"Darf man ein Paradies verraten?"
Geschrieben am 10.01.2015 2015-01-10 | Aktualisiert am 11.01.2015
"Italienisch pur in Osnabrück!"
Geschrieben am 10.01.2015 2015-01-10
"Heute mal wieder in Osnabrück unterwegs!"
Geschrieben am 10.01.2015 2015-01-10
Darf man ein Paradies verraten?
Die letzen drei Stunden habe ich das Paradies erlebt und ich bin mir nicht sicher ob ich es erzählen soll. "Wilde Triebe" ranken sich durch mein Gedankenlabyrinth und ich muss erst einmal zur Ruhe kommen, um das Erlebte in Worte zu fassen.
Den ganzen Tag hatte ich mich auf diese Begegnung gefreut, im Internet habe ich die Restaurantseite entdeckt und war gleich Feuer und Flamme. Für die knapp 50 km habe ich fast eine Stunde gebraucht, ich hatte keine Eile, genoss die Sonnenstrahlen nach der langen Regenphase. Die letzten 5 Km fühlte ich mich wie in Spanien, die Straße schlängelte sich bergauf und bergab durch die saftigen Wälder und erinnerte an die schmalen Serpentinen auf Mallorca.
Ich erreichte das Restaurant gegen 16:45 und das war gut so, eine Hochzeitsgesellschaft stieg gerade aus und ich befürchtete schon keinen Platz zu ergattern, ich hatte nicht reserviert. Tatsächlich waren die Innenplätze komplett vorbestellt, aber draußen verwöhnte die Sonne und mir wurde noch schnell ein Platz reserviert.
Die Kunst von Volker Johannes Trieb ist allgegenwärtig auf dem Gelände und im Restaurant und so bot sich ein Spaziergang durch den Künstlergarten an. Man ordert einen Schlüssel, steht vor einem masssiven Eisentor und betritt das Paradies. Eine üppige Blumen- und Pflanzenpracht empfängt den Gast, etliche Naturbrunnen zieren den Weg, Kois schwimmen im Naturteich, dahinter eine Skulptur, lange Holztische laden zum Freundesmahl über ihnen schweben Kunstobjekte, die mit Lebensweißheiten verziert sind. Schwere Eisenplatten setzen Akzente, überall Sitze zum Verweilen und zum Stauen.
Und das schönste die komplette Künstlerwohnung ist zugänglich mit handbemalten Kacheln in der Dusche, einer extrem schönen Küche indem sich gerade 5 schwarze Katzen zum Fressen eingefunden haben. Eine Freiluftbadewanne und ein offenes großes Atelier wo man die Keramikarbeiten des Künstlers bewundern kann.Der Künstler sitzt entspannt in seinem Garten, wir wechseln ein paar Worte, doch ich bin fast sprachlos vor so viel Schönheit und Kunst die hier zu einem Gesamtkunstwerk zusammen getragen wurde. Schwer hier wieder die Kurve zum Restaurant zu bekommen.
Bedienung
Für das Lächeln der jungen blonden Bedienung hätte ich sie am liebsten umarmt.
Trotz der großen Gesellschaft keine Hektik zu spüren. Die beiden jungen Gastgeber Hanna Börger und Sarah Irwin werkeln in der Küche. Die Kellnerin ist ist bestens gebrieft, jeder Gang wurde in allen Komponenten angesagt und beschrieben. Man fühlte sich umsorgt und willkommen.
Das Essen
Eine kleine feine Speisekarte kunstvoll von aussen bemalt Hauptgänge zwischen 18 und 27 Euro, regional Fleisch sowie auch Fisch. Desserts 5 Gerichte zwischen 4,50 und 8 Euro, es liest sich kreativ, die Vorfreude steigt. Menüs werden auch angeboten.
Ich hatte 2x Wasser für 3,20 je 0,4, einen Frühlingssalat für 10,50 und einen Seeteufel für 25 Euro. Zuerst dreierlei Barguette mit aufgeschlagener Butter, Meersalz und einer Alioli, in wunderschönen hangemachten Schälchchen vom Künstler. Hervoragender Einstieg, dann ein Gruß aus der Küche, ein Löffel mit Saibling auf Stilmus und ein Ragout mit Kartoffelstamp - ein Traum.
Ich vertiefte mich gerade in die Inschriften der Porzellanstücke die sich an dem Turm hochhangelten, als mein Frühlingswildkräutersalat heranschwebte. Und wieder dieses Lächeln von dem blonden Engel. Der Salat ein Feuerwerk aus Blüten, Sprossen und Blattsalaten mit einer erfrischenden Vinigrette, allein dafür hätte ich die Wüste durchquert.
Meine Gedanken kreisten weiter durch die Kunstwerke und den Garten, am Nebentisch wurde gerade frischer Parmesan mit einem Trüffelhobel direkt auf den Teller gehobelt, welch eine Geste. Mein Seeteufel kam auf einem besonders schönen Kunstteller mit einem Spruch auf dem Rand, den ich aber nur zurm Hälfte aufgeschrieben habe: Der stärkste Trieb in der menschlichen Natur ..........., dann kam die Bedienung und fragte ob es mir geschmeckt hätte und ob ich zufrieden wäre. Der Seeteufel kam aussen kross, innen glasig auf einem vorgewärmten Teller mit jungem Spinat und einer aufgeschäumten Rieslingsauce, ein Gedicht was auf der Zunge tanzte. Sämtliche Schüsseln waren vorgewärmt und der Spinat und der fluffige Kartoffelbrei exakt abgeschmeckt, was will man mehr zum Glück.
Ein Weisswein wäre gut gewesen, aber bei der kurvenreichen Strecke traute ich mich nicht. Ein Rhabarbersorbet rundete das Menü ab und setzte einen schönen Schlusspunkt für den Abend.
Das Ambiente
Das Ambiente lebt von den kreativen Elementen die sich durch das ganze Anwesen ziehen. Das Restaurant luftig modern, mit offener Wandstruktur, ungewöhnlichen Lichtquellen, die von Kerzen unterstützt werden und die kunstvollen Keramikteller und Becher, die es auch zu kaufen gibt, wie auch Skulpturen und andere Kunstelemente. Stahlememente geben einen tollen Kontrast zu den liebevollen Pflanzen, die fernab von irgentwelchen langweiligen Schnittblumen sind.
Wabenstruktur Stoffservietten lassen aufhorchen und die Wasserkaraffen haben einen Spruch im Boden eingraviert, das alles ist so liebvoll durchdacht, das ich mich garnicht beruhigen konnte. Im oberen Stock setzt sich eine Keramikausstellung fort und selbst die Waschbecken vor der Toilette scheinen handgemacht und die Fliesen sind bemalt.
Wie komme ich zum Schluss, es gäbe noch so viel zu erzählen, aber man soll nicht alles verraten und selbst entdecken. Die Frage bleibt kann man einen solchen ungewöhnlichen Ort verraten?
Ich habe mich wie Paradies gefühlt und glaube Kunst und Genuss werden hier auf höchster Ebene zelebriert ohne sich zu verkünzeln.