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Inhaber Franz Keller ist ja über Rheingau Grenzen hinaus bekannt für seine edel-gutbürgerliche Küche, sogar einen eigenen Bauernhof hat er im Taunus für seine bunten Bentheimer Schweine (da fühl ich mich als gebürtiger Grafschaft Bentheimer gleich zu Hause) und Charolais Rinder. Auf seiner Homepage und in der Speisekarte verkündet Herr Keller sein Küchen-Credo.
Auf Essen und Trinken aus besonders sorgfältig ausgesuchten Produkten hat sich die Adler Wirtschaft spezialisiert. Ohne viel Luxus in Form von großen Speisenkarten und zu viel an teuren Bediensteten. Aus diesem Grund gibt es bei uns die Rechnung auch nur Tischweise und keine Kreditkarten. Beim Kochen wird aber nicht gespart. Vom Einfachen das Beste. Nach diesem Motto wird die kleine Speiseauswahl fast täglich neu zusammengestellt. Wir bieten eine Küche mit hohem Aufwand, ohne vor-verarbeitete Produkte und Zutaten. Möchten aber von Atmosphäre und Preisen der Luxusgastronomie weit entfernt sein. Bei uns kommt nach gewünschter Beratung die Flasche Wein auf den Tisch. Kein strenger Oberkellner erblasst, wenn Sie sich selbst nachschenken. Sein Gehalt haben wir gestrichen was Sie leicht an den Preisen auf der Weinkarte feststellen können. In der Adler Wirtschaft gibt es keine großen Marathonmenüs auf übersichtlich dekorierten Tellern.
Wir bitten aber um Ihr Verständnis, dass wir nur Tischreservierungen für Gäste vornehmen können, die ein richtiges Adleressen zu schätzen wissen. Dazu gehört die kleine Vorspeise oder Suppe und die Hauptspeise. Wir freuen uns, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben und möchten Ihnen einen schöne und genussvolle Zeit bereiten.
Klare Ansagen! Ich freute mich aber trotzdem wirklich sehr auf den Besuch Hattenheimer Hauptstraße 31. Also standen meine Frau und ich Montagabend um 18:30 vor dem Haus der Adlerwirtschaft.
Hattenheim gehört mit seinen schönen Fachwerkhäusern im Ortskern sicher zu den schönsten Orten im Rheingau. Quasi nebenan liegt ja mit dem Kronenschlösschen ein weiterer kulinarischer Ankerpunkt des Rheingaus. An der Tür dann eine weitere klare Ansage: "Keine Telefone"! Das wird natürlich respektiert, deswegen gibt es ausnahmsweise mal keine Bilder zu der Kritik, das Kopfkino muss mal wieder angeworfen werden. Wir traten ein und erblickten einen sehr schön eingerichteten Innenbereich, man könnte sagen, modern ausgerichtet auf das historische Fachwerkhaus. In dem Bereich, in dem wir platziert wurden, ging es aber leider recht eng zu. Der Tisch war selbst für 2 Personen sehr klein. Ein mobiles Tischchen wurde zwischen den Zweiertischen hin und her geschoben, um wenigstens beim servieren der Gerichte die Platznot auf dem Tisch etwas zu beheben.
Das Restaurant war sehr gut gefüllt, auch an einem Montagabend muss man reservieren, sonst ist es sehr wahrscheinlich, dass man sich nicht an einen Tisch setzen und speisen kann. Die Karten wurden uns gereicht, und wir bestellten uns vorweg ein Pils der Engel Brauerei Crailsheim vorweg. Leckeres Bier, aber mit fast 5 EUR für ein 0,3 ltr. Glas auch stolz bepreist.
Mit dem Block in die Karte begann ein wenig die Ernüchterung bei mir. Aus den Gerichten der Karte kann man sich, siehe oben auf dem HP Auszug, Menüs von zwei bis alle Gänge zusammenstellen. Die Preisspanne beginnt bei 46 EUR für 2 Gänge (Vorspeise und Hauptgang plus Küchengruß) bis 72 EUR, wenn man quer durch die Karte spaziert. Nimmt man wie wir 3 Gänge (Vor-, Haupt- und Nachspeise) ist man bei stolzen 54 EUR pro Person für bewusst gutbürgerliche Küche! Das lässt sich ohne Probleme noch erhöhen, wenn man in der Tages/Sonderkarte die angebotenen Spezialitäten vom eigenen Bauernhof (Schwein oder Rind) anstatt der festen Hauptspeisen aus der Karte ordert, dann erhöhen sich diese 54 EUR noch Mal um 9 oder 17 EUR pro Person. Wir entschieden uns für Gerichte aus der festen Karte, ein Strudel und ein Rindfleischsalat vorweg, das Wildgericht als Hauptspeise und ein Dessert.
Auch die Weinkarte ist recht atemberaubend und nicht unbedingt nach dem Motto auf der HP gestaltet! Wegen des Wildes schaute ich nach einem roten Wein für uns. Die Flaschenpreise beginnen bei über 40 EUR für die einfachsten Qualitäten, und das im Rheingau, wohl gemerkt mitten im Weinbaugebiet. Ich rechnete mal im Kopf zusammen, was ich wohl für diesen Abend unter Berücksichtigung des oben zitierten Mottos würde bezahlen müssen.......diese Weinauswahl war mir schlicht zu teuer! Dann aber hatte ich doch etwas Glück, in der Rubrik rote Weine aus Württemberg fand sich etwas was mir im PLV akzeptabel erschien:
Ein Lemberger aus dem Untertürkheimer Herzogenberg, eine VDP Große Lage, vom Weingut Wöhrwag aus Untertürkheim.
Hier habe ich, Verzeihung an die Adlerwirtschaft, heimlich ein Foto gemacht, denn dieser Wein wird bestellt für unseren Keller. Sehr fein! Und auch der Preis für 48 EUR für einen 2011 VDP Großes Gewächs war angemessen, vor allen Dingen im Hinblick auf die Preise anderer Roter in der Karte.
Zum Wein hatten wir vorweg wie schon beschrieben, einen Rindfleischsalat für mich und
Kürbis-Süßkartoffelstrudel Blattsalate mit Oliven-Zitronen-Vinaigrette für meine Frau. Der Rindfleischsalat bestand aus gezupften oder gerupften gekochten Rindfleisch, angemacht mit grünen Salaten und einer Vinaigrette. Schmackhaft, und wirklich sehr einfache gutbürgerliche Küche. Ansprechender das Stück herzhafter Strudel gefüllt mit Kürbis und Süßkartoffel, dass passte schon eher in das aufgerufene Preisniveau. Der Hauptgang bei uns beiden war Geschmortes und Gebratenes vom jungen Hirsch aus dem Sauerthal mit Orangenfenchel und Dinkel-Spätzle. Auf dem Teller dann eine homöopathische Portion von kurz gebratenem Rücken des Hirsches. Vier dünne Scheiben, vielleicht auf 4mm geschnitten, fast Aufschnitt in der Stärke, waren das keine 100 Gramm kurzgebratenes Fleisch auf dem Teller. Das Geschmorte kam wie ein Gulasch auf den Teller, der Schnitt des Fleisches entsprach klassischem Gulasch. Leider war das Fleisch aber nicht so geschmackvoll wie gutes Gulasch, sondern sehr zurückhaltend gewürzt, beide fanden wir dieses Teilgericht auf dem Teller fade! Gut dann die Spätzle und der Fenchel....wobei die Spätzle unter der faden Schmorsauce litten. Im Hinblick auf meine Vor- und Hauptspeise ärgerte ich mich immer mehr, wenn ich das Preisniveau mit dem Gebotenem verglich. Es fehlte noch das Dessert. Meine Frau hatte Tarte Tatin mit Tannenhonigeis und altem Apfelbrand geordert, ich gratinierter gereifter Ziegenkäse mit pikanter Tomatenmarmelade und Balsamico. Die Desserts konnten mich wieder ein wenig mit der Adlerwirtschaft versöhnen. Der umgedrehte Kuchen schmeckte meiner Frau sehr gut, der kräftige Tannenhonig, der ja nicht aus Nektar stammt, sondern aus den Ausscheidungen von Blattläusen, die Bienen sammeln, sowie der Brand machten die Tarte zu einem guten Dessert. Auch mein Ziegenkäse konnte gefallen, besonders die Tomatenmarmelade war sehr gut gelungen.
Irritierend war auch das Verhalten des Kellners, der sich hauptsächlich um unseren Tisch kümmerte. Sehr formal machte es keine wirklichen Fehler, alle Servicekräfte waren vom Fach. Aber ich glaube nicht, dass er mir während der ganzen Zeit am Tisch auch nur einmal in die Augen geschaut hat! Das war sehr unpersönlich! Und auch die anderen Servicekräfte waren sehr distanziert im Umgang mit uns. Ein behagliches Gefühl des Willkommenseins kam nicht auf! Schade! Und man war sehr bemüht, unsere Weinflasche entgegen oben zitierten Credos schnell in unsere Gläser einzuschenken!
Um 21 Uhr waren wir wieder draußen mit einer Rechnung von knapp 180 EUR in der Tasche! Und in mir kam einfach nicht das Gefühl auf, für diesen Betrag eine angemessene Gegenleistung bekommen zu haben. Der Wein war noch das Beste an diesem Abend! Sorry, aber ich muss gestehen, dass ich sehr enttäuscht war! Und ich glaube nicht, dass ich noch mal in die Adlerwirtschaft einkehre.