"Schon sehr Schicki Micki da, aber kochen können sie!"
Geschrieben am 23.07.2020 2020-07-23 | Aktualisiert am 27.07.2020
"Kein Höhenflug, aber solide Unterlage zum Bier"
Geschrieben am 03.07.2020 2020-07-03 | Aktualisiert am 03.07.2020
"Das letzte Dinner - vor dem Lockdown..."
Geschrieben am 06.06.2020 2020-06-06
"Zweiter Erfolg nach dem Lockdown"
Geschrieben am 29.05.2020 2020-05-29 | Aktualisiert am 29.05.2020
"Tag 1 nach dem Lockdown / Geburtstag Wastel"
Geschrieben am 13.05.2020 2020-05-13 | Aktualisiert am 13.05.2020
"Handwerk @ home - Außer Haus geht weiter"
Geschrieben am 03.05.2020 2020-05-03
"Titus @ home - Feiertagsmenüs No. III"
Geschrieben am 13.04.2020 2020-04-13 | Aktualisiert am 14.04.2020
"Handwerk @ home - Feiertagsmenüs No. II"
Geschrieben am 12.04.2020 2020-04-12 | Aktualisiert am 12.04.2020
Damit zurück zum Beginn, ich war mal wieder in Hannover, für einen Abend, eine Nacht und ein frühes Frühstück vor einem Inspektionstermin. Von Ostrava kommend hatte ich mal meine digitale Beifahrerin nach Hotelzimmern suchen lassen und sie hatte mir das Kastens Hotel Luisenhof vorgeschlagen. Fein, da war ich natürlich einverstanden! Gediegene Eleganz bestimmt Hannovers erstes Haus, immer ein guter Ort zum übernachten.
Kurz kam noch der Gedanke auf, ob ich die bekannten Kollegen der Community kontaktieren sollte, bezüglich einer Verabredung zum Essen, aber da stand ich schon im Stau auf der A4 bei Dresden und sah die Ankunftszeit in Hannover immer später nach hinten rücken. Also nicht, wer weiß wann ich da sein würde.......
Geparkt habe ich dann das Auto um halb acht, ging ja noch. Einchecken und umziehen, erst mal frische Luft schnappen und ein paar Schritte gehen. Hab ja ein paar Jahre in Hannover gewohnt und freu mich immer, mal wieder da zu sein. Beim spazieren gehen erste Gedanken an den Ort für ein Abendessen. Der Luisenhof hat mit dem Mary's ja ein sehr ordentliches Restaurant, aber das Wetter war schön, ich hatte keine Lust schon wieder den MuNaSchu aufzuziehen, also lieber was mit Außengastronomie. Bei diesen Gedanken passierte ich die Terrasse des Vince. Hatte nicht GG-Genosse Tischnotizen hierzu was veröffentlicht? Ja, dass war so, und was dort rezensiert wurde, konnte gefallen.
Nur 3 Tische draußen waren besetzt, Kellner fragen war schnell erledigt, freie Platzwahl bekam ich angeboten. Fein, also hier würde ich zu Abend essen. Ich nahm Platz und die Karten kamen. Erst mal eine Flasche Wasser, dann widmete ich mich den Speisen.
Die Karte ist auch auf der HP einsehbar und las sich sehr verlockend. Ich würde sicher was finden, und hoffentlich dann auch genießen. Zur Speisekarte wurde dann auch noch eine umfangreiche Weinkarte gereicht, der Plan war eine Flasche Weiß. Aber dann sah ich bei den offenen Weißen einen meiner liebsten Rieslinge, von der Mosel, aus dem Weingut Schloss Lieser von Familie Thomas Haag der Riesling SL von 2018, diese Ortswein-Qualität liegt mit seinen höher klassifizierten Riesling Brüdern aus dem Weingut auch gerade in meinem Keller und erfreut sich äußerster Beliebtheit! Ich muss bald nachordern in Lieser. Also wurde der bestellt, mit dem Wein kam auch Brot mit einer nicht näher erläuterten Creme.
Das Brot in zwei Versionen schmeckte gut, war frisch und war mit dem Wein ein guter Starter bis zum ersten Gang. Einzig unverständlich ist mir, dass es immer noch Restaurants gibt, die meinen, Staatlich Fachingen wäre ein geeignetes Mineralwasser für den Restaurantbereich. Ist es nicht, es hat viel mineralische Töne. Aber nächstes Mal weiß ich das und bestelle einfach Leitungswasser. Irgendwann kam dann auch meine Vorspeise.
Octopus mit Kapern | Tomate | Olivenerde | Safran | Basilikum | Piementos hatte die Karte verkündet. Liest Carsten sowas, kann er nicht anders, dann müssen es die Tentakel sein! Der Teller kam, und wer das Foto sieht, weiß warum ich bei mir dachte, fein, dass noch Brot da ist. Und es duftete verlockend aus dem tiefen Teller. Obenauf zart gegarter Oktopus, nicht gegrillt, fehlte aber nicht bei den fetten Aromen unter ihm im Teller. Der arme Safran, der fand sich natürlich in dieser mediterranen Aromenbombe nicht wieder. Trotzdem, dass war ein absolut schloziger und sehr leckerer Teller! Ganz feiner Start nach dem ich gerade der mährischen Knödelküche entronnen war im Hultschiner Ländchen. Zur Hauptspeise hatte ein Gericht mein Interesse geweckt, was so beschrieben in der Karte stand: Rote Ravioli, gefüllt mit Ziegenkäse und sardischem Honig | Rhabarber| Pfifferlinge | dicke Bohnen
Krasse Kombi! Ziegenkäse mit Honig ist ja eine klassische Raviolifüllung, und rote Beete als Aroma dazu erschloss auch augenblicklich. Aber Rhabarber? In Kombination mit Pfifferlingen und dicken Bohnen, frisch und perfekt gepahlt auf dem Teller? Das war neu und interessant. Und was entdeckte ich beim probieren? Säure in der Sauce durch den Rhabarber, prägnant war die! Aber aufgefangen durch die eher süßen Ravioli selber, ergänzt durch die milde Salzigkeit der Pfifferlinge und dicken Bohnen. Krasse Kombination mit sehr viel Sinn und Verstand musste ich mir nun eingestehen. Das war am Ende ein sehr eleganter vegetarischer Gang und ich war nach dem Teller viel zu satt für ein Dessert! Also nur ein doppelter Espresso
der in so einem italienischen Laden nichts anderes als perfekt sein darf, sonst gibt es Einspruch. Gab es nicht, und mein Abendessen war durch. Was kann man also zum Essen sagen? Wenn der Rest der sich ebenso verlockend zu lesenden Speisen auch auf einem ebenso hohen Niveau bewegt, ist das Vince hier in Hannover eine sichere Bank zur Einkehr.
Der junge Herr, der mit leichtem italienischem Akzent den Service draußen hauptsächlich bewältigte, ließ sich zu keinen Fehlern hinreißen und erledigte den Job sehr untadelig, aber auch mit ein wenig fehlender Herzlichkeit. Das alte Problem in diesen Läden, gehört man nicht zu den bekannten "Buddies", fällt man in die zweite Reihe....schade, aber genauso geschehen und gesehen im Vergleich mit meinem Nachbartisch (zwei Herren in feinstem Zwirn und offensichtlich gute Kunden). Aber so wie das bemerkte ist die ganze Umgebung. 5 Meter neben einem fahren mit zu viel Testosteron und Geld ausgestattet junge Herren ihre übermotorisierten und äußerst lauten Sportwagen erheblich über der zulässigen Höchst-Geschwindigkeit an der Terrasse vorbei. Man wartet darauf, das der erste Fußgänger oder Radfahrer denen zum Opfer fällt. Und wenn das nicht gerade nervt, dann die laut telefonierende junge Upperclass Lady, die den ganzen Bereich an ihren Luxusproblemen teilhaben lässt......seufz! Zum Glück war ich alleine und musste nicht auch noch Konversation führen in diesem Trubel.....