"Schöne Lage, perfekte Einrichtung"
Geschrieben am 12.09.2015 2015-09-12
"Ein gastronomisches Kleinod in bergischer Idylle!"
Geschrieben am 24.08.2015 2015-08-24
"Harmonisches Geburtstagsdinner in der Haasenmühle – nur die „Abendreise“ erinnerte zwischenzeitlich an Pauschalurlaub"
Geschrieben am 16.08.2015 2015-08-16 | Aktualisiert am 17.08.2015
"Gestartet wird mit dem Biergarten - Eröffnung war im Juli 2015"
Geschrieben am 17.07.2015 2015-07-17
Der große Trödelmarkt findet jedes Jahr am zweiten Septemberwochenende (Freitag bis Montag) in der Fußgängerzone der Solinger Innenstadt statt.
Vorher stärken wir uns immer auf dem Weg dorthin. In der Innenstadt gibt es viele Lokale, aber wenige können uns wirklich anlocken. Daher suchen wir im Umkreis der City – allerdings waren uns Ohligs und Gräfrath zu weit ab vom Ziel (obwohl dort einige viel versprechende Gasthäuser liegen).
Wir wollen gerne einen Lunch einnehmen – und das schmälert die Liste der möglichen Restaurants schon wieder, weil viele Häuser mittags geschlossen haben.
Am Ende bin ich auf die „Wipperaue“ gestoßen. Dieses Traditionshaus wurde renoviert und ist erst im April 2015 wieder an den Start gegangen.
Im „Solingen Tageblatt“ stand ein Artikel aus der Eröffnungszeit im Internet, der uns neugierig machte:
„Der Sternekoch Stefan Frank leitet die Küchen-Brigade. Frank will hier Speisen zu Preisen anbieten, die auch Familien bezahlen können. Zwar gebe es sicher auch das fünf- oder achtgängige Menü, aber: Wir bieten aber auch rheinischen Sauerbraten und Rouladen an. Sterne bekommt man damit nicht, will er auch nicht: Den Stress tu ich mir nicht mehr an.…“.
Stefan Frank, gebürtiger Dortmunder, hat eine makellose Vita. Nach seiner Konditor- und Kochausbildung in der Traube Tonbach in Baiersbronn war er bei Alfons Schuhbeck in München und erkochte dann selbst einen Stern im Hotel-Restaurant Gutshaus Stolpe in Mecklenburg-Vorpommern. Von ihm würden wir gerne bekocht werden.
Also habe ich uns angemeldet und wurde schon am Telefon von einer Servicekraft freundlich und umfassend informiert.
Ambiente 5 *
Im Restaurant wechseln sich klassische Moderne und bergische Antiquitäten ab. Ein gewollter Stilbruch, denn der Besitzer (Wolfgang Thum) setzt auf die Verbindung von Tradition und modernen Anforderungen an ein Haus, dass neben dem Restaurant stark auf Veranstaltungen und Tagungen setzt. Komplett neu ist auch nach der fast vierjährigen Umbauphase die Küche, alles auf neuem technischen Stand. Abgerundet wird das Konzept durch den Biergarten im Außenbereich (Zusammenfassung aus der Präsentation).
Das Gelände ist tatsächlich sehr ansprechend gestaltet. Direkt an einer kleinen Ausfallstraße gelegen (nur wenig weit weg von der „Haasenmühle“ entfernt). Direkt an der Wupper liegt ein großzügiges Außengelände mit Sonnenschirmen. Parkraum ist ausreichend vorhanden. Der Weg zum Haus ist gut gepflegt.
Die Ausstattung hat uns sehr zugesagt. Heller Holzfußboden, schwarze Zweiertische (die auch zu Gruppen verschoben werden könne), schwarze Stühle und Wandbänke mit einer weichen roten Sitzauflage. Die Motive Pflanze und Vogel werden in der Dekoration konsequent umgesetzt: auf dem Platzteller, den Bildern an den Wänden, Figuren im Tellerschrank.
Wir hatten mit drei Personen also zwei Tische zu einer Einheit zusammengerückt: Weiße Tischläufer, weiße Stoffservietten, Teller mit einem Vogelmotiv, Wasser- und Weinglas, Brotteller und Messerchen, zwei Gläser mit Kerze. Und eingedeckt war jeweils für zwei Gänge Messer und Gabeln.
Sauberkeit 5 *
Alles ist neu und gut gepflegt
Sanitär 4 *
Die Anlagen waren weit entfernt von unseren Plätzen. Es gibt diverse WC-Bereiche ebenerdig und im Keller. Dunkler Steinboden findet sich überall. Die Waschbecken sind zweckmäßig. Seife kommt aus einem Spender auf Knopfdruck. Das Wasser kommt per Lichtschranke aus dem Hahn – angenehm warm. Aus einem Wandhalter kann man Papiertücher ziehen. Darüber hinaus gibt es keine Extras (Creme, Erfrischungstücher etc.).
Service 2,5 *
Als wir das Haus betraten, standen eine junge Dame und ein junger Herr an der Theke. Sie fragten uns nach der Reservierung. Dann begleitete die weibliche Kraft uns zu unserem Platz und nahm auch gleich drei Speisekarten mit.
Sie ließ uns dann in Ruhe die Karte studieren. Beim nächsten Auftreten entzündete sie die Kerzen an unserem Platz und erfragte die Getränkewünsche. Wir orderten Wasser. Dann bestellten wir das Menü aus der Karte (mit kleinen Änderungen).
Als das Wasser dann von ihr gebracht wurde, stellte sie die Flasche mit Kühler auf den Tisch und verschwand wieder. Der Kellner, der wohl für den Nachbartisch zuständig war, goss bei diesen Gästen die Gläser auch voll.
Dann kehrte sie zurück und legte das Dessert-Besteck und den Löffel ein. Da der Tisch an einer Wandecke stand, konnte sie den hinteren Platz nicht gut erreichen und musste jeweils um Mithilfe von uns bitten (Teller annehmen oder zurückgeben).
Meine Frage zu einer passenden Weinbegleitung wurde mit allgemeinen Aussagen beantwortet. Der Gast soll selber wählen können und kann auf offene Weine oder Flaschen zurückgreifen. Als ich hörte, dass die Mindestmenge 0,2 l pro Glas beträgt, habe ich einen trocken kräftigen Rotwein zum Hauptgang bestellt. Dafür wollte ich nicht mehr die Weinkarte einsehen, die mir jedoch angeboten wurde.
Dann wollte ich gerne wissen, ob der ehemalige Sterne-Koch noch im Hause tätig ist und erfuhr von der Serviererin, dass Herr Frank nur drei Monate hier war und nun ein komplett neues Team in der Küche steht.
Die junge Dame hat uns also bereitwillig alle Fragen beantwortet und sich auch gelegentlich nach unseren Wünschen erkundigt. Aber wir empfanden keine Herzlichkeit oder Arbeitsfreude, sondern bei aller Freundlichkeit eine kühle Distanz (auf der Homepage steht aber: „Dieser besondere Ort der Begegnung steht für außergewöhnliche Gastlichkeit und eine Atmosphäre, in der sich unsere Gäste zu Hause fühlen.“).
Die Karte 4 *
Die Karte bietet ein Menü und weitere Einzelgerichte zur individuellen Zusammenstellung. Eine Weinkarte gibt es ebenfalls. Die überschaubare Karte bietet genug Spielraum für den Gast und verspricht eine saisonale Ausrichtung; denn schon Bald wird die Herbstkarte folgen.
Die verkosteten Speisen 2,5 – 3,5 *
Das Drei-Gang-Menü „Sommertraum“ (39,00 €) fanden wir als Lunch genau richtig. Wegen einer Unverträglichkeit wurden im Menü Umänderungen ohne Probleme vorgenommen.
Etwas Weißbrot mit Öl und Salz sowie einer cremigen Paste - jeweils separaten in Schälchen – wurde auf dem Tisch platziert.
Fast zeitgleich wurde der erste Gang – eine Suppe – serviert:
Sellerie-Apfelsüppchen mit Enoki-Pilzmuffin - (Der Samtfußrübling ist ein Speisepilz, wird in Ostasien auch kultiviert und dort als Enoki vermarktet.)
Die Suppe hatte eine ordentliche Konsistenz, sie war vielleicht ein wenig zu flüssig. Die Menge war recht groß. Der Teller war formschön und hatte eine erhöhte Seite.
Der Sellerie-Geschmack war gut zu spüren, den Apfel habe ich weniger bemerkt. Die kleine Einlage hatte eine teigige Dichte und auch eine leichte Pilz-Aromatik; war in der Suppe jedoch eher etwas weich und bzw. gummiartig (ich konnte mit dem Löffel kaum Teil-Stückchen abtrennen).
U.S. Entrecôte mit Perlzwiebeljus, Dicke Bohnen, Gratin von der Süßkartoffel
Wir wurden nicht nach einem Wunsch-Gar-Grad gefragt – aber da wir „medium“ bevorzugen, sahen wir auch keinen Grund nachzuhaken, sondern wollten sehen, wie es die Küche zubereitet.
Das Fleisch war stark gesalzen (aber noch nicht versalzen) und sonst wenig gewürzt. Da das Stück relativ dünn im Schnitt war, konnten wir Gargrade von well done am Rand bis gerade noch medium in der Mitte feststellen. Insgesamt war es in Ordnung. Aber uns fiel die Werbung von Edeka ein (https://www.youtube.com/watch?v=e3-C5wd4q78).
Aber der Perlzwiebeljus war allerdings gelungen. Die Würze war ausgezeichnet und die Festigkeit vorbildlich. Am besten haben mir aber die Dicken Bohnen zugesagt. Davon hätte ich gerne „nachgenommen“: der Schnitt war gut, sie waren knackig und rund abgeschmeckt.
Süßkartoffeln sind meist leicht weich. Hier waren hauchdünne Scheiben aufgeschichtet zu einem Quader. Der Gratin hatte keine krosse Kruste. Mir hat das Päckchen insgesamt schon geschmeckt.
Die Jusreste auf dem Teller hätte man mit Brot und/oder Gourmetlöffel noch aufnehmen können.
Auf der Karte stand Lauwarme Schokotarte mit Trauben-Nusseis. Aber wegen einer Nussallerie konnte die Küche weder beim Kuchen noch beim Eis diese Zutat ausschließen. Es gab aber Alternativen – obwohl ich gehofft habe, dass ein Schokokuchen frisch zubereitet ohne eine Fertigmischung zu verwenden keine Nussanteile haben muss (meine dunklen Schokoladen zu Hause sind „rein“). Aber ich esse lieber etwas anderes als eine Unverträglichkeit zu riskieren.
So gab es eine Crème brûlée mit Rosmarin-Kirsch-Sorbet und für die anderen ein Duett von Schokotarte und Apfeltörtchen und auch das Sorbet (und nicht das Trauben-Nusseis - warum auch immer)
Die Creme brulee war fachlich richtig zubereitet: angenehme Süße und Lockerheit der Creme und eine krosse, harte Kruste von Karamell. Das Eis hatte eine Dominanz vom Rosmaringeschmack und die Kirsche kam nicht so durch; aber die Farbe kam von der Frucht. Die Früchte lockerten das Bild auf und schmeckten typisch für die Sorten.
Mir wurde berichtet, dass der Schokokuchen saftig und warm war. Das flache Blätterteigtörtchen war ebenfalls in Ordnung und hatte Apfelaroma und harmonierte mit dem Obst obenauf. Das Gericht sah auf der Schieferplatte auch optisch ansprechend aus.
Getränke
Haaner Felsenquelle medium - 5,50 €
Tempranillo (0,2 l im Glas serviert – reichlich gefüllt) – 4,50 €
Preis-Leistungs-Verhältnis 3,5 *
Die Getränke sind relativ günstig; das Menü ist aber mit einer Suppe, kleinem Steak und einfacher Nachspeise kein Schnäppchen, aber in Ordnung.
Fazit
3 – wenn es sich irgendwie ergibt: schon; aber in nächster Zeit eher noch nicht.
Das Essen war nicht schlecht, aber der eigene Anspruch der Restauration ist auch sehr hoch.
Die Einrichtung und die Anlage sind jedoch wirklich gelungen.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)