"Überraschend gute Schlemmerblockerfahrung der asiatischen Art"
Geschrieben am 18.05.2025 2025-05-18 | Aktualisiert am 18.05.2025

Happy Sophie Hour
Immer am Samstag von 18-20 Uhr:-)
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Doch halt, in der Futterfibel für Sparfüchse lauerte noch ein unweit von Wörth gelegenes, auf der anderen Seite des Rheins beheimatetes Chinarestaurant, das entdeckt werden wollte. Die Rede ist vom etwas versteckt liegenden, im Karlsruher Stadtteil Knielingen ansässigen „Asia Haus Bamboo“ in der Saarlandstraße.
Auch ein Kollege aus dem Wörther Schlemmerzirkel, der in dieser Gegend öfters verkehrt und dem selbst das süße Schweinefleisch selten sauer aufstößt, kannte das im Netz sehr gut bewertete Asialokal vom Hörensagen. Da riskierten wir nach telefonischer Vorankündigung an einem Mittwochabend den Selbstversuch. Es ist halt doch der Geiz, der stets vereint und das mit Recht…
Von außen mehr Wohn- als Wirtshaus traten wir durch eine in Mehrfamilienhäusern der 70er- und 80er-Jahre gerne verbaute, schmucklose Eingangstür aus geriffeltem Glas und Aluminium.
Drinnen ging es bereits hoch her. Bis auf unseren reservierten Tisch waren alle besetzt. Alt und Jung, Familie und Freunde, Pärchen und größere Gesellschaften – alle waren sie vertreten, um gemeinsam der asiatischen Küche zu frönen.
Bambusverzierungen an Decke, Theke und Wänden erklärten rasch den ungewöhnlichen Namen des Lokals.
Ansonsten hielt man sich – den mit diversen Figuren aus Fernost und Kunstblumen verzierten Ausschankbereich einmal ausgenommen – mit asiatischem Deko-Kitsch erfreulicherweise zurück.
Bis auf den alten, unansehnlichen Fliesenboden, machte die Einrichtung keinen schlechten Eindruck. Auch saß es sich ganz bequem auf ausreichend gepolsterten, exotisch anmutenden Sitzmöbeln aus Holz.
Über mein Vorhaben, das Gutscheinheft zu benutzen, informierte ich umgehend die freundliche Service-Dame, was später auf der Rechnung ein Hauptgericht weniger bedeutete und einer Ersparnis von 12,50 Euro entsprach. Dafür orgelten wir uns an jenem Abend sechs Tannenzäpfle (2,90 Euro pro Flasche) von der Schwarzwälder Rothaus-Brauerei rein.
So ein gut gekühltes, einarmiges Reißen in der 0,33-Liter-Klasse kann einem schon den ersten Durst nehmen. Oder anders ausgedrückt: einfach mal auf badische Art sich gepflegt einen hinter die Buche fichten, wir waren schließlich mit der Straßenbahn über den Rhein geruckelt.
Das Speisenprogramm bot die üblichen Verdächtigen aus dem fernöstlichen Kulinarkreis. Wenn nicht hier, wan-tan? Für Geflügel, Schwein, Rind, Garnelen, Seelachs, Gemüse und Tofu hatte man immer jeweils fünf Saucen parat, um diese süß-sauer, pikant, erdnussig, „hoisinesk“ oder im Thai-Curry-Style zu veredeln. So weit, so erwartbar.
Vorweg reizte mich der Glasnudelsalat mit Garnelen (10,50 Euro). Gebratenes Huhn mit Gemüse in rotem Thai-Curry (12,50 Euro) sollten diesem als Hauptgang folgen. Da ließ ich mich vom Zusatz „sehr scharf“ überhaupt nicht einschüchtern. Der Kollege mochte es deutlich frittierter und orderte das knusprige, in Würfel geschnittene Schweinderl in pikantem Beiguss (auch 12,50 Euro).
Dass hier die meisten Gerichte geschmacklich verstärkt wurden, war beim Lesen des Kleindruckten in der Karte schnell klar. Denn wo Lampions an der Decke hängen, ist auch der heilige Glutama(r)tin nicht weit. Aber was nimmt man für eine gute Brise „umami“ nicht alles in Kauf?
Der mit schmackigem Dressing angemachte Glasnudelsalat gefiel. Die verwendete Fischsauce verlieh meiner Vorspeise ordentlich Wumms. Erfreulich: der saftigen, komplett von ihrem Panzer befreiten Garnelenschwänze waren es einige. Jeder von ihnen ein würzig marinierter Leckerbissen.
Ein paar Chilistreifen sorgten zusätzlich für eine angenehme Schärfe. Schließlich sollten die Papillen nicht unvorbereitet auf das bald folgende, angeblich „sehr scharfe“ Hähnchencurry losgelassen werden. Die kleingeschnittenen Scheiben von der Salatgurke mussten leider aussortiert werden. Um sie kümmerte sich aufopferungsvoll mein Kollege.
Bald darauf wurden uns die frisch gewokten Tellergerichte serviert. Die mit etwas geröstetem Sesam getoppten Reishalbkugeln durften neben dem knackigen Bouquet-Grün gleich mit auf die Keramik. Getreu dem kirchlichen Heiratsmotto „Führt zusammen, was zusammen gehört!“
Mein in roter Curry-Soße badendes Geflügel und Gesprieß fiel bei weitem nicht so scharf aus wie befürchtet bzw. erwartet.
Da mochte man dem deutschen Gaumen dann doch nicht zu viel Scoville zumuten. Das Gemüse war sogar noch angenehm knackig und auch die Sauce übertraf meine Erwartungen. „Curry on, when the day is long – forever curry on!“ hätte wohl der „true metalhead“ skandiert. Aber auch ohne „sword & sorcery“ schmeckte der Thai-Klassiker ganz prima.
Auch der Kollege schien von seinem Schweine-Puzzle im Backteig angetan zu sein.
Seine dunkle, auf Sojabasis geköchelte Soße unterfütterte die kleinen Schweinekrapfen aufs Süffigste. Das ein oder andere Tannenzäpfle erledigte den Rest.
Zum süßen Abschluss teilten wir uns noch ein paar frittierte Bananenkugeln mit Honig und Sesam (5,50 Euro). Diese sahen ihren schweinernen Vorgängern aufgrund der Teighülle ähnlich, fielen aber bei weitem nicht so deftig aus.
Das große Plus dieses einfachen, aber dennoch empfehlenswerten Asialokals ist sicherlich der herzliche Service. Man wird hier sehr zuvorkommend bedient und fühlt sich gleich willkommen. Da lässt sich dann auch über kleinere Interieur-Sünden locker hinwegsehen.
Für mich war das „Bamboo“ die einzige positive Entdeckung des gesamten „Schlemmerblockseminars“ 2024 (dieses Jahr verzichte ich dankend…) und deshalb eine kleine rezensorische Nachbetrachtung wert. Da es von Wörth aus schnell zu erreichen ist, werde ich dort sicherlich mal wieder aufschlagen. Denn auch vom anderswo berappten „Preis-Leistungs-Verhängnis“ ist hier keine Spur.