"Französisches Restaurant mit überschaubarer Karte im Französischen Viertel"
Geschrieben am 28.10.2015 2015-10-28
"Griechisch essen mt Hindernissen...."
Geschrieben am 27.10.2015 2015-10-27
"Ein tolles Restaurant für einen Ausflug"
Geschrieben am 10.10.2015 2015-10-10
Bei einstelligen Temperaturen klapperten die Zähne schon genug und meine Bewunderung galt den beiden Herren, die wacker auf der Terrasse ihren Kaffee getrunken haben. Immerhin verbrennt man sich so zumindest nicht die Klappe, denn nach maximal zwei Minuten sorgt der große, große Kühlschrank genannt „Herbstabend in Tübingen“ für Eiskaffee. Brr. An sonnigeren Tagen lässt sich sicherlich nett draußen sitzen, wenn man die in nur wenigen Metern Entfernung vorbeifahrenden Busse am ÖPNV-Dreh- und Angelpunkt des Französischen Viertels ausblenden kann. Dröööööhn. Die Bushaltestelle ist übrigens direkt vor der Tür, so dass man quasi vom Kaffee direkt in den Bus hechten kann.
Wir sitzen also lieber drin. Der Tisch war reserviert und mit Sets und Besteck bereits eingedeckt. Das Ambiente ist puristisch gehalten. Blanke Holztische, ein paar höhere Bar-Tische, dazu ein eigenartiger Mix aus drei verschiedenen Stuhlsorten am Tisch. Die Wände zieren Bilderrähmchen und Schiefertafeln, auf denen allerlei Essbarkeiten angeboten werden.
Die Karte kommt schnell und ist einigermaßen übersichtlich. Fünf Vorspeisen, fünf Hauptspeisen, acht Flammkuchen und eine wirklich spannende Rubrik namens „Nachtisch und Kinder“ mit einem heiteren Rundflug von Chicken-Nuggets mit Pommes bis Mousse au Chocolat, buhlen um den Gaumen. Dazu gibt es noch eine kompakte Abend-Snack-Karte mit Brot und Dip-Variationen, zwei Varianten von Bruschetta, einer Käseplatte und einer Currywurst mit Pommes für stattliche sieben Euro.
Ich teile mir eine Käseplatte mit meinem Nebensitzer. Ein bisschen Vorspeise muss schließlich sein! Alsbald schon findet sich ein Brotkörbchen mit Baguettescheibchen (ui, jetzt wird es –chen-lastig) und eine Porzellanplatte mit Käsestücken am Tisch ein. Vermutlich ist es einer kleineren Transporthavarie zu verdanken, dass ein Stück Hartkäse ein Bad im Feigensenf genommen hat. Macht ja nix. Soll sowieso zusammen gegessen werden. Was war also alles auf dem Plättchen? Nebst dem Havarie-Hartkäse, waren noch ein weiterer Hartkäse, zwei Weichkäse, sowie ein Ziegenkäsetalerchen dabei. Alles arrangiert mit fünf Träubchen und zwei Physalis-Knödelchen. Eine der Weichenkäsesorten war wirklich lecker, die andere ein wenig… gewöhnungsbedürftig. Der Hartkäse und der Ziegenkäse waren aber sehr gut.
Als Hauptgericht hatte ich „Crevettes grillees aux tagliatelles“ - Gebratene Riesengarnelen auf Limonentagliatelle zum Preis von 17,50 Euro. Serviert wurde die Portion in einem tiefen Pastateller… Aber beginnen wir von vorne. Das, was da auf dem Teller lag, sah wirklich lecker aus. Nudeln in cremiger Sauce, dazwischen Garnelen und darüber eine beeindruckende Menge Parmesanspäne. Die Nudeln waren gut gekocht, schön al dente… aber halt leider keine Tagliatelle, sondern Spaghetti. Unter Tagliatelle verstehe ich einfach Bandnudeln und keine Spaghetti. Eine Portion mit Löffel und Gabel aufdrillern… und probieren. Ein kurzer Moment von limonig-cremig-lecker und danach Reizüberflutung mit scharf. Scharf! Schaaaaarf! Wer kein scharfes Essen mag, sollte hiervon definitiv die Dinger lassen. Ein bisschen schade ist, dass das schaaaaarf mit keinem Wort in der Karte erwähnt wird. Überraschung am Tisch. In meinen Nudeln mit scharf zähle ich insgesamt sechs Garnelen, die gut gebraten waren. Leider waren das Garnelen mit Schwanz und in Kombination mit der cremigen Sauce und mäßigem Werkzeug war das eher eine Fummelei, bis man die Tierchen entschwanzt hatte. Ein Tellerchen für die Schwänze gab es auch nicht – also Garnelenschwanzmikado auf dem Tellerrand.
Ich war nach der Portion satt und hatte keine Nachspeise mehr. Mein Nebensitzer bestellte allerdings Mousse au Chocolat als Nachtisch (nein, keine Chicken Nuggets aus dem Ensemble Nachtisch und Kinder). Das wurde nett angerichtet in einem kleinen Weckgläschen serviert – dekoriert mit dem üblichen Physalisknödelchen. Ich durfte probieren... Der Geschmack war, nun ja, speziell. Ein bisschen so, als hätte man Kakaopulver pur gelöffelt. Eine Beschwerde bei der Kellnerin brachte eine Entschuldigung aus der Küche und einen Kaffee aufs Haus für die Betroffenen ein.
Das übermäßig scharfe Essen, Garnelenschwanzmikado, Kakaomousse und die zwar leckere, aber gänzlich erklärfreie Käseplatte (und nein, die platte hieß nicht „grosse surprise“), bringen zwei Punkte Abzug. Ob ich hier nochmal essen würde? In der nächsten Zeit wohl eher nicht, denn auch über das Boeuf Bourguignon des Nebensitzers erklang keine ultimative Laudatio. Drei Sterne.
Das Lokal ist barrierefrei. Parken kann man in der direkten Umgebung gegen Parkgebühren, oder man kann quasi aus dem Stadtbus direkt auf die Terrasse fallen.