"Ehrliche Pfalzmannskost mit Blick über den kulinarischen Tellerrand"
Geschrieben am 05.08.2016 2016-08-05
"Tolles Ausflugsziel"
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"Das war es dann..."
Geschrieben am 27.06.2016 2016-06-27 | Aktualisiert am 27.06.2016
Helga und Stefan Braun sorgen seit nunmehr sechs Jahren dafür, dass sich die Besucher des „Gimmeldinger Winzers“ bestens aufgehoben fühlen. Beide können sie auf eine fundierte gastronomische Ausbildung zurückgreifen. So verbrachte beispielsweise Küchenchef Stefan Braun sieben Jahre in Klaus Sängers Gourmettempel „Sängers Restaurant“ in Bad Homburg.
Schon einige Zeit habe ich mir vorgenommen, das urgemütliche Ambiente des „Winzers“ selbst in Augenschein zu nehmen. An einem bewölkten Donnerstagabend Ende Juli war es dann soweit. Nachdem die letzte Route an den Sandsteinwänden des Gimmeldinger Steinbruchs geklettert war, liefen wir den Waldweg hinab ins Tal. Nach dringend notwendigem Kleiderwechsel (bloß raus den Kletterklamotten!), steuerten wir das im Ortskern gelegene Restaurant an. Das offene Hoftor und das Licht im Inneren der Gaststube signalisierten Betriebsbereitschaft. Im Innenhof waren schon drei Tische belegt, aber noch jede Menge Platz. Servicechefin Helga Braun begrüßte uns freundlich und bot uns die freie Platzwahl an.
Kaum hielten wir die Speisenkarten in den Händen, fing es ein wenig zu tröpfeln an. Um die rustikal gemütliche Gaststube wissend, traten wir gleich die Flucht ins heimelige Innere des „Winzers“ an. Eine wahrhaft richtige Entscheidung. Nicht wegen dem Wetter. Das beruhigte sich schnell und einige der „Stubenhocker“ zog es dann wieder nach draußen. Uns störte das nicht, denn wir hatten unseren Platz in der Nähe des zentral gelegenen Kachelofens gefunden. Eine Gesellschaft älterer Semester saß in sicherer Entfernung am runden Tisch einer Sitznische. Am anderen Ende des Raumes hatten sich ebenfalls Wetterflüchtlinge platziert.
Der Gastraum strahlte eine Ruhe und Gemütlichkeit aus, der man sich nur schwer entziehen konnte. Aber das muss man ja auch nicht. Die dunklen Balken an der Decke, die teilweise mit Holz vertäfelten Wände, das urige Mobiliar (die Holzstühle hatten hier statt dem üblichen Herzchen ein Weinglas in der Rückenlehne!) und der dämpfende Filzboden mögen zwar auf den ein oder anderen neuzeitlichen Vinothekengänger etwas antiquiert wirken, verströmen aber hier in äußerst stimmiger Art und Weise ein gediegen zünftiges Flair, das den eigentlichen Reiz dieses Gasthauses ausmacht. Auf den weiß eingedeckten Tischen wurde auf dekorativen Schnickschnack verzichtet, was wohl daran lag, dass man sich an diesem Sommerabend eher auf den Freiluftbetrieb im Innenhof konzentrierte. Lediglich ein Windlicht, ein Salzstreuer, eine Pfeffermühle sowie das sich auf einem Teller befindliche Servietten-Besteck-Konsortium zierten unseren Essensplatz. Uns hat das nicht gestört, denn was nützt einem all die Staffage, wenn später das Essen nichts ist.
Frau Braun wurde von einer jungen Servicekraft unterstützt. So wurden wir an diesem Abend von zwei Bedienungen tadellos umsorgt. Das gelang den beiden richtig gut. Und das obwohl die meisten Gäste (wieder) draußen Platz genommen hatten und die beiden Damen einen „Zwei-Fronten-Service“ zu stemmen hatten. Wir fühlten uns jedenfalls nicht vernachlässigt oder gar vergessen.
Schon beim Eintritt in den Innenhof wurde ich per Tafel über ein Special des Hauses informiert. Hier wurde für Lamm-Maultaschen aus eigener Produktion auf gebratenen Ochsenherztomaten (15,50 Euro) und ein Grießflammerie mit Beeren (7,90 Euro) geworben. In der Speisenkarte waren auf einem Zusatzblatt die Tagesempfehlungen gelistet. Hausgemachte Spaghetti mit Gemüse und Pfifferlingen, knusprig gebackene Münsterkäseecken und Kokos-Mousse auf Knusperboden mit frischen Beeren klangen verlockend. Dazu ein paar Vorspeisen, die auch auf elsässischen Karten zu finden wären (Weinbergschnecken, hausgemachte Quiche und Ziegenfrischkäse mit Feigenkruste), sowie die üblichen Pfalzverdächtigen in puncto Kulinarik (Flääschknepp, Saumaache, Broodwaschd unn Läwwerkneedel). Besonders lecker klangen dabei die mit Speck und Zwiebeln geschmelzten Saumagenmaultaschen auf Rahmwirsing (12,90 Euro). Bei den Hauptgerichte dominierte die deutsche Fleischküche: Argentinisches Rumpsteak, Winzersteak (vom Schweinenacken), Wiener Schnitzel und Schweinrückensteak waren vertreten. Mit frischen Mischpilzen in Kräuterrahmsauce und Serviettenknödeln sowie schwäbischen Käsespätzle nach Art der Großmutter (mit Röstzwiebeln) wird auch die Carnivoren-Opposition gefällig bedient. Mit dem Fischgericht des Tages endet „des Winzers“ Hauptspeisenangebot. Komplettiert wird die bewusst übersichtlich gehaltene Speisenkarte mit ein paar gängigen Desserts, die sozusagen den süßen Abschluss bilden.
Man sah uns den Hunger wohl an, denn in kürzester Zeit stand ein leckerer hausgemachter Kräuterdip mit knackigen Radieschen und ein paar Scheiben Brot (frisches Weiß- und Bauernbrot) auf unserem Tisch. Eine nette Geste, die man in einem gutbürgerlichen Restaurant eher selten antrifft. Ich wählte die Rahmsuppe des Tages von der Empfehlungskarte. In diesem Fall war es die saisonale Pfifferlingcrèmesuppe (4,50 Euro), die mit einem würzigen Hackfleischklößchen in der Tasse serviert wurde und einen herrlichen Pilzduft an den Tisch brachte. Von der Portion her optimal. Denn gerade zu üppig portionierte Vorspeisen-Crèmesuppen sättigen zu sehr und lassen die Lust auf die Hauptspeise unter der Sahnehaube ertrinken. Dies war hier Gott sein Dank anders. Sehr fein abgeschmeckt präsentierte sich mein Süppchen, mit dem ich hochzufrieden war.
Die Wahl meiner Begleitung fiel auf die schwäbischen Käsespätzle (8,90 Euro). Heilig’s Blechle! Und das in der Pfalz. Die hatten einen formidablen gemischten Beilagensalat, der vorweg serviert wurde, inklusive und waren schön sämig. Sie sahen aus wie selbstgemacht und hatten eine ansehnliche Haube aus in der Pfanne angebratenen Zwiebelstückchen. Der Käse dominierte nicht, sondern gab den Schwabenteigwaren die richtige Würze. Außerdem war die Portion mehr als ausreichend, sprich ich musste meiner Begleitung etwas aushelfen. Was ich in Anbetracht der leckeren Zubereitung sogar gerne tat.
Ich hatte – was die Üppigkeit des Essens betraf – ja sowieso den leichteren Gang erwischt. Auf den drei angebratenen Scheiben von der Ochsenherztomate lagen ebenso viele Maultaschen, die herrlich nach Lammfleisch dufteten. Mit etwas brauner Bratensauce war das ein fruchtig herzhaftes Gericht, das wie gemacht war für einen Sommerabend wie diesen. Die Maultaschenfüllung war sehr schmackhaft gewürzt und die Tatsache, dass die „Herrgottsbscheiserle“ kurz vorher leicht in Butter angebraten wurden, verlieh ihnen einen leicht knusprigen Biss. Davon hätte ich auch etwas mehr gegessen, was aber keine Kritik an der Portion an sich sein soll. Die „Mauldäschle“ waren einfach zu köstlich.
Dazu genoss ich einen trockenen Pfälzer Grauburgunder vom Weingut Peter Stolleis, einem ortsansässigen Winzer, der solide Qualitäten liefert. Mit 4 Euro für das Viertel fühlt man sich hier nicht abgezockt. Auch die Flasche Teinacher (0,75 l für 3,90 Euro) und die große Traubensaftschorle (4 Euro) meiner Begleitung spiegelten die faire Preispolitik bei den Getränken wider.
Und da wir noch eine Weile saßen, schlich die Lust auf etwas Süßes auf kalorienreichen Sohlen an unseren Tisch. Das führte dazu, dass wir uns eine Portion Marillenknödel mit Früchten und Rahmeis (7,90 Euro) zum Abschluss teilten. Die süßen Knödel waren schön saftig und der rote Fruchtreigen ergänzte sich gut mit dem süßen Eis. Das sah ansprechend und war ein wirklich gelungenes Finale dieses Abendessens.
Zusammen mit „Netts Restaurant“, „Muglers Kutscherhaus“ und der „Weinstube Kommerzienrat“ bildet der „Gimmeldinger Winzer“ ein Genuss-Quartett, das einem in dem kleinen Weinörtchen gastronomisch vor die Qual der Wahl stellt. An diesem Abend haben wir jedenfalls die richtige Wahl getroffen und traten sehr zufrieden den Heimweg an.