"Das Fischmenü zur Fastenzeit ist für uns ein Muss"
Geschrieben am 17.02.2018 2018-02-17 | Aktualisiert am 24.02.2018
"Bergische Landhaus Küche frisch zubereitet"
Geschrieben am 10.12.2017 2017-12-10 | Aktualisiert am 10.12.2017
"Für uns stimmt hier alles"
Geschrieben am 28.08.2017 2017-08-28 | Aktualisiert am 28.08.2017
"Das Restaurant hat einen guten Ruf in der Region"
Geschrieben am 06.08.2017 2017-08-06
"Das Aschermittwoch-Menü lockt uns immer wieder an"
Geschrieben am 02.03.2017 2017-03-02 | Aktualisiert am 02.03.2017
Nein! Für mich ist das keine Frage. Feste wie Halloween oder Valentinstag sind mir schnuppe (sorry America).
In diesem Jahre blieb ich sogar am Mittwoch ganz zu Hause, aber buchte den Freitag für das Fischmenü – in der Post in Odenthal. Mir wäre auch der Aschermittwoch recht gewesen, aber terminlich passte es nicht so gut für die beiden anderen Teilnehmerinnen aus der Familie.
Genau zum Freitag passt ein Fischmenü (für einen Katholiken) sogar (fast) immer: Das Kirchenrecht bestimmt in den Canones 1250–1253 des CIC, dass alle Freitage, die nicht auf ein Hochfest (und der Valentinstag gehört keinesfalls dazu) fallen, für die Gläubigen als Bußtage gelten.
Dies bedeutet allgemein die Abstinenz von Fleischspeisen. Aber es gibt auch eine Menge Möglichkeiten das Gebot zu umgehen (insbesondere zu Fastenzeiten). Mönche im Mittelalter zum Beispiel waren darin besonders erfinderisch. Fisch als „Fleischersatz“ war ja erlaubt. Viele Stifte und Abteien legten sich daher Teiche an, um stets versorgt zu sein. - Soweit so gut.
Aber die „Naturbetrachtungen“ der frommen Klostermenschen führte auch dazu, dass auch neue „Fisch-Spezies“ entdeckt wurden: Zum Beispiel der Biber. Mönche erklärten ihn einfach zu einem fischähnlichen Wassertier und schon war er ein „erlaubter Leckerbissen" auf dem vorösterlichen Speiseplan.
In der „Post“ werden wir sicher keine solchen „Überraschungen“ auf den Teller bekommen.
Nach dem Motto „Was flüssig ist, bricht kein Fasten“, brauchen wir uns bei den Getränken auch keine Sorgen machen.
So machten wir uns frohgemut zu dritt auf den Weg ins Gourmetrestaurant.
Service
Die jungen Damen und Herren erledigten ihre Arbeit aufmerksam, freundlich und sachkundig. Gerne beantworteten sie auch unsere Fragen oder machten sich in der Küche schlau.
Das war also wirklich reibungslos und gut gemacht bzw. tadellos.
Trotzdem sicher noch nicht so locker und souverän wie die „Klassiker“ aus dem Hause Andre Naujoks, Thomas Willbrand oder Christoph Clemens (die ich aber auch besonders schätze).
Die verkosteten Speisen
Fischmenü an Aschermittwoch, Donnerstag und Freitag, den 16. Februar 2018 – sieben Gänge und mehrere Grüße aus der Küche 105 Euro
Wir bekamen gleich einen kleinen Windbeutel gereicht, der mit Forellenkaviar und geräucherter Lachsforelle angereichert war.
Auf dem Löffel sah das kleine Backwerk sehr einladend aus.
Der Brandteig außen war zwar leicht trocken aber die Füllung war schmackhaft und die Räucheraromen angenehm im Mund.
In einem Holzkasten wurden danach viererlei Brotscheiben mit zweierlei Aufstrichen (Kräuter- bzw. Salzbutter) serviert.
Es handelte sich um verschiedene helle und dunkle Arten sowie von locker bis knackig.
Weitere Grüße aus der Küche bestanden aus einer Auster und einer Fischsuppe.
Die Auster war gratiniert und auf Blattspinat angerichtet. Sie mundete uns ausgezeichnet. Und die Fischessenz im Reagenzgläschen war so kräftig und aromatisch, dass wir davon gerne mehr probiert hätten.
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Red King Salmon| Rote Bete | Quinoa
Der herrlich frische “König der Lachse” hatte absolute Sashimi-Qualität und hatte tollen Schmelz. Zusammen mit den diversen Rote-Bete-Zubereitungen (mariniert, Chip, Saft etc. – von herb bis süß) ein köstlicher Genuss – da musste der kleine Quinoa-Salat den dritten Platz belegen – aber er war auch gut gemacht.
Zu unserer großen Freude kam nun ein weiterer Gruß: ein Störgericht.
Der Zuchtstör kommt aus dem oberbergischen Wipperfürth (und dieser Produzent hat uns schon bei früheren Besuchen mit seinen Fischen erfreut). Er war kross gebraten und von Möhrenschaum und Sellerie-Püree begleitet. Aber oben hatte der Fisch auch noch eine kleine Haube von Kaviar aus St. Augustin.
Das Gericht hat uns sehr angesprochen.
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Seeteufel gebraten | Meeresfrüchteragout | Kopfsalataufguss
Nach dem Stör-Gruß fiel das Niveau in keiner Weise ab. Der Seeteufel war perfekt gewürzt und gebraten. Ein krosser Chip lag obenauf und darauf befand sich noch ein kleiner Ast vom Meeresspargel. Unter dem Filet war aus Muscheln ein schmackhaftes Ragout angerichtet. Der Aufguss war feinporig aufgeschäumt. Ich mag diese luftigen Saucen.
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Jakobsmuschel | Cerealien | Joghurt
Wir lieben Jakobsmuscheln – und in der Post werden sie stets außen kross und innen glasig zubereitet. Aber heute war die Muschel für uns nicht der Hauptdarsteller auf dem Teller; denn das „Buttermilchsorbet“ war für uns der große Knaller. Auch die Stückchen von „Apfelkuchen“ gaben eine feine Süße als Kontrast zum herberen Sorbet ab. Die „Frühstücksflöckchen“ wussten uns auch zu überzeugen. Eine Art Joghurt-Dressing rundete das Gericht ab.
Für uns war gerade dieser Gang überraschend und eine neue Facette in der Post-Küche.
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Skrei von den Lofoten | Senfsauce | Pak Choi
Winterkabeljau braten wir uns auch oft zu Hause. Der Skrei überzeugt mit kräftigen Grundaromen. Er besticht durch seine Lockerheit, seine Lamellen lösen sich direkt nach dem Anschnitt. Damit unterscheidet er sich von den festen Sorten wie Stör oder Seeteufel. Der Kabeljau war auch eher konfiert oder gedünstet worden und nicht kross gebraten; so kommt der Eigengeschmack besonders gut zur Geltung.
Der köstliche Fisch war oben noch mit einer großzügigen Portion Perigord-Trüffel behobelt worden. Eine erfreuliche Ergänzung. Etwas Kartoffelpüree befand sich noch auf dem Teller. Eine Senfsauce verband die einzelnen Komponenten harmonisch. Ein Stück Pak Choi setzte einen farblichen Kontrast dar. Das Gemüse war leicht blanchiert – es wird sonst in Windeseile weich oder sogar matschig.
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Kalamansi – Zitronengranitée
Das kleine Glas mit Granitée erfüllte seine Aufgabe: Das gestoßene Eis war erfrischend und hatte feine bittere Noten. Die Kreuzung von Kumquat und Mandarine ist weder ausgesprochen süß noch sauer, aber eben etwas bitter.
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Atlantik Steinbutt mit Champagnerschaum | Pommes Dauphine | Cima di rapa
Der Fisch wurde wiederum kross gebraten. Auch wenn Kaviar schon einmal im Spiel war, gefiel mir der erneute Einsatz. Die Kombination überzeugte mich. Der Kaviar hatte für mich keine spürbaren salzigen Noten, sondern war sehr ausgewogen. Das Fischfilet war aber auch pur sehr schmackhaft, die feinen nussigen Noten mag ich besonders gerne.
Das Gemüse (der Stängelkohl) erinnerte mich geschmacklich an Spinat bzw. Brokkoli. Die Schaumsauce passte sowohl zum Fisch als auch zum Gemüse. Die Kroketten-Birnen waren außen kross und innen cremig. Die rot-braunen Halbkugeln im Außenbereich des Tellers brachten durch ihre Tomatennoten herb-süße Aromen zum Gericht.
Ein würdiges Hauptgericht.
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Warmes Mohntörtchen| Marillensorbet | Schokoladenerde
Das Gebäck war locker und leicht zubereitet. Die Mohntöne waren dezent im Geschmack und der reichlich eingearbeitete Mohn war nicht feucht, wie bei einigen Kreationen in Konditoreien, sondern eher trocken. Damit war für mich das Küchlein nur Begleiter der beiden herrlichen Eiskreationen: das kräftige Aprikosen-Eis und das dezente cremige Joghurt-Eis. Dazu die Schokoladen-Erde, die weniger Kakaoanteile enthielt als eine dunkle Sorte und so ebenfalls nicht markant, sondern zurückhaltend wirkte. Ein großer Krokantchip in Form eines zweidimensionalen Eishörnchens brachte Süße noten.
Zusätzlich bekamen wir noch ein Glas, das oben eine üppige Zuckerwatte und unten einen kräftigen, weichen Karamell enthielt.
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Zum Abschluss orderten wir noch zwei Espresso und einen Tee aus frischer Minze. Dazu wurden diverse Pralinen in verschiedenen Geschmacksnoten als Petit fours angeboten. Dabei gibt es helle und dunkle Ausrichtungen.
Die gewählten Exemplare wurden in kleine Porzellanschüsselchen befördert. Die Schleckereien werden zugekauft und nicht im Hause hergestellt. Wahrscheinlich sind es belgische Exemplare. Sie schmecken durchaus gut.
Getränke
Taunusquelle medium (0,75 l) – 8,00 €
Rieslingsekt (0,1,l) – 8,50 €
Hausaperitif (0,1 l) – 9,50 €
Monin-Soda (0,2 l) – 5,00 €
Weinbegleitung – 77,00 €
* Gewürztraminer Classic AOC 2015 - Hugel & Fils Alsace / France
* Grauburgunder trocken 2016er - Fischer Kaiserstuhl / Baden
* Alvarinho trocken 2016 – Künstler Rheingau
* Sancerre AC Cuvée "Genèse" 2015 (Sauvignon Blanc) - Jean-Max Roger Loire / France
* Birkweiler Rosenberg Chardonnay Erste Lage 2014 - Weingut Dr. Wehrheim Pfalz
* Kracher Cuvée Beerenauslese edelsüß (Rebsorten: 60% Welschriesling | 40%
Chardonnay) – Burgenland / Österreich
Die glasweise Weinbegleitung passte recht gut zu den Fischgerichten bzw. dem Dessert. Die Sorten waren abwechslungsreich gewählt; insbesondere die portugiesische Rebe Alvarinho hatte ich bisher nicht im Anbau aus dem Rheingau kennen gelernt (laut Wikipedia heißt Albariño übersetzt „die kleine Weiße vom Rhein“ – aber wohl nicht mit dem Riesling verwandt – wird in Portugal überwiegend für Vinho Verde eingesetzt)
Alkoholfreie Getränkebegleitung – 40,00 €
* Markus Molitor Haus Klosterberg Traubensaft Rivaner
* Basilikum-Limomade
* Gurken-Limonade mit Ingwer Aromen
* Ginger Ale mit Dillöl-Zusatz
* Kräuterlimonade mit aufgeschlagenem Basilikum
* Rosenlimonade
Die sehr abwechslungsreichen Aromen dieser Getränke stellen durchaus eine Alternative zum Wein dar. Besonders die Gurken- bzw. Dillöl-Limo fand ich bemerkenswert.
Espresso – 3,50 €
Kännchen Tee (frische Minze) – 5,00 €
Fazit
5 – unbedingt wieder - in der „Post“ in Odenthal schmeckt es uns; ebenso sind für uns Ambiente und Service stimmig.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 16.02.2018 – abends – drei Personen