut die gute Garnele. Sogar der Reis gewann ein wenig, der aufgrund der großen Schnittfläche häufig etwas trocken in diesen Boxen wird. Das war ja hier nicht zu befürchten... Gerollt als uramaki inside-out steuerte sogar der helle Sesam außen noch etwas Textur und einen Hauch von Körnergeschmack bei.
Und selbst die Allerweltszutaten wasabi und gari konnten was. Die Merrettichpaste war zwar einen Tick zu wässrig geworden, aber mit ordentlich Wumms versehen. Und der Ingwer war nicht zu hart oder holzig und steuerte seine typische reinigende Frische bei. Da hab ich schon übel muffiges Zeug erlebt...
Zu zahlen waren 12,95€. Das kam mir erst etwas zu hoch vor. Aber die Ware war in allen Belangen frisch und gut ausgesucht. Daher angemessen.
War noch was? Ach ja, der beste Kaffee. Mit ;-), warum auch immer. Der beste Kaffee wird auf einer Cimbali Siebträgermaschine gebrüht, war als Cafe Crema m.E. ein (überwiegender) Arabica von mittlerer Röstung, ganz nach meinem Geschmack ohne Säure und hatte tatsächlich eine wirklich schöne Crema. Auch da hat der Peter also nicht sehr zu viel versprochen.
So, jetzt hat das Soho Sushi bekommen, was es verdient. Und ich eine Rezi über Essen aus der Plastikschachtel hinter mir. Crazy times...
Manche Lobeshymnen klingen so grotesk übertrieben, dass ich mich geradezu herausgefordert fühle, selbst nachzuschauen, welchen versteckten Diamanten ich da bislang übersehen habe...
Das Soho Sushi befindet sich gegenüber des Hauptbahnhofs in einem jüngst fertig gestellten Einkaufs- und Bürokomplex. Die modernen Arkaden vor dem Eingang freuen sicherlich die vielen Pendler, die hier auf Bus und Bahn warten. Den schmalen, hohen Raum des Soho machen sie dunkel. Innen können zu normalen Zeiten 6-8 Personen an Hochtischen sitzen, dazu noch zwei kleine Stehtische, vermutlich... mehr lesen
Soho Sushi
Soho Sushi€-€€€Bistro, Take Away042144967100Auf den Häfen 28, 28203 Bremen
3.5 stars -
"Tatsächlich ganz ordentlich" DerBorgfelderManche Lobeshymnen klingen so grotesk übertrieben, dass ich mich geradezu herausgefordert fühle, selbst nachzuschauen, welchen versteckten Diamanten ich da bislang übersehen habe...
Das Soho Sushi befindet sich gegenüber des Hauptbahnhofs in einem jüngst fertig gestellten Einkaufs- und Bürokomplex. Die modernen Arkaden vor dem Eingang freuen sicherlich die vielen Pendler, die hier auf Bus und Bahn warten. Den schmalen, hohen Raum des Soho machen sie dunkel. Innen können zu normalen Zeiten 6-8 Personen an Hochtischen sitzen, dazu noch zwei kleine Stehtische, vermutlich
Geschrieben am 09.05.2020 2020-05-09| Aktualisiert am
09.05.2020
Besucht am 06.02.2020Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 127 EUR
Es tut sich (hoffentlich auch bald wieder) was in Bremen!
Argwöhnisch beäugt von der heimischen Gastroszene hat Anfang November in der Nähe des Hauptbahnhofs ein neuer Hotspot eröffnet, bei dem in den ersten Monaten kaum ein Tisch zu bekommen war.
Die ab 1900 in einem Ensemble (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wohnhausgruppe_Hollerallee) errichtete, schon seit 1973 unter Denkmalschutz stehende großbürgerliche Villa Rocholl gehört einem Weinhändler, der mit dem Verkauf seines Unternehmens an eine Großkellerei sicher nicht ärmer geworden ist und sich jetzt u.a. in der Gastronomie engagiert. Da war das nötige „Kleingeld“ (man munkelt von einer siebenstelligen Summe) zur Hand, um die bis dato als Büros genutzten Räumen in ein Schmuckstück aus einem Guss zu verwandeln.
Für die Innenausstattung stand eine französische Brasserie Pate, was zum kulinarischen Angebot passt. Im großzügigen Restaurant, im Wintergarten und der Terrasse auf der Gartenseite werden wohl bis zu 100 Gäste Platz finden. Unter dem Dach ist eine sehr exklusive Eventlocation in Form einer Lounge untergebracht. Auch hier ist mit Geschmack viel Geld eingesetzt worden. (Sogar die Toiletten im Keller sind durchaus sehenswert.) Da das Dachgeschoss barrierefrei per Fahrstuhl erreicht werden kann, gehe ich davon aus, dass dies für alles Etagen des Hauses gilt. Das Prunkstück des Chapeau ist in meinen Augen die Bar im englischen Landhaus-Stil.
Nicht nur wegen der harmonischen Gestaltung, sondern auch wegen der Karte, die deutlich verrät, dass hier Profis am Werk sind. Was kein Wunder ist, denn mit dem Bobby Lane im nahen Schwachhausen haben die ja aus der Branche stammenden Gesellschafter schon vor ein paar Jahren gepflegte Barkultur in die auch an diesem Punkt etwas zurückgefallene Hansestadt gebracht.
Einziges Manko: Reservieren ist in der Bar (natürlich) nicht möglich. Aber ich war ja sowieso schon um 18.00 Uhr erschienen, um vielleicht doch einen Tisch zu ergattern. Aber nein, frühestens in zwei oder drei Stunden werde möglicherweise etwas frei, lautete die nur mäßig bedauernde Antwort.
Auf Verdacht diese Zeit in der Bar verbringen? Warum nicht, erst recht, nachdem ich einen Blick auf die Karte mit den Haus-Cocktails (preislich von ca. 9,5€ bis 12,5€) und dem wirklich lecker klingenden Barfood geworfen hatte. Und einen Barkeeper aus dem legendären Münchner Schuhmann‘s zurück in Richtung Norddeutschland, - aber mal nicht nach Hamburg - zu lotsen, gelingt auch nicht jeden Tag. Kein Wunder, dass es mit meinen Bestellungen etwas abseits vom Mainstream überhaupt keine Probleme gab.
Gerade hatte ich den zweiten Drink und als Unterlage für weitere Eskapaden eine Dose Jahrgangs-Sardinen mit Rosmarin-Oliven (9,5€) bestellt, da kam zunächst eine überraschende Nachricht: Ein Tisch sei nun doch schon frei! Die Gäste seien nicht erschienen. Das, oooooder der Einzelgast, der so viel fotografiert und neugierige Fragen gestellt hatte, war dem Restaurant-Chef nicht ganz geheuer... Über mangelnde Aufmerksamkeit des Service konnte ich mich jedenfalls nicht beklagen, trotz in der Tat erkennbar voll besetztem Restaurant. Man war meist konzentriert, schnell und professionell freundlich. Das Weinglas blieb nie lange leer und ein paar Extra-Wünsche wurden auch erfüllt. Eine gute Leistung.
Als Aperitif diente der schon in Arbeit befindliche Cocktail
als Quasi-Apero dazu die feinen, pikanten Sardinen mit stilvoll servierter Zitrone
die auch nicht mehr abbestellt werden konnten. Verzehr in der Bar und im Restaurant hätten zwar auf einen Bon gebucht werden können. Das ist auch sinnvoll, denn der Wechsel ist durchaus gewollt. Allerdings wird das Trinkgeld nicht in einen Topf geworfen, so dass ich doch lieber getrennt bezahlte.
Mein Platz befand sich im etwas ruhigeren Wintergarten.
Ansonsten ging es nämlich wie im sprichwörtlichen Taubenschlag zu. Allerdings sind die Tische auch hier so eng gestellt, dass von beiden Seiten jedes Gespräch ohne Weiteres zu verstehen ist. Man kommt fast nicht umhin, miteinander ein paar Worte zu wechseln. Kann man mögen oder auch nicht.
Das Publikum an diesem Dienstagabend bestand aus wenigen, aber finanziell potenten Geschäftsleuten und aus viel Hautevolee. Von der Art, bei der sich die Familienpatriarchin mit doppelreihiger Perlenkette mit dem Kellner über die verschiedenen Champagner-Jahrgänge austauscht. Sieht man geballt nicht oft in dieser Stadt, aber das alte Geld ist noch da, oh ja.
Vom Haus kamen zwei Brotsorten, trotz Reklamation dabei ein so lappiges Weißbrot, dass ich schließlich darum bat, es doch bitte im Ofen aufzubacken. Was auch leidlich klappte, immerhin. Dazu Olivenöl, Salz-Flocken aus Guérande und eine Tomatencrème mit Oliven und Knoblauch, sehr lecker.
Nach den Cocktails sollte es weinmäßig nicht allzu schwer werden. Da kam eine junge Cuvée aus einheimischen Trauben des Alentejos (freundliche 26,5€) gerade recht.
13,5% und etwas Holz sorgten dann aber doch für genug Kraft. Freundlicherweise wurde mir der Weißwein glasweise zum Probieren angeboten. Mit einem Bukett von gelben Früchten zeigte er sich am Gaumen erst würzig, später wurde er parfümiert, seltsam.
Um die Küche kennen zu lernen, gab es an diesem Abend nur Klassiker: Bouillabaisse, Muscheln mit Fritten und Boudin noir. Alles konnte in kleinen Portionen (12,5€-14,5€) gewählt werden, das finde ich ganz herausragend gastfreundlich! Danach nur noch ein Stückchen Blauschimmelkäse (4,5€). Natürlich.
Die Mittelmeer-Suppe schlechthin hinterließ gemischte Gefühle: Die Brühe schmeckte nicht nach Fischfonds, sondern sehr stark nach Krustentier. Eine Anisnote fehlte leider. Die Einlage mit Licht und Schatten und von der Auswahl etwas irritierend:
Thunfisch rare war gut, Lachs(?) dito, Jakobsmuschel naja, Oktopus zart, Garnele geschmacklich stark. Fenchel und grüner Spargel (WTF?) sehr überzeugend, was aber auch etwas über den Fisch sagt. Es ist kein Problem, wenn hier eine eigenständige Version der südfranzösischen Fischsuppe zubereitet wird. Allerdings sollte man darauf als Gast schon hingewiesen werden. Die Beilage ähnlich abgewandelt, knusprige Brotchips und dazu eine Sauce Rouille, der ich keine Kartoffel und auch nicht wirklich Paprika angemerkt habe. Knoblauch-Majonäse war das wohl eher,
schmeckt auch gut, aber eben anders. Ich war etwas enttäuscht.
Die folgenden Miesmuscheln tadellos; sind aber auch keine hohe Küchenkunst.
Gute, geschmacklich eindeutige Ware in einem pikanten Süd mit Chili, Gemüse-Würfelchen, Lorbeer und Petersilie. Daneben handwerklich sehr gut gemachte (Industrie-)Pommes, die im kleinen Frittierkörbchen serviert wurden.
Ich tippe auf zweimal frittiert, Außen sehr knusprig (ohne zu dunkel zu sein), innen weich. Heiß und salzig. Da leckt man sich die Finger. Der weiße Alentejo dazu auf der Höhe!
Beim Hauptgericht
gab es wieder Fragezeichen, ausgerechnet bei der Blutwurst. Die Ware kommt aus dem Elsass, wie Chef Jens Kommerau bei seinen sehr ausführlichen Honneurs berichtete. Neben dem prägnanten, metallischen „Blut“-Geschmack, vermisste ich fast gänzlich eine Würzung. Dafür gefiel mir die leichte Knusprigkeit gut. Tatsächlich besser die Beilagen: Spitzkohl mit schöner, nicht zu penetranter Kümmel-Note (mag ich zwar nicht, aber man ja trotzdem erkennen, wenn etwas gut ist), die gelben Karotten und die Petersilienwurzel trotz der Jahreszeit geschmacklich stark, alles genau auf den Punkt gegart. Das Püree ebenfalls am Gaumen klar Kartoffel und mit viel Petersilie verfeinert.
Die üblichen französischen Desserts reizten mich nicht. Immerhin werden Käse von einer guten örtlichen Händlerin angeboten. Ich bat um ein Stück Fourme d‘Ambert
der leider direkt aus der Kühlung kam. Einige Augenblicke im Ofen taten Wunder; dazu wurden ein paar Trauben und Walnüsse gereicht. Der Service zeigte am Ende des Abends eine kleine Schwäche und vergaß zunächst meinen Monbazillac, der hier den Sauternes preisfreundlich (6€) ersetzt.
Fazit:
Tolle Location, die mich echt begeistert hat. Gute Crew, die was kann und hoffentlich auch nach der Schließung noch an Bord ist!
Das Essen im Restaurant dagegen war eher guter Durchschnitt.
In seiner letzten Station als Inhaber des Kaffee Worpswede schien Herr Kommerau ein paar Jahre lang mit einem Stern zu liebäugeln, bis er sich doch für regionale Wohlfühlküche mit Anspruch entschied (nicht zum Gefallen aller Gäste). Das merkt man auch der Karte im Chapeau an, die neben der Brasserieküche norddeutsche Klassiker wie Grünkohl oder Schmorgerichte aus heimischer Jagd enthält. Das wird wohl auch dem Bremer Publikum gefallen. Bei unserem langen Nachgespräch hatte ich schon den Eindruck, dass man auch mehr könnte, wenn man denn sollte, aber schon sehr genau auf die Wirtschaftlichkeit geschaut wird. Im Einkauf liegt der Gewinn...
Ich habe einen guten ersten Eindruck erhalten und werde auf jeden Fall erneut die Brasserie besuchen, denn ein Gewinn für Bremens Gastro-Szene ist das Chapeau La Vache ohne jeden Zweifel.
Für einen Schlummertrunk in der Bar reichten Zeit und Leber noch.
Trotzdem, dass ich die Exkursion durch die Cocktail-Welt so früh abbrechen „musste“, wurmte mich dann doch. Was für ein Glücksfall, dass ich nur eine Woche später meinen Sohn vom Bahnhof abholen und in die schicke Villa lotsen konnte. Bei etwas Barfood (s. Galerie) haben wir es geschafft, alle hauseigenen Kreationen zu verkosten. Das war ein lustiger Abend...
Es tut sich (hoffentlich auch bald wieder) was in Bremen!
Argwöhnisch beäugt von der heimischen Gastroszene hat Anfang November in der Nähe des Hauptbahnhofs ein neuer Hotspot eröffnet, bei dem in den ersten Monaten kaum ein Tisch zu bekommen war.
Die ab 1900 in einem Ensemble (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wohnhausgruppe_Hollerallee) errichtete, schon seit 1973 unter Denkmalschutz stehende großbürgerliche Villa Rocholl gehört einem Weinhändler, der mit dem Verkauf seines Unternehmens an eine Großkellerei sicher nicht ärmer geworden ist und sich jetzt u.a. in der Gastronomie... mehr lesen
Chapeau La Vache
Chapeau La Vache€-€€€Restaurant, Bar, Brasserie0421 33111777Hollerallee 77, 28209 Bremen
4.0 stars -
"Vielversprechende Neueröffnung mit Luft nach oben" DerBorgfelderEs tut sich (hoffentlich auch bald wieder) was in Bremen!
Argwöhnisch beäugt von der heimischen Gastroszene hat Anfang November in der Nähe des Hauptbahnhofs ein neuer Hotspot eröffnet, bei dem in den ersten Monaten kaum ein Tisch zu bekommen war.
Die ab 1900 in einem Ensemble (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wohnhausgruppe_Hollerallee) errichtete, schon seit 1973 unter Denkmalschutz stehende großbürgerliche Villa Rocholl gehört einem Weinhändler, der mit dem Verkauf seines Unternehmens an eine Großkellerei sicher nicht ärmer geworden ist und sich jetzt u.a. in der Gastronomie
Geschrieben am 03.05.2020 2020-05-03| Aktualisiert am
04.05.2020
Besucht am 17.01.2020Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
So schnell kann das gehen: An einem Abend in Osnabrück der Youngster in der Altherrengruppe, am nächsten in Leipzig der Nestor beim Geschäftsessen. Aber, was soll ich sagen - mit einem Rudel junger Hunde macht’s auch Spaß. Also uns. Die beiden Damen am Nachbartisch ahnten schon beim Aperitif, was ihnen blühen würde. Ihre freundliche Frage, ob wir nach Alkoholgenuss eventuell zu den stillen, melancholischen Trinkern mutieren, verneinten wir empört. So dass sich das Pärchen doch für das freundliche Angebot des Obers entschied, ans andere Ende des Raums zu wechseln. Die nachkommenden Gästen mussten wohl oder übel den Tisch neben uns an der Stirnseite des ausgebuchten Restaurants nehmen und ergaben sich nach einigen Minuten in ihr Schicksal. Ganz Yin und Yang übernahmen wir zur Verbesserung unseres Karmas später ihre Getränkerechnung.
Das Ambiente habe ich bereits in meinem Bericht aus dem letzten Sommer gewürdigt; es hatte sich nichts geändert.
Ebenso beim Service. Da ich schon beim Reservieren mit ein paar Fotos auf mich aufmerksam gemacht hatte, wurde ich gleich erkannt und das Wiedersehen begann prickelnd
(Obwohl ich hier noch nie die Küche geentert habe! Durch den kleinen Pass käme ich - also nicht ich, man - nur mit einem Hechtsprung...)
Der junge Sommelier hatte erkennbar Lust und begleitete uns gut gelaunt mit einem Kollegen durch den Abend. Alles prima.
Wir starteten mit zwei wieder sehr leckeren selbst gemachten Brotsorten des Hauses und dazu Frischkäse mit rotem Pesto,
der uns mit Frische und leichter Schärfe frappierend zeigte, warum der sogenannte Kräuterquark verboten gehört.
Als Amuse gab es einen Salat aus Frisée, roter Bete, Bohnenkraut, Erdnüssen, Tarama und Kräuterseitling.
Völlig anders als die üblichen Verdächtigen unter den Appetithappen, machte das schon mal neugierig auf ein 6-Gang-Menü, das in der vegetarischen Vollversion 92€ gekostet hätte, mit Fleisch 6€ mehr. Alles auch à la carte möglich.
Angeboten wurden
PRESSKOPF VOM DUROC SCHWEIN
RAVIOLI MIT SCHMORFLEISCHFÜLLUNG
KOHLWICKEL MIT UMAMI-PILZFOND
SKREI-LOIN aus dem Rohr
LAMMBAUCH lackiert
(SAUERRAHM EIS)
Ich wählte das Dessert ab, kam so auf 80€ und hatte mit diesem Schachzug gleich noch Platz für eine PARMESAN-VELOUTÉ mit Trüffel geschaffen!
Aber los ging es mit einem eigenwilligen Surf‘n‘turf, denn die Scheibe angenehm säuerlichem Presskopf wurde mit einer Jahrgangssardine kombiniert.
Von den beiden recht prägnanten Geschmäckern wurde aus meiner Sicht zu viel abgelenkt mit Fenchel und Apfel, beides in verschiedenen Verarbeitungen. Weiter gab es gefrorenen Ziegenfrischkäse, der durch die Temperatur unauffällig blieb, Feldsalat und dann noch einen Pilzsud. Alles verschmolz zu einem unklaren Geschmacksbild von sauer und salzig, das für mich nicht aufging. Zuviel des Guten! Aber instagrammabel, das muss man Andreas Reinke in der Küche lassen.
Der zweite Gang geriet fokussierter.
Ein großer, schön dünner Raviolo mit einer Füllung aus geschmorten, aber wohl auch haschiertem Schweinefleisch. Dazu „nur“ saisonaler Rosenkohl als Blatt und Crème und einen getrüffelte Schmorsud. Nussbuttercrumble sorgte für etwas Knusprigkeit. Sehr schön. Wenn es überhaupt etwas (IMHO) zu verbessern gab, dann wäre noch eine pikante Note sicher nicht ganz falsch gewesen.
Der Wunsch sollte mir später noch erfüllt werden, aber zunächst kam die „sichere Bank“, oder wie soll man die süffige Kombi von Parmesan, Trüffel und einem wachsweich perfektem Bio-Eigelb nennen, in die sich noch etwas Sellerie im Hintergrund einfügte. Spontane Nachbestellung von den „Jungs“ am Tisch. Ich warte gern auf Euch...
Sehr interessant der nächste Teller: Ein Krautwickel, der statt der ungesunden Blässe so mancher Kohlroulade meiner Jugend schon mal mit sattem Grün und knackigem Gemüsebiss punktete.
Die Füllung aus Zwiebel und Pilzen (und weiterem Kohl) fand sich in einem diesmal deutlich mehr umami Pilzfond wieder. Der Teller stammte nicht von der fleischlosen Seite der Karte, denn es wurde reichlich geeiste Foie gras de canard darüber gehobelt, die sich in der heißen Brühe zwar nicht so hübsch auflöste, aber für ein angenehm cremiges Mundgefühl sorgte. Wie auch bei einer klassischen Entenleberterrine schaffte Frucht einen wunderbaren Ausgleich, hier durch Cranberries und flüssige Aprikose. Diese Kombination gefiel mir sehr. Und das umso mehr, als im Abgang jetzt etwas Schärfe für Aufmunterung der Geschmacksknospen sorgte.
Der Fischgang ein sehr solides Rückenstück vom weißen Gold der Lofoten.
Hier war auch die im ersten Teller noch daneben gegangene Vermählung von Meer und Land gelungen: Perlhuhnessenz, gebunden mit dem Collagen der Schweinemaske (vom Presskopf, you remember) und mit Senf verfeinert, so dass deutlich an Dorsch mit Senfsoße erinnert wurde. Und der in gutbürgerlichen Häusern gern gereichte Spinat wurde hier durch Texturen von geschmacksstarkem, winterlichem Stängelkohl (Cima di rapa) ersetzt, deren gedämpfte Variante eine lippenleckende Buttrigkeit mitbrachte.
Auch der (für mich) krönende Abschluss stand nicht in Diät-Verdacht!
Zu lackiertem Lammbauch ist hier alles gesagt
ich gehöre zu den bedingungslosen Liebhabern. Naja, so ganz bedingungslos dann doch nicht, aber wenn er so scharf-würzig, fett-fleischig daher kommt, gibt es kein Halten. Und erst recht nicht, wenn dazu die Gourmetküchen-Vergangenheit der beiden Küchenchefs aufblitzt, wie hier bei den Schafskäse-Sphären, der mit Ducca und zurückhaltenden Kalamata-Oliven aromatisierten Sauce oder den mit roter Bete gefärbten Trachanas. Die unelegant dicken Stücke der erdigen Winterrübe hätte es da für mich nicht gebraucht. Aber sonst ein sehr überzeugender Teller, der dem Schweinebauch eine für mich neue Nuance abgewann.
Auch, wenn nicht alles zu einhundert Prozent aufging, bestätigte mein zweiter Besuch, dass im Frieda eigenständig, sehr zugänglich und ganz bestimmt nicht verkopft gekocht wird.
Nur manchmal wäre eben etwas weniger doch mehr. Was für die Teller ebenso galt, wie für die abschließenden Runden Hartgetränke, denen ich aber mit einem dezenten Hinweis auf die Erholungsbedürftigkeit älterer Herren noch einigermaßen rechtzeitig davon hopfte.
Immer wieder sehr gerne!
So schnell kann das gehen: An einem Abend in Osnabrück der Youngster in der Altherrengruppe, am nächsten in Leipzig der Nestor beim Geschäftsessen. Aber, was soll ich sagen - mit einem Rudel junger Hunde macht’s auch Spaß. Also uns. Die beiden Damen am Nachbartisch ahnten schon beim Aperitif, was ihnen blühen würde. Ihre freundliche Frage, ob wir nach Alkoholgenuss eventuell zu den stillen, melancholischen Trinkern mutieren, verneinten wir empört. So dass sich das Pärchen doch für das freundliche Angebot des... mehr lesen
4.5 stars -
"Gute Leistung bestätigt!" DerBorgfelderSo schnell kann das gehen: An einem Abend in Osnabrück der Youngster in der Altherrengruppe, am nächsten in Leipzig der Nestor beim Geschäftsessen. Aber, was soll ich sagen - mit einem Rudel junger Hunde macht’s auch Spaß. Also uns. Die beiden Damen am Nachbartisch ahnten schon beim Aperitif, was ihnen blühen würde. Ihre freundliche Frage, ob wir nach Alkoholgenuss eventuell zu den stillen, melancholischen Trinkern mutieren, verneinten wir empört. So dass sich das Pärchen doch für das freundliche Angebot des
Geschrieben am 27.04.2020 2020-04-27| Aktualisiert am
28.04.2020
Besucht am 16.01.2020Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 554 EUR
Drei Herren mit Lebenserfahrung haben sich beruflich kennen gelernt, ihre gemeinsame Freude an gutem Essen, Weinen und Gesprächen entdeckt und treffen sich nun reihum in ihren Wohnorten.
Jetzt war wieder Osnabrück dran und nach Carstens begeisterter Erstkritik fiel die Wahl auf das damals noch unbesternte Kesselhaus. Beim privaten Vorglühen mit Schinken und Bier aus dem Emsland berichtete unser Gastgeber von einem Anruf der Inhaberin Frau Garthoff, die uns vorwarnen wollte, dass wir an diesem Donnerstag Abend die einzigen angemeldeten Gäste seien. Ob dabei auch der Wunsch mitschwang, das Restaurant lieber geschlossen zu halten, kann ich nicht sagen. Die Betreuung während unseres Besuches gab darauf keinen Hinweis, ganz im Gegenteil. Und erst einmal ist ein solcher Anruf ja nützlich.
Wir ließen uns also nicht abschrecken und fanden auf dem Gelände den freundlich erleuchteten Eingang unproblematisch.
An der Straße gibt es zwar einen Hinweis, aber relativ hoch an der Hauswand, nicht ganz leicht zu entdecken. Aber das ist ja bei vielen Restaurants in ehemaligen Industriegebäude und sonstigen Hinterhöfen ähnlich. Vermutlich so ein Geheimtipp-Ding...
Die Innengestaltung versucht, das Industrieambiente zeitgemäß zu präsentieren. Nicht shabby, sondern nach meinem Empfinden „wohnlich“. Dazu ist ein Teil der Rotziegelwand glatt verputzt und dunkelgrau gestrichen, Pop-art setzt bunte Akzente.
Eine Bar mit viel Holz und anderer Kunst ist ebenso in die hohe Halle gesetzt worden
wie eine Lounge-Insel. Dort werden wir begrüßt, und unsere Gastgeberin nimmt uns die Garderobe ab. Mit unseren Aperitifen nach Wahl von prickelnd bis hochprozentig können wir uns umschauen und ungeniert Fotos machen. Hat eben auch Vorteile ohne weitere Gäste...
Die Sitzbänke sind mit weißen Fellen bedeckt und die meisten Tische tragen eine bodentiefe, bronzefarbene Unterdecke und darüber weiße Tischwäsche. Kerzen und Blumen vervollständigen das gehobene Bild. Nur unser Tisch zeigt ebenso wie die wuchtige Servicestation in der Mitte etwas rustikaler seine Holzplatte
Ich vermute, dass Carsten bei seinem Besuch vor meinen Hang zum Kleckern gewarnt hatte, besonders nach Alkoholgenuss...
Pendelleuchten und Wandlampen tauchen den großen Raum in warmes Licht. Man merkt es leider auch an den Fotos.
Trotz allem können die sehr hohe Decke des ehemaligen Kesselhauses, der nackte Fußboden und die großen Glasflächen in unserer Ecke leicht zu einem Frösteln führen, zumal im Januar. Wohlweislich setzte ich mich an die Raumseite. Die Kollegen berichteten aber nichts Nachteiliges. Gespräche und Getränke sind da hilfreich und die Stimmung war vom ersten Augenblick an gelöst.
Unsere Ungezwungenheit übertrug sich im Lauf des Abends auch auf das Team. Die höfliche Distanz wich einer herzlichen Gastlichkeit, die den Abend besonders werden ließ. Stunde um Stunde verging in der golden schimmernden Nuss-Schale unseres Tisches inmitten der winterlichen Nacht. Abwechselnd kamen Thayarni Garthoff und die beiden Köche Jeffrey Thomer und Randy de Jong vorbei und versorgten uns mit heiteren und ernsten Gedanken zur Gastronomie (was damals als „ernst“ galt), den Gängen des festen 5-Gang-Menüs (99€) und der Weinbegleitung (51€), die nicht auf oberste Schublade, sondern auf solide Qualitäten bekannter Winzer setzte. Die Preise fand ich absolut fair und wir stockten bei den Weinen gern noch etwas außer der Reihe auf.
Danach wurde zur aufgeschlagenen Butter ein mit Soja und Anatto-Samen verfeinertes Brot angeboten, das neben der rötlichen Färbung eine kräftige Säure mitbrachte.
Zum Knabbern gab es einerseits Brotchip mit einem frischen Gel aus Kerbelknolle und einer Selleriecrème. Mein Favorit war aber das leicht krosse Gewürzbrot mit Rotkohl, das süßlich und würzig gut in den Winter passte.
Ein kleiner Paukenschlag das folgende, anfangs sehr präsente Thaibasilikum-Öl, das erst nach und nach die Süße der knackigen Würfel von Birne und Topinambur freigab. Der Untergrund aus Mandelmilch war eher fürs Mundgefühl zuständig, als eine eigenständige Geschmacksnote zu setzen.
Wie es meinem Verständnis dieser Happen durchaus entspricht, hatten wir eine klare Ansage bekommen: Hier wird auf kräftige Akzente gesetzt und kein Produktpurismus betrieben.
Im ersten Gang war dann auch Schluss mit Regionalität und Winterzeit:
Dick geschnittener frischer Thunfisch wurde mit knackiger Schwarzwurzel kombiniert, die in Miso angezogen und anschließend geflämmt worden war. Mandarine in Variationen zeigte sich als gute Wahl, da eine kräftigere Säure dem Fisch kaum Raum gelassen hätte. Die Paste von schwarzen Bohnen sorgte wieder für etwas Verbindung. Das war ein harmonischer Teller, der trotzdem nicht langweilig war.
Mit arktischem Saibling folgte ein (lau)warmer Fischgang, was auch so gewollt war, denn der Lachsfisch war unter der Wärmelampe nur auf ca. 50 Grad Kerntemperatur gebracht worden.
Innen also roh, außen schon leicht gegart. Drapiert auf geflämmter Süßkartoffel, die auch als Tupfen erschien und von Schalotten begleitet wurde, driftete der Teller etwas ins Süße ab. Gut, dass mit Ponzu-Essig und Olivenöl gegengesteuert wurde. Macadamiastücke waren für den Biss zuständig.
Schon lecker, aber mir war das etwas zu nah am ersten Gang, nicht nur optisch.
Als vegetarischer Zwischengang wurde ein kleiner, im Ofen kräftig gebräunter Blumenkopf serviert, der mit karamellisierter Nussbutter überzogen war.
Am Boden eine Mousseline vom Karfiol, gegen deren leichte Bitternote eine süße Rosinensauce arbeitete und als Höhepunkt des ganzen Wasabi, der richtig Wumms mitbrachte. Süß und scharf, bittrig und buttrig. So schlicht, so verdammt gut!
Wir gaben unsere Begeisterung lauthals kund und Frau Garthoff versprach es in die nicht einsehbare Küche weiter zu tragen. Na, das könnten wir doch auch direkt tun, riefen wir ihr noch gut gelaunt hinterher. Und siehe, nach etwas Getuschel wurden wir zu einer improvisierten Küchenparty eingeladen: Champagner im Stehen, beim Anrichten zusehen, so lässt‘s sich gut gehen...
Eigentlich sollten die fertigen Teller wieder am Tisch serviert werden, aber der Rotwein war gerade entkorkt und die Stimmung gut und so durften wir bleiben und versuchten nicht allzu sehr im Weg zu stehen. Was leicht fiel, denn an Platz mangelt es im Kesselhaus ja nicht und so ist auch die Küche großzügig dimensioniert.
Aber - das sei hervor gehoben - es lag keineswegs nur an der zauberhaften Atmosphäre, dass mich hier auch mal wieder ein Hauptgang schwer begeistert hat.
Vorab ein Pfannkuchen aus der Hand, dessen Füllung mich an den norddeutschen Klassiker Birnen, Bohnen und Speck erinnerte.
Hier übernahm exotische Papaya (etwas zurückhaltend) den Birnenpart an der Seite der knackigen grünen Bohnen, was sich damit erklärte, dass bei diesem Gang die indische Gewürzmischung Masala der heimliche Star war und hier schon würzige Schärfe ergänzte. Wortwörtlich zum Fingerlecken...
Was soll ich am eigentlichen Teller mehr loben? Das wirklich perfekte Bürgermeisterstück?
Oder die Kartoffel-Millefeuille
die eine Nacht lang im Ofen gebacken und dann vor unseren Augen für noch mehr Knusper ausgebacken wurde
(Verschmitztes Zitat dabei: „Frittieren können wir Holländer ja!“), um dann mit Püree, den Stangenbohnen und diesmal stärkeren, weil geflämmten Papayawürfeln angerichtet zu werden? Oder eben doch die mit Masala aufgeladene Jus? Alles gleich gut gelungen.
Sehr straight, kein überflüssiges ChiChi, aber das, was auf dem Teller war, gehörte da auch hin. Bravo! Und wer es noch würziger wollte, bekam eine Pulverkugel zum Selbstversuch auf den Teller gelegt...
Nach diesem fulminanten Gesamterlebnis ließen wir uns wieder am Tisch ein ebenfalls kreatives Dessert schmecken
das mit Petersilienwurzel und Lakritz die „üblichen Verdächtigen“ Apfel und weiße Schokolade gut in Schach hielt.
Die süße Abteilung lieferte noch einen nur scheinbar unauffälligen Höhepunkt
aber das Blatt aus weißer und zartbitterer Schokolade konnte mich mit seiner Balsamico-Füllung ebenso begeistern, wie die knusprige Madeleine mit einer spektakulären Orangen-Note!
Auch dieser Abschluss war sehr gelungen, obwohl gar kein Käse am Start war. Dafür aber ein äußerst sympathisches Team, das sich nicht zu schade war, auch weit nach Mitternacht Arm in Arm mit drei älteren Herren etliche Erinnerungsfotos zu machen. Danke!
Und Käse gab es in der Nacht tatsächlich auch noch, nämlich zusammen mit einem Schlummertrunk im Hause des Lokalmatadors, der - vorahnend schon und voll Misstrauen ob des Borgfelders Lohn - das gute Zeug frühzeitig aus der Kühlung geholt hatte. Manche stören sich vielleicht am Anblick
für mich war es das perfekte Ende eines ganz, ganz wunderbaren Abends unter Freunden. Mit Erlaubnis des Rechte-Inhabers!
Drei Herren mit Lebenserfahrung haben sich beruflich kennen gelernt, ihre gemeinsame Freude an gutem Essen, Weinen und Gesprächen entdeckt und treffen sich nun reihum in ihren Wohnorten.
Jetzt war wieder Osnabrück dran und nach Carstens begeisterter Erstkritik fiel die Wahl auf das damals noch unbesternte Kesselhaus. Beim privaten Vorglühen mit Schinken und Bier aus dem Emsland berichtete unser Gastgeber von einem Anruf der Inhaberin Frau Garthoff, die uns vorwarnen wollte, dass wir an diesem Donnerstag Abend die einzigen angemeldeten Gäste seien.... mehr lesen
4.5 stars -
"Ein wunderbarer Abend" DerBorgfelderDrei Herren mit Lebenserfahrung haben sich beruflich kennen gelernt, ihre gemeinsame Freude an gutem Essen, Weinen und Gesprächen entdeckt und treffen sich nun reihum in ihren Wohnorten.
Jetzt war wieder Osnabrück dran und nach Carstens begeisterter Erstkritik fiel die Wahl auf das damals noch unbesternte Kesselhaus. Beim privaten Vorglühen mit Schinken und Bier aus dem Emsland berichtete unser Gastgeber von einem Anruf der Inhaberin Frau Garthoff, die uns vorwarnen wollte, dass wir an diesem Donnerstag Abend die einzigen angemeldeten Gäste seien.
Geschrieben am 20.04.2020 2020-04-20| Aktualisiert am
20.04.2020
Besucht am 27.01.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 716 EUR
Bereits dreimal hatte ich versucht, spontan einen Platz in dem seit 2016 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetem Lokal zu bekommen, immer erfolglos. Was an der einfallsreichen, französisch geprägten Küche von Patron Andreas Saul und der extrem entspannten Location gelegen haben dürfte, und wohl auch daran, dass im ehemaligen Döner-Grill auf der angesagten Torstraße bei üblicher Bestuhlung gerade 18 Plätze zur Verfügung stehen.
Ok, manchmal lernt selbst ein alter Borgfelder noch neue Tricks bzw. den Umgang mit dem Reservierungssystem.
Beim Eintreten (eine niedrige Stufe) durch den schweren, windabhaltenden Vorhang ist die vergangene Nutzung noch deutlich zu erkennen. Die linke Seite des Raums beherbergt in zwei Zeilen die offene Küche, und wo jetzt Chef Saul mit einem Kollegen seine Sterneküche anrichtet
wurden sicher früher die Teigfladen „mit allem“ gefüllt. Im Gastraum mittig eine kleine Reihe von Zweier-Tischen mit harter Bistromöblierung, rechts davon auf einer Mini-Empore eine gepolsterte Wandbank, die in kleinen Ecken mündet. Auf der großen Tafel darüber werden die bis zu acht Gänge des Abends für die internationalen Gästeschar auch in englisch mitgeteilt.
Gut für das etwas exaltierte Pärchen in der Ecke, das sich nicht nur intensiv über die Speisen austauschte, sondern auch fotografierte und sogar Notizen machte. Sachen gibt’s...
Von unserem Tisch hatten wir einen guten Blick durch den ganzen Raum und konnten so die ungewöhnliche Ausstattung entdecken und bewundern, die aus dem abgerissenen Palast der untergegangenen Republik stammt und auch ganz ohne Ostalgie für Technik- wie Designfreaks einige Schmankerl bereit hält. Dazu spielte unerwartet melancholischer Rhythm’n’Blues. Das ebenso ausgefallene wie stimmige (weil eben gar nicht aufgesetzt „konzeptlastige“) Gesamtpaket hat mich trotz oder auch wegen einer gewissen Geschäftigkeit in den engen Gängen völlig überzeugt, ja begeistert. Beim nächstenmal würde ich allerdings lieber auf der hoffentlich weicheren Bank sitzen.
(Derzeit kein echtes Außer-Haus-Geschäft. Allerdings wird ein „Weinpakt“ angeboten:
5 ausgesuchte Wein-Entdeckungen zzgl. einem Liter Garnelenfrikassée oder Wildschweinragout aus der Sterneküche für 200€ deutschlandweit frei Haus)
Der Blick in die noch nicht allzu lange von Gastgeber Alexander Seiser verantwortete Weinkarte lässt für meine Vorlieben wenig Wünsche offen, Frankreich und Riesling satt, da vergeht schon mal ein Viertelstündchen mit der Auswahl. Wie gut, dass man digital vorab ja nicht nur Unverträglichkeiten mitteilen kann, sondern auch Vorlieben. Und so atmete kurz nach der Begrüßung ein feiner Chardonnay auf
und ich den (erwartbaren) Preis-Schock weg... Was übertrieben ist, denn die Weinkalkulation scheint mir angesichts der durchweg hohen Qualität sehr fair zu sein, allemal bei den Flaschen.
Erfreulicherweise leistete mir ein Kollege kurzfristig Gesellschaft, der auf die Frage nach dem Wein meist „Rot, Cuvée“ antwortet. Da bot sich ein Chateauneuf-du-Pape an. Champagne und Elsass (Vin de Voile!) besuchten wir bei unserer flüssigen Frankreich-Reise glasweise, nur Madeira fiel aus dem geografischen Rahmen.
Nicht nur als Sommelier machte Herr Seiser eine gute Figur. Stets aufmerksam, flott, zugänglich und bereit für einige informative Worten wuppte er den Service unter nur gelegentlicher Hilfe der Küche sehr souverän und schuf eine schöne, gastfreundliche Atmosphäre. Meine Vermutung, dass kleinere Sternerestaurants die Reservierung von Einzelessern aus wirtschaftlichen Gründen beschränken müssten, wollte er nicht bestätigen. Erst recht nicht den auch schon gehörten Vorwurf, dass einzelne Gäste für müde Stimmung sorgten. Im Gegenteil hätten im Bandol durch geschickte Platzierung schon spontane Gruppen zusammen gefunden. Kann ich mir gut vorstellen. Am Service gab es nullkommanichts auszusetzen, daher auch mal von mir die seltenen 5 Sterne.
Die bestellten sechs Gänge waren mit 109€ angesichts von Produkten und Mengen durchschnittlich kalkuliert. Die Karte versprach einige Abwechslung:
Hier nimmt jemand Region und Saison ernst, ohne daraus eine anstrengende Weltanschauung zu machen.
Als Tagesangebot Gänseleber, Umami-Sauce & Holzkohleapfel für zusätzliche 24€.
Auch die notgedrungen spontane Bitte meines Begleiters nach möglichst glutenfreien Speisen wurde ohne Gemaule von der Küche gut umgesetzt. Man scheint darauf vorbereitet zu sein, Respekt.
Mit einer cremigen karamellisierten Butter (Suchtgefahr!) gab es ein Kartoffel(misch)brot mit toller Kruste.
Der Teig war deutlich kartoffelig, aber recht schwer und für mich etwas zu salzarm. Als glutenfreie Variante wurden Chips von Garnele, Sellerie und Kartoffel gereicht.
Den Aufschlag machte ein Champignon-Chip mit frischen Blättern und sehr präsentem Estragonstaub, etwas Kaviar steuerte eine Spur Salz bei.
Mutige Kräuter und Crunch, schon knuspere ich dahin...
Deutlich anders angelegt ein vermutlich sehr lange im Ofen bis zu einer weingummiartigen Konsistenz gegarter Streifen Schwarzwurzel mit einer Crème aus XO-Sauce, dazu getrockneter Ingwer und Liebstöckel.
Irgendwo kam Säure her. Mutig, sehr eindeutig, der Chef hat mehrere Jahre im Rutz bei Marco Müller gekocht.
Die zweite Runde war erneut ein Fingerhappen, aber deutlich komplexer:
Tartelette von Sonnenblumenkernen, darauf eine Schicht Rote Bete, darüber ein Marshmallow eindeutig mit dem Geschmack von Rindermark. Bestrichen mit einem Hauch von Bierbalsam, der an alten Essig erinnerte. Schließlich Tupfen von Pflaume, die würzige Süße mitbrachten. Sehr, sehr süffig. Alter Falter, da weiß jemand, was er tut.
Zum Start ins Menü die inzwischen häufig erlebte gebeizte Makrele, deren Fett den Hintergrund bildete für so kräftige Geschmäcker wie salziges Seegras, saure grüne Erdbeeren, eine kräuterig-scharfen Mayo mit Kapuzinerwurzel und einen nachträglich angegossenen Dashi von Hühnerknochen, Muschel und Shitakepilzen.
Herausfordernd, genau mein Ding.
Kaum leiser der folgende Gang, der sich leider als vegetarisch herausstellte. Leider, denn auf Ziegenfleisch war ich sehr gespannt gewesen. So war es dann „nur“ Quark, der die mexikanisch scharf eingelegte Gurke, schön herausgearbeiteten Grünkohl in verschiedenen Texturen und Teltower Rübchen verband, die zu malzig schmeckenden Chips verarbeitet waren. Das hatte zwar viel Biss, aber auch viel Säure, die hier zwar unterschiedlich, aber letztlich ohne interessanten Konterpart inszeniert wurde. Ein Foto ist nicht auffindbar, so sad...
Auch der nächste Teller kam ohne Fleisch aus. (Ich nehme an, dass Vegetarier aus dem Menü die fleischfreien Gänge wählen, die dann von der Portionsgröße angepasst werden.)
Die Küche richtete fermentierten Rotkohl und Rote Bete in verschiedenen Varianten (darunter intensiv dehydriert) zunächst „trocken“ mit Champignonsand und Saiblingskaviar an. Später wurde eine Austern-Velouté angegossen.
War wieder säuerlich, aber durch die weiteren Komponenten nicht mehr so extrem. Gut, aber vegetarisch begeistert mich eben selten.
Nach den jahreszeitlich bedingten Gemüsefermentationen freute ich mich auf ein schönes Stück Fisch. Für diesen Wunsch war der heimische Zander nicht umsonst gestorben.
Saftig, mit einer knusprigen Haut und etwas Roggensand bestreut war das schon solo 1a. Mit dem wiederum am Tisch beigefügten Waldpilztee ging’s aber nochmal eine Stufe höher, zumal ein Gel aus Pflaumensaft der umami-Bombe einen kleinen fruchtig-süßen Twist gab.
Elegant dazu ein kleiner Raviolo mit einer kühlen Roggencrème-Füllung. Schön, dass auch Temperatur eingesetzt wurde. Toller Teller.
Die folgende, kräftig angebratene Foie gras war vorzüglich und wurde durch eine Sauce aus Schweinefüßen noch vollmundiger.
Gut, dass ein knuspriger Kalbskopf-Chip der Cremigkeit ebenso Einhalt gebot, wie die geräucherten Apfel-Parisienne, die natürlich auch die notwendige Säure einbrachten. Ganz anders, aber nicht weniger süffig war ein mit Entenrilette gefüllter Dumpling, der mit heißem Bärlauch-Öl und Panko-Crumble aber überhaupt keine Wünsche offen ließ.
Genialer Begleiter das Gläschen vom Rebensaft aus deutschen Landen,
der auch nach über 40 Jahren mit einem Quäntchen Frische neben aller Süße erfreute. (Was würden Sie auf eine einsame—It’s SCHARZHOFBERGER, stupid!)
Taube polarisiert.
Ich mag den eigentümlichen, leicht metallischen Geschmack. Hier wären vermutlich viele Genießer ausgestiegen, denn es gab auch das Herz und in einer kleinen Galette
wurde die Leber mit Meerettich und Grünkohl gereicht. Die beiden Tranchen auf dem Teller waren sous-vide, aber noch mit Textur gegart und hatten dann das berühmte Röstaroma mitbekommen.
Zum Aufnehmen der vollmundigen Sauce auf der Basis von Schweinefüßen gab’s lockere Buchweizenbrötchen
extra! Mehr geht nicht - perfekter Fleischteller. Der Vollständigkeit halber seien eher geschmacksarmer Lauch und süß-saurer Rettich erwähnt.
Während sich mein Gegenüber die eingelegten Kirschen schmecken ließ, freute ich mich an verarbeitetem Stilton, der durchaus kräftiger hätte sein dürfen, da neben säuerlichem Cassis auch Rosmarin ätherisch hervor schmeckte.
Aber das war keine Unausgewogenheit, sondern betraf lediglich meine persönlichen Vorlieben.
Und die haben die Bandolisten aus der Torstraße wirklich fast perfekt getroffen. Küche, Service und Ambiente - hier hat mal wieder alles gestimmt und sich zu einem wundervollen Abend gefügt. Danke dafür!
Bereits dreimal hatte ich versucht, spontan einen Platz in dem seit 2016 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetem Lokal zu bekommen, immer erfolglos. Was an der einfallsreichen, französisch geprägten Küche von Patron Andreas Saul und der extrem entspannten Location gelegen haben dürfte, und wohl auch daran, dass im ehemaligen Döner-Grill auf der angesagten Torstraße bei üblicher Bestuhlung gerade 18 Plätze zur Verfügung stehen.
Ok, manchmal lernt selbst ein alter Borgfelder noch neue Tricks bzw. den Umgang mit dem Reservierungssystem.
Beim Eintreten (eine niedrige... mehr lesen
Restaurant Bandol sur mer
Restaurant Bandol sur mer€-€€€Sternerestaurant03067302051Torstr. 167, 10115 Berlin
4.5 stars -
"Ganz starke Leistung" DerBorgfelderBereits dreimal hatte ich versucht, spontan einen Platz in dem seit 2016 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetem Lokal zu bekommen, immer erfolglos. Was an der einfallsreichen, französisch geprägten Küche von Patron Andreas Saul und der extrem entspannten Location gelegen haben dürfte, und wohl auch daran, dass im ehemaligen Döner-Grill auf der angesagten Torstraße bei üblicher Bestuhlung gerade 18 Plätze zur Verfügung stehen.
Ok, manchmal lernt selbst ein alter Borgfelder noch neue Tricks bzw. den Umgang mit dem Reservierungssystem.
Beim Eintreten (eine niedrige
Geschrieben am 15.04.2020 2020-04-15| Aktualisiert am
16.04.2020
Besucht am 20.01.2020Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 117 EUR
An der Brasserie Ganymed war ich schon häufiger vorbei gelaufen, wenn ich vom S-Bahnhof zu meinem derzeitigen Lieblings-Hotel an der Friedrichstraße lief. (Dabei besticht die Unterkunft weder durch besonders freundliches Personal, noch beeindruckende Zimmer. Aber bedingt durch die Terrassen-Architektur ergeben sich in den Eckzimmern große Außenflächen in meinem Fall nach Nordwesten und Nordosten. Ich liebe es, bei einer späten Anreise zu beobachten, wie die Sonne hinter der Charité untergeht, die Lichter der Stadt zu funkeln beginnen und auf der gigantischen Leinwand des Abendhimmels ein Flieger nach dem anderen zur Landung in Tegel einschwebt. Am frühen Morgen geht die Sonne hinter dem Fernsehturm auf und die goldene Kuppel der Neuen Synagoge funkelt atemberaubend. Big city lights.)
Das in Weinbar (mit kleiner Karte) und Restaurant räumlich unterteilte Ganymed war meist gut gefüllt, wenn ich schaute. Klar, Unmengen von Touristen hier am Schiffbauerdamm, aber auch Einheimische, die vor der Vorstellung im unmittelbar benachbarten Berliner Ensemble noch ein Abendessen einnehmen. Die Bewertungen im Netz schwanken zwischen authentischer Brasserie und unfreundlicher Abfertigung auf mittelmäßigem Niveau. Aber um 20.00 Uhr und bei strömendem Regen wollte ich es dann einfach mal wissen. Einen Platz zu bekommen und den auch gegen einen Tisch nach Wahl zu tauschen, waren kein Problem, denn ich erwischte gerade das Zeitfenster, als die Theaterbesucher schon gegangen und andere Gäste noch nicht gekommen waren. Später füllte es sich vielleicht zur Hälfte, großer Andrang scheint eher früher zu sein.
Dunkle Holzmöbel, gefliester Boden und gestärkte Tischdecken und Servietten sorgen zusammen mit einem angenehmen Licht für ein mir sympathisches Ambiente. Die Herren fortgeschrittenen Alters, die lautstark in ihr Telefon berlinerten, weniger.
Der Service wurde zunächst von zwei jüngeren Herrn gewuppt, die halt versuchten, das Selbstbewusstsein Pariser Garçons durch Hochnäsigkeit zu imitieren. Ich reagierte mürrisch, so dass wir gut miteinander auskamen. Zumal mit der Bitte um eine Weinberatung Oberkellner Monsieur Laurent Laurent (was sich manche Eltern so ausdenken...) erschien und mir ab dann als souveräner, kompetenter und freundlicher Begleiter durch den kulinarischen Abend zur Seite stand. Immer angenehm - übrigens in allen Berufen - auf Menschen zu treffen, die ihre Aufgabe engagiert und professionell erledigen und mit denen man sich entspannt darüber unterhalten kann. Chapeau!
Die Weinkarte hält eine Handvoll deutscher Gewächse bereit: 12 Weiße, 4 Rote, allesamt bekannte Namen aus den wesentlichen Anbaugebieten. Aber der Schwerpunkt liegt natürlich auf Frankreich, 80 Positionen Stillwein, 20 Champagner und Crémants, dazu Aperitife und Dessertweine, damit kommt man fürs erste über die Runden. Der Lage entsprechend heftig kalkuliert, aber immerhin bei 25€ startend und bis auf die Crus classés nur selten im dreistelligen Bereich. Leider, leider war der Meursault 1er Cru ausgetrunken, was M. Laurent sichtlich bedauerte (und mir später noch sehr zum Vorteil gereichte...), so dass ich meine Speisenwahl umstellte und mal wieder einen (zu) leichten Fleurie-Beaujolais (49€) wählte. Einer der reichlich angeboten Spätburgunder wäre die bessere Begleitung gewesen.
Bei einem Gläschen Crémant rosé (7,5€) wählte ich aus der Karte voller Klassiker:
Rindertatar, 150g (mit Salat 15,9€, für 1,6€ mehr gibt es auch Pommes „Pont Neuf“),
gratinierte Zwiebelsuppe (12,9€) und
Coq au vin (17,5€).
Nicht wirklich günstig, aber auch nicht zu arg überteuert.
Das vorab gereichte Weißbrot war leider weit entfernt von einem handwerklich gefertigten Baguette, aber leidlich kross. An einen Quark o.ä. kann ich mich nicht mal erinnern.
Das gewolfte Rindfleisch kam dann mit einem Eigelb und einer ganzen Parade klassischer Zutaten.
Ich durfte ganz nach Geschmack wählen und der Ober richtete mit viel Geduld und Akribie perfekt an.
Alte Schule, sehr angenehm.
Versehentlich wurden doch die dicken Pommes serviert, die schön dunkel, aber etwas nachlässig entfettet waren.
Ich bin kein großer Freund dieser deutlich „kartoffeligeren“ Variante (Ihr wisst schon); ich mag es lieber dünn und knusprig. Berechnet wurde aber nur die preiswertere Version mit Salat, der natürlich auch nachträglich angeboten worden war.
An der folgenden, heißen Zwiebelsuppe überzeugte schon mal die tolle Emmentaler-Kruste.
Die Croûtons darunter waren angeröstet worden, das merkte man noch. Die Brühe selbst hat mich geschmacklich nicht weggehauen und die Zwiebeln für meinen Geschmack viel zu weich gekocht, null Biss. Muss das so?
Das in Burgunder geschmorte Hähnchen kam nicht in Stücken, sondern als eine Hälfte mit Haut aber ohne Schenkel und Flügel und war - wenn auch nur teilweise - etwas trocken.
Auch hier kein Totalausfall, aber auch keine übermäßige Begeisterung meinerseits.
Tatsächlich zogen die Beilagen (ein sehr helles Kartoffelpüree, Austernseitlinge in - aufgemerkt! - verschiedenen Texturen und dito Frühlingszwiebel) den Teller ebenso nach oben wie eine durchaus kräftige Burgundersauce. Spätestens jetzt wäre der Pinot sehr willkommen gewesen...
Ja, und so hätte ein, ich sag wie es ist, kulinarisch mittelmäßiger Abend enden können. Denn nach dem bisher Verkosteten traute ich der Käseauswahl keine besondere Klasse zu und die mich von der umfangreichen Dessert-Karte allein reizenden Crêpes suzettes gibt es nicht für Einzelgäste. Aufgrund des Aufwands bei der Zubereitung ist das nachvollziehbar und wurde auf meine vorsichtige Nachfrage auch von Monsieur Laurent bedauernd bestätigt. Der nach einer kurzen Verständigung mit der Restaurantleiterin zurück an den Tisch kam und lächelnd verkündete, dass ich ob des fehlenden Meursault so traurig geschaut habe, dass er mich nicht noch ein zweites Mal am Abend enttäuschen könne. Hurra! Wer sagt, dass Männer keine Gefühle zeigen sollen? Und so wurde das Trumm von Elektroherd heran gerollt
lange genug vorgeheizt und los ging die Show mit allen Schikanen von Schmelzen, Karamellisieren, Ablöschen, Einkochen, Flambieren, Abziehen, Erwärmen, Übergießen und Anrichten, dass es nur so eine Freude war. (Über 5 Minuten ungeschnittenes Live-Video verfügbar:-))
Zuletzt noch eine Kugel Vanille-Eis und mit dem tadellosen Ergebnis waren beide glücklich, der Garçon und der Gast von der Weser.
Fazit:
Vielleicht hatte ich einfach nur Glück. Der Abend hat mich unterhalten, sehr gut sogar. Mag sein, zu anderer Zeit, mit anderem Service wird es nur halb so nett, denn das Essen ist solide, guter Durchschnitt. Aber bis dahin - siehe Überschrift.
An der Brasserie Ganymed war ich schon häufiger vorbei gelaufen, wenn ich vom S-Bahnhof zu meinem derzeitigen Lieblings-Hotel an der Friedrichstraße lief. (Dabei besticht die Unterkunft weder durch besonders freundliches Personal, noch beeindruckende Zimmer. Aber bedingt durch die Terrassen-Architektur ergeben sich in den Eckzimmern große Außenflächen in meinem Fall nach Nordwesten und Nordosten. Ich liebe es, bei einer späten Anreise zu beobachten, wie die Sonne hinter der Charité untergeht, die Lichter der Stadt zu funkeln beginnen und auf der gigantischen... mehr lesen
Ganymed
Ganymed€-€€€Bar, Brasserie030 28599046Schiffbauerdamm 5, 10117 Berlin
3.5 stars -
"Theater, Theater... wenn es sich wieder ergibt" DerBorgfelderAn der Brasserie Ganymed war ich schon häufiger vorbei gelaufen, wenn ich vom S-Bahnhof zu meinem derzeitigen Lieblings-Hotel an der Friedrichstraße lief. (Dabei besticht die Unterkunft weder durch besonders freundliches Personal, noch beeindruckende Zimmer. Aber bedingt durch die Terrassen-Architektur ergeben sich in den Eckzimmern große Außenflächen in meinem Fall nach Nordwesten und Nordosten. Ich liebe es, bei einer späten Anreise zu beobachten, wie die Sonne hinter der Charité untergeht, die Lichter der Stadt zu funkeln beginnen und auf der gigantischen
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