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Relativ früh an diesem Sonntag(nachmittag) parkte ich meinen Wagen vor dem Kronenschlösschen und checkte ein. Das war zum Glück auch zu dieser frühen Zeit schon möglich. Ich bezog ein Zimmer im seit November 2019 geöffneten Gästehaus auf der anderen Seite der Hauptstraße von Hattenheim. Um es vorweg zu nehmen, neue, modern eingerichtete Zimmer, die vor allen Dingen sehr ruhig liegen. Auch der Sturm von Sonntag auf Montag konnte meiner Nachtruhe nichts anhaben, ebenso wenig wie die Bundestraße und die Bahnlinie.
Für den Abend hatte ich einen Tisch im Bistro mit reserviert und fand mich dann am frühen Abend dort ein. Das Restaurant hat am Sonntag nicht geöffnet und ist zur Zeit auch eine große Baustelle. Im Jahr 2012 war ich das letzte Mal dort und schon damals hatte ich das Gefühl gehabt, dass man das sehr historische Ambiente im Speisesaal mal vorsichtig reservieren könnte. Das hatte jetzt die neue Chefin (Tochter des Inhabers) angegangen und klärte mich auf, als sie mich zum Bistro durch den kahlen und ausgeräumten Restaurant-Speiseraum führte.
Im Bistro selber dann keine Spur von Baustelle, sondern Behaglichkeit. Der Zeitpunkt der Renovierung war gut gewählt, denn mit zwei weiteren Paaren war ich der einzige Gast im Bistro zur Abendessenzeit. Sogar im Rheingau ist im Februar sehr wenig los. Ich war mir der vollen Aufmerksamkeit von zwei jungen Servicekräften und der jungen Chefin sicher. Sogar der Hund der Chefin schaute kurz mal bei mir vorbei......
Eine Flasche Wasser war schnell geordert und es juckte mich, in der äußerst umfangreichen und sehr guten Weinkarte des Kronenschlösschens eine weitere Bouteille zu ordern, aber nach einem weinreichen Vortag mit dem Genuss etlicher Pfälzer Tropfen wollte ich etwas kürzer treten und studierte das Angebot offener Weine.
Letztendlich fanden sich über den Abend 4 verschiedene Gläser Wein (0,1), die mich wohltuend durch mein Abendessen brachten. Zum ersten Glas Wein begrüßte mich dann auch die Küche mit Brot und Butter. Salz mußte ich kurz erbitten, dann war das gute Brot mit gesalzener Butter ein Genuss.
Drei Gänge aus der kleinen Karte im Bistro waren recht schnell ausgewählt und bestellt. Ich startete mit Lachs und Kürbis.
Hausgebeizter Lachs mit mariniertem Kürbis und Kokoscreme nannte das die Küche. Wenn er denn gebeizt war, dann sehr zurückhaltend. Aber der Fisch selber hatte ein sehr ordentliche Qualtät, und auf diesem Level braucht es nicht viel, um Lachs verlockend zu servieren. Der Kürbis war roh, oder nur im Sekundenbereich blanchiert und dann mit einer Vinaigrette sehr viel nachdrücklicher in Bezug auf Säure mariniert worden. Die Kokoscreme fing das aber wieder ein. Kokosraspel brachten den Crunch auf den Teller, ein feiner Auftakt. Beim Hauptgericht bleib es dann beim Fisch, begleitet von einem sehr feinen Rose aus Spätburgunder vom WG Jung in Assmannshausen.
Kabeljaufilet mit Navetten-Misopüree und Safranschaum hatte die Karte verkündete und dem konnte ich natürlich nicht widerstehen. Rübchen mit Miso veredelt? Okay, ich weiß nicht ob in der japanischen Küche etwas wie Rübchen bekannt ist, aber das vertrug sich gut mit der Misopaste. Wenn man den Fisch dann nur mit dem Schaum genoss, hatte man auch eine Idee von Safran auf der Zunge. Trotzdem, tadellos zubereiteter Fisch und leckere Begleiter auf dem Teller, das war gut! Süß zum Dessert konnte ich nicht verlocken, und im Angedenken an einen Herrn in Bremen machte ich, was der immer macht, wenn er darf und bestellte Käse.
begleitet von Senf und Brot
Käseteller vom „Rheingau Affineur“ mit Feigensenf und Traubenbrot verkündete Karte und dazu noch folgendes:
Die Rheingau-Affineure Reiner Wechs und Tochter Anke Heymach produzieren heimische Käsespezialitäten in höchster Qualität: Rheingauer Runde (Munstertyp – samtweich, würzig-zart) / Rheingauer Spätburgunder Tresterkäse (Rarität, im Gewölbekeller gereift und eingelegt in Spätburgunder-Trester) / Zisterzienser-Käse (Kräftiger Bergkäse, würzig + markant) / Bierkäse (aus dem Vorarlberg, mit Rheinhessen-Bräubier verfeinert) / Honig-Nuss-Käse / Blauschimmel-Lakritze
Fast alles lecker, bis auf den Rheingauer Runde, der war mir schon viel zu heftig....der ging zurück. Nach diesem Teller, begleitet von einem klassischen trockenen Rheingauer Spätburgunder ging nur noch ein Espresso.
Der war in seiner Qualität ebenso gut wie die Speisen und Weine vorweg. Die Küche im Kronenschlösschen beherrscht ihr Handwerk, dass weiß man ja spätestens seit Borgis Bericht von 2018. Das muss sie aber auch bieten, denn die Preise sind schon sehr selbstbewusst kalkuliert.
Eine große Freude während des gesamten Aufenthalts war der unaufgeregte und tadellose Service aller Mitarbeiter im Haus vom Ein- bis zum Auschecken. Das erlebt man sehr selten. Und weil ich einer der wenigen Gäste am Montagmorgen war, kam ich auch noch in den Genuss eines servierten Frühstücks. Yippiee! Das ist mir viel lieber als ein Buffet.
Kann ich also ein Fazit ziehen:
das kann man so für sich stehen lassen! Gehobene Preisklasse, aber angemessen dem Gebotenen. Nächstes Mal esse ich dann aber wieder im dann renovierten Fine Dining Bereich.