Besucht am 16.11.20211 Personen
Rechnungsbetrag: 7 EUR
Seit ich denken kann, befindet sich an dieser Stelle ein Lokal oder ein Café. Vielleicht seit Jahren dasselbe, vielleicht mit wechselnden Betreibern, vielleicht jedoch inzwischen eine Neugründung (was ich stark vermute). Da ich derzeit öfter im Hospitalviertel zu tun habe, folge ich gerne der Empfehlung einer Kollegin, die mir Elena´s Coffee und Kitchen nahelegt. Beim Vorübergehen sieht es drinnen eigentlich immer ganz heimelig aus: chillende Menschen mit dicken Schals um den Hals und im angeregten Gespräch vertieft, dabei ein Heißgetränk oder eine Suppe schlürfend. Vor der Türe, auf der inzwischen zur Fussgängerzone mutierten Hospitalstrasse, stehen noch zwei Reihen Holztische und -stühle. Ein Relikt aus wärmeren Tagen. Aber vielleicht auch ein Eingeständnis an alle Gäste, die aus irgendwelchen Gründen draussen sitzen wollen/müssen. Da sich das gesamte Elena´s ebenerdig befindet, kann man die Location rundherum barrierefrei nutzen, inklusive der Toilette.
Mein Besuch kurz vor 11 Uhr fällt jedoch in eine eher ungünstige Zeit. Die offenbar legendäre, täglich wechselnde Suppe (beim Vor-Ort-Konsum für 5,40 Euro pro Portion, to go für 5,00 Euro) ist noch nicht fertig. An der Eingangstür hängt jedoch der Wochenplan, der die teilweise recht exotischen Kreationen vorstellt. Unter „Rote Linsen – Curry – Kokosmilch“ kann ich mir sehr gut etwas vorstellen, auch „Weisskohl – Gemüse“ liegt gerade noch in meinem Spektrum, „Tomate – Ingwer – Kurkuma“ würde ich vermutlich eher nicht bevorzugen, wobei „Schwarzbohnen - Butternutkürbis – Chili“ vollkommen meinen Erfahrungsschatz sprengt. In Ergänzung zum Suppenangebot wird auch ein täglich wechselndes Mittagsgericht gereicht, auch hier wahlweise vor Ort oder zum Mitnehmen (zwischen 7,20 und 9,60 Euro changierend). „Moussaka mit Kartoffeln, Auberginen und Hackfleisch“ kenne ich aus Griechenland, „Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle“ gehören zum schwäbischen Kulturgut. Doch auch beim Mittagstisch muss man angesichts abenteuerlicher Kombinationen schon mal vorsichtig schlucken. Am Freitag ist vorgesehen: „Lachs mit Acocado und Chorizo, dazu Babykartoffel, Blaukartoffel und karamellisierte Quitten“. Sicherlich eine farbenprächtige Angelegenheit.
Leider ist dies jetzt alles nur Theorie, denn ich bin zu früh unterwegs. An der üppig ausgestatteten Selbstbedienungstheke findet man ein überquellendes Angebot an Backwaren, Snacks, belegten Brötchen, Frühstücksangeboten, Salaten etc. pp. Die (wie das gesamte Angebot) exotisch angehauchten Salate sind allerdings schon fertig portioniert in Pappumverpackungen verstaut, aus denen man sie vermutlich auch verzehren muss. Nicht so mein Ding. Vorsichtig bestelle ich mal einen doppelten Kaffee und danach sehr mutig ein Birchermüsli (gibt´s zuhause nie). Obwohl ich klar und deutlich formuliere, vor Ort speisen zu wollen, wird weder die Luca App noch eine schriftliche Registrierung angesprochen. Mein Impfzertifikat muss ich dem Servicemädel hinter der Theke geradezu aufdrängen. Meine Bestellungen werden wortlos über die Theke geschoben, Tabletts scheint es nicht zu geben. Wirkt alles sehr wie Schnellimbiss oder Kantine, selbst in der hiesigen Uni-Mensa geht es noch gesitteter zu. Von innen wirkt das Lokal auch gar nicht mehr so heimelig. Ich sitze an einem schon etwas abgestossenen, verschrammten Tisch vor dem Toiletteneingang, immerhin mit grosszügigem Blick durch die weite Fensterfront auf das innerstädtische Treiben. Das Birchermüsli mit Ahornsirup wurde auf der Tafel über der Theke mit 3,80 Euro ausgewiesen, mir aber – wie ich erst später entdecke – mit 4,40 Euro berechnet. Das Bircher Müsli kenne ich aus der Schweiz mit über Nacht eingeweichtem Korn und Kondensmilch und geriebenem Apfel. Die hiesige Version schmeckt eher wie eine Torte: über festem Quark der Vollfettstufe ist eine Schicht Haselnusstreusel ausgelegt, ziemlich kompakt und pappsüss. Nun gut, ich bin nicht der Müslispezialist und lerne gern hinzu… Ebenfalls neu für mich ist das Angebot an Milchersatzprodukten. Ohne mit entsprechenden Unverträglichkeiten ausgestattet zu sein oder mit solchen zu liebäugeln, nutze ich heute meinen mutigen Tag und probiere zum ersten Mal Mandelmilch zum Kaffee. Kostet in anderen Cafés immer extra, steht hier aber offen rum. Macht den großen Hochlandkaffee (3,10 Euro) tatsächlich noch kräftiger und nussiger im Aroma. Gar nicht schlecht! Zum Abschluss dann noch ein Besuch auf der blitzeblank geputzten, mit Chlor-Odeur grundierten Toilette.
Alles in allem war mein erster Besuch bei Elena (noch) nicht die grosse Offenbarung. Vor allem der allseits hochgelobte Service ist mir entgangen. Die Location hat aber einen grandiosen Zulauf und dient offenbar vielen, die hier in der Gegend arbeiten, als Kantinenersatz.
Seit ich denken kann, befindet sich an dieser Stelle ein Lokal oder ein Café. Vielleicht seit Jahren dasselbe, vielleicht mit wechselnden Betreibern, vielleicht jedoch inzwischen eine Neugründung (was ich stark vermute). Da ich derzeit öfter im Hospitalviertel zu tun habe, folge ich gerne der Empfehlung einer Kollegin, die mir Elena´s Coffee und Kitchen nahelegt. Beim Vorübergehen sieht es drinnen eigentlich immer ganz heimelig aus: chillende Menschen mit dicken Schals um den Hals und im angeregten Gespräch vertieft, dabei ein Heißgetränk... mehr lesen
3.0 stars -
"Suppenküche an der Hospitalkirche" MinitarSeit ich denken kann, befindet sich an dieser Stelle ein Lokal oder ein Café. Vielleicht seit Jahren dasselbe, vielleicht mit wechselnden Betreibern, vielleicht jedoch inzwischen eine Neugründung (was ich stark vermute). Da ich derzeit öfter im Hospitalviertel zu tun habe, folge ich gerne der Empfehlung einer Kollegin, die mir Elena´s Coffee und Kitchen nahelegt. Beim Vorübergehen sieht es drinnen eigentlich immer ganz heimelig aus: chillende Menschen mit dicken Schals um den Hals und im angeregten Gespräch vertieft, dabei ein Heißgetränk
Besucht am 18.11.2021Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 14 EUR
Nach Zeiten des Stillstands ist auch in Stuttgart kulinarisch so viel Neues entstanden, dass man wohl noch geraume Zeit auf Entdeckungsreise gehen kann. Manche Gegenden erkennt man auch architektonisch kaum wieder – so wie die zum Berliner Platz auslaufende Breitscheidstrasse, in der ich vor langer Zeit mal gewohnt habe. In einem mehrstöckigen Gebäude mit Klinkerfassade ist ebenerdig im Erdgeschoss – und somit absolut barrierefrei erreichbar – das Ragazzi untergebracht. Hier strande ich zwischen zwei Terminen im nahen Bosch-Areal. Dass es sich um eine reine Pizzeria handelt (und nicht um ein italienisches Lokal mit einer gewissen kulinarischen Bandbreite), bemerke ich erst, als ich das komplette Einlassprocedere durchlaufen, mich aus der Winterjacke geschält und bereits Platz genommen habe. Was in seiner Gesamtheit gar nicht so einfach ist, denn das Lokal scheint ausgebucht zu sein und schon bei der Tischzuteilung wird mir mitgeteilt, ab wann die Plätze wieder reserviert sind.
Auf der laminierten, grossformatigen Speisekarte sind 6 klassische Pizzen und 6 mit dem Label „Speciale“ ausgewiesen, dazu 4 Dolci. Das war´s. Vergeblich wende ich die Karte hin und her. Ich muss zugeben, dass Pizza nicht zu meinen Favoriten gehört und mein obligatorischer Probeversuch in diesem Quartal bereits erfolgt ist. Jetzt wieder das Lokal zu verlassen, erscheint mir jedoch schmählich. Also wähle ich die Erstbeste. Eine schlichte Margherita für 10,90 Euro – vermeintlich einfach, doch schon die Zutaten verheissen Ausgewähltes: „San Marzano Tomate, Fior di Latte , verfeinert mit Olivenöl extra vergine und frischem Basilikum.“ Während ich noch das Ambiente bestaune und den italienischen Sinnspruch an der Wand mit meinen bescheidenen Sprachkenntnissen zu dechiffrieren versuche, landet die Pizza nach sage und schreibe 5 Minuten auf meinem Tisch. So lange benötigt andernorts manche Servicekraft schon, um nur die Bestellung zu notieren…
Sprachlos staune ich über das Aussehen der Pizza. Ein überaus voluminöser, extrem hoher Rand mit aufgeworfenen schwarzen Brandblasen umhüllt das Innere, das einer Suppe gleicht und sich aus passierten Tomaten und geschmolzenem Mozzarella zusammensetzt. Grosse Güte! Zuerst lasse ich mir die Option frei, notfalls einen Teil einpacken zu lassen – doch jeder Bissen überzeugt mich ein bisschen mehr. Zwar sind mir gekochte Tomaten insgeheim ein Graus und die Menge des Teigs verheisst möglicherweise wieder Sodbrennen. Doch am Ende habe ich tatsächlich die gesamte Pizza verspeist. Und lasse mir Unwissenden erklären, dass die Pizza Napoletana seit 2017 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört und man hier vor Ort einen speziellen Ofen einsetzt, in dem die Pizza bei 450 Grad innerhalb von 60 Sekunden fertig ist. Alle Achtung!
Der riesige Kupfer(!)backofen ist auch nur ein Bestandteil der beeindruckenden Küchenausstattung und des originellen Ambientes des Ragazzi. Die Gäste sitzen auf einfachen Holzstühlen an Holztischen wie in einer Trattoria, umgeben von Vorratsschränken mit Hasengitter, einem illuminierten Weinkühlschrank, einer imposanten Kaffeemaschine in Reinweiss, einer mit Keramikschalen verzierten Theke. Dahinter findet das faszinierende Show Cooking statt, wie auf einer Bühne. Das Team umfasst drei sportive Pizzabäcker in weissen T-Shirts und drei agile Servicekräfte in schwarzen Shirts. Jeder Griff, jede Bewegung erfolgt in einstudierter Choreographie, wie in einem Ballett oder einer neuen olympischen Disziplin. Auch der Service hat absolut alles im Blick. Hier gibt es keine unnützen Wartezeiten. Alles ist komplett durchgetaktet. Der Service parliert untereinander italienisch, die Gäste zwei- oder mehrsprachig, die Speisekarte gibt’s wahlweise in deutscher oder englischer Sprache. Profunde Beratung erfolgt auf Wunsch. Da ich die ausgewiesenen Weine alle nicht kenne, rät man mir zu einem roten Ceraso (0,1 für 3,90 Euro – nicht ganz billig für das Schwabenherz). Glänzt dunkelrot, schmeckt kräftig, mundet mir vorzüglich.
Alles in allem hat dieser ungeplante Besuch bei den Ragazzi meine bislang vorsichtige Distanz zu Pizzerien sehr in Frage gestellt. Dieses Lokal, das gerade erst mal seit zwei Monaten besteht, scheint sich sehr rasch zum Publikumsrenner entwickelt zu haben. Beim nächsten Besuch werde ich mich bestimmt an die Speciale-Abteilung heranwagen. Dort gibt es Pizzas, die mit Pistazien, Trüffelcreme oder Salzmandeln verfeinert sind. Eine Tischreservierung erscheint beim derzeitigen Andrang übrigens fast obligatorisch.
Nach Zeiten des Stillstands ist auch in Stuttgart kulinarisch so viel Neues entstanden, dass man wohl noch geraume Zeit auf Entdeckungsreise gehen kann. Manche Gegenden erkennt man auch architektonisch kaum wieder – so wie die zum Berliner Platz auslaufende Breitscheidstrasse, in der ich vor langer Zeit mal gewohnt habe. In einem mehrstöckigen Gebäude mit Klinkerfassade ist ebenerdig im Erdgeschoss – und somit absolut barrierefrei erreichbar – das Ragazzi untergebracht. Hier strande ich zwischen zwei Terminen im nahen Bosch-Areal. Dass es... mehr lesen
4.5 stars -
"Benvenuti al Sud" MinitarNach Zeiten des Stillstands ist auch in Stuttgart kulinarisch so viel Neues entstanden, dass man wohl noch geraume Zeit auf Entdeckungsreise gehen kann. Manche Gegenden erkennt man auch architektonisch kaum wieder – so wie die zum Berliner Platz auslaufende Breitscheidstrasse, in der ich vor langer Zeit mal gewohnt habe. In einem mehrstöckigen Gebäude mit Klinkerfassade ist ebenerdig im Erdgeschoss – und somit absolut barrierefrei erreichbar – das Ragazzi untergebracht. Hier strande ich zwischen zwei Terminen im nahen Bosch-Areal. Dass es
Besucht am 31.10.20211 Personen
Rechnungsbetrag: 3 EUR
Als die „Dürnitz“ im Alten Schloss vor einigen Wochen öffnete, ging ein euphorischer Schrei durch den Kreis der Museumsleute, Kulturschaffenden, Architekten, Stadtplaner – und nicht zuletzt Touristen und Einheimischen. Es war, als hätte man Museumsgastronomie neu erfunden, zumindest an diesem Ort. Die Stuttgarter (und alle Besucher des Württembergischen Landesmuseums) werden sich noch an das ehemalige düstere, dunkle, ein bisschen sogar gruselige Entrée das Alten Schlosses erinnern. Kein Ort zum Verweilen oder gar Konsumieren. Wenn nicht grad Weihnachtsmarkt war und man sich vor den Toren des Schlosses noch einen Glühwein gekippt hatte, war hier gastronomisch absolut nichts zu erwarten.
Sehr neugierig betrete ich am letzten Oktobersonntag die neu erschaffene Lounge und bin gleich mehrfach überrascht. Die helle, lichte, weitläufige Dürnitz (laut Wikipedia: „ein rauchfrei beheizbarer Speise- und Gemeinschaftsraum in mitteleuropäischen Burgen oder frühen Schlössern“) wirkt tatsächlich wie ein riesiges Wohnzimmer oder wie der Showroom eines Möbelherstellers. Auf zusammengewürfeltem, sehr lederlastigem Mobiliar des Möbelherstellers Knoll dürften auch Großfamilien Platz finden. Indes: an diesem überaus sonnigen Sonntag will eigentlich niemand seine Zeit in geschlossenen Räumen verbringen, so dass geradezu gähnende Leere herrscht.
Ich kann´s geniessen! Die Speisekarte weist Ausgewähltes, hauptsächlich Regionales auf: Sekt aus dem Hause Kessler (Esslingen) / Gin Tonic unter Verwendung des Schwarzwälder Monkey 47, auch alkoholfrei in einer Jörg-Geiger-Variante / Kaffeespezialitäten von der Kaffeerakete Stuttgart / Burkhardt Säfte von der Schwäbischen Alb / regionale Wein wie z.B. die Rotwein-Cuvée Salucci vom Collegium Wirtemberg. Dazu Kleinigkeiten zum Essen: Quiches, Zwiebelkuchen, Spinatschnitten, Brezeln, Knabbereien, süsse Kuchen und Torten, offenbar auch Tagesangebote, die ich aber am heutigen Sonntag nicht finden kann. Alles nicht ganz supergünstig, aber doch noch so, dass man es sich leisten kann. Die Präsentation an der Theke ist hell beleuchtet und strotzt nur so von properer Sauberkeit.
Es herrscht Selbstbedienung. Der junge Mann hinterm Tresen ist aufgeweckt, zugewandt und humorvoll, arbeitet entspannt, jedoch sicher und zuverlässig. Meine schlichte Tasse Kaffee zu 3,40 Euro (vom Geschmack eher unspektakulär, die „Kaffeerakete“ ist offenbar eine neue Rösterei in der Silberburgstrasse) darf ich auf einem peppigen Tablett zu meinem Platz tragen. Ich wähle einen kleinen Zweiertisch mit einem überraschenden Blick auf den Karlsplatz (früher waren alle Fenster verhängt). Hier kann man eine wunderbare Ruhe geniessen – keinerlei störende Hintergrundmusik. Doch die Dürnitz firmiert auch als Kulturlounge und bietet an ausgewählten Terminen Tanz, Performance, Musik, Figurenspiel und mehr. Vermutlich so, wie es in einer originalen Dürnitz im Mittelalter auch zuging…
Zur Zeit ist der Einlass etwas diffizil (momentan noch 3G-Nachweis und Kontakterhebungsbogen vor dem Eingang des Hauses, möglicherweise bilden sich noch Schlangen), allerdings ist er nicht an einen Museumsbesuch gebunden. Die Dürnitz soll ein Begegnungsort für alle sein, eine Art grosses Wohnzimmer. Ich persönlich fühle mich spontan sehr wohl an diesem Ort und könnte mir vorstellen, dass ich mich hier zukünftig – auch ohne grossen Verzehrzwang - mit Freunden treffen mag. Schliesslich ist die zentrale Lage nahe Schlossplatz und Einkaufsmeile Königstrasse unschlagbar. Auch Kinder sind willkommen, finden einige Extra-Angebote wie „Babyccino“ und beträchtlichen Auslauf. Die Runderneuerung fand auch in den Toiletten statt, die nun sauber und sehr edel in neuem Glanz erstrahlen; fast ist man geblendet von so viel poliertem (falschem?) Messing. Offenbar gibt es sommers sogar eine Aussengastronomie im Innenhof es Alten Schlosses, die sicherlich gut angenommen wird. Von einem damit verbundenen Museumsbesuch ganz zu schweigen.
Als die „Dürnitz“ im Alten Schloss vor einigen Wochen öffnete, ging ein euphorischer Schrei durch den Kreis der Museumsleute, Kulturschaffenden, Architekten, Stadtplaner – und nicht zuletzt Touristen und Einheimischen. Es war, als hätte man Museumsgastronomie neu erfunden, zumindest an diesem Ort. Die Stuttgarter (und alle Besucher des Württembergischen Landesmuseums) werden sich noch an das ehemalige düstere, dunkle, ein bisschen sogar gruselige Entrée das Alten Schlosses erinnern. Kein Ort zum Verweilen oder gar Konsumieren. Wenn nicht grad Weihnachtsmarkt war und man... mehr lesen
Café Dürnitz im Landesmuseum Württemberg
Café Dürnitz im Landesmuseum Württemberg€-€€€Restaurant, Loungebar, Eventlocation071189535111Schillerplatz 6, 70173 Stuttgart
4.5 stars -
"Stuttgart hat ein neues Wohnzimmer" MinitarAls die „Dürnitz“ im Alten Schloss vor einigen Wochen öffnete, ging ein euphorischer Schrei durch den Kreis der Museumsleute, Kulturschaffenden, Architekten, Stadtplaner – und nicht zuletzt Touristen und Einheimischen. Es war, als hätte man Museumsgastronomie neu erfunden, zumindest an diesem Ort. Die Stuttgarter (und alle Besucher des Württembergischen Landesmuseums) werden sich noch an das ehemalige düstere, dunkle, ein bisschen sogar gruselige Entrée das Alten Schlosses erinnern. Kein Ort zum Verweilen oder gar Konsumieren. Wenn nicht grad Weihnachtsmarkt war und man
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Mein Besuch kurz vor 11 Uhr fällt jedoch in eine eher ungünstige Zeit. Die offenbar legendäre, täglich wechselnde Suppe (beim Vor-Ort-Konsum für 5,40 Euro pro Portion, to go für 5,00 Euro) ist noch nicht fertig. An der Eingangstür hängt jedoch der Wochenplan, der die teilweise recht exotischen Kreationen vorstellt. Unter „Rote Linsen – Curry – Kokosmilch“ kann ich mir sehr gut etwas vorstellen, auch „Weisskohl – Gemüse“ liegt gerade noch in meinem Spektrum, „Tomate – Ingwer – Kurkuma“ würde ich vermutlich eher nicht bevorzugen, wobei „Schwarzbohnen - Butternutkürbis – Chili“ vollkommen meinen Erfahrungsschatz sprengt. In Ergänzung zum Suppenangebot wird auch ein täglich wechselndes Mittagsgericht gereicht, auch hier wahlweise vor Ort oder zum Mitnehmen (zwischen 7,20 und 9,60 Euro changierend). „Moussaka mit Kartoffeln, Auberginen und Hackfleisch“ kenne ich aus Griechenland, „Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle“ gehören zum schwäbischen Kulturgut. Doch auch beim Mittagstisch muss man angesichts abenteuerlicher Kombinationen schon mal vorsichtig schlucken. Am Freitag ist vorgesehen: „Lachs mit Acocado und Chorizo, dazu Babykartoffel, Blaukartoffel und karamellisierte Quitten“. Sicherlich eine farbenprächtige Angelegenheit.
Leider ist dies jetzt alles nur Theorie, denn ich bin zu früh unterwegs. An der üppig ausgestatteten Selbstbedienungstheke findet man ein überquellendes Angebot an Backwaren, Snacks, belegten Brötchen, Frühstücksangeboten, Salaten etc. pp. Die (wie das gesamte Angebot) exotisch angehauchten Salate sind allerdings schon fertig portioniert in Pappumverpackungen verstaut, aus denen man sie vermutlich auch verzehren muss. Nicht so mein Ding. Vorsichtig bestelle ich mal einen doppelten Kaffee und danach sehr mutig ein Birchermüsli (gibt´s zuhause nie). Obwohl ich klar und deutlich formuliere, vor Ort speisen zu wollen, wird weder die Luca App noch eine schriftliche Registrierung angesprochen. Mein Impfzertifikat muss ich dem Servicemädel hinter der Theke geradezu aufdrängen. Meine Bestellungen werden wortlos über die Theke geschoben, Tabletts scheint es nicht zu geben. Wirkt alles sehr wie Schnellimbiss oder Kantine, selbst in der hiesigen Uni-Mensa geht es noch gesitteter zu. Von innen wirkt das Lokal auch gar nicht mehr so heimelig. Ich sitze an einem schon etwas abgestossenen, verschrammten Tisch vor dem Toiletteneingang, immerhin mit grosszügigem Blick durch die weite Fensterfront auf das innerstädtische Treiben. Das Birchermüsli mit Ahornsirup wurde auf der Tafel über der Theke mit 3,80 Euro ausgewiesen, mir aber – wie ich erst später entdecke – mit 4,40 Euro berechnet. Das Bircher Müsli kenne ich aus der Schweiz mit über Nacht eingeweichtem Korn und Kondensmilch und geriebenem Apfel. Die hiesige Version schmeckt eher wie eine Torte: über festem Quark der Vollfettstufe ist eine Schicht Haselnusstreusel ausgelegt, ziemlich kompakt und pappsüss. Nun gut, ich bin nicht der Müslispezialist und lerne gern hinzu… Ebenfalls neu für mich ist das Angebot an Milchersatzprodukten. Ohne mit entsprechenden Unverträglichkeiten ausgestattet zu sein oder mit solchen zu liebäugeln, nutze ich heute meinen mutigen Tag und probiere zum ersten Mal Mandelmilch zum Kaffee. Kostet in anderen Cafés immer extra, steht hier aber offen rum. Macht den großen Hochlandkaffee (3,10 Euro) tatsächlich noch kräftiger und nussiger im Aroma. Gar nicht schlecht! Zum Abschluss dann noch ein Besuch auf der blitzeblank geputzten, mit Chlor-Odeur grundierten Toilette.
Alles in allem war mein erster Besuch bei Elena (noch) nicht die grosse Offenbarung. Vor allem der allseits hochgelobte Service ist mir entgangen. Die Location hat aber einen grandiosen Zulauf und dient offenbar vielen, die hier in der Gegend arbeiten, als Kantinenersatz.