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Also auf nach Venningen, wo Küchenchef Nicola Chinni seit Mai 2016 seinen „Weinberg“ im Sinne einer ambitioniert vorgetragenen italienischen Küche bewirtschaftet. Chinni, der vor langer Zeit sein erstes „La Vigna“ im Landhaus Herrenberg in Landau-Nussdorf betrieb und damals schon im nördlichsten Stadtteil von Landau das ein oder andere kulinarische Ausrufezeichen setzte, ist ein wahrer Meister seines Faches.
Ich kenne kein italienisches Lokal in der Südpfalz, das auch nur annähernd eine solche Qualität bei Fisch und Meeresfrüchten auf die Teller bringt wie das vor den Toren des Wein- und Essigdorfes Venningen beheimatete La Vigna. Seine auf hochwertigen Produkten basierende, aber dennoch bewusst bodenständig gehaltene Mittelmeerküche ergänzt er dabei gerne mit Gerichten aus der Pfälzer Heimat.
So hat er beispielsweise neben der typischen Minestrone auch eine Pfälzer Zwiebelsuppe im Standardprogramm. Im Mai listete die Karte mit den Empfehlungen der Saison eine Spargelcrèmesuppe mit in Bärlauch gebratenen Garnelen. Jetzt im Herbst wartet eine Kürbiscrèmesuppe auf Freunde orangefarbener Oktober- bzw. Novemberterrinen.
Auch tummeln sich zwischen fleischeslustigen Italo-Klassikern, wie etwa Vitello tonnato, Piccata Milanese und Saltimbocca alla romana, ganz ungeniert Pfälzer Rumpsteak, gebackene Blutwurst und Käsespätzle, was wohl dem ein oder anderen weniger auf Pizza und Pasta bedachten Weinstraßentouristen zu einer deftigen Mahlzeit gereichen wird.
Ich selbst habe die kulinarischen Ausflüge von Herrn Chinni in gutbürgerliche Hausmannsgefilde noch nicht goutiert, aber die Bilder im Internet lassen zumindest vermuten, dass er auch auf diesem Gebiet mit dem gleichen Qualitätsanspruch zu Werke geht. Der Präsident unseres Wörther Schlemmerclubs, der als ausgewiesener Schnitzelkenner gilt, schwärmte neulich vom „Wiener“, das er dort als zartgeklopften, von wellig-soufflierter Panade umhüllten Schweinerücken vorgesetzt bekam.
Doch zurück in den Wonnemonat Mai, als ich mit meinen beiden Damen im Schlepptau draußen auf dem von Sonnenschirmen beschatteten und mit viel Pflanzengrün versehenen Freisitz Platz nehmen durfte.
Der Freisitz, ein kulinarischer Rückzugsort par excellence
Die einzige Schwachstelle aus früheren Zeiten, eine extrem missmutige – wenn nicht sogar gastfeindliche – ältere Bedienung, war nicht mehr zu sehen (Aufatmen!). Sie wurde lobenswerter Weise durch wesentlich freundlicheres Personal ersetzt, was mir der Chef später im Gespräch auch bestätigte.
Und dieses Serviceteam agierte nicht nur aufmerksam und zuvorkommend, sondern war auch äußerst flink unterwegs, sprich am Tisch. Auch die Ausflüge unseres Töchterchens, die wie immer das Anwesen mutig erkundete, nahm man mit pfälzisch-mediterraner Gelassenheit hin. Dabei hatte die eingespielt wirkende Serviertruppe bei all dem Stress, den eine nahezu vollbesetzte Terrasse Ende Mai so mit sich bringt, immer ein Lächeln und ein paar nette Worte auf den Lippen. Genau wie der Padrone selbst, der es sich nach wie vor nicht nehmen lässt, auch mal den Herd zu verlassen und bei seinen Gästen nachzufragen, ob denn alles zu deren Zufriedenheit ist.
Wir wurden zeitnah mit der Speisenliteratur versorgt und machten es uns – vom Sonnenschirm wohlbeschattet – auf den pflegeleichten, aber nur leidlich bequemen Terrassenstühlen aus Polyrattan so gemütlich wie es eben ging. Ein Aufsteller auf dem Tisch warb mit ein paar offenen italienischen Weinen (Lugana, Chiaretto und einem Merlot von Il Carpino) zu nachvollziehbar kalkulierten Viertelpreisen.
Schade, dass man durch die gepflanzten Büsche das Rebenmeer nicht mehr im Sitzen sieht...
An dem mit Käse, Schinken und Ei bestückten Italo-Salat (9,50 Euro) kamen wir auch diesmal nicht vorbei. Dafür ist dieses schmackige Blattwerk einfach viel zu lecker angemacht. Schließlich genießt das hervorragend abgeschmeckte, süßsäuerliche Essig-Öl-Dressing aus dem Hause Chinni regelrechten Kultstatus – und das nicht nur bei „Grünschnäbeln“.
Da wir unser Essen nicht unnötig in die Länge ziehen wollten – die Geduld unseres Töchterchens stellt häufig den limitierenden (Zeit-)Faktor dar –, ließen wir uns den Salat zeitgleich zu den Hauptgerichten servieren.
Bei jenen reüssierten wir in Sachen Pastafahndung. Meine Gattin ging mit ihren Maccheroncini alla Bolognese (9,50 Euro) komplett auf Nummer sicher. Da würden für unsere Kleine auch ein paar „Nunus“ abfallen, so zumindest ihr Plan.
Auch ich fand mein Hartweizengriesglück im Standardprogramm. Die Spaghetti ai frutti di mare (12,50 Euro) sollten es diesmal für mich sein. Nach meinem sehr gelungenen Meeresfrüchte-Pizza-Erlebnis im Sommer 2021 an gleicher Stelle wollte ich es heuer mit der Pasta-Variante aufnehmen.
Die obligatorische Flasche Mineralwasser der Marke Peterstaler Classic kostete inflationsresistente 4,50 Euro. Für das 0,1 Liter fassende Glas Sauvignon Blanc vom Weingut Marienhof aus der direkten Nachbarschaft wurden 2,70 Euro abgerufen. Beides weit entfernt von dreister Getränkeabzocke.
Im Kindersitz hielt es unsere kleine Entdeckerin nicht lange aus. Kein Wunder, waren doch noch andere Familien mit gleichgesinnten Rackern am Start, die das Außengelände unsicher machten. Gleich und gleich gesellte sich da nur allzu gerne. Die Brücke über das künstlich angelegte Rinnsal, das die Terrasse optisch aufwertete, wurde zum Nadelöhr für bewegungsaffine Kleinkinder. Kein Problem für uns – hatten wir im Blick.
Die Getränke ließen nicht lange auf sich warten. Das Peterstaler Mineralwasser perlte durstlindernd in unseren Gläsern. Der erste Schluck vom trocken ausgebauten Sauvignon Blanc der Familie Le Retif aus Venningen, die das 25 ha große Weingut Marienhof samt angeschlossener Brennerei bereits in der 5.Generation betreibt, mundete ganz ausgezeichnet. Ein frucht-eleganter Vertreter seiner Art, der kurze Zeit später meine Meeresfrüchte-Pasta passend begleiten sollte.
Strohgelb im Glas und mit dem sortentypischen, leicht grünen, aber dennoch sehr einladenden Bouquet war das ein durchaus trinkbarer Sommerwein, der Spaß machte. Da nahm ich mir doch gerne ein paar Fläschchen mit nach Hause. Zumal man diese auch im Restaurant zu Weingutspreisen erwerben konnte.
Bald wurden drei Teller an den Tisch 31 – unserem Hauptquartier – getragen. Heiliger Neptun, türmte sich da ein aromatisch duftender Hügel aus perfekt al dente gekochter Pasta und frischen Meeresfrüchten vor mir auf. Die Schalen- und Krustentiere lümmelten sich im fruchtigen Rot eines primär aus frischen Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und einem guten Schuss Weißwein zubereiteten Suds.
Spaghetti mit Meeresfrüchten
Nicola Chinni weiß eben, wie man aus einfachen, aber ausgewählten Zutaten ein Nudelgericht zaubert, das den Gast beglückt.
Gib mir Frutti, gib mir Mare!
Ich jedenfalls war hochzufrieden mit meiner Wahl, die auch mengenmäßig nichts zu wünschen übrigließ.
Meine Spaghetti Frutti di Mare aus der Extremleckerperspektive
Dazu futterte ich den ganz formidabel unter Essig und Öl gesetzten Italo-Salat, den ich selbstverständlich mit meiner Frau teilte. So mancher Schinken- und Käsestreifen landete auf dem Räuberteller unserer Kleinen, die ihren Maccheroncini-Anteil als Fingerfood genoss. Wenn nicht in diesem Alter, wann denn dann?
Käse-Schinken-Streifen an Blattgrün - da schmeckt der Insalata Italia
Auch meine Frau war von ihren geriffelten Soßenfängern begeistert. Der von langem Einköcheln kündende Sugo förderte neben dem obligatorischen Rinderhack auch einen ansehnlichen Gemüseanteil zu Tage. Frisch gehobelter Parmesan brachte einen zusätzlichen Umami-Schub in den Teller. Dass dies auch unserem Töchterlein schmeckte, lag im wahrsten Sinne des Wortes auf der bzw. ihrer Hand.
Röhrchennudeln an Bolo für die Gattin
Nach diesem gelungenen Pasta-Lunch ging es noch in den benachbarten Weinort Kirrweiler, wo uns ein alter Freund zu seinem 50.Geburtstag eingeladen hatte. Was lag da näher, als einen Wertgutschein vom La Vigna als Geschenk mitzubringen? Natürlich nichts, das war ja von Anfang an der Plan. Und eine Flasche vom Weingut Marienhof gab es noch oben drauf.
Schade, dass Venningen nicht gerade um die Ecke liegt. So ein La Vigna in der Nähe von Wörth hätte das Potenzial zum Stammitaliener. Nur müsste es dann wohl eher „Il Reno“ heißen…