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"Weihnachten aus der Handwerks-Küche"
Geschrieben am 25.12.2020 2020-12-25
Zu Ostern hat man ein Viergang-Menü zu 69 Euro pro Person im Angebot, wobei es für die Vorspeise eine Upgrade-Version mit zusätzlich Rhön-Kaviar gibt.
Wohlfelds Küche ist von jeher eine relativ reduzierte, so dass hier mit einem Mindestaufwand an vakuumierten Komponenten gearbeitet werden kann. Wo möglich, ist das Meiste in Pappkartons vorbereitet, einiges so weit fertig, dass es nur noch auf den Teller befördert werden muss.
Die Komponenten
Wie immer gibt es vorweg ein selbstgebackenes, lockeres Sauerteigbrot und luftig aufgeschlagene Butter.
Sauerteigbrot und Butter
Die Kombination von Rindertatar, Rösti und Crème fraîche ist ein Klassiker, der nicht erst, aber vor allem auch, durch Helmut Thieltges luxuriöse Version als Torte mit Kaviar zu unschlagbarem Ruhm gekommen ist. Auch im „Handwerk“ kann Kaviar optional dazu bestellt werden. Wir haben noch etwas Vorrat, der ohnehin auf ein Feiertagsessen gewartet hatte. So ist diese Version im Grunde relativ nah an Thieltges Idee, auch wenn bei ihm der Rösti natürlich heiß und frisch und entsprechend knuspriger ausfällt. Aber auch hier haben wir viel Spaß, denn das Fleisch ist von ausgezeichneter Qualität und zurückhaltend, aber deutlich gewürzt. Der Kaviar steuert das Maß Salzigkeit bei, das wir ansonsten nachgewürzt hätten. In jedem Fall ist dies ein toller Auftakt.
Rindertatar / Rösti / Crème fraîche / Kaviar
Für den Zwischengang werden die mit Parmesancreme gefüllten Tortelloni gekocht, während der Morcheltee im Topf erwärmt wird. Bereits beim Umfüllen wird die etwas viskosere Flüssigkeit erkennbar, die auf einen intensiven Geschmack schließen lässt. Und genau so ist es auch. Der Morchelsud ist hocharomatisch und zusammen mit den bereits vorgegarten Bohnenkernen und Morchelstücken, aber vor allem auch mit der Parmesancreme ergibt sich ein sündig köstlicher Gang, bei dem wir ununterbrochen mit der Zunge schnalzen, so gut ist das!
Zwischengang In The Making
Zwischengang In The Making
Parmesantortelloni / Morcheltee / Bohne
Nicht weniger beeindruckend ist auch der Hauptgang, der erneut stark von den hervorragenden Zutaten und beispielhaftem Handwerk lebt. Gerade, wenn die Gerichte recht reduziert konzipiert sind, kommt es auf diese beiden Elemente besonders an.
Thomas Wohlfeld bedient sich in diesem Gang eines seiner liebsten Produkte, den fantastischen Hühnern von Lars Odefey aus der Lüneburger Heide. Sie zählen mittlerweile aufgrund ihrer kompromisslosen Qualität in Bezug auf Aufzucht, Weidehaltung und Fütterung zum Besten, was an Geflügel hierzulande zu bekommen ist.
Die Brust wird auf der Haut gebraten, bis sie eine schöne Bräunung bekommen hat. Währenddessen wird das Kartoffelpüree im Beutel und die Hühnerjus im Topf erwärmt. Auch beim Püree kommen Assoziationen an einen Klassiker von Joel Robuchon auf, denn es hat einen ausgesprochen buttrigen Charakter. Dekoriert wird mit fermentierten Radieschen, die eine gewisse Frische und Säure in das Gericht bringen. Die Jus ist, ähnlich wie beim Morcheltee vorher, extrem konzentriert und zeugt von viel Zeit, die sie zum Einkochen bekommen hat. Auch dieser Teller begeistert rundweg.
Odefey Hühnerbrust / Kartoffel / Radieschen
Das Dessert, eine Schnitte aus Rhabarbercreme, Gelee und fein gewürfeltem Kompott auf Mürbeteig, passt zum sehr geradlinigen Stil der „Handwerk“-Küche. Nico Kuckenberg kombiniert dieses vorbildlich gearbeitete Stück Patisserie mit dem lockeren Petersilienschmand, den wir schon vom Vorjahr kennen. Nicht nur farblich ist das ein schöner Kontrast, auch die nur dezent kräutrige Note passt ausgezeichnet und gibt zudem etwas Frische dazu.
Sauerrahm / Rhabarber / Petersilie
Ein sehr fluffiger Macaron setzt den Schlusspunkt unter ein rundum begeisterndes Menü, das nahtlos den Stil der Gerichte, wie man sie auch vor Ort im Restaurant bekommt, auf den heimischen Teller bringt. Dass der Aufwand dabei für den Gast minimal ist und dank Video-Anleitung absolut gelingsicher, ist ein zusätzliches Plus.
Petits Fours
Mit diesem Ostermenü haben wir nicht nur einen fabelhaften Abschluss unseres kulinarischen Feiertagswochenendes, sondern es belegt sehr gut, was ich an Thomas Wohlfelds Küche liebe. So sehr ich Spaß an detailverliebten Gerichten mit zahlreichen Komponenten habe, so sehr bewundere ich gleichzeitig, wie man mit wenigen, aber dafür besten Zutaten und dem handwerklichen Können intensive Geschmacksbilder zaubern kann. Und genau das beherrscht man im „Handwerk“ ganz vortrefflich.
#supportyourlocalrestaurants
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: http://tischnotizen.de/handwerk-hannover-4/