"„und wieder ein Grieche bei dem weniger mehr wäre…“"
Geschrieben am 18.04.2016 2016-04-18 | Aktualisiert am 18.04.2016

"Eine Speisenkarte im Aussenbereich wäre wünschenswert!"
Geschrieben am 23.03.2016 2016-03-23

"Mainzer Vollblutitaliener"
Geschrieben am 03.03.2016 2016-03-03 | Aktualisiert am 04.03.2016

Mein Schwiegervater steht auf griechische Lokale. Und so verwundert es auch nicht, dass er immer noch auf der Suche nach einem ordentlichen Vertreter in Deutschland auf der Suche ist, nachdem der von der Familie angehimmelte Hellene in Bad Sobernheim schon vor Jahren dicht gemacht hat.
Auf mich will man nicht hören, aber die Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden.
Dennoch nahmen Fräulein und meine Wenigkeit gerne die Einladung ihrer Eltern an und trafen uns zusammen mit Schwager und seiner Freundin kurz vor halb sieben vor dem Restaurant in der Mainzer Altstadt, fünf Gehminuten vom Rheinufer entfernt. Vor dem Lokal laden unbequem aussehende Gartenstühle zum Sitzen ein. Im Schaukasten ein Auszug aus der üppig gestalteten Karte. Die Gastgeber hatten etwas Verspätung, somit wurde vor dem Lokal von den beiden Jungspunden noch eine gequalmt.
Mit Parkplätzen ist es auch hier wie in ganz Mainz. Wenn man Glück hat, bekommt man einen freien auf der Straße, wenn nicht bleibt nur die Fahrt ins Parkhaus.
Um 18:30 Uhr sind wir schon mal rein um nach dem reservierten Tisch zu fragen, wir hatten Durst. Doch wussten wir nicht wirklich auf welchen Namen der Schwiegervater diesmal wieder reserviert hatte, zudem waren wir jetzt eine Person mehr als reserviert. Und dann kam auch noch dazu, wie sich dann rausstellte, dass er erst für 19 Uhr reserviert hatte. Ja kein Wunder, dass die Reservierung nicht gefunden wurde. Wir wollten schon wieder raus gehen, da trafen sie endlich ein und der Abend war erst mal gerettet… Oder?
Es war noch nicht viel los. Zwei Pärchen waren kurz vor uns eingetroffen, im Laufe des Abends war der Schuppen bis zum letzten Platz voll. Ein gutes Zeichen? Abwarten…
Schaut man sich das Innere etwas genauer an, könnte man meine, dass dies hier früher eine Weinstube war. Die Decke drückt mit dunklen Holzbalken schwer, die Theke ebenfalls sehr rustikal. Allein die Wände sind strahlend weiß, nur ein paar Gemälde deuten auf griechische Kultur, weit weg von Göttern oder sonstigen Skulpturen. Fischer, Markttreiben, Landschaftsbilder. Ansonsten nix das weiter mediterran oder maritim wirkt. Und auch die Fenster, in Gitter eingefasst und mit diversen Stadtwappen geschmückt, wären besser in einer Weinstube anno 1969 aufgehoben. Allein die dezente griechische Hintergrundmusik erinnert an ein Lokal alla Hellas!
Wir bekommen nach etwa fünf Minuten die Karten gereicht. Unsere Bedienung, wahrscheinlich die Chefin des Ladens, machte ihre Sache anfangs gut, aufmerksam und freundlich. Später gesellte sich noch ein junges Mädel als Hilfe dazu, welche auch wirklich notwendig war.
Die Karte ist auch so im Internet einzusehen. Reichlich Auswahl an kalten und warmen Vorspeisen, diverse Grillteller und Ofengerichte von Schwein, Rind, Lamm und Huhn dazu Fisch. Man hat die Wahl der Qual…
Bei den Getränken gestaltet sich das zum Glück etwas übersichtlicher. Benediktiner Weißbier lachte mich an, also gerne so eins. Der Schwiegervater erst mal ein Pils, der junge Schwager wollte ein Cola Weizen. Die Damen begnügten sich mit Wasser und anderem alkoholfreiem. Einen Ouzo vorweg gab es leider nicht.
Es kamen die Getränke wie bestellt, bis auf das Cola Weizen. Das kam ohne Cola. Um keine Umstände zu machen wollte man es dann so trinken, doch die Bedienung wahrte ihre Ehre und nahm das Glas wieder mit. Zurück kam sie dann mit demselben Glas, mit etwas Cola darin, den Rest in einem Kännchen zum selber nachgießen… Auf die Idee muss man erst mal kommen…
Wir diskutierten dann über die Speisen. Die Hauptspeisen bestellte jeder individuell, als Vorspeise entschieden wir uns gemeinsam für die gemischte Vorspeisenplatte. Auffällig in der Karte, es gibt öfter Positionen, die den gleichen Namen haben. So zum Beispiel gibt es viermal Saganaki, unterschieden nur in der Art der Zubereitung. Oder neunmal Juwetsi. Wobei es einmal griechische Nudeln sind, dann Balkangemüse oder eben Riesenbohnen. Da soll einer Schlau werden… Aber völlig überrascht hatte mich die Nr. 64. Wachteln! (zwei Stück mit Beilage für 14,50€) Sowas hab ich erst einmal gesehen. Aber schon gar nicht beim Griechen. Getraut habe ich mich es aber nicht zu bestellen…
Nachdem ich dann nach einer kleinen Weltreise die Toiletten gefunden und auch besucht hatte, dauerte es auch nicht mehr lange, da wurde uns die Vorspeise serviert:
Große Naxosplatte (Vorspeisenplatte für 4 bis 6 Personen) (20,50€ laut Internetkarte)
Zusätzlich wurden uns sechs kleine Teller gereicht. Besteck lag ja schon auf dem Tisch. Da aber auf Nachfrage keine gegrillten Peperoni an Bord waren, wurden diese separat bestellt.
Die Naxosplatte präsentierte sich optisch schon mal nicht schlecht. Der große ovale Teller wurde zunächst mit Blattsalaten ausgelegt und dann mit griechischen „Köstlichkeiten“ belegt. Als da wären:
Im Schnitt gesehen eine anständige Vorspeisenplatte, die schon Spaß machte, vor allem wenn die ganze Familie mit den Händen reinlangt und sich genüsslich labt. Kann man essen! Ob jetzt wirklich alles selbst gemacht war kann ich nicht wirklich beurteilen, geschmeckt hat es aber allemal! 4*
Mittlerweile war der Raum fast komplett gefüllt, so dass ca. 40 Gäste anwesend waren. Leider viel das der Serviceleistung zu Lasten. Man kam kaum noch nach leeres Geschirr abzuräumen, um Getränke musste man förmlich betteln. So dauerte es dann auch gut 20 Minuten, bis die leeren Teller vor uns verschwanden. Immerhin wurde freundlich und auch ernsthaft nach unserer Zufriedenheit gefragt. Zwischendurch hatten wir dann Zeit etwas zu quatschen und sich umzuschauen.
Die Tische waren alle mit rot-weiß-blauen und reinweißen Tischdecken eingedeckt, bunte Glasvasen mit Teelicht und ein paar Tulpen brachten etwas Farbe in den Raum. Die Stühle recht bequem.
Dann wurde es etwas durcheinander. Man versuchte die Hauptgänge zu servieren. Ist man es doch gewohnt, dass man die Beilagensalate vorweg bekommt, wurde es hier unterschiedlich gehandhabt. Erst kamen drei, dann wurden die eigentlichen Hauptgänge serviert (bis auf einen) dann auf Nachfrage kam auch mein Beilagensalat und etwas später das letzte Hauptgericht. Hier kam der Service richtig ins Straucheln, und wohl auch die Küche, die es augenscheinlich nicht schaffte die Gerichte alle annähernd gleichzeitig rauszuhauen. Als wir dann endlich alle alles hatten, gab es auch noch mal eine neue Runde Getränke.
Die Beilagensalate
entpuppten sich als richtig gut. Fernab von dem Eimerfood das man so oft serviert bekommt. Noch nicht mal Eisbergsalat. Ich war erstaunt! Richtig knackig grüner und frischer Blattsalat und etwas Rucola bildeten die Basis. Dazu frisch geraspelte Möhren die kein Säurebad hinter sich zu haben schienen , ein bisschen Radicchio und Krautsalat, den wir schon von der Vorspeisenplatte kannten. Und das Dressing war auch mal nicht das altbekannte Standartdressing aus der Flasche. Das schien mir auch selbst angerührt worden zu sein. Der Salat war aber dann schon fast das Beste am Hauptgang…
102. Kalamaretti (13,80€ laut Internetkarte)
Wer hat‘s gegessen? Das Fräulein. Meist schmecken die Dinger aber auch selbst beim Griechen recht gut. Hier dann auch. Wirklich zart, perfekt gegrillt und sehr lecker gewürzt. Und auch reichlich. Ca. 10 kleine Tuben plus Tentakel. Da kommt Urlaubsfeeling auf. Das Zaziki genau wie bei der Vorspeise, wurde serviert im Salatblatt mit einer Olive obendrauf. Als weitere Garnitur ein Sträußchen krause Petersilie. Und wenn man böse sein will, waren die Kartoffelchips auch nicht mehr als Dekoration. Essen konnte man die meisten nicht. Außer man hat ein Gebiss wie Richard Kiel in den 007-Filmen… Knüppelhart. Dabei waren die rein optisch gar nicht lange im Fett gebadet. Was ist da passiert? Man weiß es nicht. Auf Grund der wirklich guten Kopffüßler noch 3*
67. Grillteller (15,80€ laut Internetkarte)
Mal wieder ein Gemischtwarenladen, da ich mich nicht entscheiden konnte. Die Lammgerichte hatten mich diesmal nicht gefordert, also eben ein Teller mit Schweinespieß, Schweinekotelett, einem Lammkotelett, Gyros und Kartoffelscheiben. Die waren bei meinem Teller zumindest besser als bei Fräulein. War aber auch keine Kunst. Lagen die doch unter dem Fleischberg im Saft desselben und wurden somit etwas durchgeweicht. Und durch den Saft bekamen sie auch noch etwas Geschmack mit. Nur fehlte der Fleischsaft natürlich ganz woanders… Das Gyros war noch nicht mal so schlecht. Teilweise knusprig und auch saftig, schmeckte das noch am besten. Das Schweinekotelett hätte eigentlich schon alleine satt gemacht. Locker 200 Gramm hingen da am Knochen. Und leider soooo trocken. Völlig tot gebraten. Mit reichlich gutem Zaziki konnte ich einige Bissen runter kriegen. Weil, an sich war das schon einigermaßen lecker, nur völlig saftlos, schwammen ja die Kartoffeln darin… Und dann der Spieß. Auch nicht besser. Der glänzte zwar schön, aber auch hier keinen Tropfen Fleischsaft mehr. Dagegen das Lammkotelett wieder besser, nur schmeckte das Lamm schon arg vor. Das war kein junges Lamm mehr bevor es für immer schweigen musste. Wenigstens hatten die rohen Zwiebeln und das Stück Zitrone Saft. Das war leider ein Reinfall… 2*
Der Hunger trieb‘s enunner… Zum Glück gab es, nachdem es wieder Ewigkeiten dauerte bis die Teller abgeräumt wurden, noch einen Ouzo aufs Haus. Und zur Überraschung kamen mit der Rechnung auch noch sechs „Teilchen“. Süße Kalorienbomben. Keine Ahnung was das war, oder wie die heißen. Auf Nachfrage konnte man mir keine gescheite Übersetzung geben. Aber lecker war das schon. Außen der Teig wohl mit viel Grieß, und war sehr saftig. Das innere bestand zum Großteil aus gemahlenen Nüssen, Kokos und Zimt. War somit noch ein einigermaßen versöhnlicher Abschluss. Eine Verabschiedung gab es nicht wirklich. Dafür hatten die beiden Frauen im Service zu viel zu tun.
Fazit:
So schnell nicht wieder. Wie auch? In zwei Wochen sind wir eh weg. Nur noch auf Einladung und unter Zwang ;-)
Das Essen konnte nur zu Beginn gefallen. Mein Hauptgang war so ziemlich komplett daneben, abgesehen vom Gyros. Alles andere tot gebraten. Die Vorspeisenvariation war mehr als in Ordnung. In Summe komme ich trotzdem nicht über 2,5* hinaus.
Der Service fand nur zu Beginn statt, als das Lokal noch leer war. Dann kamen die beiden „Hellenas“ ins Schwimmen und waren nur noch ab und zu an unserem Tisch. Immerhin wurde dann vorbildlich agiert. Aber auch hier nicht mehr als 2,5*
Das Ambiente passt meiner Meinung nach nicht ganz zu einem Griechen. Ich brauche jetzt nicht die ganzen Figuren und Säulen und weiß der Geier, aber ein wenig authentischer sollte es schon sein. Aber ehrlich. Ich war auch noch nie in einer griechischen Taverne. Vielleicht soll es ja so? 3*
An der Sauberkeit gibt es nicht viel zu mäkeln. Es gab keine Auffälligkeiten. Nur auf den Toiletten roch es sehr unangenehm. Hier war wohl kurz zuvor jemand zu „Besuch“ 3,5*
Anhand der Preise in der Karte und dem gebotenen kann ich für das PLV auch nur 3* geben. Auch wenn nicht alles wunderbar war, zu den Preisen noch angemessen. Trotzdem Schade ums Geld. Auch wenn es das des Schwiegervaters war. Und der war mit seinem Fischteller einigermaßen zufrieden.
2 – kaum wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise")